Nightdancer von Mihikoru (- Killerin aus Liebe I -) ================================================================================ Kapitel 33: Strings of Fate --------------------------- So, nun muss ich mich als arme, geplagte Autorin nur noch zwei Kappis quälen bevor ich das schlimmste hinter mir hab. Wer von euch weiß denn, was in den nächsten beiden Kappis kommen wird, hm? Diese Frage hatte ich ja am Ende des letzten Kappis gestellt und so waren die Antworten: Karma: Sie sagt, sie wäre sich nicht sicher. Sie befürchtet aber, dass einer von den Hauptcharakteren sterben wird. brashen: Sie hüllt sich in Schweigen da sie sich absolut nicht sicher ist. Nochnoi: Ihre Antwort fand ich wirklich am besten: Sie meinte neckend, dass das letzte Kappis des ersten Teils natürlich mit einem Cliffhänger enden wird ^.^ Subway 1989: Er hat die korrekte Vermutung angegeben. Diese will ich hier nicht nennen, da ich euch anderen die Spannung nicht vermiesen will. Versprochen war es ja, dass sich der, der am nächsten dran liegt im zweiten Teil die Handlung für ein Kappi ausdenken darf, dass ich dann so gut wie ich eben kann schreiben werde. Theoretisch hätte also Subway 1989 gewonnen, jedoch werte ich seinen Tipp nicht 100% sondern nur 50% da er mir persönlich kennt und weiß, wie ich so ticke (also im Geiste) und das wäre unfair gegenüber den anderen. Deswegen ist Nochnoi mit ihrer wirklichen genialen Antwort “Das letzte Kappi des ersten Teils endet mit einem Cliffhänger”, am nächsten dran und darf sich nun die Handlung für ein baldiges Kappi im nächsten Teil ausdenken ^^ Ich werde also ihre Idee in einem Kappi unterbringen und da Subway 1989 auch die richtige Lösung hatte (obwohl ich ihm ehrlich nichts gesagt habe) bekommt auch er ein Kappi. Es gibt also zwei Gewinner und demnach schreibe ich auch zwei Kappis nach ihren Wünschen. Die Wünsche des/r Gewinner/in berücksichtige ich per ENS, in einem der Kommis oder auch als GB-Eintrag wobei Subway 1989 einfach nur mit mir reden muss ^^ So, nun genug mit dieser - wirklich langen - Vorrede. Viel Spaß all meinen Leserinnen und Leser mit dem vorletzten Kappi von “Nightdancer - Killerin aus Liebe I - Kapitel 33: Strings of Fate Mit wackeligen Beinen konnte ich mich stolpernd noch abbremsen bevor ich einen ziemlich unsanften Sturz auf den Marmorboden hingelegt hätte. Ich stieß einen zischelnden Laut aus und packte mir reflexartig an meine getroffene Schulter während nur minimale Sekunden später mehrere gedämpfte Schüsse an mir vorbeipreschten. Ein unterdrücktes Gurgeln war zu hören bevor die unbekannte Person am Ende des Ganges dumpf zu Boden stürzte. „Drecksau!“ Stieß Rey wüst hervor bevor sie ihre gezückte Pistole wieder in der Halterung verschwinden ließ und zu mir stürzte. „Alles in Ordnung, neko?“ „Na ja, ich fühle mich etwas angeschossen.“ „Lass die Witze. - Zeig mal her.“ Mit behutsamen Griffen streifte sie mir meine schwarze Jacke ab und glitt einige Sekunden mit starren Augen über das rot gefärbte Material meines T-Shirts. „Sieht schlimmer aus als es ist, wahrscheinlich nur ein Streifschuss.“ „Es war auch einer. - Hier, die Kugel hat sich in die Wand gebohrt.