Divine Justice von MajinMina (Göttliche Gerechtigkeit) ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel 11 - Wahrheit --------------------------------- Als Entschädigung für die Wartezeit ein ziemlich langes Kapitel... ^_^ Viel Spaß! Kenshins Identität wird nun gelüftet - wie reagieren die Männer der Ishin Shishi darauf. Und vor allem: Wie reagiert sein Freund Yoshida? Denn die Wahrheit hat oftmals mehr als nur ein Gesicht... Divine Justice – Göttliche Gerechtigkeit Kapitel 11 – Wahrheit Einem Schatten gleich eilte die rothaarige, schlanke Gestalt über die Dächer Kyotos. Alles, was nach ihrem schnellen Vorübergleiten in der kühlen Nachtluft zurückblieb, war der süße Geruch von Blut, der die Gestalt wie ein Nebelhauch zu umgeben schien. Zielstrebig fand sie ein bestimmtes Haus und sprang, anstatt die Tür zu benutzen, über das Dach direkt in den Innenhof. Er suchte, die Hand auf seinen blutigen Hals gepresst, eine bestimmte Person. Schwacher Kerzenschein drang aus den Küchenfenstern. Dort würde sie zu finden sein. „Kenshin!“ Erschrocken hielt sich Okami-san die Hand vor den Mund, als sie den rothaarigen Jungen erblickte, der gerade die Küche geräuschlos betreten hatte. Es dauerte etwas, bis sie im Dämmerlicht seine über und über mit Blutspritzern übersäten Kleidung ausmachen und sich anschließend wieder aus der Erstarrung befreien konnte. Mit zittriger Stimme schaffte sie es schließlich zu fragen: „Meine Güte... du bist verletzt?!“ Keine Begrüßung oder Worte der Beruhigung. „Nur am Hals,“ war Kenshins einzige, knappe Antwort. Er bereute es gerade, nicht zuerst zum Badehaus gegangen zu sein. Seine Wunde am Hals blutete zwar nur leicht, aber pochte unangenehm und musste dringend verarztet werden. „Die Blutung muss sofort gestoppt und die Wunde gereinigt werden, sonst entzündet sich alles!“, erklärte Okami-san nun einigermaßen gefasst. Sie wandte sich schnell von ihm ab und eilte in einen Hinterraum, um Verbandszeug zu suchen, doch Kenshin sah in ihrem Gesicht, dass sie immer noch ziemlich erschüttert sein musste. Kein Wunder, dachte er voller Sarkasmus, denn sie begriff wohl gerade, dass, wenn er selbst kaum verletzt war, wohl das ganze Blut an seiner Kleidung von anderen Menschen kommen musste. Okami kam unterdessen mit einer großen Kiste voller Verbandszeug zurück. Dann zündete sie einige Kerzen mehr an und befahl Kenshin, sich in ihrem hellen Schein niederzusetzen, damit sie seine Wunde am Hals in Ruhe untersuchen konnte. Kenshin biss die Zähne zusammen, als sie Alkohol zum Desinfizieren auf den tiefen Kratzer gab und mit einer kleinen Pinzette nach einigen Versuchen schließlich einen zwei Zentimeter langen und dünnen Metallsplitter aus seinem Hals zog, der boshaft im Kerzenlicht glitzerte. „Kami-sama... .“ Fassungslos legte Okami-san den Splitter mit der Pinzette schnell beiseite und tupfte das frische, nachquellende Blut ab. „Ein bisschen tiefer und das Ding hätte deine Halsschlagader getroffen.“ Kenshin beäugte den Splitter gelassen. War es nicht meistens so, dass ihn nur wenige Zentimeter, Schritte, Augenblicke oder Sekunden vom Tod trennten? „Danke, Okami-san,“ sagte er, nahm Okami das Tupftuch ab, drückte es an seinen Hals, warf einen abschätzenden Blick darauf und erklärte, „die Wunde wird bald das Bluten aufhören.“ Damit wollte er schon den Raum verlassen, aber Okami-san hielt ihn zurück. Wie konnte der Junge nur so teilnahmslos sein? Wo er doch heute Abend anscheinend knapp mit dem Leben davon gekommen war. Okami-san fragte sich, ob er wohl überfallen wurde oder ob es bei einem seiner ... Aufträge passiert war. Ihr Blick fiel auf die leere Scheide von Kenshins Katana an seiner Hüfte. „Dein Schwert...? Daher der Splitter?“ „Ja,“ meinte Kenshin nur. „Ich brauche so schnell wie möglich ein Neues.“ Er fühlte sich unangenehm angreifbar und verletzlich ohne ein Schwert an seiner Seite. Okami-san erriet seine Gedanken und verschwand kurz im Hinterzimmer, um nach einigem Poltern mit einem staubigen Schwert in der Hand wieder aufzutauchen. „Hier.“ Sie streckte Kenshin das offensichtlich schon ältere und lange unbenutzte Katana entgegen. „Das ist mein altes Schwert, ein Geschenk von meinem Vater. Ich habe es für Notfälle aufgehoben. Aber zur Zeit, mit den vielen bewaffneten Männern rings um mich herum, werde ich es wohl nicht so dringend brauchen. Du kannst es haben, bis du dir ein neues Schwert anfertigen lassen hast.“ Etwas in Kenshins Augen wurde weicher und betreten starrte er auf das staubige Schwert in seiner Hand. „Danke, Okami-san,“ murmelte er schließlich mit sanfter Stimme, „ich werde es so schnell wie möglich zurückgeben.“ Okami winkte nur ab. „Geh, Junge und mach dich sauber!“ Kenshin ließ sich das nicht zweimal sagen und eilte davon. Auf dem Weg zum Badehaus begegneten ihm einige Männer, die ihm mitleidige Blicke zuwarfen und ihn mit Fragen löchern wollten, was passiert sei, doch Kenshin ignorierte sie und ging zielstrebig in das Badehaus. Die Männer schauten ihm hinterher und zuckten die Schultern. Immerhin war es in letzter Zeit nichts ungewöhnliches, blutüberströmte und verletzte Männer im Kohagiya zu sehen. Seit der neuen Serie von Attentaten der Ishin Shishi, die Shinsengumi in verstärkter Anzahl auf den Plan gerufen hatten, gab es fast jede Nacht Scharmützel und Kämpfe in den Strassen. Einige jedoch runzelten die Stirn. Sie hatten die Gerüchte über den neuen Hitokiri gehört, den bisher keiner außer seinen Opfern zu Gesicht bekommen hatte. Und sie erinnerten sich noch an die Schwertübungen, die dieser Junge einmal im Innenhof zur Schau gestellt hatte... -- Im Badehaus angekommen, entledigte Kenshin sich hastig seiner Kleidung und schüttete sich einige Eimer eiskalten Wassers über den Kopf, bevor er begann, sie abzuschrubben. Wie immer überfiel ihn dabei eine Art manischer Eifer, vor allem, als seine Hände an der Reihe waren. Er untersuchte seinen Körper. Bis auf den Kratzer am Oberschenkel, den ihm der Ninja mit seinem Wurfmesser zugefügt hatte und der Wunde am Hals war er unverletzt. Er roch um sich herum den metallischen Geruch kalten, von Wasser verdünnten Blutes und beeilte sich, das Badehaus zu verlassen und sich frische Kleidung anzuziehen, auch wenn dieser unangenehme Geruch ihn immer noch wie eine Wolke zu umgeben schien. Als er seine zweite, frische und saubere Choshuu-Uniform angezogen hatte, nahm er das staubige Schwert von Okami-san und begann, es sorgfältig zu reinigen. Es war kein teures Schwert und die Klinge war trotz eifrigem Polieren nicht recht zum glänzen zu bringen. Prüfend schwang es Kenshin einige Male durch die Luft, bevor er es einsteckte. Ein Glück, dachte er, dass er erst einmal keine Aufträge bekommen würde. Er würde es nicht wagen, die ehrenhafte Leihgabe von Okami-san zu beschmutzen. Außerdem war er sich sicher, dass der brüchige Stahl kaum einem Schwertduell standhalten würde. Er steckte das Katana in seinen Obi und machte sich auf den Weg zu Izuka-san. Dieser musste nun bereits seine „erledigte Arbeit“ an dem Schrein begutachtet haben und nun auf seinen Bericht über die Geschehnisse in Sasuke Yamaka’s Villa warten. Starr geradeaus blickend und das Tuch auf die nur noch leicht blutende Wunde am Hals drückend ging Kenshin langsam durch die nun still gewordene Herberge zum Zimmer von Izuka. Nach kurzem Klopfen betrat er mit gesenktem Blick den Raum. Er hasste es jedes Mal, wie auf dem Präsentierteller den einzigen Menschen gegenüber zu treten, die wussten, zu welch grausamen Taten sein Schwertarm fähig war. Immer, wenn er ihnen in die Augen sah und darin nur Furcht und Angst vor ihm entdeckte, packte er eine neue, dickere Eisschicht um sein Herz. Er atmete tief durch. Irgendwann, das wusste er, würde diese Schicht dick genug sein und ihm würden Blicke dieser Art nichts mehr ausmachen. Izuka räusperte sich geräuschvoll und Kenshin bemerkte, dass er wohl schon einige zeitlang unbeweglich im Raum gestanden hatte. Schnell setzte er sich auf seinen angestammten Platz