Unverhofft kommt oft von moko-chan (hisho+kazuya, hayate+fujimaru, kyle+ikazuchi, masato+ace, shinobu+ginga) ================================================================================ Gewaltsame Zusammenführung -------------------------- „Shinooobuuu!“ Kazuya war nahe daran, den dunkelhaarigen Sänger am Kragen zu packen und wild durch die Gegend zu schwenken. „Wie wäre es, wenn du endlich mal auf deinen Einsatz achten würdest, anstatt blind in die Gegend zu starren?!“ Shinobu starrte noch immer blind in die Gegend. „SHINOBU!!!“ Kazuya machte ein paar Schritte in Richtung Shinobu, Fujimaru schloss in stummer Erwartung eines Schmerzensschreis die Augen und Masato seufzte genervt auf. Es war doch immer wieder das Gleiche. Kurz bevor Kazuya Shinobu erreicht und dessen Leben wahrscheinlich ein schmerzhaftes Ende bereitet hätte, sprang Kyle hinter seinem Schlagzeug hervor und baute sich vor seinem rothaarigen Freund auf. „Calm down...Kazuya...Er ist einfach a little unkonzentriert, you see?“ Normalerweise hatte Kyles Akzent eine merkwürdig beruhigende Wirkung auf Kazuya, aber die blieb diesmal offensichtlich aus. „Ach, macht doch euren Scheiß alleine!“ Mit diesen Worten hatte er seine Gitarre höchst unsanft in die Ecke gefeuert und war wutentbrannt aus dem Übungsraum gestürmt. Kyle und die anderen starrten ihm irritiert nach. Kazuya hatte noch nie eine Probe so einfach abgebrochen - noch nicht mal wegen Shinobu. Dieser hatte wohl inzwischen bemerkt, dass etwas vorgefallen war, denn er blickte verunsichert um sich, suchte ganz eindeutig nach ihrem Bandleader. „Wo ist denn Kazuya hin?“, fragte er zerknirscht und als Masa ihm einen seiner üblichen Eisblicke zuwarf, seufzte er schuldbewusst: „Hab wieder meinen Einsatz verpasst, hhm?“ Kyle nickte zustimmend und Shinobu ließ den Kopf hängen. „Tut mir Leid...“ Kurz sah es so aus, als würde der sonst so fröhliche Sänger in Tränen ausbrechen, dann brach er an Ort und Stelle zusammen. „Shinobu?!“ Mit einem Sprung war Kyle neben ihm und hob das leblose Bündel in seine Arme. Der Australier erhob sich mühelos, selbst mit Shinobus Last auf seinen Armen und als er aufsah, begegnete er Masatos ungewöhnlich besorgtem Blick. „Was hat er denn?“ Auch Fujimaru hatte sich zu ihnen gesellt und strich Shinobu sanft die dicke Strähne gefärbten Haars aus der Stirn. „Hey Jungs, kann ich mal kurz...“ Ace verstummte, als er die vier jungen Männer beieinander stehen sah und zog irritiert die Augenbrauen hoch. „Was wird das denn?“ Noch hatte er Shinobus Zustand nicht erkannt. „Was willst du hier, Ace?“, zischte Masato unfreundlich und der blonde Amerikaner zuckte vor seiner eiskalten Stimme zurück. ‚Na super...‘, dachte Kyle, ‚... some things never change...‘ „Ich wollte... Kazuya...“ Ace riss seine Augen von Masatos los. „Reiko hat mich geschickt.“ Endlich erlaubte Ace sich einen genaueren Blick auf seine Gegenüber und augenblicklich war auch er an Shinobus Seite, betrachtete den Sänger der Hearts voller Sorge. „Was ist passiert?“ „No idea...“ Kyle setzte sich in Bewegung und ging mit Shinobu zum Sofa hinüber, auf dem er ihn vorsichtig ablegte. „Er ist suddenly umgefallen...“ Ace verkniff es sich, Kyle zu berichtigen, er schien nachzudenken. „Hat Kazuya Hilfe geholt?“ Er ging vor dem Bewusstlosen in die Hocke und im nächsten Augenblick hatte Masato ihn zur Seite gestoßen und seine Arme über Shinobu gebreitet, als wolle er ihn beschützen. „Das ist überhaupt nicht nötig...“, setzte er an, doch Kyle unterbrach ihn sanft: „There’s no need, to ...“, er zog die Augenbrauen zusammen und seufzte, „...dass du deine Fähigkeiten einsetzt. He isn’t verletzt...