Seelenopfer von Saedy ================================================================================ Kapitel 10: Verzweifelte Suche ------------------------------ Das Letzte, was du tust… Lass uns Hoffnung fühlen und Freundschaft spüren und nicht untergehen “Irgendwo muss er doch sein! Es kann doch nicht angehen, dass er einfach spurlos vom Erdboden verschluckt wurde!” In Panik lief Yugi durch das ganze Haus - einmal rauf und einmal runter und dieses Spiel wiederholte sich immer wieder. Inzwischen hatte er sämtliche seiner Freunde alarmiert, nebst Yamis Geliebten, Kaiba. Dieser war es auch, der es schließlich wagte, Yugi in den Weg zu treten und ihn bei den Schultern festzuhalten. “Jetzt beruhige dich erstmal!”, befahl er und blickte ihm streng in die Augen. Yugi schluckte. Erst jetzt realisierte er wirklich, dass ja noch einige andere Personen im Haus waren. Und Kaiba, wie er so vor ihm aufragte, konnte ganz schön einschüchternd wirken. Yugi konnte sich nicht erklären, wieso sich Yami ausgerechnet in ihn verliebt hatte. Aber vielleicht lag es genau unter anderem daran, dass Kaiba für sein Alter doch eine enorme Ausstrahlung an den Tag legte. Jedenfalls brachte diese Yugi dazu, fürs erste in die Realität zurückzufinden. “Du hast ihm doch neulich ein Handy geschenkt, nicht wahr?”, es war mehr eine Feststellung, denn schließlich hatte er Yamis Nummer damals von Yugi genannt bekommen. “Ja, wieso?”, guckte Yugi irritiert auf. “Nun, wenn er es eingeschaltet hat, können wir darüber seinen Standort feststellen. Normalerweise ist das nicht möglich, aber ich habe da so meine Beziehungen”, erklärte Kaiba und wandte sich ab. “Ich werde ihn finden.” Es klang wie ein Versprechen. Damit war er zur Tür hinaus. Yugi atmete erstmal ein wenig erleichtert, dass endlich etwas getan wurde, aus. Er wollte aber auch nicht untätig bleiben und machte sich deshalb selbst auf die Suche, wobei seine Freunde darauf bestanden, ihm zu helfen. Kaiba hatte sein Versprechen wahr gemacht und tatsächlich Yamis Aufenthaltsort festgestellt, oder vielmehr den seines Handys. Ob sich der Pharao selbst dort befand, war noch eine andere Frage. Schnell entpuppte sich der betreffende Ort als eine Polizeidienststelle, wo man ihnen freundlich und einigermaßen vorsichtig erklärte, dass ein Passant ihren Freund in einem erbärmlichen Zustand gefunden habe. Er sei ins Krankenhaus eingeliefert worden und liege nun im Koma. Yugi schluchzte auf, als er das hörte und konnte sich kaum beruhigen. Kaiba dagegen, den die Sache doch am meisten treffen müsste, verzog - mal abgesehen davon, dass sein Gesichtausdruck etwas verkniffen wirkte - keine Miene und dachte sofort an die praktische Seite, indem er sich nach dem Krankenhaus erkundigte, in welches Yami eingeliefert worden war sowie dessen persönlichen Gegenständen, die noch in der Polizeiwache lagerten. Eigentlich wollten die Beamten diese Sachen nicht herausgeben, doch Seto Kaiba hatte da seine ganz eigenen Methoden, an das zu gelangen, was er haben wollte. Und sie hatten Glück - dabei war tatsächlich wie erhofft, das Milleniumspuzzle. Die Freunde atmeten erleichtert auf, dass es nicht gestohlen wurde. Yugi nahm das Puzzle in die Hände und sogleich konnte er eine Stimme hören: “Partner?”, flüsterte es in seinen Gedanken und ein imaginäres Bild entstand vor seinen Augen. “Yami! Du bist da!”, rief er erfreut und unendlich erleichtert. “Aber, das bedeutet auch, dass dein Körper…”, stellte er traurig fest. “Damit haben wir doch gerechnet”, meinte Yami, als wäre das selbstverständlich für ihn. Wahrscheinlich wollte er nur seinen Aibou nicht noch mehr beunruhigen. “Nur, dass es so früh passiert ist, war nicht geplant. Die Schattenkreatur hat mich einfach überrascht und das war’ s dann. Ich kann von Glück reden, dass ich es überhaupt bis ins Puzzle geschafft habe.” “Ja, trotzdem. Irgendwie hatte ich gehofft, dass du doch noch deinen eigenen Körper behalten könntest, dass