Poisonous Love von Yami_no_Haru ================================================================================ Prolog: Wollen wir spielen? --------------------------- So, hier is mal der Prolog von meiner ersten längeren Gazette-FF (is auch die erste, die ich on stelle). Seid bitte nicht allzu hart mit der Kritik, hai? Möchte aber dennoch wissen, wie die Story ankommt. Disclaimer: Nein, Gazette gehören nicht mir und ich verdiene auch kein Geld mit ihnen. Dann mal viel Spaß! Prolog: Wollen wir spielen? Langsam und gemächlich ging ich über die Bühne, direkt auf Ruki zu. Die Stimmung in der Halle war aufgeheizt, die Fans schrieen, verlangten nach mehr. Und das gaben wir ihnen. Der kleine Sänger hatte gerade seine Arme über dem Kopf gekreuzt und ließ seine Hüften verführerisch kreisen. Normalerweise waren Hüftschwünge eher Aois Markenzeichen, doch bei Ruki sah das noch ein ganzes Stück anzüglicher aus. Als ich den kleinen Vocal erreicht hatte, ließ ich mich vor ihm auf die Knie sinken, war jetzt auf einer Höhe mit seiner Tallie. Bewundernd blickte ich zu ihm auf. Seine Bewegungen zogen mich in ihren Bann. Sanft küsste ich seinen leicht muskulösen Bauch. Leider berührten meine Lippen nur sein T-Shirt, das unter der nach Leopardenart gemusterten Jacke verborgen war. Die Fans grölten, liebten unseren Fanservice. Dass alles nur spontan geschah und nur ein paar Rahmenaktionen geprobt worden waren, merkten sie noch nicht einmal. Auch das, was Ruki und ich abgezogen hatten, war zuvor lange geprobt worden. Viel zu schnell war der Moment wieder vorbei. Ich erhob mich wieder mit meiner Gitarre und schlenderte zu meinem Platz zurück. Auf das Spielen brauchte ich mich nicht wirklich zu konzentrieren. Wir alle hatten diesen Song in letzter Zeit so oft gespielt, dass ich nachts sogar davon träumte und überall, ohne es zu merken, die Griffe durchging. Dafür konnte ich aber Ruki beobachten. Unser Vocal legte sich richtig ins Zeug. Seine Stimme jagte mir, übrigens nicht zum ersten Mal, wohlige Schauer über den Rücken. Als Ruki mal wieder Sendepause hatte und nur die Instrumente zu hören waren, tappelte er zu mir. Das war nicht geplant, deshalb wusste ich nicht, was der Winzling vorhatte. Dieser ging ganz nah an mir vorbei und strich mir beiläufig über meinen bloßen Oberschenkel. Ein Zittern bemächtigte sich meines Körpers. Zum ersten Mal war ich froh, dass ich oberschenkelfrei trug. Beinahe hätte ich aufgehört zu spielen, aber eben nur beinahe. Ich spürte, wie sich etwas in meiner Lendengegend bewegte. Zum Glück verdeckte die Gitarre meine Shorts. Ruki warf mir noch einen verführerischen Blick zu und seine vollen Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. Dann schlenderte er wieder singend zu seinem Podest, lief zwischendurch noch an Aoi vorbei, dem er einen Klaps auf den Hintern gab. Ich konnte sehen, wie dieser Ruki einen leichten Boxschlag gegen den Arm verpasste, die ganze Zeit allerdings grinste. Alle waren sie in Hochstimmung. Das Konzert war einfach phänomenal, die Fans holten 100% aus uns heraus. Und leider, wie so vieles, war es viel zu schnell vorbei. Schon spielten wir das Encore. Ruki bedankte sich noch bei den Fans und dann verschwanden wir auch schon wieder hinter der Bühne. Erschöpft ließ ich mich gegen die Wand sinken und rutschte langsam an ihr zu Boden. Meine Finger brannten. Feine Rillen von den Gitarrensaiten hatten sich in die Kuppen gegraben. Reita ging es jedoch schlechter. Ihm brachte eine junge Frau von unserm Staff einen Eimer mit Eiswürfeln. Auch Aoi tunkte kurzerhand seine Finger mit in den Bottich. Kai hatte es sich auf dem Boden gemütlich gemacht, Arme und Beine weit abgespreizt und heftig atmend. Er war schweißüberströmt. Kein Wunder, fiel ihm doch immer die meiste Arbeit zu. Ruki stand als einziger noch aufrecht, trank gerade aus einer kleinen Wasserflasche. Ich beobachtete ihn unauffällig. Seine sinnlichen Lippen schmiegten sich um die Öffnung. Ein einzelner Wassertropfen rann aus seinem Mundwinkel und suchte, der Schwerkraft folgend, einen Weg zu Boden. Dabei floss er den verschwitzten Hals hinab und verschwand irgendwo im Kragen des Tour-T-Shirts. Das ganze Schauspiel hatte mich so gefesselt, dass ich nicht bemerkte, wie Aoi mich ansah. Der Gitarrist grinste nur wissend und schon steckte er mit Reita den Kopf zusammen. Das wiederum bekam ich mit, runzelte leicht die Stirn. Die beiden heckten doch etwas aus. Das sah man sofort. Mühevoll, da ich erstaunlich wenig Kraft hatte, kam ich wieder auf die Beine. Fast wäre ich sogar wieder zusammengesackt, hätte ich mich nicht rechtzeitig am Tisch festhalten können. Müde und verschwitzt wie ich war, wollte ich eigentlich nur noch nach Hause in mein warmes, gemütliches Bett. Der erste Schritt zur Erfüllung dieses Wunsches bestand darin, mich aus dem unbequemen Bühnenoutfit zu schälen. Das Oberteil bereitete kaum Probleme, auch wenn es durch die vielen Schnüre lange dauerte es so weit zu öffnen, dass ich es mir über den Kopf ziehen konnte. Die Strapse waren da etwas anderes. Ich mochte die Dinger nicht, weil ich sie ohne Hilfe nie aufbekam. Auch jetzt stellten sie sich meinem wohlverdienten Schönheitsschlaf in den Weg. Hilfesuchend blickte ich in die Runde. Kai lag noch immer schwer atmend auf dem Boden, schien nichts mehr wahrzunehmen. Reita wrang sein Nasentuch über einem Waschbecken aus. Man konnte das leise Tropfen deutlich vernehmen. Aoi war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich tigerte er auf der Suche nach etwas Essbarem durch den riesigen Backstagebereich. Tja, blieb also nur noch Ruki. Nein, nie im Leben werde ich ihn fragen!, schoss es mir durch den Kopf. Schon allein die Vorstellung, von Ruki berührt zu werden, reichte, um ein nervöses Kribbeln in meiner Magengegend auszulösen. Lieber versuchte ich es selbst, diese unvorteilhaften Strumpfbänder zu lösen. Zwecklos! Na, dann eben nicht! Pah, ihr könnt mich mal kreuzweise! Ich hab besseres zu tun, als mich mit Strapsen rumzuärgern! Plötzlich legten sich zwei kleine Hände sanft auf meinen Oberschenkel. Ein wohliges Kribbeln durchzuckte mich. Nur einer hatte so kleine Hände. Ich blickte hoch - oder besser gesagt ein ganzes Stück runter – in Rukis grinsendes Gesicht. Die Reste des Make-ups hatte er sich bereits entfernt. „Na, Uru-chan, soll ich dir helfen?“, hauchte er verführerisch. Der Kleine sprach in einem seltsamen Tonfall, der diesen einfachen Satz eindeutig zweideutig klingen ließ. Ich schluckte, als sich seine Finger am widerspenstigen Verschluss der Strapse zu schaffen machten. Meine Selbstbeherrschung wurde wirklich auf eine harte Probe gestellt. Ruki ließ sich nämlich absichtlich viel Zeit, obwohl er die Verschlüsse sehr geschickt, zu geschickt, öffnete. Als er mit dem einen fertig war, streiften seine Hände „zufällig“ meine Körpermitte, sodass ich mir auf die Zunge beißen musste, um nicht laut aufzustöhnen. Der kleine Vocal genoss offensichtlich die Qualen, die er mir bereitete, denn ein zufriedenes und gleichzeitig sadistisches Lächeln zierte seine Lippen. „Komm, Uru!“, flüsterte er sinnlich, „Lass uns ein wenig Spaß haben!“ Sofort schrillten bei mir die Alarmglocken. Was Ruki unter „Spaß“ verstand, wusste ich nur zu genau. Immerhin kannte ich ihn schon seit vielen Jahren. Wenn Ruki „Spaß“ haben wollte, konnte man sich auf Schmerzen einstellen. Darauf hatte ich nun wirklich keinen Bock. Obwohl ich seine Nähe genoss, wollte ich nicht als eines seiner Spielzeuge enden, die zwar die unglaublichste Nacht ihres Lebens mit dem Sänger erlebten, aber hinterher zu absolut nichts mehr zu gebrauchen waren. Nachdrücklich schob ich den Zwerg von mir. Ruki fing sofort an zu schmollen und bedachte mich mit seinem süßesten Bambiblick. „Such dir jemand anderen zum Spielen, Ruki! Ich bin nicht in der Stimmung.