Bittersweet memories – Forgotten, not lost von yantara (Sirius x ? & James x Lily) ================================================================================ Kapitel 6: Docere & Doceri -------------------------- So heut halt ich mal die Klappe und red nicht so viel.^^ Nur eine wichtige Ankündigung, bisher kamen die Kapitel ja alle zwei Tage ich streck das jetzt mal auf drei bis vier, damit ich nicht schon so bald meinen Vorrat aufgebraucht hab. ;) Ansonsten, wie immer ganz dolle Spaß - mir persönlich gefällt dieses Chap mal ausnahmsweise seeehr gut! =) *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Link zum Song: http://youtube.com/watch?v=cJmghwq7k2I Kapitel 6 – Docere & Doceri »You took my hand, you showed me how You promised me, you'd be around Ahaaa that's right I took your words and I believed In everything you said to me Yeaha – that’s right If someone said three years from now You'd be long gone I'd stand up and punch them out 'Cause they're all wrong I know - better Cause you said forever and ever Who knew?« “Who knew” - Pink „… stehen! Los … rius! Wir … sen zu … tränke.“, eine dumpfe Stimme klang von ganz weit her an Sirius’ Ohr, doch der Schwarzhaarige ignorierte sie gekonnt und mit einem automatischen verärgertem Brummen, presste er sich sein schönes weiches Kopfkissen einfach auf die Ohren. „Endlich wieder Ruhe!“, dachte er schon, soweit Sirius’ Denkvermögen um diese unmenschliche Uhrzeit überhaupt schon bereit war zu arbeiten. Da spürte er wie es Hals abwärts plötzlich eisig kalt wurde. Jemand hatte es doch tatsächlich gewagt, Sirius seine schöne warme Decke zu klauen, sodass er jetzt schutzlos der morgigen Kälte des Schlafsaals ausgeliefert war. Und die nächste Unannehmlichkeit ließ sich auch nicht lange bitten. Mit einem gewaltigen Ruck wurde an Sirius’ Kopfkissen gezehrt und egal wie verbissen der Blackspross um sein Heiligtum kämpfte, am Ende verlor er doch den Kampf. Schließlich wurde es ihm gewaltsam entrissen und mit geschlossenen Augen tastete Sirius nun verzweifelt nach seinem gemütlichen Schutz zwischen der Traumwelt und dem Wachdasein. „Sirius!“, wurde ihm da unsanft ins Ohr gebrüllt, doch noch immer hielt der Schwarzhaarige seine Augen beharrlich geschlossen. „Steh endlich auf oder wir kommen noch zu spät zu Zaubertränke, verdammt!“ Aber Sirius stellte sich weiterhin stur schlafend, egal, dass seine Freunde längst wussten, dass er wach war. Sirius wollte das Ende seiner ohnehin sehr kurzen Nacht nicht so einfach akzeptieren. „Lass mich mal.“, ohne die Augen geöffnet zu haben, wusste Sirius, dass James grinste. „Hey Kumpel, entweder du bewegst deinen Arsch jetzt sofort aus dem Bett …“, an dieser Stelle konnte er hören das James’ Grinsen gemeiner wurde, „… oder ich gehe in die Küche …“, sollte er doch gehen, Hauptsache er ließ Sirius endlich weiterpennen, „… und sag den Hauselfen, dass du auf Diät gesetzt werden musst … lebenslang!“ Prompt schlug Sirius die Augen und richtete sich allzu schnell auf, was er sogleich bereute. Das helle Licht brannte unangenehm in seinen Augen und von der hastigen Bewegung wurde ihm etwas schwindlig. Trotzdem schleppte sich der mürrische Sirius aus seinem Bett und blinzelte sich missmutig und knurrend den Weg zum Bad für eine kurze Wäsche. James lachte leise: „Das klappt immer!“ Von Sirius kam ein Schnauben, das dem eines alten Pferdes im Todeskampf glich, doch trottete James’ Freund weiter Richtung Bad. Er, Remus und Peter hatten die aller größte Mühe, ihr Lachen zu verbergen, der darauf folgende Knall der Badezimmertür war heute Morgen ein wenig lauter als sonst. Typisch Sirius! Heute ließ er wieder mal besonders den Morgenmuffel raushängen, es gab eben Tage an denen er sich absolut weigerte aufzustehen oder andere an denen jeder freiwillig einen Sicherheitsabstand von drei Metern zu ihm einhielt und Peter schon jedes Mal, als Reaktion auf Sirius’ mörderische Laune, aus dem Schlafsaal flüchtete. Doch wenn James eins in Hogwarts gelernt hatte, dann, dass es für jedes Problem den passenden Zauber gab, man musste diesen nur erst mal finden. Frech klopfte er gegen die Badezimmertür, von drinnen war als Antwort ein gefährliches Knurren zu hören, das jeden anderen die Flucht hätte antreten lassen, James Potter aber nur breit grinsen ließ. „Ach, Sirius!“, flötete er. „Ich wollte dir nur sagen, dass wir schon mal runtergehen …“, unverständliche Laute durchdrangen die schwere Holztür zwischen James und seinem Freund, (wahrscheinlich war es sogar besser, dass die Tür sie verzehrte), „… zum Frühstück.“, erwähnte James beiläufig. Er zählte bis drei. „Eins.“ Das Knurren und Murren verstummte augenblicklich. „Zwei.“ Aufgeregtes Getrappel hinter dem Holz, es klang als befände sich außer Sirius noch eine Horde junger Hippogreife im Raum. „Drei.“ Die Tür wurde schnell aufgerissen, ein schwarzer Schatten schnellte vorbei und Sirius blickte bereits wartend von der Schlafsaaltür auf seine Freunde, ein hungriges Grinsen im Gesicht. „Na los, wo bleibt ihr denn? FRÜHSTÜCK!“, lachend stürmte Sirius die Treppen runter, es schien, als freute er sich wie ein kleiner Junge über die Aussicht einer reichhaltigen Mahlzeit. Tja, es gab eben für alles einen Zauber und manchmal reichte schon ein einfaches Wort wie „Frühstück“ aus, um Morgenmuffeligkeit wegzuhexen. „Vielleicht sollten wir Sirius sagen, wie spät es ist?“, fragte Peter vorsichtig. Remus schüttelte schmunzelnd den Kopf: „Besser nicht. Den Anblick gleich will ich mir um keinen Preis der Welt entgehen lassen!“ James grinste. Diese kleine Rache gönnte er seinem Freund nur allzu gerne, er war schlichtweg froh, dass Remus und Sirius ihren Streit über die Ereignisse der letzten Nacht wieder begraben hatten. Die drei Jungen verließen zusammen den Schlafsaal der Fünftklässler und folgten ihrem verfressenem Freund hinunter in die große Halle. Nebenan im Mädchenschlafsaal schreckte jetzt ebenfalls eine Gestalt aus einem wilden Gewirr von Bettlaken hoch. Verwirrt sah sich Mel im Schlafsaal um, alle anderen Betten waren bereits leer, die Spuren der Nacht noch an ihnen zu erkennen. Nur der Schlafplatz rechts neben ihrem eigenen war bereits wieder fertig hergerichtet für die kommende Übernachtung. Lilys Decke steckte ordentlich im Bettrahmen fest, das rote Material spannte sich glatt über die Matratze, ihr flauschiges Kissen lag aufgeschüttelt am Kopfende und die dunkelroten Samtvorhänge waren sicher an das dunkelbraune Eichenholzgestell gebunden. Oh, je! Kein gutes Zeichen! Mels nervöser Blick wanderte zur Uhr auf ihrem Nachttisch. 