Bin ich glücklich? von yukken ================================================================================ Prolog: -------- Ich bin glücklich. Ich bin glücklich. Ich bin glücklich. Bin ich glücklich? Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Nicht mehr. Als ich mir vor über einem dreiviertel Jahr diese Frage stellte, konnte ich sie ganz leicht mit JA beantworten. Doch je mehr Zeit verging, desto unsicherer wurde ich, zögerte, bis ich sie schließlich wie auch die anderen Male zuvor bejahte. Selbst heute noch. Allerdings weiß ich, dass ich mich damit nur selbst belüge. Und was viel schlimmer ist, nicht nur mich, sondern auch alle anderen um mich herum. Die Menschen, die mir neben meiner Familie das meiste bedeuten und ganz besonders zwei davon. Zwei, die dies auf keinen Fall verdient haben. Doch ihnen die Wahrheit erzählen? Nein, das könnte ich nicht. Ich könnte nicht mit ansehen, wie ihr Lächeln langsam verschwindet, Tränen zum Vorschein kommen, gleichsam wie Verwirrung, Enttäuschung und am Ende Wut und vielleicht sogar Hass. Nein, das kann ich ihnen nicht antun, selbst wenn es für mich das Beste wäre. Lieber leide ich noch ein bisschen weiter und hoffe, dass das alles irgendwann wieder vorbeigeht. Das, was vor einiger Zeit begonnen hat und bis heute andauert. Denn sie sollen glücklich sein, lachen wie bisher, leben wie bisher. Nichts soll sich ändern! Niemals! Nie! Nie? Kapitel 1: ----------- „Hey Schatz. Aufwachen“ Eine sanfte Stimme schleicht sich langsam in meinen lieblichen Traum von einem Meer aus Früchten, in dem ich gerade bade und will mich wieder einmal in die Realität zurück holen. „Mhnghmh“ „Na komm schon. Mach die Augen auf.“ Sanfte Küsse auf meine Wange, ein leichtes Knabbern an meinem rechten Ohr, ein Hauchen, das die Worte „Sei lieb... Yu-sama“ mit sich trägt. Ich erkenne sofort, dass sie bei diesen Worten grinst und ich komme nicht umhin ebenfalls zu grinsen. Ja sie weiß eben genau wie man mich am besten wecken konnte. Müde schlage ich die Augen auf und drehe mich auf den Rücken, sehe sie aus kleinen Augen an. „Willst du mich am frühen Morgen schon wieder ärgern?“ Sie kichert und streicht mir ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht, küsst kurz meine Nasenspitze „Aber nicht doch. Was denkst du denn von mir? Ich und dich ärgern, wo kämen wir denn dahin? Tz.“, lacht sie und kuschelt sich gleich an mich heran. Ich schüttel jedoch nur den Kopf und lege die Arme um sie, schließe erneut die Augen und genieße noch ein wenig die morgendliche Ruhe. Kraule ihr ein wenig den Rücken, lausche ihren leisen Atemzügen und denke daran zurück, dass sie mich, seit wir zusammen sind, eigentlich jeden Morgen, den wir nebeneinander verbringen, so sanft aus dem Schlaf holt. Ich brauche keinen Wecker in dieser Zeit, denn ich habe ja sie. Fast vier Jahre sind wir nun schon ein Paar. Vor zwei Jahren sind wir zusammengezogen. Wir hatten es langsam angehen lassen und ich hatte mich einigen „Prüfungen“ ihrer Eltern zu unterziehen ehe sie ihre Tochter in die Obhut eines Mannes gaben. Das Ausfüllen eines 50-seitigen Fragebogens (beidseitig bedruckt und Schriftgröße 10!!) durfte dabei natürlich nicht fehlen. Was es ihnen brachte, dass sie nun wussten, welche Firma meine Zahnbürste herstellte, ist mir bis heute ein Rätsel. Ich lache leise bei diesem Gedanken, was sie zum aufsehen bringt. „Was lachst du so?“ - „Ich hab mich gerade an den lustigen Fragebogen deiner Eltern erinnert“ - „Oh. Naja du weißt doch wie übervorsichtig sie sind.“ - „Ja allerdings. Es war damals wirklich nett von ihnen, dich zu dem Treffpunkt unseres ersten Dates zu fahren, das Auto zu parken und sich dann noch genau neben unserem Tisch einen zu nehmen.“, grinse ich breit. „Jetzt fang nicht schon wieder damit an! Inzwischen verstehst du dich doch wunderbar mit ihnen, oder nicht?