“ Tora hielt uns das besagte entgegen sodass ich ihn aus zusammengekniffen Augen böse ansah. „Ja, spielt es nur runter! Dich juckt es wohl auch nicht, dass ich dir grad eben deine Haut gerettet habe.“ „Ist das nicht etwas übertrieben? Dieser Kerl hatte anscheinend keine Ahnung davon wie man eine Waffe zu bedienen hat aber wenigstens er hatte sie bei sich.“ Sprach er nun kühl bevor sich ein kurzes Lächeln über seine dünnen Lippen zog. „Ich danke dir, neko.“ „Gern geschehen, alter Mann.“ Mein langjähriger Partner warf mir einen solch intensiven Blick aus Empörung zu das ich kurz lachen musste und sich sogleich ein weiterer Schmerz in meiner Schulter meldete. „Au!“ „Das geschieht dir Recht.“ „Hört auf, alle beide! Das ist ja hier schlimmer als im Kindergarten.“ War es ein guter Zeitpunkt Rey daran zu erinnern, wer sich vorhin genauso albern mit ihm geneckt hatte? „Wir sollten hier keine Wurzeln schlagen. Den Schuss dieses Kerls hat man sicher einige Stockwerke unter uns gut vernommen…“ „…und zum anderen muss die Wunde desinfiziert und verbunden werden.“ Ergänzte nun Rey den angefangenen Satz von Tora bevor sie mir stützend ihre Schulter anbot und wir uns endlich daran machten diesen unschönen Ort zu verlassen… ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Es war keine ernstliche Verletzung sowie meine Freundin schon wahrheitsgemäß erklärt hatte, trotzdem war es alles andere als angenehm die Blutung im offenen Fleisch zu stillen um mir dann auch noch die Tortur eines Desinfektionssprays anzutun. Aber ich wusste ja, dass es getan werden musste. Es war von großer Wichtigkeit, dass die Wunde von keinem gesehen werden dürfte und so schnell - wie es eben machbar war - verheilte. Auf die Entzündung eines Streifschusses konnte ich wirklich verzichten! Jedoch war ich trotzdem froh und atmete erleichtert auf als Rey endlich - nach über 30 Minuten ihrer Folter - so gnädig gewesen war mir den Verband anzulegen. Ich konnte von Glück sagen, dass die Kugel nicht durch die obere Schulter gegangen war. - Die Ausrede warum ich eine Schlinge hätte tragen müssen wäre mir beim besten Willen nicht eingefallen. Praktischerweise sah man den Verband unter meiner Kleidung ja nicht und wenn ich mich nicht zu ruckartig in den ersten Tagen bewegte war ich fein aus dem Schneider. Selbstverständlich fühlte ich mich trotzdem wie durch den Fleischwolf gedreht als ich mich von Reys Wohnung auf dem Weg nach Hause machte. Im Geiste freute ich mich schon auf meinen kuscheligen Pyjama und mein weiches warmes Bett. In der Zwischenzeit war es schon halb drei nachts geworden und ich wollte einfach nur noch schlafen. Wie gesagt: Ich wollte. Das hieß jedoch keineswegs, dass man mich auch ließ… Schon als ich die Haustür hinter mir ins Schloss zog und mir meine Hausschuhe überstreifte, spürte ich ganz deutlich, dass Jemand in meiner Wohnung war. Erst einen Blick über den Boden im Flur bestätigte mir meinen Verdacht als ich ein paar dunkelbraune Herrenschuhe sah. Das war sicherlich nicht Kyusukes, der trug meist seine ausgelatschten Turnschuhe. Mit gemischten Gefühlen durchquerte ich den Flur und dem feinen Lichtkegel aus meiner Küche entgegen. Die Person die ich am Tisch vorfand, hätte ich nicht erwartet - besonders nicht um diese Uhrzeit. „Hallo Dave. Seit wann bist du hier?