“, meinte ich schief lächelnd. „Bist du dir sicher? Dir entgeht eine Menge!“, schnurrte der kleinere, versuchte sich mir wieder zu nähern. Erneut schob ich ihn von mir. Allerdings konnte der Sänger ziemlich hartnäckig sein, wenn er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Zu meinem Leidwesen schien er fest entschlossen, mich heute Abend noch flach zu legen. Nicht mit mir! „Hey, Giftzwerg! Die Bandmitglieder sind tabu! Das habe ich dir doch schon mal gesagt.“, kam von ganz unerwarteter Seite meine Rettung. Kai, der bisher wie tot am Boden gelegen hatte, richtete sich in eine sitzende Position auf. Seine Blicke schienen Ruki förmlich zu durchbohren. Zu sehen, wie Ruki mit den Füßen scharrte, zeigte mir, dass die beiden dieses Thema nicht zum ersten Mal erörterten, wahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal. Der Vocal schmollte, bedachte Kai mit einem undefinierbaren Blick und rauschte schließlich wutschnaubend aus dem Raum. „Arigatou, Kai-kun!“, stieß ich erleichtert aus. Der Leader winkte ab und ließ sich von mir wieder auf die Füße ziehen. Er wirkte noch immer abgespannt, total fertig. Wenigstens hatte sich seine Atmung wieder normalisiert. „Nicht der Rede wert. Er will einfach nicht hören, obwohl ich es ihm schon tausendmal gesagt habe. Ich will nicht, dass die Band wegen einem von seinen Spielchen auseinander bricht. Deshalb das Verbot für ihn.“ Kai grinste. Das Leader-sama war stolz auf sich selbst, weil er die Regeln so vortrefflich aufgestellt hatte. Ich konnte ihm das auch nicht verdenken. Damals, als Yune noch dabei gewesen war, war ich nicht so vorausschauend gewesen. Beinahe wäre die Band an einem Beziehungsstreit kaputt gegangen. Ich schüttelte heftig den Kopf. Man konnte die Vergangenheit nicht ändern. Das wollte ich ehrlich gesagt auch gar nicht. „Hey, wo ist…“, ertönte Aois Stimme von der Tür aus. Suchend sah sich der Gitarrist, der sich inzwischen umgezogen hatte, im Raum um. „Wenn du Ruki suchst, der is abgehaun.“, erwiderte Reita schniefend. Ihr Bassist hatte schon seit Tagen einen heftigen Schnupfen, weshalb er sich auch gerade ein Tuch um Mund und Nase band. Sein Nasenband stopfte er in eine Plastiktüte. Während der allgemeinen Ablenkung zog ich mich rasch um, sodass ich nicht länger mit nacktem Oberkörper im Raum stand. Seufzend schnappte ich mir meine Tasche und wollte gerade den Raum verlassen, als Reita meinte: „Uru? Wenn du willst, kannst du wieder bei mir mitfahren.“ Ich winkte ab. Obwohl ich ein eigenes Auto besaß, stand dieses gerade in der Werkstatt. Der Bassist nahm mich also in letzter Zeit häufiger mit, da wir nur ein paar Straßen voneinander entfernt wohnten. Heute hatte ich allerdings keinen Bock, in das klapprige Gefährt einzusteigen, das dauernd irgendwelche komischen Geräusche von sich gab. „Nee, schon gut! Ich fahr’ mit dem Taxi. Außerdem hast du doch bestimmt noch was vor, wie ich dich kenne.“ Nach Reitas pikiertem Grinsen zu urteilen und wie seine Augen kurz zu Aoi huschten, hatte ich genau ins Schwarze getroffen. Der schwarzhaarige Gitarrist grinste versaut, daher war die Frage, wer denn nun der Aktive war, überflüssig. Auch Kai hatte die Mimik der beiden mitbekommen. Gespielt empört stemmte er die Hände in die Hüften und plusterte sich auf. „Also wirklich! Ihr denkt wirklich nur an das eine! Reita gehört ins Bett, damit er endlich seinen Schupfen auskurieren kann. Nein, Aoi, mit Bett meine ich, dass er allein da rein gehört… Kinder!“, schimpfte Kai, als er den eindeutigen Blick gesehen hatte, den Aoi seinem Koi zugeworfen hatte. „Ja, Mama-Kai! Wir werden schön brav sein und ins Bettchen gehen!“, meinten die beiden ältesten der Band mit ihrer unschuldigsten Kinderstimme, sodass selbst Kai, der in diesen Sachen ausnahmsweise keinen Spaß verstand, grinsen musste. „Na, das hoffe ich doch. Und, Aoi?“ „Hai?“, kam es verwirrt zurück. „Wehe, Reita kann morgen nicht sitzen! Ich habe ihn zusammen mit Ruki für ein Interview eingeteilt.“ Aoi grinste noch einmal versaut, während Reita zu schmollen schien. Beide verabschiedeten sich und waren schon kurz darauf verschwunden. Auch ich wollte gehen, blieb aber noch einmal stehen, um mich nach Kai umzusehen. „Kai? Kommst du auch?“ „Hm? Nein, nein! Hab hier noch was zu erledigen. Kannst ruhig nach Hause und dich ausruhen.“ „Und was ist mit dir?“ „Keine Bange! Ich bleib nicht lange. Werde bald abgeholt.“, meinte der Drummer mit einem fröhlichen Unterton in der Stimme. „Okay, dann baibai!“ „Bai!“ Aus Kais Fröhlichkeit wurde ich nicht schlau. Den ganzen Weg aus dem Gebäude raus fragte ich mich, wer ihn wohl abholen würde, dass er so gute Laune hatte. Der Drummer sprach nie mit uns über seine Beziehungen. Auch seine Freunde außerhalb der Band kannte ich nicht, wie ich verblüfft feststellen musste. Auf dem Weg durch die Gänge kam mir ein junger Mann entgegen, der etwas größer als ich war. Sein schwarzes Haar war ziemlich lang, was ihm ein leicht feminines Äußeres verlieh. Die braunen Augen glichen ruhigen, tiefen Seen und strahlten eine innere Stärke aus, die ich noch nicht gefunden hatte. „Eto, wo ist denn hier der Aufenthaltsraum?“, fragte er leise. Seine Stimme war tief, kultiviert. Anscheinend war er Kais Verabredung. Ich beschrieb ihm also den Weg, den ich gekommen war. Er bedankte sich höflich und folgte der Beschreibung. Obwohl ich neugierig auf diesen jungen Mann war, war ich auch hundemüde. Ich war zwar eher ein Nachtmensch, aber heute ging echt nichts mehr. Also rief ich mir ein Taxi und ließ mich nach Hause fahren. Zu Hause sank ich erschöpft auf mein Bett und schlief wirklich beinahe 16 Stunden am Stück. ................................................................................. to be continued... Kommis? *Bambiblick* Kapitel 1: Immer dieselbe Leier... ---------------------------------- Hallo erstmal ^^ Danke für die netten Kommentare! So viele hatte ich noch nie auf ein Kapitel! *freufreufreu* Deshalb ein großes ARIGATOU an alle meine Kommi-schreiber. Ich hoffe, das erste Kapitel enttäuscht euch nicht. Ich widme dieses Pitel meinem ersten Schreiberling: *Trommelwirbel* The-Satty!!!!!!!!!!!!! Sooooooooo, nun erstmal zu den Kommis... @The-Satty: Tja, ob Ruki Uru bekommt, kann ich nicht sagen. Es steht noch in den Sternen. Musst einfach weiter lesen xP (=> Eigenwerbeung) @Black_Moral: Freut mich, dass es dir gefällt ^^ Und die Krise zwischen ReiRei und Aoi... hm........ ob das wieder was wird? Einfach weiter lesen, hai? Und schön Kommis da lassen ^^ @Gazetto_desu: Wer ist nur der Unbekannte? Nun, diese Frage wird erst in einem späteren Kapi geklärt xD Aber ich kann nur sagen, dass er übelst geil aussieht ^^ Und das mit Reita und Aoi musst du schon selber lesen. Es könnte (Achtung! Konjunktiv) sein, dass sie sich wieder vertragen ^^ @teufelchen_netty: Tja, unser lieber (oder böser) Ruki hat, wie schon in der Chara-beschreibung erwähnt, zwei (oder mehr) Persönlichkeiten. Im Prolog ist der "böse" Ruki aufgetaucht. Aber er kann auch anders ^^ @aoi_desu: Schön, dass es dir gefällt. Und die Sache mit Rei und Aoi... In einer Beziehung gibt es nunmal Höhen und Tiefen. Ob sie alle Schwierigkeiten überleben, ähm, ich meine natürlich überwinden, musst du lesen ^^ So, dann viel Spaß noch mit dem ersten Kapitel! (PS: Disclaimer: Gazetto gehören nicht mir und ich verdiene mit dieser FF kein Geld! So, reicht das? *böse guck*) Kapitel 1: Immer dieselbe Leier... Freitag, der 13. Juli 2007, Tokio 6.30 Uhr Liebes Tagebuch Ich weiß, ich bin nicht