Twilight Passion von Metaphysika (Traum um Mitternacht) ================================================================================ Kapitel 4: Versuchskanninchen ----------------------------- »Wenn du erlaubst, würde ich gerne wieder selbstständig gehen.«, bluffte ich und versuchte Allen wütend anzufunkeln. Mein kläglicher Versuch der verbalen Selbstverteidigung zeigte nicht die geringste Wirkung. Wir hatten das Krankenzimmer verlassen, nachdem ich mich wieder besser fühlte. Und dank Allens Überzeugungskraft ließ auch Madame Loan davon ab uns zu begleiten. Rose war mit uns gekommen und lief nun leichtfüßig neben mir her. Wie ich ihre Freiheit beneidete. Stattdessen wurde ich mehr mitgeschleift als das ich wirklich selber ging. »Selbst wenn du mir zur Hilfe gekommen bist, hast du noch lange nicht das Recht mich einfach zu entführen!«, versuchte ich es noch einmal. Abrupt blieb Allen stehen. Bevor ich es überhaupt realisieren konnte, war ich von hinten in ihn hinein gelaufen. »Was ist denn jetzt los? Hast du's endlich kapiert?!«, setzte ich, übermütig wegen des Erfolges den meine Worte erzielten, noch einen drauf. Als sich Allen zu mir umdrehte lag eine stumme Verletzung in seinem Blick. Sofort bereute ich meine Worte. »Es tut mir Leid.«, murmelte ich betreten, den Blick gesenkt. »Du musst dich nicht entschuldigen.«, antwortete er tonlos, »Du hast ja recht, ich werde dich in Ruhe lassen wenn du es so verlangst. Ich dachte nur mein Vater wüsste vielleicht einen Grund für deine Anfälle, deswegen wollte ich dich ihm vorstellen.« »Aber du kennst mich doch gar nicht.«, entgegnete ich leise. Allens Lippen formten ein müdes Lächeln. »Ja.«, war seine schlichte Antwort. Nach kurzem Überdenken fasste ich neuen Mut. »Also gut, ich bin einverstanden.« »Was?«, Allen bernsteinfarbenen Augen konnte man die Verwunderung förmlich ansehen. »Frag nicht.«, lächelte ich, »Ich komme mit, aber beeil dich lieber, bevor ich es mir anders überlege.« Seine unwiderstehlichen Augen sprühten vor Freude. Es war ansteckend. Niedlich. Wie ein Kind. »Ich melde uns für heute ab und hole den Wagen.«, warf Rose ein. Fast hatte ich sie vergessen. Allen nickte und Rose verschwand den Gang entlang, in die Richtung, aus der wir gekommen waren. »Was ist dein Vater?«, fragte ich als wir schließlich allein waren. »Wie meinst du das?«, fragte Allen zurück, ich meinte eine gewisse Nervosität in seiner Stimme festzustellen. »Ganz normal.«, antwortete ich verwirrt, »Was ist dein Vater von Beruf? Was dachtest du denn?« »Er ist eine Art Therapeut.«, gab er knapp zurück. Mein Gefühl sagte mir das ich wohl fürs erste nicht mehr erfahren würde, also beließ ich es dabei. Ca. sieben Minuten später kehrte Rose zu uns zurück. »Alles erledigt. Wir können gehen!«, rief sie uns schon von weitem entgegen. »Na, dann brechen wir am Besten gleich auf. Eh du es dir noch anders überlegst.«, sagte Allen an mich gewandt. Seine Hand streifte seicht meine Wange, ein kecker Ausdruck lag in seinen Mundwinkeln. »Gestattest du, dass ich kurz etwas versuche?«, fragte er verführerisch. Meine Antwort wartete er natürlich nicht ab, aber was hatte ich denn auch erwartet. Langsam wickelte er eine meiner Haarsträhnen um seine Finger und beugte sich zu mir herunter bis er mir direkt in die Augen schaute. Als er weiter sprach, lag zwischen unseren Lippen höchstens noch ein cm. »Wie geht es dir jetzt?« »Gut«, antwortete ich, leicht verwirrt über seine Frage. »Kein Schwindelgefühl, keine Übelkeit, keine Schmerzen?« »Nein.«, stellte ich fest. Meine Augen weiteten sich vor Erstaunen, ich verstand. Ich hatte keine Schmerzen! Die letzten Male als er mir so nahe war, hatte der Augenblick nicht lange angedauert. Aber dieses Mal war es anders. Endlich konnte ich Allen einmal aus der Nähe bewundern. Seine Wimpern waren erstaunlich lang, schwarz wie sein Haar. Funkelnd fixierten mich sein bernsteinfarbenen Pupillen. Etwas Wildes, Tierisches lag in ihnen, das mich gleichermaßen erschreckte und anzog. Vorsichtig näherte ich meine Finger seinen perfekten Lippen. Es war als würde mein Verstand aussetzen. Vielleicht hatte ich ihn einfach zu lange schon gebraucht. Meine Hand traf auf etwas weiches, zartes. Es musste Allens Lippe sein. Neugierig fuhr ich ihre Konturen nach. Erst als ich an seinem Mundwinkel ankam, merkte ich das er breit grinste. Sanft, aber bestimmend umfasste er meine Hand, zog mich von ihm weg, und richtete sich auf. Peinlich, ging es mir durch den Kopf als ich wieder klaren Gedankens war, absolut peinlich was ich hier tat. Röte trat auf meine Wangen. Zum Glück nahm Allen den Vorfall nicht all zu ernst. »Mein Bruder hat dich ja anscheinend richtig um den Finger gewickelt.«, stellte Rose fest, die uns die ganze Zeit aufmerksam beobachtet hatte. Ich beschloss einfach nichts dazu zu sagen. Am Ende machte ich es nur noch schlimmer. Allens Mine regte sich kaum. »Also ihr Zwei, ich gehe jetzt.«, fügte sie grinsend hinzu und drehte sich in Richtung Ausgang, »Was ihr macht ist mir ja egal, aber flirten könnt ihr auch im Auto.« Meine Wangen hatten inzwischen bestimmt ein ziemlich kräftiges Rot angenommen. Angespannt schielte ich zu Allen. Dieser lachte nur großbrüderlich. »Frech wie immer. Mach dir nichts draus.«, waren seine einzigen Worte. Wenige Minuten später saßen wir im Auto. Es war die schwarze Limusine, wegen der ich heute morgen gefallen war. Allen fuhr, Rose saß neben mir. Als sie bemerkte das ich sie beobachtete, lächelte sie mich vielsagend an. »Was mache ich bloß?«, war meine letzter Gedanke, bevor wir auf die Hauptstraße abbogen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)