gegenüber vor Izuka. Er zwang sich noch einmal zum tief Luftholen und blickte dann auf. Mit ausdruckslosem Gesicht musterte er den ihm zuzwinkernden Izuka und hinter ihm Umino, Hatomo und – seine Augen weiteten sich vor Überraschung... -- Ruhig Blut, ermahnte sich Daisuke und rutschte auf seinem Sitzkissen hin und her. Leider war Blut das einzige, an das er gerade denken konnte und zwar sein Blut, verteilt in abstrakt angeordneten Spritzern auf dem Fußboden. Er hörte ein leises Klopfen an der Tür und sein Herz blieb stehen. Wenn Himura nun wusste... Nein, versicherte er sich schnell, es gab keine Möglichkeit, dass Himura ihn verdächtigte. Er durfte sich jetzt nur keinen Fehler erlauben. So ruhig wie möglich hob er seinen Kopf und musterte wie die anderen den Eintretenden. Daisuke spürte, wie sich Umino und Hatomo neben ihm versteiften und auch ihm kroch eine Gänsehaut über den Rücken, als Himura durch die Tür trat und mit gesenktem Kopf unbeweglich mitten im Zimmer stehen blieb. War es nur ein Hirngespinst seiner eigenen Angst, oder wehte da plötzlich ganz schwach der unmissverständliche Geruch von Blut durch den Raum? Daisuke krallte seine Fingernägel in seine Handballen, während Himura sich nun setzte. Seinem überraschtem Gesicht nach zu urteilen, hatte er offensichtlich nicht mit Daisukes Anwesenheit bei diesem Treffen gerechnet. Daisuke versuchte es mit einem Begrüßungslächeln, doch das Resultat schien wohl nicht sehr überzeugend zu sein, denn Himura’s Blick verdunkelte sich augenblicklich, er sah demonstrativ weg und begann mit monotoner Stimme über die Geschehnisse der Nacht zu berichten. Izuka nickte ab und zu und stellte Zwischenfragen, während die Männer hinter ihm, allen voran Daisuke, Kenshin einfach nur anstarrten. Da saß ein Junge, der um einige Jahre jünger war wie sie selbst und der mit einer Gelassenheit und Teilnahmslosigkeit von seinen Aufträgen – von Mord - sprach, als ob er von einem Spaziergang erzählen würde. Selbst, als er bei seinem waghalsigen Fluchtmanöver aus Yamakas Villa angelangt war und die Luft vor Spannung knisterte zeigte seine Stimme keinerlei Gefühlsregung. Weder Panik noch Wut noch Angst schien dieser Junge zu kennen, nur die Erfüllung seines Auftrages. Was für eine mächtige Waffe Katsura Kogoro da gefunden hatte. „Scheiße,“ entwich es Izuka, „sie haben dich gesehen?“ „Nur die Wachen am hinteren Teil des Gebäudes. Sie haben mich mit den Schusswaffen aufgehalten.“ „Du konntest aber ungesehen entkommen?“ fragte Izuka nach. „Keiner, der mehr als einen Schatten von mir gesehen hat, lebt noch,“ entgegnete Kenshin sachlich. Himura berichtete nicht genau, wie viele Wachen er letztendlich getötet hatte, doch Daisuke rechnete mit mindestens zehn und Entsetzten klammerte sich wie ein Schraubstock um sein Herz. Vielleicht war es doch nicht die richtige Entscheidung gewesen, sich mit dem Bakufu einzulassen, überlegte er reumütig. Vielleicht hätte er sich nicht von dem Geld verlocken lassen sollen, das sie ihm für den Austausch von ein paar Informationen bezahlt hatten. Hätte er gewusst, dass er sich mit so einem gefährlichen Feind einlassen musste, dann wäre im das Geld vermutlich egal gewesen. Sei’s drum, ermutigte er sich selbst, es gab jetzt kein Zurück mehr. Und wenn sein Plan gelang, dann wäre er vermutlich ein reicher Mann... Als Kenshin geendet hatte, entstand eine Pause unangenehmen Schweigens, bis Izuka schließlich aufstand, aus einem kleinen Wandschrank Schreibutensilien herausfischte und etwas auf ein kleines Stückchen Papier krakelte. „Hier,“ meinte er, als er geendet hatte und Kenshin den Schnipsel überreichte, „ich habe dir die Adresse von einem Schwertschmied aufgeschrieben, der den Ishin Shishi treu ergeben ist. Er ist es auch, der dir dein Wakizashi entworfen hat. Geh gleich morgen zu ihm und bestell dir ein neues Schwert. Natürlich tragen die Ishin Shishi die Kosten,“ zwinkerte er. Kenshin nahm den Zettel entgegen, auf dem in kaum lesbarer Schrift der Name „Arai Shakku“ und eine Adresse geschrieben stand. „Danke, Izuka-san,“ sagte er mit leiser Stimme, verbeugte sich, stand auf und wollte schon das Zimmer verlassen, als Izuka ihm auf die Schulter klopfte. Sofort war Kenshin alarmiert und spannte sich an. „Noch etwas?“ Doch noch ein Umschlag? Izuka lächelte ihn nur an. „Gute Arbeit. Du hast Katsura vor den Plänen Yamakas gerettet. Auch wenn die Aktion ziemlich waghalsig von dir war. Ein Attentäter von deinem Kaliber sollte nicht so riskant handeln. Wir brauchen dich noch. “ „Wer auch immer Katsura-sama bedroht,“ antwortete Kenshin, seine Stimme jetzt eisig, „wird, solange ich atme, um jeden Preis mein Schwert zu spüren bekommen.“ Dann verließ der den Raum. Kaum war die Tür zu, keuchten alle Männer erleichtert auf um dann auch schon wild durcheinander zu diskutieren. „Hätte nicht gedacht, dass er es bis zu Yamaka schafft!“ „Waghalsig? Ich würde es eher selbstmörderisch nennen!“ „Wahnsinn... was ist das für einer, dass er es geschafft hat, trotz so vieler Wachen Yamaka zu erledigen?“ „Tss,“ zischte Izuka in sich hinein, „ich wette, der Kerl war noch nicht mal in Hochform, sonst wäre keiner der Leibgarden mehr am Leben...“ „Himura ist echt der beste Hitokiri, den wir je hatten!“ stellte Umino fest. „Mit ihm an unserer Seite können uns die Feinde nicht mehr wiederstehen. Er mäht sie einfach nieder wie Graßhalme! Einen Monat oder wie lang ist er jetzt bei uns und er hat schon all die gefährlichen Aufträge ausgeführt, bei denen vor ihm schon viele gescheitert sind!“ „Ja, zum Beispiel Yabu Sekura, wie man hört,“ mischte sich Daisuke ein. „Oh, erinnere mich nicht daran!“ keuchte Hatomo. „Ich weiß noch, dass mir Himura damals so eine Heidenangst eingejagt hat. Stand da wie bestellt und nicht abgeholt und hat ausdruckslos auf Yabu niedergestarrt, den er gerade eben zerteilt hatte. Hab noch nie gesehen, dass einer mit solch einer Kraft durch Körper schneiden kann. Durch Knochen und alles, richtig zerteilt! Hat einfach nur gestarrt, total unheimlich. Als ob er gerade mit den Gedanken ganz wo anders wäre und es ihn gar nicht berührt, dass er gerade eben einen der besten Schwertkämpfer der Stadt getötet hat.“ Daisuke ballte die Fäuste. Eiskalt, überlegte er grimmig, eiskalt war dieser Junge. Er spielte allen etwas vom Unschuldslamm vor, aber in Wahrheit war er ein Wolf. Seinen Verrat konnte er jetzt nicht mehr rückgängig machen. Von jetzt an gab es nur noch den Weg voraus. Sein Schicksal war nun an das Bakufu gebunden und mit ihm würde er stehen oder fallen. -- Das vereitelte Attentat auf Katsura Kogoro war das Thema des nächsten Tages. Schon beim Frühstück riefen alle Männer wild durcheinander, tauschten Gerüchte aus und lobten in höchsten Tönen denjenigen, der den Anschlag auf ihren Anführer verhindert hatte. „Der Himmel hat uns diesen Hitokiri geschickt!“ riefen sie aus und: „Wenn mir jemand sagt, wer der Attentäter ist, dann finanziere ich demjenigen einen ganzen Abend in Gion!“ „Das Angebot nehme ich gerne an!“ erklang Izukas amüsierte Stimme, der gerade den Frühstücksraum mit seinen Handlangern Umino und Hatomo im Schlepptau betreten hatte. Kurz hinter ihnen kam auch Daisuke mit tiefen Augenringen herein. „Starten die Ishin Shishi jetzt endlich in die Offensive?“ wollten die Männer begierig wissen. „Wer ist der Hitokiri?“ „Rüstet Choshuu zum Kampf?“ Izuka wehrte all die auf ihn einprasselnden Fragen mit einer Handbewegung ab. „Nach dem Frühstück bekommt ihr ein paar Antworten auf eure Fragen. Katsura wird heute Nachmittag eintreffen und dann werden wir genau unsere Ziele und Vorhaben für’s neue Jahr besprechen.“ Die Männer ließen sich jedoch nicht so leicht abwimmeln. „Aber all die Attentate in letzter Zeit... es beginnt, oder?“ „Nun ja.“ Izuka zupfte an seinem Bärtchen. „Wir haben jetzt die richtigen Leute, die sich um unsere Feinde kümmern können. Aber es dauert noch einige Zeit, bis das Bakufu genug geschwächt ist und bis wir genug Verbündete gesammelt haben. Wir müssen uns noch in Geduld üben. Jetzt aber genug. Lasst mich in Ruhe essen, später bekommt ihr all die Informationen, die ihr wollt.