Micha von Terrormopf ================================================================================ Kapitel 32: Der Römer und der Sträfling --------------------------------------- So, meine Lieben. Jetzt bin ich achtzehn und verantwortungsbewusst, das heißt, ich werde es diese Woche nicht versäumen euch zu schreiben. Dennoch viel Spaß beim Kapitel =) „Römer!“ „Römer? Was meinst du damit?“, fragte Benne erstaunt und sah von den Kugeln auf. „Na an Fasnacht!“, rief Gero. „Ich geh als Römer! Ha, das ist genial!“ Sie waren seit langem mal wieder im Grisu. Und auch Ella war mitgekommen; sie sah schon wieder recht gut aus. Benne schüttelte daraufhin seufzend den Kopf, stieß zu und die schwarze Acht rollte fast schon höhnisch langsam ins richtige Loch. „Jawoll! Gewonnen, Bess, wir haben gewonnen!“, jubelte er und von der Ruhe des Stoßes war nun nichts mehr zu spüren. Gero, der mit Micha ein Team gebildet hatte, grummelte irgendetwas Unverständliches und stellte sich zu Ella, um den letzten Rest seines Eistees zu trinken. Es war Micha fast unheimlich. Die Beiden gingen miteinander um, als seien sie seit Gezeiten die besten Freunde und auch Micha gegenüber verhielt sich Ella vollkommen normal. Einzig Bess hielt ihn auf Abstand, wobei er zugeben musste, dass ihm das gar nicht so unrecht war, da er sich nach ihrem Geständnis in ihrer Nähe mehr unwohl fühlte. „Ich geh eine Rauchen, kommt wer mit?“, fragte Gero in die Runde und als niemand sich meldete, ging Micha zu ihm, Gero würde ihn so oder so dazu zwingen, und sagte resignierend: „Ja, es ist mir eine Freude dich zu begleiten.“ „Schön, wenn man Freunde hat, die einen begleiten“, entgegnete Gero daraufhin und sprach das „Freunde“ und das „Begleiten“ überdeutlich und –laut aus. Allerdings scherten sich die anderen nicht großartig darum. So nahm er seine leere Bierflasche und ging damit und seinen Zigaretten zur Theke, um es beim Vorbeigehen abzustellen und sich im Raucherbereich auf einen der Barhocker zu setzen. Micha folgte ihm schweigend. Er war wieder bei seinen Gedanken, die ihn die ganze letzte Woche nicht losgelassen hatten. Es waren jene, die ihn schon am letzten Samstag gepeinigt hatten. Jetzt wünschte er, er wäre doch nicht mitgekommen, denn mit Gero alleine zu sein war ein seltsames Gefühl. Worüber sollte er mit ihm sprechen? Wie sollte er sich insgesamt verhalten? Es durfte nicht auffallen, denn fiel es auf, würde er bald Geschichte sein. Seit er sich im Klaren über diese Sache war, war alles nur noch verwirrender und noch ausgeprägter. Die kleinsten Berührungen jagten ihm beinahe die Röte ins Gesicht, wenn Gero ihn ansprach, schlug sein Herz mit doppelter Geschwindigkeit und nur wenn sich ihre Blicke trafen, spürte er, wie sich sein Bauch zusammenzog. „Was ist denn heute los, Micha?“, fragte Gero, stupste ihn leicht an und suchte den Augenkontakt. Alle drei Folgen auf einmal; Micha verfluchte sich innerlich. Doch er versuchte ruhig zu bleiben und antwortete: „Nichts, ich bin nur etwas müde.“ „Sicher? Vielleicht ist ja doch etwas Schlimmeres bei deinem Sturz letzte Woche passiert; ist dir schlecht? Hast du Kopfschmerzen?“ Geros besorgte Worte schafften es auch nicht unbedingt sein Gefühlschoas zu ordnen, so sah Micha schnell weg und schüttelte den Kopf. „Was ist denn dann? Du bist schon den ganzen Abend so merkwürdig, ich hab das Gefühl, als wolltest du mir ausweichen; hab ich was getan? Ist irgendwas passiert?“ Erneut schüttelte Micha den Kopf, noch immer den Augenkontakt vermeidend. „Nun sag schon, ich bin doch nicht bescheuert! Was ist los?“ ‚Ich hab mich in dich verliebt, bitte küss mich.’ Micha musste innerlich verbittert auflachen. Ja, das sollte er sagen, dann läge er wenigstens bald im Koma und müsste sich nicht mehr mit seinen Gedanken abquälen. „Nun sag schon. Mann, ich mach mir langsam echt Sorgen.“ Ja, mit diesen Worten machte Gero es noch besser. Wieso musste er auf einmal den Fürsorglichen raushängen lassen? Oder war er schon früher so gewesen und Micha hatte es einfach nur nie bemerkt? „Wieso verstehst du dich wieder so gut mit Ella?“, fragte Micha schließlich. „Ja, super, Micha, wechsle das Thema. Aber bitte, wenn du nicht darüber reden willst, dann tu’s halt nicht. Kann mir ja eigentlich egal sein.“ Kam es Micha nun nur so vor oder hörte es sich an, als sei es Gero eben nicht egal? Der Rothaarige schwieg einen Moment, bis er fortfuhr: „Ich hab den Kontakt zu Ella nicht einfach abbrechen lassen. Wirklich im Streit haben wir uns ja nicht getrennt und soweit ich das mitbekommen habe, hat sie sich wieder beruhigt.“ „Meinst du wirklich?“, fragte Micha und wagte es nun doch einen Blick zu Gero zu werfen, der das Kinn in eine Handfläche gestützt hatte und ihn anstarrte. „Nein“, entgegnete er nach einigen Sekunden des Schweigens, hob den Kopf und nahm einen Zug seiner Zigarette. „Aber wär doch nett, wenn es so wäre, oder?“ Micha sah wieder weg und nickte stumm. „Naja, ich kenne ihre Beweggründe nicht, aber sie geht oberflächlich gesehen wieder mit mir um, wie mit einem Freund. Vielleicht hat Bess ihr ja ins Gewissen geredet, mit der hat sie in letzter Zeit nämlich viel unternommen und…“ „Mit Bess?“, unterbrach Micha ihn und vergaß beinahe das Atmen. Bess wusste von seiner Homosexualität! Was war, wenn er sich zu auffällig verhalten hatte? Was war, wenn sie etwas vollkommen Falsches in seine Freundschaft mit Gero hineininterpretierte und damit zu Ella gegangen war? Es war nicht auszudenken! Sollte es so sein, was würde Ella dann denken? Würde sie denken, dass es auf Gegenseitigkeit beruhte? Und wenn, würde sie sich selbst dann die Schuld an allem geben? Würde sie beginnen sämtlichen Selbstrespekt zu verlieren und sich selbst zu hassen? „Ja, mit Bess. Was erstaunt dich das denn so? Die Beiden sind schon Ewigkeiten beste Freundinnen, die erzählen sich alles. Glaub mir, Bess ist mit Sicherheit die einzige Person die weiß, wie ich im Bett bin, obwohl ich noch nie Sex mit ihr hatte.“ Er hielt inne und schien einen Augenblick nachzudenken, bis er wieder skeptisch zu Micha sah und sagte: „Nein! Du hast aber nichts mit Bess angefangen?“ Wie kam er darauf? Und wieso klang er mehr schockiert als glücklich darüber? Gero schien Michas Schweigen und seine entgleisten Gesichtszüge allerdings falsch zu deuten, denn er keuchte: „Du hast also tatsächlich mit Bess…?“ „Nein!“, rief Micha und unterbrach Gero das zweite Mal. Und er wusste beim besten Willen nicht, ob Gero gerade erleichtert ausgeatmet hatte. Hatte er es? Oder hatte er es nicht und Micha sah, beziehungsweise hörte, schon Gespenster? Es war zum Verzweifeln, in alles musste Micha etwas hineininterpretieren, wahrscheinlich würde ein Außenstehender die Szene ohnehin vollkommen anders beschreiben, so, wie sie wahrscheinlich wirklich war – außerhalb seiner leicht beeinflussten Sichtweise. Auf jeden Fall erwiderte Gero nichts mehr daraufhin, sondern drückte seine Zigarette aus, winkte der Kellnerin, um sich eine Cola zu bestellen und nahm genüsslich einen Schluck, als sie kam. Und schließlich, als er offensichtlich das Gefühl hatte, sie hätten sich genug angeschwiegen, fragte er: „Als was willst du an Fasnacht gehen?