Slytherins Erben von Mad_Redhaired_Goblin (Voldemort ist nicht der letzte Erbe..) ================================================================================ Kapitel 17: Ein Unglück kommt selten allein ------------------------------------------- May und Draco schwiegen sich noch immer gegenseitig an, als die schwarze Kutsche vor den Hogwartsländereien anhielt. Die Pferde schnaubten leise und hinterließen kleine Nebelwölkchen in der kühlen Morgenluft. Draco erhob sich von seinem Platz und öffnete die Türe um hinaus zu treten. Mit der einen Hand hielt der die Türe fest um zu verhindern dass sie wieder zufiel und die andere streckte er May entgegen um ihr aus der Kutsche zu helfen. Er dachte sich nichts großartiges dabei, denn es war einfach ein Verhalten, was ihm schon von Klein auf beigebracht worden war. „Danke“, murmelte May leise und strich sich mit der flachen Hand über die Sachen und folgte Draco dann schweigend auf die Ländereien. Es war irgendwie ein bedrückendes Gefühl das Schloss zu vor sich zu sehen dass sich aus dem leichten Nebel erhob, zu wissen dass man nun wieder vergessen musste was man erst vor wenigen Stunden erfahren hatte und dass man nun wieder in alte Verhaltensmuster fallen musste. Kurz vor der Türe beschleunigte Draco noch einmal seine Schritte um auch hier wieder die Türe zu öffnen damit May ohne weiteres eintreten konnte. Die beiden Schüler standen nun in der großen Eingangshalle des Schlosses in der schon reges Schülertreiben herrschte. Das Frühstück stand unmittelbar bevor und viele wollten wohl nicht zu spät zu diesem kommen. Draco steckte seine Hände in seine Hosentasche und wandte sich May zu. „Das war´s jetzt wohl“, meinte er ruhig und ließ seinen Blick dann wieder über die Schülerköpfe wandern. Leicht nickte May mit dem Kopf. „Es scheint wohl so zu sein“, murmelte sie leise und sah für einen Augenblick zu Boden, ehe sie wieder Draco ansah. „Aber nicht, wenn wir es nicht zulassen Draco. Wir hatten doch vieles geklärt... Ich weiß es wird nicht einfach, aber wenn wir wollen können wir es schaffen.“ May wollte einfach nicht so auseinander gehen, als hätte es das Gespräch an diesem Morgen niemals gegeben. Sie hatte ihm so vieles zu verdanken und sie konnte und wollte einfach nicht so weitermachen wie noch an den Tagen zuvor. Draco sah May mit einem unergründlichen Blick an. *Die Welt steht still*, ging es Draco durch den Kopf, der alles um sich herum ignoriert und nur noch May gesehen hatte ohne dass es ihm bewusst gewesen war. Ein leises Lächeln legte sich auf seine Lippen und langsam ging er einen Schritt auf May zu. Vorsichtig hob er seine Hand und es schien fast so als wollte er May damit berühren doch kurz vor ihrer Wange ließ er sie wieder sinken. „Die Zeit wird's zeigen“, sprach er leise, drehte sich weg und verschwand zwischen der immer größer werdenden Schülermenge. Seufzend sah May ihm nach und ließ dann den Kopf ein wenig sinken. Sie hatte irgendwie gehofft dass sie auf eine gemeinsame Lösung kommen würden, aber es war wohl noch nicht an der Zeit dafür. Leicht schüttelte sie ihren Kopf und machte sich auf den Weg in ihren Hausturm um sich andere Sachen anzuziehen, bevor noch neugierige Fragen kommen würden. Harrys Hand ballte sich an seiner Seite zu einer Faust. „Das darf ja wohl nicht wahr sein“, kam es zwischen zusammengepressten Lippen leise von ihm. Die Szene die sich ihm da eben vor seinen Augen abgespielt hatte konnte er einfach nicht glauben. Er schüttelte seinen Kopf, doch das Bild blieb hartnäckig vor seinem geistigen Auge stehen. Wie konnte sich May nur mit Malfoy abgeben und warum hatte sie dann auch noch seine Sachen an? Was war nur auf dem Empfang zwischen den beiden gelaufen? Harry wusste dass sich May und Draco einst gut verstanden hatten, ehe er in ihr Leben getreten war und immer hatte er Angst gehabt er könnte sie eines Tages doch an Draco verlieren. Die Angst war immer da gewesen und sie war nicht gerade kleiner geworden als er ebenfalls erfahren hatte mit wem er zusammen war, welches Erbe sie bei ihrer Geburt mitbekommen hatte. Es wäre kein Wunder würde sie sich zu den Menschen hingezogen fühlen, welche die Gedanken ihrer Vorfahren weiterlebten, danach handelten. Ron warf Harry einen Seitenblick zu und zog dabei leicht die Augenbrauen nach oben. „Du glaubst doch jetzt nicht etwa, dass das irgendwas zu bedeuten hat oder?“, fragte er vorsichtig nach, denn so wie Harry gerade aussah, war ihm alles zu zutrauen. „Nach was sah es denn sonst aus Ron?“, mischte sich jetzt auch noch Hermine ein, die gerade eben die paar Stufen heraufkam. „Ich meine deutlicher geht's ja wohl nicht mehr.“ Hermine schüttelte ihren Kopf, so dass ihre Locken munter hin und her wippten. „Ach weil du dich da ja auch so gut auskennst.“ „Wohl besser als du wenn ich dich an unser 4tes Jahr erinnern darf.“ Hermine warf sich ein paar Locken hinter die Schulter und sah Ron herausfordernd an, der nur genervt die Augen verdrehte. Warum musste sie ihm das auch immer und immer wieder unter die Nase reiben. Ausgerechnet Krumm. Sie hätte jeden haben können, aber nein sie nahm ausgerechnet diesen Krumm. Ron steckte seine Hände in seinen Umhang und zuckte mit den Schultern. Wenn sie unbedingt meinte, dann sollte sie doch der Meinung sein, er war da anderer Meinung. Sicherlich gab es eine ganz simple Lösung für Mays Auftreten und vielleicht sollte man ihr erst einmal eine Chance geben es zu erklären bevor man sie verurteilte. „Lasst uns essen gehen“, kam es mit kühler Stimme von Harry, dessen Gesicht fast schon versteinert wirkte. Nein es passte ihm gar nicht was er eben gesehen hatte und noch weniger beruhigten ihn Hermines Worte. Hermine war ein Mädchen, ebenso wie May und wenn Hermine schon sagte dass etwas dahinter steckte, dann war sicherlich auch was wahres daran. Immerhin war Hermine diejenige die von ihnen am klügsten war. Ohne auch nur auf ein Wort seiner Freunde zu warten ging Harry die Große Treppe nach unten und bog dann in den Gang ein der zur Großen Halle führte. „Spitze hast du das hin bekommen“, raunte Ron Hermine von der Seite an und folgte seinem Freund die Treppe nach unten. „Ja wenn es doch aber auch so ist?