Moon's Revange von Madison ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Moon's Revange An jenem Tag wird die Erde durch die Macht des Mondsteins vernichtet werden und alle Lebewesen dieses Planeten werden sterben. Ob Mensch, Elbe, Ork, Hobbit- Denn das ist die Rache des Mondes Leise huschen zwei Schatten durch die Stille Nacht von Baum zu Baum. Die Nacht ist kalt und unheimlich, man sieht die eigene Hand vor Augen kaum, doch die Schatten scheinen sich gut auszukennen. Sie verschwinden in der tiefe des Waldes, springen von einem Baum zum nächsten, und bleiben erst dann kurz stehen, als man die Umrisse einer kleinen Hütte erkennt. Durch das Licht, dass durch die Fenster dringt, erkennt man auch jetzt die Gesichter der zwei Gestalten. Eine junge Elbe und ein Mensch, die sich einen kurzen Blick zuwerfen und dann blitzschnell durch die Fenster springen, die mit lauten klirren zerspringen. Sie müssen in so was geübt sein, denn keiner der beiden trägt auch nur einen Kratzer davon. Der junge Mensch zieht sein Schwert und sieht sich geduckt um. Es ist niemand Zuhause, obwohl die Lichter an sind. 'Wie dumm', denkt er, 'einfach wegzugehen und solch einen Schatz hier zu lassen! ' Aber so würden sie leichtes Spiel haben. Er richtet sich wieder auf und nickt der Elbe zu, die daraufhin alle Schränke und Schubladen ausräumt und durchsucht. Erst im letzten Schrank findet sie ein Kästchen, in dem etwas unsagbar Schönes glänzt. Mit ruhiger Hand und starrem Blick öffnet sie es und hält die Kette mit einem riesigen Diamanten in der Hand. Einige Sekunden bewundert sie das Stück, steckt es dann in ihren Lederbeutel, und verschwindet mit dem Menschen wieder in der Dunkelheit der Nacht ... "Was für ein Klunker! Dafür bekommen wir bestimmt das Dreifache von letzten Mal!" Der morgen ist schon angebrochen, und die beiden Diebe sitzen in einem Baum unter dichtem Laub versteckt. Mit glänzenden Augen dreht die Elbe den Diamanten in ihren Händen. Ihre zulaufenden spitzen Ohren hält sie unter ihrem langen weißen Haar versteckt, in dem stellenweise silberne Strähnen hindurch schimmern. Mit ihren Eisblauen Augen scheint sie alles zu durchdringen, und sieht jetzt den jungen Menschen an, der entspannt mit geschlossenen Augen, und hinter dem Kopf verschränkten Armen, an einem Baumstamm lehnt. "Hey, Kenshio! Bist du eingeschlafen?", brüllt die Elbe ihm ins Ohr. Er dreht seinen Kopf mit müden braunen Augen zu ihr, sein braunes Haar hängt ihm, trotz des Stirnbandes, in franzen im Gesicht. "Nein, ich denke nach, wie wir nach Alt-Kyoto kommen, ohne 80km laufen zu müssen", sagt er ruhig. Er sieht älter aus, als die Elbe, reifer, im genauen sind es auch ganze neun Jahre Altersunterschied. Die Elbe seufzt und steckt den Diamanten wieder weg. "Und wie lautet deine Lösung?" "Pferde, Sera, Pferde." "Pferde?", fragt die Elbe mit angezogenen Augenbrauen. Kenshio nickt. "Und wo willst du die auftreiben?" Jetzt ist es Kenshio, der seufzt. Er beugt sich nach vorn, und setzt sich in den Schneidersitz, um Sera an die Stirn zu fassen. "Wofür sind wir Diebe, kleines? Wir haben doch im Handumdrehen so einen Gaul aufgetrieben, da sehe ich kein Problem." Er richtet seinen Blick auf den Boden, und legt auf einmal nachdenklich seine Stirn in falten. Es sieht für die Elbe so aus, als wenn da doch ein Haken wäre. "Worin, Kenshio, siehst du ein Problem?" "Wie wir unbemerkt über die Grenze nach Alt-Kyoto kommen. Der König hat doch seit neuestem Soldaten an die