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Verfluchtes Schicksal

von

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Der Traum des Schicksals

Prolog: Der Traum des Schicksals
 

Leichen! Überall nur Tod und Zerstörung. Der Boden war vom Blut der Gefallenen und Verwundeten getränkt und rot verfärbt. Entsetzliche Schreie hallten durch die Luft. Schreie, die nach Erlösung verlangten. Doch sie konnte keinem der Wesen helfen. Sie war nur ein Gast, eine Besucherin, wenn man so wollte. So gern sie auch geholfen hätte, es ging nicht. Das einzige, was ihr möglich war, war zuzusehen, wie sich die Dinge entwickelten.

Eine Menschenansammlung erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie befand sich nahe der Steilklippen, die die Ostbegrenzung des Kontinents Limaron bildeten. Die Menge hatte einen Halbkreis um den Rand der Klippe gebildet. Inmitten dieses Halbkreises standen zwei junge Männer. Sie ging näher an die Szene heran, um die Gesichter der jungen Männer erkennen zu können. Ihr Gefühl sagte ihr, dass dies der Grund für das alles hier war.

Die Menschen nahmen keine Notiz von ihr, als sie an ihnen vorbeiglitt und schließlich auf dem freien Platz stand. Sie befand sich jetzt zwischen den beiden Männern, die, aus der Nähe betrachtet, kaum älter als achtzehn Sommer sein konnten. Nichts bewegte sich mehr. Die ganze Szene war wie eingefroren. Ihr Blick wanderte von einem Jungen zum anderen. Die beiden glichen sich wie Zwillinge, obwohl sie gerade das nicht zu sein schienen. Der eine war der Spiegel des anderen und trotzdem gab es einige Unterschiede.

Sie blickte nach links und erkannte, dass dieser junge Mann magische Kräfte besaß. Im Gegensatz dazu stand der andere. Er schien nicht einen Funken Magie in seinem Blut zu haben und trotzdem kämpfte er gegen den Magier.

Plötzlich verschwammen die Bilder und lösten sich in Rauch auf. Durch ihren Geist wallte Nebel und sie hatte das Gefühl zu fallen. Den Aufprall voraussehend schloss sie die Augen.

Als sie sie wieder öffnete, sah sie die dicken Balken der Zimmerdecke über sich. Ihr Bett war zerwühlt und kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. Zitternd stand sie auf und umschlang ihren Oberkörper mit den Armen. Bebend trat sie ans Fenster und blickte hinaus. Ihre Gedanken waren noch immer von dem Nachtmahr, der Vision, verschleiert. Die Gesichter der beiden jungen Männer brannten sich in ihr Gedächtnis ein, sodass sie sie nie wieder vergessen konnte.

Leise flüsterte sie: „Die Zeit des Krieges wird kommen!“

Nur der Wind trug die Worte mit sich mit…

Kapitel I: Fatales Diebesstück

Kapitel I: Fatales Diebesstück
 

Die Kälte der Nacht kroch durch die Straßen von Tikala, einer Stadt am Rande der Karawüste und letzte Bastion des Thrasha-Reiches. Es war eine typische Grenzstadt mit versandeten Straßen, Bewohnern verschiedener Völker und einer großen Anzahl von Meuchelmördern, Halsabschneidern, Söldnern und vor allem Dieben. Die Diebesgilde Tikalas war im ganzen Reich bekannt und von den reichen Bürgern gefürchtet. Doch bei dem gemeinen Volk galten die Diebe von Tikala als gerecht und hilfsbereit.

Tikala war aber nicht nur für seine rechtschaffenen Diebe bekannt. Es war auch ein Ort, wo Magier sich gern trafen, um Wissen auszutauschen, wo Elfen und Tigris ein und aus gingen und ein Ort, an dem der Sklavenhandel verboten war. Trotz der unbeschreiblichen Hitze bei Tag und der klirrenden Kälte bei Nacht ließ es sich in Tikala angenehm leben, jedenfalls, wenn man Meisterdieb war.

