Nox von Taijou ================================================================================ Kapitel 1: Minotauren und dämonische Verwandte ---------------------------------------------- "Ich verstehe. Ich werde mich der Sache mit dem Minotaurus annehmen und dafür Sorge tragen, dass er ihre Tochter nicht mehr belästitgt", sagte ein gutaussehender junger Mann zum hiesigen Hausherren. "Ich danke Ihnen, Priester." Dankbar schüttelte der Adelige die Hand des jungen Mannes und musste nun wieder seiner Arbeit nachgehen, während sich der Geistliche auf die Suche nach dem Ungeheuer machte. "Priester nannte er mich. Seltsam, dabei bin ich gar kein Richtiger und sehe auch nicht wirklich nach einem solchen aus..." In der Tat sah Nox vollkommen anders als gewöhnliche Priester aus. Er hatte pechschwarzer kurzes Haar, rote Augen und trug über seiner dunklen Alltagskleidung einen nachtblauen Umhang mit goldener Verzierung darauf. Um die Hüfte trug er stets einen schwarzen ledernen Gürtel, an dem sein Schwert hing. Zwar war er durch seine Ausbildung ein Priester geworden, doch im Endeffekt konnte er nie ein richtiger werden. Die Tatsache, dass er sich Dämonen mit seinem Schwert stellte und sie gnadenlos bekämpfte, brachte ihm seinen Ruf als Demonslayer ein. Insgeheim fand er diese Anrede passender als die des Geistlichen, was auch schon allein seine Abstammung gebot zu verbieten. Andererseits konnte er sich so lästige Dämonenjäger und nervige Kopfgeldjäger vom Halse halten, die scheinbar nichts besseres zu tun hatten, als ihn zu belästigen. Doch bald würde er eine andere Stadt aufsuchen und dieses Problem würde sich automatisch lösen, da er dieses Mal eine auswählen würde, die sehr abgeschieden lag und in der sich zu dieser Jahreszeit keine möglichen Ruhestörer befanden. Ob dies jedoch erfüllbar war hing von seinem heutigen Erfolg ab. Wer auch immer die Steuern erhöht hatte sollte verflucht sein! Nicht nur, dass es auf fast alles Steuern gab, nein, sie mussten ja auch noch in die Höhe getrieben werden. Wie sollte so ein einfacher Mensch überleben? Eine Frage, die sich Nox in letzter Zeit schon öfters gestellt hatte, da sein knapp bemessenes Budget immer mehr in sich zusammen zu schrumpfen begann, obwohl er bereits schon etwas fastete und überall sparte, wo es nur ging. Wenn er diesen Job erledigt hatte, würde er sich als erstes von der Belohnung ein deftiges Essen kaufen. Vielleicht ein saftiges Putenfilet mit Kartoffeln und Champignon? Bei dem bloßen Gedanken lief ihm das Wasser im Mund zusammen und sein Magen fing heftig an zu knurren. "Verdammt! So kann man doch nicht kämpfen!" Vor lauter Hunger konnte er kaum noch klar denken, so dass er dem Waldweg stumm folgte und hoffte, dass der Minotaurus ihm direkt vor die Füße laufen würde, was in seinen Augen vollkommen absurt war. Doch da raschelte es plötzlich im Gebüsch am Wegesrand und wenig später erhob sich aus diesem ein dunkler Schatten. Das Wesen kam auf ihn zu und als es endlich ins Licht trat enpuppte es sich als der gesuchte Minotaurus. "Ob ich heute ausnahmsweise einen Glückstag habe?", fragte er sich selbst hoffnungsvoll und betrachtete den Stiermenschen. Dieser hatte zwei große weiße Hörner und scharrte schnaubend mit einem seiner Hufe am Boden. "Stopp...Ein Minotaurus mit Hufen? Normalerweise haben sie doch nur einen Stierkopf und sehen ansonsten aus, wie ein Mensch, oder? Obwohl...Wenn ich recht bedenke haben mein Bruder und ich auch kaum etwas gemein, von daher wird er wohl ein Fehler in der Evolution sein..." Dies hatte die Kreatur jedoch dank ihres guten Gehörs mitbekommen, als der Priester leise murmelnd seinen Gedankengängen nachgegangen war. Der Halbmensch schnaubte noch einmal verächtlich und brüllte dann aus seiner großen schwarzen Kehle. Mit vor Zorn glühenden Augen senkte das Monster sein Haupt und lief seine Axt schwingend auf den schwarzhaarigen Mann zu, der erst nun wieder den Minotauren richtig wahr nahm. "Scheint wütend zu sein. Ob er mich gehört hat?" Noch bevor das Ungetüm Nox in zwei Hälften teilen konnte, war dieser mit einem geschickten Sprung zur Seite ausgewichen. "Ich schätze, dass du dich nicht mit einem Kompromiss abfindest, aber ich versuche es dennoch. Wenn du die Tochter des Herren nicht mehr belästigst und dich nie