“ „Ach was,“ flüsterte eine Gruppe von fünf Männern aufgeregt an ihrem Tisch, „dass heißt also nichts anderes, als dass eine neue Initiative von Attentaten gestartet wird.“ Der eine Samurai seufzte und konnte sich von dem Enthusiasmus seiner Kameraden nicht so ganz anstecken lassen. Mit düsterem Gesichtsaudruck starrte er in sein Essen. „Wie viel Blut wird wohl noch über Kyoto regnen, bis wir endlich Frieden und Freiheit erreicht haben?“ „Was beunruhigt dich?“ fragte ihn ein anderer Mann. „Ist das nicht offensichtlich? Die Ishin Shishi planen eine Kampagne von Auftragsmorden.“ „Und was ist dabei? Hitokiri sind doch nichts neues.“ „Ja, sicher. Aber ich frage mich, wie viele von diesen Hitokiri wohl in unserer Herberge einquartiert werden.“ „Ein einziger reicht und der ist schon seit Wochen hier!“ flüsterte unvermittelt eine Stimme hinter ihnen und sie drehten sich überrascht um. „Bist du nicht Daisuke?“ fragte der eine Samurai interessiert. „Der immer mit dem trotteligen Yoshida zusammen ist?“ Daisuke schnaubte ungehalten und wollte sich wieder wegdrehen. „Warte,“ hielten die Männer ihn zurück und zogen ihn zu sich an den Tisch. „Du weißt mehr als wir? Erzähl!“ „Ich habe ihn gestern gesehen,“ flüsterte Daisuke den Männern verschwörerisch zu, „den neuen Hitokiri und ich sage euch, er ist ein Dämon in Menschengestalt.“ Mit großen Augen sahen sich die Männer untereinander an. „Und er ist bereits hier? Hier.... in dieser Herberge?“ Panisch blickten sich die Männer um, halb in Erwartung, plötzlich einen zwei Meter großen Samurai mit glühenden Augen und bluttriefendem Schwert mitten im Frühstücksraum auftauchen zu sehen. Daisuke lächelte, als er den Männern von dem schmächtigen Jungen mit den roten Haaren erzählte, der bis jetzt kaum von ihnen beachtet worden war. Die allgemeine Verblüffung in den Gesichtern war kaum zu beschreiben. Entgeistert blinzelten sich die Männer an. Dann lachten sie laut. „Willst du uns für dumm verkaufen?“ meinte einer prustend. „Der Junge ist doch nichts weiter als Katsuras Anhängsel.“ „Im harmlosesten Fall. Immerhin sind seine Züge ziemlich weiblich.“ Die Männer brachen erneut in heftiges Gelächter aus. „Idioten,“ knurrte Daisuke. „Ihr wisst doch, dass Katsura mit einer erstklassigen Kurtisane liiert ist.“ „Aber der kleine Junge - ein Hitokiri? Wie soll er mit seinen dünnen Armen den berühmten Yabu Sekura zerteilt haben?“ „Täuscht euch nicht!“ warf wieder der erste Samurai ein. „Ich habe ihn bei seinem Training im Innenhof beobachtet und ich sage euch, noch nie hab ich ein Schwert mit solcher Sicherheit und vor allem Schnelligkeit durch die Luft sausen sehen.“ „Wie ist überhaupt sein Name?“ fragte einer der Männer Daisuke. „Seine Familie ist nicht sonderlich bekannt, oder?“ „Nein,“ antwortete Daisuke, „er nennt sich Himura Ken -...“ Die Worte blieben ihm vor Schreck im Halse stecken, als genannter plötzlich den Raum betrat und sich, ohne irgend jemandem Beachtung zu schenken, in eine Ecke setzte und zu Frühstücken begann. Die sechs Männer beäugten ihn teils belustigt, teils misstrauisch. Ja, wurden sie sich flüsternd einig, da war etwas in seiner Art, was unheimlich war. Diese Selbstsicherheit seiner Bewegungen. Und das immer so ausdruckslose Gesicht. „Aber so zierlich. Und so jung?“ fragte einer der Männer. „Heißt es nicht, hol sie dir, solange sie jung sind? Wenn die Gerüchte über sein Talent stimmen, dann hat Katsura das Richtige getan. Mit einem Patrioten wie ihm sind wir gut dran!“ „Und er sitzt da so alleine? Obwohl er gestern Katsura-sama das Leben gerettet hat? Wir sollten ihm danken...“ Drei der Männer nickten. „Lieber nicht,“ warf Daisuke ein. „Vergesst nicht – er ist ein Auftragskiller. Seit er da ist, hat es mit dem Morden wieder begonnen. Wenn er bis jetzt der einzige Attentäter war, dann müssen wir davon ausgehen, das er alleine für die ganzen Morde in letzter Zeit verantwortlich ist.“ Die Männer blickten sich schweigend an und warfen ab und zu verstohlene Blicke in Richtung des ruhig dasitzenden und gedankenverloren aus dem Fenster starrenden Jungen. Dieser Himura – und er sah wirklich noch sehr jung aus – war also für die ganzen Auftragsmorde verantwortlich? Das mussten doch die letzten zwei Wochen mindestens 20, nein, sogar noch weitaus mehr Leute gewesen sein. Einer der Samurai kratzte sich ratlos am Kopf. „Das kann ich mir gar nicht vorstellen... wie der da so ruhig sitzt.“ „Alles nur Tarnung,“ sagte Daisuke kalt. „Tagsüber scheint er der nette und unauffällige Junge von nebenan zu sein. Doch schaut euch seine kalten, blauen Augen an. Die sind unheimlich und sie sehen alles. Nachts schlitzt sein Schwert ohne Rücksicht alle auf, die auf seiner schwarzen Liste stehen. Und dann, am nächsten Morgen, sitzt er hier wieder so unberührt und ruhig, als ob nichts geschehen wäre...“ „Gefährlich...“ murmelten die Männer. Besser, man käme diesem seltsamen Jungen nicht mehr zu nahe. Nicht sein Aussehen war unheimlich, sondern die Tatsache, dass man ihn überhaupt nicht einschätzen konnte. „Eiskalt,“ wisperten sie sich zu und, „kein Gewissen.“ -- Schon in der Nacht hatte Kenshin deutlich gespürt, dass Daisuke ihm nur noch mit Wiederwillen begegnete. Natürlich hatte er irgendwie mit nichts anderem gerechnet – wer würde sich schon freuen, mit einem Attentäter den Raum zu teilen? Doch heute morgen beim Frühstück war es noch schlimmer gewesen. Er konnte hören, wie seine Taten in aller Munde waren. Die Männer lobten das vereitelte Attentat auf Katsura und ungläubig erzählten sie sich Gesichten über den Killer, der trotz fünfzig Wachen Yamaka in seinem eigenen, schwer gesicherten Haus erledigt hatte. Kenshin war überrascht. Nie hätte er erwartet, so etwas wie Bewunderung oder Dankbarkeit in den Stimmen der Männer zu hören. Vielleicht, kam ihm der unglaublich erleichternde Gedanke, wäre es gar nicht so schlimm, wenn die Männer wussten, dass er dieser Hitokiri gewesen war. Vielleicht würden sie es akzeptieren, dass er nur die Befehle ihres Anführers Katsura ausführte und würden ihn einfach in Ruhe lassen. Doch Sekunden später wurde Kenshin bereits eines besseren belehrt. Er fühlte die Blicke von Daisuke und den Männern, mit denen er am Tisch saß. Er konzentrierte sich und spürte, wie sich der Widerwillen in Daisuke fast in so etwas wie verzweifelter Hass gewandelt hatte. Auch wenn er Daisuke nie besonders gemocht hatte, tat es ihm irgendwie weh, so etwas zu fühlen. Warum war er über ihn so erbost, überlegte Kenshin zynisch, er hatte ja schließlich niemanden aus seiner Familie umgebracht. Jetzt hörte er die Männer lebhaft mit Daisuke tuscheln. Auch ohne die ständigen unverhohlenen Blicke in seine Richtung konnte er ahnen, dass er selbst Thema der Diskussion war. Also hatte Daisuke bereits fröhlich aus dem Nähkästchen geplaudert. Kenshin starrte wütend in sein halb aufgegessenes Frühstück. Er hörte Wörter wie „eiskalt“ und „kein Gewissen“ – wie würde das erst werden, wenn alle Männer nach dem Frühstück von Izuka seine wahre Identität erfuhren? Dankbarkeit und Bewunderung hielt also nur solange an, bis den Männern bewusst geworden war, wer er in Wahrheit war, überlegte Kenshin grimmig. Nicht der Kammerdiener Katsuras. Ein Killer. Kenshin stand auf. Ihm war der Appetit vergangen. -- Kaum war das Frühstück beendet, trommelte Izuka die Männer zusammen. Insgesamt waren es nur knapp ein duzend Leute, denen er jetzt die Fakten über die Ereignisse der letzten Nacht erzählte. Ein weiteres Duzend Samurai würde erst heute Nachmittag zusammen mit Katsura ankommen. Izuka musterte jeden der nun Anwesenden ganz genau, während er die Geschehnisse rund um Himura berichtete. Details über die Attentate ließ er bewusst aus, da einige der getöteten Personen von großer Wichtigkeit waren und diese Taten die Patrioten später in die Bredouille bringen konnten.. Die Tatsache, dass Himura in einen Hinterhalt mit Ninja geraten war, ließ er ebenfalls aus. Wer auch immer der Verräter war, überlegte er, er war nicht alleine. Es musste mindestens zwei von ihnen geben. Einer, der mit Katsura unterwegs war und die Informationen über ihre Reiseroute hatte durchsickern lassen. Und der andere, der versucht hatte, Asakura vor dem Attentat auf ihn zu warnen. Alles, was die Männer an Izuka sahen, war nur sein schiefes Grinsen. Doch hinter dem Grinsen hatte Izuka einen Mann ins Auge gefasst. Und er war sich nun plötzlich ziemlich sicher, wo er mit der Suche nach der undichten Stelle anfangen musste. Nachdem er seinen Bericht beendet hatte, starrten ihn die Männer mit offenen Mündern an. Izuka lachte. Auch er hätte nicht geglaubt, zu was der Junge fähig war, hätte er es nicht mit eigenen Augen gesehen. „Jetzt wisst ihr die Wahrheit.