“, beschwerte sich Hermine und ging neben Ron her. „Und woher willst du das wissen?“ „Ich meine sie hatte doch seine Sachen an und außerdem wirkten sie sehr vertraut.“ „Toll und nur deswegen glaubst du dass die was hatten? Schon vergessen dass sie einmal gut befreundet waren?“ Ron schüttelte leicht seinen Kopf über Hermines Äußerungen. Als ob alles so einfach so wäre wie sie es sich immer vorstellte. „Ja aber das erklärt noch immer nicht warum sie seine Sachen an hat“, kam es trotzig von Hermine die sich fragte warum Ron so hinter May stand und eigentlich somit ja auch hinter Draco. Hatte er schon wieder vergessen was Draco ihnen schon alles angetan hatte? „Vielleicht ist ihr mit dem Kleid etwas passiert oder es war zu kalt draußen oder ach was weiß ich. Es gibt so vieles was hätte sein können und was ein Grund dafür wäre, aber nein Madame verurteilt ja lieber gleich“, grummelte Ron und ließ sich dann auf seinen Platz fallen. Nein er hatte jetzt keine große Lust mit Hermine darüber zu diskutieren aus welchem Gründen man ein Kleid gegen Hosen austauschte. May hatte sich in ihrem Turm umgezogen und hatte nun ihre Hogwartsuniform an. Den grauen Faltenrock, das weiße Hemd, die gelb/schwarz gestreifte Krawatte und den dunkelgrauen Pullover mit dem Hufflepuffwappen darauf. Eben das was sie immer trug wenn sie dem Schulalltag hinterher ging. Sie freute sich Harry wiederzusehen, auch wenn sie noch nicht wusste wie sie ihm erklären sollte was sich in Malfoy Manor zugetragen hatte. Sie verstand es ja selbst noch immer nicht so genau. Es war ihr auch klar dass sie ihm nicht alles erzählen durfte, geschweige denn konnte. Wie auch sollte sie ihm erklären können was sich zwischen ihr und Draco zugetragen hatte? Dass er es gewesen war der ihr geholfen hatte und der dafür gesorgt hatte dass ihrer Tochter kein Leid geschehen würde. May wusste jetzt schon dass es Harry nicht verstehen würde, zu tief saß dafür der Hass auf Draco in ihm. Ein wenig konnte es May sogar verstehen, denn immerhin dauerte der Streit zwischen Harry und Draco schon seit ihrem ersten Jahr hier in Hogwarts an. Aber im Endeffekt trugen sie einen Streit aus der gar nicht der ihrige war. Beide Parteien waren geblendet von dem was ihnen erzählt worden war. Sie waren schon mit Vorurteilen aufeinander zugegangen, noch ehe sie überhaupt ein Wort miteinander gewechselt hatten. Sicherlich wollte sie Draco nicht in Schutz nehmen, genauso wenig wie Harry. Beide hatten sich selbst zuzuschreiben was sie in den letzten Jahren einander angetan hatten. Sie waren genauso Opfer ihrer Gesellschaft wie jeder andere es auch war. May betrat die Halle und ließ ihren Blick über die Köpfe der Schüler schweifen, von denen einige bereits ihre Köpfe zusammengesteckt hatten. Es war May klar gewesen dass es nicht ungesehen geblieben war dass sie nicht ihre Sachen getragen hatte und in Hogwarts verbreiteten sich solche Gerüchte wie ein Lauffeuer. Oft war es so, dass innerhalb weniger Minuten die ganze Schule über etwas informiert war und man musste wirklich aufpassen wem man was erzählte wenn man etwas geheim halten wollte. Doch davon wollte sich May nun nicht aufhalten lassen, sie hatte entdeckt nach was sie gesucht hatte. Mit ruhigen Schritten ging sie auf den Gryffindortisch zu und blieb hinter Harry und Ron stehen. „Guten Morgen“, sprach sie freundlich und lächelte ihre Freunde an. Sie freute sich sie wiederzusehen und der Abend wäre sicherlich anders verlaufen wären sie bei ihr gewesen. „Alles in Ordnung bei euch?“ Mit fragendem Blick sah sie von einem zum anderen und wurde nun doch ein wenig unruhig. Irgendetwas stimmte hier doch nicht. „Habt ihr schon den neusten Tagespropheten gelesen?“, kam es ruhig von Harry der sich weiter seinem Frühstück widmete. „Das Quidditchspiel der Kenmare Kestrels und der Chudley Cannons war ja äußert knapp gewesen.“ Er sah von Ron zu Hermine und nahm dann seinen Becher und trank einen Schluck. „Oh ja, aber viel interessanter fand ich den Artikel von Edward Burlington über den Missbrauch von Lysianthusblätter“, kam es ruhig von Hermine die sich ein frisches Brötchen aus einem der Körbe nahm und dann nach dem Honig langte. „Hermine warum hab ich mir das jetzt gedacht?“, lachte Harry und schnappte sich dann den Honig bevor ihn Hermine ihn zu fassen bekam. „Du hast dich ja noch nie großartig für Quidditch interessiert, ganz im Gegensatz zu Ron. Oder Ron?“ Harry warf seinem besten Freund einen Seitenblick zu, doch dieser starrte einfach nur schweigend auf seinen Teller. Er fand nicht korrekt was Harry und Hermine dort abzogen und er hatte keine Lust sich da in etwas hineinziehen zu lassen. Wenn sie meinten sich verhalten zu müssen wie zwei 12-jährige dann sollten sie das tun, aber er würde bei dem Spielchen nicht mitmachen. Mays Lächeln erstarb langsam und ihr Blick wurde traurig. „Ok ich hab schon verstanden“, sprach sie leise und drehte sich dann langsam um, um zu ihrem Platz an ihrem Haustisch zu gehen. Ja sie hatte verstanden was Hermine und Harry getan hatten und es tat weh. Sie hatte gehofft mit ihnen reden zu können, darüber was gestern geschehen war und darüber wie man sich nun verhalten sollte, aber anscheinend wollten sie nicht mit ihr reden. Ron knallte seinen Becher auf den Tisch, so dass der Kürbissaft über den Rand schwappte. „Musste das jetzt sein?“, kam es sauer von ihm und er sah Harry und Hermine an. „Was sollte das eben eigentlich? Ein Slytherin hätte mehr Anstand gezeigt als ihr Beide!