Days of Horror von Mikito (Bomben auf der Christopher Street) ================================================================================ Kapitel 8: Dienstag - 05. Juni - The Day End -------------------------------------------- ~~~~ Basra ~~~~~ Die Fahrt von ihrer Wohnung bis zum Basra verlief mit viel Gelächter und Neckereien untereinander. Bei jeder sich bietenden Möglichkeit beugte sich Dee zu Ryo oder auch mal anders herum und sie küssten sich leidenschaftlich, bis ihnen das Hupkonzert hinter ihnen sagte, dass die Ampel bereits erneut auf Grün geschaltet hatte. Dee fand einen Parkplatz unweit des Basra. Eigentlich nur auf der anderen Straßenseite schräg gegenüber des Lokals. Ryo erklärte sich bereit, ihren kleinen Sonnenschein zu holen. „Warte hier, Dee!“ raunte Ryo und küsste ihn sanft, strich ihm liebkosend über die Wange. „Bin gleich mit unserer Nikkô zurück. Aishiteru, Usagi!“ Ein erneuter Kuss von diesem Hasen und ein ebenso kecker wie dreister Griff in die schwarze Jeans von ihm hielten Ryo länger auf, denn er wehrte sich gegen seinen Mann, wenn auch mehr spielerisch aufreizend als mit seiner früheren ernsthafteren Abwehr. Küssen in der Öffentlich gut und schön, aber was in der Hose ist, sollte nur für Dee da sein, und ging sonst keinen was an. Schließlich hatte er Dee’s Hand aus seinem Schritt entfernt und küsste ihn nochmals, bevor er die Kraft aufbrachte, sich von ihm zu lösen und zum Basra zu eilen. Bevor er das Lokal betrat warf er seinem, inzwischen ebenfalls ausgestiegen, Ehemann eine Kusshand und sein herzlichstes Lächeln zu. Dee erwiderte den Kuss, lehnte sich mit aufgestützten verschränkten Armen auf das Wagendach und schaute dem Vater seiner Tochter hinterher, und wieder einmal gefiel ihm die Rückenansicht von Ryo und brachte sein Blut bereits wieder in Wallung. Selbst nach so vielen Jahren ihrer Beziehung und den sieben Jahren ihrer Ehe konnte Dee wirklich immer noch von sich behaupten, dass er seinen Mann über alle Maßen sexy fand. Und von Langeweile in der Ehe, geschweige denn im Ehebett, waren sie noch sehr lange entfernt. Flüchtig gingen seine Gedanken zurück zu ihrer eben erst verbrachten Dusche und eine sanfte Röte kroch über seine Wangen, als er an Ryo’s waghalsige Aktion dabei dachte. Er war immer, oder sollte man sagen, in letzter Zeit meist derjenige, der auf ausgefallene Sachen kam. Verträumt seufzte er leise auf. Er hob seinen Blick dem Gebäude entgegen und bemerkte, wie sich im zweiten Stock ein Fenster öffnete und kurz schmale Arme sichtbar wurden. Gleich darauf erschien auch schon sein geliebter blonder Wuschelkopf dort und begann heftig mit ihren kurzen Ärmchen zu winken. „DAD! DAD! HIER! DA~AD!“ rief Sara immer wieder, bis Dee schließlich auch zurückwinkte und ihr zurief, dass ‚Daddy‘ zu ihr unterwegs war. Ein Strahlen schlich sich auf sein Gesicht und er konnte es immer noch nicht ganz glauben, dass er dieses wunderschöne Geschöpf selbst ausgetragen hatte. Seine Liebe zu Ryo hatte sich in Form von Sara manifestiert und niemand war in der Lage, diese Liebe zu zerstören. Er winkte seiner Tochter nochmals zu, bevor ihr Kopf wieder im Gebäude verschwand. Er schloss seine Augen, um an das unglaubliche Wunder von Sara und seine unumwundene Liebe zu Ryo zu denken. Dabei schlich sich ein wahrlich manchmal lüsternes Lächeln, wenn er an ihre Sexspielchen dachte, auf seine Lippen. In Gedanken sah er Ryo‘s vor Schweiß glänzendes Gesicht unter sich und...