Vermisst von Mono-chan (letztes Kapitel ist hochgeladen :-)) ================================================================================ Kapitel 17: Kriegsrat --------------------- Sanae erledigte die Hausarbeiten in Rekordzeit. Dennoch war es tatsächlich Nachmittag, bis sie sich auf den Weg zu Tsubasa machen konnte. Insgeheim hatte sie gehofft, es etwas früher zu schaffen, aber ihre Mutter hatte ihr jede Menge Arbeit aufs Auge gedrückt und sie damit zurück gehalten. Als sie sich darüber beschwert hatte, hatte Frau Nakazawa ihr nur ungerührt ein Staubtuch in die Hand gedrückt. „Abmachung ist Abmachung, junge Dame. Außerdem solltest du Tsubasa auch ein bisschen Zeit lassen, sich daheim auszuruhen, er braucht sicher auch ein paar Minuten für sich.“ Sanae war da anderer Meinung. Irgendwie hatte sie kein gutes Gefühl, und sie hoffte, dass Tsubasa in den vergangenen Stunden alleine zuhause zurecht gekommen war, aber diese Gedanken äußerte sie ihrer Mutter gegenüber nicht. Statt dessen hatte sie sich extra beeilt und konnte sich jetzt endlich auf den Weg zu Tsubasas Adresse machen. Als sie ihr Ziel schon fast erreicht hatte, blieb sie wie angewurzelt stehen. Ein fremder Mann rannte aus der Tür, ein hämisches Lachen auf dem Gesicht, und verschwand um die andere Straßenecke. Groß gewachsen, schwarze Haare......dieses Mal gelbes T-Shirt. Ein paar Sekunden lang fühlte sich Sanae wie gelähmt, dann begann sie ebenfalls zu rennen. Die Haustür war nur angelehnt. „Tsubasa?!“ Keine Antwort, aber ihr war so, als......? Ohne weiter nachzudenken rannte sie Richtung Küche. Und sie hatte sich nicht getäuscht, jetzt konnte sie den Lärm ganz deutlich hören. Tsubasa schrie und schlug anscheinend immer wieder gegen die Kellertür. „Rauslassen!! Lasst mich raus!!!!“ Sanae gefror das Blut in den Adern. Sie stürzte die Treppe nach unten und drehte den Schlüssel um, der zum Glück nach wie vor im Schloss steckte. Kaum hatte sie die Klinke nach unten gedrückt, als die Tür auch schon aufflog und sie beinahe mit Tsubasa zusammen geprallt wäre, der ihr entgegen stolperte. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte er sie geschockt an. Sanae registrierte besorgt, dass er leichenblass wirkte. Seine Augen wirkten unnatürlich weit aufgerissen, und er war völlig außer Atem. „Was....“ Ist passiert, wollte sie eigentlich fragen, aber sie konnte nicht ausreden. Tsubasa packte sie am Handgelenk, zog sie zu sich, und in der nächsten Sekunde hielt er sie plötzlich im Arm. Sanae war so überrascht, dass sie sich gar nicht rührte. „T.....Tsubasa....?“ Er reagierte nicht. Sanae wußte nicht, was sie tun sollte. Sie spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann bei seiner Berührung, aber gleichzeitig merkte sie auch, dass er unkontrolliert zitterte. Das machte ihr Angst. So hatte sie ihn noch nie erlebt. „Ist.......ist alles okay....?“, wollte sie unsicher wissen. „I....ich dachte, er......er hätte dich auch erwischt.....“ Sanae erstarrte leicht. Dann erwiderte sie Umarmung nach kurzem Zögern. „Schon gut.....er ist weg.“ Ein paar Minuten rührte sich keiner der beiden, bis Sanae spürte, dass Tsubasa wieder ruhiger wurde. Am liebsten wäre sie ewig noch so stehen geblieben, aber wahrscheinlich war es besser, wenn sie erst mal etwas Abstand zwischen sich und dem Kellerraum brachten.... In diesem Moment räusperte sich jemand laut und vernehmlich. „Sorry – stör ich irgendwie?“ Tsubasa und Sanae fuhren erschrocken auseinander. Kojiro stand in der Küche und blickte die beiden fragend, aber auch leicht amüsiert an. „W......was machst du denn hier?“, fragte Sanae verdattert und versuchte, ihr glühendes Gesicht zu ignorieren. Tsubasa ging es nicht viel anders. „Ich wollte Tsubasa im Krankenhaus besuchen und hab erfahren, dass er schon wieder zuhause ist. Und da wollte ich mal vorbei schauen, und die Tür war offen.....“ Unwillkürlich musterte Kojiro Tsubasa etwas genauer. „Aber so wie du aussiehst, hätte ich dich nicht wirklich entlassen, um ehrlich zu sein. Ist irgendwas passiert?“ *** „Wie bitte?! Dieser Typ war wieder hier?“, entfuhr es Kojiro geschockt. „Das darf ja wohl nicht wahr sein! Wann? Und wie ist er ins Haus gekommen?!“ „Er hat sich wohl einen Nachschlüssel machen lassen.“, meinte Tsubasa dumpf und umklammerte seine Teetasse mit den Händen. Sie hatten sich ins Wohnzimmer zurück gezogen, und Sanae hatte darauf bestanden, dass er mit Kojiro sitzen blieb, während sie zunächst Tee gekocht hatte und jetzt die einigermaßen wieder aufgeräumte Küche nach Keksen oder irgendetwas anderem essbaren durchsuchte. „Deswegen hat er meinen auch einfach so hier rumliegen lassen. Die Polizei hat ihn gefunden und mir zurück gegeben. Ich hab mich schon gewundert.....