Tango von Terrormopf (Das Rosa Cama in Buenos Aires) ================================================================================ Kapitel 9: Der neunte Tanz -------------------------- Hallo^^ So, jatzt bin ich gerade zurück aus England (es war so toll! Ich will in Oxford studieren! *__*). Und natürlich denke ich an euch und lade gleich das nächste Kapitel hoch^^ „Herein?“ Julios Stimme schwankte und er hatte sich arg zusammenreißen müssen, überhaupt auf das förmliche Klopfen zu antworten. Die Vorhänge seines Gelasses waren noch immer zugezogen, obgleich es draußen schon längst dunkel war. „Herr?“ Er vernahm die Stimme des Dieners, den er zu Carmen geschickt hatte. Doch er drehte sich nicht um, sondern forderte ihn erbittert auf: „Sprich, was liegt dir auf der Zunge?“ „Mein Herr“, begann er abermals und Julio vernahm die Absätze seiner Schuhe, als sich der Dienstbote ihm näherte, „Ich ging zu der Hure, wie Ihr es mir befohlen hattet.“ Er zögerte, nun stand er neben dem Sessel, in dem Julio saß. Sein Herr starrte allerdings auf den immergleichen Fleck auf der ihm gegenüberliegenden Wand, so fuhr er fort: „Ich gab ihr den Brief Eures Bruders, wie Ihr es mir befohlen hattet.“ Abermals verstummte er. Anscheinend war er leicht nervös. „Und da gab sie mir dieses mit den Worten: ‚Gib es ihm zurück, er vergaß es, der Dummkopf.’“ „Und was willst du dann bei mir, wenn sie dir doch etwas für meinen Bruder gab?“, fragte Julio monoton. Aber im nächsten Moment riss er die Augen auf und wandte den Blick doch zu seinem Dienstboten, der in seinen Händen ein Stück Stoff hielt. Alejandro zuckte mit den Schultern und entgegnete: „Ich kann auch Eurem Bruder Eure Halsbinde bringen, wenn es Euch beliebt.“ Er wollte das Tuch gerade wieder einstecken, da riss Julio es ihm aus der Hand und brauste auf: „Wo hast du es her?“ „Das erzählte ich Euch doch bereits, Don Julio; die Hure zu der Ihr mich schicktet gab es mir.“ „Carmen hat es dir gegeben?“ Sein Blick war leer, seine Stimme ebenso. „Was sagte sie?“ „Sie sagte, ich solle es Euch zurückgeben, außerdem sagte sie, Ihr hättet es vergessen und Ihr wärt ein Dummkopf.“ Seine Stimme war ungerührt. „Zurückgeben? Vergessen? Ein Dummkopf? Das sagte sie?“ Es war ihm, als spräche er gar nicht. Das dachte sie also über ihn? Sie dachte, er sei ein Dummkopf? Ein Narr? Ein Tor? Oh diese Schlange! Hatte ihn in sich verliebt gemacht, dass er ihr Geld daließ, das einem Bauer drei Wochen zum Leben gereicht hätte, und sprach hinter seinem Rücken so über ihn. Er riss Alejandro die Halsbinde aus der Hand, erhob sich, drehte ihm den Rücken zu und gebot aufgebracht: „Lass mich alleine, Alejandro.“ „Mein Herr?“, hörte Julio ihn zögerlich fragen, woraufhin er sich zu ihm umdrehte und ihn wütend, mit toll glitzernden Augen, anfuhr: „Was willst du noch, verdammter Schelm?“ Der junge Prinz hatte sehen können, dass Alejandro etwas zurückgewichen war, waren es auch nur Millimeter, doch dann nahm er sich anscheinend wieder zusammen und sagte: „Mein Herr, ich hätte eine Frage.“ „Dann stell sie doch um Himmels Willen!“, brüllte Julio. Alejandro ließ sich dieses Mal nicht davon beeindrucken. Auf seinen Lippen zeichnete sich schmal ein hinterlistiges Lächeln ab und er fragte: „Wenn doch der Brief, den ich der Hure bestellen sollte, von Eurem Bruder war, mein Herr, warum gab sie mir denn Eure Halsbinde? Und wieso hatte sie diese überhaupt?“ Julio blieben die Worte weg. Natürlich konnte der Aasgeier zwei und zwei zusammenzählen. „Was würde Eure Mutter nur dazu sagen? Und Eure Verlobte? Und wie würdet Ihr in der Gesellschaft dastehen, käme das Gerücht auf, ihr träfet Euch mit den Huren aus dem Hafen? Von Eurem lotterhaften Bruder ist man nichts anderes gewöhnt, doch von Euch, dem ganzen Stolz der Familie Sangre, dem tugendhaften Julio, nein, von Euch erwartet man so etwas nicht.