~ ~~~~ Weder dieses Lächeln noch das Getuschel und Geschmuse blieben unbeobachtet. Und mit einem fast genauso lüsternen, aber mehr als diabolisch hinterhältigen Lächeln griff eine behandschuhte Hand in den dunklen, etwa knielangen Mantel, der den Körper locker einhüllte. Verborgen an der nächsten Ecke hatte er alles verfolgen können. Das Getue dieser Schwulen, diese Küssereien und ihre Liebesbekundungen mitten auf der Straße. Sie sollten das zu Hause hinter verschlossenen Türen machen, wenn sie denn unbedingt diese Krankheit ausleben mussten. Oh, ja, wie er diese Homos hasste. Er würde sie alle vernichten. Sein Grinsen wurde breiter, als er einen kleinen unscheinbaren Kasten, welcher nicht größer als einen Zigarettenschachtel war, aus seiner Manteltasche zückte. „Boommm,“ murmelte die Person und zog ihren Schlapphut noch eine Spur tiefer in die hohe Stirn. ~~~~ Die Druckwelle traf ihn völlig unerwartet. Seine dunklen Haare flogen wie bei einem starken Wind nach hinten. Doch dieser Wind brachte keine Kühlung, sondern ihm folgten dichtauf Staub, Holzspäne, kleine, kaum sichtbare Metallsplitter. Doch das schlimmste war die Hitze, die ihm gnadenlos entgegen brandete. Er tat, was jeder normale Mensch in dieser Situation wohl tat. Er schlug sich die Hände vors Gesicht, um dieses vor den Splittern zu schützen, und ging dann hinter dem Wagen in Deckung. Erst als der Explosionshall ihn erreichte und ihm klar wurde, was ihm dort entgegengeflogen kam und dass sich das Basra förmlich vor seinen Augen in Staub und Asche auflöste, schoss es ihm heiß und gleichzeitig eiskalt durch seine Adern. Er glaubte sein Herz müsste aussetzten. Als er endlich nach schier unglaublich langen vier Sekunden seinen Körper hinter dem Auto hervorhieven konnte, blieb er für eine Sekunde versteinert stehen. Das irre Lachen hinter ihm vernahm er nicht. Genauso wenig, dass sich diese Person langsam, immer noch lachend von dem Ort des Geschehens entfernte. Er schien vollen Erfolg gehabt zu haben. „RYO~!!!!!“ brüllte er entsetzt. Hitze, Staub und Splitter aus allen möglichen Materialien schlugen ihm entgegen, als er die Motorik über seine Gelenke zurückerlangt hatte und schnurgerade aufs lichterloh brennende Basra zustürmte. „RYO!!!! RYO!!!! OH GOTT NEEEIIIINNNN!!!“ Unwirkliche hysterische Schreie lösten sich aus Dee’s Kehle und nur die Feuerbrunst hinderte ihn am Weiterkommen. Mit entsetzt aufgerissen Augen sah er, wie sich das Basra vor ihm förmlich ins Nichts auflöste und mit ihm sein gesamtes Leben. Mit einem Arm schützte er sein Gesicht so gut er konnte vor der Hitze und dem Qualm, der sich in Sekundenschnelle ausbreitet. Dee rannte nach links, stürmte nach rechts und war völlig verzweifelt, als ihm klar wurde, dass es keinen Weg hinein gab. Er bemerkte noch nicht einmal die Tränen, die ihm bereits aus den Augen schossen und auf seinen Wangen verdampften. Sein Gesicht, seine Hände, alles leuchtete bereits rot durch die überirdische Hitze, die das Feuer ausstrahlte. Bevor er jedoch noch eine unglaubliche Dummheit machen konnte, zogen ihn zwei starke Armpaare aus der Gefahrensituation. Wie ihn Trance sank er auf die Knie und starrte in die Flammenhölle. Die hektischen Worte neben sich vernahm er nicht. Seine Augen blieben fest auf das Feuer geheftet, vielleicht kamen sie ja gleich hervor. Die Hand auf seiner Schulter, die Worte, die ihn beruhigen sollten gingen ungehört an ihm vorbei. Dennoch versuchte der einzigste, auf den er sich je, außer auf Ryo, verlassen hatte, ihn von dem Geschehen, aus dieser starren Haltung zu lösen. Er schüttelte ihn und schließlich schlug er ihm ins Gesicht. „Dee! Es ist zwecklos... Das hat niemand überlebt,“ brüllte er ihn förmlich an und zuckte gleich darauf zusammen und ließ Dee los. „RYOOOOOOOOOOO!!