Days of Horror von Mikito (Bomben auf der Christopher Street) ================================================================================ Kapitel 11: Samstag - 09. Juni ------------------------------ ~~~~ 27. Revier ~~~~ Laut schlug die Tür hinter dem dunkelhaarigen Mann zu. Er spürte, wie sich alle Augenpaare in dem Großraumbüro auf ihn richteten. Doch das war ihm egal. Sein Weg führte ihn direkt zu dem Büro auf der rechten Seite. Er wusste, er musste es gleich tun. Das Übel packte man am besten gleich an. Leise klopfte er an die geschlossene Tür, und als er das mürrische „Herein!“ vernahm, öffnete er die Tür und ließ sie leise wieder hinter sich zufallen. „Kann ich mit ihnen sprechen, Ross?“ fragte der Dunkelhaarige und blieb bei der Tür stehen. „Dee! Komm, setz dich!“ Barclay sprang von seinem Sessel auf, als er den Cop erkannte. Das Gesicht von Dee schien irgendwie erstarrt. Keine Regung konnte man erkennen. Die Augen leer und nichtssagend. Aber ein Wunder war es wohl nicht. Denn immerhin war Ryo erst seit vier Tagen in dieser Flammenhölle umgekommen. Dafür hielt Dee sich ausgesprochen gut. „So lange wollte ich nicht bleiben,“ erklang die sonst ebenfalls emotionsgeladene Stimme, nun eher tonlos und schlicht. „Was kann ich für dich tun, Dee?!“ Ross setzte sich auf die Vorderseite seines Schreibtisches und sah seinen Detective abwartend aber auch auffordernd an. „Ich werde an dem Fall weiter arbeiten und Sie werden mich nicht davon abhalten können,“ erklärte er immer noch emotionslos. Es schien fast so, als ob er seine Gefühle bereits begraben hätte und nur noch reagierte. „Das wollte ich auch nicht, Dee. Ich weiß, wie viel dir der Fall bedeutet. Aber ich möchte dir dennoch einen Part... einen Kollegen an die Seite stellen. Er ist seit vorgestern hier und hat sich bereits mit dem Fall vertraut gemacht.“ „Ich will keinen anderen Partn...ner...“ eisig schaute er Ross an. «Also hat er doch noch Gefühle... gut... dann brauch ich mir noch nicht so viele Sorgen zu machen,» dachte Ross sich, als er auf eine Taste seines Telefons drückte. „Du wirst nicht alleine handeln und dich da draußen rumtreiben. Das kann und werde ich nicht zulassen. Du hast zwei Möglichkeiten...“ Die Tür von Ross’ Büro öffnete sich und ein weißhaariger, etwa vierzigjähriger Mann trat ein und schloss gleich die Tür hinter sich. „...entweder du arbeitest mit Detective Chris Jackson zusammen, oder ich werde dich vom Fall abziehen.“ „Ich sagte, dass ich alleine an dem Fall bin... ich brauch keinen...“ „Du wirst tun, was ich sage,“ fauchte Barclay fast aufgebracht hervor. Beide funkelten sich eine Weile an, bis ihnen ein leises Räuspern in ihrem Rücken zu Bewusstsein brachte, dass noch jemand anwesend war. „Detective Jackson!“ stellte sich der Weißhaarige vor. „Er wird mit dir zusammen arbeiten. Oder du bist raus.“ „Vergiss es...“ „Nein, Dee! Hör zu. Das mit Ryo... geht uns allen nah. Aber wir wollen weitere Opfer verhindern und deswegen wirst du mit Jackson zusammen arbeiten, ob es dir nun passt oder nicht.“ Dee ließ einen abschätzenden Blick über den Knaben wandern. Sein Herz zog sich zusammen. Auch Ryo hatte an seinem ersten Arbeitstag so einen hellen Anzug getragen. „O.k.!“ gab er schließlich nach. Immerhin war er noch an dem Fall dran, und den Neuen an seiner Seite würde er schon irgendwie beschäftigen können, ohne dass er ihm groß im Wege stand. Ohne den Neuen weiter zu beachten, verließ er das Büro des Commissioners und begab sich in seines. Schwer ließ er sich in seinen Stuhl sinken und sah hinüber zu dem aufgeräumten Schreibtisch seines toten Partners. „Ryo!