Forever Fallen von Tricksy (...but one butterfly will show me the way.) ================================================================================ Kapitel 2: Sure, you wouldn't understand ---------------------------------------- Tsukasa hatte sich auf dem kleinen Ledersofa zusammengerollt, den Fernseher angeworfen und beobachtete nun ein paar Trottel, die sich in einer lächerlichen Quizshow zum Affen machten. „Baka desu ne? Der Gott heißt doch nicht Snickers…“ Er verdrehte die Augen und zappte sich durch den Nachmittag den er glücklicherweise ohne allzu viele Schwierigkeiten erreicht hatte. Allerdings hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich eine Socke von Karyu in die Haare zu binden. Dann wurde ihm aber klar, dass seine Haare dafür viel zu kurz waren. Auch, dass es der Frau in dem Buch, dass er mal gelesen hatte, nicht sonderlich viel brachte, als sie sich mit einem Kleidungsstück ihres verstorbenen Mannes einen Pferdeschwanz gebunden hatte. Mit einem langen Seufzer schaltete Tsukasa den Fernseher ab, denn es wurde ihm doch zu dusselig, sich die neue Werbung für ‚Aquarius’ reinzuziehen. Dieses Getränk konnte er sowieso nicht leiden. „Auch das noch!“, zischte er und erhob sich träge. ~Ich sollte mal den Stecker ziehen, dieses ständige Geklingel geht mir auf den hintersten Nerv…~ Mit einer heftigen Bewegung nahm er den Hörer ab. „Es geht mir gut!“, sagte er scharf. Er hatte es satt dass seine Nachbarn, Leute die er zum größten Teil nicht einmal kannte, ihn ständig nach seinem Befinden Fragen mussten. Das mit Karyu wäre ja ein solch tragischer Unfall gewesen und wenn er etwas bräuchte, könnte Tsukasa sich an sie wenden. Nur über seine Leiche! Bestimmt wollten sie ihn nur bequatschen wegzuziehen und alles zu vergessen, was definitiv nicht möglich war. Er wusste, dass einige scharf auf nun seine alleinige Wohnung waren. „Ähm… bitte?“, meldete es sich am anderen Ende. Eine Stimme, die Tsukasa nicht kannte. „Wer sind Sie?“, fragte er mit einer strengen Note im Ton. ~Wahrscheinlich noch so einer…~ „Yoshida Hiroshi mein Name. Ich bin von der tokyoter Kriminalpolizei. Spreche ich mit Oota-san?“ Pah! Die Polizei! Auf die konnte sich doch heutzutage kein Schwein verlassen… „Ja. Und was wollen Sie?“ „Ich hätte gerne einige Aussagen von Ihnen, ich bearbeite die Akte von Matsumura Yoshitaka.“ „Ich habe schon dutzende Aussagen gegeben!“, antwortete Tsukasa entnervt. „Ich bedaure, dass es wohl eine mehr sein muss.“ „Bedauert wurde ich schon genug, das können Sie mir glauben!“ Der Mann von der Polizei reagierte nicht, sodass Tsukasa kurz davor war, aufzulegen. „Sie wollen sich nicht helfen lassen“, kam es dann. Spielte der Mann jetzt den Psychiater oder was? „Das geht Sie rein gar nichts an.“ „Das tut es sehr wohl. Ihr verstorbener Freund ist mein Fall. Wollen Sie denn nicht, dass der Täter gefunden und bestraft wird?“ Tsukasa stutzte. Bisher war die Polizei doch siegessicher von Selbstmord ausgegangen, wogegen er sich mit Händen und Füßen zur Wehr gesetzt hatte. Karyu hätte keinen Grund gehabt, sich umzubringen. Der Polizist schien sein Schweigen als ein ‚doch’ zu deuten. „Wann kann ich vorbeikommen?“ Tsukasas Nackenhaare sträubten sich. Er hatte definitiv keine Lust schon wieder alles vor einem ihm völlig Fremden herunterzurasseln. „So schnell wie möglich, ich will es bald hinter mich bringen.“ Und ohne eine Antwort abzuwarten legte er auf. Hizumi betrachtete den Hörer, aus dem ihm ein Freizeichen entgegentutete. „Gott, was für eine Kratzbürste war denn das?