“, stemmt sie sich etwas auf und sieht mich herausfordernd an. „Doch doch. Ich meine auch nur, dass sie manchmal etwas zu übervorsichtig sind. Erinnerst du dich noch an die Handtasche, die du dabei hattest, als wir zum ersten Mal zusammen in einen Club wollten und die sie dir netterweise voller Kondome gepackt hatten?“, grinse ich weiter und kann ein Lachen nur schwer verbergen, als sie daraufhin rot anläuft und nach mir schlägt. „AH! Hör auf damit Yu! Das ist nicht witzig, Du weißt genau, dass mir das peinlich war.“ „Und auch heute noch ist“, lache ich und halte ihre Handgelenke fest, als sie immer weiter auf meine Arme einschlägt. „Hey die brauch ich noch.“, sage ich und gebe ihr einen kleinen Kuss, damit sie sich wieder beruhigt. Doch sie plustert nur die Wangen auf und dreht den Kopf zur Seite. Entzieht sich mir und steht auf. „Genau! Die brauchst du noch und zwar heute. Also schwing endlich deinen Hintern aus dem Bett und mach dich fertig. Oder meinst du, es ist von Vorteil, wenn der Leader einer Band zu spät kommt, obwohl er selbst den anderen immer eine Predigt über Pünktlichkeit hält, wenn sie auch nur 5 Minuten zu spät im Proberaum erscheinen?“ Mit verschränkten Armen steht sie nun vor dem Bett und sieht mich schief grinsend und mit hochgezogener Augenbraue an, tippt mit dem Fuß auf den Boden. Wieder lache ich, schüttel den Kopf, schlage die Decke zur Seite und stehe ebenfalls auf. „Wie die Dame wünscht“ lächele ich, stelle mich vor sie hin, streichel ihr über die Wange ehe ich sie in meine Arme schließe und fest drücke. Auch ihre Arme legen sich um mich, sie drückt sich selbst ganz nah auf eine gewisse Art und Weise an mich, die mich glauben lässt, dass sie schon zu diesem Zeitpunkt wusste, dass etwas mit mir nicht stimmt. Erst nach einer kleinen weiteren Weile löst sie ich von mir und grinst „Jetzt aber los, sonst kommst du wirklich noch zu spät.“ Kurz werfe ich einen Blick zur Uhr um festzustellen, dass sie Recht hat. Wenn ich wirklich pünktlich sein wollte und das will ich auf alle Fälle, denn ich war bisher noch nie zu spät gekommen, dann musste ich mich jetzt beeilen. Schließlich wollen wir noch gemeinsam frühstücken, so wie wir es jeden Morgen tun und das will ich auf keinen Fall missen. Darum hole ich mir frische Sachen aus dem Schrank und gehe ins Bad, steige unter die Dusche und beginne mein morgendliches Ritual. Nachdem ich fertig bin, lege ich meine Schlafsachen noch schnell unter die Decke des schon gemachten Bettes und gehe zu ihr in die Küche, setzte mich an den Tisch. Im Hintergrund dudelt wie immer das Radio fröhlich vor sich hin und während wir frühstücken, unterhalten wir uns über alles mögliche. „So, dann geh ich mal“, lächel ich ihr zu, als ich Jacke und Schuhe angezogen und meine Tasche geschnappt habe. „Mach das und ich wünsche dir einen wunderschönen Tag und pass auf dich auf ja?“ Sie kommt auf mich zu, umarmt mich. „Werd ich machen“ - „Und keine Dummheiten, verstanden?“ - „Wo denkst du hin? Ich doch nicht“ grinse ich sie an und wir küssen uns zum Abschied bevor ich die Tür öffne und auf den Hausflur trete. „Ach, das hätte ich fast vergessen. Ich kann euch heute leider nicht beköstigen, da ich dann noch mal zu meiner Mutter fahren muss. Sie sagte sie hätte irgendwas mit mir zu besprechen. Also musst du heute mal den ‚Bärenhunger’ der Jungs wie Taka immer so schön sagt stillen. Meinst du, du schaffst das?“ - „Na aber hör mal! Natürlich schaff ich das. Ich werde Akira einfach losschicken um was zu essen zu besorgen“ lache ich, was auch ihr ein Lachen entlockt. „Der Arme. Musst du ihn den immer so rumscheuchen?“ - „Na was denn? Der kann auch mal was machen!“ grinse ich weiterhin, sehe kurz auf meine Uhr. „So jetzt muss ich aber wirklich, Kleines, sonst gibt’s Ärger“ Ich gehe noch einmal einen Schritt auf sie zu und gebe ihr noch ein kleines Küsschen. „Wir sehen uns heute Abend und bestell der werten Dame und dem werten Herren schöne Grüße von mir.