Die Gilde der schwarzen Magier von abgemeldet (~ Kurzgeschichten ~) ================================================================================ Kapitel 1: In der Bibliothek (Dannyl und Tayend) ------------------------------------------------ Es war ein regnerischer, trüber Tag. Die Straßen waren verlassen, der Regen prallte gegen verschlossene Türen und Scheiben und lief in kleinen Bächen die Straßen und Gassen hinunter. Eine prachtvolle Kusche mit dem Siegel der Gilde in Elyne, welche von einem eleganten, schwarzen Hengst gezogen wurde, glitt durch die Straßen. Aus den Nüstern des Pferdes stoben kleine Wassertropfen, die schweren Hufe liefen durch Pfützen und peitschten das Wasser umher. Dannyl saß im Innern dieser Kutsche und hörte dem Geräusch des Regens zu, der auf das Dach prasselte, welches sich mit dem Trampeln der Pferdehufe auf dem harten Stein vermischte. Der junge Magier war auf dem Weg zu seinem Freund und Liebhaber Tayend in die große Bibliothek von Elyne, wo dieser sich so gerne aufhielt. Als die Geräusche der Kutsche und des Pferdes verstummte und nur noch das Prasseln des Regens zu hören war, erhob sich Dannyl langsam und trat zur Türe der Kutsche, die auch schon geöffnet wurde. Sein durchnässter Diener verbeugte sich mit leicht säuerlicher Miene vor ihm und ehe Dannyl sich hätte darüber ärgern können, war der Mann auch schon wieder auf den Kutschbock gesprungen. „Hol mich in vier Stunden wieder ab.“, sagte Dannyl nur knapp, zog die Roben enger um sich und ging die wenigen Schritte bis zur Bibliothek mit eingezogenem Kopf. Er erschuf einen Schild gegen den Regen. Zischend verdunsteten die Tropfen, als sie auf diesen Schild trafen. Dort in der bereist geöffneten Türe stand grinsend ein Mann, gehüllt in bunte, prachtvolle Gewänder und wartete auf ihn. Als Dannyl den Mann erreicht hatte ließ er seinen Schild sinken. Tayend verbeugte sich vor Dannyl. „Willkommen, Botschafter.“, sagte er leise. Dannyl nickte nur mit dem Kopf, bemüht auf offener Straße den Eindruck zu erwecken, als seien er und Tayend nicht mehr als Botschafter und Assistent. Er ließ sich von Tayend in das Innere des riesigen Gebäudes führen und der Bibliothekar schloss die Türe hinter ihnen. „Wir sind heute alleine hier.“, erklärte Tayend leise, doch seine Stimme hallte an den Wänden wieder. Dannyl lächelte etwas. Also war der eigentliche Bibliothekar, dem Tayend in seiner Freizeit lediglich half, mal wieder auf einem Ausflug oder ließ es sich in seinem warmen Haus gut gehen, während Tayend extra auf ihn, Dannyl, gewartete hatte, um die wenigen Stunden der Woche auszukosten, in denen sie alleine und unbeobachtet waren. Dannyl und Tayend waren etwas, das man hier in Elyne ,Knabe’ nannte. Keiner der beiden fühlte sich zu Frauen hingezogen, sondern zog lieber die Gesellschaft des gleichen Geschlechtes vor. Eine Eigenschaft, die Dannyl in seiner Heimat Kyralia unbeliebt machen würde, würde es jemals jemand erfahren. Man würde ihn sofort seines Botschafterpostens entheben und aus der Gilde verstoßen. Solche Neigungen wie die Dannyls und Tayends waren nicht gerne gesehen. Dennoch konnte Dannyl sich sein Leben nicht mehr ohne Tayend vorstellen. Der Mann man war ein Teil von Dannyls Leben geworden, welches der Magier um nichts in der Welt wieder hergeben würde. Die beiden Männer gingen nun in den riesigen Raum der Bibliothek, in dem die abertausend Bücher standen. Die Regale reichten so weit, dass man das Ende nicht sehen konnte. Dannyl erschuf eine Lichtkugel, noch bevor Tayend nach einer Lampe greifen konnte. Der Bibliothekar lächelte schwach, dann folgte er Dannyl in einen der kleinen Räume, die mit bequemen Couchen und Sesseln ausgestattet waren, damit die Besucher der Bibliothek sich dorthin zurück ziehen konnten, um in Ruhe zu lesen. Bücher stapelten sich auf dem kleinen Tisch und Dannyl seufzte leise, während er seiner Lichtkugel zusätzliche Kraft gab, damit diese nicht nur hell, sondern auch warm wurde und somit den Raum beleuchtete und beheizte. Viele dieser Bücher hatte er nun schon zusammen mit Tayend gelesen, einige davon musste er noch lesen. Während sich Tayend in einen der Sessel fallen ließ und Dannyl beobachtete, griff der hochgewachsene Magier in seine Robe und förderte sein Notizbuch zu Tage. „Hast du deinem früheren Mentor geschrieben?