Grenzen geschickt, so wird es nicht sehr einfach für uns, wenn wir nicht unbedingt im Kerker landen wollen, anstatt in einem der Dynastie-Paläste." Sera und Kenshio planen schon den nächsten Raubzug, und zwar in einem der großen Herrscherpaläste von Alt-Kyoto. Dort soll sich ein wunderschöner blauer Stein befinden, der bei Vollmond eine andere Farbe annimmt. Leicht wird es nicht werden, dass wissen sie selber, denn dieser Stein wird in einem Tresorzimmer unter bester Beobachtung aufbewahrt. Probleme würden sie schon genug kriegen, aber das erste wäre ja, wie sie zu einem Pferd kommen. "Gehen wir es doch einfach an", meint Sera. "Mit der Zeit werden sich unsere Probleme schon von ganz alleine lösen." Kenshio lacht kurz und springt von Baum. "Für eine 19jährige Elbe bist du ganz schön optimistisch, weißt du das?" Er will ihr von der hohen Eiche helfen, doch bevor er sich versieht, steht sie schon grinsend neben ihm. "Vielleicht bin ich das, aber ein kleines Kind bin ich nicht", sagt sie schnippisch und streckt ihm die Zunge raus. 'Soso, aber die Bedeutung von ,Kindisch' kennt sie anscheinend auch nicht ' "Ähm, hast du nicht etwas vergessen, kleines?" Um Kenshio anzufahren dreht Sera sich um, aber dann sieht sie das glitzern zwischen den Ästen und den dichten Blättern, und schlägt sich vor den Kopf. Jetzt hätte sie beinahe ihren Bogen und ihre Pfeile vergessen ... Sera ist eine gute Schützin, was sich schon nach einer halben Stunde bestätigt. Sie und Kenshio haben gefunden, was sie gesucht hatten. Eine Holzhütte, die einer Art Farm ähnelt. Außenrum stehen lauter Zäune, Heuballen und Stroh sind fein säuberlich auf einem Karren gestapelt, und aus einem Stall hört man das zufriedene Schnaufen eines Pferdes. Um den Besitzer etwas abzulenken, hatte Sera einen Pfeil an die Wand mitten in sein kleines Büro geschossen. Über das Gesicht, das der Alte gemacht hatte, muss sie immer noch lachen, bis Kenshio sie zurechtweißt. "Pass auf", flüstert er ihr zu, "du lenkst den Alten jetzt ab, während ich mich in den Stall schleiche, und einen Gaul daraus hole." "In Ordnung. Aber beeil dich!" Besorgt sieht die Elbe ihm noch nach, wie er hinter dem Stall verschwindet, was normal unnötig ist, denn Kenshio war Profi. Er und sie wurden schon von klein auf zu Dieben gemacht. Eines Tages begegneten sie sich an einer alten Klippe. Dort wollte Sera ein wertvolles Mineral, das der Dynastie gehörte, stehlen, und Kenshio hatte dieselben Absichten von seinem Sensei aufgetragen bekommen. So kamen sie sich in die Quere und kämpften gegeneinander. Hinterher waren beide sie so fertig, dass sie zusammenbrachen und einfach nur noch lachten. Kenshio hatte vom ersten Augenblick an sehr viel Respekt vor der jungen Elbe, da sie die einzige war, die ihm seit Jahren das Wasser reichen konnte. Und von da an waren sie unzertrennlich. Sera marschiert in das Büro, wo der Alte schon wieder hinter seinem Tisch sitzt, und beugt sich aufreizend über ihn. "Ich bin schon seit Tagen auf Durchreise, und habe schon lange nichts mehr gegessen, weder getrunken. Wären Sie so nett, und würden mir ein Glas Wasser gestatten?" sagt sie, ihre Rolle richtig gut spielend. Als sie merkt, wie der Alte von oben bis unten mit Blicken an ihr heftet, legt sie noch einen Obendrauf, setzt sich auf die Tischkante, überschlägt die Beine und lässt ihre Reize spielen. Dem Alten fallen schon fast die Augen raus, in der Zeit, in der Kenshio sich in den Stall geschlichen hat, und dabei ist, einen schwarzen Hengst zu beruhigen. "Und? Bekomme ich ein Glas Wasser, mein Herr?", haucht Sera dem Alten ins Ohr, und es ist kaum zu glauben, wie schnell dieser aufspringt und mit einem "Sofort, sofort, haben Sie noch einen Moment Geduld, schöne Frau" aus dem Büro verschwindet. Genauso schnell springt Sera auf, und wirft einen Blick aus dem Fenster, von dem aus man direkt zur Stalltür gucken kann. 