Some Kind of Magic von MayTanner (Don't walk behind me I may not lead...) ================================================================================ Epilog: German Epilogue and Some Kind of Surprise ------------------------------------------------- X EPILOG X Frederica stand im Kräutergarten des Klosters, wo alles einmal angefangen hatte, und überblickte mit vor der Brust verschränkten Armen zufrieden das Werk der Restauratoren. Die Struktur des Gebäudes war erhalten worden, die größten Umbaumaßnahmen und Modernisierungen gingen ihrem Ende zu. Jetzt mußten sie sich nur noch um die Beschaffung der Inneneinrichtung kümmern. Inzwischen war fast ein Jahr vergangen und Logan, Frederica und Kurt verbrachten nun mehr Zeit in Deutschland als in der Mansion. Kurt und Frederica wechselten sich dabei ab, Logan mit auf die Reise zu nehmen, er konnte sich nicht immer noch nicht dafür entscheiden, welche Transportart ihm weniger behagte. "Ja?", fragte Frederica und ihre Hand fuhr zu dem Miniatur-Kommunikator, der in ihrem Ohr steckte. Sie hörte aufmerksam zu und sagte dann kurz: "Ich komme." Frederica teleportiert sich zu Logan, der mit Kurt und mehreren Architekten, die Charles zusammen mit Forge handverlesen hatte, im komplett modernisierten Refektorium über Plänen und Blaupausen brütete. "Freddy, mir wäre lieb, wenn Du das entscheidest." Logan tippte auf einen Gebäudeteil, der ihre Wohnung beherbergen würde. "Die Herren möchten wissen, wie viel Platz unser Wohntrakt insgesamt einnehmen wird und wie die Zimmer im Besonderen eingeteilt werden sollen." Logan grinste sie spitzbübisch an und deutete mit seinen Armen das Wiegen eines Kindes an. Frederica blitzte ihn vorwurfsvoll an und besah sich dann nachdenklich die Baupläne, während sie sich neben ihren Mann stellte, der einen Arm um ihre Schultern legte und sie an sich drückte. "Hm, ich sage, lieber zu viele Zimmer als zu wenig. Von diesen speziellen Zimmern wären drei angebracht, was meinst Du?" Logan hob die Augenbrauen und wandte sich dann an die wartenden Fachmänner, die auf eine baldige Entscheidung ihrer Auftraggeber hofften. Charles Xavier hatte ihnen nämlich eine fette Prämie versprochen, wenn sie die Bauarbeiten vor dem vereinbarten Termin abschlossen. "Nehmen wir doch zur Sicherheit vier Zimmer, man kann nie wissen, meine Herren.", sagte Logan auf Deutsch, das er mit einem so süßen Akzent sprach, daß Frederica immer weiche Knie bekam, wenn sie ihn reden hörte. Kurt betrachtete das Ehepaar gedankenvoll, wie sie so innig beieinander standen und verliebte Blicke tauschten. Die Architekten verließen aufeinander einredend die Küche, um ihren Mitarbeiter die Wünsche ihrer Kunden zu übermitteln. "Frederica, Logan? Hat dieses Gerede über spezielle Zimmer etwas zu bedeuten?" Frederica lachte abwehrend: "Nein, das ist pures Wunschdenken, wahrscheinlich liegt das daran, daß der kleine John Henry so süß ist." Frederica sprach auf Jeans Sohn an, der Mitte August zur Welt gekommen und schon der umschwärmte Liebling aller Frauen und Mädchen in der Mansion war. Logan verdrehte die Augen zur Decke und schüttelte resigniert den Kopf, er wechselte dann ins Englische, weil er noch nicht so sattelfest auf Deutsch war, um mit Frederica Wortgefechte auszutragen. "Kurt, ich sage dir, der kleine John Henry wird bald einen Spielgefährten bekommen, meine Frau ist nur zu stur, um das zu begreifen." Fredericas Wangen verfärbten sich und sie gab Logan