“ Masato zog seine Hände zurück und man sah ihm an, dass es ihm widerstrebte, so gar nichts für seinen Freund tun zu können. Ace blickte ihn kurz von der Seite an und stand dann auf, als wäre nichts gewesen. Er hatte geglaubt, Masato hätte ihm seinen Fehler von vor vielen Jahren endlich verziehen, aber augenscheinlich hatte er sich geirrt. ‚Er wird mir niemals verzeihen. ‘ Als Ace sah, dass er nichts für Shinobu tun konnte, drehte er sich um und ging. „Hey Ace, was...“ Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und Fujimaru verstummte. Der junge Keyboarder richtete sich auf, wandte sich an Masato und öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen. ‚Verschwendete Liebesmüh.‘ Masato knurrte etwas Unverständliches und schon war auch er zur Tür hinaus. „Ob die beiden sich wohl jemals aussprechen werden?“ Fujimaru seufzte und blickte Masato versonnen nach. „I don’t know...“ Kyle klang, als hätte er im Moment andere Probleme und die Tatsache, dass er mehr und mehr in seine Muttersprache verfiel, machte klar, dass er nicht bei der Sache war. „I’ll take Shinobu to my room... ich meine... Ich werde Shinobu in mein Zimmer bringen...“ Fujimaru grinste, als er das besorgte Gesicht des Australiers sah und blickte ihn aufmunternd an: „Keine Sorge, ich wette mit dir, er hat einfach nur die letzten Nächte durchgemacht und ist jetzt vor Erschöpfung zusammen gebrochen... Typisch Shinobu eben." Kyle hob ihren Leadsänger wieder auf seine Arme, ließ sich von Fujimaru die Tür aufhalten und ging mit ihm davon. Fujimaru blickte seinem Bandkollegen verwundert nach. Es passte gar nicht zu Kyle, sich so viele Gedanken zu machen. Sowieso war er in der letzten Zeit viel zu ernst und still gewesen. Aber die Art, wie mühelos Kyle den nicht gerade kleinen Shinobu von Dannen trug, machte Fujimaru beinahe ein wenig eifersüchtig. ‚Wieso kann ich nicht auch so stark sein? ‘ Wenn er an all die Riesen dachte, mit denen er täglich zusammen war: Kyle, Shinobu, Masato, Ace... die Liste ließ sich beliebig fortsetzen. Er und Hayate schienen die einzigen zu sein, denen die Natur einen Streich gespielt hatte. Und da er sowieso gerade über seinen besten Freund nachdachte, was war mit dem in der letzten Zeit los? Hayate war ja schon immer anhänglich gewesen, aber in den letzten Tagen... „Fujimaru?“ Hayates brauner Wuschelkopf lugte um die Ecke und entlockte Fujimaru ein liebevolles Lächeln. „Ja, ich bin hier, was gibt’s denn?“ Nun folgte auch der Rest von Hayates Körper seinem Kopf und er rannte auf Fujimaru zu, flog in dessen Arme. „Ich finde es so stark!“, jubelte er. Fujimaru war für einen Moment unfähig, sich zu bewegen. Er und Hayate hatten sich ja schon oft umarmt, aber... Er schloss seine Arme fest um den warmen Körper Hayates und schloss seine Augen, als Hayate sich an ihn kuschelte. „Was findest du stark?“, überwand sich Fujimaru nach einer Weile zu fragen und Hayate machte sich nicht die Mühe, sich von ihm zu lösen, als er antwortete: „Na, dass ihr jetzt zu uns zieht.“ ‚Was?‘ Fujimaru drückte Hayate soweit von sich, dass er ihm in die Augen sehen konnte. „Wer sagt das?“ „Ouuuhhh....“ Shinobu schlug die Augen auf, sein Blick war mehr oder weniger verschwommen und als er kurz über seinem Gesicht etwas erblickte, das ihn stark an Nudelsuppe erinnerte, zwang er sich zu einem schiefen Grinsen. „Hey Kyle...“ Der Australier half seinem Freund, sich aufzurichten und hielt ihn fest, als er drohte, erneut wegzusacken. „Du bist umgekippt.“ Shinobu riss die Augen auf, um zu überprüfen, ob Kyles besorgte Stimme nicht nur seiner Phantasie entsprang, aber er konnte weiter nur schemenhaft erkennen, was sich direkt vor seiner Nase abspielte. „Ja, sieht ganz so aus...