“ Eine blödere Frage viel mir wohl auch nicht ein aber es war die erste die mir in mein verworrenes Hirn kam. Mein Bekannter sah mir aus seinen braunen Augen lächelnd entgegen. „Hallo Suzuna.“ „Wie bist du hier rein gekommen?“ „Mit deinem Schlüssel, oder besser gesagt Zweitschlüssel. Er lag unter meinem Bett. Anscheinend hattest du ihn in deiner Hosentasche stecken und beim ausziehen muss er wohl raus gefallen sein. - Da dachte ich, dass ich dich mal besuche um dich zu fragen, ob ich ihn nicht behalten kann. Ich meine, zwischen uns hat sich doch jetzt schon etwas entwickelt und ich dachte… ähm, du kannst auch einen Zweitschlüssel von meiner Wohnung haben.“ Irgendwie schien er jetzt sehr verunsichert was mich zum schmunzeln brachte. „Kein Problem. Behalt ihn ruhig. Das ist eine gute Idee von dir gewesen.“ Wahrscheinlich hatte ich den zurückgegebenen Wohnungsschlüssel der ursprünglich Kyusuke gehört hatte automatisch in meine Jeanstasche gesteckt. Diese Tatsache war nun nicht mehr zu ändern auch, wenn ich zugeben musste, dass es mir nicht behagte. Das Privileg jederzeit in meine Wohnung zu kommen hatte bisher nur Kyusuke inne gehabt. Mit Ausnahme von Rey, die jedoch kam sowieso immer von außen herein. - Wusste der Geier wie sie das immer machte! „Wo warst du eigentlich solange?“ Wollte er nun wissen und riss mich damit aus meinen Gedanken. Unsicher sah ich ihn an, neigte langsam den Kopf. „Ich war…“ Ziemlich hilflos schielte ich gen Decke. Ja, wo war ich denn? Lass dir was einfallen, Suzuna! Ich war wegen einem Auftragsmord unterwegs? - Nein, die Wahrheit war zwar schön und gut aber nicht unbedingt empfehlenswert. Vielleicht einkaufen? - Tolle Idee! Aber wo waren meine dazugehörigen Einkaufstüten?? Ich war schon mal wesentlich schlagfertiger gewesen. Ob das an meiner verletzten Schulter lag? „Es ist mitten in der Nacht.“ Setzte nun Dave wieder an während langsam ein misstrauischer Ausdruck in seine Augen kam. Öhm… mitten in der Nacht? - Nun gut, es war kurz nach halb drei aber für mich meine normale Arbeitszeit. Welcher anständige Killer beging denn schon am helllichten Tag einen Massemord? Wenn wir den Mord mit Sprengsätzen ausgeführt hätten wäre das natürlich was anderes gewesen. „Es gab ein paar Komplikationen…“ Fing ich nun langsam an und streifte meine Jacke ab da ich nicht nur buchstäblich ins schwitzen kam. „Komplikationen?“ Zwei hochgezogenen Augenbrauen ließen mich kurz nervös auflachen. „Jaaa…“ Gedehnt verdrehte ich die Augen.„ Weiberkram eben. Wenn die beste Freundin Liebeskummer hat und sich ausheulen will kann es schon mal halb drei Nachts werden bis man heimkommt.“ „Ach so.“ Dave Gesichtszüge nahmen wieder ihre vertrauten Konturen an.„ Ich verstehe.“ Immer noch etwas nervös stimmte ich in sein Schmunzeln ein. Gut gerettet Suzuna! Ich bin stolz auf dich!! „Suzuna…“ „Ja?“ „Du blutest.“ Oder doch nicht gerettet? „Ich, ähm…“ Fing meine hervorragende Artikulation der Ausreden schon wieder an? Mit flüchtigem Seitenblick sah ich auf den leicht hellroten Fleck an meiner Schulter, der sich langsam aber sicher immer dunkler färbte. Verflucht sei Rey die mich gezwungen hatte ein weißes Oberteil von ihr anzuziehen! Verflucht sei ihre Unfähigkeit einen korrekten Druckverband anzulegen! - Die ganze Soße sickerte nun durch. „Das ist nichts, wirklich.