uns irgendeine andere Lösung einfallen würde. Nicht, dass ich nicht gerne meinen Körper mit dir teilen würde”, lenkte er schnell ein. “Aber so bist du immer von mir abhängig und auf mich angewiesen und kannst kein eigenes Leben führen. Das hätte ich mir so sehr für dich gewünscht.” “Danke, Aibou. Das weiß ich sehr zu schätzen. Ich glaube, ich kann schon froh sein, dass ich überhaupt noch lebe, wenn man das denn als Leben bezeichnen kann. Ich hatte mein Leben vor dreitausend Jahren und mehr ist mir wohl nicht vergönnt. Das Schicksal ist einfach dagegen, dass ich noch einmal von vorn anfange, immerhin hatte ich meine Chance bereits.” “Sag doch so etwas nicht”, entgegnete Yugi traurig. “Manchmal finde ich, hat Kaiba Recht. Ich dachte nicht, dass ich das jemals sagen würde, aber in diesem Fall… Ich meine, du solltest nicht so einfach vom Schicksal reden, als hättest du schon völlig resigniert. Das passt einfach nicht zu dir.” “Vielleicht hast du Recht. Aber im Moment fühle ich mich einfach so müde und ausgelaugt. Ich weiß nicht, wie lange ich diesen Zustand noch aushalte. Ich meine, die Aussicht auf ein Leben als Geist, der mal gelegentlich in den Körper eines anderen schlüpft, ist auch nicht das Wahre. Und dann tauchen auch noch ständig diese Schattenkreaturen auf und wollen meine Seele oder die Macht des Milleniumspuzzles oder was auch immer. Warum kann das denn nie aufhören, nicht mal nach dreitausend Jahren?” Yugi seufzte leicht. Darauf wusste er auch keine Antwort. “Hey, die mögen dich einfach, du bist eben so beliebt”, versuchte er den Pharao etwas aufzuheitern. Dieser rang sich jedoch nur ein leichtes Schmunzeln ab. “Komm, lass uns tauschen, damit du den anderen sagen kannst, dass es dir gut geht”, schlug Yugi vor, während sich ihre Freunde auch schon fragten, warum er so apathisch vor sich hinschwieg. Das Puzzle leuchtete in hellem Gold auf und überstrahlte Yugis Gestalt, so dass es kurzzeitig schien, als verschwämmen seine Konturen, nur um wieder feste Form in Gestalt von Yami zu anzunehmen, der die anderen nun freundlich anlächelte. Allerdings konnte man ihm ansehen, dass dieses Lächeln nicht wirklich echt war, sondern eher ein Ausdruck der Höflichkeit, um seine Freunde nicht noch mehr zu beunruhigen. “Ihr braucht euch keine Sorgen mehr zu machen”, verkündete er und es war erstaunlich, nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören, wie sehr sich Yugis Körper und seine Stimme mit dieser Verwandlung veränderten. So als stünde tatsächlich ein anderer Mensch vor ihnen. “Ich habe zwar meinen eigenen Körper verloren, aber es geht mir gut, denn ich konnte meine Seele in das Milleniumspuzzle retten, wie ihr seht.” “Ach ja? Du gibst deinen eigenen Körper so schnell auf?”, erkundigte sich Kaiba, der sich ziemlich schnell von seiner Überraschung erholt hatte. “Tut mir leid. Da ist nichts mehr zu machen, Seto. Selbst wenn es mir gelingen sollte, meinen Körper wiederzubeleben, indem ich in ihn zurückkehre, so wird doch davon die Schattenkreatur angelockt werden und mich wieder überfallen”, blickte er wehmütig zu ihm auf. Kaiba packte überraschend Yamis Handgelenk, hielt es fast schmerzhaft fest. “Oh, glaub mir. Du wirst in deinen Körper zurückkehren und zwar sofort. Ich werde schon dafür sorgen, dass diese Schattenkreatur sich warm anziehen kann. Diesem Abschaum werde ich es zeigen, darauf kannst du dich verlassen!”