Big Girl in a Mood von Mathea (**organised crime ** a spy ** and Seto Kaiba**) ================================================================================ Kapitel 10: Vergangenheit? Oder doch Gegenwart? ----------------------------------------------- Habe ich schon mal erwähnt, dass ich Wireless Lan HASSEEEEEEEEEEEEEEE??? Nein??? Gut, dann tue ich das jetzt!!! Ganze viermal habe ich versucht dieses Kapitel hochzuladen... -.- ich kanns kaum erwarten wieder an meinem eigenen PC zu sitzen...! Soviel zum Thema "warum-musstet-ihr-auf-das-neue-chap-so-lange-warten"... Entschuldigt. Ich möchte mich daher kurz halten! *Trommelwirbel* :D Es wird wieder Zeit für den Music-Guide: ---> hier der Link zum entsprechenden Lied http://www.youtube.com/watch?v=QjEPCczY11E Ich empfehle euch das Lied einfach von Anfang an, aber nur einmal laufen zu lassen. Anschließend könnt ihr es einfach ausklingen lassen. So wenigstens hab ichs immer beim Korrekturlesen gemacht und ich denke, dass es ganz gut passt. Von der Stiummung her jedenfalls, den Text des Liedes könnt ihr auch diesmal gerne ignorieren XD Nächster Punkt: Rechap! Die Software, die Sayuri für das Diktorat beschaffen soll, befindet sich nach Shins Angaben auf einem geheimen Server in der Kaiba-Villa. Zwar konnten das Diktorat-Team (Shin, Sayuri, Gielder, Karmack und Jennesse) einige Vermutungen darüber anstellen, wo genau sich dieser Server befinden soll, dennoch muss auf Nummer sicher gegangen werden, vor allem weil sie hinsichtlich der Sicherheitsvorkehrungen, die Seto sicherlich gestellt hat, komplett im Dunkeln tappen. Um an diese Informationen zu gelangen, hat Sayuri ein Feueralarm-Szenario entworfen, welches ihr das Herunterladen der Daten von Setos PC in der Kaiba Corp. ermöglicht hat. In "Osawas Zorn" musste sich Sayuri nun mit den Konsequenzen ihres Einsatzes rumschlagen, denn selbst bei dieser Power-Frau läuft nicht immer alles nach Plan...Osawas Anschuldigungen, Kaibas Kreuzverhör,die Beschaffung des Überwachungsbands und auch die Flucht des Diktorat-Teams vor der Kaiba Corp. Sicherheitsabteilung hat Sayuri tapfer durchgestanden. Nun muss abgewartet werden, was die Untersuchung von Kaibas PC-Daten ergibt. Währenddessen hat Sayuri immernoch den Auftrag sich dem Firmenchef langsam aber sicher zu nähern... Viel Spaß mit dem neuen Chap :D --------------------------------------------------------------------------------- Vergangenheit? Oder doch Gegenwart? Es regnete in Strömen als ich mich gegen den feuchten Baumstamm einer alten Eiche lehnte und zum dunklen Haus hinüberlugte. Eine Wiese - leblos und dunkel - lag zwischen mir und meinem Ziel, während die alles erdrückende Wolkendecke bewegungslos über der Szene hing und die Wassermassen unerbittlich auf die Erde prasseln ließ. Nur unheimlich wenig Mondlicht konnte die Wolken durchdringen. Ich war verwirrt. Warum war ich wieder hier? Ich kannte dieses Haus, diese Wiese und ich wusste auch was mich im Innern der Villa erwarten würde. Aber diese Geschichte war Vergangenheit - abgeschlossen - beendet...! Obwohl sich alles in mir dagegen sträubte, zwang eine seltsame Kraft meine Beine vorwärts. Fast zielstrebig schritt ich durch den Regen über die trostlose Wiese. Ich wusste genau was zu tun war. Mit geübten Fingern brach ich über ein Fenster in das Haus ein, schaltete die Alarmanlage aus und trat nur wenige Sekunden später auf den untersten Absatz einer Treppe, die vom Erdgeschoss in den ersten Stock führte. Nur der Regen durchbrach die einsame Stille der Villa. Warum konnte ich nicht einfach stehenbleiben? Warum musste ich das noch einmal erleben? Ich wollte doch nicht... und dennoch schritt ich bedächtig die Stufen hinauf. Als ob ich alles so schnell wie möglich hinter mich bringen wollte. Als könnte ich es kaum erwarten endlich das Zimmer zu finden, in dem jemand schon bald seinen Tod finden würde. Oben angekommen streiften meine Augen kurz, aber dennoch gezielt, den Flur, bevor sie sich an die mir gegenüberliegende Tür hefteten. Sie stand leicht offen. «Tu es nicht!», flehte ich mich selbst an. Einen Moment lang, geschah nichts. Dann griff ich in das Innere meiner Jackentasche und holte meine Waffe hervor. Ohne Hemmungen überwand ich schließlich in sekundenschnelle die letzten Meter die zwischen mir und der Tür standen, die ich kurz darauf energisch aufstieß. Der Lärm hatte den im Bett schlafenden Mafiaboss nicht geweckt. Ich hatte die Waffe schon sicher auf mein Opfer gerichtet, als ich die Gestalt bemerkte, die bewegungslos neben dem Bett stand. Und obwohl ich ihn durch die uns umhüllende Dunkelheit nicht sofort erkennen konnte, wusste ich sofort wer dort stand. Diese Satur - diese Präsenz - diese Überlegenheit...konnte nur einer haben. Meine Augen weiteten sich in Entsetzen. Seto Kaibas Blick, der zuvor noch auf dem schlafenden Mann gelegen hatte, richtete sich nun auf mich und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Verachtung! Er verabscheute mich für meine Taten, meine Vergangenheit...für das was ich war. Ich schoss. Freitag. 17 September. 