abergläubisch, aber heute wird irgendetwas passieren. Vielleicht ist es auch nur die Aufregung so kurz vor einer weiteren Tour, aber daran glaube ich nicht so wirklich. Immerhin hatte ich die Nacht einen verrückten Traum, den ich dir lieber nicht anvertraue. Sollte irgendjemand diese Seite lesen, würde man mich bestimmt sofort in eine hab-mich-lieb-Jacke stecken und in einen weißen Raum mit gepolsterten Wänden verfrachten. Das einzige, was ich dir mitteile ist, dass der Traum sich um ein Mitglied von Gazette gedreht hat. Ich erschaudere noch immer, wenn ich daran denke. Wahrscheinlich werde ich ihm heute nicht einmal an die Augen sehen können. Na ja, bestimmt habe ich heute Abend mehr zu sagen, als jetzt. Bis dann, Kamo Ich schloss das kleine Buch und verstaute es wieder unter meiner Matratze. Dort war es zwar nicht vor Entdecken sicher, aber immer noch besser aufgehoben als in der Schreibtischschublade. Innerlich aufgewühlt machte ich mich auf ins Bad. Heute fand zwar nur eine Probe statt, aber ich wusste, wie lange ich brauchen würde, um mich fertig zu machen. Ein kurzer Blick in den Spiegel bestätigte meine Vermutung. Ich sah einfach schrecklich aus. Dunkle Ringe lagen unter meinen Augen. Meine braunen Haare mit den hellen Strähnen standen in alle Richtungen ab, was eigentlich nichts Besonderes war, wurde ich doch immer so gestylt. Aber jetzt regte es mich einfach nur auf. Kurzerhand schnappte ich mir Duschgel und Shampoo und verschwand, nachdem ich T-Shirt und Shorts ausgezogen und mehr schlecht als recht in den Wäschekorb geworfen hatte, in der Dusche. Eine halbe Stunde duschen am Morgen war einfach notwendig. Etwa zwei Stunden später wollte ich mich auf den Weg zu unserem Proberaum im Gebäude der PS Company machen, doch, oh Wunder, mein Wagen sprang nicht an. Was war heute noch einmal für ein Tag? Freitag der 13.? Es hatte doch irgendwas schief gehen müssen. Seufzend kramte ich nach meinem Handy und wählte eine mir allzu bekannte Nummer. Es tutete ein paar Mal, doch dann hob jemand ab und ein Grummeln ertönte aus dem Gerät. „Moshi moshi?“ „Ah, Reirei! Ich bin’s.“ „Was ist denn, Uru? Streikt dein Auto etwa schon wieder?“ „Du hast es erfasst. Muss wohl am Tag liegen.“ Erneut konnte ich unwilliges Grummeln vernehmen. Eine Decke raschelte und kurz darauf tappten nackte Füße auf Parkett. „Wenn du 10 Minuten warten kannst, hol ich dich ab.“ „Arigatou, Reita! Ich stehe tief in deiner Schuld.“ „Das tust du jeden Monat. Als Entschädigung dafür, dass ich dich wieder einmal chauffieren muss, lädst du mich zu einem Drink ein!“ „Hai, wie immer.“ Ich musste grinsen. Immer, wenn er mich fuhr, musste ich ihm einen Drink ausgeben. „Na, bis gleich.“ „Ja, wir sehen uns.“ Er legte auf. Erleichtert lehnte ich mich gegen die Hauswand. Erneut grinste ich. Ich schien Reita mit meinem Anruf aus dem Bett geholt zu haben. Pünktlich 10 Minuten nachdem ich aufgelegt hatte, fuhr Reita mit seinem alten, klapprigen Auto Baujahr 93 vor. Der schwarze Lack war an einigen Stellen schon abgeblättert und die Radkästen rosteten nur so vor sich hin. Dass der Wagen überhaupt noch durch den TÜV kam, wunderte mich sehr. Quietschend hielt Reita sein Fahrzeug an. Ich verfrachtete meine geliebte Gitarre auf den Rücksitz zu seinem Bass und stieg auf der Beifahrerseite ein. Kaum war die Tür zu, gab der Bassist auch schon Gas und raste die Straße entlang. Ich schnallte mich an und versuchte das verräterische Klappern der Türen und des Motors zu ignorieren. Auch Reitas Fahrstil war gewöhnungsbedürftig. Er fuhr gern schnell und nahm jede Kurve so eng, dass ich gegen die Tür gepresst wurde. „Äh, Reita?“ „Hm?“, murrte er nur. „Willst du nicht etwas... langsamer fahren?“ „Wieso? Ich halte mich doch an die Geschwindigkeitsbegrenzung.“ Daraufhin sagte ich nichts mehr. Der Bassist mochte keine Kritik an seiner Fahrweise. Darin ging er sich mit Aoi in nichts auseinander. Aber heute schien er noch um einiges gereizter zu sein, als sonst. Ich fragte besser nicht nach. Irgendwie konnte ich mir schon denken, was vorgefallen war. Die Fahrt zur PS Company dauerte nicht lang. Reita parkte in der Tiefgarage. Froh, endlich das Auto verlassen zu können und lebend am Ziel angekommen zu sein, erklomm ich mit zitternden Knien die Stufen zu unserem Proberaum. Ich wusste, dass ich zu spät war. Noch einmal atmete ich tief durch und betrat dann den Raum. Mir blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Weder eine Schimpftirade noch ein wütender Blick trafen mich. Stattdessen hockte Ruki auf dem Boden mit einem Lehrbuch auf den Knien. Ich konnte erkennen, dass es Deutsch für Anfänger war. Aoi zupfte abwesend auf seiner Gitarre herum. Er hatte nicht einmal aufgesehen, als ich den Raum betreten hatte. Von Kai war nirgends eine Spur zu sehen. „Äh, Leute? Ist Kai noch nicht da?“, fragte ich unsicher. Aoi blickte auf und nickte teils abwesend. Hinter mir betrat Reita den Raum. Ich spürte, wie er kurz erstarrte, dann aber mit steifen Bewegungen zu seinem Platz ging und seinen Bass auspackte. Die ganze Zeit über blickte er Aoi nicht ein einziges Mal an. Das kam mir spanisch vor, da auch Aoi den Bassisten zu ignorieren schien. Irritiert kratzte ich mich am Hinterkopf. Ich stimmte gerade meine Süße, als ein abgehetzt aussehender Kai in den Proberaum stürmte. Die eisige Stimmung bemerkend runzelte er kurz die Stirn. „Gomen, Leute, aber ich stand im Stau!“ Ruki blickte von seiner Lektüre auf und musterte den Drummer ausführlich. Kais Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Seine Augen waren leicht gerötet, was wahrscheinlich am Schlafmangel lag. „Du fährst doch überhaupt nicht Auto!“, stellte der kleine Sänger mit hochgezogener Augenbraue fest, „Außerdem wohnst du doch nur 3 Straßen von hier entfernt. Da kann man doch laufen, oder?“ Kai lief leicht rot an. Verlegen sah er zur Seite. „Ich... ich war aber nicht zu Hause.“ Nun wurden alle hellhörig. Selbst Aoi blickte von seiner Gitarre auf. „Du warst nicht zu Hause?“, stellte er überflüssigerweise noch einmal klar. „Hai! Ich… ich war bei Freunden.“ Vier Gazettomembers sahen sich an, grinsten. „So, du hast also bei Freunden übernachtet?“, fragte Reita versaut grinsend. „Meintest du nicht eher ‚ein Freund’?“, ergänzte Ruki. Sein Gesichtsausdruck war um keinen Deut besser, als der Reitas. Bei ihm flammte lediglich noch Hunger in den Augen auf. Kai war das Ganze sichtlich unangenehm. Er scharrte mit den Füßen und sah sich hilfesuchend im Raum um. Fast schon flehend sah er mich an. Seufzend und um des Bandfriedens willen erbarmte ich mich. „Hey, wollten wir nicht proben?“ „Uru, du Spielverderber!“, protestierte Ruki und warf sein Deutschbuch nach mir. Allerdings saß er so ungünstig, dass es auf halbem Weg ohne Schaden anzurichten auf dem Boden landete. „Was sollte das schon wieder, Ruki?“, fragte ich überrascht und hob das Buch auf. Kurz las ich den Titel und stellte fest, dass es wirklich ein Lehrbuch war. „Was ist denn das? Will unser Ruki-chan etwa Deutsch lernen?“, erkundete ich mich und wedelte dabei mit dem Buch vor der Nase des jüngsten hin und her. „Gib her!“, fauchte er und schnappte nach dem Gegenstand. Ich allerdings entzog ihn ihm immer wieder. Der kleine Giftnickel war einfach zu, nun ja, klein. Es war einfach zu niedlich zu beobachten, wie er auf und ab hüpfte, um an das Buch zu gelangen. Auch die anderen schien dieses kleine Spektakel zu belustigen, denn schon bald konnten sie sich ein Lachen nicht mehr verkneifen. „Uru, du Baka! Gib das endlich wieder her, oder du bist das letzte Mal aufs Männerklo gegangen!