einen Klaps gegen die Schulter. "Das kannst Du nicht wissen, ich habe einen Termin mit Jean ausgemacht, dann können wir weiter darüber sprechen." Sie warf den Kopf in den Nacken und stolzierte hocherhobenen Hauptes aus der Küche. Kurt machte große Augen und besah sich Logan selbstgefälliges Grinsen. "Wow! Ihr werdet Eltern?" Kurt hatte keine Probleme damit, zu akzeptieren, daß Logans Mutation ihm einen Vorsprung im Wissen schaffte. Seine Glückwünsche an den werdenden Vater kamen von Herzen, Kurt liebte Kinder über alles. Die arme Frederica hatte sich bestimmt nur geärgert, daß sie ihren Mann mit der Neuigkeit nicht hatte überraschen können. Logan würde solche Dinge eben immer als Erster erfahren. Fluch oder Segen seiner einzigartigen Mutation. "Kurt, Logan, kommt ihr bitte nach Hause? Xavier hat mich eben gerufen. Ich gehe schon mal vor, ein kleiner häuslicher Notfall!", kommunizierte Frederica über die Funkverbindung, die die drei miteinander verband und teleportiert sich dann kurzerhand nach Amerika. Sie war inzwischen so routiniert in diesem Vorgang, daß er sie kaum noch Anstrengung kostete und sie präzise ihren Zielort bestimmen konnte. Sie tauchte wie gewünscht im Kinderzimmer von Jean und Scotts neuem Heim auf und wurde gleich von Schreien empfangen, die einem das Trommelfell zum Platzen bringen konnten. "Gott sei Dank, daß Du da bist, Frederica! Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll, John will einfach nicht aufhören zu schreien. Jean und Scott sind auf einer Mission, Hank, Warren und Ororo sind mit den Seniors auf einer Exkursion und sonst kennt sich hier kein Mensch mit Babies aus." Frederica mußte ein Lächeln unterdrücken, weil sie ihren Vorgesetzten noch nie so aus der Fassung gebracht gesehen hatte. Das kleine schreiende Bündel in seinen Armen, der nach Jeans verstorbenem Vater benannt worden war, schien seine sonst so unerschütterliche Seelenruhe, hart auf die Probe zu stellen. "Der arme Kleine, gib ihn mir bitte. Ich glaube, daß es die Drei-Monats-Koliken sind, die ihm zu schaffen machen. Da gibt es ein einfaches Mittel dagegen, ich habe es in meiner Destille in weiser Voraussicht auf Vorrat zubereitet." Frederica drückte dem schreienden Baby einen Kuß auf die von der Anstrengung erhitzte Stirn. "Du bist jetzt ein braver Junge, bis ich mit dem Mittel wiederkomme. Du erschreckst deinen Patenonkel mit dem Geschrei zu Tode, mein Schatz." Frederica streichelte den Bauch den Jungen und sprach einen kleinen Zauber aus, der ihm für die Zeit, die sie brauchte, um das Mittel zu holen, den Schmerz vertreiben würde. Nach einem kleinen Hickser verebbte Johns Weinen und er sah aus großen, blauen Augen zu ihr auf, die er wohl von seinem Papa geerbt hatte. Dafür würde er später wohl Jeans feuerrote Haare bekommen. Frederica legte den Kleinen wieder in Charles Arme, der erleichtert aufseufzte. Bei Babies funktionierte seine Fähigkeit nicht und er konnte dem kleinen John Henry nicht auf telepathischem Wege die Angst nehmen. Das funktioniert erst ab etwa neun bis zwölf Monaten, je nachdem wie schnell sich das Kind entwickelte. "So, ich werde die Medizin holen, John wird für den Moment keine Schmerzen verspüren." Sie sah einige Augenblicke ergriffen zu, wie Xavier Jeans und Scotts Erstgeborenem zärtlich über das Gesichtchen strich und ihm eine für sein Alter viel zu komplizierte Geschichte erzählte und ihr wurde ganz warm ums Herz. Der Mann war der perfekte Großvater