“, gab er sich unbeschwert und als Kyle ihm die Hand auf die Schulter legte, zuckte er überrascht zusammen. „Hey Kyle, kein Grund-...“ – „Was ist los mit dir?“ Shinobu öffnete den Mund und schloss ihn wieder. „Was meinst du?“, fragte er nach einer Weile leise und Kyle lachte kalt auf. „Was ich meine? Ich denke, dass du mir und den anderen etwas verschweigst! Are you ill, Shinobu?“ Shinobu wandte den Blick ab und Kyle wusste, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. „Was ist es?“ – „Nichts!“ – „Oh, of course! It’s nothing...“ Shinobu biss sich auf die Lippen. „Es ist wirklich nichts...“ – „Shinobu!“ Der Angesprochene zuckte unter Kyles wütender Stimme zusammen. „In den letzten drei Monaten warst du mindestens einmal pro week beim Arzt, du redest nicht mehr mit uns, du starrst nur noch stumm vor dich hin, your voice zittert, wenn du singst... und egal, how often you tell me, dass du einfach zu wenig schläfst...“ Kyle brach ab und Shinobu kniff die Augen zusammen. „Wissen die Anderen es auch?“ Seine Stimme war leise und brüchig und Kyle konnte nicht anders, als ihn fest in die Arme zu nehmen. „No... Kazuya ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, Masato gibt sich zu große Mühe, still wütend auf Ace zu sein and Fujimaru ist...‘ne hohle Nuss.“ Shinobu war in Versuchung, laut aufzulachen, aber das Thema war ihm einfach zu ernst. „Was hast du, Shinobu?“ Kyles Stimme war drängend und Shinobu entschloss sich, ihm die Wahrheit zu sagen: „Ich weiß es nicht.“ Kyle drückte seinen Freund an sich, als er begriff, dass dieser tatsächlich nicht wusste, was mit ihm nicht stimmte und Shinobu klammerte sich dankbar an ihn. „Wie du schon gesagt hast... Ich war ständig beim Arzt... bei verschiedenen Ärzten, aber diese Idioten finden einfach nicht raus, wo das Problem liegt.“ Man hörte Shinobu an, wie sehr er unter diesem Umstand litt und Kyle streichelte ihm tröstend über den Rücken. „Aber jetzt sag mal...“ Shinobu machte sich von Kyle los und erkannte erleichtert, dass er ihn endlich wieder klar sehen konnte. „Wie kommt’s, dass ausgerechnet dir das auffällt?“ Es war keineswegs böse gemeint und Kyle lächelte in seiner gewohnt gutmütigen Art: „Ich bin doch nicht blind.“ Aber da war etwas in seinen sonst so sorglosen Augen, dass Shinobu stutzen ließ, er traute sich allerdings nicht, seinen Freund danach zu fragen. „Soll ich dir was zu essen machen?“ Shinobu nickte hektisch und Kyle stand lächelnd vom Bett auf. Und wenn Shinobu in den letzten Atemzügen liegen würde, etwas zu essen würde er immer verlangen. Die Tür zu Kyles Zimmer flog auf und Fujimaru erschien mit einem sichtlich verstörten Hayate. „Wusstest du, dass wir zu den Angels ziehen? – Oh, hi Shinobu, geht’s dir besser?“ Fujimaru setzte sich zu dem dunkelhaarigen Sänger ans Bett, doch dieser starrte ihn und Hayate nur verdutzt an: „Wir ziehen zu den Angels?“ Wie auf Kommando wandten sich alle dem blonden Schlagzeuger zu: „Kyle?“ „Keinen Schimmer.“ Hayate zog die Stirn kraus und sah Fujimaru aus seinen großen braunen Augen an: „Aber Ace hat gesagt, dass Reiko gesagt hat, dass Kazuya gesagt hat, dass ihr zu uns zieht.“ Fujimaru brauchte eine Weile, um den tieferen Sinn in Hayates Worten zu erkennen. Wie hypnotisiert starrte er in die braunen Tiefen vor sich und Hayate musste ihm sanft auf die Nase stupsen, damit er wieder zu sich kam. ‚Like I said... Fujimaru is ‘ne hohle Nuss! ‘ Kyle grinste in sich hinein und er zuckte sichtlich zusammen, als plötzlich Masatos eiskalte Stimme ertönte. „Kazuya hat WAS gesagt?“ Reiko klopfte auf den Tisch, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen, aber erst, als sie nachdrücklich „RUHE!