Daydreamer - The other side of the story von Takara_Phoenix (Kai X Rei - 14.06.08 - neues Pitel online! -) ================================================================================ Kapitel 2: Part II - Boris & Rei -------------------------------- Titel: Daydreamer Autorin: Firefox_Takara Widmung: fin_wölfin – hah, als kleiner Dank, weil ohne dich ja nicht einmal der erste Teil entstanden wäre xD Serie: Beyblade Genre: Shonen-Ai, Vampire, AU Pairing: Kai x Rei || Boris x Yuriy Part: II von X Beta: cada *knuddel* Vielen lieben Dank *flauschel* ^^ Historische Daten / Fakten: Sind auch in dieser FF vorhanden. Wahrscheinlich genauso viele wie beim ersten Teil, da bin ich mir nicht so ganz sicher. Wenn ihr's genauer wissen wollt, fragt mich einfach. Disclaimer: Yuriy, Boris, Kai und Rei gehören noch immer Takao Aoki, der Song „Daydreaming“ gehört den Toten Hosen. Dafür gehören mir sowohl die Story, als auch die Gebrüder Juwes, welche ich jedoch sofort gegen Kai, Rei, Yuriy oder Boris eintauschen würde, Alec und Cassandra. Ich verdiene hiermit kein Geld, Kommis werden allerdings mit Freuden entgegengenommen. Comment: Das hier ist sozusagen die Ergänzung zu „Daydreamer“, es ist die selbe Geschichte nur aus anderer Sicht und mit anderen Elementen. Lest es einfach, dann wisst ihr, was ich meine. Comment²: Hier der zweite Part. ^_^ ...hat ja lange genug gedauert. xD" ~*~ Part II – Boris & Rei ~*~ Ein Jahrhundert sollte vergehen, ehe wir das fanden, was uns damals so sehnlichst fehlte. In diesen hundert Jahren lebten wir in Saus und Braus, feierten große, prächtige Feste und genossen jeden Tag wie wir es noch nie getan hatten. Wir lebten das Leben auf eine Weise, die den letzten Tropfen Blut aus ihm heraussaugte und wir genossen jeden einzelnen. Doch eine leise Stimme tief in meinem Herzen sagte mir, dass noch etwas wichtiges fehlte. Es war Herbst im Jahre 1833 und Yuriy und ich machten einen Spaziergang entlang der Seine, wie wir es schon so viele Abende zuvor getan hatten. Doch dieser Abend war anders als jeder Abend zuvor. Zwei Menschen kamen uns entgegen, allein dies verwunderte mich, hatten die meisten Bürger doch Angst vor den Vampiren, von denen sich alle erzählten. Sie mussten Besucher sein, noch nicht lange in unserer Stadt. So schlich sich ein verräterisches Grinsen auf Yuriys Gesicht. Mein Cousin schien dort im Licht des Mondes bereits unsere nächste Mahlzeit zu sehen. Der eine von beiden hatte graues Haar und ich sah, dass Yuriy ihn bereits fixierte wie ein Raubtier seine ahnungslose Beute, mir sollte es nur recht sein, so sagte der andere mir doch bei weitem mehr zu. Er hatte langes, schwarzes Haar, war etwas kleiner als der Grauhaarige und war scheinbar Asiate, soweit ich das erkennen konnte. Wir traten näher und ich sah, wie sich das Mondlicht golden in den Augen des Schwarzhaarigen spiegelte. Oder waren es gar seine Augen selbst, die golden waren? Damals vermochte ich es nicht sagen zu können. Während mein Cousin auf den Grauhaarigen zutrat, näherte ich mich dem Asiaten an und warf ihm ein verführerisches Lächeln zu. Vor ihm machte ich Halt und verbeugte mich leicht. „Es ist mir eine Ehre eine so bezaubernde Schönheit wie Euch kennen zu lernen. Wie darf ich Euch nennen?“, fragte ich, als ich seine Hand zu meinen Lippen führte und einen Kuss darauf platzierte. „R... Rei... Rei Kon...