Days of Horror von Mikito (Bomben auf der Christopher Street) ================================================================================ Kapitel 24: Freitag - 13. Juli – etwas später --------------------------------------------- ~~~~ Medical Center ~ Notaufnahme ~~~~ „Na, was haben wir denn hier.“ Dee sah auf und glaubte seinen Augen nicht trauen zu können, als ihn ein lang bekannter Arzt freundlich anlächelte. „SIE... Ich meine DU?“ fragte er überrascht. „Na, so schlimm ist es nun auch wieder nicht, mich zu sehen. Außerdem bin ich Arzt, wie du sehr wohl weißt,“ konterte der Doktor und zog sich einen Drehstuhl heran um sich der Wunde an Dee’s Arm zuzuwenden. „Aber ich dachte, dass du...“ „Dass ich was? Nur in meiner Praxis rumsitze und hoffe, dass sich jemand verirrt. Nein. Übrigens... Mein Beileid.“ Der Doktor bemerkte, dass Dee anscheinend etwas überfordert schien mit seinen Worten, und so unterbrach er erst einmal die Untersuchung. „Ich meinte Ryo. Ich habe gelesen, dass er verstorben ist...“ „Ach... Nein. Das war... Er lebt. Er hatte Glück... Es ist alles etwas kompliziert und ich möchte darüber eigentlich nicht reden. Versteh mich nicht falsch...“ „Schon gut, Dee. Wenn etwas sein sollte, ich bin außer Montag, Donnerstag und Samstag in meiner Praxis. Ansonsten du kennst die Nummer, wenn was ansteht, ruf mich ruhig an. Ich kann ganz gut zuhören.“ „Danke, Doc. Später vielleicht.“ Doktor Brian Foster erhob sich, hockte sich nun auf das Bett direkt neben Dee und nahm dessen Arm vorsichtig in seine Hand. Betrachtete diesen eingehend und murmelte still etwas vor sich hin. „Mhm... sieht übel aus.“ Dann stand er erneut auf und ging zu den Röntgenaufnahmen, die bereits gemacht worden waren, und betrachtet sich diese. „Du hattest Glück, wie mir scheint. Keines dieser Dinger hat deine Knochen gestreift. Jedoch der obere... sieht mir nach Nervenverletzung aus. Aber die Aufnahme ist auch unscharf... Okay. Wir probieren es einfach. Möchtest du ein Schmerzmittel, oder meinst du, du schaffst es auch so?“ „Mach endlich und zieh die Dinger raus.“ Der Doktor, der Dee und Ryo schon lange kannte, zögerte auch nicht länger. Griff sich eine der bereitliegenden Zangen und zog den ersten Nagel problemlos heraus. Auch der zweite fiel bald auf einen bereitliegenden Teller. Bisher hatte Dee keinen Schmerz geäußert und das wunderte Foster ganz gewaltig. Seine Vermutung, dass der letzte Nagel Nervenstränge lahmgelegt hatte, schien immer wahrscheinlicher zu werden. „Was macht Sara? Geht’s ihr gut?“ begann er eine leichte Unterhaltung, denn wenn er recht hatte, würde gleich ein See aus Schmerzen über Dee hereinbrechen. „Ja, sie ist bei... aaaahhhhhhhhhh!“ schrie er plötzlich auf und Morgan gelang es gerade rechtzeitig, den Nagel zu entfernen, bevor Dee den Arm hektisch an sich riss und dann wie leblos zur Seite kippte. Er fing ihn auf, bevor er von der Liege fallen konnte und legte ihn vorsichtig darauf. Dann säuberte und desinfizierte er die Eintrittstellen gründlich und verband sie. Der Arzt schlug Dee leicht auf die Wange und hielt ihm Duftstoffe unter die Nase und schon spürte man, wie der Cop wieder zum Leben erwachte. „Na... du wolltest es ja nicht anders,“ grinste er und zog sich wieder den Drehstuhl heran. „Wie sieht es aus. Sonst noch wo irgend etwas drin stecken, das dir Schmerzen bereitet?“ „Nein.“ „Wieder dieser Bomber? Nehm ich mal an?“ „Sorry, ich kann nicht... ich darf nicht darüber reden.“ „Na gut. Pass mir auf dich auf. Ach, und bevor ich es vergesse. Sara dürfte bald wieder mal zur Impfung kommen. Ich glaube, die ist fällig. Und du bleibst jetzt noch etwas liegen... Spürst du das?“ fragte der Arzt und kniff leicht in den Handteller von Dee’s verletztem Arm. „Ja, ich spür es. Und wir bringen Sara, sobald das hier erledigt ist.