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Mai Otome - Proxy

[News-Update 2014]
von

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Normalen Alltag gibt es nicht

Die Zeit verging so schnell, das einem die verschieden farbigen Blätterkleider der Bäume gar nicht mehr auffielen. Ob Herbst, Winter, Frühling oder Sommer.. das schien an der Garderobe-Academy vorbeizuziehen wie dunkle Wolken eines Gewitters. Aber so viel wie sich in den letzten zwei Jahren zugetragen hatte, war es auch schwer etwas anderem nachzugehen als seiner Arbeit als Otome.

Dafür war es momentan aber sehr ruhig und alles ging seiner gewohnten Dinge.. Ab und zu griffen die Otome bei Bankrauben, Entführungen und terroristischen Aktivitäten ein, doch auch nur bei äußersten Notfällen, da für alles andere die hiesige Polizei zuständig war. Aber es gab keine machthungrigen Menschen die nach der macht Windblooms oder den Geheimnissen der Otome trachteten.. keine Monster die immer und überall auftauchen konnten um Menschen in Gefahr zu bringen.. zumindest schien es im Moment so und jeder hier hatte sich wohl auch mal eine Phase der Normalität und Entspannung verdient.

Vor allem Headmaster Kruger Natsuki, welche in den Zeiten der Not wirklich mehr als genug am Halse hatte.

Auch nach Nagis ein Buchtung, musste sie mehr als genug von seinen Untaten bereinigen lassen.. Aufbauen der Städte, abziehen und verhaften seiner Truppen und übrig gebliebenen Anhängern und es musste auch hin und wieder ein wagemutiger davon abgehalten werden Nagi aus dem Kittchen zu befreien..

Nicht zuletzt war da dieses eigenartige Monster ‚Yuna’, was erhebliche Schäden angerichtet hatte und ohne Nina und Arika, hätte man dem wohl kaum beimessen können...

Doch was das beheben der Schäden anging, ruhte alle Verantwortung auf den Schultern Natsukis..

Das war nicht leicht, für niemanden, doch am wenigsten für sie. Es ging auch so viel verloren.. Erstin ist tot, Nina in den Bergen bei Sergey und Tomoe wurde die ehre der Otome entzogen und sie wurde der Schule verwiesen, was auch Zeit wurde.. Doch schon in den nächsten drei Tagen würden die Auswahlzeremonien für Otome Rekruten beginnen und Tomoe würde dort noch eine Chance bekommen zu zeigen, das sie sich geändert hatte und sich einer Otome würdig erwies..

Das alles war aber auch wieder mit Headmaster arbeit verbunden.. Die Zeremonie würde größer werden als alle zuvor und zudem würde Mashiro anwesend sein und alles würde Live in jeden Winkel der Welt ausgestrahlt werden.. Es gab also viel zu tun..

Alles was Shizuru in solchen Momenten tun konnte, war Natsuki als linker arm zur Verfügung zu stehen und sie zu unterstützen wo es nur ginge..

Auch wenn es Momente gab in dem sie Natsuki nur ein Tässchen Tee vor die Nase stellte, war dieser damit schon sehr geholfen..

Shizuru war die gute Fee des Hauses und überall anerkannt. Schwirrte sie mal nicht um den Headmaster Schreibtisch, sah sie in der Schule nach dem rechten und wie schon Arika, half sie auch anderen Schützlingen ihre schwächen auszugleichen durch lernen oder spezielles Training.

Es gab nichts was die hübsche, junge Frau jemals aus der ruhe bringen konnte.. und sie wirkte stets anmutig und reserviert. Zusammen mit Haruka teilte sie sich den Ruf, die stärkste zur zeit existierende Otome zu sein.. Und diesen ruf würden ihr wohl irgendwann Nina und Arika abnehmen, wenn diese gereift waren..

Doch das erfüllte sie eher mit stolz, als mit Trauer.

Zu sehen wie ihre kleinen Otome gediehen, weckten in ihr wohl die gleichen Gefühle wie eine Mutter, welche ihren Kindern beim aufwachsen zusah..

Heute führten Shizurus anmutige Schritte sie durch den Hauptgang. Im Gepäck hatte sie Miss Maria, welche immer ein Argusauge auf jegliche Aktivitäten dieser Akademie hatte. Schon den vorherigen Headmastern stand sie immer treu zu ihrer rechten.

Die beiden liefen schnurstracks durch die Tür des Headmaster Büros, Miss Maria ging vor und Shizuru schloss die Tür und blieb im Hintergrund.

"Es ist bald soweit.. Mashiro de Windbloom wird bald eintreffen um der Zeremoniellen Eröffnung beizuwohnen.. Sind soweit alle Vorbereitungen getroffen?" erkundigte sich die alte Dame dann bei Natsuki.

Shizuru lächelte wie immer völlig ruhig und behände, ehe sie einige schritte durch den Raum trat und Tee in drei Becher abfüllte. Zwei davon stellte sie rüber auf den Schreibtisch für Natsuki und Miss Maria.. den anderen behielt sie und trat damit ans Fenster, um raus zusehen und dabei ihren Tee zu trinken.
 

Es war ein lauer Sommertag, der hin und wieder eine angenehme milde Prise über Windbloom und seine zahlreichen Bewohner Hinwegtrug, die Stadt als sorglos erschienen ließ. Diesen Eindruck übte zumindest die prachtvolle Aussicht aus dem großen Fenster des wichtigsten Büros in Garderobe aus. Doch war es alles andere als ruhig, dies wusste Gakuenchou Kruger leider nur zu gut. Die sonst so energischen grünen Augen schweiften müde zwischen den einzelnen Gebäuden Windblooms umher, bis sie schließlich auf dem wohl herausragenstem, dem Schloss Fuuka, Sitz Mashiro Blanc de Windbloom, stehen blieben. Nicht nur dieses Gebäude hatte sich stark in letzter Zeit verändert, auch die Verhältnisse zwischen den Ländern war durch den Krieg sehr zerrüttet worden.

Es war einfach zu viel passiert und noch so viel zu tun, seit dem letzen großen Ereignis. Natsuki kam es vor, dass ihr irgendetwas einfach keine wohlverdiente Ruhe gönnen wollte. Gerade erst die Garderobe-Academy aus den Händen Nagis befreit, die Schwarz Organisation besiegt, den Krieg beendet und dabei den fortwährenden Konflikt mit Aswald beigelegt. Nicht zu reden von der letzen Bedrohung, die wohl ohne Hilfe der zwei besten Otome Schülerinnen der Academy nicht hätte beseitigt werden können.

Ein kaum hörbares Seufzen glitt über die schmalen Lippen, sie hatte keinen Grund sich zu beschweren, schließlich war sie Gakuenchou der Einrichtung und dazu noch eine der "Five

Columns".

Langsam wand sich die die junge Frau vom Fenster ab, ging bedächtigen Schrittes auf ihren schwarzen Ledersessel zu.

Ihre Hand legte sich auf das kühle Material und verweilte dort für einen Moment, bevor sie ihren Mantel ergriff, der über der Lehne einen Platz gefunden hatte. Mit einem eleganten Schwung zog sie ihn an, das rabenschwarze Haar, in welchem man so oft dunkles Blau erahnen konnte, fiel zart auf ihre Schultern herab. Nun war es soweit, die Zeremonie sollte bald beginnen, die Vorbereitungen waren alle getroffen. Nur ein weiteres Ereignis, was von statten gehen musste, bevor sie sich wieder dem Stapel an Unterlagen, die sich klamm heimlich immer mehr auf ihrem Schreibtisch vermehrte, befassen musste.

Sichtlich erschöpft ließ Natsuki sich hinter ihren Schreibtisch nieder, eine Hand legte sich an ihre Schläfe, fing an diese leicht zu massieren, eine Geste, die sie in letzter Zeit zu oft beiwohnte. Fast schon ahnend glitt ihr Blick zur Tür, die sich im nächsten Moment öffnete und die zwei erwarteten Besucher preis gab.

Ihre Miene wechselte rasch, verbarg die Müdigkeit, nahm würdige Haltung an, schließlich war es ihr nicht erlaubt auch nur Schwäche darzubieten, schon gar nicht Miss Maria

gegenüber. Doch Natsuki wusste, dass sie selbst der alten Dame nicht immer etwas vorspielen konnte, dazu kannte diese sie schon zu lange.

Noch bevor sie dazu kam eine Antwort zu formulieren, wurde ihr Blick auf die kleine Teetasse abgelenkt. Genau das brauchte sie jetzt, danach würde es ihr schon besser gehen und sie könnte die Zeremonie schon überstehen. Doch war es nicht der Tee selber, sondern eigentlich eher die Person hinter dieser gewohnten Geste, die ihr Kraft gab. Sie hätte schon lange aufgegeben, wenn Shizuru ihr nicht Tag für Tag beiseite stand.

Ein kurzes Lächeln, was nur Sekundenweise anhielt, glitt über ihre Lippen, während sie zum Tee griff.

"Es ist alles vorbereitet, die Eskorte für die Königin hat ihre Anweisungen...es sollte nichts schief laufen.", so hoffte zumindest Gakuenchou Kruger, bevor sie schließlich einen langen Schluck des süßlichen Gebräus zu sich nahm.
 

"Das klingt zufrieden stellend.." kam es über die Lippen der alten Dame, die zwar nach außen hin ruppig und streng wirkte, aber im Grunde eine gute Seele des Hauses war und sich dieser Einrichtung mit leib und Seele verschrieben hatte. Und vermutlich würde sie noch hier stehen, am tage ihres Ablebens, denn sie hatte nicht vor, vorher ihre Arbeit hier einzustellen. Ihr letzter Atemzug sollte in dieser Akademie sein und niemals kam ihr der Gedanke, ihr leben hier verschwendet zu haben. Das keines Wegs.

Miss Maria nickte Shizuru kurz zu und nahm dann mit ihren alten, schmächtigen Fingern den Griff der kleinen Teetasse, um diese anzuheben und ihre Lippen an dessen Rand abzulegen um einige schlucke des warmen Gebräus zu trinken. Shizuru war ja dafür bekannt, den wohl besten Tee weit und breit zusammen zu stellen. Das bewies sie jeden tag mehrfach.

"Ach da fällt mir ein, Gakuenchou.." erhob Miss Maria dann wieder ihre doch recht tiefe, erhaben wirkende Stimme, "..im Empfangssaal waren in letzter Zeit die Birnen etwas schwach und so kam es mehrmals zu Lichtausfällen.. ist diese Diskrepanz denn wieder aus dem Weg geräumt worden?". Bei dieser Frage besah sie sich den Kopf dieses Staates eingehend. Natürlich fiel es ihr immer auf, dass Natsuki wohl zeitweise auch mal zu viel hatte, doch den größten Respekt zollte die alte Dame ihr, in dem sie gerade das nicht ansprach. Sie nahm es immer still zur Kenntnis und auch Miss Maria war jemand, der half wo er konnte. Eben jemand, der immer mit Rat und tat zur Seite stand, wenn auch meistens auf ihre eigene Art und Weise.

Wieder trank sie zwischenzeitlich einige Schlucke von ihrem Tee. "Das wird vorerst das letzte große Ereignis in reichweite sein,...danach wird es wohl eine weile lang recht ruhig um die Akademie und den Hofe zu Windbloom werden.." meinte Miss Maria dann noch, ehe sie sich selbst durch das Teetrinken wieder zum schweigen brachte.

Währenddessen blickte Shizuru von oben herab auf das Gelände und den Fuß der angrenzenden Stadt, welche sich vor den Toren der Garderobe erstreckte.

Eine Hand ging an ihren Bauch und ihre zarten Brauen zogen sich bedenklich etwas zusammen. "Ich habe ein ungutes Gefühl.." stellte sie es dann leise in dem Raum, aber so leise, das die beiden es nicht hören konnten.. zumindest nicht den genauen wortlaut sondern nur ein kurzes murmeln, was man auch falsch interpretieren könnte.

Die dunkelblonde Frau hob dann ihre Tasse und trank auch einige schlucke, jedoch wirkte der Tee, im Gegensatz zu der Temperatur wie sie ihn sonst immer trank, recht kühl.. was wohl daran lag das sie mit dem ersten schluck zu lange gewartet hatte.

Ihr leicht besorgter Blick wandte sich in die Richtung, in der Natsuki saß.
 

Mit einem zufriedenen Ausdruck schloss Natsuki kurz die Augen, genoss das Gefühl der Wärme, das der Tee in ihr auslöste. Es war immer wieder faszinierend was ein einziger Schluck für eine beruhigende Wirkung auf das Oberhaupt der Schule haben konnte. Man könnte fast behaupten, die junge Frau sei von diesem besonderen Getränk abhängig, würde ohne es nur halb so gut funktionieren.

Sie ließ die Tasse an ihren Lippen verweilen, sog den aromatischen Duft tiefer ein, bevor sie zu einem neuen Schluck ansetzte. So vertief in das kleine Ritual drangen Miss Marias Worte nur langsam an ihr Ohr. Smaragdfarbene Augen schlugen blitzartig auf, als sie schließlich die Bedeutung der Worte verstand.

"Ich wusste da war noch etwas..", nur ein leises Murren, das über die Lippen drang und durch die Dämpfung der Teetasse an diesen schon fast wieder verloren ging und eine hauchzarte Röte auf den Wangen, zeichneten die Unannehmlichkeit der Angesprochenen aus. Lichtausfälle...war es ihr zu verübeln, dass sie eine solche Nebensächlichkeit vergas? Natürlich war es wichtig die Akademie in ihrer besten Verfassung zu halten, doch so vieles war noch in Reparatur, die Spuren an Zerstörung waren noch lange nicht alle beseitigt.

Es war nicht oft der Fall, dass ihr Angelegenheiten unbemerkt durch die Finger glitten, umso unangenehmer empfand sie nun den Blick Miss Marias, der eine ehrliche Antwort ihrerseits erwartete. Langsam stellte sie die bereits leere Tasse auf das kleine Tablett zurück, sank daraufhin ein klein wenig tiefer in ihren Sessel.

"Keine Sorge, dieser wird sich angenommen, noch bevor Königin Mashiro eintrifft...", schließlich war noch etwas Zeit, da sollte es kein Problem sein jemanden noch schnell auf diese Angelegenheit anzusetzen.

Der schnelle Themawechsel Miss Marias ließ Natsuki vorerst wieder etwas entspannen. Sie hoffte sehr, dass die ältere Dame mit ihrer Vermutung recht hatte. Ruhe war dass, was sie im Moment einfach brauchte, doch irgendetwas in ihr zweifelte daran, dass die Erlösung so schnell kommen würde. Ob es an Shizurus leisem Murmeln lag oder jahrelange Erfahrung mit solchen Dingen war, wusste Natsuki im Moment nicht zu deuten.
 

Das beruhigte die Alte Dame und ließ sie lobend nicken. "Das freut mich zu hören, Gakuenchou.." sagte sie dann und stellte, nachdem sie das Tässchen gelehrt hatte, dieses zurück auf das Tablett.

Im Anschluss verneigte sie sich leicht vor Natsuki, nickte Shizuru zu und machte dann auf dem Absatz kehrt um in Richtung der Tür zu laufen.

"ich werde mich runter begeben und mich vergewissern das alles nach plan läuft.. In einer Stunde wird die Hoheit eintreffen und schon eine stunde später beginnen die zeremoniellen Festlichkeiten.." betonte sie dann nochmals diesen Zeitplan, ehe sie dann die Räumlichkeit verließ und Shizuru und Natsuki somit allein in dem großen Raum ließ.

Nachdem Miss Maria dann das Feld geräumt hatte, drehte Shizuru sich um und hielt sich eine hand vor Lippen um kurz verhalten zu lachen.

"Immer noch alles fest im Griff der guten alten Miss Maria.." sagte sie dann und senkte anschließend die hand wieder um diese vor ihrem Rockbanner wieder zu falten und so an den Schreibtisch heran zu treten.

"ich hoffe wirklich das sie recht behält.." schlug ihre melodische stimme dann ein anderes Thema an. "etwas ruhe könnte dir nicht schaden.." meinte sie leise und sah Natsuki dabei von der Seite an.

Shizuru hatte immer mehr als ein Auge auf der Gakuenchou und wenn ihr nicht auffallen würde, wie müde Natsuki eigentlich war, dann würde es niemandem auffallen. Natsuki würde Shizuru diesbezüglich niemals etwas vormachen können.. und umgekehrt war es wohl genauso.

Auch Shizuru hatte sich in den letzten Wochen sehr verausgabt und sogar eigenhändig hand angelegt um bei den Aufbauarbeiten mit ihren Kräften zur Verfügung zu stehen. Ihr Körper war etwas ausgezehrt, aber davon sah man nichts. Die junge Frau hatte sich sehr gut unter Kontrolle. Und wenn es darum ging Natsuki zu unterstützen, dann würde sie alles tun was in ihrer macht stünde..

"wegen der lichter.." meinte sie dann und beugte sich leicht über den Schreibtisch um nach dem Telefon zu greifen. Dieses nahm sie an sich, hielt es an ihr Ohr und rief mal eben im Technikcenter an um dort zu veranlassen das sich dringend um die Lampen im Empfangssaal zu kümmern war.

Anschließend legte sie wieder und faltete die Hände wieder.

"vielleicht solltest du dich einen Moment hinlegen.." sagte sie dann und legte den kopf etwas in die wiege, "den Rest bis zur Zeremonie kann ich auch erledigen.."
 

Sichtlich froh darüber, dass sie Miss Maria mit ihren Worten zufrieden stellen konnte, gab sie dieser ein kurzes Nicken zum Abschied. Nun hieß es nur noch die Zeremonie glatt über die Bühne zu bekommen, doch sie vertraute der alten Dame, dass unter ihren Augen alles nach seinem Rechten laufen würde.

Sie ließ erneut eine Hand an ihrer Stirn verweilen, strich eine vorwitzige Strähne ihres Haar zurück. Während ihr die Wahrheit Shizurus scherzhaften Kommentars einleuchtete, erhob sich kurzzeitig eine markante Augenbraue.

Natsuki spürte den saften Blick der Älteren, konnte nicht anders, ihre Aufmerksamkeit dieser zu schenken. Sacht legte sie den Kopf zur Seite, bis sich ihre Blicke schließlich trafen. Nur zu gut war es ihr bewusst, dass Shizuru sie wie ein offenes Buch lesen konnte. Doch zugegeben störte das die junge Frau nicht großartig, sie war im Gegenteil eher erleichtert darüber, jemanden zu haben, den sie ihr Innerstes anvertrauen konnte. Sie schätze sehr diese enge Vertrautheit.

Anfänglich etwas verwirrt beobachtet sie Shizurus Handlung, erwartete wohl eher eine neckende Bemerkung über die Angelegenheit mit den Lichtern, als diese erwähnt wurde. Natsuki war es leicht unangenehm, dass Shizuru ihre Fehler bedingungslos ausbügelte und es als selbstverständlich hielt, doch andererseits auch wieder dankbar. Sie machte so vieles für sie ohne dabei auch nur ansatzweise an sich zu denken.

"Danke..", huschte das kleine Wort, das doch so große Bände sprach über ihre Lippen. Ihre Maske war lange wieder gefallen, die Müdigkeit rückte an ihren Platz zurück, die Augen schienen träge, waren jedoch von Sanftheit gerührt, als sie die braunhaarige neben sich noch einen Moment betrachtete.

Sich auf den Tisch abstützend, erhob sich Natsuki letztendlich, ging einige Schritte um den Stuhl herum ans Fenster. Das Angebot war verlockend, einfach mal einen Moment abzuschalten und alles zu vergessen. Doch das schlechte Gewissen, die restlichen Vorbereitungen in Shizurus Hand zu überlassen, nagte an ihr.

"Bist du dir sicher, du solltest dich selber auch nicht so verausgaben..", es war rar, dass sie ihre Sorge so offen kund tat, doch veranlasste sie die braunhaarige immer mehr dazu.
 

Ein überaus sanftes lächeln beschlich die Feingeschwungenen Lippen Shizurus als Natsuki ihre Bedenken äußerte. Doch die - um knapp 2 Jahre ältere - Shizuru, hatte die Sache schon längst für sich beschlossen und würde auch nicht groß weiter darüber diskutieren. Sie war wohl die einzige hier, die es sich erlauben dürfte der Gakuenchou etwas vorzuschreiben, selbst wenn es nur etwas ruhe und schlaf war. Doch die braunhaarige tat das ja auch nicht in Absicht. Im Gegenteil. Sie sorgte sich stets um das Wohlergehen Natsukis und im Notfall würde sie nicht nur ihr letztes Hemd für diese geben, sondern auch ohne mit der Wimper zu zucken für sie sterben..

Natsuki bedeutete ihr alles und sie würde niemals zulassen das dieser ein haar gekrümmt würde. Wie ein Schutzengel wachte sie über sie und folgte ihr stets wie ein Schatten. Das da tiefere Gefühle ihrerseits im spiel waren, war für Shizuru schon lange Bestandteil ihres alltags mit dem sie umzugehen hatte, doch ob Natsuki davon etwas ahnte.. das wusste sie nicht. Und auch wenn diese Gefühle auf ewig einseitig sein sollten, so wären sie dennoch immer präsent in Shizurus leben und das würde sich niemals ändern.. Ihr herz würde immer nur für den Headmaster schlagen.

Mit besagtem lächeln legte sie dann sachte ihre hand an Natsukis rücken und schob diese in Richtung der Couch.

"Mach dir darum keine sorgen, ich erfreue mich bester Gesundheit und bin fit genug.." meinte sie sanft und entfaltete dann eine Wolldecke über der Couch, unter welche Natsuki zu schlüpfen hatte.

Um Natsuki etwas ruhe zukommen zulassen, würde Shizuru wenn nötig auch 5 tage inklusive Nächte durcharbeiten.

"mach einfach die Augen zu und entspann dich etwas.. überlass den Rest einfach mir.." sagte sie weiter und kehrte ihr dann den rücken zu um zum Schreibtisch zurück zu gehen.

Dort setzte sie sich dann auf den Sessel und fing an einige Akten zu wälzen und bezugnehmend auf die Zeremonie einige wichtige Telefonate zu tätigen. Unter anderem ließ sie erfragen, ob Yukino und Haruka schon eingetroffen waren, was aber verneint wurde.

Sie führte jedes Gespräch voller Höflichkeit und niemals würde sie aufbrausend werden oder ein schlechtes Wort verlieren. Shizuru war viel zu gut erzogen und hatte sich und ihre Emotionen bestens unter Kontrolle.

Nur ab und an wanderte ein wachender Blick zu der ruhenden Natsuki, doch dann widmete sie sich sofort wieder der Arbeit, welcher sie Natsuki versprochen hatte das sie diese erledigte..

Nach einiger Zeit stand sie dann auf und verließ für einen Moment den Raum um in die hallen zu wandern und nach dem rechten zu sehen.

Als das getan war kam sie wieder hinauf, setzte sich erneut hinter den Schreibtisch Natsukis und ackerte noch etwas weiter, bis sie soweit wirklich alles erledigt hatte, das Natsuki zumindest heute nichts mehr zu tun hätte, außer bei der Zeremonie dabei zu sein.

Stolz auf sich selbst, stützte sie dann die Ellenbogen auf die tischplatte und legte ihr Kinn hinein, um für einen Moment die Augen zu schließen und die ruhe zu genießen.. dabei döste sie dann leicht weg.
 

Schon bevor sie ihre Sorge ausgesprochen hatte, wusste Natsuki, dass ihr Gegenüber, sie mit Nichtigkeit abtun würde. Resignierend, dennoch mit einem leichten Lächeln gab sie auf, der Älteren zu widersprechen. Es hätte ohnehin nicht weiter geholfen, viel zu oft hatte sie versucht Shizuru von etwas abzuhalten und war gescheitert. Jeder andere hätte bei diesen Verhalten ihr gegenüber schon längst einige harschen Worte kassiert, doch nicht Shizuru, ihr war alles erlaubt.

Langsam ließ sie sich zu der Couch nicht weit von ihrem Schreibtisch geleiten, die plötzlich so einladenden wirkte in den Augen der jungen Direktorin. Während Shizuru die Decke für sie ausbreitete, warf Natsuki einen weiteren Blick auf die so fürsorgliche Person vor ihr. Bei bester Gesundheit war sie sicherlich nicht, dass konnte sie ihr gewiss nicht weis machen. Doch ließ sie die Sache auf sich beruhen, denn widersprechen war wie gesagt ein hoffnungsloses Unterfangen.

"Danke Shizuru..", drangen die sanften Worte hervor, als sie sich zum zweiten mal an diesem Tag ihres Mantels entledigte und diesen fürsorglich über das untere Ende der Couchlehne legte.

Alsbald befand sie sich unter der Decke, lehnte den Kopf träge zurück, ließ die Augen langsam zufallen. Es war angenehm musste Natsuki sich eingestehen, nicht nur der Wärme wegen, die sich allmählich in ihr breit machte, oder der durchaus bequemeren Position, sondern auch ihrer Präsenz halber. Shizuru wirkte stets beruhigend auf sie, sie fühlte sich geborgen, beschützt ja wenn nicht sogar einfach nur geliebt...

Es dauerte nicht lange und man hörte den gleichmäßigen Atem, der dunkelhaarigen, der von dem doch so nötigen Schlaf zeugte. Die stets so harten Züge in ihrem Gesicht wichen, wurde von gar unschuldiger Sanftheit ersetzt. Sie mochte vielleicht die mächtigste Frau in Garderobe sein, selbst eine der besten Otome, doch der Schlaf wusch all diese Bezeichnungen hinfort.

Natsuki wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als sie die Augen aufschlug und sich einen Moment blinzelnd umsah. Es konnte nicht lange gewesen sein, doch hatte die kurze Ruhephase ihren Dienst erfüllt und sie mit neuer Energie bereichert. Den Körper etwas reckend, setzte sie sich auf, schob dabei die Decke leicht von sich. Ihr Blick fiel auf ihren Schreibtisch, glitt weiter zur der Person, die in ihren Sessel ruhte. Selbst wenn es den Anschein hatte, Shizuru hätte lediglich die Augen für kurze Zeit geschlossen, so wusste Natsuki augenblicklich, dass die anmutige Otome, selber dem Schlaf verfallen war.

Ein kurzes Kopfschütteln folgte, doch ihre Lippen wurden von einem zarten Lächeln umrahmt.

Natsuki erhob sie sich von der Couch, umfasste die Decke fest mit einer Hand. Ihre Schritte führten sie geradewegs auf den Schreibtisch zu bis sie schließlich neben Shizuru zum stehen kam. Lautlos schwang sie die Decke um die Schultern der Älteren, sorgte sehr dafür, sie dabei nicht zu wecken. Es war nicht übliche, dass sie die Fürsorgliche spielte, dennoch gestand sie sich in letzter Zeit ein Gefallen daran zu finden wenn es um Shizuru ging.

Einen Moment betrachtet sie die ruhende Frau, verlor sich in den goldbraunen Haaren, die sanft das markante Gesicht umspielten, die Lider, die den rubinartigen Schimmer ihrer Augen verbargen, die vollen Lippen, die selbst jetzt noch den Hauch eines Lächelns verrieten.

Schnell schlich sich die Röte auf Natsukis Wangen, als sie sich selbst beim Starren erwischte. Schnell wand sie sich ab, lenkte ihren Blick zum Fenster hinaus.
 

Shizuru konnte sich des kurzen Nickerchens einfach nicht erwehren, würde aber sofort wach werden falls sich hier etwas tun würde.. Mal abgesehen davon das Natsuki sich hier bewegte. Diese war ihr so vollkommen vertraut das sie davon nicht wach werden würde. Das zeigte sich auch als Natsuki erwachte und Shizuru die decke um die schultern legte.

Der jungen Frau Entgleitteten dabei die Gesichtszüge zu einem lächeln.

Man könnte davon ausgehen das sie einem schönen Traum verfallen war, doch eigentlich war es nur Natsukis nähe, welche in ihr unbewusst die Mundwinkel bewegte. Shizuru war immer der Fels in der Brandung, der Mensch auf den man sich am ende immer verlassen konnte und der einen niemals enttäuschen würde. Lieber würde sie sich alle Finger abschneiden, als in Natsukis Augen einen Fehler zu begehen. Dort so friedlich sitzend und das Gesicht so entspannt, wirkte die ältere wie ein schlafender Engel.. doch dieses bild blieb nicht lange.

Nach geraumer zeit schon schlug sie die rubinfarbenen Augen wieder auf und blickte sich kurz um, um sich zu orientieren. Ihr erste blick fiel dabei auf die Couch, wo Natsuki nicht mehr lag und dann auf die decke, welche mysteriöser weise ihre schultern zierte.

Ein lächeln stellte sich wieder auf ihren Lippen ein und ohne zum Fenster hin zu sehen, wo Natsuki stand, wusste sie schon das diese dort war.

"wohl geruht, Gakuenchou?" fragte sie dann, absichtlich höflich um Natsuki damit etwas zu necken.. Shizuru wusste ja, dass sie es eigentlich nicht nötig hatte Natsuki mit dieser Höflichkeitsfloskel anzusprechen. Aber hin und wieder passierte es dennoch.. ob aus spaß, ausversehen oder wegen der Öffentlichkeit.

Sie erhob sich dann aus dem Sessel und legte die decke zusammen, um diese auf die Couch zurück zu legen und dann neben Natsuki an das Fenster zu treten und ihrem blick hinaus zu folgen. Hier standen sie immer zusammen und besprachen sich.. so viele Jahre schon.

"ich habe einige Aufträge in deinem Sinne erledigt und deine arbeit für heute beendet.. Also rate, bzw. befehle ich dir, heute direkt nach der Zeremonie dein bett aufzusuchen.." meinte sie dann sanft und sah dabei seitlich aus den Augenwinkeln zu ihr rüber.

Shizuru würde persönlich dafür sorgen, das niemand heute den Headmaster noch aufhalten würde.. zumindest nicht für länger als nötig.. Selbst wenn Shizuru dadurch noch etwas arbeiten müssen würde.. sie würde heute Nacht ohnehin nicht viel schlaf bekommen.. dafür war das flaue Gefühl in ihrem Magen einfach zu stark..

Es blieb zu hoffen, das es sich nicht befürwortete.
 

Einige tiefe Atemzüge mit geschlossenen Augen normalisierten die Temperatur Natsukis Wangen augenblicklich. Verlegenheit war nichts ungewöhnliches in Shizurus Gegenwart. Viel zu gut beherrschte diese einen Charme, Natsuki in jeder erdenklichen Gelegenheit, zum erröten zu bringen. So leid es die Jüngere auch manchmal war, wollte sie dennoch nicht auf diese liebevollen Neckereien verzichten, genauso wenig auf die Quelle derer. Shizuru war ein viel zu fester Bestandteil ihres Lebens, ihr Anker, der sie stets sicher am Boden hielt.

Fast schützend schlang Natsuki ihre Arme um den Oberkörper, legte die Hände an zierliche Schultern, so als ob es ihr frösteln würde. Der Wunsch nach Wärme und Nähe war in diesem Augenblick größer als bisher.

Das leise Knarren des Ledersessels verriet Natsuki, dass ihre besser Hälfte wieder zu Bewusstsein gefunden hatte. Eine simple Frage, der neckende Ton, die spezifisch gewählten Worte, dies alles reichte um ihre Wangen erneut brennen zu lassen. Hatte sie nicht gerade erst verzweifelt versucht genau diese Reaktion ihren Körpers zu unterdrücken? Nur ein leises Seufzen rann über die Lippen als sie verzweifelte Versuchte ihr Gesicht vorerst zu verbergen.

"Ich fühl mich besser.", antwortet sie lediglich auf die Frage, als Shizuru neben sie ans Fenster trat. Kurz glitt ihr Blick aus dem Augenwinkel zu dieser rüber, zentrierte sich jedoch schnell wieder auf die vor ihn liegende Stadt. Sie wusste nicht einmal wie sie Shizuru dafür danken sollte, fühlte sich schuldig dessen. Sie hatten so viel gearbeitet, so sehr dass sie sogar selbst dabei vor Erschöpfung vom Schlaf übermannt wurde.

Der Befehl wurde mit einem sachten Lächeln Natsukis registriert. Ein Befehl zum schlafen ziemlich absurd, wenn es nicht Shizuru wäre, dir ihn erteilte. "Danke für deine Fürsorge..", war alles was sie hervorbrachte, selber nicht zufrieden mit der Auswahl ihrer Worte.

Einige Momente vergingen, in denen die beiden Otome schweigend am Fenster standen, lediglich die Nähe des anderen genossen. Worte waren nicht immer notwenig.

"Wir sollten bald gehen..", entglitt es schließlich der Gakuenchou, den leicht bedrückte Ton in ihrer Stimme deutlich herauszuhören.
 

"Du schuldest mir keinen Dank.." raunte Shizuru dann und alles was sie sagte klang so ungeheuerlich andächtig.. Als würde sie sich für jede Silbe die sie formte, extra viel Mühe geben damit das so angenehm wie möglich an jedermanns Ohr drang.

Wenn man es genau nahm, dann müsste Shizuru nur noch ein wenig summen und alles was sie sagte, klänge dann wie ein Lied. Das sie so auf andere wirkte, wusste sie vermutlich selbst nicht.. oder sie wusste es doch und tat es genau deswegen.

Die Waffen einer Frau hatte Shizuru durchaus und man sollte keinen Zweifel darin hegen, das sie diese auch einzusetzen wusste. Nicht umsonst war sie überall hoch angesehen und das nicht nur an dieser Akademie, sondern auch in der angrenzenden Stadt.. Aber auch da nicht nur in den Otome Fanartikel Stores.. sondern auch unter der männlichen Bevölkerung, die sich vermutlich ein Bein dafür ausreißen würden, mit so einer Frau einmal ausgehen zu dürfen.

Aber abgesehen davon das es den Otome verboten war mit Männern zu verkehren, aufgrund des gefährlichen Enzyms welches die Kräfte negativ beeinflussen würde, war der 'Amnethyst von Kyuen' ohnehin nicht an Männern interessiert. Und das würde sich auch niemals ändern. Das stand schon fest vor dieser Akademie und änderte sich auch nicht mit dem Rang einer Meister Otome.

Als Natsuki sie dann daraufhin wies, dass es zeit war zu gehen, bzw. sich langsam fertig zu machen, zumal Natsuki ja noch ihr Meistergewand anziehen musste, welches sich nur in der Farbe zu Shizurus unterschied und dem Umhang welches dieses Outfit zierte, setzte Shizuru ein schmunzeln auf und wieder wanderte ihre Hand geziem vor ihren Mund, bevor sie einen Moment leise lachte.

"Ich vermute mal, du hast vergessen was für die Zeremonie dieses mal auf dem obersten Programm punkt angesetzt ist?" fragte sie leise und fixierte ihre Freundin.

Dieses mal war nämlich ausgelost worden, das Shizuru und Natsuki, vor den Neuankömmlingen, der Hoheit und allen Zuschauern, eine Kampfperformance hinzulegen hatten. Sprich, sie sollten vor aller Leute gegeneinander kämpfen und den neuen möglichen Rekruten zeigen was richtige Otome auf dem Kasten hatten.

Letztes Jahr waren es Shizuru und Haruka, welches dieses Szenario auszuführen hatten und eigentlich wollten Shizuru und Natsuki niemals freiwillig gegeneinander kämpfen.. doch damit hatte die Gakuenchou sich selbst in den Hintern gebissen.. Denn vor geraumer Zeit hatte sie veranlasst, das das fair ausgelost werden sollte und diesmal hatte es genau die beiden so engen Freundinnen getroffen..
 

Der melodische Klang Shizurus, wirkte fast hypnotisch auf die Jüngere, zu sehr genoss sie die Stimme mit dem merklichen Akzent. So gelang es dieser Natsuki selbst von ihrem schlechten Gewissen zu befreien, zumindest ansatzweise. Es klang alles so richtig was Shizuru sagte, doch tief in ihrem inneren wusste sie, dass es viel mehr als nur Dank war, welchen sie schuldete.

Schier gnadenlos wurde sie durch das leise Lachen der älteren Frau aus ihren Gedanken gerissen. Erst nicht im klaren darüber, worüber sie sich möglicherweise belustigen könnte, zeigte Natsuki die gewohnte Reaktion und errötete. Die folgende Frage riss sie nun komplett aus dem sicheren Stand, die Röte wechselte eine Nuance tiefer.

"W-was..?", kam es vorerst unsicher, sichtlich verdattert über die schmalen Lippen. Ihre Hände lösten sich von den Schultern, der Blick heftete sich kurz verlegen zu Boden. Was war nur mit ihr los, dass sie in letzter Zeit so viel vergaß?

Langsam hob sie den Blick bis Smaragd auf Rubin traf, vergeblich nach einer Antwort in den Augen suchte, die sich belustigt ansahen. Einen Moment später fiel es ihr siedenheiß und das folgende Stöhnen, war von Frustration gezeugt.

"Gahh~ ja die Performance..", murrte sie nun, während eine Hand zu ihrem Gesicht fand und ihr Antlitz einen Moment verbarg. Wie konnte sie auch nur auf die bescheuerte Idee mit dem Losen kommen. Damals erschein es Gakuenchou Kruger nur zu fair, auch einmal andere Otome an dem doch ziemlich spektakulären Auftritt teilhaben zu lassen. Dass sie dabei selbst in die Auswahl gerat, war ihr zu dem Zeitpunkt wohl nicht bewusst.

Nun sollte sie also gegen Shizuru kämpfen, obwohl sie sich selber schwor niemals auch nur einen Finger gegen diese zu richten. Es war wohl zu viel verlangt, wenn dieser Tag auch nur annähernd ruhiger verlaufen wäre, als die anderen.

"I-ich sollte mich umziehen..", huschte die schnelle Entschuldigung stockend über ihre Lippen. Der Situation entfliehende, wand sie sich ab, stürmte förmlich auf die privaten Gemächer zu, die gleich an ihr Büro angrenzten.
 

Shizuru zog leicht die brauen in die höh und blickte Natsuki dann nach. Das ihr das ganze etwas peinlich war, dass Shizuru sie mal wieder auf etwas aufmerksam machte, was zudem noch so wichtig war, entfiel Shizurus Auge natürlich nicht.. Doch sie respektierte ihre Freundin und würde sie darauf auch nicht ansprechen.. Es war selbstverständlich. Natsuki würde das selbe tun.

"Ich warte.." sagte sie dann, als Natsuki schon davon rauschte. Ein leichtes lächeln zierte ihre Lippen, was dann aber sofort versiegte.

Shizuru wusste was nun passieren würde. Zurückhaltung beim Kampf würde sofort auffallen.. und zwar jeder Otome die anwesend sein würde. Also mussten sie kämpfen, mit aller kraft die in ihnen wohnte.. Ziel war es, das Stadion ordentlich zum beben zu bringen.

Doch egal war gewinnen würde, es hätte alles vor und nachteile.. Würde Shizuru verlieren, dann könnte man schnell vermuten dass sie als Natsukis 'Untergebene' dazu gezwungen war absichtlich zu verlieren.. oder ihr den rang als beste Otome aberkennen.. Und würde aber Natsuki verlieren.. dann könnte man Zweifel gegenüber der Gakuenchou entwickeln.. dass diese den Titel als Headmaster auch wirklich verdient hatte.. Alles in allem war das eine prekäre Lage und man konnte nur hoffen, dass Miss Maria den Kampf rechtzeitig als für unentschieden erklärte.. denn wie immer war die alte Dame Schiedsrichterin.

Sie seufzte leise und so etwas sah man sonst auch nie an Shizuru.. das ihr ein seufzen entglitt.

Wirklich fertig machen musste sie sich nicht. Es gab keine Minute in der Shizuru nicht gut aussah und keiner hatte sie bisher unfertig oder zerzaust erlebt. Immer saß alles perfekt an ihr. Nicht einmal Natsuki hatte sie je verschlafen erlebt oder gesehen, das Shizuru in Hektik geriet wegen ihres Aussehens.

Die paar Minuten aber, welche Shizuru hier wartete, konnte sie auch mit einer kleinen Freude für die Gakuenchou ausfüllen.. Denn zeitgleich klopfte es leise an der Tür und als sie hin ging und diese öffnete, stand eine junge Frau da welche frische Schnittblumen brachte.

Dankend nahm Shizuru diese an und trat damit an den Headmaster Schreibtisch um den Strauß in eine Vase zu stecken und schön anzurichten.. Ein frischer Farbklecks konnte dem Büro nicht schaden.. und so selten wie Natsuki diesen Raum verließ.. würde sie sich sicher an etwas Natur erfreuen.
 

Erleichtert lehnte Natsuki sich mit dem Rücken an die Tür, als diese ins Schloss gefallen war. Dem amüsierten Blick Shizurus für eine Sekunde ausweichen zu können, tat ihrem Gesicht ganz gut, was immer noch unglaublich zu brennen schien.

Zögernden Schrittes ging sie durch den großen Raum auf den Schrank zu, hielt davor einen Moment inne, bevor sich ihre Hand an den Griff legte. Mit einer weiten Gestik des Armes, schwangen die Türen des massiven Holzschranks auf, offenbarten die darin befindliche Bekleidung. So gesehen besaß Natsuki kein wirklich großes Arsenal an Kleidung, machte sich nicht viel aus Menge sondern eher aus Besonderheit, was die außergewöhnliche Sammlung an Unterwäsche deutlich bezeugte.

Mit Sorgfalt zog sie ihr Meistergewand hervor, das in einem satten royalblau erstrahlte, dicht gefolgt von dem zusätzlichen Umhang. Es dauerte nicht lange bis sich Natsuki ihrer Kleidung entledigte um schließlich die neue Gewandung anzulegen. Lediglich den Umhang ließ sie vorerst beiseite, fand es zu umständlich ihn selber anzubringen, Shizuru würde ihr sicherlich diesen kleinen Gefallen tun.

Ihre Miene wirkte betrübt, wenn sie an die bevorstehenden Ereignisse dachte, die ihr so gar nicht gefielen. Die Angelegenheit zu vergessen war eine Sache, sie zu verdrängen eine andere. Sie hätte es einfach niemals zulassen sollen, doch nun befand sie sich in dieser Zwickmühle. Egal von welcher Seite Natsuki es betrachtete, sie kamen beide nicht drum herum, ihr Bestes zu geben und auf ein gutes Ende zu hoffen.

Einige Minuten später öffnete sich die Tür und die Meisterotome trat in neuer Pracht heraus, den Umhang sacht über einen Unterarm gelegt. Zielstrebig schritt sie auf Shizuru zu, bot ihr den Arm mit dem Kleidungsstück dar.

"Würdest du...?", hallte es die Frage fast schüchtern in den Raum, die Augen kurz niederschlagend.
 

Noch immer an ort und stelle brav verharrend, wirkte Shizuru wie ein treudoofer Hund, der keinen schritt ohne Natsuki tun würde.. Doch war es nicht eher umgekehrt? Naja vermutlich war es eher gleichgestellt und beide würden keinen schritt ohneeinander tun, zumindest nicht, wenn es zu vermeiden war. Oft wurden sie von unterschiedlichen Missionen über einen längeren Zeitraum voneinander getrennt.

Natsuki konnte ja selten die Garderobe Akademie verlassen und so war Shizuru für auswärtige Missionen zuständig und wurde von Natsuki teilweise durch die halbe Weltgeschichte gejagt. Aber das war nichts, was Shizuru nicht anstandslos tun würde. Meistens konnte sie Natsuki schon von der nasenspitze ablesen da diese sie wieder irgendwohin würde entsenden müssen und die Ältere nahm das immer mit einem leiben und loyalen lächeln hin, ohne sich auch nur irgendwann einmal beschwert zu haben. Wie gesagt würde sie für Natsuki alles tun und das in jeglicher Lebenslage. Zwischen den beiden herrschte ein kein Befehlston sondern mehr ein bittender, bzw. erfragender.

Als Natsuki dann aus ihren Gemächern kam, öffnete Shizuru wieder die Augen und hob den Blick dieser entgegen. Sie hatte schon geahnt, dass Natsuki ihr die Angelegenheit mit dem umhang überlassen würde. Das war schon beinah ein immer wiederkehrendes Ritual.

"Natürlich.." sagte sie leise und mit einem lächeln, ehe sie den gefalteten Umhang an sich nahm und aufflappen ließ.

Anschließend machte sie die zwei schritte hinter Natsuki und befestigte das eine Eck am hinteren Kragen teil. Dann kam sie wieder nach vorne, stellte sich direkt vor sie und ließ die beiden enden am vorderen dekolté Rand einschnappen. Nickend betrachtete sie ihr werk und rückte dann noch etwas Natsukis weißen Kragen zurecht, inklusive der grünen Zweiflügelkrawattenbande welche sie in den weißen Kragen geschlagen hatte. "Perfekt.." entglitt es ihr dann und Shizuru warf einen Blick auf die Uhr neben der frisch aufgestellten Blumenvase.

"es wird zeit.." stellte sie dann fest, rückte ihre Ärmelkrampen zurecht und sah dann zu Natsuki.

Shizuru schritt dann zugleich der Bürotür entgegen und schlug diese schon mal auf, ehe sie ihren blick wieder zu Natsuki warf.

"Nach Ihnen, Gakuenchou.." raunte sie mit einem zuckersüßen Unterton und wartete dann mit dem schließen der Tür bis Natsuki an ihr Vorbeigeschritten war.

Sie würden heute zuerst auf der Empore bei Mashiro platz nehmen und Natsuki würde mit einer kleinen rede offiziell die Zeremonie eröffnen und die Rekruten Anwärterinnen begrüßen. Anschließend würde Mashiro die Freigabe für die Performance von Natsuki und Shizuru aussprechen. Diese müssten sich dann noch auf der Empore materialisieren und um das ganze perfekt zu machen, von dieser herunter in die Arena springen und dort dann ihren Kampf beginnen.. Nachdem Miss Maria den Kampf dann beenden würde, würden sie wieder platz nehmen und die Rekrutenkämpfe uns Tests beginnen lassen..
 

Ohne auch nur im geringsten mit der Wimper zu zucken, ließ Natsuki sich den Umhang anbringen. Es war nur eine kleine Geste, üblich mit der Zeit geworden, doch sie schätze Shizurus genauen Blick für Ordentlichkeit sehr. Im Geheimen wünschte sie der Moment würde länger anhalten als nötig, vielleicht einfach nur um Zeit zu schinden und die bevorstehende Zeremonie herauszuzögern, vielleicht aber auch nur um Shizurus Hände länger zu spüren, selbst wenn sie nur sacht ihren Körper streiften.

"Danke Shizuru..", dangen die Worte zum erneuten Male an diesem Tag über ihre Lippen. Da war es wieder, der Dank, niemals empfand sie, wäre es genug der anderen Frau diesen auszusprechen.

Sie war wirklich nicht erpicht auf die Veranstaltung weniger noch auf den Kampf, der schließlich ein gutes Beispiel voran stellen sollte. Natsuki konnte sich jetzt schon die unzähligen Jubelschreie vorstellen, die unzähligen Mädchen, die ihre Shizuru-Oneesama anfeuerten.

Sie kannte Shizurus Fanclub, der ungelogen fast aus der halben Akademie bestand. Manchmal wunderte sich die Gakuenchou, welch große Wirkung die geheimnisvolle Frau doch hatte, andererseits konnte sie das nagende Gefühl an ihren Herzen nicht verdrängen. Der Dunkelhaarigen fiel es nicht leicht zu zugeben, dass sie der Eifersucht schon oft verfallen war. Viele ihrer Gefühle kamen wegen der Arbeit an der Akademie und gerade in letzter Zeit der Krisenlagen halber, viel zu kurz in Natsukis Leben. Höchstens einige unruhige Nächte ohne Schlaf, verschafften ihr etwas Zeit den Gedanken nachzuhängen.

Ihre Augen fixierten sich für einen Augenblick auf ihren Schreibtisch, der von Veränderung geziert war. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie die Blumen entdeckte. Ebenfalls eines der kleinen Gesten, die Shizuru bedingungslos für sie tat. Selbst wenn es nur ein paar Blumen waren, so brachten sie dennoch Leben in den grauen Alltag des Akademielebens.

Die grünen Augen blieben auf Shizuru geheftet, als diese sich zur Tür bewegte. Dicht folgte sie dieser, entgegnete mit einem dankbaren Nicken als sie die Tür passierte. Nur einige Augenblicke später traten die beiden Frauen den Gang entlang um der Zeremonie beizuwohnen. Die Eröffnung würde schnell von statten gehen, es war eher der Kampf, von dem Natsuki ihre Gedanken für den Moment nicht ablenken konnte.
 

Shizuru aber rühmte sich an ihrer großen Beliebtheit nicht. Für sie war dies lediglich eine Anerkennung ihrer Fähigkeiten und das ehrte sie noch zusätzlich. Aber im Gegensatz zu Haruka würde sie sich damit niemals in aller Öffentlichkeit brüsten. Das war einfach nicht ihre Art. Sie lebte nach dem Motto, 'Ein Gentleman genießt und schweigt'. Und das tat sie. Die Ältere tat auch nicht absichtlich etwas Besonderes nur um Aufmerksamkeit zu erregen. Alles was sie tut, geschieht im Auftrag des Headmasters und zum Wohle der Akademie. Das sie dadurch so eine Berühmtheit wurde, war lediglich ein kleiner Bonus. Aber ohne den wäre Shizuru auch vollkommen zufrieden. Es war ihr ohnehin nur wichtig das Natsuki zufrieden mit ihrer Arbeit war. Auf alles andere könnte sie auch verzichten. Ruhm bedeutet ihr nichts. Es ist ja auch nicht so, dass eine Otome auf alles was sie tut stolz sein kann. Wie oft musste Shizuru schon irgendwelche Monster töten die an das Leben eines Menschen geknüpft waren? Und einen Menschen zu töten, selbst wenn sein Leben dem Bösen verfallen war, ist keine große Ehre.. und wer auf so etwas stolz ist, der respektiert das leben nicht und hat auch den Job einer Otome falsch verstanden. Denn diese sollten schützen und nicht vernichten..

Andererseits gäbe es die Akademie und vielleicht sogar die ganze Stadt nicht mehr, wenn man nicht so handeln würde..

Manchmal muss man eben töten um zu schützen.. Aber wo es zu vermeiden geht, da sollte man das auch tun.. Sonst hätte man auch Nagi einfach abmurksen können und nicht in einem Verließ residieren lassen.

Shizuru schritt wie immer erhaben neben der Gakuenchou her und zusammen gaben die beiden Meister Otome immer ein spezielles Bild ab was in jedem die Ehrfurcht Hochkochen ließ.. Nach diesem Kampf würde das vermutlich ohnehin noch mehr der fall sein.

Auch wenn dieser vielleicht etwas unausgeglichen war. Denn alleine die Ladezeit von Natsukis Waffe nahm mehr Zeit in Anspruch als Shizuru brauchen würde um sie mit ihrem Doppelklingenbestückten Schmetterlings-Schwert anzugreifen. Welches sie auch noch in eine biegsame Länge erstrecken konnte. Aber zum Glück waren diese Hauptwaffen ja nicht alles, womit eine Otome kämpfen konnte. Auch die Robe war ziemlich flexibel was Waffenlose kämpfe anging. Allein die langen Rockauswüchse, welche man zum fliegen und angreifen benutzen konnte. Oder die Energieladungen welche man durch die Hände entladen konnte. Doch diese Technik entzieht der Robe Energie und das kann dazu führen das man schneller schlapp macht.