07:45 Uhr. 07:45 Uhr? 07:45 Uhr! Mit einem schnellen Satz sprang Mel auf die Beine, kurz wankte sie, bevor sie sich eiligst auf ins Bad machte. Am liebsten würde sie ihren Kopf irgendwo gegen hauen. Sie dämliche Kuh! Brav hatte sie sich den Wecker gestern extra noch auf 08:00 Uhr gestellt, aber was hatte sie dabei natürlich vergessen?! Dass sie dieses Schuljahr auch früher hatten, genauer gesagt, dass Mel heute um Punkt 08:00 Uhr bereits im Zaubertränkeunterricht sitzen sollte. Ausgerechnet auch noch Zaubertränke! Jedes andere Fach (mal abgesehen vielleicht von Verwandlung, Mel konnte sich bildlich vorstellen, wie Professor McGonagalls Nasenflügel sich selbst bei ihrem zu spätem Kommen aufblähen würden) hätte es ja sein können, aber nein! Sie mussten ja unbedingt an genau diesem Dienstagmorgen um acht Uhr Zaubertränke haben, genau das Fach, wo sich Mel keine einzige versäumte Minute leisten konnte. Wütend über ihre eigene Blödheit begann sie mit ihrer Katzenwäsche. Sie klatschte sich ein wenig Wasser ins Gesicht, um die letzten Schatten der Schläfrigkeit zu vertreiben, steckte die Zahnbürste für einige Momente in den Mund und versuchte sich in dem hoffnungslosen Unterfangen ihre Lockenpracht durch ein Haarband zu zähmen. Ein kurzer Blick in den Spiegel genügte Mel, um ihr zu sagen, dass sie heute Morgen mal wieder ganz besonders „entzückend“ ausschaute. Eben nur so, als hätte sie gerade einen wilden Besenflug hinter sich, mit dem Versuch die Schallmauer zu durchbrechen. Aber das kümmerte Mel wenig. Wen interessierte schon ihr äußeres Erscheinungsbild? Mel wusste, dass sie mit diesem Aussehen niemals die Wahl zur Miss Hogwarts gewinnen würde und hatte sich bereits vor langer Zeit mit eben jener Tatsache abgefunden. Inzwischen warf sie dem Spiegel nur noch aus reiner Gewohnheit einen Blick zu. Im Gegensatz zu den ganzen Tussis (gewisse Leute aus ihrem Schlafsaal mit eingeschlossen) mussten bei Mel die Haare nicht auf möglichst komplizierte Weise hochgesteckt sein, sondern durften einfach nicht störend im Gesicht rumhängen. Nägel hatten nicht jeden Tag einem Chamäleon gleich die Farbe zu wechseln, entscheidend war nur, dass ihre Länge nicht beim Schreiben störte. Eine Toilette wurde von Mel nur aufgrund unumgänglicher natürlicher Bedürfnisse betreten und nicht um den Eyeliner nachzuziehen, sich das Näschen zu pudern oder damit zu prahlen, dass Potter oder Black einem auf den Arsch geschaut hatten. Nein, Mel verschwendete an solche Dinge keine Zeit, sie waren überflüssige vergeudete Minuten. In ihrem ganzen 15-jährigen Dasein hatte Mel bisher keine Schminke, Make-up oder sonstiges Gesichts verunstaltendes Zeug aufgelegt. Es gab eben wichtigere Dinge. Allerdings musste selbst Mel zugeben, dass sie an diesem Morgen einen wirklich jämmerlichen Eindruck machte. Ihre Haut war weitaus blasser als sonst, die Augen wirkten unnatürlich klein und waren rot unterlaufen. Auch fühlte sie sich viel erschöpfter als gestern Abend, als wäre sie die gesamte Nacht auf den Beinen gewesen. Sie eilte zurück in den Schlafsaal und kramte den erstbesten Umhang hervor, doch als sie sich umziehen wollte, stutzte Mel. Sie trug gar keinen Pyjama! Mel hatte immer noch dieselben Sachen an, wie vom Vortag. Wenn sie jetzt so darüber nachdachte, konnte sie sich auch gar nicht erinnern ins Bett gegangen zu sein. Das Letzte, was sie noch wusste, war, dass sie in die Bibliothek gegangen war um sich mit noch ein paar weiteren Büchern über ihr diesjähriges Thema in Verwandlung zu versorgen. In eine Lektüre (Was tun wenn die Haarbürste fehlt oder ein unangekündigter Gast keinen Platz zum Sitzen hat? Ein nützliches Handbuch zur Umwandlung von Tieren in Alltagsgegenstände) hatte sie gleich dort reingeschaut. Der Inhalt war jedoch nicht sonderlich spannend gewesen, sie hatte gespürt, wie ihre Konzentration langsam aber sicher flöten gegangen war, doch hatte sie noch ein Kapitel auslesen wollen. Den Rückweg musste sie schlichtweg vergessen haben und vor Müdigkeit gleich ins Bett gefallen sein. Das erklärte allerdings immer noch nicht ihr fast unzumutbares Gesicht. Doch wenn Mel so darüber nachdachte, kannte sie die Antwort bereits. Eine dumpfe Erinnerung sagte ihr, dass auch diese Nacht ihr Schlaf wieder unruhig gewesen war. Wahrscheinlich war sie wieder besonders oft hoch geschreckt, nichts Außergewöhnliches bei Mel. Während sie ihr Tausend Pilze und Kräuter-Buch schnell in die Tasche stopfte, dachte Mel darüber nach, wie sehr sie sich in dieser Hinsicht doch verändert hatte. Früher, war sie eine extreme Langschläferin gewesen, dass der Nachmittag in den frühen Morgen umfunktioniert worden war, war bei ihr keine Seltenheit, sondern Normalität gewesen. Ihre Auntie* pflegte immer zu sagen: „Neben dir könnte ein Riese „Drei kleine Zaubrerlein“ anfangen zu singen, du würdest dich nicht mal umdrehen, sondern friedlich weiter schlafen und von Einhörnern träumen!“ Aber heute? Sie war noch immer jemand, der gerne lange im Bett blieb und das eigentlich auch brauchte, doch die Nächte in denen Mel in einem durchgeschlafen hatte, konnte sie inzwischen an einer Zaubererhand abzählen. Nun benötigte sie niemanden mehr, der ihr morgens den Eimer Wasser ins Gesicht kippte oder ihr so lange ins Ohr schrie, bis er heiser wurde. Oft genug schreckte sie auch so irgendwann morgens hoch und wenn dies mal nicht der Fall war, dann wurde Mel von ihrem mechanisch prähistorischem Weckerdingen wachterrorisiert. Der sandbraune Bimmler mit dem messingfarbenen Zifferblatt, von anno 1930, machte einen so ohrenbetäubenden schrillen Lärm, dass selbst Mel von diesem Krach aufwachte. Ein schwaches Lächeln legte sich auf Mels Lippen, als sie daran dachte, wie sehr sich ihre Auntie doch in ihrer festgefahrenen Meinung von ihrem Schlafverhalten irrte. Es verging jedoch schnell, als Mel sich erinnerte, wem sie diesen altmodischen Klingelfritzen zu verdanken hatte. Das Zifferblatt verriet Mel, dass für Frühstück nun keine Zeit mehr war, aber morgens war sie ohnehin keine große Esserin, ihr Magen war nämlich ein noch größerer Langschläfer als Mel selbst und wachte grundsätzlich erst drei Stunden nach ihr auf. Ihr blieben nun also noch fünf Minuten, um in die Kerker zu flitzten, sich auf ihren Platz zu setzten und Professor Slughorns alljährlichem Willkommen-in-der-Schule-Gerede zu lauschen und ein möglichst interessiertes Gesicht zu machen, wenn Sluggi von seinen sommerlichen Meet&Greet-Treffen mit irgendwelchen „Berühmtheiten“ berichtete. So sauste Mel die Treppe runter, aus dem Turm hinaus und durch die einsamen Gänge des Schlosses, die immer tiefer in die Schule hineinführten. Die Kerker lagen weit unten in Hogwarts, man brauchte eigentlich nur der Kälte zu folgen, wenn man dort hin wollte. Als die letzte Treppe, die zur Kerkertür führte, in Sicht kam, legte Mel noch mal einen Zahn zu. Schwerer Fehler. Denn nun kam eins von Mels versteckten Talenten mal wieder zum Vorschein, die Fähigkeit möglichst schwungvoll in jemanden reinzurasseln. „Verdammt!“, fluchte Sirius, als er so unsanft auf den Boden befördert wurde. Mit sehnsuchtsvollen Augen betrachtete er seine beiden schönen Toasts vor sich, die, gerade noch auf dem Weg von seiner Hand in den Mund, sich nun zermatscht und selbstverständlich mit der Marmeladenseite nach unten, auf dem dreckigen kalten Steinfußboden wieder fanden. Neben ihm gab James schmerzende Laute von sich und beschwerte sich lautstark, dass gerade Hogwarts’ aller heiligstes, nämlich sein schöner Hintern, zu Schaden gekommen sei. Remus war schon wieder dabei seine Bücher aufzusammeln und Peter auf die kurzen Beine zu helfen, als Sirius sich, mit einem noch immer tiefen Gefühl von Bedauern, von seinen Toasts verabschiedete und missmutig nach dem Ausschau hielt, der es gewagt hatte, ihn um sein Frühstück zu bringen. Er stöhnte auf. Das gab es doch einfach nicht! Wie viel Pech konnte man denn haben? Schon wieder dieser Plagegeist! „Nicht du schon wieder, Roberts!“ „Die nette Begrüßung kannst du dir sparen, Black! Ich hab jetzt keine Zeit mich auf dein Niveau herabzulassen, um mit dir kommunizieren zu können.“, erwiderte sie kalt. Ohne sich weiter um die vier am Boden liegenden Jungs zu kümmern oder Blacks Reaktion abzuwarten (nicht dass diese schwer vorstellbar für sie war) lief Mel Richtung Kerkertür. Hinter sich hörte sie Potter irgendwelche Verwünschungen gegen sie ausstoßen, Pettigrew zustimmend bejahen, Black knurren und Lupin beruhigend und drängend auf sie einreden. Am unteren Treppenabsatz angekommen, wurde Mel plötzlich von jemandem überholt. Black lehnte sich lässig gegen die Tür, verschränkte die Arme und schlug ein Bein über das andere. Potter hatte sich neben ihn gesellt und grinste etwas hinterhältig. „Was soll das werden?“, fragte Mel, ohne eine Miene zu verziehen. „Nicht so freundlich, Roberts! Sonst bleibt die Tür vorerst zu und du Oberstreberin willst doch nicht den Unterricht verpassen.