“ Ja Ron war wütend und das, wie er fand, auch zurecht. Sicherlich hätte sie ihnen erklärt was es mit der Kleidung auf sich hatte, hätten sie ihr eine Chance, aber ob sie es jetzt noch immer tun würde war fraglich. „Ron jetzt übertreibe doch bitte nicht“, kam es von Hermine die beide Augenbrauen nach oben gezogen hatte. „Ich übertreibe? Was habt ihr gerade gemacht? Sie kam an und wollte mit uns reden und ihr habt sie behandelt als wäre sie nicht da. War das eben besser?“ Ron schüttelte seinen Kopf und er konnte immer noch nicht so ganz glauben was seine beiden Freunde so eben getan hatten. „Ron du musst doch verstehen dass sie Harry weh getan hat und...“ „Ach und dann ist es deine Aufgabe ihn zu retten? Meinst du nicht dass er alt genug ist um das selbst zu machen? Was mischst du dich da überhaupt ein?“ Rons Augen funkelten wütend. Hermine meinte immer und überall Harry beschützen zu müssen und hing ständig an seinem Rockzipfel. Fehlte nur noch dass sie ihm sagte was er zu tun oder zu lassen hatte. „Ich mische mich überhaupt nicht ein!“ „Doch das tust du!“ „Tue ich nicht. Du bildest dir das nur ein!“ „Im Gegensatz zu dir bilde ich mir überhaupt nichts ein.“ „Hört auf zu streiten“, kam es plötzlich von Harry der sich nicht weiter anhören wollte wie sich Ron und Hermine ein Wortgefecht lieferten. Ron hatte ja Recht. Er hatte sich mies verhalten und das hatte May nicht verdient. Sie hatte ihm nie einen Grund gegeben ihr nicht zu vertrauen, also warum sollte es jetzt anders sein? Hätte sie es wollen, dann hätte sie es so getan, dass es niemand mitbekommen würde und dazu gehörte sicherlich nicht in seinen Sachen in Hogwarts aufzutauchen. „Ron hat Recht... Es war mies von uns.“ Es kam selten vor dass Harry Ron Recht gab, aber hier blieb ihm auch überhaupt gar nichts anderes übrig. Er selbst hatte sich mies gefühlt als er die ersten Worte gesprochen hatte kurz nachdem May sie angesprochen hatte, aber da hatte er schon begonnen und sein falscher Stolz hatte es ihm verboten wieder damit aufzuhören. Hermine sah Harry an und schnappte erst einmal nach Luft. „Wie bitte?!“, kam es mit höherer Stimme als sonst von ihr und es schien fast so, als hätte sie Harry nicht so recht verstanden oder sie wollte ihn einfach nicht verstehen. „Du gibst Ihm Recht? Ihm, dem ein Fehler nach dem anderen passiert?“ Hermine rollte mit den Augen und strich sich wirsch eine Strähne aus dem Gesicht. „Was soll das jetzt bitte schon wieder heißen?“ „Du hast mich genau verstanden Ron.“ „Willst du mich etwa als Trottel hinstellen?“ „Vielleicht?“ Harry schlug die Hände über dem Kopf zusammen und legte sein Messer etwas lauter auf den Tisch. „Haltet die Klappe!“, entfuhr es ihm so laut, dass sich schon ein paar seiner Mitschüler zu ihnen umdrehten, kurz schauten und dann die Köpfe zusammensteckten. Es war immer wieder ein geeignetes Gesprächsthema wenn es Streit bei den Dreien gab, die sonst meist ein Herz und eine Seele waren. „Ihr beide seid schlimmer als ein altes Ehepaar.“ Harry nahm seine Brille ab, putzte sie an seinem Umhang und setzte sie dann wieder auf. „Du bist auch nicht fehlerlos Hermine“, sprach Harry ruhig weiter und ehe Hermine auch nur zum widersprechen ansetzen konnte, sprach er auch schon weiter. „Genauso wenig wie Ron oder ich es sind. Es war nicht korrekt eben so zu handeln, nur aufgrund eines Indiz das wir nicht einmal genau beurteilen können. Es fehlen uns einfach viel zu viele Informationen dafür und für die gibt es genau 2 Personen die sie uns sagen können – Draco und May. Da ich aber nicht glaube dass auch nur einer von euch sich näher mit Draco befassen möchte, bleibt nur noch May übrig und ich glaube mit ihr haben wir es uns eben ganz schön verscherzt. Mich würde es nicht wundern, würde sie uns, und wohl ganz besonders mir, für längere Zeit aus dem Weg gehen. Der einzige der sich eben angemessen verhalten hat ist Ron und du weißt es ebenfalls Hermine, auch wenn du jetzt auf stur schaltest.“ Harry sah seine Freunde an und seufzte leise auf. Es würde ihn ein gutes Stück Arbeit kosten und noch mehr einer glaubwürdigen Entschuldigung. Er kannte May und er wusste dass sie nicht unbedingt nachtragend war, aber mit der Aktion eben hatte er sie sicherlich sehr verletzt. Ein einfaches 'Entschuldigung' würde hier wohl nicht ausreichen, da musste er schon mit mehr ankommen. Nur mit was? Das war wohl das größte Problem das Harry gerade hatte. Das und das, dass er nicht wusste wie er jetzt auf sie zugehen sollte. Hermine sah Harry mit offenem Mund an und wusste erstmal gar nicht was sie nun sagen sollte. So hatte sie Harry noch nie erlebt gehabt. Noch nie hatte er so deutlich an ihr herum kritisiert wie jetzt eben und das nur, wegen May die er gerade mal etwas mehr als ein Jahr kannte. So schnell vergaß er also die letzten 5 Jahre in denen sie zusammen viel erlebt hatten und so einiges zusammen durchgemacht hatten. „Wenn du meinst“, kam es kühl von ihr, bevor sie sich ihre Bücher schnappte und vom Tisch aufstand und aus der Großen Halle rauschte. „Weiber“, murmelte Ron leise und schüttelte seinen Kopf. Warum waren sie eigentlich so kompliziert? Welcher Mann sollte denn da durchblicken? Mal sagten sie 'Ja' obwohl sie 'Nein' meinten, das nächste Mal fragten sie einen nach der Meinung und wollen sie eigentlich gar nicht wissen, mal wollten sie die Wahrheit hören und das nächste Mal lieber eine Lüge. Es war jedes mal ein reines Glücksspiel. Entweder man reagierte richtig oder aber sie waren sauer auf einen. „Harry? Wie hältst du das eigentlich nur aus?“, fragte er seinen besten Freund leise und sah ihn von der Seite her an. „Was meinst du genau?“ „Na mit May. Ich meine May ist doch auch ein Mädchen so wie Hermine auch. Ist May genauso stressig?