Tango von Terrormopf (Das Rosa Cama in Buenos Aires) ================================================================================ Kapitel 6: Der sechste Tanz --------------------------- Hey^^ Ich bin also endlich dazu gekommen weiterzuschreiben (gelobt sei die Samstagsschule mit den zwei Stunden Mathe >__>") Was gibt es zu diesem Kapitel zu sagen? Eigentlich passiert nicht viel, aber ich hoffe, dass es euch dennoch gefällt; viel Spaß! ^__^ ___________________________________________________________________________________ Sie wachte früher auf als er, reckte sich zufrieden und gähnte herzhaft. Die Sonne strahlte golden in ihre Kammer hinein und sie stand auf. Mit Sicherheit wären andere Frauen liegen geblieben und hätten noch einmal die Errungenschaft ihrer Nacht begutachtet, doch sie hasste das. Es war ihr zuwider, wenn sie am nächsten Morgen in das Gesicht ihres Freiers sehen musste und am liebsten übergäbe sie sich, wenn sie es doch tat. Und so sehr sie sich auch in den jungen Prinzen verliebt hatte, auch bei ihm war es nicht anders. Zu tief saß dieses Gefühl des Schmutzes. So schlüpfte sie in ihren zerschlissenen Morgenmantel und huschte aus der Tür nach unten, um sich in den Waschraum zu stehlen. Hier war sie sicher, denn auch der Hurenwirt kam nicht hier herein – was an sich schon sehr ungewöhnlich war – und so lief sie nicht Gefahr von ihm eine Rüge zu erhalten, was sie sich denn einfallen ließe, einfach einen Mann über Nacht bei sich zu behalten, sei’s der König von Spanien. Das Wasser war eisigkalt und so beeilte sie sich endlich fertig zu werden. Anschließend rubbelte sie sich ihre Haut und ihr Haar trocken, wobei ihr Schopf noch immer feucht war, und lief dann wieder auf Zehenspitzen in ihre Kammer. Nachdem sie sich nun gewaschen und auch ihre Kleidung angelegt hatte, setzte sie sich an ihr Bett und streichelte dem Mann darin sanft übers Haar. Mit Sicherheit würde auch er sich als erstes waschen, wenn er nach Hause kam und er müsste seine Kleidung dringend zum Ausklopfen geben. Als Carmen diese nämlich so lotterhaft auf dem Boden liegen sah, packte sie das schlechte Gewissen. Sie hatte sie in der vorangegangenen Nacht so achtlos auf die Holzdielen geworfen, wenngleich sie doch so teuer war. So erhob sie sich wieder und sammelte Strümpfe, Hosen, Hemd und Weste auf und legte sie ordentlich auf den Tisch, da sie sonst nichts hatte. Dann kümmerte sie sich um den Eimer, in den sich Julio erbrochen hatte: Sie leerte den Inhalt in den Abtritt und wusch ihn ordentlich aus, auch mit Seife, damit der beißende Gestank keinesfalls dominierte und sich in ihrer Kammer ausbreitete, was bekanntlich nicht gerade aphrodisisch wirkte. Als sie wieder in die Kammer kam, war Julio bereits wach und hatte sich angezogen; unruhig ging er im Zimmer auf und ab. Er fuhr auf und wirbelte herum, als er vernahm, wie sie die Tür öffnete. Einen Moment lang, in dem sie ihn argwöhnisch musterte, war er wie erstarrt, dann kam er auf sie zu, fasste ihre Hände – den Eimer hatte sie vor Schreck fallen gelassen – und öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, doch schloss ihn sofort darauf wieder. Fragend sah sie ihn weiterhin nur an und wartete auf eine Erklärung für sein plötzlich so untypisches Verhalten. Julio stand jedoch weiterhin vor ihr, stumm und die Lippen bewegend wie ein Karpfen, bis sie endlich fragte: „Was wollt Ihr mir sagen?“ „Lass endlich dieses ‚Ihr’!“, blaffte er sie plötzlich an und sie fuhr unwillkürlich zusammen. „Verzeih“, murmelte sie, seinem Blick ausweichend. Der Dunkelhaarige drückte leicht ihre Hände und flüsterte: „Wir sollten uns inzwischen so vertraut sein.