“, meinte Potter. Mel zog eine Augenbraue hoch, das Brodeln in ihrem Körper ließ sie jedoch nicht nach außen dringen. „Potter, du bist dämlich. Wenn ich zu spät komme dann ihr auch.“ Black gab ein bellendes Lachen von sich: „Roberts, wir kommen fünfmal die Woche zu spät, aber bei dir kann ich mich an kein einziges Mal erinnern. Wäre doch mal eine nette Premiere: Miss Ehrgeiz verpasst fünf Minuten von Sluggis Unterricht.“ „Das reicht! Ich habe keine Lust mehr meine wertvolle Zeit mit euch Idioten hier zu verschwenden.“, Mel versuchte sich an Black vorbei zur Türklinke zu drängen, doch dieser hielt einfach mit einer Hand ihre Arme fest. Mel war etwas überrascht, sie wusste, dass Black stark war, er war schließlich nicht umsonst Treiber in Gryffindors Quidditchmannschaft, nicht aber, dass er so felsenfest zupacken konnte. Da half kein Ruckeln oder Ziehen, Mels Arme bewegten sich kein Stück. „Black, lass mich los!“, zischte Mel. „Hm … lass mich überlegen …“, er runzelte übertrieben die Stirn und kratzte sich mit der freien Hand am Kinn, „… nö!“ „Was?!“ „Nöööö!“, Black entblößte eine Reihe blitzend weißer Zähne. „Black, ich sage es noch einmal für Begriffsstutzige: Lass. Mich. Gefälligst. Los! Oder es wird dir bitter leid tun!“ „O pass auf, du bist so Furcht einflößend, ich mach mir gleich in die Hose!“, höhnte Black. „Black!“, eine weiteres Mel zerrte sie an seinem Griff. „Hast du nicht gehört? Sirius hat „nö“ gesagt!“, Potter grinste sie fies an. „Sirius, komm schon, wir müssen in den Unterricht!“, mischte sich nun die ruhige Stimme von Remus Lupin ein. „Sonst lässt Slughorn uns vielleicht auch noch Krötenhirne aus den Ecken kratzen und du hast schon genug Strafarbeiten vor dir.“ Blacks Gesicht spiegelte Genervtheit und Enttäuschung wieder. Anscheinend war er nicht glücklich darüber, sein schönes Spiel jetzt bereits beenden zu müssen. Doch wie immer, hörte er schlussendlich auf Lupin. „Wenn sie sich entschuldigt, lass ich sie los.“, knurrte er. „Also, ich höre?“ „Du kannst von mir aus hier stehen bleiben und lauschen bist du anschimmelst, Black, aber ich gehe jetzt in den Unterricht!“, verkündete sie in eisigem Ton. Daraufhin zehrte und zog Mel so gut sie konnte, doch es war zwecklos. Potter amüsierte sich köstlichst über ihre wirkungslosen Versuche sich zu befreien, er lachte sich halb kaputt über Blacks gelangweilt überlegenen Gesichtsausdruck, während Mel weiterhin verbissenen Widerstand gegen seinen Griff leistete. „Du solltest mehr Sport treiben, Roberts.“, er schaute spöttisch an ihr unter. „Das würde dir in keiner Hinsicht schaden.“ Noch bevor Mel auf diesen fiesen Kommentar etwas zurückgiften konnte, ertönte auf einmal ein rostiges Quietschen. Die schwere Eisentür wurde so plötzlich aufgerissen, dass Black, der sich gegen sie gestemmt hatte, das Gleichgewicht verlor und mit dem Rücken zu Boden fiel. Mel mit sich ziehend. „Hoppla! Na, na, heute sind Sie aber besonders stürmisch, Mr. Black!“, dröhnte da die Stimme ihres Zaubertranklehrers über seinem Kopf. Dies war einer der wenigen Momente in Sirius Blacks Leben, der ihm tatsächlich peinlich war. Er lag mit dem Rücken auf dem kalten schmutzigen Steinfußboden (man sollte besser nicht darüber nachdenken, was dort schon alles drauf klebte) sein Hemd war etwas hoch gerutscht und gab den Blick auf ein gutes Stück nackter Haut frei. Über ihm oder eher gesagt auf ihm lag Roberts, ihr Gesicht seinem unglaublich nahe, er vernahm einen vertrauten Geruch und konnte ihren Atem auf seiner Haut spüren. Ihr Unterkörper ruhte auf seinen Hüften … gespreizt. Es hätte ja jedes andere Mädchen sein können, selbst Evans (wobei Sirius annahm, dass James das weniger lustig empfunden hätte als jetzt, wo er sich gerade an Remus stützte, um nicht umzukippen vor lachen), Sirius hätte cool reagiert und dem Mädchen zugezwinkert, aber nein, es musste ja ausgerechnet Melody Roberts sein, die da in dieser eindeutig-zweideutigen Stellung auf ihm lag. Wie vom Kappa gebissen wichen beide hastig so weit wie möglich auseinander und starrten sich wütend an. Dann stolzierte Roberts in die erste Reihe auf ihren einsamen Stuhl zu, ohne auch nur einmal rot geworden zu sein. Was jedem anderem Mädchen zutiefst peinlich gewesen wäre und einen starken Bluteinschuss im Wangenbereich bedeutet hätte, schien bei ihr allenfalls Ärger über so viel Kontakt mit einem anderen Menschen auszulösen. Ein monotones Kichern und der amüsierte Blick von Professor Slughorn folgten Sirius bis zur hintersten Reihe, mies gelaunt, ließ er sich auf seinem Stammplatz neben James fallen, der immer noch leise lachte. Kein Schlaf, kein Frühstück, keine Ruhe. Wie oft wollte dieses Mädchen denn noch seinen Tag versauen? Das Schicksal meinte es dieses Jahr eindeutig nicht gut mit ihm. Reichte es nicht, dass er ihre Existenz schon so immerzu ertragen musste? Warum hatte sie ihm neuerdings, dann auch noch dauernd über den Weg zulaufen? Hoffentlich kam sie ihm nie wieder so nahe, Sirius verspürte nicht das geringste innere Bedürfnis daran nach noch mal so viel Intimität zwischen ihm und seiner Hassfeindin. Ihren Atem auf seinem Gesicht zu spüren, jede einzelne ihrer Locken betrachten zu können, diesen Duft zu riechen … Dieser Geruch, den er nicht hatte einordnen können, er war ihm so seltsam bekannt vorgekommen ... Plötzlich wurde Sirius ein ganzes Stück wacher. Seine überraschende nächtliche Begegnung mit ihr kehrte in sein Bewusstsein zurück. Genauso, wie ein seltsames Gefühl, das er immer noch nicht richtig einordnen konnte. Was hatte sie noch gleich gesagt, als sie ihn auf so unheimliche Weise umarmt hatte? Irgendwas mit „wieder da“? Die Worte ergaben für ihn keinen Sinn, er war doch schon die ganze Zeit da und bisher hatte er stets angenommen, dass sie über seine Anwesenheit genauso unglücklich wäre, wie er über ihre. Er fragte sich, ob sie sich überhaupt daran erinnern konnte. Eine gewisse Neugierde war in ihm geweckt, was dieses Rätsel zu bedeuten hatte. Vielleicht sollte er sie darauf ansprechen? Sirius schüttelte seinen Kopf. Das war doch Blödsinn! In dieser Sache lag ganz und gar keine tiefere Bedeutung, sie hatte einfach nur geschlafwandelt. Schon vorher hatte sie schließlich Schwachsinn vor sich hergemurmelt, ihre Reaktion danach war nicht anders zu deuten. Die ganze Geschichte war vollkommen unwichtig! Sirius verdrängte das unbekannte Gefühl wieder und blickte zu James, der glücklicherweise nichts von seiner gedanklichen Abwesenheit bemerkt hatte. Mit einem geistesgegenwärtigen Lächeln und verträumten Augenausdruck, war James hoch beschäftigt seiner Lieblingsbeschäftigung, gleich nach Quidditch und Streiche spielen, nachzugehen. Genervt wandte Sirius seinen Blick gelangweilt auf Slughorn zurück, der gerade im Plauderton erzählte, wie er erst Letztens mit dem neuen Minister für Zauberkatastrophen, Joseph McKinnon, Kaffee getrunken hätte. „Liebe Leute!“, Slughorn klatschte in die Hände und Mel wachte leider aus ihrem herrlichen Traum auf, in dem sie Sirius Black gerade eine entzückende Warzenfratze in sein ach-so-schönes Gesicht gezaubert hatte. „Ihre ZAGs stehen an und ein Jahr ist schnell vergangen, ein alter Mensch wie ich weiß das natürlich besser als Sie.“, er gluckste über seinen eigenen Witz und fuhr ein wenig harscher fort, als niemand mitlachte „Für dieses Jahr habe ich mir etwas Neues überlegt, mein guter Freund Simplicius Swot, von der magischen Abteilung der Schulaufsichtsbehörde, hat mir hier mit einem kleinen Tipp zur Lernstanderhebung ein bisschen unter die Arme gegriffen. Also, damit jeder von Ihnen dieses Jahr seine Prüfungen besteht und ich natürlich weiß, dass nicht alle dieselbe unglaubliche Begabung wie Miss Evans aufweisen können“, an dieser Stelle schenkte er dem rothaarigen Mädchen, ein paar Plätze weiter links von Mel, ein strahlendes Lächeln, „wird es ab sofort in meinem Fach Docere & Doceri* geben.