Against all odds von Tattoo (Miya x Gackt) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- ~1~ Fremde Gesichter, entstellte Fratzen. "...etwas sagen..." Ein langer Gang, hell erleuchtet und doch stockdunkel. "...jemand..." Eine tonnenschwere Tür. "...leid..." Kalte, glatte Fliesen. "...nicht mehr..." Ein hämisch grinsender Spiegel. "...aus." Blut. **** Sein Stuhl knarrte leicht als er sich langsam zurücklehnte und kurz die Augen schloss. Wie er so etwas hasste. Statt zu Hause an neuen Songs zu arbeiten oder seine spärliche Freizeit zu genießen, saß er mal wieder in einem dieser Nobelrestaurants und musste sich das Geschwafel und Geschleime geldgieriger Werbefritzen anhören, die seine Band für die Werbung ihrer Produkte gewinnen wollten. Dieses Mal versuchten die Typen, die in ihren teuren Armani-Anzügen und den Goldrand-Brillen alle gleich aussahen, ihn von Energydrinks zu überzeugen. Energydrinks!!! Hätte Miya von seinem Plattenlabel nicht das Verbot, Werbefirmen und mögliche Sponsoren schon vor einem ersten Treffen abzuwimmeln, dann würde er jetzt nicht hier sitzen. Doch er saß hier, und das garantiert nicht zum letzten Mal. In solchen Momenten bereute er, der Leader von MUCC zu sein. In anderen nicht... "Entschuldigen sie mich bitte einen Augenblick." unterbrach er einen der Schlipsträger und stand plötzlich auf. "Ich komme gleich wieder." Die überraschten Geschäftsleute nickten und lächelten ihn übertrieben freundlich an. Dem Gitarristen wurde schon bei ihrem Anblick übel und erleichtert verließ er den Tisch und ging, vorbei an den anderen Gästen des um diese Zeit noch mäßig besuchten Lokals, hinüber zu den Toiletten. Er musste eigentlich gar nicht, aber so hatte er wenigstens für ein paar Minuten seine Ruhe. Miya öffnete die Tür mit der Aufschrift "WC" und fand sich auf einem langen Flur mit unzähligen grellen Lampen wieder. Genervt kniff er die Augen zusammen. Hier war es für seinen Geschmack eindeutig zu hell. Dann setzte er sich wieder in Bewegung, passierte die Räume für das Personal und für die weiblichen Gäste, und blieb schließlich vor einer Tür stehen, dessen Schild ein kleines Männlein zeigte. Der Gitarrist stieß sie auf und betrat den weiß gekachelten Raum, der glücklicherweise nicht so stark beleuchtet war wie der Flur. Es roch nach einer widerlichen Mischung aus Lavendel und Chemikalien, die Miya die Nase rümpfen ließ. Noch ein Grund, solche Restaurants zu meiden... Er trat an eines der teuren Porzellanwaschbecken mit den vergoldeten Armaturen und warf einen Blick in den riesigen Spiegel, der sich über die gesamte Länge der Wand erstreckte. Der Mann, der ihm entgegenblickte, sah müde aus. 'Kein Wunder, bei dem Terminplan...' dachte er und wollte gerade den Hahn aufdrehen, um sich die Müdigkeit mit kaltem Wasser aus dem Gesicht zu wischen, da hielt er plötzlich inne und lauschte. Hatte er nicht gerade etwas gehört? Ihm war so als wäre ein ganz leises Geräusch an sein Ohr gedrungen, aber als er sich umdrehte und die Türen der Kabinen betrachtete stellte er fest, dass keine von ihnen verschlossen war. Er musste also allein sein. 