Out of control von Tattoo (Miya x Satochi) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- ~1~ "Auf uns! Möge die Muse auf ewig mit Miya, die Kraft auf ewig mit Satochi, der Pottschnitt auf ewig mit Yukke, meine unvergleichliche Stimme auf ewig mit mir, und die Gunst der Fans auf ewig mit uns allen sein! Kampai!!" verkündete Tatsurou lautstark und stieß sein erhobenes Glas dann mehr oder weniger vorsichtig gegen die der anderen drei Mitglieder von MUCC, ehe er den hochprozentigen Inhalt gierig auf Ex hinterkippte. Das letzte Jahr war ein großer Erfolg für die junge Band gewesen, und auch das Jahr 2002 lief bis jetzt sehr vielversprechend. Sie hatten bereits ein Album sowie einige Mini-Alben und Singles erfolgreich veröffentlicht, waren in Musikzeitschriften wie der Fool's Mate und der Shoxx aufgetaucht, und würden in wenigen Wochen mit den Aufnahmen für ihr zweites Album beginnen. Das hatten sie heute von ihrem Manager erfahren und sofort einstimmig beschlossen, zur Feier des Tages in ihrem Lieblingsklub einen trinken zu gehen. Und so hockten die vier wenige Stunden später schon leicht angeheitert in einer Sitzecke, quatschten und blödelten ausgelassen herum. Sogar Miya, seines Zeichens Bandleader und Spielverderber, lachte sich über die Witze von Yukke krank und knutschte zwischendurch ungestüm mit Satochi herum, was er sonst eigentlich vor den Augen anderer vermied. Dem Drummer konnte das nur recht sein. Er hielt nicht viel davon, ihre Beziehung zu verheimlichen, und hatte Miya mal nach einer langen Diskussion das Versprechen abgerungen, in der Öffentlichkeit zu ihm zu stehen falls sie Erfolg mit ihrer Band haben sollten. Der Ältere flüsterte ihm plötzlich etwas ins Ohr, schob ihn dann von seinem Schoß, auf dem Satochi es sich vor einer Weile gemütlich gemacht hatte, und stand auf. Nachdem er ohne ein weiteres Wort gegangen war fragte Tatsurou neugierig, wo das Leaderchen denn hinwolle, und der Drummer antwortete mit stoischer Miene "Er muss mal für kleine Gitarristen." Da prusteten die anderen beiden sofort laut los und auch Satochi konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen. Sie machten gern mal ihre Späße über Miya's Körpergröße, aber meist nur wenn er nicht gerade anwesend war. Und sie meinten es auch nie böse, jeder der drei hatte sehr viel Respekt vor dem normalerweise recht ernsten jungen Mann. Und Satochi respektierte ihn nicht nur, er liebte ihn auch von ganzem Herzen. Sie waren schon seit der Highschool zusammen, und bis auf ein paar kleine Eifersuchtsszenen von Miya hatte es auch noch keinen richtigen Streit zwischen ihnen gegeben. Der Drummer lächelte bei dem Gedanken an die letzten Jahre ihrer Schulzeit. Damals hatten sie sich ständig heimlich aufs Klo verzogen um dort zu rauchen oder rumzufummeln, erwischt hatte man sie zum Glück nie. Und im letzten Jahr war MUCC gegründet worden, damals noch mit Hiro als Bassist. Der hatte die Band zwei Jahre später aber wieder verlassen und sie hatten dafür ihrem Kameramann Yusuke, genannt Yukke, den Bass in die Hand gedrückt. Was sich als echter Glücksgriff erwies, denn der Jüngste von ihnen war sehr begabt und bei den Fans wegen seiner ungezwungenen und offenen Art auch überaus beliebt. Und Tatsurou und Satochi hatten endlich jemanden, den sie piesacken konnten. Damit war Tatsurou auch im Augenblick beschäftigt, und Satochi sah lachend zu wie der Sänger versuchte, dem zeternden Blonden seinen Strohhalm ins Ohr zu stecken. "Hey, willst du tanzen?" sprach ihn da plötzlich jemand an und der Drummer blickte überrascht hoch in das hübsche Gesicht eines Fremden. Dieser lächelte ihn verführerisch an und wartete auf eine Antwort, bekam sie auch bald, allerdings nicht vom Objekt seiner Begierde. "Nein, will er nicht. Und jetzt zieh Leine, du störst." knurrte es hinter ihm und er drehte sich zu einem nicht besonders amüsiert aussehenden Miya um. "Ach Kleiner, nur weil er dich mal rangelassen hat heißt das noch lange nicht, dass du für ihn sprechen darfst. Also überlass gefälligst ihm die Antwort und stell dich hinten an, kapiert?" Bei dieser höhnischen Bemerkung hatte sich der Blick des Gitarristen noch um einiges verfinstert, doch er behielt die Ruhe und schob sich einfach an dem Fremden vorbei auf seinen Platz. Sofort legte er einen Arm besitzergreifend um Satochi's Hüfte und sah seinen Freund gelassen an. "Na, was ist? Willst du mit ihm tanzen?" Ohne einen zweiten Blick auf den anderen zu werfen lächelte Satochi und legte den Kopf schief. "Wieso sollte ich? Auf diesem Planeten interessiert mich nur eine Person, und die sitzt gerade neben mir." Damit lehnte er sich gegen Miya und dieser sah triumphierend hoch zu dem Störenfried. "Reicht dir das oder brauchst du's noch schriftlich?" "Spiel dich nicht so auf." entgegnete dieser darauf unerwartet lässig und wandte sich ein letztes Mal an Satochi. "Vergiss nicht, wenn der Kleine dich langweilt, dann findest du mich hier." Zum Schluss zwinkerte er ihm noch zu, drehte sich dann um und stolzierte davon. "Eingebildeter Arsch..." zischte Miya angewidert und sah dem Kerl noch so lange nach, bis dieser in der Menschenmenge verschwunden war, dann erst widmete er seine Aufmerksamkeit wieder seinen Freunden. Tatsurou und Yukke grinsten bis über beide Ohren. "Du kannst deine Krallen jetzt wieder einziehen, Tiger." witzelte der vorlaute Sänger und Mr. Pottschnitt neben ihm fing an zu kichern, doch bevor Miya die beiden Spaßvögel zurechtweisen konnte, schlangen sich auch schon zwei starke Arme um seine Schultern und Satochi strahlte ihn mit glänzenden Augen an. "Mein Held!" Um seinen bewundernden Worten Nachdruck zu verleihen gab er dem Leader noch einen dicken Schmatzer auf die Wange und grinste dann ebenso breit wie seine Kollegen, und bei diesem zuckersüßen Anblick verflog Miya's schlechte Laune sofort. "Das reicht mir aber nicht als Belohnung." schnurrte er mit einem vielsagenden Blick und Satochi krabbelte augenblicklich zurück auf den Schoß des Gitarristen und versank mit ihm in einen langen Zungenkuss. Ihre beiden Begleiter sahen sich nur genervt an und zuckten gleichzeitig mit den Schultern, dann setzten sie ihren Wettstreit darüber fort, wer von ihnen am lautesten rülpsen konnte. **** Eine halbe Stunde später lehnte Miya draußen an der Hauswand des Klubs und rauchte eine Zigarette. Am Haupteingang war ihm zu viel los gewesen, deshalb hatte sich der Gitarrist um die Ecke in die Seitengasse verzogen. Den Vorfall mit dem aufdringlichen Fremden hatte er schon wieder so gut wie vergessen, er wollte nur mal für fünf Minuten seine Ruhe haben. Gedankenverloren schaute Miya in den für Tokyo üblichen sternenklaren Nachthimmel und zog genüsslich an seiner Kippe, da erklang plötzlich ein Scheppern und Sekunden später rollte eine eingeknickte Bierdose vor seine Füße. Stirnrunzelnd sah er in die Richtung, aus der die Büchse gekommen war, und hörte nun auch Schritte. Zu seinem Ärger stellte sich der Verursacher des Lärms als der aufgeblasene Typ von vorhin heraus, der ihn nun erneut überheblich angrinste. "Na, so ganz allein? Hat dich der Süße etwa schon in den Wind geschossen? Verübeln kann man es ihm ja nicht, wer will schon so einen kleinen Schwächling wie dich? Dann sollte ich wohl besser wieder rein gehen und ihm nochmal Guten Tag sagen, vielleicht ist er ja jetzt zugänglicher." Er hatte sich mittlerweile breitbeinig und mit verschränkten Armen vor Miya aufgebaut, doch den ließ dieses arrogante Machogehabe völlig kalt. "Es stört mich nicht wenn zurückgebliebene Halbaffen versuchen, mich zu beleidigen, aber lass die Finger von meinem Freund. Da hört bei mir der Spaß auf." "Oh, soll ich jetzt etwa Angst vor dir haben, Kleiner?" spottete sein Gegenüber und wollte Miya gegen die Stirn tippen, doch dieser schlug blitzschnell die Hand des Fremden fort bevor sie ihn erreichen konnte. Dann schnippte er seine abgebrannte Zigarette auf den Boden und richtete sich auf. "Ich verschwende meine Zeit nicht mit Leuten wie dir." erwiderte er nur trocken, drehte sich um und wollte wieder in den Klub gehen, doch der andere ließ nicht locker. "Du hast doch bloß Schiss weil Leute wie ich ordentlich was in der Hose haben und wissen, wie sie Typen wie deinen Freund richtig rannehmen müssen. Ich sag's dir, in ein paar Tagen wird der Junge unter mir liegen und darum betteln, dass ich's ihm ordentlich besorge." Miya war bei diesen Worten stehengeblieben, und der Fremde umkreiste ihn nun wie ein Geier und schwärmte weiter von seinen Bettphantasien. "Ich werde ihn so lange durchnehmen bis er schreit, und danach wird er eine ganze Weile nicht mehr sitzen können. Aber das muss er ja auch nicht, auf dem Rücken gefällt mir der Süße eh viel besser. Ich könnte auch noch ein paar Freunde einladen und wir vergnügen uns dann zusammen mit ihm und-" In diesem Moment traf ihn eine Faust mitten ins Gesicht, und schreiend taumelte der Getroffene zurück und hielt sich die Nase. "Halt endlich dein dreckiges Maul, du Perverser!" fuhr Miya ihn aufgebracht an und machte einen Schritt auf den anderen zu, überlegte es sich dann aber doch noch anders und drehte sich wieder weg, um zurück zu seinen Freunden zu gehen. "Hast wohl nicht genug Mumm in den Knochen, du Feigling!" rief ihm der Fremde, lebensmüde wie er anscheinend war, noch hinterher. "Schick mal den Knaben raus, dann zeig ich ihm was ein richtiger Mann ist und er hat dich in einer Sekunde vergessen!" Da riss Miya der letzte Geduldsfaden und er stürmte zurück zu dem Kerl, der diesmal auf den Angriff vorbereitet war. **** "Er braucht aber ganz schön lange..." murmelte Satochi und sah auf seine Uhr. Miya war nun schon seit einer Viertelstunde weg, normalerweise dauerte eine Zigarettenpause bei ihm nicht länger als fünf Minuten. Ein wenig besorgt sah der Drummer hinüber zu seinen Kollegen, die mittlerweile schon ziemlich viel Alkohol intus hatten. "Dann geh halt nachsehen, wo er bleibt..." lallte Tatsurou und fing ohne ersichtlichen Grund an, zu kichern. Yukke blinzelte verwirrt zwischen den beiden hin und her, dann legte er seinen Kopf wieder zurück auf die Tischplatte und schnarchte weiter. "Danke Leute, ihr seid mir eine große Hilfe." seufzte Satochi, stand auf und bahnte sich einen Weg durch die Menge zum Ausgang. Da er sich mehr mit seinem Freund als mit den Bierflaschen beschäftigt hatte, war er im Gegensatz zu den zwei Schnapsleichen, die an ihrem Tisch zurückgeblieben waren, in einem ziemlich nüchternen Zustand. Der Drummer trat hinaus auf den Fußweg und schaute sich suchend nach Miya um, und als er ihn auf dieser Seite des Gebäudes nicht entdecken konnte, versuchte er sein Glück in der schmalen Seitengasse. Hier waren keine Menschen, jedenfalls nicht so weit vorne, doch als er sie weiter entlang ging hörte er plötzlich Geräusche. Satochi legte noch ein paar Meter zurück, dann konnte er im trüben Licht einer Laterne zwei Gestalten erkennen, die offenbar damit beschäftigt waren, sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen. Um zu sehen, ob da gerade jemand überfallen wurde oder ob er sonst irgendwie helfen konnte, eilte der Drummer auf die beiden zu, aber als er endlich erkannte, wer sich dort prügelte, blieb er wie angewurzelt stehen und seine Augen weiteten sich vor Schreck. Der eine war der Typ, der ihn vorhin ihm Klub so eindeutig angemacht hatte, und der andere war… Miya. Satochi konnte sich nicht bewegen, wie gelähmt stand er da und beobachtete den Kampf. Obwohl der Unbekannte einen halben Kopf größer war als Miya, hatte er offensichtlich schon um einiges mehr einstecken müssen als der wütende Gitarrist. Dessen Fäuste prasselten nur so auf den Kerl ein, es schien als habe er komplett die Kontrolle über seinen sonst so klaren Verstand verloren. Schlag um Schlag traf Miya seinen Gegner direkt in das mittlerweile blutende Gesicht, und auch als der andere zu Boden ging ließ er nicht von ihm ab. Als Satochi das sah löste sich endlich seine Starre und er sprintete los. Gerade als Miya mit einem Arm weit ausholte, um den Fremden endgültig k.o. zu schlagen, erreichte der Drummer die beiden, riss seinen Freund wieder auf die Beine und schlang seine Arme von hinten um dessen Oberkörper. Er musste seine ganze Kraft aufbringen um Miya festzuhalten, der noch gar nicht richtig realisiert hatte wer ihn gerade davon abhielt, den Mistkerl fertig zu machen. "Lass mich los!!" schrie er, rasend vor Wut, und wand sich in Satochi's Umarmung. Der Jüngere erkannte ihn gar nicht mehr wieder. "Bitte… bitte hör auf, Miya…" flüsterte