“ „Was willst du mir damit also sagen?“, brachte Julio zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Oh, Don Julio!“, lachte Alejandro auf. „Ihr wisst genau, was ich will. Wie viel ist Euch Euer Ruf wert?“ Der Aristokratensprössling kam auf den linkischen Dienstboten zu, bis er nur noch einen Fuß von ihm entfernt war, beugte sich leicht vor, sodass sich ihre Wangen fast berührten und flüsterte eisig in des Dieners Ohr: „Lass mich dir einen Rat geben, mein bester Alejandro: Treibe nicht Mutwillen mit deinem Leben!“ Nun trat er ein wenig zurück und brüllte: „Und nun raus, Elender! Dass du mich nicht in Versuchung führst, dich dennoch einen Kopf zu kürzen!“ So schnell er konnte, eilte der Dienstbote aus dem Zimmer. Julio wusste, dass er es nicht wagen würde auch nur ein Wort über diese Angelegenheit zu verlieren. Nach einiger Zeit schaffte Emilie es endlich Carmen halbwegs zu beruhigen. Sie hatte sie mit ihren Armen umschlungen und wiegte ihren Oberkörper sanft hin und her, während sie eine einschläfernde, milde Melodie summte. Das hatte schon immer geholfen, wenn Carmen sich nicht mehr im Griff hatte, was jedoch nicht häufig der Fall war. „Mein liebes, teures Kind, nun erzähle mir, was geschehen ist.“, fragte sie mit sanfter Stimme und hörte nicht auf, Carmen beruhigend über den Kopf zu streicheln. Ebenjene hatte Schluckauf bekommen, rümpfte die Nase und entgegnete verstockt: „Ich bin nicht dein Kind. Weder bin ich deine Tochter, noch bist du so viel älter als ich, dass du es dir anmaßen könntest so mit mir zu reden.“ „Sag mir trotzdem, was geschehen ist.“ „Ich will es nicht.“ Ihre Stimme zitterte ebenso wie ihre Hände, als sie Emilie von sich schob. Die Augen brannten ihr vom vielen Weinen und weil sie nicht wollte, dass die Ältere es mitbekam, wandte sie das Gesicht ab. Verwundert fragte die Französin jedoch: „Du willst es mir nicht sagen? Warum?“ „Ich will es einfach nicht!“, rief sie und stand zornig auf, ihrer Kollegin den Rücken zuwendend. „Fein, dann erzähle es mir nicht, aber glaube nicht, dass du später zu mir angekrochen kommen und auf Trost bauen kannst!“, brauste diese da auf und erhob sich ebenfalls, sich den Rock abklopfend. „Fein!“, erwiderte Carmen erhitzt und vernahm, wie Emilie mit großen Schritten zur Tür ging. „Fein!“ Damit knallte die Ältere die Tür ins Schloss. Nun war es still. Ganz still. Niemand war da. Seufzend ließ sie sich auf dem Bett nieder. Sie durfte sich nicht so aufführen. Es gab gewiss eine Lösung für dieses garstige Problem; die Kunst war nur diese zu finden. Es bedarfte sicherlich viel Geduld, doch konnte sie lange ohne ihn leben? Schon in den letzten zwei Tagen hatte sie es kaum ausgehalten ohne ihn zu sein, wie sollte es nun werden? In den nächsten Tagen, Wochen, Monaten? Musste sie denn für immer auf ihn verzichten? Das konnte sie beim besten Willen nicht und sie wusste es. Sie musste ihn wieder sehen um jeden Preis! Aber nun zu seinem Haus zu gehen und sich dann von den Wachen abstechen lassen, das brachte sie auch nicht weiter. Wie sollte sie es nur anstellen? Die nächste Woche sprach sie kaum mit jemandem. Sie wechselte nur die nötigsten Worte, die es zur Verständigung bedarfte und hüllte sich sonst in nachdenkliches Schweigen. Am achten Tage jedoch kam es, dass ihr Freier sich beschwerte, als er sich gerade eine Pause gönnte: „Was bist du denn eigentlich so schweigsam, Weib?“ „Was soll ich reden?“, fragte sie, sich aufsetzend. „Dafür bezahlt Ihr mich nicht.