“ Der Arzt, der Sara auf die Welt geholt hatte (siehe dazu ‚Folgen einer Nacht’) sah, dass Dee noch mehr auf dem Herzen hatte, doch sich irgendwie nicht recht traute, mit ihm offen zu reden. „Ich stehe unter Schweigepflicht, das weißt du, Dee. Egal, was du mir sagst. Keiner erfährt von mir was.“ Langsam setzte sich Dee auf. Der Schmerz von eben war wie weggeblasen und er konnte den Arm problemlos und auch schmerzfrei bewegen. Sogar den Ball, den Brian ihm in die Hand legte, konnte er drücken. Zwar schien es Dee, als ob seine Kraft ein wenig gemildert war, aber ansonsten ging es ohne große Einschränkung. „Ich weiß, Brian. Ich... Sie...“ Dee unterbrach sich und schüttelte den Kopf. „Ryo ist entführt und ich habe eine Scheißangst, was dieser Kerl mit ihm macht.“ „Entführt?“ kam es gepresst von dem Arzt, der einfach nach Dee’s Hand griff und diese nun fest drückte. „Von diesem Bombenleger?“ „Es ist alles noch unklar... Es ist meine Schuld, Brian. Meine! Verstehst du... Ich... ich will dich nicht mit meinen Sorgen belästigen. Aber wenn ich es nicht mehr...“ „Ich bin da.“ „Danke!“ „DCI McNear. Ich suche Detective MacLane!“ rief dieser der nächststehenden Krankenschwester zu, die es wagte, ihm in der Notaufnahme über den Weg zu laufen. „Warten sie bitte hier,“ sagte diese lediglich und verschwand auch schon wieder hinter einem der Vorhänge und ließ einen völlig frustrierten Profiler zurück, der auf dem Gang hin und her tigerte. McNear wusste nicht, wie lange er bereits hier warten musste, als er Chris Jackson auf die Notaufnahme zukommen sah. „Haben Sie schon was von MacLane gehört?“ fragte der Detektiv den aufspringenden Profiler. „Nein.“ In diesem Augenblick erschien eine andere Schwester und McNear wollte diese nun ebenfalls anmachen, als Chris dazwischen ging. „Sorry. Würden Sie so freundlich sein und mir sagen, wo ich Dee MacLane finde. Er wurde mit einer Armverletzung eingeliefert.“ „Oh... der mit den Nägeln im Arm?“ fragte diese und schenkte dem Weißhaarigen ein Lächeln. „Ja, genau der!“ „Wenn Sie hier weitergehen, hinter dem Vorhang 20. Ich glaube, dort wird er behandelt,“ erklärte sie und verschwand dann mit einem koketten Augenaufschlag hinter dem Vorhang, wo schon laut nach einer Schwester verlangt wurde. „Freundlichkeit. Schon mal gehört, Sir?!“ konnte Jackson sich nicht verkneifen und ging in die angewiesene Richtung. McNear ging an ihm vorbei und riss einfach den Vorhang auf, ohne vorher etwas zu sagen, als er auch schon von einer Furie von Frau verbal angegriffen wurde. Rasch zog er den Vorhang wieder zu. Dennoch war Chris in der Lage, einen kurzen Blick hineinzuwerfen, um eine nur leicht bekleidete Frau zu erblicken, die wohl gerade an ihrem Gesäß verarztet wurde. Diesmal verkniff er sich eine Äußerung, konnte aber ein hämisches Grinsen nicht verbergen. „DEE!?“ rief Chris einfach mal laut, aber nicht zu laut, um jedweder Zurechtweisung von Ärzten zu entkommen. „Hier!“ kam es hinter Vorhang 19 hervor und dieser wurde auch just in diesem Augenblick zurückgezogen. „Wie gesagt. Schon dich und denk dran. Ich bin für dich da.“ Dee nickte und war dankbar für den freundschaftlichen Händeschlag auf seine Schulter. „Wir können,“ sagte er zu Chris und bemerkte nun erst Patrick, der wohl noch immer das Gekeife der Frau im Ohr hatte. „Dee? Geht’s dir gut? Solltest du nicht lieber liegen und...“ „Es geht mir gut, Pat. Ich bin fit und ich werde diesen Irren bekommen,“ unterbrach er den Profiler trocken. „Wie geht’s den anderen?“ „Robin steht unter Schock und sie haben eine Leiche gefunden!“ erklärte dieser, denn das konnte er wohl nicht vor ihm geheim halten. „Wieder ein Opfer,“ murmelte Dee, als er neben den beiden zum Ausgang schritt, wobei er lieber mit Chris sprach als mit Patrick. „Schon identifiziert?