“ wimmerte er leise und biss sich auf die Lippen. „Ich schaff das, warte...“ In Ross’ Büro schaute Barclay auf Jackson. „Pass ein wenig auf ihn auf. Aber nicht zu eng. Lass ihm den Raum, den er benötigt.“ „Keine Sorge, Commissioner Ross. Es ist nicht mein erster Fall.“ „Er wird dich abhängen wollen, oder mit nichtigen Aufgaben...“ „Das ist mir klar, Barclay. Aber ich bin kein Anfänger mehr. Ich kenn mich aus. Und ich verspreche dir, dass ich mit ihm zusammen den Fall lösen werde. Verlass dich auf mich. Wenn wir nicht gerade in deinem Büro wären...“ „Es liegt lange zurück, Chris. Vielleicht zu lange.“ Wehmütig lächelte er seinen Ex-Partner an. „Ja, vielleicht. Ich pass schon auf ihn auf.“ Chris Jackson folgte Dee MacLane in sein zukünftiges Büro. Blieb jedoch an der Tür stehen und lehnte sich an den Rahmen. „Darf ich reinkommen, MacLane?“ fragte er vorsichtig. Dee hob den Blick von einer Akte, die er sich gerade geschnappt hatte, und nickte dem Neuen flüchtig zu. Der helle Anzug saß wie für Jackson gemacht, perfekt an dessen Körper. Die Hose weit aber nicht schlabberig. Ein Wunder, dass dies Dee überhaupt auffiel. Aber das war noch nicht alles. Das helle, fast weiße Haar und diese grünen, fast jadefarbenen Augen erinnerte ihn an etwas oder jemanden. Nur konnte er nicht sagen, an was. Sein neuer Partner hatte fast Ryos Größe, nur auf den Hüften schien dieser etwas mehr zu haben. Was Dee noch auffiel war die weiche, obwohl tiefe Stimme, die ihn nun aus seinen Gedanken riss. „Tut mir leid wegen Ihrem Partner. Wie ich erfahren habe, waren sie auch privat ein Paar... Sorry, wenn ich Ihnen zu nahe trete?!“ hob Chris gleich die Hand, um jedwede heftige Aktion von Dee zu verhindern. „Danke! Ich möchte nicht darüber reden.“ „Ich weiß, es ist nicht leicht... Nein... ich werde mich nicht einschmeicheln. Aber ich weiß, wie es ist, jemand zu verlieren, der einem nahe steht. Aber das hier ist nicht der Ort, an dem man über so was reden sollte,“ lächelte er ihn leicht an, hoffend, eine positive Reaktion zu erhalten. Doch bei Dee biss er sich die Zähne aus. Nichts zeigte sich auf seinem Gesicht. Keine Regung war zu erkennen. „Ist es okay... wenn ich mich hier... an den Schreibtisch setze?“ Dees Blick flog hoch, löste sich von der Akte und als er den Neuen, dessen Namen er schon vergessen hatte, auf Ryos Stuhl sitzen sah, hielt er die Luft an. Sprang auf, schnappte sich seine Jacke und verließ wortlos das Büro. Chris seufzte und folgte rasch seinem neuen Partner. Er wusste aus Erfahrung, wie schwer es war. Aber dieser Sturkopf musste da durch, sonst würde er sich noch etwas antun, wenn der Fall abgeschlossen war. So weit wollte er es jedoch nicht kommen lassen. Dee MacLanes Weg führte ihn nur einige Stufen nach unten zu Jim Cambel. Ohne anzuklopfen riss er die Tür auf und ließ diese auch offen, da er annahm, dass sein Schatten, wie er den anderen in Gedanken nannte, auch gleich auftauchen würde. Und sein Instinkt trog ihn nicht. Bevor Jim auch nur brüllen konnte „Tür zu!“, wurde diese von Jackson geschlossen. Kopfschüttelnd stand Chris neben der Tür und harrte der Dinge, die nun kommen würden. „Gibt’s Neuigkeiten, Jim?“ fragte Dee und blickte den Spurensicherungsexperten abwartend an. Jim räusperte sich erst einmal. Ständig hatte er einen Frosch im Hals, wenn er Dee erblickte. Auch ihm ging der Verlust von Ryo sehr nahe. Mochte er ihn doch gern. Als Kollegen, aber auch als Freund. Ryo hatte immer für jeden ein offenes Ohr gehabt. Hielt nie mit seiner Meinung hinter dem Berg und gab manch hilfreichen Tipp. Wie würde er ihn vermissen. Der leicht gereizt ausgestoßene Seufzer von Dee riss ihn zurück in die Gegenwart. „Nun, wir haben einige Bänder vom ‚Chamer‘ ausgewertet. Auf allen ist nichts zu sehen. Dass wir das mit der Klobombe nicht sehen würden, war uns ja schon bewusst. Wir vermuten jedoch, dass sie beim Umbau eingebaut...