Days of Horror von Mikito (Bomben auf der Christopher Street) ================================================================================ Kapitel 29: Freitag 6. August ----------------------------- ~~~~ 27. Revier ~~~~ Tage gingen ins Land, Jim machte keine großartigen Sprünge in der Forensik und auch von Patrick gab es reichlich wenig Neues. Alles schien ruhig. Zu ruhig, wie Chris fand. Der Angriff aufs Diner lag jetzt bereits eine Woche zurück und Chris hatte sich seit damals auch nicht mehr dort blicken lassen. Er hatte zu viel um die Ohren, wie er sich ständig vorhielt. Eigentlich, wenn er ehrlich war, ging er Robin aus dem Weg. Hin und wieder war der Braunhaarige im Revier aufgetaucht, brachte Kaffee für ihn und Dee, aber er war immer rasch aus dem Büro raus, mit der Aussage, etwas wichtiges Erledigen zu müssen. Dee bedachte ihn dann immer mit einem seiner seltsamen Blicke. Doch gesagt hatte der jüngere Cop bis dato nichts. Es war Freitag und wieder würden sie sich heute abend mit Black treffen. Die neuesten Erkenntnisse austauschen, doch was Chris immer mehr ins Staunen versetzte, war, wie Dee inzwischen mit dem CDI McNear umging. War er am Anfang abweisend, sogar fast ein wenig aggressiv gewesen, so konnte man das, was sich in dieser Woche zwischen den beiden entwickelt hatte, nun wohl als Freundschaft interpretieren. Die Taktik, die Patrick dabei wählte, war einfach zu durchschauen, jedenfalls für Jackson. Aber Dee, geblendet von der Angst um Ryo, schien eher blind in ein Fiasko zu laufen. Doch bisher schwieg Chris dazu. Er wollte sich nicht einmischen, genauso wenig, wie Dee sich bei ihm einmischte. „Morgen Dee!“ begrüßte er ihn wie üblich und hing seine Jacke über die Lehne. „Gibt’s was Neues?“ „Nein, nichts. Schon was von Black gehört?“ „Mick scheint etwas gefunden zu haben. Aber genaueres wollte er erst heute abend preisgeben.“ „Gut.“ Dee vertiefte sich wieder in eine Akte, die er vor sich liegen hatte, schloss diese dann energisch und sah zu seinem jetzigen Partner rüber. „Ich gehe nachher ins Diner. Kommst du mit?“ Chris hob nur flüchtig den Blick aus seiner Akte, die er wälzte, und schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab zu tun. Kommt McNear mit?“ „Ist es deswegen, oder wegen Robin?“ Nun schloss auch Chris die Akte und sah quer über den Tisch zu MacLane. „Der Typ verarscht dich, Dee. Siehst du das nicht. Der hat seine Ma...“ Abrupt hörte er auf zu sprechen, als die Tür geöffnet wurde und Robins älterer Bruder Mark Steward das Büro betrat. Er stellte zwei Tassen Kaffee auf den Tisch und sah von Dee zu Chris. „Sorry, wenn ich störe, aber kann ich kurz mit euch... mit dir reden, Chris?“ fragte er und strich sich eine Strähne seines flammendroten Haares zurück. „Klar, soll ich gehen?“ „Nein... es dauert auch nicht lange. Es geht um...“ „Denk nur nicht, dass unser Gespräch damit beendet ist, Dee,“ fiel Chris Mark erst einmal ins Wort. Erhob sich dann, griff nach seiner Jacke. „Sorry, Mark. Aber ich...“ „Du bleibst und wenn ich dich festbinden muss,“ stieß Mark nun wütend hervor. „So kannst du vielleicht meinen Bruder verarschen, aber nicht mich. Ist das angekommen?