“ „Nein. Ich schätze ihn auf Mitte Dreißig, vielleicht Anfang Vierzig. Nach seiner Kleidung zu urteilen würde ich sagen, dass er schon eine Weile auf der Straße gelebt hat.“ „Wartet mal... Wo willst du hin, Dee?“ machte sich McNear bemerkbar. „Ins Revier, ich will die Daten haben. Vielleicht haben sie schon rausgefunden, wer das Opfer ist, dann fahren wir wieder zum Tatort. Und versucht erst gar nicht, mich davon abzubringen,“ sagte Dee fest und blickte seiner ersten Liebe direkt ins Gesicht. „Fuck!“ knurrte dieser, der den Gesichtsausdruck sehr wohl kannte und sich geschlagen gab. „Du hättest nicht herzukommen brauchen, Pat. Du hättest lieber die Leitung der Untersuchung übernehmen und alles überwachen sollen,“ warf Dee seine Bedenken über die Anwesenheit des Profilers ein. Nichts gegen Patrick, doch er hatte sich in den Jahren, die sie sich nicht gesehen hatten, schwer verändert. Von dem sanften und ruhigen, bedächtigen Burschen war nichts mehr geblieben. Okay, er war wohl auch so ein Draufgänger wie Dee, aber dennoch, nichts war mehr da, in das Dee sich einst verliebt hatte. Vor dem Krankenhaus trennten sie sich. Chris fuhr Dee erst einmal zum Revier und Patrick rauschte zurück zum Tatort. ~~~~ Irgendwo auf der Christopher Street ~~~~ Er stand etwas abseits und wartet auf den großen Rums, den er sich ausgemalt hatte, doch was dann geschah war nicht das, was er sehen wollte. Ein lautes Krachen, und ein Feuerball stieg hinter dem Gebäude auf. „Verflucht...“ knurrte er und ging mit den Händen in den Taschen einige Schritte weiter, setzte sich in ein Lokal und besah sich das Schauspiel, während er sich ein Bier genehmigte. Irgendwas war schief gelaufen und er konnte sich sogar denken, was es gewesen war. Dieser Kerl, der ihn angerempelt hatte, war ein Cop gewesen. Das war dieser MacLane. Wie hätte er auch wissen sollen, dass sich dieser Kerl gerade heute dort in dem Diner rumtrieb. Aber er wollte nicht länger warten und das hatte er ‚ihm’ ja auch schon mehrfach gesagt. Nein, er würde nicht mehr kuschen. Er wollte seine Rache. Seine eigene. Wenn er darauf bestand, okay. Aber er würde nicht mehr nur das machen, was ‚er’ sagte. Dafür hatte er zu viel gelitten. Er schnaubte, als er einen Leichensack sah, der nach vorne getragen wurde. Und ihm kam eine spontane Idee. Genau, das würde er als nächstes in die Wege leiten. Egal, was ‚er’ auch sagte. Er brauchte nicht alles zu wissen. Schließlich hatte er auch von der Diner-Bombe erst erfahren, als es zu spät war. Der Mann mit dem Schlapphut zahlte und verließ die Bar. Ein Opfer anstatt, wenn er richtig gezählt hatte, zwanzig. Schwache Ausbeute. Aber bei der nächsten... ~~~~ 27. Revier ~~~~ Dee war die ganze Fahrt über sehr schweigsam. Auch als sie das Revier betraten, hatte sich daran noch nichts geändert. Die Spurensicherung war noch nicht zurück, wie er von dem Cop am Eingang erfuhr. Dennoch wollte er nicht gleich zurück zum Diner sondern erst in aller Ruhe mit Chris reden, und so steuerte er ihr gemeinsames Büro an. Sein Blick heftet sich schon automatisch an das Bild auf seinem Schreibtisch, welches seine kleine Familie zu einem glücklichen Zeitpunkt zeigte. Doch jetzt war nicht die Zeit, sich um Ryo Gedanken zu machen, nein, es war irgend etwas, was ihm aufgefallen war. Warum er überhaupt so rasch reagiert hatte. Nur konnte er nicht sagen, was. Deswegen wollte er Ruhe um sich. „Dee!“ fragte Chris nun doch, dem das lange Schweigen sehr verdächtig vorkam. Na ja, er kannte Dee nicht wirklich als Plaudertasche, aber dass er schon über eine halbe Stunde nichts gesagt hatte, war nun wirklich nicht normal. „Hast du eine Beschreibung von Björn oder Mark bekommen?