er gerade laut genug, damit der Gitarrist ihn verstehen konnte, und vergrub sein Gesicht in dessen Nacken. "Du machst mir Angst…" Als hätte man ihn mit eiskaltem Wasser überschüttet hielt der Gitarrist sofort inne und starrte geschockt auf den blutenden Mann vor sich. Was zur Hölle machte er hier eigentlich? Wie konnte er nur derartig austicken, dass er einen Fremden beinahe krankenhausreif schlug und seinem eigenen Freund Angst einjagte? Hatte er den Verstand verloren? Schwer atmend lehnte Miya sich gegen Satochi und schloss für einen Moment die Augen, dann öffnete er sie wieder und legte seine Hände auf die Arme, die ihn noch immer festhielten. "Ist schon gut… ich bin wieder da…" versuchte er den zitternden Drummer zu beruhigen, dann funkelte er das Häufchen Elend, das sich in der Zwischenzeit wieder etwas aufgerappelt hatte, bedrohlich an. "Und du, mach dass du verschwindest." Mehr war nicht nötig um den Kerl zum Rückzug zu bewegen, vor Schmerz ächzend kam er auf die Beine und stolperte davon. Der würde sich garantiert nicht mehr an jemanden ranmachen, der schon vergeben war, darauf wettete Miya. Aber das war im Moment nicht so wichtig, jetzt galt es erst einmal, sich bei seinem Freund zu entschuldigen. "Satochi… du kannst mich wieder loslassen, er ist weg." Da lösten sich die Arme um seinen Oberkörper langsam und gaben ihn schließlich frei, sodass Miya sich zu dem anderen umdrehen konnte. Es versetzte seinem Herzen einen Stich als er merkte, wie blass Satochi war. "Tut mir leid… aber als der Typ herkam und mir erzählte, wie schnell er dich rumkriegen könnte und was er im Bett alles mit dir anstellen würde… da bin ich ausgerastet." Sanft streichelte er dem Drummer dabei über die Wange und sah ihn aufrichtig an. "Sowas kommt nicht wieder vor, versprochen." Als er das sagte blickte Satochi ihm fest in die Augen und nickte. "Da hast du verdammt Recht, Miya, sonst bist du mich nämlich los. Ich klopp mich zwar auch ab und zu ein bisschen mit Yukke rum, aber das hier war eine echt brutale Schlägerei, und ich will keinen Schlägertypen als Freund." Besorgt über diese ernsten Worte biss Miya sich auf die Unterlippe und zuckte überrascht zusammen. Er hatte gar nicht gemerkt dass sie bei einem Schlag aufgeplatzt war und ein wenig blutete. Satochi schmunzelte über den erstaunten Gesichtsausdruck des Gitarristen und fuhr mit seinem Zeigefinger leicht über die verletzte Lippe. "Außerdem wäre es doch wirklich ein Jammer wenn du dir von solchen Idioten dein wunderschönes Gesicht entstellen lassen würdest." Miya hatte keine Zeit, um darauf etwas zu erwidern, denn Satochi hatte sich schon vorgebeugt und gab ihm einen vorsichtigen Kuss auf den Mundwinkel. Er wollte Miya nicht weh tun, doch diesem war der Schmerz egal. Und so griff er nach Satochi's Kinn, als der Jüngere sich zurücklehnte, zog ihn wieder zu sich und küsste ihn gierig. Sein Freund zögerte auch nur eine Sekunde, dann schlang er beide Arme um den Hals des Gitarristen und erwiderte den Kuss genauso leidenschaftlich. Seine Zunge glitt dabei über den blutenden Riss und der kupferne Geschmack trieb seinen Puls noch mehr in die Höhe, ließ ihn sich noch fordernder gegen Miya drängen. Diesem entwich ein Keuchen als er sein eigenes Blut auf den Lippen und der Zunge des anderen schmeckte, und hastig vergrub er seine Hände in dessen Haaren und presste ihre Münder noch stärker aufeinander. Die Mischung aus Schmerz, Blut und dem süßen Geschmack von Satochi versetzte ihn in einen Rausch, er konnte an nichts anderes mehr denken, nichts anderes mehr wahrnehmen, und am liebsten hätte er ihn sofort hier und jetzt genommen. Doch der Drummer machte Miya einen Strich durch die Rechnung, indem er ihn plötzlich von sich drückte und trotz der offensichtlichen Lust in seinen Augen den Kopf schüttelte. "Nein mein Lieber, daraus wird nichts. Ich finde dass du eine kleine Strafe verdient hast, und die heißt: Keinen Sex heute Nacht." Entgeistert starrte der Gitarrist ihn an. "Was? Das kann doch nicht dein Ernst sein?! Komm schon, ich hab mich doch entschuldigt!" Doch all sein Quengeln und Bitten half nichts, Satochi ließ sich nicht umstimmen. Als sie später zu Hause im Bett lagen versuchte Miya sein Glück erneut, was damit endete dass er auf die Couch umziehen musste. Doch einen wirklich langen Schlaf hatte in dieser Nacht keiner von beiden. Miya nicht weil seinem Körper plötzlich einfiel, dass er doch auch einiges an Schlägen abbekommen hatte, und Satochi nicht weil er sich Sorgen machte. Er wusste dass Miya, wenn es um den Drummer ging, seine Eifersucht manchmal nicht ganz im Griff hatte, aber es war noch nie so ausgeartet wie vorhin. Satochi hoffte inständig dass der Ältere sein Versprechen ernst nehmen und es wirklich zu keinen weiteren sinnlosen Auseinandersetzungen kommen lassen würde… aber was war wenn er erneut provoziert wurde und sein Temperament doch wieder mit ihm durchging? Würde Satochi es dann übers Herz bringen und ihn verlassen? Unruhig rollte er sich auf die leere Seite des Bettes, wo Miya jetzt normalerweise gelegen hätte, und ein leises Seufzen durchbrach die Stille. Er kannte die Antwort… Kapitel 2: ----------- ~2~ Die ungewohnte Kälte um ihn herum ließ Satochi sehr früh wieder erwachen, die Sonne ging gerade erst auf. Daher drehte er sich auf die andere Seite und versuchte weiterzuschlafen, aber das Bett war ohne Miya so schrecklich groß und leer, dass der Drummer sich schließlich geschlagen gab und aufstand. Wenn er nun schon mal wach war... Auf Zehenspitzen huschte er in das halbdunkle Wohnzimmer und lächelte bei dem Anblick, der sich ihm dort bot. Miya hatte seine Bettdecke als eine Art Satochi-Ersatz zusammengerollt und umklammerte sie mit beiden Armen. Er sah ganz friedlich aus, wie ein kleiner Engel, und nur seine aufgesprungene Unterlippe und die Tatsache, dass er jetzt hier auf der Couch lag und nicht in ihrem gemeinsamen Bett, erinnerten daran dass er sich noch vor wenigen Stunden alles andere als engelsgleich verhalten hatte. Aber das lag in der Vergangenheit, im Hier und Jetzt zählte für Satochi nur, dass er sich nach der Nähe und Wärme seines Freundes sehnte. Und so entzog er ihm langsam die Decke, woraufhin Miya leicht die Stirn runzelte, und legte sich dann an ihrer Stelle neben den Gitarristen. Dessen Stirn glättete sich sofort wieder und er schlang seine Arme um den Oberkörper des echten Satochi. "Morgen..." brummte er verschlafen, ließ seine Augen aber noch geschlossen. "Morgen. Gut geschlafen?" kam es von dem Jüngeren, der sich mit einem Arm auf der Couch abstützte und mit der Hand des anderen kleine Schlangenlinien auf Miya's nackten Bauch malte. Es war Sommer, da schliefen sie beide nur in Shorts. "Von wegen gut geschlafen. Die Couch ist total unbequem." beschwerte sich der Leader grummelnd, und mit einem Grinsen, das Miya allerdings nicht sah, entgegnete Satochi "Wenigstens ist sie schön breit. Und tröste dich, wir haben beide gelitten." Etwas leiser und nicht mehr grinsend fügte er hinzu "Ich hab dich vermisst..." Da schlug der andere blinzelnd die Augen auf und sah ihn endlich an. "Hättest mich ja nicht rausschmeißen müssen." Eine Weile schauten sie sich nur tief in die Augen und sagten kein einziges Wort, dann beugte Satochi sich zu Miya hinunter und küsste ihn sanft auf die Lippen. "Lass uns das von gestern Nacht nachholen." hauchte er leise gegen den leicht geöffneten Mund des anderen und versiegelte ihn sogleich wieder mit seinem eigenen. Der Gitarrist schloss die Augen und erwiderte den Kuss, ließ dabei seine Hand langsam über die warme Haut von Satochi's Rücken gleiten. Sofort schmiegte dieser sich noch enger an seinen Freund, und während ihre Zungen miteinander spielten, wanderte Miya's freie Hand zwischen die Beine des Jüngeren und begann ihn durch den Stoff seiner Shorts zu massieren. Satoshi stöhnte bei der intimen Berührung heiß in ihren Kuss hinein und unterbrach ihn schließlich, um sein Gesicht in der Halsbeuge des Gitarristen zu vergraben. Dies nutzte Miya sofort aus, drückte Satochi sanft nach hinten und ließ sich von ihm mitziehen, sodass er nun oben lag. Er wusste genau was sein Freund jetzt brauchte, die Lust und Ungeduld war mehr als deutlich in den dunklen Augen des Drummers zu erkennen. Kein Kuscheln. Kein Vorspiel. Nur Sex. Und Miya wäre es nicht im Traum eingefallen, Satochi die Befriedigung seiner Bedürfnisse zu verweigern. **** Eine Stunde und etliche Höhepunkte später lagen die beiden völlig erschöpft nebeneinander auf dem Boden (die Couch hatte ihrer Phantasie schon bald nicht mehr genug Spielraum geboten) und versuchten wieder Herr ihrer Atmung zu werden. "Also ganz ehrlich, Miya..." keuchte Satochi, den Blick weiterhin starr auf die Zimmerdecke gerichtet, "wir müssen die Probe heute... wirklich ausfallen lassen... Ich kann mich unter... gar keinen Umständen... irgendwo hinsetzen... und das ist ganz allein... deine Schuld." Ein kurzes Lachen fand seinen Weg durch die schnellen Atemzüge des Gitarristen. "Soll das etwa heißen... dass du keine Lust... auf eine neue Runde hast?" Er drehte den Kopf zur Seite und sah seinen Freund neugierig an, welcher nun ebenfalls zu ihm hinüberschielte und einen Schmollmund zog. "Das hab ich... nicht gesagt..." Grinsend zog Miya den verschwitzten Körper neben sich mit letzter Kraft in seine Arme und wartete noch einen Augenblick, bis er wieder ohne längere Atempausen sprechen konnte. "Na gut, du hast mich schon überredet. Dann eben keine Probe. Yukke und Tatsurou werden sich freuen, es würde mich jedenfalls nicht wundern wenn die beiden heute mit einem ziemlich heftigen Kater aufwachen. Wahrscheinlich wären sie sowieso zu nichts zu gebrauchen." Damit zwinkerte er dem Drummer zu und Satochi lächelte selig. Aber seine Freude war nur von kurzer Dauer, dann verschwand das Lächeln langsam wieder und er starrte Miya nachdenklich an. Dieser blinzelte überrascht und der prüfende Blick wurde ihm schnell unangenehm. "Was hast du? Ist was nicht in Ordnung?" "Ich weiß es nicht... aber ich hoffe sehr, dass alles in Ordnung ist und du auch wirklich einsiehst, dass du nicht den geringsten Grund zur Eifersucht hast." Satochi sah Miya eindringlich in die Augen während sein Zeigefinger über die Stirn, Schläfe, Wange und schließlich den Mund des Gitarristen glitt, der einen kleinen Kuss auf die Fingerspitze hauchte. "Miya, ich liebe dich, und ich weiß nicht wie oft ich es noch sagen muss bis du mir endlich glaubst. Ich weiß nur dass es nie einen anderen für mich geben wird-" bei diesen Worten drückte er seine Lippen sanft gegen die des Älteren, lehnte sich danach wieder zurück und schaute ihn nun beinahe flehend an, "also vertrau mir bitte und lass dich wegen mir nicht mehr provozieren. Sonst verlierst du mich." Und Miya wusste in diesem Moment ganz genau, dass das keine leere Drohung war. Ja, eine Drohung. Als genau das fasste er Satochi's Worte auf. Nicht als verzweifelten Appell an seine Vernunft oder sein Herz, sondern als die klare Ansage 'Wenn du nicht tust was ich dir sage, dann war's das mit uns.' Denn so genial und rational der Gitarrist bei allen Dingen, die ihre Band und die Musik betrafen, auch war, in Beziehungsangelegenheiten wurde er sehr schnell unsicher und misstrauisch. Und sein nun erwachtes paranoides Ich konnte nicht anders als sich vorzustellen, was noch alles hinter dieser Drohung stecken könnte. 