“ Harry sah seinen besten Freund an und ein leises Lächeln huschte über seine Lippen. „Nein eigentlich ist sie das nicht“, sprach er ruhig und in seine Augen trat ein Glänzen. „Sie ist zwar auch nicht immer einfach, aber so schwierig ist sie dann doch auch wieder nicht.“ Ja er kam mit May wesentlich besser zurecht als mit Hermine. Vielleicht war es auch Mays Unkompliziertheit gewesen die ihn damals so fasziniert hatte, ihre Art auf jeden ohne Vorurteile zu zugehen und sich zuerst eine eigene Meinung zu bilden und nicht auf das Geschwätz der anderen zu hören. Das Lächeln das immer ihr Gesicht zierte, die glänzenden blauen Augen die ihn an einen klaren Gebirgssee erinnerten, das helle Lachen das einen einfach mitriss, ihre langen Haare die wie schwarzes Gold in der Sonne glänzte... Ja er war in ihren Bann gezogen worden in dem Moment an welchem er sie zum ersten Male mit offenen Augen betrachtet hatte und niemals hätte er gewagt zu hoffen dass sie sich für ihn entscheiden könnte. Es hatte alles so wunderschön angefangen, so wie es in den Märchen immer gewesen war die Tante Petunia Dudley vorgelesen hatte. Doch ihre Geschichte war leider nicht so gut verlaufen wie die aus den Büchern. Es war nicht einfacher geworden, sondern es war mit jedem Tag komplizierter geworden. Zuerst die Schwierigkeit mit dem Kind, dann die Schwierigkeit mit ihrem Erbe. Manchmal fragte sich Harry ob es jemals ein Ende finden würde oder ob es nur ein kleiner Vorgeschmack war von dem was noch alles auf sie zukommen würde. „Ich erwische immer die falschen“, seufzte Ron, ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken und verpasste nur knapp die Schüssel mit Pudding die neben seinem Teller auf dem Tisch stand. Das wäre wohl das Letzte gewesen, das Ron an diesem Morgen gebrauchen konnte. Sein Gesichtsabdruck im Pudding und dem Gerede der Mitschüler. „Warum redest du nicht einfach mir ihr?“ „Mit wem? Mit May?“ „Nein mit Hermine!“ „Ach so... Hmm... Ich weiß nicht so recht.“ Ron hatte seinen Kopf von der Tischplatte genommen und fuhr sich mit den Fingern durch die feuerroten Haare. Es hörte sich so einfach an wenn es Harry sagte, aber so einfach war es dann doch auch wieder nicht. Harry sollte doch am besten wissen wie das Verhältnis zwischen ihm und Hermine war und dass die Gegensätze wohl kaum größer sein könnten. Sie war so klug und er kam sich immer so dumm vor wenn sie in seiner Gegenwart war. Er hatte immer das Gefühl so gar nichts zu können. Es gab nichts worin er wirklich gut war. „Wie lange willst du es noch verheimlichen? Ich meine wie viel Jahre ist es jetzt schon so? 2 Jahre oder doch schon 3?“ „Es sind beinahe schon 4 Jahre wenn du's genau wissen willst.“ „Also, dann wäre es doch mal an der Zeit es ihr zu sagen. Meinst du nicht Ron?“ „Du sagst das so einfach Harry. Die lacht mich doch aus wenn ich es ihr sage. Die hält mich doch dann erst recht für einen Volltrottel.“ Wieder ließ Ron seinen Kopf auf den Tisch sinken, doch dieses mal hatte er weniger Glück und erwischte einen Löffel, welcher in die Luft schoss, über den halben Tisch flog und in Nevilles Tasse flog und sich deren Inhalt quer über Nevilles Umhang verteilte. Mit einem etwas dümmlichen und verwirrten Gesicht blickte Neville zu Ron, dem das Ganze einfach nur noch peinlich war. „Sorry Neville“, murmelte er entschuldigend und sein Gesicht war kaum mehr von seinen Haaren zu unterscheiden. „Siehst du Harry? Ich bin einfach unfähig.“ Ron seufzte und schob seinen Teller von sich weg, schnappte seine Tasche und erhob sich von der Bank. „Ich geh glaub lieber schon mal vor, bevor ich hier noch mehr Chaos veranstalte.“ Harry sah seinem Freund nach und zuckte dann leicht mit den Schultern. Ron machte sich einfach schlechter als er war. Er brauchte nur endlich mal ein wenig mehr Selbstvertrauen und schon würde die Sache funktionieren. Aber wenn er sich weiter einredete dass er ein Versager war, dann würde sich niemals etwas ändern. Aber eigentlich hatte Harry auch im Moment gar nicht so das Verlangen danach sich mit den Problemen seines besten Freundes auseinander zu setzen, denn er hatte gerade genug eigene Probleme. Noch immer war ihm nichts eingefallen, wie er sich bei May entschuldigen konnte. Er hatte einen riesen Fehler begangen und den wieder gut zu machen, würde ihn einiges an Mühen kosten. Sie hatte versucht mit ihnen zu reden und er hatte sie ignoriert. Schlimmer konnte man es gar nicht machen. Sicherlich war auf der Party gestern etwas vorgefallen oder sie hatte irgendwelche Informationen erfahren, aber jetzt konnten sie wohl lange darauf warten dass sie ihnen diese erzählte und wer war Schuld daran? Natürlich er selbst. *Das ist doch zum aus der Haut fahren*, schoss es Harry durch den Kopf, welcher das Messer neben seinen Teller legte, mit dem er eben noch den Honig auf sein Brot geschmiert hatte. Leicht drehte er seinen Kopf nach hinten und suchte in der Menge der Schüler nach May, doch ertappte er sich recht schnell dabei, dass er eher zum Slytherintisch blickte, als zum Hufflepufftisch. *Da war nichts Harry. Rede dir das nicht ständig ein*, sprach er auf sich ein und drehte seinen Kopf wieder zurück. Mit einer Hand schnappte er sich sein geschmiertes Brot und mit der anderen seine Büchertasche, die er unter die Sitzbank geschoben hatte. Vielleicht kam ihm ja am See eine Idee. Zwar hatte er vorgehabt zu lernen, aber dafür hatte er jetzt so oder so keine Nerven. Die Freude die May vorher noch verspürt hatte Harry wieder zu sehen, war beinahe vollkommen verflogen. Sie fragte sich, was in ihn gefahren war, dass er so reagiert hatte. Hatte er etwa mitbekommen wie sie und Draco zurück nach Hogwarts gekommen waren? Hatte er da irgendetwas falsch verstanden? Es musste einfach so gewesen sein, denn anders konnte sich May Harrys Reaktion nicht anders erklären. Aber selbst