Divine Justice von MajinMina (Göttliche Gerechtigkeit) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 - Geheimnisse ---------------------------------- Nach seinem ersten Auftrag wird Kenshin vom normalen Alltag eingeholt. Er findet in seinem Zimmergenossen Yoshida einen guten Freund – doch beide haben Geheimnisse voreinander... Divine Justice Kapitel 4 - Geheimnisse Das laute Schnarchen seines Zimmergenossen weckte Kenshin früh am nächsten Morgen. Die ersten Sonnenstahlen hatten bereits ihren Weg durch die Fenster gefunden und er spürte ihre angenehme Wärme auf seinem Gesicht. Er blieb noch einige Minuten im dämmernden Halbschlaf liegen, bevor plötzlich blitzartig die Geschehnisse der letzten Nacht in sein Bewusstsein zurückkehrten. Geschockt setzte er sich auf. Ihm war schlecht. Er schämte sich. Wie konnte er nur so.. gut geschlafen haben, nachdem... Da war sie wieder, die Schuld. Sie drückte auf seine Schultern, als er sich anzog – die zweite Choshuu-Uniform wagte er nicht anzufassen, statt dessen nahm er den von Okami-san bereitgelegten hellgrünen Gi und dazu weiße Hakama. Als er fertig war, beäugte er sein altes, geliebtes Schwert, das auf den polierten Dielen in der Sonne lag und überlegte kurz, es einfach da liegen zulassen, bis er es dennoch mit einigem Wiederwillen aufhob und zusammen mit dem Wakizashi in den Obi steckte. Yoshida schlief immer noch laut schnarchend und Kenshin betrachtete sein friedliches Gesicht. „Ob er wohl noch so ruhig schlafen könnte, wenn er wüsste, wozu ich letzte Nacht fähig war?“ Leise schob Kenshin die Tür auf und verließ das Zimmer. Er war der einzigste der Männer, der zu dieser frühen Morgenstunde wach zu sein schien und so ging er Richtung Küche, denn er wusste, dass er dort Okami-san antreffen würde, die bereits das Frühstück vorbereitete. „Ohayo..,“ grüßte er schüchtern, als er eintrat. Er wusste nicht warum, aber gerade jetzt verlangte es ihn irgendwie nach ihrer mütterlichen Art. „Ah! Kenshin-san!“ Freudig drehte sich Okami zu ihm um. „Du bist schon auf?“ Er nickte und genoss ihre beruhigende, freundliche Gegenwart, die ihn von düsteren Gedanken ablenkte. Nach all dem gab es doch noch ein normales Leben. „Okami-san, kann ich euch in der Küche behilflich sein?“ bot er sich an. Sie zeigte sich überrascht. „Katsura-sama hat mir deutlich gemacht, dass du ein Samurai bist und keine Küchenhilfe...“. Ein bisschen Sarkasmus schwang in ihrer Stimme mit, als sie Kenshin einen leeren Wassereimer reichte. Ein leichtes Lächeln kroch über sein Gesicht. „Ich habe viel Erfahrung mit Dingen, die den Haushalt betreffen... und ich mache mich gerne nützlich.“ Mit einer Verbeugung nahm er den Eimer und ging zum Brunnen. „Oh ja,“ dachte Okami-san, die Stirn plötzlich in tiefe Sorgenfalten gelegt, als sie ihm hinterher sah und ihr Blick auf die nasse Kleidung im Hof fiel, die gestern Abend dort noch nicht gehangen hatte. „Vor allem scheinst du deine Wäsche bevorzugt im Mondschein zu waschen...“. Als Kenshin mit vollem Wassereimer zurück kam, waren auch die beiden Mädchen, Aki und Kiku, in der Küche erschienen und bereits mit Gemüse schneiden beschäftigt. Sie sahen beide noch etwas verschlafen aus, doch als sie Kenshin sahen, hellten sich ihre Gesichter auf. „Ohayo Kenshin-sama,“ grüßten sie ihn gurrend und Kenshin spürte die Röte, die ihm ins Gesicht schoss. Er würde sich nie an den normalen Umgang mit Mädchen gewöhnen - sie waren ihm so unverständlich wie die Sprache der Gaijin. Nachdem alle Vorbereitungen für das Frühstück getroffen waren, hatte sich Kenshins Laune etwas aufgehellt. Er versuchte, den schrecklichen Ausgang des letzten Tages so gut es ging zu verdrängen. Auch spürte er jetzt den Hunger. Seit gestern morgen hatte er nichts mehr gegessen! Er ging in den Speiseraum und sah Daisuke bereits an einem der Tische sitzen. Dieser lächelte, als er Kenshin sah – auf diesem grünen Gi sahen seine roten Haare noch leuchtender aus als vorher – und winkte ihm, sich zu ihm zu setzten. Dankbar erwiderte Kenshin das Lächeln – er hatte halb damit gerechnet, nur in Gesichter voll Abscheu und Angst zu blicken. Doch offensichtlich