“ Eine peinliche Stille trat ein und nur die schrillen Stimmen der anderen Huren drangen an ihre Ohren. Irgendwann sagte Carmen leise: „Wir sollten die Türe schließen.“ Julio nickte langsam und ließ ihre Hände los. So drehte sie sich um und schloss die Tür; somit gelangten nun nur noch durchs Fenster die gedämpften Geräusche der Straße zu ihnen. Carmen räumte den Eimer weg und ging dann an ihre Truhe, in der sie geschäftig herumwühlte, nur damit sie ihm nicht ins Gesicht sehen musste. Denn hätte sie ihn angesehen, hätte der Schmerz in ihrem Herzen sie übermannt; dann wäre sie daran erinnert worden, dass er einer Anderen versprochen war. Und er war gewiss kein Mann, der mit dem goldenen Ehering am Finger ins Freudenhaus ging und ihn abnehmen, das täte er erst recht nicht. Nach was suchte sie eigentlich gerade? Es käme ihm mit Sicherheit suspekt vor, wenn sie ihre Truhe wieder schloss und doch nichts daraus hervorzog. So suchte sie nun also etwas, nachdem sie suchen konnte. „Carmen“, setzte er an, worauf sie zusammenzuckte und inne hielt. „Ich sollte gehen.“ Langsam, fast schon andächtig erhob sie sich und sah in sein Gesicht. Hatte er sie die ganze Zeit beobachtet? Julio stand bewegungslos da und sein Gesicht war ebenso ausdruckslos; die Arme hingen schlaff an seinen Flanken herab. Sie atmete tief ein und fragte gerade heraus: „Siehst du sie heute?“ Etwas verwirrt hob er die Schultern und entgegnete: „Ich weiß nicht; vielleicht.“ Sie trat näher an ihn heran und fragte: „Wie sieht sie aus, ist sie hübsch?“ Und ganz leise fügte sie hinzu: „Hübscher als ich?“ Daraufhin bewältigte Julio den letzten Schritt, der sie noch voneinander trennte, schloss sie in seine Arme und flüsterte: „Niemand wird je an deine Schönheit heranreichen, Carmen.“ „Ist ihr Haar seidig und schimmernd?“ Ihr Haar war strohig und kraus. „Ja.“ „Hat sie eine schmale und weibliche Figur?“ Sie hatte in den letzten Jahren etwas an Gewicht zugelegt. „Ja.“ „Hat sie große Augen und ein zierliches Gesicht?“ Ihre Augen waren mehr katzenartig und ihr Gesicht wirkte leicht markant. „Ja.“ „Und ihre Füße? Sind sie klein?“ Ihre eigenen könnte man beinahe als Männerfüße betrachten. „Ja.“ „Was zieht dich also zu mir, wenn sie doch all jenes hat, was ihr Männer begehrt?“ Carmens Stimme war kaum mehr zu vernehmen und er schwieg einen Moment, was sie etwas stutzen ließ. „Nun“, begann er, „Du bist du; ich kann es dir nicht erklären. Sicherlich könnte ich dir tausende Komplimente machen – über dein Haar, dein Gesicht, deine Figur – aber was hätte das damit zu tun, dass ich mich in dich verliebte? Es machte mich auf dich aufmerksam und dein Aussehen macht einen Teil von dir aus, aber dieser ist mir nicht der Wichtigste.“ Was sollte sie darauf erwidern? Es gab nichts zu sagen. Nur lächeln musste sie leicht, jedoch nicht wegen seiner Worte, sondern wegen der Situation; nun lag sie wieder in seinen Armen und konnte noch schwach den Geruch nach Tabak und Vanille wahrnehmen, der an ihm haftete. Es war sein Geruch und sie würde sich immer an diesen erinnern, das wusste sie. „Ich muss dich wieder sehen.“ Carmen lachte daraufhin erbittert auf und fragte: „Bist du verrückt? Julio, mein liebster Julio, wir können uns nirgends treffen. Was wäre, wenn jemand den Prinzen Palermos mit einer Hure aus dem Hafen sähe? Es würden dich sofort Gerüchte umwabern und positiv ist das allemal nicht.“ „Dann müssen wir es heimlich tun!“ Er klang enthusiastisch. Sie seufzte. „Eine geheime Beziehung? Selbst wenn ich die Zeit dazu hätte, ich könnte es doch nicht.“ „Das heißt, wir können uns nur hier sehen?“, fragte er etwas enttäuscht. „Und was ist, wenn du schon einen Anderen bei dir hast?