“ Ausnahmslos alle Schüler schauten ihn an, als wären sie soeben einer Sphinx begegnet. „Das heißt, dass es Lerngruppen geben wird.“, erklärte Professor Slughorn. Ein „ah“ ging durch die Reihen, mit diesen Worten konnten alle schon mehr anfangen. „Ab jetzt werden Sie sich zu zweit auf die Unterrichtsstunden vorbereiten.“ Großes Getuschel brach aus, Mel jedoch gefiel diese Tatsache überhaupt nicht. Zu zweit, hieß das, sie sollte von nun an mit jemanden anders zusammen lernen? „Der gute Schüler übernimmt hierbei die Rolle des Lehrers und profitiert selber, da er die wichtigen Dinge nochmals wiederholt und der Schlechte versteht endlich, warum man Drachenschuppen nicht zu Alraunenwurzeln geben sollte.“ Slughorn lachte, doch keiner außer Lily lachte mit. Severus Snape hätte diesen Insider-Zaubertränke-Witz vielleicht auch verstanden, aber der war merkwürdigerweise heute Morgen nicht anwesend, genauso wie Bellatrix Black, Rudolphus Lestrange und Evan Rosier. „Fangen wir an …“ „Mr. Potter!“, der Junge mit den zerzausten Haaren richtete sich auf. „Sie werden Miss …“, Slughorn suchte mit seinem Blick im Raum nach Potters Opfer, pardon, Schüler, dessen Augen sofort hoffnungsvoll schauten, als Slughorn sich in Richtung eines rothaarigen Wesens umwandte, jedoch glitt sein Blick an ihr vorbei, „… Cruz demnächst aus der Patsche helfen.“ „Mr. Black“, der Angesprochene hob seinen Kopf gerade mal soviel wie nötig vom Tisch, um den Professor ansehen zu können, „für Sie gilt das gleiche wie für Ihren Freund. Allerdings werden Sie sich mit Miss Gallaghers Problemen befassen.“ Slughorn zwinkerte Black schelmisch zu, wahrscheinlich weil er dachte, er hätte ihm mit diesem schönen Mädchen als Partnerin einen Gefallen getan. „Wenn der wüsste …“, dachte Mel schadenfroh. Aber dieser Dämpfer würde Black mal gut tun, denn Gallaghers Anblick würde ihn immer daran erinnern, dass er nicht alle hübschen Mädchen haben konnte, auch wenn er diese Tatsache immer gern verdrängte. „Miss Evans“, im sanften Tonfall wandte sich Professor Slughorn an seine Lieblingsschülerin, „als Klassenbeste, muss ich Sie leider um einen großen Gefallen bitten. Ich habe Mr. Pettigrew für Sie vorgesehen, ich denke er …“, Slughorn warf einen hoffnungslosen Blick nach hinten, „… würde von Ihrer Hilfe sicherlich sehr profitieren.“ „O … kein Problem, Professor!“, antwortete Lily Evans, mit ihrem Standardsatz, heute jedoch seltsam steif und mit zusammengepressten Zähnen. „Ich bin Ihnen ausgesprochen dankbar, Miss Evans! Ich wusste doch, dass ich auf mein Mädchen zählen kann.“, er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. „Dann kann ich Sie doch bestimmt auch um einen weiteren Gefallen bitten?“ Unter Slughorns erwartungsvollen Augen, nickte Lily wie vorhersehbar. „Das ist meine, Lily, immer ein hilfsbereites Wesen für Ihren alten Lehrer.“, Slughorns gewaltiges Lachen, dass immer mehr nach dem Schnaufen eines Riesen klang, hallte in gewaltiger Lautstärke von den Steinwänden wieder. „Nun bei meiner Zusammenstellung musste ich feststellen, dass wir das Problem haben, ein ungerader Kurs zu sein. Aber ich habe mir schon bereits gedacht, dass Sie, Miss Evans, mich nicht im Stich lassen würden. Also, werden Sie sich um einen weiteren Problemfall kümmern.“ Mel lauschte auf einmal ganz angestrengt. Slughorn hatte doch nicht etwa vor … „Miss Roberts wird über Ihre zusätzliche Hilfe sicherlich sehr glücklich sein, Miss Evans.“ Mel war wie erstarrte, sie hätte nie geglaubt, dass es für den möglichen „Black-Fall“ tatsächlich noch eine Steigerung geben könnte, aber das hier war schlimmer, als Black und Potter als Nachhilfelehrer zusammen. Professor Slughorns letzte Worte bekam Lily gar nicht mehr mit, seit er ihren Namen ausgesprochen hatte, starrte Lily etwas stumm vor Schreck die Tischplatte an. Warum? Warum hatte sie nur „ja“ gesagt? Warum musste sie immer „ja“ sagen? Lily biss sich auf die Lippe, das konnte ja noch heiter werden. Inzwischen hatte Professor Slughorn alle Schüler verteilt und war bereits am Erklären wie Docere & Doceri funktionierte. „Sie sollten sich zweimal die Woche mindestens treffen, um die Hausaufgaben zusammen zu erledigen. Und wehe Sie tun das nicht! Meine Damen und Herren, ich merke, wenn Sie schummeln und erwarte deutliche Verbesserungen zu sehen.“ Die meiste Zeit der nächsten beiden Stunden war Lily nur körperlich anwesend, heute war sie in ihrem unschlagbaren Lieblingsfach so unkonzentriert wie noch nie. Aber glücklicherweise brauten sie einen einfachen Trank, so erledigten Lilys Hände praktisch von allein ihre Arbeit, während sie selbst mit ihren Gedanken woanders war. Pettigrew war eine Sache. Er war ein Rumtreiber, allerdings der Stillste von allen vieren und ohne seine Freunde viel weniger mutig als gewöhnlich. In Zaubertränke brauchte er aber ganz eindeutig Nachhilfe, Pettigrew hatte es bereits damals in ihrer allerersten Stunde geschafft seinen Kessel in die Luft zu jagen und dass obwohl sie sogar mit einer ganz einfachen Tinktur gegen kleine Verletzungen angefangen hatten. Auch wenn sie ihn nicht besonders mochte, sah sie in ihm das kleinere Übel. Das richtige Problem, dass Lilys gesamte Aufmerksamkeit momentan beanspruchte, saß ein paar Plätze weiter rechts von ihr. Mel konzentrierte sich angestrengt und versuchte heute besonders stark alles richtig zu machen. Schon zum fünften Mal ging sie Slughorns Aufzeichnungen von der Tafel durch. „Eine Prise Silbersalz hinzugeben, anschließend den Löffel zweimal quer hin und her rühren und schließlich drei Augen eines grünen Zauberhüpfers hinzugeben. Die weinrote Flüssigkeit nun 15 Minuten bei niedrigsten Feuer köcheln lassen, unter ständiger Zugabe von klein geschnittenen Gänseblümchenwurzeln, bis der Trank magentafarben ist.“ Behutsam gab Mel das Silbersalz hinzu und bewegte ihren Löffel exakt nach Anleitung, doch trotzdem musste sie wieder mal feststellen, dass ihre Tränke sich grundsätzlich weigerten den gewünschten Farbton anzunehmen. Orange war eben nicht Blutrot, wie er nun sein sollte. Aber vielleicht konnte Mel das ja ändern, wenn sie die nächste Zutat hinzu gab? Mit schnellen Schritten eilte sie zum Vorratsschrank. Ein großes Einmachglas stand unübersehbar vorne, der Deckel war geöffnet, ein widerlicher Gestank nach verfaulten Eiern breitete sich davon aus. Die Froschaugen ließen Mel innerlich erschaudern, kam es ihr nur so vor oder schauten die sie wirklich alle an? Kurz starrte Mel zurück, bevor sie mit Todesverachtung die weißen schleimigen Dinger auf ihren Teller schweben ließ. Das Keramikgefäß weit vor sich ausgestreckt, kehrte Mel auf ihren Platz zurück. Rasch ließ sie die drei Augen in ihren Trank fallen, ohne hinzusehen und das eklige Geräusch, das vom Plumpsen verursacht wurde, ignorierend. Es dauert nicht lange da verfärbte sich der Trank … lila. O nein! Was hatte sie denn nun schon wieder falsch gemacht? Der dämliche Trank sollte doch jetzt weinrot und nicht lila sein! Ein leises Lachen drang von der Seite her an ihr Ohr, Black und Potter, die verdammten Alleskönner, hatten gerade wohl einen Blick in ihren Kessel geworfen und es schien ihnen eine tierische Freude zu bereiten, dass Mel ganz offensichtlich etwas falsch gemacht hatte. Doch Mel war nicht so einfach zu provozieren, sie legte gerade mal nur so viel Kälte und Verachtung in ihre Augen wie eben nötig und wandte sich dann wieder der Tafel zu. „Nachtkerzenöl … Essenz einer ausgepressten Grünglibberschnecke … getrocknete Haut eines italienischen Wassermolchs …“, das hatte sie alles. Doch dann stach ihr mit Schrecken ins Auge, was sie übersehen hatte. „Bevor siebenmal gegen den Uhrzeigersinn gerührt wird, zwei Messerspitzen Silbersalz hinzufügen.