Das alles ging Sil’vana, einer bekannten Seherin, durch den Kopf, als sie in einer Sänfte zum Haus des Bürgermeisters getragen wurde. Die beiden Eunuchen, die die Sänfte trugen, schwitzten stark und der Geruch drang durch die Vorhänge. Um ein wenig Luft hereinzulassen, zog Sil’vana die Vorhänge auf und erblickte die Häuser aus Sandstein zum ersten Mal aus der Nähe. Allesamt waren sie einfach gebaut mit wenigen kleinen Fenstern und niedrigen Türen, die des Nachts fest verschlossen waren. Hier und da tummelten sich noch ein paar Trunkenbolde und spielende Kinder.

Der Wachmann, der neben der Sänfte herlief, beugte sich zu ihr und meinte: „Edle Dame, Ihr solltet die Vorhänge wieder zu ziehen. Dieser Anblick ist nichts für Euch, denn wir befinden uns im Armenviertel.“

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie schüttelte den Kopf.

„Ich habe in meinen Visionen schon Schlimmeres gesehen als Armut und Trunkenheit. Trotzdem danke für Eure Besorgnis.“

Sie lächelte einen zerlumpten Jungen an, der gerade vorbeilief und murmelte: „Bei weitem nicht das Schlimmste.“

„Ich bitte Euch trotzdem darum, die Vorhänge zu schließen. Hier laufen immerhin Diebe und anderes Gesindel herum.“

Als er diese Worte sprach, ging ein junger Mann von etwa neunzehn Jahren an ihm vorbei. Von allen außer Sil’vana unbemerkt riss er sich die Geldbörse des Wachmanns unter den Nagel. Sie zwinkerte ihm zu und er legte verstohlen einen Finger an die Lippen. Dabei blitzten seine braunen Augen schelmisch. Betont lässig wandte er sich um und schlenderte pfeifend die Straße entlang.

Ein Lachen unterdrückend meinte sie: „Ihr habt wohl recht. Es wäre sicherer für mich, wenn die Sänfte geschlossen ist. Danke für Eure Warnung.“

Sie lehnte sich zurück und zog die Vorhänge wieder an ihren Platz. In der Abgeschiedenheit der Sänfte begann sie leise zu kichern und freute sich schon auf das Gesicht des Wachmanns, wenn dieser bemerkte, dass sein Soldbeutel verschwunden war.
 

♦♦♦
 

„Wo hast du dich denn so lange rumgetrieben, Luca? Ich warte schon seit Stunden auf dich!“

Luca fuhr sich mit der Hand durch sein abstehendes braunes Haar. Seine braunen Augen sahen den etwas kleineren, zwei Jahre jüngeren Jungen entschuldigend an.

„Tut mir leid, Charon, aber auf dem Weg hierher bin ich an einem Wachmann vorbeigelaufen, der Diebe als Gesindel bezeichnet hat.“

„Ich verstehe.“

Charon grinste und trat ins Licht. Seine azurblauen Augen blitzten im Kerzenlicht belustigt. Luca beobachtete fasziniert das Spiel von licht und Schatten auf dem attraktiven Gesicht seines Freundes. Nur die Narbe, die über dessen linkes Auge verlief, zerstörte dessen Ebenmäßigkeit und vollkommene Symmetrie.

Luca schüttelte sich und warf einen Beutel auf den Tisch. Einige Goldmünzen kullerten aus der Öffnung und rollten auf dem Holz umher.

„Nette Beute, aber ich bin heute auf was Größeres aus.“, grummelte Charon und strich sich eine schwarze Strähne hinter sein spitz zulaufendes Ohr.

Seine Ohren sowie die ebenmäßigen attraktiven Züge zeugten von elfischer Abstammung. Luca hatte sich schon oft gefragt, wer Charons Eltern gewesen sein mochten.

Es war nun schon dreizehn Jahre her, seit er ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Damals war er erst sechs Jahre alt gewesen und übte sich im Stehlen…
 

Luca schlich sich vorsichtig an sein Opfer heran. Er wollte den Gemüsehändler um ein paar Möhren und Kohlrabi erleichtern. Das sollte sein heutiges Mittagessen werden. Der Sechsjährige schlängelte sich unbemerkt durch die Menschenmenge. Er konnte sein Ziel schon sehen. Vorsichtig streckte er seine kleine Hand aus.