'Jetzt wird's Zeit, Kenshio', denkt sie nervös. Die Stalltür geht auf, und heraus kommt ein schwarzer Hengst, geführt von Kenshio, der noch seine liebe Not mit ihm zu haben scheint. Schnell rennt sie aus dem Büro hinaus, zu dem Hengst und Kenshio, die sich hinter einem dicken Baum versteckt haben. "Da bist du ja!", ruft der braunhaarige erleichtert aus. "Ist alles gut verlaufen?" "Klar, dem Alten wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Und was ist mit dir? Pariert der Hengst schon?" Anscheinend genau das Gegenteil, denn so wie Kenshio jetzt schnauft, hätte man ihn glatt mit dem Gaul verwechseln können. "Na ja, solange er uns schnell von hier wegbringt ...", meint Sera und streicht dem Hengst sanft über die Nüstern. Kenshio schwingt sich vorsichtig auf den prachtvollen und muskulösen Rücken des Pferdes, und zieht die zierliche Elbe dann vor sich auf den Sattel. Eilig reiten sie davon. Das war wirklich knapp, denn genau in dem Moment kam der Alte - nur in Unterhose mit einem lüsternen grinsen auf den Lippen und einem Glas Wasser- wieder zurück, sehr erstaunt darüber, wo die Schönheit hin verschwunden war ... "Du, Kenshio ... bist du sicher, dass das der richtige Weg ist?" Sicher ist er sich schon lange nicht mehr, aber welcher Stolz eines Mannes lässt es schon zu, zuzugeben, dass er sich verirrt hat? Sie befinden sich in einem dichten Wald, aus dem es kein Ausgang zu geben scheint. Der Elbe wird es langsam unheimlich, denn es ist Stockdunkel, in solch einer Dunkelheit lassen sogar die Augen einer Elbe einem im Stich. Überall her kommen komische Laute, mal von einem Wolf, mal von einer Eule oder das leise Trampeln eines Hobbit. Der schwarze Hengst bleibt stehen, auch er wird langsam nervös. Sera bemerkt es, sie versteht die Sprache eines Tieres, und schlägt vor, irgendwo über die Nacht zu bleiben. Kenshio nickt und treibt den Hengst wieder an. Sie finden eine kleine Höhle, versteckt unter einem riesigen Eukalyptusbaum. Der Duft der Blätter steigt Sera in die Nase, und sie atmet ihn zufrieden ein. "Komm", sagt Kenshio und scheucht sie in die Höhle. Er legt seinen Mantel ab und legt ihn auf den Boden, damit die Elbe sich draufsetzen kann, und macht sich dann daran, ein Feuer zu machen. In so was ist Kenshio Experte, und so wird schon bald die ganze Höhle von einer wunderbaren Wärme ausgehüllt. Entspannt lauschen die zwei dem knistern der Flammen und sagen eine Weile nichts. Kenshio lehnt sich zurück und schließt die Augen, während Sera ihren Lederbeutel, der an ihrem Gürtel befestigt ist, hervorzieht und den Diamanten ein weiteres Mal beäugt. Kenshio öffnet ein Auge und beobachtet sie aus dem Augenwinkel. 