'Vielleicht will er mich so dazu bringen, unvorsichtig zu werden und ihn nicht ständig im Auge zu behalten, damit er sich dann ungestört mit anderen Kerlen vergnügen kann... und ich könnte nicht mal etwas sagen, weil er es gleich abstreiten und mit mir Schluss machen würde.' Miya kniff die Augen zusammen und versuchte, diese abscheulichen Gedanken aus seinem Kopf zu verdrängen, dann öffnete er sie wieder, sah in das besorgte Gesicht seine Freundes und nickte. "Ich vertraue dir." Das war das einzige was er – auch wenn es leider nicht ganz der Wahrheit entsprach - in diesem Moment erwidern konnte, und um seine Worte zu bekräftigen gab er Satochi einen Kuss auf den Mund und anschließend noch einen auf die Stirn. Ein 'Ich liebe dich auch' war nicht nötig, denn sie wussten beide ganz genau was Miya für den Drummer empfand. Dieser kuschelte sich lächelnd in die Arme seines Freundes und spürte erleichtert, wie eine tonnenschwere Last von seinem Herzen abfiel, doch ohne es zu ahnen hatte er sie nun Miya aufgebürdet. Und wie lange der Gitarrist damit leben konnte, würde sich noch herausstellen. **** Drei Wochen. So lange ging alles gut. Die vier Musiker hatten vor einigen Tagen mit den Aufnahmen für das neue Album 'Homura Uta' begonnen und verbrachten die meiste Zeit gemeinsam im Studio. Alle waren hochmotiviert, besonders Miya konnte sich vor lauter neuen Ideen mal wieder kaum retten, aber auch Tatsurou, Yukke und Satochi brachten sich voll ein. Es war phantastisch mitanzusehen, wie hervorragend sie zusammenarbeiteten und dabei auch noch großen Spaß hatten, und ihr Manager lobte sie bei den Bossen der Plattenfirma in den höchsten Tönen. Ja, alles lief bestens für die junge Band, und Satochi, der damals beim Songwriting für ihr Debütalbum noch immer Miya um Hilfe gebeten hatte, steuerte mit 'Mae e' sein erstes eigenes Werk bei. Vor lauter Stolz lud er seine Kollegen an dem Abend, an dem sie den Song fertig eingespielt hatten, auf ein paar Drinks in ihre Stammkneipe ein, was natürlich besonders bei Tatsurou und Yukke Begeisterungsstürme auslöste, obwohl sie erst einen Tag zuvor an Miya's 23. Geburtstag ordentlich einen über den Drust getrunken hatten. Dass jeder von ihnen Satochi's Einladung schon wenige Stunden später bitter bereuen würde, konnten sie zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wissen... "Echt schade dass das Sumida-gawa Hanabi Taikai wegen dem Regen ausfällt. Es hätte heute richtig gut gepasst." seufzte Yukke und nahm einen Schluck von seinem Bier. Er liebte die riesigen Feuerwerke in Tokyo, seit sie in die Hauptstadt gezogen waren versuchte er jedes mitzuerleben, und wenn es mal nicht klappte sah er immer aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Er hatte sich sogar extra eine ziemlich teure Kamera geleistet, um die eindrucksvollen Blumen, Sterne, Silberschweife und was es sonst noch alles gab, festzuhalten. Doch daraus würde heute nichts werden, sehr zum Unmut des jungen Bassisten. "Nimm's nicht so schwer, Yukke. In einer Woche findet doch schon das Itabashi Hanabi Taikai statt, und ich glaube kaum dass du so viel Pech hast und es an dem Tag auch regnet." versuchte Miya seinen Freund aufzumuntern und dieser nickte ihm dankbar lächelnd zu. "Hast ja Recht… Aber dann musst du mir auch versprechen, uns an dem Tag nicht zu lange im Studio festzuhalten, damit ich es nicht verpasse!" Bei diesen Worten strahlte der Sänger neben ihm in freudiger Erwartung eines frühen Feierabends, doch ihr Leader machte ihm schnell einen Strich durch die Rechnung. "Geht klar, du kommst rechtzeitig weg. Dann darf Tatsurou eben ein bisschen länger bleiben und an seinen Aufnahmen arbeiten." verkündete er grinsend und der Größte der vierköpfigen Truppe verzog mürrisch das Gesicht. "Wie schön für mich…" Von ihm unbemerkt zwinkerte Miya Yukke unauffällig zu als Zeichen dafür, dass er das nur gesagt hatte um Tatsurou zu ärgern, und der Bassist presste die Lippen aufeinander und verkniff sich mühsam ein Kichern. Zufrieden mit seiner Aufheiterungsaktion lehnte Miya sich zurück, griff nach seiner eigenen halbvollen Bierflasche und leerte sie in wenigen Zügen. "Na endlich, ich dachte schon du willst dich den ganzen Abend an der einen Flasche festhalten." ertönte es da erleichtert neben ihm und eine Sekunde später klebte ein mit Bettelblick augerüsteter Drummer an seinem Arm. "Und jetzt wirst du dir doch bestimmt eine neue besorgen, und wie es der Zufall so will sitze ich auch schon seit einer Weile auf dem Trockenen, also wenn du so lieb wärst und mir auch gleich ein Bier mitbringen würdest…" Große dunkle Augen starrten ihn bittend an, doch Miya blieb einfach still und wartete. Zwei Sekunden. Fünf Sekunden. Zehn Sekunden. Dann endlich lehnte Satochi sich vor und gab ihm einen Kuss auf den Mund, den Miya gleich darauf zu einem Schmunzeln verzog. "Das hat ja ganz schön lange gedauert." Mit diesen Worten stand er von der Sitzbank auf, bekam als Starthilfe noch einen kleinen Klaps auf den Hintern und marschierte dann gutgelaunt hinter zur Bar, um sich und seinen Freund mit Nachschub zu versorgen. Als er weg war beugte Tatsurou sich zu Satochi und piekte ihn in die Schulter. "Sag mal, wer hat dich eigentlich heute nachmittag im Studio angerufen und so ewig lange zugelabert? Du sahst ziemlich genervt aus." Der Drummer verdrehte bei der Erinnerung daran die Augen. "Ach, das war nur meine Schwester. Sie hat mal wieder Stress mit ihrem Freund, und in solchen Fällen muss ich immer als Kummerkasten herhalten. Das Mädel will einfach nicht zugeben dass sie den Kerl im Grunde abgöttisch liebt und bei einem Antrag ohne zu Zögern heiraten würde, stattdessen erfindet sie ständig schlechte Eigenschaften, die er gar nicht hat." Verwundert blinzelten seine beiden Gegenüber ihn an. "Echt? Und was sagt sie dann so über ihn?" wollte Yukke wissen und Satochi überlegte kurz. "Also wenn ich es mir richtig gemerkt habe, meinte sie heute-" Und der Preis für das schlechteste Timing aller Zeiten geht an… Miya! Denn in genau diesem Augenblick kam der Gitarrist wieder in Hörweite seiner Bandkollegen und bekam leider alles, was der Drummer nun zitierte, mit. "Ich halte es nicht mehr aus mit diesem Idioten!" Diese Worte aus Satochi's Mund reichten schon, um ihn wie angewurzelt stehen bleiben zu lassen. Wegen der dünnen Holzwand, die die nebeneinander liegenden Sitzecken voneinander trennte, sah er die drei nicht, genauso wenig wie sie ihn, aber hören konnte er Satochi dafür sehr gut. "Er ist total langweilig und selbstverliebt, keine Ahnung was ich mal so toll an ihm fand." Es fühlte sich an als würde ihm jemand ein Messer ins Herz rammen, immer wieder und wieder und wieder. War das Satochi's Ernst? "Ich kenne niemanden der so arrogant, egoistisch und unsensibel ist wie er!" Offenbar war es tatsächlich sein Ernst. Der Gitarrist konnte einfach nicht fassen wie übel sein Freund hinter seinem Rücken über ihn herzog. "Und außerdem ist er eine Niete im Bett." Diese Worte wirkten wie der finale Hammerschlag auf seinen Kopf, alles drehte sich und Miya hatte das plötzliche Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Hier stand er nun, wenige Meter von seinen Freunden entfernt, mit zwei Bierflaschen in der Hand, umgeben von fremden Menschen die sich an ihm vorbeischlängelten und ihn dabei mit bösen Blicken straften, weil er ihnen im Weg stand. Aber er bemerkte sie nicht. Er musste sich setzen. Aber nicht zu den anderen. Es dauerte einen Augenblick bis er fähig war, seine Füße wieder in Bewegung zu setzen, und sie trugen ihn geradewegs zurück zur Bar, wo er sich schwer auf einen Hocker fallen ließ und die beiden Flaschen auf dem Tresen abstellte. 'Scheiße…' war alles was ihm im Moment einfiel, denn es drückte einfach am passendsten aus wie er sich gerade fühlte. Der Barkeeper, verwundert darüber dass der Typ von eben die Flaschen wieder herbrachte, kam auf Miya zu und sah ihn neugierig an. "Was vergessen, oder ist was mit dem Bier nicht in Ordnung?" Wie in Zeitlupe hob der Angesprochene langsam den Kopf und starrte ihn zunächst nur schweigend an, schließlich murmelte er "Ich brauch jetzt was Stärkeres." und der andere wusste sofort Bescheid. Es bedurfte auch keiner jahrelangen Erfahrung um zu erkennen, dass der junge Mann vor ihm die Absicht hatte, seinen Frust in hochprozentigem Alkohol zu ertränken. Wie so viele, die herkamen. Nicht sein Problem. "Was soll's denn sein?" fragte er daher ganz nüchtern und wartete geduldig, bis Miya sich entschieden hatte. Dem Gitarristen schwirrten tausend verworrene Gedanken im Kopf herum, sodass er mit dieser einfachen Frage zuerst etwas überfordert war und eine Weile brauchte, bis endlich "Wodka" über seine Lippen kam. "Kommt sofort." hörte er die tiefe Stimme des Barkeepers, nickte dankbar und schloss die Augen. Kurz darauf machte seine Stirn es sich auf seinem Unterarm, den er auf den Tresen gelegt hatte, bequem und er sah erst wieder hoch, als ein Glas neben ihm abgestellt wurde. Verwirrt hob Miya eine Augenbraue. War das da tatsächlich ein Cocktailschirmchen in seinem Wodka? Er stupste das pinkfarbene Ding ungläubig mit einem Finger an, aber es verschwand nicht, also war es anscheinend wirklich und wahrhaftig da. Was sollte das denn? Er wollte den Barkeeper fragen, aber dieser stand im Moment am anderen Ende des Tresens und war beschäftigt, also blickte er wieder hinunter auf das Schirmchen. Und als es ihm langsam dämmerte, da konnte der Gitarrist nicht anders als seinen Kopf in eine Hand zu stützen und zu lachen. Es war ein Witz. Genau wie er selbst. Nein, eigentlich doch nicht. Er war kein Witz, er war ein Idiot. Und ein selbstverliebter Langweiler. Was noch? … Ach ja, ein arroganter und unsensibler Egoist. Und natürlich eine Niete im Bett. Hatte er etwas vergessen? Vielleicht sollte er hinübergehen und Satochi fragen, der würde ihn bestimmt liebend gern daran erinnern, an welchen guten Eigenschaften es Miya noch mangelte. 'Aber wann zum Teufel hab ich mich denn bitteschön so sehr verändert? Warum hält er mich für arrogant und unsensibel? Was hab ich denn getan? Und warum sagt er es mir nicht ins Gesicht sondern lässt sich stattdessen vor anderen über mich aus? Das passt überhaupt nicht zu ihm...' Es nützte nichts, sein verzweifeltes Grübeln brachte ihn zu keinem Ergebnis. Nur zu dem Entschluss, dass er Satochi, sobald sie zuhause waren, damit konfrontieren würde. Eine peinliche Szene hier vor allen Leuten musste ja nicht unbedingt sein. Und das wiederum bedeutete, dass er den Rest des Abends so tun musste, als wäre alles in bester Ordnung und als wüsste er von nichts. 'Scheiße…' kam es Miya abermals in den Sinn, 'wie soll ich das denn bloß machen? Ich kann ihm und Yukke und Tatsurou doch gar nicht mehr ins Gesicht sehen!' Da fiel ihm ein dass das Glas auf dem Tresen noch unangerührt war, und mit einem leisen Seufzen griff er danach und kippte den Wodka auf Ex hinunter. Das leichte Brennen in seiner Kehle tat gut, ebenso wie die Wärme die sich gleich darauf in seinem Magen ausbreitete. Eine willkommene Ablenkung von den Kopfschmerzen, die er vor zwei Minuten bekommen hatte. Am liebsten hätte er sich gleich noch einen Wodka bestellt, diesmal auf Wunsch mit einem roten Schirmchen, aber es wäre dann doch etwas auffällig, wenn er zu den anderen zurückschwanken würde. Er durfte sich ja schließlich nichts anmerken lassen. 'Nein nein, wir wollen doch niemandem den Abend verderben...' dachte Miya zynisch, versuchte die plötzlich aufkommende Wut zu unterdrücken und erhob sich endlich. Und mit den Bierflaschen in der Hand machte er sich zum zweiten Mal an diesem Abend auf den Weg zu den anderen. Kapitel 3: ----------- --> Zusätzlich zu VegMac widme ich dieses Kapitel auch sayonarakagerou, weil ich ihren Geburtstag verpasst habe! T__T ~3~ "Mensch Miya, wo warst du denn so lange? Ich dachte schon, du hättest dich unterwegs verlaufen!" begrüßte Tatsurou seinen Leader mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, woraufhin dieser nur trocken erwiderte "Ein weiterer Beweis dafür, dass Denken nicht gerade zu deinen Stärken zählt." und sich setzte. Eine der beiden Flaschen stellte er vor seinem Freund ab, die andere behielt er gleich in der Hand und öffnete den Verschluss. Doch zum Trinken sollte er nicht sofort kommen, denn ohne jede Vorwarnung wurde Miya die Flasche wieder abgenommen und Satochi beugte sich lächelnd zu ihm hin. "Danke." flüsterte er gegen den Mund des Gitarristen und küsste ihn sanft, vertiefte den Kuss schon bald, und Miya musste sich schrecklich zusammenreißen um den anderen nicht wegzuschieben. Ihm war zum Heulen zumute, schließlich war es das erste Mal, dass er einen Kuss mit Satochi nicht genießen konnte. Doch allzu lange musste er dieses mulmige Gefühl in seinem Bauch glücklicherweise nicht ertragen, denn sein Freund löste sich schon bald von ihm und blinzelte überrascht. "Wieso schmeckst du denn nach... Wodka?" Für diese Frage bedachte Miya ihn mit einem Blick, der soviel sagte wie 'Bist du wirklich so blöd, oder tust du nur so?', dann legte er einen Finger an die Lippen und meinte gespielt nachdenklich "Hmm... vielleicht weil ich gerade Wodka getrunken habe?" Da sahen ihn seine drei Begleiter mit großen Augen an, denn normalerweise trank Miya an einem Abend maximal zwei Bier und spielte für die anderen dann Taxifahrer, weil er der einzige war, der noch klar denken konnte. "Seit wann trinkst du denn Wodka?" wollte Satochi sofort wissen, und wieder sah er sich Miya's spöttischem Blick ausgesetzt. "Seit-" er schaute auf seine Armbanduhr "etwa fünf Minuten, schätze ich." Verwirrt und auch ein bisschen besorgt