“ Sie hatte das Silbersalz vollkommen vergessen! In ihrem leichten Panikanfall grapschte Mel eiligst nach dem Salzstreuer und wollte eigentlich nur die angegebene Menge hinzuschütten, doch stattdessen löste sich durch den Druck ihrer Hand der Deckel ab und der gesamte Inhalt landete im Kessel. Ein Zischen ertönte, gefolgt von einem gefährlichen Blubbern, als ob der Trank ein Eigenleben entwickelt hätte. Riesige silbrig schimmernde Rauchwolken stiegen auf und breiteten sich im Raum aus. Von Weiten ertönten schon Slughorns aufgeregte Stimme und sein schnaufender Atem: „Miss Roberts, gehen Sie auf der Stelle von dem Kessel weg!“ Keinen Moment zu früh entfernte sich Mel von ihrem Zinnkessel, denn schon lief ihre Arbeit von zwei Stunden, mit einem gewaltigen Schäumen über, das sich ringförmig auf dem Boden verteilte. Dort, wo der lila-graue Schaum die Fliesen berührte, zischte es, eine Wand aus Hitze hing über dem Ort, wo gerade noch Mels Kessel zu erkennen gewesen war. „Evanesco!“ Mit einem Wink seines Zauberstabs ließ Slughorn das misslungene Werk verschwinden und die Spuren von Mels Fehler wurden nun noch besser sichtbar. Ihr Kessel war nur noch rudimentär vorhanden, der obere Teil durch die Flüssigkeit weggeätzt oder bizarr verformt worden. Um seine Überreste war ein weißer Kreis angeordnet, der Boden hatte durch den Kontakt mit der Flüssigkeit seinen grauen Ton vollständig verloren. Mit einem mulmigen Gefühl, dass sie sich jedoch nicht ansehen ließ, sah Mel wieder hoch. Professor Slughorns anklagendes Gesicht war von Schweißperlen übersäht, die entweder von der Aufregung, der Hitze oder Sluggis Meisterspurt zu ihrem Kessel gerade kamen. „Miss Roberto, ich hab doch ausdrücklich hingeschrieben, dass mit dem Silbersalz vorsichtig umzugehen ist und die Gänseblümchenwurzeln exakt gleich geschnitten werden müssen!“ Also hatte sie sogar noch was falsch gemacht. Warum nur, war sie auch so verdammt dämlich? Das würde Überstunden in der Bibliothek für sie bedeuten. „Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass Miss Evans Ihnen ab sofort helfen wird. Ich will nicht, dass meinem Kerker so etwas noch einmal zustößt, also werden Sie sich gleich heute Nachmittag mit Miss Evans treffen, um Ihre Strafarbeit zu erledigen. Sie schreiben mir zwei Rollen Pergament, über Herkunft, Herstellung, Verwendung und die Gefahren von Silbersalz, zusätzlich zur Hausaufgabe. Und jetzt räumen Sie gefälligst Ihren Platz auf, Miss Robson, in der nächsten Stunde will ich keine Spuren mehr von Ihrem Desaster sehen!“ Mel nickte stumm und begab sich auf ihren Platz zurück, die Überreste ihre Kessels beginnend zu beseitigen. Das Lachen der Rumtreiber hinter ihr, registrierte sie, mehr auch nicht. Dass sie aufgrund ihrer eigenen Beschränktheit einen Fehler gemacht hatte, war weitaus schlimmer für Mel. Zaubertränke war eben eindeutig nicht ihr Fach, Mel war unfähig sich die Herstellung eines Trankes zu merken, verabscheute die meisten Zutaten, die auf ihrer Liste standen, ganz zu schweigen von ihrer Unfähigkeit eins und eins in diesem Bereich der Magie richtig zusammen zufügen. Und obendrein konnte sie Professor Slughorn nicht besonders gut leiden. Der Hauslehrer von Slytherin, bevorzugte ständig irgendwelche Schüler, die entweder aus einer berühmten und mächtigen Familie kamen, sowie Potter und Black oder ein herausragendes Talent für sein Fach aufwiesen, sowie das Mädchen, das gerade stolz lächelnd auf Mels dickbäuchigen Lehrer zumarschierte. In ihrer Hand trug sie ein Glas gefüllt mit dem Trank, den Mel eigentlich auch hätte machen sollen. Die magentafarbene Flüssigkeit schwappte kurz im Innern, als Lily Evans ihre Arbeit vor einem strahlendem Professor Slughorn hinstellte. Wie aus dem Lehrbuch, besser konnte man es gar nicht hinkriegen. Mel spürte etwas in sich, doch war es nicht wie vielleicht erwartet Neid auf den perfekten Trank von Lily Evans, sondern vielmehr Scham und Wut, dass sie ganz offensichtlich zu blöd war, um so etwas Einfaches hinzubekommen. Gleich heute nach dem Unterricht würde sie sich alle möglichen Bücher besorgen, die auch nur im Entferntesten mit ihrem Thema zu tun hatten, dass schwor sie sich, als sie die Metallreste vom Holztisch kratzte. Da fiel ihr plötzlich siedendheiß wieder ein, dass sie ja eine Verabredung hatte. Es war ein komisches Gefühl für Mel zu wissen, dass man zu einer bestimmten Zeit irgendwo zu sein hatte und dass dieses nicht der Unterricht war. Sie konnte nicht sagen, dass sie sich über dieses befremdliche Gefühl freute. Mel wollte keine Hilfe, brauchte keine Hilfe, sie schaffte das auch irgendwie allein, allerdings wusste Mel auch, dass es kein Entrinnen aus dieser Sache gab. Lily war Professor Slughorns Lieblingsschülerin und sie … nun der Professor bewies oft genug, dass sie es in seinen Augen nicht mal wert war ihren Namen zu erlernen. Also doch Strafarbeit mit Lily Evans, nein, Mel freute sich wahrhaftig nicht darüber und sie hatte auch mehr als einen Grund dafür. Gedankenverloren ließ sich Lily auf ihren Platz in Zauberkunst fallen. Die zwei Stunden Zaubertränke, die für sie sonst immer so ungemein befriedigend waren, hatten sie heute trotz ausgiebigen Lobs von Professor Slughorn mehr niedergeschlagen, denn glücklich gemacht. Sie spürte ein Wirrwarr von Gefühlen in sich: Wut, Nervosität, eine gewisse Ängstlichkeit und … Hoffnung? Lily war so in Gedanken vertieft, dass sie nichts aus der kleinen Welt in ihrem Kopf wieder befreien konnte. Fast nichts. „Hey Evans, wie wär’s. Heute Abend ein romantisches Date auf dem Astronomieturm nach dem Unterricht, nur wir zwei? Ich könnte dir die Sterne zeigen.“ Nun gewann doch das Gefühl der Wut überhand und der erste, der es zu spüren bekam, war der schwarzhaarige Junge, der sie so unverschämt frech wieder angrinste. „Potter, lass es oder du wirst gleich sofort Sterne sehen und zwar vor deinen Augen!“ „Ich liebe es, wenn du so rabiat wirst, dann funkeln deine grünen Augen immer besonders schön!“, grinste er weiterhin. Plötzlich bewegte sich Potter dann doch eilig auf seinen Platz neben einem lachendem Sirius Black zu. Lily dachte zuerst, ihr grimmig drohender Blick hätte endlich mal Wirkung gezeigt, jedoch musste sie schnell einsehen, dass es wohl mehr Professor Flitwicks Auftauchen gewesen war, das ihn vertrieben hatte. Lily hatte ihn gar nicht bemerkt, was auch nicht besonders schwer war, da der Hauslehrer der Ravenclaws nicht gerade für seine enorme Körpergröße bekannt war, stand er doch jede Stunde auf einem großen Bücherstapel, nur um seine Schüler über den Tisch hinweg überhaupt anschauen zu können. In der nächsten Viertelstunde hielt ihnen Professor Flitwick einen ähnlichen Vortrag wie bereits Professor McGonagall am vorherigen Tag. Die einzige Variation bestand darin, dass ihr kleiner Lehrer sie außerdem daran erinnerte auch über ihre Laufbahn nach Hogwarts nachzudenken, da mit den ZAGs der Tag ihres Abschlusses immer näher rücke und frühzeitige Gedanken wichtig wären. „Also, ich weiß ja schon, was ich später mache!“, verkündete eine besonders mädchenhafte Stimme laut genug, damit es auch jeder mitbekam. Lily verdrehte die Augen, das hatte sie über die Ferien unter Garantie nicht vermisst. „Ah, Miss Lithon, Sie haben schon eine Idee?“, quiekte Professor Flitwick fröhlich. „Welchen Berufsweg möchten Sie denn einschlagen?“ „Berufsweg?