“ Steward schubste Chris einfach ein wenig, so dass dieser rücklings taumelte. Wütend näherte sich Mark ihm. Nein, er würde sich zurückhalten, das hatte er schon vorhin mit Björn besprochen, deswegen sollte auch Dee da bleiben, falls es ihm doch nicht ganz gelang und er womöglich handgreiflich wurde. „Du hörst mir jetzt zu, Jackson. Entweder du stehst zu deinen verdammten Gefühlen für meinen Bruder... halt’s Maul und lass mich ausreden,“ knurrte er, als er sah, wie Chris sich verbal verteidigen wollte, „oder du hältst dich von ihm fern, nachdem du ihm klipp und klar erklärt hast, dass du nichts von ihm willst.“ „Was fällt dir ein...“ wurde nun auch Chris aktiv, baute sich vor Mark auf und brauchte sich wegen seiner Größe nicht zu verstecken, denn nun blickte er ihm auf gleicher Höhe in die Augen. „Robin läuft mir doch hinterher...“ „Ach ja? Warum wohl? Weil du ihm schöne Augen gemacht hast, ihn die letzten Tage auch noch getröstet hast und dann, jeden Abend fährst du vorbei. Glaub ja nicht, dass ich blind wäre, Jackson. Du bist in Robin vernarrt, nur traust du dich nicht, weil du ein alter seniler Sack bist,“ knurrte er und sprach extrem wütend, weil er endlich mal eine Reaktion von diesem unterkühlten Cop sehen wollte. Dee blieb im Hintergrund, schmunzelte sogar bei diesem Wortgefecht und wusste bereits, bevor Chris etwas sagte, dass dieser geschlagen war. „Alt und senil? Gut, dann weißt du ja, warum Robin für mich tabu ist!“ „Fuck! Jackson! In welchem Jahrhundert pennst du eigentlich noch rum? Glaubst du wirklich, es geht hier um die paar Jährchen Unterschied? Damn, dann hast du ihn wirklich nicht verdient. Er sitzt jeden Abend rum, heult und macht nichts mehr. Und wenn, ist er nach einer halben Stunde zurück und verkriecht sich in seinem Zimmer. Red mit ihm. Mehr will ich doch gar nicht. Sag ihm, was Sache ist. Egal, ob du etwas für ihn fühlst oder nicht, aber so geht es nicht weiter. Ich geb ihm höchstens noch ’ne Woche, dann fällt er zusammen.“ „Das wusste ich nicht,“ murmelte Chris und fuhr sich durch sein kurzes weißes Haar. „Ich geb dir bis morgen abend Zeit, Jackson. Sonst wirst du mich kennen lernen,“ knurrte Robins Bruder nah vor Chris’ Gesicht, drehte sich um und verließ das Büro. „Wow, der hat Haare auf den Zähnen.“ „Und eine gewaltige Rechte,“ warf Dee schmunzelnd ein. „Er hat recht. Du musst dir nur klar werden, was du willst. Schiefgehen kann es immer. Aber wenn du dich vor deinen Gefühlen versteckst, wird es schlimmer werden. Weißt du, was Ryo mal zu Steve, oder war es Tony, gesagt hat? Nein? Natürlich nicht. Aber er sagte: ‚Ich bereue jeden Tag, den ich gegen ihn gekämpft habe. Hätte ich mich nur fallen lassen können, aber das ist das Schwierigste. Der erste Schritt.’ Du bist am Zug, Chris. Es gibt keine Garantie, aber ohne Risiko auch kein Glück.“ „Das sagst ausgerechnet du mir?“ sagte Chris und lehnte sich rücklings an die Aktenschränke. „Ja, ausgerechnet ich. Um auf eben zurückzukommen, Chris: ich bin nicht verblendet. Ich kenne Patrick lange genug und ich fall nicht auf seine Taktiken rein, egal, welche er gerade anwendet. Okay, wir haben was getrunken. Ich akzeptiere es sogar, dass er meine Verspannung lockert, aber mehr ist da nicht. Ich liebe Ryo. Habe ihn immer geliebt und werde ihn immer lieben.