“, geschrien hatte, legte sich der Lärm um sie herum und die vier verbleibenden Mitglieder der Angels blickten sie überrascht an. „Jungs, es bringt überhaupt nichts, sich so aufzuregen. Ich habe die Hearts unter Vertrag genommen, sie werden hier einziehen und damit basta!“ Ace seufzte, als er daran dachte, dass er Masatos unfreundliches Gesicht ab jetzt jeden morgen beim Frühstück sehen würde, sagte aber sonst nichts dazu. Er kannte Reiko lange genug. „Aber du kannst uns doch nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen!“ Auch Ikazuchi kannte Reiko lange genug, aber er schien sich noch an die absurde Hoffnung zu klammern, gegen sie ankommen zu können. Ginga nickte zustimmend, aber genau wie Hisho und Ace blieb er stumm. Er wusste, dass er nichts mehr daran ändern konnte. Und so schlimm war es ja nun wirklich nicht. Die Hearts waren gar nicht mal so übel. Hoffte er. „Ich dachte immer, wir wären für dich mehr, als ... als...“ Ikazuchi suchte nach den richtigen Worten und Reiko musterte ihn scharf. „Du willst doch nur nicht, dass sie zu uns ziehen, weil Kyle dich nicht lustig findet.“, mutmaßte sie und Ikazuchi lief dunkelrot an: „Das stimmt doch gar nicht!“ „Genau!“, warf Ace grinsend ein, „Wir finden ihn schließlich auch nicht lustig und mit uns wohnt er auch friedlich zusammen.“ Wenn Blicke töten könnten - nun ja, dann wäre Ace jetzt tot. Ginga und Hisho lachten leise auf und Hisho legte seinem Freund beruhigend die Hand auf die Schulter: „Reg dich nicht auf... Es ist sowieso schon alles beschlossene Sache.“ Ikazuchi seufzte ergeben und Reiko warf ihm einen aufmunternden Blick zu: „Ich kann verstehen, dass du mit meiner Vorgehensweise nicht ganz einverstanden bist ...“ -ungläubiger Blick von Ace- „...aber ich denke, ihr könnt eine Menge von den Hearts lernen, wenn ihr euch auf sie einlasst. Ich zumindest hatte den Eindruck, dass sie alles recht nette Kerle sind.“ Ace grinste und blickte Reiko neckend an: „Besonders Shinobu, nicht wahr?“ Reiko grinste breit: „Was denkst du denn von mir? Ich bin eine verheiratete Frau!“ Einen Moment war alles friedlich, bis Ginga seiner Chefin einen fragenden Blick zuwarf: „Und wann ziehen sie ein?“ – „Morgen.“ „WAS?!“ Ikazuchi hatte schon immer Probleme damit gehabt, seine Lautstärke zu dämpfen. „Schon morgen?“ Wieder sah es so aus, als habe er vor, Reiko Vorwürfe zu machen, dann ließ er sich kraftlos auf seinen Stuhl zurückfallen und schloss seine Augen. „Die werden hier alles auf den Kopf stellen...“ Die Tür öffnete sich und Hishos jüngere Schwester Tsubasa hüpfte herein. „Wann kommen die Hearts denn endlich?“ Ikazuchi riss die Augen auf und starrte Reiko ungläubig an, die unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. „Sie!“, er deutete mit dem Zeigefinger auf Tsubasa, die ihn verdutzt fragend anblinzelte, „Sie weiß es und wir erfahren erst jetzt davon?!“ Reiko wollte etwas sagen, aber Ikazuchi beugte sich vor und winkte Hishos Schwester zu sich heran, bis sie unmittelbar vor ihm stand. „Meine süße, kleine Tsubasa...“, säuselte er, “… wie lange weiß du denn schon, dass die Hearts bei uns einziehen?“ Tsubasa lächelte den besten Freund ihres Bruders lieb an und dachte kurz nach. „Ungefähr seit einer Woche.“ Reiko stöhnte leise und Ikazuchi schnaubte auf, ohne noch etwas zu sagen. „Äh... Jungs...“ Ace kratzte sich verlegen am Kopf. „Nicht du auch noch!“ Ikazuchi sah aus, als würde er im nächsten Augenblick in Tränen ausbrechen. „Doch.“ Während Ikazuchi sich fragte, ob sich die ganze Welt gegen ihn verschworen habe, flog die Tür erneut auf und Kazuya, Gitarrist und Bandleader der Hearts, stand höchstpersönlich im Raum. „Kazuya!