und sie freute sich darauf, ihm einen zweiten Enkel zu schenken, wenn die Zeit dafür gekommen war. Sie hatte John Henry mit der Medizin versorgt und ihn in Xaviers Obhut gelassen, um einen kleinen Spaziergang zum See zu machen, wo sie sich auf den Steg setzte, auf dem Jean und Scott sich vor fast einem Jahr das Ja-Wort gegeben hatten. Sie würde die Schule und all die besonderen Orte darin, die so voller glücklicher Erinnerungen für sie waren, schrecklich vermissen. "Hier steckst Du also. Was war denn los?" Logan setzte sich hinter seine Frau, so daß sie sich an seine Brust schmiegen konnte, und er sie mit seinen Armen umschlingen konnte. "John Henry hat eine kleine Magenverstimmung gehabt, und Charles war als Babysitter in Nöten." Frederica drehte den Kopf, so daß sie Logan breit angrinsen konnte. Er lachte mit ihr und drückte ihr einen kleinen Kuß auf die Schläfe. "Gut, daß Du dich mit so was auskennst, das Wissen wird uns später das Leben retten, Mummy." Das letzte Wort flüsterte er in ihr Ohr und vergrub dann sein Gesicht in ihren duftenden Haaren. Frederica klammerte sich an ihn und genoß das Glücksgefühl, das sie wie ein warmer Sommerregen umhüllte, so daß sie die Kälte des Novembernachmittages gar nicht spürte. Wenn Logan so darauf beharrte, dann mußte er ziemlich sicher über ihren Zustand sein. "Du bist nicht darüber böse, daß es nicht geplant war, oder?", fragte Frederica etwas nervös, da sie nie über Kinder gesprochen hatten. Logan hob den Kopf und sah ihr tief in die Augen, damit sie die Freude darin lesen konnte, die ihm die Tatsache bereitete, daß unter ihrem Herzen ihr gemeinsames Kind heranwachsen würde. "Ich muß dir ein Geständnis machen, Liebling. Seit der kleine John auf der Welt ist, habe ich beobachtet, wie Du mit ihm umgangen bist und angehimmelt hast. Ich konnte deinen übermächtigen Wunsch nach einem eigenen Kind fast körperlich spüren. Zuerst hat es mich erschreckt, aber mit der Zeit wuchs derselbe Wunsch auch in mir. Ich habe dich deshalb einmal angeschwindelt. Du weißt, vor drei Wochen, als Du gefragt hast, ob wir bedenkenlos..." Logan ließ den Satz offen, damit Frederica ihre eigenen Schlüsse ziehen konnte. Sie starrte ihn sprachlos vor Überraschung an, als ihr dämmerte, was er getan hatte. "Du hast dafür gesorgt, daß ich schwanger werde? Aber warum hast Du nichts gesagt?" Sie umfaßte sein Gesicht und sah ihm vollkommen von seinem Geständnis überwältigt in die Augen. "Warum?", fragte sie leise aber eindringlich. "Ich glaube, daß es meine Art ist, dir zu sagen, daß ich dich von ganzem Herzen liebe." "Oh, Logan! Ich liebe dich auch, so sehr!" Frederica fiel ihm um den Hals und hielt ihn fest umklammert, er drückte sie an sich und sah versonnen auf das Wasser hinaus. Seine Welt war jetzt vollkommen, er hatte den letzten Schritt getan. Frederica hatte ihm mit ihrer unerschütterlichen Geduld ermöglicht, zu erkennen, daß er sich nicht davor fürchten mußte, diese bedeutungsvollen Worte laut auszusprechen. Sie würden bald eine eigene Familie haben, nach Deutschland ziehen und in der Schule eine Umgebung schaffen, in der Mutanten lernen und leben konnten, ohne Angst davor haben zu müssen, als Bedrohung wahrgenommen zu werden. Er dankte dem Schicksal dafür, daß es ihn hierher geführt hatte, wo er endlich einen Sinn in seinem Leben und Menschen gefunden hatte, die er ins Herz geschlossen hatte. Früher hatte er hinter seinem grimmigen Äußeren immer den