“, erkundigte sich Tayend. Dannyl nickte etwas. Erst hatte Lorlen, der Administrator seiner Gilde in Kyralia, ihn damit beauftragt den Weg ihres hohen Lord Akkarins, den er einst bei seiner fünfjährigen Reise bestritten hatte, nachzuvollziehen und Lorlen darüber Bericht zu erstatten. Dannyl hatte sich dieser Aufgabe mit Herz und Seele angenommen und las nun die Bücher, die auch Akkarin bei seinem Aufenthalt vor Jahren in dieser Bibliothek gelesen hatte. Außerdem hatte er zusammen mit Tayend einige kleine Reisen unternommen. Vor etwa einer Woche jedoch war ein Brief gekommen, in dem Lorlen ihn anwies seine Nachforschungen wieder zu beenden und nur ein paar Tage später hatte Rothen, Dannyls ehemaliger Mentor, ihn mit der gleichen Aufgabe betraut mit der Begründung, er wolle ein Buch schreiben. Dannyl hatte seine Nachforschungen mit Freunden fortgesetzt, denn langsam war auch sein eigens Interesse daran gewachsen. Außerdem boten ihm diese Nachforschungen zusätzliche Zeit mit Tayend, den man ihm als Assistenten zur Verfügung gestellt hatte, da er damals als kleiner Junge auch Akkarin auf der Suche nach einigen Büchern in dieser Bibliothek begleitet hatte. Nun ließ auch Dannyl sich in einen der Sessel sinken. Er gähnte etwas und griff nach einem der Bücher. „Hattest du einen schweren Tag?“, fragte Tayend und seine Stimme klang sanft und mitfühlend. „Der erste Botschafter der Gilde hat mich gestern damit beauftragt die alten Akten über den Handel zwischen Kyralia und Elyne durchzusehen und zu ordnen.“ Er schüttelte langsam den Kopf. „Als ob ich für so etwas zuständig wäre. Ich habe die halbe Nacht und den ganzen Morgen daran gesessen und heure Nachmittag war ich im Schloss.“ Tayend nickte leicht. „Und nun willst du mit deinen Nachforschungen fortfahren?“, fragte er. Dannyl runzelte die Stirn. „Ich muss.“ Er lächelte sanft. „Außer du hast heute Mittag bereist etwas herausgefunden.“ Tayend schüttelte den Kopf. „Ich habe jede Menge alter Bücher eingeordnet und katalogisiert.“ Dannyl seufzte leise und machte Anstallten das Buch aufzuschlagen, doch Tayend hatte sich erhoben. Seine Augen spiegelten die Lichtkugel wieder, als er langsam zu Dannyl kam und ihm das Buch aus der Hand nahm. „Ich finde du hast genug gearbeitet.“, flüsterte er leise und ein anziehendes Lächeln lag auf seinen Lippen, die, wie Dannyl wusste, unheimlich weich und zart waren. Dannyl sah seinen Freund an und die Müdigkeit in seinen Augen hatte Neugier Platz gemacht. „Du solltest dich entspannen.“, sagte Tayend und grinste nun breit. Er hatte die Hände rechts und links von Dannyl auf die Lehnen des Sessels gestützt und beugte sich nun zu dem Magier hinunter. Ohne zu zögern küsste Tayend Dannyl, der bei dieser Berührung leicht zusammenzuckte und sich sogleich über sich selbst ärgerte. Doch Tayend schien diese Reaktion seines Liebhabers zu kennen und lächelte nur sanft, als er Dannyl aus dem Sessel zog. „Wir sind alleine.“, sagte er erneut und spürte, wie sich der schlanke Magier langsam entspannte. Dannyl seufzte leise. „Entschuldige.