betrachtete der Drummer seinen Freund. Was war denn plötzlich mit ihm los? Solche sarkastischen Antworten waren eigentlich überhaupt nicht seine Art, außer wenn er sich damit gegen Tatsurou's spitze Bemerkungen zur Wehr setzte. Und Miya hatte ihn auch noch nie so merkwürdig unfreundlich und abfällig angesehen wie gerade eben. "Alles in Ordnung?" fragte Satochi deshalb vorsichtig, doch das gleichgültige "Klar, alles bestens.", das Miya noch knapp erwiderte bevor er einen tiefen Schluck von seinem Bier nahm, klang alles andere als überzeugend. Ein kurzer Blick auf Tatsurou und Yukke sagte dem Drummer, dass seine Freunde ebenso planlos waren wie er selbst, also nahm er sich vor, Miya später, wenn sie allein waren, noch einmal darauf anzusprechen. Und bis dahin... "Gib mir den Wagenschlüssel." "Wie bitte?" fragte Miya erstaunt und der Jüngere wiederholte seine Aufforderung. "Den Wagenschlüssel, gib ihn mir bitte. Dann werde ich eben heute weniger trinken und dann fahren." Einen Moment lang sahen sich die beiden schweigend in die Augen und Miya musste schlucken. Er wollte doch eigentlich gar nicht so gemein zu dem jungen Mann neben ihm sein, den er bis jetzt immer nur freundlich, liebevoll und fürsorglich erlebt hatte und den er so sehr liebte. Aber er war verletzt... und fühlte sich hintergangen... ausgerechnet von Satochi... Mit einer raschen Drehung seines Kopfes unterbrach der Gitarrist ihren Blickkontakt und starrte stattdessen auf den halbvollen Aschenbecher, während er in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel kramte. Sekunden später landete dieser mit einem lauten Klimpern vor dem Drummer auf der Tischplatte, doch gerade als Tatsurou Miya angesichts dieses wirklich ungewöhnlichen Verhaltens fragen wollte, was zum Geier denn auf einmal mit ihm los war, hörte man trotz der Musik plötzlich das Pfeifen und Explodieren von Raketen. "Aber das Feuerwerk wurde doch abgesagt..." murmelte Satochi und beobachtete die anderen Gäste, die sich bereits auf den Weg zum Ausgang gemacht hatten, dann hörte man ein schmerzerfülltes Jaulen und im nächsten Augenblick hielt Tatsurou seine rechte Hand mit der linken fest umklammert. "Verdammt, Yukke ist mir auf die Hand gelatscht!" quäkte er wie ein kleines Kind während sie von ihrem Bassisten nur noch die Rückseite sahen. Er war vor lauter Freude mit seiner Tasche unterm Arm zuerst auf die Sitzbank und anschließend über den Sänger neben ihm gestiegen, und hatte dabei offenbar nicht die nötige Vorsicht walten lassen. Doch bei einer deftigen Kopfnuss als Revanche sollte es an diesem Abend nicht bleiben... "Na kommt, lasst uns auch rausgehen. Es scheint ja nicht mehr zu regnen." meinte Satochi, das Wehklagen des gepeinigten Sängers ignorierend, und stupste Miya in die Seite um ihn dazu zu bewegen, aufzustehen. Murrend erhob sich dieser, und zu dritt folgten sie der Menschenmenge hinaus auf die Straße. Tatsächlich wurden sie dort von einem bunt gefärbten Nachthimmel willkommen geheißen, obwohl es schon längst nach 19:10 Uhr, also der Zeit um die das Sumida-gawa Hanabi Taikai sonst immer begonnen wurde, war. "Seltsam... normalerweise bleibt es doch, wenn ein Feuerwerk abgesagt wird, auch dabei..." wunderte Satochi sich erneut und Tatsurou bestätigte dies mit einem Nicken. Dann fiel dem Sänger auf, dass so ein romantisches Feuerwerk doch die ideale Gelegenheit für Miya wäre, sich bei seinem Freund für das Rumgezicke von vorhin zu entschuldigen, also reckte er sich, erspähte auch sofort den auffälligen blonden Pottschnitt und machte sich mit der Begründung, nach vorn zu Yukke zu gehen und ihm Gesellschaft zu leisten, aus dem Staub. "'Gesellschaft leisten'... wirklich eine nette Umschreibung für 'tierisch auf den Wecker gehen und die plattgetretene Hand heimzahlen', findest du nicht auch?" meinte Satochi grinsend während er Tatsurou hinterher sah, doch alles was der Gitarrist neben ihm darauf erwiderte war ein gelangweiltes "Hm..." Er hatte offensichtlich noch immer schlechte Laune. Darüber betrübt schwieg der Jüngere eine Weile und ließ seinen Blick über die vielen Leute vor ihnen schweifen, dann meinte er plötzlich "Lass uns dort rüber gehen, da sieht man besser." und griff, ohne eine Antwort von Miya abzuwarten, nach dessen Hand und manövrierte sie beide geschickt durch die Menge zu einer Stelle, die er für besser geeignet hielt. Hier hatten sie wirklich einen besseren Blick auf das Feuerwerk, doch allzu begeistert schien Miya davon nicht zu sein, jedenfalls sah er noch genauso genervt und mürrisch aus. Satochi seufzte leise und zerbrach sich den Kopf darüber, was heute schief gelaufen war und Miya's Benehmen erklären würde, aber ihm fiel absolut nichts ein. Also entschloss er sich, ihn jetzt gleich und nicht erst später zu fragen, doch noch ehe er den Mund öffnen konnte, grummelte sein Freund etwas das wie "Ich hol mir schnell mein Bier." klang, und schon war er verschwunden. Nachdenklich sah Satochi auf die Stelle, an der Miya gerade eben noch gestanden hatte, und verschränkte die Arme vor der Brust. Das gefiel ihm nicht. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er war es nicht gewöhnt, von dem anderen so abweisend behandelt zu werden. Wo war denn nur sein verliebter und - zumindest ihm gegenüber - immer gutgelaunter Miya hin? Mit diesem trüben Gedanken drehte er sich wieder nach vorn und beobachtete weiter das Feuerwerk, auf die Rückkehr des Gitarristen wartend. Schon bald spürte er auch, dass jemanden auf einmal dicht hinter ihm stand, und lehnte sich beruhigt zurück und gegen Miya. Beziehungsweise gegen den Mann, den er für Miya hielt... Der Ältere verließ nämlich genau zu diesem Zeitpunkt gerade erst die Kneipe und nahm, während er nach Satochi Ausschau hielt, einen weiteren Schluck aus seiner nur noch halbvollen Flasche. Doch als er den Drummer endlich entdeckte, da weiteten sich Miya's Augen und er hatte gerade noch genug Zeit, sich umzudrehen und das Bier aus seinem Mund, anstatt auf seinen Vordermann, gegen die Hauswand zu prusten. 'Ganz ruhig, das bildest du dir alles nur ein! Das ist eine Verwechslung, der Kerl sieht Satochi einfach nur sehr ähnlich, aber er ist es nicht!' versuchte der Gitarrist sich verzweifelt einzureden, doch als er sich wieder zu der Menschenmenge umwandte, da rutschte sein Herz in seine Schuhsohle. Doch, es war Satochi der da gegen einen Fremden lehnte, und dieser dämlich grinsende Kerl legte genau in diesem Moment seine Arme um den lächelnden Drummer. Diesen furchtbaren Anblick ertrug Miya keine Sekunde länger und drehte sich wieder weg. So sah er nicht, wie Satochi Sekunden später verwirrt auf die fremden Arme um seinen Bauch blickte und sich dann ruckartig von dem Fremden, der kaum größer war als der Drummer selbst, löste und diesen entsetzt anstarrte. "Was soll denn der Scheiß?" rief er aufgebracht, doch der andere, dessen Kumpel sich das Lachen nun nicht mehr verkneifen konnten, winkte seelenruhig ab und meinte nur "Reg dich ab, das mit der Umarmung war doch bloß ein Spaß. Was kann ich denn dafür, dass du dich so an mich ranschmeißt, ich hab doch nur hinter dir gestanden." Bei diesen Worten errötete Satochi etwas und er sah ein, dass es tatsächlich seine eigene Schuld gewesen war, daher entschuldigte er sich schnell und sah sich dann suchend nach Miya um. Als er ihn aber von hier aus nicht entdecken konnte, bahnte er sich seinen Weg zu Tatsurou und Yukke. Um seinen Freund zu finden hätte er aber auch einfach stehen bleiben können, denn dieser kochte inzwischen vor Wut und Enttäuschung. Im Moment stand er zwar noch mit dem Rücken zum Geschehen und war gerade dabei, den restlichen Inhalt seiner Bierflasche in sich reinzukippen, aber als er das endlich geschafft hatte, schleuderte er sie gegen die Wand und machte sich ohne zu zögern auf den Weg in sein Unglück. Es war ihm vollkommen gleichgültig, dass er dabei einige Leute ziemlich unsanft anrempelte oder dass Satochi sich anscheinend bereits verdrückt hatte. Alles was zählte war, diesen unbekannten Drecksack nicht aus den Augen zu verlieren. Der arme Unwissende scherzte gerade mit seinen Freunden über das eben Vorgefallene, und Miya bildete sich natürlich ein, dass sie über ihn lachten. Über den langweiligen, egoistischen Idioten, der seinen Freund nicht befriedigen konnte, sodass dieser sich Ersatz gesucht hatte. Solche Gedanken begleiteten den jungen Mann auf seinem kleine privaten Rachefeldzug, und als er dem Fremden zunächst völlig harmlos auf die Schulter tippte und dieser sich nichtsahnend umdrehte, da konzentrierte Miya all seine angestauten negativen Emotionen, ballte die Hand zur Faust und schlug seinem Gegenüber mit voller Wucht ins Gesicht. Was danach geschah nahm er nur noch verschwommen wahr, als hätte er ein dünnes rotes Tuch vor den Augen und könne nicht klar sehen. Das änderte sich erst als sich zwei dünne Arme schützend um ihn schlangen und Tatsurou's unverwechselbare Stimme an sein Ohr drang. "Lasst ihn! Lasst ihn bitte, das war ein dummes Missverständnis!" rief sein Freund und holte Miya damit zurück in die Wirklichkeit, in der der Sänger und Yukke nach Kräften versuchten, ihn von dem am Boden liegenden Fremden wegzuzerren und dabei dessen aufgebrachte Freunde abzuschütteln, die dem Gitarristen an den Kragen wollten. "Was soll das heißen, Missverständnis?? Das Schwein hat Kaito die Nase gebrochen!!" brüllte einer von ihnen zurück und schlug gegen Miya's Oberkörper bevor Tatsurou ihn daran hindern konnte. Miya keuchte vor Schmerz auf und kniff die Augen zusammen, dann wurde es plötzlich ruhig um ihn herum und er öffnete sie langsam wieder. Was er sah ließ all seine Kraft aus seinem Körper weichen. Hier lag er am Boden in Tatsurou's Armen, ihnen gegenüber hockten dieser Kaito und seine drei Freunde, und um sie herum standen die anderen Zuschauer des Feuerwerks, welches noch immer über ihren Köpfen den Himmel erleuchtete, nun aber von niemandem mehr beachtet wurde. Jeder sah stillschweigend auf den blonden jungen Bassisten, der zwischen ihnen kauerte und sich, die Stirn auf den nassen Asphalt gepresst, demütig verbeugte. "Es tut uns sehr leid, aber bitte glaubt uns, das war wirklich kein böser Wille. Er kennt euren Freund nicht und hat da etwas völlig falsch verstanden. Bitte verzeiht ihm und lasst uns gehen. Wir bezahlen selbstverständlich die Krankenhausrechnung und Schmerzensgeld." "Darauf kannst du dich verlassen." knurrte einer der Fremden, nun allerdings nicht mehr ganz so aggressiv, und wandte sich dann an den Verletzten. "Geht's, Kaito?" Dieser nickte unter Schmerzen und ließ sich dann aufhelfen. Nachdenklich sah er seinen jüngeren Angreifer an, der wie betäubt zurückstarrte. "Du bist wohl der Freund von dem Typen, der mich vorhin mit jemandem verwechselt und Miya genannt hat, hab ich Recht?" Eilig bejahte Tatsurou die Frage für den Gitarristen weil er nicht sicher war, ob dieser in seinem abgedrehten Zustand nicht vielleicht etwas falsches sagen könnte. Kaito nickte erneut und meinte, immer noch an Miya gewandt, "Stimmt, dann war das wirklich ein saublödes Missverständnis. Ich kenne ihn nicht und wollte ihn dir auch nicht wegnehmen, falls du das gedacht hast. Aber du solltest erstmal nachfragen und nicht gleich zuschlagen." Dann sah er zu Yukke, der noch immer auf dem Boden kauerte, den Kopf aber wieder erhoben hatte. "Steh schon auf, du kannst doch nichts dafür. Ich würde sagen wir vergessen die Sache, ich bin ja auch nicht ganz unschuldig daran. Aber passt in Zukunft besser auf euren Freund auf, der nächste ist vielleicht nicht so einsichtig wie ich." Erleichtert dankten Tatsurou und Yukke Kaito und seinen Begleitern, die sich daraufhin auf den Weg zum Krankenhaus machten, und auch die Schaulustigen zerstreuten sich wieder. Zurück blieben nur die drei Freunde. Miya hatte bis jetzt nichts gesagt. Er wusste auch nicht was er sagen sollte, er wusste im Moment überhaupt nichts. Missverständnis? Verwechselt? Pah, das konnte ja jeder behaupten! War doch klar dass der Kerl nicht vor ihm und allen anderen zugeben würde, dass er was mit Satochi hatte! Bei diesem Gedanken stieg erneut Wut in ihm hoch und der Gitarrist befreite sich unsanft aus Tatsurou's Umarmung und rappelte sich auf. "Wo verdammt nochmal ist Satochi, ich will sofort mit ihm reden!" giftete er den Sänger an, der sich nur mühsam beherrschen konnte, Miya nicht eine zu scheuern, und stattdessen zum Parkplatz deutete. Und dort, an ihren Wagen gelehnt, stand Satochi und sah zu ihnen hinüber. Miya konnte seinen