“ ~~~~ Ryo’s Gefängnis ~~~~ Ryo wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war. Er lebte nur noch für den Augenblick. Alles um ihn herum war eins. Er war frei, so weit man es als solches bezeichnen wollte, wenn man am Hals angekettet an der Wand herumläuft. Die Kette reichte etwa 3 Meter. Kein Fenster, kein Sonnenlicht. Er wusste nicht, was heute für ein Tag war. Wenn er an sich herabsah, sah er fahle Haut. Seine Bräune war schon längst verloren gegangen in den Tagen, Wochen oder sogar Monaten, die er hier schon verweilte. Langsam aber sicher verlor er die Hoffnung auf Rettung. Das einzigste, was noch ein wenig Leben in ihm wach hielt, war sein Peiniger. Der einzigste Bezug, den er in dieser Zeit hatte. Der einzigste, der mit ihm redete. Doch auch dazu fehlte ihm schon fast der Elan. Warum sollte er überhaupt weiter leben, wenn er keine Hoffnung mehr sah? Jedes Mal, wenn er an diesem Punkt in sich angelangt war, holte er aus dem hintersten Stübchen seines Gehirns ein Bild. Ein Bild von Sara, Dee und sich selbst. Wie sie im Central Park herumgetollt waren. Seine Hoffnung war gering, aber jedes Mal, wenn er dieses Bild vor seinem inneren Auge sah, wuchs sie wieder. Wie lange würde er noch die Kraft haben, sich dieser Endgültigkeit zu widersetzen? Er wusste es nicht. Seine Gedanken auf Flucht, auf Widerstand waren noch da. Aber sie waren geringer. Wie sollte er den Mann auch überwältigen, wenn dieser ihm jedes Mal die Freiheit raubte. Wie konnte er fliehen, wenn ihn diese Kette am Weiterkommen hinderte. Selbst wenn er seinen Peiniger überwältigen konnte, war da immer noch diese Kette, die ihn daran hinderte, das umzusetzen, was er wollte. Mühsam rappelte er sich auf. Das Essen machte ihn fertig. Eigentlich hätte es ihm Kraft geben sollen, aber danach fühlte er sich immer schlechter. Ryo wusste ja, dass dort Drogen und Gifte drin waren. Drogen, die seinen Verstand umnebelten und womöglich auch ein Aphrodisiakum. Aber davon merkte er einfach nichts. Jedes Mal, wenn er aufstand, musste er mit sich kämpfen. Musste kämpfen, dass er auf die Beine kam. Sich bewegte. Seinen Körper in Schuss hielt, wie seine innere Stimme verlangte. Aber seine Muskeln wollten ihm nicht mehr so gehorchen. Schon nach nur wenigen Übungen sackte er wieder zusammen. Kraftlos. „DEEEEE!“ rief er laut in die Stille des Raumes, bevor er haltlos zu weinen anfing. Als die Tür sich lautlos öffnete, klang es in seinen Ohren wie ein Donnerschlag, als sie wieder zugeworfen wurde. Rasch wischte er sich über das Gesicht. Sein Peiniger wusste, wie schwach er war, und nutzte es jedes Mal aus. Schwächte ihn noch mehr, ohne ihn jedoch zu misshandeln. „Na na... Schneewittchen,“ säuselte er und hockte sich neben Ryo, der noch immer auf dem Haufen Kleidungstücke lag. Kleidung, die er nicht anziehen durfte. „Magst du noch was essen... ist auch ganz frisch.“ „N... nein... ich will nicht...“ brachte Ryo leise hervor, am liebsten hätte er sich in die Ecke verkrümelt, aber dann hätte es wieder nur Schläge gehagelt. Die seinem schon abgezehrten Körper noch mehr zu schaffen machten. „Sushi... habe ich heute extra für dich bringen lassen... nun komm schon, Schneewittchen, mach den Mund auf.“ „Nein...“ blieb er diesmal hart. Er musste und wollte diese Drogen aus seinem Körper bekommen und wenn das hieß, dass er hungern musste, okay. So ging es auf alle Fälle für ihn nicht weiter. Essen, schlafen und Schwäche. Er musste kämpfen. Es gab dort draußen jemand, der auf ihn wartete. Der ihn suchte, der ihn brauchte. „Du sollst den Mund aufmachen,“ wurde der Entführer nun schon ein wenig energischer. Zog Ryo an der Kette zu sich, erhob sich, so dass auch Ryo sich hinstellen musste. „Du kennst die Regeln, Schneewittchen. Du tust was ich dir sage, oder du wirst es bereuen.