wenn er es gesehen hatte und selbst wenn er es falsch verstanden hatte, so gab es ihm noch lange nicht das Recht, sie so zu behandeln. Sie zu ignorieren und so zu tun, als sei sie überhaupt gar nicht da. Dieses Verhalten hatte sie enttäuscht. Enttäuscht und verletzt. Aber zwischen die Enttäuschung mischte sich auch Wut. Die Wut darüber, dass Hermine bei diesem ganzen Spielchen auch noch mitgemacht hatte. Gerade die Person, die ja mal überhaupt keinen Grund für so eine Reaktion hatte. Gut sie mochte schon lange mit Harry befreundet sein, aber trotzdem gab es ihr nicht das Recht, so zu handeln. Es war mehr als nur überheblich gewesen scheinbar hängte Hermine auch nur ihr Fähnchen in den Wind, so wie es ihr gerade nützlich war, auch wenn sie es vehement leugnete. Aber das war ja wohl eben das perfekte Beispiel gewesen. Aber dass das Verhalten nicht korrekt gewesen war, das würde Hermine noch zu spüren zu bekommen. So einfach würde sie ihr dieses Mal nicht davon kommen. Ein simples 'Entschuldigung' würde nicht reichen, denn dazu neigte Hermine nur zu gerne, sofern sie überhaupt mal einen Fehler zugab. May sah auf das Essen, welches auf dem Tisch stand, aber der Appetit war ihr gründlich vergangen. Also was sollte sie noch hier in der Großen Halle? Außer dem Getuschel der Anderen, war hier so oder so nichts los und die Zeit konnte sie auch mit etwas sinnvollerem verbringen. Zum Beispiel mit einem Gespräch mit ihrem Onkel, denn sie bekam einfach das Gefühl nicht los, dass er mehr wusste, als er zugab zu wissen. Irgendetwas war faul und May wüsste nur zu gerne, was es war. Sie erhob sich von ihrem Platz und ging ruhigen Schrittes aus der Großen Halle. Sie spürte zwar die Blicke der Schüler in ihrem Rücken, aber sie hatte gelernt so etwas gekonnt zu ignorieren. Gelassen steckte sie die Hände in die Taschen ihrer Jacke, durchquerte die Eingangshalle und stieg die Treppen nach unten, welche zu den Kerker führten. Ihr Onkel würde bestimmt in seinem Büro sein, denn sie hatte ihn nicht beim Frühstück gesehen. Sein Platz am Lehrertisch war leer gewesen, also konnte er nur in seinem Büro sein. Der einzigste Platz neben seinem Unterrichtszimmer und seinem privaten Lagerraum, in dem er sich scheinbar wohl zu fühlen schien. „Na wen haben wir den da?“, kam es plötzlich hinter May aus einer dunklen Ecke. „Wenn das nicht Potters kleine Freundin ist. Sie ist es doch noch oder?“ *Die hat mir jetzt gerade noch gefehlt*, seufzte May in Gedanken, die genau wusste wem die Stimme gehörte. „Was willst du Pansy?“, fragte May und drehte sich in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. „Du solltest doch am besten wissen was ich will.“ „Ach sollte ich das?“ „Ich warne dich Miller.“ „Warnen wovor? Würdest du mir das möglicherweise auch noch verraten? Weißt du es ist schwer jemanden folgen zu können, der so zusammenhangslos redet wie du gerade.“ „Jetzt werde ja nicht frech sonst...“ „Sonst was? Warum sagst du mir nicht einfach was du willst Pansy? Wäre doch viel einfacher als das was du hier gerade abziehst.“ Pansy schnappte nach Luft und sah May mit großen Kulleraugen an. Was fiel May überhaupt ein so mit ihr zu reden? Hatte sie denn schon wieder vergessen wer vor ihr stand? „Lass die Finger von ihm!“, fauchte Pansy May an und stemmte die Hände in die Hüften. „Ihm?“ „Jetzt tue nicht so als wüsstest du nicht von wem ich rede Miller. Was war denn das gestern? Hm? Du hast wohl geglaubt ich bekomme nicht mit wo du warst? Hältst du mich wirklich für so dumm? Und was war das heute morgen? Warum hattest du seine Sachen an und versuche es jetzt ja nicht zu leugnen. Ich kenne seine Sachen nämlich sehr gut.“ „Moment mal... Du denkst doch jetzt nicht etwa? Ach du Schande, du denkst es wirklich.“ Ein wenig ungläubig sah May Pansy an, die es wirklich ernst zu meinen schien, ehe May in ein herzhaftes Lachen fiel. Es war doch zu göttlich wie schnell aus einer harmlosen Sache ein ausgewachsenes Hirngespinst werden konnte. „Aber soll ich dir was sagen Pansy? Du hast mich erwischt. Es tut mir leid es dir sagen zu müssen, aber es ist so wie du es vermutest.“ Mit einem etwas süffisanten Lächeln betrachtete May Pansy, die langsam aber sicher im Gesicht rot anlief. Man merkte ihr genau an, dass sie kurz vorm Platzen stand, aber gerade das sorgte bei May nur dazu, dem Ganzen noch eines oben drauf setzen zu müssen. „Und ich muss dir noch was sagen“, sprach May und trat einen Schritt auf Pansy zu, so dass sie nun genau vor ihr stand. „Er war gut... Nein halt.. Er war mehr als nur gut. Ich glaube fast, das sollte ich nochmals wiederholen. Pansy, du weißt gar nicht was du verpasst.“ May klopfte Pansy auf die Schulter und ging dann weiter ihres Weges, so als wäre nichts passiert. May war es zwar klar, dass diese Aktion noch sicherlich ein gewisses Maß an Ärger nach sich ziehen würde und Draco wäre sicherlich auch nicht gerade erfreut drüber, aber May glaubte nicht, dass es irgendjemanden auf der Schule gab, der dieses Gerücht auch nur annähernd glauben würde. Jeder wusste wie das Verhältnis zwischen ihr und Draco war, zumindest das was sie jeden Tag zu sehen und zu hören bekamen und eine Affäre zwischen ihnen, würde von Anfang an unglaubwürdig erscheinen. Vor der Bürotüre ihres Onkels blieb May stehen, während Pansy sichtlich aufgeregt an ihr vorbei eilte und vermutlich auf direktem Wege in den Slytheringemeinschaftsraum wollte um dort Draco zur Rede zu stellen. Innerlich war May noch immer am lachen, auch wenn nicht so wirklich zum Lachen zu Mute war. Vorallem sollte sie sich nun ein wenig konzentrieren, denn ihr Onkel schien es Spaß zu machen, ihre Gedanken lesen zu wollen und diese gingen ihn an diesem Tag überhaupt gar nichts an. May hob ihre Hand um an die Türe zu klopfen, doch hielt mitten in der Bewegung inne, als sie aus dem Büro ihres Onkels eine ihr fremde Stimme vernahm. Sie ließ ihre Hand wieder sinken und war hin und her gerissen zwischen gehen und lauschen. Eigentlich ging es sie ja nichts an mit wem sich ihr Onkel unterhielt, aber andererseits wüsste sie doch zu gerne wer sich freiwillig mit ihm abgab. Zuerst warf May einen Blick den Gang hinunter und dann hinauf, bevor sie der Türe ein Stückchen näher kam um so vielleicht etwas mehr hören zu können. „Du weißt genau dass das nicht geht! Wie stellst du dir das überhaupt vor? Ich kann nicht mehr tun als ich jetzt schon tue. Was meinst du wie lange es dann dauert, bis das Ministerium hier vorbei schaut? Was denkst du wie lange ich dann noch hier Lehrer bin?