“ ~Okay, er hat seine Gründe, schließlich hat er einen wichtigen Menschen verloren…~ Seine Augen wanderten wieder auf das Foto, das den recht karg ausgefallenen Informationen zu Oota Kenji beigelegt war. Er lächelte auf dem Bild. Ein krasser Gegensatz dazu, was Hizumi eben live erlebt hatte. Der junge Cop malte sich aus, wie er sich wohl verhalten würde, wenn ihn etwas derart hartes träfe und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Leichen konnte er sich ohne weiteres ansehen, vor Blut ekelte er sich auch nicht, aber diese Vorstellung, dass im Leben ein riesiges Loch entstünde, war geradezu unheimlich. „Nun denn.“ Hizumi stand auf, zog sich seinen Mantel über, griff nach seiner Sonnenbrille und klemmte sich die Unterlagen unter den Arm. „Ab an die Arbeit!“ Der Gegenwind blies Hizumi stark ins Gesicht, als er auf seiner Kawasaki-Ninja durch die Straßen von Tokyo jagte. Er fuhr ohne Helm, denn das regte seinen Nervenkitzel an. Allerdings verzichtete er nicht auf den Nierengurt. Ein Streifenwagen wäre ihm für eine einfache Befragung zu lächerlich gewesen. Immerhin wollte er kein großes Aufsehen erregen. Obwohl er mit seinem Motorrad wohl noch viel mehr Aufmerksamkeit bekam. Hizumi wurde langsamer als er sich dem Viertel näherte, in dem Tsukasa lebte. Es befand sich relativ außerhalb der Innenstadt und ihn wunderte, dass er hier nur Häuser vorfand. Hizumi meinte klar und deutlich unter dem angegebenen Wohnort etwas von Wohnung gelesen zu haben. Vor dem Haus mit der Adresse, die er in seinen Unterlagen beherbergte, hielt er an, stellte sein Fahrzeug an einer möglichst unauffälligen Stelle ab und widmete sich dann den Klingelschildern an der Haustür. Was auf dem Unteren der beiden stand, interessierte Hizumi herzlich wenig, denn im gleichen Moment hatte er schon auf ‚Oota’ gedrückt. ~Teilt er sich das Haus etwa mit jemandem?~ „Es ist offen!“ rief jemand, an dessen Stimme Hizumi ihn als diesen Kenji ausmachte, von oben aus einem offenen Fenster hinab. Hizumi nickte, schob die Tür zur Seite und trat ein. Nachdem er sich seiner Schuhe entledigt hatte, blickte er sich suchend um und kurz darauf fiel ihm eine Person ins Auge, die im Flur der ersten Etage stand. Oota Kenji. Der Cop schritt die Stufen herauf und nickte ihm freundlich zu, fand es aber zeitgleich ein wenig beunruhigend, wie sein Gegenüber ihn anblickte. Oder besser gesagt, durch ihn hindurch blickte. Wenn man das denn einen Gesichtsausdruck nennen konnte, dann war er wohl ziemlich entrückt. Die Augen stießen auf Hizumis, bohrten sich bis zur hinteren Schädelwand durch und landeten irgendwo hinter ihm an einer der Wände. Auch wenn es vielleicht nur eine Sekunde andauerte, war es nicht zu übersehen. Irgendetwas Imaginäres waberte vor den Augen des jungen Mannes, und man konnte in ihnen erkennen, dass er emotional ziemlich am Ende sein musste. Hizumi blieb vor ihm stehen und zog seine Marke hervor. „Yoshida Hiroshi.“ Dann streckte er ihm die Hand zum Gruß hin. Tsukasa blickte den Polizisten etwas unglaubwürdig an. Immerhin spiegelte er ein krasses Gegenteil von denen wider, die ihn bereits in seiner Wohnung besucht hatten. Im Vergleich zu denen, war Yoshida-san in keiner Uniform erschienen. Tsukasa beäugte den Ledermantel, den der Mann trug, dann die generell schwarze Kleidung. Die dunkle Sonnenbrille, die Yoshida-sans Augen verdeckten, verlieh ihm irgendwie eine Alles-Im-Griff Ausstrahlung. Doch er zog sie nun ab, während er Tsukasa noch immer seine Hand hinstreckte. Noch ein Punkt: Der