“ Ein markerschütternder Schrei brach aus Dee und er schämte sich seiner Tränen nicht, die ihm einer Sintflut gleich aus den aufgerissenen Augen schossen. In seiner Trauer bemerkte er nicht, dass noch ein junger Mann völlig aufgelöst neben ihm stand und auf die Trümmer seines Lebens und seiner Liebe blickte. Doch anstatt in lautes Schreien ausbrechen hörte man lediglich ein gemurmeltes „Nein!“, bevor Steve ohnmächtig in sich zusammensackte und im letzten Augenblick von Mick aufgefangen wurde. Mit Steve im Arm zückte der Bodyguard sein Handy und verständigte die örtlichen Stellen über das Bombenattentat. „Dee? War Ryo da drin? Dee?“ Black holte aus und scheuerte dem schwarzhaarigen Cop erneut eine, so dass dieser seinen Blick wieder klaren konnte. „Wo sind Ryo und Sara?“ Dee konnte kein Wort sagen, seine Kehle brannte vor Schmerz, vor Hitze, wie sein Herz, das von Eis umrahmt schien, als er an Black vorbei zum Basra schaute. „Komm mit... du kannst hier nichts machen...“ erklärte Black und zog ihn förmlich widerstandslos zu seinem Hummer, wo er ihn auf dem Beifahrersitz absetzte. Black zückte seinen Erste-Hilfe-Koffer, der immer griffbereit unter dem Vordersitz lag, und tupfte das Blut von Dee’s Gesicht, der immer noch apathisch vor ihm saß und alles mit sich geschehen ließ. Nach der ersten Säuberung stellte Black fest, dass er eine tiefe Schramme über dem rechten Auge hatte, die vermutlich genäht werden musste, und auch an seinem Hals war eine blutige Strieme, die unaufhörlich blutete. Fürsorglich betupfte er die Wunde über dem Auge mit Antiseptikum und deckte es schließlich mit einem Klemmpflaster ab. Aus der Ferne konnte man bereits Sirenengeheul hören und Augenblicke später bremste der erste Feuerwehrzug neben ihnen. Rasch waren die Schläuche gelegt und an die Hydranten angeschlossen. Doch viel zu retten gab es da nicht. Das Gebäude würde in sich zusammenbrennen und nichts, als Platz für eine neue Wohnung, hinterlassen. Der Notarzt erreichte den Schauplatz und wurde von Mick gleich zu Dee verfrachtet, der die weitere Versorgung übernahm, nachdem der Krankenwagen ebenfalls eingetroffen war. Steve saß währenddessen stumm und unter Schock stehend auf dem Randbordstein gegenüber seiner brennenden Wohnung. Tränenlos und mit leerem Blick schaute er in die Flammenhölle. Mick ließ sich neben ihm nieder und es war ihm egal, dass er seinen weißen Anzug, den er immer trug, wenn er Feierabend hatte und mit seinem Lover noch etwas unternehmen wollte, beschmutzte. Er legte verständnisvoll seine linke auf Stevens Hände, die sich auf den angezogenen Knien verkrampft hatten. „Napalm... Einer der Firefox sagte, es sei Napalm...“ „Hab ich auch gehört... Denk ich aber nicht. Steve?“ „Wir wollten heiraten... nächsten Monat... Endlich, nach all dem Kampf den wir hatten... und nun...“ Tränen brannten hinter Steve’s Augen, doch sie konnten nicht fließen. Hilflos saß er nur da und kämpfte mit sich und diesen Trümmern. „Dee?“ „Black ist bei ihm. Er hat einige Wunden abgekommen. Was ich mitbekommen habe, wollten sie Sara gerade abholen... Ryo...