The Last Leader - Der Kampf um Einigkeit von Sitar-sama ================================================================================ Kapitel 12: Abschnitt 12 ------------------------ Langsam ging ich auf Reparo zu und verzog keine Miene bis ich ihm direkt in die Augen blicken konnte. Aufgeregt atmend erwartete was ich nun unternehmen würde. Ich widerstand der Versuchung ihn schwer zu verletzen. Es entsprach nicht meiner Natur. Auch tief in mir verbarg sich Kälte und Grausamkeit, die man seinem ärgsten Feind offenbarte, wenn man ihm mit scharfer Klinge den Kopf von den Schultern schlug. Doch ich würde es niemals zu Tage treten lassen. Die Macht des Gemaphim war eine starke Barriere gegen den Zorn, den der neuerliche Mordversuch in mir auflodern ließ. „Legt bis zum Ende der Verhandlungen Eure Waffen ab, Reparo“, sprach ich kalt und das Licht, das mich umgeben hatte, erlosch. Crescendos Siegel wirkte auf mich. Aber ich spürte nicht das Gefühl Gerechtigkeit finden zu müssen. Es war Macht. Es war das Gefühl, stärker zu sein als alle anderen. Aber es war falsch und im nächsten Augenblick fühlte ich Reue. Fortes Abwesenheit hatte mich gierig werden lassen und nun wo er zurückgekehrt war, ließ es nach, gab meinen Geist frei und ließ kaum mehr als meine verletzte und verwirrte Seele und einen bitteren Nachgeschmack zurück. Unbewusst hatte sich die Gier hartnäckig in meiner Seele eingenistet wie ein paar Dornenfalken. Ameth, der bei mir blieb, war es nicht entgangen. Ich mochte ihm Geschichten aus meiner Jugend erzählen, doch täuschte meine Vergangenheit nicht über die dunkle Wolke in meinen Gedanken hinweg. Sie kreisten um diese unsägliche Bestimmung. Ich wünschte mir, in die Heimat nach Varisc zurückzukehren, aber zuviel hing von dieser Unterredung ab um sich davonzustehlen. Ich war niemand, der Ausflüchte suchte. Forte näherte sich mir nur langsam. Er hatte die Wandlung meines Wesens erkannt und sie ängstigte ihn. Reparos gebrochene Klinge zeugte von einer ungeheuren Kraft. „Liebster Freund, Ihr müsst Eure Bürde nicht allein tragen. Ich kann Euch Trost schenken, während Ihr Euch selbst sucht. Ihr habt ein Teil von Euch beim Erlangen der Mächte verloren. Lasst uns Euch helfen.“ Er deutete auf Nox und Dur, dann nahm er mich in seine Arme. Solch eine Wut wie gegen Reparo hatte sich mir noch nie gezeigt. „Gebt den Gesandten Quartiere. Sie mögen sich eine Weile ausruhen bis ich nach ihnen schicken lasse“, sagte ich leise zu Sorbus. Die Kälte war in Fortes Armen von mir gewichen und gab Raum frei für die Wärme, die an die Oberfläche drängte, die dunkle Wolke auflöste und Güte zutage förderte. „Ein paar Stunden gebt ihnen um sich vorzubereiten.“ –„Wie Ihr es wünscht, Fürst von Varisc. Doch es wird nichts an unserer Situation ändern.“ Dessen war ich mir wohl bewusst. Ich hatte einen Aufschub erwirkt, in dem ich zu meinem Frieden und zu einer Erklärung finden musste. Murrend verteilten sich die Gefolgschaften und harrten der Dinge, die auf sie zukommen sollten. Forte folgte mir in die Gemächer des alten Clanführers. „Ihr habt Euch verändert, liebster Freund. Eure Kraft ist wunderbar, doch heute hat sich ihre schreckliche Seite eröffnet. Ihr seht Entsetzen in den Gesichtern aller. Ihr habt es in meinen Augen gesehen. Lasst mich an Euren Ängsten und Sorgen teilhaben um Euch vor Eurer Macht zu beschützen“, sprach Forte leise. Ich wollte es zulassen und die Leidenschaft, die mich urplötzlich überkam, zeigte diese Absicht nur allzu