“, nuschelte der Schwarzhaarige scheinbar verlegen. Eine dezente Röte legte sich über sein Gesicht und ließ ihn unwiderstehlich wirken. Solch ein bezauberndes Wesen war mir noch nie begegnet, ich war nahezu gefangen in seinem Bann. Es war wie damals, als ich Alexander das erste Mal begegnete, nur nicht so ängstigend, viel mehr... angenehm. „Ihr seid nicht von hier, oder Rei Kon?“, fragte ich, um ein Gespräch zu beginnen. „N... Nein... Boris und ich, wir kommen aus San Francisco... Wir sind nur geschäftlich hier...“ „Geschäftlich? Also keine gemeinsame Reise unter Liebenden?“ Ein freches Grinsen schlich sich auf meine Lippen, als die Gesichtsfarbe des Asiaten noch dunkler wurde und er verschämt den Blick abwendete. Ich muss wohl gestehen, dass meine Frage recht vorlaut war. Leise lachte ich auf. „Verzeiht meine Unverschämtheit, manchmal fehlt es mir an Benehmen. Das bemängelte schon meine Mutter, als ich noch klein war“, meinte ich nur. „Wie... ist euer Name?“, fragte mich nun der Schwarzhaarige. „Kai Hiwatari“, entgegnete ich ihm. „Und seid ihr von hier?“, wollte er weiter wissen. „Nun... nicht direkt, ich lebe nur schon seit langer Zeit in Paris mit meinem Cousin zusammen.“ Er verwickelte mich an diesem Abend in ein Gespräch über meinen Cousin und mich, was wir in dieser Stadt taten und was man in der schönsten Stadt der Welt erleben konnte. Ich dafür fragte ihn aus, über seine Geschäftlichkeiten, seinen Aufenthalt hier und seine momentane Bleibe. An jenem Abend stellte ich es mir interessant vor noch einmal Kontakt zu dieser schwarzhaarigen Schönheit aufzunehmen und ihn erst später zu kosten. Denn in dieser Vollmondnacht schien er mir noch zu unschuldig zum Sterben. Mit einem Grinsen merkte ich, dass scheinbar auch Yuriy zum Entschluss gekommen war es heute Nacht sein zu lassen. Wir unterhielten uns, bis mich mein Cousin zu sich rief. Es wurde bald Tag und zuvor mussten wir unbedingt verschwinden. Mit Bedauern im Blick musterte ich den Chinesen ein letztes Mal. „Ich würde gern mehr von Euch erfahren, doch leider müssen mein Cousin und ich nun gehen... Gehabt Euch wohl, Rei Kon“, sagte ich noch zu ihm, bevor ich Rei den Rücken zudrehte und mit Yuriy an meiner Seite verschwand. ~*~ Einige Abende darauf saßen Yuriy und ich gemeinsam in unserem Arbeitszimmer. Während mein Cousin nur lustlos in einem Sessel saß und aus dem Fenster auf die sternenklare Nacht blickte, beschäftigte ich mich mit den Einladungen zu unserem alljährlichem Winterball. „Es ist so öde und trist...“, seufzte der Rothaarige neben mir. „Wovon sprichst du, Yuriy?“, fragte ich ihn daraufhin. „Vom Leben... so öde und trist...“ „Wie kommst du dazu so etwas zu sagen? War das Leben für uns nicht immer ein Fest? Weshalb bist du so betrübt?“, wollte ich wissen. „Dieser... Boris... er hat etwas aufregendes... Ein solcher Mensch ist mir noch nie begegnet... Und du kannst nicht verleugnen, dass dir sein Begleiter zusagte“, entgegnete Yuriy wohl etwas aus dem Zusammenhang gerissen. „Mh... er hatte etwas reizvolles, das muss ich zugeben... Was hältst du davon, wenn ich die beiden zu unserem Winterball einlade?“, schlug ich ihm nachdenklich vor. „Das ist die beste Idee, die ich je aus deinem Munde hörte, mein Lieber.