verängstigten, unsicheren Jungen verstecken müssen, der dazu verdammt war, sich niemals mit seiner schwierigen Vergangenheit auszusöhnen. Frederica hatte ihn aus seinem Käfig befreit, seine verzweifelte Suche nach seiner Vergangenheit war endgültig zuende, nun würde er im Jetzt und für die Zukunft leben, an der Seite der Frau, die er von Herzen liebte... ~*~* The End ~*~* ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* All other things to their destruction draw, Only our love hath no decay; This no tomorrow hath, nor yesterday; Running it never runs from us away But truly keeps his first, last, everlasting day. Dorothy Leigh Sayers: A Busman's Honeymoon (Ein jedes Ding hat seinen Untergang, Nur unsere Liebe kennt nicht den Verfall; Sie hat kein Morgen, hat kein Gestern; Eilend, eilt sie doch nie von uns fort, Bewahret den ersten, letzten, den ewigen Tag.) ° ° ° ~~~Epilog 2~~~ SOME KIND OF SURPRISE South Germany, some time in the future: "Onkel Kurt, kannst Du auch bestimmt alle von Daddys Freunden bis zum Abend hierher bekommen?", fragte das kleine Mädchen mit den langen roten Haaren und sah aus runden Schokoladenaugen vom Tisch auf, wo sie eifrig in einer Schüssel Teig umrührte. Der blauhäutige Mann, der wie ein übermütiger Kobold aussah, lächelte die Kleine breit an, wobei seine weißen Zähne durch den Kontrast seiner dunklen Haut klar hervorblitzten: "Sicher, ich muß es ja nicht alleine machen. Hannes wird mir dabei helfen, mach dir keine Sorgen, Du kleiner Schatz." Damit meinte er seinen Kollegen, "Der Zeitreisende", der an der Schule Geschichte und Philosophie unterrichtete. Dr. Hannes Sütterlin, trotz des beeindruckenden Doktortitels erst 28 Jahre alt, hatte die Fähigkeit, mit Hilfe von selbstgeschaffenen Portalen durch Raum und Zeit zu reisen, während Kurt ein einfacher Teleporter war. Hannes war nur einer der bemerkenswerten Pädagogen der Lehranstalt "Trautheimer Institut für Hochbegabte", wo Mutanten aus allen Teilen Deutschlands und dessen Umgebung eine Zuflucht fanden oder einfach ganz offiziell von ihren Eltern zum Unterricht angemeldet wurden, da die Schule einen ausgezeichneten Ruf in der pädagogischen Welt genoß. Natürlich gab es da Kurt Wagner, den phantastischen Nightcrawler und seine Frau Wanda, Scarlet Witch, die wie das kleine Mädchen eine Hexe von Geburt war. Kurt unterrichtete Religion und Ethik, während seine Frau Schwester Sybelia, die die Großtante der Schulleiterin war, bei der Hauswirtschaft unterstützte. Die Schule beherbergte über 50 Schüler und es galt, auch für deren leibliches Wohl zu sorgen. Die eifrige Bäckerin mit den Mehlflecken in dem süßen Gesicht war die Tochter des Direktoren-Ehepaares, Ceferina Sybelia Rose, genannt Rina. Sie war fünf Jahre alt und unangefochtene Herrscherin über das ehemalige Kloster, jedenfalls solange ihre Mami ihr die Eskapaden durchgehen ließ, bei ihrem Vater hatte sie meistens mehr Erfolg. Wenn sie ihn aus großen, dunklen Augen anschmachtete, ging der sonst unbesiegbare Wolf sofort in die Knie und kapitulierte, weshalb er Erziehungsfragen grundsätzlich auf seine Frau schob. "Ihr seid aber schon fleißig!", rief die junge Frau mit den kastanienbraunen Locken aus, die eben die Küche betrat. Kurt lächelte seine Frau erfreut an und ließ sich von ihr in die Arme nehmen und mit einem Kuß auf die Lippen begrüßen. "Rina kann sehr überzeugend sein, Liebling. Und ihr Dad verdient nur das Beste. Aber wo Du nun mal da bist, kannst