03: 42 Uhr. Keuchend und mit weit aufgerissenen Augen schoss ich in meinem Bett hoch. Kerzengerade und mit geballten Fäusten saß ich eine Zeit lang da, während sich meine Brust ungewohnt schnell auf und ab bewegte und der kalte Schweiß mich frösteln ließ. Ein Alptraum! Warum musste mich mein erster und bisher - Gott sei Dank - einziger Mord immer und immer wieder heimsuchen? Der Traum war so...lebhaft - und stark gewesen...als sei jede Einzelheit dieser Nacht für alle Ewigkeit und unwiderruflich in mein Gedächtnis gebrannt worden. Draußen war es vollkommen ruhig. Kein Tropfen Wasser prasselte auf die Erde und auch kein Windhauch schien diese Stille durchbrechen zu wollen. Ich löste mich aus meiner Starre und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Was hatte ich getan...? Wann war ich zur Mörderin geworden? In jenem Augenblick, oder doch schon früher...? Ich musste an das Ausbildungscamp des Diktorats denken. Man hatte uns gedrillt, bei jeder Gelegenheit gequält und bestraft. Man wollte uns brechen, zu Marionetten - oder besser gesagt - Maschinen machen...das allein war Sinn und Zweck dieser ungeheuren Brutalität, die all meine Erinnerungen an schrecklich lange Jahre im Camp begleitete. Unweigerlich beschwor ich wieder die Atmosphäre, in die das gesamte Camp getaucht war, herauf... Ich konnte es wieder fühlen...diese Rücksichtslosigkeit, diese Härte, diese Gefühlskälte. War ich tatsächlich zu dem geworden, was sich das Diktorat zum Ziel gesetzt hatte? Zu einer gefühlskalten und gehorsamen Maschine? Wenn ja, warum nahm mich dieser Mord so mit...wie eigentlich jeden halbwegs normalen Menschen...? Aber es war nicht nur dieser Mord, für den ich mich so verachtete...! Mein Magen verkrampfte sich als sich eine Rückblende meiner Taten vor mir ausbreitete. Mord, Erpressung, Diebstahl, Folter...und jetzt auch noch Geißelnahme! Arme Cynthia Kendall... Ich hatte sie am gestrigen Abend noch besuchen müssen, um einige Dokumente abzuholen und mich in Sachen Marketing von ihr beraten zu lassen. Arme Frau...Sie hatte sehr mitgenommen ausgesehen. Tiefe, violette Augenringe und dieses ängstliche Verhalten mit dem sie sich alles und jedem unterwarf, hatten mir unweigerlich klar gemacht dass Cynthia Kendall nun wohlmöglich für den Rest ihres Lebens gezeichnet worden war. Genauso gezeichnet wie ich. Nur in anderer Art und Weise. Und Shin - Einer meiner größten Fehler. Ich musste seufzen. Ich war dreizehn, als man ihm meine Ausbildung zugeteilt hatte. Schon früh war ich auf den äußerst attraktiven Leiter aufmerksam geworden, unter anderem weil mich die Tatsache, dass ein noch so junger Mann mit einer solch großen Verantwortung betraut worden war, faszinierte. Er musste demzufolge etwas besonderes sein. Das jedenfalls hatte sich mein damals noch naives Köpfchen so ausgemalt. Ich hatte mich in meinen Vermutungen bestätigt gesehen, als ich erfuhr wer genau er war: Shin Kitase, der jüngere Sohn Matsuda Kitases, einem der drei Leiter des Diktorats. Ich empfand die Annäherungsversuche des damals noch 17-jährigen Shin also als umso schmeichelnder, nicht zuletzt weil ich dummes Ding mich verliebt hatte. Missmutig schüttellte ich den Kopf. Mit fünfzehn ließ ich mich schließlich auf ihn ein, schenkte ihm meine Jungfräulichkeit und berauschende Nächte...liebte ihn warscheinlich sogar. Unser Verhältnis blieb niemandem ein Geheimnis - und schon bald waren mir seine Verhältnisse zu anderen Mädchen auch kein Geheimnis mehr. Ich würde nie vergessen wie ich mich ihm trotzdem aus innerer Verzweiflung und zugleich starker Zuneigung immer und immer wieder hingegeben hatte. Und das obwohl er mir gehören sollte... Ich stellte keine Fragen. Eines Tages, tat ich es dann doch. Alles was er dazu zu sagen hatte? "Wir sind kein Paar, Süße, also habe ich dir gegenüber absolut keine Verpflichtungen." Das erste Mal hatte ich mich jemandem anderen als meinem Bruder geöffnet, hatte gedacht jemandem anderen als meinem Bruder vetrauen zu können - und wurde enttäuscht. Er hatte mich benutzt - wie ein billiges Flittchen. Und so hatte ich mich auch gefühlt. Die Zeit verging...mein verletzter Stolz und meine angekratzte Würde heilten jedoch nicht. Aus den zahllosen Nächten, die ich alleine weinend verbracht hatte, formte sich langsam aber sicher Hass. Gepaart mit dem Gefühl stetiger Unzufriedenheit, der Meinung etwas Besseres als militärischen Drill und Gefühlskälte verdient zu haben, wurde ich zur Rebellin. Von da an änderte sich alles. Ich ließ keine einzige Gelegenheit mehr aus, mich gegen Shin und die anderen Leiter des Camps aufzulehnen. Ließ keine Gelegenheit aus ihnen meinen Hass entgegenzubringen. Ich hatte gegen die Methoden und die Maßnahmen des Camps angekämpft, war für Außenstehende zur Furie geworden. Die Strafen und der damit verbundende Schmerz aber, waren im Vergleich zum befreienden Gefühl ihnen nach Jahren der Unterdrückung meine Meinung entgegenschmettern zu können ein geringer Preis, also unterließ ich es nicht. Noch vor meinem 16. Geburtstag schloss ich schließlich die Ausbildung ab und wurde als neue Waffe des Diktorats auf das Feld geschickt. Obwohl mein Hass nach dem Verlassen des Camps etwas abflauen konnte, änderte sich meine Einstellung gegenüber Shin kein bisschen. Genauer gesagt meine Einstellung zu seinem Verhalten gegenüber Frauen, wie