“ „Ich verlange doch nicht, dass du dich in die Große Halle stellst und es allen erzählst. Ich möchte nur, dass du sie besser im Auge behältst.“ „Sie besser im Auge behalten? Sie macht doch was sie will. Ich kann ihr noch so oft sagen sie solle dieses oder jenes nicht tun aber weißt du was sie dann macht? Sie macht es dann erst recht. Es ist ihr scheinbar vollkommen egal was ich ihr für Regeln vorgebe und langsam bin ich es ehrlich gesagt auch leid das Kindermädchen für sie zu spielen.“ „Darf ich dich daran erinnern dass du versprochen hast auf sie aufzupassen? Dass du versprochen hast sich um sie zu kümmern? Und jetzt willst du dich einfach so aus der Verantwortung stehlen?“ „Ich mich aus der Verantwortung stehlen? Sieht es wirklich so für dich aus?“ „Ja das tut es!“ „Jetzt hör mir mal gut zu. Ich bin derjenige der jeden Tag in ihrer Nähe ist um sie zu schützen. Ich bin derjenige der jeden Tag für sie da ist wenn sie Probleme oder Fragen hat und glaub mir davon hat sie genügend und du unterstellst mir, ich wolle mich aus der Verantwortung zu ziehen? Gerade du, die sie damals einfach mal abgeschoben hat?“ „Abgeschoben?! Ich glaube jetzt überschreitest du die Grenze eindeutig. Du weißt ganz genau warum ich damals so gehandelt habe und du weißt ganz genau, dass es damals keine andere Wahl gegeben hatte, also behaupte nicht, dass ich sie nicht hatte haben wollen!“ „Es hatte eine andere Wahl gegeben und das weißt du, genauso gut wie ich! Du hättest dich nur anders entscheiden müssen, aber nein, du warst ja nicht stark genug um deinen Willen durchzusetzen. Du hast lieber anderen den Vorzug gegeben und behaupte jetzt ja nicht, das hast du nur zu ihrem Wohle gemacht.“ „Hör auf Severus! Hör einfach auf! Du warst nicht dabei, du weißt nicht was in meinem Kopf vorgegangen ist, du weißt absolut nicht welche Gedanken ich mir deswegen gemacht habe, du hast keine Ahnung wie ich mich gefühlt habe, also höre auf über Dinge zu urteilen von denen du keine Ahnung hast. Du hast dich doch einfach davon gestohlen, du bist doch einfach abgehauen und hast mich im Stich gelassen. War es nicht so? Warst du etwa nicht von einem Tag auf den anderen verschwunden ohne eine einzige Nachricht? Und jetzt sage ja nicht, das hast du getan um mir zu helfen. Du hast mir damit gar nichts geholfen! Ganz im Gegenteil!“ „Hätte ich dir etwa Bescheid sagen sollen? Hätte ich dir sagen sollen was ich vorhabe um dich somit zu einem Druckmittel zu machen? Hätte ich das tun sollen? Wäre dir das wirklich lieber gewesen? Was meinst du hätte Er gemacht wenn er davon erfahren hätte? Was denkst du wie hätte er reagiert? Du weißt ganz genau wie er reagiert hätte und du weißt auch ganz genau, dass du dann nicht mehr hier stehen würdest. Vermutlich hättest du nicht einmal mehr lange genug gelebt um die Geburt deiner Tochter mit zu erleben. Also versuche gar nicht erst mich für alles verantwortlich zu machen!“ Leicht zog May ihre Augenbrauen nach oben und drückte ihr Ohr noch fester an das harte Holz der Türe. Mit wem bitte sprach er da gerade? Aber noch interessanter als das eigentliche Gespräch fand May die Tatsache, dass es eine weibliche Person sein musste mit der er dort sprach. Aber ihr Onkel und eine Frau? Nein das wollte nicht so recht zusammen passen, aber sie schienen sich sehr gut zu kennen, soviel konnte sie zumindest aus dem Gespräch heraushören, auch wenn sie nicht jedes einzelne Wort verstanden hatte. Die Tür war einfach zu dick um alles hören zu können. Plötzlich spürte May eine Hand auf ihrer Schulter und fuhr erschrocken herum. „Was...?“, fing May an, doch weiter kam sie nicht, denn ihr blieb im wahrsten Sinne das Wort im Halse stecken. „Miss Miller, denken sie nicht, dass es sich nicht gehört an fremden Türen zu lauschen?“ „Professor Dumbledore... Ich wollte... Wollte zu meinem, ich meine ich wollte zu Professor Snape“, stammelte May und blickte von rechts nach links, doch abhauen konnte sie jetzt auch nicht. Der alte Schulleiter hatte sie schon ertappt und er würde es doch hoffentlich nicht ihrem Onkel erzählen. Wenn er erfuhr dass sie einfach an seiner Türe gelauscht hatte, dann würde das mehr als nur ein paar Stunden Nachsitzen bedeuten. „Nun dann sollten sie wohl besser an die Türe klopfen, anstatt ihr Ohr an dieselbe zu drücken, wie soll er sonst erfahren dass sie zu ihm wollen.“ Mit einem gütigen und irgendwo auch wissenden Lächeln sah er May noch einmal an, ehe er sich umdrehte und gemütlich den Gang weiter ging. *Woher hat er es nur schon wieder gewusst?*, fragte sich May in Gedanken, als plötzlich die Türe aufgerissen wurde und ihr Onkel in dieser stand und er sah alles andere als erfreut aus. Mit hartem Griff packte er May am Arm, zog sie in sein Büro und warf hinter ihr die Türe zurück ins Schloss. „Was fällt dir ein an meiner Türe zu lauschen!“, herrschte er sie an und seine Augen funkelten wütend. Es war klar, dass er Professor Dumbledore gehört hatte, wenn dieser nicht sogar selbst ihn benachrichtigt hatte. „Ich wollte nicht lauschen, es ist nicht so wie du denkst“, murmelte May und senkte den Blick zu Boden. „Du wolltest nicht lauschen? Hör auf mich an zu lügen! Wie lange stehst du schon vor der Türe? 5 Minuten? 