The Last Leader - Der Kampf um Einigkeit von Sitar-sama ================================================================================ Kapitel 1: Abschnitt 1 ---------------------- Der Wind hatte sich gedreht. Doch dies war nicht die einzige Veränderung, die ich bemerkte, die mich beunruhigte und zur Vorsicht aufrief. Viele Zyklen waren seit der Schlacht zu Varisc vergangen und längst belebten meine Nachkommen meine Heimatstadt. Aus allen Himmelsrichtungen pilgerten die freien Bürger Nameks in Vaidurs Stadt und brachten ihre Lebensart, Tatkraft, aber auch ihre Probleme mit. Meine Politik der Gleichheit wurde in Cheranko, der zentralen Ansiedlung, dem Ursprung alle Städte, misstrauisch beäugt. Fortes Boten waren nach dem Kampf zu den Siedlungen aufgebrochen um Variscs Bruch mit der Tradition zu verbreiten. Reven schloss sich meiner Idee als Verbündeter an, so wie Lauron ganz im Süden und Ystak im Nordosten. Die Fürsten von Sojis im Südosten, Devar im Osten und Cherankos Dreigestirn hielten an der Tradition fest. Nun zog über Namek ein Sturm auf. Es war keine Revolution, nein, ein Sturm, der sich in der Atmosphäre zusammenbraute. Der „Wille des Drachen“ hatte mich sanft altern und mich mein Augenlicht behalten lassen. Der „Wille des Drachen“, ja, so nannten sie meine Klinge, die ich mit Hilfe der Seelen meiner Brüder erschuf und den Krieg beendete. Zu viele hatten diese Welt verlassen. Der Verlust schmerzte noch immer wie meine alten Narben, die mir bis zu meinem Ende bleiben mochten. Cherankos Führung bestand aus drei Brüdern eines Vaters. Zwei von ihnen waren Priester, der Dritte stand als Krieger seinen Brüdern vor. Die Sippe betrachtete Varisc als Sündenpfuhl und dessen Fürsten als Revolutionär, als anmaßenden Hochstapler. Sie luden mich nicht ein, als dort die neue Generation das Licht der Welt erblickte. Sie verfolgten störrisch den uralten Weg, der seit vielen Tausend Zyklen festgelegt war. Sie bestanden auf die engstirnige Vergangenheit und verschlossen ihre Augen vor unserer Gegenwart und meiner Vision von der Zukunft. Der Fürst von Devar war alt und gebrechlich, Sojis’ Anführer war bei seiner Ernennung nur halb so alt wie ich. Die Entscheidungen dort fällten andere Mächtige aus dem Hintergrund. Diese Hintermänner stammten zweifellos aus dem Fürstentum von Cheranko. Sie intrigierten gegen meine Alliierten und erhielten damit die Patt-Situation aufrecht. Doch war es nicht an der Zeit die Bürger zu befreien? Die Bequemlichkeit – auch Unfähigkeit – der Fürsten lähmte die Entschlossenheit der östlichen Städte. Verwunderlich schien die liberale Einstellung des Fürsten von Ystak zum Umbruch im System. Auch dort gab es Unruhen, die zu einem ähnlichen Ergebnis wie in Varisc führten. Drei Viertel der Bevölkerung wurden mit unvorstellbarer Gewalt ausgelöscht. Viele der Überlebenden reisten mit ihrer Habe nach Varisc um der Fessel durch die Tradition zu entfliehen. Ich ließ sie gewähren und wurde im Gegenzug von ihnen ins Vertrauen gezogen. Die gesamte Führungsklasse von Ystak wurde im Aufschrei der Bevölkerung dahingemetzelt und fortan regierte dort ein gewählter Anführer über die Stadt, die sich wieder erneuerte, aber nicht in dem Maße wie sich Varisc nach dem Krieg regenerierte und sogar über seine alten Grenzen wuchs. Er hatte Probleme die Bevölkerung von zweihundert am Leben zu erhalten und am Abwandern zu hindern. Seuchen waren die Folge. Niemand war da, der die Toten begrub, sie segnete und ihr Andenken erhielt. Ystaks Existenz hing von dem Fürsten ab, der hoffnungslos überfordert schien und sein Heil im Umbruch des Systems suchte. Diese Stadt konnte alsbald untergehen. Dessen war nicht nur ich mir bewusst, sondern