“ fragte Dee und setzte sich in seinen Sessel, legte die Beine auf den Schreibtisch und ließ sich behaglich, mit geschlossenen Augen, zurücksinken. Legte sogar seine Arme in den Nacken, wobei er kurz schmerzhaft seine Miene verzog und sie dann doch lieber auf seinen Oberschenkeln ruhen ließ. „Ja. Ein wenig vage. Laut Björn war er so etwa 185 Zentimeter groß, schlank. Weder Augenfarbe noch besondere Merkmale. Aber auch wieder der Trench und der Schlapphut. Björn ist sich sicher, dass er schlank war. Und was ihm noch aufgefallen war, diese unruhigen Augen.“ „Unruhige Augen... ja... ich erinnere mich...“ meinte Dee. Schloss seine Augen und holte sich das Geschehene in sein Gedächtnis zurück. „Ich wollte Kaffee bestellen... Ich weiß nicht... da war was, was mich irritiert hat...“ Chris schwieg, ließ Dee die Zeit, die er brauchte, um das ganze nochmals vor seinem inneren Auge ablaufen zu lassen. Er kannte den Schwarzhaarigen noch nicht sehr lange, aber er hatte ihn inzwischen schätzen und auch ihm vertrauen gelernt. Schon allein, dass er mit ihm über Ryo sprach, zeugte davon. Nun saß er auf den Platz des entführten Ehemannes und dennoch sprach Dee seit dem letzten Gespräch lieber mit ihm. Obwohl er die Monologe, die er mit ihm führte, nicht ganz abgestellt hatte. Aber das wäre auch undenkbar. Anscheinend brauchte Dee das und Chris hatte eingesehen, dass es so schlimm nicht wahr. Eher hatte er erkannt, dass das, was Ryo ‚antwortete’, auch ihm neue Ideen brachte. „Diese Augen... sie sahen mich kurz an... so als ob... als ob...“ Dee krachte plötzlich nach vorne und stützte sich mit den Armen gerade noch rechtzeitig am Schreitisch ab, bevor er dagegen donnerte. „Er hat mich erkannt... Das war es. Dann irrten seine Augen herum, so als ob sie einen Ausweg suchten... Das war der erste Bomber, derjenige, der für das Massaker im Chamer verantwortlich zeichnet!“ Dee schlug sich vor den Kopf und sackte zurück in den Drehstuhl. „Bist du dir sicher, Dee?“ „Ja, verdammt. Ich rempelte ihn an und wir sahen uns kurz an, als ich mich entschuldigte... Wenn ich es jetzt betrachte, hält ihn der andere wohl zu kurz und da hat er sich wieder ein Ziel auf der CS ausgesucht. Dass ich dabei war, hat ihn kurzfristig aus der Bahn geworfen, aber er hat dennoch die Bombe platziert. Also ist es ihm persönlich egal, was mit mir ist... Aber er wird Ärger bekommen!“ „Okay, bleiben wir mal auf dem Teppich,“ holte Jackson seinen Partner wieder ein wenig von seiner Aufregung runter. „Ich glaube, das würde auch zu all den Vermutungen passen, die wir uns gemacht haben. Doch vorläufig habe ich nur eine Frage an dich, Dee!“ „Ich höre.“ Dee war immer noch etwas aufgeregt. „Ein Phantombild? Reicht es, um ein Phantombild von ihm anzufertigen?“ fragte Chris hoffnungsvoll. Damit hätten sie endlich etwas in der Hand. Etwas, was sie zu guter Letzt dem Bomber einen gehörigen Sprung näher bringen würde. Doch diese Hoffnung zerfloss genauso schnell, wie sie aufgekommen war. „Sorry. Ich würde ihn sofort wieder erkennen, wenn er mir auf der Straße über den Weg läuft. Aber eine genaue Beschreibung...“ Kurz schloss Dee nochmals die Augen, konzentrierte sich nur auf den Augenblick, wo er mit dem Bomber Kontakt hatte, und schüttelte den Kopf. „Höchstens die Augen, sie waren in einem dunklen Grau. Weder die Gesichtsform, noch die Augenform, Nase, nichts.“ Tief holte er Luft. Da waren sie kurz vor einem Durchbruch gewesen und er selbst hatte es vermasselt. „Fuck!“ knurrte er, als ihm das erst so richtig zu Bewusstsein kam. „Tja... Da kann man halt nichts machen, Dee. Wir bekommen ihn.“ „Ja, wenn es zu spät ist.“ „Komm, ich fahr dich heim. Du solltest dich ausruhen. Das hat dir doch auch der Arzt gesagt.“ „Nein, ich wollte noch zu...“ „Das Diner läuft nicht weg. Und du kannst dort sowieso im Augenblick nichts machen. Wir fahren morgen nochmals hin. Okay?