“ Tsubasa flog ihm entgegen und Hisho wären beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen, als Kazuya in die Hocke ging und seine Schwester herzlich umarmte. Er warf Ikazuchi einen verzweifelten Blick zu und dieser nickte stumm, um ihm zu versichern, dass dieses Bild keineswegs seiner Phantasie entsprang. „W-w-was...“ Hisho musste sich räuspern. „Was hat das zu bedeuten?“ Kazuya stand wieder auf und hob Tsubasa in seine Arme, die eifrig damit begann, eine Strähne seines langen roten Haars zu flechten. „Ihre Schule liegt direkt neben unserem Übungsraum... wir haben uns in der letzten Zeit häufiger gesehen.“ Tsubasa nickte abwesend und Kazuya pustete sich die Haare aus der Stirn. Hisho hatte das Gefühl, den Rothaarigen noch nie so entspannt gesehen zu haben. „Sie hat mir übrigens vorgeschlagen, zu euch zu ziehen.“ Hisho klappte der Unterkiefer runter. Seine kleine Schwester war in die Höhle des Löwen gegangen, hatte sein Vertrauen gewonnen und ihn davon überzeugt, sich mit seinen Erzfeinden zusammen zu tun? Augenscheinlich hatte er seine Schwester unterschätzt. „A... aha...“ Die folgende Stille war nicht unbedingt unangenehm, aber sie hielt nicht sonderlich lange an. „Masato, warte doch!“ Das war ganz eindeutig Fujimarus Stimme und aus den polternden Geräuschen im Flur konnte man schließen, dass er und Masato sich recht schnell nähern mussten. Die Tür wurde so heftig – man könnte sagen „aufgetreten“, dass sie beinahe aus den Angeln sprang und dann stand Masato im Raum, wutschnaubend, seine Augen blitzten in Richtung Kazuya. An seinen Ärmeln hingen an der einen Seite Fujimaru, an der anderen Seite Hayate und versuchten, ihn davon abzuhalten, auf seinen Bandleader loszugehen. Dieser blieb auch im Angesicht des Todes überraschend ruhig. „Hy Masa. Wo sind Kyle und Shinobu?“ Wie auf Kommando betraten die beiden den Raum und Ikazuchi stutzte. Irrte er sich, oder hatte der Australier den großen Sänger bis eben noch gestützt? Er kam nicht dazu, noch weiter darüber nachzudenken. „Kazuya, wie KONNTEST du nur?!“ Der Rothaarige blieb vollkommen ruhig, als Masato – trotz Hayates und Fujimarus Gewicht an seinen Seiten – einen weiteren Schritt auf ihn zu machte und ihn drohend anfunkelte. Ace starrte den großen Japaner an und beschloss, dass er sein Frühstück wohl lieber allein einnehmen würde. „Wie konntest du diese Entscheidung über unseren Kopf hinweg treffen?!“ Während Masato Kazuya anbrüllte, beobachtete Ikazuchi, wie Kyle Shinobu sanft zu einem Stuhl bugsierte und ihn darauf nieder drückte. Der Australier blieb reglos neben Shinobus Stuhl stehen und blickte sich im Raum um, ob jemand etwas von seiner Aktion mitbekommen hatte. Seine Augen trafen auf Ikazuchis und der junge Japaner zuckte zusammen, als Kyle ihn beschwörend ansah. Was war denn da bloß los? „Masato...“ Tsubasa löste sich aus Kazuyas Armen und lief zu Masato hinüber, zupfte an seinem Hosenbein und blickte aus großen Augen zu ihm hoch. Hisho hegte für einen Moment die Befürchtung, der wütende Bassist würde sich zu seiner Schwester hinunter beugen und ihr den Kopf abbeißen. „Masato, sei doch nicht böse...“ Die Kleine lächelte arglos und Ace konnte beobachten, wie Masato das sanfteste Lächeln aufsetzte, das er je bei ihm gesehen hatte und sich zu dem Mädchen hinunter beugte, vor ihr auf ein Knie sank. „Und wieso nicht?“ Tsubasa machte ein strenges Gesichtchen. „Weil es langsam Zeit wird, dass die Hearts und die Angels Freunde werden!“ Wie auf Kommando hob Masato den Blick und sah Ace in die Augen. „Hhm... mal sehen...“ Ace durchfuhr ein Schauer, als Masato den Blick abwandte und wieder aufstand. „Hat sonst noch jemand das Bedürfnis, mich anzuschreien?