Man sah Shizuru nicht an, dass ihr solche Dinge in diesem Moment durch den kopf gingen, aber das war der fall.

Die beiden hielten vor dem Torbogen inne, welche zur Empore hinaus führte und verneigten sich gesittet, als Königin Mashiro mit ihrer Otome Arika vorbei schritt. Deise beiden hatten der vortritt, erst dann dürften Shizuru und Natsuki folgen.

Arika war schon Feuer und flamme für den Kampf und ihre Augen glitzerten wie zwei riesige Christbaumkugeln.

Nachdem sie draußen waren, sah Shizuru kurz zu Natsuki, schenkte dieser ein lächeln und schritt dann mit ihr nach draußen. Dort blieb sie wie immer etwas abseits stehen und ließ Natsuki ihre Eröffnungsrede halten und die Rekrutenanwärter begrüßen, welche nun der Zeremonie beiwohnen würden bzw. ein fester teil dessen sein würden. Die alljährlichen Otomeauswahlkämpfe waren das Ereignis, auf das immer jeder hinfieberte.. ob groß oder klein. Am nervösesten waren wohl nun die 20 jungen Mädchen, welche auf einer extra Tribüne saßen und darauf warteten das sie sich beweisen durften um vielleicht die ehre erhalten zu dürfen hier aufgenommen zu werden. Nur fünfen würde es am ende gestattet werden..

Nach Natsuki, eröffnete dann auch noch Mashiro das Wort und mit einem Handzeichen, gab sie schließlich den Freischuss für die Performance.. Zeitgleich wurden in der Arena die großen Säulen aus dem Boden hochgefahren. Den Zuschauern stockte gleichzeitig der Atem vor dem.. was jetzt kommen würde. Doch noch ehe Shizuru und Natsuki sich materialisieren konnten, durchbrach ein sehr bekanntes und extrem lautes Organ die stille.

"Strengt euch gefälligst an und macht der Akademie keine Schande!!" brüllte die Stimme und war zurückzuführen auf Haruka, welche gerade auf der Ehrenempore mit Yukino eingetroffen war. Yukino räusperte sich angemessen und winkte nur etwas kläglich, weil Haruka sich mal wieder nicht bremsen ließ und zu allem ihren Senf dazu geben musste.

Shizuru aber entlockte das ein entspanntes kichern, wie immer hinter vorgehaltener Hand.

Dann aber war es so weit. Shizuru schlug ihr Haar zurück und sprach, "Materialize!", bevor ihr Meistergewand sich in ihre Robe wandelte und sie mit einem eleganten Sprung von der Empore absetzte und elegant auf einer der hohen Säulen der Arena zum stehen kam. Sofort war dieser Sprung von Applaus gekrönt.. und das obwohl es noch nicht mal wirklich angefangen hatte.
 

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So das war der erste teil des RPG´s ^^ bei genügend Kommentaren kann es auch ganz schnell weiter gehen ;)

Mich kann es nicht geben... ohne dich

Mit jedem Schritt näher an ihren Bestimmungsort wurde der jungen Frau mulmiger in der Magengegend. Jedoch wusste sie es besser sich von diesem Gefühl beherrschen zu lassen. Jahrelanges Training verlieh auch ihr eine Maske, hinter der sie gut jegliche Emotion verbergen konnte, ausgeschlossen natürlich vor Shizuru. Dort half nicht einmal die beste stoische Miene, die sie im Reservoir hatte.

Die kurze Begrüßung der Königin noch bevor diese mit Arika die Empore betrat, war genau das richtige um Natsuki aus den Gedanken zu holen. Sie tat es Shizuru gleich, neigte sich respektvoll, bevor ihre Augen auf Arika fielen. Sie konnte eine markante Augenbraue die sich amüsiert die Stirn hochschob nicht verhindern. In der jungen Otome steckte soviel Potenzial, dennoch war ihr kindlicher Enthusiasmus wie am ersten Tag als sie die Akademie betreten hatte.

Die Worte, die Natsuki weniger Minuten später an die versammelten Schülerinnen und Anwesenden richtete, waren nicht viel anders als vom letzen Jahr und deren davor. Es war immer wieder dasselbe, nur eine weiter Routine in dem Leben des Gakuenchou. Einzige Ausnahme, der nun bald folgende Kampf, in dem sie zugegebenermaßen lieber Zuschauer gewesen wäre.

Während sie Mashiro platz gab um ebenfalls ein paar Worte loszuwerden, schweifte ihr Blick kurz zu den ausgewählten Mädchen, die aufgeregt auf ihren Plätzen hin und herrutschten. Natsuki fühlte mit ihnen, denn schließlich hatte jede Otome einmal genau diesen Platz eingenommen, selbst sie als Oberhaupt der Schule.

Es dauerte nicht lange um die Erlaubnis zum Kämpfen wurde durch den Handwink der Königin gestattet. Auch Harukas unangebrachter Kommentar konnte sie nicht aus der Ruhe bringen, obwohl sie zu gerne dem innern Brodeln nachgegeben hätte, der durch die Dreistigkeit des Brigadier Generals ausgelöst wurde.

Mit geübtem Schwung streiften zwei delikate Finger den GEM an ihrem Ohr, gefolgt von einem "Materialize!". Die eleganten Bewegungen wirkten wie ein Tanz, als sich nach und nach Teile der Robe an den Körper Natsukis anschmiegten. Die Jüngere spürte wie die Nanomaschinen in ihren Körper anfingen zu arbeiten, mit stetigem Fluss ihre Blutbahn mit nötiger Energie versorgten.

Sie ließ Shizuru den Vortritt, folgte jedoch sogleich und sprang hinunter in die Arena. Der gekonnte Sprung führte sie auf eine Säule gegenüber ihrem Gegner. Nun war es daran taktisch zu kalkulieren, Natsuki wusste schon von Anfang an, dass sie ihrem Gegenüber unterlegen war. Jedoch kein Grund für die sie gleich klein bei zu geben, sie war von Grund auf eine Kämpfernatur, hatte es schließlich mühelos geschafft sich bis an die Spitze vorzukämpfen.

Ihre Kanone einzusetzen, erschien Natsuki im ersten Moment nicht sinnvoll, jedenfalls nicht, wenn sie keinen festen Grund unter den Füßen hatte, in den sich ihre Robe hineinverankern konnte. Selbst wenn sie dem Rückschlag der Waffe ausgleichen konnte, so würde Shizuru dennoch eine perfekte Möglichkeit erhalten, sie treffen zu können.

Einige Schritte führten sie an den Rand der Säule, ein weitere und sie erhob sich anmutig in die Luft. Ihr Blick fixierte Shizuru, die Augen spiegelten Unentschlossenheit wider, wenn man genauer hinsah und die junge Frau etwas besser kannte.
 

Ein angespanntes und sprachloses raunen ging durch die Menge und man merkte förmlich, wie es in der Arena knisterte, aufgrund dieser zwei mächtigen Kontrahentinnen. Sogar die sich sonst so aufplusternde Mashiro wirkte ganz kleinlaut gegen das, was sie da gleich zu sehen bekommen würden. Arika hingegen hatte begeistert beide Fäuste am Kinn und strahlte wie ein Honigkuchenpferd, wobei sie von einem fuß auf den anderen tippelte. Mashiro warf ihr einen bitterbösen blick zu der ihr deutlich zu verstehen gab, dass sie sich nicht so unpassend kindisch verhalten sollte.

Haruka hatte die arme vor der Brust verschränkt und tippelte erwartend mit dem Zeigefinger auf ihrem oberarm herum. "wie lange wollen sie sich noch anstarren?" murrte sie gen Yukino und die hatte dafür nur ein verhaltenes kichern übrig. Alle anderen saßen regungslos auf ihren Plätzen und einige waren so weit vorgebeugt, das sie schon angst haben mussten sie würden gleich vorne überkippen und auf die Nase dotzen.

Während die Arena also gespannt auf den Kampf wartete und Shizuru bisher nur einfach so auf der Säule herumstand und Natsuki mit dem blick verfolgte, hatten sich auch noch zwei andere, weniger angenehme Gäste zutritt in die Gästeränge verschafft. Doch von dessen Existenz wusste hier bisher noch niemand, deswegen konnten die beiden jungen Männer, Zwillingsbrüder, die wie an die 18 Jahre alt wirkten, sich auch völlig frei unter das Publikum mischen und die Show verfolgen. Was es mit den beiden auf sich hatte, das würde sich später noch zeigen, doch etwas gutes strahlten die beiden gewiss nicht aus und jeder hier, würde sie noch im Gedächtnis behalten, nach dem heutigen tag..

Jetzt schien in der Arena endlich was zu passieren. Als Natsuki sich in die Luft erhob und Shizuru dazu brachte den kopf zu heben um dieser mit dem blick zu folgen, ging Shizuru in den Ausfallschritt. Auch sie hatte ihre Waffe bisher noch nicht materialisiert und stand mit leeren Händen da, was auch nicht das schlimmste sein musste.

Ein kurzes lächeln zeigte sich auf ihren Lippen, was eindeutig Natsuki galt, als wollte sie diese damit etwas beruhigen und von ihrer Unentschlossenheit abweichen lassen.. So nahm sie ihr dann also den ersten schritt ab und erhob sich wie ein blitz in die Luft um dann vor ihr aufzutauchen und mit dem kick eines Fußes versuchte nach ihr zu haschen. Das Natsuki schnell genug war diesem auszuweichen oder ihn zu kontern, das wusste Shizuru und deswegen geriet sie auch nicht in den stillstand und schlug immer wieder mit fuß und Handkantenschlägen auf sie ein. Das wirkte von der Geschwindigkeit her wie ein Maschinengewehr und schnell wurde aus der angespannten stille auf anfeuerndes grölen.. Dei beiden lieferten sich also erstmal einen waffenlosen Schlagabtausch in der Luft und das schien das Publikum erstrecht anzuheizen..

Irgendwann schwärmte Shizuru dann aber aus, Hakenschlagend wie ein Kaninchen und die Energieringe der handgelenke an ihrer Robe fingen an zu rotieren, ehe sie dann einen Energieblitz aus diesen entlud und auf Natsuki abfeuerte...

Die beiden finsteren gestalten verfolgten das aufmerksam. Einer von ihnen schien das zu filmen mit einem gerät, welches als Fernglas getarnt war.. der andere hackte mit seinen schmalen fingern auf der Tastatur eines mini Computers herum, welcher auf seinem Schoss ruhte.. Auf ein Funksignal hin, begann sich dann etwas unter dem Arena Boden zu regen.. Noch konnte man das nicht sehen... Aber Yohkos Computer registrierten diese Energieabweichung sofort. Sie sprang auf und glaubte ihren Augen nicht zu trauen als sie sah das sich dort unter der Arena etwas großen zu regen begann.. Sofort versuchte sie jemanden zu kontaktieren..
 

Wild blinkende Signale flackerten auf dem Bildschirm, den Yohko mit großen Augen betrachtete, während sie im Stillen darum bat, es würde endlich jemand am anderen Ende antworten. Sie wusste, dass Gakuenchou Kruger in der Zeremonie verwickelt war, geschweige denn in der Performance selber überhaupt Zeit zu finden ihren Notruf zu erhalten. Einzige Hoffnung war Miss Maria, die zweite Anlaufstellen, wenn es um Notfälle ging. Ihre Augen beobachten das zunehmende Spektrum, solche Massen an Energie hatte sie seit dem letzen Zwischenfall mit Shinso-sama nicht mehr gesehen. Doch etwas war anders hierbei. Sie kannte deutlich die Signale, wenn sich Slave näherten beziehungsweise von ihrem Master erschaffen wurden, dennoch brachte es niemals ihren Computer derart aus der Bahn. Die Professorin wusste eines mit Sicherheit und zwar dass es nichts Gutes bedeuten konnte.

Derweil, weit oberhalb des Labors, schien der Kampf reibungslos abzulaufen. Natsuki empfand die ersten Angriffe als Leichtigkeit, zeigte wie gewandt eine Otome auch in die Defensive gehen konnte, um im nächsten Moment mit einem Gegenangriff zu kontern. Erinnerungen an die Tage im Corallenrang kamen der Dunkelhaarigen in den Sinn, während sie ihr Gegenüber studierte. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass sie gegen Shizuru antreten musste, zumindest hoffte sie jedoch, dass es diesmal das letzte Mal sein würde. Selbst wenn es so aussah, als ob die beiden Frauen gnadenlos gegeneinander kämpfen würden, so arbeiteten sie hierbei eher zusammen. Es war kein Schlag auf Schlag, eher ein gerechtes Austeilen und Einstecken.

Aufregung ging durch die Zuschauertribünen, als Natsuki nur haarscharf der Energieladung auswich und ihr lediglich ein paar angesengte Haarspitzen zurückließ.

Ein keckes Quieken entrann der Kehle des jungen Mannes, während er immer noch gebannt durch das Fernglas seine Aufnahmen fortsetzte. Leicht stupste er seinen Bruder neben sich an ohne die Augen vom Geschehen zu nehmen. „Sie sind wirklich nicht schlecht…“, raunte er leise und deutlich breitete sich ein Grinsen auf seinen Lippen aus. Der Angesprochene gab nur ein Murren von sich, konzentrierte sich lieber auf den kleinen Computer auf seinem Schoß. Unaufhörlich hämmerten seine Finger auf die Tasten ein, gaben dem Gerät Befehle, die es auch augenblicklich auszuführen schien. Es gefiel ihm nicht, dass sie beide so offensichtlich in der Menge der Zuschauer waren, würde man sie jetzt bemerken, bliebe keine gute Möglichkeit zur Flucht. Wenn das Chaos erstmal losbrach, würde es kein Problem mehr sein. Er hoffte inständig, dass sein übereifriger Bruder sie beide nicht auffliegen lassen würde, bevor es soweit war.

Ein starkes Beben ging durch die Arena, ließ die Säulen bis hin zur Empore hinauf erzittern. Ein erneutes Toben ging durch die Menge, allerdings eher von Panik geziert als Aufregung. Gerade die Schülerinnen des Corallenrangs schienen sich ängstlich nach den älteren Otome umsehen.

Königin Mashiro wirkte wie gelähmt, als sie sich mit Mühe an ihrem Stuhl festgehalten hatte, aus dem sie fast hinausgefallen war. Für einen Moment begann die junge Adlige zu bedenken, dass es vielleicht Teil der Veranstaltung sein könnte. Die Blicke der Anderer insbesondere der Miss Maria verriet ihr jedoch das Gegenteil. Ihre Otome Arika war näher an den Rand herangetreten, um besser in die Arena hinunter blicken zu können.

In dieser waren Natsuki und Shizuru noch bis vor kurzen beschäftigt ihrer Performance eine neue Wendung zu geben. Das Beben brachte beide jedoch auch aus ihrem Konzept.

„Was zur…!“, entfuhr es Natsuki harsch, als die Säule, auf der sie zwischenzeitlich einen Stopp gemacht hatte, unter ihren Füßen anfing zu bröckeln und bedrohlich zu schwanken. Ihr Blick fiel an dieser vorbei, weiter nach unten in die Tiefe der Arena. Ein ungutes Gefühl machte sich in der Gakuenchou breit, dass der Tag wohl doch nicht gut enden würde.
 

„Was?!“ entglitt es der sonst so geziemen Miss Maria harsch, als sie von Yohko mitgeteilt bekam was die Computer zu diesem Rüttelausbruch sagten. Noch dazu zeigten sich die Computerdaten in harter Realität auf dem Arena Boden, wo gerade das Steinbett anfing aufzubrechen und Schluchten durch die Arena zu reißen wie bei einem Erdbeben. Nun hieß es nicht lange fackeln und handeln, egal was da unten passierte. Miss Maria klopfte der fassungslosen Arika gegen die Schulter und befahl ihr die Königin in Sicherheit zu bringen. Anschließend ließ sie einen Ruf durch ihren GEM zu allen Otome fließen, das diese ihre Master in Sicherheit bringen sollten, bzw. die Zivilisten evakuieren. Sofort wurden Aufrufe an die Bevölkerung gestellt, das diese sich sofort von diesem Grund und Boden entfernen sollten und die Otome machten sich sofort daran ihre Schützlinge zu evakuieren. Die Schülerinnen dieser Akademie erhielten die Erlaubnis sich zu Materialisieren und sollten ebenso helfen die Zivilisten von diesem Schauplatz zu entfernen.

In dem Moment fingen dann auch schon die Emporen das bröckeln an und Miss Maria musste zusehen das auch sie sich davon entfernte. Shizuru, die mit Natsuki noch unten in der Arena war, wurde sofort von dem Beben vom Kampf abgelenkt und es war unschwer zu erkennen das sich da etwas großes unter ihren Füßen bewegte. Ein rascher Blick zu Natsuki, dann Schoss Shizuru wie ein Blitz hoch und auf diese zu, um sie mit einem Armgriff von der Säule zu heben, welche dann auch schon in sich zusammen fiel. Oben in den Lüften ließ sie Natsuki dann sofort wieder los und ließ ihr Schmetterlingsschwert erscheinen, welches sie sofort fest umgriff. Noch ehe sie ein Wort an Natsuki richten konnte, brach dann auch schon ein riesiges Monstrum aus dem Arena Boden hervor. Es wirkte, als wäre das Wesen mit dem Boden verschmolzen, denn dessen Rücken war über und über mit Sandplatten bedeckt.. so als wäre der sandige Arenaboden zum Leben erwacht. Ihr Blick ging rüber tu den Tribünen, welche sich gerade panisch entleerten. Das hieß sie hatten freie Schussbahn und mussten nicht mehr aufpassen, das sie unschuldige mit den Kampf verwickeln könnten.

Zin und Zen hatten sich derweil auch schon aus dem Staub gemacht, blieben aber versteckt in der Nähe um sich das ansehen zu können und die Kampfdaten der beiden Otome aufzuzeichnen.. denn die würden sie noch brauchen.

Als das Monster sich reckte und mit dem Maul eine brüllende Geste formte, wobei eine schwarze, schleimige Substanz hervor geschossen wurde, wich Shizuru mit Natsuki sofort aus und die Mauer, welche von der Substanz getroffen wurde, fing an sich aufzulösen.. was darauf schließen ließ das das 100%ige Säure war..

„Ich halte es in Schach bis du deine Waffe geladen hast..!“ meinte Shizuru dann und schoss auch schon vor um das Monster anzugreifen. Mit den, sich entfalteten, Schwertenden hielt sie dann die beiden Pranken des Monsters in Schach und wich weiter dessen giftigem Speichel aus.. welches es immer wieder von sich feuerte. Doch während Shizuru mit dem Speichel zu kämpfen hatte, stellten sich Stacheln auf dem Rücken des Monsters auf, welche dann abschossen wie hunderte Pfeile. Shizuru weitete die Augen, wurde aber dann auch schon von einem der Stacheln in der Schulter getroffen und dieser blieb darin stecken wie ein Indianerpfeil.. Sie keuchte auf und geriet ins trudeln.. Doch sie hielt mit ihren Attacken nicht inne.. Tapfer lenkte sie es weiter ab und sah dann zu Natsuki.
 

Das Chaos brach wie erwartet los, ganz nach Plan der beiden Brüder, die sich in einem Tribünenzwischengang tief im Schatten der Treppen verschanzt hatten. Während Zin immer noch mit Neugierde versuchte die besten Szenen des Geschehens zu erhaschen, schien sein Bruder zufrieden einige letzte Eingaben zu machen. "Halt bloß drauf..", befahl er Zin mit tiefer Stimme, schließlich waren die Daten von großer Wichtigkeit und das ganze Szenario sollte nicht umsonst gewesen sein. Sie durften sich jetzt keine Fehler leisten.

Die Zuschauerränge leerten sich mittlerweile ziemlich schnell, niemand wollte wirklich noch hier sein, wenn womöglich alles zusammenbrach. So gut wie jede Säule, jedes Mauerwerk fing an unter der mächtigen Erschütterung, die das Wesen verursachte zu leiden.

Arika, die noch bis vor kurzen mit Fassungslosigkeit die Arena beobachtet hatte, drehte sich nun auf Miss Marias Befehl rasch um. Sie wusste, dass sie zuerst die Königin schützen musste, denn ohne diese wäre es für sie nicht möglich zu kämpfen. Dennoch drängte es in ihr sich ebenfalls in das Kampfgeschehen mit einzumischen. Viel zu oft waren schon Menschen Gefahr gewesen, die ihr etwas bedeuteten und nun war es die gesamte Akademie.

„Mashiro-chan…“, kam nur der schnell Aufruf, als sie die ängstlich wirkende Königin beim Arm packte und von der Empore zog. Erst galt ihre Sicherheit, dann würde sie mithelfen, so gut es ging.

Die Luft wich ungewollt schnell aus Natsukis Lungen, als sie Dank Shizurus dem Fall von der Säule entging. Sie warf ihr einen kurzen Blick zu, wurde jedoch schon bald von dem Monstrum, was sich aus den Tiefen der Arena empor hob abgelenkt. Die markanten Augenbrauen zogen sich zusammen, als sich ihre Miene langsam verfinsterte. Sie konnte nicht fassen, dass die Zeremonie so dreist von diesem Wesen gestört wurde, das stand nicht auf der Tagesordnung. Erleichtert stellte sie fest, dass Miss Maria sich um die Evakuierung kümmerte, somit konnte sie sich vollkommen auf den Kampf und die Vernichtung des Störenfrieds konzentrieren.

Ihre Augen weiteten sich ein Stück, als sie beide dem ätzenden Angriff des Monsters ausgewichen waren. Wenn es schon so etwas mit einem Stück Mauer anstellen konnte, wollte sie sich nicht ausmalen, wenn es sie treffen würde. Ein kurzes Nicken folgte, als Shizuru zum Angriff überging und als Ablenkungsmanöver diente. Natsuki flog einen Bogen, näherte sich von hinten, beabsichtigend den Gegner gnadenlos aus dem Hinterhalt verletzen zu können.

Gerade als sie ihr Element materialisieren wollte, griff das Ungetüm mit seinen Stacheln an. Instinktiv sah sie zu Shizuru rüber, als diese von einem dieser getroffen wurde.

„Shizuru!“, ertönte die Stimme der Jüngeren erschrocken. Zu mehr Worten kam sie nicht, als sich aus den hinteren Teil der deutlich erkennbaren Sandplatten, ein gezackter Schwanz, der peitschend auf sie schwang, erhob. Geschickt wich sie diesem aus, suchte eine Lücke, etwas Freiraum um ihre Kanone endlich laden zu können. Der besorgte Blick glitt erneut zu ihrer Gefährtin, die trotz Verletzung weiter kämpfte. Nach einem erneuten Ausweichen, zog sich Natsuki etwas zurück, flog aus der Reichweite des Schwanzes.

An einem geeigneten Punkt hielt sie inne, materialisierte schließlich ihre Kanone.

„Load Silver Cartrigde!“, die Worte zu drangen befehlend über die Lippen der Gakuenchou, die Kanone im Anschlag bereit zu feuern. Ihr GEM zählte langsam den Countdown, während sich ihre Hände fester um den Griff der Waffe zogen.

Mit einem knappen „Fire!“ schoss der rote Strahl aus dem dunklen Kanonenrohr, richtete sich zielstrebig auf den Mittelteil des Monsters. Durch den Rückschlag, geriet Natsuki kurz ins Schwanken, wurde einige Meter weiter nach hinten befördert.

Man konnte sofort erkennen, dass der Angriff geglückt war, als das Wesen in seinen Bewegungen inne hielt und förmlich durchlöchert wurde. Mit einem bestialischen Stöhnen bäumte es sich auf, nutze den Moment um von innen heraus zu implodieren. Ein Gemisch aus der schwarze Substanz und anderen Sachen erfüllte die Luft, drohte alles in seinem Umfeld durch Verätzungen zu zerstören.
 

Als Natsuki ihre Kanone lud, schwärmte Shizuru noch einige male aus wie eine Mücke, um das Monster zu ärgern bzw abzulenken. Immer wieder musste sie säure, stacheln und Schwanzhieben ausweichen, doch trotz der Verletzung zeigte sie keine Müdigkeit. Sie konnte ihre Waffe nun aber nur noch mit einem arm bewegen. Zudem hatte der Stachel, welcher sich in ihr Fleisch gefressen hatte, zahlreiche kleine Widerhaken, die sich schmerzlich in ihrer Schulter verankert hatten und laut den schmerzen wurden diese etwas größer.. mit jedem mal wo sie sich bewegte.

Als Natsuki ihren Feuerruf aussprach, zischte Shizuru zurück und ging etwas auf Abstand, mehr noch, als das Wesen implodierte. Sie zog die brauen zusammen und sah gen Natsuki, welche durch den Rückstoß ins trudeln geraten war. Das Wesen drohte alles um sich herum mit seinen ätzenden Innereien zu treffen, inklusive der beiden Otome.

Während Zin brav auf das geschehen hielt um alles zu filmen, grinste er sich einen Wolf. „alles wie geplant.. jetzt wissen wir, wie sie Bedrohungen annehmen und darauf reagieren.. das reicht für uns..“ meinte der kleinere, steckte die Kamera ein und suchte dann mit seinem Bruder das weite um weiter ihre finsteren Pläne zu schmieden.

Shizuru dachte nicht lange nach. Alles was sie im Augenmerk hatte war Natsuki. Also schoss sie wie ein Blitz in deren Richtung, schnappte sie sich im Flug und schoss dann mit ihr über das Mauerwerk der Arena und ging im Schlosspark zwischen einigen Bäumen nieder.. allerdings mehr fallend als das sie landete. Schützend begrub sie Natsuki unter sich und kämpfte dabei mit ihren Sinnen, die ihr durch die starken Schmerzen zu entgleisen schienen und sie einer Ohnmacht nahe brachten.

Das Monster also Implodierte und ergoss seinen gesamten Inhalt über das Anwesen.. welches dann anfing sich in seine Bestandteile aufzulösen. Über die hälfte der Arena wurde dem Erdboden gleichgemacht. Zum glück aber hielten sich Shizuru und Natsuki weit genug entfernt auf. Erleichtert seufzte die Ältere und lächelte schwach. „Wo hättest du nur deinen Kopf… ohne mich… Gakuenchou?“ säuselte sie leise, ehe sie dann gänzlich der Bewusstlosigkeit verfiel.
 

Wie erstarrt beobachtete die Otome die schwarze Welle wie sie sich auf sich zu bewegte. Natsuki wusste, dass sie sich in den nächsten Sekunden schleunigst bewegen sollte, brachte es jedoch nicht dazu. So hatte sie Shizuru ein weiteres Mal ihre Leben zu verdanken, als diese sich in sichere Distanz mit sich zog. Ihre Waffe war längst aus den Händen geglitten und wieder dematerialisiert. Die Bilder huschten so schnell vor ihren Augen vorbei, dass sie jene für einen Moment schließen musste um nicht vollkommen die Sinne zu verlieren.

Schon in dem Moment als sich Shizurus Arme schützend um sie legten, merkte Natsuki, dass sie nicht vollkommen in Ordnung war.

Der dumpfe Aufprall auf der Wiese, ließ ihre Rückenpartie für ein paar Momente anspannen, wobei die Robe den meisten Schaden bereits abdämpfte. Sogleich suchte sie Augenkontakt zu der Älteren, Sorge erfüllte sie schon seit dem Moment, in dem Shizuru verletzt wurde. Es schmerzte sie selber, das Stechen in ihrem Brustkorb war unerträglich, während die Angst dieses Gefühl nur noch weiter schürte.

Sanft drückte sie die Otome von sich, sah die rubinfarbenen Augen, die sich mit Erleichterung anblickten. Sah die Bedingungslosigkeit, mit der sie sich jederzeit für Natsuki opfern würde und die Stricke zogen sich noch enger um ihr Herz.

"Shizuru...", rann der Name leise über die Lippen der Jüngeren, bevor Shizuru zum Wort ansetzte und schließlich ohnmächtig auf ihr zusammenbrach.

„Sh-hizuru!“, Angst spiegelte sich sofort in dem dunklen Grün, als Natsuki fanatisch ihre Freundin an den Schultern packte und von sich schob. Vorsichtig hielt sie den Kopf der Älteren fest, bettete ihn auf ihren Schoß. Ihr Blick fiel auf den Stachel, der immer noch senkrecht aus ihrer Schulter ragte und eine klaffende Wunde in Robe und Haut hinterließ. Sie bedachte kurz für einen Moment das garstige Ding sofort hinauszureißen, es so weit wie möglich von Shizurus fernzuhalten, dennoch wusste sie nicht, ob sie damit vielleicht nur noch mehr anrichten könnte. Besorgt suchten ihre Augen jedes Stück an Shizurus Robe ab, suchend nach weiteren Verletzungen.

Es geschah nicht oft, dass die Gakuenchou einer Situation vollkommen hilflos gegenüberstand, dennoch fingen Panik und Angst ihren Verstand zu vernebeln. Leicht mit den Zähnen knirschend, ermahnte sie sich selber, einen kühlen Kopf zu bewahren, es war schließlich Shizuru um die es ging. Langsam schob sie ihre Arme unter den Körper der anderen Otome, hob sie mit Leichtigkeit und Dank ihrer Robe in diese hoch. Sie musste Hilfe aufsuchen, Yohko würde schon wissen, was zu tun war.

Natsuki brauchte nur einen Augenblick um sich zu orientieren, bevor sie sich so schnell es ging in die Luft erhob. Mit dem doppelten Gewicht, würde ihre Robe bald die notwenige Energie verlieren, dennoch war es ein Risiko das Natsuki ohne an Konsequenzen zu denken, einging.

Dennoch erreichte sie mühelos den Eingang ins Gebäude während sich kurz darauf ihre Robe dematerialisierte und Natsuki in ihrem Meistergewand zurückließ. Ruckartig verstärkte sich ihr Griff um Shizuru, die Anspannung deutlich auf dem Gesicht der Jüngeren abzulesen. Den Rest musste sie nun wohl ohne Robe schaffen, aber die junge Gakuenchou war stärker, als man auf den ersten Blick vielleicht angenommen hätte.

„Yohko..“!, rief Natsuki erschöpft aus, als sie schwere Schritte schließlich bis hin zum Labor, brachten. Sie stolperte hinein und konnte nun nicht anders als in die Knie gehen, die Arme weiterhin schützend um die Braunhaarige.
 

Von all der Mühe, Angst und Hektik der Gakuenchou, bekam Shizuru nichts mehr mit. Die Ohnmacht hatte sie unter sich begraben wie eine Schneelawine, die mit vollem Karacho einen Berg hinabdonnerte. Ihr blasses Gesicht wirkte noch blasser und ihre Lippen waren halb geöffnet. Sie hing in den Armen Natsukis wie ein nasser Sack und es fühlte sich an als würde kein leben mehr durch diesen Körper fließen. Wenn da nicht dieses leichte, schmerzverzerrte zucken der Muskeln wäre, dann könne man sie wirklich für tot halten. Der Stachel ragte wie ein Horn aus Shizurus Schulter und der Größe nach zu urteilen, wäre es ein Wunder wenn die Otome ihre Schulter danach überhaupt wieder zum Einsatz bringen könnte.

Weder von dem Flug, der Landung noch dem eilen in das Labor bekam sie etwas mit. Das alles zog an ihren Sinnen vorbei wie der Wind.

Yohko, welche gerade mit Miss Maria über das Headset sprach, riss sofort den Kopf herum, als die Gakuenchou in ihr Labor sackte, noch dazu mit Shizuru auf dem Arm. „Gakuenchou!“ rief sie und riss sich das Headset vom Kopf, ehe sie zu den beiden rüber rannte und in die Knie ging. Die Frage was passiert wäre, konnte sie sich angesichts der Lage sparen und winkte dann sofort den Cyborg herbei, welcher hier auch als ‚Professor’ bekannt war. Sofort nahmen sie Natsuki den schlappen Körper Shizurus ab und verfrachteten diese auf eine der Liegen um sich erstmal einen überblick zu verschaffen.

Irina, welche im Labor mit großer Begeisterung aushalf, widmete sich derweil der erschöpften Gakuenchou. Sie ließ ihr erstmal einen Schluck Wasser zukommen und überprüfte dann ob der Headmaster auch etwas abbekommen hatte. Als Natsuki sich dann erheben wollte um Yohko und dem Professor zum Behandlungstisch zu folgen, drückte Irina sie wieder runter und versuchte das sachlich mit ihr zu klären. „Die wissen schon was sie tun, Gakuenchou..“ sagte sie und versuchte ein aufmunterndes Lächeln.

Währenddessen überprüfte Yohko Shizurus Vitalfunktionen und der Professor nahm den Stachel unter die Lupe. „Ein großes Böses Ding.. that´s not good..“ sprach der Cyborg dann. Yohko zog die Brauen zusammen und betrachtete den Körper der Otome. Ihre Robe hatte sich noch immer nicht dematerialisiert, was diese aber längst hätte tun müssen, aufgrund von Shizuru schlechter körperlicher Verfassung. Mit der Robe und den aktiven Nanomaschinen würden sie sie aber nicht behandeln können. Was also tun? Die junge Ärztin biss sich auf die Lippen. Die Nanomaschinen zu entfernen, das war unmöglich.. aber vielleicht.. könne man sie ja lahm legen. Die Prozedur war jedoch noch nicht ausgereift und man konnte unmöglich genau wissen was dadurch passierte.. und ob es überhaupt möglich war, sie danach wieder zu aktivieren. Doch wenn sie nichts täten, dann würde Shizuru sterben.. und das Herzflackern das nun eintrat, bestätigte diesen Gedanken. „Professor! Leiten Sie die Deaktivierung der Nanomaschinen ein!“ befahl sie dann klipp und klar. Der Cyborg zögerte, tat dann aber wie ihm geheißen und trug einen großen Metallring heran, welcher wie ein Bogen über die Liege gespannt wurde. Durch einen Knopfdruck und das verbinden einiger Kabel, fing der Bogen dann an der Liege auf und ab zu fahren und bestrahlte Shizurus Körper dabei mit einem bläulichen Licht. Dabei sendete er magnetische Impulse aus. Shizuru verzerrte das Gesicht und ihr Körper begann sich darunter aufzubäumen und zu winden. Die Nanomaschinen in ihr schienen sich gegen die Behandlung zu wehren und das hatte auch Schmerzen zur Folge. Shizuru stieß einen Schrei aus, wie man ihn noch nie gehört hatte und dann begann die Robe von ihr abzubröckeln in tausend kleinen Teilen.. Yohko hielt sich eine Hand vor den mund und konnte kaum glauben was das für Reaktionen zur folge hatte.. Ob sie das richtige getan hatte? Als die Robe dann nur noch Staub auf der Liege war, und Shizuru nun völlig Nackt war, sackte ihr Körper schlaff zusammen und ihr Kopf kippte zur Seite. Yohko schnellte herbei und fühlte ihren Puls. Ihre Augen weiteten sich und sie sah zum Professor. „Defibrilieren!!“ rief sie und der Professor jagte zurück um mit einem Kasten wiederzukommen, welchen er aufschnappen ließ und dann mit den beiden kühlen Metallkontakten Shizurus Brust zu berühren und dieser einen Elektroschock zu verpassen. Ihr Brustkorb hob sich dabei. „Noch mal!“ sagte Yohko und der Cyborg ließ sich noch einen Stromstoß in den Körper entladen. Nun sprangen die Lebenszeichen auf den Monitoren wieder an. Mit schweiß auf der Stirn fühlte sie noch mal ihren Puls und gab dann Entwarnung.. Jedoch war der Stachel noch immer nicht draußen..

Schluckend wagte Yohko sich kaum daran, diesen zu entfernen. Zuerst aber ließ sie eine Röntgenaufnahme machen um zu sehen wie der Stachel verankert war. Der Professor hatte derweil ein Auge auf den Lebenszeichen der Otome… welche, genau genommen, nun gar keine mehr war.. Denn die Nanomaschinen befanden sich im Tiefschlaf und würden auch nicht auf ein ‚Materialize’ reagieren. Auch ihr Meister GEM hatte einen tiefen Sprung bekommen..
 

Einige Sekunden stützte Natsuki sich mit gespreizten Fingern auf dem kühlen Boden des Labors ab, als man ihr Shizuru aus dem Arm nahm. Ihr Atem ging schwer, die Anstrengung immer noch deutlich auf ihrem Gesicht zu erkennen. Erst als sie das Glas Wasser unter ihrer Nase sah, hob sie den Blick und schaute in das besorgte Gesicht der jungen Schülerin.

"Danke..", erklang ihre Stimme rau, als sie das dargebotene Glas mit zittrigen Fingern annahm. Sie nahm einige Schlucke daraus und ließ es dann achtlos zu Boden gleiten. Ihre Gedanken zählten immer noch Shizuru, auch wenn Natsuki wusste, dass sie nun in guter Obhut war. Noch bevor sie sich erhoben konnte, spürte sie Irinas Hand, die sie sanft wieder zu Boden drückte. Ihr Widerstand war nicht sonderlich groß, zu sehr hatte der doch längere Marsch an ihren Kräften gezehrt. Vielleicht hatte Irina Recht, sie sollte Yohko und den Professor in Ruhe arbeiten lassen. Der innere Drang an Shizurus Seite zu bleiben war trotzdem alles andere als gering.

Erst als Yohko den Befehl zur Deaktivierung der Nanomaschinen gab, wurde die junge Gakuenchou wieder hellhörig. Ihr Kopf hob sich schnell, der Blick fixiert auf die Ärztin und den Professor, die beide um die Liege rumwuselten. Ihre Glieder spannten sich automatisch an, das Gesicht in Missfallen verzogen.

Yohko hatte sie schon vor einiger Zeit über diese Methode unterrichtet, über die Vorteile, die es in einem Notfall erbringen könnte genauso wie über die Nachteile, die es mit sich zog. Es war ohnehin von Grund auf gefährlich die kleinen Maschinen in der Blutbahn einer Otome zu stören. Sie waren fester Bestandteil des Körpers, waren darauf programmiert jeglichen Widerstand von außen zu unterbinden. Natsuki wunderte sich ein wenig, warum sie in diesem Fall nicht halfen, warum sie den fremden Stachel nicht einfach eliminierten.

Erneut versuchte sie auf die Beine zu kommen, ließ sich diesmal nicht beirren in ihrem Vorhaben. Etwas wackelig, aber stehen konnte sie, als Irina ihr anbot auf einer anderen Liege doch solange Platz zu nehmen. Sie ignorierte die Worte der jungen Otome schlichtweg, näherte sich Schritt für Schritt der Liege, auf der Shizuru so hilflos lag.

Kurz bevor sie diese erreichen konnte, erfüllte ein schrilles Piepen das Labor. Die Anzeigen auf dem Monitor, der Shizurus Lebensanzeige darstellte, nahmen rapide ab bis sie sich zu einem linearen Strich formierten. Natsukis Augen weiteten sich, es konnte einfach nicht passieren, was sich gerade vor ihren Augen abspielte. Augenblicklich war sie an Shizurus Seite, klammerte die Finger an den kalten Rand der Liege.

"Shizuru!", verließen, verärgert über ihre eigene Hilflosigkeit, die Worte den Mund der Direktorin. Die Augenbrauen zogen sich zusammen, Tränen schlichen sich unverbost in die Augenwinkel, während sie Shizuru sterben sah. Die nächsten Momente geschahen so schnell, das Natsuki nur halb mitbekam, dass sie leicht von Professor Gal weggeschubst wurde, als dieser anfing die Otome auf der Liege wieder zu beleben.

Verzweifelt versuchte Irina die aufgebrachte Gakuenchou zurückzuziehen, den beiden anderen Freiraum zu verschaffen, doch das arme Mädchen konnte gegen den eisernen Willen nicht viel ausrichten. Erst als Yohko Entwarnung gab, hörte Natsuki mit dem wilden Zerren, gegen den Griff der Jüngeren, auf.

"Yohko tu doch was!", sie klang verärgert, sichtlich verzweifelt, hilflos der Situation gegenüber.

Die Angesprochene warf von den Röntgenaufnahmen einen kurzen Blick zum Oberhaupt der Akademie. Sie verstand die Aufregung dieser, dennoch konnte sie nun nicht einfach achtlos handeln. "Ich gebe schon mein Bestes, Gakuenchou..", versicherte sie mit angespannter Miene. Erneut schaute sie sich die Aufnahmen von Shizurus Schulter an, der Stachel schien doch mehr Schaden angerichtet zu haben als auf den ersten Blick erkenntlich war. Die kleinen Widerhaken am Ende bereiteten ihr im Moment die größte Sorge.

Sie trat an die Liege heran, betrachtet den Stachel genau, wobei ihr auffiel, dass er nicht ganz organisch zu sein schien, sondern auch technologische Bestandteile hatte. "Er muss da raus und das so schnell wie möglich...", murrte sie mehr zu sich selbst, es war ungewiss, was er vielleicht noch anrichten konnte. "Professor..!", lenkte sie die Aufmerksamkeit diesem auf sich. "Wir werde den Fremdköper operativ entfernen, überwachen sie die Lebensanzeigen genau. Sollte sich etwas ändern, geben sie sofort Alarm!". Gal nickte hektisch, war schon drum und dran die Instrumente für Yohko herbeizuholen, bevor er sich wieder dem Monitor widmete.

Schließlich begann die Ärztin sich Stück für Stück vorzuarbeiten, sie musste den Stachel schließlich an der Wurzel entfernen. Es war eine nervenaufreibende Prozedur doch letztlich erlangte sie dann doch die kleinen Widerhaken, die sich so garstig in die Haut verankert hatten.
 

Selten, erlebte man die Gakuenchou so aufgebracht.. so außer sich und jenseits ihres Ruhe Pols. Doch dieser Pol war eben Shizuru und diese lag so ziemlich Schachmatt auf der Liege und kämpfte um ihr Leben. Shizuru war immer an Natsukis Seite gewesen und zeigte aus Liebe zu dieser niemals einen Funken Schwäche, im Gegenteil, sie war immer diejenige die andere beruhigte, inklusive Natsuki natürlich. Die Ältere war der geborene Streitschlichter und niemand kam je auf die Idee ihr da zu Widersprechen. Shizuru schien einfach immer Recht zu haben und ihre Besonnenheit kerbte sich in jedermanns Herz. Sie herrschte nicht nur als Ruhepol neben Natsuki, sondern über die ganze Akademie. Sogar bei der Sache mit Tomoe war sie niemals ausgerastet.. Sie hatte das ertragen. Ertragen zum Wohle von Natsuki und der Akademie. Aber um Natsuki kein schlechtes Gewissen zu machen, hatte sie ihr gegenüber auch niemals ein Wort darüber verloren außer es als ‚Spaß’ bezeichnet zu haben.. Damit schien die Sache dann gegessen, doch Shizuru fühlt sich noch heute ‚schmutzig’ deswegen. Oft liegt sie Nachts wach und denkt darüber nach.. Bekommt diese abstrusen Bilder einfach nicht aus ihrem Kopf.

Während Gal auf die Monitore starrte, um sicher zu gehen das Shizurus Herz nicht noch mal den Geist aufgab, stichelte Yohko pingeligst genau in der Wunde herum, um die Widerhaken irgendwie dazu zu bewegen, sich zurückzuziehen. Bei jedem, nicht ganz organischen, Objekt, gab es einen Punkt, wo sich dieses zurückzog. Das war wie ein Reflex. Doch egal wie lange sie auch tastete, das ding schien nicht zu reagieren. Nicht nur das die Nanomaschinen an diesem Stachel gescheitert waren, es schien sich auch so fest gesetzt zu haben, das es nie wieder rausgehen wollte. Es schien gegen jede Eventualität gewaffnet zu sein und reagierte auf äußere Einflüsse.

Während Gal auf die Monitore starrte, um sicher zu gehen das Shizurus Herz nicht noch mal den Geist aufgab, stichelte Yohko pingeligst genau in der Wunde herum, um die Widerhaken irgendwie dazu zu bewegen, sich zurückzuziehen. Bei jedem, nicht ganz organischen, Objekt, gab es einen Punkt, wo sich dieses zurückzog. Das war wie ein Reflex. Doch egal wie lange sie auch tastete, das ding schien nicht zu reagieren. Nicht nur das die Nanomaschinen an diesem Stachel gescheitert waren, es schien sich auch so fest gesetzt zu haben, das es nie wieder rausgehen wollte. Es schien gegen jede Eventualität gewaffnet zu sein und reagierte auf äußere Einflüsse. Yohko aber versuchte es weiter. Sie kam dann an einen Punkt, wo die wiederhaken schließlich reagierten. Yohko zog sofort die Brauen zusammen und hielt einen kleinen Schocker parat, der das Ding lahm legen würde, doch da sprang es auch schon leichtfertig aus Shizurus Schulter, als wäre es dort nie verankert gewesen und fing an zu wachsen. Es fleuchte wie eine Spinne über den Boden und schoss auf Gal zu. An diesem wollte es vorbei und hatte schon Fühler ausgefahren mit denen es in das System eindringen wollte, doch da hatte es nicht mit dem flinken Gal gerechnet, welcher sofort ein großes Glas über das Viech stülpte und dieses dann mit Elektroschocks zum stillstand brachte. „Interesting..“ meinte der Professor und ließ ein kaltes gas in das Glas laufen, welches das kleine Monster Schockfrostete. Sie würden es so später untersuchen können…

Yohkos Herz war ihr sichtlich in die Hose gerutscht, doch sofort galt ihre Aufmerksamkeit wieder Shizuru. Die Wunde war sichtlich kleiner geworden und der Stachel schien zu ihrem großen Glück keinen Knochen verletzt zu haben sondern absichtlich nur im Fleisch gesteckt zu haben. Sie machte sich dann daran Shizuru etwas zu spritzen, dann die Wunde zu verlöten und den Rest zu nähen. Nachdem sie dann auch noch alles verbunden hatte. Sorgte sie dafür das Shizuru weich gebettet wurde. Natürlich bekam die Meister Otome ein eigenes Krankenzimmer und würde dort unter ständiger Beobachtung stehen.

Etwa 3 Stunden vergingen, bis etwas ruhe eingekehrt war. Jedoch hatten bei Shizuru Fieberschübe und Zitterwallungen eingesetzt. Das war eine negative Reaktion der Nanomaschinen, welche so unfreiwillig in den Ruhestand versetzt worden waren.. Vermutlich war der beinahige tod nicht das schlimmste für Shizuru, wenn man ihr das erzählen würde.. Das sie für den Moment keine Otome mehr war, geschweige denn man wusste, ob sie das je wieder sein könnte.. würde ihr sicher einen Herzinfarkt bescheren..

Eine weile später.. öffnete sie dann ihre flackernden Lider.. „Na..tsuki..“ war das erste was über ihre rauen Lippen kam.. noch ehe sie richtig erwacht war.
 

Lange noch blieb Natsuki an der Stelle verharren, immer wieder einen Blick auf Shizuru erhaschend, wenn sich Yohko bewegte um besser an der Wunde operieren zu können. Wie hatte das alles nur passieren können, man hätte doch annehmen können, dass sie seit dem letzen Angriff auf die Akademie besser gewappnet waren. Die Meister Otome gab sich selbst Schuld daran, sie war schließlich Leiter dieser Einrichtung, es war ihre Aufgabe die Menschen in Garderobe zu beschützen, mit allen Mitteln die zur Verfügung standen.

Wenige Augenblicke nachdem Yohko alles für den Transport der verwundeten Otome abgeklärt hatte, war Natsuki schon wieder an dessen Seite. Sie wollte Shizuru keinen Moment aus den Augen lassen, viel zu groß war die Angst, dass sie sie doch endgültig verlieren könnte. Der Gedanke war unerträglich, niemals hätte sie sich gedacht, dass es so schmerzhaft sein könnte. Wenn Shizuru nicht mehr wäre, wäre ihr Leben auch verwirkt, sie würde untergehen, sich vielleicht in ihre Arbeit vergraben oder ganz gegenteilig Garderobe verlassen. Es war ein Gedanke, den Natsuki nicht gerne weiter verfolgen wollte, sie war im Moment nur heilfroh, dass Shizuru am leben war.

Das Krankenzimmer erschien nach einer Weile immer unsympathischer, in den Augen der Dunkelhaarigen Es war kein Ort an dem man mit Freude schnell gesund werden konnte. Sie hatte sich neben Shizurus Bett auf einem Stuhl niedergelassen, diesen so nah wie möglich herangezogen. Ihre Hände umschlossen eine derer Shizurus, spürten die Hitze die zeitweise von dieser ausging, von Fieber verriet. Die grünen Augen beobachten das unruhige Gesicht, die Augen, die unter geschlossenen Lieder hin und herhuschten. Sie bat inständig darum, dass sie sich bald öffneten, sie in das so von ihr geliebte Rubin blicken durfte. "Shizuru...“, nur leise raunte sie den Namen, deutlich die Besorgnis mitschwingend.

Eigentlich hätte sie sich, nun wo Shizuru in Sicherheit war, um die Situation an der Akademie kümmern müssen, doch die starrköpfige junge Frau wollte partout nicht von Shizurus Seite weichen. Yohko war noch lange bei ihr geblieben, hatte die Umstände erklärt in welcher Shizuru sich derzeit befand, hatte versucht auf sie einzureden, sich zumindest kurz von ihr untersuchen zu lassen, doch Natsuki lehnte nur mit bitteren Worten ab. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass die Ärztin zu diesem radikalen Mittel gegriffen hatte. Sie war ihr dankbar, dass sie Shizurus Leben gerettet hatte, doch der Preis, dass sie momentan keine Otome mehr war, war in Natsukis Augen fiel zu hoch. Sie fürchteten um Shizurus Reaktion, wenn man sie dessen unterrichtete. Yohko ließ sie schließlich alleine, als sie merkte, dass es keinen großen Sinn hatte auf die Gakuenchou einzureden.

Minuten vergingen, Stunden, in denen die Jüngere über die Braunhaarige wachte, bis sie schließlich der eigenen Erschöpfung erlag und den Kopf neben Shizuru auf das Bett sinken ließ. Erst als sie leise ihren Namen vernahm, hob Natsuki ihren Kopf, blinzelte einige Sekunden verwirrt, in denen sie sich orientierte. Sanft drückte sie Shizurus Hand, als sie mit Erleichterung in das dunkle Rot ihrer Augen sah.

„Ich bin hier…“, murrte sie sanft der Älteren zu, nahm dabei nicht einmal war, wie sich heimlich eine Träne einen Weg auf ihrer Wange bahnte, gefolgt von einer weiteren. In dem Moment fühlte sie wie einige Last von ihr fiel, die Angst und Ungewissheit wurde zumindest ein klein wenig geringer. „Wie geht es dir...?“, die Frage klang absurd, wo Natsuki doch ohnehin über ihren Zustand Bescheid wusste, doch wie wollte es von Shizuru hören, wollte sie bei Bewusstsein halten, die sanfte Stimme hören, die ihr versicherte alles wäre in Ordnung.
 