wusste noch keiner von den Ereignissen der letzten Nacht. Als sich der Raum langsam mit teilweise arg zerknautscht und verschlafen aussehenden Männern füllte, die sich lachend und über den gestrigen Abend scherzend in Grüppchen an den Tischen zusammenfanden und in der Morgensonne räkelten, wie gewohnt von Kenshin als jungen Samurai aus unbekannter Familie nur wenig Notiz nehmend, begann dieser sich kurz zu fragen, ob er sich den Schrecken der letzten Nacht vielleicht nur eingebildet hatte. Als die Mädchen schon begonnen hatten, das Frühstück auszuteilen, erschien auch Buntaro und kurz darauf Yoshida mit tiefen Augenringen und einer eindeutigen Alkoholfahne. „Mmphf, Yoshida, hättest du dich nicht vorm Frühstück waschen können?“ Buntaro hielt sich in übertriebener Geste die Nase zu. „Wie konntest du bei dem Alkoholgestank schlafen, Kenshin? Wahrscheinlich hat er auch noch geschnarcht wie verrückt. Ich kenn das noch, ich war auch schon mit ihm einquartiert.“ „Aa. Er hat geschnarcht aber...“ „Verräter!“ unterbrach ihn Yoshida ärgerlich. „... aber es hat mich nicht gestört,“ fuhr Kenshin ungerührt fort. „Ich war sowieso schon früh wach.“ Yoshidas Augen wurden plötzlich größer und leuchteten, wie Kenshin mit einem unguten Gefühl feststellen musste, voller Neugier. „Ah, stimmt ja, du warst ja gestern den ganzen Tag unterwegs! Schon vor dem Mittagessen!“ „Mh..,“ nickte Kenshin kaum merklich. Er konnte einige Männer der Nachbartische zu ihnen herschauen sehen, die offensichtlich genauso neugierig wie Yoshida waren und erfahren wollten, wozu Katsura-sama diesen Jungen überhaupt mitgebracht hatte. Auch waren die Blicke der Männer mehrheitlich von Misstrauen erfüllt, waren sich doch gestern Zeugen seines spektakulären Trainings im Innenhof gewesen. Mit wachsender Unruhe rutschte Kenshin auf seinem Kissen hin und her und begann schließlich zu essen. „... und?“ Yoshidas Neugier war nicht im geringsten befriedigt. Kenshin kaute in Ruhe zu Ende und überlegte. Er konnte und durfte nicht über den Auftrag reden, den er von Katsura bekommen hatte, und selbst wenn, war er sich ziemlich sicher, dass es bei den anderen Männern nicht so gut ankommen würde. Was machst du? Ach, ich töte kaltblütig die Männer, die auf meiner Liste stehen. Und du? Er verschluckte sich fast an seinem Reis ob dieses bitteren Scherzes. Er hatte irgendwie Angst... was würden die Männer sagen, wenn er erzählen würde... wären sie dann noch seine... Freunde? Immerhin gehörten sie alle zur selben Seite. Sie alle erfüllten ihre Pflicht, wenn auch auf verschiedene Art und Weise. Auch er erfüllte die Pflicht, die er dank seines Könnens mit dem Schwert Katsura und den Menschen in Not schuldig war. Als Kenshin nicht länger so tun konnte, als ob er noch kauen würde, antwortete er schließlich: „Katsura hat mir einen Auftrag gegeben, ganz allein. Außerhalb der Stadt.“ Er versuchte, seine Antwort so klingen zu lassen, als ob weitere Nachfragen zwecklos wären und nahm er sich schnell neuen Reis. Mit sinkendem Mut konnte er aus dem Augenwinkel feststellen, dass dieser Plan gescheitert war, denn Yoshidas und zu allem Übel nun auch Daisukes und Buntaros Gesichter waren gespannter denn je, alle offensichtlich durch seine ausweichenden Antworten nicht abgeschreckt, sondern eher zu neuen Fragen ermutigt. „Ja und?“ löcherte ihn nun Daisuke, „Was macht man allein am Stadtrand, außer an einem Schrein zu beten?“ Fast hätte sich Kenshin erneut verschluckt und trank schnell etwas Tee. Er hasste Lügen und der konnte es auch nicht gut. Er hatte es einmal bei seinem Shishou probiert und das war nicht sehr erfolgreich gewesen. Eine weitere schmerzhafte Erfahrung... Endlich schaffte er es zu antworten: „Mein Auftrag war... geheim.“ Die enttäuschten Gesichter der anderen brachten ihn fast zum Lachen. „Geheim??“ motzte Yoshida. „Das ist ja blöd. Ich dachte, du wirst wenigstens in eine Einheit eingeteilt. Vielleicht ja in meine...“ „Ie..“ verneinte Kenshin seufzend. „Wohl eher nicht...“ Daisuke und Buntaro tauschten Blicke aus. Schließlich meinte Daisuke: „Es ist schon komisch... nimm’s mir nicht übel Kenshin, aber du bist erst vor drei Tagen gekommen, mit Kogoro-sama und jetzt führst du schon für ihn Geheimaufträge aus... und du bist... 14?