junge Mann war sogar höflich, während sich die anderen mit ihren alten, teils schwabbeligen Hintern an Tsukasa vorbei in sein Reich gedrückt hatten ohne auch nur ein Wort zu sagen. Nach einer halben Ewigkeit nahm er die fremde Hand in seine und drückte sie flüchtig. „Oota Kenji. Kommen Sie rein“, sagte er dumpf und schob die Tür zu seiner Wohnung auf. Es war eine überaus saubere Wohnung. Tsukasa schien sich also nicht dazu verführt gelassen zu haben, wegen dem schweren Verlust Amok zu laufen. Allerdings hatte das In-Sich-Hinein-Fressen bei neunzig Prozent der Menschen keine gute Wirkung. Tsukasa geleitete Hizumi in die für den spärlichen Platz recht geräumige Küche. „Setzen Sie sich“, forderte Ersterer auf und ließ sich selbst auf dem Platz unmittelbar neben dem Fenster nieder. Es folgte eine leicht peinliche Stille, in der Hizumi Tsukasa richtig unter Augenschein nahm. Wenn es schon allen Anschein machte, dass sie keine Sympathie teilten, so dann wohl aber den Geschmack: Oota Kenji trug einen Lederrock, der so lang war, dass Hizumi sich wunderte, warum er nicht darüber stolperte. Tsukasa hatte die Beine übereinander geschlagen, sich zurückgelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt, mit seinen Händen griff er nun in seinen schwarzen Pullover, von dem Hizumi meinte, ihn mal in einem Shop in Harajuku gesehen zu haben. Tsukasas Gesicht war nicht minder geschminkt, besonders seine Augen waren nicht verschont geblieben. Er trug grüne Kontaktlinsen. So baute man sich also Fassaden auf, doch Hizumi musste zugeben, dass es ihm irgendwie gefiel. „Wollen Sie nicht beginnen?“, fragte der Gemusterte, und man konnte einen gereizten Unterton vernehmen. Hizumi schloss kurz seine Augen, um wieder zur Besinnung zu kommen und lächelte höflich. „Natürlich…“ Langsam legte er Karyus Akten auf den Küchentisch. Dann lehnte er sich wie Tsukasa zurück. „Nun… beginnen wir mal mit den Fakten.“ „Haben Sie die nicht schon zuhauf?“ Tsukasa nickte den Akten zu und verzog den Mund, woraufhin sein Gegenüber den Kopf schüttelte. „Ich meine nicht Matsumura-sans Fakten. Wer sind Sie? Wie standen Sie zu dem Opfer? Woher und wie lange haben Sie sich gekannt?“ Tsukasa hob eine Augenbraue. Die anderen Polizisten waren nach ihren strengen Ausfrageregeln vorgegangen. Frage eins: Was war auffällig. Frage zwei: Gab es Andeutungen zu der Tat, bla bla bla… „Was ist so wichtig an meinen persönlichen Daten?“, fragte er. „Vertrauen Sie mir“, erwiderte Hizumi und beobachtete wie sein gegenüber ungläubig blinzelte. „Ich wurde in Kyoto geboren“, begann Tsukasa nach einer langen Pause. „Dort habe ich auch bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr gelebt. Ursprünglich sollte ich an die Yamashiro Koko gehen, doch die Arbeit meines Vaters wurde dauerhaft nach Tokyo verlegt.“ Wieder machte er eine Pause, zog seine Augenbrauen ein wenig zusammen und blickte aus dem Fenster. „Hier besuchte ich die Mahama Koko. Nun… ich bin Karyu –Yoshitaka –“ fügte er auf Hizumis leicht fragenden Blick hinzu, „das erste Mal begegnet als ich sechzehn war. Er kam neu in die Ni-Nensei. Allerdings verschwand er wieder sehr plötzlich und die Zeit war viel zu kurz, als dass ich irgendetwas über ihn hätte wissen können.“ „Wie kurz?“, warf Hizumi ein. Tsukasa schien zu überlegen und sah dabei an die gegenüberliegende Wand. „Wir gingen nur rund vier Wochen in die gleiche Klasse. Nach seinem Verschwinden tauchte er vier Jahre später wieder auf. Seitdem blieben wir in Kontakt und haben zusammen hier gelebt. Ich hatte ein Kunst- und Literaturstudium begonnen, aber nach einem Jahr wieder abgebrochen.