“ „Red doch keinen Mist! Der Fleck wird immer größer.“ Mit wenigen Schritten war er bei mir und zog das Shirt so hoch, dass er den Verband begutachten konnte. „H-Hey, jetzt warte doch…!“ „Was hast du denn gemacht? Ist das eine Stichwunde?“ „Ja, genau! Von einem gigantischen Killerinsekt, diese verdammten Viecher breiten sich immer mehr aus.“ „Suzuna, hör auf mit deinen Witzen! - Ich bin Pathologe, ich erkenne den Grund für eine Verletzung wenn ich sie sehe.“ „Mach deswegen doch nicht so ein Theater. Ein bisschen Spucke drauf und bis morgen früh ist alles wieder in Butter.“ „Das meinst du doch nicht ernst, oder?“ In seinen braunen Iriden spiegelte sich pure Schockierung als er mich nun direkt ansah.„ Wer hat dich überhaupt so zugerichtet?“ Ähm… Gute Frage, nächste Frage. Warum wollte er das unbedingt sofort wissen? „Bankräuber!“ Warum ich diese Ausrede als erstes in den Raum warf wusste ich auch nicht. „Bankräuber? - Gab es denn einen Einbruch??“ „Ja, vor wenigen Stunden.“ Meine Stimme war der Brustton der reinen Überzeugung. „Und wo?“ „Asakusa.“ Herr hilf! Ich dachte mir gerade irgendetwas aus… „Und… du warst mit dem Inspektor dort?“ „Genau!“ - Was immer du sagst, Dave. „Und die Verletzung hast du, weil…?“ „Ich hatte einen von den zwei Typen überwältig und als der andere auf mich schoss, war ich nicht schnell genug. Jetzt hab ich eben eine kleine Streifwunde.“ „Eine kleine…“ Dave beendete seinen Satz selbst nicht sondern machte sich nun daran mit geschickten Händen den Verband um meine Schulter zu entfernen. Ehe ich etwas Sinnvolles sagen - oder tun konnte - segelte der voll gesogene Verband zu Boden. „KLEINE STREIFWUNDE?!“ Keuchte der junge Mann nun schockiert und besah sich die geöffnete Wunde aus der das Blut nur so floss.„ Bist du übergeschnappt, Suzuna?! Die Wunde muss man unbedingt nähen lassen.“ „Na ja…“ „Und warum hat dich der Inspektor mit dieser Wunde unverrichteter Dinge nach hause geschickt? Dem werde ich was erzählen!“ „Nicht doch! Bleib ganz ruhig.“ Hastig hielt ich ihm mit meinem gesunden Arm am Handgelenk fest als er Anstalten machte sich das schnurlose Handy auf der Kommode zu nehmen. „Darum können wir uns doch immer noch morgen kümmern. Meinst du nicht auch? Du kennst doch Todai, er ist sowieso immer viel zu sehr um mich besorgt. Ich bin freiwillig gegangen weißt du und den Verband hat mir Rey angelegt. Du kennst doch Rey, nicht wahr?“ „Ja, das ist doch deine Freundin, die einige Zeit in England war.“ „Genau!“ „Und wie bist du in diesen Banküberfall geraten wenn du mit Rey unterwegs warst?“ „Och, das war reiner Zufall. Eine unglückliche Fügung des Schicksals. Ich bin nun mal immer zur falschen Zeit am falschen Ort.“ Abermals lachte ich nervös auf und spürte die wachsende Panik etwas von mir abfallen. Er schluckte es… Er schluckte alles was ich sagte einfach so! „Rey und ich saßen gegenüber der Bankfiliale in einer Bar und haben den Tumult mitbekommen und du kennst mich ja: Ich kann mich nie raushalten, ich musste einfach eingreifen.“ „Verstehe. Aber nichtsdestotrotz sollten wir die Wunde richtig verbinden.“ „Ja, du hast Recht. Willst du das machen?“ Natürlich wollte er und natürlich tat er dies sehr gewissenhaft und gründlich. Man sah und spürte, dass er darin Übung hatte. „Vielleicht solltest du doch noch einmal wegen deinem Arztstudium nachdenken.