deutlich. „Wenn die Macht mich ergreift, sprecht zu meinem Herzen“, flüsterte ich und nahm ihn bei den Händen. Ich hatte diesen Augenblick so herbeigesehnt und nun, wo wir uns in der Vereinigung wiederfanden, glaubte ich nach langer Zeit wieder an mich. Ich hatte Empfindungen verbergen müssen um meinen jetzigen Status zu erreichen. Sie kehrten nun zu mir zurück und als wir wieder zu Sinnen kamen, fühlten wir uns wieder wie die Männer, die damals in Revens Bad ihre Herzen aneinander verschenkt hatten, damals, vor der Schlacht zu Varisc und dem Tod vieler Unschuldiger. Die Gedanken daran meine Familie zu verlieren, hatten die blauleuchtenden Flügel entstehen lassen, denn wir waren alle eins. Auch die Fürsten und ihre Gefolge, die gebundenen und die freien Bürger Nameks waren alle frei und eins und frei in Handeln und Denken von ihrem Schlupf an. Ich sollte die Macht der Ahnen erhalten, aber war der Herr der Träume, an den wir alle glaubten, mehr als ein Mythos? In diesen unberechenbaren Zeiten glaubte Nameks Volk umso mehr an eine Lichtgestalt, der es gelingen mochte Armut, Schmerz, Unterdrückung und zuweilen auch Trauer von ihm zu nehmen. Ich hatte nach den Drachenkugeln schicken lassen und nun bald würde sich meine Rolle in diesem Schicksalsspiel erfüllen. Mir kam ein Vers des Liedes in den Sinn, als ich nach meinem leichten Dämmerschlaf in Fortes Armen wieder erwachte. Ob es ein Frevel war, sich an solch heiligem Ort der Leidenschaft hinzugeben? Ich schwieg über das Gewicht, das den Räumlichkeiten beigemessen wurde, doch war ich sicher, dass Forte bereits Bescheid wusste. „Eurer Leidenschaft war kaum standzuhalten, liebster Freund“, entgegnete Forte mit einem Lächeln. Mir schoss mein Blut zu Kopf. Nun bemerkte ich wie ich aus Erleichterung über ihn hergefallen war und er hatte es zugelassen. „Schämt Euch nicht vor mir. Mein Körper bebte und schrie seit zehn Tagen nach Euch. Seht mich an. Ich habe Euch ebenso begehrt wie Ihr mich, wenn nicht sogar mehr.“ Er schenkte mir abermals sein Lächeln, dass ich nun erwiderte und mir das Gefühl gab, mehr zu sein als eine Figur in dem großen Spiel, das uns zu seinen Zwecken zum Aufstieg verhalf oder uns in tiefste Abgründe stürzte. Nun berichtete ich ihm von meiner Ahnung. Ich würde versuchen mit Hilfe der Drachenkugeln und des „Willen des Drachens“ den Herrn der Träume aus seinem Schlummer zu erwecken. Erst war es nicht mehr als eine Idee gewesen, doch als die Kugeln erstrahlten, schien mir der Sieg über den Sturm in greifbare Nähe gerückt zu sein. Ich würde Sempas bitten, mit seinen Männern aufzuspielen, denn in der Weise, die mir nun wieder in den Sinn Kam, verbarg sich die Beschwörungsformel. Weshalb sonst war es diese Melodie, die von den vielen, die ich im Laufe meines Daseins vernommen hatte, bis zu diesem Tag in meinem Gedächtnis verankert geblieben? Hatten Kumin und mein Vater gewusst zu was ich heranwachsen sollte? Als man mich in die Diplomatie einführte und mich zum Hohepriester weihte, verstand ich noch nicht. Ich hatte gedacht, sie würden meine Fähigkeiten fürchten und mich mit diesen Pflichten beschwichtigen, mich an meinen Clan zu binden um mich unter Kontrolle zu halten. Doch dies war nicht nötig gewesen. Ich brachte die Kräfte in Einklang und erwarb so das Vertrauen meines Vaters. All das drang niemals aus der Stadthalle hinaus und nach Außen wuchs ich auf wie jedes andere Kind. Mich traf es nun wie ein Schlag ins Gesicht. War ich als ein Monster geboren worden? War ich