“ Kenshin konnte darauf nichts antworten und er fühlte sich plötzlich unwohl in der Gesellschaft, die er gestern noch so genossen hatte. Warum hatte er sich keine Notlüge ausdenken können und damit lästige Fragen und Vermutungen umschifft? „Na, er wird seine Gründe haben, der Kogoro-sama,“ beschwichtigte Yoshida, der Kenshins Unwohlsein bemerkt hatte. „Vielleicht will er, dass du etwas älter wirst, bevor du in die Gruppen eingeteilt wirst. Schließlich ist es oft lebensgefährlich und du bist erst 14...“ Kenshin warf ihm einem scharfen Blick zu. Schon wieder ein Seitenhieb auf sein Alter. Und das auch noch von Yoshida. Dieser spürte plötzlich die Wut, die von seinem Zimmergenossen ausging. Es war wie, als ob seine Augen plötzlich ein bisschen heller leuchteten. „Gomen nasai, Kenshin...“ entschuldigte er sich schnell und war erleichtert, als er sah, wie sich Kenshin, der selbst über seine plötzlichen Wutausbruch überrascht war, entspannte. Yoshida begann ein paar lustige Geschichten über den gestrigen Abend zu erzählen um die Atmosphäre zu lockern. Kenshin hörte nur mit halbem Ohr zu. Er würde gerne, auch wenn es schwer fiel, von seinem gestrigen Abend erzählen. Seine Erfahrung mit jemandem teilen. Und irgendeine Bestätigung hören, dass er kein kaltblütiger Mörder war. Vor allem mit Yoshida würde er gerne reden. Vielleicht später, alleine? Ein Rippenstoß von Daisuke riss ihn aus den Gedanken. „Der war gut!“ lachte dieser gerade, „Ne, Kenshin?“ Kenshin bemühte sich, schnell ein Grinsen in sein Gesicht zu zaubern und das eher klägliche Resultat schien zum Glück überzeugend genug für Daisuke. „Ich wünschte, ich wäre auch in eurer Gruppe eingeteilt,“ murrte Buntaro mit seiner tiefen Stimme. „Ich hatte gestern bis spät Nachts Dienst!“ „Naja, wir haben ja auch nicht jedes Wochenende frei! Dafür warst du mit Katagai unterwegs. Das ist ja fast so gut wie mit Kogoro-sama selbst! Eine Ehre!“ „Katagai-san?“ fragte Kenshin. Daisuke antwortete: „Das ist hier der zweite Mann nach Kogoro-sama. Quasi sein persönlicher Bodyguard und auch sein Mann fürs Organisatorische. Er ist heute nicht hier, aber du wirst ihn leicht erkennen, er ist ein Berg von einem Mann!“ „Oh ja...“ klagte Yoshida. „Der hat’s gut. Er ist bei allen wichtigen Treffen der Ishin Shishi und ihren Verbündeten dabei. Sein Name wird vielleicht neben dem von Katsura Kogoro in die Geschichte eingehen... wenn ich bei ihm in der Einheit wäre, würde mein Name ja vielleicht auch irgendwo erwähnt...“ „Yoshida Baka – durch heimliches Leerräumen von Lebensmittelbaracken des Shogunats brachte er den Shogun zum verhungern und den Ishin Shishi den Sieg,“ kommentierte Daisuke trocken und alle lachten. Kenshins Lachen blieb ihm im Hals stecken als er daran denken musste, was wohl über ihn geschrieben werden würde, sollte er je in die Geschichte eingehen. Nein... er wollte nicht in die Geschichte eingehen. Was hatte Katsura gesagt? Seine Existenz als Attentäter müsse geheim bleiben. Und wer will schon als Mörder im Geheimen verewigt werden? Außerdem war es nebensächlich, ob sich später irgendjemand an ihn oder seine Taten erinnern würde – Hauptsache, das Ziel, das friedliche neue Zeitalter, würde erreicht. Die Erwähnung eines ihm bekannt vorkommenden Namens brachte seine Aufmerksamkeit wieder zu der Konversation am Tisch. „Wer?“ fragte er scharf. „Kannst du nicht hören? Du träumst wohl immer vor dich hin!“ konterte Yoshida beleidigt. „Ich meinte gerade, es ist immer noch alles besser als bei Izuka in der Gruppe zu landen!“ Doch richtig gehört! Izuka, der Mann von gestern Abend. Der Begutachter seiner... Arbeit. „Wieso?“ Kenshin versuchte seine Frage belanglos klingen zu lassen. „Naja, Izuka ist Katsuras rechte Hand, was die Geheimoperationen angeht. Siehst du die zwei Männer da drüben am anderen Ende des Raumes? Ja, genau, die mit den düsteren Gesichtern. Die gehören zu Izukas Truppe. Allesamt Ronin mit nicht gerade der saubersten Lebensgeschichte. Vor allem mit wenig Emotionen. Naja, kein Wunder, die sind ihnen bestimmt hinderlich...