The Last Leader - Der Kampf um Einigkeit von Sitar-sama ================================================================================ Kapitel 11: Abschnitt 11 ------------------------ Cherankos Mauern waren bereits in greifbarer Nähe, als vor unseren Füßen der Blitz einschlug. Es regnete abermals auf uns hernieder. „Lasst und bald in den Stadtmauern einkehren. Hier draußen ist jedes Leben in Gefahr erschlagen zu werden“, bat ich und erhöhte die Geschwindigkeit. Ich erzitterte unter jedem Donnergrollen. In gestrecktem Galopp kamen wir dem Stadttor immer näher, als ein Lenteri durch das Unterholz brach. Laut brüllend stürmte das gewaltige Raubtier auf uns zu. Für einen Augenblick bereute ich es, Cherankos Verteidigungsanlagen so überstürzt verlassen zu haben. Otea tat einen Satz zurück. Die Num konnten ihren natürlichen Feinden nur durch Flucht entkommen, doch ich hielt mein treues Tier davon ab. Dur blies in seine Muschel um die Wachen zu alarmieren. Der Lenteri drehte sich zu Dur um. Leuchtend grüne Augen wandten ihren Blick auf Fortes Sohn. Nox schwang sich aus dem Sattel seines Reittiers und zog sein Schwert. „Bleib stehen, Untier! Nichts auf Namek wird den Fürsten ein Leid antun!“ Der Lenteri ließ sich nicht durch Worte beirren. Er schnappte nach Nox. Doch bevor sich die Kiefer schließen konnten, hatten Forte dem Reptil dessen Kopf abgetrennt. Soma scheute, als der blutüberströmte Körper auf dem durchweichten Boden aufschlug. „Das hat er nun davon. Seit Tagen schon ist er uns auf den Fersen“, sagte Forte erleichtert. Meine Sorge Forte gegenüber war also berechtigt gewesen und nun war ich umso erleichterter, dass er wieder zurückgekehrt war. Die Jungen fühlten ähnlich aber ich würde Nox für seinen Leichtsinn tadeln müssen. Er hatte Fortes schneller Klinge seinen Kopf zu verdanken. Wichtiger war jedoch war es, Fürst Ilos von Devar zum Versammlungsort zu eskortieren. Eilig trabten die Tiere über den schlammigen Untergrund hinein in die sichere Stadt. Forte hielt immer ein Auge auf Ilos’ Zustand. Lange – ich sah es sofort – würde er nicht mehr im Leben ausharren können. Nicht einmal die Macht der Gemaphim konnte den Verfall und damit dem unaufhaltsamen Tod aufhalten. Ein zweites Mal besuchte ich Cherankos Quellen und war überrascht, dass die Stimme, die beim ersten Mal zu mir gesprochen hatte, nun schwieg. Als wir das Bad verließen, wartete Ameth bereits auf uns. „Gütiger Herr, nun sind alle Fürsten versammelt. Man wartet nur noch auf Euch“, sprach der Junge und ging voraus in die Stadthalle. Nox und Forte stützten Ilos und führten ihn die Stufen hinauf, den Gang entlang und hinein in die Hauptkammer. Dort waren sie versammelt, doch unterhielten sie sich nur mit ihresgleichen. Sie waren da und ich erkannte sie gleich: die Fischer aus Ystak, die Händler aus Lauron, die Gaukler aus Sojis die Krieger aus Reven und die freien Bürger aus Varisc, meine Kinder und Brüder. Cherankos Fürsten warteten am Fuß der Treppe auf mein Eintreffen. In jeder Gruppe fand sich ein Drachenkugel, die nun zum Ort ihrer Schöpfung zurückgekehrt waren. Koll blickte argwöhnisch in die Menge. „Zu viele unaufrichtige Gestalten“, murmelte er. „Dies liegt im Auge des Betrachters und niemand von ihnen scheint mir falsch zu sein, entgegnete ich. Ich hoffte, dass mich mein Gespür nicht täuschte und Reparo die Bemühungen seines Vaters nicht zunichte machte. Obwohl die Städte für sich blieben wie ich befürchtet hatte, musste ich nun zu ihnen sprechen und ihnen von meiner Vorahnung berichten. Ob sie an meine Worte glaubten, würde ich ihnen überlassen müssen und so nähme das Schicksal seinen