* Kaibas Augen schienen Funken zu versprühen, so sehr waren sie von Emotionen überladen. “Hey, das war mal eine Kampfansage!” rief Jonouchi begeistert. “Hey, ich geb’ s ja nur ungern zu, aber diesmal hat Kaiba Recht. Du solltest nicht so einfach dein eigenes Leben und deinen Körper aufgeben.” “Danke, Köter.” “Hey, das war…” Jonouchi führte den Satz nicht zu Ende, da er sich nicht entscheiden konnte, ob er sich über den Dank von Kaiba freuen sollte - immerhin hatte dieser ihm noch nie für irgendetwas gedankt, eher im Gegenteil - oder ob er sich über die Beleidigung in selbigem Atemzug aufregen sollte. “Also, ich finde, die beiden haben Recht. Du solltest alles versuchen, deinen Körper zu retten, auch wenn die Chance nicht groß ist, dass du gegen die Schattenkreatur gewinnst, sie ist es einfach wert, darum zu kämpfen”, warf nun auch Anzu ein. “Hey, was soll ich noch sagen? Die anderen haben Recht! Gibt nicht so einfach auf!”, fügte Honda hinzu. “Du bist doch der Pharao, oder nicht? Du gewinnst jedes Duell und wenn es gegen eine miese Schattenkreatur ist. Schließlich bist du nicht so weit gekommen und hast soviel durchgestanden, dass du hier und jetzt aufgibst, oder?” “Atemu, ich finde, unsere Freunde haben Recht”, fügte Yugi im Geiste hinzu. Yami seufzte leicht. Wenn seine Freunde, einschließlich seines Geliebten so anfingen und sein eigener Seelenpartner ihn auch noch Atemu nannte, dann wusste er, dass es für einen Protest im Grunde zu spät war. “Also gut, ich werde es versuchen, für euch Freunde. Was kann ich schon verlieren?”, stimmte er schließlich zu, woraufhin diese begeistert jubelten. “Worauf warten wir noch?”, unterbrach Kaiba ungehalten die fröhliche Stimmung und zog an Yugis Arm. “Willst du erst abwarten, bis dein Körper wirklich gestorben ist?” Das wollte er natürlich nicht und ließ sich deswegen von Kaiba mitziehen. Im Krankenhaus angekommen, machten sie sich so schnell wie möglich daran, Yamis Körper zu suchen, der sich hier irgendwo im Koma liegend befinden musste. Yugi, der wieder mit Yami getauscht hatte, gab einen geschockten Laut von sich, als er den Körper seines Aibous, blass wie ein Leichentuch, an ein Beatmungsgerät angeschlossen daliegen sah. “Ich will ehrlich zu ihnen sein”, begann der zuständige Arzt, der sie begleitet hatte. “Es besteht so gut wie keine Hoffnung mehr, dass er jemals wieder aus dem Koma erwachen wird. Es ist uns ein Rätsel, wie dies passieren konnte, denn abgesehen von einigen Schürfwunden an Handgelenken und Rücken, gibt es keinerlei Hinweise auf eine Gewaltanwendung. Auch Gift können wir inzwischen ausschließen, ebenso wenig haben wir eine Krankheit feststellen können. Es tut mir aufrichtig leid”, schloss der Arzt in routinemäßiger Art mit einem Seufzen. Jedoch musste es selbst ihm schwer fallen, einen scheinbar so jungen Mann beim Sterben zuzusehen und noch nicht einmal zu wissen, was der Grund dafür war. Schließlich verließ er das Krankenzimmer und ließ die Freunde alleine. “Ist es wirklich noch möglich, ich meine…”, Yugi war schockiert über Yamis Aussehen. “Dein Körper sieht aus, als wäre er…” Er konnte einfach nicht weitersprechen. “Ich weiß, Aibou. Doch jetzt, wo ich schon einmal da bin und mich dazu entschlossen habe, werde ich es wenigstens versuchen. Auch, wenn ich bei dem Versuch sterben sollte. Vielleicht wäre das sogar besser, denn dann könnte mich die Schattenkreatur nicht mehr kriegen…, glaube ich.” Yami wurde plötzlich klar, dass er nicht krampfhaft an einem Leben festhalten konnte, das nicht seines war. Wenn er schon weiterlebte, dann wenigstens in seinem eigenen Körper. Wenn es nicht funktionierte, dann sollte es eben nicht sein. “Hey, dass du mir jetzt ja keinen Unsinn machst!”, drehte Kaiba Yugi an den Schultern zu sich herum und da klar war, dass er eigentlich mit Yami sprechen wollte, übertrug der nun seinen Geist auf Yugi. “Verfall bloß nicht wieder in so negative Gedanken von wegen, es sei dein Schicksal zu sterben und ins Jenseits zu verschwinden. Tu das bloß nicht, sonst werde ich dich auf ewig hassen, verstehst du?”, blickte ihn Kaiba mit aller Eindringlichkeit an, zu der er fähig war und das war eine Menge, wie der Pharao fand. “Nein, ich werde kämpfen, das verspreche ich dir, mein Schatz”, lächelte Yami und legte seine Hände an Kaibas Wangen, während er innerlich überrascht war, wie sehr sein Freund ihn doch durchschaute, was erneut dieses warme Kribbeln in ihm erzeugte, welches er so liebte. “Seto, ich liebe dich.” Es