“ Neckte ich ihn nun als wir zusammen im Schlafzimmer auf meinem Bett saßen und er den Verband um meine Schultern straff zog. „Danke für das Kompliment aber ich bleibe doch lieber bei meinen Leichen. Auch, wenn ich froh über den kurzen Kurses bin den ich damals - Dank meinem Vater - machen musste. So gerätst du erstmal nicht in Gefahr zu verbluten aber wenn die Umlauf sich bis morgen nicht schließt musst du wirklich zum Arzt und das nähen lassen.“ „Ja, das werde ich tun.“ „Suzuna…“ „Ich meine es ernst, wirklich!“ Bestätigte ich hastig mit erhobenen Händen sodass er mich einige Sekunden wirklich strafend bedachte bevor er kurz ausatmete. Ein müdes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Weißt du, ich wusste ja, dass du eine sehr interessante Frau bist aber dass ich schon nach dem ersten Tag unserer Beziehung so ins Schwitzen kommen würde, hätte ich mir nicht träumen lassen.“ Ich musste schmunzeln:„ Warum? Bin ich so anstrengend?“ „Es hält sich in Maßen.“ Scherzte er nun und platzierte den Verbandskasten auf meinem Nachttisch bevor er sich zu mir herüberbeugte und mich zärtlich küsste. Nach der ersten Verwunderung erwiderte ich es unwohl und versuchte meine Ruhe wieder zu finden. „Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist.“ Wisperte Dave nun zwischen den Küssen und bedachte mich mit so einem liebevollen Blick, dass ich unwillkürlich schlucken musste. Gott! Was tat ich ihm nur an. Wie konnte ich ihn nur so belügen? Er konnte doch nichts dafür! „Dave?“ „Hm… Ja?“ Voller Zärtlichkeit sah er mir in die Augen sodass sich der schuldbewusste Klumpen in meinem Magen noch einmal dreifach erhöhte. Ich würde es ihm jetzt einfach sagen. Natürlich nicht die ganze Wahrheit aber, dass ich mit ihm spielte. Wegen Kyusuke. „Weißt du ich…“ Fing ich langsam und bedacht an während mir das Herz bis zum Hals klopfte.„ Ich… W-was hast du da?“ Mit sichtlicher Überraschung berührte ich sacht eine eiförmige blaue Stelle dicht über seinem Haaransatz an der Schläfe. Die Prellung war mir die ganze Zeit noch nicht aufgefallen und machte mir mal wieder klar, wie nachlässig ich in unvorhergesehenen Situationen wurde. „Och, das ist nichts. Wirklich.“ Ein beruhigendes Lächeln legte sich auf seine Lippen jedoch übersah ich nicht das kurze Zusammenzucken als ich leicht mit den Fingerkuppen über die blaue Stelle strich. „Bist du irgendwo dagegen gelaufen?“ Obwohl meine Frage mehr als blödsinnig klang war es das einzige was mir in den Sinn kam. Jedoch war es untypisch für Dave. Er war ein Mann der realistisch und bedachtsam war; er gab sich sicherlich keinen Tagträumereien hin wie ich. „Nein. Ich hatte eine…“ Mit einem schnalzen seiner Zunge suchte er wohl nach den richtigen Worten:„ Eine unglückliche Zusammenkunft.“ Zusammenkunft? Sichtlich verwirrt und mehr denn je interessiert zog ich die Brauen hoch. „Mit wem?“ „Mit deinem werten Kumpel.“ Sprach er nun keineswegs freiwillig jedoch nagte diese Sache wohl an ihm, sonst hätte ich mehr Nachhackungen anstellen müssen um ihm diese Informationen zu entlocken. „Kyusuke? Wieso?“ Nun war ich vollends verwirrt, jedoch kam mir gleich der einzig mögliche Gedanke. „Sag bloß das ist von ihm?!