10 Minuten?“ „Ich weiß es nicht.“ „Du weißt es nicht! Was weißt du überhaupt May? Du weißt nicht ob du lauschen wolltest oder nicht, du weißt nicht wie lange du schon vor der Türe stehst. Du weißt doch nicht einmal mehr was du überhaupt willst.“ „Das ist nicht wahr!“ „Ach es ist also nicht wahr? Dann sag mir doch mal bitte, was du jetzt vorhast? Wie willst du mit dem umgehen was du erfahren hast? Für was wirst du dich entscheiden? Für die Person die dir geholfen hat oder für die Person, die dich ständig im Stich lässt?“ „Du, gerade du redest von im Stich lassen. Wie oft hast du mich schon im Stich gelassen? Wie oft hast du andere im Stich gelassen? Hast du nicht auch feige meine Mutter im Stich gelassen? War es nicht so? Und was war mit der Person die eben noch hier war? Die hast du doch auch im Stich gelassen. Ich habe es doch genau gehört, also höre doch bitte auf mir etwas von im Stich lassen zu erzählen. Du hast doch keine Ahnung wie es ist jemanden an seiner Seite zu haben, du weißt doch nicht was es heißt für jemanden verantwortlich zu sein, du weißt doch nicht einmal wie es ist, etwas für jemanden zu empfinden. Ich habe es satt! Ja ich habe es satt ständig von dir hören zu müssen, wie schlecht doch Harry für mich ist. Dass es ein Fehler war mich mit ihm einzulassen nur weil du ein Problem mit seinem Vater hattest!“ May wollte gerade wieder ansetzen um weiter zu sprechen, als ein brennender Schmerz ihre Wange durchzuckte. Mit erschrockenem Blick sah sie in die vor Wut funkelnden Augen ihres Onkels. Sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen, aber was sie mehr erschreckt hatte als alles andere war, dass er ihr tatsächlich eine Ohrfeige verpasst hatte. Mit großen Augen sah sie ihn einfach noch an, unfähig etwas zu sagen oder zu tun. Ja vielleicht war sie zu weit gegangen, vielleicht hatte sie wirklich ihre Grenzen eindeutig überschritten, aber sie hätte niemals erwartet, dass er seine Hand ihr gegenüber erheben würde. Aber es war nicht nur May die über den Verlauf dieser Handlung erschrocken war. Nein auch Severus Snape, der sonst so beherrschte und kühle Mann, war über seinen Ausbruch beinahe schon schockiert. Er sah auf seine Hand mit der er eben noch May eine Ohrfeige verpasst hatte, ehe er ihr ins Gesicht blickte. „Es tut mir leid... Ich wollte das nicht“, bat er leise um Entschuldigung und die Wut war aus seinen Augen verflogen und hatten einem fürsorglichen Ausdruck Platz gemacht. Sein Blick hatte beinahe etwas väterliches bekommen und May hätte ihm diesen Ausdruck wohl sicherlich auch abgenommen, wäre eben diese Ohrfeige nicht gewesen. Sie hatte weh getan, aber es war nicht der körperliche Schmerz gewesen, sondern es war alleine die Tatsache dass er es getan hatte, was sie so schmerzvoll gemacht hatte. Snape wusste dass er einen Fehler begangen hatte, wohl nicht der erste in seinem Leben, aber wohl einer der ersten, den er wirklich von ganzem Herzen bereute. Er versuchte May in seine Arme zu nehmen, doch diese wich vor ihm zurück. Sie hob abwehrend ihre Hände und schüttelte den Kopf. „Ich... Fass mich bitte nicht an...“, sprach sie leise und schüttelte erneut ihren Kopf. Nein, das musste sie jetzt erst einmal verdauen. Sie wusste nicht wie, sie wusste nur, dass sie es musste. Sie sah ihren Onkel noch ein letztes Mal an, drehte sich um und verließ sein Büro. Warum sie zu ihm gegangen war, was sie mit ihm bereden wollte, war vollkommen in den Hintergrund getreten. Sie wusste es nicht einmal mehr. Das einzige was in ihrem Kopf herrschte war die Ohrfeige die er ihr verpasst hatte. Sie fragte sich, was genau von dem was sie ihm an den Kopf geworfen hatte, diese Reaktion verursacht hatte. Was genau ihn dazu gebracht hatte seine Hand ihr gegenüber zu erheben. Zum ersten Mal seit langem fühlte sie sich wieder alleine. Alleine und einsam. Ihr Freund ignorierte sie, eine Freundin von der sie dachte sie sei eine, war es wohl nicht, ihr einzigster Verwandter hatte sie verletzt und die einzigste Person die sie scheinbar zu verstehen schien, die wusste was sie fühlte oder dachte, zu dieser Person konnte und durfte sie keinen Kontakt haben. Es würde nichts einfacher machen, sondern wohl noch viel schwieriger als es so oder so schon war. Was sollte sie dieser Person auch erzählen? Dass Severus Snape ihr Onkel war? Dass sie eine Nachfahre Salazar Slytherins war? Dass sie sich nicht mehr sicher war ob der Weg den sie beschritten hatte auch wirklich der war, den sie wirklich zu Ende gehen wollte? Aber war sie sich denn jemals wirklich sicher gewesen oder hatte sie einfach nur an etwas vertrautem festgehalten weil sie Angst vor etwas Neuem hatte? Angst sich wieder alleine zu fühlen? Aus einem Gefühl heraus eine falsche Entscheidung getroffen? Aber was war im Leben schon richtig oder falsch oder wer war es eigentlich der entschied welche Entscheidung die richtige oder die falsche war? Im Moment hatte May das Gefühl grundsätzlich die falsche Entscheidung zu treffen. Alles falsch zu machen, vollkommen gleichgültig was sie auch anpackte. Es war zum verrückt werden. Plötzlich spürte May etwas weiches an ihrer Schulter und hob ihren Kopf. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht aufgepasst hatte wohin sie ging. So war es auch kein Wunder, dass sie gegen jemanden rannte. Aber auf die Person gegen die sie gelaufen war, auf die hätte sie wahrlich verzichten können. „Entschuldigung“, murmelte May und versuchte an Hermine vorbei zu laufen und sie nicht weiter zu beachten, doch da hatte sie die Rechnung ohne Hermine gemacht. „Na? Hast du wohl gerade deinen neuen Liebhaber besucht oder?