Alles um sie herum nahm sie zuerst wahr wie durch einen Schleier. Die Worte Natsukis, der druck ihrer Hand, die Geräusche und auch die leichten Schmerzen, welche in ihrem Körper wüteten und sie auf die Schulter entluden. Die medizinische Technik der Akademie war ausgereift und so würde die Wunde, dank Yohkos Behandlung, sicher schnell verheilen. Schlimmer wäre eine Knochenverletzung gewesen. Aber am schlimmsten war wohl momentan die Reaktionen von Shizurus Körper auf das lahm legen der Nanos.. Der würde sich nämlich nicht so schnell an die neuen Umstände gewöhnen, wenn überhaupt. Es kann auch sein, dass Shizuru diese Fieberschübe und Schwächeanfälle für den Rest ihres Lebens haben würde.. Das konnte man leider nicht sagen, da Yohko noch nie zu dieser Maßnahme greifen musste. Das Die nanos gegen das männliche Enzym allergisch waren und sich dadurch endgültig abschalteten, war bei jeder Otome bekannt, doch das man sie durch starke, magnetische Impulse zum stillstand brachte, war für den Körper eine Tortur von dem er sich vielleicht schwer.. oder gar nicht mehr erholen konnte.

Die wärme, welche von Natsukis hand ausging und in ihre überging, holte Shizuru langsam in die Wirklichkeit zurück und die zeichnete sich in form eines Krankenzimmers ab. Sie sah sich etwas um, hatte mühe ihren verklärten blick unter Kontrolle zu bringen um wirklich etwas zu erkennen. Als sie es dann schaffte und ihr blick sich klärte, fielen ihr auch sofort die Ereignisse ein. Ihr Blick huschte neben sich zu Natsuki, welcher es zum glück gut zu gehen schien. Diese dumme.. treudoofe Frau.. welche immer erst an Natsuki dachte als an sich selbst.. Ihr fiel ein Stein vom herzen. Als sie allerdings sah, wie sich tränen über die Wangen der Gakuenchou schlichen, welche wohl nie jemand zuvor gesehen hatte, zog sie leicht die brauen zusammen und erwiderte den druck ihrer hand. "warum.. warum benetzt du dein hübsches Gesicht mit tränen, Kruger Natsuki?" fragte sie leise und schenkte ihr ein schwaches, aber zuckersüßes lächeln. Hübsches Gesicht.. waren das die Drogen bzw. schmerzmittel welche da aus Shizuru sprachen? Oder die Nahtod welche ihre sinne vernebelte? Doch aufgrund Shizurus liebenswerter humorvollen art.. konnte man da nicht sicher sein.. sicher würde sie sowas auch ohne jegliche Medikamentelle Einflüsse sagen.. "was ist denn so traurig.. Gakuenchou?" fragte sie leise und sah sie weiterhin an. Shizuru wirkte ruhig.. eher zu ruhig.. Und das zusammenziehen ihrer Brauen.. und der Ausdruck in ihren klaren Augen verriet durchaus, das sie wusste, das etwas mit ihr nicht stimme. Ein kurzes fassen mit den Fingern an ihren GEM, den Spliss spürend, und sie wusste genau was geschehnen sein musste.. Sie wusste nicht wie.. oder warum genau.. aber sie wusste das es nur das sein konnte.. und das ihrem Körper ein teil seiner selbst nun fehlte..

Shizuru schluckte schwer, versuchte dennoch an sich zu halten, um kein falsches bild von sich abzugeben, was es Natsuki nur noch schwer machen würde..

"ich.. will nicht hier bleiben.." sagte sie dann leise und ihre stimme zitterte merklich.. Sie war ähnlich gestrickt wie Natsuki und hier unten in diesem sterilen raum.. würde sie niemals gesund werden können.. Sie wollte hoch.. hoch in ihre Gemächer.. egal.. Hauptsache dennoch in der nähe von Natsuki..
 

Erst als Shizuru sie darauf aufmerksam machte, fiel Natsuki auf, dass ihr Tränen die Wange hinunter liefen, sie in weinen ausgebrochen war, vor Erleichterung gleichzeitig aber auch vor Verzweiflung. Schnell benutze sie den Ärmel ihres Meistergewands um die salzige Substanz aus ihre Augen zu wischen.

Normalerweise hätte ein solcher Kommentar die junge Frau zum erröten gebracht, peinlich berührt, darüber, dass Shizuru sie als hübsch bezeichnete, doch angesichts der Lage geschah nicht einmal das. Traurig blickten die dunklen Smaragde die Ältere an, wollten ihr so gerne die besten Neuigkeiten übermitteln, dass es ihr bald wieder gut gehen würde. Doch Natsuki wusste nicht einmal, ob das der Falls sein würde, niemand wusste das zurzeit.

Erneut drückte sie Shizurus Hand, wollte diese spüren lassen, dass sie bei ihr war. Ein bitteres Lächeln legte sich auf ihre Lippen, ließ ihr Antlitz für einen Moment qualvoll erscheinen, mit den Emotionen kämpfend.

Sie konnte Shizurus Blick nicht standhalten, als sich diese nach dem Grund ihrer Trauer zu informieren versuchte. Sie hatte allen Grund traurig zu sein, die Situation war schon längst ihren Händen entgleist. Wie sollte sie Vorranblicken können, wenn der Grund zum kämpfen schwach, der Kräfte entraubt vor ihr lag? Es waren keine Worte notwenig, damit Shizuru erkannte, dass etwas nicht stimmen konnte. Leise stockte der Gakuenchou der Atem, als Shizuru ihre andere Hand hob um ihren GEM zu ertasten. Die Gesichtszüge der älteren Frau änderten sich augenblicklich, bevor sie verzweifelt versuchte ihre Maske erneut zu bewahren. Natsuki wusste, dass sich versuchte zu beherrschen, mit den Gedanken zu kämpfen hatte, was weiter mit ihr passieren würde.

„Shizuru...“, entfloh ihr lediglich der Name, den Tränen schon wieder viel zu Nahe, als sich Natsuki es wünschte. Ihre Augen glänzten bedrohlich feucht, als sie diese für einen Moment schloss um der nächsten Träne Einhalt zu gebieten. Einige Momente der Stille vergingen, bis Shizurus Stimme zitternd erklang.

Die Jüngere schlug die Augen sofort wieder auf, fixierte Shizuru gefolgt von einem zaghaften Nicken. „Ich werde sogleich dafür sorgen...“, versprach sie mit Entschlossenheit. Sie selbst würde es nicht mehr lange in diesem Raum aushalten, hatte es bisher nur um Shizurus Wohl dazu gezwungen. Noch einen Moment verweilte sie am Bett der Braunhaarigen, erhob sich aber letztendlich um den Transport in Gang zu leiten. Kurz bedachte sie die Möglichkeiten, handelte dann jedoch fast aus purem Egoismus heraus. Sie wollte Shizuru in ihrer Nähe behalten, dafür sorgen, dass sie die beste Zuwendung erhielt. Wenn nötig würde sie selbst dafür sorgen und genau das hatte sich die junge Direktorin gerade in den Kopf gesetzt.

Sie verließ das Zimmer um kurz darauf mit einigen Freiwilligen, dir ihr helfen würden, zurückzukommen. Allein konnte sie Shizuru unmöglich transportieren, nicht mit dem geschwächten Körper, den sie zurzeit ihren eigenen nannte.

„Bringt sie in meine Gemächer...!“, befahl sie streng, als die kleine Truppe sich Shizuru annahm und auf eine transportable Liege verfrachteten. Der gewohnte Weg erschien Natsuki endlos, als sie neben Shizuru auf der Liege, den Gang entlang ging.
 

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2. Kapitel Ende... bitte kommentieren, damit wir wissen ob es sich lohnt weiter zu machen ^-^

Verlass mich nicht

Shizuru kannte ihre Natsuki, wie niemand sonst auf der ganzen weiten Welt. Wie viel hatten sie zusammen durchgemacht? Über wie viel entschieden? Zusammen geschmunzelt, gearbeitet.. Wie viel Tee mochten sie wohl zusammen verschlungen haben? Und wie viele Male saßen sie einfach nur zusammen und hatten sich unterhalten? Doch nichts davon glich den Geschehnissen vom heutigen Tage. Die enge Bindung der 'Freundinnen' wurde noch niemals auf so eine harte Probe gestellt. Ob sie das durchstehen würden? Zusammen?

Die Gedanken in ihrem blassen, sich schwummrig anfühlenden Kopf überschlugen sich wie die Kugel beim Roulette. Ein kurzes Lächeln, dann musste sie, während der Transport stattfand, die Augen schließen und verkrallte kurz die rechte Hand in der Bettdecke. Was sollte sie jetzt nur tun? Sie war keine Otome mehr… Zu was war sie nun noch gut? Hatte sie nun überhaupt noch eine Berechtigung auf dieser Schule zu bleiben? Oder würde Natsuki nach ihren eigenen Regeln hin handeln und sie der Schule verweisen? Oder würde sie sie als Lehrerin einstellen, um sie hier behalten zu dürfen? Shizuru schluckte schwer und biss sich so fest auf die Lippe, dass sie diese beinahe aufgerissen hätte. Sie sollte über so etwas nicht nachdenken… nein… eigentlich sollte sie sich Mühe geben, gesund zu werden und dann erst über solche Dinge nachdenken. Aber sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ihr Lebensinhalt ihr aus den Händen gerissen worden war. Dem Einzigen, was sie gut konnte… dem Einzigen was sie tun konnte, um Natsuki eine Hilfe, eine Stütze zu sein… Wie könnte sie sie denn nun noch beschützen? Sie war ein Nichts und das von heute auf morgen..

Der Transport verging für Natsuki langsam, doch an Shizuru rasten die Wände und Eindrücke nur so vorbei, als würde man sie im Rennen tragen.

Bald kamen sie dann bei der großen Doppelflügeltür an und verschafften sich nach Natsuki den Zutritt zu dem großen Schlafgemach welches Natsuki ihr Eigen nannte. Direkt nebenan war ein Durchgang zum Büro.

Shizuru öffnete wieder die Augen, als sie merkte, dass man sie nicht in ihr nahe gelegenes, eigenes Zimmer brachte, sondern in das von Natsuki. Sie lächelte, aber eher etwas gequält und schniefte leise. Wollte aber die Tränen mit aller Kraft unterdrücken. Es schmeichelte ihr, dass Natsuki so einen Schritt tat. Jedoch wollte sie dieser nicht sonderlich zur Last fallen. Und das würde sie, wenn sie so nah bei ihr sein würde. Die Truppe sah die Gakuenchou an. Warteten, was diese nun sagen würde, wo sie Shizuru denn unterbringen sollten und wo sie die Trage bzw. das Krankenbett stationieren sollten.
 

In den Moment als Natsuki die Türen zu ihrem Gemach erblickte, stürmte sie voran, um mit einem kräftigen Schwung die beiden Flügeltüren zu öffnen. Die kleine Truppe konnte nun ungehindert Shizuru, immer noch auf der Liege gebettet, hineintragen und stand dann mehr oder weniger fragend im Raum. Natsuki war bis zu ihrem großen Doppelbett vorgelaufen, entfernte die von ihr dort liegen gelassene Kleidung mit einem Armwisch. Mit einem Griff zur Bettdecke schlug Natsuki diese im großen Bogen zurück.

„Legt sie aufs Bett...!“, drang der neue Befehl über die schmalen Lippen, Entschlossenheit in dem dunklen Grün, die deutlich zeigte, dass die Gakuenchou es ernst meinte und keinen Widerstand duldete. Die Truppe tat wie ihr geheißen, trug die Liege rüber zum geräumigen Bett der Direktorin und fing an, Shizuru darauf zulegen. Ein weiterer Blick zu Natsuki und die Helfenden wussten, dass sie ihren Dienst getan und sich zu entfernen hatten. Dies taten sie sogleich und ließen die beiden Frauen alleine in dem großen Gemach zurück.

Natsuki trat langsam an Shizuru heran, schlug die Bettdecke fürsorglich über die andere Frau.

„Kein Wort!“, raunte sie den nun eher sanften Befehl, wohl bedacht, dass Shizuru jeden Moment dagegen protestieren würde, dass man sie hierher verfrachtet hatte und sie Natsuki so nur zur Last fallen würde.

Es war zugegeben ein komisches Bild was Niemand wohl in Garderobe jemals zu Gesicht bekommen würde, geschweige denn für möglich gehalten hatte. Die stets so strenge und unnahbar wirkende Meisterotome hatte auch ihre andere Seite, allerdings zeigte sie diese nur selten und wenn dann sicher nur in Gegenwart von Shizuru.

„Nun landest du wohl doch früher in meinem Bett als erwartet, hm?“, Natsuki ließ sich auf dem Bettrand neben Shizuru nieder, ihre Augen spiegelten für kurz den sonst so strahlenden Eindruck wider. Es war selten, wenn nicht sogar nie der Fall, dass sie Shizuru neckte, dennoch empfand sie es dringend für nötig die Situation aufzulockern.

Sie konnte sich nur im Groben ausmalen, was der Anderen derzeit durch den Kopf gehen musste, wie sie sich fühlen musste. Natsuki könnte den Gedanken selbst wohl nicht ertragen, wenn sie darum wüsste, ihre Fähigkeit als Otome verloren zu haben. Ihre Arbeit als Gakuenchou wäre verwirkt, erst Recht ihre Bestimmung als eine der fünf Säulen, die Stützpfeiler aller Otome. Shizuru befand sich nun in solch einer Lage, es hieß für Natsuki aber lange noch nicht den Glauben an eine Genesung aufzugeben. Sie würde wenn nötig Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um Shizuru zu helfen, ihr zu ihrem alten Leben zurück zu verhelfen. Sie war abhängig von dieser Person, sie brauchte sie an ihrer Seite, vielleicht sogar mehr als sich Natsuki im Moment eingestand.

Sacht glitt ihre Hand über die Bettdecke, strich ein paar Falten glatt, bevor sie sich erneut auf eine von Shizurus Händen legte. Der Kontakt beruhigte Natsuki in einer Art, ließ sie spüren, dass die Andere immer noch da war und nicht in den kalten Fängen des Todes gelandet war. Zierliche Finger verankerten sich scheu in denen der Älteren, suchten nach Halt.

„Du hast mir…uns allen…“, verbesserte die Meisterotome sogleich, Angst ihre Emotionen zu offen darzulegen, obwohl es deutlich erkennbar war, dass sie darunter am meisten gelitten hatte, „…einen ganz schönen Schrecken eingejagt...“, fuhr sie leise fort, die Stimme nicht mehr als ein Wispern.

Der Blick der Dunkelhaarigen bis zu dem Moment am Boden haftend, erhob sich nun, um in das Gesicht der Anderen zu blicken.
 

Kaum auf dem Bett der Gakuenchou gelandet, wollte Shizuru wirklich gerade Einspruch erheben, da fiel Natsuki ihr auch schon befehlend ins Wort und wies sie darauf hin, dass sie es nicht wagen sollte, auch nur an Widerspruch zu denken.

Shizuru drückte ihre fein geschwungenen Lippen wieder zusammen und folgte dann dem Trupp mit dem Blick, als dieser den Raum wieder verließen und die beiden allein zurück ließen.

Shizuru war ja eigentlich an die Zweisamkeit mit dem Headmaster gewöhnt, jedoch meistens auf offizielle und geschäftliche Art und jetzt… jetzt drang sie in deren Intimsphäre vor und dann auch noch auf so eine Art und Weise.

Sie biss sich auf die Unterlippe und schloss für einen Moment die Augen. Das alles war einfach dumm gelaufen und eigentlich war Shizuru ja auch selbst Schuld. Wenn sie besser aufgepasst hätte, dann hätte das Monster sie nie erwischt und dann wäre das alles jetzt auch nicht passiert und sie müsste sich nicht bei Natsuki im Bett einnisten wie ein Untermieter.

Natsukis neckender Satz ging zunächst an Shizuru vorbei. Erst etwas später sackte dieser dann bis in ihr Hirn vor und sie öffnete die Augen wieder. Ihre blassen Wangen nahmen eine satte Röte an und sie wich ihrem Blick aus und sah zur Seite. Im Normalfall machten ihr solche Neckereien nichts aus und sonst wurde sie auch nie rot, geschweige denn peinlich berührt, oder hatte immer einen Gegenspruch auf den Lippen, doch das Natsuki einen Witz über die ‚Beziehung' zwischen ihnen beiden riss, traf sie etwas unerwartet... genau wie die Frage damals von Arika, ob Shizuru schon jemals verliebt gewesen sei.

„Das...das...ist nicht witzig...“, raunzte sie ganz leise und unweigerlich tat ihr Herz einen Hopser. Wie konnte Natsuki ausgerechnet jetzt einen Witz reißen? Und dann auch noch über so ein sensibles Thema, was Shizuru sowieso Tag und Nacht die Ruhe raubte. Auch wenn sie sich das niemals anmerken lassen würde. Sie war aber einerseits auch froh, dass Natsuki sich Mühe gab, die Geschichte etwas aufzulockern und das würde Shizuru auch nötig haben. Die Zeiten würden jetzt sicherlich nicht leichter werden. Die Ältere würde sich damit nicht abfinden. Sie würde alles dafür tun, um wieder an ihre Kräfte zu gelangen. Denn was wenn jetzt wieder jemand angreifen würde? Was, wenn Natsuki in Gefahr geraten würde und Shizuru nichts würde tun können?

Sie verkrampfte die Hände in der Decke und biss sich kurz auf die Unterlippe.

Als die Gakuenchou dann aber ihre Hand ergriff, löste sich der Biss, der Griff in die Decke und auch ihr Blick fand wieder zurück in das hübsche, schmale Gesicht des Headmasters.

Sie rang sich ein Lächeln ab und erwiderte den Druck der Hand dann, als sie ihre Finger miteinander verschränkten.

„Verzeih... das…war nicht meine Absicht... ich... wollte dir... niemandem Kummer bereiten...", sagte sie und auch jetzt fand sie wieder etwas, wofür sie sich entschuldigen konnte und das obwohl sie erst dem Tod von der Schippe gesprungen war..

„Aber…Hauptsache dir ist nichts passiert. Natsuki...“ sagte sie leise und neigte den Blick dann wieder zur Seite.
 

Natsuki war erstaunt wie viele Emotionen sich hinter dem dunklen Rot vergeblich zu verbergen versuchten. Sie wusste, dass Shizuru die Lage alles andere als Gefallen würde im Moment. Die Hilflosigkeit, der sie sich die sonst so beherrschte Frau ergeben musste. Es tat der Jüngeren weh, dass alles in den Augen vor ihr zu sehen, den inneren Konflikt, wie sie mit sich rang. Dennoch fand sie nicht die Kraft dazu ihren Blick abzuwenden, zu sehr zogen sie die Rubine magisch an.

Bitter verzog sie ihre Lippen zu einem Schmunzeln, als sie Shizurus Entschuldigung hörte. Dies war gewiss nicht ihre Absicht gewesen, schon gar nicht der Anderen Schuld zu zuweisen.

"Baka...“, drang sanft die liebevoll gemeinte Beleidigung über die Lippen der Gakuenchou. "Du sollst nicht immer nur an mich denken...“, den Blick eben noch so fixiert, konnte sie nun nicht anders als ihn verlegen abzuwenden. Eine sachte Röte zeichnete sich auf ihre Wangen ab, wirkte kontrastreich gegenüber dem blassen Gesicht. Sie war erschöpft, die Ereignisse waren schließlich auch an ihr nicht unbemerkt vorüber gezogen. Sie hatte nicht einmal die Zeit gefunden oder eher gesagt war es ihr nicht in den Sinn gekommen sich ihres Meistergewands zu entledigen, das unter anderem ziemlich mitgenommen aussah. Für sie war im Moment Shizuru nur von Bedeutung, welche sie gerade selber als das Höchste einstufte.

Um ehrlich zu sein, schmeichelten ihr diese Worte sehr, dass sie als erste Priorität in Shizurus Augen galt, war ein Gefühl, was sie nicht zu beschreiben wagte. Natürlich war sie einer der wichtigsten Personen in Garderobe, ihr Leben galt es, unter jeglichen Umständen, zu beschützen, manchmal jedoch fragte sich die junge Otome, ob nicht mehr hinter dem ausgeprägten Beschützerinstinkt Shizurus steckte.

Die sonst so angenehme Zweisamkeit, wirkte plötzlich so befremdlich. Was sollte sie nun tun, da sie Shizuru hierher verfrachtet hat lassen? Innerlich verfluchte sie ihre rasches emotionales Handeln, dass den Verstand viel zu oft schon, wenn es um Shizuru ging, ohne weiteres ausschaltete. Sonst war es immer Shizuru, die sich fürsorglich um alles kümmerte inklusive ihr selbst. Nun sollte sie den Part übernehmen? Konnte sie das überhaupt?

So in Gedanken vertieft, sich selber nur noch nervöser machend und der ungewohnten Situation gegenübergestellt, strich Natsukis Daumen immer wieder kleine Kreise auf dem Handrücken der Älteren. Erst das zunehmende Kribbeln, was sich langsam auf ihrer Haut ausbreitete, ließ sie erschrocken ihr Handeln erkennen. Sofort inne haltend zog sie ihre Hand leicht aus dem warmen Griff der Anderen, schon drum und dran aufzustehen.

„K-…Kann ich dir i-irgendwas vielleicht bringen?“, bot sie sichtlich unsicher an, warf nur einen kurzen Blick in die Augen Shizurus, bevor sie dieser lieber überall nur nicht mehr dort hinrichtete. Sie biss sich auf die Unterlippe, verdammte ihr scheues Gestotter, welche so absurd aus dem Munde der sonst so kühlen Gakuenchou erschien.

Warum machte sie das ganze jetzt nur so nervös, es war doch nichts dabei, dass sie ihrer Freundin half, ihr die beste Zuwendung zukommen lassen wollte. Nun so gesehen hätte sie auch in ihrem eigenen Gemach, ihrem nicht weit entfernt, unterkommen können, dennoch hatte sie auf dieses Arrangement bestanden.

Natsuki atmete kurz durch, sie würde das schon hinbekommen, wenn nicht von sich aus, dann zumindest für Shizurus Wohl.
 

"Aber.. ich denke immer nur an dich.." nuschelte Shizuru leise. Ob sie das wirklich sagen wollte, oder ob ihr das lediglich über die Lippen gerutscht war, war zu dem Zeitpunkt nicht ersichtlich. Aber zu vermuten war beides.. Diese junge Frau war einfach nicht zu durchschauen und sie schaffte es immer wieder Natsuki zu überraschen oder zu überrumpeln.. umgekehrt aber passierte das recht selten. Dafür kannte Shizuru Natsuki einfach zu gut. Umgekehrt war das zwar auch so, aber Natsuki hatte meistens so viel um die Ohren, das sie nicht oft dazu kam sich wirkliche Gedanken über Shizuru und deren innerstes zu machen. Doch wenn das so war, dann war das das einzige was sie je vor Shizuru versteckt halten konnte..

Widerwillig ließ Shizuru die hand des Gakuenchou frei und sah sie schließlich wieder an. Ein kurzes lächeln huschte über ihre Lippen. War das ernst gemeint oder versuchte sie ihre wahren Gedanken und Emotionen damit nur zu vertuschen? Auch das konnte man nicht mit Sicherheit sagen.. Shizuru war wie 7 Rätsel.. 7 Rätsel die nie gelöst worden waren.. von niemandem..

"Nein..." sagte sie leise und legte den Blick ihrer rubinfarbenen Augen fest auf das Gesicht ihres Gegenübers.

"Aber du kannst dennoch etwas für mich tun.." meinte sie dann und aufgrund der Tonlage schon, konnte man erahnen, das es nichts für sich selbst war..

"ich möchte.. das du ein bad nimmst… etwas ausspannst und dich danach ins bett legst und ausruhst.. das ist alles… und es wäre unfair mir das abzuschlagen.." sagte sie leise und unterließ ihr durch dringliches, immer gleiches lächeln nicht eine Sekunde.

Und wie auf befehl kam dann auch schon Miss Maria, welche zu vor klopfte, sich dann zutritt verschaffte und anständig am Rande des Zimmers stehen blieb. Sie warf keinen komischen blick zu Shizuru.. Nein, irgendwie hatte man das Gefühl , das Miss Maria ganz gut verstehen konnte warum Natsuki so gehandelt hatte.

Wie immer hatte sie die Hände förmlich vor ihrem bauch gefaltet. "Gakuenchou.. Ich habe für heute und morgen alles abgesagt.. Sie und die First Pillar werden sich ausruhen.. Das habe ich als strikte ärztliche Anweisung von Helene, Yohko erhalten.. Ich will Sie in diesen zwei tagen nicht außerhalb ihrer Räumlichkeiten erwischen, Gakuenchou.." sagte die alte Dame dann beinahe schon wie eine Mutter. "Den Rest übernehme ich mit dem Lehrerstab…Guten Tag.." meinte sie und ohne auf eine Reaktion zu warten war sie dann auch schon wieder verschwunden.

Shizuru konnte sich ein Siegessicheres, leises lachen nicht verkneifen.. Diese alte Dame war zu köstlich und wesentlich liebevoller, als ihre ernste Miene preisgab..
 

So leise das Nuscheln auch war, ganz achtlos ging es nicht an Natsuki vorbei. Sie traute ihren eigenen Ohren nicht, als sich ungewollt wieder einmal die Röte auf ihre Wangen schlich. Sicherlich hatte sie Shizurus Worte falsch verstanden oder nur einen Teil davon wirklich mitbekommen, denn einen Reim darauf konnte die Jüngere sich im Moment nicht darauf machen.

Wie gebannt hörte sie den Worten Shizurus zu, erpicht darauf auch nur irgendetwas für sich tun zu können. Egal was, Hauptsache sie wäre abgelenkt, abgelenkt von ihren Gedanken und dem neuen Gefühl in ihrer Bauch. Grüne Augen blinkten für einen Moment verwirrt, als Shizuru ihre Bitte äußerte.

"A-Aber Shizuru...", kamen die Worte zögernd, aber protestierend von Seiten Natsukis. Das war nicht, was sie sich vorstellte, sie wollte etwas für Shizuru tun, nicht für sich selber. Ein Seufzen folgte, ihre Schultern sackten etwas zusammen, als sie das beständige Lächeln auf dem Gesicht der anderen Frau betrachtete. Wie konnte sie diesem nur widerstehen, so durch dringlich wie ihre Worte selbst.

"In Ordnung...“, kam es geschlagen von der Jüngeren, insgeheim war der Gedanke an ein Bad wirklich nicht schlecht.

Wie aufs Wort schritt Miss Maria in den Raum und gab ihre Bekundung preis. Natsuki hatte nicht einmal wirklich Zeit zu reagieren, ehe diese auch schon wieder verschwand und eine recht verdatterte Gakuenchou zurückließ. Hatte diese sie gerade einfach ohne weiteres 2 Tage von ihren Pflichten entbunden und gleichzeitig ermahnt sich nicht erwischen zu lassen?

„Gah diese Frau!“, schnaubte sie frustriert, griff sich mit einer Hand an den Kopf. Die alte Dame hatte manchmal Nerven auch wenn sie es sicherlich gut meinte. Das leise Lachen Shizurus ließ ihren Blick herumfahren, eine markante Augenbraue erhob sich auf ihre Stirn. Nun hatte sie ihren Willen bekommen, dass Natsuki sich ausruhte und fern von jeglicher Arbeit blieb. Es tat gut Shizuru lachen zu hören, verhalf ihr zu einem eigenen raren Lächeln und für eine Weile vergaß sie die Ereignisse des Tages.

„Nun dann werd ich wohl besser deinem Wunsch nachkommen...“, eine Hand legte sich in ihren Nacken, fing an diesen leicht zu massieren. Erst jetzt merkte Natsuki wie verspannt sie eigentlich war, ein heißes Bad würde hoffentlich Wunder wirken. Sie wollte Shizuru ungern allein hier für sich lassen, doch sie wusste, dass sie gegen eine Wand laufen würde, sollte sie nun anfangen zu widersprechen.

„Du bleibst wo du bist…in Ordnung!?“, ermahnte sie die Andere mit sanften Ton, wollte es keineswegs zu harsch klingen lassen. Nicht dass Shizuru auf dumme Gedanken kommen würde und versuchte aufzustehen um sonst was zu erledigen.

Mit einem letzen Blick auf ihr Bett und dem darin befindlichen Patienten, drehte sich Natsuki um und machte sich auf den Weg in ihr Badezimmer, was gleich neben dem Schlafgemach angrenzte.
 

Die Ältere brachte ein ermunterndes lachen zustande und folgte Natsuki dann mit dem Blick in Richtung bad. Miss Maria war wirklich ein Schatz.. so ernüchternd und streng sie auch immer wirkte, so besorgt und bewandert war sie aber auch. Sie schien immerzu zu wissen was in dieser Akademie alles vor sich geht und nichts konnte man vor ihr verbergen.. zumindest FAST nichts..

Der Gedanke zauberte Shizuru ein schmunzeln auf die Lippen und als Natsuki dann im bad verschwunden war, sah sie an die Decke. Das Lächeln versiegte und sie schloss die Augen für einen Moment um einigen Gedanken nachzugehen.. Was sollte jetzt wohl nur werden? War sie so denn nicht nur ein Klotz am Bein? Was ist wenn Natsuki sie suspendieren musste und Shizuru für einige Monate die Akademie verlassen müsste? Selbst Natsuki konnte gegen die festen Regeln und Bestimmungen nichts tun und wenn die besagten, dass Shizuru würde gehen müssen.. bis sie wieder fit ist oder für immer.. dann müsse sie sich dem beugen ohne Widerworte..

Ein Schlucken den trockenen Hals hinab und dann schlug Shizuru die Decke zurück. Es war eine tiefe Fleischwunde aber Yohko hatte die gut ausgelasert und zugemacht.. Sie durfte den arm zwar weder bewegen noch belasten.. doch aufstehen würde sie ja wohl dürfen.. Sie verzerrte kurz das Gesicht als sie sich aufsetzte und fasste sich reflexartig an die Schulter, ehe sie dann ihre Beine aus dem Bett schob. Da sie immer noch nichts anhatte, schlug sie sich die dünnen Decke um den Körper, unter die Arme und über die Brust und schritt dann in dieser zum Fenster.. Bettgebot, ruhe und Zimmerarrest hin oder her.. Shizuru war einfach eine ruhelose Person und still sitzen und nichts tun war nicht ihre Art.. Sie war eine Kämpfernatur, so ruhig und besonnen sie auch immer wirkte..

Mit einer Hand hielt sie die decke um sich, die andere hatte sie auf der großen Panoramascheibe abgelegt und sah hinaus, wo es langsam das abendliche dämmern anfing..

Die Lichter der Stadt wirkten irgendwie beruhigend.. doch sie sorgten Shizuru auch.. denn diese Lichter würde sie nun nicht mehr beschützen können..
 

Kaum die Tür hinter sich geschlossen, führte Natsukis Weg direkt zur geräumigen Badewanne rüber, in die ohne Schwierigkeiten mindestens zwei Personen hineinpassen würden. Der Beruf als Gakuenchou brachte nun mal auch einen gewissen Komfort mit sich und Natsuki konnte nicht ohne hin diesen manchmal in vollen Zügen zu genießen. Ein kurzer Handgriff zum Hahn ließ das heiße Wasser, was schon bei der ersten Berührung mit Luft zu dampfen anfing, in die Wanne laufen. Nur langsam machte sich die Jüngere daran ihr Meistergewand zu entfernen, warf hin und wieder einen kritischen Blick auf die kleinen Risse und Zerstörungen am Stoff.

Das Wasser wirkte sehr entspannend auf die gemarterte Haut der jungen Frau, während sie träge den Kopf zurück gleiten ließ bis er schließlich kurz ganz unter Wasser war. Mit einem Seufzen schloss Natsuki die Augen, ließ das warme Wasser auf sich wirken, sog den Dampf tief ein, der sie langsam aber sicher einzulullen begann. So war es auch nicht verwunderlich, dass sie vor Erschöpfung einnickte und ihrem Körper eine kurze Pause gönnte.

Erst das leichte Frösteln durch das kalt gewordene Wasser ließ sich aus dem Reich der Träume langsam zurückkehren. Ihre Hände fanden automatisch den Weg zu ihren Oberarmen umklammerten den Körper, der sich gegen das kühle Wasser sträubte. Zu lange war sie diesem ausgesetzt, wie viel Zeit wohl vergangen war?

„Verdammt...“, murrte die Gakuenchou nur bevor sie die Lippen wieder fest zusammenpresste und anfing sich aus dem Wasser zu erheben. Schnell bedeckte sie ihren leicht zitternden Körper mit ihrem Bademantel, griff noch zu einem Handtuch mit dem sie kurz ihre Haare von Nässe befreite.

Leise öffnete sie die Tür, trat in ihr Schlafgemach, den Blick schon zum Bett gerichtet, dass sich erstaunlicherweise leer zeigte. Eine markante Augenbraue erhob sich besorgt bis Natsuki letztlich dann die Braunhaarige am Fenster erblickte. Kurz schmunzelte sie, sie wusste, dass es nicht fiel nützen würde Shizuru jegliche Verbote zu erteilen. Die Frau hatte einfach ihren eigenen Kopf und wusste durchaus sich durchzusetzen.

„Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat...“, murmelte sie nur leise der Älteren zu, empfand es als nötig dies zu tun, dafür dass sie sie so lange alleine gelassen hatte. Ihr Blick fiel auf die Decke, die Shizuru lediglich um ihren Körper geschlungen hatte, ließ Natsuki für einen sogleich verlegen den Boden fixieren. Es war ungewohnt so nah in die Intimsphäre des anderen vorzustoßen. „Ich werde dir ein paar Sachen aus deinem Zimmer bringen lassen..“, Natsuki zog es immer noch nicht in Betracht, die Ältere einfach in ihr eigenes Gemach zu lassen.
 

Das Natsuki nach einer endlos wirkenden weile den Raum wieder betrat, merkte die Ältere erst, als diese einige Worte der unnötigen Entschuldigung an Shizuru entrichtete. Diese hörte dies zwar, reagierte darauf aber nicht sondern sah gebannt auf die lichter der Stadt zu fuße dieser Akademie.. welche so hoch gelobt wurde in aller munde und wohl auf der ganzen Welt an Berühmtheit gewonnen hatte, die nichts anderes übersteigen konnte.. Immerhin war dies hier die Geburtsstätte aller Otome und sogar die der besten..

Nichts würde jemals dem Ruf dieser Schule nachkommen können oder ihr die Stirn reichen.. Selbst Nagis billigen Otome und slave clone konnten nicht wirklich gegen sie ankommen.. Zwar waren es würdige Gegner aber nichts, was man nicht besiegen konnte.. und das zeigte sich ja auch am ende daran, wie es letztendlich ausgegangen war..

Ein leises seufzen entrann der kehle Shizurus, als sich die lichter der Stadt in ihren rubinfarbenen Augen widerspiegelten. Ihre Finger strichen über das glas der Scheibe.

"Weiß du noch.. als wir uns damals in dieses Zimmer geschlichen haben, nur um aus diesem großen Fenster zu sehen?" fragte sie dann hauchzart in die stille des Raumes hinein und lächelte einen Moment verträumt als sie sich daran erinnerte..

"..hier haben wir ausgemacht.. das der Stuhl des Headmaster Büros einmal dir gehören wird.. und mir.. mir der Platz neben deinem Stuhl.." raunzte sie weiter und sprach so leise aber melodisch, das es klang als würde sie diese Worte summen. Was war das was da in der älteren hoch gekrochen war? Nostalgie? Das konnte man schwer einschätzen.. Aber sie konnte sich ganz genau an das strahlende lächeln der damaligen kleinen Natsuki erinnern.. bevor diese ernster wurde und ein Gefühl für Konkurrenz entwickelte. Doch wenn sie dieses Gefühl und auch ihren ernsten Ehrgeiz und stolz damals nicht gehabt hätte.. dann wäre sie wohl niemals so weit gekommen und auch niemals an dem platz, den sie jetzt für sich eingenommen hatte.. den platz der Gakuenchou.. und Natsuki hatte sich den wirklich verdient, genau wie Shizuru den Platz neben ihr, als third Pillar..

Schließlich brach eine stille Träne hervor und perlte über das Gesicht Shizurus wie ein tropfen flüssigen Silbers.. Automatisch nahm sie nun die zweite hand und legte auch diese an die Fensterscheibe. Dabei hatte sie aber die decke losgelassen und diese fiel nun zu Boden und legte ihren nackten leib, bzw die Kehrseite davon frei.. Nur das dunkelblonde haar war über ihren rücken geworfen..

Die Finger beider Hände verkrampften sich leicht an der Scheibe und sie schnaufte dagegen, sodass ihr Atem an dieser kurz abgezeichnet wurde durch trüben beschlag..

Ein schlucken, ein kurzes zusammenziehen der brauen, dann drehte sie sich schließlich um und sah Natsuki ohne große umschweife direkt ins Gesicht, so als wollte sie diese mit ihrem blick durchbohren. Ob es ihr klar war, dass sie momentan vollkommen unbekleidet war, ließ sich nicht aus ihren Zügen
 

Natsuki war für einen kurzen Moment irritiert, als die Ältere nicht auf ihre Worte einging, zog es schon in Betracht, dass Shizuru sie vielleicht nicht gehört hatte. Einige Schritte brachten sie näher an das Fenster, näher an die Frau, die schließlich zum Wort ansetzte. Sie hielt inne in ihrer Bewegung, schlang die Arme um ihren eigenen Bauch, unsicher darüber wie sie sich Shizuru gegenüber verhalten sollte. Diese wirkte so anders, als ob mit den Otomekräften ein ganzer Teil ihrer selbst mit verschwunden war. Die ganze Situation war zu befremdlich und tief in sich drin hegte Natsuki sogar die Angst die enge Beziehung zwischen ihnen würde darunter leiden. Niemals hatte sie Shizuru so gesehen, wusste jetzt schon, dass es ihr nicht gefiel.

"Ja ich erinnere mich...“, drangen sanft die Worte über die blassen Lippen, die kurz von einem hauchzarten Lächeln berührt wurden, als sie sich an die vielen gemeinsamen nächtlichen Ausflüge erinnerte. Es war nicht nur einmal gewesen, dass sie diese verbotene Aktion zusammen ausgeübt hatten. Viel zu oft wollte Natsuki das Risiko eingehen, achtete nicht auf mögliche Konsequenzen. Sie war damals schon sehr vernarrt in ihre Träume gewesen, hatte vor diese eines Tages zu verwirklichen, natürlich mit Shizuru an ihrer Seite.

Dass dieser Traum nun vielleicht vorbei sein sollte, wollte die Dunkelhaarige selber noch nicht wirklich begreifen. Sie wusste um die Regeln, wusste, dass es möglicherweise kein Drumherum gab. Aber wenn es eins war, was sie schon an die Spitze dieser Schule gebracht hatte, dann war es ihr unaufhörlicher Ehrgeiz. Die Dinge so zu Drehen und zu Wenden, bis sie ihr gefielen, so leicht würde Natsuki nicht aufgeben.

Nur zögern streckte die Gakuenchou eine Hand aus, wollte die sichtlich aufgewühlte Frau beruhigen. Unsicher hing ihre Hand in der Luft kurz bevor sie Shizurus Schulter berühren konnte. Sie war niemals jemand gewesen, der gut trösten konnte, weder auf emotionaler noch auf verbaler Ebene. Verärgert über ihre eigene Unfähigkeit, biss sie sich auf die Unterlippe, zog die Hand zurück um sie schließlich wieder auf den weichen Stoff des Bademantels abzulegen.

Es tat ihr weh Shizuru in so einem Zustand zu sehen, Gedanken die sich überschlugen, Gefühle die unkontrolliert hervorbrechen zu drohten, die sonst immer so beherrscht unterdrückt wurden. „Shizuru...“, das leise Wispern klang besorgt, wenn nicht sogar entschuldigend. Wäre sie nicht gewesen, hätte Shizuru sie nicht beschützen müssen. Warum musste diese Frau auch so stur sie an erste Stelle setzen? Wer gab ihr das Recht dazu?

Den Blick auf Shizurus Antlitz gerichtet, war die junge Direktorin umso mehr erschrocken als diese sich ohne weiteres umdrehte. Smaragd fixierte Rubin, der so schwach den nie wirkte. Der so geliebte Glanz war betrübt, war es Angst was sie in den Augen der Älteren sah? Eine Welle von verschiedenen Emotionen machte sich auf dem schmalen Gesicht der Gakuenchou breit.

Natsuki schluckte schwer, der nackte Anblick Shizurus Körper war im Moment nicht gerade hilfreich, dennoch empfand Natsuki es als respektlos, wenn sie sich jetzt davon ablenken lassen würde. Das einzige was Natsuki in diesem Moment wichtig war, war es der Älteren in irgendeiner Weise zu helfen. Ohne ein weiteres Wort ging sie in die Hocke, ergriff die zu Boden gefallen Decke und brachte sie erneut um Shizurus Körper. Vorsichtig, ihren Arm und Schulter dabei nicht allzu zu belasten, zog sie den dünnen Stoff über die samtne Haut, die sich mit aller Ehrfurcht gar nicht zu berühren wagte. Der Decke folgten Natsukis Arme, die sie ohne weiter drüber nachzudenken um den Körper Shizurus schlang und sie beide wohl mit der unerwarteten Geste überraschte.
 

So viel Sorge in den Augen der jüngeren.. das war für Shizuru etwas ganz neues. Eigentlich war sie ja diejenige, die sich stets um die Gakuenchou sorgte und nicht umgekehrt. Natürlich glaubte sie nicht, dass Natsuki sich nie um sie sorgen würde, doch sie wusste, dass diese das kaum zeigen würde. Heute aber, das war etwas anderes. Natsukis ganze Art schien verändert zu sein, zumindest schemenhaft. Aber nicht schemenhaft genug, um es vor Shizuru verstecken zu können. Genau diese Sorge aber war es, welche Shizuru solche Angst machte.. Warum sah Natsuki sie so an? Weil sie schon im Hinterkopf hatte, Shizuru suspendieren zu müssen? War es Mitleid? Oder etwas ganz anderes.. woran Shizuru jetzt noch nicht zu denken vermochte? Auf jeden fall konnte es nicht unbedingt etwas gutes sein.. auch wenn es ihr unheimlich schmeichelte, dass Natsuki so in Sorge um die ältere war, was eigentlich deren Job gewesen wäre.. bzw bisher immer war.

Als die Gakuenchou ihr die Decke wieder um den Körper legte, senkte Shizuru leicht den Blick auf ihre Zehen.. Erst jetzt wurde ihr wirklich bewusst dass ihr die Decke entkommen war und sie ja nichts darunter getragen hatte.. Ein leises seufzen entkam ihr.. Jetzt hatte sie Natsuki nicht nur noch mehr Umstände bereitet sondern auch mit dem Anblick ihrer Nacktheit belästigt.. Der Tag wurde echt immer besser..

Mit einem Ruck aber gingen die rubinfarbenen Augen wieder nach oben, als die jüngere plötzlich ihre arme um den schlanken Leib Shizurus schlang und diese leicht drückte. Shizurus herz tat einen unwilligen Hüpfer und brachte sie dazu, einmal schwer zu schlucken, ehe sie den kopf leicht neigte und das Gesicht an Natsukis Schulter buchsierte um dort dann die Augen zu schließen.. Sie vergrub den Kopf halt suchend an ihrer Halsbeuge und blieb dann so einfach eine weile schweigend stehen.. Genoss nur die Stille und das, was Natsuki ihr durch die Umarmung vermittelte.. Das sie da war. Und das sie immer da sein würde.. genau wie es umgekehrt war.

Diese Gewissheit spendete ihr etwas Trost, milderte aber nicht den stechenden Schmerz, welcher ihr herz bedrückte. Dieser hatte sich wie ein Stacheldrahtzaun um ihr Herz geschlungen und hielt es fest in seiner Gewalt..

Abermals musste se schlucken.. es gab einfach zu viel was sie in diesem Moment herunterwürgen musste.. damit es nicht aus ihr raus brach. Schließlich wurde sie von ihren Gedanken dann aber abgelenkt.. als ihr der Duft von Natsukis, erst vor kurzem in Badewasser getauchter, Haut in die Nase stieg und sich in ihr breit machte wie ein Virus, der ihren Körper für sich einzunehmen gedachte.. Sie öffnete die Augen ein Stückchen und sog unmerklich die Luft noch einmal etwas tiefer ein.. hoffend natürlich, dass Natsuki das nicht merkte und sie für einen schnüffelnden Hund hielt.. oder noch schlimmer.. eine perverse. Letzteres war es dann aber, was Shizuru sich am Riemen reißen lies und schließlich löste sie sich widerwillig aus der Umarmung, um Natsuki dann vorsichtig Richtung bett zu schieben.

"Dein tag war lang genug.. du solltest schlafen..." raunzte sie leise und schob sie soweit, dass Natsuki die Bettkante in ihren Kniekehlen fühlen dürfte.
 

Sanft schlangen sich die Arme der Jüngeren um Shizuru, Finger vergruben sich sachte in der Decke, die sie immer noch um den Körper der Anderen festhielt. Es war ein angenehmes Gefühl musste Natsuki zugeben, die Person, die ihr so nahe stand auch so nah spüren zu können. Trotz ihrer engen Freundschaft waren solche Gesten selten zwischen den beiden Frauen und deshalb umso intensiver, wenn es dann mal doch soweit kam. Ein fast erleichterndes Seufzen entglitt ihren Lippen, die Angst, dass Shizuru sich abwenden würde ein klein wenig geringer. Langsam ließ sie die Lider sinken, genoss die Wärme die von Körper der Älteren ausging, das sachte Kitzeln des Atems an ihrem Hals. Es fühlt sich in diesem Moment einfach so richtig an.

Nur ein kurzes Zucken, leicht errötetet Wangen waren Natsukis Reaktion auf das Schnuffeln Shizurus. Die Finger krallten sich einen Moment stärker in die Decke drangen fast zur Haut vor. Hatte Shizuru tatsächlich gerade versucht ihren Duft zu erschnüffeln? Sie war peinliche Kommentare gewöhnt, Schmeicheleien bis hin zu liebevollen Sticheleien, aber das war nun wirklich etwas Neues für die junge Gakuenchou. Tief in ihrem Inneren bereute sie, dass Shizurus so schnell die Umarmung löste, ertappte sich bei dem Gedanken, sie gerne noch länger in ihren Armen zuhalten.

Ohne Widerstand ließ sie sich zum Bett rüber schieben, hielt inne, als ihr dieses in die Kniekehlen stieß und weiteres nach hinten Ausweichen unmöglich machte. Ein kurzer Blick zum Fenster verriet ihr, wie spät es schon sein musste. Die Dämmerung hatte längst eingesetzt und die Sonne war nur noch mit vereinzelten Strahlen am Horizont zu erkennen, bevor sie langsam ganz verschluckt wurde. Durch das ungewollte Einnicken während ihres Bads, fühlte sich Natsuki nicht mehr sonderlich müde, dennoch wollte sie Shizurus vorherige Bitte wie auch das jetzige Empfehlen nicht missachten. Nur langsam ließ sie sich auf dem Bett nieder, legte ihre Hände unsicher gefalteten in ihrem Schoß ab.

„Was ist mit deiner Kleidung, ich will nicht dass du frieren musst…“, nur ein leises Murmeln mit gesenktem Blick. Es war nicht so, dass ihr Shizuru in dieser „Bekleidung“ nicht auch gefiel, jedoch war ihre Sorge allgegenwärtige, die sie ohnehin heute ziemlich offen an den Tag legte. Dabei fiel ihr auf, dass sie bisher eigentlich auch nichts am Leib trug bis auf ihren Bademantel. Was sollte sie jetzt machen, darin schlafen würde sicherlich ziemlich unbequem werden. Leicht schluckte sie, hob den Blick wieder um den rubinfarbenen Schimmer einzufangen. „Ich sollte mir wohl auch etwas anderes anziehen...“, brachte die Gakuenchou mit einem leichten Anflug von Röte über die Lippen, das sie selbst nicht einmal ordentlich gekleidet war in dem Moment peinlicher denn je. Genauso langsam wie sie sich niedergelassen hatte, erhob Natsuki vom Bett und schritt auf den Kleiderschrank zu um sich dort passende Kleidung rauszusuchen. Ihr erster Griff ging wie gewohnt zu dem Stoff des Flanellschlafanzugs, dessen Farbe der ihres Haares so sehr glich. „Du kannst auch gerne etwas von mir haben...“, bot sie schließlich großzügig an, zwar unwissend darüber, ob Shizuru solch ein Angebot nicht zuwider war, für Natsuki jedoch eine Selbstverständlichkeit.
 

Ein kurzes schmunzeln zog sich über die fein geschwungenen Lippen Shizurus, als Natsuki sich erhob und zum Schrank ging. Erst jetzt ließ sie den Blick an ihr einmal auf und ab wandern und den Körper in dem Bademantel mustern.

"Also.. ich habe nichts gegen die Aufmachung der Gakuenchou.." sagte sie leise, aber für Natsuki gut hörbar. Das da wieder dieses neckende in der stimme der älteren war, konnte nichts Schlechtes bedeuten, im Gegenteil sogar.

Das Rubin festigte sich auf dem schmalen Körper der Headmasterin, starrte diese aber nicht unsittlich an. Anstand musste immer sein und den hatte Shizuru, auch wenn es manchmal anders wirkte als es tatsächlich war.. Sie wahrte immer den nötigen Respekt wenn es darauf ankam.. Nicht umsonst sah man sie immer drei schritte hinter Natsuki laufen. Berufliches konnte sie von dem wenigen privaten genau trennen und das machte ihre Professionalität wohl auch aus.. Auch wenn sie im job genauso viel sorge um die Gakuenchou hatte als im privaten und davon gab es eindeutig zu wenig Momente.. Doch Shizuru gab sich mit dem wenigen zufrieden wie kein anderer und sie würde niemals nach mehr verlangen.. dafür war ihr diese enge Bindung und Freundschaft einfach zu wichtig.. das könnte und würde sie niemals aufs spiel setzen. Eher würde sie auf ewig auf die Gunst Natsukis verzichten als einen schritt zu gehen, der sie nur noch weiter von sich wegdrängte.. Kurz sah sie noch mal aus dem Fenster, dann wanderte sie langsam um das bett herum und lugte über Natsukis Schulter hinweg in den Schrank. "Egal...irgendwas.." meinte sie dann leise und anspruchslos.. Etwas nicht zu enges sollte es aber sein wegen der Schulter.. und weil Shizurus Vorbau deutlich mehr an den tag legte als der der Gakuenchou.. was auch öfters zur Neckerei für Haruka wurde. Früher schon hatte sie immer auf dem unterschied herumgeritten zwischen den oberweiten ihrer Mitstreiter.. unter anderem fielen da auch Shizuru und Natsuki drunter.. Natsuki würde mit Sicherheit kein Nachthemd haben.. Also blieb ein Schlafanzug Oberteil als einziges übrig.. denn sie wollte etwas einfaches zum überwerfen haben.. mit einer Hose hätte sie nur unnötig anstrenge arbeit beim an und ausziehen..