“ „Mach ich. Also bis dann“, winkt sie mir hinterher, als ich die Treppen nach unten steige. Auch ich winke ihr zum letzten Mal kurz zu ehe ich mich schließlich auf den Weg zu meinem Auto begebe, einsteige und zum Proberaum fahre. Kapitel 2: ----------- Eine Viertelstunde vor Probenbeginn parke ich mein Auto sicher auf dem Gelände der PS Company. Trotz dass um die Uhrzeit schon viel auf den Straßen los ist, bin ich gut durchgekommen. Normalerweise handhabe ich es so, dass ich mindestens eine halbe Stunde vor den anderen da bin, damit ich in aller Ruhe noch einmal die Angelegenheiten des Tages durchgehen und mir einprägen , Unterlagen ordnen oder noch kurz einen Anruf tätigen kann. Nicht dass ich ersteres nicht schon zu Hause getan hätte, aber ich bin lieber gut vorbereitet, prüfe alles dreimal auf seine Richtigkeit und weiß, was ich zu tun habe als das ich einfach drauf losgehe und dann mal sehen, was passiert wie so manch einer in dieser Chaoten-(mich natürlich ausgenommen)-band. Und wenn man schon vom Teufel spricht oder besser denkt, fährt just in diesem Moment ein kleiner schwarzer KIA um die Ecke und wird direkt neben meinem roten Daihatsu [Anm.: kein Plan von sowas XD“] geparkt. Elegant steigt der Fahrer des Wagens aus diesem und grinst mich an, während er seine übergroße Sonnenbrille abnahm. „Ah wen haben wir denn da? Guten Morgen Yu. Na, was machen wir denn um diese Uhrzeit am Auto? Hast du nur was vergessen oder willst du mir wirklich sagen, dass du JETZT erst gekommen bist?“ überlegen sieht mich der kleinere an und wippt mit der Augenbraue. Natürlich ist diese Frage völlig überflüssig, da er genau gesehen hatte wie ich aus dem Auto gestiegen bin, als er auf das Gelände fuhr. „Dir auch einen guten Morgen Takanori“ begrüßte ich ihn überaus freundlich, denn ich hasse es ihm diese Genugtuung, die gleich folgen wird, zu geben. „Sehr zu meinem Leid und deiner Freude, muss ich wohl sagen, dass ich in der Tat erst jetzt angekommen bin.“ – „HAH!!!! Ich wusste es! Eines Tages Yu. Ich sag’s dir, da kommt der Tag, an dem zu einmal zu spät sein wirst! Wetten??“ Mit erhobenem Zeigefinger wedelte er vor mir und ging einmal schleichend um mich herum, was mich nur dazu brachte die Augen zu verdrehen, meine Tasche zu schultern und mich schon mal auf den Weg zum Eingang zu begeben. „Taka, wie oft hast du jetzt eigentlich schon mit den anderen darauf gewettet, dass ich an dem und dem Tag zu spät kommen würde? Dass du noch nicht Pleite bist ist wirklich ein Wunder.“ Ja, denn Takanori, anderen auch besser als Ruki, Sänger der erfolgreichen Band „the GazettE“, bekannt, ist schon beinahe süchtig nach Wetten. Er wettet auf und um fast alles! Es ist dabei egal, ob es sich um einen nicht angespitzten Bleistift, eine kaputte Spieluhr oder das Gebiss seiner Oma handelt. Alles, was man vom Fleck bewegen kann, ist nicht sicher vor ihm. Taka mag vor allem solche Wetten, die meine Pünktlichkeit betreffen. Schon seit über drei Jahren wettet er mit Bandmitgliedern oder anderen von der PSC, denn er findet es unnatürlich, dass ich wirklich immer pünktlich bin, keine Termine vergesse und auch sonst bei mir Ordnung herrscht, ganz im Gegensatz zu ihm. Es ist nur zu Schade, dass er dabei immer und immer wieder verliert, was die anderen natürlich ausnutzen und ihn deshalb meistens dazu überreden um Geld zu wetten, damit ihr Geldbeutel noch ein wenig dicker wird. Ich bin mir sicher, dass Taka weiß, dass sie das mit Absicht machen, aber er scheint die Hoffnung noch nicht aufgegeben zu haben. Armer Kerl, eigentlich. Ich habe mir auch schon überlegt einmal einzuschreiten und ein Machtwort zu sprechen, denn schließlich ziehen sie ihm das Geld regelrecht aus der Tasche, aber ich habe mich dagegen entschieden. Vielleicht lernt er ja so seine Lektion, dass dieses Wetten total dumm ist. Er würde schon sehen, was er davon hat, wenn er sich eines Tages seine exquisiten Shoppingtouren durch halb Japan nicht mehr leisten könnte. „Ach komm schon, Yu“, ertönt es auf einmal neben mir und ich grüße die Empfangsdame, als wir eintreten und zu den Fahrstühlen gehen „lass mir doch den Spaß. Und es ist auch wirklich nett von dir, dass du dir Sorgen um meine finanziellen Angelegenheiten machst, allerdings scheinst du dabei vergessen zu haben, mit wem du es hier zu tun hast!