'Irgendetwas scheint sie zu beschäftigen', denkt er und liegt damit gar nicht mal so falsch. "Wieso?", fragt Sera plötzlich in die Stille hinein und Kenshio weiß nicht so recht, ob sie ihn meint oder Selbstgespräche führt. Letzteres ist auszuschließen, eine Elbe würde niemals Selbstgespräche führen, selbst wenn sie hundert Jahre schweigen müsste, weil sie einsam ist und keinen Gesprächspartner hat. "Was meinst du?", wagt Kenshio sich jetzt doch zu fragen. "Wieso sollen wir den Mondstein stehlen? Was ist daran so besonders? Es ist nur ein einfacher Stein! Weißt du, ich bin kein Angsthase, aber langsam fange ich an, mir Sorgen zu machen. Wieso werden wir von deinem Sensei solch einer Gefahr ausgesetzt? Sie ist größer, als die Gefahren bisher, und das weißt du." "Du irrst dich, Sera", Kenshio steht auf und setzt sich neben die Elbe, deren silberne Strähnen in ihrem weißen Haar wunderschön durch die Flammen des Feuers glänzen. "Dieser Stein ist nicht nur irgendein Stein, sondern der Mondstein. Er kann das Schicksal der Menschheit verändern. Man sagt, dass er ungeahnte Kräfte haben soll. Wenn die vorhergesehene Person den Stein bei Vollmond in das helle Licht des Mondes hält, soll er seine Farbe verändern und diese entfachen. Aber ...", er hält kurz inne, "Wenn der falsche ihn in die Finger bekommt und die Kraft des Mondsteins für seine Zwecke einsetzt, kann er die ganze Erde vernichten. Mehr hat mir mein Sensei leider nicht erzählt, aber ich vertraue ihm, der mir all meine Fähigkeiten erlernt hat und immer gut zu mir war. Achtundzwanzig jahrelang. Wir sollen ihm den Mondstein bringen, und vielleicht erfahren wir ja dann die ganze Wahrheit." Sera sieht Kenshio einen Moment lang tief in die Augen und spürt, dass er zu diesem Sensei eine ganz besondere Beziehung zu haben scheint- Vater und Sohn? Sera hat ihn noch nie zu sehen bekommen, und Kenshio erzählt nicht sehr viel von ihm. Doch das stört die Elbe nicht. Noch nicht. Seufzend steckt sie den Diamanten wieder weg, lehnt sich an Kenshios starke Schulter und schläft ein. "Ich weiß, dass diese Aufgabe nicht sehr leicht für dich wird, kleines. Aber du bist ein Teil von ihr", flüstert er in ihr Haar und schließt die Augen. In der Unterwelt ist es wie immer. Stille und Schwärze. Alles ist in Dunkelheit getaucht, nur ab und zu sieht man die gefährlich aufblitzenden Augen eines Höllenbewohners der durch den Palast Gelra streift. Vor dem Palast sitzen zwei Höllenkrieger, der eine liegt entspannt auf dem schwarzen Gras, der andere läuft aufgeregt hin und her. "Du willst in einen der Dynastie-Paläste eindringen? Und den legendären Mondsein stehlen? BIST DU NOCH GANZ DICHT?!?!" Sanos langes rotes Haar hängt ihm durch seine schnellen Bewegungen kreuz und quer im Gesicht, das einen besonderen Ausdruck durch die ebenfalls roten Augen bekommt. "Darf ich dich freundlicherweise darauf aufmerksam machen, dass dieser Stein von unzähligen Elben- und Hobbitkriegern bewacht wird?! Und die werden nicht sehr erfreut sein, zwei Höllenkrieger vom Clan Gelra dort zu sehen!" "Ich weiß nicht, wieso du dich so aufregst, Sano. Wir sind Höllenkrieger, und diese minderwertigen Elben und Hobbits werden uns fürchten! Sie werden nicht so dumm sein, und sich mit zwei Gelra anlegen. Der Stein gehört schon so gut wie uns. Du kannst natürlich auch hier bleiben, ich schaff das schon allein" Keisuke sieht Sano kurz an, als er aufsteht, seine schwarzen Schwingen erscheinen lässt und einmal über sein Schwert streicht. Augenblicke vergehen, bis Sano seinen Kumpel angrinst und mit ihm aus der Unterwelt und Gelra wegfliegt. Bei Tagesanbruch reiten Sera und Kenshio weiter Richtung Norden. Einige male machen sie an einem Bach oder See halt, damit sie und Syrus - diesen Namen gab Sera dem schwarzen Hengst - sich an dem klaren Wasser erfrischen können. Gerade, als Sera mit Hilfe von Kenshio wieder auf den