“ Ryo hob den Blick in die Augen, die hinter dieser Halbmaske verborgen lagen. Nichts konnte er erkennen. Höchstens das Kinn, welches sich auf ewig bei ihm eingebrannt hatte. Das würde er sofort wiedererkennen. Das und die Stimme, die ihm jedes Mal unter die Haut ging, wenn sie so leise und ernst wie jetzt erklang. Aber er hatte eben, als er das Bild wieder heraufbeschwor, für sich einen Schwur geleistet. Er würde entkommen. Er würde zurück zu Dee und Sara kommen oder er würde sterben. Aber nicht an diesen Drogen. Ohne zu zögern trat er gegen das Essen, welches gegen die gegenüberliegende Wand flog und teilweise daran hängen blieb, bevor es hinabrutschte. Kaum war dies jedoch geschehen, spürte er den Schlag gegen seine Wange, dass sein Kopf seitlich flog. „Du bist ein Narr, Schneewittchen!“ höhnte der Entführer. Ließ Ryo jedoch los, um in die Ecke zu gehen. Dunkle Augen folgten seinen Bewegungen und Ryo richtete sich darauf ein, was nun kommen wurde. Die Kette straff gezogen, hätte sie ihm fast die Luft abgedrückt, doch so weit wollte sein Peiniger wohl nicht gehen. Eng stand er an der Wand, spürte die kalten Steine in seinem Rücken, als er brutal herumgerissen wurde und seine fast verheilte Schulter erneut Bekanntschaft mit den Steinen der Wand machte. Sein Gesicht schabte über das raue Gestein, riss es leicht auf. Da ihm die Kraft zum Widerstand fehlte, musste er alles mit sich geschehen lassen und er verfluchte sich und seine Schwäche dafür. Warum hatte er nicht eher angefangen zu kämpfen, hatte er wirklich gehofft, dass Dee ihn finden, ihn befreien würde? Nein, denk nicht dran, rief er sich gleich zu Ordnung. Dee sucht dich. Er findet dich, er braucht nur Zeit. Überlebe... überlebe... ~~~~ Diner of Love ~~~~ Chris Jackson betrat als erster das Diner, spürte sogleich die Augen von drei Personen auf sich, wobei sich die wichtigste jedoch rasch wieder von ihm abwandte. Wie bei ihrem Besuch vor einer Woche ging er zu dem letzten hinteren Tisch, wo ‚Reserviert’ drauf stand, schob es beiseite und setzte sich. Ihm gegenüber nahm Patrick McNear Platz, der durchrutschte, um Dee neben sich Platz zu machen. Kaum saßen sie, kam auch schon Robin an ihren Tisch, stellte kommentarlos drei Tassen Kaffee ab, drehte sich wieder um und ging. „Entschuldigt mich bitte,“ sagte Chris, stand wieder auf und ging zum Tresen. „Kann ich kurz mit dir reden, Robin?“ „Ich hab zu tun!“ sagte dieser abweisend, denn was Chris konnte, konnte er schon lange. Er musste auf Abstand gehen, sonst würde er an den Gefühlen, die ihn jedes Mal übermannten, wenn er ihn nur sah, zugrunde gehen. Da hatte sein Bruder recht. Er musste da durch. An Liebeskummer war noch keiner gestorben. Auch ein gebrochenes Herz sollte wieder heilen, aber es tat so verdammt weh, von ihm zurückgewiesen zu werden, nein, das war es ja gar nicht, dachte er. So weit waren sie ja noch nie gekommen. Es war bisher nur einseitig. Es ging doch alles nur von ihm aus. Das war ihm klar, und dennoch hatte er irgendwie gehofft, dass seine Gefühle erwidert werden würden. „Du hast doch nichts dagegen, wenn sich dein Bruder eine kleine Pause nimmt?“ fragte Chris nur direkt den Chef des Ladens. „Nein, solange du ihn mir heil wieder bringst!“ bekam er die erhoffte Antwort und Robin warf seinem Bruder einen bösen, finsteren Blick zu. Nahm seine Schürze ab und warf sie ihm quer über den Tresen ins Gesicht. Drehte sich dann um und ging auf den hinteren Bereich zu. Auf der Tür stand ‚PRIVAT’, er schloss sie auf und wollte sie hinter sich zuknallen, als er bereits den Körper hinter sich spürte. Rasch drehte er sich zu Chris um, denn kein geringerer war es, der ihn daran hinderte, die Tür zu schließen. „Verzieh dich!