“ Mick schluckte, auch ihm ging das ganze nah. Schließlich kannte er Sara seit ihrer Geburt, Dee schon über zig Jahre und genauso Ryo. Sie waren Freunde im weitläufigsten Sinne. Tranken hin und wieder mal einen zusammen, aber meist ging es um Infos, die Black ihnen besorgen sollte, oder sonst welche Dienste. Das Private hatte sich im Laufe der Jahre so ergeben. Deswegen war es kein Wunder, dass er sich nun wie nebenbei eine Träne wegwischte, während er versuchte, Steve in seiner Trauer beizustehen. Das ganze Ausmaß würde erst kommen, wenn das Herz das akzeptierten musste, was sein Hirn noch nicht wahrhaben wollte. Eine schwere Zeit stand ihnen bevor. Black stand neben Dee und schaute dem Arzt zu, wie er bei Dee eine weitere blutende Halswunde versorgte. Einen langen Splitter aus dessen Unterarm zog und diese Wunde mit drei raschen Stichen nähte und ebenfalls verband. Er konnte Dee nichts weiter geben als die Nähe und die Freundschaft, die er jetzt wohl brauchen würde. Denn Black war sich sicher, dass Dee ohne Ryo nicht würde durchhalten können. Der Bomber hatte ihm alles genommen, was dem Cop wichtig war. Über eines war sich der Ladenbesitzer jedoch sicher: Dee würde sich erst aufgeben, wenn er den Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen hatte. Doch was die anderen Gefühle, die Dee nun durchlebte anging, da war sich Black sicher, die konnte er sich nicht ausmalen. Er warf einen Blick zu Mick, der neben Steve Cotton saß und war froh, ihn an seiner Seite zu wissen. Black vermutete, dass es sich hier um mehr als um ein bloßes Attentat des verrückten Bombenlegers handelte. „Black?“ hörte er wenig später eine leise Stimme neben sich und fühlte sich aus seinen Gedanken gerissen, als er sich zu seinem Lover umschaute. Mick nickte und sie gingen einige Schritte außer der Hörweite von Dee und Steve. „Das hier liegt viel zu weit weg. Das ging direkt gegen die MacLane’s,“ vermutete Mick und bestätigte Black in seinen eigenen Überlegungen. „Der Gedanke ist mir auch schon gekommen, Mick. Aber warum. Sie haben doch niemanden im Verdacht, das hätten wir doch gehört... Nein... Aber irgendwie hast du recht. Nur der Zusammenhang warum, da passt irgendwas nicht, Mick. Aber mir fällt es nicht ein. Noch nicht,“ murmelte der Ladenbesitzer und drehte sich zum Basra um. Legte einen Finger an die Lippe und schien zu überlegen. „Chamer und B & B lagen an der CS, Basra hier in der South Bronx, viel zu weit vom eigentlich Ort der Schwulen. Wo er bisher zweimal zugeschlagen hat. Warum hier... wirklich nur wegen den MacLane’s? Steve und Tony können es nicht sein, und Steve’s Vergangenheit? Das wäre zu unglücklich... aber so arbeitet die Mafia nicht. Auf alle Fälle hat der Bomber einen riesigen Fehler begangen,“ murmelte Black leise und schaute sich weiter das Trümmerfeld an. „Welchen?“ „Ein Freund meines Angestellten wurde getötet... Grund für mich einzugreifen. Außerdem wurde Ryo und Sara... Armer Dee,“ nuschelte Black und drehte sich seitlich zu Mick um, ihm über sein Gesicht zu streicheln. „Du musst auf dich aufpassen... ich will dich nicht auch verlieren.“ „Ich werde aufpassen... und ich schwöre dir, dass ich dir dabei helfen werde, diesen Mörder zur Strecke zu bringen.“ Ernsthaft und voller Zuversicht erklangen die leisen Worte von Mick, während sich aus der Ferne weiteres Sirenengeheul näherte. Ein dunkler Wagen bremste scharf ab und gleich flogen die Türen auf. „Ach du Scheiße...