unendlich traurigen und enttäuschten Gesichtsausdruck aufgrund der Entfernung nicht erkennen und marschierte einfach los, doch kaum hatte er sich in Bewegung gesetzt, da stieg der Drummer in den Wagen und startete den Motor. "Warte!" rief Miya obwohl ihm klar war, dass sein Freund ihn nicht hören konnte, "Bleib hier, Satochi!" Aber es war zu spät, der Jüngere hatte den Wagen schon auf die Straße gelenkt und brauste davon. "Scheiße..." "Das kannst du laut sagen." erklang es da von Tatsurou, der mit Yukke im Schlepptau auf den Gitarristen zukam und ihn kopfschüttelnd musterte. "Was zum Teufel hast du dir nur dabei gedacht?" Miya funkelte ihn bei diesen Worten zornig an. "Ich?? Was ich mir dabei gedacht habe?? Die Frage ist wohl eher: Was zum Teufel hat mein Freund sich dabei gedacht, mich mit einem anderen zu hintergehen, und das auch noch in der Öffentlichk-" Die Ohrfeige kam zu schnell als dass er hätte reagieren können, und mit weit aufgerissenen Augen starrte der Ältere Tatsurou an. Dieser sah jetzt ebenso sauer aus wie Miya und wurde vorsichtshalber von Yukke am Ärmel festgehalten. "Du bist der größte Vollidiot der mir je begegnet ist, Miya! Kapierst du es denn immer noch nicht? Satochi hat den Typen mit dir verwechselt, und als er das gemerkt hat ist er sofort zu uns gekommen, damit wir dich suchen! Ich habe erst überhaupt nicht verstanden warum er wegen so einer kleinen Sache so ein Theater macht, aber jetzt verstehe ich es! Du bist krankhaft eifersüchtig und total blind für die Realität! Und ich fürchte, du hast dich gerade selbst ins Aus befördert! Würde mich jedenfalls sehr wundern, wenn Satochi noch mit so einem Gestörten wie dir zusammen sein will!" "Mich auch!!" schrie Miya da mit verräterisch glänzenden Augen, und Tatsurou klappte überrascht den Mund zu. "Natürlich will er nicht mehr mit mir zusammen sein!! Das will er doch schon lange nicht mehr, weil ich so langweilig und selbstverliebt und egoistisch und arrogant und unsensibel bin!! Und nicht zu vergessen, eine Niete im Bett!! So hat er es euch doch erzählt!! Und jetzt tut bloß nicht so, ich hab es vorhin genau gehört!!" Er hätte seinen Wutausbruch noch fortsetzen können, doch als Yukke plötzlich auf die Knie fiel und stöhnend die Hände über dem Kopf zusammenschlug, da stockte er und sah den Bassisten verwirrt an. Dieser war, genau wie Tatsurou, vollkommen fassungslos. "Du... du hast das gehört und dachtest tatsächlich, er meinte dich?" presste er hervor und sah Miya ungläubig an, der nur Bahnhof verstand. "Natürlich, wen... wen sollte er denn auch sonst gemeint haben?" erwiderte der Gitarrist, nun um einiges leiser, und sah fragend zwischen seinen Freunden hin und her. Tatsurou seufzte schwer. "Großer Gott... Miya, er hat uns nur erzählt was seine Schwester über ihren Freund gesagt hat! Von dir war überhaupt nicht die Rede! Verdammt, er liebt dich, du Schwachkopf!! Mehr als du es verdient hast!!" Jetzt schrie der Sänger auch beinahe, so frustriert war er darüber, dass die jahrelange glückliche Beziehung seiner beiden Freunde wegen so einem dämlichen Irrtum in Gefahr war. "Seine... Schwester?" flüsterte Miya schließlich und sein Magen zog sich zusammen. "Ist das... wirklich wahr?" Yukke nickte als Antwort nur traurig und stand wieder auf, während Tatsurou auf den Älteren zuging und ihm eine Hand auf die Schulter legte. "Du solltest so schnell wie möglich mit ihm reden und das klären. Und sieh endlich ein, dass er dir immer treu gewesen ist und es auch immer bleiben wird. Entweder das oder-" Er machte eine geheimnisvolle Pause, woraufhin Miya ihn argwöhnisch ansah. "Oder was?" Und da kehrte wieder etwas von dem gewohnten Schalk in die Augen des Sängers zurück. "Oder wir stecken dich in so ein Anti-Aggressionsprogramm, wo du deine Hände in Farbnäpfe tunken und damit die Wände beschmieren kannst, um deine wahren Gefühle auszudrücken." Damit zwinkerte er Miya zu und dieser brachte immerhin ein kleines Lächeln zustande. "Danke... damit meine ich euch beide. Ihr habt euch wegen mir bestimmt ein paar Schläge eingefangen..." murmelte er beschämt bei der Erinnerung an die von ihm angezettelte Keilerei, aber seine Freunde zuckten nur wieder mal synchron mit den Schultern und beließen es dabei. "Ich geh rein und ruf uns ein Taxi." verkündete Yukke schließlich und wollte schon loslaufen, aber Miya hatte andere Pläne. "Ich komm nicht mit, ich geh lieber zu Fuß. So weit ist es ja nicht, und ich brauch erst mal ein paar Minuten für mich." "Wohl eher für deine Entschuldigungsansprache." bemerkte Tatsurou und der Gitarrist nickte langsam. "Ja, das auch... Kommt gut heim, wir sehen uns morgen im Studio." Damit vergrub er die Hände in seinen Hosentaschen und schlurfte davon. "Gute Nacht, Miya... und viel Glück..." murmelte Yukke bekümmert, dann gingen er und Tatsurou zurück in die Kneipe, um ein Taxi zu rufen und auf den Schreck noch einen zu trinken. Aber das mit dem gewünschten Glück hatte leider nicht funktioniert, denn als Miya eine knappe Stunde später seinen Wohnungsschlüssel ins Schloss steckte und ihn umdrehte, stellte er entsetzt fest dass die Tür verschlossen war, obwohl ihr Wagen vor dem Haus parkte. Der Gitarrist betrat den Flur, und nachdem er das Licht eingeschaltet hatte fiel sein Blick sofort auf den Boden und dann auf die Garderobe. Satochi's Schuhe und zwei seiner geliebten Trainingsjacken waren nicht da. Im Bad fehlten seine Zahnbürste sowie der Rasierer, und im Kleiderschrank einige seiner Sachen. Miya's letzter Weg führte ihn in die Küche, und dort, auf dem Tisch, lag ein kleiner Zettel mit einem einzigen, vernichtenden Wort darauf. 'Lügner' Kapitel 4: ----------- ~4~ Er hätte sich problemlos bei ihren Freunden und Bekannten durchtelefonieren können um herauszufinden, wo Satochi Zuflucht gesucht hatte, hielt das aber für keine gute Idee. Sein Freund – wenn er ihn denn noch so bezeichnen durfte – brauchte jetzt erst einmal Zeit um sich zu beruhigen, und ihm sofort nach dem Vorfall auf die Pelle zu rücken würde bestimmt alles nur noch verschlimmern. Also übte Miya sich in Geduld, ignorierte das lockende Telefon und ging ins Bett, um zum zweiten Mal innerhalb eines Monats alleine zu schlafen. Am nächsten Morgen erwachte der Gitarrist mit leichten Kopf- und Rippenschmerzen, verzichtete angewidert auf jegliche Form von Frühstück und verließ nach einer ausgiebigen Dusche die unangenehm stille Wohnung. Auf dem Weg zum Studio machte sich allmählich Nervosität in ihm bemerkbar, und bei dem Gedanken daran, dass der Drummer es wirklich ernst meinen könnte mit seiner Drohung von damals, da bekam Miya ein ganz flaues Gefühl in seinem leeren Magen. Ein Leben ohne Satochi an seiner Seite war für ihn vollkommen undenkbar. 'Ganz ruhig, so weit wird es schon nicht kommen.' versuchte er sich einzureden, doch die Angst hatte sich bereits hartnäckig in seinem Kopf festgesetzt und dachte gar nicht daran, wieder zu verschwinden. Sie war es auch die Miya davon abhielt, sofort aus dem Wagen zu steigen und das Gebäude zu betreten, nachdem er angekommen war und den Motor abgestellt hatte. Mit starrem Blick saß er eine Weile einfach nur da und lauschte dem wilden Pochen in seiner Brust. Er hatte sich schon lange nicht mehr so miserabel und elend gefühlt. 'Vom rumsitzen wird es auch nicht besser.' ermahnte der Gitarrist sich schließlich und ging, mit Füßen aus Blei wie ihm schien, über den Parkplatz zum Haupteingang, betrat kurz darauf den Aufnahmeraum, in dem ihre Instrumente standen. Überrascht stellte er fest, dass zwei seiner Kollegen schon da waren, Yukke übte gerade einen komplizierten Griffwechsel an seinem Bass und Satochi war mit dem Umbau seines Drumsets beschäftigt. Der Jüngste von ihnen bemerkte Miya's Anwesenheit zuerst und hielt in seinem Spiel inne, woraufhin Satochi den Kopf hob und den Gitarristen ebenfalls sah. Aber mehr als einen abfälligen Blick und ein kurzes Nicken hatte er für ihn nicht übrig, dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Schweren Herzens murmelte Miya ein leises "Guten Morgen." in den Raum, welches nur von Yukke erwidert wurde, dann trottete er hinüber zu dem Platz, an dem sein Verstärker und seine Gitarren standen. Die nächsten Minuten verbrachten die drei Musiker wortlos damit, weiter ihre Geräte einzustellen und an einigen Parts zu basteln, bis das Schweigen von Tatsurou's Ankunft unterbrochen wurde. Doch selbst der manchmal recht unsensible Sänger spürte sofort die Anspannung, die in der Luft lag, und verkniff sich seine üblichen Albernheiten. Zum Glück waren Satochi und Miya professionell genug, um Arbeit und Privatleben voneinander zu trennen, somit besprachen die Musiker die Einzelheiten der heutigen Aufnahme fast so, als wäre nichts gewesen, und begaben sich dann wieder zu ihren Instrumenten und begannen, den neuen Song einzuspielen. Tatsurou setzte sich währenddessen in den Regieraum und studierte seinen Text. Doch so richtig konnte er sich heute nicht darauf konzentrieren. Wie auch? Immerhin benahm sich ihr Drummer so, als würde er Miya kaum kennen, und dieser versuchte seine Gefühle hinter seiner ernsten Leader-Maske zu verstecken. Das konnte auf Dauer nicht funktionieren, es war nur eine Frage der Zeit bis einer von ihnen diese Last nicht mehr ertragen und endlich den ersten Schritt machen würde. Genau in dem Moment, als er das dachte, verstummte Miya's Gitarre plötzlich und alle, auch Tatsurou, der über die Lautsprecher mithörte, sahen überrascht auf und zu ihrem Leader. Dieser hielt den Kopf gesenkt, sodass seine Augen von seinen Haaren verdeckt wurden, und presste die Lippen aufeinander. Niemand sagte etwas, und mit jeder Sekunde wurde die Stille immer unerträglicher. Hilflos blickte Yukke zwischen Miya und Satochi, der nun nachdenklich auf seine Drums starrte, hin und her und wusste nicht, was er tun sollte. Am liebsten hätte er Miya angeschrien, sich doch endlich bei Satochi zu entschuldigen, aber ihm war klar, dass das Problem nicht so einfach zu lösen war. Denn im Gegensatz zu Tatsurou wusste der Bassist, was vor drei Wochen vorgefallen war und welche Entscheidung Satochi damals getroffen hatte. Und Yukke hoffte inständig, dass Miya die richtigen Worte finden würde um den Drummer von dieser Entscheidung abzubringen. Ohne es zu merken hielt er daher den Atem an, als Miya endlich den Kopf hob und Satochi ansah, der den Blick allerdings nicht erwiderte. "Es tut mir leid, Satochi." Bei dieser leisen Entschuldigung schaute der Angesprochene endlich auf und in Miya's traurige Augen. "Sag das Kaito." kam es mit unerwartet eisigem Ton aus seinem Mund und der Gitarrist erstarrte. Für ein paar Sekunden trat wieder Schweigen ein, dann explodierte Miya. "Ich hab es doch gewusst!! Von wegen du kennst den Kerl nicht und hast ihn mit mir verwechselt!! Wenn das stimmen würde, dann dürftest du seinen Namen gar nicht kennen!! Und ich hatte schon ein schlechtes Gewissen und-" "Jetzt halt endlich die Luft an!!" unterbrach Satochi den aufgebrachten Gitarristen und starrte ihn ebenso wütend an wie dieser seinerseits den Drummer. Es sah leider ganz und gar nicht danach aus, als würden sich die beiden in den nächsten Minuten wieder vertragen und glücklich in die Armen fallen. Tatsurou, der die Situation und den gequälten Blick von Yukke nicht länger ertrug, stand auf und öffnete die Tür. "Hey Yukke, ich hol mir 'nen Kaffee. Kommst du mit?" Der Bassist, dankbar für die Idee seines Freundes, nickte sofort stumm und folgte dem Sänger eilig aus den Studioräumen, damit Miya und Satochi ungestört waren. Kaum war die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, ging es auch schon lautstark weiter. "Verbiete mir gefälligst nicht den Mund, ich habe schließlich allen Grund, mich aufzuregen!! Du willst doch bloß nicht zugeben, dass du dich gerade selbst verraten hast!!" rief Miya zornig und Satochi sah aus, als würde er jeden Moment mit etwas von seinem Drumset nach Miya werfen. "Wenn du dir mal die Mühe machen würdest, die Dinge erst zu hinterfragen und nicht gleich auszurasten, dann wäre ich jetzt nicht dazu gezwungen, mich von dir zu trennen!!" Das hatte gesessen. Mit einem Mal war alle Farbe aus Miya's Gesicht gewichen und leichenblass starrte er Satochi an. Es zu ahnen oder zu befürchten war eben doch etwas anderes, als es dann tatsächlich aus dem Mund des Geliebten zu hören. "Du... du..." Der Drummer nickte als Antwort auf die unausgesprochene Frage. "Ja, du hast richtig gehört. Ich mach Schluss. Denn im Gegensatz zu dir habe ich eingesehen, dass