“, knurrte unser kleines Vocal-mono bedrohlich. Grinsend gab ich ihm sein Eigentum wieder. Der Zwerg schnappte es sich und verstaute es schnell in seiner Tasche. „Warum lernst du denn deutsch, Ruki-chibi?“, bohrte Reita nach. Der Blick, den Ruki ihm zuwarf, war einfach göttlich. Kami-sama, wenn sich unser Vocal aufregte, war er wirklich zu niedlich. „Warum? Ich will wenigstens etwas deutsch können, wenn wir im Oktober die drei Konzerte dort geben. Die Fans sollen uns doch verstehen können.“, grummelte er ungehalten. Die Erklärung war hieb- und stichfest. Ruki liebte Deutschland über alles. Schon damals, vor einem Jahr, nach unserem ersten Auftritt im Land der Langnasen, war er ganz hibbelig gewesen und hatte dem Management in den Ohren gelegen, endlich wieder dorthin zu dürfen. Nun war es wieder soweit. Wir würden sogar drei Konzerte unserer neuen Tour dort geben, mehr als in allen anderen Ländern Europas. Auch ich freute mich schon auf Deutschland. Dort gab es immer so gutes Essen, vom Bier ganz zu schweigen. „Können wir endlich mal anfangen? Wir haben diesen einen Song immer noch nicht richtig drauf.“, maulte Kai und ließ sich hinter seinem Drumset nieder. Geschäftig nickten wir alle und machten uns an die Arbeit. Aoi spielte gerade sein Solo, bei dem ich nur nettes Beiwerk war und ihn mit einigen Akkorden unterstützte. Seine Finger flogen nur so über das Griffbrett seiner Gitarre und er verspielte sich nicht ein einziges Mal. Bis jetzt war alles gut gelaufen. Wir hatten’s heute wirklich drauf. Doch dann geschah das Unvermeidliche. Als Ruki wieder einsetzen wollte, verpasste er den Einsatz. Aoi, so in seinem Solo gefangen, hatte anscheinend gar nicht genug davon bekommen können und spielte munter weiter, obwohl eigentlich mein Part hier einsetzte. Kai, der noch von den Unterstellungen am Morgen angefressen war, schlug einmal hart auf seine Drums, sodass wir uns alle verwirrt zu ihm umdrehten. Selbst der schwarzhaarige hörte auf, an seiner Gitarre herumzuzupfen. „Mensch, Aoi! Konzentrier dich doch mal! Du hast Rukis Einsatz versaut!“, fauchte unser Leader genervt. Der Gitarrist öffnete protestierend den Mund, besann sich dann aber eines Besseren und schwieg. Wenn Kai wütend war, dann war er unausstehlich und griff jeden an. In solchen Momenten konnte man nicht mit ihm reden. Glücklicherweise passierte dies nicht allzu oft. „Aber, waren es nicht 6 Takte Solo?“, fragte Aoi dann doch kleinlaut. „Nein!“, knurrte Kai entnervt, „Es sind nur 4 Takte! Verstanden? 4!“ Der zweite Gitarrist duckte sich, wie unter einem Peitschenhieb. Verlegen murmelte er eine Entschuldigung, die jedoch bei unserem Leader auf taube Ohren stieß. Wutschnaubend donnerte der Drummer seine Sticks gegen die nächste beste Wand, wo sie klappernd zu Boden gingen. Mit einer grimmigen Miene stürmte er aus dem Raum, vier verdattert dreinblickende Musiker zurücklassend. Eine Weile herrschte Stille. Niemand wagte es sich zu bewegen. Der Schock über das eben Geschehene saß uns allen tief in den Knochen. Erst als Ruki zitternd ausatmete, kam wieder Leben in unsere tauben Körper. „Oh, man! So wütend war er lange nicht. Hat mal jemand ne Kippe?“, fragte er unsicher. Alle schüttelten den Kopf. Vorsichtig stellte ich mein Instrument auf einen Ständer und seufzte kaum vernehmlich. Auch ich war in meiner Zeit als Leader von Gazette öfters ausgerastet, weshalb ich Kai voll und ganz verstehen konnte. Allerdings waren meine Wutausbrüche nicht annähernd so heftig gewesen. Seine Anspannung musste an etwas Anderem liegen. Ich überlegte gerade, was unser Sonnenscheinchen so aus der Ruhe hatte bringen lassen, als ich ein Geräusch hörte, das sich verräterisch nach einem Körper, der mit aller Wucht gegen eine Wand gerammt wurde, anhörte. „Du bist dran schuld, dass er so ausgetickt ist!“, schrie unser Bassist Aoi an, den er am Kragen seines Hemdes gepackt hatte und gegen die Wand drückte. „Ach was? Du hast mir doch nicht das vereinbarte Signal gegeben! Du weißt doch, dass ich mich dauernd an dieser Stelle verzähle.“, moserte dieser ungehalten zurück. „Tja, hättest du geübt anstatt mit irgendwelchen Typen die Discos abzuklappern und dich zu besaufen, wäre es nie so weit gekommen! Dann hättest du deinen Part beherrscht!“, fauchte Reita. Man hörte ihm deutlich an, wie verletzt er war. „Was ich wann mit wem tue geht dich einen feuchten Dreck an! Ich bin nicht dein Eigentum!“ Das saß. Reita taumelte getroffen zurück, einen völlig fassungslosen Ausdruck im Gesicht. Seine Augen begannen leicht feucht zu schimmern. Der ganze Körper des Bassisten zitterte. Schneller, als wir gucken konnten, hatte er ausgeholt und Aoi eine gescheuert. Der Schlag war so heftig gewesen, dass der Gitarrist gegen die Wand geschleudert wurde und ein kleines Blutrinnsal seinen Mundwinkel herunter lief. Er musste sich auf die Lippe gebissen haben. „Ich hasse dich!“, hauchte Reita in die Stille. Seine leisen Worte waren schlimmer als wenn er sie geschrieen hätte. Abrupt machte er auf dem Absatz kehrt und war schon der zweite innerhalb von zehn Minuten, der aufgebracht aus dem Raum stürzte. „Oha, heute ist echt die Hölle los!“, kommentierte Ruki trocken, während sich Aoi eine Hand ungläubig auf seine gerötete Wange legte. Behutsam strich er über die anscheinend schmerzende Stelle. Er senkte seinen Kopf und ließ sich gegen die Wand fallen. Ein Kichern, das zu einem grausam verzerrten Lachen wurde, erschallte aus seinem Mund. Der Laut ließ meine kleinen Härchen im Nacken zu Berge stehen. Es war ein unheimliches Geräusch, schien einem von Reitas schlechten Horrorfilmen zu entstammen und ging in ein herzzerreißendes Schluchzen über. Der schwarzhaarige hob seinen Kopf und sah mir direkt in die Augen. Ich erkannte, dass seine braunen Spiegel der Seele in Tränen zu ertrinken schienen. Einzelne Tropfen rannen bereits zu seinem Kinn. „Na, komm schon her, du Dummchen!“, forderte ich ihn sanft auf und schlang meine Arme um seinen schlanken Körper, tröstete ihn sachte. Ruki nickte ich nur zu und er verstand. Lautlos verließ der Kleine den Raum, um nach unserem Bassisten zu sehen, bevor dieser noch irgendwas Dummes anstellen konnte. Innerlich verfluchte ich mich. Eigentlich hatte ich nach Kai suchen wollen, doch Aoi brauchte mich jetzt dringender. Ich hielt also dieses zitternde und schluchzende Bündel Mensch in meinen Armen, strich ihm beruhigend über den Rücken und ließ ihn weinen. Dass mein heiß geliebtes LUNA SEA – T-Shirt dabei dran glauben musste, beachtete ich mal nicht weiter. Irgendwann versiegten die Tränen. Aoi schluchzte nur noch ab und zu trocken. Das Zittern hatte aufgehört. Der kleinere schien sich ein wenig beruhigt zu haben. Noch immer das Gesicht in meinem Shirt vergraben meinte er: „Das wollte ich doch nicht. Ich wollte es doch nicht!“ Dauernd wiederholte er diese Worte wie ein Mantra. Irgendwie tat mir der schwarzhaarige furchtbar leid. Natürlich war auch er an der momentanen Situation Schuld, aber nicht allein. Worte, wie ‚Das wird schon wieder’ oder ‚das renkt sich alles wieder ein’ waren hier fehl am Platz, wie ich wusste. Also streichelte ich ihm lediglich weiter über den Rücken. „Uru?“ „Hm?“ „Danke!“ Ich sah ihn an. Er hatte seine Hände an meiner Brust abgestützt und sah zu mir hoch. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Zügen. Auch ich lächelte, war froh, dass es ihm besser ging. Doch dann tat Aoi etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Er zog meinen Kopf zu sich und küsste mich verlangend auf die Lippen. Vor Schreck hatte ich die Augen weit aufgerissen. Ich war wie paralysiert, konnte mich nicht mehr bewegen. Seine Zunge strich über meine geschlossenen Lippen, bat um Einlass. Vor meinem inneren Auge stieg das Bild einer anderen Person auf, die mich so berühren sollte. Ich wusste jedoch, dass das nie geschehen würde. Seltsam, dass gerade dieser Gedanke es war, der meine Starre löste. Bestimmt schob ich Aoi von mir weg. „Das ist nicht richtig, Yuu!