Sie legte den kopf ein wenig schief und trat dann einige schritte zurück damit Natsuki sich in ruhe umziehen konnte.

Sie selbst setzte sich brav auf die Bettkante und sah ganz woanders hin… was schon übertrieben höflich wirkte.. oder auch ein wenig an Niedlichkeit gewann, weil es ihr nicht unbedingt einfach erschien..
 

Nur sachte brannte ihr die Röte auf den Wangen, als sie die neckische Anspielung auf ihre Kleidung aufschnappte. Sie wusste nie genau wie sie die Worte zu nehmen hatte, dennoch war sie in dem Moment froh, dass Shizuru etwas von ihrem üblichen Charme spielen ließ. Es war etwas gewohntes, was Natsuki niemals missen wollte. Einen Moment zögerte die Gakuenchou, warf einen fast scheuen Blick über die Schulter zum Bett. Eigentlich musste es ihr nicht peinlich sein sich vor Shizuru umzuziehen, die wusste dass diese genügend Anstand besitzen würde.

Langsam zogen ihre Finger den Knoten am Band des Bademantels auf, streiften ihn von ihren Schultern bis er schließlich achtlos zu Boden glitt. Das kobaltblaue Haar streichelte sacht die Rückenpartie entlang, verbarg diese fast gänzlich. Natsuki ließ sich Zeit dabei, wollte gewiss nicht hastend wirken, Angst sich dabei vermutlich auch noch irgendetwas falsch herum anzuziehen. Der Hose folgte bald das Hemd, an dem die junge Frau vergeblich versuchte die Knöpfe zu bändigen. Mit einem Seufzen beließ sie es dann bei ein paar Offenen, die gewiss nicht auffallen würde so hoffte Natsuki.

Sie wand sich erneut dem Schrank zu, find an durch die Kleidung zu forsten, mit dem Gedanken im Hinterkopf, etwas Passendes für die Ältere zu finden. Nicht wirklich zufrieden mit ihrer Wahl, ließ sie die schweren Türen des Schranks zufallen und streifte rüber Richtung Bett.

„Tut mir leid ich hab nichts Besseres...“, murmelte die Gakuenchou entschuldigend, als sie Shizuru den Schlafanzug darbot. Für eine Weile konnte sie ihre Augen nicht von Shizuru nehmen, bis ihr einfiel, dass es sich Abzuwenden galt um ihr mit demselben nötigen Respekt entgegenzukommen. Ihre Schritte führten sie zur anderen Seite des Bettes, wo sie sich ebenfalls auf der Kante niederließ, ein klein wenig nur nach hinten rutschte. Die Hände in den Schoß gelegt, wirkte die junge Frau sichtlich nervös. Leicht presste sie die Lippen zusammen, es gab keinen Grund warum ihr Herz in dem Moment so sehr klopfte und doch tat es dies.

Sie schloss die Augen um sich etwas zu beruhigen wurde jedoch von dem inneren Bild was sich in ihren Gedanken formte schier aus der Bahn geworfen. Vergeblich versuchte sie gegen die Hitze in ihrem Gesicht anzukämpfen, als Erinnerungen von Shizurus nacktem Antlitz wenige Momente zuvor ihren Verstand zu vernebeln begannen.

Nur ein leises „Mou...“ verließ ihre Lippen als sie das Gesicht in den Händen vergrub und den Kopf leicht schüttelte. Es war gewiss nicht richtig, dass sie diese Gedanken hegte, dagegen anzukämpfen war jedoch nicht gerade einfach, vielleicht auch weil sie es in einem gewissen Sinne gar nicht wollte.
 

Der natürliche Charme, den Shizuru immer versprühte, war ihre Sicherheit. Hinter diesem Charme barg sie so ziemlich alles von sich selbst.. Wie sie auf andere wirkte und wie andere auf sie reagierten, das wusste sie auszuwiegen und so erklang nur eine Spitzfindigkeit oder eine Neckerei von ihr, wenn sie es als angemessen erachtete. Auch wenn es so schien, Shizuru sagte nie etwas leichtfertig oder unüberlegt daher.. Sie wusste sehr wohl sich zu benehmen und konnte auch ganz gut abschätzen wann sie sich so etwas nicht erlauben konnte.. Auch bei Natsuki. Denn wenn diese gestresst oder traurig war, dann würde sie sich auch ihr gegenüber niemals einen scherz oder unangebrachten Kommentar erlauben, es sei denn sie hatte vor sie damit aufzuheitern.

So gesichert und höflich sie auch immer wirkte, so schwer fiel es ihr aber, wirklich den Blick von Natsuki zu lassen, während diese sich umzog. So lange sie sich auch kannten, sie kamen niemals in so eine Situation, das sie so nah beieinander waren, während sich ein anderer entkleidete bzw umzog.. Das war also etwas neues und das das in Shizuru so eine ungeduldige, nervöse Ader hochkommen ließ, überraschte sie zutiefst. Jedoch zeigte sie das nicht sondern sah starr vor sich an die wand, bis Natsuki das Schlafanzug Oberteil aufs bett legte und dann an ihr vorbei an die andere Seite des Bettes wanderte..

Shizuru folgte ihr mit dem blick, neigte diesen dann aber um sich zu erheben und die decke von ihrem Körper gleiten zu lassen. Anschließend zog sie sich das Schlafanzug Oberteil an. Es ging ihr bis knapp über die hüfte, endete dann aber dort und da sie keine Hose dazu trug, wirkte das nach noch weniger Stoff als ihr zuvor die decke bot.. Doch es würde seinen Zweck erfüllen, auch wenn man vollen blick auf ihre langen, schlanken Beine hatte.

Sie sah kurz an sich runter, dann aber rüber auf Natsukis rücken. Einige Schritte, dann stand sie auch schon vor dieser und sah zu ihr runter. Ein seichtes lächeln umspielte ihre Lippen, als sie dann vor Natsuki in die knie ging und sich vorbeugte, um der jüngeren die offen gebliebenen Pyjama knöpfe zuzuknöpfen.
 

Erst als Shizuru plötzlich vor ihr kniete, erhob Natsuki den Kopf aus den Händen, sichtlich überrascht von der Nähe der Anderen. War sie nicht eben noch auf der anderen Seite des Bettes gewesen und wie in aller Welt hatte sie sich so schnell angezogen? Die Jüngere war wohl wirklich zu sehr in ihre eigene Welt abgedriftet, dass sie das Gefühl für Zeit verlor. Die Augen huschten nur schnell über das Antlitz Shizurus bis sie schließlich die Bewegung ihrer Hände mitverfolgte. Als sie merkte, was die Ältere anfing mit den Knöpfen zu tun, folgte der leichten Röte auf den Wangen, ihrer Unterlippe, die sich leicht schmollend ein kleines Stückchen vorschob.

„Mou Shizuru…“, erklang fast weinerlich die Stimme der Gakuenchou. „Ich kann das schon selber…“, es war ihr mehr als peinlich, dass sie nun Hilfe in Sachen Knöpfe zumachen bekam. Ohne großen Widerstand ließ sie Shizurus Hände arbeiten bis jeder Knopf anständig an seinem Platz verweilte, unfähig auch nur im Geringsten etwas gegen den Willen der anderen Frau zu tun. „Danke...“, ein leises Murmeln, die Augen verlegend abwenden. Warum musste sie das auch immer tun, Natsuki wusste zu gut dass es ihrem Gegenüber Spaß machte sie auf die Weise zu quälen. Irgendwann würde sie noch mal an zuviel Blut im Kopf sterben, wenn nicht sogar an einem übermäßigen Nasenbluten, was sich schon fast zu oft den Weg angebahnt hatte.

Während Shizuru sich schon wieder erhob um auf die andere Seite des Bettes zu wandern, rückte Natsuki ein Stück nach hinten auf das königsgroße Bett. Die Hand glitt in ihr Haar und entzog diesem die silberne Haarnadel, die nur bis eben an ihrem üblichen Ort verweilt hatte. Vorsichtig bettete sie diese auf den Nachttisch nicht weit vom Bett entfernt, wand sich dann herum um nach Shizuru zu sehen.

„Ich hoffe du lässt mir genügend Decke übrig...“, ein zaghaftes Schmunzeln bildete sich, nur vorsichtig tastete sich Natsuki auf neckische Weise heran. Sie hielt die Hand bereits aus um den Zipfel Decke entgegenzunehmen, der ihr angeboten wurde, zog gleich etwas überschwänglich an dem Stoff sodass er wegen seiner geschmeidigen Art nur so über das Laken rutschte. Im nächsten Moment konnte die junge Frau nicht fassen, was sie da tat und sagte, Unsicherheit brach so schnell wie eine riesige Woge über sie herein. Shizuru würde mit ihr in einem Bett schlafen, in ihrem Bett wohl gemerkt. Schwer schluckend zog sie die Decke etwas näher an sich, fixierte einen Punkt im Raum um nicht ständig zu ihrer neuen Bettnachbarin hinstarren zu müssen.
 

"Das habe ich gesehen.." meinte diese nur mit einem sachten lächeln, was aber keinesfalls einem auslachen dienen sollte. Die Schnute welche Natsuki dann aber aufsetzte, war einfach zu niedlich und Shizuru musste sich schwer beherrschen nicht einfach so dahin zu schmelzen wie ein eis in der prallen sonne... Aber es gab so viele Momente wo Natsuki ihr das mehr als schwer machte.. auch wenn sie das selbst wohl nicht merkte. So viele süße Kommentare, Handlungen oder Gesichtsausdrücke und Shizuru war oftmals drauf und dran gewesen sie einfach nur zu knuddeln deswegen.. doch das wäre wohl unpassend gewesen und deswegen hielt sie sich immer zurück. manchmal keimte sogar der Gedanke in ihr auf, dass Natsuki es ihr absichtlich so schwer machte.. und sich vielleicht im nachhinein darüber lustig machte.. auch wenn sie ihr das nicht wirklich zutrauen würde.

Sie kannten sich dafür einfach schon viel zu lange. Doch man kann einen Menschen niemals komplett kennen und vielleicht war das ja etwas, was Shizuru niemals bemerkt hatte.. Das Natsuki sie provozierte? Ach Unsinn, dachte sie sich und schüttelte beim zuknöpfen des letzten Knopfes den kopf. Natsuki würde so etwas niemals tun.. warum auch? Sie waren freunde.. vielleicht ein wenig enger als normale freunde und doch waren sie 'nur' freunde… nichts weiter..

Als sie fertig war erhob sie sich dann wieder und wanderte um das bett rum um sich auf die eine hälfte zu legen und sich zuzudecken, als dann der erneute niedlich wirkende Kommentar der Gakuenchou an ihr Ohr drang.

Sie lenkte den blick zur Seite und hob leicht die brauen, ehe sie anfing zuckersüß zu lachen. Das war einfach zu niedlich und Natsuki wirkte in dem Moment wirklich mehr wie ein Kind, als wie irgendetwas anderes und schon gar nicht wie der Headmaster einer solchen Institution..

"keine sorge..." sagte sie schmunzelnd. "wenn mir kühl wird.. dann ziehe ich nicht an der decke sondern rücke näher auf" meinte sie dann mit einem süffisanten unterton hinterlegt und sah dann ebenso hoch an die decke. So geschafft sie auch war. an schlaf war nicht zu denken.. Nicht wenn Natsuki direkt neben ihr lag und allein das schien sie schon sichtlich nervös zu machen.. Shizuru war von nichts aus der ruhe zu bringen… abgesehen von Natsuki.. das war ihre einzige Schwachstelle und das nicht zu unrecht..
 

Ihre Finger gruben sich unmerklich fester in den dünnen Stoff der Decke als Shizuru mit unter diese schlüpfte und sich kurz darauf Natsuki zu wand. Die Jüngere hatte sich hinten am Kopfteil des Bettes etwas angelehnt, die Beine leicht zu sich ran gezogen, was sie im Gesamtbild des großen Bettes ziemlich klein erschienen ließ. Auch so nahm die Gakuenchou nie wirklich viel Platz beim schlafen ein, bevorzugte es lieber sich eng zusammen zu krümeln und an die großen Kissen zu kuscheln. Ob sie diese Nacht überhaupt etwas Schlaf finden würde, war wohl eine ungewisse Frage.

In dem Moment als Shizuru mit ihrem eigenen Charme die neckische Bemerkung entgegnete, wusste Natsuki, dass es vielleicht nicht allzu ratsam war auf das Spiel einzugehen, sie wäre doch die jenige die nachher mit der Bettdecke über den Kopf bis zum geht nicht mehr erröten würde. Und genau dies tat die junge Frau in diesem Augenblick, der einzige Gedanke daran ihre Verlegenheit irgendwie zu verbergen.

„Shi-zu-ru...“, kam gequält langsam noch weinerlicher als zuvor das Wort unter der Decke hervor, leicht gedämpft durch den Stoff. Wenige Sekunden behielt Natsuki die Barrikade aufrecht bevor ihr klar wurde, dass es wohl nichts brachte sich ewig darunter zu verstecken, geschweige denn sie irgendwann noch vernünftig Luft dort bekam. Ein wenig zog sie die Decke runter bis zum Ansatz der Nasenspitze, die grünen Augen lugten hinüber bis sie auf die der Älteren trafen, die in diesem Moment mehr als unschuldig aussah.

Wie schaffte die Frau es nur immer so ruhig dabei zu bleiben? Meinte sie viele Sachen einfach nur aus Spaß heraus oder war mehr hinter der Fassade? Es gab so viele Sachen über die sich die junge Gakuenchou Gedanken machte, viele Dinge, denen sie gerne näher auf den Grund gehen wollte. Vielleicht waren die 2 Tage Auszeit keine schlechte Gelegenheit dazu.

Insgeheim gestand sie sich ein, dass es ihr gewiss nichts ausmachen würde als Wärmequelle für Shizuru zu dienen, es laut zugeben war jedoch eine ganz andere Sache.

„Wir sollten besser schlafen...“, ein erneutes Murmeln, während Natsuki langsam sich nach unten rutschen ließ um schließlich mit dem Kopf auf einem der weichen Kissen zu landen. Nur langsam ließ sie die Decke los, selber etwas verlegen über ihr kindliches Verhalten, was wohl niemals jemand außer Shizuru zu Gesicht bekommen würde. Automatisch schlangen sich ihre Arme um das große Kissen, das fast schon wie ein Ersatz für einen riesigen Teddybär aussah. Noch eine Weile blinzelte sie in der schon fast Dunkelheit rüber zu Shizuru, lediglich der Mond war sein fahles Licht durch das große Panoramafenster, ermöglichte es durchaus gut Umrisse des Zimmers zu erkennen.

„Gute Nacht…Shizuru..“, nur ein sanftes Wispern, bevor Natsuki die Augen zufallen ließ in der Hoffnung etwas Ruhe zu finden.
 

Blinzelnd beobachtete Shizuru wie die Gakuenchou sich unter der decke verkroch wie ein kleines Mädchen das sich vor der Dunkelheit versteckte. Das Herz der älteren schlug einen tacken schneller und sie konnte nicht anders als das zuckersüß zu belächeln.. Das war wieder einer dieser Momente wo sie Natsuki am liebsten angesprungen und nieder geknuddelt hätte.. bis in alle Wolken.

Sie wusste immer genau, wie sie Natsuki in Verlegenheit bringen konnte, meistens aber tat sie das ohne es zu bezwecken. Es passierte einfach dadurch, wie Shizuru eben war und immer so, wie ihr der Schnabel gewachsen war. Es kam selten vor das sich Shizuru dies bezüglich ein Blatt vor den Mund nahm.

Nein, für Natsuki kamen ihre Worte immer in einem stück, für andere dafür manchmal durchgesiebt, damit man das nicht falsch verstehen konnte. Aber auch wenn Shizuru in der Öffentlichkeit oft weniger direkt war, wusste Natsuki trotzdem gut zu deuten, was Shizuru eigentlich meinte und auch das neigte dazu, die Headmasterin in Verlegenheit zu bringen.. egal wo sie waren. Jedoch räusperte sie dise Tatsache immer weg um sich wieder auf ihre arbeit zu konzentrieren.

Oftmals machte die Ältere sich da einen scherz draus, trieb es aber nie zu weit. Sie hatte nie vorgehabt Natsuki mit ihren Worten und Kommentaren in die ecke zu drängen wie ein wildes Tier. Niemals würde sie es sich erlauben sich etwas anzumaßen was unpassend erschien, oder Natsuki von ihr wegtrieb.. Dafür war ihr diese Bindung einfach zu wichtig.. Natsuki war ihr einfach zu wichtig.. und alles was da zwischen ihnen bestand.

Shizuru gab immer genau acht auf Natsukis Worte und taten und wusste immer genau wie diese auf etwas reagierte oder reagieren würde.. Auch kannte sie sie so gut, dass sie selbst dem Gerücht, dass Natsuki sich zu Sergey hingezogen fühlte, keinen glauben schenkte.. Natürlich gab es Momente die das zu bestärken schienen.. Doch Natsuki würde schon aufgrund ihres Otome Daseins niemals etwas mit einem Mann anfangen.. Eigentlich schätzte Shizuru Natsuki so ein, das sie niemals etwas überhaupt mit einer Person eingehen würde.. Sie war mit ihrer Arbeit verheiratet und nichts geht über das wohl ergehen der Akademie.. das wusste sie. Aber es war wirklich zu schade.. Natsuki war eine so schöne, liebenswerte junge Frau und es war eigentlich eine wahre Verschwendung, dass sie keine Ehe eingehen durfte.. geschweige denn sich fortpflanzen.. ohne die Akademie zu verlassen. Shizuru hegte keinen Zweifel daran, dass Natsuki sowohl eine gute Ehefrau als auch Mutter abgeben würde.. Allerdings missfiel ihr der Gedanke auch, Natsuki an jemand anderen zu verlieren und dann auch noch an einen Kerl.. Aber sie sollte sich eingestehen dass sie keinerlei Besitzansprüche gegenüber Natsuki hegen durfte...

Sie schüttelte diese Gedanken erstmal aus ihrem kopf und sah dann wieder auf das kleine Knäuel unter der decke, welches dann wieder hochkam und sich zum schlafen legte.

"Gomene.. Natsuki.." mauschelte sie dann leise, aber mit einem lächeln hinterlegt da dies nicht wirklich ernst gemeint war... Für so einen scherz, hinter dem eigentlich so viel Wahrheit lag, brauchte sie sich nicht zu entschuldigen, aber sie tat es um sie zu ärgern..

Das 'gute nacht' erwiderte sie nicht... da sie ohnehin nicht vorhatte zu schlafen bzw wusste, das sie es nicht konnte, also setzte sie sich im bett wieder auf und rutschte mit dem rücken an die Kopfleiste des Bettes.

Aber auch wenn sie wach bleiben würde, wäre das kein Grund für sie Natsuki vom schlafen abzuhalten, was diese ja ziemlich nötig hatte und sich es ebenso verdiente..

"Danke..." nuschelte sie dann irgendwann in die Stille des Raumes hinein. "...danke für alles.. was du für mich getan hast.. Natsuki.." sagte sie dann weiter, als wäre das eine art abschied. "..und alles.. was du noch für mich tun wirst..".

Als das gesagt war, gab sie Natsuki keine zeit zum antworten sondern beugte sich auf deren Bettseite runter und hauchte ihr einen zarten, kaum merklichen Kuss auf die Wange, ehe sie sich wieder zurückwandte und runter rutschte um sich auf die Seite, mit dem rücken zu Natsuki, zu drehen... Damit wich sie ihrer Reaktion darauf aus.. was auch eine ohrfeige hätte sein können.. Ihr herz trommelte so laut, das sie fürchtete man könne es sonst wo hören..
 

Die Stille wirkte, ganz gegensätzlich zu ihrem Charakter, bedrückend. So fest Natsuki auch die Augen zusammenpresste umso schwerer fiel es ihr sich zu entspannen. Müdigkeit hatte sich zwar schon wieder etwas in ihren ausgelaugten Körper geschlichen, verhalf jedoch keineswegs um sich von den Gedanken zu lösen, denen die junge Frau immer noch nachhing. Bilder der Ereignisse des Tages huschten vor ihrem inneren Auge vorbei, ließen die Gakuenchou kurz vor Abscheu erzittern, die Fingernägel kratzen sacht den Bezug des Kissens entlang.

Als ob die Schlaflosigkeit wohl nicht reichen würde, so war sich Natsuki sicher, dass wenn sie doch welchen fand, dieser keineswegs von ruhiger Natur sein würde. Alpträume von Shizurus Beinahtod würden sie sicherlich heimsuchen, ein weiterer Grund nicht unbedingt die Nacht schlafend zu verbringen. Angestrengt lauschte sie den Geräuschen, dir nur vereinzelt an ihr Ohr drangen. Sie lag auf der Lauer um vielleicht auch nur den geringsten Hinweis zu erhaschen ob die Ältere vielleicht schon langsam ins Reich der Träume abdriftete. Ein Stückchen enger zog sie die Beine an den Körper, umklammerte das Kissen fester. Sie war so nah bei ihr und doch wirkte der Abstand zwischen ihnen wie eine weite Kluft. Sie müsste nur den Arm ausstrecken und könnte die andere Frau berühren, vielleicht etwas von der Wärme gewinnen, die sie seit der kurzen Umarmung regelrecht vermisste.

Natsuki konnte das Gefühl nicht einordnen, so nagend es war, ob es nur durch die extreme Situation des Tages ausgelöst wurde oder schon immer hintergründlich da war. Emotionen waren nie ihr Ding gewesen, sie verbarg viel lieber alles hinter der Maske der Gakuenchou. Ihre Arbeit ließ sie oftmals als streng wenn nicht sogar als emotionslos bis zu einem gewissen Grad erscheinen. Der Schutzmechanismus war schon ein zu fester Bestandteil Natsukis, dass es fast nie auffiel, wenn die Maske für geraume Zeit fiel und einiges von ihrem wahren Ich verriet.

Zugegeben war es für die junge Frau nicht leicht dieses Standbild zu erhalten, viel zu oft wünschte sie sich einfach ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Tränen, Angst, Unsicherheit, die sonst immer im Stillen mit einem unguten Gefühl hinunter geschluckt wurden. Zu gern würde sie Shizuru dessen unterrichten, wie sehr sie am heutigen Tage um ihr Leben gebangt hat, selber beinahe daran zugrunde gegangen wäre. Doch sie fürchtete um die Reaktion der Ältere, was würde sie tun? Sie auslachen? Es mit einem charmanten Necken einfach abtun? Nein Shizuru würde das nicht tun, dessen war sich die Jüngere sicher, doch umso unsicherer um die vermeidliche Reaktion.

Leicht biss sie sich auf die Innenseite ihrer Wange, unterdrückte das Gefühl den aufgestauten Tränen freien Lauf zu lassen, sie würde sich schon zusammenreißen, das war schließlich ihr „Job“. Ihr stockte der Atem, als sie das leise Murmeln Shizurus vernahm, versuchte so still wie möglich zu liegen. Natsuki konnte ihren Ohren nicht trauen, als sie den Dank vernahm, den Klang der Stimme, der sichtlich etwas zum Ausdruck bringen lassen wollte. Wie ein Stromschlag schoss die Hitze in Natsukis Körper, als die weichen Lippen nur für einen Bruchteil auf ihrer Wange ruhten. Smaragde blitzen augenblicklich auf, Überraschung jedoch auch gebrochener Wille war darin abzulesen, als eine stille Träne sich ihren Weg bahnte. Wie erstarrt blickte sie auf den Rücken der Älteren, konnte nicht begreifen, was gerade passiert war. Shizuru dankte ihr, wobei sie doch beinah ihren Tod herbeigeführt hatte, wenn auch indirekt. Dass sie sich in diesem Moment ab wand, schmerzte fast mehr als der eigentlich Grund ihrer Trauer.

„Shizuru...“, ein fast flehendes Wispern entfloh Natsuki, noch bevor sie es überhaupt bemerkte.
 

Das Herz schlug Shizuru bis zum Halse und ihre Wangen brannten wie Feuer. Sie zog die Decke enger an sich und krümelte sich etwas mehr zusammen, als könnte sie so den traurigen blick abschirmen, den Natsuki nun ihrem rücken beimaß. Shizuru schluckte und kniff die Augen leicht zu. Was hatte sie da denn nur getan? Wollte sie Natsuki verschrecken? Verspotten? In die irre treiben? Warum konnte sie ihre Emotionen nicht einfach abschalten wie ein elektronisches gerät mit Knopfdruck? Wieso war es nur so schwer dem allen stand zu halten? Die Fassade aufrecht zu erhalten.. die mauer, welche sie um ihr empfindliches herz gebaut hatte, nur, um Natsuki nicht zu zeigen das sie sie mehr liebte als irgendetwas anderes auf dieser Welt? Warum war das Leben so ungerecht? Warum konnte Natsuki nicht einfach eine normale Frau mit einem normalen job sein? Und warum konnte Shizuru nicht einfach ein Kerl sein, der Natsuki dann offiziell umwerben und umschwärmen konnte um ihr den hof zu machen, so wie es sich gehörte? Warum nur, musste sie so ein los erwischen? Zwar immer in ihrer nähe sein zu dürfen und dennoch.. so weit weg von ihr zu sein? Ob sie wohl in ihrem früheren leben etwas s schlechtes getan hatte, dass sie nun so bestraft werden musste?

"Gomene.." erklang ihre zitternde Stimme dann erneut mit dieser form der Entschuldigung.. diesmal aber ernst gemeint und für das, was sie gerade getan hatte. Ihrer Emotion nachgegeben und das war nicht gerade sehr fördernd für die Freundschaft die zwischen beiden bestand..

Shizuru biss sich so fest auf die Unterlippe, dass diese leicht nach blut zu schmecken begann und schließlich schlug sie die decke zurück um ihre nackten Beine aus dem bett zu schieben und sich zu erheben. Sie stratzte schon zielsicher in Richtung der großen Flügeltüren, die zum gang führten, als ihr die Anweisung von miss Maria einfiel, dass sie beide die Räumlichkeiten nicht verlassen durften.. Doch was wusste diese Frau schon… und wer war sie das sie ihnen Anweisungen geben durfte?

Shizuru hatte schon die hand an den Türgriff gelegt, um diesen zu betätigen, hielt aber in der Bewegung inne und brachte es nicht übers herz.. Natsuki jetzt alleine zu lassen.

Letztendlich sank sie dann an der Tür hinab zu Boden, zog ihre knie an und vergrub ihren kopf daran. "Gomene... Gomene.." schluchzte sie und schien so verzweifelt zu sein wie noch nie zuvor.. ihre stimme war nicht mehr als ein hauchendes Gewimmer und es war unklar ob dieses genuschelt überhaupt bis zu Natsuki rüber klingen würde..

Sie wirkte in dem Moment wie eine gebrochene Frau.. und das passte mal so gar nicht zu der anmutigen, stolzen Shizuru... Aber angesichts ihrer Gefühle, konnte selbst Shizuru nicht immer stark sein.. und diese vollkommen ignorieren.
 

Eine schiere Endlosigkeit verstrich in Natsukis Augen, als sich der Körper der Älteren merklich zusammenzog. Mit jeder Sekunde, die mehr verging, bat sie inständig darum, Shizuru würde sich zu ihr umdrehen, die Arme um sie legen und versichern, dass alles nur ein schlechter Traum gewesen sei. Doch dies geschah nicht, ihre Kehle brannte vor unterdrücktem Wimmern, die Augen immer noch starr auf den Rücken der Anderen gerichtet. Träne um Träne bahnte sich ihren Weg, verspottete das hübsche Gesicht Natsukis.

Kurz entwich ihr der Atem in einem leisen Schluchzen, als sie die Worte vernahm. Die Hände zur Faust geballt, krallend in die Decke dabei umschlossen. Was hatte sie falsch gemacht, dass Shizuru nun so reagierte? Bis eben war doch noch alles in Ordnung gewesen, also warum ließ das die beherrschte Frau wieder so aus der Bahn geraten? Natsuki konnte nicht glauben, dass sie die Worte, die kleine Geste schon wieder mit einer Entschuldigung zurücknahm.

Zitternd streckte sie eine Hand aus, wollte Shizuru schließlich zu sich herumdrehen, erhoffend in dem Rubin die Wahrheit erkennen zu können. Doch bevor sie auch nur annähernd zur Tat schreiten konnte, entzog sich Shizuru nur noch mehr, in dem sie Aufstand und geradewegs auf die Tür zuschritt.

Sofort saß Natsuki aufrecht im Bett, lehnte sich ein Stück weit auf den Knien vor bevor sie geschlagen wieder ein Stück nach hinten zurücksank. Sie konnte nicht fassen, was Shizuru tat, wollte sie sie wirklich hier jetzt alleine lassen? Der Schmerz zog sich nur noch enger um ihr Herz, schnürte ihr zusehend die Luft ab. Wie ein Hund den man geschlagen hatte, kauerte die Gakuenchou auf dem Bett, verzweifelt angesichts der Lage, wütend darüber sich keinen Reim auf das Verhalten der Anderen machen zu können.

„Shizuru!“, erklang tränen erstickt ihre Stimme, als diese zur Türklinge griff, jedoch an dieser dann hinunterrutschte. Ohne groß zu Zögern rutschte Natsuki vom Bett, ergriff die Decke und schritt ungewöhnlich langsam auf, die am Boden wimmernde, Shizuru zu.

Schließlich ging sie vor ihr in die Knie, legte wie schon zuvor die Decke fürsorglich um die Ältere. „Lass mich bitte nicht alleine…“, bat sie inständig, versuchte mit ihren Worten irgendwie zu Shizuru durchzudringen. Instinktiv fanden ihre Arme den Weg um Shizurus schmalen Körper, hielten an diesem fest, als ob ihr eigenes Leben daran hinge.

„Niemals… hörst du...“, ein leises Wimmern, den Tränen keinen Einhalt gebietend, ließ Natsuki einfach ihr Herz sprechen, dass was ihr so sehr auf der Seele lastete.

„Ich will dich nicht verlieren…“, der letzte Satz ging schon fast in dem Schluchzen unter, was anfing den Körper der Jüngeren unkontrolliert zittern zu lassen.
 

Was diesen Ausbruch anbelangte, konnte es viele Gründe dahinter geben. Vielleicht war es der ganze tag.. er angriff.. das verlieren ihrer Otome Kräfte.. die Verletzung.. Vielleicht war es aber auch das was sie eben getan hatte oder das, was sie noch viel lieber getan hätte, es sich aber wie immer verkniffen hat..

Das sie sonst immer so starr an sich halten konnte, lag vielleicht daran, dass es bisher nie soweit kam das sie so nah mit Natsuki auf einem Haufen hockte, und so weit in deren Privatsphäre vordrang wie nie zuvor.. Es gab eindeutig zu viele Faktoren.. und vielleicht war es ja auch alles zusammen, was das Bodenlose Fass Shizurus letztendlich doch zum überlaufen brachte. Irgendwann musste auch mal etwas in einer Shizuru Hochbrechen.. Da schien sich eine ganze menge angestaut zu haben und man musste nur einen kleinen Kieselstein in das Wasser werfen und schon schlug es ungeahnte wellen aus.. und eben diese schienen Shizuru grade unter sich zu begraben..

Sie kauerte vor der Tür wie ein kleines Kind das sich zu seinen Eltern schleichen wollte, es aber aus angst nicht bis aus der Tür geschafft hatte und nun Schutz bei sich selbst suchte.. Die Ältere gab so wirklich ein jämmerliches Bild ab und wenn das jemand anderes gesehen hätte, würde dieser nicht glauben das das die berühmte Meister Otome Shizuru sei.. die Third Pillar und wohl bekannteste Otome die es gibt.. Oder man würde denken sie hätte den verstand verloren.. Und das glaubte sie in diesem Moment auch selber. Wie konnte sie es nur wagen ein solches Bild vor Natsuki abzugeben? Sich ihr so zu zeigen? So...so unendlich schwach und gebrochen.. Shizuru verfluchte sich selbst und biss sich abermals so fest auf die Unterlippe, das diese nun nicht nur nach blut schmeckte, sondern sich auch ein kleines Rinnsal ihre Lippe und das Kinn hinunter bahnte.

Als sie dann Natsukis weinerlich, wimmernde Stimme vernahm riss sie sofort den kopf hoch und sah in das verzweifelte, verheulte Gesicht dieser, direkt vor sich. Ihre Augen weiteten sich, erschrocken über diesen Anblick, und ihre Lippen trennten sich ungläubig voneinander. Etwas stach nun vehement auf ihr Herz ein, so sehr tat ihr dieses bild weh.. Ihre Unterlippe begann zu zittern, als Natsuki dann nicht nur die decke um sie legte sondern auch noch ihre Arme. Zu was hatte sie Natsuki da nur angetrieben? Was hatte sie getan?...Sie hatte sie zum weinen gebracht und das würde sich Shizuru sicher niemals verzeihen.. Sie schluckte einmal hart, direkt gegen Natsukis Schulter und legte dann sachte, ganz langsam ebenso ihre arme um den schlanken leib ihrer Freundin. Sie rang sich alles ab um sich zusammen zu reißen und ihre stimme wieder zu finden.

"Ich.. ich habe die niemals alleine gelassen.. und... habe das auch in Zukunft nicht vor.." brachte sie krächzend hervor und musste noch mal schlucken, ehe sie den kopf wieder hob und ihr direkt in die Augen sah, Nase an Nase.

"ich.. kann doch ohne dich.. gar nicht existieren und... du bist aufgeschmissen ohne mich.." sagte sie und versuchte tapfer zu lächeln was aber kläglich misslang. Klang der erste teil des Satzes wie ein Kompliment ungeahnten Ausmaßes, losch der scherz am ende dies aber schon wieder etwas ab.. Aber an ihrem Gesicht konnte man sehen, das Shizuru eigentlich gar nicht zum scherzen aufgelegt war.. "ich.." fing sie dann noch mal an, aber da versagte ihr wieder die stimme und sie konnte nichts tun, außer sich nochmals auf die wunde, blutende Lippe zu beißen. Das herz schlug ihr schon wieder bis zum hals, was kein wunder war.. immerhin knieten sie so dicht beieinander das sich ihre Nasen berührten, sich ihre Augen trafen und sie den Atem der jüngeren spüren konnte.. noch dazu musste sie in dieses traurige Gesicht blicken.. das sich ihr so noch nie dargeboten hatte..

Sie versucht einmal tief Luft zuholen und merkte erst dann, das ihr kopf sich selbstständig gemacht hatte und direkt die Lippen der Gakuenchou anbahnten.. Shizuru zuckte leicht mit den fingern und versuchte sich selbst Einhalt zu gebieten.. doch ein drang in ihr war stärker und hatte ihr Hirn längst abgeschaltet um das herz handeln zu lassen.. Kurz vor Natsukis Lippen, als es wirklich so aussah, als wolle sie diese küssen, wich ihr kopf dann aber doch zur Seite aus und ihre Wange driftete eng an der Natsukis vorbei, um ihren kopf über deren Schulter abzulegen und sich dann an ihr festzukrallen. Ihr Magen schäumte missgestimmt auf als wolle er Shizuru dafür strafen, dass sie es nicht durchgezogen hatte.. um sich endlich von diesem Gefühl und dieser Ungewissheit zu befreien..
 

Man könnte von Glück behaupten, dass es bereits so spät in der Nacht war, denn das Bild was sich gerade bot war wohl für niemand anderes Auge bestimmt. Die einst stolze Meisterotome Shizuru Viola und die Gakuenchou, Leiter von Garderobe, zusammengekauert, gebrochen in den Armen des Anderen. Natsuki war in diesem Moment das stolze Bild egal, sie konnte nun mal nicht immer an sich halten. Denn auch wenn sie sich jetzt vielleicht dazu aufraffen könnte, so wäre immer noch nicht alles an aufgestauten Emotionen beseitigt, würde gnadenlos an ihr weiter nagen, sie erinnern, dass gewiss nicht alles in Ordnung zu sein schien.

Erst als sie Shizurus Arme um sich spürte, versiegte das Zittern leicht. Nach Halt suchend klammerte sich die Jüngere an der Anderen fest, versuchte sich zusehend am Riemen zu reißen. Nur grob wischte sie sich mit einem Ärmel über das Gesicht, zu retten war ihr anmutiges Bild ohnehin nicht mehr.

Von einer gewissen Leere erfüllt, blickten die grünen Augen auf, als Shizuru zum Wort ansetzte. Sie verzog das Gesicht leicht, zeigte jedoch keinerlei weiteren Mienenwechsel auf die nachfolgenden Worte. Es steckte so viel Wahrheit dahinter, doch wurde diese leicht durch die eigene Erkenntnis überschattet.

"Du hättest es heute beinahe...“, erklangen die Worte ein wenig bitter, dennoch von Trauer geziert, die man sonst niemals auch nur annähernd in der Stimme der Gakuenchou zu hören bekam. Natsuki wusste, dass Shizuru alles in der Welt dafür geben würde ihr Versprechen zu halten, immer für sie da zu sein. Doch vieles konnte auch sie nicht kontrollieren, vieles war einfach zu ungewiss, so wie auch am heutigen Tag.

Erneute Erinnerungen brachen über sie herein, brachten eine frische Welle Tränen mit sich, die fast schon teilnahmslos die Haut Natsukis tränkten. Ihr Atem ging ausgesprochen flach, als sie in den rubinfarbenen Augen versank. Zittrig fanden ihre Finger zu Shizurus Gesicht, wischten vorsichtig das kleine Rinnsal an ihrem Kinn weg. Es tat weh ansehen zu müssen, dass die Frau vor ihr schon so am verzweifeln war, dass ungewollt Blut floss.

In dem Moment wurde ihr mehr als klar, dass sie ein Leben ohne Shizuru niemals führen wollte, es niemals könnte. Diese Frau war soviel mehr als eine Stütze in ihrem Leben, mehr als eine gute Freundin an dessen Schulter man sich ausweinen konnte. Schwer schluckend beobachtete sie Shizurus Bewegungen, hörte wie das Blut anfing in ihren eigenen Ohren zu pulsieren. Wie aus Reflex sanken die Lider und verbargen die traurigen Augen, ihre Lippen öffneten sich leicht zu einem Spalt. Natsuki wusste nicht genau was sie erwarten sollte, was machte diese Frau nur mit ihr? Ihr Innerstes sehnte sich so sehr nach Nähe, nach Wärme…nach Liebe. So verwirrend das ganze erschien, so leistete die junge Frau kein Widerstand, ergab sich bedingungslos den Taten der Älteren. Zaghaft öffneten sie die Augen wieder, als sie den Kopf auf ihrer Schulter spürte. Ein neues Gefühl machte sich in der Gakuenchou breit, während sie den Leib nur noch enger an sich presste. Was war es? Enttäuschung vielleicht? Angst jene Wärme nicht verdient zu haben? Natsuki war ohnehin schon dankbar dafür, dass Shizuru sie nicht gleich wegstieß, sie nicht ausschloss vor ihren Gefühlen. Es war dreist von ihr noch mehr verlangen zu wollen, so hatte die Jüngere doch gewiss kein Recht dazu.

Sich von der Welt abschirmend vergrub sie ihr Gesicht an der Halsbeuge Shizurus. Das kastanienbraune Haar kitzelte sacht ihr, von Tränen verunstaltetes, Gesicht. Ein tiefer Atemzug nach dem anderen und sie spürte es wieder, diese Wärme welche sich auf angenehme Art und Weise in ihrem Körper breit machte. Es wirkte beruhigend auf die junge Frau, welche langsam aber sich bald der Erschöpfung erliegen würde.
 

Davon, dass sich Natsuki ihr und dem Kuss ergeben hätte, bekam sie nichts mit. Ihr kopf ruhte auf der Schulter der jüngeren und suchte sich dort seinen Platz.. Ein gutes Zeichen war aber, dass Natsuki sie nicht gleich von sich stieß sondern noch fester drückte..

Shizuru fiel ein Stein vom herzen und nahm das mal so auf, dass Natsuki ihr allein wegen dem versuch nicht böse war.. Aber ob diese überhaupt mitbekommen hatte was Shizuru da im begriff war zu tun? Ihr Herz trommelte gegen ihren Brustkorb und Shizuru wusste gar nicht wohin mit den ganzen Gefühlen, die gerade in ihr hoch schäumten wie in einem aktiven Vulkan der kurz vor dem ausbrechen war..

Genau so fühlte sich die ältere auch.. Wie ein Vulkan und es war nur eine frage der zeit bis alles aus ihr rauskommen würde und dann auf gedeih und Verderb.. Vermutlich würde Natsuki sie verstoßen.. abstand nehmen oder etwas anders in der art.. Allein aus dieser angst, hatte sie immer so an sich gehalten.. Allerdings kam genau jetzt, da sie so einen schwachen Moment hatte, erst recht alles hervor und sie wusste nicht wie sie sich selbst Einhalt gebieten sollte..

Am liebsten wollte alles aus ihr heraus sprudeln.. alles was da in ihr an Gefühlen für die jüngere war.. und das war eine ganze Menge.. sonst würde Shizuru sich nicht fühlen als würde sie gleich platzen..

Sie war, ohne es gemerkt zu haben, auf die knie Natsukis gerutscht und saß nun auf deren Schoss wie ein kleines Kind bei seiner Mutter.. Arme und Beine hatten Natsuki umschlungen und als sie sich noch fester randrücken wollte, übernahm das gewicht nach hinten und so kippte Natsuki mit dem rücken zurück und Shizuru fand sich auf ihr wieder.. Allerdings dachte sie nicht im Traum daran sich von ihr zu lösen.. Nach dem dumpfen Aufprall, hob sie nur das Gesicht einen stück um Natsuki anzusehen und zu schauen ob alles in Ordnung war.. immerhin hätte die jüngere sich dabei auch weh tun können wie zb den Hinterkopf stoßen..

Nun war da aber wieder der Moment, dass sie Nase an Nase waren und wieder machte sich ihr herz und der drang in ihr bemerkbar.. diesmal aber, schien sie vollkommen die Kontrolle verloren zu haben. Von oben herab sah sie in Natsukis Augen und versank in denen wie in einem Delirium.. aus Verzweiflung um sich selbst rollte ihr eine träne über die Nasenspitze und tropfte nieder auf die Wange der Gakuenchou..

Wie ein steuerloses Schlauchboot das auf dem offenen Meer rum trieb, wagte ihr kopf es dann wieder sich runter zu beugen.. es kam aber nicht mehr zu einem erneuten ausweichen.. diesmal senkten sich ihre Lippen auf die der Gakuenchou.. Allerdings nur hauchzart.. als hätte sie angst Natsuki mit ihren Lippen zu verletzen. So war es nur wie ein Windhauch der sich über die Lippen der Gakuenchou zog.. Shizurus Welt stand kopf.. Raum und zeit war vollkommen vergessen.. Was tat sie da nur?? Setzte sie nun alles aufs spiel.. wofür sie so hart gerungen hatte? War das alles nur, um letztendlich doch die Kontrolle über sich selbst zu verlieren?
 

Sie fühlte sich geborgen, sicher in den Armen der Anderen. Einzigartige Gefühle, die nur selten im Leben Natsukis Platz fanden und ihr schon seit der Kindheit in vielen Bereichen entzogen wurden. Hier wollte sie verweilen, ihr Leben lang wenn sie es sich hätte wünschen können. Die Wärme und der besonderer Duft Shizurus fingen an sie langsam einzulullen, die Anstrengung verlangte mit allem Mitteln ihren Tribut.

Etwas überrascht nahm sie den Positionswechsel war, sichtlich gestört in ihrer Ruhe. Ein kurzes Blinzeln und ihr wurde klar, dass sie sich auf dem Boden befand. Kälte kroch sofort ihren Rücken hoch bis in den Nacken, auf den schnellen Entzug des wärmenden Körpers war sie nicht eingestellt gewesen. So unbequem die Position auch sein mochte, so nebensächlich war sie für Natsuki in diesem Moment. Ihre Aufmerksamkeit galt nun wieder allein Shizuru, die sich so nah über sie beugte. Gegenseitig in die Augen des Anderen versinkend, war jeglicher Gedanke an Vernunft und gewissenhaften Handelns ausgelöscht.

Wie gelähmt fielen Natsukis Arme zur Seite, als sie die sanfte Berührung Shizurus Lippen empfing. Smaragd blitze auf, weitete sich ein Stück. So hauchzart ihre Lippen aufeinander lagen, es reichte vollkommen aus um Natsuki den Verstand zu rauben. Alles fing an sich zu drehen, das leichte Prickeln was sich in ihren Bauch anfing zu sammeln, drohte bald eine Explosion auszulösen. Kein Wegstoßen jedoch auch kein Entgegenkommen, Natsuki war jeglicher Bewegung unfähig. Vergeblich versuchte sie die Arme zu heben im Willen sich an der Älteren festzuhalten. Halt zu finden in der Welt, die langsam vor ihren Augen zu verschwimmen begann. Träge sanken die Lider und die junge Frau ergab sich dem Gefühl, das Shizuru in ihr auslöste.

Es erschien als eine Ewigkeit in Wirklichkeit waren es jedoch nicht mehr als ein paar Sekunden, die die beiden Frauen in dem Kuss verbanden. Leicht schluckte die Dunkelhaarige als der Kontakt zu Shizuru schwand. Sie wagte nicht die Augen zu öffnen aus Angst dieses Gefühl wäre dann für immer verloren, würde niemals wieder kommen. Doch so sehr sie auch dies fürchtete, genauso dringlich war der Wunsch nach Wahrheit. Sie musste nachsehen ob dies alles nur ein Traum gewesen sei oder Shizuru wirklich bei ihr war.

Zögernd öffneten sich die Augen der Gakuenchou, fanden schnell den Kontakt zu denen der Älteren. Zu müde um die vielen Emotionen zu entziffern um auch nur eine einzige weitere Träne zu vergießen, reichte es Natsuki vollkommen aus Shizuru so nah bei sich zu spüren. Sanft legte sie eine Hand auf deren Wange, wischte die Spuren von Tränen hinfort, genoss die Wärme, die sie mit den Fingerspitzen regelrecht aufsog. Vielleicht war es doch nur ein Traum und sie würde jeden Moment in der kalten Realität aufwachen. Aber auch wenn in dem Moment fühlte Natsuki sich befreit, selig darüber endlich eine Einsicht in ihre Gefühle gewonnen zu haben. Ein zaghaftes Lächeln umrahmte die Lippen der Jüngeren, ließ das Bild etwas seltsam wirken, so als ob Natsuki in eine Art Delirium abgedriftet war. Sacht strichen ihre Finger die weiche Haut entlang, scheuten nicht einmal vor den Lippen, die sie mit aller Vorsicht entlangfuhr. Wenn das ein Traum war, warum fühlte es sich dann alles so echt an?

Es gab nur einen Weg um sich sicher zu sein und Natsuki empfand es als Wert das Risiko einzugehen. Mit neuer Kraft schlangen sich ihre Arme um Shizurus Hals um diese schließlich erneut zu sich herunter zu ziehen und ihre Lippen in einem zweiten Kuss zu versiegeln.
 

Waren es wirklich nur ein paar Sekunden, welche Shizuru damit missbrauchte, Natsuki auf diese Art und Weise vor den Kopf zu stoßen? Wenn ja, dann hatte die ältere wahrlich das Gefühl für Raum und Zeit verloren.. denn ihr kam es vor wie eine halbe Ewigkeit, die sich drückend über die Szenerie legte, welche ja eigentlich dazu gedacht war, es zu genießen und nicht um in Selbstzweifeln zu versinken.

Der Moment jedoch gebot es Shizuru nicht anders, da sie ja nicht wusste was passieren würde, wenn sie die Lippen jetzt wieder von Natsukis trennen würde und die Augen öffnen.. Was würde sie dann Sehen oder fühlen? Würde ihre Wange anfangen zu brennen, weil die Gakuenchou ihr eine Ohrfeige dafür verpasste? Oder würde sie in weit aufgerissene, petrolfarbene Augen blicken, die sie fassungslos oder von Ekel angefüllt, anstarrten?

Shizuru rechnete eigentlich mit allem, nur nicht mit etwas gutem. Sie hatte sich schon so oft ausgemalt was wohl geschehen würde, nachdem sie Natsuki SO ihre Gefühle gestand. Eine Ohrfeige, Angst, Wut, Ekel, Abweisung, Abstand, oder noch schlimmer, die Verbannung Shizurus von der Akademie, wegen sexueller Belästigung oder etwas ähnlichem, was gegen die regeln verstieß..

Regeln.. Regeln waren ein dummes Wort, für etwas so großes. Wie konnte es denn gegen die regeln verstoßen, sich hoffnungslos zu verlieben? Wie konnte sich etwas schlechtes, schlimmes, dann nur so gut und richtig anfühlen? Warum gab Shizurus Magen erst jetzt ruhe? Jetzt, wo sie etwas getan hatte, dessen Folgen nicht abzusehen waren?

Ein zittern schüttelte ihren Körper durch, als sie den Kuss nun löste und Angst über Natsukis Reaktionen ihren Verstand übernahmen. Was würde nun geschehen?

Shizuru schluckte und weitete die Augen, als Natsuki sie nicht wegstieß oder ihr eine Ohrfeige verpasste. Allerdings zuckte sie leicht zusammen, als Natsuki die hand zu ihrem Gesicht erhob. Der erste Gedanke galt natürlich einer nachfolgenden Ohrfeige, doch was dann passierte, ließ sie förmlich aus allen Wolken fallen. Natsuki hatte ihre Finger so hauchzart an ihre Wange gelegt, das Shizuru sich jenseits von gut und böse fühlte. Ein Schauer rann ihren Rücken hinab und sie spürte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Tränen der Verwirrtheit, aber auch des Glücks darüber, dass Natsuki ihr das nicht übel zu nehmen schien.

Völlig automatisch aber hatte Shizuru die Lippen schon zu einer erneuten Entschuldigung geformt. Einer Entschuldigung dafür, dass sie sich nicht länger beherrschen konnte.. Diese brachte sie aber nicht über die Lippen.

Natsukis sanftes lächeln traf wie ein Blitz in ihren Kopf. Was hatte das zu bedeuten? Was... was wollte sie ihr damit sagen? Das es okay war?? Das sie ihr nicht Böse war?

"Natsuki... ich.." begann sie dann mit heiserer Stimme, nicht vorbereitet auf das, was die Gakuenchou nun tat. Durch einen zärtlichen Ruck nach unten wurde Shizuru wieder eng auf den zarten Körper Natsukis buchsiert und ehe sie es sich versah, befand sie sich auch schon wieder in einem Kuss, der aber dieses mal von der Headmasterin ausging..

Sie riss ungläubig die rubinfarbenen Augen auf und starrte in das Gesicht, das ihrem nun so nah war. Ihre Lippen kribbelten unter denen Natsukis und für den Hauch einer Sekunde vergaß sie sogar, wer sie war. Nur langsam sanken ihre Lider dann. Erst auf Halbmast, dann schließlich ganz und sie ergab sich Natsuki mit jeder Faser ihres Körpers.. Das herz der Älteren drohte an einem Inferno zu sterben, welches in ihrer Brust entbrannt war. Die Anspannung, die Aufregung und alles, was gerade in ihr passierte, machte sie völlig wehrlos und brachte ihren Körper zum zittern.