“ „Ich möchte mit dir reden, Robin. Entweder jetzt oder heute Abend.“ „Ich aber nicht. Ich habe dir nichts zu sagen.“ Jackson schob sich weiter in den Raum, schloss die Tür hinter sich. „Gut, dann hörst du mir nur zu,“ sagte er mit einem Schulterzucken. Sah sich dann in dem Raum mit gewohntem Blick um. Schien eher ein Vorraum zu sein. Hier stand nur eine Couch, die schon einige Jahre auf dem Buckel zu haben schien, und zwei Sessel vor einem kleinen Tisch. Also kein Vorraum, sondern wohl eher ein Erholungs- oder Besprechungsraum, wie er mal annahm. Aber das war nur nebensächlich. „Ich mag dich, Robin. Wirklich.“ „Pah!“ Robin lehnte sich mit verschränkten Armen mit dem Rücken gegen die Wand Chris direkt gegenüber. Er schützte sich so lieber vor dem, was nun gleich kommen würde. Lange hatte er sich das ausgemalt und vorgestellt, wie das ablaufen würde. Einmal in die gute Richtung und dann die Trennung, oder wohl eher das Geständnis von Chris, dass er nichts für ihn empfand. Nun war es wohl soweit und er wollte nicht in Tränen ausbrechen, deswegen suchte er Schutz hinter seinen Armen, die ihn auffangen sollten. „Sag einfach was du willst und dann geh,“ kam es emotionslos von Robin. „Seit letzter Woche ist viel passiert. Ich... Es ist nicht einfach für mich, verstehst du? Das alles... Ich... ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“ Er strich sich durch das weiße Haar und schaute ein wenig gereizt um sich. „Vielleicht ist es einfacher, wenn... wenn ich... Robin!? Freitag nach der Explosion, da wo ich mich um dich gekümmert habe... das, das war...“ „Schon klar. Du wolltest mich nur ablenken. Auf andere Gedanken bringen. Ich bin nicht so blöd wie du denkst,“ fiel er ihm ins Wort. Es tat weh, sein Herz schlug hart gegen seine Rippen, warum machte er es nur so kompliziert. Es war doch einfach. Es war einfach zu sagen. Warum lange in der Wunde herumstochern, wenn man es auch brutal und direkt haben konnte? „Stimmt. Das gehört auch zu meinen Aufgaben als Cop. Das musst du doch...“ „Warum sagst du es nicht einfach. Aber das brauchst du auch nicht mehr. Ich verstehe dich auch so, Detektiv Jackson. Es war dumm von mir, da mehr hinein zu interpretieren, nicht wahr? Es ist alles meine Schuld. Immerhin bin ich dir nachgelaufen. Dabei dachte ich, dass deine Blicke davor... Fuck! Geh einfach. Bitte! Geh!“ sagte er, konnte nicht länger, drehte seinen Kopf weg, wollte ihm nicht seine Gefühle so offen zeigen. Er fühlte sich so nackt, so ausgeliefert, so verletzlich. Kurz zögerte Jackson. Sollte er einfach gehen, dann wäre es erledigt. Aber er blieb, ging näher zu Robin, hob das Gesicht des Jüngeren, welcher ohne Widerstand dem sanften Druck nachgab und ihn nun mit tränenschweren Augen anblickte. „Als ich dich das erste Mal sah, Robin. Dein Lächeln erblickte und, wie mir schien, gleich dein Interesse auf mir spürte, war ich geschmeichelt. Ich bin zu alt für dich, Robin. Es würde mit uns niemals gut gehen. Ich möchte dir...