“, meinte ich kopfschüttelnd. Der andere Gitarrist ließ den Kopf hängen und nickte. „Ich weiß!“, sagte er leise. Er trat einen Schritt zurück und drehte sich um. Haareraufend lief er daraufhin hin und her. „Das ist genau das, was ihn hat so eifersüchtig werden lassen. Kami-sama, was bin ich doch für ein Arsch! Erst vernachlässige ich ihn und dann, “, er blickte mich an, „dann versuch ich auch noch seinen besten Freund zu verführen! Das vorhin hab ich echt verdient.“ „Hey, beruhige dich! Rede mit ihm und schaff diesen Zwist ein für alle Mal aus der Welt. Es wird euch beiden besser gehen, wenn erst einmal Klarheit geschafft ist.“ Aoi nickte ergeben. „Hai, werd ich machen.“ Auch er wandte sich zum Gehen, blieb allerdings noch einmal kurz in der Tür stehen. „Und, Uru?“ „Hai“ „Danke, danke für alles!“ Wir lächelten uns noch einmal verständnisvoll an, bevor er verschwand und sich auf die Suche nach seinem - hoffentlich noch - Koi machte. Was für ein verrückter Tag! Ich wusste doch, dass heute alles schief gehen wird. Warum bin ich überhaupt aufgestanden? Na ja, es kann nur besser werden, oder? Mir kam ein ziemlich bekannter Spruch wieder in den Sinn. ‚Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mit: „Lächle, und sei froh! Es könnte schlimmer kommen!“ Ich lächelte und war froh – und es kam schlimmer!’ Innerlich hoffte ich natürlich, dass dem nicht so war. Nun, wo ich schon mal Taschentuch und Seelsorger gespielt hatte, konnte ich das doch gleich noch mal machen. Immerhin galt es jetzt noch eine Grinsekatze, der eine Laus über die Leber gelaufen war, aufzuspüren und wieder zur Vernunft zu bringen. So, wie spürte man ein wütendes Leader-sama auf? Na, indem man wie ein wütendes Leader-sama dachte! Da ich selbst auch einmal der Boss gewesen war, wusste ich natürlich, wohin man sich in solchen Situationen am liebsten verkroch. Dächer oder abgelegene Balkone waren wie geschaffen zum Nachdenken. Man hatte seine Ruhe, konnte alles überblicken und, was das wichtigste war, konnte man sich im Notfall immer noch einfach fallen lassen. Seufzend machte ich mich an die gewaltige Aufgabe, das ganze Gebäude abzusuchen, nur, um Kai auf dem ausgedehnten Flachdach zu finden, wo er eine Kippe nach der anderen rauchte. Gerade schnippte er eine weitere Zigarette weg, holte seine Schachtel heraus, nur um dann frustriert feststellen zu müssen, dass diese leer war. Grinsend nahm ich die Schachtel, die ich erst vor wenigen Minuten aus einem Automaten gezogen hatte, und reichte sie ihm. Überrascht sah Kai mich an. „Arigatou“, murmelte er und nahm sich einen Glimmstängel. Eine Weile rauchten wir schweigend nebeneinander. Hier oben konnte man alle seine Probleme vergessen. Tokio breitete sich majestätisch vor uns aus und wir genossen für einen Moment die Ruhe und Abgeschiedenheit unseres Beobachtungspostens. Nicht einmal der Autolärm von der Straße drang an unsere Ohren. „Wann hast du eigentlich das letzte Mal geschlafen, Kai?“, fragte ich irgendwann leise. Dass unser Leader in letzter Zeit kaum dazu gekommen war, sah man ihm deutlich an. „Ich glaube, vor beinahe zwei Wochen, die kurzen Nickerchen von 5 bis 7 nicht mitgerechnet.“ Dass Schlafmangel bei Bandleadern eine weit verbreitete Krankheit war, wusste ich aus Erfahrung. Aber zwei Wochen ohne Schlaf war schon ungesund. „Geh nach Hause und schlaf dich mal richtig aus! Wir können keinen Drummer gebrauchen, dem die Sticks aus den Händen fallen vor Müdigkeit. Oder stell dir vor, du kippst uns aus den Latschen und musst wegen Schlafmangel und Koffeinvergiftung ins Krankenhaus. Wir können dann die ganze Tour absagen.“ „Aber, die Arbeit…“ „Scheiß drauf! Gib mir den ganzen Krempel! Immerhin kenne ich mich mit dem Zeug auch aus.“ Ich sah ihm ernst in die Augen. „Du hilfst uns nicht, indem du bis zum Umfallen arbeitest.“ Kai kicherte leise. „Das hat er auch gesagt und mich, wann immer es möglich war, ins Bett gesteckt.“ Ich hob fragend eine Augenbraue. „Er? Wer ‚er’?“ Der Drummer lief rot an, was mir schon Antwort genug war. Also fragte ich nur: „Dein Freund?“ „Hai!“, hauchte Kai glücklich, „Er ist auch Leader, weißt du?“ „Hm“, machte ich nur. Es gab so viele Bands und Leader, dass ich natürlich nicht wusste, wen Kai meinen könnte. Vor meinem inneren Auge stieg jedoch das Bild von dem jungen Mann, den ich vor einiger Zeit im Backstagebereich getroffen hatte, auf. „Warum sprichst du mich eigentlich nicht auf den Vorfall vorhin an?“, fragte Kai plötzlich. Seine Gedankensprünge würde ich wohl nie verstehen. „Warum sollte ich?“ „Na, weil ich doch total unfair gegenüber Aoi war. Ich hätte nicht gleich an die Decke gehen müssen, nur weil er sich einmal verspielt hat.“ „Kai! Du warst und bist übermüdet. Da passiert es schon mal, dass man die Kontrolle über sich verliert. Mir ging das auch nicht anders. Nur hat Reita mir nach den ersten paar Aussetzern in regelmäßigen Abständen Schlaftabletten ins Essen getan, damit das nicht noch einmal passiert. Mach dir nichts draus. Heute scheint sowieso nicht der Tag der sanften Gemüter zu sein.“ Kai blickte mich verwirrt an. Immerhin konnte er ja nicht wissen, dass Reita auf Aoi losgegangen war. „Unser Pärchen hatte vorhin, kurz nachdem du abgehauen bist, eine ganz schön heftige Auseinandersetzung, die damit endete, dass ich als Tempo herhalten musste für unsere dunkle Schönheit.“ „Was ist geschehen?“, fragte Kai total erschrocken. Er ging wahrscheinlich davon aus, er sei der Grund dafür. „Mach dir mal keine Sorgen! Zwischen den beiden schien es in letzter Zeit ganz schön gekriselt zu haben.“ Kai sah immer noch bedrückt zu Boden. Kurzerhand schnappte ich mir seinen Arm und zog ihn zum Gebäudeeingang. „Hey, was?“ „Denk nicht drüber nach! Du gehörst jetzt ins Bett! Und wenn ich dich zu dir nach Hause tragen muss…“ Ein ergebenes Seufzen drang an mein Ohr, was mich grinsen ließ. Nicht hastig, aber dennoch zügig, brachte ich den kleineren zurück in den Proberaum, wo, überraschenderweise, bereits ein kleines Vocal auf einem Verstärker hockte, die Beine baumeln ließ und auf uns zu warten schien. „Da seid ihr ja endlich! Ich warte hier bestimmt schon seit ner Stunde!“, begrüßte er uns murrend. „Hey, Ruki? Ist Reita noch da?“, fragte ich, weil ich ja noch irgendwie nach Hause kommen wollte. Bedauernd schüttelte der kleine Sänger den Kopf. Dann grinste er. „Dein Auto is wohl wieder Schrott, Uru?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Alle Bandmitglieder wussten, dass ich nur bei Reita mitfuhr, wenn mein Fahrzeug mal wieder in der Werkstatt stand. „Ach, vergiss es! Dann lauf ich halt.“ In Gedanken rechnete ich mir schon aus, wie lange ich wohl für den Heimweg brauchen würde. „Du kannst ja bei mir hinten aufsitzen, wenn du wieder da bist. Nen zweiten Helm hab ich immer dabei.“ Schon allein die Vorstellung brachte mich zum grinsen. Ruki und ich auf seinem Motorrad, wobei ich hinten saß und mich an dem Winzling festklammern musste. Aber, einen anderen Weg, kostenlos nach Hause zu kommen, gab es anscheinend nicht, denn Reita war schon weg. „Also gut!“, seufzte ich ergeben, „Ich bring dann nur mal schnell Kai heim. Bin in ner halben Stunde wieder da.“ „Baibai!