“ Bei diesen Worten richtet er sich zu seiner vollen Größe auf und reckt das Näschen in die Höh. Ich schmunzel bei diesem Anblick, denn es ist irgendwie niedlich. „Natürlich habe ich das nicht vergessen, oh großer Ruki-sama. Nur weiß ich nicht wie oft ich dir noch sagen soll, dass es nichts bringt, wenn du auf so etwas wettest. Denn du wirst nie erleben, dass ich in meiner Zeit als Bandleader auch nur irgendwann zu spät komme. Du kannst also nur verlieren.“ erkläre ich ihm zum bestimmt hundertsten Mal und drücke auf den Knopf der die Fahrstühle zu uns führt und steigen schließlich ein, fahren hinunter in den Keller. „Hast du ne Ahnung und wenn ich nachhelfen muss. Eines Tages Yu.“ – „Ja. Schon gut, schon gut“ Der Kleine würde wohl nie aufgeben. „Sag mal, was ist das eigentlich für eine Sache mit Pon, die ich da schon wieder hören musste?“ – „Ach das. Nichts besonderes. Ich hatte mit ihm nur gewettet, dass er es nicht schafft 50 Gummibärchen in seinen Mund zu stopfen und sie eine Minute drin zu lassen ohne zu kauen, schlucken oder wieder auszuspucken“ er zuckt mit den Schultern und grinst mich wieder an, während ich ihn teils fassungslos ansehe. Wer kommt denn bitte auf so einen Schwachsinn? Wie alt ist er gleich nochmal? „Und was ist passiert?“ – „Naja, Pon war gerade bei Gummibärchen Nr. 46, als unser allseits geliebter alice nine. Bassist Saga den Raum betrat und ihm zur Begrüßung auf den Rücken klopfte. Pon hat sich natürlich dabei an einem Gummibärchen verschluckt und begann zu husten, spuckte die ganzen Gummibärchen wieder aus, während Nao ihm verzweifelt auf den Rücken schlug, damit der Gute nicht erstickt.“ Mit großen Augen sehe ich ihn an, als der Fahrstuhl unten ankommt und wir wieder aussteigen und Taka doch wirklich anfängt zu lachen. „Du hättest ihn mal sehen sollen. Pon war völlig rot ihm Gesicht und die ganzen Bären auf dem Tisch. Saga stand einfach nur daneben und hat dumm geschaut.“ „Aber er hätte ersticken können! Hast du daran mal gedacht? Wenn Nao nicht gewesen wäre, ihr beide hättet doch sicher nur daneben gestanden und ihm seinem Schicksal überlassen!“, sage ich entrüstet und schließe die Tür zum Proberaum auf, lasse ihn hineingehen „Irgendwann bringst du jemanden noch ins Grab mit so einem Unsinn!“ – „Yu jetzt hab dich nicht so. Pon geht es wieder gut, er lebt. Selbst du lebst doch noch.“ – „Ja, dank Akira aber auch nur!“ Ich schließe die Tür hinter mir, nachdem ich den Schlüssel wieder abgezogen und in meiner Jacke verstaut hatte, ziehe diese aus und hänge sie über meinen Stuhl am Tisch in der Ecke. Ich muss zugeben, auch ich wurde schon einmal Opfer unseres kleinen Wettmonsters. Das aber liegt Jahre zurück und seit diesem Tag halte ich mich so weit es geht vom Alkohol fern und schieben wir es auf meinen jugendlichen Leichtsinn, dass ich mich von ihm zu einem kleinen Wetttrinken überreden lassen hatte. Zu diesem Zeitpunkt damals, waren wir alle nicht mehr ganz nüchtern, weshalb ich dies als weiteren Grund ansehe, dass mich niemand von diesem Schwachsinn abgehalten hatte. Die Aufgabe bestand darin innerhalb einer Minute so viele 2cl-Gläser an Wodka zu trinken wie möglich. Schließlich hatte es damit geendet, dass ich zwar durchgehalten habe, jedoch kurz danach einfach vom Stuhl gekippt war, mich übergeben habe und