'Na klasse, jetzt krieg ich schon Wahnvorstellungen! Wird wohl am Schlafmangel liegen...' Der Gitarrist drehte sich zurück zu seinem Spiegelbild und seine Hand wanderte wieder zum Wasserhahn, als er erneut etwas hörte und erstarrte. Nein, das bildete er sich mit Sicherheit nicht ein! Er hatte ganz deutlich etwas gehört das wie ein unterdrücktes Schluchzen klang. Langsam öffnete er den Hahn und drehte ihn bis zum Anschlag auf, sodass das Wasser lautstark auf das Porzellan traf und somit die Geräusche, die er zwangsläufig verursachte als er sich vorsichtig bückte, übertönte. Schließlich kniete er auf dem kalten Boden und senkte den Kopf, um unter den Türen hindurchsehen zu können. Sein Blick fiel auch sofort auf ein Paar schwarze Schuhe, eine dunkelblaue Jeanshose und zwei Hände, die im Schoß desjenigen lagen der da am Boden neben der Toilette saß. Und auf eine große Scherbe, die die eine Hand auf das Gelenk der anderen drückte. Miya hielt den Atem an, richtete sich ganz langsam wieder auf und wandte sich dem Spiegel zu. Da entdeckte er erst den Sprung an dessen unterer Ecke, etwa zwei Meter von ihm entfernt. Es sah aus als hätte jemand mit der Faust dagegen geschlagen, er konnte kleine Blutspuren erkennen, und es fehlte ein großes Stück daraus. 'Das fehlte mir noch. Erst diese Werbefuzzis und jetzt auch noch ein Selbstmörder. Heute ist echt nicht mein Tag...' seufzte der Leader innerlich, dann stellte er den Wasserstrahl ab und griff in seine Hosentasche. Zum Vorschein kam eine halbvolle Zigarettenschachtel, die er um eine weitere Kippe beraubte. Aus der anderen Tasche fischte er sein Feuerzeug, zündete die Zigarette zwischen seinen Lippen an und nahm einen langen Zug. Er war es ja schon durch seine Position in ihrer Band gewöhnt, Dinge die andere verbockten wieder gerade zu biegen, warum also nicht auch jetzt? 'Na dann mal los...' "An ihrer Stelle würde ich das nicht tun." sagte Miya ganz ruhig und gelassen und nahm einen weiteren Zug, während er auf eine Reaktion wartete. Zuerst war die Antwort darauf nur eine Minute des Schweigens, in welcher sich der Lebensmüde hinter der Tür wohl den Kopf darüber zerbrach, ob er den Fremden richtig verstanden hatte, doch dann- "Sie sind aber nicht an meiner Stelle, also lassen sie mich bitte in Ruhe." "Ganz schön egoistisch. Aber haben sie auch mal an die arme Putzfrau gedacht, die den Schlamassel hinterher wegwischen muss? Legen sie ihr wenigstens vorher ein ordentliches Trinkgeld als Entschädigung hin, wenn sie hier schon so rumschweinern müssen." "...Finden sie das witzig?" "Nein, ganz und gar nicht. Ich wüsste nicht was witzig daran wäre, wenn einer so verzweifelt mit sich selbst und seinen Sorgen beschäftigt ist, dass er keinen Gedanken an die Menschen verliert, die leiden werden wenn er sich umbringt." "Und da denken sie zuerst an die Putzfrau?" "Na einer muss ja an sie denken." "Ziemlich unkonventionelle Methode, jemanden vom Selbstmord abzuhalten, finden sie nicht? Ich dachte immer, die Polizei hätte für solche Fälle Spezialisten, aber wenn die im Film jemanden retten wollen sind deren Argumente eher die Familie und Freunde..." "Tja, ich bin eben kreativer als die Bullen." "Ach sie sind gar kein Polizist? Ich habe angenommen ein Gast hätte mich entdeckt und Hilfe gerufen." "Nee, der Gast hat das kurzentschlossen selbst in die Hand genommen. Aber wenn sie das gedacht haben müssen sie ja schon ziemlich lange hier sitzen, hab ich Recht?" "..." "Ich glaube ja, wenn sie wirklich Schluss machen wollten hätten sie's schon längst getan." Miya wusste dass er sich mit diesem Satz auf's Glatteis gewagt hatte, denn der andere könnte die Nerven verlieren und