“ Ein Prickeln im Genick spürend fragte Kenshin vorsichtig: „Haben sie etwa so gefährliche Aufträge?“ Machen sie die selbe Arbeit wie ich? „Hm, wie man es nimmt. Gefährlich ist die Arbeit eigentlich nicht, denn immer, wenn sie kommen, ist der oder sind diejenigen, von denen Gefahr ausgehen könnte, schon tot.“ „Sie sind den Hitokiri zugeteilt!“ ergänzte Daisuke. „Das finde ich viel gruseliger als Tote Menschen mit Zetteln der „himmlischen Gerechtigkeit“ auszustatten.“ „Hitokiri?“ fragte Kenshin atemlos. „Attentäter... Auftragskiller... Mörder. Wie auch immer du sie nennen magst, aber in Samurai-Kreisen heißen sie Hitokiri. Brrr...“ Daisuke schüttelte sich. „Kaltblütige Mörder. Menschenschlächter. Das ist die Schattenseite der Revolution und der Ishin Shishi...“ Er sah Kenshins große Augen und dachte, er hätte dem Jungen Angst gemacht. „Naja, e-eigentlich weiß niemand so genau, ob es sie gibt, weil es ist ja geheim. Also sicher, es gibt Gerüchte...“ „Sei nicht so zimperlich!“ unterbrach Buntaro Yoshidas Stottern. „Natürlich gibt es auch bei den Ishin Shishi Hitokiri. Sie arbeiten im Schatten und geheim, aber ihre Arbeit ist genauso wichtig wie die jedes anderen!“ „Ja, aber möchtest du neben einem sitzen? Oder überhaupt den Raum mit ihm teilen? Ich würde mich vor Angst einpissen. So ein Hitokiri kann dir jeden Moment die Kehle aufschlitzen. Die sind eiskalt. Manche sind ganz wild aufs Töten, denen macht das sogar Spaß. Die geben dir keinen leichten Tod. Die sind Spezialisten. Und ich hab sogar mal von einem gehört, der Blut trank...“ „Jetzt mach mal halblang, Yoshida...“ Daisuke hatte bemerkt, das Kenshins Gesicht immer seltsamer ausgesehen hatte, bevor er es hinter seinem roten Haar versteckt hatte. „Hier im Raum ist schon mal kein Hitokiri, dass heißt, du musst nicht in die Hose machen!“ meinte er lächelnd mit Blick auf Kenshin, der nicht aufschaute. „Der letzte Hitokiri der Ishin Shishi, von dem ich sicher wusste, wurde glaub ich vor zwei Wochen von Bakufu-Soldaten erwischt. Und der war nicht hier, sondern drüben im Westen der Stadt bei den anderen Einheiten einquartiert,“ überlegte Buntaro. „Naja, bei dem Job... da triffts einen früher oder später... oder sie drehen einfach durch und...“ Yoshida unterbrach sich, als Kenshin so abrupt aufstand, dass fast der Tisch umgefallen wäre. Mit unleserlicher Miene und eine kaum hörbare Entschuldigung murmelnd verließ er den Frühstücksraum. Daiskue verpasste Yoshida eine Kopfnuss. „Du Depp! Er ist erst seit drei Tagen hier, und du packst gleich die Gruselgeschichten aus!“ -- Kalter Herbstwind schlug Kenshin entgegen und zersauste sein Haar, als er aus dem Essensraum in den Innenhof stürmte. Ihm war heiß. Er konnte kaum klar denken. Horrorbilder seiner potentiellen Zukunft – ein wahnsinniger, bluttrinkender Mörder – spukten durch seine Gedanken. Er brauchte dringend einen klaren Kopf. Diesmal war er schlauer. Er würde nicht wieder im Innenhof der Herberge seine Kata üben. Die Blicke der Männer konnte er jetzt nicht ertragen. Er wollte lieber so unauffällig bleiben wie möglich. Solange er noch unauffällig bleiben konnte... Was würde passieren, wenn seine Identität als... Hitokiri... was für ein abscheuliches Wort... auffliegen würde? Er mochte schon nicht die neugierigen Blicke, die er allein wegen seinem Haar auf sich zog – er war sich sicher, das Blicke voller Angst und Abscheu noch schwerer zu ertragen waren. Er nahm sich etwas Essen aus der Küche mit, das Okami-san ihm liebevoll einpackte, und er bat sie, falls jemand nach ihm fragen sollte, ihn zum Iamasu-Schrein zu schicken. Der Schrein war direkt bei dem kleinen Wäldchen, wo er schon gestern trainiert hatte. Im Eiltempo hatte er wenig später bereits seinen Übungsplatz erreicht und zog sein Schwert, begierig seine Kata zu üben und so die unglücksselige Konversation vom Frühstück zu vergessen. Hitokiri... so wie die Männer von ihnen redeten, schienen sie mehr Dämonen als Menschen zu sein. Blut trinken... das schien ihm dann doch etwas übertrieben. Und das töten Spaß machen sollte... wie krank war das denn? Alles andere hatte er gestern empfunden aber auf keinen Fall Spaß! Und eiskalt war er auch nicht... Er war kein eiskalter Mörder. Er kämpfte für eine gerechte Sache, wie die anderen auch. Diese Gerechtigkeit rechtfertigte seine Taten! Mit diesen Gedanken begann er seine Kata. Doch er konnte nicht ruhig werden. Frustriert hieb er auf einen kleinen Baum ein, nur um wegen dem Wiederstand schmerzlich an den Hieb vom letzten Abend erinnert zu werden, der seinem Opfer den Tod brachte. Wütend ließ er sein Katana im Baum stecken und sank zu Boden. „Wann kommt wohl der nächste Auftrag? Hoffentlich nicht zu bald.