So long and good night... Peach Night von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Peach Night ---------------------- Der süße Duft von frischen Pfirsichen bahnt sich einen Weg in meine Nase. Ich öffne meine Lippen und stecke mir eines der fruchtigen Stückchen in den Mund. Es schmeckt himmlisch. Er beobachtet mich und grinst leise. „Schmeckt es dir?“ „Ja. Es ist traumhaft.“ Ich mustere sein Gesicht. Es wird nur von dem weichen Licht der Kerzen, die auf dem Tisch stehen, angestrahlt. Dieses Licht schmeichelt ihm und scheint sein Gesicht vollkommen zu machen. Auch seine Haare, die ihm ein wenig ins Gesicht hängen, wirken im Kerzenschein unglaublich weich und glänzend. Seine großen, schönen Hände hat er um ein Rotweinglas gelegt. Als er bemerkt, wie ich mich in seiner Gegenwart langsam zu verlieren drohe, grinst er erneut. Schnell versuche ich mich loszureißen und starre auf die Schüssel, in der diese göttlichen Pfirsiche liegen. Ich merke, wie er mich mit seinem Blick fixiert, wage nicht aufzusehen. Ich werde nervös. „Was ist?“, frage ich dann, meinen Blick immer noch schüchtern auf die Pfirsiche geheftet. „Du bist schön.“ Ich blicke überrascht auf. Verlegen nippe ich an meinem Glas. Kann er wohl die Röte, die nun auf meinen Wangen liegt, sehen? Unsere Blicke treffen sich. Lächelnd betrachtet er den Rotwein in seinem Glas, den er hin- und herschwappen lässt. Langsam stehe ich aus dem Holzliegestuhl auf und schreite zur Reling meines Balkons. Während ich über das noch immer warme Holz streiche, blicke ich auf die Stadt die unter uns liegt. In nur wenigen Häusern brennt noch Licht, die sonst so überfüllten Straßen liegen völlig ruhig da. Über uns funkelt der samtschwarze, sternenklare Himmel. Er erinnert mich an seine Augen. Ich höre leise Musik und drehe mich um. Er hatte meinen Plattenspieler auf den Tisch gestellt und etwas Ruhiges aufgelegt. Ich blicke erneut auf die Stadt hinab und schließe die Augen, als der sanfte Wind durch meine Haare streift. Er fühlt sich wunderbar angenehm und kühl an. „Pfirsich?“, höre ich plötzlich seine Stimme in mein Ohr raunen. Meine Nackenhaare stellen sich auf und ein prickelndes Gefühl, prickelnder als ein Glas Sekt, läuft mir den Rücken hinab. Ich drehe mein Gesicht zu ihm und lasse mir ein weiteres Stückchen Obst in den Mund stecken. Meine Lippen berühren dabei ganz leicht seine Fingerspitzen. Nun stehen wir uns direkt gegenüber. Ich schaue zu ihm auf. Das Rotweinglas hat er immer noch in der Hand. Das erste Lied endet, die Stille die auf einmal herrscht bringt mich beinahe um den Verstand. Ein Saxophon setzt ein. Er nimmt mit seiner freien Hand meine und schlingt seinen anderen Arm um meine Hüfte. Langsam wiegen wir im Takt der Musik hin und her. Das kalte Weinglas brennt sich durch den dünnen Stoff meines Kleides auf meine nackte Haut. Dieses Gefühl ist aber nichts gegen die Wärme und die Nähe, die ich in diesem Moment spüre. Glück. Das ist es. Es duftet nach Pfirsich und Rotwein. Ich lege mein Kinn auf seine linke Schulter. Seine Haare kitzeln mein Ohr. Langsam streicht er mit seiner warmen Hand meinen Rücken auf und ab. Das Glas hat er auf die Reling gestellt. Dieser Moment währt fast eine kleine Ewigkeit. Ich merke nicht wie die Zeit verstreicht, bin zu gefangen. Die Nadel des Plattenspielers hebt sich. Augenblicklich hält er in seiner Bewegung inne. Er löst sich von mir, hält nur noch meine Hand fest. „Es war schön. Aber ich muss gehen.“ Ich öffne den Mund, will etwas sagen. Keine Chance. Meine Stimmbänder und Gedanken sind zu verdreht, um sich klar zu artikulieren. Er drückt mir einen sanften Kuss auf den Handrücken. Unsere Blicke treffen sich ein letztes Mal. „So long and good night…“ Er dreht sich um und schreitet langsam durch die Tür. „Warte!“, rufe ich. Er schaute mich erwartungsvoll an. „Du hast deinen Wein nicht ausgetrunken...“ „Kleine, ich muss gehen. Die Welt ruft mich.“ Ich merke, wie mir eine verdammte Träne über die Wange läuft. „Wenn du schon gehst, dann lass wenigstens mein Herz hier…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)