“ Er machte wieder eine Pause um seine Worte wirken zu lassen. „Vor einem Jahr haben wir uns verlobt“, sagte er dann unvermittelt. Hizumi, der sich gerade notiert hatte, dass Karyu damals auffälligerweise verschwunden war, hielt inne und hob seinen Kopf an. Er war mit einem Mann verlobt gewesen? ~Soviel zu der armen Frau.~ Hizumi wurde es mit einem Mal klamm in der Brust. Das hieß, dass die Last, die dieser Kenji zu tragen hatte, noch größer war, als er dachte. „Sie sind…?“ „Ja, ich bin stockschwul.“ Tsukasa verengte seine Augen zu Schlitzen, streckte seine Arme aus und umfing mit den Händen das Knie des übergeschlagenen Beines. „Hat die Polizei ein Problem damit?“, fragte er kühl. Hizumi erschauderte leicht, bei dem Tonfall, den sein Gegenüber angeschlagen hatte, doch gleichzeitig musste er grinsen. „Nein, davon bin ich überzeugt. Sonst wäre ich wohl oder übel arbeitslos.“ In Tsukasas Augen blitzte für kurze Zeit etwas Undefinierbares auf und Hizumi meinte zu sehen, wie seine Haltung sich ein wenig entspannte. „Es ist nie etwas Außergewöhnliches vorgefallen, was man damit verbinden könnte… dass er jetzt tot ist“, fuhr Tsukasa fort, ohne auf die Bemerkung des Cops einzugehen. „Rein gar nichts?“ Als Tsukasa nachdenklich auf den Tisch sah und keine Antwort gab, runzelte Hizumi die Stirn. „Jede einzelne Kleinigkeit ist jetzt wichtig, Oota-san.“ Der Angesprochene legte eine seiner Hände auf den Tisch und musterte die säuberlich gefeilten und schwarz lackierten Nägel. „Auf die letzten Tage hin… wirkte er manchmal ein wenig zurückgezogen. Ich habe es auf seine Stimmungsschwankungen geschoben, die er nicht selten hatte, und mir keine weiteren Gedanken gemacht.“ Tsukasa sah wieder auf und blickte Hizumi nun direkt in die Augen. „Ich ließ ihn in Ruhe. Wenn etwas nicht stimmte, war er immer zu mir gekommen, also wollte ich mich ihm nicht aufdrängen.“ Hizumi erwiderte seinen Blick eine Weile, dann senkte er die Augen um sich Notizen zu machen. Tsukasa wusste nicht so recht, wie ihm geschah. Eigenartigerweise beantwortete er Hizumis Fragen ohne aufzumucken – was er bei den Anderen zur Genüge getan hatte – und schon bald darauf hatte der Cop es schon nicht mehr nötig, überhaupt etwas zu sagen, da Tsukasa in tiefe Erzählungen abschweifte. Er berichtete davon, unter welchen Umständen er wieder auf Karyu gestoßen war. Es geschah genauso plötzlich wie sein Verschwinden, und fast so, als ob er gezielt nach Tsukasa gesucht hätte. Seitdem sei alles ziemlich schnell gegangen. Etwas später fiel Tsukasa ein, dass sich Karyu ungefähr eine Woche vor ihrer Verlobung extrem eigenartig benommen und sich gänzlich von ihm zurückgezogen hatte. Kurz darauf hatte er ihm den Antrag gemacht, und seitdem sind sie recht glücklich gewesen. In zwei Monaten hätten sie heiraten wollen. Als er das sagte, überkam Hizumi noch eine Welle von Mitleid. Nach ungefähr anderthalb Stunden klappte Hizumi die Akte zu. „Ich danke Ihnen vielmals.“ Sein Blick lag weiterhin auf der Mappe, und aus den Augenwinkeln erhaschte er ein leichtes Nicken Tsukasas. „Ich hoffe, es verletzt Sie nicht, wenn ich Ihnen nicht sagen kann, dass es ein Vergnügen war?“ Hizumi sah auf und Tsukasa lächelte leicht säuerlich. Ersterem rang das allerdings ein recht normales Lächeln ab. „Wissen Sie…“, begann er, blickte wieder auf die Mappe und tippte leicht mit seinen Fingern auf ihr herum, „ich bin nicht der Typ Mensch, der von Anderen Dinge erwartet, die er selbst nicht könnte.