“ Kazuya blickte in die Runde, seine Augen trafen auf Hishos und er lächelte diesem unmerklich zu. „Kyle?“ Der Australier sah seinem besten Freund in die Augen und grinste: „Wie könnte ich? Allein schon die Aussicht auf Ikazuchis jokes verlangt von mir, hier einzuziehen...“ Ikazuchi wollte wütend auffahren, als Tsubasa zu dem blonden Schlagzeuger hinüber lief und ihm in die Arme sprang. So wie es aussah, hatte das Mädchen eine Schwäche für den Australier. „Darf ich dann auch deine Mangas lesen?“, fragte sie und Kyle lachte fröhlich auf: „Ein paar schon... mit den anderen warten wir, bis du älter bist!“ Tsubasa machte ein fragendes Gesicht, als Shinobu den Zeigefinger hob und sie belehrend ansah: „Du musst nämlich wissen, dass der liebe Kyle - Autsch!“ Kyle hatte Shinobu auf die effektivste Weise zum Schweigen gebracht und Tsubasa blickte fragend von einem zum anderen: „Was? Was? Was?“ Doch diesmal schüttelte Shinobu in weiser Voraussicht den Kopf: „Damit sollten wir wirklich warten, bis du älter bist.“ Reiko stand auf und blickte sich zufrieden um: „Kann ich dann davon ausgehen, dass ihr alle einverstanden seid?“ Ikazuchi schmollte zwar noch immer, nickte aber trotzdem mit den anderen. „Na dann...“ Reiko lächelte. „Dann kann ich ja in die Flitterwochen fahren!“ „Echt toll... sie fährt weg und lässt uns hier mit diesen Wahnsinnigen allein...“ Ikazuchi saß mit Hisho im Esszimmer und blickte diesen leidend an. „Wer soll hier wahnsinnig sein?“ Kyle betrat den Raum, grinste breit und warf den Wasserkocher an. „The only insane person I know is you, Ikazuchi!“ Hisho stand auf und verließ den Raum, ehe er Zeuge irgendwelcher unschönen Handlungen wurde. „Auch ’n Tee?“ Ikazuchi war von seinem Stuhl aufgesprungen und trat nun dicht an Kyle heran. „Darf ich dich fragen, warum du hier eingezogen bist, wenn du mich nicht ausstehen kannst?“ Kyle zog die Stirn kraus, drehte sich zu Ikazuchi um und blickte in ein Paar todtraurige braune Augen. ‚Wie kommt er denn da drauf?‘ „Aber Ikazuchi!“ Kyle zog den verdutzten Japaner fest in seine starken Arme. „Ich mag dich doch!“ Kurz war Ikazuchi versucht, sich gegen die Umarmung zu wehren, dann schloss er die Augen und kuschelte sich an den warmen Körper des Älteren. „Echt?“ Kyle lächelte in sich hinein. „Na klar.“ Grade, als Ikazuchi feststellte, dass dieser verrückte Australier verdammt gemütlich war, drängte Kyle ihn sanft von sich und sah ihm fröhlich in die Augen: „Was iss nu - auch ’n Tee?“ Ikazuchi nickte und sah Kyle fasziniert beim Teekochen zu. Sie standen friedlich beieinander und Ikazuchi merkte nicht, dass er dem Australier immer dichter auf die Pelle rückte, aber Kyle merkte es sehr wohl. ‚Iss ja tierisch anhänglich, der Kleine.‘ Da der Australier noch nie etwas gegen körperliche Nähe gehabt hatte und sein Bedarf an Kuscheleien bei den Hearts nicht gerade gedeckt wurde, legte er seinen Arm um Ikazuchi und drückte diesen sanft an sich. Ikazuchi, seines Zeichens der Berührungsbedürftigste der Angels ließ es zufrieden zu. Erst das kochende Wasser beendete die Idylle und Kyle drängte den Kleineren sanft von sich, um den Tee aufzugießen. Als er sich mit der Kanne bewaffnete, um damit auf sein Zimmer zu verschwinden, blickte ihn Ikazuchi aus fragenden braunen Augen an. „Na klar kannst du mitkommen...“, beantwortete der Schlagzeuger die stumme Frage und Ikazuchi folgte ihm begeistert auf sein Zimmer. Ginga war grade auf dem Weg zum Kendotraining, als die beiden ihm im Flur über den Weg liefen und er konnte sich ein überraschtes Kopfschütteln nicht verkneifen. ‚Fehlt nur noch, dass Masato Ace zu einem Eis einlädt.