“ „Ja, genau. Fuma hat wirklich durchschlagende Argumente wenn er will.“ An seinem Zynismus konnte ich nichts finden stattdessen spürte ich wie mir sämtliche Gesichtskonturen entglitten. „Nein!“ „Aber ja doch! Wenn ich‘s dir sage.“ Ich zweifelte nicht an seinen Worten, dass war es nicht. Immerhin war Dave ein Mensch der immer ehrlich war und dem man sofort ansehen konnte wenn er log… Trotzdem war diese Tatsache schwer für mich zu begreifen. Denn Kyusuke kannte ich auch; eine halbe Ewigkeit. Er war ein Überflieger im Kendo und nicht mal die Polizeischule von Tokyo hatte es je geschafft ihn zu besiegen obwohl diese Klassenmeister geworden waren. Doch dieser japanische Kampfstyl war etwas anderes als die bloße Faust. Kyusuke verteidigte sich nur, wenn er angegriffen wurde und wenn er sich verteidigte, dann so präzise und effektiv, dass sein Gegner mit einem einzigen Schlag zu Boden ging und keine Bedrohung mehr darstellte. Kyusuke zettelte keinen Streit an - schon gar nicht aus einer lapidaren Emotion heraus. Er zog die ruhige Diskussion vor und war immer fair und neutral. „So kenne ich ihn gar nicht.“ Sprach ich nun mit tiefer Bestürzung sodass Dave langsam aber zustimmend nickte. „Ja, ich auch nicht. Im Übrigen hab ich ihm keinen Anlass dazu gegeben, nicht das du das denkst.“ „Wie ist es denn passiert?“ „Gegen halb sieben Abends hat er an meiner Apartmenttür geklingelt. Ich öffnete und da sauste mir schon seine Faust entgegen. Während ich mich erstmal von diesem Schock erholen musste hat er sich einfach wortlos umgedreht und ist wieder verschwunden. - Ich habe es auf sich beruhen lassen aber was das sollte weiß ich auch nicht.“ „Hm…“ Nachdenklich senkte ich die Augen. Ich wusste genau, was das sollte. Hatte er vielleicht deswegen…? „War es eine Nachricht von Dave? Du hast so selig gelächelt.“ „Und selbst wenn, dass geht dich nichts an.“ „Du hast mit ihm geschlafen, nicht wahr?“ „Ja hab ich. Wieso willst du das wissen? Du kannst ja doch nichts dagegen tun.“ „Nein, da hast du Recht.“ War das der Auslöser für dieses völlig untypische Handeln seinerseits gewesen. Hatte er es wegen mir getan? „Dave?“ Ich sah meinem Gegenüber ernst in die Augen:„ Ich werde dich jetzt etwas fragen und ich möchte, dass du ehrlich zu mir bist.“ „Ich… okay.“ Sichtlich erstaunt nickte er. „Hast du in der Pathologie oder im Präsidium jemandem erzählt, dass wir beide letzte Nacht miteinander geschlafen haben?“ „Was? Nein! Wie kommst du denn darauf? - So etwas erzähle ich doch nicht einfach weiter.“ „Bist du dir sicher?“ „Todsicher! Wie kommst du nur darauf?“ „Weil ich Kyusuke gegen sechs Uhr heute Abend im Supermarkt getroffen und er so etwas angedeutet hat. Wenn er um halb sieben an deiner Tür geklingelt hat, war es direkt nach der Begegnung mit mir, verstehst du?“ „Ja, das klingt einleuchtend aber… Ich habe wirklich nichts erzählt, niemanden. Bitte, dass musst du mir glauben Suzuna.“ „Natürlich glaub ich dir.