Du die Aufsicht über den Kuchen übernehmen? Ich muß noch ein paar Dinge für den Unterricht vorbereiten." Wanda kniff ihm lachend in die Wange: "Sicher! Geh nur, Rina und ich schaffen das schon. Wir sind nicht umsonst Hexen, oder?" Rina kicherte ausgelassen und ließ den Holzlöffel los, mit dem sie den Teig gerührt hatte, der sich jedoch wie von Zauberhand geführt, eifrig weiter drehte und den Teig rührte. Sie war zwar noch Anfängerin in der Hexenschule, aber ihre Mami hatte ihr schon jede Menge Tricks beigebracht. Aber auch, daß man Geschenke mit Liebe und Mühe zubereitete, deshalb nahm sie den Löffel wieder in die Hand und mühte sich im Schweiße ihres Angesichts mit dem Kuchen ab, während Tante Wanda das Frühstück für die anderen vorbereitete und ihr gelegentlich helfend zur Hand ging, damit der wichtige Kuchen auch wirklich gelang. ° ° ° Obwohl es gerade Anfang November war und ein eisiges Tief über Bayern fegte, das bereits das erste heftige Schneetreiben verursacht hatte, trug die junge Frau, die eben aus dem Badezimmer trat nur einen knappen, gelben Bikini, der den leichten Goldton ihrer Haut zum leuchten brachte und sich verführerisch an ihre weiblichen Rundungen schmiegte. Ihre lange, dunkelrote Mähne trug sie zum Pferdeschwanz gebunden und über ihrem rechten Ohr steckte eine gelbe Orchidee, die sie aus dem Gewächshaus des ehemaligen Klosters stibitzt hatte. Ihre Freundin Ororo Worthington hatte ihr dabei geholfen, es in altem Glanz erstrahlen zu lassen und sie bei der Auswahl und Pflege der seltenen Pflanzen beraten. Frederica lehnte sich an den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie verträumt ihren Blick auf die schlafende Gestalt in ihrem Bett richtete. Sie würden bald sieben Jahre verheiratet sein, trotzdem schnürte es ihr immer noch die Kehle zu, wenn sie ihn beim Schlafen beobachten konnte. Es war jedes Mal, als würde er seinen Schutzpanzer zur Nacht ablegen und nur für sie seine verletzliche Seite hervorblitzen lassen. Ein sanftes Lächeln bog ihre Mundwinkel nach oben und sie stieß sich von der Tür weg und ging zum Bett, wo ihr angetrauter Gatte noch selig schlummerte. Vorsichtig kroch sie auf das Bett und hockte sich neben ihn, um sich zu ihm runterzubeugen und einen sanften Kuß auf seinen Nacken zu plazieren. Ein leises Brummen war seine einzige Reaktion. Frederica mußte grinsen, als der Bauchschläfer sein Gesicht tiefer ins Kissen vergrub und keine Anstalten machte, auf ihre Zudringlichkeiten zu reagieren. Es hatte Zeiten gegeben, da wäre er aus dem Schlaf hochgeschreckt und hätte solche Überraschungsangriffe, auch wenn sie harmlos gemeint waren, mit dem Zücken seiner stählernen Klauen quittiert. Doch die schrecklichen Alpträume, die ihn damals gequält hatten, gehörten schon lange der Vergangenheit an. Sie ging in die Offensive und zog das Laken von seinem nackten Körper, dessen Anblick ihr heftiges Herzklopfen verursachte. Sie senkte ihre Lippen wieder auf seinen Nacken und küßte und liebkoste ihn, während sie langsam seine Wirbelsäule hinunterwanderte. Bevor sie sein Steißbein erreicht hatte, hatte war Logan herum geschnellt und hatte sich auf sie gestürzt, wo er sie dann mit seinem ganzen Gewicht auf das Bett drückte und ihr mit einem heißen Kuß den Atem nahm. Nach diesem Ansturm rang Frederica heftig nach Atem und Logan hatte Zeit, ihre für einen kalten Wintermorgen völlig unangebrachte Aufmachung zu entdecken. "Darling, did I miss anything? It's