‘ Nachdenklich setzte Ginga seinen Weg fort und stellte fest, dass die Woche, in der die Hearts nun schon bei ihnen wohnten, alles in allem recht friedlich verlaufen war. Ace und Masato gingen sich zwar nach wie vor aus dem Weg, aber allein die Tatsache, dass bisher noch beide am Leben waren, ließ hoffen. Im Gegensatz zu den zwei Streithammeln verbrachten die beiden Kleinen jede freie Sekunde zusammen und langsam begriff sogar Ginga, was Kyle meinte, wenn er Fujimaru als hohle Nuss bezeichnete – was er die Woche über sehr häufig getan hatte. Es war aber auch zu offensichtlich, wenn Hayate seinem Freund beinahe auf den Schoß krabbelte, wenn sie gemeinsam fern sahen und Fujimaru verzweifelt darum bemüht war, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er die Nähe des Kleinen genoss. ‚Die zwei sind wirklich niedlich zusammen...‘, sinnierte Ginga und wunderte sich ein wenig darüber, dass der Gedanke ihn kein bisschen störte. Der Junge Kampfsportler war derartig in seine Überlegungen vertieft, dass er nicht mehr darauf achtete, wo er hinlief und schließlich mit dem Gesicht in etwas landete, dass er beim besten Willen nicht identifizieren konnte. Nachdem er aber einen Schritt rückwärts getan hatte, entpuppte sich das Mysterium als Shinobus Brust. Der große Sänger hatte an einer Wand gelehnt und den Kopf in den Nacken gelegt, nachdem er wiedereinmal einen seiner ominösen Schwindelanfälle bekommen hatte, nun aber ging es ihm besser und so grinste er Ginga breit an, der mit einem hastig gemurmelten „Gomen“ die Flucht ergreifen wollte. „So sehr in Gedanken?“, fragte er neckisch und hielt Ginga am Arm fest, der augenblicklich das Gefühl hatte, dieser gehöre nicht mehr zu seinem Körper. Da war etwas in den dunklen Augen des Älteren, das ihn furchtbar nervös machte. „Ich... ich - ja...“, nuschelte Ginga und Shinobu zog die Augenbraue hoch. ‚Er wird doch wohl nicht schüchtern sein – doch nicht bei mir! ‘ „Kann ich mit zu deinem Training kommen?“, fragte er, um den Langhaarigen aus der Reserve zu locken und fügte hinzu: „Mir ist langweilig.“ Ginga konnte nur nicken und daraufhin hakte Shinobu sich bei ihm ein und fing an zu quasseln. Darüber, wie wohl er sich in der neuen Umgebung fühle, wie gut das Essen von Hishos Mutter schmecke, wie schön das Wetter heute sei und so weiter und so fort. Er hielt höchstens die Klappe, wenn Ginga ein zustimmendes Wort anbrachte, ansonsten kam der schweigsame Junge kaum zu Wort. Und er genoss es. „Nett hast du es dir hier gemacht...“ Ikazuchi lag auf Kyles Bett und blickte verträumt an die Decke. Der Australier hatte ihm verschwiegen, dass er seinen Tee am liebsten mit einem starken Schuss Rum trank und nun war der junge Japaner ein wenig angeheitert. Kyle war dieser Zustand keineswegs entgangen, aber es störte ihn nicht weiter. Ikazuchi gehörte zu der Sorte Mensch, die im angetrunkenen Zustand sehr ruhig und schmusig wurden und damit hatte er weit weniger Probleme, als wenn der Junge aufgekratzt und albern kichernd durchs Zimmer springen würde. Ikazuchi kuschelte sich tiefer in die Kissen, rollte sich auf die Seite und wurde mit Kyle konfrontiert, der neben ihm saß und seine neueste Errungenschaft in Sachen Manga begutachtete. Da er Kyle ja schließlich schlecht aus seinem eigenen Bett vertreiben konnte, bettete er kurzerhand seinen Kopf auf dessen Schoß und schloss dann zufrieden seufzend die Augen. Kyle zuckte lediglich einmal mit der Augenbraue und machte sich klar, dass er sich das selbst eingebrockt hatte. ‚Hätte ihm ja keinen Rum einflößen müssen. ‘ Er streichelte Ikazuchi abwesend durch die Haare und vertiefte sich in seinen Manga. Der Jüngere war bereits eingeschlafen, als sich nach einer Weile die Tür öffnete und Kazuya den Raum betrat. „Kyle, kann ich...