danach ohnmächtig geworden bin. Die restlichen vier an dem Tisch hatten das zuerst noch sehr lustig gefunden, Taka hatte mich als Weichei betitelt, als ich mich aber nicht mehr rührte, selbst als sie mich liebevoll mit dem Fuß angestupst hatten, machten sie sich so langsam Sorgen. Geistesgegenwärtig hatte Akira dann vom Barkeeper den Krankenwagen rufen lassen. Ich wurde ins Krankenhaus eingeliefert, wo mir der Magen ausgepumpt wurde und drei Tage später durfte ich wieder nach Hause gehen mit dem guten Rat vielleicht doch mal die anonymen Alkoholiker aufzusuchen. Nun möge man ja vielleicht denken, Takanori hätte dieser kleine Zwischenfall leid getan, aber Pustekuchen. Bei der nächsten Probe hatte er zwar etwas von einer Entschuldigung gemurmelt, jedoch forderte er im gleichen Atemzug seinen Wettgewinn ein, denn schließlich hatte er mehr Gläser getrunken. Unser lieber Bassist hätte ihn daraufhin am liebsten gleich einen Kopf kürzer gemacht. „Sag mal hast du nen Knall? Er hätte wegen dir sterben können, du Vollidiot!! Also hör mit dieser beschissenen Wette auf!“ Das waren seine Worte gewesen bevor er sich schließlich wirklich auf ihn gestürzt hatte, als Taka etwas von „Er hätte ja nicht drauf eingehen müssen.“ gemurmelt hat. Zum Glück wie ich heute sagen muss, konnten Yuu, Kou und ich Akira von ihm wegziehen, wer wusste, womit wir heute unser Geld verdienen würden oder ob wir mit einem anderen Sänger ebenso erfolgreich gewesen wären. Jedoch muss ich bei diesem Gedanken an ihn unweigerlich schmunzeln. Es war seit diesem Tag nicht die einzigste Situation, in der er mich verteidigt hatte. „… Yu?“ – „. . .“ – „Yu?“ – „. . .“ – „YUTAKA!“ – „WAS?“ schrecke ich aus meinen Gedanken auf und muss erst einmal schauen, wo er denn jetzt steht und drehe mich zu ihm, sehe ihn fragend an. „Ich hab dich was gefragt!“ – „Oh entschuldige. Was ist denn?“ – „Ich hab dich nur gefragt wie lange du noch da stehen willst, schließlich kommen die anderen in fünf Minuten.“ Ich sehe auf die Uhr. Tatsächlich, die restlichen drei dürften bald eintreffen und ich hatte noch nichts vorbereitet. Schnell stelle ich meine Tasche auf den Tisch und beginne nach diversen Papieren zu suchen. „Also wirklich. Ich frage mich echt, wo du in letzter Zeit mit deinen Gedanken bist. Ist nicht das erste Mal, dass du für ein paar Momente völlig weggetreten bist.“ Taka sieht mich ernst an und es scheint als hätte er sich wirklich Gedanken darüber gemacht. Ich runzel die Stirn. „Also los erzähl schon. Was bedrückt dich?“ er nimmt sich eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank, an dem er steht und kommt wieder auf mich zu. „Gar nichts.“ antworte ich ihm. Kommt es denn in letzter Zeit wirklich so oft vor, dass es sogar schon auffällt? Okay ich verneine nicht, dass ich in letzter Zeit des Öfteren mit meinen Gedanken abschweife, aber ich hätte nicht gedacht, dass man es bemerken würde, zumal ich das auch nicht wollte, dass es auch nur einer mitbekommt. „Ich denke nur an Termine, die uns noch bevorstehen, den nächsten Einkauf, das Abendessen.“ – „Hm.“ Ein misstrauischer Blick, er trinkt einen Schluck aus der Flasche „Früher hat dich das aber auch nicht so abgelenkt, das muss es was anderes geben. Sag es lieber gleich ehe ich dich dazu zwinge“ Sag mal was soll das hier werden? Ich grinse ihn an, seufze theatralisch auf. „Nun gut. Ich gebe es zu, da gibt es tatsächlich etwas, was mich beschäftigt“ Ich sehe schon wie er die Ohren spitzt. Na da habe ich seine Neugier mal wieder geweckt, wenn er wüsste. „Lass mich kurz nachdenken wie ich es formuliere“ Ich sehe zur Seite und lege schließlich beide Hände auf seine Schultern, schaue ihn ernst an „Was ist denn nun?