Tochter des geschmolzenen Steines von Sternen und Mond von Teufelsstern (? x Murthag) ================================================================================ Kapitel 4: Erste "Verhöre" -------------------------- Blinzelnd öffne ich meine Augen und verziehe mein Gesicht. Mein rechtes Bein schmerzt, als würde es in Flammen stehen! Nur wäre das vermutlich noch angenehmer. "Du bist also endlich aufgewacht", ertönt eine Stimme links von mir. Ich schaue hin und erkenne das männliche Mensch, das mich verfolgt hat. Da ich schon mal dabei bin, schaue ich mir auch gleich den Raum an, in dem ich bin. Die Wände sind aus Lehm und abgesehen von dem Ding, auf dem ich liege - und das ziemlich unbequem ist - hat es noch irgendeinen komische, kleine Holzplatte, die auf vier Ästen oder was liegt. Darauf steht noch so ein komisches Gefäss mit einer Flüssigkeit die erbärmlich stinkt. Die Wände sind durchbrochen von einem kleinen Loch, durch das Licht kommt, und einer Holzplatte, die in einer Wand steckt... oder was auch immer. "Wie heisst du?", fragt jetzt das Mensch. Ich drehe meinen Kopf zu ihm und erwiedere in Gedanken: "Ich habe keinen Namen." "Quatsch, jeder hat einen." "Nein, ich nicht." Es schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und dann spüre ich seinen Geist in meinem. Sofort blocke ich ab, ich habe die Aura des Bösen nicht vergessen und ich muss um jeden Preis meine Familie schützen. "Wirst du mich wohl in deine Gedanken lassen?", fragt das Mensch mit wütend gerunzelter Stirn. "Nein!", werfe ich ebenso wütend zurück. "Soll ich dir vielleicht nochmal dein Bein brechen?" Ich bleibe ruhig und meine nur: "Lieber sterbe ich, als dich in meine Gedanken zu lassen." Das Mensch grinst hämisch, aber sogar jetzt sieht es noch gut aus. "Keine Sorge, du wirst nicht sterben, ich kenne viel schlimmere Strafen..." Bevor es weitere Ausführungen machen kann, wird der Holzteil der Wand aufgestossen. Erschrocken starre ich die Wand an und bemerke das belustigte Schmunzeln des Menschen nicht. "Herr", höre ich eine Stimme, "der König wünscht Euch zu sehen." Das Mensch wirkt mürrisch, aber auch leicht ängstlich, als es antwortet: "Ich komme." Es steht auf, beugt sich zu mir runter und flüstert mir ins Ohr: "Keine Angst, du bist mich noch nicht los", ehe es aus dem Raum geht und das Holzteil hinter sich zumacht. Ich zittere leicht. Das Gefühl von seinem Gesicht so nah an meinem ist gar nicht mal so übel gewesen. Während der Abwesenheit des Mensches kommt ein anderes Mensch in den Raum und meint, als es den noch vollen Becher gesehen hat: "Du musst das trinken." Na, wenn es unbedingt will. Nachdem ich den Becher geleert habe betrachte ich das Mensch, das den Becher nimmt und den Raum verlässt. Es ist leicht rundlich und hat eine ähnliche Brust wie ich, aber noch grösser. Ich seufze auf, mir ist ganz leicht langweilig hier. Sehnsüchtig blicke ich durch das Loch in der Wand nach aussen und unternehme auch einen halbherzigen Versuch, aufzustehen. Der Schmerz in meinem Bein ist aber zu gross. Wieder seufze ich auf. Als endlich das Holzding wieder aufgestossen wird und das männliche Mensch wieder reinkommt, freue ich mich richtig. Es ist zwar böse, aber 1. sieht es gut aus, 2. riecht es gut und 3. habe ich dann eine Beschäftigung und sei es nur streiten. Das Mensch schaut mich erstaunt an, als ich es anlächle und schüttelt den Kopf. Es versteht mich allem Anschein nach nicht, wie ich in seinen Gedanken gelesen habe, bevor es mich entdeckt und rausgeworfen hat. Dann haben wir ja etwas gemeinsam, ich versteh es auch nicht. Es setzt sich neben mich auf das Ding, auf dem ich liege und fragt mich, woher ich komme. "Aus dem Wald." Genervtes Aufstöhnen und Augenverdrehen seinerseits. "Woher genau?" "Weiss ich nicht." Erneutes Aufstöhnen seinerseits. "Hast du eine Familie?" "Nein." Resigniertes Aufseufzen. "Verwandte?" "Was ist das?" Erneutes Augenverdrehen und Aufstöhen. "Warum sprichst du in Gedanken?" "Wie soll ich denn sonst reden?" Tiefes Ein- und Ausatmen zur Beruhigung seinerseits. "Wie wärst mit dem Mund?" Bei der Erwähnung dieses Körperteils betrachte ich seinen Mund ein wenig eingehender. Ja, der könnte mir eindeutig noch gefallen, mit den schön geschwungenen, vollen Lippen... Ein leises und absolut hässliches Lachen ertönt von dem Holzteil in der Wand her. Ich schaue dorthin und erblicke ein Mensch, das genau zu der Stimme passt. Das Mensch ist gross, hat graue Haare und ist durch und durch schlecht. Widerlich. Ich verziehe das Gesicht. Dann fängt es an zu sprechen und mir stellen sich vor Ekel die Nakenhaare auf. "Anscheinend war sie etwas zu lange alleine und hat das normale Sprechen verlernt." "Was macht Ihr jetzt mir ihr, mein König?", fragt das gutaussehende Mensch. "Wenn das Bein geheilt ist, bring sie zum Drachenei. Auch wenn es nicht schlüpft, sie hat viel magisches Potential, wir können sie brauchen. Da du ihr allem Anschein nach gefällst, wirst du sie ausbilden." Auch wenn das Mensch hässlich ist und ich das mit dem Drachenei nicht so ganz verstehe, das mit dem ausbilden gefällt mir. Dann werde ich wohl noch einige Zeit mit dem gutaussehenden Mensch verbringen. Vielleicht kann ich das Böse ja auch aus ihm entfernen und das Mensch mitnehmen. Eine schöne Aussicht... auch wenn ein bisschen naiv. Jedenfalls ist hiermit die erstmal beendet, was leider auch bedeutet, dass das gutaussehende Mensch wieder geht. Als ich alleine bin, baue ich einen Schutzwall um meine Gedanken und erlaube mir die ersten Gedanken an meine Familie. Trauer durchflutet mich. Ich vermisse sie, vermisse die Fröhlichkeit Noxes, die Ruhe Umbras, die Gutmütigkeit Marinas und die Gelassenheit Armenos. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich hier bewusstlos war, bevor ich heute aufgewacht bin, weiss nicht, wie viel Zeit vergangen ist. 'Hoffentlich haben es Nox und Umbra nach Hause geschafft und es geht ihnen gut. Vielleicht finden sie ja einen Weg, mich hier raus zu holen. Ich vermisse sie so.' Die Tränen, die mir in die Augen treten, wische ich aber weg. Wenn jemand reinkommt, wäre es besser, nicht gerade am heulen zu sein. Ich atme tief ein. Um wieder nach Hause zu kommen muss ich stark sein und das durchstehen, auch wenn es mit Sicherheit alles andere als leicht wird. Mit diesen Gedanken falle ich in einen unruhigen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)