“ Grübelte er. Auf allzu vielen Standbeinen konnte die Shogunats-Regierung ja nicht stehen. Bekanntlich sind immer nur einige wenige für viel verantwortlich. Deprimiert zog er sein Schwert aus dem Baum und machte sich auf den Weg zurück zur Herberge. Unterwegs kaufte er sich einen Hut – er hatte die neugierigen Blicke langsam satt. Kaum hatte er den Innenhof betreten, hörte er Izuka seinen Namen rufen. Sein Herz sank bis in seine Fußspitzen. Schon wieder ein Umschlag? So schnell? „Hey, Himura-san! Gut, dass du da bist.“ Er zog ihn auf die Seite und fuhr mit gedämpfter Stimme fort. „Katsura-sama ist gerade mit einem geheimen Konvoi aufgebrochen und er wird einige Tage fort sein. Er hat mir Anweisungen für dich dagelassen.“ Wie gebannt folgten Kenshins Augen Izukas Hand, die einen Umschlag aus seinem Ärmel zog. „Hier.“ Verabschiedete er sich und ging. Kenshin öffnete schnell den Umschlag – er war weiß und enthielt... keine Namen! Sondern eine Liste. „Liste der Geheimunterkünfte der Ishin Shishi in Kyoto,“ las er Katsuras ordentliche Schrift, „lasse sie dir von einem der Männer zeigen, präge sie dir genau ein, falls du verfolgt wirst, und nach einem Auftrag nicht in die Herberge zurückkehren kannst. Danach vernichte die Liste.“ Plötzlich spürte er Yoshidas fröhliche Ki von hinten auf sich zukommen und stopfte die Liste schnell in seinen Ärmeln. Er lächelte seinen Freund ehrlich an, denn ihm war ein Stein vom Herzen gefallen, dass seine schlimmsten Befürchtungen nicht eingetroffen waren. „Nah, Kenshin, du siehst aber erleichtert aus.“ Bemerkte Yoshida. „Glücklich, das Izuka-san dich in Ruhe gelassen hat? Du sahst ja nicht gerade begeistert aus, als er auf dich zukam. Was wollte er denn von dir? Du hast doch mit ihm gar nichts zu tun.“ „Ähm..“ Kenshin fühlte sich ertappt. „Er hat mir nur etwas von Katsura-sama übergeben, weiter nichts.“ Er war in die Defensive gegangen, obwohl Katsura ja geschrieben hatte, er solle sich jemanden suchen, der mit ihm die Liste durchging. „Naja...“ fügte er deshalb schnell hinzu, „...eigentlich brauche ich Hilfe. Ich muss mir unsere Geheimverstecke in Kyoto einprägen. Vielleicht...“ „...soll ich dich begleiten? Natürlich“. Freute sich Yoshida. „Du bist ja erst seit ein paar Tagen hier! Ich kann dir alles zeigen. Sie sind überall in der Stadt und am Stadtrand verteilt, aber ich denke, bis es dunkel wird, haben wir es geschafft, alle abzulaufen. Moment...“ zwinkerte er, „ich hole mir noch schnell etwas Sake als Wegzehrung“. -- Es dauerte wirklich Stunden, alle geheimen Unterschlüpfe auszukundschaften und Yoshidas Sake war schon längst leergetrunken, bevor sie überhaupt den dritten Punkt auf der Liste erreicht hatten. Teilweise waren es Herbergen, Kneipen, ein paar Bordelle, Spielhallen und sogar Privathaushalte. Überall stellte Kenshin sich kurz vor und prägte sich die Umgebung genau ein. Er war überrascht, das Familien mit Kindern den Ishin Shishi Notunterkunft zur Verfügung stellten. „Bringen sie sich damit nicht selber in Lebensgefahr?“ „Sie haben ihre Gründe.“ Erklärte Yoshida. „Katsura-sama hat viele Freunde. Er hat schon Vielen das Leben gerettet. Und viele Menschen glauben an seine Sache und sind dafür bereit zu sterben.“ Wie wir. Als sie einigermaßen erschöpft vom vielen Laufen das letzte Fluchtversteck, einen Tempel unweit der Stadtgrenze, verlassen hatten, kletterte bereits der fahle Mond über die dunklen Baumwipfel. „Hast du Lust, mit mir heute Abend zur Spielhalle zu gehen?