“ murmelten J.J. und Drake wie aus einem Mund und sahen sich das immer noch hell lodernde Feuer an. „Steht hier nicht rum, sucht Augenzeugen, aber dalli!“ donnerte Commissioner Ross, als er aus einem eigenen Wagen ausstieg und J.J. und Drake davonjagte. Er selbst machte sich auf zum Krankenwagen, denn dort hatte er im Vorbeifahren Dee sitzen sehen. Doch als Ross ihn ansprach, reagierte er nicht, sondern starrte mit leerem Blick weiterhin nur in das Feuer. Als er energischer werden wollte, wurde er grob am Arm gepackt und von dem dunkelhaarigen Cop weggezogen. „WAS?“ knurrte er und drehte sich um. „Commissioner!“ wurde er von Black begrüßt. „Was machen Sie hier?“ keifte Ross, der kein Geheimnis daraus machte, dass er den Ladenbesitzer sowie dessen diverse etwas suspekte Handlungen nicht mochte, aber sie gerade so duldete. Er hoffte nur auf einen Fehler, eine kleine Überschreitung der nah an der Grenze der Legalität durchgeführten Aktionen von Black, um seiner habhaft zu werden. „MacLane vor einer Dummheit bewahren. Ryo und Sara waren im Basra, als es hochging. Reicht Ihnen das, oder soll ich Ihnen... ich melde mich als Augenzeuge. Wollen Sie es gleich notieren, oder soll ich aufs Revier mitkommen,“ wurde Black ernst und sah den Commissioner herablassend an. „DEE!“ ging ein schriller Schrei durch den Tumult und schon kam ein blauäugiges Wiesel durch die Menge auf den Krankenwagen zu. „ADAMS!“ donnerte Ross und stellte sich J.J. in den Weg. „Sie sollen Augenzeugen suchen, Mr. Black hier, möchte seine Aussage gerne zu Protokoll geben, kümmern Sie sich darum.“ „Aber...“ „Sara und Ryo waren im Basra,“ erklärte Ross kalt, fast gefühllos und ließ niemanden einen Blick hinter seine aufgesetzte Maske werfen. Eiskalt war es ihm bei Black’s Worten durch die Adern gekrochen. Ryo tot? Das konnte doch nicht sein. Nicht so. Dachte Ross. Doch warum sollte er an Black’s Worten zweifeln? „Sind sie der zuständige Cop hier. Wir rücken ab. Hier können wir nichts mehr machen. Die beiden Verletzten, bzw. die unter Schock stehenden, wollen hier bleiben und wir können sie nicht dazu zwingen. Wenn etwas sein sollte, bringen Sie sie zum Arzt,“ erklärte der Notarzt und verabschiedete sich. Black bedankte sich und ging zu Dee. Half ihm, sich von der Liege zu erheben und den Krankenwagen zu verlassen. Dann führte er ihn zu seinem Hummer und setze ihn in den Fond. Immer noch ohne sichtliche Reaktion ließ dieser alles mit sich machen. Konnte den Blick noch immer nicht von dem einstmaligen Basra lösen. Sein Blick war auf den Eingang geheftet, der nicht mehr existierte, in der Annahme, Ryo und seine Tochter bald zu erblicken. „Ich kümmere mich um ihn,“ erklärte Black und nickte Mick zu, der Steve nun ebenfalls in den Hummer setzte. „Fahr zu den MacLane’s. Bleib bei ihnen und pass um Himmelswillen auf dich auf,“ murmelte Black und blickte Mick tief in die dunklen Augen. Dann überwand er sich und küsste ihn leidenschaftlich. Er stand zu seiner Liebe zu Mick, doch dies in der Öffentlichkeit, das lag Black schlicht nicht. Dennoch, diesmal würde die Trennung, wenn auch nur flüchtig und kurz, ihm schwer fallen. „Ich liebe dich,“ hauchte er unhörbar gegen Micks Lippen. „Ich dich auch... Ich pass auf sie auf. Promise.