“ „Also hat Daisuke recht gehabt,“ meinte einer der Männer. „Wer hätte das gedacht?“ „Naja, ich habe gleich geahnt, dass mit dem Jungen irgendwas nicht stimmt,“ grummelte ein Anderer. „Kuso... und so ein Hitokiri unter unserem Dach...“ Daisuke nickte bekräftigend. „Ruhe!“ brachte Izuka die tuschelnden Soldaten zum Schweigen. „Ich hoffe,“ sprach er mit eisiger Stimme weiter und sein schiefes Lächeln sah plötzlich gefährlich verzerrt und furchterregend aus, „dass diese Informationen niemals diesen Raum verlassen. Wenn auch nur einer ein Wort über diesen Jungen ausplaudert, und sei es in einem unbedachten Moment beim Trinken, dann schwöre ich euch, wird Katsura-sama es erfahren. Und wenn ihr dann Glück habt, viel, viel Glück, dann gewährt er euch die unverdiente Ehre, eurem Leben eigenhändig ein Ende zu setzten.“ Die Männer schluckten und nickten. Fast alle waren Katsura und seiner Sache treu ergeben. Und wenn dieser Junge Katsuras persönlicher Hitokiri war, dann würden sie nicht im Traum daran denken, ihm zu nahe zu kommen, geschweige denn, ihn zu verraten. Nur ein Mann zuckte bei dieser Drohung unmerklich zurück. Izuka hatte dieses winzige Zucken genau gesehen. Ein zufriedenes, schiefes Lächeln kroch wieder in sein Gesicht. -- Unterdessen stand Kenshin auf der Veranda im Innenhof und starrte blinzelnd in die Wintersonne. Er wappnete sich innerlich – Eisschicht um Eisschicht - dass er gleich den Männern begegnen musste, die nach ihrer Besprechung die Wahrheit über ihn kannten. Schnell versuchte er, die dicke Mauer um sein Herz herum noch etwas dicker werden zu lassen. Die Männer der Ishin Shishi hatten sich auch vorher nicht mit ihm abgegeben. Sicherlich würden sie das auch jetzt nicht tun. Und es war besser so. Sein Geschäft hier in Kyoto war das Töten. Und je weniger Menschen ihm dabei emotional in die Quere kämen, desto besser. Trotz aller vorgetäuschten Gleichgültigkeit konnte Kenshin es nicht verhindern, dass Wut in ihm aufstieg, sobald er an den triumphierend blickenden Daisuke dachte, der seine Identität bereits vor Izuka-sans Besprechung mit Begeisterung ausgeplaudert hatte. Nicht, dass Daisuke oben auf der Liste der Menschen, die ihm wichtig waren, gestanden hätte – aber dennoch fühlte Kenshin sich irgendwie verraten. Die Zeit verging schnell, während er so auf der Veranda stand und ins Blaue hinein grübelte und plötzlich stand Izuka neben ihm und legte lächelnd die Hand auf seine Schulter. Kenshin zuckte zusammen und schüttelte die Hand mit einem kalten Blick ab, worauf Izuka kurzzeitig gekränkt wirkte, schnell aber wieder das übliche, süffisante Grinsen im Gesicht hatte. „Was?!“ fragte Kenshin ungehalten darüber, so plötzlich aus seinen Gedanken gerissen zu werden. „Nana, nicht so unhöflich, Himura-san.“ Izuka zwirbelte sich genüsslich den Schnäuzbart. „Ich wollte dir nur mitteilen, dass inzwischen alle Ishin Shishi hier im Kohagiya von deiner Existenz als Attentäter wissen. Es sind nicht viele, wie du weißt, denn hier sind nur die engsten Vertrauten Katsuras versammelt. Ich habe sie aber trotzdem alle bei ihrem Leben schwören lassen, deine Existenz unter allem Umständen geheim zu halten. Du bist ja unsere versteckte Waffe, deswegen darf keiner je von dir erfahren und von dem, was du für die Ishin Shishi tust.“ Kenshin nickte. Irgendwie fühlte er sich erleichtert. Wenigstens wussten die Männer jetzt, woran sie bei ihm waren und würden nicht länger Verdächtigungen oder Vermutungen anstellen müssen. „Dennoch, Himura,“ fuhr Izuka fort, „ich würde dir raten, dich mit keinem der Männer enger einzulassen. Man ist nie sicher vor Verrätern.“ „Verrätern?“ Kenshin zog eine Augenbraue hoch. „Ich dachte, das sind die engsten Vertrauten Katsura-samas?“ „Sicher, aber wie du vielleicht weißt, ist nicht jeder Mensch bereit, seinem Herrn bis in den Tod Treue zu halten, wenn gewisse andere Versuchungen bestehen – Geld, Macht und Einfluss zum Beispiel. Oder die Aussicht auf einen erlösenden Tod nach Stunden der Folter.“ Nachdenklich beobachtete Kenshin die nun im Innenhof umherstreifenden Samurai, die ihm und Izuka ab und zu bedächtige und sorgenvolle, jedoch meistens zweifelnde Blicke zu warfen. „Du meinst also,“ sagte Kenshin langsam, „dass ich mich mit keinem der Männer näher anfreunden sollte, damit im Falle eines Falles meine Schwächen nicht bekannt werden?“ „Genau. Je mehr du dich an jemanden bindest, desto mehr kann das gegen dich verwendet werden. Aber das sollte dir ja nicht so viele Probleme bereiten. Du bist ja sowieso nicht der gesellige Typ. Bis später, Katsura erwartet dich heute Nachmittag nach seiner Ankunft in seinen Privatgemächern. Sei pünktlich!“ Damit stapfte Izuka davon. Kenshin starrte ihm hinterher. Izuka hatte zweifelsohne recht, überlegte Kenshin. Als Attentäter war man sowieso ein Einzelkämpfer. Außerdem würde er dann keinen in seinen blutigen Alltag mit hineinziehen müssen. Yoshidas freundliches Gesicht kam ihm in den Sinn und er fühlte sich plötzlich leer und ausgebrannt. Heute also würde auch sein bisher einziger Freund alles erfahren. Hoffentlich bekäme er irgendwie Gelegenheit, es ihm selbst zu sagen... -- Ungeduldig hielt Daisuke von seinem Zimmerfenster aus Ausschau nach einer Gruppe Reisender. Nach einer Wartezeit, die ihm wie die Ewigkeit vorkam, in Wahrheit jedoch nur eine Stunde gedauert hatte, sah er endlich ein paar Wanderer in unauffälliger und schäbiger Kleidung. Sie sahen aus wie Bauern und hatten ihre Hüte tief in die Stirn gezogen. Nacheinander, fast beiläufig, verschwanden sie alle in der Herberge. Daisuke eilte nach unten, um Buntaro zu begrüßen. Und um Yoshida abzufangen. Im Innenhof erklangen jetzt fröhliche Begrüßungen und geschäftige Kommandos von Okami-san, die bereits ein Mittagessen für die Ankömmlinge vorbereitet hatte. Katsura Kogoro und Katagai eilten sofort in ihre Privaträume, wo bereits das Essen und ein dampfendes Bad für sie bereit stand. Die anderen Männer jedoch waren froh, nach der langen Reise ihre Kumpanen wieder zu treffen und noch während sie sich den Staub von den Wandersachen klopften wurde bereits wild durcheinander geredet. Von der langen Reise hungrig und verdreckt, beschloss man, das Essen gleich im Innenhof auf der Veranda sitzend einzunehmen. Die Soldaten, die jetzt fast zwei Wochen nicht mehr in Kyoto gewesen waren, wollten alles wissen, was nur in Form von zumeist wilden Gerüchten an ihr Ohr gedrungen war. Gerne kamen die Kollegen, die bereits von Izuka alles erfahren hatten, ihren Wünschen nach. Sie erzählten von der neuen Offensive der Attentate und die Männer freuten sich, dass endlich Bewegung in die Sache kam, wenn sie es auch nicht unbedingt begrüßten, mit einem Hitokiri unter einem Dach leben zu müssen. „Yoshida, Buntaro!“ Letzterer drehte sich um und sah Daisuke auf sich zukommen. „Hey Daisuke,“ freute sich Buntaro erleichtert, „gut, dass du da bist. Wir haben,“ er senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern, „viel zu bereden.“ „Oh ja,“ nickte Daisuke mit leuchtenden Augen. „Wo ist Yoshida?“ „Mh?