Nach einer zweiten, unendlich wirkenden Weile, zwang sie sich dann dazu, den Kuss zu lösen und mit leicht verklärten Augen in das Gesicht der Gakuenchou zu sehen. Jetzt das richtige Wort zu finden war schwer..

"Du... du musst das nicht… tun.." krächzte sie dann, ihrer Stimme nicht mächtig.
 

Der zweite Kuss war auch nicht mehr als ein Aufeinanderliegen der Lippen, so hauchzart, dass es den Anschein hätte, es würde keinerlei Kontakt stattfinden. doch für Natsuki reichte es vollkommen aus um erneut in ihrer neuen Gefühlswelt einzutauchen. Nie im Leben hätte sie sich vorgestellt, dass die Ältere so ein Gefühl in ihr auslösen würde, die Wärme erfüllte auf angenehme Weise jedes noch so kleinste Stück ihres Körpers. Mit halb geschlossenen Lidern beobachtete die Jüngere wie Shizuru nach kurzem Zögern sich dem Kuss ergab. War es falsch was sie tat? War es zuviel was sie von Shizuru verlangte? Ihre innere Aufruhr dadurch nur noch mehr durcheinander brachte?

Trotz der Angst, die sich augenblicklich in der Gakuenchou breit machte, empfand sie es jedoch alles andere als falsch, es fühlte sich richtig an. Zugegeben war es auch nichts schlimmes, wenn man sich unter guten Freunden, besten Freunden mal einen Kuss gab, doch dies überschritt die Grenzen der Intimität unter Freunden maßlos. Liebe war schon etwas seltsames, nie konnte man wirklich sagen, was sie war, was sie ausmachte. Natsuki konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals auch nur im Geringsten solch eine Erfahrung gemacht hatte, sich nicht einmal daran wagte auf nähere zwischenmenschliche Kontakte einzugehen. Also warum ließ sie Shizuru dann so weit vordringen? So weit, dass ihre emotionale Schutzmauer bedrohlich zu bröckeln anfing? Vielleicht war es die Vertrautheit, vielleicht weil sie sich so lange schon kannten, so vieles schon zusammen durchgemacht hatten. War es dass was man Liebe nannte? Dieses Gefühl sich dem Anderen bedingungslos hingeben zu wollen, in jeder Form, Körper und Seele?

Nur langsam öffneten sich Natsukis Augen, als der Kontakt erneut abbrach und dunkles Grün gebannt die Augen über ihr betrachteten. Fast schon geschlagen ließ sie die Arme sinken, die lieber noch länger an Shizurus Hals verweilt hätten. Die folgenden Worte, welche Natsuki nur dank der Nähe verstehen konnte, trafen wie die Faust ins Gesicht. Leicht wand sie den Kopf zur Seite, ließ die Augen für einen kurzen Augenblick zufallen, während sie hart schluckte. Was musste sie nicht tun? Das hier? Sich ihren Gefühlen ergeben, sie wie ein Neugeborener die Welt von Grund auf mit langsamen Schritten entdecken?

„Was ist wenn…“, nur ein zaghaftes Ansetzen, den Blick nicht fähig der Älteren zuzuwenden. Warum sollte sie sich auch nur etwas erhoffen, die Situation war einfach zu sehr aus den Fugen geraten, dass man an gewissenhaftes Handeln denken konnte. Natsuki wollte das Gefühl nicht aufgeben, doch die Angst Shizuru nur noch mehr zu verwirren, sie womöglich in einer Art gänzlich zu verlieren, war einfach zu groß. Es war einfach zu egoistisch von ihr zu denken, dass sie die Konsequenzen umgehen konnte.

Erneut schluckte die Gakuenchou, bekam das ungute Gefühl, was ihr regelrecht die Luft abschnürte, nicht weg. „Vielleicht…möchte…ich ja…“, rang sie sich schließlich doch unter zusammengepressten Lippen hervor. „Was dann..?“, der Blick fand letztendlich doch wieder zu den blutrot schimmernden Augen hin.
 

Der Moment den sie damit verbrachte, auf Natsukis antwort bzw. eine Reaktion zu warten, erwies sich ebenso als halbe Ewigkeit, wie die Szenen zuvor. Ihre Finger fühlten sich schwitzig an und ihr herz trommelte wie eine Buschtrommel von innen gegen ihren Brustkorb.

Sie fühlte sich innerlich so heiß, so entbrannt, als gäbe es keinen tropfen Flüssigkeit in ihr. Warum löste Natsuki nur solch ein Gefühl in ihr aus? So eine Verwirrtheit? Warum war Natsuki das einzige auf der Welt, was Shizuru so aus den fugen geraten ließ? Die ältere kam sich in ihrer Gegenwart immer so anders vor.. jenseits von ihrer ruhigen, reservierten Ader. Sie hatte es in all den Jahren nie geschafft, sich bestimmten Gedanken und Gefühlen zu erwehren.. Manche spitzen Kommentare von ihr, waren auswüchse davon und einige davon waren ernster gemeint als Natsuki jemals denken würde...

Hinter Shizurus Fassade verbarg sich so viel mehr.. und das schirmte sie lediglich mit einem beschwichtigenden lächeln ab. Shizuru war wahrlich ein Meister der Maskerade. Sie hatte so viele Gesichter und meistens wusste man gar nicht, welches davon man vor sich hatte. Heute, heute entdeckte man ein ganz anderes an ihr.. Ein Gesicht, das sich nicht mehr hinter einer Maske verstecken ließ sondern der ernüchternden Realität trotzen musste.

Abermals, wie so oft diesen Abend schon, musste sie schlucken. Das Natsuki ihr kurzzeitlich mit dem blick auswich, stach ihr ins herz wie eine Nadel. Ein zittriger Atemzug entglitt ihr und sie wollte sich schon von Natsuki herunter begeben, damit diese sich nicht wie ein unterworfenes Tier fühlte..

Als die Gakuenchou dann aber ihr Geflüster von sich gab, zog Shizuru die Brauen zusammen und schluchzte einmal laut auf, ehe ihr die tränen über die Wangen rannen wie Niagarafälle.

"Dann... dann.. hör nie wieder auf damit.." hauchte sie kläglich und klang, als flehe sie damit um ihr leben.

So ein Geständnis hatte sie sich eigentlich anders vorgestellt. Es gab so viele Variationen davon in ihrem kopf, so viele orte, Momente und Möglichkeiten.. Doch keiner davon sah aus wie dieser.. Das sie völlig gebrochen und verzweifelt über ihr kniete und das ganze wirkte wie in einem schlechten film... oder einem Drama. Jedoch wurde Shizuru klar, dass man so etwas nicht planen konnte. Es passierte einfach wie es passierte, oder es passierte gar nicht.. Und wenn sie ehrlich war, dann sollte es lieber so passieren, als ganz auszubleiben.. Lieber sollte Natsuki sie für schwach halten und ein ganz anderes bild von ihr bekommen, als das sie diese Gefühle weiterhin in sich aufstauen musste... Denn früher oder später wäre sie daran sicher zu Grunde gegangen..
 

Die Tränen, die ungehemmt die schöne Haut Shizurus zu beschmutzen wagten, reichten schon aus um Natsuki ein Stich ins Herz zu versetzen. Sie konnte nicht einordnen ob es Tränen der Trauer waren, vielleicht der Erleichterung oder gar Freude. So oder so wollte sie keine davon mehr in dieser Nacht sehen, zuviel hatte es ihr abverlangt, so sehr war ihr Körper gemartert. Sanft bedeckte ihre Hand die erhitze Wange der Älteren, strich wie schon zuvor sanft mit dem Daumen über die Spuren der Tränen.

Sie war froh, dass Shizuru nicht wich, sich nicht ab wand nach ihrer gar ungewöhnlichen Frage. Natsuki wagte nicht zu glauben, was dies annähernd bedeuten könnte. Das Shizuru es wirklich so meinte? Das es in Ordnung war sie auf eine Art zu lieben, die Natsuki noch vollkommen unbekannt war, vollkommenes Neuland war? Dass sie vielleicht auch den Wunsch nach jemanden hegte, der einem dieses warme Gefühl verschaffte?

Ein kurzes Lächeln schlich sich erneut auf die Lippen der Gakuenchou, denn sie war sich sicher, dass sie beide, trotz möglicher Hindernisse auch dies herausfinden würden, und zwar zusammen.

„Shizuru...“, das leise Wispern klang erleichtert, entgegenkommend, als Natsuki ihre Arme vorsichtig um den zitternden Körper schlang und ihn an den ihren presste. Zaghaft legte sich ein Arm um den Rücken der Anderen, die andere Hand fand ihren Platz an Shirzurs Kopf, welchen sie sanft an die eigene Halsbeuge dirigiert hatte. Lange hielt sie die Ältere in ihren Armen fest, delikate Finger strichen behutsam durch das seidene Haar, jede einzelne Strähne genoss Berührungen.

Schon bald merkte Natsuki, dass sich das zitternde Bündel in ihren Armen zu beruhigen begann, doch selbst dann setze sie ihre Liebkosungen fort.

„Gomen Shizuru...“, hörte man nach einer weiteren Weile fast scheu in den Raum Hallen. „Wollen wir nicht lieber wieder zum Bett rüber...?“, die Frage schon hinweisend darauf gestellt, dass es Natsuki langsam aber sich ungemütlich auf dem Boden wurde.

Natürlich konnte sie sich nicht direkt beschweren, denn schließlich war die wärmende Quelle, die ihren Körper bedeckte, alles was sie sich derzeit erträumte. Dennoch wiesen sie der harte Boden, die Kälte, die hin und wieder einige Nackenhaare aufstellen ließ, auf die wahren Umstände hin. Sie hätte nichts dagegen, ihr geliebtes Bett aufzusuchen, jedoch nur unter den Umständen, dass Shizuru bei ihr blieb. Doch irgendetwas in Natsuki war sich sicher, dass die Braunhaarige nicht erneut einen Versuch zur Flucht starten würde.
 

Die Tränen versiegten langsam, was auch Zeit wurde. Shizurus Wangen brannten schon leicht unter der stetigen Salz zufuhr. Aber das war ein kleines übel, das sie durchaus zu bringen bereit war, für diesen Moment..

Vielleicht würde sich diese Szene ein Schlüsselmoment werden.. der die Beziehung der beiden Frauen vertiefte bzw. in eine andere Richtung lenkte. Ob diese gut oder schlecht war, konnte man noch nicht vorhersagen.. aber das Natsuki sich so ruhig und nicht abweisend verhielt, war ja eigentlich ein ganz gutes Zeichen...

Vielleicht aber machte sich Shizuru diesbezüglich aber auch einfach zu viele Hoffnungen und sie interpretierte in das geschehen einfach zu viel.. Vermutlich bedeutete dieser Kuss von Natsuki nicht das gleiche wie der Kuss, den Shizuru ihr kurz zuvor geschenkt hatte.. Denn wenn ihre Gefühle wirklich auf gleicher Ebene waren, was Liebe bedeutete, warum hatte Natsuki Shizuru dann niemals Hinweise darauf gegeben? Etwa aus den gleichen Gründen, welche Shizuru davon abhielt selbiges zu tun? Ob Natsuki auch von solchen Zweifeln zerfressen war? Oder ließ sie das alles nur über sich ergehen, weil sie Mitleid mit Shizuru hatte bzw. diese aufheitern wollte? Ob sie sich schuldig für den Unfall fühlte und das deswegen über sich ergehen ließ? Aus schlechtem gewissen heraus?

Shizuru schluckte. Der Gedanke tat ihr weh, doch würde sie dies akzeptieren, wenn es denn so war. Wenn es wirklich so war, dass Natsuki nach diesem Ereignis wieder auf den gewöhnlichen Abstand ging bzw noch mehr, dann würde Shizuru das schlucken und nie wieder ein Wort darüber verlieren.. komme was wolle.

Sie wollte auf jeden fall vermeiden dass Natsuki sie aus ihrem Leben ausschloss, nur weil Shizuru sich in sie verliebt hatte.. Lieber würde sie diese Gefühle für immer und ewig in sich verschließen, auch wenn sie sie von innen her auffressen würden.

Shizuru schloss einen Augenblick lang die Augen, als Natsuki begann ihre Wangen und das seidene Haar zu liebkosen. Auch wenn Haare keine Berührungen fühlten, lief ihr ein Schauer über die Glieder. Einen Moment später schlug sie die Augen auch schon wieder auf und alles was sie auf Natsukis Worte hin machte, war das nicken mit dem Kopf.

Kaum hatte sie dies getan, rutschte sie auch schon von der Gakuenchou runter und hob sich auf die schwachen Beine. Ihre Schulter schmerzte bei diesem unterfangen etwas, aber das machte ihr nicht wirklich etwas aus.. Ihr Blick senkte sich auf die noch am Boden liegende Natsuki, ehe sie die Hand der unverletzten Schulter runter zu ihr streckte, um ihr damit auf zu helfen.

Als sich beide dann auf den Beinen befanden, wich Shizuru, mit leicht geröteten Wangen ihrem Blick aus und begab sich dann in Richtung des Bettes, um sich wieder auf dieses niederzulassen und die decke über sich zu ziehen. Das alles wirkte wie eine unterwürfige Handlung die besagte, dass Natsuki die Flüchtige wieder eingefangen hatte..

Nun lag sie also da, die Decke bis unter der Nase und ihr Blick fiel auf Natsuki, welche noch immer dort im offenen Raume stand. Sie schluckte und schien dann mit sich zu ringen. Kurz kniff sie die Augen zu, setzte sich dann ruckartig auf und sah Natsuki mit mal wie ein flehendes Kind an, das etwas Übergroßes auf dem Herzen hatte.

"Ich... ich..", begann sie und versuchte zu vermeiden dass, ihre vor Anspannung zittrige Stimme, ins stocken geriet, "...Ich liebe dich, Natsuki.. Aber.. aber nicht wie eine Freundin.. sondern.. anders... ich.." sagte sie, was aufgrund ihres angestrengten Gesichtsausdrucks so wirkte als würde sie schreien, war es aber tatsächlich nur ein leises Hauchen das über ihre Lippen kam, grade laut genug damit die Gakuenchou es verstehen konnte. Sie wusste nicht ganz wie sie ihr das erklären sollte.

"Bitte... bitte schick mich deswegen nicht weg..." flehte sie in ihrer emotionalen Verzweiflung und senkte den kopf. Es wirkte als wäre das alles gewesen, doch als sie ihren kopf wieder hob, setzte sie noch etwas nach. "Du.. du kannst mich versetzen.. mir den Rang einer 'Pillar' aberkennen, nur damit ich mich nicht mehr in deiner nähe aufhalte.. Aber bitte.. bitte schick mich nicht ganz weg.." krächzte sie und senkte dann wieder den kopf um ihre Finger in der Bettdecke zu verkrallen. Was redete sie denn da? Sie machte Natsuki eine unmissverständliche Liebeserklärung und dann bettelte sie so peinlich herum? Erneut fanden ihre Zahnleisten sich zu einem Biss auf der Unterlippe zusammen. Du bist so dumm, Shizuru.. hallte es durch ihren Kopf.
 

Ein tiefer Luftzug erfüllte Natsukis Lungen, als die Last auf ihrem Körper leichter wurde. Einerseits froh endlich dem Boden zu entkommen, empfand sie auf der andern Seite bereits schon wieder eine gewisse Leere, als Shizuru sich derart von ihr distanzierte. Es dauerte einen Moment bis auch sie festen Stand auf den wackeligen Beinen fand, leicht verzog sie das Gesicht als sich eine Hand an den unteren Rücken legte. Sie hatte gar nicht mehr wirklich registriert, wie schwach und belastet sich ihr Körper nach der heutigen Tortur anfühlte. Es war zwar nichts ungewöhnliches, das die Gakuenchou selbst auch einmal Hand anlegen musste, dennoch musste Natsuki sich insgeheim einstehen, dass ein wenig Training hin und wieder nicht schaden würde.

Wie in Zeitlupe beobachtete sie Shizuru, als diese zum Bett rüber schlich und sich schließlich dort wieder nieder ließ. Sie wollte ihr folgen, wollte endlich wieder in die weichen Federn hüpfen und die Anstrengungen des Tages vergessen. Doch irgendwie weigerten sich ihre Beine auch nur einen Schritt vorwärts zu setzen. Was sollte sie tun, wenn sie an ihrem Ziel angelangt war? Unter die Decke schlüpfen als ob nichts gewesen wäre? Würde Shizuru nun doch lieber auf Abstand bleiben oder würde sie ihr vielleicht erlauben noch etwas von der angenehmen Wärme zu kosten?

Natsuki wollte schon zum gehen ansetzen, die stockende Stimme ließ sie jedoch augenblicklich in der Bewegung inne halten. Lediglich ein paar Schritte hatten sie bis ans Bettende gebracht, schlanke Finger suchten, die Beine unterstützend, am Pfosten etwas Halt. Den Blick etwas ungläubig auf Shizuru gerichtete, als diese eine Art Geständnis zusammenstammelte. Die Augenbrauen hoben sich ein Stück, das Grün der Augen leuchtete jadefarben auf, während sich ihre Lippen einen Spalt breit öffneten. Hatte sie richtig gehört? Hatte Shizuru gerade wirklich gestanden, dass sie sie lieben würde und zwar auf eine Art und Weise, die unter Freunden nicht üblich war?

Man hätte denken können jemand hätte einen Schalter an der Gakuenchou umgelegt, sie von einer Sekunde zur anderen in eine bewegungsunfähige Statue verwandelt. Die Worte hallten immer und immer wieder in ihrem Ohr. War es das, was sie hören wollte? War es das, was sie sich wünschte, danach sehnte? Natsuki war es lästig, dass sich ohne weiteres so viele Fragen in ihrem Kopf bildeten, sich jedoch niemand im Geringsten dazu bereit erklärte, ihr die erhofften Antworten zu geben. Sie musste sich setzen so viel war sicher, die neue Flut an Emotionen, brachte nicht nur Geist sondern auch Körper ins Wanken. Mit einem etwas unbeholfenen Tapsen ließ sie sich schließlich auf dem Bett nieder, den Blick nicht abwendend von der Älteren.

„Baka…“, entfloh es ihr flüchtig von den Lippen, das Gesicht kurz zu einem bitteren Lächeln verzogen. Wie konnte Shizuru nur denken, dass sie deswegen einfach so von ihren Pflichten entbunden wurde? Der Platz als „Third Pillar“ war heilig für Natsuki, für niemand anderen bestimmt als für die gebrochene Frau vor ihr. Selbst jetzt nicht, selbst nicht der Umstand, dass Shizuru ihre Kräfte als Otome verloren hatte, würde sie dazu bringen. Mit dem Leben Garderobe und Shinso-sama zu dienen, speziell Gakuenchou von Garderobe zu helfen und diese zu unterstützen. Das war die Aufgabe des „Third Pillar“ und Natsuki war nicht gewillt jene in die Hände einer Anderen zu legen, nicht solange sie Macht darüber hatte.

„Baka no Shizuru…“, kam es erneut von Seiten der Jüngeren, während sie die Distanz zu der Anderen überwand und schließlich neben ihr zum Sitzen kam. Sachte legte sich die Hand der Dunkelhaarigen auf Shizurus, zogen wenige Momente später die Finger aus der Verkrampfung der Bettdecke nur um sie anschließend mit den ihren zu verhaken.

„Du hast doch selbst gesagt, dass ich ohne dich nicht kann….“, ein sachtes Lächeln bildete sich bei dem Gedanken, den Kopf leicht zur Seite gelegt, betrachtete Natsuki die Frau vor ihr, als ob das so eben gehörte Geständnis das alltäglichste auf der Welt wäre. Natürlich gab es noch viel worüber sich die Jüngere Gedanken machen musste, doch zuerst einmal wollte sie Shizuru an einem erneuten Brechen hindern.
 

Der Blick Shizurus riss ruckartig wieder nach oben, als Natsuki sich zu ihr setzte und ihre Finger mit den ihrigen verhakte. Das beanspruchte herz, das nun schon den ganzen tag zu Höchstleistungen angetrieben worden war, tat einen Hüpfer aufgrund dessen, dass die dunkelhaarige sich nicht von ihr abwandte, sondern zu ihr kam... trotz dem, was sie eben zu ihr gesagt hatte.

Das die Gakuenchou sie als 'Baka' bezeichnete, schien ihr nichts auszumachen, denn insgeheim dachte sie das ja selbst über sich. Sie kam sich in diesem Moment mehr als nur dumm vor, dass sie das nicht für sich behalten konnte, wo sie es doch schon einige Jahre in sich verstaut und verschlossen hatte. Ganz tief in den Windungen ihres Herzens, damit es nicht sich keine Freiheit erlauben konnte.. Solche Gefühle gehörten hier nicht her.. Um so schlimmer erschien es Shizuru jetzt, das es so plötzlich aus ihr heraus brach... und sie Natsuki damit vor den Kopf stieß. Wie würden sie denn jetzt noch professionell zusammen arbeiten können? Dieses Geständnis würde doch immer zwischen ihnen stehen... Konnte sie es sich überhaupt erlauben, Natsuki ganz normal unter die Augen zu treten? Sie zweifelte daran... Um genau zu sein kroch jetzt die Scham in ihr hoch und sie wich den blicken der Gakuenchou aus, wo sie nur konnte.

Der Raum um sie herum wirkte plötzlich unglaublich klein und bedrückend, obwohl es das größte gemach an der ganzen Akademie war.

"Hai... ich... verzeih..." haspelte sie dann kleinlaut, als Natsuki ihre eigenen Worte wiederholte. Es erfüllte sie natürlich mit Freude, dass Natsuki sie nicht verstoßen würde, aber wie sollte es stattdessen weitergehen?

So wie Natsukis reagierte schien es, als wollte diese das einfach so übergehen und weitermachen wie zu vor… als wäre nichts gewesen.

Shizuru seufzte. Vielleicht war das ja genau das richtige. Es einfach vergessen und so tun als hätte sie das nie gesagt.. Sie nickte leicht für sich selbst und hob dann den Blick. "Gomen... das war dumm... ich bin wohl heute nicht ganz ich selbst.." sagte sie und versuchte das ganze dadurch zu beschwichtigen.. Doch Natsuki war nicht dumm und sie wusste, das Shizuru wohl niemals etwas so ernst war wie das, was sie ihr gestanden hatte.

Die ältere zog leicht an Natsukis hand und rutschte dann auf die andere Seite des Bettes, damit sie neben ihr platz finden konnte.

"Du solltest jetzt schlafen.." hauchte sie leise und warf die decke über Natsuki, ehe sie sich mit dem kopf aufs Kissen niederließ und den blick an die decke richtete.. Ja vielleicht würde es helfen, einfach darüber zu schlafen...
 

Etwas enttäuscht zog die Jüngere ihre Hand zu sich zurück, legte sie auf den dünnen Stoff ihres Schlafanzugs, wo sich Finger sogleich verkrallten. Warum trafen sie die folgende Worte so hart, war es der Tonfall oder vielleicht das erneute Abwenden Shizurus, was sie sich so erhofft hatte würde ausbleiben? Ihr Blick wand sich nach unten, nicht länger fähig ihn aufrecht zu erhalten. Tat sie das ganze jetzt einfach so ab, als ob nichts gewesen wäre? Hatte sie ihr nicht eben noch vor wenigen Sekunden ihre Liebe gestanden?

"Ich...ich bereue nichts von all dem, was eben passiert ist", wisperte die Gakuenchou leise, kaum hörbar. Geistesabwesend fing sie an einige imaginäre Fuseln an ihrer Hose zu entdecken und sie abzuzupfen. Sie musste etwas von den Gefühlen rauslassen, die langsam immer weiter in ihr aufbrausen zu schienen. Natsuki hatte nicht wirklich ein Händchen dafür, wenn es gerade darum ging, ziemlich unbeholfen fühlte sie sich, wenn es mal darum ging etwas gut mit Worten auszudrücken. Geschäftlich war das eine Sache, auf privater Ebene im Umgang mit Emotionen, die ihr doch so völlig fremd waren, eine ganz Andere.

„Shizuru…“, das dunkle Grün fixierte zögernd die Figur unter der Bettdecke, die Stimme bettelte regelrecht um Aufmerksamkeit.

„Ich…“, nur ein weitere Versuch Anzusetzen, endlich die richtigen Worte zu finden, die so schwer über die Zunge der Gakuenchou gingen. „Ich fühle….etwas“, Etwas war gut, noch schlechter hätte sie sich wohl in dem Moment nicht ausdrücken können. Leicht schüttelte sie den Kopf, so als ob sie die Worte hinwegradieren könnte um vom neuen anzufangen.

Für einen Moment stützte sie ihn in ihre Hände verbarg ihr Gesicht, bevor sich Finger einen Weg in langen dunklen Strähne bahnten und diese nach hinten zurück warfen.

Ein kurzer Atemzug entglitt Natsuki, sich innerlich darauf vorbereitend noch einmal anzusetzen. „Ich kann nicht genau sagen was es ist… nicht jetzt… nicht heute…“, es war einfach alles zu viel, alles zu früh, um es mit Gewissheit sagen zu können. Doch sie würde es herausfinden, sie war Shizuru schließlich eine würdige Antwort schuldig, nicht diese herum Gefasel, mit dem sie sich jetzt Abgeben musste.

Schlanke Arme wanden sich um ihre Knie, die sie leicht schützend angezogen hatte. Sie fühlte sich fast so, als ob sie etwas Verbrochen hätte, es nun wie ein keines Kind der Mutter gestehen musste. Das es etwas Falsches sei, nicht fähig zu sein von Herzen zu sprechen. Alles worum sie bat war etwas Zeit, die ihr die Ältere gewähren sollte. War das zuviel verlangt? Immerhin war Natsuki doch die jenige, der rigoros vor den Kopf gestoßen wurde, dennoch wollte sie das keinesfalls als Entschuldung verwenden.

„Ist es in Ordnung wenn ich hier schlafe?“, ertönte die Frage scheu, die Hand ausgestreckt zur Shizurus Seite. Die junge Frau wollte nicht an das andere Ende des Bettes, wusste, dass es dort nur kalt war, uneinladend, wenn man den Gegensatz, die angenehme Wärme, betrachtete, die von Shizurus Seite ausging.
 

Die Worte der jüngeren hatten die erdrückende Stille durchtrennt und sich in Shizurus Kopf gekerbt wie ein Eispickel. Natürlich schmeichelte es ihrem Herz, dass Natsuki behauptete, nichts davon zu bereuen, doch der Satz klang so sehr nach einem ‚aber..’. Natürlich konnte sie ihr das nicht verübeln. Was hatte sie auch erwartet?

Das Natsuki ihr sogleich in die Arme fallen würde und sie dann glücklich zusammen lebten bis ans Ende ihrer Tage? Das klang in einem Atemzug wie der Anfang und das Ende von Einem Kitschroman… Das hier aber war die Realität. Und diese war wesentlich sachter zu behandeln als alles andere, was da in ihrem Kopf herum schwirrte.

„Du hast… alle zeit der Welt..“ hauchte sie dann als Antwort, wand den Blick aber nicht von der Zimmerdecke über sich ab.

Die Zeit, um die die Gakuenchou bat, war mit Sicherheit ein kleines Opfer, das Shizuru bringen musste, wenn sie das alles zuvor ernst gemeint hatte. So lange hatte sie es immerhin schon mit diesem großen Geheimnis ausgehalten, da würde sie auch noch länger warten können, egal, ob etwas gutes oder etwas schlechtes dabei herauskam.

Das alles war besser als es auf ewig unausgesprochen zu lassen. Wenn dem aber so war, warum fühlte sich das herz der älteren dann nur so unglaublich schwer an? Warum fühlte es sich an, als würde darauf nun eine noch größere Last liegen als zu vor? Hätte sie schweigen sollen? Es Natsuki nicht sagen, bis zu ihrem Seeligen Ende hin? Sterben, ohne es ihr jemals gesagt zu haben? Konnte sie das denn ihrem Herzen gegenüber verantworten?

Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass es nun zwar endlich raus war, aber sie sich nun auf einer Hühnerstange wieder fand, auf der es galt zu sitzen und zu warten auf das was kommt.. oder auch nicht kommt, je nach dem.

Ein seufzen entrann ihrer Kehle, ehe sie von der Jüngeren aus ihren Gedanken gerissen wurde. Von Shizurus Seite her kam aber nichts. Sie schwieg sich erst zu Natsukis frage aus, so schien es.

Dann jedoch, ohne den starren Blick von der Decke abzuwenden, schlug sie die Decke zurück und streckte ihren Arm nach Natsuki aus, um dieser zu bedeuten das sie ruhig ranrutschen könnte. Diese kleine Geste, sprach mehr als tausend Worte. Von denen, Shizurus Ansicht nach, sie heute schon genug gesprochen hatte…

So still und schweigend sie aber auch schien, so schnell schlug ihr Herz. Und das nicht gerade leise. Um genau zu sein war es sogar so laut, dass Shizuru fürchten musste, es würde gleich aus ihrer Brust springen und Natsuki direkt in die Arme.

Sie schloss die Augen und schließlich zeigte sich das übliche, ruhige Lächeln auf ihren Lippen. „Aber wehe.. du schnarchst..“ hauchte sie dann.
 

Natsuki hatte gar nicht bemerkt, dass sie den Atem für geraume Zeit angehalten hatte, so sehr verlangte es nach einer Antwort, einer Reaktion Seiten Shizurus. Ganz langsam, fast zittrig ließ sie die Luft aus ihren Lungen weichen, durch die gehörten Worte fühlte sich ihr Herz schon ein Stück leichter an. Die Last welche eben noch so schwer sie fast bis in den Abgrund mitgezogen hatte, war wenigstens etwas gewichen. Die Jüngere war froh, dass Shizuru verstand, einsah, dass sich nun mal nicht von heute auf morgen alles verändern konnte. Dies hieß jedoch auch, dass sich trotzdem in Zukunft etwas zu ändern hatte und es lag nun allein an Natsuki, diese Veränderung in Gang zu leiten. Sie wusste, dass es nun für sie beide in Gewisserweise eine andere Last bildete, dennoch war sich die Jüngere sicher, dass sie es nicht soweit kommen lassen würde. Es war nicht fair, Shizuru zu lange im Dunkeln tappen zu lassen.

Erleichterung der Akzeptanz wegen, wuschen die letzen unschönen Züge auf dem Gesicht der Gakuenchou hinfort. Für diese Nacht könnte sie vielleicht doch etwas Ruhe finden, zumindest würden ihr nicht mehr allzu viele Fragen den Verstand vernebeln. Ein Schlucken folgte, als Shizuru auf ihre Frage ihr nicht einmal den Blick zu wand. Vorsichtig studierte sie den Ausdruck der Älteren, fragte sich wie schon zu viele Male am dem heutigen Tage, was hinter der stoischen Fassade vor sich ging.

Überrascht blinzelten die Augen einen Moment, als sie nach einer Weile, Shizurus Einladung vernahm. Hauchzarte Röte zeichnete sich auf den Wangen ab, sie hätte eigentlich nicht so direkt damit gerechnet. Aber was nun, sie konnte schlecht einen Rückzieher machen, dass wäre nur feige und sie wusste, dass sie Shizuru damit nur verletzen würde. Sie bat schließlich um ihre Nähe, warum fühlte sie sich jetzt aber so nervös, wie ein kleines Kind am Weihnachtsabend, das sehnsüchtig die Bescherung erwartete? Ihr Herz klopfte so sehr, das Blut pulsierte in ihren Adern, ließ Natsuki für einen kurzen Moment vergessen, dass die Ältere ihren Arm nach ihr ausstreckte.

Erst der neckende Kommentar holte sie in die Gegenwart zurück ließ die Nervosität nur noch mehr steigen, sie nun schon in Verlegenheit herumzudrehen. Eins davon war schon zuviel, beide Gefühle nun auf einmal würden sicherlich bald der Untergang der Gakuenchou sein.

„Ich schnarche nicht..“, kam unerwartet die trotzige Antwort Natsukis, die Unterlippe ungewollte wieder ein Stück weit nach vorne geschoben, die Arme langsam von den Beinen lösend. Nur zögernd rutschte die Dunkelhaarige auf, schmiegte sich in Shizurus Armbeuge, die zum Glück die Unversehrte war. Den Kopf zugewandt, bettend auf ihre Schulter, ließ sie sogleich die Lider leicht sinken, Angst man könnte die innere Aufregung in ihren Augen ablesen. Es dauerte einen Moment bis Natsuki sich entspannen konnte, die Wärme der anderen Frau und der unvergleichliche Duft, verhalfen ihr jedoch schnell dazu. Fast wie von selbst schlang sich ein Arm um Shizurus Bauch, während sich die Jüngere noch ein Stückchen näher anschmiegte. Hier würde sie sicherlich Ruhe finden, die Geborgenheit verschaffte ihr ein Gefühl, dass dies der einzige Platz für ihr Herz war.

Ein flüchtiges, zufriedenes Seufzen entglitt den schmalen Lippen, die sich Sekunden später zu einem zaghaften Lächeln verformten.

„Ich glaube hieran könnte ich mich gewöhnen…“ ein leises Nuscheln, schüchternes Zugeben des Wohlbefindens und Natsuki war schon bedrohlich nahe dem Halbschlaf.
 

Nachdem Natsuki das Angebot angenommen hatte, sich so in den Arm der Älteren zu kuscheln, erfüllte dies ihr herz erneut mit Wärme. Das seichte Lächeln, welches Shizurus Lippen umspielte, blieb und sie warf die Decke wieder zurück um sich und Natsuki darunter zu begraben. Wie konnte sie es überhaupt wagen, mehr zu verlangen?

Im Grunde war genau dies, doch alles was sie wollte.. Natsuki bei sich haben. Jeden Tag. Natsuki war alles was sie brauchte, um ein erfülltes Leben zu haben. Sie war der Boden unter ihren Füßen, der Atem, der durch ihre Lungen streifte und sie am Leben erhielt, die Säule, die ihr komplettes Leben stützte.. Ohne sie wäre sie nichts. Ein Leben, ohne die jüngere bei sich zu haben, konnte sich Shizuru einfach nicht vorstellen.. Das wäre wie ein Alptraum, von dem man sich nie wieder erholen würde..

Der Blick der Älteren ging leicht zur Seite, um direkt das Haar Natsukis im Blickwinkel zu haben. Ihr Lächeln vertiefte sich etwas, als sie einen Blick in das Gesicht von Natsuki warf, welches in überkommenden Schlaf getränkt war. Ihre Hand hob sich und sie begann ihr damit beruhigend über die Schulter und den Nackenbereich zu kraulen.

Der Kommentar der dann die Müden Lippen der Gakuenchou verließ, jagte Shizuru einen warmen Schauer durch den Körper und sie musste kurz die Augen schließen, um sich nicht erneut den Tränen ergeben zu müssen.

Sie ließ die Worte auf sich wirken, sagte nichts dazu, da Natsuki ohnehin gleich in den Tiefschlaf abdriften würde und so sparte sie sich jedes weitere Wort, dass sie womöglich noch davon abhalten könnte. Die junge Frau warf den Blick wieder an die Decke und nahm die leichte Gänsehaut zur Kenntnis, welche von dem Atem der jüngeren ausgelöst worden war, weil dieser gegen Shizurus Hals geblasen wurde. Noch eine endlos lange Weile lag sie wach, bis auch ihr endlich die Augen zufielen und der Schlaf über ihren Körper siegte.

Ein Schleier legte sich um das Geschehene so, wie der Vorhang von einem Theaterstück fiel.

So verging die Nacht…
 

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3. Kapitel..Ende^^ bitte wieder kommentieren damit wir weiter machen können ;) Ich entschuldige mich an dieser Stelle für Rechtschreibfehler... darin sind wir beide kein ASS >< Ich werde das aber alles noch zum korrekturlesen geben und das nach und nach ausbessern..

Wer bist du?

Der Morgen setzte ein, wechselte dann in den frühen Vormittag und noch immer schienen die beiden Frauen zu schlafen. Vor Stunden schon hatte sich das große Panoramafenster von selbst verdunkelt, als lästige Sonnestrahlen versucht hatten sich zutritt zu verschaffen. Das treiben auf der Akademie hatte längst in seinen gewohnten Alltag gestartet. Nur dieses Zimmer, das Gemach der Gakuenchou, wurde davon nicht berührt, als wäre dort die Zeit stehen geblieben…

Die Uhr, auf dem kleinen Nachtkästchen neben dem Bett, zu Fuße einer Miniatur Shinso Statue, schlug 11 Uhr, als Shizuru dann langsam die Augen aufschlug und erst mal mit einem Lichtausgleich ihrer Augen zu kämpfen hatte. Nachdem sie einigermaßen klar sehen konnte, begann sie sich zu orientieren. Die Ältere konnte sich nicht daran erinnern wann sie das letzte mal so lange geschlafen hatte.. Hatte sie das überhaupt schon mal?

Ihr Blick fiel auf Natsuki, welche sich zwar über Nacht etwas bewegt hatte und von Shizurus Schulter runter gerutscht war, aber immer noch ziemlich dicht bei ihr schlief. Schlagartig kamen die Erinnerungen an den gestrigen Tag und den Abend zurück… Es war also kein Traum gewesen…

Shizuru schluckte. Sie wusste nicht ob sie froh oder traurig über diese Tatsache sein sollte.. Ein seufzen kam über ihre Lippen, aber nicht laut genug um die Gakuenchou aus ihrem erholsamen Schlaf zu reißen. Sie entschied sich dazu, aufzustehen und setzte dieses Unterfangen dann auch in die tat um, indem sie sich langsam und vorsichtig aus dem Bett schob. Noch ein kurzer Blick auf die schlafende Natsuki, das hoch ziehen der Decke über deren Körper, dann wanderte Shizuru an den fremden Kleiderschrank, welchen sie nach einem Morgenmantel durchstöberte. Schnell wurde sie fündig und nahm einen der beiden Royalblauen Morgenmäntel heraus um sich diesen überzuwerfen, da sie ja immer noch nur das knappe Schlafanzugoberteil am Leibe trug. Den Schrank wieder geschlossen, den Morgenmantel vor dem Bauch zugebunden, begab sie sich dann durch die Durchgangstür rüber in das übergroße Büro der Gakuenchou.

Eine halbe Stunde später hatte Shizuru dann nicht nur Frühstück kommen lassen, welches sie auf dem Couchtisch entfaltet hatte, sondern auch Yohko samt Professor Gal, welche die Wunde der Schulter nochmals kontrollierten. Den tag zuvor erst hatten sie diese, wie man das ganz früher vom Ausbrennen einer Wunde her kannte, mit feinster Lasertechnik zugeschweißt. Die Wunde schien vom Ansatz her gut zu verheilen, allerdings viel langsamer als es durch aktive Nanos wäre möglich gewesen, doch solch einen Kommentar ersparte sich jeder in diesem Raum. Yohko konnte sich gut vorstellen wie die eigentliche ‚Third Pillar’ sich nun fühlen musste.. und das es dafür keinen Trost gab. Auch mit neuen Erkenntnissen über das ‚Stachelwesen’ konnten sie noch nicht dienen, würden aber sicherlich heute noch mehr Nachforschungen anstellen. Alles in allem wurde Shizuru der Tag also nicht gerade versüßt.. Sie nahm das alles nur mit einem sachten nicken und einem üblichen Lächeln hin. Nachdem Yohko sich noch nach Natsuki erkundigt hatte, Shizuru aber meinte das diese schliefe, verließen sie und Gal wieder das Büro.

Shizuru blieb alleine am gedeckten Frühstückstisch zurück, welches sie in erster Linie für Natsuki hatte kommen lassen. Sie selbst würde nichts runter kriegen…

Schließlich erhob sie sich und begab sich rüber zu dem Headmaster Schreibtisch, auf dessen Sessel sie sich dann niederließ, um ihren Blick über die Arbeitsplatte und durch das leere Büro schweifen zu lassen. Ein herzzerreißendes Seufzen entkam ihren Lippen, als ihr Blick an einem Foto hängen blieb. Dort waren sie, Natsuki und der ganze Rest von Früher, zu Zeiten des Corallenrangs, drauf zu sehen. Ach was konnte sie sich noch gut an diese Zeiten erinnern… Shizuru war schon immer ein richtiges Multitalent gewesen, genau wie Haruka. Die beiden kannten keine ernstzunehmende Konkurrenz, außer sich selbst. Doch Natsuki und Mai hatten verbissen mit sich zu kämpfen und mussten sich alles durch knüppelharte Arbeit aneignen. Während Shizuru alles ruhig, besonnen, oft sogar frech angehen konnte und sich aus allem einen Spaß machte, war für Natsuki jeder Tag ein neues Abenteuer, das es zu meistern und überleben gab. Letztendlich hat sich das aber gelohnt und Natsuki hat sich diesen Stuhl, auf welchem Shizuru momentan sitzt, mehr verdient als jeder andere…

Ein nostalgisches Lächeln überkam Shizurus Lippen, bei diesen Gedanken und Erinnerungen. Sie schüttelte dann leicht den Kopf. Was dachte sie denn da? Sie war doch keine steinalte Frau die den Erinnerungen an früher nachhing.. Sie war jung und sollte vorwärts sehen, nicht zurück. Vor allem jetzt… wo alles so schlecht zu laufen schien.

„Ach Natsuki…“ hauchte sie dann leise, beinahe andächtig, als ihr Blick wieder den Weg zu dem Foto gefunden hatte. Ewige Freundschaft hatten sie sich geschworen.. Immer für einander da zu sein, den anderen nie alleine zu lassen und sich gegenseitig vor Fehlern bewahren.. Das hatten sie abgemacht.

Shizuru schloss für einen Moment die Augen. Beinahe 5 Minuten saß sie dann völlig regungslos in dem Sessel, ehe sie die Hand hob, hoch zu ihrem Ohr und sich dann den Otome Ohrring abnahm. Sie hielt ihn vor sich und sah auf den tiefen Riss, den der ‚Gracefull Amethyst’ bekommen hatte. Ein griff neben sich in eine der Schubladen, dann holte sie einen weißen Briefumschlag heraus und legte den Ohrring hinein. Den Umschlag verschloss sie dann und ließ ihn auf dem Schreibtisch liegen. Was sollte diese Geste? Sollte das das Ende des Amethysten bedeuten?
 

Es war selbst für die Gakuenchou etwas Besonderes, dass sie solange dem Schlaf verfallen war. In der Regel war sie ein Arbeitstier, meistens schon wach, bevor sich auch nur irgendetwas an der Akademie regte. Es war nun mal nicht leicht solch eine Schule zu führen, vieles machte sich eben nicht von alleine Genau dies würde sich in nächster Zeit auch wieder bemerkbar machen, eben erst die letzten Zerstörungen an Garderobe beseitigt, hatte es den Anschein, dass die Baustelle von neuen eingerissen wurde. Das Ausmaß der Zerstörung an der Arena und deren Umfeld war noch nicht einmal richtig gewiss. Miss Maria hatte vorerst den gesamten Bereich absperren lassen, das Betreten des Geländes war einfach zu gefährlich, viel zu unsicher und Einsturz gefährdet war manche Mauer. Auch das musste wieder ausgebügelt werden, das noble Bild von Garderobe war schon zulange beschmutz worden, erst Nagi und jetzt das. Natsuki konnte eigentlich der 2 Tage Ruhe halber glücklich sein, zu der Miss Maria so strikt befohlen hatte. So blieb ihr die nächste größere Auseinandersetzung mit Arbeit erspart, ob sie allerdings darauf bestand, war etwas anderes. Still sitzen war gewiss nicht eine ihrer besten Eigenschaften, immer fort brauchte die Jüngere etwas zu tun.
 

Nur widerwillig ließ Natsuki an diesem Morgen ihre Wärmequelle aus dem Bett entweichen, das protestierende Murren kaum hörbar. Ihr Körper merkte sofort das Fehlen Shizurus, suchte nach einem Ersatz der schließlich mit einem Klammergriff um das nächst Beste Kopfkissen endete. So verharrte sie noch eine ganze Weile, völlig unwissende darüber, was sich bereits alles an ihrer Schule abspielte. Vielleicht war es ihre innere Uhr die sie allmählich zu Bewusstsein kommen ließ, vielleicht war es aber auch nur das um Aufmerksamkeit bettelte Knurren ihres Magens. Es musste wohl schon wirklich spät sein.

Verschlafene Augen blinzelten etwas orientierungslos, schlossen sich noch einige Male bis das letzte bisschen Schlaf ihrem Körper entwichen war. Ein genüssliches Recken der Glieder folgte, Natsuki hatte lange nicht mehr so gut geschlafen. Der erste Blick fiel auf die Uhr neben dem Bett, die bereits schon Mittagszeit anzeigte, der nächste zur Seite, an der die Nacht über Shizuru gelegen hatte. Schmale Augenbrauen zogen sich zusammen legten die Stirn für einen Moment in Falten. War es wirklich alles nur ein Traum gewesen?

Natsuki war sich mehr als unsicher, dass sie sich alleine im Bett befand, wie jeden normalen Morgen, verstärkte das Gefühl nur noch mehr. Langsam drückte sie sich in eine Sitzposition hoch, zog die Beine unter der Decke zum Schneidersitz heran. Das dunkle Haar wirkte regelrecht zersaust, als die Gakuenchou es mit einigen nach hinten Streichen zu bändigen versuchte. Schließlich blieben Finger an ihren Lippen hängen, verweilten dort, strichen gar andächtig darüber. Lider sanken von neuen, als Natsuki an Erinnerungen des Kusses schwelgte, das süße Gefühl von Shizurus Lippen auf den ihren. Es schien einfach zu schön, vielleicht auch zu abwegig um wahr zu sein. Sie hatte schließlich schon immer eine ausgeprägte Fantasie gehabt, Träume, die sich zu real anfühlten.

Ein Seufzen rann über die Lippen, die Finger einziehend, zur Faust geballt. Sie würde sich wohl damit abfinden müssen, der Tag würde seinen üblichen Verlauf nehmen. Aber ein gutes hatte es, wenn dies alles wirklich nur eine Einbildung ihrer Imagination war. Shizuru würde es gut gehen, in jeglicher Beziehung, sie würde immer noch die anmutige Otome sein, wie Natsuki sie kannte. Nach kurzem Bedenken der unerklärlich späten Zeit, schwang die Dunkelhaarige die Beine zur Seite um sich schließlich von Bett zu erheben. Warum hatte sie so lange geschlafen? Es gab doch schließlich genug zu tun an der Akademie, da konnte sie sich so etwas schließlich nicht erlauben. Zudem war es noch merkwürdiger, so empfand Natsuki, dass sie sich auch solchen Gründen nicht einmal den Wecker gestellt hatte. Kopfschüttelnd stand sie auf, zog die Decke mit sich, hielt sie mit einer Hand zusammengezogen um ihre Schultern fest. Ihr Weg führte sie zum Kleiderschrank, aus dem sie sich ihre übliche Gakuenchoubekleidung zusammensuchte. Kurz hielt sie inne, erinnerte sich wage daran, dass sie ihren Mantel drüben im Büro hatte liegen lassen. Wo war sie nur mit ihrem Gedanken?

Tapsige Schritte führten sie zur Durchgangstür, um das große Büro zu betreten. Sichtlich überrascht hielt sie in der Bewegung inne, als sie Shizuru am Schreibtisch entdeckte und das auch noch in einem ihrer Morgenmäntel. Leicht öffneten sich ihre Lippen, wollten schon zum Sprechen ansetzen. Doch kein Traum oder einfach nur ein seltsamer Morgen? Natsuki suchte verzweifelt nach irgendwelchen Ansatzpunkten, Hinweisen, die ihr mehr verraten würden.

„Shizuru...“, kam es dann doch in einem fast Wispern heraus, der Blick etwas verklärt, was durchaus der Verschlafenheit zuzuweisen war. Fast vorsichtig näherte sie sich dem Schreibtisch, Angst die Ältere könnte jeden Moment vor ihren Augen verschwinden. Die Augen schweiften kurz zur Arbeitsfläche, entdeckten den Briefumschlag, der sich mit Sicherheit gestern da noch nicht befunden hatte. Nachdenklich verzog Natsuki kurz das Gesicht, während sie das Stück Papier betrachtete.

„Was ist das...?“, vielleicht hatte Shizuru ja Informationen darüber, vielleicht konnte sie ihr an diesem Morgen auf die Sprünge helfen und das nicht nur des Umschlags wegen. Die Gakuenchou spürte eindeutig den Drang, Shizurus Nähe zu fühlen, der Älteren näher zu sein als gewöhnlich, herauszufinden, ob es wirklich nur ein Traum war.
 

Die Finger Shizurus strichen andächtig über das Papier des weißen Umschlages, welcher vor ihr auf der Arbeitsplatte des Schreibtisches ruhte. War das die richtige Entscheidung? Vielleicht... und wenn nicht, dann spielte das ohnehin keine rolle, da sie eigentlich gar keine andere Wahl hatte.

Das Roulette des Lebens hatte sich gegen sie entschieden und sie förmlich zu so einer Entscheidung gedrängt.. sie hätte sich also nicht einmal dagegen entscheiden können. Die regeln und Gesetze der Schule waren eindeutig.

Kurz schloss sie die Augen und faltete die Hände vor der Stirn, um diese dagegen zu lehnen und leise zu seufzen. Das alles musste sie einen Moment sacken lassen, da trat aber auch schon Natsuki in den Raum und wisperte ihren Namen..

Sogleich blickte sie auf und erhob sich sofort automatisch aus dem Sessel der Gakuenchou.

"Natsuki.." kam es leise über ihre Lippen, als diese an den Schreibtisch heran trat und den Blick auf den Umschlag legte. Die Ältere hob leicht die brauen, da Natsuki sich so in Schale bzw. ihre Arbeitsuniform geworfen hatte.. obwohl sie ja noch zu einem tag Ruhe verdonnert war.

Sie legte leicht den kopf schief, ehe sie dann beschwichtigend lächelte und kurz eine hand an die schmerzende Schulter legte. "ich hoffe... wir haben dich nicht geweckt.. Erst vor einigen Minuten haben Yohko und der Professor den Raum wieder verlassen.." meinte sie und entfernte sich dann ein Stückchen von dem Sessel des Schreibtisches.

"Sie sagten, dass die Wunde gut verheilen würde.. aber.. es gibt keine neuen Erkenntnisse über dieses fremdartige Wesen das uns angegriffen hat.." sagte sie und wich damit der frage nach dem Umschlag gekonnt aus.

Auch ließ sie sich bezüglich der Sache von gestern Abend nichts anmerken da sie dachte, das Natsuki es vielleicht so wollte.

"Da drüber habe ich Frühstück für dich kommen lassen, ich hoffe.. du bist ein wenig hungrig.." ließ sie verlauten, immer noch mit diesem eigenartigen lächeln auf den Lippen und sie deutete rüber zu Tisch und Couchkonsole, dort, wo sie auch immer Gespräche mit Gästen führten.