sich ohne weiter darüber nachzudenken die Pulsader aufschlitzen. Aber das Risiko musste er eingehen, sonst käme er irgendwann in eine Sackgasse. Und er glaubte wirklich nicht, dass der Fremde fest entschlossen war, sein Leben hier und jetzt zu beenden. Gespannt wartete er darauf, was passieren würde. "Haben sie nichts besseres zu tun als sich in die Probleme anderer einzumischen?" "Also ehrlich gesagt unterhalte ich mich lieber hier drinnen mit ihnen durch die Klotür als da draußen mit den dämlichen Werbetypen bei einem 5-Gänge-Menü, die gehen mir nämlich ziemlich auf den Keks." "Kenn ich..." "Wie meinen sie das? Sind sie etwa auch einer von der Sorte?" "Nein, ich bin einer von der Sorte über die sie ständig herfallen." Jetzt war Miya's Neugier vollends geweckt. Wer war dieser doch recht vernünftig sprechende Suizidgefährdete? Er musste ja irgendwie bekannt sein, sonst wäre er für Werbefirmen uninteressant. Vorsichtig streckte er den Arm aus und legte seine Finger um den Türgriff, zog aber nicht daran. Er durfte den anderen nicht mit unangekündigten Handlungen überraschen. "Wir sind also quasi Leidensgenossen. Darf ich ihnen dann wenigstens eine Zigarette anbieten?" "...Ich glaube ich könnte jetzt wirklich eine vertragen..." "Dafür muss ich aber die Tür öffnen, also nicht erschrecken." "Wieso, sind sie so hässlich?" "Kann ich eigentlich nicht behaupten, aber das ist wohl Ansichtssache." konterte der Gitarrist, amüsiert über den so überhaupt nicht zur Situation passenden Humor des Fremden, und machte die Kabinentür auf. "..." "..." Er konnte es nicht fassen, und der Typ am Boden starrte Miya ebenso verdattert an wie dieser ihn. Sie hatten sich also beide gegenseitig erkannt. Was für den Leader ja auch nicht weiter schwierig war, immerhin gab es in ganz Japan bestimmt niemanden der Gackt nicht kannte. Auch wenn Miya wohl einer der ganz wenigen, wenn nicht sogar der einzige war, der den berühmten Sänger jemals in einem solchen Zustand sah, mit tränennassem Gesicht, geröteten Augen und einer blutenden Hand. Ganz zu schweigen davon dass er auf den kalten Fliesen neben der Toilette eines Nobelrestaurants kauerte. "Okay, ich gebe zu, das hätte ich jetzt nicht erwartet..." murmelte Miya schließlich, nachdem er den ersten Schock einigermaßen überwunden hatte. Gackt blinzelte ihn einfach nur weiter perplex an. Er war offensichtlich ebenso fassungslos darüber, ausgerechnet vom Gitarristen und Leader von MUCC gefunden worden zu sein anstatt von einem x-beliebigen Lokalbesucher, und dementsprechend war er auch zur Salzsäule erstarrt. Das änderte sich erst als Miya in die Hocke ging und ihm eine Zigarette an die Lippen hielt. Nach kurzem Zögern schloss Gackt seinen Mund um das Ende des Glimmstängels und sah seinem Gegenüber dabei zu, wie dieser die Zigarette mit seinem Feuerzeug anzündete. Dann ging der Gitarrist wieder etwas auf Abstand, lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen und steckte sich auch noch eine an. Schweigend beobachteten sich die beiden Musiker während sie ihre Zigaretten rauchten, was Miya etwas leichter fiel als Gackt, der ja seine Hand nicht zur Hilfe nahm. "Ich glaube es geht besser, wenn du die Scherbe wenigstens mal für zwei Minuten loslässt..." Da hob Gackt erstaunt eine Augenbraue, zum einen weil der andere ihn einfach so geduzt hatte, und zum anderen weil diese Art der Ablenkung doch recht