The Last Leader - Der Kampf um Einigkeit von Sitar-sama ================================================================================ Kapitel 3: Abschnitt 3 ---------------------- Meine Arme fühlten sich taub an, als ich in der Ferne den Pfad sehen konnte. Atmen fiel mir immer schwerer. Ich zog am Zügel und brachte Otea auf der Kuppe eines Hügels zum Stehen. Mühsam stieg ich aus dem Sattel. „Wir raten hier!“, befahl ich heiser und ging auf die Knie um frei zu atmen, doch es nutzte mir nicht. Die Luft war heiß und feucht und drückte mich zu Boden. „Errichtet das Lager im Schatten des Waldes!“, ergänzte Forte meinen Befehl. Er kam zu mir und half mir vom nassen Graß auf meine Füße. „Ihr seht müde aus, Chrys. Ruht Euch aus.“ –„Das will ich tun aber ich kann nicht atmen, Forte." Aus meinem Hals kam nur mehr ein Röcheln. „Haltet durch“, sagte er und schleppte mich zu einem Baum. Dort legte er mich ab und schlug kräftig gegen meine Brust. Ich brachte einen tiefen Atemzug zustande, der in einem Hustenanfall gipfelte. Forte seufzte erleichtert. „Ich werde nicht ohne Euch Cheranko erreichen und auch nicht verlassen. Bleibt bei mir“, sagte er und sah mich an. Der Husten wollte bald meinen Brustkasten zerreißen. In nicht allzu ferner Zukunft würde ich Blut spucken und mich vor Schmerzen krümmen. Fortes Schläge für sich wären schon gründe genug vor Schmerzen zu brüllen und doch hatte er mich dadurch vor dem ersticken bewahrt. „Entschuldigt für meine Grobheit. Beinahe wäret Ihr umgekommen.“ – „Ich danke Euch, Forte. Doch schlagt mich nicht zu fest, sonst vergehe ich an Eurer Kraft.“ Der Hustenanfall ging vorüber. Ich stemmte mich auf meine Beine und blickte mich um. „Wie lange wird diese Reise dau-ern, liebster Freund?“, fragte ich, als der Wind sich in meinem Mantel fing. „In Eurem tempo und ohne Zwischenfälle nicht länger als weitere drei Tage. Aber Ihr werdet den Ritt so nicht mehr lange fortsetzen können. Euer Körper wird von Stunde zu Stunde schwächer“, sagte Forte bedrückt, stellte sich zu mir und gemeinsam überblickten wir die weite Ebene, die noch vor uns lag. Drei Tage würde die schwüle Luft noch auf Gesundheit und Gemüt lasten, wenn… ja, wenn wir unsere Reisegeschwindigkeit aufrecht erhalten konnten. Unterdessen hatte unsere Garde einen Lagerplatz errichtet. Rastor saß mit seinen Leuten auf einem gefallenen Baumstamm und rauchte Pfeife, während sich die anderen sich um die Num bemühten. „Ihr seht sehr blass aus, Fürst von Varisc“, bemerkte er, als wir vorübergingen. „Es ist nichts vorgefallen was Eurer Aufmerksamkeit gebührt“, schnappte Forte. Lange wollte ich an diesem Ort nicht verweilen. Auf der Rückreise würden wir diesen Platz wieder aufsuchen. Der „Wille des Drachen“ hing schwer an meiner linken Schulter und ich betete dafür meine Klinge umsonst bei mir zu tragen. Meine Mitstreiter waren wesentlich besser gepanzert als ich. Bei einem Ansturm würde mir nur die Flucht bleiben, die in meiner Verfassung bald ein Ende finden würde. Ich kaute nun schon auf meinem zweiten Kanten getrockneter Kerbera herum um nicht auf der Stelle wieder in den Fieberschlaf zu gleiten, was unser Unterfangen noch erschweren könnte. Forte bot mir etwas frische Frucht an, doch och lehnte ab. So widerlich die Medizin auch schmeckte, beharrte ich doch darauf. So, hoffte ich, könnte ich meinen Verfall aufhalten, ihn wenigstens verlangsamen. Meine Brüder, die mit mir reisten, teilten die Früchte unter uns auf und befestigten einige als Wegzehrung an den Sätteln der Tiere, während diese ihrerseits Futter für die nächste Etappe der Reise aufnahmen. „Wir müssen weiter“, sagte ich tonlos und schritt hinunter ins Tal hinab zu Otea, der an einer überreifen Frucht fraß. Er zwitscherte und kam auf mich zu, leckte mir über mein schweiß-nasses Gesicht. „Bring mich nach Cheranko, mein alter Freund. Hilf mir. Ich kann dir keinen Druck geben. Ich fühle mich ausgelaugt“, flüsterte ich. Er stupste mich freundlich mit seinem