“ Er wird ungeduldig, will nicht so lange auf die Folter gespannt werden. „Taka du.. es.. du musst jetzt stark sein, okay? Mimi.. sie.. sie kann heute nicht vorbeikommen und euch Essen bringen“ gestehe ich ihm und sehe noch wie ihm seine Gesichtszüge entgleisen, während ich mir ein Lachen verkneifen muss. [anm.: ich hab das mit den gummibärchen wirklich ausprobiert xD" 50 passen da mind. rein XDDD] Kapitel 3: ----------- Mit großen Augen sieht mich unser kleinster an und will gerade den Mund öffnen um sich zu beschweren, als wir ein lautes Poltern auf dem Flur draußen wahrnehmen. Im nächsten Moment wird die Tür aufgerissen und zwei uns nicht unbekannte Gestalten stolpern in den Raum, landen lachend auf dem Boden. „HAHAHAHA!!! Hast.. hast du das Gesicht von dem gesehen?“ – „J-ja.. natürlich. Oh Gott das war einfach zu herrlich! Wie du den abserviert hast!!“ – „Ich weiß. Dem sind fast die Augen rausgefallen“ – „Na und ob!!! Hach ich liebe solche Morgende! Komm ich helf dir hoch.“ Mit diesen Worten steht der Schwarzhaarige auf und hilft seinem besten Freund auf die Beine ehe sie sich zu uns umdrehen. „Morgen ihr beiden“, grinst er uns an. „Morgen, Yuu“, grinse ich zurück, denn wenn er jemanden erst einmal angrinst, kann man nicht anders als das zu erwidern. „Kou“ nicke ich dem anderen zu, der zum Gruß nur die Hand hebt und verzweifelt versucht nicht wieder loszulachen und sich schon einmal auf das Sofa am Fenster setzt. „Na Taka und du, was guggst du so? Hat Yu dir gerade eröffnet, dass Fruchtzwerge in deinem Alter auch nicht mehr helfen noch zu wachsen?“ legt unser Gitarrist eine Hand auf dessen Schulter und grinst ihn frech an. Dies scheint ihn aus seiner Starre, in die er dank meinem Geständnis gefallen war, zu holen. „Was?! Ich wird dir gleich zeigen, wem hier nicht mehr zu helfen ist!!“ Oh ja, damit hatte Yuu mal wieder seinen wunden Punkt getroffen. Seine Größe. Ich persönlich finde es ja nicht schlimm, dass er nicht ganz so groß ist, denn das, was ihm an Größe fehlt, macht er mit seiner Stimme wieder wet. Sonst wäre er ja auch kaum unser Sänger. Um den Streit der beiden aus dem Weg zu gehen, denn Taka ist gerade dabei zu versuchen auf Yuu einzuschlagen, gehe ich zu unserem anderen Gitarristen, der das ganze amüsiert betrachtet und setze mich neben ihn. „So und jetzt sag mir, was euch mal wieder so zum lachen gebracht hat.“ Kaum habe ich das gesagt, bricht er erneut in lachen aus, da der kleine es wirklich geschafft hat Yuu auf den Boden zu werfen. „Entschuldige Yu, was hast du gesagt?“ – „Ich wollte nur wissen, was euch da draußen wieder passiert ist.“ – „Achso. Naja da war nur so ein Kerl, der mich aus welchen Gründen auch immer für etwas weibliches gehalten hat.“ – „Wohl gemerkt, er hatte uns nur von hinten gesehen“ wird vom Boden aus zu uns hochgerufen. – „Genau. Jedenfalls hat der mich dann angesprochen ala ‚Na Süße‘ und mich an der Schulter festgehalten“ – „Musst du dir mal vorstellen wie dreist der eigentlich war, Yu!!! Ah nein Taka hör auf!! Nicht kitzeln.. Ahhhhh!“ – „.. Ehm ja. Jetzt hör doch mal auf mich dauernd zu unterbrechen!“ – „Tschuldige!!!“ – „Der Kerl hat also seine Hand auf meine Schulter gelegt. Wir beide blieben stehen und drehten uns zu ihm um und musterten ihn erstmal abschätzig. Der war sogar noch kleiner als Taka der Typ.“ – „Ja und das musst man erstmal schaffen.“ Ich wende mich überrascht Yuu zu, der jetzt neben uns auf dem Sofa Platz genommen hat und sehe mich gleich darauf nach dem anderen um. Ich fange an zu grinsen, denn er hatte es doch wirklich geschafft das kleine Monster zu besänftigen, indem er ihm einen simplen Lolli gegeben hat, den dieser nun sichtlich genießt. Ich schüttel den Kopf und widme meine Aufmerksamkeit dem Schwarzhaarigen, der mit seiner Erzählung fortfährt. Kouyou hat es aufgegeben mir das zu erklären zu wollen. Er hatte eh keine Chance gegen das kleine Plappermaul. „Pass auf Yu. Jetzt kommt das Beste“ verschwörerisch hebt er einen Finger. „Unser lieber Kou hat es doch wirklich fertig gebracht auf den Kerl zuzugehen, dessen Hand zu nehmen und sie in seinen Schritt zu legen mit dem Kommentar: ‚Fühlt sich das etwas wie eine Süße an?