“ „Eigentlich als gar nichts, ich mag Fasnacht nicht besonders“, antwortete Micha ehrlich. „Ach komm schon, es gibt doch wohl nichts Geileres als Fasnacht, die fünfte Jahreszeit, Junge! Saufen, kleine Pseudo-Schlampen, die sich als Playboy-Bunnys verkleiden und eine göttliche Stimmung!“ Gero schien Fasnacht wirklich zu mögen, doch Micha schüttelte nur den Kopf. „Dann muss ich dir wohl sagen, dass du dieses Jahr Fasnacht lieben lernen wirst. Und wehe du sagst Benne, dass du Fasnacht nicht magst, der holt dann nämlich seine Fanfare vom Spielmannszug raus und zieht sie dir eiskalt über den Schädel.“ „Aber ich will wirklich nicht, Gero, das ist doch irgendwie alles so sinnlos…“ „Stimmt, und das ist der Sinn der Sache. Aber du brauchst ein Kostüm.“ Er überlegte einen Moment, dann schlich sich ein Grinsen auf seine Züge. „Wie wär’s mit einem Sträflingsanzug?“ Etwas irritiert blinzelte Micha Gero an und verstand nicht wirklich zu was er sich da gerade überreden ließ. „Und wo soll ich den herbekommen?“, erkundigte er sich schließlich und Geros Grinsen wurde nur noch breiter. „Als ich fünfzehn war, hab ich das gemacht, ich müsste das Kostüm noch irgendwo bei mir rumfliegen haben“, erklärte er nun und Micha schwante Übles. Dennoch zwang er sich zu einem Lächeln und fragte weiter: „Und du gehst als Römer? Mit einer Toga oder wie man das nennt?“ „Ach was! Ich mach doch nicht so einen popeligen Bürger, ich mach einen Soldat!“ „Haben die nicht Röcke getragen?“ Gero nickte auf die Frage hin und entgegnete gelassen: „Wenn die Schotten Kilts tragen können, kann ich auch ein Römerröckchen tragen, außerdem ist das nichts im Vergleich zu letztem Jahr, da bin ich gleich als Frau gegangen.“ Er lachte auf und Micha schaute ihn nur immer verwirrter an. Gero als Frau; das war eine schauderhafte Vorstellung, dazu war er viel zu maskulin - der Körperbau, die Gesichtszüge - es musste lächerlich ausgesehen haben. „Das heißt, du wirst wirklich einen Römerrock anziehen? Hatten die da eigentlich noch was drunter?“ Er hatte die Frage schon ausgesprochen, bevor er merkte, was der Inhalt war und das Blut in seine Wangen schoss. „Meine Fresse, ich muss es ja nicht originalgetreu machen, ich zieh natürlich Boxershorts drunter.“ „Und ist das nicht unglaublich kalt? Fasnacht ist doch dieses Jahr ab dem einunddreißigsten Januar. Wirst du dann nicht frieren?“ Er sollte aufhören solche Sachen zu sagen, vielleicht begann Gero sonst etwas zu vermuten! „So lang werden wir nicht draußen stehen, außerdem zieh ich mir ne Jacke drüber und Klopfer halten auch warm, dann muss ich halt mehr trinken.“ Bei diesen Worten hoben sich Geros Mundwinkel erneut und steckte sich eine neue Zigarette an. „Aber…“, setzte Micha gerade wieder an, da unterbrach ihn Gero: „Du warst wohl wirklich noch nicht oft an Fasnacht hier unterwegs, was? Es ist ja sowieso schon eine Schande, dass wir nicht in Sipplingen und bei den sonstigen Umzügen waren, da müssen wir wenigstens diese eine Woche richtig reinhauen und auf der Straße werden wir das kaum machen.“ Er hielt einen Moment inne und grinste dann. „Also zumindest nicht hauptsächlich.“ „Und wie ist das mit der Altersbeschränkung? Ist das nicht alles ab achtzehn?“ „Ich bitte dich, als würden die so streng kontrollieren, ich bin schon überall reingekommen, da war ich vierzehn!“ „Was du mit vierzehn schon alles gemacht hast“, murmelte Micha und hoffte, dass Gero es nicht hörte, doch der erwiderte daraufhin nur gelassen: „Es kann halt nicht jeder so ein Unschuldslamm sein wie du.“ Micha seufzte. Es hörte sich fast an, als mache ihm Gero nun einen Vorwurf, weil er mit vierzehn noch keinen Vollrausch hatte, nicht geraucht hatte, was er ja immer noch nicht tat, und sich in keine Clubs oder dergleichen geschlichen hatte. „Mann, Micha, was ist denn los mit dir? Ehrlich, du bist zwar sonst auch nicht unbedingt derjenige, der große Reden schwingt, aber heute bist du wirklich schweigsam. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass ich daran Schuld habe. Sag’s mir doch, dann kann ich wenigstens was tun; um Entschuldigung bitten, oder sonst was, aber das ist ja kaum auszuhalten mit dir heute Abend“, erzürnte sich Gero nach einigen Minuten des Schweigens, in denen er seine zweite Zigarette schon längst fertig geraucht hatte. Micha spürte, wie seine Wangen heiß wurden und im das Blut in den Kopf schoss. Er sprang von dem Barhocker auf und sagte: „Ich muss aufs Klo.“ Damit ließ er den etwas verwirrten Gero sitzen und ging in Richtung der Toiletten. Er hörte ihn nur noch perplex seinen Namen rufen, doch er drehte sich nicht um. Er stand vor dem Spiegel und starrte sich in die blauen Augen. Nur wegen dem, was Gero gesagt hatte, war er tatsächlich errötet! Am liebsten hätte er sich dafür selbst geohrfeigt, doch wäre es wahrscheinlich ein Problem gewesen, den anderen dann den Handabdruck auf seiner Wange zu erklären; so ließ er es also bleiben. Stattdessen drehte er das eiskalte Wasser auf und spritzte sich etwas davon ins Gesicht, damit er wieder einen kühlen Kopf bekam. Anschließend drehte er den Wasserhahn wieder zu und stützte die Hände auf dem Rand des Waschbeckens auf, nicht aufsehend. Die Wassertropfen liefen sein Gesicht entlang, sammelten sich an Nase, Lippen und Kinn und tropften schließlich, inzwischen schon wieder widerlich lauwarm, auf die weiße Keramik. „Verdammt!“, rief er, als Geros Worte erneut in seinem Kopf widerhallten. „Was soll ich ihm denn sagen? Die Wahrheit, dass ich in ihn verliebt bin ganz bestimmt nicht, dann lacht er mich entweder aus oder macht mich einen Kopf kürzer! Scheiße!“ Zu gerne hätte er jetzt seine Stirn gegen die geflieste Wand geschlagen, doch stattdessen fuhr er sich nur mit den Händen übers Gesicht, um das restliche Wasser zu entfernen und sah schließlich auf. „Gero?“, keuchte er, als er den Rothaarigen im Spiegel erkannte. Sein Gesicht schien keinen Ausdruck zu haben. Alles was er tat, war, mit unergründlichem Blick ebenfalls auf Michas Spiegelbild zu sehen. Micha hatte keine Ahnung wie lange sie so dastanden, einfach nur das Spiegelbild des jeweils Anderen anstarrten, kein Wort sagten, doch dann schloss Gero die Tür ganz und kam auf Micha zu, der sich inzwischen zu ihm umgedreht hatte. Er baute sich vor dem Kleineren auf und Micha hatte das unschöne Gefühl, als würde er dadurch noch weiter in sich zusammensinken. Dann packte er Micha am Kragen und schmetterte ihn gegen die nächstbeste Wand an der weder Papierspender, noch Waschbecken war. Micha schluckte schwer und sah furchtsam in die zu Schlitzen verengten und zornig funkelnden Augen Geros, die den seinen auf einmal so nahe waren. Der harte Griff an seinem Kragen und der Aufprall nahmen ihm beinahe die Luft zum Atmen; oder war es die Angst? „Was hast du da eben gesagt?“, brachte Gero zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und Micha spürte, wie Gero sein Gesicht näher zum Eigenen zog und sich der Ellenbogen desselben Greifarmes immer fester gegen seinen Brustkorb drückte. „Gero, bitte, du tust mir weh!“, wimmerte der Blonde und wagte es nun nicht mehr seinem Gegenüber in die Augen zu sehen. „Ich tu dir also weh?“, fragte Gero mit leiser, zischender Stimme und Micha nickte vorsichtig, in der Hoffnung, Gero würde locker lassen, doch da hatte er sich geschnitten, denn der Schmerz wurde nun nur noch größer und Gero brüllte: „Das hoffe ich auch, dann das soll es auch! Was hast du da eben gesagt?“ „Bitte, lass mich los, Gero!