“, meinte das kleine, blonde Geschöpf noch und machte sich daran, meine Tasche zu packen. Kais war schon fertig, sodass ich sie nur noch über die Schulter werfen brauchte. Gemeinsam mit Kai verließ ich das Gebäude der PS Company. Er ließ es sich zwar nicht anmerken, aber man brauchte ihm nur in die Augen zu sehen, um zu erkennen, wie erschöpft er war. Den ganzen Weg zu seiner Wohnung achtete ich auf seine Schritte. Dort angekommen schleppte er sich mehr die Treppe hoch, als dass er ging und landete, ohne sich auszuziehen auch schon im Bett. Fürsorglich deckte ich ihn mit seiner leichten Sommerdecke zu, nachdem ich ihm die unbequeme Jeans ausgezogen hatte. Endlich fand unser Leader-sama die Ruhe, die er brauchte. Ein Lächeln huschte noch auf seine Züge. „Arigatou, Kouyou-kun!“ Auch ich lächelte, gab ihm noch einen leichten Kuss auf die Stirn und murmelte: „Oyasumi, Yutaka-chan.“ Einen tief und fest schlafenden Kai zurücklassend verließ ich seine Wohnung wieder und machte mich auf den Rückweg, um von Ruki nach Hause gefahren zu werden. to be continued... So, das war's erst mal für heute. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Kritik und Glückwünsche oder Morddrohungen bitte in einem Kommi dalassen. Man schreibt sich! Aoi-Tsuki Kapitel 2: Süßes Gift --------------------- Hey ho, Leute! *alle flausch* Ich weiß, es hat lange gedauert und es ist auch nicht so lang, wie das vorherige Kapitel, aber ich hatte viel mit meinem Studium zu tun v.v (bitte nicht treten, Kreuzigen, Steinigen, etc.) Aber, wie versprochen, gibt es jetzt das nächste Kapitel von Poisonous Love ^^ Ist vielleicht ein wenig verwirrend, da ich nicht alles am Stück geschrieben habe, aber man kann es doch verstehen, oder? *lieb schau* Nyo, dann viel Spaß mit dem 2. Kapitel: Kapitel 2: Süßes Gift Kaum hatte ich das Gebäude der PSC wieder betreten, als mir jemand, der eindeutig größer als ich war, einen Arm um den Hals schlang. Ich spürte den warmen Atem einer Person an meiner Wange. „Na, wo kommen wir denn jetzt her, Kamo-chan?“, fragte diese unverschämte Person auch noch leise – und wie er annahm – verführerisch hauchend. Unwirsch schüttelte ich seinen Arm ab, brachte einen Meter Sicherheitsabstand zwischen uns. „Das geht dich nichts an, Miyavi!“ „Ach nein?“ Er zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Seine tiefbraunen Augen musterten mich von oben bis unten und ihm schien nicht zu gefallen, was er da sah. Immerhin trug ich keins seiner abartigen Kostüme, die er für seine Spielgefährten hier im Gebäude lagerte. Ich wollte gar nicht daran denken, wie abartig die Dinger wirklich waren. „Ach, komm schon, Uru-chan! Mir kannst du’s doch sagen. Ich halt auch garantiert meinen Schnabel.“ In Gedanken zählte ich bis zehn, dreimal. Mir war nämlich gerade wieder in den Sinn gekommen, warum ich unsere doch recht kurze Beziehung beendet hatte: Miyavi redete zu viel Müll! „Tut mir Leid, Miya, aber ich hab noch was Wichtiges zu erledigen. Man sieht sich!“ Mein Abgang kam schon fast einer Flucht gleich, aber das störte mich nicht wirklich. Hauptsache ich war weg von diesem verrückten Huhn, der sich ja in letzter Zeit so gut mit Gackt und Yoshiki zu verstehen schien. Saga vermutete ja, dass sich unser Solokünstler von dem Ex-Sänger von Malice Mizer nageln ließ. Ob an dem Gerücht etwas dran war, konnte keiner von uns sagen, aber es machte Spaß sich so etwas auszudenken. Nun, ja, ich war also meinem Ex entkommen und auf dem Weg zum Proberaum, wo Ruki hoffentlich noch auf mich wartete. Nur noch ein Gang trennte mich von meinem Ziel, als ein nun wirklich eindeutiges Geräusch, das aus einem der Aufenthaltsräume kam, mich innehalten ließ. Neugierig, wie ich nun mal war, presste ich ein Ohr an die Tür und meine Vermutung bestätigte sich. In dem Raum hatte gerade jemand hemmungslos Sex. Obwohl die Tür die Laute etwas dämpfte, konnte ich dennoch ein paar Worte verstehen. „…ja…mo…tto…gut…weiter…tiefer…schneller, Nao…“ Also vergnügte sich Nao gerade mit irgendjemandem da drin. Bloß, wer sein Spielgefährte war, konnte ich nicht feststellen. Die Stimme kam mir zwar bekannt vor, konnte sie aber nicht zuordnen und spionieren wollte ich auch nicht. Es war schließlich schon peinlich genug, dass ich gelauscht hatte. Ich drehte mich um, um weiterzugehen, als ich auch prompt in jemanden rein lief. Und dieser jemand war ausgerechnet Tora von Alice Nine. Innerlich stöhnte ich. Hatte sich denn heute die ganze Welt (wohl eher die ganze PS Company) gegen mich verschworen? Erst der Generalstreik meines Autos, dann der Zoff in der Band, dann das Treffen mit dem Paradiesvogel und nun? Tora, der Teufel in Person! Der einzige, den ich im Moment noch weniger sehen wollte als Miyavi. „Oh, hallo Tora! Wie geht’s denn so?“, versuchte ich nervös ein wenig Smalltalk zu betreiben. Allerdings zog die Masche bei dem anderen Gitarristen überhaupt nicht. Er sah mich nur weiterhin mit diesem kalten, abschätzenden Blick an. Die ganze Situation war mir unangenehm. Vor allem, da in dem Raum hinter mir noch immer Nao mit seinem Partner beschäftigt war. Ich sah, wie sich ein spöttisches Grinsen auf Toras Zügen breit machte. Im nächsten Moment, ich wusste gar nicht, wie mir geschieht, presste mich schon sein Körper gegen die Wand. Seine Lippen lagen ganz nah an meinem Ohr, sodass ich seinen warmen Atem, der irgendwie nach Minze roch, an meiner Haut spüren konnte. „Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man an fremden Türen nicht lauscht?“, hauchte er, wodurch sich meine feinen Nackenhärchen aufstellten. Ich erstarrte wie ein wildes Tier, das von Scheinwerfern geblendet wird. Mein ganzer Körper verspannte sich, was von Tora nicht unbemerkt blieb. Einen Moment drückte er mich noch an die Wand. Seine Nähe verursachte bei mir eine Gänsehaut und die Geräusche aus dem Raum hinter mir trugen noch mehr dazu bei, dass ich mich unwohl fühlte. Doch dann ließ er mich ganz unvermittelt los, sodass ich beinahe nach vorn und damit direkt in seine Arme gestolpert wäre. Leise lachend bewahrte er mich aber vor einem Sturz. Wie ich da so in seinen Armen lag (was mir übrigens überhaupt nicht gefiel), merkte ich nicht, wie sich eine andere Person von hinten näherte. Erst der hysterische Schrei eben jener Person sorgte dafür, dass wir auf sie aufmerksam wurden. „LASS SOFORT MEINE ENTE LOS, DU PERVERSLING!!!!!!!!!“, schrie ein sichtlich angepisstes Miyavi. Ich spürte, wie Tora von mir weggerissen wurde. Dass sich der Gitarrist das nicht gefallen ließ, war natürlich selbstverständlich. So entstand ein fröhliches Gerangel mitten auf dem Gang. Während ich mich klamm heimlich aus dem Staub machte, schallten noch ein paar Wörter wie „meine Ente“ oder „Perversling“ zu mir hinüber. Miyavi war also noch immer so sehr von mir besessen. Dabei war es doch schon seit über einem Jahr aus zwischen uns. Wobei, wenn man bedenkt, dass unsere Beziehung nur 2 Wochen gehalten hatte, nie wirklich was gelaufen ist. Das Problem mit Miya war leider, dass er ein „nein“ nicht akzeptieren konnte. Daher stalkte er mir noch immer hinterher, was mich des Öfteren aus der Haut fahren ließ. Es war mir also mehr als recht, dass sich die beiden von mir besessenen Typen gerade wegen mir kloppten und ich die Fliege machen konnte. Immerhin wartete ja Ruki auf mich. Wie sich das anhörte. Man könnte meinen, wir wären zusammen, was, zu meinem Leidwesen, jedoch nicht den Tatsachen entsprach. Einerseits war ich an dem kleinen Vocal interessiert, aber andererseits konnte eine Beziehung zu ihm auch gefährlich sein. Immerhin hatte er eine gespaltene Persönlichkeit. Meistens war Ruki „normal“. Er alberte rum, zickte rum oder war einfach nur frech und fröhlich. Dann gab es aber auch Zeiten, in denen man sich vor dem kleinen Monster in Acht nehmen musste. Hatte Ruki wieder mal eine seiner „ich-leg-dich-flach-wenn-du-nicht-bei-3-auf-nem-Baum-bist“-Phase, dann konnte man sich auf alles gefasst machen. Der