es so mit uns nicht weitergehen kann. Und das habe ich dir damals auch schon gesagt." Als er sah, dass Miya zu geschockt für Worte war, fuhr er fort. "Du denkst also, ich hätte dich mit diesem Kaito betrogen, weil ich seinen Namen kenne... Auf die Idee, dass ich ihn von Yukke erfahren habe, weil ich bei ihm geschlafen habe, bist du wohl nicht gekommen. Und bevor du wieder einen Wutanfall kriegst – nein, ich habe nur BEI Yukke geschlafen, nicht MIT ihm." So zu reden war eigentlich überhaupt nicht Satochi's Art, aber anders konnte man zu Miya anscheinend nicht mehr durchdringen. Dieser schluckte. An die Möglichkeit, dass sein Freund bei dem Bassisten übernachtet hatte und die beiden deshalb heute schon vor Miya im Studio waren, hatte er wirklich nicht gedacht. Doch Satochi ließ ihm keine Zeit für weitere Überlegungen. "Yukke hat mir auch erzählt, dass du gehört hast was ich vor Tatsurou und ihm über den Freund meiner Schwester gesagt habe, und dass du dich deshalb danach so merkwürdig abweisend benommen hast. Ich kann ja verstehen dass du das in den falschen Hals bekommen hast, auch wenn es weh tut dass du mir solche Gedanken überhaupt zutraust, aber hättest du mich darauf angesprochen anstatt deinen Frust mit Wodka zu betäuben, dann wäre das alles nicht passiert." "Ich wollte ja auch mit dir darüber reden, aber erst zuhause und nicht vor allen anderen!" rief Miya bei diesen Worten schnell und hoffte, dass es dazu beitragen würde um Satochi von seinem Entschluss abzubringen, doch diese Hoffnung wurde gleich darauf wieder zunichte gemacht. "Kann schon sein, aber das ändert nichts an der einen entscheidenden Tatsache. Du vertraust mir nicht, Miya. Das ist das ganze Geheimnis. Weißt du eigentlich wie weh es tut, wenn der eigene Freund einem ständig Untreue unterstellt?! Und wie nervenaufreibend es ist, immer auf der Hut sein zu müssen und keinem Mann länger als drei Sekunden in die Augen sehen zu dürfen, weil du sonst gleich eine Schlägerei mit ihm anfängst?! Du hast deine Eifersucht nicht mehr im Griff, und ich ziehe lieber jetzt einen Schlusstrich bevor dein nächstes Opfer wirklich noch im Krankenhaus landet... oder du, denn wenn Tatsurou und Yukke dir gestern nicht geholfen hätten, wärst du garantiert nicht so glimpflich davongekommen." Obwohl Miya wusste, dass der andere Recht hatte, schüttelte er verzweifelt den Kopf. "Aber... aber ich liebe dich, Satochi!" Dieser rieb sich müde über die Stirn und sah dem Gitarristen dann fest in die Augen. "Ich weiß, und ich liebe dich auch. Aber so lange du mir nicht vertraust und denkst, Gewalt wäre die Lösung für deine Probleme, so lange kann ich nicht mit dir zusammen sein." **** Zwei Wochen lagen diese Worte nun schon zurück. Zwei Wochen, in denen Satochi und Miya sich daran gewöhnen mussten, nur noch freundschaftlich miteinander umgehen zu dürfen. Zwei Wochen, in denen Satochi jeden Abend mit Yukke auf dessen Couch saß und den Bassisten zwang, ihn davon zu überzeugen, dass er richtig gehandelt hatte. Zwei Wochen, in denen Miya jeden Abend allein am Fenster saß, eine Zigarette nach der anderen rauchte und nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Zwei Wochen, in denen sie beide Nacht für Nacht lange wach lagen und sich nacheinander sehnten, um schließlich mit Tränen in den Augen einzuschlafen. Und nun saß der Gitarrist hier an der Bar ihres Lieblingsklubs mit einer Flasche Bier in der Hand und beobachtete, wie immer mehr Leute Satochi zum Geburtstag gratulierten, ihn umarmten und mit ihm auf sein Wohl anstießen. Der Drummer lachte und sah glücklich aus. Das konnte man von Miya nicht gerade behaupten. "Hey, ist hier noch frei?" drang da plötzlich Yukke's in letzter Zeit äußerst nervige Stimme an sein Ohr und der blonde Bassist deutete lächelnd auf den Barhocker neben Miya. Dieser grummelte mürrisch "Nein, mein neuer heißer Lover kommt gleich vom Klo wieder." wofür er einen leichten Klaps auf den Hinterkopf kassierte. Was äußerst selten vorkam, doch Yukke wusste genau, dass er von seinem Leader nichts zu befürchten hatte, da es Miya mit ziemlicher Sicherheit auch völlig egal gewesen wäre, wenn er stattdessen eine Abrissbirne auf den Kopf bekommen hätte. Er wäre wahrscheinlich sogar froh darüber gewesen. Der Bassist seufzte, nahm mit einem leisen "Baka..." auf dem Hocker Platz und starrte Miya, der seine Bierflasche im Moment mächtig interessant fand, von der Seite an. "Willst du darüber reden?" Bei dieser Frage verkrampften sich Miya's Finger um die Flasche. "Worüber? Darüber, dass ich es geschafft habe, den wichtigsten Menschen in meinem Leben dazu zu bringen, sich von mir zu trennen? Darüber, dass mich jeden Abend eine leere Wohnung begrüßt und ich auf der beschissenen Couch schlafe, weil ich es nicht ertrage, allein in unserem Bett zu liegen? Oder darüber, dass ich endlich eingesehen habe, dass es alles meine Schuld ist und dass ich Satochi nicht richtig vertraut habe, obwohl er mir nie wirklich Anlass zu Eifersucht gegeben hat?" Sein Gegenüber riss die Augen auf. "Na dann sag ihm das doch!" "Ja klar, weil er es mir auch bestimmt glauben wird." erwiderte der Gitarrist mit vor Ironie triefender Stimme und nahm einen Schluck von seinem Bier. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann murmelte Miya so leise, dass der Jüngere ihn trotz der relativ gedämpften Musik kaum verstehen konnte, "Ich vermisse ihn so schrecklich, Yukke..." und ließ seine Stirn auf seine überkreuzten Arme auf dem Tresen sinken. Mitleidig beobachtete der Bassist seinen Freund und befand sich in einem schweren Gewissenskonflikt. Einerseits hatte er Satochi an einem der vielen Abende, an denen sich der Drummer wie ein Häufchen Elend bei ihm ausgeheult hatte, versprechen müssen, Miya nichts davon zu erzählen; andererseits würde es dem Gitarristen vielleicht Hoffnung machen und ihn um Satochi kämpfen lassen, wenn er hörte dass dieser noch lange nicht über ihre Beziehung hinweg war und ebenso litt wie er selbst. Yukke entschied sich für den Mittelweg. "Ich glaube nicht, dass es schon zu spät ist..." Das war einigermaßen neutral, offenbarte nicht zu viel und war auch das einzige, was er zu sagen schaffte, denn in diesem Moment machte Satochi sich auf den Weg zu ihnen und der Bassist suchte nach einem kurzen aufmunternden Klopfen auf Miya's Schulter schleunigst das Weite. Wenige Sekunden später wurde der Barhocker neben Miya erneut besetzt und jemand bestellte beim Barkeeper ein Bier. Die vertraute Stimme ließ den Gitarristen leicht zusammenzucken, dann richtete er sich langsam auf und sah in das schmollende Gesicht seines Ex-Freundes. "Wo sind denn bitteschön deine Manieren geblieben?" fragte Satochi gespielt beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust, ein zuckersüßer Anblick der Miya fast das Herz zerriss. Doch er zwang sich – wie so oft in den letzten zwei Wochen – zu einem kleinen Lächeln. "Tut mir leid, ich wollte nur warten bis dir die Meute mal eine Sekunde Ruhe gönnt." Damit stand Miya auf, holte eine etwa handgroße rote Schachtel aus seiner Jackentasche und hielt sie dem Drummer, der sich ebenfalls erhoben hatte, hin. "Ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag." Seine Worte waren warm und aufrichtig und ließen Satochi ebenso schwer schlucken wie die verräterische Schachtel. Er konnte sich schon denken, was sie enthielt, hatte damit aber nicht wirklich gerechnet. Und tatsächlich, als er sie öffnete lag da die teure Uhr, die er vor einer Weile beim Einkaufen mit Miya entdeckt und in die er sich sofort verliebt hatte. Der Gitarrist hatte ihm ausdrücklich davon abgeraten, diese Uhr zu kaufen, und sein Schmunzeln hatte Satochi zu verstehen gegeben, dass er sie trotzdem bald sein Eigen nennen würde. Aber das war damals gewesen... Mit einer Mischung aus Freude und Unsicherheit sah der Jüngere Miya an, und dieser konnte sich schon denken was in Satochi's Kopf vorging. "Keine Sorge, dass ist kein verzweifelter Versuch, dich umzustimmen oder zu bestechen oder so. Ich hab sie schon vor einem Monat gekauft, und es wäre albern gewesen, sie wegen... naja, es wäre einfach albern gewesen, sie wieder zurückzubringen." Das Wort 'Trennung' kam ihm in Satochi's Gegenwart immer noch nicht über die Lippen. Dieser lächelte erleichtert, nahm die Uhr aus der Schachtel, welche daraufhin in seiner Hosentasche verschwand, und band sie sich ums Handgelenk. Einen Augenblick lang betrachtete er sie, wobei sein Lächeln noch etwas breiter wurde, dann richtete er seinen Blick wieder auf den Gitarristen und zog ihn in eine Umarmung. Die erste seit zwei Wochen. "Vielen Dank." flüsterte Satochi. "Keine Ursache." flüsterte Miya zurück. Und schon standen die beiden vor einem Problem. Nämlich dem, dass keiner von ihnen die Umarmung lösen wollte. Sie war zwar ganz harmlos und freundschaftlich, aber das lag einzig und allein an ihrer Vernunft beziehungsweise der enormen Selbstbeherrschung, die die beiden jungen Männer im Moment aufbrachten. Denn sonst hätte Miya sich schon längst in das Shirt des Drummers gekrallt, um ihn nie wieder loszulassen, und Satochi hätte all seine Prinzipien über den Haufen geworfen und Miya einfach verziehen und ihn geküsst. Oh wie gern er ihn jetzt geküsst hätte... Doch gerade als seine Willensstärke etwas ins Wanken geriet, rief jemand seinen Namen und er wurde am Arm gepackt. Irritiert durch die plötzlich Unterbrechung brauchte Satochi ein paar Sekunden um zu begreifen, dass einer seiner Kumpel ihn gerade zurück zu den anderen führte, damit der Drummer die 23 Kerzen auf seiner Geburtstagstorte auspusten konnte. Miya weiter zu umarmen wäre ihm allerdings wesentlich lieber gewesen. Dieser sah Satochi traurig hinterher, und mit jedem weiteren Meter, der sie voneinander trennte, wurde ihm kälter und kälter. Er hätte fast die Beherrschung verloren, so sehr hatte ihn die plötzliche Nähe seines Ex-Freundes aus der Fassung gebracht. Aber das durfte nicht passieren. Auch wenn es weh tat. Und das tat es. Gerade in solchen Momenten wie diesem, denn Satochi war umringt von Freunden und sah so unbeschwert aus, dass außer Yukke niemand auf die Idee kam, dass er eigentlich vollkommen verzweifelt war. Selbst Miya fiel auf die fröhliche Maske des Drummers herein, obwohl er normalerweise in Satochi lesen konnte wie in einem offenen Buch. Aber diese Situation war nicht normal. Die letzten zwei Wochen waren nicht normal. Und in Miya's Kopf herrschte das totale Chaos. 'Ich muss hier raus, das ertrag ich nicht länger.' war der einzige rationale Gedanke, den er im Moment zustande brachte, und fluchtartig verließ der Gitarrist den Klub, wobei er von Yukke und Tatsurou beobachtet wurde. Die beiden standen neben Satochi, der sich gerade über die Torte gebeugt und die Augen geschlossen hatte, und dem Bassisten war klar, was sein Freund und Kollege sich wünschen würde. Schließlich hatte er es jeden Abend zu hören bekommen. Und er irrte sich nicht. 'Ich wünsche mir mehr als alles andere auf der Welt, dass Miya von seiner Eifersucht und seinem Misstrauen abkommt, sich nicht mehr prügelt und wir endlich wieder zusammen sein können.' Damit pustete Satochi alle Kerzen aus, erhob sich lächelnd und unter dem Applaus der Umstehenden, und sah hoffnungsvoll hinüber zur Bar. Doch einen Augenblick später erstarb das Lächeln auf seinen Lippen und sein Herz zog sich zusammen. Miya war nicht mehr da. **** [Ich kann nicht mehr!] {Doch, du kannst!} [Nein, kann ich nicht! Ich steige aus!] {So ein Schwachsinn, mach das bloß nicht! Du wirst darüber hinwegkommen!} [Geht's noch? Ich bin gerade wegen einer einfachen Umarmung fast zusammengebrochen!] {Aber jetzt alles hinzuschmeißen wäre ein riesiger Fehler!} [Ach ja?!] {Ja, verdammt nochmal! Dann verlierst du nämlich nicht nur Satochi, sondern auch deine Freunde und deinen Traum! Also reiß dich endlich zusammen, du Schwächling!} [Halt die Klappe, ich mache was ich will! Und im Moment will ich mich irgendwo verkriechen und nie wieder rauskommen!] {Sehr erwachsen, das muss ich schon sagen...