Das sie auf die frage nach dem Umschlag nicht antwortete, gestaltete die Sache etwas verdächtig und aufgrund von Shizurus verhalten, konnte man wirklich nur vermuten das das gestern kein Traum gewesen war.. Was hatte sie vor? Absichtlich auf Abstand von Natsuki zu bleiben, damit diese sich nicht bedrängt fühlte und das alles in ruhe sacken lassen konnte? wie man Shizuru kannte, war wohl genau das der fall.. weil sie ohnehin immer zuerst an Natsuki dachte und dann an sich, wenn überhaupt..

Ihre Schritte führten sie zu dem Couchtisch, an welchem sie dann aber inne hielt, sich zu Natsuki umdrehte und ihre haare zurückwarf. Sie legte den Blick auf ihr Ohr frei, wo der Ohrring sich nicht mehr befand. "Der Umschlag geht an Yohko... Der Amethyst muss sorgsam entsorgt werden.. damit er nicht in falsche Hände gerät, auch, wenn er so nicht mehr zu gebrauchen ist.." sagte sie und faltete die Hände vor dem Morgenrock.

"ich... ich möchte das du mich versetzt.. Natsuki.." sagte sie dann schließlich und der ernst ihrer Augen, konnte einem angst einjagen. Was verlangte sie da? Sie wollte in eine andere Abteilung der Akademie versetzt werden? Als was? Lehrerin? Oder Untergebene von Yohko im Labor? Als Techniker? Hausmädchen?? Irgendwas.. wo man ihre Otomekräfte nicht benötigte?

So ernst Shizuru das auch meinte, man konnte ihr ansehen, das diese Entscheidung ihr sämtliche Innereien zerfraß... Aber was hatte sie für eine Wahl? Sie konnte an Natsukis Seite nun nicht mehr tun, als für sie Tee zu kochen... das war alles.. Wie eine Sekretärin..

Sie wollte nicht weg aus der Nähe von Natsuki, aber die regeln der schule würden es nicht anders vorsehen.. Es gab nun nur noch 4 Pillars... das war eine zu wenig.. Natsuki würde dazu gezwungen werden den Posten neu zu besetzen.. egal wie sehr ihr das missfiel.. so waren die regeln. Durch eine Lücke würde die Akademie angreifbar werden..
 

Es dauerte nicht lange bevor Natsuki auffiel, dass an dem Verhalten der Älteren absolut etwas nicht stimmte. Die ersten Worte trafen sie wie ein Schlag, ließen die kleine Seifenblase zerplatzen, die immer noch alles wie eine Traumwelt erschienen ließ. Es war also wirklich alles gestern passiert, wie sie in Erinnerungen hatte. Schwer schluckend heftete ihr Blick an dem Umschlag, der wie eine böse Vorahnung auf der Arbeitsfläche thronte. Eine Hand etwas abstützend auf dem Schreibtisch, die anderen um ihre Bauch geschlungen, bemerkte die Gakuenchou nicht einmal, was Shizuru ihr alles mitzuteilen versuchte. Ein Gefühl der Übelkeit überkam sie regelrecht, als sie sich Halt suchend schließlich in ihrem Sessel niederließ.

Zittrige Hände haschten nach dem Stück Papier, wiegten es einen Moment hin und her. Sie hatte Angst hineinzublicken, schon bewusst, dass es nicht gutes verheißen könne, alleine schon wegen Shizurus Ausweichen. Noch bevor diese ihr den Inhalt verraten konnte, hatte Natsuki vorsichtig den Umschlag entfaltet, Finger reagierten schneller, als Verstand mitdenken konnte. Jadefarbene Augen weiteten sich ein Stück, als sie den amethystfarbenen Stein entdeckte. Das ungute Gefühl wandelte sich schnell zu einem noch schlechteren, Natsuki war jeglicher Appetit vergangen, auch wenn ihr Magen immer noch andere Meinung war. Sie ließ die Worte auf sich wirken, die Shizuru von sich gab, ungläubig darüber, dass die Ältere klang, als wolle sie aufgeben.

Die Jüngere wusste, dass es früher oder später dazu gekommen wäre, hätte dabei aber nicht gedacht, dass es so schnell passieren würde.

„Verlang das nicht von mir…“, kam es mit belegter Stimme vom Schreibtisch her, der Blick immer noch auf dem Umschlag gerichtet, der unter dem stärker werdenden Griff zu leiden hatte. Feine unzählige Knicke bildeten sich, ließen den das einst reine Papier benutzt aussehen, unwürdig als ein wichtiges Dokument. Natsuki konnte das nicht tun, von wollen erst gar nicht die Rede. Shizuru versetzen….zu was? Sie hatte an ihrer Seite zu sein, da wo sie immer gedient hatte, da wo sie versprochen hatte auf ewig zu bleiben.

„Ich werde schon einen Weg um die Regeln finden.... das hab ich immer..“, das Mienenspiel der Gakuenchou wirkte unausgeglichen. Man konnte nur ahnen, dass sich zurzeit eine Menge Emotionen hinter der Fassade abspielten. Für wahr hatte sie oft einen Weg im Leben gefunden, anderen bewiesen, dass sie durchaus ihren Kopf durchsetzen konnte. Die Stelle des „Third Pillar“ neu zu besetzen, war durchaus ein schwereres Unterfangen, als alles andere bisherige, doch das war auch nur ein weiterer Stein im Weg den es zur Seite räumen galt. Nicht gewillt dazu, nicht einmal wissend, wer Shizurus Nachfolge würdig wäre, würde sie dem Rat gegenübertreten. Sie musste sich einen guten Plan überlegen, wenn sie das durchziehen wollte, etwas Zeit blieb ihr ja noch.

Den Umschlag endlich aus dem eisernen Griff entlassend, hob sich ihr Blick um den der Älteren einzufangen. Merkte Shizuru nicht, wie sehr ihr dies zu Last fiel? Wie sehr es sie schmerzte? Schweigend erhob sie sich vom Sessel, wand sich kurz zum Fenster hin, das Ausblick auf einen schönen Sommertag gab.

„Ich brauche dich…Shizuru..“, nur ein Hauchen gegen die Scheibe, unsicher, ob die Angesprochenen überhaupt ihre Worte vernahm. Sie hätte einfach im Bett bleiben sollen, in der Traumwelt, wo alles in Ordnung zu sein schien.
 

"Wir sind keine Kinder mehr, Natsuki.." warf Shizuru ein, noch bevor die Gakuenchou zu irgendeiner Reaktion fähig war. Ihr Blick ging aus dem großen Fenster, an welches sie dann schritt und den Blick über die Stadt schweifen ließ.

"Du weißt genauso gut wie ich, das wir, ich sowie auch du, keine andere Wahl haben..." sagte sie mit festem Unterton und schloss kurz die Augen. Es fiel ihr schwer solch harte Worte auszusprechen. "Der Rat hat ohnehin schon ein Argusauge auf die Akademie und deine Taten geworfen, nach dem was das letzte Jahr über alles passiert ist.. und es ihnen immer noch ein Dorn im Auge ist, das Nagi dazu in der Lage war unsere Technologie ausnutzen zu können für seine zwecke... Wenn einer das schafft, schafft das ein zweiter auch.. Wie willst du dem Rat gegenüber treten, wenn du nun eine solche Lücke aufweisen musst? Das verbüßen einer Pillar? Und dann auch noch durch eine Maschine die sich in dieser Akademie befindet? Das wird den Druck nur noch verhärten... und das sollten wir uns ersparen.." sagte sie und das alles klang so verdammt logisch. Logischer, als es den beiden wohl lieb war. "Und... ich würde das sicher nicht von dir verlangen.. wenn ich einen anderen Weg wüsste... Einen anderen Halm an den wir uns klammern könnten..." sagte sie und ihre stimme war schon wieder dabei ins traurige abzugleiten, was sie aber noch zu verhindern wusste durch ein scharfes einziehen der Luft.

Als die Gakuenchou dann meinte, dass sie Shizuru brauche, brach ihr das fast das herz... Umgekehrt war es doch genauso. Shizuru konnte gar nicht ohne Natsuki sein.. doch die Umstände meinten es nicht gut mit den beiden und dieser Satz machte es der älteren nicht gerade leichter mit ihrem Entschluss.. Sie fühlte sich, als würde sie ganz alleine damit dastehen.. Begriff Natsuki denn nicht, dass Shizuru das nur ihretwegen tat? Die Gakuenchou würde unter noch mehr Druck früher oder später zusammenbrechen... und wenn Shizuru sie nicht mehr beschützen konnte, dann konnte sie sie wenigstens DA VOR bewahren..

"Du brauchst nicht denken, dass es mir da anders geht..." hauchte sie dann leise als Reaktion auf den letzten Satz Natsukis. Es fiel ihr wirklich mehr als schwer, Natsuki auf diese Art und Weise die kalte Schulter zu zeigen... Doch anderes würde es ihnen nicht leichter machen..

Die Ältere holte einmal tief Luft, ehe sie erneut einen Satz begann. "ich... ich habe es so lange mit meinen Gefühlen für dich ausgehalten... und.. ich werde es nun auch aushalten, keine Otome mehr zu sein... Für dich..." sagte sie so leise, das man es schwer hatte es zu verstehen. Shizuru gestand damit ja auch, dass sie Natsuki schon über eine ziemlich lange Zeit hinweg liebte… und nie Andeutungen diesbezüglich gemacht hatte.

"Denkst...denkst du nicht das ich... eine gute Lehrerin abgeben würde?..." fragte sie dann leise, mit zittrig werdender Stimme und musste sehr mit sich kämpfen, nicht wieder Tränen zu vergießen. Das hatte sie gestern zu genüge... Also schluckte sie mehrmals, bis sie sich wieder im griff hatte.

Anschließend drehte sie sich dann um und fasste die jüngere in den Blick. Ein tapferes Lächeln lag über den Lippen Shizurus. Ihre Schritte führten sie nah an Natsuki heran, welche sie dann leicht zögerlich in die Arme nahm und neben ihrem Ohr flüsterte, "Ich werde...", doch weiter kam sie nicht. Die Tür sprang auf und zwar so heftig, das es sie fast aus den Angeln riss.

Haruka, wie immer mit Yukino im Gepäck, stapfte herein. "Argh Shizuru! Was machst du schon wieder für dummh..." hörte man ihre Stimme, bis diese plötzlich verstummte, als sie sah, wie Shizuru und Natsuki da Arm in Arm herum standen.

Sie zog die Brauen zusammen, blies die Backen auf und fing wild an mit den Armen zu rudern. "Verdammt, hört sofort auf herum zu kuscheln!! Es gibt viel wichtigere Dinge um die sich gekümmert werden muss!" verkündete sie lauthals.

Yukino schob sich etwas peinlich berührt die Brille hoch auf die Nasenwurzel und schloss die Tür. "Haruka-chan... sei doch nicht..". "JAJA!" fiel ihr Haruka ins Wort und stemmte die Hände in die Hüften.

Shizuru hatte sofort von Natsuki abgelassen und sah die beiden Besucher mit einem, wieder typisch aufgesetztem, lächeln an Sie sagte ein verdächtiges, "Kannst du nicht anklopfen?" und brachte Haruka damit schon wieder zum brodeln. "Warum sollte ich anklopfen?" sagte sie, laut wie immer. Shizuru schmunzelte verhalten. "Was, wenn ich gerade dabei war die Gakuenchou auf dem Schreibtisch zu vernaschen?" meinte sie und ihre Augen blitzten auf, als Haruka beinahe die Kinnlade runter fiel. Doch ehe die etwas sagen konnte, wandte sich Shizuru ab. "Ich werde Tee machen.." sagte sie gewohnt ruhig und ging in die andere Ecke des Raumes um dort ihrer üblichen Tätigkeit nachzugehen, als wäre alles beim Alten.

Yukino räusperte sich und sah in der Zeit zu Natsuki, mit einem besorgten Blick bezüglich Shizuru.

"Diese..." knurrte Haruka nur.
 

Es war erschreckend wie wahr und richtig Shizurus Worte in ihren Ohren klangen. Vieles was die Ältere sagte, hatte meistens seine Richtigkeit, war durchaus etwas auf das man vertrauen konnte. Umso schlimmer war es nun genau das vorgehalten zu bekommen, dass was Natsuki eigentlich von Grund auf schon wusste. Vielleicht war es wirklich nicht zu umgehen, vielleicht würde sie mehr riskieren als nötig wäre, wenn sie sich quer stellen würde. Geschlagen ließ sie ihre Schultern nach unten sacken, die Arme schlangen sich schützend um den eigenen Leib. Der Blick wirkte verloren, als er in der Ferne von Windbloom irgendeinen Punkt zu fixieren schien.

Vernehmbar entwich ihr ein Seufzen, gefolgt von einem kurzen „Ich weiß…“, zu schwer fielen ihr weitere Worte, schnürte ihr nur zunehmender die Luft ab. Warum musste alles nur so kompliziert sein? Warum musste sie auch gerade jetzt Shizurus Gefühle entdecken, die eigenen, die noch so unerforscht waren? Es machte alles nur noch schwieriger, unerträglicher, wenn Natsuki bedachte, welche getrennte Wege es für sie beide womöglich bedeuten würde. Schnell schloss sie die Augen, spürte schon das verlangende Brennen darin, den Tränen nachzugeben. Der Tag durfte nicht so beginnen, sie konnte nicht schon wieder als schwach erscheinen, hatte dies am gestrigen Tage schon zu offen kundgetan.

Es tat nur in einem Sinne gut Shizurus Geständnis zu hören, im Bewusstsein zu sein, dass ihr die ganze Angelegenheit genauso widerstrebte, sie Natsuki brauchte. Doch das die Ältere alles um ihrer Wegen tat, war wie ein Stich ins Herz. Natürlich wirkte es schmeichelnd, gleichzeitig war es aber eine schuldbeladene Last. Wie konnte sie das nur verantworten? Sie wollte doch nicht der Grund für das alles sein. Shizuru als Lehrerin einzustellen, war wohl noch das Beste, was es an Positionen in Garderobe gab. Es war nichts im Vergleich zu einer Pillar, nichts im Vergleich zu der Person, die die Stütze der Gakuenchou bildete.

Zittrig wich die Luft aus ihren Lungen, als sie sich in die warme Umarmung zurücklehnte. Es fühlte sich beruhigend an Shizurus so nah spüren zu können, doch zu schnell verlor sie den angenehmen Kontakt wieder. Die Ruhe, die bis eben noch über dem Anwesen der Gakuenchou lag, wurde radikal gestört und Natsuki konnte sich wirklich einen schöneren Anfang des Tages vorstellen, als der der sich grad vor ihren Augen abspielte. Mit nur wenig Interesse verfolgte sie den Gesprächsaustausch zwischen Shizuru und Haruka, fühlte sich nicht einmal im geringsten Verlegen auf Shizurus stichelnde Kommentare. Ihr Blick glitt zu Yukino, die etwas unbeholfen im Raum stand und die Hände vor sich gefaltete hatte. Nur ein erzwungenes Lächeln huschte kurz über Natsukis Lippen als sie ein leicht angedeutetes Verbeugen vor der Präsidentin von Aries vollzog. „Präsidentin Chryssant, ich bin erfreut Euch wohl auf zu sehen...”, schlug Natsukis Stimme fast zu formell an, eine einladende Gestik rüber zu Couch und dem Tisch, der immer noch reichlich an Essen gedeckt war.

Yukino lächelte nur scheu, folgte augenblicklich der Gakuenchou hinüber zu den Sitzgelegenheiten, einen Blick noch kurz zu ihrer Otome werfend. Haruka stand immer noch innerlich brodeln, mit verschränkten Armen da und hätte ihrem Ärger nur allzu gern erneut Luft gelassen. Leise vor sich hinmurrend folgte sie Yukino, die sich Natsuki gegenüber niederließ, blieb hinter ihr Stehen, wie ein wachender Hund, der bei der kleinsten Gelegenheit gleich wieder ins Kläffen verfallen würde.

„Was verschafft mir Eure Ehre...?“, erneut wirkte Natsuki ziemlich geschäftlich, abwesend von all dem, was sich noch vor kurzem in ihr abspielte. Die Gakuenchou beherrschte das Wechseln der emotionalen Maske recht gut, hatte sogar einige Tricks in all den Jahren bei Shizurus abgeschaut. Doch so gut sie auch ihr Unwohlbefinden verbergen versuchte, so kannten sich die Anwesenden schon zu gut unter einander, dass keiner etwas dem anderen vorgaukeln könnte. Selbst der sonst so sturen Haruka fiel auf, dass etwas nicht stimmte, trotz Shizurus üblichen Provokationen, trotz der üblich professionellen Haltung Natsukis.

„Wir wollten uns erkundigen….“, fing die braunhaarige Präsidentin leise an, rückte sichtlich nervös ihre Brille von neuen nach oben „….wie es Viola-san geht, wir vernahmen, sie sei bei den gestrigen Geschehnissen verletzt worden …“. Ihr besorgter Blick glitt kurz zu Shizuru rüber, die den frisch aufgebrühten Tee auf dem Tisch abstellte. Auch wenn es den Anschein hatte, der Frau würde es durchaus gut gehen, so wirkte die Atmosphäre zu angespannt, um einen guten Eindruck zu bilden.
 

„Ich lebe noch…“ warf Shizuru dann von der Tischkante aus ein, als sie das Tablett mit dem Tee abgestellt hatte. Diesen Kommentar, auf die frage der Präsidentin hin, konnte sie sich einfach nicht verkneifen, da die Tatsache das sie noch lebte, wohl das einzig gute an der Sache war, die sich gestern abgespielt hatte.

Seelenruhig schenkte sie den Tee dann in vier Gläschen ab und schob vor jeden der Anwesenden ein solches hin.

„Aber nun entschuldigt mich kurz, ich werde mir etwas passendes anziehen..“ meinte sie und wandte sich dann auch schon ab, um in das Schlafzimmer nach neben an zu gehen, wo Yohko ihr etwas aus Shizurus Zimmer hatte liegen gelassen. Die Tür fiel gerade zu, als Natsuki dann auch schon anfing Yukino und Haruka die Umstände zu erklären, die seit gestern eingetreten waren. Sie erzählte von dem Geschehen das beide erlebt hatten, von der Schulterwunde und dem bescheidenen Detail, dass Shizurus Nanomaschinen lahm gelegt worden waren..

Währenddessen hatte sich die Ältere im Nebenzimmer entkleidet und griff nach dem Fliederfarbenen Kleid, welches sie immer trug. Ein abschätziger Blick glitt über das weiße Banner, welches jede Otome an der Kleidung zu tragen hatte. Ihr Blick blieb an der römischen Ziffer 3 hängen, die etwa auf Hüfthöhe des Banners aufgenäht war, welche verlauten ließ, dass sie die ‚third pillar’ war.

Ein leises seufzen entkam ihren Lippen, als ihr klar wurde, dass es nicht mehr angemessen war, dies zu tragen. Also knöpfte sie das Banner an den Schultern des Kleides ab und zog es dann ohne an. Das Kleid wirkte wirklich leer ohne das Banner und Shizuru wirkte darin wie eine Fremde, auch wenn es trotzdem noch das gleiche gewohnte Kleid war, dem sie nur etwas entzogen hatte. Als das getan war, faltete sie das Banner sorgsam zusammen und kam gerade dann in den Büroraum zurück, als Natsuki das mit den lahm gelegten Nanos erwähnte.

Stille trat ein und obwohl jeder genau verstand, was Natsuki damit andeutete, eröffnete Haruka, völlig aus dem Häuschen, das Wort. „Was soll das heißen??“

„Das soll heißen, dass ich keine Otome mehr bin…“ sagte Shizuru dann, als wäre das nichts und legte dabei das zusammengefaltete Banner auf dem Couchtisch ab, um welchen alle herum saßen. Das traf nicht nur Yukino wie einen Schlag, sondern auch die sonst so gefühllos wirkende Haruka. Die blonde Otome starrte Shizuru völlig ungläubig an. Ihr Blick ging zu dem Banner und dann zu dem Ohrläppchen, an welchem der Amethyst nicht mehr hing. Fassungslos trennte sie die Lippen voneinander. „Wie kannst du das einfach so daher sagen, als wäre das nichts?“ fragte Haruka sie dann und erntete von Shizuru nur ein müdes lächeln und ein Schulterzucken. Das nahm Haruka ihr nicht ab. Sie und Shizuru waren sich nämlich vor allem in einem einig, dass sie lieber sterben würden als ihre Otomekräfte zu verlieren und die nicht mehr beschützen zu können, die ihnen am wichtigsten sind.

Während Haruka nicht glauben konnte, wie leichtfertig Shizuru damit umging, senkte Yukino den Blick in ihren Schoß. Das waren wirklich keine guten Nachrichten und auch die Präsidentin von Aries wusste, was das für Folgen nach sich ziehen würde.

Sie hob den Blick und sah Natsuki an, um ihr ein, als Aufmunterung gedachtes Lächeln zu schenken, was aber mehr leidend wirkte. „Und jetzt?“ fragte das braunhaarige Oberhaupt dann.

„Nichts… Ich werde in das innere der Schuleinrichtung versetzt und das war´s..“ meinte Shizuru dann.

„Wie, das war´s? Willst du mich auf den Arm nehmen?“ zischte Haruka dann, „Du willst einfach aufgeben und dich hinter einem Lehrerpult verkriechen? Das kann nicht dein Ernst sein! Unglaublich.. und so was ist die ‚Third Pillar’“ schnaubte sie aufgebracht. „War…“ warf Shizuru nur ein und schloss die Augen.

Wieder legte sich eine bedrückende Stille über die Anwesenden und erfüllte den ganzen Raum. Irgendwann wusste Haruka dann nicht mehr wohin mit sich und krallte sich eines der Croissants vom Tisch, um an diesem herum zu knabbern. Yukino sah nur weiterhin die Gakuenchou an und Shizuru stand da neben der Couch, hatte die Hände vor ihrem Rock gefaltet und wirkte so, als ginge sie das alles überhaupt nichts an. War das ihre Art damit fertig zu werden? Wollte sie nicht herum brüllen, genau wie Haruka und so ihr Missfallen ausdrücken? Oder zumindest todtraurig sein? Oder war sie das vielleicht sogar, zeigte es nur nicht? Man wurde aus Shizuru einfach nicht schlau…

„Ach Yukino das hat doch keinen Sinn.. lass uns gehen und ein anderes mal wiederkommen..“ meinte Haruka dann schnippisch, als wüsste sie, dass Shizuru das erst mal etwas sacken lassen müsste… Vermutlich dachte sie daran, wie es ihr selbst damit gehen würde. „Aber… Haruka-chan..“ meinte die angesprochene, kam aber nicht weiter, denn plötzlich ertönte ein schrilles Geräusch im Gebäude, dass allen mehr als nur bekannt sein dürfte als ‚roter Alarm’.

„Roter Alarm! Eindringlinge in Korridor 8!“ rief Yohkos Stimme dann durch die Lautsprecher der Schule, welche vor ihren Monitoren stand und die riesigen Energieabweichungen registrierte. Sie weitete die Augen. „Nein, Eindringlinge im Korridor 3!“ verbesserte sie sich, doch plötzlich flackerten überall die Lämpchen auf, als wären die Eindringlinge überall. „Unerlaubter Zutritt zum Mausoleum!!“ brüllte sie dann aufgebracht und jeder wusste, dass das das herz dieser Akademie war.. das wichtigste überhaupt. Doch keiner wusste, dass die Geräte zwar auf etwas reagierten, doch in Wirklichkeit rein gar nichts dabei war, sich zutritt zu irgendwas zu verschaffen… Kein fremdes Wesen versuchte einzudringen und wenn man die Korridore aufsuchen würde, würde man nichts finden.. nicht das geringste… Doch die Computer sagten etwas anderes und so wurde jeder in Alarmbereitschaft versetzt.

Shizuru aber spürte plötzlich einen mehr als heftigen Schmerz in ihrer Schulter, als würde sich darin etwas regen. Keiner aber wusste, dass man sich lieber mehr Sorgen um Shizuru machen sollte, als um den roten Alarm.

„Los, Yukino, die Eindringlinge knöpf ich mir vor!“ knurrte Haruka und ließ sich von Yukino die Erlaubnis geben, sich zu materialisieren. Kaum getan, da bretterte sie auch schon aus dem Büro um sich anzusehen, was da los war…

„Na..tsuki..“ nuschelte Shizuru nur, welche sich die Schulter hielt und wieder aussah, als hätte sie Fieberschübe. Zeitgleich, begann der Amethyst in dem Briefumschlag zu leuchten und wurde so heiß, dass das Papier drum herum verbrannte. Ein gleißendes Licht erfüllte das Büro und der Amethyst heilte sich von selbst. Der Riss war verschwunden, doch de Farbe des violetten Steins hatte sich zu einem dunklen Anthrazit verfärbt… Etwas in Shizuru schien darauf zu reagieren und sie fühlte sich, als würde etwas fremdes versuchen, von ihr Besitz zu ergreifen.. Waren die Nanos wieder aktiv? Aber warum? Das war doch unmöglich… Shizuru keuchte schmerzerfüllt auf und der Ohrring schoss wie ein Blitz auf sie zu und platzierte sich von alleine wieder an ihr Ohr, was ihr nur noch mehr Schmerzen zu bereiten schien..

Was passierte da nur?

„Da war überhaupt nichts.. .falscher Alarm.. ihr solltet mal eure Computer checken..“ hörte man dann nur Harukas Stimme, als diese wieder hereinkam, aber blitzartig stehen blieb als sie diese Energieschwankungen Shizurus spürte. „Was zum Teufel..“
 

Es fiel Natsuki trotz guter Beherrschung schwer von den Ereignissen zu berichten, zu frisch waren sie einfach noch, kaum selber zu verkraften. Dennoch wirkte ihre Stimme sachlich, ließ sich von den erschrockenen Blicken der Anwesenden nicht von weiteren Worten abbringen. Die Gakuenchou wirkte unnormal abwesend, konnte nicht viel weiter als ein Nicken hin und wider beisteuern, hielt sich gänzlich aus den weiterführenden Gesprächen heraus.

Sich mit dem Ellbogen auf der Couchlehne abstützend, fand ihre Hand zur Stirn und Schläfe. Gespreizte Finger gruben sich in die Haut, wollten den sich darunter anbahnenden Kopfschmerzen Einhalt gebieten, sie versuchen wegzumassieren. Es war einfach schon wieder zu viel für den Anfang, von wegen noch einen Tag Ruhe. Ihre andere Hand umklammerte das kleine Teegläschen, was mit seinem dampfenden Inhalt noch gänzlich unberührt aussah. Es war das erste Mal, an dass sich Natsuki erinnern könnte, dass die beruhigende Wirkung des Tees ausblieb.

Nur leise Grummeln meldete sich der Magen der Jüngeren beim Anblick des späten Frühstücks vom neuen, der Appetit war jedoch immer noch nicht wirklich an seinen alten Platz zurück gerückt. Eine kurzen Zug aus dem Glas nehmend, befand sich dieses schon wieder auf den Tisch. Zu gern hätte die Gakuenchou einem gemütliches Frühstück mit der Älteren beigewohnt, erst dann zu den wichtigen Themen vorangeschritten, die nun so viele Änderungen hervorrufen sollten. Doch mit zunehmender Erfahrung wusste Natsuki, dass sie den Tag so nehmen musste, wie er nun mal kam, selbst wenn es hieße die Nervenzermürbende Stimme einer gewissen blonden Otome noch etwas länger zu ertragen.

Erst das schrille Geräusch ließ die junge Frau herumfahren, aus der ungewohnten Starre aufschrecken. Natsukis Augenbrauen zogen sich augenblicklich missgestimmt zusammen als sie Yohkos Warnung über das Kommsystem der Akademie vernahm. Eindringlinge in ihrer Akademie? Das war etwas, was die Gakuenchou nicht duldete, unter keinen Umständen, nicht nach dem, was alles passiert war, nicht nach den Ereignissen gestern. Im Nu war sie auf den Beinen, eilte zu ihrem Schreibtisch rüber. Hastig griff die Hand zum Telefon hatte bereits die Kurzwahltaste zu Yohkos Labor gedrückt.

„Yohko, was ist da unten los?!“, blaffte sie verlangend in den Hörer, die Aufregung deutlich in der Stimme mitschwingend. Wenn sich jemand Zutritt zum Mausoleum verschaffte, war der Ernst der Lage schon drastisch gestiegen. Viel zu wichtig war dies Heiligtum, die Ruhestätte Shinso-samas, um es in die Hände Fremder zu verlieren. „Gakuenchou...ich registrieren im gesamten Bereich der Akademie Energieschwankungen! Große unter anderem, mit denen von gestern zu vergleichen.“, Yohkos Tonlage klang nicht beruhigender als die der angesprochenen Otome. Die Augen der Jüngeren verengten sich ein Stück, ihr gefiel gar nicht was sie hörte, verfolgte währenddessen nur halb mit wie Haruka aus dem Büro stürmte.

„Wie ist das möglich…?!“, verlangte sie von der Professorin zu wissen, Garderobe hatte seine Sicherheitsmaßnahmen verstärkt seit dem letzten Angriff, wie konnte es also schon wieder zu solchen merkwürdigen Erscheinungen kommen? Sollte das womöglich der nächste Angriff eines unbekannten Stachelwesens oder gar noch Schlimmeres sein? Knirschend schoben sich die Zahnreihen Natsukis übereinander, als sie unruhig vor ihrem Schreibtisch auf und abzugehen begann. „Ich will umgehend ein Sicherheitsteam im Mausoleum und…“, weiter kam sie nicht, als sie mit Erschrecken aus dem Augenwinkel, den Umschlag nicht weit von sich in Flammen aufgehen sah. Schützend hoben sich automatisch die Arme vors Gesicht, die Augen vor dem gleißenden Licht zu bewahren. Was zur Hölle geschah hier gerade? Blinzelnd verfolgte sie die Flugbahn des glühenden Steins, der sich bis eben noch seelenruhig verhalten hatte, nun aber wie ein Projektil auf Shizuru zuzuschießen schien.

„Gakuenchou..! Irgendetwas passiert in ihrem Büro, ich habe hohe Ausschläge auf meinem Monitor…was auch immer das ist, sie sollten da weg….Gakuenchou? Gakuenchou!...“, hörte man Yohkos aufgebrachte Stimme über das Telefon, was mittlerweile achtlos in Natsukis Hand hing und schließlich ganz zu Boden fiel.

„Shizuru...?“, wisperte die Jüngere fassungslos, ging einige Schritte auf die Frau zu, die sichtlich unter Schmerzen zu Leiden schien. Sofort eilte sie an ihre Seite, irgendetwas ließ sie vor Ehrfurcht erzittern, als sie den neuen Stein an Shizurus Ohr betrachtete. Was hattet das zu bedeuten? Und wie in aller Welt war es möglich, dass ein GEM, dazu ein zerstörter sich selbständig machte? Vorsichtig stützte sie die Frau, hatte Angst ihr nur noch mehr Schmerzen zuzuführen. „Shi-zu-ru…“, raunte sie nur verständnislos, als diese sich vor Schmerzen wand. Es tat Natsuki weh, die Ältere in solcher Pein zu erleben.

Yukino, die bis dahin noch am nächsten zu Shizuru stand, wich ängstlich so schnell zurück, die Augen gebannt auf den neuen GEM, bis sie schließlich fast über ihre eigenen Füße stolperte. In letztem Moment empfingen sie starke Arme, als ihre Otome den Fall abbremste. Nur ein kurzer dankbarer Blick bevor Haruka sie gänzlich hinter sich zog und sich schützend davor aufbaute. „Was passiert hier zum Teufel?! , verlangte die Blonde harsch zu wissen, doch keiner der Anwesenden konnte auch nur im Geringsten behaupten eine Ahnung davon zu haben.
 

Etwas wand sich in Shizuru, wie eine dämonische Schlange die versuchte ihre Seele zu umschlingen und zu zerdrücken. Das Gefühl in ihr schien unerträglich zu werden. Sie riss an dem Kragen ihres Kleides herum, als drohte sie gleich zu ersticken, oder als wäre ihr heiß. Als Natsuki kam und Hand an sie legte, öffnete Shizuru eines ihrer Augen. Dieses aber war nicht mehr geprägt von dem eindringlichen rubinrot, sondern wurde von schwärzlichen Schlieren durchzogen, die versuchten ihre Augenfarbe zu übernehmen, wie ein Nebel der ein Land überzog.

„Geh… geh weg… Na-ts… uki…“, krächzte die zitternde Stimme Shizurus, ehe sie Natsuki dann mit einer wucht von sich schupste, kräftiger, als sie es eigentlich wollte, doch das schien nicht ihre eigene Kraft zu sein, die sich da entladen hatte.

Shizuru fuhr zusammen, sackte in die Knie und warf schwungvoll den Kopf in den Nacken um einen Schrei zu lösen, der einem den Magen umdrehte. Sogar Haruka weitete die Augen und drängte Yukino, die hinter ihr stand, weiter zurück.

Zeitgleich mit dem Aufschrei Shizurus, fing der GEM an ihrem Ohr wieder an zu strahlen. Auf dem Boden, auf welchem Shizuru kniete, zogen sich von ihrem Schatten aus weite Schliere, die wie Adern wirkten, und sogen sich in den Teppich. Zumindest sah es so aus. Die Realität war jedoch, dass diese Adern sich durch die Decken, Mauern und Wände zogen, bis runter in das Labor und sich dort mit der Steuerungskontrolle der ‚Five Collumns’ verschmolzen.

Yohko weitete die Augen, als jemand auf die Datei des Amethysten zugriff und diesem, ohne Shizurus eigentliche Einwilligung, einen Materialisierungsbefehl zukommen ließ.

Die Augen Shizurus weiteten sich, als der schwarze Amethyst Befehle durch ihren Körper an die Nanos jagte, welche auch noch darauf zu reagieren schienen. Langsam, Stück für Stück wurde die Otome Robe an Shizurus Körper sichtbar, jedoch war es nicht mehr die, die Shizurus und den Amethysten ausmachte. Es war eine schwarze, Furcht einflößende Robe, welche sich dort um den Körper Shizurus schmiegte. Ihre Glieder zuckten und mit jedem Stück, die die Robe sich materialisierte, entschwand Shizurus Geist und ihre Augen wurden leer.

Yohko rief weiter Notrufe durch die Kommanlage und versuchte den Headmaster zu kontaktieren. Es konnte doch unmöglich sein, dass sich das gerade abspielte, was Yohko da auf ihren Monitoren sah… Dass Shizurus Nanos sich selbst reaktiviert hatten und sich von einer anderen Quelle her steuern ließen. Nachdem der Kontakt zu Natsuki abgebrochen war, nutzte Yohko das Otome Kommsystem und versuchte so Miss Maria und die anderen Pillars zu kontaktieren.

Der Körper Shizurus sackte schließlich zusammen, und während das geschah, erschienen, wie aus dem nichts, die zwei jungen Männer, die Gestern auch schon im Publikum der Arena gewesen waren. Die Drahtzieher…

Die beiden Brüder sahen sich schmunzelnd an, dann durch den Raum und ihr Blick blieb schließlich an Shizuru hängen, die vor ihnen, vollkommen materialisiert, auf dem Boden lag. „Was wird hier gespielt?!“, schnaubte Haruka und Materielasierte ihr Element, um dieses bedrohlich herum zu schwingen.

„Aber, aber…“, meinte der Ältere der beiden Brüder grinsend, „Was ist denn das für eine unfreundliche Begrüßung?“.

Der kleinere der beiden, Zin, schnipste mit den Fingern und schon stand Shizuru auf, wie eine Marionette und materialisierte ebenso ihr Element, welches sie kampfbereit vor sich hielt. „Menschen sind so schwache Geschöpfe…“, mauschelte der kleine gelangweilt und sah hoch zu seinem Bruder Zen, welcher seinen Blick der Gakuenchou gewidmet hatte.

„Das wird mein erstes Geschenk an dich, Natsuki Kruger, genieß es…“, grinste er, mit einer unbeschreiblichen Feindseligkeit, als würde er Natsuki schon seit Jahren kennen und schnipste erneut mit dem Finger, woraufhin Shizuru ihre Energieringe an der Robe pulsieren und aufleuchten ließ, als würde sie gleich angreifen.

Kaum war das geschehen, verschwanden die beiden Brüder wieder so schnell, wie sie auch gekommen waren und ließen eine Angriffslustige Shizuru zurück, die nicht sie selbst zu sein schien.

Mit einem Kampfschrei stürzte diese dann auch schon los und ließ sich ihr Schmetterlingsschwert entfalten, welches aber zuerst durch den Morgenstern von Haruka blockiert und gestoppt wurde. „Was ist in dich gefahren?!“, brüllte Haruka und versuchte ihre Schwertenden in Schach zu halten. Shizuru aber blieb vollkommen ruhig stehen und wandte den Blick von Natsuki ab, um zu Haruka zu sehen. Ein schnelles zucken ihrer Muskeln, und Haruka flog durch die nächste Wand. „Haruka-chan!“, hörte man Yukino panisch schreien.
 

Mit der Wucht hatte die Gakuenchou nicht gerechnet, konnte sich nur schwer auf den Beinen halten, als sie einige Meter nach hinten stolperte und schließlich rückwärts zu Boden ging. Ein scharfes Einziehen der Luft durch die Zähne folgte, als sie ein Stechen in ihrem rechten Fußknöchel vernahm, der wohl etwas unglücklich bei dem Fall umgeknickt war. Der Schmerz allerdings war schnell schon nebensächlich, Natsuki heftete fassungslos ihren Blick auf Shizuru und das Geschehen, was sich in ihrem Büro abspielte. Mit den Händen abstützend rückte sie automatisch weiter nach hinten, hatte Respekt wenn nicht sogar Angst vor den schwarzen Ranken, die sich am Boden verteilen zu begannen, alles in ihrem Umfeld einnahmen. "Shizuru...", kam nur geschlagen das Wort über ihre Lippen, unfähig der Älteren in irgendeiner Weise helfen zu können. Es war erschreckend, wie viel Shizuru mehr und mehr mit dem Anschmiegen der Robe an ihrer selbst verlor. Das war nicht mehr die anmutige Otome, wie sie Natsuki kannte, das war etwas. Etwas, was auf dreiste Art und Weise, die Frau als ihren Wirt benutzte, sie, Natsuki wagte es kaum in Gedanken auszusprechen, zu einem Monster machte.

Langsam drückte sie sich in den Stand hoch, merkte, dass ihr Knöchel nicht ganz mitspielen wollte, verlagerte so das Gewicht um ihn vorerst zu entlasten. Sie traute ihren Augen nicht, als sie plötzlich zwei Fremde mitten in ihrem Büro stehen sah, die anscheinend im Zusammenhang mit dem Ganzen zu stehen schienen. Zumindest war es ihnen möglich mit einem einzigen Schnippen den einst "Graceful Amethyst" in einer neuen Gestalt wieder zum leben zu erwecken. „Wer zum…!“, zischte Natsuki nur kurz bevor ihr der Ältere der Brüder ins Wort fiel. Ihre Augen verengten sich einen Spalt breit, es gefiel ihr nicht, was er von sich gab. Kaum verschwunden, fing die Gakuenchou erst an die Bedeutung der Worte zu realisieren, schluckte schwer, als sich die neue Gefahr mit Shizurus Gesicht bemerkbar machte. Das konnte unmöglich geschehen, was hatten sie nur aus Shizuru gemacht? Eine Augenbraue zuckte merklich, ließ ansammelnde Wut sichtbar werden. Zu gern wäre sie den beiden Eindringlingen hinterher geeilt, sie selbst zu Rede gestellt, doch daran war nicht zu denken, dafür blieb keine Zeit. Denn schon im nächsten Augenblick, flog der Brigadegeneral durch die nächst beste Wand und hinterließ in dieser ein klaffendes Loch. Der aufgeregte Schrei Yukinos ließ Natsuki in erster Linie herumfahren, zur Präsidentin eilen, die mit besorgter Miene sich dem Loch näherte.

„Ihr solltet hier schleunigst verschwinden, es ist nicht sicher für Euch…“, drängte die Gakuenchou die Braunhaarige. „Aber Haruka-chan..“, kam nur ein leises Wimmern seitens der Präsidentin, immer noch bangend um ihre Otome. ‚“Sie hat Recht Yukino...“, erklang die feste Stimme hinter den beiden. Haruka hatte sich von einigen lästigen Trümmern befreit und stand nun in neuer Pracht da, ziemlich verärgert, wenn man es genauer nahm. Mit einem missfallenden Schnauben klopfte die Blonde sich den Staub von der Robe, straffte die Kette des Morgensterns ein wenig fester. „Was bildet sich diese Frau eigentlich ein…?!“, ihre Geduld war schon lange am Ende, ihr Ärger unmissverständlich gegen Shizuru gerichtet, die so aussah, als ob der nächste Angriff jeden Moment folgen würde. Yukino nickte nur sacht, wusste dass es das Beste war den Rat der beiden zu folgen, schließlich war sie die einzige im Raum, die keinerlei Kräfte besaß, die ihr eine Verteidigung gegen die Bedrohung erleichtern würde. Vorsichtig schlüpfte sie durch das neu entstandene Loch, welches den Blick auf einen der Gänge außerhalb des Büros freigab. Sie würde zwar in Deckung gehen, jedoch ganz zu verschwinden, hatte Yukino nicht im Sinn, auch wenn sie wusste, dass Haruka nichts so leicht aus der Bahn werfen und heil zu ihr zurückkehren würde.

Froh nun einen sorgenden Gedanken weniger im Kopf zu haben, stapfte Haruka einige Schritte wieder in den Raum. „So und nun zu dir..!“, zischte sie der Schwarzbekleideten Otome zu, bevor sie mit neuer Kraft ihr Element auf Shizurus Waffe zu schwang, in der Hoffnung sie mit einem Schlag entwaffnen zu können. Natsuki stand etwas unbeholfen in einigem Abstand hinter ihr, sie rang mit sich selbst. Der Gakuenchou von Garderobe war es ausdrücklich nur in Notfällen erlaubt zu materialisieren, so besagten es zumindest die Regeln. Aber wenn das kein Notfall war, dann wusste die Dunkelhaarige auch nicht weiter. Außerdem war sie in der Verfassung auch zu nichts weiter Stande als dumm im Weg herum stehen, Regeln hin oder her, sie musste etwas unternehmen. Schnell streifte sie den Kristall an ihrem Ohr, gefolgt von einem kurzen „Materialize!“. Wenige Sekunden später war der „Ice Silver Crystal“ einsatzbereit, froh darüber, dass das System noch funktionieren zu schien und ihr die Materialisierung ermöglichte. Sie schritt voran, doch hielt dann erneut inne. Was sollte sie tun? Shizuru angreifen? Hatte sie sich nicht geschworen, niemals mehr gegen die Ältere anzutreten?
 

Nur ein gezielter Griff, der ihr noch nicht mal sonderlich viel Mühe abzuringen schien, und sie hatte den Morgenstern Harukas abgefangen. Doch nicht nur das. Sie hatte mit einer Wucht daran gerissen, dass sie den Morgenstern, samt Haruka zu sich heranzog, über sich hinweg fliegen ließ und diese direkt durch das große Fenster des Büros nach unten flog.

Das Glas zersplitterte und flog in tausenden kleinen Scherben durch den Raum. Von Haruka hörte man nur ein schreien, dann ein fluchen.

Die blonde klatschte aber nicht auf dem Boden auf, sondern kam dort mit den Füßen auf und stemmte sich im gleichen Atemzug wieder davon ab, um wieder nach oben zu sausen und sich Shizuru erneut zu stellen. Oben angekommen, erwartet sie aber schon ein Energieball Shizurus, welcher Haruka dann, einer Rakete gleich, hinaus in die Stadt befördert und diese dort durch einige Gebäude flog. Daran würde selbst sie jetzt erst mal zu knabbern haben.

Rauch stieg auf und man hörte von weitem das dröhnen, als die Gebäude zusammenbrachen.

Shizuru stand aber weiter in dem Raum und hatte nicht ein einziges mal mit der Wimper gezuckt. Im Gegenteil. Sie hatte Natsuki mit dem leeren Blick eingefangen wie ein Raubtier seine Beute.

Sie wirbelte das Doppelschneidige Schwert vor sich herum und erfasste es dann wieder mit beiden Händen.

„So eine lästige Made…“, meinte sie nur völlig Unterkühlt zu der Sache mit Haruka.

„Nun zu dir, Gakuenchou…“, sagte sie dann weiter und verengte die Augen zu Schlitzen. Von Shizuru schien wirklich nichts mehr da zu sein. Diese Energie, das Auftreten, ihre Ausstrahlung… Man konnte in ihren Augen nichts mehr sehen von ihrer Wärme, ganz zu schweigen das sie Natsuki sonst immer voller Liebe anblickte.

Da war nur noch leere… Tiefe, bittere Leere.

Langsam setzte sie sich dann in Bewegung und trat einige Schritte auf Natsuki zu, als würde sie diese überhaupt nicht fürchten.

„Was ist los, Gakuenchou? Willst du deine Waffe nicht materialisieren? Ich gebe dir 5 Sekunden…“, knurrte ihre fahle Stimme und sie machte einen bedrohlichen Ruck mit ihrer Schmetterlingsschneide.

„Na los, ich warte… So ein Angebot bekommst du sicherlich kein zweites mal…“, hörte man sie wieder sagen und es schien, als hatte sie vor Natsuki zu provozieren, damit diese wirklich mit ihr kämpfte, am Ende vielleicht gar tötete. Was wollten die Fremden wohl dadurch erreichen? Das beide sich gegenseitig umbrachten? Das sie Natsuki leiden ließen, indem sie gegen, die ihr wichtigste Person kämpfte? Oder etwas ganz anderes, worauf sie nie kommen würde?
 

Wie zur Salzsäure erstarrt stand die Gakuenchou in ihrem zertrümmerten Büro, das nun jetzt schon mehr als ein Loch in der Wand besaß. Der Anblick ließ sie kurz erschaudern, wusste sie doch genau, dass aller angerichtete Schaden von Seiten Shizurus kam. Sie wusste dass die Ältere stark war, jedoch schien ihr die neue Robe die ultimativen Kräfte für eine Otome zu verleihen. Wenn Haruka dem nicht standhalten konnte, was sollte sie denn dann versuchen? Schluckend stellte Natsuki fest, dass sie nun alleine da stand, alleine der Person gegenüber, die ihr am meisten bedeutete.

Finger gruben sich in ihre Handflächen, als sie diese gewaltvoll zu Fäusten ballte. Sie wollte nicht kämpfen, wollte Shizuru selbst in diesem Zustand nicht verletzen, selbst wenn es hieße, sie würde dadurch Schaden nehmen, vielleicht sogar sterben. Das würde Natsuki in Kauf nehmen, auch wenn es töricht war, verantwortungslos in ihrer Position. Es galt Garderobe und seine Schülerinnen unter jeglichen Umständen zu beschützen, doch für Shizuru hätte sie schon oft ein wenig die Grenzen überschritten.

Wachsam beobachtete sie die Ältere, als sie auf sie zuschritt, die wie ein eingekesseltes Tier zu umkreisen begann. Natsuki rührte sich nicht, zeigte nicht den kleinsten Anflug von Angst oder gar Panik. Es war in einer Art unheimlich in die Augen zu blicken, die sonst immer vor Wärme strahlten, voller Liebe und Fürsorge, nun aber nicht mehr als leer und kalt wirkten.

„Nein...“, war die einfache Antwort der Gakuenchou, ausgenommen ruhig angesichts der Situation, angesichts der Drohung, die ihr Shizuru so deutlich zu machen versuchte. Sie hatte nicht vor ihr Element zu materialisieren, wusste, dass es höchstens mehr Schaden in Büro und Umgebung anrichten würde. Und ihr Anwesen weiter in die Luft zu jagen, war sicherlich nicht eins auf der Prioritätenliste Natsukis. Selbst wenn sie im Stande gewesen wäre ihre Waffe gegen Shizuru richten zu können, kam ihr nicht einmal dieser Gedanke, niemals würde sie es auch nur wagen.

„Mach mit mir was du willst, ich werde nicht kämpfen….nicht gegen dich“, war die ernste Herausforderung der Dunkelhaarigen, ihre Augen energisch aufblitzend. Sie wusste nicht genau mit welchem Feuer sie spielte, doch ein Versuch war es allemal Wert. Irgendwo da drunter, unter dem ganzen Schwarz, unter den Schleier, war Shizuru, es galt sie nur zu erreichen.

„Shizuru….“, ihre Stimme schwand ein wenig, als sie ihren Namen flehend über die Lippen brachte. „Ich weiß, dass du das nicht willst….kämpf dagegen an…“, wisperte Natsuki weiter, in der Hoffnung ihr Gegenüber zur Vernunft zu bringen. „Tu mir das nicht an, nicht nach gestern…“, der Gedanke, Shizuru nun doch auf eine Weise zu verlieren, war unerträglich. Natsuki schluckte erneut, zu trocken fühlte sich ihr Hals an, als sie die schwarze Otome mit ihren Augen förmlich zu durchbohren schien.
 

Das resignierende Verhalten der Gakuenchou löste bei Shizuru nur ein fahles, müdes lächeln aus, welches zwar ihr Gesicht zierte, aber ihre Augen nicht erreichte. Diese erschienen tiefer und undurchdringlicher denn je. Kein Glanz, kein Licht fing sich darin, nichts. Es schien, als würde nichts die Augen Shizurus erreichen können. Als sie näher kam, spiegelte sich nicht einmal Natsuki darin, auch wenn man zweifelsohne sagen konnte, dass Shizuru sie anstarrte. Man konnte definitiv behaupten, dass ihre Augen so leer waren wie sonst nichts und da die Augen das Fenster zur Seele waren, konnte das nicht unbedingt etwas gutes heißen.

Nachdem sie Natsuki dann, einem Raubtier gleich, ausreichend umkreist hatte, diese aber immer noch nicht den Anschein machte, sich wehren zu wollen, blieb sie hinter ihr stehen und das Lächeln wich einem kalten grinsen.

„Das ist wirklich schade… Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass da mehr hinter dem Ice Silver Crystal steckt, als die feige, müde Hülle eines Menschen…“, schnurrte Shizurus Stimme von hinten an den Nacken Natsukis. „Eine wahre Schande…“, meinte sie weiter und schloss kurz die Augen, ehe sie diese wieder blitzartig öffnete und zu Schlitzen verengte. „Zu Schade, dass Shizuru nicht mehr unter uns weilt… Zumindest nicht in dieser Körperhülle, die von ihr geblieben ist…“.

Ob das der Wahrheit entsprach, konnte man schwer sagen. Dieses Wesen, welches eindeutig nicht Shizuru war, auch wenn es ihr Körper war, wirkte unheimlich sicher. Es konnte doch aber nicht möglich sein, Shizurus Geist vollkommen aus ihrem Körper zu treiben… oder doch? Aber, wenn dem so war, was sollte man dann tun? Eins war sicher, wenn man Shizurus Körper vernichten würde, wäre auch sie für immer fort… Aber wo war sie jetzt, wenn sie nicht die Macht über ihren Körper hatte?

