c'est moi von mathilda (c'était moi) ================================================================================ Kapitel 1: Vier --------------- Er liegt auf dem Rücken. Seine eine kleine Hand umfängt eine Strebe seines Bettes. Die mageren Finger der anderen spielen träge mit den silbrigen Staubpartikeln, die in einem Sonnenstrahl tanzen. Die heruntergelassenen Rollläden werfen ein zartes Streifenmuster aus Licht auf die Wand hinter ihm. Das schmächtige Wesen spricht nicht. Mit wem sollte es auch sprechen? Stattdessen stößt es mal krächzende, mal melodische Laute aus. Er gluckst leise, betrachtet die Bewegungen seiner Finger. Im grellen Sonnenstrahl, der nach innen dringt, erscheinen sie seltsam fahl und gelblich. Seine Zehen kringeln sich vor Anspannung, während er versucht einen Fliege zu fangen. „Borrriitoooo!“ lobt das Kerlchen sich selbst, es es endlich geschafft hat. Er streichelt seine locker geschlossene Faust und giggelt zufrieden vor sich hin, als seine Beute darin herumsurrt und mit ihren Flügeln seine Handfläche kitzelt. „NARUTO! NICHT SCHON WIEDER!“ „Tan-te!“ formen die aufgesprungenen Lippen des Jungen ungeschickt. Seine Augen leuchten, glücklich über die Aufmerksamkeit der Frau. „Du bist vier Jahre alt! Es kann nicht sein, dass du immer noch nicht in der Lage bist auf die Toilette zu gehen!“ schimpft die Frau und hebt den Jungen aus dem Gitterbett. Dieser lächelt entschuldigend und schmiegt sich, hungrig nach Körpernähe, an die Schulter der Frau. „Naruto! Hör auf! Du schmierst mich nur auch noch ein!“ mahnt sie streng und unternimmt den Versuch den Jungen auf seine dürren Spargelbeine zu stellen. Dieser legt den Kopf schief und schaut sie verständnislos an. Seine Beine sind es nicht gewohnt sein geringes Gewicht zu tragen. Die langen Zeiten im Gitterbett haben die Muskeln nicht gerade gestärkt. Schwankend tappt Naruto hinter der Frau her, die ihn grob am Hanggelenk gepackt hat. Immer noch tadelnd streift sie ihm im Bad die klebende Hose ab. Ein Hemd trägt er erst gar nicht. Mit Ekel in der Miene fasst die Tante die stinkende Kleidung vorsichtig mit spitzen Fingern und tut sie in den Plastiksack, den sie vorsorglich schon mithergebracht hat. Naruto versteht ihren Ekel nicht und blickt sie aus großen Augen. Für ihn ist der leicht süßliche Geruch seiner Exkremente etwas, das zum Leben dazugehört. Während die Tante ihn abbraust, ermahnt sie ihn noch mal endlich sauber zu werden. Narutos Augen werden nicht etwas größer, scheinen fast aus den blau umschatteten Höhlen springen zu wollen. Könnte er sprechen, hätte er ihr vielleicht gesagt, dass er nicht aus dem Gitterbett steigen kann.. Doch er kann es nicht. Stattdessen saugt er jedes Wort, jedes Bisschen Aufmerksamkeit und Beziehung auf und versucht schließlich sie zu versöhnen. „Tan-te“ seinen Kopf als Zeichen seiner Demut gesenkt, umarmt er, klatschnass wie er ist, das Knie der Frau. Diese seufzt. Sie wickelt ihn in ein Handtuch und setzt in der kleinen Kochnische des Appartements auf einen Stuhl. Ein Blick auf ihre Uhr, gebietet ihr Eile. Schnell rührt sie dem Jungen eine Schale Instant-Suppe an und reicht sie ihm. Dann geht sie zu seinem Bett und wischt das Wachstuch ab, mit dem die Matratze aus praktischen Gründen bezogen ist, und das Fenster wird zwecks Lüftung aufgerissen. Während sie die Wohnung grundreinigt, isst Naruto etwas unbeholfen seine Suppe. Etwa ein Drittel davon landet auf seiner nackten Brust, dem Handtuch und seinem Gesicht. Bevor sie ihn wieder in sein Bett setzen kann muss sie ihn deswegen wohl oder übel noch ein zweites Mal säubern. Der Kleine nutzt die Gelegenheit, dass sie sich zu ihm herabbeugt um die Spuren seines Essens mit einem feuchten Tuch abzuwischen. „Tan-te“ lächelt der Bub und streichelt mit seiner klebrigen Kinderhand ihr rundes Gesicht. „Jaja.“ Brummt sie und zieht ihm einen eine Hose an. Das Fenster wird wieder geschlossen und der magere Blondschopf schaudert, als er auf dem kalten Wachstuch abgelegt wird. „Bis morgen, Naruto.“ Sagt die Tante und schließt die Wohnungstür von außen ab. Er liegt auf dem Rücken. Seine linke Hand sucht Halt an einem der Gitterstäbe seines Bettes. Die Rechte hebt sich in einen schmalen Lichtstrahl, der durch Jalousie in den abgedunkelten Raum fällt. Blaue Augen verfolgen den Flug einer Fliege. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)