muskulösen Rücken Syrus steigt, vernehmen sie ein lautes Getrampel, verstärkt durch Angstvolle Schreie, genau auf sie zukommend. Kenshio lenkt Syrus hinter dichtes Gestrüpp, damit sie unentdeckt alles beobachten können. Ein kleines, pummeliges Hobbitmädchen wird von mindestens zehn wütenden Orks verfolgt, die mit ihren Keulen nach dem kleinen Hobbit schlagen und Steine werfen. Das Mädchen fällt über eine Baumwurzel und landet unsanft auf dem verstaubten Waldweg. Sie steht nicht mehr auf, ihr Fuß scheint verstaucht zu sein. Sera kann das nicht länger tatenlos mit ansehen. Ihre Hände graben sich in die Mähne des Hengstes und ihr Blick ist entschlossen und wütend. Sie packt ihren Bogen und springt vom Pferd. "Was hast du vor?", will Kenshio entsetzt wissen. Er versteht nicht, dass sie sich wegen einem Hobbit in Gefahr begeben will. "Ich werde ihr helfen! Du kannst ja ruhig tatenlos zusehen!" Die Orks erreichen das hilflose auf dem Boden liegende Hobbitmädchen, und der größte und dickste der Orks holt mit seiner riesigen Keule aus, als ein Pfeil aus dem dichten Laub geschossen kommt, und der Ork tot zu Boden fällt. Seine Anhänger weichen entsetzt zurück und geben kreischende Laute von sich. Die Elbe kommt hervor und stellt sich mit gespannten Bogen schützend vor das Hobbitmädchen. Von ihrem Anblick sind die Orks mehr als angetan, und jeder weiß, wie pervers diese ekligen kleinen, verschrumpelten Kerlchen sind, auch Kenshio, der mit gezückten Schwert aus einem Baum gesprungen kommt und gleich drei dieser Minikreaturen mit den krummen Nasen niedermetzelt. Sechs sind noch übrig, und die stehen mit klapprigen Beinen und klimpernden Zähnen dicht beieinander, Kenshio angstvoll anblickend, der einem von ihnen seine Schwertspitze unters Kinn hält. "Wenn ihr mir versprecht, niemals wieder ein wehrloses Hobbitmädchen zu quälen, werde ich euch gehen lassen. Ansonsten ergeht es euch wie den vieren hier ..." Mit unzähligem nicken und zig Verbeugungen machen die sechs sich schnell vom Acker. Zufrieden steckt Kenshio sein Schwert zurück in die Scheide und dreht sich zu Sera um, die neben dem Hobbitmädchen kniet und ihre Wunde heilt. Elben besitzen diese wunderschöne Gabe der Heilungskräfte. Der Hobbit zuckt zurück, als Sera ihr liebevoll die Hand auf den kleinen runden Kopf legt und sie anlächelt. Es hat großen Respekt vor dem Menschen und der wunderschönen Elbe, doch dieses Angstgefühl in ihr, will nicht verschwinden. "Deine Verletzung ist geheilt, versuch mal aufzustehen", sagt Sera und geht einen Schritt zurück, damit die kleine aufstehen kann, ohne Angst vor Seras Nähe haben zu müssen. Die Elbe stellt sich neben Kenshio, der immer noch ziemlich skeptisch auf den Hobbit blickt. Eigentlich ist es nämlich nicht normal, solch einem Wesen zu helfen. Die Elben liegen schon lange mit Hobbits und Orks im Krieg, und Menschen halten sich sowieso von diesen - für sie ,abstoßenden '- Geschöpfen fern. Das pummelige Hobbitmädchen steht wieder auf den Beinen, zwar noch etwas wacklig, aber das kommt wahrscheinlich von ihrer Angst. Sera bemerkt es und kniet langsam vor dem Hobbit nieder. "Wie ist dein Name?", fragt sie liebevoll. "Pippin", kommt quietschend zwischen ihren Zähnen hervor. "Also, Pippin, du brauchst jetzt keine Angst mehr zu haben, die Orks werden dich von nun an in Ruhe lassen. Das Verspreche ich dir." Sera zwinkert Pippin lächelnd zu, und sie verliert endlich ihre Scheu und ihre Angst vor der wunderschönen Elbenfrau. Mit einem