Maul an. Den kraftstrotzenden Num machte die Wärme und Feuchtigkeit nichts aus. Istur scharrte mit seinen Hufen, als Forte hinter mir erschien. „Was tut Ihr? Seid nicht unver-nünftig und handelt auf eigene Faust. Ich erkenne Euch kaum wieder in Eurer Ungeduld. Das Risiko ist zu groß für Euch alleine. Geht nicht. Ich fürchte, ich würde Euch niemals wiederse-hen“, sprach er und sah mir in meine Augen. „Euer goldener Blick bedeutet Freiheit für Na-mek. Viele wären ohne Euch längst nicht mehr am Leben und Ystak, Devar und Sojis hätten keine Chance auf Rettung. Cheranko gehört auch dazu. Sie mögen zwar engstirnig sein, doch verdienen sie Euer Licht.“ Ich nickte. „Ich gebe nicht auf, liebster Freund, aber meine Zeit läuft ab. Ihr erkennt meine Furcht in meinen Augen.“ Forte verlor keine Zeit. „Wir brechen auf!“, befahl er harsch und blickte grimmig in die Runde. „Fürst von Reven, warum so plötzlich? Erklärt es mir. Warum ist Euch an so schnellem Aufbruch gelegen?“ –„In Ystak sterben stündlich mehr und mehr Männer. Ist dies für Euch nicht genug?“ Rastor wuchtete sich von seinem Baumstamm hoch und sah Forte forschend an. „Wenn Ihr ihm nicht gehorcht, dann folgt wenigstens meinen Worten“, entgegnete ich. „Was ist der wahre Grund für diese Pilgerfahrt? Erklärt es mir damit ich Euch verstehen kann“, forderte Rastor. Ich wünschte, ich müsste ihm nicht ein Wort offenbaren. „Fürst von Lauron, ich bin sehr krank. Die To’ori hat mich ereilt…“ Er ließ mich nicht aus-sprechen, wich vor mir zurück: „Kommt mir nicht näher! Ich will noch viele Zyklen leben. Weicht von mir! Führt Euren aussichtslosen Weg alleine fort! Kaum ein Mann kann die To’ori überleben und Ihr gehört gewiss nicht zu den Überlebenden!“ Die blanke Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Forte packte ihn am Kragen. „Wie sprecht Ihr mit dem Fürsten von Varisc?! Ihr seid nichts weiter als ein erbärmlicher Feigling! Nun könnt Ihr nicht mehr zurückkehren ohne Euren eigenen Clan zu gefährden! Wir werden mit ihm gehen oder sterben! Habt Ihr mich verstanden?!“, zischte Forte zor4nig und ließ von Rastor ab, als ich ihm meine Hand auf die linke Schulter legte. „Noch könnt Ihr Euch nicht bei mir anstecken. Ich habe noch fünf Tage bis ich mich zurückziehen muss. Dies ist der Grund für meine Eile. Verzeiht. Ich habe Euch nicht eingeweiht.“ –„Ihr hofft auf Heilung in Cherankos Quellen, nicht wahr?!“ –„Ja. Doch Ystaks Freiheit ist der eigentliche Grund. Vor drei Tagen brachte mich das Fieber zu Fall. In einer Woche wähle ich meinen eigenen Tod um die Städte nicht zu gefährden.“ Forte starrte mich ungläubig an. „Das lasse ich nicht zu, Chrys. Wir werden alle Cheranko erreichen und die Quelle gemeinsam betreten. Ich werde niemanden auf Nameks Ebenen zu-rücklassen“, sagte er ernst. „Ich habe keine andere Wahl als Euch zu folgen. Ich bete, dass diese Reise nicht als Leichenzug einkehrt“, sagte Rastor matt und nickte. Wir bestiegen wieder unsere Tiere. Inzwischen fror ich, aber ich würde bis zu nächsten Rast durchhalten. Otea galoppierte an und beinahe wäre ich aus dem Sattel gerutscht, doch mit aller Kraft gelang es mir mich am Zügel und am Sattelknauf aufrecht zu halten. Die anderen Num folgten ihrem Anführer der Reihe nach über die eilig gezimmerte Brücke., die unter den Hufschlägen erbebte. Auf der anderen Seite graste eine kleine Herde und als Otea vorbei jagte, folgten sie uns nach bis wir ihr Revier wieder verließen. Ich wollte die Schönheit dieser Tiere bald wiedersehen. Bald… wenn ich gesund und die Städte frei waren. Die Stimmung unter uns war sehr angespannt und ich glaubte, Rastors Loyalität schwanken zu sehen. Fortes Würgegriff hatte ihm zugesetzt und so würde er zwar nicht auf mich, jedoch aber auf seinen Peiniger horchen. Ich klapperte mit meinen Zähnen und zog mit der linken Hand meinen wehenden Mantel an mich heran. Forte ritt zwischen Rastor und mir. „Schafft Ihr es noch bis zur nächsten Rast, Chrys? Meister Crescendo wies mich an Euch warm zu halten, wenn Ihr friert.