er mit ihnen spielte, sie für seine eigenen Bedürfnisse benutzte, nur um sie danach einfach wegzuwerfen. Was für ein Mensch tat so etwas? War es die Ausbildung die ihn zu dem gemacht hat was er heute ist? Eine gefühlskalte Waffe? Eine äußerst gefährliche Waffe noch obendrein... Und hatte meine Rebellion gegen Shin und die anderen Ausbilder genau das bei mir verhindert? Hatte das ständige Auflodern meiner Emotionen, die Gefühllosigkeit, die mir über Jahre hinweg eingehämmert worden war, teilweise vertreiben können? Ich schnaubte hinsichtlich meiner eigenen Gedanken. Wunschdenken, Sayuri. Warscheinlich war ich genauso kalt und berechnend wieder jeder andere Agent des Diktorats. Aber es tat dennoch gut sich selbst auch mal in einem anderen Licht sehen zu können. Als besserer Mensch - auch wenn es kompletter Unsinn war... Ein zweites Mal in dieser Nacht schreckte ich auf. Mein Telefon klingelte! Ich brauchte abermals einige Sekunden, bis ich mich aus meiner Starre lösen und anschließend zum Nachttisch lugen konnte, auf dem das Telefon immernoch beharrlich klingelte. Seit wann war ich so schreckhaft geworden? In der Regel sollte mich ein Anruf - selbst so unerwartet wie dieser - nicht erstarren lassen; vor allem weil das Diktorat oftmals zu solch ungewöhnlichen Zeiten Aufträge an Agenten verteilt hatte. So auch bei mir. Aber das Diktorat konnte mir nicht andere Aufträge zuteilen so lange ich noch Undercover bei Kaiba beschäftigt war. Wer also sollte mich mitten in der Nacht anrufen? Nach einigem Zögern, entschloss ich mich abzuheben. "Hallo...?", hauchte ich alarmiert, aber mit noch von Schlaf belegter Stimme in den Hörer. "Du wirkst außer Atem Saya...gerade an mich gedacht?", triezte eine männliche Stimme. Ich legte meine Hand an die Stirn, schloss die Augen und fuhr mir kurz genervt durch die Haare. "Shin!", knurrte ich und schielte anschließend zum Wecker. "Darf ich fragen warum du mich in aller Herrgottsfrühe belästigst?" "Weil ich gerade an dich gedacht habe. Außerdem musste ich dir noch zu deiner exzellenten Arbeit gestern gratulieren; deine Warnung hat uns den Arsch gerettet - ehrlich!" Er legte eine Pause ein, bevor er unbeirrt fortfuhr. "Auch gerade an mich gedacht, hm?" Skeptisch hob ich eine Augenbraue. Ironie. Ich hatte tatsächlich an ihn gedacht. Aber nicht in der Art und Weise, die er sicherlich andeutete. Zugeben wollte ich es trotzdem nicht. "Nein. Ich habe geschlafen.", entgegnete ich giftig. "Mein Anruf hat dich also aufgeschreckt?" "Ja." "Und deshalb bist du so außer Atem?", fragte er mit einer Belustigung, die die Wut in mir abermals aufwallen ließ. "Ja, verdammt.", knirschte ich ins Telefon. Worauf wollte er hinaus? Er seufzte theatralisch. "Warum fällt mir das so schwer zu glauben, wenn du schon wach warst? Es ist nicht das erste Mal, dass wir um diese Uhrzeit Aufträge an dich weitergegeben haben. Du bist nicht der Typ der bei einem Anruf zusammenzuckt - egal wann." Ich stocke. Woher wusste er das? Ich war mir über die Diktorats-Wanzen in meinem Haus bewusst, aber ich hatte nicht unbedingt einen Laut von mir gegeben, von dem man eindeutig hätte schlussfolgern können, dass ich nun wach war; woher also - Wütend schoben sich meine Augenbrauen zusammen. "Du beobachtest mich?!" Möglich war es ja, ich hatte es heute vorgezogen in meinem Gästezimmer, im Erdgeschoss zu schlafen... "Schnell von Begriff, wie immer.", kam es ruhig zurück. Ich warf meine Bettdecke aufgebracht beiseite und stampfte zum Fenster, wo ich durch die spaltbreiten Öffnungen meiner Jalousinen hinaus zur Straße sehen konnte. Und tatsächlich! Keine zehn Meter von mir entfernt, lehnte sich eine nur allzu bekannte Gestalt gegen einen sehr teuer aussehenden Wagen und winkte mir nun mit einem breiten Grinsen zu. "Hab ich schonmal erwähnt, dass deine Stimme um diese Uhrzeit verdammt sexy klingt?" "Was willst du hier?!" "Reden, was sonst? Was hälst du von einer Tasse Kaffee?" "Sicher nicht!", entgegnete ich entschieden und unterstrich meine Aussage indem ich mein Gästezimmer mit einem Ruck ganz verdunkelte, und Shin somit die Sicht nahm. "Ach komm schon, Saya! Wenn du mich schon nicht reinlässt - was ich ohnehin erwartet habe - dann zieh wenigstens die Jalousinen hoch." "Sag was du sagen willst und dann zieh Leine." "Erst wenn du rauskommt." "Was machst du überhaupt hier?!", versuchte ich von seiner Forderung abzulenken, während ich die Lampe auf meinem Nachttisch anschaltete. "Wie schon gesagt: Ich möchte mit dir reden. Über gestern um genau zu sein. Bist du denn nicht neugierig wie dieses Videoband zustande gekommen ist?" Doch, das war ich. Aber das musste er ja nicht wissen. "Und das hätte nicht zu einer anderen Zeit sein können?" "Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, hat mein Vater einige Aufträge für mich im petto und ich demnach einen vollen Terminkalender. Ich bin dein Einsatzleiter und du hast dich nach mir zu richten, verstanden? Und jetzt komm verdammt nochmal raus." Diesmal protestierte ich nicht. Nicht das es mir nicht gehörig gegen den Strich ging, jetzt mit Shin reden zu müssen - ganz im Gegenteil, alles in mir sträubte sich dagegen - aber ich konnte spüren, dass seine Geduld langsam