“ Sogleich setzte ich einige einfache Zeilen auf: Wir trafen uns vor einigen Nächten am Ufer der Seine. Yuriy und ich wünschen uns, dass es nicht bei diesem einen Treffen bleibt. In vier Tagen ist in unserer Villa ein großer Maskenball. Ich würde mich freuen, würdest du kommen, Rei. Und Yuriy wäre nicht abgeneigt, würdest du auch Boris mitbringen. Mit herzlichsten Grüßen, Kai H. „Und wie soll diese Einladung nun ihren Weg zu den beiden finden?“, erklang Yuriys Stimme hinter mir. Nachdenklich starrte er das Papier an, als die Türe geöffnet wurde. Herein trat, ohne zu klopfen und ohne jeglichen Anstand, Julia. Die Brünette gesellte sich zu uns und bemühte sich mir über die Schulter zu schauen. Was durch meinen Cousin, welcher dieser Tätigkeit bereits nachging, um einiges erschwert wurde. „Mh... Rei... und Boris... Rei Kon und Boris Kuznetsov?“, fragte sie neugierig. „Woher kennst du ihre Namen?“, wollte Yuriy nun wissen. „Nun... ich habe vor einigen Nächten ein sehr nettes Mädchen kennen gelernt, sie erzählte mir sie sei Dienstmagd im Hause LesDemondes und sprach auch davon, dass ihr Herr momentan Besuch von zwei jungen Geschäftsmännern hätte. Wenn ich mich nicht irre, so lauteten ihre Namen so...“ „Doch seit wann ist Verlass auf dein Gedächtnis, liebste Julia?“, fragte ich spitz. „Oh, wenn es um die Dinge geht, die mir schöne Frauen erzählen, so ist mein Gedächtnis exzellent, liebster Kai“, entgegnete sie mir. „Denkst du, du kannst der Dienstmagd die Einladung geben, sodass sie ihren Weg zu den beiden finden mag?“ Der Nachdruck der Frage spiegelte sich in den Augen meines Cousins. Es schien ihm sehr wichtig die beiden dort zu wissen. „Natürlich. Ich werde mich freuen das hübsche Mädchen ein weiteres Mal zu treffen und gewiss werde ich auch für euch die Einladung zustellen“, stimmte die Brünette schließlich zu. ~*~ Die Zeit zu unserem großen Winterball schien sich hinzuziehen bis zur Unendlichkeit. Als es schließlich endlich soweit war und unsere Villa den alljährlichen Glanz ausstrahlte, den sie nur auszustrahlen vermochte, wenn ein Fest solchen Ausmaßes hier stattfand, standen Yuriy und ich mit nachdenklichen Gesichtern inmitten unserer unzähligen Gäste und hielten Ausschau nach zwei ganz bestimmten und ebenso besonderen Menschen. Der Saal war geschmückt und die prunkvollen Kronleuchter, die es Julia so sehr angetan hatten, erhellten ihn zur Genüge. Ich liebte es schon immer, wenn es einem erschien, als sei Tag, obgleich doch inzwischen die Turmuhr zehn schlug. Es ist dann ein bisschen, als würden wir noch leben. Unsere Gäste schienen ebenso guter Stimmung zu sein, denn es wurde laut geschwatzt und viel getanzt. Irgendwann verlor ich Yuriy jedoch aus den Augen, als ich von einem Tanz mit Julia wieder kam, war er einfach verschwunden. Mein Blick suchte verwundert den Raum ab und blieb dann an einem schwarzhaarigen jungen Mann hängen, der eine recht aufwendige Katzenmaske trug. Mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen rückte ich meine eigene Maske, eine rote Vogelmaske, die an einen Phönix erinnerte, zurecht und schritt auf ihn zu. „Eine streunende Katze? Auf meinem Ball? Was verschafft mir nur das Vergnügen?“ Erschrocken blickten mich die goldenen Augen an und ich hätte auf alles geschworen, er wurde unter der Maske rot! „I... ich... Boris hat mich stehen lassen...“, seufzte der Schwarzhaarige. Ich konnte mir schon denken, für wen der Grauhaarige seinen Freund hatte stehen lassen. Das erklärte auch Yuriys plötzliches Verschwinden. „Darf ich dir dann solange die Zeit vertreiben? Vielleicht mit einem Tanz?