auch Forte und Laurons Fürst. Doch unsere Hilfe wurde zurückgewiesen von denen, die viele Grenzen kontrollierten. Über See, Luft und Land gab es keinen Weg nach Ystak durchzudringen so sehr wir mit Rastors Hilfe versuchten Verhandlungen zu führen. Rastor war Laurons Fürst und ein großer Befürworter meiner Idee. Dennoch wurde er von Cherankos Führung akzeptiert. Varisc und auch Reven wurden verstoßen. Vater, was hättest du getan? Was hätte Arcus unternommen? Sie waren tot. Sie konnten uns nicht mehr helfen. Mein ältester Sohn war nun einundfünfzig Zyklen alt und ich erlaubte ihm all die Freiheiten, die mir in meiner Jugendzeit versagt waren. Er sollte seinen eigenen Weg wählen. Er konnte mir nachfolgen und Priester werden wie es das alte Protokoll verlangte oder Forte nachfolgen, denn mein Ältester war mit dem Blut der Krieger geboren worden. Nox war ein Heißsporn, der sich jede Spitze gegen mich sehr zu Herzen nahm. Sein Herz schlug seit seinem Schlupf für seine Heimatstadt, die er bis zum letzten Blutstropfen verteidigen wollte. Aber konnte ich ihm jemals mein Schwert und die Verantwortung über die Stadt übertragen? Eines Tages würde ich es. Sein gutes Herz war mir offensichtlich. Fortes ältester Sohn Dur hatte den Weg zum Priester eingeschlagen und auch in ihn setzte ich große Hoffnungen. Revens Bündnis mit Varisc war stark. Doch würde es stark genug sein um gegen Cherankos Ablehnung standzuhalten? Ich hatte kein Recht an der edlen Gesinnung Fortes und Rastors zu zweifeln. Fortes Zuneigung zu mir war über jeden noch so tiefen Zweifel und jede erdenkliche Intrige erhaben. Viele Male noch suchten wir die Vereinigung miteinander und fanden darin die Erfüllung unserer tiefsten Sehnsüchte. Aber ebenso oft wandten wir unsere Häupter gen Osten, sorgenvoll und rastlos, als erwarteten wir Flammenzungen aus der Hauptstadt aufsteigen zu sehen. Wir wünschten ihnen Einsicht für ihren Starrsinn aber nicht den Tod. In Cheranko hatte sich eine Untergrundbewegung entwickelt, die gegen die Anführer rebellierte. Doch mit den verstärkten Wachposten konnte ihr Vorhaben unter keinen Umständen erfolgreich sein. Einmischen? – Nein. Der Konflikt würde Krieg zwischen den Verfechtern meiner Idee und den Traditionalisten hervorrufen. Es würden nur noch mehr Männer sterben. Ich suchte nach einem Ausweg im Gespräch mit Forte und Rastor, Nox und Dur. Gemeinsam saßen wir im Ratssaal von Variscs Stadthalle. Meister Crescendo war es nicht möglich der Unterredung beizuwohnen. Sein hohes Alter machte sich nun allmählich bemerkbar und so zog er es vor im Heim der Weisen von den Ergebnissen unterrichtet zu werden. Forte saß neben mir am Kopfende des Tisches, forschend in die Runde blickend um letztlich an meinen Zügen hängen zu bleiben. Ich aber hing der Vergangenheit nach. „Vater, an was denkt Ihr?“, fragte Nox und holte mich aus der farblosen Welt meiner Erinnerungen zurück. Eine Antwort fiel mir schwer. „Grämt Euch nicht, liebster Freund“, sagte Forte. Ich seufzte. Die Spannung füllte den Raum bis er zu bersten drohte. „Nun hört, Chrys, lasst uns Truppen nach Cheranko entsenden! Ihr wisst, wie unvernünftig die Triade handelt!“, fauchte Rastor und schlug mit der Faust auf den Tisch. Diese Unterredung dauerte schon viel zu lange und alle warteten auf ein Ergebnis. Sie erwarteten es von mir. „Nein“, sagte ich bedächtig. Rastor blickte mich zornig an. „Was ist falsch daran? Sie verstehen nur die Sprache der scharfen Klingen! Die Fürsten gründen ihre Macht darauf!“ Er kam auf mich zu und funkelte mich böse an. „Tretet von meinem Vater zurück!