“, sagte er leise, doch weiter kam er nicht, denn Tayend hatte ihn schon wieder zu sich gezogen und küsste ihn wieder innig. Diesmal erwiderte Dannyl diesen Kuss, legte seine Hand sanft auf die Wange des kleineren Mannes und ließ sich von ihm hinüber zu der breiten, großen Couch führen. Dannyl dämpfte das Licht der Kugel, die er erschaffen hatte und verschloss mit Hilfe seiner Magie das Schloss der Türe. Als Tayend das Klicken hörte, huschte ein ziemlich unanständiges Grinsen über sein Gesicht und verlieh den Augen einen anziehenden Glanz. Dannyl spürte wie warme Hände unter seine Roben glitten und ein paar Sekunden später fielen diese zu Boden. Er spürte Tayends Hände auf seinem Körper und schloss die Augen. Er zog seinen Liebhaber mit sich hinunter auf die Couch und begann auch Tayend die Kleider auszuziehen. Ab diesem Zeitpunkt vergaß Dannyl den Regen draußen, vergaß, das es von seiner Gilde nicht gebilligt wurde, was er hier tat, vergaß, dass dies kein gemütliches Schlafzimmer war, sondern nur ein Leseraum in einer kalten, alten Bibliothek. Er vergaß, dass er einer der mächtigsten Männer dieses Landes war und vergaß völlig, weshalb er eigentlich in diese Bibliothek gekommen war. Die Augen Tayends, sein leiser Atem, sein nackter Körper ließen Dannyl all das vergessen. An der Stelle von Dannyls Erschöpfung trat pure Lust, die ihn immer wieder zu neuen Taten antrieb. Ab diesem Zeitpunkt zählten nur noch Tayends hektische Atemzüge und sein rasch schlagendes Herz, zählte nur noch sein nackter Körper und die Hände, die über Dannyls Körper strichen. Nach Dannyls Meinung waren die nachfolgenden vier Stunden viel zu kurz. Als er sich schwer atmend neben Tayend auf die Couch niederlegte, richtete sich der andere Mann etwas auf und lächelte Dannyl liebevoll an. Dannyl schloss kurz die Augen. Die Zeit war zu schnell vergangen, er wusste, dass er bald wieder zu dem ersten Botschafter und seinem normalen Leben zurückkehren musste. Als er die Augen wieder öffnete und Tayend ansah, sah der Bibliothekar in den Augen des Magiers, dass die schöne Zeit bereits wieder vorbei war. Dannyl tat es weh, als er die Enttäuschung in Tayends Gesicht sah. „Ich wünschte ich könnte länger bleiben.“, flüsterte Dannyl und richtete sich ebenfalls auf. „Du bist der zweite Botschafter. Ich weiß, welche Pflichten du am Tage zu erledigen hast.“, sagte Tayend, doch bevor er ganz aufstehen konnte, hatte Dannyl ihn erneut zu sich gezogen, um ihn zu umarmen und zu küssen. „Du bist wirklich unermüdlich.“, sagte Tayend grinsend. Dannyl lachte leise und erhob sich, um sich wieder anzukleiden. Tayend tat es ihm nach. Der Magier ließ das Licht wieder heller werden und sah Tayend neben sich an. „Irgendwann werden wir mehr Zeit haben.“, sagte er leise. Tayend erwiderte seinen Blick. „Ja, irgendwann.“ Als Dannyl die Bibliothek wieder verließ, wartete sein Diener bereits mit der Kutsche auf ihn. Es hatte aufgehört zu regnen, die Sonne war bereist untergegangen und deshalb ließ Dannyl seine Lichtkugel bestehen. Er wandte sich zu Tayend um und verabschiedete sich mit dem üblichen, steifen Kopfnicken von ihm, während Tayend sich höflich vor dem Botschafter verbeugte. Ihm entging jedoch nicht der Blick, den Dannyl ihm zugeworfen hatte. Tayend wandte sich schnell ab, um sein Lächeln zu verbergen. Er hörte wie sein Liebhaber in die Kutsche stieg und das Pferd sich kurz darauf in Bewegung setzte. Dannyl lehnte sich in der Kutsche gegen die weichen Polster an seinem Rücken und schloss die Augen. Er spürte immer noch Tayends Hände auf seiner Haut, spürte den erhitzen Körper neben sich. „Tayend.“ Seine Lippen formten fast lautlos den Namen des hübschen Mannes. Dannyl fühlte sich bei ihm so unendlich wohl, wohler als er sich bei Rothen oder in der Gilde jemals fühlen würde. Solche Stunden wie die vergangenen waren einfach zu selten, zu gering, doch ihr Wert war unendlich hoch. Dannyl genoss diese Stunden immer sehr, auch wenn er wusste, dass es wahrscheinlich ein großer Fehler war. Ein Lächeln glitt über Dannyls Lippen. Er liebte Tayend und daran würde kein Magier und keine Gilde etwas ändern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)