“ Auffordernd blickte ich ihn an und hielt ihm meine Hand entgegen. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen nahm er sie schließlich in die seinige und ich führte ihn auf das Parkett. Und wahrlich, wir tanzten! Wir tanzten wohl den ganzen Abend. Ich weiß nicht, wie viele Stunden wir in mitten der vielen eng umschlungenen Liebespaare verbrachten, doch sie kamen mir vor wie Tage. Er war mir so nah, dass ich das Blut in seinen Adern und sein Herz rasen hörte. Sein Geruch war unbeschreiblich und unwiderstehlich. Es war wohl der Moment, in dem ich beschloss ihn nie wieder loszulassen. Doch irgendwann hat auch der schönste Tanz ein Ende und wir stellten uns mit zwei Gläsern Rotwein auf die Veranda. Das Mondlicht glänzte auf den seidigen, schwarzen Haaren und die Musik drang leise an meine Ohren. Es war eine wundervolle Atmosphäre und so entschied ich alles auf eine Karte zu setzen. „Was denkst du über das Leben, Rei?“, wollte ich von ihm wissen. „Mh? Wie meinst du das?“ „Denkst du nicht auch manchmal, dass es zu kurz ist?“ „Inwiefern zu kurz?“ „Es gibt so viel zu sehen da draußen in der Welt. So viel zu entdecken und so viel zu erleben. Die Welt ist unendlich groß, doch ein Menschenleben ist so unendlich kurz. Es reicht nicht annähernd, um all die schönen Dinge, die unsere Welt zu bieten hat, zu bewundern“, erklärte ich ihm. „Da hast du wahrscheinlich recht...“ Der Blick des Schwarzhaarigen wurde träumerisch und richtete sich auf den Mond. „Was würdest du gern von der Welt sehen?“, fragte ich ihn. „Vieles... sehr vieles... Mein ganzes Leben schon interessierte mich Europa und Paris ist wohl mein erster großer Traum, der in Erfüllung geht. Doch Europa ist so groß...“, seufzte Rei kaum hörbar. „Wahrlich das stimmt. Und es ist wunderschön. Ein jedes Land schöner als das, aus dem man gerade kommt“, antwortete ich mit wehmütigem Lächeln. „Und China, die Heimat meiner Mutter... ich wollte sie so gern einmal selbst sehen“, fuhr Rei fort. „Ein schönes Land. Schön und mächtig. Es ist, gewiss, einen Besuch wert“, stimmte ich zu. „Auch die Heimat vom Vater meines besten Freundes würde mich reizen. Die russische Kultur hat einen gewissen Reiz...“ „Ja, ja, schön ist sie, die Heimat“, seufzte nun ich träumerisch, schwelgend in Kindheitserinnerungen. Verwundert blickte Rei zu mir. „Wie kann es sein, dass du das alles schon gesehen hast? Du bist doch kaum einen Deut älter, als ich es bin“, fragte der Schwarzhaarige mich. „Sagen wir, ich bin älter, als ich aussehe“, entgegnete ich grinsend. „Mhm...“ Eine Zeit lang schwiegen wir uns an, bevor Rei es war, der den Blick ein weiteres Mal auf mich richtete. „Bist du ein Vampir?“ Die Frage kam so unvermittelt und unverblümt, dass es mich nahezu aus meinen Schuhen gerissen hätte. Verwundert und mit großen Augen starrte ich ihn an. „Wie kommst du zu so einer Annahme?“ „Ich weiß nicht... etwas in deinem Blick... Deine Augen strahlen eine Weisheit und Lebenserfahrung aus, die nicht zu deinem äußeren Alter passt...“ „Und wenn es so wäre? Würdest du dann schreiend wegrennen und mich den Behörden ausliefern?“ „Hätte ich das vor, hätte ich die Vermutung gar nicht erst geäußert, sondern wäre gleich schreiend weggelaufen. Ich bin kein kleines Mädchen. Ich habe keine Angst vor der Dunkelheit.“ „Aber wäre das nicht sicherer?“ „Mh... vielleicht... aber wer will schon immer sicher sein?