war, als spräche er seinen letzten Abschied, nur für den Fall der Fälle und zog seinen Kopf zu einen Kuss herunter. “Oh nein, wie romantisch. Ich kann gar nicht hinsehen!”, rief Jonouchi aus. “Und ich auch nicht, Kumpel”, fielen sich Honda und er einstimmig in die Arme und es sah so aus, als würden sie gleich zu heulen anfangen. “Er wird es schaffen, da bin ich mir ganz sicher”, war Anzu zuversichtlich und blinzelte ebenfalls einige Tränen weg. Yami löste sich schließlich schweren Herzens von Kaiba und trat an “sein” Bett. “Das ist schon irgendwie kurios, so auf sich selbst runterzuschauen, was?”, lächelte Yugi neben ihm unsicher in Geistform. Der Pharao nickte abwesend, starrte auf seinen wie tot wirkenden Körper hinunter und schluckte. Vielleicht war das doch keine so gute Idee? Aber da musste er jetzt durch. Er konzentrierte sich auf das Milleniumspuzzle, bis es hell aufglühte und seinen Geist freigab, woraufhin er sich auf seinen Körper zutreiben ließ. Kurz davor fühlte er eine merkwürdige Schwelle, wie eine Grenze aus Gummi, welche ihn zurückwerfen wollte. Er drängte sich fester dagegen, wandte mehr Kraft auf, um sein Gehirn wieder zu aktivieren, die Seele wieder in es zurückkehren zu lassen. War es vielleicht gar nicht mehr möglich? Er nahm die Unterstützung des Puzzles zur Hilfe und nun funktionierte es. Mit einem plötzlichen Ruck “landete” er in seinem Körper. Der erste Gedanke, der ihm kam, war: Kalt! Er ruckte auf, wie plötzlich aus einem tiefen Schlaf erwacht und zitterte am ganzen Körper, doch das fühlte er kaum. Zu betäubt war er noch von seinem fast toten Zustand. Er wusste nur, wenn nicht bald etwas geschah, würde er sterben, noch bevor es richtig angefangen hatte. Seine Freunde standen in höchster Besorgnis um ihn herum, er hörte sie wie aus weiter Ferne sprechen, wollte ihnen sagen, dass ihm fürchterlich kalt war und dass sie ihn bitte wärmer zudecken sollten, doch es ging nicht. Sein Körper zitterte zu sehr und die Lippen wollten sich nicht bewegen. Glücklicherweise erkannte Kaiba sehr schnell, was Sache war und war ebenso schnell losgesprintet, um eine Wärmflasche und weitere Decken beim Krankenhauspersonal einzufordern, sowie den Ärzten Bescheid zu sagen, dass Yami wieder halbwegs bei Bewusstsein war. “Bitte, komm zu dir!”, nahm er ihn anschließend bei den Schultern und schüttelte ihn sanft, aber bestimmt. Yamis Augen waren geschlossen, da er einfach nicht die Kraft hatte, sie zu öffnen. Er drohte, in die Bewusstlosigkeit abzusacken oder zumindest in einen tiefen Schlaf. Kaiba schlang seine Arme um ihn, versuchte, ihn so zu wärmen. “Ganz ruhig, ist ja gut”, sprach er auf ihn ein und wunderte sich kurz über sich selbst, da es ihm vorkam, als rede er wie ein Fremder. Er küsste Yami auf die Wange und schmiegte seine eigene an dessen Gesicht, legte sich halb auf ihn, um ihm seine Körperwärme zu geben. Yugi und seine Freunde standen, selbst zitternd, um das Bett herum. Ein Arzt kam herbei, dem in Anbetracht dieser “Wunderheilung” kurz der Mund offen stehen blieb, bevor er sich daran machte, Yami zu untersuchen und ihm ein kreislaufstabilisierendes Mittel zu injizieren. “Wie geht es dir, Yami?”, erkundigte sich Kaiba, welcher immer noch seine Arme um ihn geschlungen hatte, mit warmer Stimme, nachdem sich die ganze Aufregung etwas gelegt und der Pharao wieder zu sich gekommen war. “Danke, es ist alles in Ordnung. Ich werde es überstehen, auch wenn ich nicht sofort wilde Partys feiern kann.” “Hm, ich kann Partys sowieso nicht ausstehen und wilde erst recht nicht”, erklärte Kaiba und es war irgendwie seltsam, ihm anzusehen, wie viel Liebe und Wärme er auszustrahlen in der Lage war. Bisher hatte man ihn stets nur kalt und abweisend erlebt. Besonders Jonouchi stand vor Verblüffung immer noch der Mund offen. *Ja, Kaiba, wir wissen ja, warum du Yamis Körper unbedingt wiederhaben willst *eg*. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)