still November and freezing cold, what are you wearing that bikini for?" (Liebling, habe ich etwas verpaßt? Es ist November und saukalt, wozu trägst Du diesen Bikini?) Er konnte eigentlich perfekt Deutsch, doch in Momenten der Verwirrung entschlüpfte ihm immer wieder seine Muttersprache. Frederica lächelte breit und antwortete auf Deutsch: "Ich wollte dir alles Gute zum Geburtstag wünschen, mein Schatz!" Dann nutzte sie den Überraschungsmoment und warf ihren Mann mit Hilfe eines kleinen Levitationszaubers auf den Rücken. Bevor er auch nur "piep" machen konnte, hatte sie sich auf ihn gesetzt und sie beide mit Hilfe ihrer besonderen Zauberkraft aus dem Zimmer teleportiert. Sie hatte die Reise bis ins kleinste Detail geplant und den Landeplatz sorgsam ausgewählt, um ihren Mann wirklich überraschen zu können, der sonst jede Veränderung im wahrsten Sinne des Wortes zehn Meilen gegen den Wind riechen konnte. Sie landeten genau an einem einsamen Strand in der Südsee, wo das Wasser noch ziemlich seicht war. Da Logan unter ihr lag, landete er im warmen Salzwasser und wurde sofort durchnäßt, was ihn ziemlich dumm aus der Wäsche blicken ließ. Frederica stieß ein perlendes Lachen aus, als er sich auf seine Ellenbogen stütze und sich ziemlich perplex umsah. "Du bist total verrückt, Freddy!", grummelte er. Frederica ließ sich davon nicht beirren, denn sie spürte recht deutlich, daß Logan eigentlich ziemlich angetan von der Situation war. Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und sah ihn mit einem treuherzigen Blick in die Augen, den Rina nicht besser hätte hinbekommen können. "It's your birthday, my Love! I wanted to make it special for you", flüsterte sie leise. (Du hast Geburtstag, mein Herz! Und ich wollte ihn zu etwas Besonderem für dich machen.) Das leise Rauschen des Meeres, das warme Wasser, das sie beide umspülte, die gleißende Sonne, die einem fast die Sicht nahm und vor allen Dingen die echte Freude, die er über dem Geschenk seiner Frau empfand, besänftigten den alten Brummbären in ihm sehr schnell. "Du bist unglaublich, ich liebe dich, Freddy." Logan schloß hingebungsvoll die Augen, als Frederica ihn sanft auf den Mund küßte und ihre warme Zunge in seinen Mund drang. Seine Hände umspannten ihre Taille und er ließ sich mit ihr nach hinten gleiten. "Was ist mit dem Unterricht und Rina?", konnte er noch fragen, bevor er alle Bedenken über Bord warf und seine Frau unter freiem Himmel umspült von prickelndem Meereswasser leidenschaftlich liebte. Frederica hatte an alles gedacht, ihre Tochter war bei Wanda in guten Händen und ihre Kollegen würden den Unterricht vertretungsweise für sie übernehmen. Der einsame Strand und eine luxuriöser Bungalow würden ihnen dank der freundlichen Unterstützung von Professor Xavier ein paar Tage lang gehören, wo sie endlich wieder einmal allein und völlig ungestört von lästigen Pflichten sich einander widmen konnten. In diesem Jahr hatte sie Logan sozusagen eine Falle gestellt, denn immer zu seinem Geburtstag machte er sich frühzeitig aus dem Staub, um jegliche Feierlichkeiten vermeiden zu können. Aber er hatte überall auf der Welt Freunde und eine Tochter, die nicht mehr verstehen würde, warum ihr Vater seinen Ehrentag nicht feiern mochte. Als Rina noch jünger war, hatte Frederica Logan seinen Willen gelassen, doch nun würde Rina bestimmt Fragen stellen und ihr Vater mußte einsehen, daß Flucht keine Lösung für Probleme war. Logans