“ Der Braunhaarige konnte nicht mehr seine Tränen zurückhalten und ließ sie über seine Wangen abwärts perlen, sah Chris jedoch weiter fest an. Sein Herz blutete und verlor mit jeder Sekunde mehr von dem Lebenssaft, doch er blieb aufrecht, krümmte sich nicht, auch wenn sich seine Innereien so anfühlten, als würde er ausgeweidet werden. Das einzigste, was er zuließ, waren seine sichtbaren Tränen, alles andere würde niemand mitbekommen. „...nicht weh tun. Auch wenn es schon zu spät scheint. Aber glaub mir einfach, es ist besser so. Ich werde, sobald der Fall gelöst ist, die Stadt verlassen... und bis dahin versuche ich, dir aus dem Weg zu gehen. Ich wünsche dir alles Glück der Erde, Robin.“ Gerne hätte er der Lust nachgegeben, ihn zum Abschied zu küssen, aber damit würde er ihn nur noch weiter verletzen und das wollte er nicht. Deswegen strich er nur kurz über das schmale Kinn, löste dann seine Hand, drehte sich um und verließ, ohne zurück zu blicken, den Raum. Nachdem er die Tür hinter sich zugezogen hatte, schaute er weder nach rechts noch nach links, sondern verließ, stur den Blick nach vorne gerichtet, das Diner. Björn stieß Mark in die Rippen, als er sah, wie Chris den Laden verließ. Ging dann auf die hintere Tür zu, öffnete sie einen Spalt und schlüpfte hinein. Das, was er vorfand, sagte ihm mehr als tausend Worte. Ohne zu zögern kniete er sich neben Robin, nahm ihn einfach in die Arme und strich ihm sanft über den Rücken. Auch wenn Worte nicht den Schmerz lindern konnten, den Robin nun mit sich auszumachen hatte, begann Björn leise ein altes Lied aus seiner Kindheit zu summen. Ein Lied, das seine Mutter ihm immer vorgesungen hatte, wenn es ihm schlecht ging und er wusste, wie beruhigend es wirkte. Björn hoffte nur, dass Mark eine Weile alleine zurechtkommen würde, denn er würde Robin jetzt in diesem Augenblick nicht alleine lassen. Dee sah Chris hinterher. Allein schon, wie sein jetziger Partner ging, verriet ihm, dass er sich gegen Robin entschieden hatte und es tat ihm weh, ihn so leiden zu sehen. Er wusste, wie weh es tat, wenn man einem die Liebe verweigerte, die in einem brannte. Doch er würde sich nicht einmischen. Sie mussten selbst damit klar kommen. Es war schließlich ihr Leben, um das es hier ging. „Scheint, als wenn der alte Mann sich entschieden hat,“ hörte er Patricks Stimme neben sich, und wenn er sich nicht täuschte, klang es recht höhnisch. „Ja, scheint so.“ „Jeder macht mal Fehler. Manche lassen sich bereinigen.“ „Andere wiederum nicht,“ sagte er ruhig und schaute Patrick an. „Ich dachte nicht, dass du noch immer nachtragend bist. Wollen wir nicht neu anfangen, Dee?“ „Es ist sinnlos, Pat. Versteh das endlich. Es gibt kein ‚WIR’. Es gibt dich und es gibt mich und meine Familie.“ „Eine Familie? Bisher habe ich davon nichts gesehen. Sorry! Aber ich habe gehört, dass du eine Tochter hast, wenigstens die könntest du mir doch mal vorstellen,“ sagte er, um sein Fehlverhalten zu entschuldigen. Wieder streifte Dee’s Blick den von Patrick. Die gute Stimmung. die sie bis eben noch gehabt hatten, war verflogen. „Ich kann dir ein Bild zeigen, aber damit wirst du dich nicht zufrieden geben, habe ich recht?“ „Nun... ich würde gerne sehen, wie du mit ihr umgehst. Ich kann es irgendwie echt nicht glauben, dass du ein Kind hast...“ Tief atmete er durch. Nein, er würde es nicht tun. Es stand zu viel auf dem Spiel und die Gefahr. dass der Bomber mitbekam, wo seine Sara war, war zu groß. Er würde sie nicht noch einmal dieser Gefahr aussetzen. „Gehen wir, wir haben noch viel zu tun.“ **** TBC Hosted by Animexx e.V. 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