an ihre Grenzen stieß. "Schön. Gib mir ne Minute." Ich legte auf und schmiss mit unnötig viel Kraft das Telefon auf mein Bett. 4:02 Uhr. Ein wenig früh für meinen Morgenlauf. Aber was blieb mir anderes übrig? Ich würde ohnehin nicht mehr schlafen können. Mit einem Trainingsanzug bekleidet, verließ ich schließlich das Haus und schritt auf meinen Einsatzleiter zu. Ich vermied es dabei möglichst in das mir so verhasste Gesicht zu sehen. Es schien als hätten die letzten zwanzig Minuten viele meiner alten Wunden wieder aufgerissen... Im sicherem Abstand von zwei Metern machte ich Halt und verschränkte die Arme vor der Brust. "Also?", fragte ich abweisend. "Gratulation. Auf die Idee mir deine Nachricht über ein visuelles und somit auffälliges Signal zu übermitteln muss man erst einmal kommen. Gut gewählt." "Gratulation. Du hast meinen Morsecode entschlüsseln können. Hätte ich dir nicht zugetraut.", meinte ich mit einem sarkastisch-leichten Lächeln auf den Lippen. Shin schnaubte. "Inzwischen solltest du es besser wissen Saya, ich bin zu allem fähig." "Ja du hast Recht. Allen voran bist du sogar der größte Idiot den ich kenne.", meinte ich trocken. "Na hör mal, wir haben beide die selbe Ausbildung durchlaufen. Ich sogar noch viel früher als du... Aber...", er legte eine kleine Pause ein. Seine Gesichtszüge - hart, angesichts meiner snippischen Bemerkung - entspannten sich und wichen nun einem eher spöttischen Gesichtsausdrück. "...ich muss zugeben, dass mich deine Fähigkeiten auch heute noch immer wieder faszinieren. Du hast damals mit einer Geschwindigkeit gelernt, die beinahe unmenschlich war. Vor allem nach unseren kleinen Abenteuern, die ich - ganz nebenbei - sehr genossen habe." Ich war kurz davor ihm sein hässliches Grinsen aus dem Gesicht zu kratzen. "Das Videoband. Wie ist das zu Stande gekommen?", brachte ich gepresst hervor. "Also DAS war exzellente Arbeit, oder?" Er lachte. "Ich bin mit meinem Team echt zufrieden." "Willst du mich aufklären oder ewig um den heißen Brei herumreden?" Er räusperte sich. "Mir ist klar geworden, dass wir dieses verflixte Videoband loswerden mussten -" "Ja, nachdem ich euch gewarnt habe.", schnitt ich ihm das Wort ab. "Falsch. Du hast Kaiba mit deiner versteckten Warnung nur unnötig auf dieses Beweismaterial hingewiesen; obwohl ich bezweifle, dass er nicht selbst darauf gekommen wäre. Ich wusste von vornherein wo der Fehler deines Plans lag. Und ich wusste auch, dass uns der Feueralarm eine einmalige Chance zum Erwerb dieses Videobandes, geboten hat. Oder dachtest du, das Sicherheitspersonal würde selbst während eines Feueralarms auf seinem Posten bleiben?" Widerwillig musste ich mir eingestehen, dass dieser Zug Anerkennung verdiente. Nun ja, ich hatte Shin ohnehin nie für dumm gehalten, sondern für gefährlich. Eine gefährliche Waffe des Diktorats. Und seine Intelligenz trug enorm zu dieser Tatsache bei. "Gielder konnte also gelassen in die menschenleere Sicherheitsabteilung einbrechen und sich in aller Ruhe das Band schnappen, während ich noch im Einsatz war?", schlussfolgerte ich. "Jep." "Und warum zum Geier hast du mir das nicht gesagt?" "Ich hatte meine Gründe." Ich hob eine Augenbraue. "Du meinst du hattest deine Befehle?" Er zuckte mit den Schultern und schwieg. Eine Geste, die mich misstrauisch machte - aber zugleich auch neugierig. Hatte das Diktorat mit dem Eindringen in die Sicherheitsabteilung der Kaiba Corp. auch noch andere Interessen verfolgt? Pläne, von denen ich nichts wissen sollte? "Was wollte das Diktorat noch dort unten?", griff ich das Thema, dass er so offensichtlich vermeiden wollte wieder auf. "Wie kommst du darauf, dass es das Diktorat war, das mir in Zusammenhang mit dem Einbruch Befehle gegeben hat?", war die Gegenfrage. "Also hattest du tatsächlich Befehle." "Wie auch immer.", blockte er abermals ab. Ich wurde mir dessen bewusst, dass weiteres Nachfragen wohl keine Früchte tragen würde und beschloss daher, dass Gespräch wieder in einer andere Richtung zu lenken. "Nachdem Gielder in die Sicherheitsabteilung eingebrochen ist, was ist dann passiert?" "Jennesse hat ein wenig gezaubert.", meinte Shin grinsend. "Wahrlich eine Meisterleistung, Saya. Das hättest du sehen müssen. Er hat das Band in den Computer eingespielt und dann bearbeitet. Ich habe selbst nicht so genau verstanden wie er das Endprodukt zusammengebastelt hat, aber anscheinend hat er ein Programm entwickelt, das die Bewegungen einer Person analysiert und so zerlegt, dass man sie anschließend nach eigenem Belieben wieder zusammensetzen kann. Genauso, wie wir mit unseren Stimmbändern nur eine bestimmte Anzahl an Lauten hervorbringen können, so können unsere Körperglieder aufgrund ihrer Anatomie nur eine bestimmte Anzahl an Bewegungen ausführen. Anscheinend hat das Überwachungsband genug Material enthalten, um fast alle Bewegungsabschnitte von Osawas Körper - in Anführungszeichen - zu entnehmen und anschließend einen neuen Bewegungsablauf erstellen zu können. Es ist gut möglich, dass Osawa seinen Arbeitsplatz niemals so, wie es auf dem Band zu sehen ist, verlassen hat." Einen Moment lang war ich sprachlos. Das war unfassbar. "Das ist...beeindruckend.", hauchte ich