damals nicht mehr als eine Waffe? Hatten sie mich darum nach Reven geschickt? Um den feindlichen Fürsten auszulöschen? Sie hatten damals nichts geahnt und ebenso wenig, dass ich Forte mein Herz schenken und ein starkes Bündnis mit ihm eingehen würde. Vater hatte mir vor seinem Tod offenbart was das Schicksal für mich bereit hielt und ich würde diesem Pfad folgen so blutig er auch sein mochte. Ich seufzte schwer, als ich vom Lager aufstand und mich ankleidete. „Habt Ihr meines Wesen entdeckt? Werdet Ihr mich nun verlassen?“, fragte ich leise ohne mich zu Forte umzudrehen. „Euer wahres Wesen schreckt mich nicht. Ich weiß alles über Eure Vergangenheit. Ich habe lange unbemerkt Nachforschungen über Euch angestellt. Nichts was Ihr tun könntet, beunruhigt mich. Eure Gefühle zeigen mir Euer Selbst. Keine Aufzeichnung und keines der Gerüchte gibt die vollkommene Wahrheit frei. Ich allein kenne die Wahrheit über Euren Charakter und Ihr seid frei von Zorn. Mein Herz wird für alle Zeit Euch gehören.“ Er kam mir nach und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, die mir unmerklich aufgestiegen waren. Die Tränen waren bitter. Ich, der halbblinde Sonderling, verbarg in seinem Körper pure Energie. „Ich bin ein Monster“, hauchte ich und blickte zu Boden. „Selbst, wenn Ihr alle Macht des Universum in Eurem Inneren tragen würdet, würde ich bei Euch bleiben“, sprach Forte und blickte mir in meine Augen. Sein Blick war fest und entschlossen. Ich wollte ihm Glauben schenken, doch hinderte mich meine Erkenntnis daran. „Ihr seid ein freier Mann. Es ist Euch gelungen die Macht der Gemaphim hervortreten zu lassen und Ihr kontrolliert sie. Ich wage anzuzweifeln, dass Ihr eine Kuriosität seid. Ihr wurdet von Eurem Schlupf an beschützt und nicht weggesperrt. Man wusste nicht für welche Seite – für Licht oder Schatten – Ihr Euch entscheiden würdet und aus diesem Grund seid Ihr geweiht worden. Euer Vater war ein weiser Mann, dass er erkannte welche Macht in seinem Erstgeborenen steckte.“ Zuerst stand mir Verwirrung in mein Gesicht geschrieben darüber, dass Forte mir von meiner Vergangenheit berichtete und es ihm gelang Missverständnisse auszuräumen, die mich seit Vaters Tod verfolgten. Nun fühlte ich tiefe Reue ihm gegenüber. Ich hatte Dinge gesagt und getan, für die ich mich nicht hatte entschuldigen können. Forte setzte seine Erklärungen fort und wieder rannen mir Tränen herab. „Seht von Eurer Vergangenheit ab. Lebt in der Gegenwart zusammen mit mir, liebster Freund. Wir werden Nameks Zukunft bestimmen und sobald der Sturm verstummt ist, werden wir Verhandlungen anstreben.“ Selbstverständlich hatte er Recht. Forte hatte sich sicher in Variscs Archiven Zutritt verschafft, um Dinge zutage zu fördern, die dort gehütet worden waren um niemals eröffnet zu werden. Ich wusste nicht annähernd so viel über ihn wie er über mich. Aber ich vertraute seiner Person bedingungslos. „Meister Crescendo vertraute Euch meine Vergangenheit und sagte mir nichts davon?! Es war Euer Recht, Liebster Freund, zu erfahren was Ihr suchtet. Doch, doch. Ich weiß, wie Ihr es tatet. Auch mein alter Lehrmeister war einer guten Pfeife nicht abgeneigt.“ Ich entdeckte, dass es zunehmend Freudentränen waren und meine Mundwinkel zuckten, sorgten dafür, dass ich meinem Gefährten entgegenlächelte. Ich fühlte mich nun bereit, mich der Herausforderung zu stellen, denn Forte würde bei mir sein um mich und meine Ehre zu verteidigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)