“ Ich musste lachen über diese absurde Situation. Noch nie war mir ein Sterblicher begegnet, der so ohne Sorge mit einem Vampir umging. „Gut, dann will ich dir deine Frage beantworten. Ja.“ Nachdenklich nickte der Schwarzhaarige und starrte auf das Wasser der Seine. „Mach mich zu einem von euch.“ „Was? Was redest du da?“, wollte ich erschrocken wissen. Nein, wirklich, noch nie war mir ein Mensch begegnet, der so war wie er. Doch Reis Blick wurde einfach nur trauriger. „Du hast mich vorhin gefragt, was ich von der Welt noch sehen will... Es gibt so viel, aber ich werde es nicht mehr sehen... Ich bin krank, doch die Ärzte wissen nicht, was es ist... Wahrscheinlich werde ich nie die Chance haben, recht viel mehr zu sehen, als San Francisco... Deshalb genieße ich Paris auch so sehr... Mein Vater hatte sich große Sorgen gemacht, ob ich überhaupt mit her gehen sollte, doch ich habe darauf bestanden.“ Es war Leukämie, eine Krankheit, die erst in zwölf Jahren wirklich erforscht werden sollte. „Und deshalb willst du einfach dein Leben aufgeben, um ewig zu leben?“, fragte ich ihn. „Ja. Ich möchte noch so viel sehen. Ich bitte dich, erfüll mir diesen Wunsch, Kai.“ Er sah mich aus flehenden, goldenen Augen an und ich hätte gar nicht widersprechen können – selbst, wenn ich es vorgehabt hätte. Ich legte meine Arme um seine Taille und zog ihn eng an meinen Körper. Niemals werde ich seinen Geschmack vergessen, so unvergleichlich süßlich, ein bisschen wie frische Erdbeeren. ~*~ Wie ich am darauffolgenden Morgen feststellen durfte, hatte Yuriy wohl die selben Pläne mit Boris, wie ich sie mit Rei gehabt hatte. Unsere neu gefundenen Begleiter blieben bei uns in Paris und wir zeigten ihnen das Leben, wie es sein sollte. Zu sechst genossen wir die größten und prächtigsten Feste und das dunkle Nachtleben in Paris. Wie sich herausstellte, hatte auch Julia endlich eine Begleiterin für die Ewigkeit gefunden, die junge Magd Mathilda. Wir lebten mehr, als die meisten Lebenden. Nur leider war das Glück nicht von Dauer... Es war im Herbst 1870, als der Bürgermeister unserer geliebten Stadt, Étienne Arago, auf uns aufmerksam wurde. Das Treiben der Vampire schien ihm zu missfallen. Oh, inzwischen waren wir auch nahezu eine Plage, Paris war die Stadt der Untoten, der Treffpunkt für so viele von uns. Nur war das für Arago ein Grund, uns Vampirjäger auf die Hälse zu schicken. Die Juwes-Brüder Paul und Jean. Yuriy und ich, wir kannten sie zur Genüge. Schon als wir noch mit Alexander und Rai reisten, war uns die Juwes-Familie auf den Fersen. Deshalb beschlossen mein Cousin und ich eines Nachmittags mit unseren Gefährten eine Flucht zu planen. Zu jenem Zeitpunkt hatten sich Julia und Mathilda jedoch bereits verzogen, sie waren ohne ein Wort des Abschieds gegangen. Vampire sind wohl doch im Grunde ihres Herzens sehr egoistisch. „Die Juwes-Brüder sind gefährlich“, teilte ich damals Boris und Rei mit. „Kennt ihr sie schon lange?“, wollte Rei besorgt von mir wissen. Mein Kleiner schmiegte sich an mich und ich merkte, dass er sich große Sorgen machte. Nicht nur, wohin Julia und Mathilda verschwunden waren, sondern auch, was nun aus uns werden sollte. Beruhigend strich ich ihm durch das lange Haar. „Kennen ist das falsche Wort. Seit drei Generationen jagt uns die Familie Juwes nun schon durch aller Herren Länder. Wir kamen nach Paris, um endlich Ruhe vor ihnen zu finden“, schnaubte Yuriy ärgerlich. Boris, welcher sich auch für mich als guter Freund herausgestellt hatte, massierte dem Rotschopf den Nacken, da mein Cousin nicht nur sauer sondern auch extrem angespannt war. „Und was sollen wir nun tun?