“ Als er wieder aufblickte konnte er noch erkennen, wie Tsukasa seine Verwunderung über diesen Kommentar zu verstecken suchte. Dieser musterte Hizumi mit leicht gehobenen Augenbrauen. Die schwarzen Haare und die dunkelbraunen Augen glänzten dank der Sonne, die durch das Küchenfenster in den Raum fiel. Yoshida Hiroshi sah schon so aus wie ein Mensch, dem der Schalk im Nacken saß. Schon als Tsukasa ihn herein gebeten hatte, bemerkte er, dass der Cop ein wenig kleiner war, was er mit einem Zucken im Mundwinkel honoriert hatte. Das machte er nun allerdings – wie Tsukasa merkte – mit einer ordentlichen Ladung Selbstbewusstsein wett. Hizumi wurde von den forschenden Augen seines Gegenübers verfolgt. Als der Blick des Ersteren unmittelbar an der Wand links neben der Tür haften blieb und sich die Augen ein wenig weiteten, blickte Tsukasa stur auf den Tisch. „Glauben Sie etwa, dass es leicht ist?“ Hizumi schüttelte den Kopf und ein Schweigen trat ein. „Ich denke, ich sollte jetzt gehen“, sagte er dann, erhob sich und ergriff seine sieben Sachen. Tsukasa, sichtlich erleichtert, erhob sich ebenfalls um ihn zur Tür zu geleiten, obwohl das eigentlich nicht nötig war. Hizumi trat durch den Rahmen in den Flur des ersten Stockwerks. „Ist es nicht besser zu verarbeiten indem man innerhalb von vielleicht drei Wochen ununterbrochen Tränen vergießt, anstatt sich den Verlust über einen Monat und länger jeden Tag aufs Neue vor Augen zu führen?“ Tsukasa, der seinen Kopf gesenkt hatte, sah nun zu Hizumi auf; sämtliche Gesichtszüge waren ihm entglitten. „Ich vergieße kaum eine Träne“, antwortete er reserviert. „Warum nicht?“, fragte Hizumi ruhig. Tsukasa musste zugeben, dass ihm diese Geduld ein gewisses Maß an Unwohlsein, wenn nicht sogar Angst, bereitete. Die Angst davor, sich von diesem Verhalten in Raserei treiben zu lassen und sich damit Blöße zu geben. Die Hand Tsukasas, die die Türklinke umfasste, verkrampfte sich und die Fingerknöchel traten weiß hervor. „Weinen Sie bei Horrorfilmen?“ Als er diese Gegenfrage hörte, war es nun Hizumi, der dagegen ankämpfte, dass man ihm seine Verwunderung ansah. Allerdings hatte er weniger Erfolg als Tsukasa. Leicht öffnete er den Mund um etwas zu erwidern, doch kein Wort kam über seine Lippen. Tsukasas Gesichtsausdruck nahm wieder eine zutiefst erschütterte Gestalt an. Seine Augen glänzten leicht, während er die Tür bereits ein wenig zuschob, sodass er nur noch durch einen breiten Spalt hinaus sehen konnte. Dass der Cop um eine Antwort verlegen war, erfüllte ihn in gewisser Weise mit Genugtuung, doch dieses Gefühl wurde sofort wieder erstickt. „Diesbezüglich scheine ich allerdings ein Narr zu sein“, fuhr Tsukasa fort und kurz stahl sich ein einsichtiges Lächeln auf seine Lippen. „Denn ich warte immer noch darauf, dass er endlich zu Ende ist…“ Und mit diesen Worten schloss sich die Tür. Hizumi verweilte vor dieser, während er das dunkle Holz betrachtete. „Ich werde Sie benachrichtigen, wenn es etwas Neues gibt…“, sagte er leise, auch wenn er vermutete, dass er der Einzige war, der das hörte. Dann wandte er sich ab und ging die Treppe hinunter. Das Geräusch der Schiebetür, das einige Zeit später erklang, hallte ein wenig im Haus wider. „Das werden Sie wohl…“ Tsukasa lehnte an der Tür und verschränkte seine Arme vor der Brust. Seine Augen lagen auf einem imaginären Punkt. ~Was war das nur für ein Mensch…?~ Er konnte vernehmen, wie ein Motorrad wendete und die Straße verließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)