Lauf. Forte, Dur und Nox waren bei Ilos geblieben und ich sah Sorbus auf der Suche nach den passenden Worten an. „Sprecht zu ihnen. Euretwegen haben sie sich in der Stadt des Ursprungs versammelt“, drängte er. Der junge Fürst aus Sojis spielte auf seiner Flöte eine Melodie, die mir wohlvertraut war. Nun lagen die Strophen in ihrer Urform vor mir. Die Seelen der Toten schienen vor meinen Augen einen beschwörenden Reigen zu tanzen, in dessen Mitte ich stand. Ich zog den „Willen des Drachen“ ohne Widerstand aus seiner Scheide. Viele der Seelen blieben ohne Gesicht, doch die, die ich glaubte wiederzuerkennen, näherten sich mir. Sie nickten mir stumm zu. Die Wirklichkeit war mit der Traumwelt verschmolzen. Blau glomm die Klinge in meiner Hand. In den Händen der Boten begannen die Drachenkugeln zu strahlen. „Seht genau hin! Der Schlüssel ist gefunden worden“ , sprach Forte und alle betrachteten mich. Als Sempas’ Spiel verstummte, verschwanden die tanzenden Seelen. Die Fürsten tuschelten mit ihren Gefolgsleuten. „Dieser alte Mann soll der Schlüssel sein?! Namek droht im Sturm unterzugehen und Ihr habt für die Clans nur Hohn und Spott übrig!“, polterte Reparo und zog sein Schwert. Er stürmte auf mich zu. „Ihr seid zu ungestüm, junger Fürst von Lauron“, sprach Mentha, der von Reparo im Gegenzug nichts als böse Blicke erhielt. Unaufhaltsam strebte dieser auf mich zu. „Keinen Schritt weiter, Reparo! Genug Blut ist vergossen worden! Ich stelle mich Euch entgegen, um meinen Vater zu beschützen!“, knurrte Nox sein Katana in Händen haltend. „Du bist seines Blutes? Das erklärt deine schwächliche Statur!“, schnappte Reparo. Nox war alles andere als schwächlich. Seine Jugend verbarg seine wahre Kraft sehr klug. Ich stand nur da mit dem Schwert zur Hand und sah starr dorthin, wo ich die Seelen erblickt hatte. „Vater, bringt Euch in Sicherheit!“, rief Nox und stieß Reparo zurück. Das Handgemenge versetzte alle in der Halle in Aufruhr. Alle außer mich. „Aus meinem Weg, kümmerlicher Wurm!“, brüllte Reparo und trennte Nox’ Führungshand ab. Keuchend fiel mein Sohn vor seinem Peiniger auf die Knie. „Ihr…!“, knurrte Nox. „Ihr werde es noch bereuen, Euch mit Vaidurs Clan angelegt zu haben. Euer Vater hatte uns Treue geschworen, doch für Euch werde ich keine Gnade kennen.“ Nox bemühte sich, Energie zu sammeln um eine Neue Hand zu regenerieren. „Vaidurs Clan ist schwach wie dein Vater! Was kümmert mich dein Geschwätz?!“ Reparo holte aus um mich zweizuteilen. „Eure Kraft reicht nicht aus“, sagte ich ruhig und fing die Klinge mit meiner rechten Hand ab. Reparo konnte mich nicht töten. Verletzen, ja, doch nun rannen nicht mehr als ein paar Tropfen Blut. Ich zerbrach sein Schwert mit einer Hand, so dass es in Tausenden Bruchstücken zu Boden rieselte. Reparos Gefolgsleute brachen in schallendes Gelächter aus. Zweifellos war es respektlos und unverschämt. „Unterschätzt die Alten nicht!“, prustete einer von ihnen. Ich war nicht alt. Nur hundertzwanzig Zyklen trennten mich von Laurons Fürsten. „Ihr seid von Neid zerfressen“, brummte Forte und schlug Reparo ins Gesicht. „Euer Verhalten geziemt sich nicht für Euer Blut. Auf Ungehorsam stand zur Zeit meines Großvaters der Tod. Für Eure Tat wäret Ihr gefoltert und verbrannt worden. Auf den Angriff gegen einen Fürsten in Verhandlung steht diese Strafe heute noch.“ Forte drohte Reparo mit seinem Zweihänder. Dieser wich vor der mächtigen Klinge zurück. „Nein“, sprach ich ruhig. „Das alte Recht ist mit den alten Fürsten gefallen. Ich erlaube nicht einen Toten mehr in den Mauern der Stadt des Ursprungs.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)