“ Das Zuschlagen der Tür holte Dee aus seiner tiefen Trace. Er stieß die Tür wieder auf, stieg eilig aus und stellte sich mitten auf die Straße. Blickte hinein in das immer noch kontrolllose Feuer und schrie in den abendlichen Himmel: „ICH FINDE DICH...“ Dann brach er ohne ein weiteres Wort zusammen. Das Gesicht hinter der heil gebliebenen Fensterscheibe in einem Apartmentgebäude auf der anderen Straßenseite verzog sich zu einem Lächeln. Schmale Hände, denen man ansah, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nicht hart gearbeitet hatten, schlossen das Fenster wieder. Der Mann hatte genug gesehen. Sich am Leid des völlig am Boden liegenden dunkelhaarigen Cop ergötzt. Die Bombe war ein voller Erfolg gewesen. Nicht nur für ihn, wie er wusste, und er würde sich schon bald revanchieren. „Bald... bald ist es soweit... dann gehörst du mir... mir allein,“ verhallte die ruhige, samtige Stimme ungehört, da sich alle auf Dee MacLane konzentrierten. ~~~~ Medical Center - Notaufnahme ~~~~~ Nach Dee’s Zusammenbruch hatte Mick ihn und auch Steve ins Krankenhaus gefahren. Er war die ganze Nacht an ihrer Seite. Mal bei dem Cop, mal bei seinem langjährigen Freund. Er konnte nicht nachfühlen, was sie durchmachten. Welchem Schmerz sie sich stellen mussten. Er hatte noch niemals in seinem Leben etwas verloren, was ihm wichtig gewesen war. Sein Leben war natürlich nicht so reibungslos verlaufen, er war beim Militär, eher bei der Navi gewesen. Es waren vier lange Jahre der Abhärtung gewesen, aber ohne diese wäre er jetzt nicht der, der er war. Keine Minute bereute er seinen Entschluss, damals von zu Hause wegzugehen, sich seinen eigenen Weg zu bahnen. Er war ein guter Soldat geworden. Er hatte Auszeichnungen bekommen, auf die er nicht immer stolz war, aber so war das Leben. Mick hatte sich nicht nur als Taucher einen Namen gemacht, er war Spezialist fürs Entschärfen von Wasserminen, konnte, wenn es erforderlich war, sogar welche zusammenbauen. Das einzige, was ihn bei der Navi frustriert hatte, war, dass es Liebe untereinander nicht geben durfte. Na ja, waren Regeln nicht dazu da, um umgangen zu werden. Doch nicht für Lt. Mick Prescott. Er war immer stur den Vorschriften gefolgt, hatte aber nie einen seiner Kameraden verraten und somit war er immer einer, der gern gesehen wurde. Doch diese Zeit lag auch schon ewig zurück. Er machte noch immer täglich sein Training, schließlich wollte er auch in seinem Alter noch fit sein. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich der Vorhang zur Seite schob und Doktor Morgen sich zur Kurzvisite ankündigte. „Wie geht’s den beiden?“ fragte er und blätterte in seiner Unterlage. „Steve schläft, doch Dee starrt schon eine Weile nur an die Decke. Ich weiß nicht...“ „Reden wir draußen...“ Das Schrillen von Dee’s Handy ließ Mick verharren. Er ging zu der Jacke und zückte das Handy, warf einen Blick aufs Display und murmelte ein „Das gibt es nicht.“ Dann nahm er das Gespräch an und lauschte sprachlos. Bevor er etwas sagen konnte, war das Gespräch bereits beendet. Mick schloss die Augen, lächelte und steckte das Handy zurück. « Was mach ich jetzt, am besten frag ich erst Black, der wird wissen, was am besten ist. » Er ging zu Dee blickte ihn aus seinen dunklen Augen an. „Komm schon, Dee. Arbeit wartet, du hast noch was zu erledigen,“ sagte er etwas rau und folgte dann dem Arzt. Doch als er den Vorhang hinter sich schloss, sah er den Arzt bereits mit dem Commissioner reden. Doktor Morgan verließ das Behandlungszimmer in der Notaufnahme des Medical Centers, als ihm ein blonder Riese entgegeneilte und ihn aufhielt. „MacLane! Wie geht es ihm?