“ „Erzähl mir, was ich noch nicht weiß!“ fauchte Dee. Diese Tatsache war ihm doch bekannt. Er brauchte die Infos der letzten achtundvierzig Stunden. „Nun... Auf einem der Bänder sieht man einen Mann mit Schlapphut und einem langen Trenchcoat, wie dieser eine Tasche mit hinein nimmt. Aber ohne wieder herauskommt. Wir haben Aufzeichnungen vor dem ‚Chamer‘ sicher gestellt. Von den örtlichen Aufzeichnungen. Sie sind nicht besonders gut, aber wir haben so wenigstens einen Anhaltspunkt.“ „Eine Beschreibung ist wohl nicht möglich?“ „Nun, nach den Bildern, würde wir mal sagen. Männlich oder weiblich, sorry, aber das lässt sich an diesen Bildern unschwer ausmachen. Etwa 170 bis 185 cm groß. Das wär’s. Mehr haben wir nicht rausbekommen. Aber wenn du willst, kannst du dir gerne das Tape ansehen?!“ „Nein, ich glaube, das ist Zeitverschwendung. Die Explosion vom B & B? Gibt es da neues?“ „Da hatte es der Bomber nicht auf Opfer angelegt. Wie er jedoch die Bombe reingeschmuggelt hat... Jedenfalls kann sich Mr. Maloy nicht an eine Person mit Trenchcoat und Schlapphut erinnern. Also war er vermutlich ohne Tarnung drin und das kann fast jeder sein.“ „Fuck! Yester hat auch einen Mann gesehen... mit Schlapphut oder nein...“ Dee zog seine Stirn zu Falten und dachte angestrengt nach, da war noch was. „Er sagte, dass er 150 – 160 cm groß war... vielleicht hat er sich getäuscht.“ „Wir werden das überprüfen. Ist seine Aussage schon protokolliert worden?“ hakte Jim nach. „Nein, dazu... sind wir nicht mehr...“ Dee schluckte, schloss flüchtig die Augen. Es schien so, als würde er sich sammeln. „Und vom... Basra... Gibt es etwas neues. Habt ihr seinen... den Ring? Habt ihr ihn gefunden?“ Jim blickte auf. Die Stimme von Dee war auf einmal so was von tot. Ohne Gefühl, dass es einem einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. „Nein. Nichts. Das Gebäude ist zudem auch noch eingesackt und wir mussten uns durch Schutt und Asche wühlen... Dee!“ „Schon gut! Wenn was ist... ich bin im Krankenhaus. Oder du erreichst mich über das Handy.“ Dee nickte Jim zu und verließ das Büro im Erdgeschoss. Erneut ließ er seinen Schatten einfach dort an der Wand stehen. Jim schaute ihm traurig hinterher. „Wir haben nicht nur einen verloren, wir werden auch ihn...“ „Sagen Sie das nicht, Cambel. Noch nicht.“ „Wer sind sie eigentlich?“ „Chris Jackson. Dees neuer Partner in diesem Fall. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen.“ „Na toll. Mir sagt sowieso niemand etwas,“ knurrte Jim vor sich hin und machte sich weiter an seine Arbeit. Dass dieser Jackson ebenfalls das Büro verließ, bekam er schon nicht mehr mit, so vertieft war er in seiner Arbeit. ~~~~ Unterwegs mit Chris und Dee ~~~~ Etwas überrascht war Chris aber, als er den Fuhrpark des 27. Revier betrat und Dee neben dem Wagen warten sah. „Ich werde Sie sowieso nicht los. Also... fahren Sie!“ Dee warf ihm den Schlüssel zu und stieg auf der Beifahrerseite ein. Lächelnd fing Chris den Schlüssel und stieg ein. Startete und fuhr zu ihrem Ziel. Dem Krankenhaus. „Dürfte ich was fragen, Dee?“ „Mhh...“ Dee richtete den Blick nach draußen. Da er nicht fuhr, konnte er sich die Gegend anschauen. So wie Ryo es immer getan hatte, schoss es ihm durch den Kopf, und er lehnte diesen gegen die Kopfstütze. „Was wollen Sie im Krankenhaus. Geht es Ihnen nicht gut?