“ „Ich soll bezahlen, damit du mit mir sprichst? Das ist Wucher! Sind denn deine Kolleginnen ebenso verfroren wie du? Dann werde ich hier gewiss nicht wiederkehren.“ „Tut was Ihr für richtig haltet, mir ist’s gleich.“ Ein wenig erschrak sie doch über ihre gefühlskalte Stimme. „Ein grausames Biest bist du. Im Bette gut, doch außerhalb unleidlich. So sprich doch endlich was zu mir, was nicht nur Tadel und Verachtung ist!“ Sie schnaubte verdrießlich. Was sollte sie denn reden, wenn sie nachsinnen musste, wie sie an Julio kam? Dennoch riss sie sich zusammen und fragte: „So erzählt mir halt, wo ihr wohnt.“ Der Mann seufzte auf und entgegnete: „Das ist zwar nicht ganz die Richtung, die ich wünschte, aber es grenzt an ein Gespräch; ich wohne in Palermo.“ Als sie den Namen des Viertels vernahm, wurde Carmen hellhörig und hinterfragte: „Palermo? Kennt Ihr denn den Prinzen da?“ „Du meinst den Prinzen Ramón Sangre? Wer kennt ihn nicht, die Geschichten ranken sich um ihn. Was fragst du?“ Sie schüttelte heftig den Kopf und erklärte: „Nein, den verdorbenen Bruder meine ich nicht; den, der noch reinen Herzens ist, dieser interessiert mich. Wisst Ihr denn wie’s ihm geht? Ist er wohl auf?“ „Dann meinst du wohl Don Julio. Von ihm hört man nun schon länger nichts; seit einer Woche ist niemand drauf erpicht, mit ihm auch nur im gleichen Zimmer zu stehen. Er soll mit einem Schlag verändert gewesen sein, doch fragt man sich, woran es liegt, ’nen richtigen Anhaltspunkt hat keiner, doch man munkelt insgeheim, es läge an seinem verlobten Fräulein. Offiziell ist’s längst noch nicht, doch nächste Woche wird es kund gegeben, wenn wir alle uns zum Maskenball der Sangres begeben. Das Büffet wird mit Sicherheit ein reiner Gaumenschmaus, wie es der Herzöge üblich ist, doch der Höhepunkt wird die Bekanntgabe sein.“ Carmen schnappte erschrocken nach Luft. Schon nächste Woche wurde die unfreiwillige Bindung kundgegeben, dann gab es kein Zurück mehr. „Wieso willst du so was wissen? Don Julio ist tugendhaft; in einem Hurenhaus ließe er sich niemals blicken, dazu ist er auch zu stolz, du brauchst dir also keine Hoffnung machen. Bei diesem Maskenball wird die schöne Esperanza ihm versprochen, da wird er sich nicht nach einem andern Weib umschauen müssen.“ Carmen biss sich auf die Unterlippe und starrte auf die Decke ihres Bettes leise murmelte sie: „Ein Maskenball? Ist’s wahr, ist’s wirklich? Ist das denn die Möglichkeit? Das ist also meine letzte Chance ihn zu sehen und ihn endlich für mich alleine zu gewinnen. Ich muss da hin, das Wagnis eingehen! Zu verlieren habe ich schließlich nichts. Frisch auf, frisch auf, nur Mut, der Tod wäre nicht das Schlimmste für mich.“ Sie sprach sich Mut zu und ballte die Hände zu Fäusten. Verwundert wandte aber ihr Freier sein Gesicht zu ihr und fragte: „Was murmelst du in dich hinein? Sprich lauter, ich versteh dich nicht.“ Vollkommen außer sich und siegesgewiss rief sie daraufhin aus: „Hussa! Hussa! Triumph ist mir gewiss! Ich werd es schaffen, muss es schaffen, des Glückes Eid ist mir, nach soviel Leid, schon längstens zugesichert.“ Sie umarmte den Mann am Bettrand stürmisch und zog ihn zu sich zurück aufs Bett. Verwundert blickte er sie an, begann dann aber doch noch eine weitere Balgerei mit ihr. So, das war's für's Erste. Ich weiß, es ist nicht sonderlich lang, aber... was soll's? LG *Kekse verteil* Terrormopf^^ PS: Stört euch nicht an der Sprache im unteren Teil ^^; Ich hatte da gerade Faust I fertig und war im Rausch des damaligen Schreibstils uû Hätte ich mein Beta-chan nich, dann wäre es noch viel schlimmer xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)