schüchternen lächeln bedankt sie sich, und wirft dann einen schmollenden Blick auf Kenshio. "Das ist Kenshio, Pippin, er tut dir nichts, er ist ein Freund. Und ich bin übrigens Sera." "Sie ist eine Elbe!", fügt Kenshio neumalklug hinzu und bekommt einen schiefen Blick von der eben genannten zugeworfen. "Wir müssen langsam weiter, Sera", lenkt er schnell ab. Er weiß, wie temperamentvoll sie ist, und hat keine Lust, gerade jetzt einen von ihr übergebraten zu bekommen. Seufzend nickt sie und steht wieder auf. "War nett, dich kennen gelernt zu haben", ruft sie Pippin beim weggehen zu, "geh jetzt am besten zurück nach Hause! Deine Eltern warten sicher schon!" Gerade, als Kenshio sich auf Syrus schwingt, fängt das kleine Hobbitmädchen fürchterlich an zu weinen und ruft: "Ich habe keine Eltern! Mein zu Hause ist überall! Ich bin immer alleine!" Kenshio lenkt den Hengst mit bockigem Gesicht auf einen Feldweg. Vor ihm auf Syrus sitzt Sera und auf ihrem Schoß- Pippin. Wie hatte er sich nur erweichen lassen können, diesen Hobbit mitzunehmen?! "Sei kein Unmensch", hatte Sera ihm gesagt. "Ich dachte, du wärst anders, als die anderen Menschen. Deshalb bist du mein Freund. Mit einem anderen deiner Rasse würde ich nie zu Recht kommen. Bitte ... wir können sie doch nicht hier alleine im Wald zurück lassen" "Aber der Wald ist das zu Hause eines jeden Hobbits!", hatte Kenshio gegen argumentiert. "Kenshio! Die Orks werden sie auch weiterhin verfolgen und quälen! Spätestens dann, wenn wir über alle Berge sind! Glaubst du, den Verlust, den sie an vier von ihrem Gefolge hatten, hält sie davon ab?! Sie werden Pippin töten, und das weißt du!" Sera wäre nicht Sera, wenn sie nicht Recht gehabt hätte, und Kenshio wäre nicht Kenshio, wenn er nicht nachgegeben hätte ... Und jetzt? Jetzt hatte er dieses verspielte Hobbitkind am Hals. Gerade das Richtige, für einen 28jährigen jungen Mann, der nebenbei auch noch Dieb ist ... Wieso hatte er Sera diese Tatsache nicht vorgeworfen?! "Riecht ihr das auch?", fragt Pippin mit schnüffelnder Nase. Seras sensible Nase wittert direkt, was der Hobbit meint, Kenshio dagegen braucht etwas länger, doch schon durch Seras alarmierten Gesichtsausdruck erkennt auch er die Gefahr. "Der Wald brennt!" Schon nach einigen Metern, die sie weiter reiten, steigt ihnen dichter Rauch entgegen und Flammen peitschen um sie. Sera springt so schnell von Syrus, dass es Kenshio noch nicht einmal bemerkt, wie sie hinter den Flammen verschwindet. Die Elbe scheucht so viele Tiere wie sie kann aus der Gefahrenzone, auch den Hobbits hilft sie, die panisch auf sie zu gerannt kommen, bis sie hustend auf die Knie fällt. Der Rauch verklebt ihr die Luftröhre. Elben können so etwas nicht sehr lange aushalten ... "Verdammt! Wo ist Sera?!" Kenshio versucht den verängstigten Hengst zu beruhigen, doch der springt aufgeregt von einer Stelle zur anderen. Er steigt ab, gibt Pippin die Zügel in die kleinen fleischigen Hände und Syrus einen Klaps, so dass er eilig mit Pippin - die treudoof aus der Wäsche guckt- davon reitet. Zum Schutz vor dem stickigen Rauch hält sich Kenshio seinen Umhang vor Mund und Nase und schlägt sich durch brennende Bäume und Äste durch, bis er die Elbe röchelnd auf dem Boden entdeckt. "Sera!" Er packt sie von hinten um den Bauch und will sie in Sicherheit bringen, doch sie wehrt sich mit Tränen in den Augen und klagevollen Schreien, die durch die ganze Nacht hallen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)