“, kam es mit einem fordernden Unterton von Hermine, die sich May in den Weg gestellt hatte. Es konnte doch auch nur so sein, weil warum hätte sie sonst aus der Richtung des Slytheringemeinschaftsraumes kommen sollen. Es konnte doch nur so sein, dass sie gerade Draco besucht hatte. „Hermine, es ist nicht so wie du denkst und ich werde es dir erklären, aber nicht jetzt.“ „Ach? Warum denn nicht jetzt? Bist du wohl zu müde dafür? Was fällt dir eigentlich ein Harry zu betrügen nachdem was er alles für dich getan hat. Egal was auch war, er hat immer zu dir gehalten und nun fällst du ihm so in den Rücken? Du bist erbärmlich May.“ „Der einzige der hier erbärmlich ist bist du Hermine“, kam es sauer von May die sich das einfach nicht länger bieten lassen wollte. Hermine wusste nichts, aber auch überhaupt nichts und wagte nun, zu urteilen. Urteilen über eine Sache, von der sie keinerlei Kenntnis hatte. Hermine riss ihre Augenbrauen nach oben und sah May mit ungläubigen Blick an. Hatte sie es etwa gerade gewagt ihr zu widersprechen? „Jetzt hör mir...“, fing Hermine an, doch fiel ihr May ins Wort. „Nein jetzt hörst du mal zu Hermine! Du hast keine Ahnung was vorgefallen ist, du hast keine Ahnung was passiert ist, du weißt nicht wie es dazu gekommen ist, du warst nicht dabei gewesen, also warum zum Teufel nimmst du dir das Recht heraus über andere zu urteilen? Darüber zu urteilen was sie scheinbar getan haben sollen. Dinge die schlichtweg nur in deinem konfusen Kopf existieren. Es gibt Dinge im Leben, die sich außerhalb eines Buches abspielen, aber scheinst du das gar nicht so wirklich mit zu bekommen. Du kennst nur das lernen, deine Bücher, aber mehr kennst du nicht Hermine. Du weißt vielleicht in welcher Reihe, in welchem Regal sich welches Buch befindet, aber von Menschen... Von Menschen hast du keine Ahnung. Du weißt nicht was sie denken, du weißt nicht was sie fühlen, aber auf ihren Gefühlen herum trampeln, das kannst du perfekt.“ „Ich glaube es reicht May.“ „Oh nein, ich bin noch lange nicht fertig Hermine. Noch lange nicht“, kam es kopfschüttelnd von May und bevor Hermine auch nur ein Wort sagen konnte, fuhr May bereits wieder fort. „Du hast heute morgen gesehen wie ich seine Sachen an hatte und schon denkst du, ich hätte etwas getan, was nicht rechtens war. Aufgrund eines einfachen Pullovers gehst du davon aus, ich wäre mit ihm im Bett gewesen und das zeigt mir, wie wenig Ahnung doch von anderen Menschen hast. Weißt du Hermine, Menschen sind nicht wie Bücher, immer gleich. Menschen sind nicht so einfach gestrickt wie die Geschichten die du immer zu lesen pflegst, aber das hast du noch lange nicht verstanden. Du beschwerst dich über Leute, die voreilig über andere urteilen, aber weißt du was? Du bist keinen Deut besser. Die Aktion heute morgen in der Halle, die hätte Rita Kimmkorn nicht besser hinbekommen. Ihr solltet euch wahrlich die Hand reichen. Du kannst nichts anders als dich über andere Menschen lustig machen, mit deinem Wissen prahlen weil du nichts anderes zum bieten hast. Du machst dich über Ron lustig wenn er mal etwas nicht gleich auf Anhieb kapiert aber ist dir noch nicht aufgefallen, dass er wesentlich mehr Freunde hat als du? Er hat Freunde mit denen er reden kann, mit denen er lachen kann und was hast du? Du hast nur deine Bücher, weil niemand etwas mit dir zum tun haben will. Sie wollen nichts mit dir zu tun haben, weil sie deine Besserwisserei und Überheblichkeit satt haben. Menschen machen Fehler, aber gerade die Fehler lassen sie zu Menschen werden. Es geht im Leben nicht darum in jedem Fach ein O zu haben, nicht darum jedes Buch in der Bibliothek auswendig zu können, noch geht es im Leben darum, alles und jedem seine Fehler unter die Nase zu reiben. Es geht darum einander zu zuhören, sich gegenseitig zu helfen und füreinander da zu sein. Auch mal über die Fehler anderer hinweg zu sehen, sich mit ihnen zu freuen, anstatt sie ständig zu verbessern. Fang erstmal an an deinen Fehler zu arbeiten, bevor du sie an anderen kritisierst und jetzt würde ich gerne weitergehen, weil ich habe keine Lust mich weiter mit jemanden zu unterhalten, der sich selbst im Weg steht.“ Damit ließ May Hermine einfach mitten in der Eingangshalle stehen und ging ihres Weges in Richtung Hufflepuffgemeinschaftsraum weiter. Sie hatte einfach genug für heute und wollte nur noch in ihr Bett, die Decke über den Kopf ziehen und vor morgen nicht wieder aufstehen. Sie hatte beinahe schon das Gefühl, dass eine Konfrontation mit Lucius wesentlich angenehmer gewesen wäre, als das, was sie jetzt hier schon hinter sich gebracht hatte. So hätte sie zumindest erfahren was er vorhatte und müsste sich jetzt nicht mit Vermutungen herum ärgern, mit denen sie auch noch alleine war, weil sich ja alle lieber mit irgendwelchen Verdächtigungen herum schlugen. Der einzigste der an diesem Tag einigermaßen normal geblieben war, war Ron gewesen, aber zu dem wollte sie jetzt auch nicht unbedingt gehen, denn sie würde ihn somit nur in eine Zwickmühle bringen und das wollte sie dann doch auch wieder nicht tun. Vielleicht hatte sich ja morgen alles ein wenig beruhigt und es war möglich mit Harry ein Gespräch zu führen ohne dass er gleich wieder mit Unterstellungen daher kam. Andererseits hatte er ja auch allen guten Grund dazu eifersüchtig zu sein, besonders was Draco anbelangte, denn sie hatte Harry ja auch mit ihm betrogen. Aber es war ein einmaliger Ausrutscher gewesen und es würde auch bei diesem einem Ausrutscher bleiben. Diese eine Nacht würde sich garantiert nicht wiederholen. Vor dem Eingang zum Gemeinschaftsraum blieb May stehen, murmelte das Passwort und ging dann auf direktem Weg hinauf in ihren Schlafsaal, legte sich in ihr Bett und zog die Decke über den Kopf. Sollten doch die anderen denken was sie wollten, sie zumindest wusste was wirklich passiert war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)