“, knurrte Nox und legte Hand an den Griff seines Schwertes. Forte hielt den jungen Krieger auf Abstand. Ich bedachte meinen Sohn mit einem sanften Blick, der ihn beruhigte. „Ich fürchte den Kampf mit Cherankos Truppen nicht, glaubt mir. Doch ist mir bewusst, welche Folgen entstehen, wenn der Krieg ausbricht“, sprach ausgerechnet Forte meine Gedanken aus. „Fürst Rastor, eine Delegation soll entsandt werden und keine Armee. Ich selbst werde nach Cheranko reisen“, beschloss ich mit fester Stimme. „Chrys, ich werde mit Euch gehen. Ihr, Fürst Rastor, entscheidet selbst, ob Ihr uns begleiten wollt“, sagte Forte, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und legte mir seine Hände auf die Schultern. Nox schnaubte. Er wollte reisen und mir den Weg ersparen. Doch sein Temperament überstieg sein diplomatisches Geschick. Ich vertraute ihm, aber die Verhandlungen lagen bei mir in sichereren Händen, denn dem Jungen fehlte es noch an Erfahrung. „Keine Sorge, Nox. Ich werde deinen Vater beschützen“, lächelte Forte. Dur sah seinen Vater an. „Tut nichts Unüberlegtes, mein Vater. Euer Leben ist ebenso bedeutsam wie das des Fürsten von Varisc“, sagte er demütig. „Deinem Vater wird nichts geschehen, Dur. Unser Gefolge wird Augen und Ohren für unsere Sicherheit offen halten“, entgegnete ich und sah zu Forte auf. Er nickte und strich mir über meine bloße Schulter. „Fürst Rastor, wählt Eure Eskorte weise. In drei Tagen brechen wir nach Cheranko auf“, beschloss Forte das Krisengespräch. Den Jungen sah ich an, dass sie im Geheimen etwas planten. „Nox und Dur, folgt mir zum Heim der Weisen. Meister Crescendo muss von der Entscheidung erfahren“, sagte ich und stand vom Tisch auf. Forte und Rastor kümmerten sich um die Gefolgschaft, während die Jungen mir zum Heim der Weisen folgten. Ich wollte ihre Pläne im Keim ersticken. Würden sie nicht auf mich hören, konnte ihnen mein alter Lehrmeister zu Vernunft verhelfen. Sie warfen sich verstohlene Blicke zu. Ich befürchtete, Dur würde Nox nicht besänftigen können. Sie waren Brüder. Nicht im Geiste, nicht in ihrer namekianischen Abstammung. Sie stammten aus meiner ersten Vereinigung mit Forte. In ihnen floss das Blut aus Varisc und Reven. Sie waren Brüder, doch sie wussten es nicht. Crescendo wusste es. Er war einer der Überlebenden des Krieges zu Varisc, der nun einundfünfzig Zyklen zurücklag. Die Kinder – meine Brüder – waren längst erwachsen und hatten ihre eigenen Familien gegründet. Sie blieben in der Stadt und bald darauf bevölkerten neunhundertachtundsiebzig Bewohner den geschichtsträchtigen Ort. Täglich wurden es mehr. Sie wollten Sicherheit und sie sollten von mir nicht enttäuscht werden. Ich würde sie nicht im Stich lassen. Der „Wille des Drachen“ war mit mir und meinen Anhängern. Vor dem Tor des Heims der Weisen wandte ich mich den Jungen zu. „Nox, ich vertraue dir die Stadt an bis ich zurückkehre. Höre Meister Crescendo zu. Du wirst seine Erfahrung brauchen können. Dies ist unsere Stadt und du wirst sie verteidigen“, sagte ich zu ihm. Nox zögerte. „Erweise dich dem Fürstentum von Varisc als würdig. Beweise mir, dass du eines Tages als mein Nachfolger umsichtig regieren kannst.“ Nox nickte. Aber unter der Oberfläche brodelte es. Ich wollte ihn nicht zur Untätigkeit verdammen, doch seine ungestüme Art war in dieser Situation fehl am Platze. „Dur, möchtest du nach Reven zurückkehren um deinen Vater zu vertreten?“ –„Nein, mein Fürst“, sagte Dur schüchtern. Er blickte zu Boden als erwartete er einen Tadel von mir. „Sprich, Dur und fürchte mich nicht. Du darfst deinem eigenen Weg folgen, wenn du es wünschst.“ Er verneigte sich vor mir. „Zeig auch du Mut, Sohn des Forte, Kind aus Revens Mauern, das du ein Wunder bist.