“ Buntaro blickte sich überrascht um. „Gerade eben war er noch hier. Wir haben gerade angefangen, über die Attentate, über die wir selbst in Tosa so viel gehört haben, zu reden, aber da war er schon verschwunden. Sag mal, stimmt es wirklich, dass Himura...? Daisuke schnitt ihm das Wort mit einem knappen Nicken ab. „Deswegen müssen wir ja dringend reden. Aber ich brauche Yoshida!“ „Suchst du mich?“ meinte eine fröhliche Stimme hinter ihm. Schnell zwang sich Daisuke zu einem Lächeln. „Yoshida!! Schön, dass du wieder da bist!“ Yoshida nickte bestätigend. „Puh, hier ist ja was los. Kaum kommt man heim, da geht das Gerede los. Aber ich musste jetzt erst mal dringend aufs Klo. Ich hab’s gar nicht mitbekommen, was war da mit den Attentaten und Himura?“ „Ach, das erkläre ich am besten, wenn wir unter uns sind,“ meinte Daisuke und zwinkerte Buntaro unauffällig zu, der bereits über Kenshins Identität im Bilde war. „Kommt mal mit, wir reden besser allein.“ „Aber das Essen?“ protestierte Yoshida, als Buntaro ihm am Ärmel wegzog. Buntaro schnauzte ihn an, dass es auch noch wichtigeres als Essen im Leben gäbe und beleidigt stapfte Yoshida hinter ihm her in eine leere Abstellkammer neben der Küche. -- Kaum ertönte das leise Quietschen der Eingangstür, da war Kenshin auch schon aus seinem leichten Schlummer erwacht, in den er, an sein Zimmerfenster gelehnt, nach dem Frühstück gesunken war. Hellwach lauschte er auf die lauten Stimmen, die nun durch die Herberge hallten. Yoshida, Yoshida, Yoshida schoss es ihm wie ein Kugelhagel durch den Kopf. Wie sollte er seinem Freund jetzt alles erklären? Schon tagelang wusste er, dass dieser Augenblick der Wahrheit kommen würde, doch er hatte es bis jetzt immer gescheut, genauer darüber nachzudenken. Wie sollte er seinem Freund sagen, dass er ihm bisher die Wahrheit verheimlicht hatte? Er hoffte inständig, Yoshida würde schnell hoch in sein Zimmer kommen, um sich von der Reise umzuziehen. Er wollte nicht, dass ihm jemand anderes die Wahrheit erzählte. Doch selbst hier oben im ersten Stock konnte er hören, dass die Männer im Innenhof bereits über ihn sprachen. Wenn Kenshin jetzt etwas nicht wollte, dann, zu diesen plappernden Samurai hinunter zu gehen und sich von ihnen anglotzen zu lassen. Doch der Wunsch, Yoshida zu sprechen, war stärker. Kenshin betrat den Innenhof, in dem nun die in schmutzige Reisekleidung gehüllten Samurai neben ihren Kumpanen, die in Kyoto geblieben waren, saßen und fröhlich über dies und das plauderten. Natürlich war das vorherrschende Thema, registrierte Kenshin mit sinkendem Mut, immer noch die Attentate. Es verwunderte ihn daher nicht, dass alle Gespräche, sobald die Männer ihn auf der Veranda stehen sahen, erstarben und alle Augen auf ihn gerichtet waren. Kenshin vermied es, irgend jemanden direkt anzusehen und er spürte die Hitze in sich aufsteigen. Er mochte es ganz und gar nicht, plötzlich so viel Aufmerksamkeit von allen zu erhalten, vor allem, da er wusste, dass der Grund für das aufgeflammte Interesse an ihm nicht er selbst, sondern die Taten seines Schwertes waren. Außerdem spürte er deutlich, dass die Mehrzahl der Männer misstrauisch waren. Ein paar lächelnden mitleidig und signalisierten, das sie nichts von Kenshin und seinen Taten hielten. Und mehr als ein paar schauten ihn so zweifelnd an, dass es offensichtlich war, dass sie Kenshin für eine halbe Portion hielten und nicht so recht an seine blutigen Taten glaubten. „Wahrscheinlich,“ hörte er deutlich zwei Männer ganz am anderen Ende des Innenhofes wispern, „ist er nur der Strohmann für den neuen Hitokiri. Wieso sonst hätte uns Izuka-san alles erzählen sollen? Je mehr Männer das Geheimnis kennen, desto leichter wird es ausgeplaudert. Und am Ende ist das Bakufu auf der Jagd nach diesem armen, schmächtigen Jungen und der wahre Hitokiri mordet fröhlich weiter.“ Strohmann? Kenshin versuchte, seine Wut in Zaum zu halten. Schnell versuchte er, Yoshida irgendwo ausfindig zu machen, doch er konnte ihn nirgends sehen. Er verfluchte seine Idee, überhaupt hier heruntergekommen zu sein und seinen sicheren, einsamen Raum verlassen zu haben. Eilig ging er auf den Mann zu, der ihm am nächsten saß. Dieser hielt auf halbem Weg mit den Stäbchen zum Mund inne, als er den Jungen bemerkte, der offensichtlich mit ihm reden wollte. Er bemerkte auch, dass seine Kameraden neben ihm schnell ein Stückchen von ihm wegrückten. „Gomen nasai,“ begann der Junge mit überraschend sanfter Stimme zu fragen, „weißt du zufällig, wo ich Yoshida finden kann? Yoshida Omi?“ Der Angesprochene legte seine Stirn in Falten. Nicht, weil er überlegte, wo Yoshida war, sondern weil er sich nicht vorstellen konnte, das dieser Junge mit der sanften Stimme wirklich ein Hitokiri war. Wenn es nicht Izuka gewesen wäre, der ihm diese Sache erzählt hätte, dann hätte er es nicht geglaubt. Kenshin spürte, wie er von dem Mann gemustert wurde und atmete ungeduldig aus. Er wollte so schnell wie möglich wieder aus dem Innenhof verschwinden. „Und?“ fragte er deshalb noch einmal nachdrücklicher, seine Stimme schon frostiger als noch zuvor. Die Falten in der Stirn seines Gegenübers vertieften sich. So kalte, blaue Augen überlegte der Mann. Schließlich antwortete er etwas überheblich, „Yoshida? Der kleine, nervige Typ? Ich glaube, der ist gerade eben mit Buntaro-san gegangen, die wollten noch irgend etwas besprechen oder so. Keine Ahnung, wo sie hin sind.“ Dann wandte er sich wieder dem Essen zu. Kenshin drehte sich um und ging wieder in die Herberge. In seinem Rücken hörte er das jetzt einsetzende Getuschel, das höhnisch und zweifelnd klang. „Spinnst du?“ stupste ein anderer Samurai seinen Kameraden an. „Warum sprichst du so mit ihm? Willst du ihn auf dich wütend machen?“ „Ach was,“ entgegnete sein Freund, „schau ihn dir an. Er mag wohl dazu fähig sein, ein paar Leute aus dem Hinterhalt zu töten. Und vielleicht hatte Yabu Sekura gerade einen schlechten Tag und war betrunken oder so. Aber glaubt mir, in einem echten Kampf, auf Leben und Tod, da könnte er doch nicht mit uns kampferprobten Männern mithalten?! Wir haben schließlich jahrelang in namhaften Dojos trainiert - da war der Junge noch in dem Wald, wo er herkam und hat in seine Windeln gemacht.“ Die Männer lachten. Einer drehte sich jedoch etwas mulmig um und hoffte, dass der Junge das nicht gehört hatte. Irgendwie waren ihm seine Augen unheimlich. -- „Was wollt ihr denn jetzt von mir?“ maulte Yoshida inzwischen ziemlich ungehalten und riss seinen Arm aus Buntaros Klammergriff. „Und wo sind wir überhaupt?“ „In einer Besenkammer, ist das nicht offensichtlich?“ herrschte Buntaro ihn an, während er eine Spinne von seiner Schulter zupfte. Angewidert betrachtete Yoshida das zappelige Tierchen, dass nun am Boden krabbelnd zwischen verstaubten Blumentöpfen verschwand. „Was auch immer ihr mir so wichtiges sagen wollt, beeilt euch, sonst bleibt nichts mehr zu Essen für mich übrig.“ „Ich möchte dir die Wahrheit sagen,“ begann Daisuke mit ernstem Blick. „Wahrheit...?“ Yoshida blickte seinen Freund mit großen Augen an. Er spürte, dass es um irgendetwas Wichtiges ging und das Essen war vorerst vergessen. „Die Wahrheit,“ fuhr Daisuke mit funkelnden Augen fort, „über deinen Zimmergenossen.“ Buntaro fuhr sich mit der Hand über die Augen. Warum musste Daisuke immer so theatralisch sein? Doch Yoshida schien davon äußerst beeindruckt. Er hielt die Luft an, während er zusammen mit Buntaro der unglaublichen Geschichte lauschte, die ihm Daisuke nun erzählte. Es dauerte fast fünf Minuten, bis Daisuke mit seiner reichlich ausgeschmückten Rede zu Ende kam. „Und dann,“ schloss er, „hat er sich noch damit gebrüstet, wie viele Wachen er in Yamakas Villa erledigt hat. Es müssen mindestens 20 gewesen sein, hat er gegrinst, als ob es ihm Freude gemacht hat, die Leute abzumetzeln.“ „Ich... muss an die frische Luft,“ erklärte Yoshida mit tonloser, zitternder Stimme, als Daisuke geendet hatte und mit verwirrtem Gesichtsausdruck bahnte er sich seinen Weg aus der Herberge. Daisuke und Buntaro sahen ihm hinterher. „Was sollte das?