“ Versöhnlich lächelte ich ihn an. Ja, ich glaubte ihm wirklich. Aber wenn es Kyusuke nicht durch ihn erfahren hatte… wer hatte es ihm dann gesagt? Oder hatte er es nur angenommen? Vielleicht war er heute Morgen an meiner Wohnungstür gewesen und als ihm keiner geöffnet hatte, hatte er angenommen, dass ich bei Dave sein musste. Trotzdem… Nein, das konnte nicht ganz stimmen. Wie hätte er so etwas ahnen sollen? Noch nicht mal ich selbst hatte gestern gewusst, dass ich die Nacht bei Dave verbringen würde. Außerdem hatte Kyusuke sein Wort gegenüber mir gehalten und sich zurückgezogen. Die Begegnung im Supermarkt war ja nur reiner Zufall gewesen. Hatte er es gewusst oder einfach nur auf gut Glück vermutet. Vielleicht hatte er die Wahrheit aus meiner abwehrenden Haltung herausgefunden, immerhin kannte er mich gut. „Ich weiß auch nicht, was in ihn gefahren ist. Vor allem hat er sich - wie schon gesagt - einfach umgedreht und ist gegangen.“ Auf seine abermalige Zusammenfassung des Geschehenen schwieg ich nur sodass er sich mit einem Achselzucken vom Bett erhob. „Na ja, sei‘s drum. So schlimm ist es ja nicht, wenigstens war er so fair mir nicht ins Gesicht zu schlagen.“ Ich fragte mich, ob es Dave wirklich so leicht nahm wie er hier tat. Normalerweise war er doch sonst auch so feinfühlig. - Sah er nicht was Kyusuke mit diesem unfairen Angriff auf ihn sagen wollte? Das war ja wie eine Herausforderung wie bei den Neandertalern… Oh Mann! „Ich gebe dir jetzt erstmal wieder was zum anziehen, du musst doch frieren.“ Er schritt zu meinem Kleiderschrank und öffnete wahllos die Schubladen. „Wo hast du deine Oberteile? - Wahrscheinlich im obersten Fach, hm?“ Erst jetzt registrierte ich was er tat und vor allem: Wo er stand. „Dave, nein!“ „Was „Nein“ ? Zier dich nicht so, Suzuna. Gestern Nacht hab ich ganz andere Stellen an dir gesehen.“ „Ich mein‘s ernst, mach die…“ Mein Protest blieb mir im Hals stecken und ehe ich vom Bett aufspringen und ihn daran hindern konnte war es zu spät: Mit einem leisen Quietschen des Scharniers öffnete er die rechte große Tür und erstarrte wie auf Kommando. „Was zum Teufel…?!“ Unwillkürliche Panik machte sich in mir breit während ich das drängende Verlangen hatte einfach ins Wohnzimmer zurückzulaufen und mich vom Balkon zu stürzen. Dave hatte nicht nur einfach eine Schranktür geöffnet nein, es war ausgerechnet die Tür gewesen wo ich etwas ganz bestimmtes aufbewahrte. Etwas, was noch keiner gesehen hatte… Keiner je sehen sollte. „Das sind doch diese komischen Artefakte.“ Mit perplexer Miene griff er nach einer der unzähligen kleinen Katzenstaturen die im obersten Regalbrett fein säuberlich nebeneinander aufgebahrt waren. Zum ersten Mal kam mir der Gedanke wie dumm und leichtsinnig dieses Versteck meinerseits gewesen war. Aber ich hätte ja auch im Leben nicht gedacht das jemand an meinen Kleiderschrank ging! „Woher hast du die?“ Mit ernster Miene drehte Dave sich zu mir um, die schwarze Katze noch immer in der Hand. Meine Kehle wurde schmerzhaft trocken. - Was sollte ich ihm bloß sagen? ********************************************************************************* Ja, ja… *abwährend die Hände heb* Ich weiß ja, ich weiß. Ihr werdet jetzt wahrscheinlich alle frustriert aufseufzen und die Augen verdrehen. “Diese dumme Autorin hat schon wieder einen Break gemacht!” Ja, es tut mir Leid ^^’ Zu meiner Verteidigung kann ich nur vorbringen, dass es nicht beabsichtigt war. Krieg ich trotzdem Kommis? *liebguck und bettelblick aufsetz* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)