“, zuerst schaute das platinblonde Mädchen völlig irritiert über diese wirklich schwierige Frage, dann schien der Knut gefallen zu sein und sie kicherte affektiert. „Nein, ich will doch nicht später arbeiten! Mein Daddy bezahlt alle meine Rechnungen bis ich in Hogwarts fertig bin und dann heirate ich einen stinkreichen Mann. Ich kann auch gar nicht arbeiten gehen, denn dann müsste ich ja jeden Tag zur Maniküre und das passt nicht in meinen Terminkalender.“, sie ließ ein weiteres girliehaftes Lachen erklingen, in das zumindest ihre Freundinnen mit einstimmten. „Vor einer Arbeit brauchst du keine Angst zu haben, ich hab mal nämlich mal gehört, dass Denken bei den meisten Stellen eine Grundvorrausetzung ist.“ Alle schauten das Mädchen mit den blonden Locken baff an, besonders Venice Lithon natürlich, dessen Mund unnatürlich weit geöffnet war. „Miss Roberts, das war jetzt aber wirklich nicht richtig, bitte entschuldigen Sie sich bei Miss Lithon.“, sagte Professor Flitwick, der sich nach Lilys Meinung eindeutig ein Schmunzeln verkneifen musste. „Nein.“, war die knappe Antwort von Mel. „Aber, Miss Roberts!“, versuchte der Professor Sie umzustimmen. „Nein, meine Mutter hat mich dazu angehalten immer die Wahrheit zu erzählen. Mich zu entschuldigen käme einer Lüge gleich.“ „Nun, dann tut es mir Leid, dass ich Ihnen fünf Punkte abziehen muss.“ Lily glaubte, dass es dem Professor wirklich Leid tat, aber er hatte richtig gehandelt. Mels Kommentar war eindeutig nicht in Ordnung gewesen. Komisch, dass sie gerade heute so heftig reagiert hatte, normalerweise redete sie außerhalb der Fragen von Lehrern nicht im Unterricht und Venice Lithon hatte schon weitaus größeren Blödsinn in ihrem Leben von sich gegeben. Der nächste Teil der Stunde wurde ohne weitere Zwischenfälle fortgeführt, Professor Flitwick ließ sie den Aufrufzauber wiederholen … mit Kissen. Womöglich eine Reaktion darauf, was Potter und Black letztes Jahr mit den Dosen angestellt hatten, als sie noch mit den Slytherins zusammen Zauberkunst gehabt hatten. Auf unerklärliche Weise hatte sie es damals geschafft, in einer einzigen Stunde ihr gesamtes Zaubertalent zu verlieren, sodass ihre Dosen auf halben Wege immer über den Köpfen einiger Slytherins abgestürzt waren, insbesondere über dem Haupte eines gewissen Severus Snape. Nun waren Slytherins durch Hufflepuffs ersetzt und Dosen mit Kissen vertauscht worden. Lily war froh, dass sie ein einfaches Fach wie Zauberkunst jetzt hatten, hier fiel ihre mangelnde Konzentration nicht auf, denn das drückende Gefühl in ihrem Magen wurde von Minute zu Minute mehr, je näher der Nachmittag rückte. Am Ende des Unterrichts schritt Lily leicht nervös zu einer Person hin, die schon dabei war ihre Sachen schnellst möglich in ihre Tasche zu befördern. „Äh, Roberts?“, machte Lily zaghaft auf sich aufmerksam. Langsam drehte sich das Mädchen zu ihr um, ihr Blick wirkte genervt. „Ich wollte dir nur vorschlagen, dass wir uns um halb fünf in der Bibliothek treffen, um deine Zaubertränkeaufgaben zu erledigen.“ „Ja.“, kam eine schnelle kurze Antwort zurück. Lily wusste nicht so recht, was sie noch sagen sollte, also antwortete sie mit einem üblichen Smalltalksatz: „Gut. Ich fre … äh, wir sehen uns in Pflege magischer Geschöpfe.“ Nicht mal ein Nicken kam zurück, Mel drehte sich einfach um und ging, Lily hatte das Gefühl, sie hätte auch nicht hier stehen können, es wäre egal gewesen. Bei der Tür angekommen, beobachtete Lily, wie Venice Lithon an Mel vorbeistolzierte, eine ihrer Freundinnen hinten dran. „Freak!“, sagte sie und stieß Mel zur Seite. Wäre es jemand anders gewesen, Lily hätte nicht gezögert sich einzumischen, doch das war Mel, es handelte sich also um etwas anderes. So sehr Lily dieses Wort von Lithon auch wehtat, kam sie diesmal nicht ihrer Natur nach. Ohne sich zu wehren, verließ Mel das Zauberkunstzimmer und Lily tat nichts, sondern wartete lediglich darauf, dass Mels Schritte außer Hörweite waren. „He, Lily, komm schon mein Bäuchlein knurrt!“, jammerte Belli. „Ich komme.“, murmelte Lily mehr zu sich selbst als zu ihren Freundinnen. Die warme Luft des späten Septembernachmittages empfing Mel draußen, wie ein sanfter Schleier der ihre Haut streichelte, als sie durch das große Tor trat. Noch erwärmte die Sonne den Tag so, dass ihr unter der Schuluniformbluse schnell heiß wurde. Bald schon würde es kälter werden, Hogwarts lag zu weit im Norden um einen langen Sommer zu haben, dafür waren die Winter umso schneereicher. Mel mochte die heißeste Zeit des Jahres nicht besonders, zum einen, weil es so oft so unerträglich warm war und zum anderen (und dieser Grund zählte insgeheim weitaus mehr), weil sie im Sommer Geburtstag hatte und Mel von allen Tagen im Jahr diesen am aller wenigsten leiden konnte. Mit schnellen Schritten lief Mel den Weg hinab, in die Nähe einer einsamen kleinen Holzhütte am Rande des verbotenen Waldes. Als sie ihren Bestimmungsort erreicht hatte, war sie nicht überrascht, die Erste zu sein, zu ihrem Lieblingsfach kam sie grundsätzlich immer zu früh. Pflege magischer Geschöpfe war besonders an diesem pechreichen Tag ihr einziger Lichtblick gewesen, es gab kein Fach auf, dass sie sich mehr freute. Mel lehnte sich an den Zaun und betrachtete das kleine Häuschen in ihrer Nähe. Es brannte kein Feuer, das hieß wohl, dass Hagrid wahrscheinlich im Wald war um nach dem rechten zu sehen. Rubeus Hagrid war ein gigantischer aber liebenswerter Kerl, der den Job des Wildhüters in Hogwarts innehatte. Auf die meisten Leute wirkte er bei der ersten Begegnung beängstigend und unheimlich, doch Mels erster Gedanke beim Anblick des gigantischen Mannes, mit seinem struppigen Bart, der fast sein gesamtes Gesicht zuwucherte, den langen kastanienbraunen Haaren und den freundlichen schwarzen Käferaugen, war der eines riesigen lebendigen Teddybärs gewesen. Mel genoss gerade die kitzelnden Sonnenstrahlen in ihrem Gesicht, als es auch schon mit der schönen Ruhe vorbei war. Ein schwatzendes schwarz-grünes Trüppchen näherte sich ihr vom Schloss her. Voran schritt Bellatrix Black, die seltsamer Weise nicht so schön aussah wie sonst, umringt von drei ihrer „Bodyguards“: Rudolphus Lestrange, dem Koloss von Hogwarts und seinen Freunden Evan Rosier und Douglas Mulciber. Dahinter schritten Bellatrix’ Freundinnen Eris Daphne Burke und Lucretia Yaxley, gefolgt von Esmond Cedric Debbenham. Bellatrix wirkte überaus ungehalten über irgendwas, doch ihre Miene änderte sich schlagartig, als sie Mel sah. „Na, Eremit wieder so allein? Noch immer auf dem Selbstfindungstrip zum Tod?“, spielte Bella spöttisch auf die Ereignisse des vorherigen Tages an. Mel blickte sie nur kühl an, wie es in ihr drin aussah zeigte sie nie nach außen, dass hatte sie gelernt. „Dann warst du wohl auf dem Selbstfindungstrip zur Müllhalde, dem Geruch nach zu urteilen.“, erwiderte Mel trocken. Etwas anderes konnte man wirklich nicht denken, denn seit die Slytherins in ihrer Nähe waren, breitete sich ein Odeur aus, das es mit dem Charme jeder Kanalisation hätte aufnehmen können. Roch es doch, als ob die Schlangen jede einzelne Zutat von Sluggis Labor für ein Parfüm verwendet hätten. Bellatrix Lippen wurden schmal, ein Ausdruck von Wut verzehrte ihre sonst so hübschen Züge. Doch noch bevor etwas passieren konnte, bannte eine tiefe freundliche Stimme die potentielle Gefahr: „Alles klar bei dir, Mel?“, die massige Gestalt von Rubeus Hagrid kam vom Wald her auf sie zugestampft. Seine für gewöhnlich freundlichen Augen, schauten misstrauisch auf die Slytherins, insbesondere Bellatrix. „Ja … Hagrid.