Burning Water von Anfang (Axel/Demyx) ================================================================================ Kapitel 5: Viva Pinata ---------------------- Eine Stunde! Seit einer geschlagenen Stunde steht er jetzt im Bad. Auf die Sekunde genau. Für mich sind es schon gefühlte zehn! Seit einer geschlagenen Stunde, fünf Sekunden und gefühlten zweihundert besetzt er jetzt mein Bad. Mein Bad. Meinen Tempel der Reinheit. Ich will gar nicht wissen, wie lange er morgens braucht . . . Okay, vielleicht will ich es doch wissen. Es besteht immerhin die Möglichkeit, dass ich meinen Wecker danach stellen muss. Es ist ja schon fast wahnsinnig von mir zu verlangen, fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn aufzustehen. Maximiert man das mit zwölf, hat man eine Stunde, setzt man vierhundertachtzig gefühlte Minuten obendrauf und man erhält einen klapsenreifen Demyx. Willkommen in einer Wohngemeinschaft mit Axel! Will jemand tauschen? Freiwillige vor! Niemand . . .? Das Leben hasst mich. Andere Frage: Was macht der Kerl da drin? Sich im Spiegel ansehen und sich selbst einreden, wie toll er ist? Seinem himmelhochschreienden Ego nach zu urteilen würde ich es ihm glatt zutrauen. Während er sich weiterhin in meinem Bad mit was auch immer vergnügt, habe ich die kläglichen Überbleibsel meiner CD wieder vom Boden aufgesammelt, auf meinem Bett zusammengetragen und setze sie wie ein Puzzle wieder zusammen. Man könnte wörtlich sagen, ich puzzle meine Zukunft wieder zusammen, auf der Axel, ach so sensibel wie er ist, herumgetrampelt ist. Nächste Frage: Wie zum Teufel war er in der Lage dazu, die CD zu zertreten? Ich meine, mit seinem Fliegengewicht? Sogar die Hülle hat es zerfetzt. Vorsichtig sehe ich zur Badezimmertür und horche, halte fast den Atem an und höre nichts. Dann atme ich rasselnd wieder aus und mache mich auf die Suche nach seinen Schuhen. Tatsächlich wage ich es, den Haufen Kram, der immer noch in der Ecke des Zimmers liegt zu begutachten. Aber es wäre lebensmüde gewesen, seine Sachen darauf zu werfen. Wäre ich paranoid hätte ich gesagt, der Haufen hätte mich angefaucht. Und dann sehe ich sie, sie lugen mit den Hacken unter seinem Bett hervor und ich werfe mich mit solcher Wucht darauf, so dass die Federn protestieren. Verwundert hopse ich noch ein Wenig darauf herum. Meines hätte sich sicher schon selbst in seine Einzelteile zerlegt. Vielleicht wäre ich auch im unteren Geschoss gelandet, wer weiß? Eins muss man Axel also lassen; In der Auswahl seines Bettes hat er Geschmack bewiesen. Wäre ich mir nicht sicher, dass er es bemerken würde, würde ich es glatt mit meinem austauschen. Ich hänge mich also kopfüber über den Bettrand und ziehe die Schuhe darunter hervor. Himmel, sie sind poliert. Ich meine, er trägt polierte Lackschuhe. Ich denke, wüsste er nicht hundertprozentig, dass es meine Sportschuhe sind, die neben dem Eingang stehen, lägen sie schon längst auf dem Müll. Vielleicht sollte ich sie verstecken? Ich meine, kann der sich vorstellen, wie lange es gedauert hat, die so einzulaufen? Ich verbinde Erinnerungen damit! Zum Beispiel das Loch in der Sohle am rechten Schuh da – . . . ACH DU SCHEIßE! Eigentlich (betont das Wort eigentlich um ein Zehnfaches), sollte mich bei Axel nichts mehr wundern. Aber es gibt Dinge, die . . . nein. Seine Schuhe haben ABSÄTZE! Ich meine, lasse man sich das Wort doch mal genussvoll auf der Zunge zergehen. Ab-sät-ze. Oh Gott, ich muss kotzen. Was daran schlimm ist? Dass es drei Zentimeter Teile sind und er sich schon so daran gewöhnt haben muss sie zu tragen, dass man es ihm