plump war im Vergleich zu Miya's früheren Manövern. Dieser zuckte gleichgültig mit den Schultern. "War ja nur so eine Idee... Aber mal ehrlich, du willst dich doch nicht wirklich umbringen, oder? Über mangelnden Erfolg kannst du schließlich nicht klagen, immerhin liegt dir praktisch ganz Japan zu Füßen." Daraufhin spuckte der Sänger die fast vollständig abgebrannte Kippe in die Ecke der Kabine und funkelte Miya wütend an. Seine Hand verkrampfte sich um die spitze Scherbe, ein deutliches Zeichen dafür dass sich der Gitarrist das falsche Argument ausgesucht hatte. "Du solltest doch eigentlich wissen-" auch er duzte Miya ohne zu überlegen, "dass das Musikbusiness auch seine Schattenseiten hat und dass Geld allein nicht glücklich macht. Also komm mir nicht mit meinen Fans und dem Erfolg, darauf pfeif ich! Ich würde ohne zu zögern alles davon gegen das eintauschen, was ich heute verloren habe! Aber das ist unmöglich, und deshalb wäre ich dir wirklich überaus dankbar wenn du mich jetzt endlich mit meinem Elend allein lassen würdest!" Miya sah unbeeindruckt zu dem Sänger hinüber und drückte dabei in aller Ruhe seine eigene Zigarette auf dem Boden aus. "Damit du dir das Licht ausknipsen kannst?" "...Kann dir doch egal sein..." entgegnete Gackt und senkte den Kopf, und plötzlich waren seine Augen so voller Trauer, dass dieser extreme Stimmungsumschwung von Aggression zu Verzweiflung Miya für eine Sekunde den Atem nahm. Dann zwang er sich aber wieder zu seiner zumindest äußerlichen Selbstsicherheit. "Hast Recht, ist es im Grunde auch. Ich kenne dich schließlich nicht, und was du mit deinem Leben machst ist deine Entscheidung. Ich könnte mir zwar gut vorstellen dass einige fanatische Mädchen sich bei der Nachricht von deinem unrühmlichen Abgang ebenfalls das Leben nehmen werden, aber für die trägst du ja nicht die Verantwortung, also kann dir das ega-" "Sei still! Du kannst dir noch so viel Mühe geben und mir hier etwas vorspielen, aber im Grunde machst du dir doch gerade vor Angst fast in die Hose! Deine Vorstellung nehm ich dir nicht ab, und diese Amateurversuche, mich zu manipulieren funktionieren bei mir auch nicht! Warum denkt eigentlich jeder dass ich ein kompletter Vollidiot bin, mit dem man machen kann was man will? Ich bin für euch doch nur ein Spielzeug, das man wegwerfen kann wenn man keine Lust mehr darauf hat und etwas neues, interessanteres findet! Ständig muss ich mich beweisen, muss noch bessere Lieder schreiben und den Fans noch größere Shows liefern, aber ein kleiner Fehltritt und es ist aus! Ich-" "Hast du's jetzt langsam? Wenn du dem Druck und den Erwartungen nicht gewachsen bist, dann steig doch einfach aus, aber nur aus dem Job, nicht gleich aus dem Leben! Du führst dich auf wie ein verzogenes Kleinkind und machst ein riesen Drama, bist wahrscheinlich genau so eine Diva wie man immer von dir behauptet!" "Na bitte, dann bin ich’s eben, was macht das schon? Und weißt du wie die meisten Diven gestorben sind?" 