Kleine hatte eben Probleme mit seinen Trieben, was sich als äußerst fatal heraus stellte, wenn man auf seine Spielchen einging. Kopfschüttelnd verscheuchte ich den Gedanken, konnte ihn grad nicht gebrauchen. Stattdessen summte ich leise die Melodie von Cassis vor mich hin. Ich liebte diesen Song von uns über alles, hatte es sogar geschafft, dass er für die anstehende Europatour in die Setlist aufgenommen wurde. Na ja, fröhlich summend schlenderte ich also die verwinkelten, labyrinthähnlichen Gänge des PSC-Gebäudes entlang. Ich bog um eine Ecke und tappte zur letzten Tür in diesem Abschnitt. Unser Proberaum lag ziemlich weit von den belebteren Abschnitten entfernt. Schon ein paar Meter von der Tür entfernt konnte ich gedämpftes Gitarrenspiel vernehmen. Besonders leise, damit ich den Spieler nicht störe, öffnete ich die Tür. Ruki hockte neben einem Verstärker auf dem Boden. Er hatte meine Gitarre auf dem Schoß und spielte einen unserer neuen Songs. Auf Zehenspitzen schlich ich mich hinter ihn und schaute über seine Schulter (was bei weitem nicht schwer war). Der Kleine hatte die Augen geschlossen, schien sich nur auf die Fingerbewegungen zu konzentrieren. Ich musste lächeln. Seit Cassis hatte unser Vocal wirklich besser spielen gelernt. Wenn ich an die Zeit davor zurückdachte, konnte ich kaum glauben, dass Aoi und ich es wirklich geschafft hatten, ihm ein bisschen spielen bei zu bringen. Wir waren schließlich beide an ihm verzweifelt. Warum hatte unser Vocal auch einen Song für drei Gitarren schreiben müssen? Naja, das war ja jetzt Schnee von Gestern! Leicht tippte ich Ruki auf die Schulter. „Bin wieder da! Von mir aus können wir fahren.“, meinte ich leicht lächelnd. Ruki zuckte zusammen und hätte beinahe mein Baby fallen lassen, aber eben nur beinahe. Entschuldigend sah er mich an und kratzte sich am Kopf. „Gomen, aber ich hab dich nicht gehört“, murmelte er und packte meine Gitarre in ihre Tasche. Ich schulterte meinen Schatz und blickte Ruki abwartend an. Immerhin wollte ich heute noch mal nach Hause, wenn es recht war! Ich wollte nicht riskieren, dass an diesem unglückseligen Tag noch mehr passierte, als ich verkraften konnte. Der Blonde sah mich lange an und nickte schließlich. Seine Zunge strich im Bruchteil einer Sekunde über die vollen Lippen des Vocals, als er mich von oben bis unten betrachtete. Kam jetzt etwa wieder das böse, böse Ultraseme in ihm vor? Das war nicht gut! Vielleicht sollte ich doch noch Laufen oder mit der Bahn fahren. „Dann komm mal mit!“, befahl mir der Kleinere. Ich konnte nun nicht mehr entkommen. Warum musste heute wirklich alles schief gehen? Was hatte ich dem lieben Gott, wenn er überhaupt existierte, denn getan? Ich folgte dem Sänger zur Tiefgarage des Gebäudes. Den ganzen Weg über hoffte ich, dass Ruki mich auch wirklich nach Hause bringen würde, anstatt mich irgendwo auf dem Weg dorthin zu vergewaltigen. Das hoffte ich wirklich sehr. Auf dem Weg zu Rukis Motorrad begegneten wir niemandem. Das PSC-Gebäude schien wie ausgestorben zu sein. Nicht einmal Miyavi, der mir ja sonst immer hinterher stalkte, ließ sich blicken. Wahrscheinlich hatte Tora ihm eine mächtige Abreibung verpasst. Aber, dachte jetzt der große Gitarrist, dass er Anspruch auf mich hätte? Oh, Kami-sama! Bitte lass ihn bereits unter dem Pantoffel stehen! Ich konnte nicht noch mehr Verehrer und Stalker gebrauchen! Mir schwirrte allmählich der Kopf. Das alles heute war einfach zu viel für mein armes, kleines Gehirn, das sich normalerweise nur mit Schminken, hübsch aussehen und Gitarre spielen beschäftigte. Jetzt musste ich mich auch noch mit zahlreichen Verehrern, Bandproblemen und meinem eigenen Gefühlsleben auseinander setzen. Wie ich diesen Tag doch hasste! Beim Motorrad angekommen schnallte ich mir die Gitarre erstmal fester auf den Rücken, damit sie bei Rukis rasantem Fahrstil nicht runterfallen würde und schnappte mir den zweiten Helm, den der Kleine immer dabei hatte. Der Knirps schwang sich auf sein liebstes Stück und ich ließ mich hinter ihm auf den Sitz sinken. „Schön festhalten!“, mahnte mich Ruki noch und gab Gummi. Dass er dabei auch eine Gummispur zurückließ, kümmerte ihn nicht weiter. Ich klammerte mich an dem Winzling fest, damit ich nicht runterfallen konnte. Allerdings gab es da nicht besonders viel zum Festklammern. Ich musste sogar aufpassen, dass ich Rukis Schritt nicht zu nah kam. Dann wäre nämlich der Ofen aus gewesen. Wenn ich ihn rattig machte, dann konnte ich gleich meinen Hintern frei machen und ihm anbieten. Ich wollte ihn zwar, aber nicht so! Wenn wir schon was miteinander hatten, dann bitteschön romantisch mit einem leckeren Essen im Kerzenschein, Satinlaken und Rosenblüten im Bett. Hach, war ich wieder eklig kitschig, aber so war ich eben manchmal. Da konnte ich nichts gegen tun. Nach einer Weile bemerkte ich, dass wir gar nicht in der Nähe meiner süßen kleinen Wohnung, die mit allerlei Gerümpel voll gestopft war, waren. Ich versuchte Ruki darauf aufmerksam zu machen, aber er fuhr stur weiter dahin, wohin er wollte. Mein Orientierungssinn war zwar nicht der beste, aber ich wusste genau, dass dies hier eine piekfeine Gegend war, wo arme Musiker wie wir normalerweise nichts zu suchen hatten. Diese sauteuren Restaurants waren der High-Society vorbehalten und weder Ruki noch ich konnten uns dazu zählen. Wollte er mich etwa in ein solches Schicki-Micki-Restaurant entführen? Dabei konnte ich doch noch nicht einmal Huhn von Gans unterscheiden, oder wie diese blöden Vögel auch immer hießen. Ruki hielt tatsächlich vor einem hübschen Gebäude, das ganz im japanischen Stil erbaut worden war. Hier gab es sicherlich entweder Sushi oder ein anderes, traditionell japanisches Gericht, wofür man richtig blechen musste, um es überhaupt zu bekommen. Wir stiegen ab. Bei meinem verwirrten Blick grinste mein kleiner Begleiter nur. Er nahm mich am Arm und zog mich, ohne meinen Protest zu beachten, in das Gebäude. Es roch deutlich nach Fisch und Parfüm, vielleicht sogar ein wenig Opium, aber da war ich mir nicht sicher. Die Luft selbst war rauchig und gewährte den Gästen ihre Privatsphäre. Noch während ich mich umsah, führte Ruki mich schon weiter in einen der Privaträume. Anscheinend kannte er sich hier nicht nur aus, sondern war auch Stammgast. Wie, um Himmels Willen, konnte er sich so was denn überhaupt leisten? „Ano…Ruki? Was machen wir hier? Das ist doch ein sau teures Restaurant! Ich kann mir das nicht leisten“, murmelte ich etwas verunsichert. Ruki lächelte nur geheimnisvoll und drückte mich auf eines der bequemen Sitzkissen. Dann nahm er mir die Gitarre ab und stellte sie gegen die Wand. Ich wagte nicht, ihn zu beobachten. Wer weiß? Vielleicht wäre er dann sofort über mich hergefallen? Aber nichts dergleichen geschah. Ruki setzte sich nur mir gegenüber und strich seine Kleidung glatt. Anscheinend war er nervös. Er fasste sich dauernd an die Nase oder zupfte leicht an seinen Haaren herum. Das waren bei ihm die Standardanzeichen für Nervosität. So was machte er auch vor Konzerten. Wir warteten beide eine Weile schweigend und taten gar nichts. Es war aber irgendwie eine gespannte Stille, die an meinem Nervenkostüm zerrte. Als ich schon glaubte, ich könnte es nicht mehr aushalten, kam eine junge Frau mit den Getränken herein. Es gab Sake (was denn auch sonst?) und Ume, den relativ starken Pflaumenwein, der mir so gut schmeckte. Als nächstes brachte die Kellnerin Miso-Suppe, gefolgt von einem großen Tablett mit Sushi. Dass es kein gewöhnliches Sushi war, das man in jedem Straßenlokal fand, sah ich sofort. War das Fugu? Kugelfisch? Na, das würde ich auf keinen Fall essen. Die Muscheln