“, hörte ich Boris flüstern. „Wir sollten Paris verlassen, so schnell es uns möglich ist. Sobald es dämmert“, antwortete ich ihm stirnrunzelnd. So stand es für uns fest, dass wir am Abend des sechsundzwanzigsten Paris verlassen würden. Erleichterung machte sich in mir breit beim Gedanken weit weg von der Gefahr zu sein. Ich wollte auf keinen Fall riskieren, dass meinem Kater oder meinen Freunden etwas geschah. Mein Kater... so nannte ich ihn seit unserem Maskenball. Aber auch, weil er schnurrte, als wäre er in seinem letzten Leben eine Katze gewesen. Er wurde dann meistens rot, wenn ich ihn so rief. Dafür nannte er mich liebevoll seinen Phönix. Als ich ihn einst fragte, wieso, da meinte er nur, dass ich es gewesen wäre, der ihm in der Zeit seines Lebens, als es schien, als würde alles zu Asche zerfallen, half, wieder aufzustehen. Nachdenklich und besorgt lag ich an jenem Abend im Bett und kraulte den Nacken meines Gefährten, welcher friedlich an mich gekuschelt schlief. Im Nachhinein bin ich sehr dankbar für meine Schlaflosigkeit. „Brennt alles nieder!“ Der Ruf hallte durch unsere gesamte Villa und schreckte mich aus meinen Gedanken. „Rei! Rei, wach auf!“, zischte ich hastig und rüttelte ihn an der Schulter. „Was ist denn?“, fragte er mich verschlafen. „Sie sind im Haus! Sie werden es niederbrennen. Wir müssen weg hier!“ Nun schien auch er die schnellen Schritte und die Rufe zu hören. Ängstlich und erschrocken blickte er mich an, als ich ihn auf den Balkon zog. „Schnell, wir müssen fliehen“, forderte ich ihn auf, als ich die Flammen sah, die den unteren Stock bereits durchdrungen hatten. „Nein, halt. Das können wir nicht tun! Yuriy und Boris sind doch noch hier!“ Er versuchte mich aufzuhalten, doch als ich hörte, wie sie gewaltsam die Tür zu unserem Schlafgemach aufbrachen, hob ich meinen Gefährten auf die Arme und sprang mit ihm zusammen in die Nacht hinaus. „Wie konntest du das tun?! Wie konntest du sie zurücklassen?!“, fauchte er mich wütend an, als wir bei den Stallungen waren. Rasch stieg ich auf eines der vier Pferde, die wir für unsere geplante Flucht bereits hier hatten, und blickte Rei auffordernd an. „Ich kenne Yuriy, er kann überleben. Die beiden werden es schaffen, wir müssen uns darum kümmern, dass auch wir es schaffen. Und jetzt komm her!“, forderte ich. Unsicher setzte sich der Schwarzhaarige hinter mich und klammerte sich an mir fest. Als wir Paris verließen, spürte ich, wie er an meinen Rücken gelehnt weinte. Doch ich sagte nichts. Wir ritten die ganze Nacht, als sei der Teufel hinter uns her. Und wahrlich, das war er auch. Ich spürte, wie die Sonne langsam aufging und ich roch es auch. Es roch nach verbranntem Fleisch. Kaum, dass wir an einem Hafen ankamen, suchten wir das nächstbeste Schiff und gingen an Bord. Das Pferd ließen wir zurück, ich war mir sicher, jemand würde sich seiner annehmen. An Bord und vor allem unter Deck machte sich in mir Erleichterung breit. Jedoch auch Schmerz. Ich machte mir Sorgen, was wohl mit Yuriy und Boris passiert war. „Verzeiht, aber wohin fährt dieses Schiff?“, fragte Rei einen der Matrosen. „In die Handelsstadt Chicago“, lautete die Auskunft. ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)