Anteil an Überraschungen war für diesen Tag noch nicht voll, aber zuerst widmete sich Frederica mit Feuereifer der Aufgabe, ihren Mann von allem abzulenken, bis es Zeit war, ihn wieder zuhause abzuliefern. ° ° ° "Sollte ich eigentlich an meinem Geburtstag nicht meinen Willen bekommen?", fragte Logan mit einem mürrischen Gesichtsausdruck, während er sich das elegante Abendjackett aus dunklem Tuch überstreifte, das seine Frau ihm regelrecht aufgedrängt hatte. "Warum muß ich mich dann in dieses Outfit quälen?", grummelte er weiter. Frederica verkniff sich ein verschmitztes Grinsen und glättete sein Revers: "Ich möchte schick mit dir Essen gehen, darum. Alter Brummbär!" Sie warf einen letzten Blick in den langen Standspiegel, der im Schlafzimmer des Bungalows stand und überprüfte ihr eigenes Aussehen. Logan legte seine Arme um sie und sie konnte ihr Abbild im Spiegel betrachten, während er sich zu ihr herunterbeugte und leise in ihr Ohr flüsterte: "Wir könnten aber auch einfach hier bleiben, Liebling. Ich wüßte da ein paar Dinge, die ich gerne mit dir anstellen würde..." Frederica seufzte, als er seine Zunge über die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr gleiten ließ und seine Hände ihr Hinterteil über der zimtfarbenen Seide ihres Kleides umspannten. "Jetzt oder nie!", dachte sie erschauernd und schmiegte sich enger an ihn, damit sie ihn auf der Reise nicht verlor. Es war genau fünf nach Acht, als Frederica mit Logan vor der Tür des großen Festsaales des Trautheimer Institutes landete. Logans Lippen lösten sich erschrocken von ihren, als seine Sinne von einer Flut von Gerüchen und Geräuschen bestürmt wurden, die noch vor zwei Sekunden nicht da gewesen waren. "Hell and Damnation!" (Hölle und Verdammnis), konnte Logan noch ausrufen, dann entschlüpfte ihm Frederica und öffnete die Tür zum Saal, wo die Lichter gelöscht worden waren und nur noch einige Kerzen auf Tischen brannten, die ein flackerndes Licht auf den festlich geschmückten Saal warfen. An der Hand zog sie ihn in den großen Salon, wo schemenhafte Gestalten um eine riesige U-förmig angelegte Festtafel standen und bei seinem Anblick ein vielstimmiges "Happy Birthday" anstimmten. Die Lichter flammten auf und blendeten den überwältigten Logan, der kaum rechtzeitig reagieren konnte, als seine Tochter auf ihn zugestürmt kam und in seine ausbreiteten Arme sprang. "Happy Birthday, Daddy!", rief sie mit freudestrahlendem Gesicht aus und bedeckte sein Gesicht mit begeisterten Küssen, wobei sie sich wie ein kleiner Affe an seinem Hals fest klammerte. Logan drückte seine Frau an seine Seite, während er sich verwundert in dem Raum umschaute. Überall saßen Freunde und Bekannte aus aller Welt. Allen voran Professor X, Jean und Scott Summers sowie ihr kleiner Sohn Johnny, eine hochschwangere Ororo und ihr Mann Warren Worthington, Bobby und Rogue, John und Jubilee, einige Vertreter der Abteilung Paris und Sydney, das ganze Trautheimer Lehrerkollegium und nicht zu vergessen die Schülerschaft. Hannes, ein blonder Hüne, sprang auf die Füße, als sich keiner rührte, alle schienen irgendwie wie vom Donner gerührt zu sein. Mit einem ausdrucksstarken Bariton rief er: "Logan, Frederica! Setzt euch, ich glaube, wir sollten zuerst essen, denn wenn jetzt alle Gäste Logan zuerst zum Geburtstag gratulieren wollen, werden wir alle verhungern!" Die Gesellschaft brach in lautes Lachen aus, als sie den Sinn seiner Worte mit Hilfe der Unterstützung