'Oh Scheiße, ich bin doch total bescheuert...' verfluchte sich der Gitarrist noch in Gedanken, dann musste er mitansehen wie Gackt mit weit aufgerissenen, tränenverschleierten Augen nach unten auf sein Handgelenk starrte und die Spiegelscherbe blitzschnell ansetzte und darüber zog. Sofort stürzte Miya nach vorn und versuchte sie dem anderen zu entreißen bevor dieser eine Arterie ernsthaft verletzte, und es entstand ein heftiges Gerangel zwischen den beiden, bei dem der Sänger Miya unabsichtlich mit der Spitze am Arm verletzte bevor dieser ihn endlich so heftig ins Gesicht schlug, dass er ohnmächtig zusammensackte. Hastig griff der Gitarrist nach Gackt's Hand um zu sehen wie stark er sich geschnitten hatte, und stellte erleichtert fest dass er zwar blutete, aber wohl doch keine Arterie erwischt hatte. Er zog dem Bewusstlosen den Gürtel von der Jeans und benutzte ihn, um den Arm abzubinden und so die Blutung etwas zu stoppen, dann wickelte er noch zusätzlich eine halbe Rolle Klopapier um das verletzte Handgelenk und stand auf. Seine grauen Zellen arbeiteten auf Hochtouren. 'Und was mach ich jetzt am besten? Wenn ich einen Krankenwagen rufe dauert das erstens länger als wenn ich ihn selbst ins Krankenhaus bringe, und zweitens ist sein Gesicht dann morgen in allen Zeitungen. Dann versucht er sich bestimmt sofort wieder umzubringen...' Er kratzte sich nachdenklich am Kopf und bemerkte da erst, dass etwas warmes an seinem Arm hinablief. Als er ihn drehte entdeckte er eine ziemlich lange aber nur oberflächliche Schnittwunde, aus der nur hier und da ein kleiner Bluttropfen sickerte. Gackt hatte ihn mit der Scherbe glücklicherweise nur gestreift. 'Tja, Pech für ihn, wenn er mich schlimmer erwischt hätte und ich durch seine Schuld nicht mehr Gitarre spielen könnte, dann würde ich ihm die Arbeit höchstpersönlich abnehmen...' Mit diesen Gedanken im Kopf wischte er sich das Blut mit einem Rest des übrig gebliebenen Klopapiers ab, dann schloss er die Tür der Kabine, in der der Sänger noch immer bewusstlos in der Ecke lehnte, und verließ schnellen Schrittes die Toilette. Auf seinem Weg zurück betete er, dass in den nächsten fünf Minuten niemand in dem Lokal das dringende Bedürfnis verspürte, die hiesigen Örtlichkeiten aufzusuchen (oder wenigstens nicht die falsche Kabine zu öffnen), denn es kam ihm schon recht seltsam vor dass in der ganzen Zeit, die er dort verbracht hatte, kein einziges Mal ein Gast hereingeplatzt war. 'Der Typ hat echt mehr Glück als Verstand...' dachte er noch, dann war er auch schon an dem Tisch angelangt, an dem noch immer seine unliebsamen Gesprächspartner saßen und sich vollstopften. Er fertigte sie mit der Ausrede, dass es ihm nicht gut gehe und er jetzt nach Hause fahren würde, und der Bitte, wegen eines neuen Termins doch mit dem Manager zu sprechen, ab und eilte sofort zurück. Miya war sich ihrer entrüsteten und genervten Blicke in seinem Rücken wohl bewusst, aber das interessierte ihn herzlich wenig. Er hatte jetzt wichtigeres zu tun als über Energydrinks zu plaudern. Nachdem der Leader die Hintertür des Restaurants gefunden hatte und sich davon überzeugt hatte, dass sie nicht verschlossen war, kehrte er an den Schauplatz des dramatischen und blutigen Gemetzels zurück und fand Gackt genau so, wie er ihn wenige Minuten zuvor verlassen hatte. Offenbar hatte wirklich niemand etwas von dem Drama bemerkt. Er hoffte nur, dass ihr Glück noch etwas anhielt, denn noch hatte er es nicht ganz geschafft. Mit etwas Mühe hievte sich Miya den deutlich größeren Sänger auf den Rücken und trug ihn erst einmal huckepack bis zur Tür. Vorsichtig spähte er hinaus und die Gänge auf und ab, überzeugte sich davon, dass niemand in unmittelbarer Nähe war, dann schlich er mit seiner 60-Kilogramm-Bürde zur Hintertür und trat hinaus auf