Der Weg des Hohepriesters von Seth-Pasrahcal ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Kapitel 2: Als er erwachte, konnte sich Seth im ersten Moment nicht an das erinnern, was geschehen war. Verwundert blickte er durch den Raum, man hatte ihn in eines der Zimmer der Schule gebracht und ihn dort auf eine Pritsche gelegt. Seths Blick blieb an dem Jungen hängen, der mit einem besorgten Ausdruck in den Augen neben ihm saß. Er war etwa so alt wie Seth selbst und hatte drei Haarfarben. Es war ohne Zweifel der junge Pharao. Als Seth dies erkannte, wandte er den Blick sofort ehrfürchtig ab. So bemerkte er das Lächeln, das die Lippen des Herrschers umspielte, nicht. Er hörte nur eine gütige Stimme, die nun zu ihm sprach: „Du brauchst nicht wegzusehen. Du hast dein eigenes Leben riskiert um das meine zu retten. Bitte sage mir, wie du heißt, denn ich muss dir noch etwas erklären. Und dann habe ich noch ein Angebot für dich.“ Etwas unsicher hob Seth seinen Blick und sah den Pharao an. Er zögerte, wollte seinen Namen nicht offenbaren. Doch als der Pharao ihn erneut aufforderte, ihm zu sagen, wie er hieß, begann er zu sprechen: „Mein Name lautet Seth...“. Schwach kam es ihm über die Lippen, seine Stimme war kaum hörbar. Einerseits war der Junge noch geschwächt, andererseits war ihm sein Name unangenehm – besonders vor dem Sohn der Götter! Dieser jedoch reagierte anders, als Seth es erwartet hatte. Er wurde weder zornig, noch schreckte er zurück. Er sah den liegenden Jungen nur unverwandt an und sprach: „...Seth... das ist ein sehr mächtiger Name. Ich glaube, er passt zu dir...irgendwie. Deine Eltern müssen sehr weise sein, dich so zu nennen.“ Der Pharao erntete nur einen verständnislosen Blick. „Mein Herr, Ihr sprecht in Rätseln...“ Kurz lachte der Herrscher auf: „Du hast Recht. Lass mich dir erklären, was ich meine und was passiert ist. Zuerst habe ich eine Frage: Weißt du, warum ich hierher gekommen bin?“ „Man hatte uns gesagt, Ihr wolltet neue Soldaten für die Hauptstadt erwählen. Ihr wolltet die besten Jünglinge, die Ihr hier und in den anderen Militärschulen des Landes findet, auswählen, damit sie Euch zum Palast begleiten“, antwortete Seth. Wieder schmunzelte der Pharao. „Da hat man euch nicht ganz die Wahrheit erzählt. Wie du weißt, bin ich erst vor kurzem Pharao geworden. Nun gilt es, meine Machtinsignien – die Millenniumsgegenstände – an Menschen zu verteilen, die ihrer würdig sind. Sechs von den sieben Gegenständen haben ihren Besitzer schon gefunden. Nur der Siebente, der Millenniumsstab, muss noch einen Träger, einen Hohepriester, finden. Deshalb habe ich beschlossen, den Stab seinen Besitzer auf einer Reise finden zu lassen. Scheinbar war dies eine gute Idee.“ Bei diesem Satz lächelte der Pharao erst Seth an und ließ seinen Blick dann zu dessen Hand wandern. Diese hielt noch immer den goldenen Stab umklammert. Der Brünette verstand immer weniger von alldem, was ihm hier gerade eröffnet wurde: „Pharao...Ihr meint...glaubt Ihr etwa, dass ich...?“ „ja, genau das glaube ich. Seth, ein Millenniumsstab wird nicht einfach irgendwem gegeben. Diese Gegenstände sind magisch. Ein Mensch kann sie nicht einfach einem anderen geben. Das ist nicht einmal mir möglich. Sie suchen sich ihre Träger selbst aus. Es steht nicht einmal mir zu, darüber zu urteilen, ob die Entscheidung, die durch die Gegenstände treffen, richtig oder falsch sind. Dass du den Stab berühren, dass du ihn FÜHREN kannst, ist jedoch der Beweis dafür, dass er dich für würdig befunden hat“, erklärte der Pharao geduldig. Eine kurze Pause entstand. Seth musste das alles erst einmal verdauen und Pharao Atemu ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Ungläubig begann Seth, seinen Kopf zu schütteln: „Das kann nicht sein...ich bin kein >auserwählter Träger<. Das bin ich nicht...ich bin nur ein einfacher Soldat...und nicht einmal das...“ Bestimmt schüttelte Atemu den Kopf und brachte sein Gegenüber damit zum Schweigen: „Seth! Ich habe zwar nicht alles gesehen, was geschehen ist, doch eines habe ich gesehen! Du trugst das göttliche Zeichen auf der Stirn! Das macht es offensichtlich, dass du, und NUR du, der Hohepriester des Stabes bist. MEIN Hohepriester des Millenniumsstabes!“ Darauf konnte Seth nichts erwidern. Eigentlich hatte er sich mit seinem Verhalten schon viel zu weit aus dem Fenster gelehnt. Dem Pharao durfte man nicht widersprechen. Das würde einer Gotteslästerung gleichkommen! „Nun, Seth“, erhob der Herrscher erneut die Stimme, „natürlich kann ich verstehen, dass das alles sehr unerwartet kommt und du sehr überrumpelt sein musst. Doch eines musst du noch wissen: Jetzt, wo du von dem Stab erwählt worden bist, wirst du den Weg eines meiner Hohepriester gehen. Du wirst mit mir zum Palast kommen und dort auch zusammen mit den anderen Priestern und Ministern leben. Es wird dir an nichts mangeln.“ „Verzeiht, mein Herr. Aber hier lebt meine Mutter! Ich kann sie doch nicht von heute auf morgen allein lassen. Es ist mir eine Ehre, dass Ihr mich mit einem solchen Amt betrauen wollt, doch ich kann nicht einfach mit Euch mitkommen!“, merkte Seth an. „Das verstehe ich sehr gut. Natürlich verlange ich nichts unmögliches von dir. Du darfst hier bleiben, bis du und deine Mutter alles besprochen habt. Ich werde es akzeptieren, wenn du alleine kommst. Genauso ist jedoch auch deine Mutter bei Hofe willkommen. Doch ich werde es nicht akzeptieren, wenn du nicht kommst. Ich möchte in einem Monat eine Nachricht mit dem Termin deiner Ankunft im Palastbezirk erhalten. Und in spätestens 6 Wochen wirst du am Hof ankommen.“ Diese Worte ließen keinen weiteren Widerspruch zu. Seth senkte ergeben den Kopf und gab seine Antwort: „Mein Pharao, ich fühle mich geehrt und werde Euren Anweisungen folge leisten.“ Zufrieden nickte Atemu und ließ den verwirrten Jungen allein zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)