“ Eine Pause des Schweigens trat ein. Und Chris vermutete bereits, dass er auf seine Frage keine Antwort mehr erhalten würde, als Dee leise anfing. „Freunde liegen dort. Verstümmelt von dem Bomber. Bekannte, die verletzt wurden. Zeugen, die ich noch nicht befragt habe, und...“ „Ihnen läuft die Zeit nicht weg. Sie haben viel verloren, MacLane. Aber glauben Sie mir...“ „Fahren Sie einfach. Okay? Ich brauche keinen Psychologen, der mir sagt, dass das Leben weitergeht. Sie haben keine Ahnung, wie es in mir aussieht. Also würden Sie einfach nur fahren und ansonsten schweigen.“ Dee seufzte und richtete seinen Blick weiter nach außen, als ob er auf der Suche nach etwas wichtigem wäre. Chris war sich klar, dass alles auf Messers Schneide stand, aber wenn er nun schwieg, kam er nie zu Dee durch. Deswegen begann er leise aber eindringlich zu reden und hoffte dass wenigstens ein Teil zu dem Witwer durchdrang. „Wir waren ein Team, fünfzehn wundervolle Jahre. Und alles, was zurückblieb, war Leere.“ Er spürte mehr, dass Dee zu ihm linste, dennoch blieb sein Blick fest auf die Straße gerichtet. „Ihr Leben ist nicht so einmalig, wie Sie denken. Auch andere Cops haben Freunde, die sie verloren haben. Bob und ich... Er starb in meinen Armen bei einer Kontrolle. Das Rücklicht war defekt. Ich sollte ihm Deckung geben und habe versagt. Ich erschoss den Kerl, doch Bob... konnte ich nicht mehr retten. Eine Schrotladung aus nächster Nähe. Sie können sich vorstellen...“ „Warum erzählen Sie das nicht ihrem Psychologen, das interessiert mich nicht!“ knurrte Dee. „Er war nicht nur mein Partner. Wir waren verheiratet. In seinem Testament schrieb er mir, dass er auf mich warten würde. Auch wenn es ewig dauern würde. Ich sollte es mir nur nicht in den Kopf setzen, mein Leben zu beenden...“ „Sie kannten Ryo nicht. Also legen Sie ihm nicht solche Worte in den Mund. Er... er sagte mir selbst, dass er ohne mich nicht leben könnte... und dachte... Ein Opfer, schwerverletzt, hat seinen Ehepartner bei der ersten Bombe, die vom Chamer, verloren... Als Ryo es erfahren hatte, sagte er, dass er sich ebenfalls umbringen würde. Denn ich wäre alles für ihn. Gott... wie sehr ich ihn vermisse... meine Tochter...Sara... Nein, Jackson. Sie können nichts verstehen. Es mag zwar gleich aussehen, aber es sind verschiedene Menschen. Und ja, Sie haben recht. Sobald der Fall geklärt ist, werde ich zu meinem Mann und meiner Tochter gehen. Und jetzt, bitte, halten Sie den Mund. Sie werden mich nicht überzeugen können.“ Dee wandte sich wieder von dem weißhaarigen Cop ab und schaute hinein in den beginnenden Tag. ~~~~ Medical Center ~~~~ Dee betrat in Begleitung von seinem Partner das Medical Center und wurde fast von einem kahlköpfigen Hünen umgerannt. „Ignoranten, Spinner, ich sagte doch, dass ich keine weiteren Verletzungen habe...“ fauchte er eine Schwester an, der er gerade ein Schreibbord entgegenwarf. „Dee!“ rief er, ließ die Schwester mit den Untersuchungsunterlagen einfach stehen und drehte sich nun völlig dem dunkelhaarigen Cop zu. „Maloy? Was machst du denn hier? Ich dachte, du wärst nicht...“ „Danke. Das versuche ich denen hier schon seit Tagen klar zu machen. Aber nein, ich musste noch mal zur Nachuntersuchung und nun durfte ich erst gehen, als ich es auf eigenen Wunsch unterschrieben habe. Gott.. ist das wahr, was ich gehört habe?“ Kumpelhaft legte er Dee seine Hände auf die Schultern. „Tut mir echt leid. Ich habe Ryo wirklich gemocht. Und deine Tochter... ich hoffe, ihr schnappt den Kerl bald!“ „Ja, das werden wir,“ erklärte Dee und war dankbar für so viel Anteilnahme aus dem Kreis ihrer Freunde. „Wann ist denn die Beerdigung?