‘“ die letzten Worte hätte ich fast nicht verstanden, da er schon wieder einem Lachanfall zum Opfer gefallen ist, genau wie Taka, der alles mitgehört hatte. Überrascht drehe ich mich zu Kou, der etwas rot geworden ist, aber dennoch grinst. „Das hast du gemacht? Nein wie genial.“ – „Naja. Was soll man gegen so aufdringliche Typen auch machen. Anders lernen die es doch nie. Aber du hättest echt sein Gesicht sehen sollen. Wie empört der war. Und danach wollte er ja noch auf uns los gehen, aber wir haben uns schnell aus dem Staub gemacht“. Ich schüttel nur weiter den Kopf und versuche mir das alles bildlich vorzustellen. Die sind echt schon zwei Wesen für sich. Es ist auch nicht das erste Mal, dass Kouyou für eine Frau gehalten wurde. Ich erinner mich noch an einen unserer ersten Photoshoots in den „NIL“-Outfits, als die Welt uns so noch nicht gesehen hatte. Nach getaner Arbeit hatten wir beschlossen in einen Club zu gehen, der noch nicht allzu lange bestand genau in diesen Oufits. Wir fanden es damals eine lustige Idee. Gesagt, getan und kurze Zeit später saßen wir in der VIP – Lounge des besagten Clubs. Irgendwann hatte sich Kou zusammen mit Yuu auf den Weg zur Tanzfläche gemacht. Da es ein sehr exklusiver Club war, war die Möglichkeit auf Fangirlies oder sonstige aufdringliche Fans zu treffen sehr gering. Als Yuu ihn aber mal kurz alleine gelassen hatte, nur um an der Bar etwas zu trinken zu holen, wurde er nach nicht mal einer Sekunde schon von einem anderen Mann angetanzt, angesprochen und angemacht. Kou hatte damals einfach dieses Spiel mitgespielt. Nur um ihn zu ärgern. Kurze Zeit später kam Yuu mit den Getränken schließlich wieder, stellte sich hinter Kou, der sich nur kurz zu ihm umdrehte, aufhörte zu tanzen und den anderen arrogant angrinste, als Yuu ihm klarmachte, dass diese „süße Schnecke“ seine wäre. Der Typ hatte daraufhin die beiden nur verärgert angeschaut, unverständliches Zeug gemeckert und war schließlich von dannen gezogen. Yuu und Kou allerdings hatten seinen Abgang beobachtet, sich gegenseitig angesehen und waren in Lachen ausgebrochen und wieder zu uns gekommen. Die beiden haben es schon immer gemocht andere zu – nun ja sagen wir – zu verarschen. Seit ich die andern vier kenne sind sie beste Freunde, wie Pech und Schwefel, auch wenn mir erzählt wurde, dass es am Anfang wohl ein paar Zwistigkeiten zwischen ihnen gegeben haben mag. Doch die hätten sich schnell gelegt und seitdem sind sie kaum zu trennen. Das Ganze erinnert mich wieder an Akira. Auch wir hatten, als ich neu in die Band gekommen war nicht gerade das beste Verhältnis. Er hatte mich irgendwie gemieden. Seine spätere Erklärung dafür war, dass ich ihm einfach nur unsympathisch war. Ich hatte damals auf diese Aussage hin gelacht, denn so nüchtern und ehrlich wie er das gesagt hatte. Und nun? Nun ich weiß nicht, ob ich behaupten kann, dass wir beste Freunde sind, denn ich erzähle ihm längst nicht alles und das, was er weiß, wissen auch die anderen. Dennoch empfinde ich unsere Beziehung zueinander anders als die, die ich zu den anderen habe. Sie ist etwas Besonderes. Zumindest für mich. Ich weiß nicht, wie es ihm dabei geht. „Ich frag mich wirklich wo Akira bleibt. Die Probe hat schließlich schon vor 17 Minuten angefangen“ reißt mich Yuus Stimme aus meinen Gedanken, merke wie ich von ihm und den anderen gemustert werde. „Ja und auch unser liebes Leaderlein scheint mal wieder in Gedanken versunken“ seufzt Taka und sieht mich leicht vorwurfsvoll an. Ich jedoch begreife jetzt erst den Sinn der Worte, sehe ruckartig auf die Uhr und tatsächlich. Die Probe hat schon längst begonnen und von Akira keine Spur. Sofort stehe ich auf, hole mein Handy aus