“ fragte Yoshida. „Buntaro ist leider mit Katagai und Katsura unterwegs und wird ein paar Tage weg sein. Daisuke hat auch Dienst“. Eine ablehnende Antwort lag Kenshin schon auf den Lippen, doch irgendwie entschloss er sich, doch mitzugehen. Gesellschaft tat ihm gut. Besser, als alleine mit seinen trübseligen Gedanken zu sein. Als sie in das schillernde Rotlichtviertel Kyotos einbogen, konnte Kenshin seine Erstauntheit doch nicht ganz unterdrücken. All die Lichter und der Trubel. Er sah fast wieder so aus, wie der unschuldige Junge, der vor wenigen Tagen nach Kyoto gekommen war und große Augen angesichts dieser großen und merkwürdigen Stadt gemacht hatte. „Na, steht dir der Mund offen bei all den schönen Frauen hier?“ stichelte Yoshida. Kenshin errötete. „Oro... ich bin eher erstaunt, dass hier so viel los ist. Sind wir nicht mitten in einer Revolution?“ Yoshida schüttelte den Kopf. „Baka. Auch wenn es Nachts auf den Straßen von Kyoto Blut regnet, wollen sich die Menschen nicht ihre Lebensfreude nehmen lassen. Jeder Tag kann der letzte sein - gerade deswegen suchen die Menschen Zerstreuung und Ablenkung. Und wo kann man die besser finden als hier?“ Schüchtern betrat Kenshin hinter Yoshida eine der Spielhallen. Er war zwar mit ein paar Würfelspielen vertraut, fühlte sich aber trotzdem unwohl. Auch spürte er die immerwährenden Blicke und hörte spöttische Kommentare über seine Größe und sein Alter. „Na Kleiner!“ rief einer der Männer laut, „solltest du nicht schon längst im Bett sein?“. Beifälliges Gelächter antwortete ihm. Kenshins Fäuste ballten sich als er den Mann mit seinem bösesten Blick fokusierte. „Na Kenshin.“ Beschwichtigte ihn Yoshida. „Was funkeln deine Augen so? Vergess’ den blöden Kerl, der hat nur Mist im Kopf. Hockt die ganze Zeit in Spielhallen herum, ein Taugenichts. Nicht die Zeit wert, sich über ihn zu ärgern! Zahl es ihm lieber heim!“ Ehe er sich versah, hatte ihn Yoshida zu dem Spieltisch der Männer gezerrt, die bereits lüsternd ihre potentielle Beute begutachteten. „Und Kleiner... hast du überhaupt einen Einsatz, den du machen kannst?“ Als Antwort legte Yoshida ein paar Ryo in die Mitte. „Los, zeig’s den Kerlen, Kenshin. Verlieren ist keine Option, klar?“ Die Würfel wurden geworfen. Die Männer machten ihre Einsätze. „Gerade oder Ungerade?“ fragten sie Kenshin. Dieser hatte die Würfel genau beobachtet und antwortete sicher: „4 und 6. Gerade.“ Mit einem siegessicheren Lächeln hob der Mann, der Kenshin immer noch für ein törichtes Kind hielt, den Würfelbecher. Zu seinem Ärger musste er feststellen, das Kenshins Vorhersage eingetroffen war. „Pah.. Anfängerglück!“ Ungerührt machte er seinen nächsten Einsatz. Doch auch beim zweiten Versuch lag sein Widersacher weit daneben, Kenshin jedoch genau richtig. So ging das Spiel weiter, und Kenshins Gegenspieler wurden mit jeden verlorenen Wurf immer wütender und verbissener. Yoshida sowie andere Zuschauer beobachteten mit ungläubiger Miene den Spielverlauf. Zunehmend unfreundlicher werdende Kommentare nach jedem Sieg Kenshins veranlassen Yoshida schließlich, seinen Freund zu bremsen, der offensichtlich Spaß an dieser spielerischen Form der Rache an seinen Spöttern gefunden hatte. „Lass uns jetzt gehen, Kenshin!“ drängte er. „Du hast bestimmt das vierfache von meinem Einsatz rausgeholt, ich denke, es reicht jetzt.“ Kenshin bemerkte, das Yoshida sich nicht wohlfühlte und folgte seinen Bitten. Sie drängten sich durch die Traube von Männern, die sich um ihren Spieltisch gesammelt hatte und die alle misstrauisch und ungläubig die zwei Jungen musterten, die in Richtung Ausgang eilten. Draußen, in der kühlen Nachtluft angekommen, bestürmte ihn Yoshida sofort mit Fragen. „Wie hast du das gemacht??! Kami-sama, ich habe noch nie so eine Glückssträhne gesehen! Kannst du mir das beibringen?“ Den restlichen Abend versuchte Kenshin vergeblich, Yoshida zu erklären, wie er die Bewegung und Rotation der Würfel beobachtete und so mit ziemlich sicherer Wahrscheinlichkeit die Zahlen voraussagen konnte. So saßen sie beide bei Kerzenstein noch bis in die späte Nacht hinein in ihrem Zimmer der Herberge, die Würfel zwischen ihnen auf dem Boden. Kenshin freute sich und lachte, als er Yoshidas verkniffenes Gesicht nach erneut falsch geratenen Würfelzahlen sah. Er fühlte sich so leicht und fröhlich, wie seit Wochen nicht mehr. „Yoshida.