“ fragte Buntaro skeptisch. „Deine Geschichte eben war ganz schön drastisch... wolltest du ihm Angst machen?“ „Hör mir zu,“ packte Daisuke Buntaro bei den Schultern. „Es geht hier um alles!“ Er erzählte seinem Freund schnell von seinem missglückten Versuch, Asakura vor dem Attentat zu bewahren. „Daisuke,“ zischte ihn Buntaro an, „dass war sehr dumm von dir!“ „Dumm? Ich wollte nicht, dass du es für umsonst riskiert hast, die Reiseroute von Katsura zu verraten!“ „Das war ja nett von dir gedacht, aber was machen wir jetzt?“ Düster starrte Buntaro in der staubigen Abstellkammer herum, in der sie noch immer standen. „Ich habe einen Plan,“ erklärte Daisuke und seine Augen begannen zu glänzen. „Und dafür brauchen wir Yoshida.“ „Yoshida?“ Buntaro zog überrascht seine Augenbrauen hoch. „Wie kann der Trottel uns helfen?“ Daisuke lachte. „Überleg doch mal. Er ist bis jetzt Himura am nächsten gekommen. Die zwei haben sich sogar ein Zimmer geteilt. Ich denke, sie verbindet so etwas wie eine Freundschaft.“ „Freundschaft? Gerade eben hast du Yoshida doch noch erzählt, dass Himura ihn nur als Tarnung benutzt hat. Dass er als Hitokiri an keiner Freundschaft interessiert ist...“ „Teil meines Planes,“ rieb sich Daisuke fast vergnügt die Hände. „Ich habe alles genau durchdacht...“ „Dann...“ drängte Buntaro, „erzähl mir endlich von deinem Plan.“ -- Kenshin saß in einem Zimmer und wartete, doch Yoshida kam nicht noch war seine Präsenz irgendwo in der Herberge zu spüren. Er schaute auf die Uhr und stand auf. Noch länger konnte er nicht warten. Als Katsura Kogoro den zierlichen und schlanken Jungen sein Zimmer betreten sah, war er fast ein wenig erschrocken. Trotz der Strapazen der schnellen und heimlichen Reise, die ihm selbst tiefe Ringe unter die Augen eingegraben hatte, sah Kenshin vor ihm noch viel erschöpfter aus. Sein kindliches Gesicht schien plötzlich gealtert und anstelle von großen, erwartungsvoll blickenden blauen Augen sah er jetzt ein Paar müder und stumpf wirkender Augen unter dem roten Haarvorhang hervorspitzen. Dennoch war sein Blick entschlossen wie eh und je. Er lächelte den Jungen aufmunternd an und sah sehr zu seiner Erleichterung, wie wieder etwas Glanz in die Augen und Leben in sein Gesicht zurückzukehren schienen. „Katsura-sama, es freut mich sehr, euch wieder wohlbehalten hier in Kyoto zu sehen!“ Katsura nickte. „Ohne dich wäre das nicht möglich gewesen. Ich muss mich vor dir verbeugen. Du hast mein Leben gerettet.“ Kenshin errötete leicht. „Ich habe nur getan, was Ehre und Pflicht gebieten. Katsura lächelte. „Wie geht es dir?“ „Mir?“ Die Frage kam überraschend. „Ja, dir, Kenshin. Du weißt hoffentlich, dass ich dir nicht gerne die Aufgabe zugetragen habe, die du jetzt erfüllst. Wenn du nicht mehr weiter kannst, dann hast du alles Recht der Welt, mir das zu sagen und wir finden eine Lösung.“ Kenshin blinzelte den Führer der Choshu Ishin Shishi vor sich verständnislos an. Hatte Katsura so eine geringe Meinung von ihm? Wie lange stand er jetzt schon in seinem Dienst? Einen Monat? Und Katsura glaubte, er wäre bereits am Ende? Kenshin stählte sein Gesicht und straffte seine Haltung. Hatte er sich etwa zu sehr gehen lassen? „Katsura-sama, ich habe euch meinen Schwertarm geboten. Ihr könnt solange darüber befehlen, wie ihr wollt. Mein einzigster Wunsch war und ist, euch auf die Art und Weise zu dienen, die ich kann. Ich bin weiterhin bereit unsere Feinde zu töten, auf dass ein neues Zeitalter errichtet werden kann, in dem die Schwachen und Hilflosen sicher leben können.“ „Das ist gut,“ nickte Katsura anerkennend. Anscheinend war der Junge immer noch von dem starken Wunsch beseelt, die Welt zu verändern und den Unterdrückten zu helfen. Sein Gewissen schien rein von seinen blutigen Taten geblieben zu sein, auch wenn er seine Hände zu denen eines Mörders gemacht hatte. Katsura beäugte Kenshin unauffällig und fragte sich, wie lange er diesen Zustand wohl noch erhalten konnte. Denn er wusste aus Erfahrung, dass das viele Töten einen Mann früher oder später um den Verstand bringen würde. Und obwohl Kenshin einen starken Willen zu haben schien, wusste Katsura nicht, wie lange er sich wohl in den blutigen Strassen Kyotos behaupten können würde, bevor auch ihn der Wahnsinn einholte. Seine Gedanken glitten ab zu seinem Freund Takasugi Shinsaku, der Anführer der Kiheitai. Auch dieser hatte ein sehr gewalttätiges Leben geführt, jedoch besaß er eine starke Frau an seiner Seite, die ihn vor der Dunkelheit in sich selbst beschützte. Katsura hoffte, dass auch Kenshin einen Freund besaß, der mit ihm wenigstens einen Teil seiner dunklen Seite teilen würde. Denn ohne irgendjemanden, ohne einen Freund oder Vertrauten, so überlegte Katsura in weiser Voraussicht, würde Kenshin ganz alleine mit sich selbst sein. Ganz alleine mit seinen guten Absichten und seinen bösen Taten – und das würde ihn früher oder später entzwei reißen. „Die nächsten Tage,“ begann Katsura wieder zu sprechen, „hast du Zeit, dich deinem Training zu widmen. Du hast sozusagen frei. Ich habe Okami-san gebeten, dir einige Bücher von mir in dein Zimmer zu bringen, als geistige Ermunterung in deiner Freizeit. Außerdem ist Lesen ein gutes Mittel, sich auf andere Gedanken zu bringen,“ lächelte er. „Arigatou, Katsura-sama.“ „Nach Ablauf einer Woche halte dich für neue Aufträge bereit. Mit Einbruch des neuen Jahres werden wir noch offensiver als bisher vorgehen. Du wirst viel zu tun haben, doch je schneller wir unsere Feinde beseitigen, desto schneller wird das Shogunat fallen. Du musst dein Bestes geben.“ „Das tue ich immer,“ bekräftigte Kenshin. Katsura nickte. „Aber sei vorsichtig. Nicht jedem solltest du dich anvertrauen. Du weißt, irgendwo muss Information durchgesickert sein. Ich bitte dich also, auf der Hut zur sein. Wenn dir irgendetwas verdächtiges auffällt, bitte ich dich, Izuka-san sofort Bericht zu erstatten.“ Mit diesen abschließenden Worten machte sich Katsura nun auf den Weg, die Lagebesprechung für die Männer abzuhalten und Kenshin eilte hinauf in sein Zimmer, hoffend, Yoshida dort endlich anzutreffen. Enttäuscht musste er feststellen, dass Yoshida nicht einmal da gewesen zu sein schien, denn alles war unberührt und so, wie Kenshin es zurückgelassen hatte. Nur ein großer Bücherstapel war neu. Kenshin setzte sich daneben und blättere lustlos in ein paar Bänden, während er innerlich angespannt auf Yoshida wartete. Es dauerte eine Stunde, die Kenshin wie eine Ewigkeit erschien, bis er die Fußstapfen seines Freundes hörte und die Schiebetür sich langsam öffnete. „Kenshin!“ Yoshida blickte überrascht seinen Zimmergenossen an, der offensichtlich auf ihn gewartet zu haben schien. Dann sah er hastig weg und schloss die Tür wieder langsam hinter sich. Mit dem Rücken zu Kenshin blieb er vor der geschlossen Tür stehen und ein betretenes Schweigen entstand. Sein klopfendes Herz plötzlich spürend wünschte sich Kenshin, Yoshida wäre so forsch und neugierig wie sonst immer gewesen und hätte ihn einfach mit Fragen bestürmt. Diese stille, zurückhaltende Art seines Freundes war ihm fremd und er wusste nicht, was er sagen sollte. „Yoshida,“ brach er schließlich das Schweigen, „ich ...“ „Wer bist du?“ unterbrach ihn Yoshida leise, seine Stimme deutlich aufgewühlt. „Was?“ Kenshin war von dieser Frage überrascht und ihm wurde bewusst, dass er selbst keine Antwort darauf hatte. Wer war er? War er noch der Junge, der Gutes tun wollte, anderen helfen und für ein friedliches Zeitalter kämpfen? Oder war er in Wahrheit ein kaltblütiger Killer? War das Töten seine wahre Natur? Es erschütterte Kenshin zutiefst, dass er plötzlich nicht mehr sicher wusste, wer oder was er eigentlich war. „Stimmt es, dass du der neue Hitokiri von Katsura-sama bist? Der in den letzten Tagen die Stadt in Atem gehalten hat? Über dessen blutige Taten man sich bis in die Provinz hinein schon Geschichten erzählt?!