“ „Weißt du eigentlich, dass du und Ryo die einzigsten Menschen sind, die mich umstimmen können?“ Leicht lächelte er etwas schräg, nickte dann und ging zu Chris. Legte ihm zum ersten Mal freundschaftlich einen Arm um die Schulter. Drückte ihm dann sogar einen Kuss auf die Wange. „Egal wie es ausgeht, Chris. Danke für alles.“ ~~~~ Ryo’s Gefängnis ~~~~ Gepresst schrie er auf, als seine Weichteile brutal zusammengequetscht wurden. Sein Atem flog, als er seinem Peiniger ins Gesicht blickte. Immerhin war das grelle Licht verschwunden, schon vor Stunden. Das einzigste, was sich nicht verändert hatte, war seine Position. Gefesselt an der Decke hängend. Dennoch schien sich sein Körper damit irgendwie arrangiert zu haben, da er tatsächlich vor Erschöpfung kurz eingeschlummert war. „Warum... warum tun Sie das?“ fragte Ryo gepresst zwischen den Zähnen hervor. Zu lange fühlte er sich hier schon allein. Und er brauchte jemand, mit dem er reden konnte. Es war für ihn schon eine Erleichterung, nicht mehr im Dunkeln oder im grellen Licht zu harren. Doch seinen Peiniger zu erkennen, das blieb ihm weiterhin verwehrt, weil dieser meist durch eine Halbmaske sein Antlitz vor ihm verbarg. „Schneewittchen, Schneewittchen, ist dir das immer noch nicht klar geworden?“ fragte er leise mit sanft singender Stimme nah an Ryo’s Ohr, bevor er seine Hand wieder zusammenballte, um Ryo erneut Schmerzen zuzufügen. „Nein...“ antwortete er. Hob den Blick direkt in die Augen des anderen. Erntete dafür einen erneuten Griff und zog diesmal gepresst die Luft in die Lungen. „Sag es mir...“ „Weil du etwas hast, was dir nicht gehört...“ „Was meinst du?“ fragte Ryo und zum ersten Mal fühlte er trotz der Pein, die er hier durchstehen musste, so etwas wie Leben in sich. Vielleicht erfuhr er ja mehr, wenn er weiter brav mitspielte. Vielleicht konnte er dadurch auch erfahren, wann und wie lange der andere mal weg ging. Solange er ihn nur zum Reden brachte. Ryo musste sich nur beherrschen, damit der Entführer seine Erleichterung nicht bemerkte. „Ich hab da was für dich, Schneewittchen. Du könntest fast frei sein... solange du... artig bist.“ Bisher war ihm eine Vergewaltigung erspart geblieben, doch eiskalt erwischte es ihn nun. Sollte das eine Anspielung sein auf das kommende? Er musste ruhig bleiben. „U-und das wäre... was verlangst du?“ Trotz allem konnte er seiner Stimme nicht verbieten zu zittern. Warum sollte er auch. Schließlich war er hier gefangen und dass er Angst hatte, war wohl jedem klar. „Ich löse deine Fessel... Nur dein Hals bleibt angekettet und du bleibst nackt... Ansonsten könntest du dich frei bewegen,“ schnurrte die Stimmte an seinem Ohr und leckte ihm dann auch darüber. Der Griff in seinen Genitalien war weicher geworden. Fast liebkosend. „O-okay... und was...“ „Oh, keine Angst. Ich werde dir nicht mehr weh tun. Keine Folter mehr... Ich hab da was viel besseres,“ sagte er, trat einige Schritte zurück, holte ein Tablett aus der Ecke und stellte es in Sichtweite von Ryo auf den Tisch. Ryo’s Herz machte einen Purzelbaum vor Angst. Das, was er erblickte, war nicht ganz so verheißungsvoll wie die Worte, die er eben vernommen hatte. Der Schwanzring, schwer und aus Eisen, wie er vermutete, war das geringste Problem, genauso wenig wie die Nippelklemmen. Was ihm mehr Sorgen bereitete und ihm nun auch einen Schauer über den Rücken laufen ließ, war, als er sah, wie sein Peiniger die Hand zu dem Skalpell ausstreckte und es ihn direkt an die Kehle hielt. „Ich werde dich mit dem Schwanzring einengen und später wirst du mit den Klemmen Bekanntschaft machen... doch vorerst... Ich mag keine Haare...“ grinste er und ließ das Messer abwärts wandern. Spürte, wie sich die Atmung und somit auch der Pulsschlag von Ryo verstärkte. ****** TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)