“, antwortete Mel einsilbig, ohne ihn anzublicken. Hagrid schien irgendwie enttäuscht, brummte noch etwas in seinen Bart und machte sich dann weiter auf in Richtung seines kleinen Häuschens. Als diesmal ihre Mitschüler auftauchten, war Mel fast schon dankbar, denn Bellatrix war mit ihren dunklen Augen Hagrids Weg hinterher gefolgt, bis sich die Tür seiner Hütte geschlossen hatte. Ausnahmslos alle Gryffindors ihres Jahrgangs hatten Pflege magischer Geschöpfe gewählt und eben jene schritten nun den Weg über die Ländereien zu ihnen her. Von weitem hörte sie bereits die Rumtreiber, die wieder mal über irgendetwas lachten, gefolgt von den anderen drei Gryffindorjungs, Frank Longbottom, Chris Young und Fabian Prewett. Den krönenden Abschluss aber bildeten die Mädchen, Lilys rote Haare leuchteten im Licht der Sonne meterweit voraus. „Kommen Sie schon!“, rief plötzlich ein Mann mit dickem dunkelgrauem Schnäuzer und ebenso grauen Locken ihnen entgegen. Professor Kesselbrand war bereits wieder im Wald verschwunden, als sich die Schülergruppe in Bewegung setzte. Mel war weit vorne, jedoch behielt sie die Slytherins stets im Auge, man konnte schließlich nie wissen, wann Rachegöttin Bellatrix Black wieder zuschlug. Als sie das Ziel ihres kleinen Marsches von heute erreicht hatten, sahen sie viele kleine braune Punkte über den Boden flitzen, nur durch einen magisch verstärkten Zaun, davon abgehalten zu entkommen. Beim genaueren Hinsehen entpuppten sich die Punkte als kleine braune Wesen, die eine große Ähnlichkeit mit Zweigen aufwiesen. Ihre kleinen Körper endeten in zwei knubbligen Füßchen und Ärmchen aus denen messerscharfe Krallen zweigartig hervor wuchsen. Mit ihren winzigen baumbraunen Augen, betrachteten sie neugierig die Schüler, die ihrerseits nicht minder interessiert die astartigen Kobolde anschauten. Durch die Reihen der Mädchen ging ein Seufzen, selbst Eris Burke schien ganz hingerissen von den Baumzwergen zu sein. „Nun?“, fragte Professor Kesselbrand. Seine Augen hatten Mel bereits ins Visier genommen, noch bevor ein rothaariges Geschöpf überhaupt in der Lage war sich zu melden. Ohne zu zögern begann Mel zu erzählen: „Das sind Bowtruckles, die Wächter der Zauberstab- oder Mega-Power Bäume. Oft werden sie mit Zweigen verwechselt, doch sie sind nicht so harmlos wie sie aussehen. Fühlen sie sich bedroht, versuchen sie mit ihren Krallen dem Gegner die Augen auszukratzen. Ihre Nahrung beziehen sie direkt vom Baum, zumeist ernähren sie sich von Baumläusen, aber auch Feeneiern, sofern sie sie denn bekommen können.“ „Korrekt. Zehn Punkte für Gryffindor.“, der Professor schenkte ihr ein zufriedenes Lächeln. Mel wusste, wie viel ein Lächeln bei ihrem Professor wert war. Im Gegensatz zu Professor Slughorn nämlich, der seine Lieblinge in Lob zu ersticken versuchte, war ihr magischer Geschöpfe Lehrer kein Freund vieler Worte. Stattdessen zeigte er sein Wohlwollen durch kleine Gestiken eben wie z. B. ein Lächeln. Als nächstes wurden sie in Gruppen eingeteilt. Mal wieder. Und mal wieder stöhnte Mel leise auf, als sie in ein altbekanntes überhebliches Gesicht schauen musste: „Nicht du schon wieder!“, sagten beide gleichzeitig. „Verfolgst du mich etwa?“, fragte Black scharf nach. „Seltsam, das gleiche wollte ich dich gerade auch fragen!“, gab Mel patzig zurück. Cruz, Black und sie in einer Gruppe, na wenn das mal gut ging! Mit vorsichtigen Schritten näherte sich Sirius seinem Opfer. Ganz leise pirschte er sich an, dann schlug er zu. Ein hölzernes Kichern erklang, als Sirius seinen Kopf zornig vom Boden hob, dem Bowtruckle schien sein erneutes Entkommen eine diebische Freude zu bereiten. Wütend kniff Sirius die grauen Augen zusammen. Das gab es doch nicht, dass er sich von so einem winzigen lebendigen Zweig so auf der Nase rumtanzen ließ! Wenigstens stellte sich Cruz auch nicht geschickter an, sodass er nicht ganz allein war mit seiner Unfähigkeit dieses Vieh einzufangen. Sie war genau genommen sogar noch schlechter dran, hatte sie doch zu spüren bekommen, was es hieß, wenn ein Bowtruckle sich bedroht fühlte. Noch immer wedelte sie jammernd und spanische Wörter fluchend ihre Hand, dort wo der Baumbewohner seine kleinen scharfen Krallen reingebohrt hatte, waren blutige Abdrücke zu sehen. Überhaupt schienen alle im Kurs größte Probleme mit ihrem Zeichenobjekt zu haben, die wenigen, die es geschafft hatten einen zu fangen, quälten sich nun mit dem Versuch rum, den Baumzwerg zum Stillstand zu bewegen. Der Professor hatte gesagt, dass sie gerade in der Brunftzeit wären und sich deshalb etwas aufgedrehter als sonst benähmen. Etwas war gut! Sirius stieß eine Reihe an solchen Wörtern aus, für die er, wenn Professor McGonagall sie gehört hätte, unter Garantie nochmals Strafarbeit aufgebrummt bekommen hätte, die im Moment aber am besten seine, zugegeben, etwas angespannten Gefühle beschrieben, als der Bowtruckle Sirius wiederum mit einem vergnügten Quieken entkam. „Black, willst du noch lange mit dem Bowtruckle fangen spielen oder können wir auch mal mit unserer Arbeit beginnen?“ Wütend drehte sich Sirius zu dem blonden Mädchen um. „Mach’s doch selber besser, Roberts!“ Ohne auf seine Worte näher einzugehen, bewegte sie sich mit sanften Schritten langsam auf den Käfig zu. Der Bowtruckle, den er zuvor schon versucht hatte zu fangen, beobachtete jede ihrer Bewegungen. Sie kniete sich hin, streckte die Hand aus … und der kleine Baumzwerg kam doch tatsächlich freudig auf sie zugelaufen. „Verdammt!“, dachte Sirius. „Das gibt es doch nicht.“ Wenn Melody Roberts auf Menschen eher eine abstoßende Wirkung hatte, dann zog sie Tiere an wie Motten das Licht. Mit einem leicht spöttischen Ausdruck im Gesicht, ließ sich Roberts mit dem Bowtruckle in der Hand ins Gras fallen. Cruz gesellte sich achselzuckend in Sirius’ Richtung einige Meter weiter neben sie. Dieser hingegen betrachtete mit verschränkten Armen schmollend, wie der Bowtruckle auf Roberts’ Hand posierte. Wie machte sie das nur immer? Lily war unruhig. Immer wieder nahm sie die Feder vor ihr schreibbereit in die Hand, dann legte sie sie wieder zurück auf den Tisch, nahm sie wieder auf, legte sie zurück, auf und zurück, auf und zurück. Die Bücher wurden gerade gerückt, nochmals kontrollierte Lily nach, ob sie auch alle hatte, die sie womöglich benötigen würden. Da vernahm sie leise Schritte die vom Gang kamen, als Lily sich jedoch zum Eingang umdrehte, stand Mel schon zwei Meter vor ihr. Sie ließ sich auf dem Stuhl ihr gegenüber nieder und packte ihre Sachen aus, ohne Begrüßung oder ein sonstiges Zeichen des Erkennens, als wenn Lily nicht da wäre. Nervös spielte Lily wieder mit ihrem Schreibgerät rum, fieberhaft überlegend, ob sie etwas sagen sollte, bis Mel endlich aufblickte. Die Feder in Lilys Hand fixierend, begann sie zu sprechen: „Also, Evans. Ich habe keine Lust mit dir zu lernen, egal für welches Fach, da es aber nicht anders geht, erzähl mir einfach alles was du weißt, dann kannst du wieder gehen.“ In Lilys Augen spiegelte sich Irritation wieder: „Was, aber …“ „Kein aber, erzähl mir einfach alles und ich mach mir Notizen. Du hast doch genauso wenig Lust deine Zeit mit mir zu verschwenden, schließlich bleibt dir dann weniger, um deine Freundinnen rumzukommandieren und Potter anzuschreien.“ Lily wusste nicht, welchem Gefühl sie zuerst freien Lauf lassen sollte, Wut, Zorn, Frustration oder … Traurigkeit? „Mach schon.“, ihr Tonfall nahm einen befehlenden Klang an. „Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.