“ „Sie sind?“ fragte der Arzt, bevor er eine Auskunft erteilte. „Barclay Ross. Sein Chef. Commissioner Ross, 27. Revier,“ erklärte Ross und blieb dem Arzt im Weg stehen. „Er steht unter einem schweren seelischen Schock. Wohl kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, dass er mit ansehen musste, wie sein Mann und seine Tochter vor seinen Augen in Flammen aufgingen. Seine körperlichen Wunden sind eigentlich nicht der Rede wert. Die Wunde am Kopf haben wir genäht und die Wunde am Hals war nicht so schlimm, wie man befürchten musste. Es steht nichts im Wege, ihn seinen Dienst wieder aufnehmen zu lassen. Jedoch rate ich eher dazu, Mr. MacLane für mindestens eine Woche vom Dienst zu beurlauben, damit er das Trauma anfänglich verarbeiten kann.“ „Und Mr. Cotton? Wie geht’s ihm? Bevor Sie fragen. Nein. Ich bin nicht verwandt mit ihm. Polizeiliches Interesse,“ erklärte Ross einfach und hoffte auf eine Antwort. „So weit wir es hier feststellen konnten, hat er einen schweren seelischen Schock. Auf Anraten seines Chefs werden wir ihn unter Beobachtung hier behalten. Mr. Black sprach auch bezüglich MacLane mit mir über einen Aufenthalt in der Klinik. Ich würde beides befürworten, doch wenn die Herren wüschen zu gehen, werden wir sie nicht daran hindern. Wenn Sie sonst keine weiteren Fragen haben, Commissioner, meine Patienten warten.“ Doktor Morgan sah Mick am Vorhang stehen, nickte ihm flüchtig zu und gab ihm dadurch zu verstehen, dass er gleich bei ihm sein würde. „Wie steht es mit Peter Mitchell? Sie sind doch sein behandelnder Arzt. Sie wissen, der Besitzer vom Club Chamer. Das erste Opfer!“ Morgan zögerte ein wenig, um sich die nächsten Worte genau zu überlegen oder eher sich die Akte der Person gedanklich vorzustellen. „Mr. Mitchell? Seine Wunden heilen. Aber seine Werte sehen schlecht aus. Ich befürchte, dass wir ihn nicht halten können. Wenn er erfährt, dass sein Mann bei dem Anschlag umgekommen ist, wird ihn der Lebenswille verlassen. Entschuldigen Sie mich, Commissioner.“ Morgan schob sich an dem Cop vorbei und ging, sich der Blicke des Commissioner’s bewusst, zu Mick. „Ich muss gehen. Es hat sich was ergeben, das ich erst klären muss. Wenn MacLane aufstehen sollte, rufen Sie bitte diese Nummer an. Danke für alles.“ Mick drückte dem Arzt die Hand, warf einen kurzen geringschätzenden Blick auf Ross und verließ mit eiligen Schritten die Klinik. Einige Stunden später... Ross blieb einen Moment nachdenklich stehen und seufzte leise tief durch. Auch ihm ging der Tod von Ryo und Sara sehr nah. Nicht nur, weil er lange Zeit in den blonden Halbjapaner vernarrt gewesen war, nein, weil er ihn in den letzten Jahren zu respektieren gelernt hatte. „Damn!“ knurrte er und ging zu dem Abteil, wo sich einer seiner unter Schock stehenden Männer ausruhen sollte. „MacLane!? Was hast du vor?“ Fragend griff er nach Dee’s Schulter, der sich auf wackligen Beinen gerade aus seiner Kabine bewegen wollte. „Ich werde den Kerl zur Strecke bringen...“ „Du wirst gar nichts. Du bleibst hier!“ fauchte Ross und riss seinen Detektiv an der Schulter zu sich herum. „Du bist noch nicht mal in der Lage aufrecht zu stehen, wie willst du den Bomber in diesem Zustand verfolgen? Dee, sei vernünftig. Bleib wenigstens über Nacht hier.