“ Dachte er, „Danke für deine Gesellschaft.“ Dieser schüttelte immer wieder nur ungläubig den Kopf. „Wie kannst du denn die Bewegung der Würfel sehen? Das geht doch alles viel zu schnell!“ „Naja, Bewegungen vorherzusagen ist sozusagen Teil des Hiten Mitsurugi Ryu und mein Meister in den Bergen hat mir es beigebracht.“ Yoshidas Mund klappte auf. Sprachlos starrte er Kenshin an. Dann verpasste er ihm eine Kopfnuss. „Oro?!“ Mut kullernden Augen rieb sich Kenshin seinen Schädel. „Was sollte das denn?“ „Wa- Was hast du gesagt? Hiten Mitsurugi Ryu?“ japste Yoshida mit erstickter Stimme. „Das habe ich gesagt, de goza – ..“ „Du beherrscht diese Technik? Ich dachte, die sei Legende! Kami-sama... na das erklärt zumindest dein Geschick beim Würfelspielen. Wooow, wie muss dann dein Geschick mit dem Schwert erst sein!! Ich habe schon die anderen Männer von deinem Training im Innenhof reden gehört. Ich dachte, sie haben maßlos übertrieben. Einige nannten dich sogar einen Meister der Schwertkunst...“ „Das ist wirklich übertrieben.“ Lachte Kenshin. „Sessha hat sein Training nicht vollendet und ist daher auch kein Meister“. Yoshida pfiff anerkennend durch die Zähne. „Hiten Mitsurugi Ryu... ist das nicht eine absolut tödliche Schwertkunst?“ Kenshin blickte Yoshida nicht an. „Ja. Jede Technik ist darauf ausgelegt, den Gegner blitzschnell zu töten. Durch die Geschwindigkeit bleibt ihm keine Zeit, zu parieren“. Und selbst wenn, dachte Kenshin sich, es gibt trotzdem kein Entkommen. Denn jede Technik des Hiten Mitsurugi basiert nicht auf einem, sondern auf zwei Schlägen. Einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen den Beiden. Schließlich stand Yoshida auf und drehte Kenshin den Rücken zu. Kenshin spürte, dass Yoshida verwirrt war und auch etwas verängstigt, wenn er sich auch Mühe gab, dies zu verbergen. „Ich bin, wie du weißt, neugierig, Kenshin. Wie kommt es, dass du, obwohl du nur wenige Jahre jünger bist wie ich, bereits diese tödliche Technik beherrscht? Wer hat sie dir beigebracht. Und... zu welchem Zweck?“ Yoshida strengte sich an, seiner Stimme einen normalen und beifälligen Tonfall zu verleihen, doch Kenshin spürte deutlich außer Neugier auch die plötzliche innere Unruhe seines Zimmergenossen. Es schmerzte ihn erkennen zu müssen, das Yoshida ihm nicht mehr so vorbehaltlos wie vor wenigen Minuten gegenüberstand. Aber noch viel mehr schmerzte es ihn, Yoshida nicht die Wahrheit – den Zweck dieser Schwerttechnik und seines Aufenthaltes in Kyoto - erzählen zu können. Er fürchtete sich zu sehr, die Augen seines Freundes vor Angst geweitet und sein Gesicht voller Ablehnung zu sehen, wenn er erführe, wer sein Zimmergenosse eigentlich war. Außerdem sollte ja geheim bleiben, wer er war. Ein Hitokiri. Nein. Er wollte Yoshidas Freundschaft nicht verlieren. Er hatte ihn doch gerade so glücklich gemacht, abgelenkt. Er war ein Freund, dem er vertraute. Und er wusste, dass es umgekehrt noch genauso war. Und er würde das mit keiner unüberlegten Antwort zerstören. „Zufall. Durch Zufall nahm mich mein Meister nach dem Tod meiner Eltern auf. Damals war ich 8 Jahre alt. Er brachte mir sein Können bei, weil er wollte, dass ich die Linie der Meister des Hiten Mitsurugi Ryu fortführe. Es war ein hartes Training... und ich machte schnell Fortschritte. Dann fingen die Unruhen an. Er war dagegen, sich in den Konflikt zwischen Shogunat und Kaisertreuen einzumischen. Er wollte lieber Einsiedler bleiben. Deshalb entschloss ich mich, ihn zu verlassen und mich den Patrioten anzuschließen, in der Hoffnung, mit meinem Schwert vielleicht das Schicksal von vielen Unglücklichen und Unterdrückten ändern zu können“. Seine Antwort war überzeugend. Er hatte nicht gelogen, allerdings auch nicht die ganze Wahrheit erzählt. Doch Yoshida war offensichtlich befriedigt, denn er entspannte sich merklich und entschuldigte sich ehrlich für seine „aufdringliche Neugier“. „Keine Gute Eigenschaft von mir.“ Lächelte er. „Schon meine Eltern haben erfolglos versucht, mir das abzugewöhnen.