“ „Es wird keine geben. Sie haben ihn noch nicht... ich meine...“ „Sobald wir etwas haben. Dee wird Sie informieren, Mr. Maloy!“ warf sich Chris zwischen Dee’s Worte, um ihn daran zu hindern, geheime Details auszuplaudern. Bisher wusste niemand aus der Außenwelt, dass keine Leichen gefunden worden waren, und wenn es nach Jackson ging, sollte es noch eine ganze Weile geheim bleiben. „Gut... gut... ich hör also von dir!“ Tröstend klopfte er ihm nochmals auf die Schulter, ehe er das Krankenhaus verließ. „Fallen Sie mir nicht noch einmal...“ „Dee. Beruhigen Sie sich. Dass keine Leiche da ist, heißt nicht, dass er noch lebt. Aber so lange nichts definitiv bewiesen ist...“ „Wollen Sie damit andeuten, dass... Wissen Sie mehr, als sie sagen?“ knurrte Dee und baute sich vor Chris gefährlich auf. „Nein. Ich weiß nichts. Aber Sie wollen mir ja auch nicht zuhören. Ich an Ihrer Stelle wäre einfach nur vorsichtig, wem ich was sage, was keinen etwas angeht. Das ist alles. In Ihrer Trauer und der brodelnden Wut in Ihnen kann es sehr schnell passieren, dass Sie jemandem vertrauen, der Ihr Vertrauen nicht verdient.“ Dee schaute Chris eine Weile schweigend an. Ließ sich das Gehörte durch den Kopf gehen. Dann nickte er. „Sie haben Recht. Ihnen sollte ich wohl vertrauen? Richtig? Und wenn ich es von dieser Warte aus betrachte, komme ich weiter. Es wird leichter, wenn ich davon ausgehe, dass er noch lebt. Meinen Sie das?“ „Ja, das können Sie. Was? Nein! Aber...“ „Sie haben recht. Ich werde es nicht akzeptieren, bis der Ring gefunden wurde. So lange gehe ich einfach davon aus, dass er... noch lebt,“ bestimmte Dee, ging zur Anmeldung und erkundigte sich nach Peter Mitchell. Einige Minuten später standen die beiden Cops im Ärztezimmer von Doktor Morgan. „Es tut mir leid! Er ist aus dem künstlichen Koma nicht mehr erwacht.“ „Aber Sie sagten doch...“ „Auch wir können nicht in die Seele der Menschen schauen, Mr. MacLane. Eine Schwester behauptet zwar, dass er kurz vor seinem Ableben die Hand erhoben hätte, um jemandem diese entgegen zu strecken, doch auf den Aufzeichnungen der Geräte ist keine Aktivität verzeichnet.“ „Danke, Doc,“ murmelte Dee. „Die anderen Verletzten von der Bombenexplosion? Sind sie vernehmungsfähig?“ kam es von Jackson. „Ja, aber Ihre Kollegen waren bereits vor Ort und ich möchte Ihnen doch noch ein wenig Ruhe gönnen.“ „Gut, dann wenden wir uns an die Kollegen. Danke! Dee?!“ „Mr. MacLane, auch Sie sollten sich ausruhen?“ sagte der Arzt, der sich über das nicht nur blasse Aussehen des Cops Sorgen machte. „Wenn ich Zeit dafür habe, Doc. Noch nicht,“ erklärte Dee. Sie nickten dem Mediziner zu und verließen das Krankenhaus. Genau so, wie sie es betreten hatten. Schweigend und ohne besondere Neuigkeiten. ~~~~ Chamer ~~~~ Jackson fuhr auf Dee’s Anraten hin zum ersten Explosionsherd. Noch immer war der Ort mit polizeilichem Absperrband vor Neugierigen gesichert. So mussten sie sich bücken, um in den ehemaligen Club der nun toten Besitzer hineinzugelangen. „Was suchen wir?“ fragte Chris, während er Dee dabei beobachtete, wie dieser wahllos hin und her ging. Dee’s Weg führte ihn zum ersten Punkt. Die Toilette. Dort war kaum noch was übrig. Dennoch kämpfte er sich seinen Weg voran. Schaute aufmerksam durch die aufgerissene Türöffnung. Er holte sich das Videobild von den Aufzeichnungen aus seinem Gedächtnis und ging dann zu dem Spiegel, hinter dem die erste Bombe platziert gewesen war. Er kontrollierte, ob er den richtigen Spiegel ausgewählt hatte, indem er sich die Kameraeinstellung vorstellte, und wechselte weiter zum