“ Eine Gänsehaut überkam ihn bei diesem Gedanken und es schüttelte ihn. Carmen drückte den ihr nun so vertrauten Mann fester an sich. „Ich wünschte, du wärst der Einzige, mit dem ich das Bett teilen müsste!“ Wieso zum Teufel hatte sie das gesagt? Wieso war ihre Zunge wieder schneller als ihr Verstand gewesen? Diese Worte würden Julio in seinem irrsinnigen Plan nur bestärken. Er jedoch streichelte ihr sanft über den Kopf und überlegte, was er sagen sollte. Nach einer Weile flüsterte er: „Carmen, ich will dich nicht aufgeben! Gib mir die Gelegenheit mehr von dir zu erfahren und wenn wir uns nur noch einmal sehen, ich will dich dennoch kennen lernen, sodass ich, wenn ich dir zufällig auf der Straße begegne, genau weiß, was du denkst, was du fühlst; damit nur ein Blick genügt, damit ich das weiß.“ „Aber wann, Julio? Wann? Und wo? In ganz Buenos Aires gibt es keinen Platz, an dem man dich nicht erkennen könnte!“ Er trat zurück, hielt noch immer ihre Hände und sah ihr fest in die Augen. Schließlich sagte er langsam: „Ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen. In zwei Tagen wird ein Bote von mir hier sein und eine Botschaft an dich haben. Halte dir den Tag frei so gut es geht. Kommst du, dann weiß ich dass du mich ebenso liebst, wie ich dich; kommst du nicht, dann hätte es keinen Zweck.“ Carmen schluckte. Wie sollte sie es anstellen, dass sie den Tag frei bekam? Dennoch nickte sie und hauchte ihm noch einen Kuss auf die Lippen. Julio atmete tief durch, wandte sich dann ab und ging. Als sie die Tür ihrer Kammer hinter ihm geschlossen hatte, ließ sie sich daran hinuntergleiten und dachte nach. Ein freier Tag? Mitten unter der Woche? Das bekam sie nur, wenn sie krank war, oder kein Freier kommen würde. Aber das würde nicht eintreffen. Würde sie so tun, als sei sie krank, würde der Hurenwirt auch den Boten ihres geliebten Julios nicht zu ihr hinauflassen und letzteres war noch nie geschehen und ganz gewiss würde es das auch nie. Was sollte sie also tun? Ihr Blick fiel aufs Bett. Noch in dieser Nacht hatten sie sich darin geliebt. Ihr Blick wanderte über die Kissen und da sah sie zwischen ihnen ein Tuch aufblitzen. Es war weißer, als ihre Bezüge und auch der Stoff schien feiner zu sein. Skeptisch erhob sie sich, ging zu ihrem Bett und zog das Tuch zwischen den Kissen hervor. So erkannte sie es als Halsbinde. Aber es war nicht die Halsbinde irgendeines Freiers, es war die Julios. Wie viel sie wohl gekostet hatte? Kosten? Geld! Er hatte gar nicht bezahlt! Panisch ließ sie ihren Blick durchs Zimmer streifen, als könne sie etwas finden, was ihre Not lindern würde. Der Hurenwirt würde ihr die Hölle auf Erden bereiten, wenn er davon erführe, dass sie keinen einzigen Peso eingenommen hatte! Doch auf dem Tischlein lag ihre Rettung. Julio hatte es doch nicht vergessen! Überglücklich und den Tränen nahe stürzte sie auf das Säckchen zu und öffnete es. Es war voll bis unter den Rand. Damit hätte er sie sich eine Woche nehmen können. Ja, eine ganze Woche mit Julio, das wäre für Carmen das Paradies gewesen, nichts täte sie lieber, als den Tag mit ihrem Julio zu verbringen. Da kam ihr ein Gedanke: Warum kaufte sie sich nicht diesen Tag? Sie könnte behaupten, sie hätte sich über die Jahre etwas angespart und sich diesen Tag kaufen. Und wenn sie dem Wirt noch etwas mehr hinlegte, als sie sonst verdiente, dann würde er sicher nicht ‚nein’ sagen. Sie schmiegte das Gesicht an die Halsbinde Julios und roch glücklich daran. Dieser Duft nach Vanille und Tabak; ein Gedicht! „Julio, mein Bester!“ Mit diesen Worten platzte Ramón in das Zimmer seines Bruders. „Woher weißt du, dass ich wieder da bin?