nicht mal mehr ansieht. Welcher siebzehnjährige Junge, der auf ein Internat geht, sonst abgetragene Klamotten trägt und sich die Haare so hoch gelt, dass sie seinem in die Höhe geschossenen Ego Konkurrenz machen, trägt Schuhe mit Absätzen. Oder bin ich einfach nur sehr verklemmt und meiner Zeit hinterher? Und dann, Klick – Tür öffnet sich. Klack – Axel tritt heraus. Klatsch – Ich purzle vor lauter Schreck aus Axels Bett und krache so ungeschickt auf den Boden, dass die Leute unter uns wohl meinen müssen ein Erbeben sei losgebrochen. Erster Gedanke: Autsch. Zweiter: Doppelautsch. Ich brauch’n Krankenwagen. Und dann einen Psychiater. Jetzt! Und ein ganzes Zimmer voller hübscher Krankenschwestern obendrauf. Ich liege auf meinem nun ziemlich schmerzenden Rücken und eigentlich sieht Axel aus dieser Perspektive recht ulkig aus. Ich beobachte, wie seine Augenbraue ein Stück, aus seiner Sicht nach oben, meiner nach unten, rutscht und sein fragender Blick mich durchbohrt. „Warte, sag nichts. Lass mich lieber raten. Du hast Schuhe gesucht.“ „Also ähm weißt du . . .“ Ich blicke auf den Schuh in meiner Hand, dann auf Axel und werfe den Schuh dann einige Zentimeter von mir fort. „Ich meine, vielleicht hast du ja nen’ Kaugummi unter’m Schuh und bevor du mir den noch in den Teppich trittst . . .“ „Demyx, die einzigen Teppiche die sich im gesamten Zimmer befinden, sind der Fußabtreter vor der Tür und die Badematte vor der Dusche.“ Scheiße, 1 zu 0 für Axel. Er kniet sich neben mich, schnappt sich dann seinen Schuh, den er auf Staubkörner prüft und ihn dann fein säuberlich zurück an seinen alten Platz stellt, als wisse er genau, in welchem Winkel und Abstand er zum anderen gestanden hat. Fakt 2 über Axel; Er ist mir unheimlich. Er setzt sich auf sein Bett und sieht mich von oben herab an, fragend, nachdenklich. Seine Haare hängen ohne die Tonnen von Gel herab und da sie noch nass sind und das Wasser stetig tropft, hinterlassen sie dunkle Flecken auf seinem Bettbezug. Er hat sich aus seiner löchrigen Jeans geschält und trägt eine schwarze Sporthose und auch die Rückverwandlung von Olive zu Mensch hat er gar nicht mal so ungeschickt fertig gebracht. Glückwunsch! Sobald er diesen Pullover weggeworfen hat, (oder ich diese Aufgabe für ihn übernommen habe) schenk’ ich ihm ein Schild: Welcome back to humanity! Und wenn ich schon mal dabei bin, gebe ich eine Annonce in der Zeitung auf: Oliven-Egomane! Stubenrein und anschmiegsam wie ein Stachelschwein, wer Interesse hat, melde sich bitte unter ... „Demyx, Mund zu, du läufst aus.“ Hä was? Oh! Tatsächlich habe ich ihn angestarrt. Man kann sich sogar fragen wieso mir die Augen noch nicht aus dem Kopf gefallen sind, so angegafft hab ich ihn. Mit offenem Mund. Bitte, töte mich einer! Ich merke noch, wie mein Gesicht verdammt heiß wird, ehe ich auf den Bauch rolle und das Gesicht in den Händen stütze. Dieser Arsch! „Was hast du eigentlich so lang’ im Bad gemacht, hä!?“ „Geduscht? Oder was machst du so für Sachen im Bad?“ Und ich merke, wie ich immer röter werde. Wuagh! Nichts verdammt! Ein helles, bellendes Lachen schallt durch das Zimmer und ich brauche einen Moment um zu begreifen, dass es Axel ist, der lacht. Ich sehe ihn entgeistert an und muss mich beherrschen, ihm dieses göttlich-fiese Grinsen nicht mit einem Kissen aus dem Gesicht zu wischen. „Die Frage war rein rhetorisch.“ „Wusst’ ich“, grummle ich in meine Hände und sehe beschämt zur Seite. Wer hat das Rotwerden erfunden? Erhängt ihn. Und lasst mich ihn dann als Pinata benutzen. Ha! Tbc . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)