rechten. Dort sah er eine kleine Einbuchtung. Durch die Sprengkraft hatte sich die Einbuchtung fast verfünffacht. Seine Finger glitten über den Staub, wurden zur Nase geführt und berochen. Doch nichts verdächtiges, was ihm sofort in die Nase stieg. Nichts. Kein Hinweis. Aus dem Gedächtnis kramte er den Bericht von Jim, der auch nichts auffälliges hier notiert hatte. Aber mit dieser Bombe fing alles an. Also musste auch er hier beginnen. Erneut rieb er über die Ausbuchtung. „Warum hier?.. .. Was verbindet alles?... Am Anfang die Straße... doch das Basra... passt nicht... Schwule?... im Allgemeinen? Oder eher im Besonderen? Ryo... ich brauche deinen Rat...!“ murmelte er leise. Schloss die Augen und stellte sich seinen Ehemann neben sich vor. Wie sie miteinander redeten. Diskutierten und sich weitertrieben, bis sie zu einem Ergebnis kamen. Fast war es Dee so, als ob er seine Stimme hören, seine Nähe fühlen, ja riechen konnte. Er öffnete die Augen und blickte in Chris’ grüne, die ihn unverwandt musterten. „Hoch-Tieffrequenzzünder. Sagt die Spurensicherung,“ warf Chris ein. „Nein... das sagte ich. Ryo und ich... kamen darauf. Aber bisher in dieser Richtung nichts. Keine Verdächtige Person. Keiner, der in diesem Bereich arbeitet. Sackgasse. Noch. Aber ich komm dahinter,“ knurrte Dee und schob sich aus dem Waschraum hinaus. „Fahren wir zurück ich möchte mir die Aussagen der anderen ansehen,“ bestimmte er und verließ das Chamer. ~~~~ Black’s ~~~~ „Soweit alles klar?!“ fragte Black in den Hörer und wartete auf eine Reaktion, die auch nicht lange auf sich warten ließ. „Ich habe es soweit verstanden. Aber was ist mit Dee?“ „Darum kümmere ich mich gerade. Er ist nicht allein.“ „Es ist nur...“ „Keine Sorge. Ein, zwei Tage oder eine Woche. Länger nicht. Das verspreche ich dir.“ „Ich halte es immer noch nicht für keine gute Idee, aber so lange Dee in Sicherheit ist, und du mir garantierst, dass er keine Dummheiten machst, stimme ich zu. Zwar mit Bedenken. Okay, aber nicht länger.“ Black hängte den Hörer zurück und strich sich über das frisch gegelte Haar. Tief zog er den Atem in die Lunge. Das, was er hier tat, war definitiv gegen das Gesetz der Menschlichkeit. Aber was blieb ihm denn anderes übrig. Wenn er schon mitmischte, wollte er aus allem möglichen das Beste machen. Er wusste, dass die betreffenden Personen ihn dafür zur Rechenschaft ziehen würden. Aber dieses Risiko ging er ein. ~~~~ Manhattan ~~~~ „Nichts!“ knurrte er vor sich hin, während seine Finger hektisch durch die Zeitung, die er eben erst erworben hatte, blätterten. „Sie müssten doch langsam mal die Trauerfeier ansetzten. Verdammter MacLane!“ fauchte er und warf die Zeitung zerknüllt in die Ecke. „Okay.. wenn ihr nicht wollt, werde ich euch dazu bringen, mich nicht zu vergessen.“ Ein leises, fast irres Lachen war zu vernehmen. Doch es war niemand in der Nähe, der es auch nur aus der Ferne hätte hören können. Er war hier allein. Seit Jahren schon. Niemand war hier bei ihm, mit dem er seine Freude teilen konnte. Niemand, der ihm mehr auf die Schulter klopfte, das hast du gut gemacht. Niemand, der ihm sagte, dass sein Verdienst in dieser Sache ehrwürdig war. Es gab nur einen in seinem Leben und diesem war er für die Hilfe dankbar. Ihm würde man keinen Orden anheften, nein, ihm nicht, aber ‚IHM’. Er brauchte ihn für seine Rache, doch sein Plan ging wohl nicht so auf wie gehofft. Es wurde wohl Zeit, dass er sich wirklich in Erinnerung brachte. ‚ER’ würde die Lorbeeren einheimsen, aber das störte ihn nicht. So lange er nur seine Rache hatte. *****TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)