“ Ja, das war er. Kenshin schaute betreten zu Boden. Yoshida wusste also bereits alles. War das nicht zu erwarten gewesen? Warum tat es nur auf einmal so weh in seiner Brust? Yoshida sog scharf die Luft ein und begann, im Raum auf und ab zu laufen. „Wenn es stimmt,“ sprach er weiter und seine Stimme verlor etwas von dem anklagenden Ton, „dann hast du uns allen das Leben gerettet. Ich habe gehört, dass unsere Reiseroute verraten wurde. Ohne dich wären wir alle in einen Hinterhalt geraten.“ „Yoshida, bitte...“ Kenshin hatte es endlich geschafft, seinem Freund in die Augen zu blicken. Er erschrak, denn Yoshidas sonst so freundliches Gesicht war nun grimmig und seine Augen hart. „Ich billige nicht alle Methoden der Ishin Shishi. Dazu gehören auch die Auftragsmorde. Aber ich weiß, dass auch solche Taten getan werden müssen. Und es tut mir für dich leid, dass du es tun musst, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich freiwillig dafür gemeldet hast. Auch wenn mir Daisuke etwas anderes erzählen will, du bist kein Mörder.“ „Daisuke!“ entfuhr es Kenshin und seine Augen blitzten auf. „Du hast kein Recht, auf ihn wütend zu sein!“ fuhr in Yoshida an. „Er glaubt nur das, was alle glauben. Und daran bist du selbst schuld. Du lässt niemanden an dich ran kommen und wirkst immer ernst und verschlossen. Außer mir hat dich, seit du in Kyoto bist, keiner näher kennen gelernt. Du bist für die Leute ein Mysterium, geheimnisvoll und das macht dich für sie so gefährlich. Sie können dich nicht einschätzen! Ich glaubte bisher, ich kann dich einschätzen. Ich wusste, dass du irgendeine gefährliche Aufgabe für Katsura übernommen hast. Und ich habe gespürt, dass dich irgendetwas dunkles belastet. Und so wie du jetzt aussiehst, so blass und ... und.... ausdruckslos! So sieht doch kein Mensch aus, der glücklich oder zufrieden ist, mit dem, was er tut. Mit dem, was er ist!“ „Natürlich...“ flüsterte Kenshin mit brüchiger Stimme, „bin ich nicht glücklich damit, Leute zu töten.“ „Dann hör auf!“ rief Yoshida wütend. „Du bist kein geborener Killer, wer auch immer dir das einreden will. Keiner kann dich zwingen, so eine Aufgabe auszuführen, auch wenn du vielleicht ein Talent dafür hast. Du machst dich selbst damit nur unglücklich. Du zerstörst dich selbst. Wo ist der Junge, der hier in Kyoto ankam, naiv, gutgläubig, offenherzig? Mein Freund, mein Zimmergenosse? Der lächelnd die Deppen in der Spielhalle abgezockt hat? Ich sehe hier nur jemanden vor mir sitzen, der aussieht, als ob ihn nichts und niemand auf der Welt interessiert. Der gleichgültig vor sich hinstarrt.“ „Gleichgültig?“ Kenshins Augen weiteten sich. Wirkte er wirklich so auf andere? Dabei war er jetzt doch überhaupt nicht gleichgültig – nein, er war sehr aufgewühlt. War seine ausdruckslose Maske schon so ein Teil von ihm geworden, dass er gar nicht mehr merkte, wenn er sie aufhatte? „Wer auch immer du bist...Du hast mich angelogen,“ entwich es Yoshida schließlich und er klang gekränkt. „Nein, ich habe dir nur nicht alles erzählt,“ meinte Kenshin und fühlte sich leicht verzweifelt. Irgendwie hatte er sich das Gespräch nicht so schrecklich vorgestellt. Wo kamen plötzlich all die bedrückenden Gefühle in ihm her? Sein Herz raste und er hatte plötzlich unglaubliche Angst, seinen einzigen Freund zu verlieren. Doch war das nicht genau das, was er eigentlich beabsichtigt hatte? Yoshida von sich fern zu halten, ihn abzuschrecken, damit er sich nicht mit jemandem wie ihm abgab? Warum war sein Plan plötzlich so schwer auszuführen? „Nicht alles erzählen,“ lachte Yoshida bitter. „Das ist fast das gleiche wie Lügen.“ „Ich hatte Angst, dich zu verlieren,“ rutschte es Kenshin heraus, und er verdammte sich selbst für die Aussage. War das nicht absurd? Erst wollte er die Wahrheit sagen, konnte aber nicht und wurde nun dafür ein Lügner genannt – und jetzt wollte er Lügen und statt dessen kam nur die Wahrheit über seine Lippen! „Mich verlieren?“ wiederholte Yoshida und seine Gesichtszüge wurden plötzlich viel weicher. „Also bedeutet dir unsere Freundschaft wirklich etwas? Du hast mich nicht nur benutzt?“ Benutzt? Hat Daisuke das Yoshida etwa so erzählt? Wütend entgegnete er: „Ich habe dich nicht benutzt, ich wollte dich vor der Wahrheit schützen!“ „Schützen?“ Ungläubig aber auch ein bisschen erleichtert schaute Yoshida seinen Freund an. „Das ist es doch, was du eigentlich willst, oder nicht? Menschen beschützen.“ Yoshida schaute aus dem Fenster. Plötzlich sah er lebhaft den Mann vor sich, den er im Kampf getötet hatte. Diese unliebsame Erinnerung war die schrecklichste seines Lebens. Wie viele Erinnerungen dieser Art hatte sich wohl sein dummer Freund schon zugemutet? Er schüttelte heftig den Kopf. „Kenshin no Baka!“ rief er wütend. „Bist du wirklich so naiv? Du tötest Menschen und willst andere schützen? Wie passt das zusammen?“ Menschen schützen und töten... Woher kamen Kenshin diese Worte nur so bekannt vor? Nein, er wollte sich jetzt nicht erinnern, nicht daran. Er hatte alles endlich hinter sich gelassen, um weitermachen zu können. Wenn die Vergangenheit jetzt wieder zu ihm zurück käme, würde sie ihn wahrscheinlich zerstören. Das durfte er nicht zulassen. Warum wühlte Yoshida in seinen Gefühlen und Erinnerungen herum wie in einer Kiste, fragte eine gereizte Stimme in ihm. Woher nahm er sich das Recht? Wütend rief er, „Tu nicht so, als ob du alles wüsstest! Du weißt gar nichts!“ Yoshida blickte ihn verletzt an und entgegnete leise, „hast du es vergessen? Die Nacht, in der wir uns unterhalten haben?“ Kenshins Augen weiteten sich plötzlich, als es ihm wieder einfiel. Er hatte damals Yoshida gefragt... „Du hast mich gefragt, ob ich schon mal einen Menschen getötet habe. Du kannst dich vielleicht nicht mehr erinnern, aber ich werde mich für immer an die Antwort auf diese Frage erinnern können!“ „Yoshida... es tut mir leid.“ „Was tut dir leid? Das Töten? Wie kannst du immer weitermachen, wenn es dir leid tut?“ „Es... geht mit der Zeit leichter.“ Yoshida starrte seinen Freund fassungslos an. Ja, es war leicht gewesen, diesen Mann, einen Feind, zu töten. Aber wenn er sich vorstellte, das gleiche noch einmal tun zu müssen... „Leichter!? Du solltest dich reden hören. Du klingst wie ein Hitokiri.“ Kenshin entwich ein bitteres Lachen, doch Yoshida fuhr ungerührt fort. „... Hast du den Respekt vor dem Leben anderer schon verloren? Oder den Respekt vor deinem eigenen Leben? Du könntest da draußen selbst getötet werden.“ „Na und?“ fauchte ihn Kenshin an. „Mein Leben kümmert mich nicht, nur die Sache zählt. Für Katsura und das neue Zeitalter gebe ich mein Leben gerne hin. Was zählt schon ein Leben im Gegensatz zu einer größeren Sache? Hast DU das vergessen?“ Yoshida spürte erneut Wut in sich aufflammen. Wie konnte dieser dumme Junge nur so reden? Da fiel es ihm unvermittelt wieder ein – Kenshin hatte ihm einmal erzählt, dass er keine Familie mehr hatte. Die Traurigkeit, die er dabei in seinen Augen gesehen hatte, hatten ihn darüber grübeln lassen, dass der Junge wohl kein leichtes Leben hinter sich hatte. Vielleicht hatte er nie die Liebe einer Mutter gespürt? Oder er hatte das Gefühl, am Tod seiner Familie oder jemand Nahestehendem schuld zu sein? Vielleicht fiel es ihm deswegen leichter, zu töten – jemand, der den Wert seines eigenen Lebens nicht erkennt, kann auch nicht den Wert anderer Leben ermessen. „Und die anderen? Die Menschen, die durch deine Hand sterben?“ „Diese Menschen,“ erklärte Kenshin sachlich, „sind jedenfalls nicht vergessen! Sie sterben alle für eine gute Sache, verstehst du das nicht?“ „Aber dein Leben ist dadurch zerstört! Du bist kein Mörder!“ Yoshida schüttelte voller Unverständnis den Kopf. „Doch, das bin ich,“ hörte er Kenshin leise erklären. Yoshida hämmerte mit der Faust auf das Fensterbrett. „Ich kann das nicht glauben!“ Jetzt war es an Kenshin, den Kopf zu schütteln. „Du weißt doch gar nichts über mich, Yoshida. Du kennst mich nicht einmal richtig.“ „Bitte, dann helfe mir, dich kennen zu lernen! Erzähl mir die Wahrheit über dich und dein Leben. Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Jeder erzählt mir etwas anderes. Daisuke erzählt mir, du bist ein kaltblütiger Mörder und hast nur so getan, als ob du mein Freund wärst, um nicht aufzufallen. Aber ich kann nicht glauben, dass das schon die ganze Wahrheit ist.“ „Was ist denn die Wahrheit, die du glauben willst?“ fragte Kenshin leise. „Ich weiß nicht,“ warf Yoshida seine Arme hilflos in die Luft. „Vermutlich, dass du der nette, freundliche aber viel zu ernste Junge bist, für den ich dich die ganze Zeit gehalten habe. Dass du naiv und idealistisch in diese Sache hineingestolpert bist. Dass du nur aus Pflichtgefühl gegenüber Katsura diese Taten begangen hast. Und dass...“ Yoshida stockte und sah aus dem Fenster. Kenshin folgte seinem Blick und sah, dass draußen die ersten Schneeflocken vorbeiwirbelten. „... sprich weiter.“ Kenshins Stimme war nun kaum mehr als ein Flüstern. Es tat weh, Yoshidas Worte zu hören, die so gut sein Inneres beschrieben und gleichzeitig zu wissen, dass er diesen Freund verlieren musste. Yoshida schluckte. „Und dass du mich wirklich nur schützen wolltest. Das du dich geschämt hast und mir deshalb nichts erzählt hast. Das es dir Leid tut, Kenshin!“ Er atmete tief durch. „Auch wenn du so ausdruckslos schaust – dein Gesicht ist eine Maske. Ich weiß, dass es dahinter anders aussieht. Jemand wie du kann nicht Menschen töten, ohne etwas dabei zu empfinden. Warum tust du dir das selbst an? Du begräbst dein Gewissen in dir!“ Kenshin schaute zu Boden. „Ist das wahr?“ fragte er Yoshida und sich selbst. „Es wäre die Wahrheit, mit der ich leben könnte. Mit der ich weiterhin dein Freund sein könnte. Doch als dein Freund würde ich dich bitten, aufzuhören. Denn früher oder später wird dich all das zerstören, und das will ich nicht.“ „Yoshida...“ Kenshins Stimme klang sanft und verletzlich. Yoshida wurde plötzlich bewusst, wie sehr es den Jungen belastet haben musste, all die Tage ganz alleine zu sein, mit niemandem zum Reden. „Ich bin jetzt wieder da...“ beugte sich Yoshida zu Kenshin hinab, der immer noch auf dem Boden saß, das Gesicht hinter den roten Haaren verborgen. „Ich werde dich nicht im Stich lassen...“ „Yoshida. Nie hätte ich gedacht, dass du so ein guter Freund bist. Du durchschaust mich und blickst in mein Inneres, als ob es ein offenes Buch ist. Du interessierst dich nicht für meine Taten oder mein Schwert, sondern für mich. So wie ich wirklich bin. War. Vielleicht einmal vor zwei Wochen. Aber nicht mehr jetzt. Jetzt bin ich anders geworden. Ich bin gefährlich. Mit Kopf ist den Feinden inzwischen viel Wert. Sich mit mir abzugeben, kann tödlich enden. Und das will ich nicht. Denn auch du bist mein Freund und ich will dein Leben um jeden Preis schützen. Deswegen – bitte geh. Gehe in Freundschaft und behalte mich als deinen Freund und nicht als Mörder in Erinnerung. Hier im blutigen Kyoto hat unsere Freundschaft keinen Platz mehr. Bitte Yoshida. Geh und halte dich von mir fern!“ All das wollte Kenshin seinem Freund sagen, doch statt dessen füllte Schweigen solange den Raum, bis die Luft fast zum Schneiden dick schien. Yoshida sah, wie Kenshin lange Zeit in seine Handflächen starrte und schließlich seine Schultern straffte und die Hände zu Fäusten ballte, fast so, als ob er sich jetzt endlich zu irgendetwas entschlossen hatte. Er trat näher heran und streckte seinen Arm aus, um Kenshin ermutigend und freundschaftlich auf die Schulter zu klopfen. Ihre Blicke begegneten sich und Yoshidas Arm gefror mitten in der Bewegung. Nicht der ernste aber warme Blick des Jungen, den er gekannt hatte traf ihn, sondern die verengten, tödlich funkelnden Augen eines Killers. „Du willst mich nicht im Stich lassen?“ musterte Kenshin ihn kalt und stand auf. „Du bist dümmer, als ich dachte, wenn du denkst, dass ich dich nötig habe oder brauche. Ich brauche niemanden. Wenn du dich mit mir abgibst, dann behindert mich das nur.“ Yoshida taumelte zurück, von den Worten getroffen wie von einem Faustschlag ins Gesicht. „Behindern?“ Er hatte gerade seine Freundschaft und Unterstützung angeboten, und Himura nannte das eine Behinderung? Kenshin blickte ihn grimmig an. „Ich erfülle eine äußerst wichtige Aufgabe in dieser Revolution. Und ich kann mir dabei keine Schwäche erlauben.“ „Und ich wäre deine... Schwäche?“ wiederholte Yoshida verwirrt, um Kenshins Worte zu verstehen. „Bilde dir nicht ein,“ sagte Kenshin brüsk, „dass es dabei um dich geht. Es geht rein um die Tatsache, dass dich andere benutzen könnten, um an mich heranzukommen.“ „Und... unsere Freundschaft?“ fragte Yoshida vorsichtig. „Jeder Mensch brauch doch jemanden, dem er sich anvertrauen kann. Auf den er sich verlassen kann.“ „Falsch!“, schnitt Kenshins Stimme durch die Luft wie ein scharfgeschliffenes Schwert. „Man kann sich nur auf sich selbst verlassen. Nur auf seine eigene Stärke. Freundschaft ist eine Schwäche, die ich... die sich ein Hitokiri nicht erlauben kann.“ Täuschte sich Yoshida, oder hörte sich Kenshin so an, als ob er sich selbst nicht so ganz glauben könnte? Er fasste neuen Mut. „Und bist du denn ein Hitokiri? Bist du tief in dir wirklich ein Mörder? Ich glaube das jedenfalls nicht!“ Kenshin drehte sich von ihm weg. „Du weißt nichts über mich.“ „Herrgott noch mal!“ rief Yoshida, langsam genervt von dem Gespräch, dass sich im Kreis zu drehen schien. „Dann sag es mir doch endlich. Wer du wirklich bist!“ Er lief zu Kenshin hin und baute sich vor ihm auf. „Sag mir die Wahrheit!“ „Die Wahrheit...Ich...“ Kenshin versteckte sein Gesicht wieder hinter seinem roten Haarvorhang und grub seine Fingernägel so fest in seine Handflächen, bis es schmerzte. „... bin ein Killer.“ Seine Stimme wurde plötzlich viel tiefer als gewöhnlich und ihr Klang war emotionslos und so kalt, dass es Yoshida schauderte. „Ich wurde mit dem Talent zum Töten geboren und darin trainiert. Und dieses Talent nutze ich nun. Und wehe, du kommst noch einmal in meine Nähe. Vielleicht... töte ich dann auch dich. Also verschwinde besser und such dir einen neuen Zimmergenossen.“ Mit diesen Worten ließ er Yoshida stehen und ging davon. Er versuchte, seinen Schritten etwas forsches und selbstsicheres zu verleihen, doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass der Boden unter ihm plötzlich wankte und er taumelte. Er beschleunigte seine schwankenden Schritte. Nur weg, nur weg... das waren seine einzigen Gedanken. Yoshida sah ihm hinterher. Die Worte seines Zimmergenossen – seines Freundes – hallten noch in seinen Ohren. „Ein Killer...“ flüsterte er in den leeren Raum. „Kenshin Himura... du bist so wenig ein Killer wie du ein guter Lügner bist.“ -- Naahh, das Kapitel hat ja ewig gedauert *g* Ich hoffe, die Länge entschädigt über die Wartezeit. Seid ihr auch überrascht, wie viel Psychologie Yoshida eigentlich drauf hat? Trotz seiner trotteligen Art ist er ein ganz anderer Kaliber als Kenshin, er durchschaut ihn sofort. Der Titel des Kapitels ist wohl offensichtlich – doch was ist die Wahrheit denn nun? Jeder hat eine andere und oftmals ist Wahrheit mehr Lüge... Das nächste Kapitel ist schon in Arbeit, aber leider stecke ich da zur Zeit ganz schön drin fest. Feedback wäre daher sehr willkommen!! Nächstes Kapitel: Kenshin trifft auf den berühmten Waffenschmied Arai Shakku. Japanische Vokabeln: -Kami-sama: Oh Gott! -Ishin Shishi: Die Patrioten, die für die Wiedereinsetzung des Kaisers und die Abschaffung des Bakufu kämpften -Shinsengumi: Truppe Elitekämpfer, die das Bakufu gegen die Revolutionäre aufstellte. -Choshuu-Uniform: Hab ich aus dem OVA übernommen. Dort trägt Kenshin immer den charakteristischen dunkelblauen Gi (Kimono-Oberteil) und dazu dunkelgraue Hakama (weite Bind-Hose) -Obi: Gürtel -Katana (Langschwert), Wakizashi (Kurzschwert) -Katsura Kogoro: einer der drei Patrioten, die die Meiji-Restauration herbeiführten -Kohagiya: Herberge und Unterschlupf der Ishin Shishi in Kyoto -Kuso: Verdammt -Gomen nasai: Entschuldigung -Bakufu: Militärregierung des Shogunats -Hitokiri: wörtl. Übersetzt Menschenschlächter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)