“ Kojiro musterte ihn ernst, ohne etwas zu sagen. Tsubasa ignorierte den Blick und konzentrierte sich lieber wieder auf den dunkelroten Tee in seiner Tasse. Es war ihm unangenehm, dass der Mannschaftskapitän von Toho ausgerechnet jetzt hier aufgetaucht war. Zum einen fühlte er sich immer noch zittrig und hatte ein dumpfes Pochen im Hinterkopf, zum Anderen gefiel es ihm nicht, dass er ausgerechnet von seinem stärksten Rivalen in diesem Zustand gesehen wurde. Wenigstens ließ sich Kojiro nichts anmerken. „Und du bist dir sicher, dass es derselbe Typ war?“, vergewisserte er sich jetzt. Tsubasa lächelte bitter. „Wer sollte es denn sonst gewesen sein? Ich habe die Haustür hinter mir zugemacht, da bin ich mir ganz sicher, und ich wüßte nicht, wer noch einen Schlüssel haben könnte. Außerdem......“ Er brach ab. „Außerdem was?“ Tsubasa zögerte, aber dann berichtete er schließlich von der Botschaft, die er an der Türklingel gefunden hatte. Kojiro zog finster die Augenbrauen zusammen. „Dieser Mistkerl......Hat er ernsthaft geglaubt, dass er dich wieder da unten einkerkern kann?!“ Tsubasa schwieg. „Er wollte mich nicht wieder einsperren, er wollte mir Angst machen.“, meinte er dann leise. „Ich glaube, er hat gewußt, dass Sanae vorbei kommt.....sonst wäre er nicht abgehauen. Und er muss gewußt haben, wann ich entlassen werde....“ „Hast du denn irgendjemandem davon erzählt?“ „Nein.“ „Dann muss er euch gefolgt sein.“ Tsubasa nickte nur und hielt sich weiter an der Teetasse fest, um das leichte Zittern seiner Hände zu verbergen. Der Schreck saß ihm immer noch tief in den Knochen. Die ersten paar Sekunden im Keller hatte er sich sogar noch relativ gut gehalten, er hatte es geschafft, nicht durchzudrehen. Aber dann war ihm auf einmal eingefallen, dass Sanae auf dem Weg hierher war, und ab diesem Moment hatte er vor Panik, dass sie möglicherweise auch angegriffen werden könnte, nicht mehr klar denken können. Die Dunkelheit und die Erinnerung an die letzten Tage hatten ihr übriges getan. Im Moment bezweifelte er, dass er den Raum überhaupt jemals wieder betreten konnte. „Ist dir auf dem Weg hierher denn irgendetwas aufgefallen?“, riss ihn Kojiro aus seinen Gedanken. Er beugte sich etwas mehr zu Tsubasa hinüber. „Ich wollte dich sowieso fragen, ob deine Gedächtnislücke wieder weg ist und du dich an den Abend erinnern kannst.......vielleicht hast du ja irgendetwas gesehen.“ „Nein, mir ist nichts aufgefallen, und nein, ich kann mich nicht erinnern.“, antwortete Tsubasa niedergeschlagen. Kojiro lehnte sich enttäuscht wieder zurück. „Das darf alles nicht wahr sein! Dann haben wir immer noch nichts in der Hand, um diesen Irren zu finden.....“ „Doch, haben wir.“ Sanae kam zurück. Sie hatte tatsächlich noch eine Schachtel Kekse gefunden und stellte sie auf den Tisch, bevor sie sich neben Tsubasa setzte. „Ich habe sein Gesicht gesehen.“ Stille. Die beiden Jungen sahen sie verdattert an. „Was?!“ „Er ist abgehauen, als ich gerade hierher gekommen bin. Ich habe sein Gesicht deutlich sehen können, wenn auch nur kurz.“ Kojiro begann zu strahlen. „Genial! Dann weiß ich genau, was wir machen! Kann irgendjemand in eurem Bekanntenkreis gut zeichnen?“ Tsubasa schüttelte den Kopf, aber Sanae wußte Rat. „Yukari. Sie ist ziemlich begabt, auch wenn sie das leugnet.....“ „Perfekt! Ruf sie an und bestell sie hierher, sobald wie möglich, ja?“ Kojiro wandte sich an Tsubasa. „Und du rufst deine Freunde an. Wir starten eine Razzia!“ „Razzia? Bist du jetzt völlig durchgeknallt?“; meinte Tsubasa skeptisch. „Ganz im Gegenteil. Yukari soll eine Skizze von seinem Gesicht machen, und das kopieren wir. Eine geht an die Polizei, damit sie fahnden können, und die anderen Exemplare behalten wir.“ Kojiro grinste. „Wir durchkämmen die ganze Gegend, bis wir ihn haben!“ „Ja, sicher! Hast du überhaupt eine Ahnung, wie groß Nankatsu ist?! Wir sind zwar eine Kleinstadt, aber so klein auch wieder nicht! Davon abgesehen, woher willst du wissen, dass er hier wohnt?“ „Dann willst du dir das alles gefallen lassen?“ Kojiro musterte ihn ernst. „Der Schlag auf den Kopf war wohl doch heftiger, als ich dachte! Der Tsubasa, den ich kenne, würde nicht so leicht aufgeben.“ Tsubasa biß wütend die Zähne zusammen und sagte nichts. Kojiro betrachtete ihn erneut, dann begann er zu lächeln. „Dachte ich's mir doch. Also, rufst du deine Freunde an?“ „Das kann ich mir sparen. Sobald sie merken, dass ich nicht mehr im Krankenhaus bin, kommen sie so oder so vorbei, schätze ich.“ „Stimmt, damit könntest du recht haben.“ Kojiro wandte sich an Sanae, die sich bisher noch nicht gerührt hatte. „Worauf wartest du denn noch? Wir brauchen Yukari!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)