meiner Tasche und gehe vor die Tür um seine Nummer zu wählen. Die anderen grinsen mir nur schief hinterher. Ja ich mache mir nun einmal Gedanken, wenn jemand zu spät zur Probe kommt und vorher nicht Bescheid gesagt wurde, dass es eventuell später werden könnte. Zugegeben 17 - inzwischen 18 - Minuten mögen vielleicht nicht wirklich besorgniserregend sein, aber ich möchte ja auch nur wissen, wo er steckt. Ein wenig nervös laufe ich hin und her, denn auch nach dem siebten Freizeichen hat er nicht abgenommen. Letztendlich wird die Verbindung unterbrochen und und ich muss einen neuen Versuch starten. Auch dieser missglückt sowie die drei nächsten. Einmal probiere ich es jetzt bei ihm zu Hause, aber auch da hebt er nicht ab. Die Tür geht auf und Kou tritt an meine Seite „Und? Wo ist er?“ Ich zucke mit den Schulten und sehe ihn ratlos an. „Ich weiß es nicht. Ans Handy geht er nicht und auch bei ihm zu Hause scheint niemand zu sein. Kou, ich will ja nichts sagen, aber so langsam mach ich mir wirklich Sorgen.“ - „Das ist wirklich merkwürdig. Probier es einfach nochmal auf seinem Handy“ Ich seufze und wähle ein letztes Mal seine Nummer. Erst geschieht wieder nichts, doch dann höre ich ein „Ja??“ Es ist Akira und erleichtert atme ich aus. „Akira. Hier ist Yu. Wo steckst du denn?“ - „Oh hi Yu. Tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe, aber ich bin hier gerade voll im Stress. Was? Ja ich komme gleich“ Ich runzel die Sirn. Akira klingt ein wenig gehetzt und im Hitergrund kann ich Stimmengewirr und Straßengeräusche vernehmen. „Aki? Wo zum Teufel bist du?“ - „...“ - „Akira?“ - „Yu? Warte mal bitte eben.“Perplex sehe ich zu Kouyou, der mich nur fragend ansieht. „Was ist nun?“ - „Weiß ich nicht. Ich soll mal kurz warten.“ - „Und Leute? Wo ist der Kerl abgeblieben?“ Nun kommen auch noch die restlichen beiden zu uns und zu viert stehen wir nun vor der Tür unseres Proberaums und warten auf ein Zeichen von unserem Bassisten. Ich frage mich, was bei ihm passiert sei mag und ich hoffe, es ist nichts ernsteres und es geh ihm gut. Doch so, wie er sich angehört hat ist mit ihm alles in Ordnung. Es scheint eine Ewigkeit vergangen zu sein, als ich ihn endlich wieder am anderen Ende der Leitung höre. „Hach. So Yu. Hör zu. Es könnte durchaus passieren, dass ich überhaupt nicht mehr zur Probe komme. Also entweder verschieben wir die auf heute Abend oder heute wird dann eben nichts damit. Tut mir wirklich leid!“ - „Mag ja alles sein, aber könntest du mich erst einmal aufklären, wo du überhaupt bist und was passiert ist?“ - „Uhm. Nun ja. Um ehrlich zu sein, ich hatte einen Unfall“ - „WAS?!“ - „Hey ganz ruhig, ja? Mir geht’s gut, nur mein Auto sieht nicht mehr ganz so neu aus. Und es war auch nicht meine Schuld!“ - „Du hattest einen Unfall? Wo bist du?!“ Die anderen horchen bei meinen Worten auf, doch ich ignoriere sie, laufe unruhig hin und her. Die einzigen Gedanken, die gerade für mich zählen sind, dass Akira einen Unfall hatte und ich so schnell wie möglich zu ihm will. Als wieder keine Antwort kommt frage ich noch einmal nach. „Ehm ich bin beim Parkplatz vom Supermarkt bei meinem Haus.“ - „Gut warte. Ich komme sofort.“ - „Was? Yu aber da-“ Die letzten Worte höre ich schon gar nicht mehr, da ich aufgelegt habe und schnell meine Tasche hole. „Hört zu. Probe fällt heute aus. Morgen um die gleiche Zeit. Bis dann.“ verabschiede ich mich schnell von dem Rest und gehe an ihnen vorbei zum Fahrstuhl. „Warte! Was ist nun mit Aki?“ wird mir von Taka hinterhergerufen und ich antworte noch schnell bevor ich in den Fahrstuhl steige. „Aki hatte einen Unfall, ihm geht’s aber gut. Ich fahr jetzt da hin und seh mir das an. Wir sehen uns!“ Mit diesen Worten bin ich auch schon verschwunden und lasse sie genauso unwissend zurück wie ich es im Augenblick bin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)