} [Halt dein blödes Maul, dich hat keiner gefragt!] So ging Miya's Streit mit sich selbst immer weiter, während er über den Parkplatz, der gegenüber vom Klub lag, zu seinem Wagen stapfte. Es war niemand zu sehen, was zum einen an der Dunkelheit und zum anderen daran lag, dass die Nacht noch recht jung war und keiner außer Miya daran dachte, jetzt schon heimzufahren. Nein, niemand außer ihm dachte ans heimfahren... aber vielleicht an etwas anderes... Ein plötzlicher Tritt in seine rechte Kniekehle und ein gleichzeitiger Stoß von hinten brachten Miya zu Fall, und seine Reaktionsfähigkeit reichte leider nicht aus, um sich rechtzeitig abzufangen. Somit prallte er hart auf den Asphalt, und während sein Kopf noch damit beschäftigt war, das eben Geschehene zu verarbeiten und ihn begreifen zu lassen, wurden seine Ohren bereits mit dem hämischen Gelächter seiner Angreifer erfüllt. "Na Kleiner, wie gefällt's dir da unten?" Diese Stimme! Er kannte diese Stimme, das wusste er genau! Und als er sich mit beiden Händen vom Boden abstützte, wieder auf die Beine kam und sich umdrehte, wurde sein Verdacht bestätigt. Es war dieser schmierige Typ, dem er damals in der Seitengasse eine Abreibung verpasst hatte. Offenbar meinte der Kerl, ihm das jetzt heimzahlen zu müssen, und er hatte sich auch gleich noch einen Kumpel zur Verstärkung mitgebracht. "Feigling." Der Typ hob eine Augenbraue. "Wie war das eben?" wollte er wissen, legte eine Hand an sein Ohr, als wäre er schwerhörig, und sah den Gitarristen herausfordernd an. Sein Begleiter knackte dabei geräuschvoll mit den Finger, was wohl bedrohlich wirken sollte, Miya aber völlig kalt ließ. "Tomaten auf den Ohren, oder was? Ich hab dich einen Feigling genannt. Hast du ein Problem damit?" "Ich sag dir mal, womit ich ein Problem habe, du kleine Bazille. Ich-" "Das ist doppelt gemoppelt. Bazillen sind schon klein, du Intelligenzbestie." "Schnauze! Du hast mir damals einen Zahn ausgeschlagen, und wegen dir hab ich jetzt eine Narbe im Gesicht!" "Und deshalb soll ich wohl ein schlechtes Gewissen kriegen, oder wie?" "Nein, das brauchst du gar nicht. Du sollst nur wissen, warum du deine Knochen gleich knacken hören wirst." "Sehr aufmerksam." Miya's Gleichgültigkeit, die keinesfalls vorgetäuscht war, verunsicherte die beiden Fremden zwar, brachte sie gerade deshalb aber auch zur Weißglut. "Dir wird deine große Klappe gleich vergehen!" rief der andere Fremde auf einmal und stürzte auf den Gitarristen zu, rechnete allerdings, da er Miya im Gegensatz zu seinem Kumpel noch unterschätzte, nicht mit dessen Schnelligkeit und Wendigkeit. So konnte Miya dem Angriff leicht ausweichen, stellte dem Kerl gleichzeitig noch ein Bein und dieser machte kurz darauf seinerseits Bekanntschaft mit dem Boden. Eine Sekunde später war der Gitarrist über ihm, packte den überrumpelten Mann mit einer Hand am Kragen, ballte die andere zur Faust und wollte gerade zuschlagen, da- »Ich will keinen Schlägertypen als Freund.« Miya hielt inne und starrte geradeaus in das geschockte Gesicht seines Gegners, nahm es allerdings überhaupt nicht wahr. "Satochi..." Dass der Gitarrist im Moment nicht ganz bei der Sache war, begriff nun auch der Typ unter ihm und sein Mund verzog sich zu einem fiesen Grinsen. "Der kann dir jetzt auch nicht mehr helfen!" Damit schlug er Miya ins Gesicht, sodass dieser zur Seite fiel, rappelte sich dann schnell auf, zog den Gitarristen hoch und hielt seine Arme von hinten fest. Dass dieser sich nicht wehrte kam ihm dabei ganz gelegen, er nahm an dass der junge Mann endlich begriffen hatte, was ihm gleich blühte, und vor Angst wie gelähmt war. Und Miya befand sich tatsächlich in einer Art Starre, aber nicht etwa weil er Angst hatte, sondern weil ihm Satochi's Worte ihm Kopf herumschwirrten. »So lange du mir nicht vertraust und denkst, Gewalt wäre die Lösung für deine Probleme, so lange kann ich nicht mit dir zusammen sein.« "Na, ich hab dir doch gesagt dass der Kleine flink ist." ertönte es da plötzlich neben ihm und riss Miya aus seinem Trance. Der Typ von damals kam auf sie zugeschlendert, blieb direkt vor dem bewegungsunfähigen Gitarristen stehen und hob eine Hand, um sie gleich darauf sanft über dessen Wange gleiten zu lassen. "Jetzt sieh sich einer dieses makellose Gesicht an..." Der Schlag, der auf diese Worte folgte, war alles andere als sanft, und Miya schmeckte Blut in seinem Mund. Schmerz spürte er keinen, dafür war er viel zu sehr damit beschäftigt, das Gesicht des Fremden vor ihm zu studieren. Und so merkwürdig es auch war, er hörte dabei seine eigenen Gedanken mit Satochi's Stimme. 'Sieh ihn dir an. Sieh in sein Gesicht und präge es dir gut ein, denn dies ist das Gesicht eines Verlierers, dessen einzige Argumente seine Fäuste sind, weil er sich nicht anders zu helfen weiß. Der seine Angst und Unsicherheit hinter einer Maske verbirgt und sie mit Gewalt verteidigt. Willst du dich etwa zu dieser Sorte Mensch zählen? Zu den Versagern und Schwächlingen? Bist du dir selbst so wenig wert? Wenn ja, dann verdienst du Satochi's Entscheidung. Wenn nicht, dann kämpfe um ihn! Aber nicht auf die Art, auf die du es früher immer getan hast!' Und diese Erkenntnis, die schon fast einer Erleuchtung gleichkam, zauberte Miya ein strahlendes - und somit zur aktuellen Situation völlig unpassendes – Lächeln auf die Lippen. Verwirrt blinzelte sein Gegenüber ihn an, und ließ gleich darauf einen weiteren Schlag folgen, um von seinem Opfer endlich die gewünschte Reaktion zu bekommen. Doch stattdessen sah ihm der Gitarrist immer noch lächelnd in die Augen und sagte "Danke." Die beiden Fremden trauten ihren Ohren kaum. "Dir hat man wohl schon den Schädel weichgeschlagen, du Irrer!" keifte der eine schließlich wutentbrannt und fing an, Miya wieder und wieder in den Magen und ins Gesicht zu schlagen, während der andere ihn weiter festhielt. Aber das war eigentlich unnötig, der Gitarrist wehrte sich ohnehin nicht. Er spürte zwar inzwischen die Schmerzen, nahm sie aber als Lektion hin und empfand sogar so etwas wie Mitleid für diese beiden Schläger, die es einfach nicht besser wussten und, wenn sie Pech hatten, auch nie besser wissen würden. Irgendwann wurde es dem anderen anscheinend zu langweilig, nur zusehen zu können, denn er ließ Miya plötzlich los und der nächste Schlag brachte diesen erneut zu Boden. Nun gingen die beiden dazu über, nicht nur Schläge sondern auch Tritte auf ihn niederregnen zu lassen, aber auch dagegen wehrte der Gitarrist sich nicht und versuchte den Schmerz so gut es ging zu ignorieren. Dass er die ganze Zeit Satochi's Gesicht vor Augen hatte, half dabei sehr. Mittlerweile blutete er nicht nur aus dem Mund, sondern auch aus der Nase und aus einer Wunde über dem linken Auge. Er vermutete, dass er ziemlich ramponiert aussah, denn der Begleiter des Fremden hörte schon bald mit seinen Attacken auf und meinte "Komm schon, lass uns abhauen, der hat genug." Es war ihm anzuhören dass er es langsam mit der Angst bekam, da sein Kumpel anscheinend gar nicht mehr von Miya ablassen wollte. Schließlich rief er "Hey, hör jetzt auf, du bringst ihn noch um!" und zerrte an dem anderen, der sich anfangs noch dagegen wehrte, dann aber ebenfalls zu dem Schluss kam, dass er sich ausreichend gerächt hatte. "Ich schätze, jetzt bist du mir nicht mehr so dankbar, nicht wahr, Kleiner?!" meinte er überheblich grinsend und war umso geschockter, als der junge Mann, der auf dem Rücken lag und nach oben in den dunklen Himmel starrte, seine aufgeplatzten Lippen zu einem erneuten kleinen Lächeln verzog. Wieder kam rasende Wut in dem Fremden hoch, und mit einem lauten "Du bist doch nicht mehr ganz dicht, du kleine Mistmade!" trat er Miya ein letztes und äußerst schmerzhaftes Mal ins Gesicht, und nicht nur der Kopf sondern der ganze Körper des Gitarristen wurde zur Seite geschleudert. Reglos blieb er liegen und lauschte den sich langsam entfernenden Schritten und den dabei gefluchten Schimpfwörtern, bis es – abgesehen vom dumpfen Straßenlärm - wieder vollkommen still um ihn war. Eine Weile bewegte Miya sich nicht und genoss die angenehme Kälte, die vom Asphalt ausging, auf seiner geschundenen Haut, dann rappelte er sich langsam und unter höllischen Schmerzen auf und schleppte sich die wenigen Meter zu seinem Wagen. Etwa zehn Minuten später hatte die Welt aufgehört, sich vor seinen Augen zu drehen, und er beschloss, die Fahrt zu seiner Wohnung zu wagen. Dass er ohne weitere Blessuren dort ankam, grenzte an ein Wunder. Kapitel 5: ----------- ~5~ Seit langem hatte Satochi mal wieder relativ gute Laune, als er am nächsten Vormittag im Studio an seinem Drumset herumschraubte. Miya hatte sich gestern für seinen Geschmack zwar viel zu schnell verzogen, aber dafür hatte Yukke ihm hinterher von dessen Einsicht erzählt und gemeint, dass der Gitarrist sich einfach nicht traue, Satochi dies zu sagen, weil es ihm zwecklos erschien. 'Aber es ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt muss er nur noch die andere Sache in den Griff bekommen.' dachte der Drummer und konnte einen kleinen Anflug von Hoffnung nicht unterdrücken... bis sich die Tür zum Aufnahmeraum öffnete und Miya hereinschlurfte. Sofort als er den Gitarristen sah, zerplatzte Satochi's Hoffnung wie eine Seifenblase und Enttäuschung und Ärger über sich selbst und seine Gutgläubigkeit kam in ihm auf. Nein, eine Änderung an Miya's Gewaltbereitschaft war absolut nicht in Sicht, das bewies sein Gesicht. Es grenzte an ein Wunder dass keines seiner Augen zugeschwollen war, dafür hatte es aber seine linke Wange besonders schlimm erwischt. Dunkle Blutergüsse zogen sich bis hinunter zu seinen Lippen, die beide stark aufgeplatzt waren, an den Schläfen und der Stirn hatte Miya etliche Schürfwunden, ebenso am Kinn. Die Knöchel seiner rechten Hand hatte er anscheinend nur notdürftig selbst bandagiert, das Blut war bereits ein wenig durch die dünnen Lagen gedrungen. Der Leader bot einen wirklich herzzereißenden Anblick und Satochi's erster Impuls war, aufzuspringen und zu ihm zu rennen, aber da er ja vermutete, dass Miya sich wieder aus Wut mit jemandem geschlagen hatte, zwang er sich mit großer Mühe zu einem gleichgültigen Gesichtsausdruck. Tatsurou und Yukke dagegen zeigten ihre wahren Gefühle. "Ach du heilige Scheiße, was ist denn mit dir passiert??" rief der Sänger entsetzt als er Miya erblickte, und Yukke schlug eine Hand vor den Mund. Der Gitarrist wollte darauf etwas antworten, aber Satochi kam ihm zuvor. "Das kannst du dir doch wohl denken, oder? Er hat sich wieder geprügelt und diesmal anscheinend den Kürzeren gezogen. Tut ihm vielleicht mal ganz gut." meinte er mit erschreckend kalter Stimme und Miya schluckte schwer, hielt aber den Mund. Im Gegensatz zu Yukke. "Sag mal spinnst du? Wie kannst du nur so gefühllos sein? Sieh ihn dir an, er hat wirklich 'ne ganze Menge abgekriegt!" "Dann soll er sich endlich unter Kontrolle bekommen! Außerdem gefährdet er mit solchen hirnlosen Aktionen nicht nur sich, sondern auch die Band! Was wäre, wenn er sich die Hand ernsthaft verletzt und nicht mehr richtig Gitarre spielen kann? Oder wenn wir Auftritte oder Fotoshootings absagen müssen, weil sein Gesicht eine Zumutung für die Fans ist? Aber an sowas denkt der Herr ja nicht, er will sich einfach nur weiter kloppen um Dampf abzulassen." Obwohl Satochi nicht ganz Unrecht hatte, starrten der Sänger und der Bassist ihn fassungslos an. "Ich kann kaum glauben, dass du das gerade gesagt hast..." murmelte Yukke traurig, und auch Tatsurou war die Enttäuschung deutlich anzusehen. "Aber es stimmt, was er sagt." kam es da plötzlich leise von Miya und alle drei richteten überrascht ihre Augen auf ihn. Der Gitarrist erwiderte aber nur Satochi's Blick. "Du hast Recht, ich habe mich damals von meiner Wut leiten lassen und nicht an die Folgen gedacht. Und du hattest auch damit Recht dass ich dir zu wenig vertraut und deine Treue in Frage gestellt habe. Aber das lag nur an meiner Angst. Ich bin nicht so selbstsicher wie es immer scheint, in Wirklichkeit habe ich ständig Zweifel ob das, was ich tue, richtig ist. Und ob ich dir alles geben kann, was du brauchst und verdienst. Ob ich dir genüge…" Beschämt senkte Miya kurz seinen Blick und schwieg einen Moment, dann hob er den Kopf wieder und sah seinen Ex-Freund nun etwas entschlossener an. "Aber in einem Punkt hast du Unrecht, Satochi. Ich habe mich gestern nicht geprügelt. Ich habe mich nicht gewehrt als sie mich geschlagen haben, nicht ein einziges Mal." "Sie?" entfuhr es dem Drummer bei diesen Worten entsetzt, und zum ersten Mal bröckelte seine gleichgültige Fassade. "Du meinst es waren mehrere?" Miya nickte. "Es waren zwei, der Typ der dich damals vor ein paar Wochen im Klub angemacht hat, und ein Freund von ihm. Sie haben mich auf dem Parkplatz überrascht. Einem von ihnen hätte ich auch noch ein paar ordentliche Schläge verpassen können, aber ich habe es nicht getan. Ich habe die ganze Zeit nur an dich gedacht und an das, was du mir gesagt hast." Satochi's Herz krampfte