Schließlich packte Shizuru Natsuki dann am Nacken und raste mit dieser gegen die nächste Wand. Dort hielt sie Natsukis dann frontal, am Halse gepackt, an die Wand gedrückt und schob sie daran etwas höher, damit sie den Bodenkontakt verlor.

Sie grinste von unten zu ihr rauf und beugte sich dann vor, bis knapp vor ihr Gesicht. „Oh, ich liebe dich Natsuki… Ich würde alles für dich tun… ich werde immer bei dir sein und dich beschützen… blablabla“, äffte die kühle Stimme dann Shizuru nach und blickte dabei verächtlich in das Gesicht der jüngeren.

„Tzes… Aus liebe kann man so viel Hass machen… Liebe ist pures Gift und bei der falschen Dosierung… puff… und alles ist furchtbar traurig und schmerzhaft“, meinte sie und drückte etwas fester zu.

„Also was ist jetzt, Gakuenchou?“, schnurrte die Stimme, welcher Shizurus so ähnlich war und leckte Natsuki dabei provokant über die Lippen, „Wenn du nicht mit mir kämpfst, muss ich dich töten… und auch alle anderen, die sich mir in den Weg stellen oder eine ähnliche Psychoshow abziehen so wie du…“

Kaum hatte sie das gesagt, verlieh sie ihren Worten Nachdruck, indem sie die Hand fester schloss um Natsukis Kehle, diese dann aber schließlich losließ um einen Schritt zurück zu machen. „Schön… deine Entscheidung…“, meinte sie nur fahl und zückte wieder ihr Schmetterlingsschwert, welches sie vor sich hielt. „Grüß die Hölle von mir…“, sagte sie und war gerade dabei, ihr Schwert zu entfalten, um Natsuki damit in Stücke zu schlagen, als plötzlich riesige Energiekugeln, Laserstrahlen und ein übergroßer Boomerang auf sie zu geflogen kam. Sie sah das gerade noch aus den Augenwinkeln, konnte aber nicht mehr reagieren. Von dieser gebündelten Kraft wurde sie dann durch das Fenster katapultiert, bis runter in den Vorhof der Garderobe Akademie. Ihr Aufprall auf dem Boden riss einen riesigen Krater in die Plattierung des Hofes.

Oben im Büro waren die anderen Pillars eingetroffen. Nao, Sara und Maya, die auf Yohkos Ruf hin sofort aufgebrochen waren, um hier nach dem rechten zu sehen. Scheinbar kamen sie gerade richtig. Sie hatten aber nur den Angriff auf Natsuki gesehen und konnten nicht mehr erkennen, dass das Shizuru war, welche sie da gerade weggebombt hatten.

Maya rannte an das Fenster um nach unten zu sehen. Nao stand etwas beteiligungslos im Raum und sah sich um und Sara kümmerte sich derweil um Natsuki. „Gakuenchou… was zum Henker ist hier los?“, wollte sie dann von ihr wissen.

Maya weitete die Augen und trat rückwärts vom Fenster zurück. „L…Leute… das solltet ihr euch ansehen…“, mauschelte sie aufgebracht und in dem Moment kam Shizuru, schwebend, am Fenster hoch. Ihre Schwarzen Augen waren von blutigen Schlieren durchzogen und ihr verbissener Blick und das zusammenknirschen der Zähne, ließ darauf schließen das sie extrem wütend war.
 

Natsuki hatte das Gefühl, als ob ihr jeden Moment schwarz vor Augen werden und sie schließlich einer Ohnmacht erliegen würde. Der kalte Griff um ihre Kehle schnürte ihr zunehmend die Luft ab, ließ nur noch den Gedanken ans Überleben in ihrem Kopf. Panik war schon lange in den zuvor ruhigen Augen aufgestiegen, hatten sich vor Schreck geweitete, als Shizuru sie gewaltvoll gegen die Wand schlug um sie letztendlich dort fest zu pinnen. Als die Gakuenchou dann auch noch den Boden unter den Füßen verlor, fanden ihre Hände automatisch den Weg zu derer Shizurus, krallen sich hinein, versuchten vergeblich sie von ihrem Hals wegzubringen. Nicht einmal das Abstemmen mit den Beinen an der Wand oder die misslungenen Versuche Shizuru einen Tritt zu verpassen, halfen etwas bei ihren Bemühungen.

Sie schloss kurz die Augen, vernahm Shizurus Stimme, die so kalt war, dass sich sämtliche Nackenhaare vor Graus aufstellten. Immer dumpfer wurde sie, hallend, als ob sie von weiter weg kommen würde. „Shi…zu…ru...“, kam nur ein erstickendes Röcheln hervor. So hatte sie sich das ganze nicht vorgestellt, Shizuru war einfach viel zu stark und die fremde Macht zu raffiniert um sich mit leichten Mitteln austricksen zu lassen. Was hatten sie mit ihr gemacht und wo war sie zum Teufel? Sollte sie womöglich schon ganz verloren sein, für immer verschlungen von diesem Etwas? Natsuki wagte nicht daran zu denken, ein Teil von ihr hatte lange noch nicht aufgegeben, würde Shizuru niemals aufgeben.

Gerade als sie dachte es wäre endgültig vorbei, ließ Shizuru die Gakuenchou los, die augenblicklich kraftlos an der Wand hinunter rutschte. Sofort fing sie an zu husten und nach Luft zu schnappen, bevor grüne Augen aufschlugen und die knappe Rettung vor dem Schwerthieb mitverfolgten. Bewegungslos starrte sie durch das Fenster, spürte die Erschütterung, die von dem Aufschlag herrührte. Shizuru hätte sie wirklich umgebracht, ohne das Eingreifen der Pillars, wäre Natsuki Geschichte gewesen. Der Gedanke ließ diese erneut erzittern, es war einfach so unvorstellbar, dass die Frau, die sich schwor ihr Leben zu beschützen, es auch mit einem einfachen Schwerthieb beenden konnte. Doch das war schon lange nicht mehr Shizuru, so sehr sie danach aussah, sich anhörte, es war einfach nicht mehr die Frau, die ihr gestern ihre Liebe gestanden hatte.

Erst die Stimme neben ihr holte Natsuki aus der Starre zurück. Besorgte Augen blinzelten hinter der schwarzen Maske hervor, als Sara ihr auf die Beine half. „Shizuru sie ist…..“, begann Natsuki mit rauer Stimme der Blonden zu erklären. Sehr viel weiter kam sie nicht, als jene besagte schon wieder am Fenster auftauchte und die Luft förmlich zu knistern begann.

„Shizuru-oneesama...“, wisperte die First Pillar fassungslos, konnte ihren Augen nicht trauen, den anderen beiden ging es ähnlich. Selbst Nao wirkte etwas aus der Bahn geworfen, als sie die wütende Otome vor sich betrachtete. „Was zur Hölle hast du jetzt wieder verbrochen Kruger?!“, war ihre typisch schnippische Aussage, in dem Moment nichts weiter als das Überspielen von Unsicherheit. Sie umfasste ihr Element ein wenig fester, tat es Maya gleich und wich ein Stück nach hinten. Maya jedoch, die noch am nächsten zum Fenster war, erregte nur noch mehr die Aufmerksamkeit und Angriffslustigkeit Shizurus. Schon im nächsten Moment schwang die wendige Klinge des Schmetterlingsschwertes quer durch den Raum, drohte alles in seinem großen Radius in Einzelteile zu zerschneiden. „Deckung!“, brüllte Sara, als sie die Gakuenchou mit sich hinter eins der noch heilen Möbelstücke zog. Zu schnell wand sich die Klinge peitschend in der Luft, ermöglichte es der Fifth Pillar nur noch die Arme schützend hochzureißen, bevor sie hinter sich in die nächste Wand krachte. Nao im ersten Moment geschockt über den starken Angriff, gelang es in der letzen Sekunde ihr Element hochzureißen. Das Schwert legte sich wie eine eiserne Kette um die Kralle, fing an das Material auf seine Beständigkeit zu Testen. „Verdammt…“, murrte die Rothaarige nur mit zusammengepressten Zähnen, versuchte vergeblich dem harten Ruck stand zu halten. Wenige Sekunden später zerbarst die Krallen in ihre Einzelteile, dematerialisierte sich und ließ Nao vorerst ohne Waffe nach vorne stolpern.
 

„Ihr nervigen Würmer!“, knurrte Shizurus kühle Stimme, als sie sich wieder Zutritt zum Büro verschafft hatte, um ihre Klingen weiter durch das Zimmer segeln zu lassen und alles zu zerschneiden als wäre das Material nichts weiter als in der sonne geweichte Butter.

Staubschwaden taten sich auf und legten sich wie ein weißer Film über die Einrichtung, die nur noch ein Haufen Schrott war.

Nao war die nächste auf Shizurus Liste. Nachdem sie sie entwaffnet hatte, grinste sie selbst verliebt, so wie es normalerweise Nao immer tat.

„Jetzt bist du nicht mehr so vorlaut, was?“, raunzte sie und im nächsten Moment hatte sie knisternde Energiebälle parat, die sich aus ihren Laserringen entluden und feuerte diese ab. Naos bloße Hände waren nicht stark genug um sich zu wehren und so flog auch sie erstmal aus dem Ring.

Die schwarze Otome grinste und ahmte Naos Masche nach, indem sie sich über die Finger leckte. „So… da waren’s nur noch zwei…“, lachte sie und sah sich um.

„Tuck Tuck Tuck… Gakuenchou-chan… wo bist duuu~?“, fragte sie süffisant und fing an Möbel für Möbel in seine Einzelteile zu zerbersten.

Irgendwann wurde ihr das aber zu langweilig und die Schmetterlingsschneiden zogen sich wieder zurück und bildeten wieder zwei feste Klingen.

„Katz und Maus… das ist langweilig… Aber wenn du nicht zu mir kommst… dann werde ich dich eben dazu zwingen…“, meinte sie und machte einen gewaltigen Sprung rückwärts, durch das Fenster, bremste ab und blieb dann davor in der Schwebe.

Sie grinste und ließ sich ihr Schmetterlingsschwert erneut entfalten, welches durch die Gegend schnellte und anfing sich durch die Grundmauern des Büros zu fressen. Die Decke fing an zu bröckeln und drohte, über den Köpfen derer zusammen zu brechen, die noch im Büro waren.

„Verdammt…“, nuschelte Sara, „Maya!! Reiß dich zusammen und hilf Nao!“. Anschließend schnappte sie sich die Gakuenchou unter den Arm, ließ sich mit Hilfe des Robenmantels unsichtbar werden und floh dann mit ihr aus dem Fenster.

Maya rappelte sich murrend auf, rieb sich den Hintern und machte sich dann daran die bewusstlose Nao aus den Trümmern zu fischen und dann mit ihr ebenso das weite durchs Fenster zu suchen. Nao war eben noch frisch in ihrem Rang als Pillar… das musste man ihr einfach nachsehen, auch wenn es jetzt unpassend war ein Schläfchen zu machen.

Nun schwebte Sara mit Natsuki und Maya mit Nao im Gepäck vor dem Fenster und mussten mit ansehen, wie die Decke des Büros zusammen brach und es komplett unter sich begrub.

Shizuru lachte auf und wandte sich dann um, um zu den übrig gebliebenen zu sehen.

„Flink wie eine Horde Ameisen…“, meinte sie, „aber solange weglaufen das einzige ist, was ihr könnt, habt ihr ein Problem..“.

Sara schluckte, als sie wieder sichtbar wurde. Ein Problem… das hatten sie wirklich. Was sollten sie denn nur tun?
 

Die Gakuenchou war immer noch nichts ganz bei sich, während die Geschehnisse ihren Ablauf nahmen, fühlte sie sich immer noch leicht benebelt, durch das beinahe Erstickens. Nur kurz nickte sie Sara dankbar zu, als diese ihr aus dem Gebäude geholfen hatte, schaffte es mit eigener Kraft in der Schwebe zu bleiben. Sie blieben alle vorerst auf Distanz außer Reichweite des Schwertradius, Maya war etwas hinter den anderen beiden, da sie Nao immer noch geschultert hatte und somit leichter anzugreifen war.

„Bleib weiter hinten mit ihr Maya...“, orderte Sara an, die immer noch die beste Strategin unter den Pillars war. Maya tat wie ihr geheißen und flog einen kleinen Bogen nach hinten, um sich und Nao fürs erste aus der Schusslinie zu halten. Leicht patschte sie mit der flachen Hand auf die Wange der jungen Pillar. "Hey Kleine keine Zeit zum schlafen...“, murrte sie dieser zu, bekam jedoch nichts weiter als ein kurzes Zucken als Antwort.

Die First Pillar wand sich an Natsuki, die den Blick einen Moment erwiderte. „Ich weiß, wir kommen nicht drum herum…“, murmelte die Gakuenchou fast schon geschlagen, sah sich keiner anderen Wahl gegenüber gestellt als zu kämpfen. Sara lächelte leicht bitter, sie wusste wie schwer es für die Dunkelhaarige seien musste gegen Shizuru anzutreten. „Keine Sorge, wir holen sie schon zurück.“, versuchte die Blonde aufbauend zu wirken, wusste jedoch nicht einmal selber, ob dies annähernd möglich war. In Sekunden schnelle hatte sie ihre Bumerangs materialisiert und war bereit für den Angriff. Natsuki ließ kurz die Augen zufallen, atmete einmal tief durch und offenbarte schließlich Smaragde, die entschlossen den Gegner fixierten. Sie nickte Sara zu und lud die Energieringe an ihrer Robe auf, ihre Kanone zu materialisieren war einfach noch außer Frage für Natsuki. Der Galactic Aquamarine verstand den Hinweis, schoss wie ein Pfeil in die Höhe um im nächsten Moment sich in Nichts aufzulösen. Taktisch wären sie besser dran, wenn sie von mehreren Seiten angreifen würden, sich so vielleicht eine Gelegenheit ergab Shizuru an einem wunden Punkt zu treffen.

Die Gakuenchou flog ebenfalls ein Stück in die Höhe, stellte sich frontal Shizuru gegenüber. „Ich kann nicht zulassen, dass du weiter zerstörst und die Menschen hier in Gefahr bringst...“, waren die durchaus harten Worte, ganz anders als zuvor. Sie wollte kein Mitleid erregen, nicht bei dem Wesen, was Shizurus Gesicht ohne Berechtigung trug. Mit geballter Kraft entlud sie die Energieladung, schickte sie auf direkten Weg Shizurus Position zu treffen.

Sara hatte mittlerweile die schwarze Otome unbemerkt umrundete, wartetet nur auf die Gelegenheit ihre Waffen mit einem gezielten Wurf zum Einsatz zu bringen. Diese bot sich auch sogleich an, als Shizuru geblendet durch den grellen Angriff der Energiebälle für den Bruchteil einer Sekunde zurück zu taumeln begann. Die blonde Otome offenbarte ihre Tarnung, warf mit Schwung die Bumerangs in einem geübten Bogen auf Shizuru zu. Doch zu leicht war der Hinterhalt zu durchschauen, war es dem einstigen Graceful Amethyst leicht möglich dem ersten rotierenden Objekt geschickt auszuweichen. Der zweite Bumerang flog entgegengesetzt, kam etwas überraschender zum Vorschein und streifte Shizurus Robe.

Derweil hatte Natsuki zu einem neuen Angriff ihre Robe aufgeladen, flog zielstrebig auf ihren Gegner zu, nahm das Risiko in Kauf sich selbst zu verletzen bei dem Versuch, die Energieladung so nahe auszulösen. Mit starker Wucht kollidierte ihr Körper mit Shizuru, riss sie beide einige Meter weiter runter in die Tiefe, die Energieladung jedoch noch zurückhaltend. Im Eifer des Gefechts nahm der Zorn immer mehr Platz in ihrem Herzen ein, wütend darüber, dass man ihr Shizuru entrissen hatte. Sie wollte diesen Schatten austreiben, ihr das hämische kalte Grinsen von den Lippen reißen, die nicht dafür gedacht waren.
 

Die Überraschung über diese Angriffe, stand Shizuru leider nicht ins Gesicht geschrieben, so wie man es sich erhoffte. Es schien wirklich, als konnte sie nichts überraschen und als wusste sie immer genau, was ihre Gegenseite vorhatte. Sie wich immer wieder aus, konterte Angriffe und auch der kurze Kontakt mit Saras Bumerang, konnte sie nicht sonderlich ins schlingern geraten lassen. Erst der Angriff Natsukis, mit Hilfe des eigenen Körpers, schien sie sichtlich aus ihrer Sicherheit gerissen zu haben. Doch auch das nur für den Hauch einer Sekunde.

Sie ließ sich von Natsuki ein Stück in die Tiefe reißen und sah, wie sie alle Energiereserven in die Energieringe ihrer Rone transferierte, um am Ende eine ziemlich heftige Explosion direkt an Shizurus Körper zu lösen, auch auf die Gefahr hin, sich dadurch selber zu verletzen, wenn nicht sogar zu töten, wenn die Wucht große genug war.

„Gakuenchou!“, rief Sara, etwas erschrocken über diese drastische Maßnahme und schoss den beiden wie ein Pfeil hinterher.

Shizuru hatte für diese Tat nur ein müdes Lächeln übrig und legte provokant beide Arme um Natsukis Körper. „Das wagst du dich nicht…“, säuselte sie und als sie im Augenwinkel Sara hatte, ließ sie die Schneiden ihres Elements losschnellen und diese umfingen Sara wie eine Schlingpflanze. Anschließend aber ließ sie ihr Element los und war nun völlig unbewaffnet, wenn man das bei einer Otome so wirklich sagen konnte.

„Na los, Gakuenchou… nun mach schon… töte mich… Töte Shizuru und wenn du Glück hast.. dich gleich mit dazu…“, schnurrte sie, weiter provozierend und drückte Natsuki fest an sich, während sie weiter durch die Luft schlingerten, wie ein Schlauchboot auf dem offenen Meer.

Schließlich zündete auch Shizuru die Energieringe ihrer Robe und die Kraft pulsierte sichtlich in ihnen. Wie Natsuki, legte sie alles in diese Ringe was ihrem Körper und den Nanos innewohnte und wenn Natsuki ihre Energie nun loslassen würde, würde das auch zur Folge haben, dass die Energie Shizurus sich ebenso entlud und so würde sie sich mit Sicherheit gegenseitig in Stücke reißen.

„Das ist deine letzte Chance… los tu es… Natsuki“, sagte sie dann wieder, jedoch klang es diesmal bittend und da die schwarze Otome vorher immer nur Gakuenchou zu ihr gesagt hatte, lag die Vermutung nahe, dass da grade Shizuru aus ihr gesprochen hatte. Oder war das nur eine weitere Taktik um Natsuki zu verwirren? Vielleicht wusste der Feind ja, dass man Shizuru nur schwer besiegen konnte und das sie es deshalb so drehten, dass Natsuki und Shizuru sich gegenseitig bzw. zusammen umbrächten? Man konnte sich nicht im Geringsten vorstellen was die Feinde damit bezweckten… Man wusste nur, aufgrund der Aussage Zens, dass es gegen Natsuki gehen sollte… Es sollte SIE treffen… Und zwar so tief wie nichts auf dieser Welt.

Irgendwann kniff Shizuru dann die Augen und biss die Zähne zusammen. Was geschah nun? Kämpfte Shizuru endlich um die vorherschafft ihres Körpers? Man registrierte ständige Gesichtsveränderungen und Energieabweichungen. Auch der Ohrring flackerte immer wieder in unterschiedlichen Farben auf.

Die Blonde riss dann plötzlich die Augen auf, legte einen hauchzarten Kuss auf Natsukis Lippen und drückte diese dann von sich, schlang die Arme um sich selbst und ließ sich fallen. Hatte sie etwa vor, ihre eigene Robenenergie gegen sich selbst zu entladen?? Um sich selbst zu töten??
 

Die Energie pulsierte leuchtend in den Ringen ihrer Robe, drohte wie ein Funken überzuspringen, auszubrechen und alles in unmittelbarer Nähe zu zerstören. Natsuki war diese Gefahr durchaus bewusst, sie nahm keinerlei Rücksicht auf ihr eigenes Wohl. Es galt Andere zu beschützen, es galt Shizuru aufzuhalten, selbst wenn es das Leben beider Frauen kosten würde. Das war Natsuki nur Recht, niemals würde sie Shizuru mehr gehen lassen, selbst im Tod nicht. War das der einzige Weg, dann sollte es so sein, das nahm die Gakuenchou in diesem Moment resignierend hin.

Dennoch zögerte etwas in ihr, das sie zurückhielt, brachte es noch nicht fertig die Energieladung auszulösen, die sie beide in die unendliche Tiefe reißen würde. Es lag immer noch ein kleiner Funke Hoffnung in ihrem Herzen, der fest daran klammerte nicht ausgelöscht zu werden. Vielleicht gelang es ihr doch noch durchzudringen, die Ältere mit etwas anderem als Gewalt aufzuhalten. Die Luft rauschte nur so an ihr vorbei, während sie wie eine Rakete gen Erde flogen. Das rabenschwarze Haar peitschte ihr ins Gesicht, als sie sich ohne Widerstand an Shizurus Körper pressen ließ, kam dieser sogar noch nach und schlang selbst die Arme um die dunkle Robe. Die Worte hallten in ihren Ohren, versuchten vergeblich die letzte Mauer zum Fall zu bringen, doch so einfach würde sich die Jüngere nicht provozieren lassen. Erst der flehende Klang Shizurus Stimme, ließ Natsuki aufhorchen, die Augen leicht weiten, als sie die wechselnden Gesichtzüge der Anderen vernahm.

Es klang so vertraut, wie sie ihren Namen sagte, als ob sie für den letzen Wunsch noch einmal durch die kühle Fassade vordrang. Sollte das ein Zeichen sein? Fing Shizuru endlich an zu kämpfen, die Macht zu bezwingen? „Shizuru…“, drang es wispernd nur über die Lippen. Sie konnte nicht, sie konnte ihr diesen Wunsch einfach nicht erfüllen. Nicht jetzt wo sie einen Hinweis bekommen hatte, dass die Ältere da drinnen noch irgendwo war.

„Ich kann nicht…“, kam es dann etwas fester von Seiten der Gakuenchou, die Zähne fest zusammenpressend, die innere Zwiespalt deutlich aus dem Mienenspiel der jungen Frau zu erkennen.

Die Welt hielt für Natsuki einen Moment an, als sie die hauchzarte Berührung auf ihren Lippen spürte. Nur einen Bruchteil einer Sekunde hielt der Kontakt, reichte um eine Träne der Erkenntnis zu entlocken, zu sehr fühlte es sich nach einem Abschied an. Die salzige Substanz perlte ihre Wange hinunter, verlor sich schnell im Wind. Wenige Augenblicke später spürte sie den Ruck, verlor den Kontakt zu Shizuru und wurde ein Stück zurückgeschleudert. Schnell hatte sich die Gakuenchou wieder unter Kontrolle, blieb in der Schwebe, als sie die schwarze Otome fallen sah. „Nein…..“, ein kurzes Murren, als sie erkannte, was diese vorhatte. Sie würde sie nicht alleine lassen, es war ihr nicht gegönnt auf diese Art zu sterben.

„Shizuru!“, riss der markerschütternde Schrei die Luft fast entzwei, als Natsuki erneut zum Sturzflug ansetze. Sie legte die Arme nach hinten eng an den Körper geschmiegt, machte sich dadurch nur noch aerodynamischer dem Wind gegenüber. Bei der Geschwindigkeit wäre es ein wahres Wunder, wenn sie den Einschlag überleben würde, geschweige denn die Explosion, die von den Energieladungen ihrer sowie Shizurus Robe ausgehen würde, sobald sie auf Untergrund treffen sollten.
 

Sie fielen und fielen und das alles spielte sich ab wie ein auf Zeitlupe getimtes Video. Schier endlos schien diese Szene zu wirken und man konnte nicht wissen, ob das ein gutes oder ein schlechtes Ende nehmen würde. Während Maya Nao endlich in Sicherheit gebracht hatte, war sie zu Sara geflogen und versuchte diese aus Shizurus Waffengefängnis zu befreien, was ihr aber einige Schwierigkeiten bescherte. Die Schneiden hatten sich um Saras Robe geschlungen wie eiserne Ketten und wollten einfach nicht ablassen. Von oben aus musste sie dann Fassungslos mit ansehen, wie Natsuki und Shizuru in die Tiefe stürzten.

„Die Gakuenchou… Los beeil dich!“, hetzte Sara Maya dann und versuchte verzweifelt aus ihrem Gefängnis zu kommen, welches Shizuru ihr auferlegt hatte wie ein Kerkermeister. Maya versuchte schneller zu arbeiten, doch das war leichter gesagt als getan…

Shizuru, welche die Arme noch immer um sich geschlossen hatte, versuchte endlich die Energieladung loszulösen, doch ihr Körper wehrte sich dagegen. Sie kämpfte scheinbar wirklich mit dem Eindringling ihres Körpers, der sie zu solch bösen Dingen angetrieben hatte, wie eine Schizophrene Seite. Aber spätestens als sie auch Natsuki so in Gefahr sah, musste sie einfach weiter kämpfen und sich Mühe geben, wieder die Gewalt über Körper und Geist zu erringen.

„Nein!“, rief sie dann verzweifelt, als der schwarze Amethyst wieder aufleuchtete und versuchte Shizurus Kampf zu beenden, um wieder die Kontrolle über ihren Körper zu gewinnen. Aber spätestens da kam ihr ein Einfall… Sie öffnete ein Auge und löste mühsam die Arme, um an ihr Ohr zu fassen und an dem Ohrring zu reißen wie eine besessene.

Dabei fing sie an vor Schmerzen zu schreien. Der Ohrring saß so fest, als wäre er ein direkter Teil ihres Körpers. Es schmerzte so, als würde sie sich einen Arm oder ein Bein ausreißen. Immer wider hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf erklingen, die ihr riet das nicht zu tun. Doch sie wehrte sich vehement dagegen. Das war sie Natsuki schuldig…

Blut trat aus ihrem Ohrläppchen hervor und je mehr sie daran riss, um so mehr flackerte das Licht des Amethysten.

Schließlich hatte Natsuki Shizuru wieder eingeholt und umfasste sie erneut im Flug. Shizuru riss die Augen auf und sah Natsuki angsterfüllt an, während sie weiter an dem Ohrring riss. Jetzt musste es erst recht klappen, sonst riss sie Natsuki mit sich in den Tod und das könnte sie sich nicht verzeihen.

„Lass…. Lass mich endlich in Ruhe, verdammt!“, brüllte sie und in dem Moment hatte sie es geschafft, den Ohrring zu lösen. Sie ließ ihn los und bevor sich ihre Robe dematerialisierte, schoss sie eine Energieladung ab, welche den Ohrring traf und ihn vollkommen zerstörte. Unter Wehklagen bröckelte die Robe dann von ihrem Körper und die schwarzen Adern, welche sich in die Nanodatenbank Shizurus eingekerbt hatten, verschwanden wieder und Yohko atmete auf.

Nun war Shizuru zwar wieder sie selbst, doch ihre Robe war weg und noch immer stürzte sie mit Natsuki in die Tiefe, welche ihre Energiepacks auf die Robenringe verteil hatte. Sie kniff die Augen zusammen und krallte sich, den Tod vor Augen um Natsukis Nacken.

„Ich… ich liebe dich… Natsuki…“, wimmerte sie und machte sich darauf gefasst, mit der Gakuenchou gleich auf den Boden zu stoßen und mit ihr zusammen zu explodieren.

Nun jedoch hatte Sara es endlich geschafft sich zu befreien und schoss den beiden Todeswütigen Otome schon hinterher. Sie wusste, dass Natsuki den rasanten Fall nicht mehr stoppen konnte und das sie unten einen riesige Explosion heraufbeschwören würde… Jedoch hatte Schlauchfuchs Sara eine Idee. Sie griff sich an den Ohrring und kontaktierte Yohko.

„Koppel sofort die Systemkammer der Gakuenchou von den ‚Five Collumns’ ab! Keine Fragen! Tu es jetzt!“, rief sie und Yohko handelte sofort durch die Eingabe eines Codes in den Hauptcomputer. Die Energiezelle der ‚second Pillar’ löste sich aus dem System und schaltete sich ab, woraufhin Natsuki Robe sich von selbst dematerialisierte.

Sara war aber nicht schnell genug, um die beiden einzuholen. Sie fluchte, weitete dann aber die Augen als sie sah, das von unten jemand den beiden entgegen geflogen kam… Haruka! Sie stoppte den Flug der beiden, indem sie sie auffing. Dabei versuchte sie das so sanft wie möglich zu gestalten, um die beiden durch den Aufprall nicht zu verletzen.

„Ihr seid doch alle beide bekloppt…“, brummte sie und landete dann auf dem Vorplatz der Garderobeakademie. Shizuru war ein einziges Nervenbündel und zitterte am ganzen Körper wie ein getretenes Tier. Sie wollte gar nicht mehr von Natsuki ablassen, auch nicht, als Haruka beide absetzte.
 

Energisch schlang sie die Arme um Shizurus Körper, als sie diese endlich wieder erreicht hatte. Der eiserne Griff ließ auch nicht locker, als die Ältere sich vor Schmerzen wand, versuchte der dunklen Macht zu widerstehen. Sie würde Shizuru nicht loslassen, jetzt nicht mehr. Natsukis Augen wirkten matt, fast so als ob sie sich nun endgültig mit dem Tod abgefunden hatte. Als der Ohrring schließlich besiegt war, mit einer grellen Explosion sein Ende fand, legte sich nur ein Zug der Genugtuung auf das Gesicht der Gakuenchou. Es war nun nicht mehr wichtig, sie war bei Shizuru, dass war alles was im Moment zählte.

Eng presste sie ihren Körper an denen der nun normal bekleideten Frau. Sie wollte diese Wärme, die Liebe nur noch ein letztes Mal spüren, vergrub das Gesicht tief in der Halsbeuge der Anderen. Es war keine Träne die sie vergoss, als sie das Geständnis, was sie schon letzte Nacht vernommen hatte, auf ein Neues zu hören bekam. Ein kaum merkliches Lächeln schlich sich auf die schon lange aufgeplatzten Lippen der Gakuenchou, es war wie eine Befreiung, es war alles was sie brauchte, die Gewissheit, dass Shizuru sie liebte.

„Ich lass dich nicht allein..“, ein sanftes Wispern, die versichernden Worte, dass Shizuru nicht alleine dem Tod gegenüberstand. Natsuki würde ihr überall hinfolgen und sei es nun ins Jenseits, auf die andere Seite, wo sie, so hoffte die Jüngere, irgendwie wieder vereint sein würden. Die Finger krallten sich noch etwas fester in den Stoff von Shizurus Kleid. Nur mit halben Bewusstsein bekam die Gakuenchou mit wie sich ihre Robe dematerialisierte, die Explosion wurde so zwar umgangen, der Aufschlag jedoch stand immer noch den beiden bevor. Natsuki spürte einen erneuten Ruck, glaubte dies sei das Ende, rechnete schon jeden Moment ihren letzen Atemzug genossen zu haben. Doch nichts geschah weiter, sollte das etwa Sterben sein? Wenn dann war es ja gar nicht so schlimm, stellte die Dunkelhaarige mit einer gewissen Erleichterung fest. Den plötzlichen Kontakt mit Boden unter ihren Füßen, riss sie jedoch schier aus der Illusion, Augen schlugen überrascht auf, schwache Glieder gaben nach, als der sichere Halt Harukas nachließ. Mit einem dumpfen Aufschlag kippte die Gakuenchou nach hinten um, verdrehte das schmerzende Fußgelenk nur noch mehr. Shizuru, die sie immer noch eisern in ihren Armen hielt, zog sie so mit sich, ließ auch jetzt nicht los.

„Wir leben noch….“, es klang mehr wie eine unsichere Frage, als nur leise und rau die Stimme Natsuki ertönte. Der blaue Himmel spiegelte sich in den jadefarbenen Augen, bis er von einem Schatten überdeckt wurde. Haruka hatte sich über die beiden gelehnt, die Hände in üblicher Haltung in die Hüfte gestemmt. „Ja Dank mir!“, murrte die blonde Otome, aufgebracht über das Verhalten der beiden. „Was glaubt ihr eigentlich was ihr macht?!“, tobte sie weiter bis sich eine Hand auf ihre Schulter legte und sie ein Stück zurückzog.

„Haruka-oneesama...“, Sara hatte endlich auch den Boden erreicht, wenige Momente folgte ihr auch Maya. „Das ist nicht der richtige Moment für Gewissensfragen…“, ließ die First Pillar anklingen, sehr wohl bewusst, dass es vorerst um das Wohl der beiden Anderen ging. „Aber danke...“, nickte Sara ihr noch kurz zu, bevor sie sich der Gakuenchou und Shizuru zu wand. Ohne den Brigadegeneral hätten die beiden es wohl nicht überlebt, niemand hätte sie noch von dem Fall aufhalten können. Haruka murrte nur ein unverständliches „Ja ja…schon gut“, verschränkte die Arme und machte Platz, sie wusste es besser als sich mit dem Galactic Aquamarine anzulegen.

„Gakuenchou seit ihr verletzt?“, ertönte dessen Stimme sogleich, während sie sich neben die beiden begab. Natsuki wirkte immer noch leicht weggetreten, nahm selbst nicht einmal war, dass die Last Shizurus Körper auf ihr ruhte. „Ich weiß nicht….“, kam die apathische Antwort nur, zu taub fühlte sich Natsukis Körper im Moment an. Sara zog die Augenbrauen leicht zusammen auf die Worte, noch mehr, als sie Shizurus Zittern vernahm. Vorsichtig legte sie die Hände an Shizurus Oberarme um sie von der Jüngeren zu ziehen und ihr aufzuhelfen. „Shizuru-oneesama…?“, Besorgnis erfüllte die Blonde, als das Zittern nur schlimmer dadurch wurde. Natsuki spürte die Versuche den Griff zu lockern, ihr Körper reagierte von alleine und Arme zogen sich nur noch fester um den Körper der Älteren. Ihre Augen richteten sich schließlich auf den Körper auf ihr, suchten nach dem gewohnten Rubin.
 

//„Irgendwann gehört dieser Sessel mir!“, jauchzte Natsuki, als sie sich mal wieder mit Shizuru in das Gakuenchoubüro geschlichen hatte, um die Aussicht aus dem großen Panoramafenster zu genießen, vor welchem gerade ein großes Feuerwerk tobte und die Nacht erhellte. Zu diesem Zeitpunkt waren Natsuki und Shizuru 14 und 16 Jahre alt.

„Ja, ganz bestimmt…“, schmunzelte Shizuru und klebte mit der Nase an der großen Scheibe, um dem Feuerwerk so nur noch näher zu sein, welches sich in ihren Augen widerspiegelte wie tausende kleine Sterne.

„Und du wirst dann meine Sekretärin!“, grunzte die Jüngere und drehte sich auf dem Sessel wild im Kreis.

Shizuru hob die Brauen und riss sich nun von dem Fenster los, um zu Natsuki rüber zu sehen und die Hände in die Hüfte zu stemmen. „Sekretärin??“, schnaubte sie entrüstet, „soweit kommt es noch! Und was soll ich dann den ganzen Tag machen? Tee kochen, deinen Schreibtisch putzen und dir deine Arbeit hinterher tragen? Nix da… Ich werde eine First class Otome! Eine Pillar… und dann werde ich dich beschützen! Irgendjemand muss ja ein Auge auf die Gakuenchou haben…“.

Natsuki kicherte und hielt dann mit dem Gedrehe inne, als ihr langsam schwummrig im Kopf wurde. „Ach ist doch völlig wurscht! Hauptsache du bist immer bei mir!“, meinte sie dann mit einem bekräftigenden nicken und hopste von dem Stuhl runter, um nun auch an das Fenster zu treten und raus zu sehen zu dem Feuerwerk, „und außerdem werde ich auch eine Pillar und dann beschütze ICH DICH!“.

Shizuru grinste und linste seitlich zu ihr rüber.

„Du meinst, du beschützt die Akademie…“

Natsuki wurde rot um die Nase und blies die backen auf. „Ja… ja natürlich meinte ich die Akademie…!“, verbesserte sie sich und lugte dann etwas verlegen zu Shizuru rüber. Als sich deren Blicke allerdings trafen, sah sie schnell wieder weg und wurde noch röter.

Die Ältere lachte leise und trat dann hinter Natsuki, um so die Arme um sie zu legen.

„Hach, Natsuki ist ja sooo süß…“, jauchzte sie überschwänglich.

Die Jüngere riss die Augen auf, wurde rot wie eine Tomate und sah dann an sich runter, da Shizuru ihre Hände auf ihren Brüsten abgelegt hatte.

„Sh… Shizuru!“, krächzte sie.

„Bis dahin müssen deine Brüste aber noch etwas wachsen…“

„Waaaas?“

„Sie sind so weich~~…“

„H-Hey! Was… hör sofort auf… Wah! Shizuruuuu~!“

„Hab ich euch!“, hallte dann etwas später die Stimme von Miss Maria durch den Raum und beide Mädchen wurden an den Kragen gepackt und von ihr nach draußen geschleift.

„Unglaublich! Ihr zwei habt doch nur Flausen im Kopf! So ein ungehorsam! Wie oft habe ich euch schon gesagt das ihr euch nicht in das Büro schleichen sollt?“, brummte die strenge Frau.

„A…Aber Miss Maria…“, flehte Natsuki um Gnade und Shizuru hatte nichts Besseres zu tun als auch noch darüber zu lachen, auch wenn beide jetzt bestraft werden würden.

Natsuki verschränkte die Arme vor der Brust, während sie durch die Gänge geschleift wurde und sah dann rüber zu Shizuru. „Das erste was ich mache, wenn ich Gakuenchou bin, ist… diese grässliche Frau zu feuern!“, schnaubte sie.

„Das hab ich gehört!“, zischte Miss Maria.//

Erinnerung… Erinnerungen sind das wertvollste, das ein Mensch besitzt und sie sind das einzige, von so wenigen Dingen, das man nicht beeinflussen oder rückgängig machen kann. Kein Mensch hat genau die gleichen Erinnerungen wie ein anderer und das macht die Erinnerung eines Menschen zu etwas so wertvollem und besonderem. Sie werden einen das ganze Leben über begleiten. Einige Dinge werden mit der Zeit verblassen, vielleicht sogar ganz verschwinden, aber die Erinnerungen werden jeden Tag von vielen winzigen Details angereichert und erweitert.

Erinnerungen waren es jetzt auch, die Shizuru durch den Kopf zuckten. Wortfetzen, Bilder, gar ganze Szenen von erlebten Momenten, wuselten nun durch ihren Kopf und begannen dort zu rotieren. Sie mischten sich zusammen und ließen ein warmes Gefühl in Shizuru aufkeimen, auch wenn sie den Tod im Nacken hatte.

Ihr Körper war im Sturzflug ausgekühlt und hatte ihre Glieder so betäubt, dass sich alles ganz pelzig anfühlte. Ein kurzes, erleichtertes Lächeln huschte über ihre Lippen, als Natsuki ihr verkündete, dass sie sie nicht alleine lassen würde, nicht einmal im Tod. Die Gedanken, Natsuki vor dem Tod zu bewahren waren erloschen. Es regierte nur noch der Wunsch, sie bei sich zu haben, selbst jetzt. Sie haben zusammen gelebt, zusammen gelacht und geweint, Höhen und Tiefen erlebt und jetzt, jetzt würden sie sogar zusammen sterben… Das glorreiche Ende einer unglaublich tiefen Freundschaft…

Als ein Ruck die beiden Körper dann erschütterte, glaubte auch Shizuru, es wäre nun vorbei…

Der Ruck war das letzte, was Shizurus Hirn erreichte. Das Haruka sie und Natsuki gerettet hatte, das sie wieder etwas festes unter die Füße bekamen und das sie nun, auf sicherem Boden, auf Natsuki lag, wollte einfach nicht durchsickern…

Alles was sie wahrnahm, war das zittern ihres eigenen Körpers und der Körper Natsukis unter sich, an welchem sie sich festkrallte, als wäre dies ihr Leben… Damit lag man wohl auch gar nicht so falsch.

Erst Natsukis leise Stimme an ihrem Ohr, holte sie zwar aus ihrer Starre, eröffnete ihr, dass sie wirklich nicht tot waren, ließ sie jedoch nicht locker lassen. Das eingreifen Saras, die beiden voneinander zu trennen, ließ die Arme Shizurus nur noch fester um Natsuki zu gehen, wie eine Schraubzwinge.

Sie lebten. Die Erkenntnis jedoch kroch in ihren Kopf hoch wie ätzende Säure. Zwar war sie froh, das Natsuki nichts passiert war, doch das sie selbst noch leben durfte… darüber schien sie sich nicht zu freuen. Warum auch? Sie hätte beinahe die Akademie zerstört und die Pillars vernichtet, inklusive der Person, der sie sich als ewigen Beschützer verpflichtet hatte.. der Person, die sie so sehr liebte… Sie hatte sich in ein unbarmherziges Monster verwandelt… Shizuru kniff die Augen nur noch mehr zu, als Sara weiter versuchte auf sie und Natsuki einzureden. Die beiden musste ja getrennt werden, damit man sie versorgen konnte.

Sara zog die Brauen zusammen und warf einen Blick zu Haruka, welche zwar immer noch da stand, als könne sie nichts erschüttern, doch ihrem Gesicht sah man an, das auch ihr das ziemlich an die Nieren gegangen war…

Als Shizuru und Natsuki sich weiterhin nicht loslassen wollten, seufzte Sara und sah zu Maya, die indessen auch angekommen war. „Was ist mit Nao?“, wollte sie dann von dieser wissen und Maya kratzte sich leicht unter der Nase. „Ich hab sie runter zum Eingang des Labors gebracht… Da hat Yohko sie aufgegabelt.. Vermutlich macht sie da jetzt ein entspanntes Nickerchen… Glück gehabt, dass sich niemand sonst im Bürostockwerk aufgehalten hat…“, sagte die braun gebräunte und verschränkte dann die Hände hinter dem Kopf, ehe sie nach oben sah, wo das Dach eingestürzt war und das Gebäude um ein Stockwerk und das Gakuenchoubüro ärmer gemacht hatte, „was machen wir nun mit den beiden?“.

Sara atmete einmal tief durch. „Maya, lass du einen Ruf an die örtlichen Behörden los und order Helfer an, die bei den Aufräumarbeiten helfen und das Gebäude so stützen, das nichts weiter kaputt gehen kann… Haruka-san und ich kümmern uns um die Gakuenchou und Shizuru-oneesama..“, gab sie dann den Befehl und schon war Maya verschwunden, um besagtes in die Wege zu leiten. Die First Pillar sah dann zu Haruka. „Du nimmst Shizuru-oneesama und ich nehme…“, doch weiter kam sie nicht, als Shizuru sich auch schon alleine von Natsuki löste und den Weg zurück auf ihre Beine fand.

„Shizuru-oneesama?“, erklang die besorgte, verwunderte Stimme Saras, ehe Shizuru dann an ihr vorbei zischte, als wäre sie topfit und als wäre sie gerade eben noch kein Häuflein Elend gewesen.

„Was hat sie denn nun schon wieder vor?“, schnaubte Haruka und eilte Shizuru dann hinterher, welche auf dem Weg runter in das Labor war.

Sara schulterte derweil Natsuki und machte sich dann auf, den beiden hinterher zu fliegen, da Natsuki ja ohnehin auf die Krankenstation musste.

Sie kamen etwa 10 Minuten nach Haruka im Labor an und mussten dann mit ansehen, wie Haruka und Yohko fassungslos am Rande standen und dabei zusahen, wie Shizuru sich an der Energiezelle der Third Pillar zu schaffen machte. Sie hatte die Zelle von den Five Collumns abgekoppelt und ausgeklinkt und als diese zu Boden gerauscht war, hatte sie begonnen, mit einem Feuerlöscher auf das riesige Gerät einzuschlagen, wie eine Besessene.

Der Amethyst, das Steuermodul ihrer Nanos, war zwar zerstört, doch Shizuru wollte auf ganz sicher gehen und so hielt sie es in ihrem verzweifelten Wahn für notwenig, die Zelle zu zerstören.

Yohko schluckte und auch Haruka wirkte, als wäre sie den Tränen nahe… was man sich bei ihr kaum vorstellen konnte.

Sara ließ Natsuki zu Boden sinken und winkte Yohko heran, ehe sie sich dann neben Haruka stellte. „Wir sind drei Pillars… Nao, Maya und ich… Das reicht aus, um mit unseren Stimmen vor den Rat zu treten und die Gakuenchou zu entmachten, um sie und Shizuru zu suspendieren…“, sagte sie leise, doch überlegt.

Haruka weitete die Augen und sah zu Sara rüber. „Und wozu?“, fragte sie.

„Schau sie dir doch an… alle beide… Sie sind emotional viel zu aufgewühlt und so kann weder die Gakuenchou die Akademie leiten, noch wird Shizuru-oneesama sich jemals erholen können…“, gab sie dem Brigadiergeneral zur Antwort.

Haruka zog die Brauen zusammen, verschränkte die Arme und nickte dann. „Also, was wirst du tun?“.

„Wir werden sie in Zwangsurlaub schicken, jenseits der Akademiereichweite… noch heute!“, sagte Sara dann entschlossen.
 

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4. Kapitel ende... ^^ bitte wieder kommentieren, denn nur dafür stellen wir das überhaupt hier rein... damit wir wissen was andere davon halten bzw darüber denken! Ansonsten könnten wir auch einfach weiter spielen und es für uns behalten...

Ich möchte nochmal anmerken das uns rechtschreibfehler zwar leid tun, wir sie aber erst nach und nach aufarbeiten können... Viel spaß beim lesen^^

Garderobe Adé!

Die amethystfarbenen Augen Harukas weiteten sich noch ein kleines Stücken, dem Anschein nah, dass sie jeden Moment herausspringen würden, als sie das Vorhaben der First Pillar nun klar mitgeteilt bekam. "Das ist nicht dein Ernst?!", gab sie sichtlich aufgebracht ein wenig lauter als es nötig gewesen wäre von sich. Sara machte sofort eine leicht beschwichtigende Bewegung, wollte nicht unbedingt die Aufmerksamkeit der Angesprochen auf sich lenken. "Ich sehe im Moment keinen anderen Weg, es ist das Beste...für die beiden und für die Akademie…“, gab sie ruhig zurück, das Grün ihrer Augen war jedoch von Traurigkeit behangen. Sie wusste allzu gut wie schwer es Natsuki fallen würde Garderobe zu verlassen, geschweige denn, wie schwer es erst einmal werden würde sie wirklich dazu zu bringen. Ein tiefer Atemzug erfüllte die Lungen der blonden Otome, während sie sich aus reiner Gewohnheit die Brille etwas auf der Nase zu Recht rückte. Der Rat würde dies schon einsehen, es galt mit Vernunft zu handeln und einen würdigen Ersatz, der Natsukis Stelle solange vertrat, zu finden. Selbst wenn es Sara sogar selbst für diese Weile in die Hand nehmen musste.

Haruka murrte nur etwas Unverständliches und lenkte ihren Blick wieder rüber zu Shizuru, deren Kampf mit der Energiezelle immer noch unentschieden stand. Das Material, so solid gebaut, hatte zwar die eine oder andere Beule einzubüßen, jedoch war ein Feuerlöscher nicht die richtige Wahl um wirklich großen Schaden daran anrichten zu können. Eine Augenbraue zuckte missgestimmt, nichts tuend daneben zu stehen, war gewiss nicht Harukas Stärke. Kurz bevor eine neue Delle entstehen konnte, ging sie festen Schrittes dazwischen, stoppte den Feuerlöscher in seiner Bahn. „Es reicht jetzt!“, murrte sie bestimmend hervor, das Werkzeug fest umgreifend und aus Shizurus Griff reißend. Sie verstand zwar Shizurus inneren Tumult, jedoch war es noch lange kein Grund die Einrichtung zu zerstören, gerade wenn es um so etwas Wichtes ging, wie das System der „Five Columns“.

Yohko atmete etwas auf, als sie vernahm, wie die blonde Otome dazwischen ging. Sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, was alles Schaden hätte nehmen können, hätte Shizuru ihre Zerstörungsaktion fortgesetzt. Sie wand sich um, konnte nun alle Aufmerksamkeit ihren Patienten widmen. Natsuki hatte sich ohne weiteres auf eine der Liegen verfrachten lassen, ihr Körper schien ihr im Moment sowieso nicht ganz gehorchen zu wollen. Yohko entglitt ein kurzes Seufzen als sie die Gakuenchou auf Verletzungen untersuchte. Langsam ließ die Second Pillar den Kopf zur Seite fallen, blinzelte ein paar Mal, bevor sich die Bilder wieder einiger maßen zu klären begannen. Der Kampf, der selbstmörderische Sturzflug, der folgte, hatten ihr viel abverlangt. Nicht nur ihre Robe wurde dabei auf das Äußerste strapaziert, auch ihr Körper hatte darunter stark gelitten. Träge ruhten die grünen Augen auf der Person, die neben ihr auf der Nachbarliege stationiert war. „Wie geht es ihr…?“, wisperte sie die Worte an die junge Doktorin gewand.

Yohko folgte ihrem Blick, war gerade beschäftigt das geschundene Fußgelenk zu bandagieren. „Sie hat Glück gehabt, nichts Ernstes….nur ein paar Schrammen…“, gab sie ruhig von sich, als sie Nao mit einer gewissen Erleichterung betrachtete. Die junge Pillar sah in ihrem Schlummer richtig friedlich aus, wirkte schier gegensätzlich zu ihrer eigentlichen Persönlichkeit. Natsukis Lippen formten nur den Hauch eines Schmunzelns, sie wusste, dass den Rotschopf nichts so leicht aus der Bahn werfen konnte. Nao war und blieb nun mal ein Dickkopf, eine Draufgängerin, ihr doch so ähnlich.

Von Shizurus Aktion bekam die Jüngere nicht viel mit, genauso wenig von der Unterhaltung zwischen der First Pillar und dem Brigardiergeneral. Einzig alleine was ihr auffiel, war die fehlende Wärme, die mit Shizuru ihrem Körper entwichen war und das stetige Geräusch von Metall auf Metall. Viel zu unfreiwillig hatte sie von der Älteren gelassen, wollte sie auch jetzt an ihrer Seite haben. Mit schwachen Gliedern versuchte die Gakuenchou sich hoch zudrücken, wollte nachsehen, wo die Braunhaarige abgeblieben war, ob es ihr gut ging und was dieses nervtötende Geräusch auslöste. Schon in der halben Bewegung jedoch wurde sie gestoppt, als Yohko sie sanft zurück auf die Liege drückte. „Ihr solltet noch liegen bleiben,…“, riet sie streng, wusste, dass Natsuki einer dieser schwierigen Patienten war, die nicht gerne still lagen. „Shizuru..“, entglitt es dieser in einem bittenden Ton, in der Hoffnung, die Worte würden irgendwie die Andere erreichen. Geschlagen ließ sie sich auf die Liege zurückfallen, schloss die Augen. Sich der Dunkelheit zu ergeben, wirkte so verlockend in diesem Moment, doch die Schmerzen die jede einzelne Faser ihres Körpers durchzogen, waren genug um sie wach zu halten.
 