“ Er glaubte an seinen Vater, aber sein Vertrauen in sich selbst wollte durch die Zeit gefestigt werden. Wir betraten den Saal, in dem sich das Licht in der Mitte konzentrierte. Dort schwebte Crescendo meditierend in den Sonnenstrahlen. „Chrys, tretet näher. Berichtet mir von Eurer Unterredung“, sagte er heiser, löste sich aus seiner Pose und kam langsam auf mich und meine jungen Begleiter zu. Nun verneigte ich mich und die Jungen taten es mir gleich. „Die alliierten Fürsten und ich reisen mit einem Gefolge nach Cheranko. Für Ystaks Volk bleibt nicht viel Zeit und der Himmel verfinstert sich weiter.“ –„Ihr habt Recht, mein Fürst. Nehmt Euch vor dem verschlagenen Dreigestirn in Acht. Ihr wisst am besten wie viel von Eurem Verhandlungsgeschick abhängt.“ –„Meister, lehrt meine Begleiter und beratet sie während meiner Abwesenheit.“ –„Wie Ihr wünscht, Chrys. Eure Kinder lernen was immer sie erfahren möchten. Wann brecht Ihr auf?“ –„In drei Tagen ziehen wir dorthin. Nox und Dur werden hier bei Euch bleiben und die Stadt mit Eurer Hilfe behüten.“ Ich spürte das Unbehagen der Jungen durch die Luft. Doch es war mehr Dur als Nox, der sich vor der Unabhängigkeit ängstigte. Ich sah in seine blauen Augen und verstand. Er musste schnell an Vertrauen gewinnen, sonst stünde Reven ein schwacher Fürst bevor und ich hätte mit meinem Blut dazu beigetragen. „Habt ein wachsames Auge auf sie. Am besten lasst Ihr sie die Stadt nicht verlassen. Ich spüre, dass sie uns nachfolgen wollen“, sagte ich hinter der Hand zu Crescendo. Ich hoffte, dass er Dur die Entscheidungen überließ und ihm beibrachte, dass er sich nicht hinter seinem Vater zu verstecken brauchte. In drei Tagen konnten sie sich als würdig erweisen. „Ich muss euch vor meiner Reise etwas gestehen…“, setzte ich in Gedanken schon an, verwarf es jedoch augenblicklich wieder. Nun, es war nicht der richtige Zeitpunkt ihnen ihre Abstammung zu erklären. Doch würde dieser Tag jemals kommen? Nicht einmal ich wusste den Namen von Vaters Gefährten und ich dachte, ich hätte nicht das Recht besessen ihn danach zu fragen. Die Kinder aus meinen Vereinigungen sollten davon erfahren, dass Forte es war und dass sein Blut durch ihre Adern floss. Sie sollten die Einigkeit von Varisc und Reven verstehen. Kein Krieg durfte die Allianz jemals entzweien. Dieses Band war enger als es ein territorialer Zusammenschluss sein konnte, der bald unausweichlich werden würde, denn beide Städte expandierten unaufhaltsam. „Vater, lasst mich mit Euch reiten!“, forderte Nox. Dur verzog keine Miene. „Nein“, antwortete ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust. „Ich dulde keine Widerworte von dir. Dein Platz ist hier in Varisc, wo du sicher bist. Sei nicht töricht und gehorche mir!“, donnerte ich. Dur zuckte ängstlich zusammen. Diese Standpauke gebührte nicht ihm, sondern Nox, dessen Augen sich zu Schlitzen verengten vor Wut. Mir war als hätte ich dieselbe Situation vor ewiger Zeit schon einmal erlebt. Ja. Ich erinnerte mich. Ich hatte mich vor unsagbar vielen Zyklen in den Stallungen versteckt um die jungen Num beim Schlupf zu beobachten. Ich wollte mit den Wachen reiten und wilde Num fangen. Vater durchschaute mein Vorhaben und ließ mich zurückbringen. Er fürchtete, mein Leben wäre in Gefahr und befahl mir die Stadtgrenzen unter keinen Umständen zu verlassen. Doch ich gehorchte nicht und wäre in der Nähe der Kerberafelder beinahe ertrunken. Vater sprach zwei Wochen nicht ein Wort mit mir, sah mich nicht einmal an. Damals war es die größte Qual für mich und sie war es noch. Dies wollte ich Nox ersparen, in dem ich ihn Crescendo unterstellte. Für diesen Moment beugte er sich meinem Befehl. Ich selbst würde vor Gram zu Grunde gehen, wenn meinem Ältesten etwas zustieße. Nox blickte mich böse an. „Ihr versteht gar nichts!