“, knurrte dieser, nicht gerade begeistert, Ramóns doch sehr lautes Sprachorgan hören zu müssen, denn dadurch verdoppelte sich der Schmerz, der unter seinem Schopf pulsierte. „Ich wollte gerade die kleine Maria einmal mehr vernaschen, da sagte sie mir, du seist gerade nach Hause gekommen. Und bei einer solch freudigen Botschaft kann ich doch nicht an die Freuden einer Rangelei im Bette denken. Wie war es heute? Hast du sie im Bett richtig rangenommen?“ Nicht an die Freuden einer Bettrangelei denken und dann so etwas fragen. Julio schüttelte resignierend den Kopf und wandte seinem Bruder, der ihm nun doch auf die Nerven fiel, den Rücken zu. Dieser schien das allerdings falsch zu interpretieren und fragte erstaunt: „Etwa nicht? Julio, sag nicht, dass du es wieder nicht geschafft hast!“ „Halt das Maul, Ramón!“, brüllte Julio ihn plötzlich an. Er hatte ihn noch immer keines Blickes gewürdigt, doch wusste er genau, wie Ramón bei dieser Frage leicht bedauernd die Augenbrauen hochgezogen hatte. „Du weißt nicht, wie das ist, wenn man liebt! Die Frauen sind für dich nur Spielzeug, das man benutzt, bis es nicht mehr gefällt und dann kann man sich neues kaufen! Aber bei Carmen ist es nicht so! Sie ist nicht wie die Frauen, die du kennst! Sie ist zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe und doch robust wie ein Holzpferd.“ Er schnaufte schwer. Ramón allerdings klopfte ihm auf die Schulter und meinte: „Ach Brüderchen, du musst erst noch erkennen, wie wunderbar es ist von jedem Teller probieren zu können, denn…“ „Sei still!“, schrie Julio. Er bebte nun vor Zorn. „Von jedem Teller probieren? Ich will den einen Teller und muss den anderen nehmen! Es ist, als würde man dir die Erdbeeren vor Augen halten und du müsstest dennoch den bitteren Rosenkohl essen.“ Die Hand des Hellhaarigen ruhte noch immer auf seiner Schulter. Er presste die Kiefer so fest aufeinander, dass es schon zu schmerzen begann und schwor sich, kein weiteres Wort mehr über seine Liebe zu Carmen in Ramóns Anwesenheit zu verlieren; er verstand es ja doch nicht. „Es ist dir also ernst?“ Ramóns Stimme war leise gewesen und dennoch war Verständnis mitgeklungen. Julio antwortete nicht, was für einen Sinn hätte es gemacht? Der Jüngere kannte den Sinn, die Bedeutung des Wortes Liebe nicht. Für ihn war es ein leerer Begriff, den die Dichter benannten und ihm damit auf die Nerven gingen. Doch er fuhr fort: „So ernst, dass du sagen kannst, du liebst sie?“ Es war eigenartig Ramóns sonst so schallende Stimme so leise zu vernehmen. Sie war viel tiefer, als er es gewöhnt war. „Ja.“, presste der Ältere hervor. Ramón nahm die Hand von dessen Schulter und kurze Zeit später hörte er, wie der Hellhaarige die Türe öffnete und sagte: „Dann tut es mir leid. Was du auch brauchst, ich bleibe immer dein Bruder und unterstütze dich; komme, was wolle.“ Und noch bevor er die Tür schließen konnte, flüsterte Julio: „Danke. Ich weiß es zu schätzen.“ __________________________________________________________________________________ Natürlich grüße ich wieder mein Beta-chan, das momentan auch schon am siebten Tanz sitzt (huldigt mir, weil ich so schnell bin xD) Und die Marie O. (denk doch nich, ich schreib deinen Nachnamen nochmal aus, wenn dein Bruder mir deswegen 'nen Anwalt auf den Hals hetzen will o__o") Ich hoffe, dir gefällt das Kapitel auch und du musst nicht mehr so viel lachen (?) wie beim letzten Mal... Und frag endlich mal dein Brüderchen was genau er soo~o pervers fand xDD Außerdem grüße ich natürlich alle, die sich diesen Schund hier durchlesen und die, die mir auch noch Kommentare hinterlassen *euch alle flausch* Also dann, lG, Terrormopf^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)