“ Der Rothaarige verstummte und starrte aus großen Augen auf die Szenerie, die sich ihm bot. ‚Was... wieso...?‘ „Äh... Kyle?“ Endlich hob der Angesprochene den Blick und grinste, als er das entsetzte Gesicht seines besten Freundes sah. „It isn’t what it looks like... Er ist nur meine Art des Teetrinkens nicht gewöhnt.“ Kazuya grinste nun ebenfalls. „Niemand ist deine Art des Teetrinkens gewöhnt.“ Ikazuchi schnuffelte leise und kuschelte sich noch ein wenig enger an den Schlagzeuger. „Ich wusste gar nicht, dass ihr euch so gut versteht...“, merkte Kazuya lächelnd an und der Blonde grinste nur noch breiter: „Me neither. Was wolltest du denn jetzt eigentlich von mir?“ Kurz musste Kazuya selbst überlegen, dann erhellte sein Gesicht ein fröhliches Lächeln, das Kyle nicht allzu oft zu sehen bekam. „Ich wollte dich fragen, ob du dich hier wohl fühlst... ich naja... Immerhin kam meine Entscheidung etwas überstürzt... Ich hätte zumindest mit dir vorher darüber reden sollen.“ Der Australier lächelte seinen Freund versöhnlich an: „Mach dir darüber keine Gedanken... Ich verstehe dich besser, als du denkst.“ Noch einmal lächelten sich die Freunde zu, dann ließ der Gitarrist Kyle und Ikazuchi allein. ‚Ich verstehe dich sogar viel besser, als du denkst...‘ Kyles Gesicht wurde für einen Augenblick traurig, dann konzentrierte er sich wieder mit aller Macht auf seinen Manga, konnte die düsteren Gedanken, die ihm im Hinterkopf herum schwirrten, allerdings kaum unterdrücken. „Weißt du, was mit Kyle los ist?“ Masato hielt in seinem Spiel inne und blickte Fujimaru ruhig an. „Was meinst du?“ Der junge Keyboarder zuckte mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht... er ist so... komisch...“ Masato seufzte und widmete sich dann wieder seiner Bassgitarre. Wenn der Kleine so anfing, sollte er ihn am besten ignorieren. Abwesend spielte er auf seinem Instrument und bemerkte nicht einmal, dass Fujimaru ihn noch immer ansah. ‚Wieso redet er eigentlich nie mehr als ein oder zwei Worte auf einmal? Fällt ihm das so schwer, oder will er einfach nur nicht mit uns reden? Ich verstehe diesen Kerl nicht. Außerdem will ich wissen, was mit Kyle los ist! ‘ Da Masato allerdings keine Anstalten machte, allzu bald doch noch mit ihm zu reden, spielte auch Fujimaru nach einer Weile wieder auf seinem Keyboard und vergaß alles um sich herum. Er hatte sich seine Kopfhörer aufgesetzt, um den großen Bassisten nicht zu stören und spielte nun mit geschlossenen Augen. So bemerkte er natürlich nicht, wie nach einer Weile Hayate den Raum betrat. Alles, was diesem bei seinem Eintreten begegnete, war ein mürrisch dreinblickender Masa. Der Kleine ließ sich davon nicht einschüchtern, setzte sich auf das Sofa in der Ecke und richtete seine großen braunen Augen dann auf seinen Freund, um ihn zu beobachten. Er liebte es, Fujimaru beim Spielen zuzusehen und es störte ihn auch nicht, dass er ihn nicht hören konnte. Von Zeit zu Zeit richtete Masato seinen Blick auf den Jungen und seine sonst so kalten Augen nahmen einen warmen Glanz an. Hayate erinnerte ihn an sich selbst in dem Alter. Auch er hatte für einen Freund geschwärmt und dieser Freund war für ihn seine ganze Welt gewesen. „Ace...“ Der Angesprochene zuckte zusammen und hob abwehrend die Hände. „Entschuldige, ich wusste nicht, dass ihr hier übt...“ Und schon war er wieder gegangen. Masato seufzte. Er wusste, dass es albern war, noch immer an seinem Groll gegenüber dem Amerikaner festzuhalten. Aber dann dachte er daran, dass allein Ace daran schuld war, dass an diesem einen Nachmittag vor vielen Jahren seine ganze Welt zusammengebrochen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)