“, meinte sie kalt. Und so begann Lily zu erzählen. Alles, ja wirklich jede noch so kleine Einzelheit, die sie je über Silbersalz oder den Hicks-Trunk gehört hatte, rasselte sie runter, während Mels Pergament sich mit ihren verschnörkelten Buchstaben füllte. Lily wusste, dass es sinnlos war sauer zu werden, dass es sinnlos war sie anzuschreien, dass es sinnlos war überhaupt mit ihr zu reden. Mel würde nicht antworten, höchstens eine kalte Abfertigung, das wäre es gewesen. Lily redete ohne Nachzudenken, ohne Punkt und Komma, eine Information folgte ohne Pause der nächsten, für Zaubertränke musste sie nichts nachschauen. Während ein Teil von ihr das Reden übernahm, befand sich jedoch der andere weit weg, nicht im Hier und Jetzt, sondern in einer anderen Zeit. Es kam Lily vor als würde sie das Echo vergangener Stimmen in ihrem Ohr hören können … „Ach, bitte Lils, komm schon!“ „Nein.“ „Bitte!“ „Nein.“ „Hast du denn gar kein Mitleid mit mir?“ „Mel, mit Mitleid wird dein Schnief-Schnüff-Sud nicht besser.“ „Ich kann doch auch noch nachher lernen und stattdessen jetzt kurz zum Turm zurückgehen und meine Verwandlungssachen holen. Der Aufsatz für Gonni ist diesmal echt lang …“ „Mel, du weißt genauso gut wie ich, dass du allerhöchstens eine Viertelstunde für diese Hausaufgabe brauchen würdest. Also, spar dir deine Ausreden, ich weiß warum du eigentlich mal „kurz“ weg willst!“ „Es wären doch nur so fünf Minuten.“ „Und wenn ihr dann heute Abend mal die Güte habt wieder aufzutauchen, wen fragst du dann nach den Zaubertrankhausaufgaben? O nein, Melody Roberts, du bleibst jetzt hier auf deinen vier Buchstaben sitzen und lernst mit mir Zaubertränke!“ „Du kannst wirklich grausam sein, Lily Evans.“ „Deswegen bin ich ja auch deine beste Freundin.“ „Ich kann gar nicht glauben, dass das Jahr bereits rum ist. Bald gehen wir schon in die zweite Klasse, könnt ihr euch das Vorstellen? Ich fühl mich noch gar nicht so groß.“ „Du wirst auch niemals wirklich groß werden, Belli!“ „Immer seit ihr so gemein zu mir!“ „Deswegen hast du uns ja auch so lieb.“ „Nicht schmollen Belli, wenn du weiter so viel isst, wächst du schon noch in irgendeine Richtung!“ „Jetzt reicht’s aber, Caite, Mel, hört auf sie zu ärgern! Und du Belli, auch wenn ich kein Spanisch kann, weiß ich ganz genau, dass du am Fluchen bist. Keine Schimpfwörter in diesem Abteil, egal in welcher Sprache, sonst könnt ihr zu den selbsternannten Scherzkönigen, Black und Potter, gehen. Die reden schließlich genauso! Habt ihr mich verstanden?“ „Evans, ich hab gehört du hast über uns geredet?!“ „Ich bin mir sicher, James, bei ihrer hohen Meinung von uns beiden kann das nur wieder etwas Gutes gewesen sein. Hab ich nicht recht?“ „RAUS!“ Das Lachen zweier zwölfjähriger Jungs und das versteckte Prusten von drei Mädchen waren zu hören. „Lily, ich will, dass du mich ansiehst!“ „Nein, ich will aber nicht wieder rausgehen. Sie h-haben Recht, Mel. Was sie gesagt haben … es-es stimmte a-alles.“ „Lily. Diese Leute sind es nicht mal wert, dass du ihnen zuhörst, sie anschaust, überhaupt wahrnimmst, dass sie existieren. Wo ist meine taffe selbstbewusste Freundin, Lily Evans geblieben, die sich von niemanden so etwas einfach gefallen lassen würde?“ „Ich … ich …“ „Glaub mir, Lils, du bist ein guter Mensch und eine begabte Zauberin. Aus ihnen spricht doch nur der pure Neid, weil das Innenleben ihrer Köpfe vergleichbar ist mit denen eines Kürbis!“ „A-aber w-was … was sie meinten, mit früher, da lagen sie völlig richtig.“ „Eben. Früher. Was spielt „früher“ heute noch für eine Rolle? Lily, was ist mit Caite? Und Belli? … Und mit mir? Zählt das gar nicht?“ „Doch aber …“ „Lily Evans! Ich bin deine Freundin und an dieser Tatsache wird sich auch nie etwas ändern. Also, verdammt noch mal, komm jetzt aus diesem Klo raus und sieh mich an!“ „Aber …“ „Nichts, aber! Scheiß auf Venice Lithon, scheiß auf Bellatrix Black, von Bertha Jorkins brauchen wir nicht mal zu reden. Du kommst jetzt da raus … oder ich hol James her!“ Hinter einer Klotür war das Poltern des Öffnens zu hören. Lily atmete aus, nachdem sie fast ein halbe Stunde durchgeredet hatte. „War’s das?“, war der einzige Kommentar der von Mels Seite kam. „Ja.“, antwortete Lily heiser. „Freitag, selbe Zeit, selber Ort?“, es klang nicht wirklich wie eine Frage, mehr wie eine Entscheidung. Lily nickte stumm, packte ihre Sachen zusammen und machte sich danach mit immer schneller werdenden Schritten auf den Weg zurück in den Turm. Erst vor dem Porträt der fetten Dame angekommen, holte sie wieder richtig Luft. Die verschiedenen Emotionen schlugen wie gigantische Wellen über ihr zusammen. Pech für jemanden, der bei ihrem Anblick natürlich wieder mal gleich auf dumme Ideen kommen musste. „Hey, E …“, doch weiter kam James Potter nicht mehr, denn nun hatte er eine tickende Zeitbombe gezündet. „POTTER! DU SELTEN DÄMLICHER IDIOT, LASS MICH ENDLICH IN RUHE!!! KAPIERST DU ES IMMER NOCH NICHT?! ICH. GEHE. NICHT. MIT. DIR. AUS. NIEMALS!!!“ Im Gemeinschaftsraum war es augenblicklich still, die meisten hatten mitten in ihrer Bewegung verharrt und starrten Lily an. Dass sie Potter anschrie war ja nichts außergewöhnliches mehr, seit der dritten Klasse, war es eigentlich der Normalitätszustand und gehörte zum Alltag wie Kürbissaft zum Essen. Doch heute schien selbst Potter von ihrer extremen Reaktion so perplex, dass er sogar vergaß Lily anzugrinsen. Allerdings war niemand von ihrer Antwort so sehr überrascht wie Lily selbst, die nun rot angelaufen die Treppen zum Mädchenschlafsaal raufstürmte. Ohne Umschweife legte sich Lily aufs Bett und starrte die Vorhänge an, erst ein behutsames Klopfen und das anschließende Eintreten von Caite, ließen Lily aufschauen. „Lily?“, mit besorgtem Gesichtsausdruck ließ sich die braunhaarige Schönheit auf ihrer Bettkante nieder. Lily schaute weg, spürte aber die babyblauen Augen ihrer Freundin weiterhin auf sich ruhen. „Was hat sie gesagt?“ Lily war nicht erstaunt, im Laufe der Jahre hatte sie sich daran gewöhnt, dass Caite Gallagher zumeist wusste, was ihre Freunde bedrückte. Sie war eine gute Beobachterin. „Komm schon, Lily. Bitte sag, was los ist. Du kannst auch mit Professor Slughorn reden, du bist seine Lieblingsschülerin, wenn du sagst, dass es dir zuviel wird …“ „Nein.“, erwiderte Lily trotzig. „Ich gehe nicht zu Professor Slughorn.“ „Lily, bitte, wenn sie sich aber daneben benimmt …“ „Sie benimmt sich nicht daneben. Sie führt sich auf wie immer.“ „Ja, wie immer. Alles ist wie immer.“, dachte Lily. „Das ist das Problem.“ *Auntie (engl.): Tantchen *Lehren & Lernen *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* @Nicce: Jaaah, wofür so ein Mülleimer alles gut sein kann, ne?^^ Bin froh, dass dich die Wechsel nicht verwirrt haben. ;) Ich dachte nur, es sei bei den recht schnellen Sprüngen vielleicht schwer dem Geschehen zu folgen gewesen. Aber anscheinend hab ich da ja umsonst gezittert! *puh* whatever92: Lang? *lol* Ich kann noch länger ... mein super duper Monster-Kapitel kommt erst noch! *g* Hoffe, dass es dir trotzdem gefallen wird.^^ eva-04: Jo, das tat den Schlangen glaub ich mal ganz gut!^^ Mel ... das ist ne interessante Frage. Kommt drauf an, wie du das "is da doch mehr als sie zu gibt??" meinst? Mehr Geheimnisse oder mehr Gefühle als Hass gegenüber Sirius? Das eine beantwort ich mal mit "nein", das andere mit einem ganz klaren "jein"! *g* P.S. Vielleicht ist euch schon aufgefallen, dass die Charakterliste immer länger wird? Sobald nen neuer Charakter auftaucht, werd ich ihn einfügen, sofern ein Bild vorhanden ist (und ich hab ziemlich viele^^). Die anderen Informationen könnten sich im Laufe der Zeit übrigens auch verändern, je nach dem, wie sich ein Chara verändert ... P.P.S. Please review!!!! =) Edit (15.09.2009): Die liebe iriS hat mir ein Bild zu meiner ff gemalt, das ich euch auf keinen Fall vorenthalten will. Und da es sich um eine seeehr lustige Szene aus gerade diesem Kapitel handelt, stell ich hier mal den Link zu: Mel & Sirius in "anderen Umständen" http://img190.imageshack.us/img190/9413/zaubertrankszene.jpg Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)