der vielen anwesenden Telepathen verstanden und die Erstarrung war gelöst. Das Ehepaar Rose saß natürlich auf dem Ehrenplatz, eingerahmt vom Professor und Schwester Sybelia, die mit Wanda Wagner die kulinarischen Teil der Festlichkeit vorbereitet hatte. Logan drückte der rüstigen Großtante seiner Frau zum Dank einen schmatzenden Kuß auf die Wange, den sie mit einem nachsichtigen Schmunzeln entgegennahm. Der Höhepunkt des Festes war der "Einmarsch" seiner persönlichen Geburtstagstorte, Frederica flüsterte ihm zu, daß Rina darauf bestanden hatte, ihrem Vater selbst einen Kuchen zu backen. Die Lichter wurden wieder gedimmt und Johnny und Rina betraten den Raum nebeneinander, nachdem sie sich fünf Minuten zuvor heimlich davongestohlen hatten. Vor ihnen her schwebte eine Schokoladentorte mit cremigen Verzierungen etwa einen Meter über dem Boden. Johnny Summers hatte bereits im zarten Alter von sechs Jahren ausgeprägte telekinetische Fähigkeiten und bewegte die Torte mit Hilfe seiner Gedankenkraft. Alle hielten den Atem an, bis Johnny die Torte sanft vor Logan auf den Tisch gleiten ließ. Nun übernahm seine kleine Tochter ihre Aufgabe, sie hob mit einer grazilen Geste ihre kleine Hand und zündete die sieben Kerzen darauf mit Hilfe ihrer magischen Fähigkeiten nacheinander an. Sie hatte wochenlang geübt, damit sie auch keinen Fehler bei der Beschwörung machte. Die Gäste klatschten frenetisch Beifall, als die kleine Vorführung reibungslos vollbracht war. Scott, der neben dem Professor saß, beugte sich zu Frederica rüber. "Sieben Kerzen? Müßten das nicht ein paar mehr sein für den alten Haudegen?", grinste er frech, da er ja über Logans genaues Alter Bescheid wußte, seitdem Frederica es auf einer mehr oder weniger geglückten Zeitreise entdeckt hatte. Rina, die ebenso scharfe Sinne wie ihr Dad entwickelte, stellte sich vor ihren Onkel Scott und blitzte ihn entrüstet an. Frederica vermutete stark, daß Logan ihr mehr als nur einen Teil seiner Fähigkeiten vermacht hatte und verkniff sich ein Lachen. "The number seven has a particular meaning, uncle Scott. It was seven years ago that Dad discovered his past and realized the special bond between the lonely wolf and the Rose' witch of this century. He only counts his birthdays since then!", zwitscherte Rina in einem akzentfreien Englisch. (Die Zahl sieben hat eine besondere Bedeutung, Onkel Scott. Vor sieben Jahren hat Dad seine Vergangenheit entdeckt und festgestellt, daß es ein spezielles Band zwischen dem einsamen Wolf und der Hexe des Rose-Clans gab. Er zählt seine Geburtstage erst seit diesem Vorfall.) Rina warf ihre rote Locken in einer so aufreizend erwachsenen Geste über die Schulter, daß Scott schier der Mund offen stehen blieb, was einige der in Hörweite sitzenden Gäste mit lautem Lachen quittierten. "Absolutely right, deary! Come over here and let me hug you, you little witchy witch!", meinte Logan mit einem amüsierten Grollen und drückte seine wortgewandte Tochter stolz an seine Brust, die Scotts Worte so schön pariert hatte, daß es ihm die reine Freude war. (Absolut richtig, Liebling! Komm her und laß dich umarmen, Du kleine, bezaubernde Hexe!) Gemeinsam mit seinen beiden Frauen pustete er die Kerzen aus und bat still, daß sich sein Geburtstagswunsch bald erfüllen möge. Schließlich warteten drei unbenutzte Kinderzimmer darauf, von ihnen mit Leben angefüllt zu werden. FIN °°°° Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)