schließlich, woraufhin mein Gegenüber zustimmend nickte. "Ja das ist es. Vor allem wenn man bedenkt, dass er dafür gerade mal eine knappe Dreiviertelstunde Zeit hatte.", fügte er noch hinzu. "Wow...Aber woher der Hut? Und der Koffer? Hut und Koffer bewegen sich nicht, wie hat er die hinbekommen?" "Frag den Magier, Saya. Ich muss zugeben, ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass wir nur sehr knapp vor deiner Code-Warnung mit der Bearbeitung fertig geworden sind. So knapp, dass wir erst einmal in Eile um eine Ecke fahren mussten, bevor wir Gielder aus dem Van lassen konnten, sonst hätten ihn die die Sicherheitskräfte gesehen. Das war auch der Grund, weshalb er so lange gebraucht hat das Band zurückzubringen. Und den Rest weißt du ja." Ich nickte. Dieses Thema war sichtlich abgeschlossen. Zeit zum nächsten überzugehen. "Wie dir vielleicht aufgefallen ist, wollte Kaiba mich gestern Nachmittag nicht gehen lassen. Er schien mich zu verdächtigen...Was meinst du?" "Ich glaube eher, dass er die Gelegenheit nutzen wollte dich über Miss Kendalls alias deinen bisherigen Werdegang im Marketing-Geschäft auszufragen. Wie kommst du darauf, dass er dir gegenüber Verdacht schöpfte?" "Wie gesagt: er wollte mich nicht gehen lassen." "Weil er sichtlich von dir angetan ist. Was mich nicht unbedingt überrascht." Ich schwieg. Er schien zu merken, dass ich nicht vorhatte etwas zu erwidern und fuhr fort. "Ich muss jetzt leider unser nettes Gespräch beenden. Dein Training beginnt Samstag um 7:00 Uhr. Wenn was sein sollte sag Bescheid, ansonsten habe ich vorerst keine Planänderungen vorgesehen. Also mach einfach so weiter wie bisher." Noch bevor er seinen Satz beenden konnte, hatte ich ihm auch schon den Rücken gekehrt. Wer wusste schon auf welche dummen Gedanken Shin kommen würde. Ich sah mich in meiner Vorsichtsmaßnahme bestätigt, als ich hinter mir die Autotür laut zuknallen hörte - zu laut. Eilig steuerte ich das Innere meines Hauses an und sah mich erst in Sicherheit, als mir knapp eine Minute später das Aufheulen eines Motors bedeutete, dass Shin endlich weg war. Nun konnte ich in Ruhe Joggen gehen. Freitag. 17 September. 08:10 Uhr. Mit einem vertrauten PLING öffneten sich die Türen des Fahrstuhls und gaben den Weg zu Seto Kaibas Büro frei. Es war mal wieder Zeit mich von seiner Sekretärin auf die Warteliste für eine Audienz beim CEO höchstpersönlich setzen zu lassen, denn unglücklicherweise war dieser Mann so beschäftigt, dass selbst Mitarbeiter des Konzerns manchmal ihr Anliegen um einige Stunden aufschieben mussten - so lange bis Kaiba Lust und Zeit hatte sich mit deren Anliegen zu beschäftigen. Selbstverständlich gab es Ausnahmen, aber meine Statusberichte über den verlauf des Projekts fielen sicherlich nicht in die Kategorie "dringlich". Erstaunt musste ich feststellen, dass der Schreibtisch am anderen Ende des Korridors leer war. Möglicherweise war sie auf Toilette? Ich ging um den Schreibtisch herum und ließ meinen Blick prüfend über den Arbeitsplatz schweifen. Alles war peinlich genau aufgeräumt, der Computer ausgeschaltet und eine Tasche konnte ich auch nicht ausfindig machen. Ergo: Kaibas blonde und täglich übertrieben gestylte Sekretärin war definitiv nicht in der Firma. Heute also keine Wartelisten? Wie praktisch. Ich dachte gar nicht erst lange nach, sondern trat auf die Mahagoni-Tür rechts von mir zu und klopfte deutlich an. Da ich ohnehin keine Antwort erwartet hatte lugte ich schon im nächsten Moment durch eine spaltbreite Öffnung in das mittlerweile ebenfalls vertraute Arbeitszimmer. Unwillkürlich musste ich blinzeln. Die Strahlen der Morgensonne, die um diese Uhrzeit direkt in das große Zimmer einfielen, schufen eine sehr angenehme und vor allem warme Atmosphäre, nahmen mir jedoch unglücklicherweise die Sicht. Die dunkle Gestalt, die sich vor dem goldenen Hintergrund abzeichnete, musste Kaiba sein. Ich konnte erkennen wie er aufsah - sein Gesichtsausdruck jedoch, blieb mir verschlossen. Obwohl ich seine Reaktion hinsichtlich meiner Störung nicht mit Sicherheit festlegen konnte, war stark anzunehmen dass er nicht besonders erfreut war. "Guten Morgen, Mr. Kaiba.", leierte ich routiniert. "Entschuldigen Sie die Störung, ich müsste bei -" "Reinkommen.", unterbrach mich der CEO kühl. Etwas perplex folgte ich seiner Anweisung und trat vor den Schreibtisch, während er sich in seinem Bürostuhl zurücklehnte. Eine Reihe von Wolken, die sich in der Zwischenzeit vor die Sonne geschoben hatten, ermöglichten es mir endlich sein Gesicht auszumachen. Zu meiner großen Überraschung blickte er mir nicht so abweisend wie sonst entgegen, und auch das Blau seiner Augen schien mir nicht so eiskalt wie an anderen Tagen zu sein. Ich musste mir eingestehen, dass mich der Kontrast des Blaus zum warmen Gold der Sonnenstrahlen faszinierte. Geduldig wartete ich, bis mein Gegenüber das Wort ergriff. "Ich hoffe Sie hatten bei ihrer Kleidersuche letzten Dienstag Erfolg?" Seine Stimme war hart wie eh und jeh. "Was ich damit sagen will, Miss Kendall...", fuhr er, ohne mir eine Chance zum Antworten zu geben, fort, "Ich hoffe sie haben nicht vergessen, was nächsten Montag ansteht." Obwohl ich ein Augenrollen