wieder dem Dorf näherst, dann lasse ich dich am Leben, wie klingt das?", schlug der Demonslayer vor und legte seine Hand auf dem Schwertgriff, um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen. Doch das Wesen hob nur seine schwere Waffe und wollte erneut angreifen. "Gut, du hast es nicht anders gewollt!" Damit zog Nox sein Schwert. Es bestand aus einem sehr hellen fast schon weißen Metall, welches man von einer solchen Beschaffenheit nie auf der Erde finden würde. Einst hatte Nox Vater beiden Söhnen je ein Schwert vermacht. Das eine konnte nur Dämonen, sowie andere Kreauren der Dunkelheit, verletzen und läuterte ihre bösartige Kraft, was diese am Ende umbrachte, das andere, welches sein Bruder Kiryusuke besaß, vernichtete gnadenlos alles, was ihm im Wege stand und die Klinge wurde mit jeder verlorenen Seele schwärzer. Die Klingen waren so unterschiedlich wie die beiden Brüder selbst. Sie hatten sich nie gut verstanden, von daher gingen beide getrennte Wege und vermieden es seit jeher sich zu begegnen. Doch weiter konnte der Demonslayer nicht über seine Familienprobleme nachgrübeln, da er den Axthieb des Minotauren abwehren musste. Er riss sein Schwert in die Höhe und parierte soden Schlag. Das Metall traf klirrend aufeinander und die rohe Kraft der Stierkreatur beeindruckte den Priester, doch seine war größer und das wusste er mit Gewissheit. Er trat einen Schri zurück und drückte dann seine Klinge stärker gegen die Waffe der Kreatur. Es gab ein kurzes Knacken und die Axt zerbrach in zwei Teile, anschließend holte Nox noch einmal aus und spaltete den Schädel seines Gegners, dessen Körper nun wie ein Sack Mehl nach hinten kippte. Der Krieger steckte nun wieder sein Schwert zurück und seufzte, während der leblose Körper vor ihm zu Staub und vom Winde verweht wurde. "Das die Monster nie auf mich hören..." Wesentlich konnte er endlich seine Belohnung abholen und etwas köstliches essen. Dieser Kampf hatte ihm schließlich genug Kraft gekostet und an seinen letzten Reserven gezehrt. Von daher ruhte er sich kurz aus, bevor er sich auf den Rückweg zum Hausherren machte. Auf dem Weg jedoch traf er zu seinem Unglück auf jemanden auf den er gerne verzichtet hätte und er erklärte den Glückstag prompt zum Unglückstag. Nicht weit entfernt am Rande des Weges saß eine Gestalt, die er nur zu gut kannte und die ihn auch schon längst entdeckt hatte. Es war niemand anderes als sein älterer Bruder. Sein langes schwarzes Haar trug er wie meist zu einem Zopf gebunden und seine roten Augen, die ihm im Gegensatz zu seinem Bruder etwas Wildes und Bösartiges verliehen waren genau auf den Jüngeren gerichtet. Sein Schwert trug er über dem Rücken, den eine dämonische Rüstung schützte. Und genau da lag der größte Unterschied zwischen den beiden. Sie hatten zwar den selben Vater, aber nicht die selbe Mutter. Noxs Mutter war eine Halbdämonin gewesen, von daher floss in seinen Adern zu einem Viertel Menschenblut, doch Kiryusuke war ein vollwertiger Dämon. "Oh, kleiner Bruder, du lebst ja auch noch?", kam es leicht spöttisch vom Älteren. "Ich dachte du seist mittlerweile verhungert." Und wie zur Bestätigung knurrte Nox Magen. Warum musste ihm so etwas immer zur falschen Zeit passieren? "Ja, tut mir Leid, dass ich deine Hoffnungen enttäusche. Was machst du hier überhaupt?", wollte Nox misstrauisch, wie er seinem Bruder gegenüber war, wissen. "Ich? Nicht, dass dich das etwas angehen würde, aber ich besuche einen alten Freund unseres verehrten Vaters. Wenn du am Hungertuch nagst, könntest du das auch tun, es gibt garantiert etwas zu essen." Damit schenkte der Ältere dem Jüngeren einen amüsierten Blick. "Danke, ich brauche kein Mitleid von dir und auf deinen Rat verzichte ich liebend gerne." Nun seufzte Kiryusuke gespielt. "Dabei macht sich dein großer Bruder immer so viele Gedanken um dein Wohlergehen." Darauf folgte ein gereiztes Schnauben von Nox. "Nicht einmal, wenn Weihnachten auf Ostern fällt!" Entschieden ging der Jüngere daraufhin an dem Älteren vorbei und beachtete ihn nicht weiter. "Dir auch einen schönen Tag, Brüderchen!" Kaum hatte Kiryusuke dies gesagt, da verschwand er auch schon. "Mistkerl!", schimpfte Nox noch und machte sich dann weiter auf den Rückweg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)