vielleicht noch, aber nichts, was durch falsche Zubereitung zu meinem Tod führen konnte. Dafür hing ich viel zu sehr an meinem Leben. Wir bedankten uns bei der Kellnerin und begannen, genauso schweigsam wie zuvor, zu essen. Ich schielte nur ab und an zu Ruki, der scheinbar locker essen konnte. Dagegen hatte ich leichte Probleme beim Schlucken, da ich nicht wusste, wie ich das alles bezahlen sollte. Aber Ruki schien sich nicht um so was zu sorgen, wofür ich ihn insgeheim bewunderte. Sobald ich mein Suppenschälchen geleert hatte, machte ich mich vorsichtig über das Sushi her. Ich bemerkte, dass Ruki ganz vertrauensvoll den Kugelfisch aß, was mir auch ein wenig Mut machte. Vorsichtig nahm ich ein Nigiri zwischen die Stäbchen, tunkte es in die Sojasoße und das Wasabi, welches ich total lecker fand, und biss zaghaft ein Eckchen ab. Rukis Belustigung über meine Vorsicht stand ihm ins Gesicht geschrieben. Der Kugelfisch schmeckte gar nicht so übel. Sicherlich hatte der Koch es richtig zubereitet. Daher konnte ich es bestimmt gefahrlos essen, was ich nach anfänglichem Zögern auch tat. Nebenbei merkte ich gar nicht, wie viel Sake und Ume ich überhaupt trank. Erst, als mir ein wenig schwummrig wurde, hörte ich mit dem Trinken und dem Essen auf. Ruki schien noch völlig nüchtern zu sein. Da erst fiel mir auf, dass er nur grünen Tee trank. Dieses Aas! Hatte er mich etwa mit Absicht abgefüllt? Was hatte er noch mit mir vor? Innerlich kochte ich, aber nach Außen hin wirkte ich so ruhig wie immer. „Ich bin satt“, murmelte ich leise und rückte ein wenig vom Tisch ab. Mein Bauch war auch, meiner Ansicht nach, angeschwollen. Das würde sich heftig auf die Hüften legen! Also, was bedeutete das? Sport treiben und Diät halten! „Dann lass uns gehen!“, meinte der Vocal leicht hinterhältig lächelnd. Anscheinend war schon bezahlt, denn er stand einfach auf, zog mich auf die Füße und in einen kleinen Nebenraum. Zunächst sah ich mich hier ein wenig um, aber viel zu sehen gab es nicht. Hübsche Verzierungen waren an den Wänden, ein riesiges Bett, leichte Sommerkimonos, Massageöle, Kondome, Gleitgel… Moment mal! Kondome? Gleitgel? Ein riesiges Bett? Was…was hatte das zu bedeuten? Wollte mich dieser Zwerg etwa flachlegen? Entsetzt wich ich von Ruki zurück. Ich schüttelte den Kopf. Auch, wenn ich stockbesoffen war, hatte ich noch einen freien Willen und einen gesunden Menschenverstand. Und letzterer sagte mir, dass das hier eine wirklich blöde Idee war. Natürlich wollte ich mit ihm schlafen, aber doch nicht so! Na gut, mein gutes Essen hatte ich… Satinlaken auch… Aber HIER? Nie im Leben! „Komm schon, Ruha! Du willst es doch auch! Ich weiß es einfach. So, wie du mich in letzter Zeit ansiehst, kann es doch nicht anders sein!“, hauchte das mutierte Chibi verführerisch und drängte mich in Richtung Bett. Ich stolperte und fiel der Länge nach auf die weiche Matratze. Die Federn gaben unter meinem Gewicht nach. Sanft raschelte der Satin und umschmeichelte meinen Körper. Ich wusste, auf nackter Haut würde sich der Stoff noch besser anfühlen. Ruki krabbelte über mich, strich mir zärtlich über die Brust. Seine Lippen drückten sich erstaunlich zärtlich auf meine. Eine feuchte Zunge strich über meinen Mund, bat um Einlass, den ich ihr nur zu gern gewährte. Ich konnte kaum noch klar denken. Warum machte Ruki das? Er hätte sich doch nicht die Mühe mit dem Restaurant machen müssen. Der Vocal hätte mich doch einfach auf andere Weise abfüllen können, um mich ins Bett zu kriegen. Vielleicht liebte er mich ja auch?! War das der Grund, warum er mich eingeladen hatte? Hatte er etwa alles schon im Voraus geplant? Meine Gedanken wurden verschwommener, als Ruki mir das Shirt über den Kopf zog und somit meinen Oberkörper entblößte. Seine kleinen Hände strichen über meine freie Haut, was mir ein leises Schnurren entlockte. Ich konnte mich nicht wehren, obwohl ich größer und kräftiger war als er. „Taka~“, seufzte ich leise seinen Namen und drückte mich seinen Berührungen entgegen. Sofort nahm er den Kuss wieder auf, erkundete meine Mundhöhle. Sanft stupste er meine Zunge an, forderte sie zu einem Spiel heraus, auf das ich sofort einging. Auf diese Weise kämpften wir um die Vorherrschaft. Kaum zu glauben, aber Ruki war wirklich dominanter als ich! Nun, daran hatte ich ehrlich gesagt auch nie gezweifelt. Geschickt öffneten kleine Hände meine Hose und schlüpften unter den Stoff meiner engen Shorts. Zielgerichtet streichelte er über mein bereits leicht erigiertes Glied, wodurch ich innerhalb kürzester Zeit hart wurde. Er massierte mich an dieser Stelle gekonnt, was mir ein heiseres Stöhnen entlockte, das im Kuss unterging. Ich wollte noch mehr, viel mehr! Und das schien Ruki auch zu begreifen, denn er streifte mir Hose und Shorts von den Beinen. Sanft löste er den Kuss und betrachtete mich in meiner puren Nacktheit. Er leckte sich über die Lippen und legte sie auf meine Brust. Ausgiebig liebkoste er sie, saugte sich sogar an mehreren Stellen fest. Ich würde hinterher wahrscheinlich aussehen wie ein Dalmatiner. Aber im Moment störte es mich nicht weiter. Alles, was ich wollte, war Ruki! Ich wollte mit ihm schlafen, ihn in mir spüren. Fühlen, wie er kam. Immer und immer wieder wollte ich ihn haben. Er sollte nur mir gehören. Die Gefühle, die der Vocal in mir auslöste, trieben mich zu einem Schritt, den ich bisher nie zuvor begangen hatte. Einen Schritt, der unser ganzes Verhältnis zueinander völlig zerstören konnte. Aber ich konnte die Worte nicht zurückhalten. „Aishiteru“, hauchte ich erregt. Es stimmte. Ich liebte ihn wirklich. Sobald ich dieses eine Wort ausgesprochen hatte, erstarrte Ruki zur Salzsäule. Abrupt entfernte er sich von mir und sah mich entgeistert, verwirrt aber auch wütend an. „Sag mal, spinnst du jetzt total? Sowas sagt man nicht einfach so! Und auch nicht irgendwem! Wir sind Freunde, mehr nicht! Ich wollte dir nur einen Freundschaftsdienst erweisen, da du in letzter Zeit ja nicht mehr richtig durchgenommen wurdest. Aber das geht jetzt wirklich zu weit!“, fauchte er mich an. Geschockt schaute ich zu ihm hoch und musste schlucken. Freunde? Wir waren nur Freunde? Warum hatte er sich dann solche Mühe gegeben? Hatte er mich etwa nur ins Bett haben wollen, um mich zu vögeln? Tränen stiegen in meine Augen, als ich mich mit der Bettdecke verhüllte. Wenn er mich nicht liebte, dann durfte er mich auch nicht unbedingt nackt sehen. Wir hatten uns zwar schon häufig ohne Klamotten gesehen, aber hier ging es ums Prinzip! Ich bekam keinen Ton raus, um mich zu rechtfertigen. Was hätte ich auch sagen sollen? Ein ‚Tut mir Leid’ oder ‚So war das nicht gemeint’ war hier fehl am Platz. Ich war mir auch nicht sicher, ob Ruki eine Entschuldigung akzeptieren würde. Er starrte mich herablassend an, als wäre ich nur Dreck unter seinen Fingernägeln. Dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und verließ den Raum, das Restaurant unter Garantie auch. Ich blieb allein zurück. Was hatte ich nur wieder angerichtet? Jetzt würde die Band auf jeden Fall zerbrechen! Aoi und Reita stritten sich, Kai war einem Zusammenbruch nahe und jetzt war Ruki auch noch wütend. Warum hatte ich das nur sagen müssen? Mein Vater hatte doch Recht behalten. Liebe war ein süßes Gift. Und ich spürte jetzt gerade all die Nebenwirkungen, die damit einher gingen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ to be continued... Soooooooooo Das war's erstmal wieder ^^" Ich weiß, Cliffy aber das hat seinen Grund. *smile* Ich will schön viele Kommentare sehen, hai? Ich schreib so schnell weiter, wie ich kann Versprochen! LG Kai-pon Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)