den angrenzenden Parkplatz, wo unter anderem auch sein Wagen stand. Es war trotz der frühen Stunde schon relativ dunkel, immerhin ging der Winter gerade erst zu Ende und die Tage waren noch kurz. Auch dafür war Miya im Moment mehr als dankbar, denn am hellichten Tage wäre es doch recht auffällig gewesen wenn ein sehr düster dreinblickender Yakuza-Verschnitt einen offensichtlich bewusstlosen Mann auf die Rückbank seines Wagens verfrachtet hätte. Er setzte sich ans Steuer und brauste los in Richtung Krankenhaus. **** Der MUCC-Leader betrat die Notaufnahme des Hospitals und hielt sofort die erstbeste Krankenschwester auf, die an ihm vorbei lief. "Könnten sie mir bitte mal zu meinem Wagen folgen? Ich habe darin einen Verletzten." Sie war schon etwas älter, vielleicht so um die 50, und erkannte ihn deshalb nicht. Fragend sah sie ihn an. "Und warum bringen sie ihn nicht gleich rein? Oder braucht er eine Trage?" Miya neigte den Kopf etwas zu ihr und setzte einen verschwörerischen Blick auf. "Sagen wir mal so... Er ist kein typischer Patient und erfordert besondere Diskretion. Gibt es eine Möglichkeit, ihn unbemerkt durch einen Hintereingang reinzubringen?" Damit hatte er die Neugier der Dame geweckt und sie folgte ihm bereitwillig zu seinem Wagen und warf einen Blick auf den Rücksitz. Und wie Miya vermutet hatte erkannte sie Gackt auch sofort. "Ach du meine Güte, das ist ja-" "Ja genau das ist er, und sie tragen die Verantwortung wenn ich morgen in der Zeitung lese dass er ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Haben wir uns verstanden?!" warnte er sie in einem überraschend strengen Ton und sah sie todernst an. Er war schon so weit gekommen, da wollte er sich seine Anstrengungen nicht von irgend einer plappermäuligen alten Frau ruinieren lassen. Diese schien auch wirklich von seinen Worten eingeschüchtert zu sein, denn sie erklärte ihm eilig wie er zur hinteren Einfahrt gelangte und versprach, dort mit einem Arzt auf Miya und seine wertvolle Fracht zu warten. Er nickte, stieg wieder ein und fuhr zur Rückseite des Gebäudes. Dort wurde Gackt auf eine Fahrtrage gelegt, und nachdem der Leader allen Anwesenden noch einmal eingeschärft hatte, gegenüber niemandem ein Wort über die Anwesenheit des Solokünstlers zu verlieren, eilten die Schwester und ein junger Arzt mit diesem fort um ihn zu versorgen, während ein älterer Arzt bei Miya blieb und ihm Fragen stellte. "Erzählen sie mir bitte wie das passiert ist und in welcher Beziehung sie zu dem Patienten stehen." begann er routinemäßig und der Gitarrist erklärte ihm wahrheitsgetreu dass er ein guter Freund des 'Patienten' sei und dieser sich beim Kochen verletzt hatte. Man sah dem Arzt an dass er ihm die Story nicht abnahm, wahrscheinlich hörte er diese Ausrede bei gescheiterten Selbstmordversuchen andauernd, aber Miya's eindringlicher Blick hielt ihn davon ab zu fragen, warum denn auch die Hand des Patienten blutig war. Er notierte noch den Namen und die Telefonnummer des Gitarristen, dann machte er sich auf den Weg zu seinen anderen Schäfchen. Miya blieb zurück und ließ sich schließlich erschöpft auf einen der Wartestühle sinken. So hatte er sich den Tag ganz sicher nicht vorgestellt, als er an diesem Morgen aufgestanden war... **** Na da bin ich ja mal gespannt was ihr von diesem zukünftigen Pairing haltet... *zitter* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)