“, brachte Micha hervor. Er wollte nicht auf die Frage antworten; zumindest nicht in dieser Situation. „Ich habe dir eine Frage gestellt“, bemerkte nun Gero wieder mit flüsternder, wahnsinniger Stimme. „Bitte!“ Micha hatte kaum mehr mit den Zehenspitzen Kontakt zum Boden und das war kein gutes Gefühl keinen Boden unter den Füßen zuhaben, nur die Wand im Rücken und vor sich einen rasenden Gero. „Nichts“, japste Micha dann schließlich, war nicht zu mehr fähig, als diesem Japsen. „Was, nichts?“ „Ich hab nichts gesagt, gar nichts!“ Langsam spürte er, wie er den Boden unter den Füßen zurückbekam und Gero langsam von ihm abließ. Als er ihn endgültig entließ, rutschte Micha an der Wand entlang herab, war nicht mehr fähig auf den eigenen Beinen zu stehen. Er fasste sich an die Kehle und stellte erschrocken fest, dass er zitterte. Er saß da auf dem schmutzigen Boden der Toilette und zitterte wie ein verängstigtes Mädchen! „Das ist auch besser so“, schnaubte Gero herablassend und Micha sah mit weit geöffneten Augen und flachatmig zu ihm auf. Der Blick des Älteren lag vernichtend auf ihm, zeigte ihm ganz klar, nach wessen Pfeife er zu tanzen hatte. Doch schon im nächsten Moment schien sich der Blick des Rothaarigen aufzuklaren. Er seufzte vernehmlich und hielt Micha dann die Hand hin, mit den Worten: „Komm Kurzer, ich helf dir beim Aufstehen.“ Eher widerwillig ergriff Micha die ihm dargebotene Hand und ließ sich von ihm aufhelfen. Es war paradox! Es war klar, dass sie kein Wort mehr über die vergangenen Minuten verlieren würden, nie wieder, doch trotzdem wusste Gero nun davon, ob er wollte oder nicht. Gemeinsam verließen sie die Toilette wieder, Micha auf wackeligen Beinen und Gero gut gelaunt das Lied, das gerade lief, mitpfeifend. Was dachte sich Gero nur in solchen Momenten? Micha hätte viel um Geros Gedanken gegeben, doch blieben sie ihm verwehrt. Nur war es doch seltsam, dass er ihm erst so brutal wehtat und ihm dann aufhalf, als wäre nichts zwischen ihnen gewesen. Glaubte er etwa, dass sich das Thema gegessen hatte, nur weil Micha es verleugnet hatte? Das waren ja schon fast mittelalterliche Ansichten! Jemanden so lange foltern, bis er gestand, egal ob schuldig oder nicht. Wobei ‚Gestehen’ ja nicht wirklich auf ihn zutraf. Leugnen war allerdings auch nicht besser, denn dann fühlte er sich wie Petrus, der Jesus verleugnet hatte! „Ach herrjemine! Was ist denn mit dir passiert, Micha, du bist ja fast leichenblass!“, rief Ella erschrocken, als sie die beiden kommen sah. „Blass?“, fragte Micha abwesend. „Ihm war plötzlich übel und er ist aufs Klo gerannt; hat sich übergeben müssen, der Ärmste“, unterbreitete Gero ihr gelassen die falsche Kunde. „Übergeben?“, fragte Ella erschrocken und fasste Micha an die Stirn. „Fieber hast du wenigstens nicht. Meine Güte, hättest du doch früher bescheid gesagt, dann hätte dich jemand nach Hause bringen können!“ „Aber mir geht es doch…“, setzte Micha an, doch Gero unterbrach ihn ruppig: „Immer noch schlecht? Soll ich dich heimfahren?“ Und die Worte wurden mit einem Blick begleitet, der jegliche Widerrede überflüssig machte. So nickte Micha nur stumm zu Boden blickend. Er fühlte sich in dem Augenblick irgendwie wie ein Kind, das ungehorsam gewesen war und deswegen schon vorzeitig nach Hause geschickt wurde. Aber was hatte er denn schlimmes getan? Mal abgesehen von dem unfreiwilligen Liebesgeständnis an einen der größten Schwulenhasser… Nun, vielleicht bemerkt man, dass es langsam auf seinen Höhepunkt zugeht =) Bis zur Antwort auf eure Kommentare, beziehungsweise nächste Woche; lG, Terrormopf Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)