sich bei dem Gedanken daran vor Schmerz zusammen, doch gleichzeitig wurde es auch wieder von Hoffnung erfüllt. "Ist das wirklich wahr?" presste er mühsam beherrscht hervor, und wieder nickte der andere. "Ich hab mich geändert, Satochi, ich hab es endlich begriffen. Und es tut mir wahnsinnig leid, dass ich so ein Idiot war. Bitte gib mir noch eine letzte Chance. Ich verspreche dir hier vor Zeugen, dass ich dich nie wieder enttäuschen oder an dir zweifeln werde." Nun war es der Drummer, dem die Blicke der anderen galten, und er verschloss seine brennenden Augen vor ihnen und atmete tief durch. Satochi schien schwer mit sich zu ringen und Miya hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, da bahnten sich plötzlich Tränen über die Wangen seines Ex-Freundes, der die Augen wieder öffnete und ihn eindringlich ansah. "Ein Mal noch. Ich verzeihe dir noch ein einziges Mal, aber wenn du dich wieder mit jemandem prügelst, dann war's das. Verstanden?" "Verstanden." antwortete Miya sofort mit glänzenden Augen und der Drummer nickte. "Gut. Und jetzt komm her, denn wenn du mich nicht gleich küsst sterbe ich noch." Das ließ sich der Ältere natürlich nicht zweimal sagen und eilte auf Satochi zu, der sich nun auch endlich erhob und hinter seinem Drumset hervorkam. Überglücklich fielen sich die beiden in die Arme und es folgte ein inniger Kuss, doch Miya hielt nur wenige Sekunden durch bevor er sich widerwillig von dem anderen löste und gequält das Gesicht verzog. "Verdammt, tut das weh…" keuchte er unter Schmerzen und sein Freund sah ihn besorgt an. "Entschuldige bitte. Die Schweine haben dich wirklich ganz schön übel zugerichtet, hm? Lass mal sehen…" Damit hob er Miya's Shirt an, bevor dieser ihn davon abhalten konnte, und musste bei dem Anblick schwer schlucken und gegen die erneut aufsteigenden Tränen ankämpfen. Der Oberkörper des Gitarristen war übersät mit Blutergüssen, die garantiert von Fußtritten stammten, und Satochi hoffte dass keine Rippe gebrochen war. "Ist schon okay, das sieht schlimmer aus als es ist." versicherte Miya ihm lächelnd, dann zwinkerte er schelmisch. "Aber auf Sex musst du wohl noch ein paar Tage verzichten." Da erinnerte ein zweistimmiges Stöhnen die beiden daran, dass sie nicht alleine waren, und als sie hinüber zu Tatsurou und Yukke blickten mussten beide grinsen, denn der Sänger hielt seinem zappelnden Kollegen die Ohren zu. "Hey, haltet euch mit solchen Bemerkungen zurück, der Kleine verkraftet sowas doch nicht!" mahnte er sie kopfschüttelnd, doch seine und auch Yukke's Augen leuchteten und man sah ihnen an, wie sehr sie sich für ihre Freunde freuten. **** Die Aufnahmen fielen an diesem Tag aus und sie beschlossen, so lange zu pausieren bis Miya sich erholt hatte. Dann fuhr die kleine Gruppe zweimal zwischen Yukke's und Miya's Wohnung hin und her, und schon waren Satochi's Sachen wieder da, wo sie hingehörten. Genau wie der Drummer selbst. Nachdem ihre Kollegen sich mit einem Grinsen und der Erinnerung, es in nächster Zeit nicht zu wild zu treiben, verabschiedet hatten, gingen er und Miya gemeinsam ins Wohnzimmer und sie verbrachten die nächste halbe Stunde auf der Couch in ihrer Lieblingsposition: Satochi rittlings auf Miya's Schoß und die beiden in einer innigen Umarmung. Nur dass der Jüngere diesmal darauf achtete, dem Oberkörper des Gitarristen nicht allzu viel Gewicht zuzumuten. Während der ganzen Zeit sagte keiner von ihnen ein Wort, und sie rührten sich auch nur ab und zu, um sanfte kleine Küsse auszutauschen. Dabei bewegte Satochi sich einmal etwas unglücklich gegen Miya, der plötzlich die Augen zusammenkniff und die Luft anhielt. Sofort stand sein Freund auf und verschränkte die Arme vor der Brust. "Jetzt reicht's, ich seh mir das nicht länger an. Los, ab mit dir aufs Bett." "Denkst du davon wird es besser?" fragte der Gitarrist ironisch und Satochi verdrehte die Augen. "Du hast echt nur das eine im Kopf, du kleines Sexmonster." Da stahl sich ein Schmunzeln auf Miya's geschundene Lippen und er zwinkerte seinem Freund zu. "Also bis jetzt hast du dich nie drüber beschwert." Trotzdem erhob er sich langsam von der Couch und ging zum Schlafzimmer, doch als er merkte, dass der andere ihm nicht folgte, blieb er stehen und sah ihn an. "Zieh dich schon mal aus und leg dich hin, ich komme gleich nach." beantwortete Satochi seine unausgesprochene Frage, dann verschwand er im Bad. Zwei Minuten später verließ er es wieder, betrat dafür das Schlafzimmer und beobachtete, wie Miya sich gerade - nur noch mit Shorts bekleidet – vorsichtig auf ihr Bett quälte und hinlegte. Innerlich seufzend ging Satochi zu ihm hinüber und blieb am Fußende stehen. In der Hand hielt er ein großes Badetuch und etwas, das der Gitarrist nicht sehen konnte. "Nenn mir eine Stelle deines Körpers, die dir nicht weh tut." "Mein Hintern." "Sehr schön, dann dreh dich jetzt um." "Wie bitte? Ich sag's nicht zum ersten Mal, der bleibt Jungfrau!" "Schrei hier nicht rum und mach endlich." "Was hast du vor?" Da hielt Satochi ihm eine Tube vor die Nase, und als Miya erkannte um was es sich dabei handelte, drehte er sich gehorsam (und unter einigem Ächzen und Stöhnen) auf den Bauch. Nachdem diese offensichtlich schmerzhafte Prozedur vollzogen war, krabbelte sein Freund zu ihm und setzte sich breitbeinig auf den Hintern des Gitarristen. Er klickte die Tube auf, drückte etwas von dem Inhalt heraus und legte sie dann neben sich, während Miya ungeduldig darauf wartete dass etwas passierte. Schließlich beugte Satochi sich leicht vor und fuhr mit seinen Händen behutsam über Miya's ebenfalls grün und blau geschlagenen Rücken. Bei dem Kontakt mit dem Kühlgel zischte Miya kurz durch seine zusammengebissenen Zähne, doch schon wenige Sekunden später hatte er sich an das Gefühl gewöhnt und entspannte sich mit geschlossenen Augen. Fast wäre er durch die schmerzlindernde Wirkung des Gels und die sanften Berührungen seines Freundes eingeschlafen, doch da hörte dieser plötzlich auf und sein Gewicht verschwand von Miya's Körper. Leise murrend öffnete der Gitarrist die Augen, sah zu wie Satochi das Handtuch neben ihm ausbreitete und hatte eine ziemlich gute Vorstellung davon, was nun kommen würde. "Dreh dich bitte um." 'Volltreffer!' dachte er erfreut und rollte sich brav auf das Tuch, um ihr Bettzeug nicht mit seinem eingeschmierten Rücken zu versauen. Als Satochi sich wieder auf ihn gesetzt hatte – diesmal auf sein Becken – und erneut etwas Gel auf eine Hand gab, war es Miya der die Stille durchbrach. "Na so sieht's doch gleich viel vertrauter aus." meinte er mit einem anzüglichen Grinsen und der Jüngere versetzte ihm einen kleinen Klaps auf den Arm. "Benimm dich, sonst hör ich auf." Sein Freund reagierte auf diese schreckliche Drohung mit dem besten Dackelblick den er zustande brachte, und hatte auch Erfolg, denn Satochi lächelte und ließ seine Hände wieder über Miya's Haut wandern. Zuerst verteilte er das Gel auf der Brust des Gitarristen und massierte sie dabei sanft, dann wandte er sich den Rippen zu und fuhr jede einzelne von ihnen vorsichtig entlang. Miya hatte seine Lider wieder zufallen lassen und genoss diese liebevolle Behandlung sichtlich, auch wenn ihn ab und zu ein kurzer Schmerz die Stirn runzeln ließ. Satochi litt jedes Mal, wenn er diese Reaktion sah, mit dem Älteren und verfluchte die beiden Mistkerle, die für seinen Zustand verantwortlich waren. Mittlerweile hatten die Hände des Drummers Miya's Bauch erreicht, und nachdem er auch diesen großzügig mit Kühlgel und Streicheleinheiten verwöhnt hatte, glitten seine Finger wie von selbst zum Bund der schwarzen Shorts. "Mach ruhig so weiter, dann sitzt du aber gleich ein ganzes Stück höher." gab der Gitarrist da plötzlich mit rauher Stimme zu bedenken, schlug die Augen wieder auf und sah Satochi schmunzelnd an. Dieser zog seine Hände zurück, wischte sie an einem Zipfel des Badetuchs ab und grinste. "Nein, ich denke das hebe ich mir für später auf, wenn du wieder fit bist. Bis dahin hab ich auch kein Problem damit, einfach nur mit dir zu kuscheln." Und wie um dies zu bestätigen rutschte er von Miya runter und legte sich stattdessen dicht neben ihn. Der Ältere drehte den Kopf in Satochi's Richtung und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Danke." flüsterte er lächelnd. "Und damit meine ich nicht nur diese Behandlung gerade, sondern... alles. Danke." Eine Hand wanderte hinauf zu seinem Gesicht und strich Miya zärtlich über die Wange. "Du wirst noch genug Gelegenheiten haben, dich zu revanchieren. Obwohl..." Nachdenklich sah der Drummer kurz nach unten und dann wieder in die Augen seines Freundes. "Dort haben sie dich doch hoffentlich nicht hingetreten, oder?" Da grinste Miya so weit es ihm seine aufgeplatzten Lippen erlaubten. "Nein, keine Sorge. Ich glaube, sowas würde ein Mann nicht mal seinem schlimmsten Feind antun." Darüber beruhigt, dass der Gitarrist nicht auch noch zum Eunuchen geworden war, lächelte Satochi ebenfalls, beobachtete jedoch kurz darauf verwirrt und besorgt, wie Miya sich mit zusammengekniffenen Augen und unter offensichtlich großen Schmerzen auf die Seite und somit zu ihm drehte. "Was machst du denn? Bleib bitte liegen, das muss doch weh tun!" "Tut es auch." presste der Ältere hervor, brauchte noch einen Moment bis er sich an die neue Position und die Schmerzen gewöhnt hatte, und öffnete dann die Augen. "Aber so sehe ich dich besser, und das ist es mir wert." Er schaffte es immer wieder, Satochi mit seinen Worten – oder Berührungen, aber das sei hier nur am Rande erwähnt – zum Schmelzen zu bringen, so auch diesmal, und seine Belohnung war der hinreißende Anblick seines errötenden Freundes und gleich darauf ein liebevoller Kuss. Danach schmiegte Satochi sich so nahe an Miya heran, dass er das Kühlgel auf dessen Oberkörper durch sein Shirt spüren konnte, aber das war ihm herzlich egal. "Endlich hab ich dich wieder." flüsterte er mit erstickter Stimme, auf einmal von seinen Gefühlen überwältigt, griff nach Miya's linker Hand und verschränkte ihre Finger miteinander. Dann führte er sie nach oben an seinen Mund und drückte einen sanften Kuss darauf, bevor er wieder in das Gesicht seines Freundes blickte. "Die letzten zwei Wochen waren die reinste Hölle." Miya schloss bei diesen Worten und der Erinnerung an die Zeit ohne Satochi erneut kurz die Augen, öffnete sie dann wieder und nickte. "Ich weiß." flüsterte er und küsste den Jüngeren erneut auf die Stirn. "Es tut mir leid, Satochi." Dieser lächelte schon wieder ein wenig. "Ist schon gut. Du hast mir versprochen, dass du dich geändert hast, und ich vertraue dir." Damit war das Thema für ihn endgültig erledigt und er schloss nun seinerseits die Augen und genoss einfach Miya's Nähe, auf die er so lange hatte verzichten müssen. Auch der Gitarrist hielt für eine Weile den Mund und betrachtete zufrieden Satochi's entspanntes Gesicht, aber dann fiel ihm doch noch etwas wichtiges ein. "Satochi?" "Hm?" kam es schon leicht verschlafen von seinem Freund, aber das ignorierte Miya. "Versprich mir bitte auch etwas." bat er und der Drummer blinzelte kurz und sah ihn dann fragend an. "Was denn?" Der Ältere erwiderte den Blick todernst. "Solltest du mich jemals für idiotisch, langweilig, selbstverliebt, arrogant, egoistisch oder unsensibel halten, dann sag mir das bitte sofort und erzähl es nicht erst deiner Schwester oder unseren Freunden. Okay?" Ein teils amüsiertes, teils ungläubiges Lächeln erschien auf Satochi's Gesicht, und er streichelte seinem Freund erneut über die Wange. "Ach Miya... wie kann jemand, der so wundervoll ist, nur so unsicher sein?" Aber der andere ließ – obwohl diese Worte der reinste Balsam für seine Seele waren – nicht locker. "Bitte..." Sein eindringlicher Blick hatte die gewünschte Wirkung und Satochi nickte beschwichtigend. "Schon gut, ich verspreche es." Erleichtert murmelte der Gitarrist ein leises "Danke.", hauchte seinem Freund noch einen kleinen Kuss auf den Mund und machte dann die Augen zu, daher merkte er nicht, dass der Drummer ihn weiter nachdenklich beobachtete. "Miya?" flüsterte er schließlich, und nun war der Gitarrist an der Reihe, mit einem kurzen "Hm?" zu antworten. Satochi bedachte den schon fast schlafenden jungen Mann vor sich zuerst mit einem leichten Kopfschütteln, dann lächelte er, während sich eine kleine Träne aus seinem Augenwinkel stahl, lehnte seine Stirn gegen Miya's und schloss ebenfalls die Augen. "Du bist wirklich ein kleiner Idiot." Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)