erfolgreich unterdrückte, mussten meine Gedanken unwillkürlich auf meinem Gesicht Ausdruck gefunden haben, da Kaiba milde belustigt dreinblickte. Es war seltsam zu beobachten, wie sich Belustigung aber gleichzeitig auch die wie üblich aufgesetzte Kälte, die er anscheinend jedem Menschen entgegenbrachte, auf seinem Gesicht wiederspiegelten. Kombiniert mit der Härte seiner Stimme und einem Hauch Langeweile, ergab das Ganze einen fast bizarren Gesamteindruck. Es war so offensichtlich eine Fassade... Was in aller Welt hatte ihn zu solch einem Verhalten treiben können? "Die Wohltätigkeitsveranstaltung.", grummelte ich. "Farbe?" "Weinrot." "Stoff?" "Satin." "Interessant.", kommentierte er meine Beschreibung. "Mister Kaiba, ich müsste bei Gelegenheit einige Dinge mit Ihnen besprechen, hinsichtlich des Projektes. Zum einen will ich Ihnen den Bericht über die Fortschritte des Projekts geben. Außerdem hätte ich noch ein paar Vorschläge zu denen ich gerne vorerst ihre Meinung hören würde, bevor ich sie mit dem Team ausarbeite. Sagen Sie mir Bescheid wenn - " Das laute Knallen der Mahagoni-Tür gegen die angrenzende Wand unterbrach mich an diesem Morgen einmal mehr. Noch bevor ich mich ruckartig in Richtung Tür drehen konnte, registrierte ich zufrieden, dass meine Schreckhaftigkeit von heute Früh lediglich eine Ausnahme gewesen sein konnte. Weder mich noch Kaiba hatte der laute und vor allem unerwartete Knall aus der Ruhe bringen können - Meine Augen weiteten sich überrascht. Kaiba hatte sich auch nicht erschreckt...? Meine Gedanken selbst unterbrechend starrte ich schon im nächsten Moment staunend zur Bürtür. Denn die Person, die ich dort erblickte, ließ mir keine Zeit dieses soeben erworbene Detail zu analysieren. Das war doch äußerst interessant! Einen kurzen Augenblick musterte ich die Erscheinung einer Frau, die heftig atmend und sichtlich verärgert, ihre Hände zu Fäusten geballt, im Türrahmen stand. Ich kannte sie... Sie war... Es war also doch etwas dran an den Medienberichten! Seto Kaiba - Frauenschwarm und berühmter Firmenchef - hatte ein Verhältnis zu Shitsuna Satoru, einem japanischen Model der obersten Riege! Einige Sekunden lang war außer dem unregelmäßigen Schnaufen Shitsunas gar nichts zu hören. Ohne auch nur Notiz von mir zu nehmen setzte sie sich schließlich in Bewegung und ließ Kaiba dabei nicht aus dem Augen. Obwohl es mich brennend interessierte was sich hier in den nächsten Minuten abspielen würde, wusste ich, dass es nun Zeit für meinen Abgang war. Man konnte die Luft um das blonde Model herum förmlich Knistern hören. Der CEO saß immernoch in seinem Bürostuhl, die Ellbogen auf die Armlehnen gestützt, und sah zuerst Shitsuna und dann mich über seine ineinander gekreuzten Finger hinweg an. Shitsunas Auftritt schien ihn kein bisschen beeindruckt zu haben. Als er sprach, sprach er mit wie gewohnt kühler und desinteressierter Stimme. "Gut, dann können sie mir auch gleich einen Kaffee mitbringen." "Wie bitte?", antwortete ich verwirrt. Und dann grinste er. Nicht dieses übliche Kaiba-Grinsen, sondern ein fast anzügliches, charismatisches Grinsen, dass wohl tausende von Frauen zum Schmelzen bringen konnte. "Ich hätte gerne einen Kaffee...Cynthia." Ich war sprachlos. Die Tatsache dass er mich gerade bei meinem vermeintlichen Vornamen genannt hatte, verblüffte mich ebenso sehr, wie mich seine Flirtversuche über Shitsunas Kopf hinweg ärgerten. Mit einem Schlag wurde mir bewusst was Kaiba vorhatte. Ich war zum Spielball geworden. Shitsuna sollte zurechtgewiesen werden und ich war Mittel zum Zweck. Was auch immer Shitsuna so in Rage versetzt hatte, gab ihr - aus Kaibas Sicht - nicht das Recht unangemeldet in sein Domizil einzufallen und schon gar nicht seine Angelegenheiten so unbedacht zur Schau zu stellen. Und dieser Flirt war nur der erste Schlag in den Magen. Ich schluckte. Ich konnte mir vage ausmalen was dem Model nun blühte... "Sie wollen dass ich jetzt die Papiere hole?", erkundigte ich mich vorsichtig; seinem Gedankengang konnte ich nur langsam folgen. "Richtig." Immernoch über seinen nicht gerade dezenten Zug verärgert, hob ich wissend die Augenbrauen und stellte sicher, dass sich auch ein Hauch Überheblichkeit auf meinem Gesicht abzeichnete. "Und Sie wollen dass ich Ihnen einen Kaffee bringe...?" Sein Lächeln wurde noch breiter. "Habe ich das nicht gerade eben gesagt?" Ich war drauf und dran ihm seine "Bitte" abzuschlagen und sie an seine Sekretärin weiterzugeben, als mir einfiel, dass dies nicht möglich war. Ich musste wohl oder übel mitspielen. Aber aus meinem Widerwillen wollte ich keinen Hehl machen: die Arme vor der Brust verschränkend atmete ich einmal tief ein und wieder aus. Arme Shitsuna. "Schwarz?" "Sehe ich so aus als würde ich etwas anderes trinken?" Rhetorische Fragen waren gut. Auf die musste man nicht antworten. Ich drehte mich auf dem Absatz um und steuerte die Zimmertür an. Noch bevor ich ebendiese schloss, warf ich noch einmal einen mitleidigen Blick auf die blonde und mittlerweile vor Wut bebende Furie und machte mich anschließend zügig auf den Weg in Kendalls Büro. Ich wusste dass es strategisch korrekter gewesen wäre dieses Gespräch zu belauschen. Ich wusste