Plötzlich raste ein vierjähriger Junge an ihm vorbei. Er hielt in seinen Händen einen roten Apfel, den er wie einen Schatz fest umklammerte. Der Jung wurde von einer wütenden Verkäuferin verfolgt, die drohend die Faust schüttelte. Er stolperte und wäre beinahe hingefallen. Luca konnte das Schauspiel nicht mehr mit ansehen. Sich selbst innerlich verfluchend schnappte er sich den Kleinen am Kragen seiner zerschlissenen Kleidung und zerrte ihn in eine Seitengasse. Er lief mit dem fremden Jungen im Zickzack durch Tikala und krabbelte zum Schluss durch ein Loch im Boden einer Taverne.

„Luca! Du bist ja schon zurück! Wer ist denn das?“

Der Meisterdieb der Gilde, Demian, kam auf ihn zu und musterte den kleinen Jungen misstrauisch.

Luca stupste ihn an und meinte grinsend: „Er wurde beim Stehlen erwischt!“

Demian zog eine Augenbraue hoch und lächelte.

„Wie heißt du, mein kleiner?“

Der Junge starrte trotzig zurück und hielt seinen erbeuteten Apfel umso fester. Luca bemerkte, dass er aussah, als hätte er seit langer Zeit nichts mehr gegessen.

„Niemand nimmt einem Dieb seine Beute weg, kleiner Mann.“, sagte Demian lächelnd und strubbelte dem Jungen durchs verfilzte schwarze Haar. Dabei wurden seine spitzen Ohren sichtbar. Luca sog hörbar die Luft ein und stief sie pfeifend wieder aus.

„Ein Elf!“, kommentierte er, doch der Meisterdieb schüttelte nur den Kopf.

„Nein, nur Elfenblut. Elfen haben silbernes Haar, Luca.“

Etwas freundlicher fragte er den fremden Jungen noch einmal nach dessen Namen. Dieser leckte sich über die aufgesprungenen Lippen und flüsterte etwas.

„Was? Könntest du vielleicht lauter reden?“, forderte Luca und der Junge sagte: „Charon. Mein… mein Name ist Charon.“
 

Eine Hand wedelte vor seinem Gesicht hin und her, wodurch Luca aus seinen Erinnerungen gerissen wurde. Nun blickte er geradewegs in Charons Gesicht, das ihn empört musterte.

„Hast du mir in den letzten paar Minuten überhaupt zugehört?“, fragte er und setzte sich auf die Tischkante.

„Oh, tut mir leid, Charon, aber ich war in Gedanken. Hast du was Wichtiges gesagt?“

Entnervt ließ sich der schwarzhaarige Junge auf die Tischplatte fallen.

„Luca! Ich habe dir eben lang und breit erklärt, wie ich morgen Nacht ins Haus des Bürgermeisters einsteigen will, um seine reichen Gäste ein wenig vom Gewicht des Goldes zu erleichtern. Nur du hast mir ja nicht zugehört!“

„Du willst WAS?“

Luca sprang auf, fasste Charon bei den schmalen Schultern und schüttelte ihn heftig.

„Bist du jetzt völlig übergeschnappt? Das Haus ist doch von zahlreichen Wachen und Schutzzaubern umgeben. Außerdem kennst du dich da drin nicht aus. Wie willst du überhaupt wissen, wo sich diese Gäste aufhalten? Was ist, wenn…?“

Charon unterbrach Lucas Redefluss, indem er ihm einen Apfel in den Mund stopfte.

„Bleib mal locker! Ich hab schon alles von vorn bis hinten geplant und sogar Notfallpläne entwickelt. Es kann so gut wie nichts schief gehen. Du machst dir zu viele Gedanken.“

Luca schüttelte nur den Kopf und ließ seinen Freund los.

„Ich werde dich begleiten, damit du keinen Unfug anstellst!“

Charon, der bereits im Begriff war den Raum zu verlassen, drehte sich noch einmal halb um, grinste und meinte: „Ich habe auch gar nichts anderes von dir erwartet. Also, morgen eine Stunde nach Ausgangssperre auf dem Festplatz. Komm nicht zu spät!“

Schon war er verschwunden und Luca murmelte: „Wenn das mal gut geht…“



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