“ Dee schüttelte seinen Kopf und blickte Ross mit krampfhaft bemühter Ruhe entgegen. „Dann geh heim. Ruh dich aus. Und wenn du dich stark genug fühlst, komm morgen ins Revier. Aber heute ist Schluss für dich,“ befahl Ross ruhig, fast sanft. Er verstand ihn so gut, aber heute noch weiterzumachen, würde Dee einfach den Rest geben und er brauchte noch sehr viel Kraft, wenn er an diesem Fall dranbleiben wollte. Ausreden hielt Ross in diesem Moment für falsch, wenn nicht sogar für gefährlich. So hatte er ihn wenigstens ein wenig unter Kontrolle. „Er hat mir... gesagt... dass sie... nichts gefunden hätten. Nichts?!“ Tränen brannten hinter Dee’s Augen, doch sie wollten nicht erneut die erlösende Erleichterung schenken. Bevor Ross jedoch in der Lage war, auf diese verzweifelte Frage zu antworten, erklang eine Stimme hinter ihm, die so viel Autorität ausstrahlte, dass Dee sich dieser wohl kaum widersetzen würde. „Ich kümmere mich um Dee,“ war alles, was Black äußerte und Dee sanft aber bestimmt zurück hinter den Vorhang führte, wo er ihn aufs Bett schubste. „Du bleibst hier, und kein Wort mehr.“ „Black? Was ist...“ „Später, Dee. Der Arzt kommt gleich und schickt dich für heute schlafen. Morgen reden wir und machen uns auf die Jagd.“ Black nickte ihm leicht zu, und kaum hatte er Dee in die Wagerechte gedrückt, kam auch schon Doktor Morgan und gab Dee eine Spritze. Black hielt Dee’s Hand in seiner, bis er merkte, dass dieser endlich ruhig schlief. Er erhob sich und trat hinaus. Weit kam er jedoch nicht, denn Ross stellte sich ihm in den Weg. „Was haben Sie mit dem allem zu tun, Black?“ erklang es genauso autoritär wie eben Black’s Stimme. Black hingegen schnaubte leicht abfällig über diese Tonart, doch aus Höflichkeit nahm er sich die Zeit, die Frage des Commissioner zu beantworten. „Ich könnte Ihnen sagen, lesen Sie meine Aussage. Aber ich bin ein freundlicher Mensch. Ich habe gesehen, wie diese Feuerwand einen Freund mitsamt seiner Tochter aufgefressen hat. Wie einer meiner Angestellten seinen Freund in dieser Hölle verloren hat. Was meinen Sie, Commissioner, gibt mir das das Recht, mich mit diesem Irren zu beschäftigen? Wenn Sie Angst haben, dass ich Ihnen mit meinen Methoden in die Quere komme, versuchen Sie ruhig, mich aufzuhalten. Jedoch bin ich am zweifeln, ob Sie in der Lage sind, Dee’s Schmerz und seine Wut zu bändigen und ihn so zu führen, dass er nicht an seinem Verlust zerbricht. Guten Tag, Barclay Ross.“ Black drehte sich nach seiner kleinen Ansprache einfach herum und ging den langen weißen Flur entlang, wo an der Ein- oder Ausgangstür der Notaufnahme Mick auf ihn wartete und ihm das Handy reichte. Barclay blickte dem Ladenbesitzer angesäuert hinterher, wusste aber, dass er nichts gegen ihn in der Hand hatte, um ihn an seiner Vorgehensweise zu hindern. Ein letzter Blick in Dee’s Kabine und auch er verließ das Krankenhaus. „Und du bist dir sicher, du hast dich nicht verhört oder verlesen?“ fragte Black Mick nicht zum ersten Mal seit Stunden. „Ich bin doch nicht blöd, Black. Nein. Ich habe mit ihm gesprochen.“ „Auf alle Fälle müssen wir ihn finden. Ich habe Dee bis morgen früh ruhig gestellt. Fahr zu der Adresse und dann sehen wir weiter.“ Black händigte Mick einen Zettel aus und dieser nahm ihn entgegen. Schwang sich in seinen kleine silberfarbene Corvette und brauste durch das morgendliche New York. „Ich hoffe, dass du recht hast, Mick. Ich hoffe es.“ ******* TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)