dass Shin mich deswegen, wenn er davon Wind bekommen hätte, zur Rede gestellt hätte. Aber ich wusste auch wie sie sich fühlte. Wie Shitsuna sich fühlen musste. Abserviert. Vielleicht sogar benutzt? Oder interpretierte ich viel zu viel in diese Sache hinein? Handelte es sich wohlmöglich um etwas ganz anderes? Im Büro angekommen setzte ich sofort Wasser auf und trug anschließend Dokumente zusammen, von denen mir Kendall aufgetragen hatte sie Kaiba vorzulegen und seine Meinung zu ihnen einzuholen. Ich konnte die Parallelen, die sich zwischen meiner Situation mit Shin und der Shitsunas mit Kaiba auftaten, einfach nicht verdrängen. Gedankenverloren starrte ich Löcher in die mir gegenüberliegende Wand. Ich würde sicher nicht mit Kaiba schlafen - konnte nicht mit ihm schlafen...! Nicht wenn die Parallen so offensichtlich waren. Es ginge absolut gegen meine Prinzipien! Die Anweisungen Shins oder des Diktorats waren mir egal...und um meiner selbst Willen würde ich mir etwas anderes einfallen lassen müssen. Entschlossen nickte ich mir selbst zu. Das Wasser kochte. Als der Kaffee fertig war ging ich mich mit den Papieren in der einen, und einem Tablett auf dem ich den Kaffee platziert hatte in der anderen Hand zurück; innerlich hoffend, dass Shitsunas und Kaibas Disput bei meiner Ankunft schon beendet sein würde. Dort angekommen musste ich feststellen, dass dem nicht so war. "Wie kannst du es wagen?! Weißt du eigentlich wie mich das in der Öffentlichkeit darstehen lässt?!" Ich stutzte. Weder angesichts des Gesagten, noch angesichts der Tatsache, dass man Shitsunas aufgebrachte Stimme sogar durch die dicke Tür laut und deutlich ausmachen konnte. Es waren vielmehr die Emotionen, welche in Shitsunas Stimme mitgeschwngen hatten, die mich verblüfften. Sie schien gekränkt zu sein, und aufgebracht noch dazu. Aber nicht verzweifelt. Nicht wie ich erwartet hatte. "Wir sind kein Paar, also habe ich dir gegenüber absolut keine Verpflichtungen.", kam es kalt vom CEO - anscheinend die Ruhe in Person. Wieso kamen mir diese Worte so seltsam vertraut vor...? "Das wirst du mir büßen Kaiba!" Je mehr sich Shitsuna aufregte, desto besser fühlte und enspannte ich mich. So lange sie genügend Kraft hatte sich so aufzuführen, konnte Kaiba ihre Gefühle nicht ernsthaft verletzt haben. Sie würde nicht brechen - das war mir nun klar. Hier ging es lediglich um angekratzten Stolz und einer ungesunden Portion Eitelkeit. Und genau betrachtet passte diese Reaktion vorzüglich zu ihrem Charakter. Shitsuna nahm in der Männerwelt ungefähr die Position ein, die Seto Kaiba in der Frauenwelt beherbergte, mit dem Unterschied, dass sie nicht so unterkühlt, sondern eher sehr warm und einnehmend wirkte. Die Art wie ihre blonden Haare ihren Körper umspielten, das stets angedeutete Lächeln und nicht zuletzt ihre charismatische Art, beschworen bei den Menschen unweigerlich das Bild eines Engels herauf. Zauberhaft, und einfach beneidenswert. Sie war wie das allseits beliebte Mädchen einer Kleinstadt, die genau wusste wie sie auf ihre Mitmenschen wirkte und die ein "Nein" als Antwort nicht hinnahm. Plötzlich neugierig geworden, trat ich näher und spitzte die Ohren - leider einen Tick zu spät. Kaum hatte ich ein Ohr an die Tür gelegt, hörte ich das Model in meine Richtung stampften und wich gerade noch rechtzeitig aus, als die Tür auch schon aufgerissen wurde. Mit meinem Tablett hatte ich leider weniger Glück. Shitsuna, die gerade drauf und dran gewesen war mich zu überrennen, hielt bei meinem Anblick inne und nur dank meiner stark ausgeprägten Reflexe konnte ich verhindern dass der Kaffee Bekanntschaft mit dem mausgrauen Teppich machte. "Passen Sie gefälligst auf!!" Komisch! Hätten diese Worte nicht aus meinem Mund kommen sollen? Nachdem ich ein wenig in die Knie gesunken war um das Gleichgewicht auf dem Tablett halten zu können, musste ich meinen Kopf anheben, um verärgert zu Shitsuna hoch zu blicken, die - nebenbei bemerkt - mörderisch hohe Stöckelschuhe trug. Während sie jede meiner Bewegungen misstrauisch beäugte, stellte ich mich schließlich vorsichtig wieder auf. Shitsunas gerötete Wangen und ihre sich unregelmäßig hebende Brust unterstrichen die Tatsache, dass es in dem Büro gerade so ziemlich gekracht hatte. "Hatten Sie nicht gerade vor zu gehen?", fragte ich giftig. In Rage und dementsprechend angriffslustig wollte sie schon zu einer Antwort ansetzen, als Seto Kaiba höchstpersönlich ihr das Wort abschnitt. "Shitsuna wollte gehen." Mit einem fast mordlustigem Blick ruckte ihr Kopf in seine Richtung. Ich hatte wirklich das Gefühl dass sie bald in die Luft gehen würde, wenn nicht irgendjemand etwas unternahm. Entgegen meiner Erwartungen, machte sie schnaubend kehrt und stöckelte mit geübten Hüftschwüngen zum Aufzug. Etwas verwundert, da ich ja eigentlich noch eine Szene erwartet hatte, blickte ich ihr eine Weile hinterher. "Wollen Sie dort Wurzeln schlagen, oder was?", bemerkte der CEO mit heute zum ersten Mal hörbar gereizter Stimme. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen, das mir die Vorstellung von einem, gegenüber Shitsuna, hilflosen Kaiba entlocken konnte, drehte ich mich schließlich zu ebendiesem um und schloss nebenbei die Tür. "Was soll dieses Grinsen?", knirschte mein "Chef" während ich auf seinen Schreibtisch zutrat, ihm die Papiere und den Kaffee vorlegte und mich amüsiert in den den Bürostuhl gegenüber seines Schreibtischs setzte. "Weil ich die Situation von vorhin einfach nicht missverstehen konnte. Und da drängt sich mir die Frage auf, warum sie einem Supermodel den Laufpass geben?", fragte ich gespielt ungläubig. Zwischen uns trat Stille ein, bis er seine Aufmerksamkeit auf die Dokumente die ich ihm gebracht hatte lenkte und damit begann sie sich durchzulesen. "Wenn Sie keine Bekanntschaft mit meinen Anwälten machen wollen, dann rate ich Ihnen den heutigen Vorfall nicht an die Medien weiterzugeben; habe ich mich klar genug ausgedrückt?" Pause. "Also worum geht es hier?" Mit einem Kopfnicken deutete er auf die von mir mitgebrachten Papiere. Ich begann mit meinen Ausführungen über das Geschäftliche und brachte dabei genau so die Vorschläge ein, wie Kendall es mir aufgetragen hatte. Da die Tarnung unseres Vans aufgeflogen war, war ich in dieser Situation vorerst auf mich allein gestellt. Und ich schlug mich ganz gut, wie ich fand. Die letzten vier Tage hatte ich versucht mir so viel wie möglich über Marktstrategien und allem was in den Bereich des Marketing fällt anzueignen, indem ich bei den Meetings mit dem Team der Kaiba Corporation und Kendall aufmerksam zugehört hatte. Nun hatte ich einen wirklich guten Überblick gewonnen, sodass ich manchmal auch eigene Ideen einbringen konnte. Tatsächlich musste ich zugeben dass diese Mission eine wohltuende Abwechslung zu meinen übrigen Aufträgen darstellte. Während ich mit einigen Dokumenten beschäftigt war, merkte ich wie der CEO von den seinen hin und wieder aufsah. Sein Blick jedoch blieb mir ein einziges Rätsel. "Sagen Sie Mister Kaiba, soll mich dieser Blick eigentlich einschüchtern oder verfolgen Sie andere Absichten?", fragte ich wie beiläufig ohne aufzusehen. Aus den Augenwinkeln konnte ich wahrnehmen dass seine Aufmerkamkeit nun abermals mir galt. Ich hoffte ihn beeindruckt zuhaben, immerhin kam es sicherlich nicht jeden Tag vor, dass jemand den Mut aufbrachte so direkt mit dem CEO zu reden, und schon gar nicht ein solches Thema anzuschneiden. "Ich fürchte meine Absichten sind meine eigenen, Cynthia." Nun ja, auf jeden Fall schien er nicht verärgert zu sein. "Wissen Sie, ich kann mich nicht daran erinnern Ihnen jemals angeboten zu haben, mich bei meinem Vornamen zu nennen." "Und ich kann mich nicht erinnern Ihnen jemals angeboten haben mich bei meinem Vornamen zu nennen." "Das habe ich nie.", antwortete ich automatisch. "Nein, haben Sie nicht, Cynthia. Es war lediglich ein Angebot." Ich machte große Augen. Schlug er mir gerade vor ihn "Seto" zu nennen?! Amüsiert blickte ich Kaiba entgegen. "Ich denke, dass wir es bei "Mr. Kaiba" belassen sollten.", kam es fast lachend von mir. "Komisch, dabei dachte ich wir wären auf dem besten Weg zu "Seto".", konterte er in gewohnt kühler Manier. Meinte er das tatsächlich ernst? "Glauben Sie ja nicht, dass ich Ihnen in irgendeiner Weise entgegenkommen möchte, Cynthia. Sie kennen Sie Umgangsformen auf nichtsnutzigen Cocktail-Parties, die sich als Wohltätigkeitsveranstaltung tarnen. Wenn es nach mir ginge würde ich überhaupt nicht hingehen und lediglich das Geld spenden." Eine Augenbraue hebend sah er mich abwartend an. "Angesichts unseres Alters wäre diese Anrede wohl tatsächlich angebrachter, vergleicht man aber den Status...", überlegte ich laut und ließ den Firmenchef dabei keine Sekunde lang aus den Augen. Das Gesagte war mehr realistische Feststellung als Kompliment und ich war mir sicher dass Kaiba klug genug war, um den feinen Unterschied erkennen zu können. Ich schnaubte belustigt, während ich in Gedanken abwägte, ob ich seiner Aufforderung nachkommen sollte oder nicht. Meinen Blick immer noch selbstbewusst auf Kaiba gerichtet, legte ich den Kopf schief und überlegte. Eigentlich war es zu früh...schließlich war der Monat noch lang. Wichtig war, dass er mir diese Option angeboten hatte und ich nun jederzeit darauf zurückgreifen konnte, wenn ich es für richtig hielt. "Sind Sie durch, Mister Kaiba?", erkundigte ich mich als sei nichts gewesen und deutete mit einer leichten Kopfbewegung auf die Dokumente in seiner Hand. Er musterte mich noch kurz ehe er sie mir reichte, ohne das eben Angesprochene zu erwähnen. "Gut. Nun da ich einen umfassenderen Einblick in ihre Vorstellungen gewonnen habe, kann ich das Projekt besser nach Ihren Wünschen gestalten." Zwar konnte ich aus seiner Miene nicht schließen was er von der Sache hielt, als ich aber den Raum verlassen und die Tür hinter mir geschlossen hatte, überkam mich das gute Gefühl, heute meinem Ziel einen Schritt näher gekommen zu sein. Und was haltet ihr davon?? *neugierig ist* Ich freue mich immer über Feedback! Ob negative oder positive Kritik ist egal, jeder Autor möchte nur allzu gern wissen was die Leser von der Story halten :D Ich freu mich! Bis zum nächsten Pitel! *Fahne schwenk* An dieser Stelle möchte ich nochmal kurz all meinen Kommi-Schreibern danken! Schmatza. Ihr seid die besten. Eure Mathea Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)