“ Und wären sie sich für die Nacht umkleideten, brachte er Kenshin noch mit einigen Anekdoten aus seiner eigenen Kindheit zum Lachen. Als sie schließlich das Licht löschten und sich hinlegten, war es, als ob zwischen ihnen alles beim Alten wäre. Fast. Denn Kenshin, der Yoshida vertraute, war schnell eingeschlafen und konnte deshalb nicht bemerken, wie Yoshida sich ohne Schlaf auf seinem Futon hin und her wälzte. „Auch wenn ich gutgläubig bin, Kenshin, dumm bin ich nicht,“ dachte er im Stillen, während er die Decke anstarrte. Kenshins Antwort war ehrlich gewesen, das wusste er mit Sicherheit. Diesem Jungen sah man es einfach an, dass er nicht gut lügen konnte. Jedoch war es ihm instinktiv so, als ob einiges nicht zusammenpasste. Wie ein Puzzle, in dem wichtige Teile fehlten. Bringt ein Meister der Schwertkunst einem Kind so eine tödliche Technik bei, nur um ihn anschließend das Leben eines Einsiedlers führen zu lassen? Unwahrscheinlich. Eben so unwahrscheinlich erschien es ihm, dass Katsura Kogoro das Potential dieses Jungen nicht erkannt haben sollte. Und ihn deshalb mit harmlosen Botenaufträgen beschäftigte. Dazu hätte er ihn nicht nach Kyoto holen müssen. Nein, Yoshida war sich sicher: Kenshin tat mehr für Katsura, als seine Kimonos aus der Wäscherei zu holen. Er hörte Kenshin im Schlaf murmeln. Offensichtlich schlief er nicht besonders gut. Vielleicht hatte er einen Alptraum? War würde er tun, wäre er Katsura und hätte er jemanden mit Kenshins Können? Wozu würde er einen herausragenden Schwertkämpfer einsetzen... Jemanden, dessen Technik so tödlich und schnell war, dass... Yoshida wagte den Gedanken nicht zu Ende zu denken. Doch es überlief ihn eiskalt, als sich einige Puzzle-Teile zusammen zu fügen schienen. -- Nach Träumen, deren Inhalt Kenshin so schnell wie möglich vergessen wollte, stand er am nächsten Morgen wie gewohnt früh auf, um sich durch die freundliche und tröstende Gegenwart Okami-sans aus der Düsternis der Nacht reißen zu lassen. Kaum hatte er die Küche betreten, ließ er sich schon von ihrer mütterlichen Art einnehmen und bald waren die Schrecken der Träume vergessen. Abermals musste er die flirtenden Mädchen abwimmeln, die irgendwie ständig um ihn herum scharwenzelten und dringend seine Hilfe für die kleinsten Arbeiten benötigten. Doch selbst für die albernen Mädchen war er dankbar. Sie waren Teil der normalen Welt, eines normalen Alltags... Er mochte jetzt nicht an den vorgestrigen Abend erinnert werden – lieber an den gestrigen. Es hatte so gut getan, mit Yoshida zu lachen. Zum ersten Mal hatte das Gefühl, einen Freund gefunden zu haben. Yoshida, der ebenfalls eine unangenehme Nacht hinter sich und deswegen länger geschlafen hatte, traf Kenshin beim Frühstück. Trotz Augenringe gab er sich Mühe, frisch und fröhlich zu wirken. Dennoch war etwas seit gestern Abend anders. Er sah den Jungen mit den roten Haaren mit anderen Augen. Er glaubte ihn bis jetzt zu kennen, doch auf einmal war alles an ihm seltsam und fragwürdig geworden. Erschreckt stellte er fest, das Kenshin bemerkt hatte, wie er ihn anstarrte und schaute schnell weg. Irgendwie schämte er sich. Ja, er wusste nichts von Kenshin, aber war das gleich ein Grund, das Schlimmste zu denken? Er war bis jetzt nett zu ihm gewesen und hatte ihm mehr persönliches anvertraut als irgendjemandem anders. Er mochte Kenshin, auch wenn er oftmals verschlossen und ernst wirkte. Er versuchte, seine unguten Gefühle beiseite zu schieben. Es gelang ihm bis auf ein leises Gefühl der Beklemmung. Das blieb. -- Uff, geschafft. Ich hoffe, es war nicht zu langatmig. Ich habe versucht, eine gewisse Atmosphäre aufzubauen, die sich in den nächsten Kapiteln noch verstärkt – Misstrauen und Angst. Also seid gespannt. Im nächsten Kapitel geht’s richtig ab. Denn Kenshin bekommt seinen nächsten Auftrag. Und der ist nicht so einfach wie der erste. Japanische Wörter: Obi = Bund der Hose, in den die Schwerter gesteckt werden Ohayo = Hallo, Guten Morgen Gaijin = Ausländer (eigentlich nicht sehr höflich gemeint) Ano = Mh, Naja, Also, Ähm... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)