“ –„Es ist nur der Gegenwind, liebster Freund“, entgegnete ich und trieb Otea an. Mir war kalt, aber ich würde durchhalten. Ich wollte bis zum letzten Tropfen Blut in meinen Adern kämpfen um meine Ziele zu errei-chen. Die freien und die unterdrückten Bürger Nameks vertrauten auf mein Verhandlungsge-schick. Otea sprang über ein Rinnsal und meine Gedanken kehrten in die Wirklichkeit zurück. Unsere Pläne würden scheitern, wenn sich Rastor gegen mich stellen würde oder die Seite wechselte. Der Stern dieser Reise würde sinken und bald verlöschen. Ohne Umwege erreichten wir nach einem weiteren halben Tag die Klippen Kurm. Dort war der Wind weniger stark. Diesen und noch fünf weitere Lagerplätze würden wir errichten bis wir Cherankos Stadtgren-ze überschritten. Die Sturmfront über uns verdichtete sich zu einer undurchdringlichen Wolkenwand. Es wurde am Boden merklich kühler und leichter Regen setzte ein. Jenseits der Bergkämme peitschte der Wind das Meer auf und ließ es in Gischtwolken gegen das Ufer schlagen. Nach einer Ru-hezeit würden wir die schützenden Klippen passieren und uns dem schneidenden Wind aus-setzen müssen. Unsere Garde nahm den Num ihre Sättel ab und brachten die Vorräte in das trockene Wäld-chen, wo wir Schutz vor dem Regen gesucht hatten. Unter den niedrigen, blauen Wipfeln bau-ten sie einen Unterstand, wo wir ein wenig schlafen sollten und auch dieses Mal träumte ich in Fortes Armen von der Vergangenheit. Vor 18000 Zyklen regierten die Gemaphim in Cheranko. Sie waren der Ursprung von allem. So erzählte es mir mein Vater, als ich erst wenige Zyklen alt war. Auch Vaidur gehörte zu ihnen. Doch ihr Wissen ging vor langer Zeit in einem Krieg verloren. Sie starben um ihre freien Familien zu beschützen. Ihre Macht, so erzählte man sich, wurde in den Drachenkugeln für alle Zeit versiegelt bis sie Nameks Volk wieder dienen würden. Jeder Clan in jeder Stadt besaß nun eine Kugel. Sie hielten die Kräfte im Gleichgewicht. Seit damals behielten die Städte ihre Angelegenheiten in den eigenen Mauern und lösten ihre Probleme auf ihre eigene Weise, ohne das sich jemals andere einmischten. Die Drachenkugeln gaben den Bürgern Mut, denn ein Gemaphim wachte über sie. Aber niemand wusste, wie man die allmächtigen Kugeln und ihre Geister aufrief. Keiner kannte den Schlüssel, obwohl es viele Generationen versuch-ten. So wurde die Legende der Gemaphim beinahe vergessen. „Chrys, wacht auf. Die Schauer sind vorüber“, flüsterte Forte und als ich erwachte, lag wieder die drückende Feuchte des Vortages in der Luft. „Ihr spracht im Schlaf von den Gemaphim, liebster Freund. Ihr erinnert Euch an diese alte Geschichte und das stimmt mich froh. Auch ich weiß noch davon“, lächelte er. „Glaubt Ihr daran, Forte?“, fragte ich und setzte mich auf. „Mein Vater glaubte an etwas, das in den Dra-chenkugeln schlummern soll und ich sollte den Geistern meiner Ahnen im Gebet Respekt zollen um Revens Volk zu behüten.“ –„Werden sie eines Tages zurückkehren?“ –„Wischt den Traum aus Eurem Gedächtnis. Sie waren immer schon nicht mehr als ein Mythos. Der Schlüssel wurde nie gefunden und wird bis in alle Ewigkeit verschollen bleiben.“ Ich aber wollte daran glauben, musste mich an etwas festhalten. Nirgendwo auf Namek fand sich mehr ein Beweis für die Existenz der Gemaphim. In keiner Stadt und auch nicht im Ursprung kannte man den Verbleib des Schlüssels. Wir stärkten uns mit Kerberafrüchten und setzten unsere Reise fort. Mein Fieber hatte sich eingependelt. Mein Körper kämpfte gegen den Schleim in meiner Lunge an. Ich fragte mich worüber Forte nachdachte, als wir den Schutz der nahen Klippen verließen und an der flachen Küste entlang der Straße nach Cheranko folgten. In weiter Ferne zuckten Blitze über das Firmament. Ich trieb Otea weiter an. Der Schlüssel allein würde dem Sturm in all seiner Zerstörungskraft Einhalt gebieten können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)