“, fauchte er und wandte mir seinen Rücken zu. Ich verstand nur zu gut. Er wollte mir beweise welche Fähigkeiten er sich angeeignet hatte und sie auch einzusetzen wusste. Ich seufzte schwer. Nicht zum ersten Mal während dieser Krisenzeit. „Mein Fürst, ich gebe Euch einen Beutel mit getrockneter Kerbera für Eure Reise. Die Zeiten sind unsicher und man stellt Euch nach“, sagte Crescendo und ging um die Medizin aus seinen Gemächern zu holen. Dur trat an Nox heran und flüsterte ihm etwas zu. In meinem tiefsten Inneren fühlte ich, dass sie meine Befehle missachten würden. Meister Crescendo kehrte mit dem Medizinbeutel zu uns zurück und überreichte ihn mir. „Ich bete für Euch, dass Ihr es nicht brauchen werdet, Chrys“, sagte er. Ich verneigte mich abermals und verließ die Halle der Weisen ohne meine Begleiter. Ich wollte Forte von meinem Verdacht berichten. Nox war verärgert und würde und würde nun alle Hebel in Bewegung setzen um der Delegation nach Cheranko nachzufolgen. So blieb mir nichts anderes übrig als auf Crescendo und Dur zu vertrauen. Dur, ja. Ich konnte nur hoffen. Es wäre der falsche Zeitpunkt seinen Mut unter Beweis zu stellen. Unterhalb der Klippe, auf der die Stadthalle thronte, sammelte sich eine kleine Gruppe Krieger aus Varisc und wie ich erkannte auch Soldaten aus Reven. Auch Forte war unter den Versammelten, doch als er mich sah, stieg er zu mir auf. „Was bedrückt Euch, liebster Freund?“, fragte er, als er neben mir gelandet war. „Ich fürchte um unsere Söhne, Forte“, sagte ich und blickte gen Himmel, wo sich in weiter Ferne finstere Wolken zusammenzogen und Unheil für Namek verkündeten. „Ein Fluch muss auf der Jugend liegen“, seufzte ich. Forte stopfte seine Pfeife mit Ajisakraut und entzündete es. „Auch ich habe meinem Vater Kummer bereitet. Beruhigt Euer Herz und vergebt ihnen“, sagte Forte und reichte mir die Pfeife. Der Rauch des Ajisakrauts zog sanft in meine Lungen. Obwohl es verbrannte, war der Rauch kalt. Der süßliche Geschmack beruhigte mein Gemüt. Ich gab Forte seine Pfeife zurück und rang mich zu einem dünnen Lächeln durch. Er hatte Recht in allem was er sagte. Vielleicht litt ich mehr darunter als er. Nox wollte mir helfen um jeden Preis, so wie ich meinem Vater zu einer größeren Herde zu verhelfen versuchte. Aber die Situation war nun sehr viel gefährlicher und Hunderte konnten dabei ihre Leben einbüßen. Ich würde meine Entscheidung nicht rückgängig machen, beschloss ich. Forte bot mir seine Pfeife wieder an, aber ich lehnte ab. Ein Zug klärte mein Bewusstsein. Ein Weiterer würde jedoch einen Schleier über jede Erkenntnis legen. Forte lächelte benebelt. „Ihr wollt wirklich nicht noch einen Zug?“, fragte er. „Ihr amüsiert mich. Wie könnt Ihr an Eure Pfeife denken, wenn in der Ferne die Welt untergeht?“ –„Cherankos Fürsten werden uns nicht standhalten und das wisst Ihr auch. Gebt Euch einen Stoß und befreit Euren Geist von der Last.“ Ich nahm seine Pfeife und der süßliche Rauch erfüllte abermals meine Lungen. Es zerstreute meine Furcht, doch etwas Unsicherheit blieb in mir zurück. Nach dem dritten Zug folgte Forte mir in meine Gemächer. Mein Schädel brummte und in meinen Eingeweiden rumorte es. Es war nicht das Gefühl, das mich überkam, wenn sich ein neues Leben seinen Weg in die Welt bahnte. Nein. Die Ajisapfeife war auch nicht schuld. Sie versetzte zwar in einen Rausch, jedoch verursachte sie mir nie Übelkeit. Forte betrachtete mich besorgt, als ich auf mein Lager sank. Mir war als würde ich alles um mich herum doppelt sehen und mein Atem ging schwer. „Forte, helft mir!“, keuchte ich und verlor mein Bewusstsein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)