Shizuru schnaufte bitter aus, als Haruka sich in ihren Wütungsakt einmischte und ihr dann sogar ihre Waffe abnahm. Schwer atmend und sichtlich wackelig auf den Beinen, funkelte sie Haruka bitter böse an. „Geh mir aus dem weg!“, schnaubte sie und versuchte Haruka den Feuerlöscher wieder abzunehmen.

Der Brigardiergeneral aber ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und verfrachtete den Feuerlöscher in genügend weitem Abstand. Anschließend sah sie Shizuru an und stemmte die Hände in die Hüfte. Ihr Blick schien aber nicht sauer, sondern eher etwas Mitleidig gegenüber Shizuru. Dennoch musste sie ihr hart den Kopf waschen, damit sie endlich zur Ruhe kam und einsah, das dieses Unterfangen vollkommen sinnlos war, egal was Shizuru sich dabei dachte. „Das hat doch keinen Sinn… Es ist genug, Shizuru… Für heute wurde eindeutig genug zerstört!“, sagte die blonde Otome dann, „Außerdem kannst du dich ja kaum noch auf den Beinen halten…“. Um Shizuru genau das zu demonstrieren, tippte Haruka ihr gegen die Schulter und daraufhin geriet sie ins Wanken und sank schließlich runter in die Knie. Shizuru schluckte. „Lass mich in Ruhe…“, murrte sie dann, fest davon überzeugt, dass richtige zu tun.

Haruka ging vor Shizuru in die Knie und schenkte ihr ein, für sie recht untypisches, sanftes Lächeln. „Ich denke nichts, das du der Gakuenchou noch mehr Sorgen bereiten willst… also komm mit und wir sehen zusammen nach ihr…“, sagte sie dann und ohne auf ihre Antwort zu warten, griff sie unter ihrer Schulter hindurch, um ihre Hüfte und half Shizuru dann so aufzustehen, um sie zur Krankenstation zu transportieren.

Shizuru wirkte plötzlich wie ausgewechselt und nickte wie ein braves Hündchen, was wohl daran lag das Haruka Natsuki ins Spiel gebracht hatte.

Jedoch kam ihr, kurz bevor sie durch die Tür traten, der Gedanke, dass sie wieder zu einer Gefahr für Natsuki werden konnte, wenn sie in ihrer Nähe war. Was ist wenn sie wieder durchdrehte? Dieser Gedanke beherrschte Shizuru, auch wenn das ja eigentlich nicht möglich war, jetzt, wo der Amethyst zerstört war und die Zelle abgekoppelt.

„Nein! Nein lass mich sofort los!“, fing sie dann an zu schreien und schlug in Harukas Armen um sich wie eine Furie. Einen Punch davon bekam Haruka sogar mitten ins Gesicht. Die Blonde schnaubte und fing die Fäuste von Shizuru dann ab, um ihr die Arme auf den Rücken zu drehen, sie hochzuheben und dann eben Gewaltsam in das Krankenzimmer zu tragen.

„Jetzt hab ich aber genug! Benimm dich doch nicht wie ein Kind!“, meckerte Haruka während sie zu Yohko sah und diese sofort reagierte. Die Ärztin sprang auf und zog eine Liege heran, auf welcher Haruka Shizuru dann ablegte und mit vereinten Kräften schnallten sie Shizuru dann an Armen und Beinen an der Liege fest. Das war zwar ziemlich unschön, aber notwendig…

„So, und jetzt ist Ruhe im Karton!“, brummte der Brigardiergeneral und wischte sich über die Lippe, wo ein wenig Blut vorgetreten war durch den Volltreffer Shizurus.

Während Shizuru noch immer an den Schnallen der Liege zog, durch welche sie daran fest gekettet war, begann Yohko damit, Shizuru zu entkleiden, um sie nach Verletzungen zu untersuchen. Das erwies sich jedoch als ziemlich schwierig, da Shizuru zappelte wie ein wildes Tier, dass nicht begriff, dass man ihm nichts böses tun wollte.

„Shizuru-san…“, versuchte die Ärztin die junge Frau dann zu beruhigen, doch nichts wollte an sie heran kommen. Schließlich schien Yohko keine andere Wahl mehr zu haben, als Shizuru ruhig zu stellen. Also verließ sie die Liege und zückte dann eine Ampulle, deren Inhalt sie in einer Spritze aufzog.

Shizuru weitete die Augen, als sie das sah. Nie und nimmer würde sie sich mit diesem Teufelszeug voll spritzen lassen. „Nein!! NEIIIN!“, fing sie wieder an zu brüllen, als Yohko mit der Spritze zurück kam.

Haruka hob die Brauen. „Ist das denn nötig?“, fragte sie schließlich, als verstünde sie Shizurus Panik. Yohko seufzte leise und zuckte mit den Schultern. „Was soll ich sonst tun?“, fragte sie leise und Haruka sah zu Shizuru runter.

Sie beugte sich über die Aschblonde und hob die Brauen. „Jetzt hör mal zu, Shizuru! Wenn du dich nicht endlich wieder einkriegst und mal tief Durchatmest, dann wird Yohko dich betäuben für wer weiß wie lange… Und dann wirst du auch nicht mehr erfahren wie es der Gakuenchou geht! Also kneif gefälligst die Arschbacken zusammen und komm wieder zu dir!“, redete Haruka dann auf sie ein, scheinbar mit Erfolg.

Shizuru schluckte, schloss die Augen und ließ dann locker. Zwar ließ man sie weiterhin an der Liege festgebunden, doch Yohko konnte sie nun in aller Ruhe entkleiden und nach dem rechten sehen. Dutzende Prellungen, Schürfungen und andere Kleinigkeiten zierten Shizurus helle Haut, doch sonst war nichts zu sehen. Zur großen Verwunderung war sogar die Schulterwunde komplett verschwunden… Was wohl an den Nanos lag, die in Gang gesetzt worden waren von einer fremden Macht.

Was Yohko aber noch mehr wunderte war, dass die Nanos immer noch aktiv waren, als hätte man sie nie lahm gelegt. Erstaunt blickte sie auf die Anzeigen der Monitore, doch sie schien sich wirklich nicht zu irren. Durch den zerstörten Amethyst und die abgekoppelte Zelle aber, würde nichts weiter passieren dürfen… Da müsse sie sich wohl bald an die Arbeit machen, um einen neuen Ohrring für Shizuru zu erschaffen, was eine heikle Prozedur war.

Nach etwa einer halben Stunde kam Sara dann wieder und betrat die Krankenstation. Sie hatte sich in ihrer Abwesenheit, über eine Videokonferenz, mit dem Rat in Verbindung gesetzt und die Lage notdürftig erklärt. Das hatte aber ausgereicht, um zu erreichen, was sie wollte.

Das Dokument für den Erlass hatte sie schon in der Hand. Sie blieb an Natsukis Liege stehen und sah dann rüber zu Haruka, während Shizurus Liege neben die von Natsuki geschoben wurde. Jetzt mussten sie es den beiden nur noch sagen…

Es wurde beschlossen, Natsuki und Shizuru in den Catgod Mountain zu verfrachten, in ein kleines gemütliches Häuschen, direkt am Meer. Dort wären notfalls auch Mikoto und Mai, um ab und an mal nach den beiden zu sehen. Zumindest wäre es weit genug weg von Garderobe. Sara würde solange die Aufgaben der Gakuenchou übernehmen und sich auch um alles weitere kümmern…
 

Der Schrei der vertrauten Stimme ließ sofort erschrockene Augen aufschlagen. "Shizuru..!", ein kurzes Raunen, ein erneutes Versuchen sich aufzurichten, das Verlangen, die andere Frau zu sehen. Ächzend schaffte Natsuki es schließlich in eine sitzende Position, gab es im Moment auch niemanden, der sie hätte aufgehalten können. Yohko schien, wie es die Jüngere vermutete, alle Hände voll zu tun. In einigem Abstand von ihrer Liege erkannte sie wie die Doktorin und Haruka damit beschäftigt waren Shizuru auf dieser zu halten. Der erste Instinkt war sofort an ihre Seite zu eilen, schützende Arme herum zu schlingen und ihr die Angst vor dem zu nehmen, der den erschütternden Schrei ausgelöst hatte. Doch so sehr das Herz drängte, der Körper wollte nicht folgen. Yohko hatte ihr, nachdem sie alle Wunden soweit es ging versorgt hatte, zwar Schmerzmittel injiziert, doch dieses verhalf nur noch mehr die Glieder taub und träge werden zu lassen.

Der erste Schritt nach vorne war also ein völliger Reinfall, im Sinne der Gakuenchou wohl eher ein Umfallen, als Beine nicht gewillt waren festen Stand zu finden. Ein leises Zischen entfloh ihren Lippen, als Natsuki sich auf allen Vieren neben der Liege am Boden wieder fand. Mit beiden Händen hatte sie weiteren Schaden abgefangen, stützte sich auf dem kühlen Boden des Krankenzimmers ab.

„Baka!“, erklang es murrend neben ihr, als sie zwei Hände packten und hochzogen. Im Nu befand sie sich wieder auf der Liege, wusste nicht so recht wie ihr geschah.

Die smaragdfarbenen Augen hoben sich bis sie in das stechende Grün ihr gegenüber sahen. Der Schrei hatte auch für Nao ernüchternd gewirkt, sie langsam aber sicher aus ihrem Schläfchen geweckt. „Bleib ja da… ich heb dich nicht noch mal auf...“, erst das Bewusstsein erlangt, schon schien die junge Pillar sichtlich genervt der Situation gegenüber. Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck rieb Nao die Stelle zwischen ihren Augen. Bei den Kopfschmerzen, die pochend in ihrem Schädel wummerten, war die schlechte Laune gar nicht mal zu verübeln. Vielleicht war es aber auch nur das typische Verhalten, was der Rotschopf gern an den Tag legte. Natsuki ihrerseits grummelte leicht, hätte zu gern einen bissigen Kommentar entgegnet, doch selbst dazu fühlte sie sich nicht im Stande. Wäre es nicht an Sara gewesen, die in diesem Moment an ihre Liege trat, so wäre sie augenblicklich wieder nach hinten umgekippt, das weiche Kissen sogar begrüßend.

„Gakuenchou…“, fing Sara an, verstärkte den Griff um die Dokumente, die sie in Händen hielt. Das war nun der schwierigste Teil, die Nachricht übermitteln und die Reaktionen abwarten. Die First Pillar wusste, dass das Ganze auch schnell nach hinten losgehen konnte. Aber selbst wenn, Natsuki konnte gegen den Beschluss des Rat auch nicht viel ausrichten, hatte sich diesem Wohl oder Übel zu fügen. Natsuki spürte dass etwas nicht stimmte, ein Blick huschte rüber zu Shizuru, die nun neben sie verfrachtete wurde. Ein knappes Aufatmen war die Reaktion, als sie erkannte, dass es dieser soweit gut zu gehen schien und sie in Ordnung war. Das Räuspern der blonden Otome ließ ihre Aufmerksamkeit jedoch schnell wieder zu dieser zurückkehren. „Angesichts der Lage Gakuenchou….fühlen wir uns gezwungen und damit mein ich die übrigen Pillars wie auch der Rat….“, Sara hielt einen Moment inne, schob etwas an dem Bügel ihrer Brille und blickte auf das Erlassungsdokument , als ob die passenden Worte für diese Mitteilung darauf stünden und leicht abzulesen wären. „Wir fühlen uns gezwungen dich in deinen Tätigkeiten als Gakuenchou von Garderobe zu entbinden und…“ „WAS?!“, fiel ihr Natsuki ins Wort, nichts annähernd gefasst darauf diese Worte zu hören. Eine markante Augenbraue fing auf der Stirn der Gakuenchou bedrohlich an zu Zucken, das Adrenalin, was sich sogleich in ihren Körper pumpte, ließ sie von einem zweiten Versuch aufzustehen nicht abbringen „Das kannst du nicht tun Sara...!“, schrie sie, den Kopf von einer Seite auf die Andere schüttelnd. Langsam hangelte sich Natsuki an der Liege entlang, immer noch abstützend bis sie die Meisterotome erreichte. Was sollte das ganze? Welche Lage sollte so drastisch sein, dass man sie entbinden musste? Zugegeben war es schon sehr erschreckend, was alles durch den Kampf und Shizurus eigene Hand zerstört worden war, aber dass war doch nun vorbei. Es war doch alles wieder in Ordnung jetzt, so dachte Natsuki.

„…und wir werden dich wie auch Shizuru-oneesama in Zwangsurlaub schicken müssen, es wurden bereits der entsprechen Erlass vom Rat unterzeichnet…“, fuhr der Galactic Aquamarine unbeirrt fort, selbst noch, als sich Natsukis Hand krampfhaft in den Kragen ihrer schwarzen Jacke verankerte. „Nein…“, kam es nur ungläubig von Seiten der Dunkelhaarigen, „..ich kann Garderobe nicht verlassen….man braucht mich…!“ Natsuki fühlte sich in dem Moment fast wie verraten, rasend baute sich die Wut in der jungen Frau auf, ließ sie irrational denken und handeln.
 

Shizuru weitete die Augen, als sie die Ausführungen von Sara weiter verfolgte und auch, als Natsuki verzweifelt wie sie war, aufstand und Sara wohl wörtlich an den Kragen ging.

Es ging dabei auch um sie selbst, was sie zwar ebenso schockte, da Garderobe auch ihr Leben war, doch wie schlimm musste es dann erst für Natsuki sein? Sie zog die Brauen zusammen und wo sie eben noch rumgewütet hatte, war sie nun wieder die Ruhe in Person und versuchte sich das durch den Kopf gehen zu lassen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, das schon mal zu so einer Maßnahme gegriffen worden war… nicht in all der Zeit, die sie zusammen auf Garderobe verbracht hatten. Und wessen Schuld war es? Ihre… Wenn sie besser aufgepasst hätte in der Arena, als der Stachel sie getroffen hatte, dann wäre das alles niemals passiert und dann würde sie jetzt nicht mit ansehen müssen, wie Natsuki ein Teil ihrer Selbst genommen wurde, selbst wenn es zu ihrem Besten sein sollte.

Shizuru warf einen Blick zu Yohko und hoffte, dass sie ihr damit bedeuten konnte, wieder losgemacht werden zu können. Yohko hegte keinerlei Wunsch darin, die Otome weiter gefesselt zu halten und so vertraute sie ganz einfach darauf, dass Shizuru wieder zu sich selbst gefunden hatte und trat an das Bett, um die Gurte von Armen und Beinen zu lösen.

„Gakuenchou…“, eröffnete Sara dann wieder das Wort, jedoch hatte sie nicht wieder ihren Befehlston angeschlagen, sondern klang ungewohnt sanft, genauso wie auch der Blick aus ihren Augen wirkte. Sie hob beide Hände und legte diese auf die Hände, welche Natsuki in ihrem Kragen festgekrallt hatte, jedoch machte sie keine Anstalten diese gewaltsam davon zu lösen. Viel zu gut konnte sie ja jeder in diesem Raum hier verstehen…

„Wir hegen damit keinerlei böse absichten und du musst auch nicht glauben, dass wir diesen Schritt gerne gemacht haben…. Jedoch musst du zwei Dinge einsehen. Das alles was hier geschehen ist wird dich verfolgen, jeden Tag und jede Nacht. Es wird sich in deine Träume graben und dich von innen herauf auffressen, wenn du nicht zu der Ruhe kommst, die du benötigst um das zu verarbeiten… Und zweitens… Können wir Shizuru-oneesama nicht alleine fortschicken und wenn hier jemand Zeit braucht, mit sich selbst ins reine zu kommen, dann ist sie es… Und mal ehrlich… wem anders könntest du die Aufgabe erteilen, auf sie aufzupassen, wenn nicht dir selbst? Würdest du das jemand anderem zutrauen?“, meinte sie dann und Sara war in der Auswahl ihrer Worte ziemlich geschickt. Nun ließ sie es nämlich so aussehen, als ginge es dabei fast hauptsächlich um Shizuru und Natsuki solle sie aus Aufpasserin begleiten. Vielleicht könnte Natsuki mit dieser Tatsache ja eher leben…

Sie hob den Blick und hatte löste nun den Griff Natsukis, weile sie sah, das Shizuru hinter der Gakuenchou stand um diese von hinten zu stützen. Die Aschblonde Otome um griff Natsuki von hinten und drückte sie an sich, um nicht nur ihrem Körper Halt zu vermitteln sondern auch ihrer Seele…

„Ich werde die Akademie in der Zeit höchstpersönlich Leiten und die anderen beiden Pillars werden mir dabei helfen… Wir werden dich und Shizuru-oneesama zum Catgod Mountain schicken.. Dort steht eine kleines Ferienhäuschen zur Verfügung und egal was sein sollte, so werden Mai und Mikoto immer in der nähe sein…“, erklärte sie weiter und holte kurz tief Luft, „allerdings gibt es da noch eine Sache… Wir müssen das alles noch heute durchziehen… Bevor der Rat dazu kommt die Angelegenheit näher zu untersuchen… Der wird nämlich nicht sehr erfreut darüber sein zu hören, dass eine Hauseigene Otome diesen Schaden im Wahn angerichtet hat… Das würde nur unnötige Zweifel an dem System aufkommen lassen und das müssen wir verhindern… Maya hat schon alle Hände voll zu tun, einige Spuren zu verwischen…“

Shizuru zog die Brauen zusammen und senkte leicht den Blick. Ihr Griff ging etwas fester zu um Natsuki und natürlich, ging das alles an ihr auch nicht spurlos vorbei… Immerhin war sie bis vor kurzem noch benutzt worden wie eine Marionette… Jemand hatte ihren Körper beschmutzt und ihre Hände Gewalt anwenden lassen mit der Kraft, die sie benutzen sollte um zu beschützen…
 

Es waren einige kräftige Atemzüge nötig, bis sich die Gakuenchou wieder etwas unter Kontrolle hatte. Mit jedem Wort was Sara verlauten ließ, wurde der Griff, den sie so krampfhaft an deren Kragen aufrechterhielt, schwächer. Zähne bissen auf ihre Unterlippe, hielten sie davon ab weitere Dinge hinauszuschreien, die sie später vielleicht doch nur bereuen würde. Es klang alles so verdammt logisch, was die First Pillar da sagte, zu logisch nach Natsukis Geschmack. Sie konnte nicht, wollte nicht so einfach all das hier aufgeben, auch wenn es nur eine vorübergehende Maßnahme sein sollte. Doch tief in ihrem Inneren rührte sich etwas, als das Thema geschickt auf Shizuru gelenkt wurde.

Wäre es an dieser nicht gewesen, wäre sie wohl im nächsten Moment wieder zu Boden gesackt. Geschlagen, ihrer Macht enthoben, nichts weiter als eine Otome unter vielen. Halt suchend lehnte sich die Dunkelhaarige in die Umarmung zurück, war Shizuru dankbar, dass sie auch jetzt für sie da war. Shizuru war vielleicht sogar die Einzige, die wirklich nachvollziehen konnte, wie sich die junge Frau fühlen musste.

Natsuki wusste, dass sie sich auf Sara verlassen konnte, ihr die Akademie ohne große Bedenken anvertrauen konnte. Wusste auch, dass diese niemals etwas anderes tun würde, wenn es die Situation nicht verlangte. Die Ereignisse würden sie sicherlich heimsuchen, jedoch war es etwas, was Natsuki in Kauf genommen hätte, es als Nichtigkeit neben ihrer Arbeit ertragen hätte. Dabei hatte sie allerdings leichtfertig vergessen, dass es hier nicht nur um sie in erster Linie ging. Shizuru war ebenso verwickelt in dieses Sache vielleicht sogar noch mehr als es der Gakuenchou lieb war. Zu ihrem Wohl würde sie nun diesen Erlass über sich ergehen lassen, würde sich zurückziehen um die Angelegenheiten kühleren Köpfen zu überlassen. Die blonde Otome traf den Nagel exakt auf dem Kopf, sie würde niemals jemanden anderem die Sicherheit Shizurus anvertrauen als sich selber, sie würde ihr Leben geben um das der Anderen zu schützen. Das Argument, war alles, was es brauchte um Natsuki endgültig zu überzeugen.

„In Ordnung...“, gab sie geschlagen zurück, man erkannte deutlich, dass ihr der Beschluss immer noch nicht ganz in den Kram passte. Wenigstens würde sie noch etwas Zeit haben sich von Garderobe zu verabschieden, die Sachen zu erledigen, die sie als dringlich empfand. Diese Vorstellung hielt nicht lang, kurz nachdem Sara ihre letzte Mitteilung aussprach, zerplatzte sie, wie eine kleine Seifenblase im Wind. „Heute noch?!“, Augenbrauen zogen sich missfallend zusammen, der Klang der Stimme nahm wieder einen aufbrausenden Charakter an. Das kurze Nicken, was ihr Sara vermittelte, schien die Angelegenheit ernst wirken zu lassen.

„Aber..“, setzte Natsuki erneut an, ihr Gemüt schon wieder ruhiger werdend, was sicherlich auch an Shizurus Präsenz lag, an dem Griff um ihren Körper, der bestimmend stärker wurde. Die Gewissheit, dass sie nicht alleine war, verhalf ihr wenigstens etwas zu entspannen. „Was ist mit unseren Sachen…?“, wand Natsuki sich erneut an die First Pillar, die mittlerweile auch eine entspanntere Haltung eingenommen hatte. „Keine Sorge Gakuenchou, es sind bereits alle Vorkehrungen getroffen. Ich habe selbst eine Eskorte angeordert, die euch bis zum Catgod Mountain begleiten wird. Das heißt…sollte Yohko-san ihre Einverständnis geben, solltet ihr sofort aufbrechen.“ Der Blick der First Pillar huschte kurz rüber zu der Ärztin, die sofort verstand. Yohko verschränkte die Arme vor der Brust und nickte leicht. „Außer dass ich den beiden strengste Bettruhe fürs erste verschreiben würde, sind sie in ausreichend guter Verfassung für die Reise. Die nötigsten Wunden sind versorgt und mit aller Vorsicht zu belasten.“ Natsuki wunderte es nicht, dass die Professorin sie mit einem strengen Blick fixierte, der alles darauf hindeuten ließ, wie gut Yohko sie kannte. Es wäre nicht dass erste Mal, dass die Gakuenchou gerne mal die aufgestellten Regeln der Ärztin missachtete.

„Gut wenn das alles ist…“, Sara nickte der Frau im Kittel dankbar zu und wand sich dann wieder an Natsuki und Shizuru. „Wir sollten los...“, drängte sie von neuem, schon bereit zum gehen bis sie Natsukis Stimme aufhielt. „Wie denn? Ich kann ja nicht mal richtig laufen...“, murrte diese in einem Ton, der fast schon an Selbstmitleid grenzte. Vielleicht würde, dass ja eine gute Ausrede sein, noch etwas länger bleiben zu können. Demonstrativ verschränkte Natsuki die Arme, ließ den Blick zur Seite gleiten und reckte das Kinn etwas höher als üblich. Sara im Gegenzug hatte nur ihr typisches Lächeln für die Schmolltaktik der Gakuenchou übrig. „Nun, ich bin mir sicher Shizuru-oneesama hat nichts dagegen dich bis zur Flugfähre zu tragen…“, ein kurzes Zwinkern folgte ihrer Aussage, bevor sie schließlich Richtung Ausgang verschwand. „S-Sara!“, knurrte die Dunkelhaarige nur hinterher, peinlich berührt über den Vorschlag. „Baka..“, selbst in der Verfassung war es ihr noch möglich zu erröten, auch wenn nur der Anflug von zarter Röte ihre Haut zierte.
 

Das alles ging ja ziemlich flott. Shizuru musste sich ernsthaft fragen ob Sara so einen Durchlauf schon mal im Hinterkopf hatte, dass sie jetzt dazu in der Lage war, das alles so schnell zu handhaben und zu organisieren. Ob sie sich auf so etwas vorbereitet hatte, für den fall der Fälle? Aber vor allem fragte sie sich, womit der Rat sich hatte abspeisen lassen, dass er so schnell zustimmte, obwohl NUR Sara vor ihm gesprochen hatte, da Maya unterwegs war und Nao zu der Zeit noch bewusstlos… Sara schien ja ziemliche gute Argumente gehabt zu haben, dass sie das ganz allein bewerkstelligen konnte… Aber den Einfluss der First Pillar sollte man auch nicht unterschätzen.

Die kleine Sara wusste schon immer wieder Hase lief und konnte alleine taktischer denken als alle hier im Raum versammelten zusammen. Es war kein großes Wunder, dass sie zur First Pillar ernannt wurde…

Shizuru wäre zwar danach gewesen, zu seufzen, doch das verkniff sie sich, um ganz alleine für Natsuki da zu sein, welche sich nun zurück in ihre stützenden Arme gelehnt hatte. Wenn sie schon so einen Bockmist verzapft hatte, auch wenn sie nicht wirklich was dafür konnte, dann würde sie sich jetzt wenigstens zusammenreißen und Natsuki dabei helfen, dass alles durchzustehen. Das war sie ihr schuldig… Und sie war es auch den anderen schuldig, welche sie so in Gefahr gebracht hatte, dass sie das alles ohne meckern über sich ergehen ließ, auch wenn sie, genau wie Natsuki, nicht einmal im Traum an Urlaub gedacht hätte… Nicht ein einziges Mal seit sie Otome war… Arbeit und ihre Pflichten als Otome, war das einzige was sie in ihrem Leben je gebraucht hatte. Es war schon Urlaub genug für sie, jeden Tag in Natsukis Nähe sein zu dürfen, um ihr unter die Arme zu greifen. Alles was sie sich gegenseitig halfen, dem anderen abnahmen, um es sich leichter zu machen, dass war schon Urlaub genug… und mehr bedarf es nie… Zumindest nicht bis heute.

Noch heute… Diese zwei Worte klangen in ihrem Kopf nach wie ein Ohrwurm.

Als Sara sich dann auch schon zum gehen wandte, hob sie den Blick, folgte ihr mit diesem und blinzelte schließlich, als sie so einen frechen Spruch abließ.

Ihr blick ging sofort zu Natsuki, welche ihren einen Fuß aber wirklich kaum belasten konnte und laut Yohko auch nicht durfte.

Ein kurzes Lächeln glitt über ihre Lippen, als sie Saras Vorschlag dann in die tat umsetzte und Natsuki mit einem Ruck hoch auf ihre Arme nach. So würde ein Bräutigam wohl eher seine Braut tragen, wenn er diese über die Schwelle trug…

Sie sah runter in das Gesicht der Gakuenchou und wandte sich dann an Yohko. Höflich neigte sie ihren Kopf vor ihr. „Ich werde dafür sorgen, dass die Gakuenchou sich ausreichend ausruht…“, versprach sie ihr dann und verließ dann nach Sara den Raum.

Als erstes würde sie Natsuki nun runter zu dem Wagen, der weißen Limousine der Gakuenchou, tragen und sie in diesen verfrachten, damit sie, begleitet von einer Eskorte, zur Station der Flugfähre fahren konnten.

Laut Sara würden sie dann ein Stück fliegen und nach Ankunft am Zielflughafen, von einer erneuten, kleineren Eskorte abgeholt und dann von Mai und Mikoto empfangen werden.

Sie fühlte sich ein wenig unwohl, als Haruka und Nao hinter ihr herliefen, wie scharfe Wachhunde. Einen Moment schloss sie die Augen und seufzte nun doch leise. Das hatte sie wohl verdient… Die letzten tage waren wirklich nicht von Glück beseelt gewesen… und jetzt? Jetzt wurden sie weit weg von der Akademie zusammen in ein Ferienhäuschen verfrachtet, wo es vermutlich so still und ruhig war, dass man viel öfter zum nachdenken kam… Und nachdenken tat Shizuru höchst ungern… Vermutlich würden ihr da dutzende Dinge in den Sinn kommen, worüber sie nachdenken könnte. Natürlich über die Dinge, die die letzte Zeit über geschehen war… und dass sie Natsukis Leben in Gefahr gebracht hatte und… natürlich die kleine, unbedeutende Tatsache, dass sie ihr ihre Liebe gestanden hatte…

Bei dem Gedanken legte sie ihre Stirn in Falten. Na großartig…

Draußen angekommen, setzte sie Natsuki dann im hintern Teil der Limousine ab und setzte sich neben sie. Sara verabschiedete sich an dieser Stelle und würde bei der Akademie bleiben. Haruka und Nao waren stattdessen dafür verantwortlich, dass die beiden sicher bei der Fähre ankamen. Nao setzte sich vorne neben den Fahrer, abgetrennt von den beiden, und Haruka schloss dann von außen die Türen.

Sie wandte sich an Sara. „Ich hoffe für dich, dass das die richtige Entscheidung war…“, sagte die Blonde dann zur First Pillar und diese lächelte. „Das hoffe ich auch…“

Haruka nickte und begab sich dann zum vorderen Eskortenwagen.

„Wir können!“, befahl sie und stieg in das Auto, woraufhin die Wagen sich in Bewegung setzten.

Bis zu der Abflugstation war es nicht, doch Shizuru kam es wie eine halbe Ewigkeit vor. Sie saß neben Natsuki in der Limo und hatte die Hände in ihrem Schoß gefaltet… Wie würde es jetzt wohl weitergehen?
 

Dass sie so schnell den Boden unter den Füßen verlieren würde, hatte die Gakuenchou nicht mit gerechnet. Eigentlich hätte sie sich denken können, dass Shizuru eine solche Gelegenheit nicht einfach an sich vorüber ziehen lassen würde und dabei hatte sich das selber sogar noch eingehandelt. Hätte sie nicht einmal ihre Klappe halten können und die Schmerzen einfach wie eine stolze Otome ertragen können? Innerlich knurrte Natsuki immer noch über Saras kesse Art ihren kleinen Aufstand zu beenden. Nun lag sie also in den Armen der Älteren, den Kopf hochrot vor Verlegenheit, Scham, dass sie nicht einmal versucht hatte den Weg, wenn es auch humpelnd gewesen wäre, allein zu bewältigen.

„Mou Shizuru es geht schon~...“, kam das leise Murmeln von Seiten der Jüngeren, als diese sich kläglich versuchte etwas aus dem Griff zu winden. Nach einigem hin und her, musste sie jedoch einsehen, dass die Anstrengungen völlig umsonst sein würden und so gab sich Natsuki ihrem Schicksal hin. Vorsichtig legten sich, Halt suchend, schlanke Arme um den Hals Shizurus. Das Gesicht vergrub sie so weit es ging in der Halsbeuge, hoffend man würde das Brennen auf ihren Wangen nicht allzu deutlich vernehmen. Auch wenn es vielleicht nicht der eleganteste Weg war die Akademie zu verlassen, so hätte sich Natsuki in dem Moment keinen besseren Ort, als in den Armen der Älteren, vorstellen können. Das Gefühl der Geborgenheit fing an sie von neuem zu überkommen, machte sich wie eine unaufhaltsame Woge in ihrem Körper breit.

So verlief der Gang nach draußen bis vor die Tore Garderobes, wo schon die Limousine wartete, ziemlich friedlich. Wenn es nach Natsuki gegangen wäre, so hätte sie den Kontakt zu Shizuru noch gerne länger aufrechterhalten, doch nahm sie ohne Widerwort die Umstände hin und ließ sich artig in das Auto verfrachten. Träge ließ sie den Kopf zurück an das Polster fallen, der Blick glitt aus dem abgedunkelten Fenster hinaus auf das Anwesen. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie Garderobe verlassen würde, einfach so von heute auf morgen. Es war nicht das erste Mal, dass sie die Akademie für eine Weile verließ, jedoch schränkte es sich dabei wirklich immer nur um eine Weile. Die Zeitspanne, die ihr nun bevorstand, war ungewiss. Wann durfte sie wieder zurückkommen? Wenn Sara genug hatte, es der Rat als richtig empfand?

Kaum dass sich die Eskorte in Bewegung setzte, schloss die Gakuenchou die Augen, nicht fähig einen letzten Blick auf ihre Schule zu werfen, die nach einer Weile nichts weiter als ein kleiner Punkt am Horizont war. Sie würde keine Träne vergießen, es war schließlich kein Abschied für immer. Innerlich mit sich ringend, verfing sich ihre Unterlippe in einem unruhigen Biss. Erst nach einigen Minuten und als sie sicher war, ihre Augen würden sie nicht betrügen, wagte Natsuki es diese zu öffnen. Dunkles Grün schweifte ein weiteres Mal zum Fenster hinaus, an dem unzählige Gebäude Windblooms vorbeirauschten. Die Stadt würde sie sicherlich auch vermissen, es war schließlich ihre Heimat, dort wo sie sich am wohlsten fühlte. Natsuki schluckte als ihr die bevorstehende Unterbringung in den Sinn kam. Ein Häuschen am Stand, alleine mit Shizuru…

Die Dunkelhaarige war unsicher, ob dies wirkliche eine gute Maßnahme der First Pillar gewesen war. Ihr Blick wand sich zu Shizuru rüber, die in einigem Abstand neben ihr saß und so aussah, als ob sie sich selber auch nicht zu helfen wüsste. Ein unscheinbares Lächeln legte sich kurzzeitig auf die Lippen der Jüngeren. Besser Shizuru als jemand anderes, dachte sie sich im Stillen. Es gab zwar noch so viel Ungeklärtes zwischen den Beiden, aber auch das würden sie gemeinsam meistern.

Ohne weiter drüber nachzudenken, ließ sich Natsuki an die Schulter der Älteren fallen, bettete ihren Kopf daran, als wäre es das perfekte Kissen für einen kleinen Schlummer. Eine Hand fand ihren Weg auf die Shizurus in ihrem Schoß, legte sich behütend darüber. Es dauerte nicht lange und die junge Gakuenchou befand sich kurz davor Einzunicken, der plötzliche Stopp allerdings machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Seufzend erhob sie den Kopf, ließ es sich nicht nehmen, als erste aus der Limousine zu steigen, wohl bewusst, dass sie gegen Yohkos Rat handeln würde.

Haruka, die die Türen wieder für die Fahrgäste geöffnet hatte, nachdem sie die Abflugstation erreicht hatte, zog eine Augenbraue markant in die Höhe. „Sicher dass du keine Hilfe brauchst?“, murrte sie ungläubig Natsuki zu, die damit beschäftig war sich leicht hüpfend am Auto Langzuhangeln, um auch Shizuru den Ausstieg zu ermöglichen. „Ja ich schaff das schon…“, brummte die Dunkelhaarige, ihr Stolz war ohnehin schon ziemlich geknickt, da brauchte sie sich so etwas nicht auch noch anhören.
 

Die Kulisse der Akademie und die Windblooms, zogen am Fenster des Wagens vorbei wie ein Film der gerade vorgespult wurde. Bäume, Häuser und Menschen verschwanden hinter ihnen und wurden zu Ameisengroßen Punkten, die sie im Hintergrund zurückließen. Einige Passanten sahen der bekannten Limousine hinterher. Ein paar davon zogen sogar die Brauen zusammen, so als wüssten sie, dass sie verlassen wurden von der Gakuenchou und ihrer rechten Hand, Shizuru. Es tat weh den Gedanken im Hinterkopf haben zu müssen, dass die Menschen sich vielleicht im Stich gelassen fühlten. Es würde nämlich nicht verheimlichen lassen, dass Sara den Posten der Gakuenchou vorläufig übernommen hatte. Bald schon würden sich Reporter vor den Toren der Akademie tollen und auf Erklärung bestehen… Diese Aßfresser würden daraus mit Sicherheit einen riesen Skandal machen und nicht unversucht lassen, herauszufinden, wo die Gakuenchou und die Third Pillar sich aufhielten. Und wenn es einen Fernseher in dem Ferienhaus gab, dann würde man das sogar mitverfolgen können…

Der Ruf der Akademie würde mit so einem Geheimnis sicherlich in den Dreck gezogen und die Menschen würden das Vertrauen in die Otome verlieren. Das verhielten sich Menschen eben, wenn sie mit Geheimnissen abgespeist wurden und keine vernünftige Erklärung dafür bekamen. Aber da war Sara sicherlich auch nicht auf den Kopf gefallen. Sie würde vor die Medien treten und ihnen etwas präsentieren, womit sie eventuell leben konnte bzw. womit sie leben mussten. Sie würde es nicht zulassen, dass man schlechtes von der Gakuenchou dachte, der Frau, der man so viel zu verdanken hatte… Denn wenn jemand seinen Job beherrschte, dann war sie es. Und Saras Meinung nach, wurde das viel zu wenig gewürdigt, auch wenn Natsuki ungern Lorbeeren erntete. Sie war einfach viel zu bescheiden… Aber das hatte sie wohl auch von Shizuru. Die Third Pillar war berühmter denn je, vor allem bei der jüngeren Bevölkerung und wenn jemand Otome werden wollte, dann weil er Shizuru als Vorbild hatte. Doch auch die Ältere machte sich nichts aus Lob… Es war ihre Pflicht, nichts weiter. Was aber auch nicht hieß, dass sie sich nicht darüber freute, wenn man sie schätzte.

Shizuru schloss die Augen, als sie den Rand der Stadt erreicht hatten und neigte den Kopf etwas. Dieser ging aber schnell wieder nach oben, als Natsuki sich an ihrer Schulter bequem machte. Sie blinzelte und sah auf den Kopf der jüngeren. Ein sachtes Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit und sie umschloss die Hand der Gakuenchou. Ja, sie war nicht allein. Und zusammen mit Natsuki würde sie das auch überstehen…

Ihr Kopf kippte ein Stück zur Seite und lehnte sich gegen den der Dunkelhaarigen. Auch sie genoss die Ruhe und schloss die Augen.

Viel zu kurz schien dieser Moment aber, als der Wagen ruckend anhielt und sie dazu gezwungen waren, sich wieder voneinander zu lösen. Shizuru folgte argwöhnisch Natsukis tun, als Haruka die Tür öffnete. ‚Nicht belasten’, hatte Yohko gesagt und Natsuki bewies mal wieder, wie stur und stolz sie doch war.

Shizuru schüttelte den Kopf und stieg dann hinter ihr aus, um gleich auf Harukas Augenhöhe zu erscheinen. Sie warfen sich Blicke zu, die schwer zu deuten waren. Schließlich unterwarf sich Shizuru aber und wich ihrem Blick aus, um Natsuki dann hinterher zu laufen und sie wieder mit einem gezielten Griff hoch auf ihre Arme zu nehmen. Da würde sie auch keine Widerworte dulden lassen. Immerhin hatte sie es Yohko versprochen.

Sie trug Natsuki an das Gate und zu der geöffneten Tür der Flugfähre, welche sie für sich ganz alleine haben würden.

Vor der Tür aber blieb sie stehen und sah zu Haruka, welche nicht mitkommen würde.

„Passt ja auf euch auf! Und wenn mir etwas zu Ohren kommt, das mir nicht gefällt, dann bin ich schneller da als ihr gucken könnt!“, drohte der Brigadiergeneral dann an und hatte wie immer die Hände in die Hüften gestemmt.

Shizuru nickte sachte und wollte gerade einsteigen, als sie von Haruka noch mal aufgehalten wurde. „Und…. Kommt wieder… ja?“, sagte sie dann, untypisch leise für sie und auch ihr Blick sprach Bände.

Shizuru machte recht große Augen. War das etwa ein Anflug von Gutherzigkeit? Sie musste lächeln und nickte erneut. Dann aber stieg sie endgültig ein und die Türen wurden automatisch geschlossen. Die Fähre setzte sich in Bewegung….

Shizuru verfrachtete Natsuki auf einen der Sitze. „Wehe du bewegst dich…“, mahnte sie die jüngere und zwinkerte ihr dann aber, gewohnt keck, zu.

Dann wandte sie sich um und strauchelte etwas durch den Bauch des Flugwagons, um sich bei der Flugbegleiterin scheinbar nach etwas zu erkundigen.

Als sie dann wiederkam, hatte sie ein Kissen unter dem Arm und eine Flasche Wasser. Das Wasser stellte sie in die Halterung von Natsukis Sitz und das Kissen legte sie auf die gegenüberliegende Sitzbank, worauf sie dann den verletzten Fuß der Gakuenchou platzierte, damit dieser es auch schön bequem hatte.

Anschließend setzte sie sich dann neben Natsuki in ihren Sitz und streckte die Füße von sich, um erneut kurz die Augen zu schließen. Etwa eine knappe Dreiviertelstunde würden sie jetzt hier rum sitzen müssen, ehe sie den Fuß des Cat God Mountains erreichen würden… Dort würden sie dann von Mai und Mikoto abgeholt werden und die würden sie dann zu dem Häuschen am Strand bringen.
 

Natsuki hatte schon ein paar Meter unter leisem Fluchen und Humpeln überwunden, bis sie plötzlich den zarten Ruck und spürte und sich erneut in den Armen der Anderen befand. Ein Seufzen entfloh ihren Lippen, der kurze Widerstand gebrochen, auch wenn es nicht gerade positiv auf ihren Stolz ausübte. Die Jüngere wusste allerdings, dass es Shizuru nur gut meinte und dass ihr alles daran lag, das Versprechen an Yohko einzuhalten. Sie musste sich wohl fügen, fürs erste. Schließlich hegte sie nicht den Wunsch, dass man sie für die nächsten Tage wie ein armseliges Kind umher trug, so als hätte sie nicht einmal das Laufen erlernt.

Nein Gakuenchou Kruger würde schon eine Lösung finden, ihr Schädel war einfach zu dickköpfig als dass sie sich von irgendwem etwas vorschreiben lassen würde. Nun gut eine Ausnahme gab es da, auch wenn es die junge Frau noch nicht gern zugeben würde, und zwar Shizuru. Ob sie nun wollte oder nicht, die Ältere war einfach ein Schwachpunkt, der jede stolze Haltung, mit einem einzigen Lächeln, schnell zum Fallen brachte.

So war es auch nicht verwunderlich, dass sie die fast Bemutterung Shizurus über sich ergehen ließ. Es war vielleicht in gewissen Zügen peinlich, anderseits war sie der Third Pillar dankbar gleichzeitig gerührt, dass diese sich ohne weiteres Verlangen um sie kümmerte.

„Arigatou…Shizuru...“, kam ein müdes Murmeln vom Nachbarsitz her. Natsuki rutschte noch etwas tiefer, streckte das hochgelegte Bein ein wenig um die Belastbarkeit und Stärke der Schmerzen zu testen. Sie konnte von Glück behaupten, dass die Schwellung zu weichen begann und es laut Yohko auch nur eine leichte Stauchung war. Nichtsdestotrotz empfand die Gakuenchou es als unnötig solch einen Trubel um so eine kleine Verletzung zu machen, sie war und blieb oftmals die Sturheit in Person. Sofort hielt sie inne mit der Bewegung, als sich ein Stich ihre Wade hochzog und sie für einen Moment die Luft scharf einziehen ließ. Geschlagen ließ sie den Fuß wieder auf das weiche Kissen nieder, den Kopf etwas zur Seite geneigt, bis ihr Blick die Wasserflasche einfing.

Die Erfrischung kam wie gerufen, konnte sie sich nicht einmal daran erinnern, wann sie das letzte Mal etwas Flüssiges zu sich genommen hatte. Langsam zog die Jüngere die Flasche aus der Halterung, schraubte den Verschluss ab und ließ die kühle Substanz ihren trockenen Mund benetzen. Erst nach einigen langen Zügen setzte sie die Flasche ab, schien sichtlich erfreut über die Wirkung des Getränks. Kurz nachdem dieses wieder sicher verschlossen war, hielt Natsuki die Flasche in Shizurus Blickfeld. „Der Rest gehört dir…“, erklang es ruhig, was wäre sie für eine Person, wenn sie nicht einmal das teilen würde. Shizuru hatte schließlich ebenso viel mitgemacht wie sie selber, hatte Aufmerksamkeit und Zuwendung vielleicht sogar mehr verdient. Doch dass würde die stolze Otome wohl niemals zugeben, soviel wusste die Jüngere. Ohne weiter auf eine Antwort zu warten, ließ sie die Flasche sacht in den Schoß der Älteren fallen, wand sich dann wieder dem Fenster zu, an dem nichts weiter als weiße Wolken vorbei flogen.

Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis sie am Catgod Mountain ankamen und von dort aus dann weiter bis zum Haus begleitete würden. Ein unscheinbares Lächeln bildete sich auf den Lippen Natsukis, als sie an die bevorstehende Eskorte dachte. Mai und sie hatten zwar auch ihre Geschichte, viele Höhen und Tiefen gehabt seit ihrer Zeit als Corals in Garderobe, aber sie schätzte diese Freundschaft sehr. Wollte sie nicht mehr missen, auch wenn sie das niemals vor ihrer alten Zimmergenossin freiwillig zugeben würde. Schläfrig sanken erneut die Lider, verbargen den dunklen Smaragd dahinter. Natsuki hatte immer noch viel Energie aufzuholen, da konnte man es ihr schlecht übel nehmen, dass sie dem leichten Schlaf verfiel.

Die Zeit verging sprichwörtlich wie im Fluge, viel zu kurz empfand die Jüngere die Ruhephase, bevor sie von einem sanften Ruck geweckt wurde. Ihrer Umwelt noch gar nicht wirklich bewusst ließ sie sich erneut aus dem Sitz aufsammeln, klammerte sich leicht in die Kleidung der Älteren. Erst als eine kühle Brise ihre nackten Arme entlang streifte, kam die Gakuenchou etwas mehr zu Sinnen.

Nicht weit von dem Landeplatz der Fähre standen zwei bekannte Gestalten, sichtlich erfreut darüber, dass das Gefährt schließlich eingetroffen und sicher gelandet war. Mai hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ließ sich nicht weiter daran stören, dass etwas ihren Rücken, wie ein klammernder Affe, besetzte. Mikoto blinzelte staunend über ihre Schulter zu der Fähre, ließ ganz alleine von ihrer Otome ab, als sie Shizuru mit Natsuki im Gepäck auf sich zukommen sah. Mai konnte sich ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen, als sie die Dunkelhaarige in der doch recht ungewöhnlichen Position sah.

„Wie ich sehe hat Shizuru-san dich gut im Griff, Na..tsu..ki...“, grinste die orangehaarige Frau vor sich hin und konnte es sich nicht nehmen lassen, ihre Freundin ein wenig zu necken. Dennoch war sie erleichtert beide wohl aufzusehen, nachdem, was sie gehört hatte, waren einige schlimme Dinge vor kurzen an der Akademie geschehen. Die Angesprochene blinzelte ein paar Mal, zog die Augenbrauen zusammen und war mit einem Schlag hellwach.

„Mai!“, brachte sie überrascht hervor, bekam dann erst mit worauf diese sich mit ihrer Anspielung bezog. „Gah S-Shizuru….l-lass mich runter…“, stammelte sie nur verlegen. Röte stieg ihr ins Gesicht, als sie sich gegen den Griff der Älteren zu wehren versuchte.
 

Shizuru hatte die Jüngere in Frieden ruhen lassen, doch sie selbst konnte keinen Schlaf finden. Nicht mal die Augen konnte sie entspannt schließen, da sie einfach nicht entspannt war… Selbst die Erschöpfung würde sie nicht so schnell in die Knie zwingen können, dafür war sie viel zu aufgewühlt und angespannt. Sie blieb die ganze Zeit über wachsam neben Natsuki sitzen, wie ein Wachhund, der bei jeder Störung anfangen würde zu bellen was seine Lunge hergab.

Da der Flug so schnell verging, kam sie auch gar nicht groß zum nachdenken. Dafür würde sie ja die nächsten Wochen, wenn nicht sogar Monate, was sie nicht hoffte, genug Zeit besitzen.

Als die Fähre gelandet war, sah sie zur Seite und das Natsuki immer noch schlief, entlockte ihr ein sanftes lächeln, ehe sie sich erhob und die kleinere auf ihre Arme hob, um dann so mit ihr die Fähre zu verlassen. Sie ließ ihren Blick schweifen und erfasste damit auch sofort Mai, die mit Mikoto etwas am Rand stand und auf die beiden zu warten schien.

Ein kurzer Blick runter auf das vom Schlaf benommene Bündel in ihrem Arm, dann setzte sie sich in Bewegung und hielt auf die beiden zu.

Vor ihnen hielt sie inne und bedachte beide mit einem sanften Lächeln. Das sprechen überließ sie mai und Natsuki, da erstere sowieso das Wort ergriffen hatte.

Ihr Blick ging dafür zu Mikoto und wie einem kleinen Kind, zwinkerte sie dieser zu. Mikoto fing an zu strahlen und freute sich wie ein Honigkuchenpferd, da sie ja in ihrer Naivität dachte, dass die beiden zu Besuch wären. Über den Hintergrund wusste sie nichts, bzw. würde sie es wohl auch nicht so verstehen.

Als Natsuki dann anfing herumzuzappeln, hob die Ältere dezent eine Braue. „ich habe es Yohko versprochen… Da bringt dich dein Sturkopf auch nicht weiter…“, meinte sie streng und sah dann zu Mai, welche sich ein lachen nicht verkneifen konnte.

„Du hängst da wie ein Sack Kartoffeln!“, ärgerte Mai Natsuki weiter und wischte sich dann eine Lachträne aus dem Augenwinkel, „… bis zu dem Haus ist es aber nicht weit“.

Shizuru nickte und sah sich dann etwas um.

„Ich kann sie auch tragen!“, warf Mikoto dann ein. Mai blinzelte und strubbelte der Schwarzhaarigen dann liebevoll über den Kopf. „Shizuru-san macht das schon ganz gut…“, meinte sie.

Das würde Natsuki keiner antun, immerhin war Mikoto ein echter Wirbelwind und würde mit ihr auf dem Rücken sicherlich Purzelbäume schlagen. Sie war eben wie ein kleines Kind… obwohl sie so viel mehr war.

„Na dann kommt mal mit!“, meinte Mai schließlich und ging mit Mikoto voraus.

Shizuru bettete die Gakuenchou derweil auf ihren Rücken um, damit diese es, Huckepack, etwas bequemer hatte und auch genug sehen konnte. So lief sie den beiden dann hinterher und sah sich dabei etwas um. Urlaub…. Mit diesem Gedanken würde sie sich wohl nicht so schnell anfreunden können.

Die Einwohner staunten nicht schlecht als sie sahen, wer denn da hinter Mai und der Nekokami her lief. Von einigen wurden sie sogar begrüßt. Vor allem die Kinder schienen ganz aus dem Häuschen zu sein aufgrund des hohen Besuches.

Etwa eine Viertelstunde liefen sie durch alle möglichen Gassen, bis sie an dem Teil des Strandes ankamen, wo es außer Strand und Meer, nur ein einziges, recht großes, Häuschen gab. Weit und breit gab es kaum etwas anderes als Wasser, Sand und ein paar palmenartige Bäume, und man würde ein Stückchen gehen müssen, um in die Stadt zu kommen.

Shizuru hob die Brauen. Das Bild wirkte wie ein Foto in einem Reiseprospekt…

Sie blieb einen Moment stehen, ehe sie dann weiter ging und als sie das Haus erreichten, öffnete Mai ihnen die Tür. Es war wirklich gemütlich eingerichtet und man würde es hier sicher eine Weile aushalten können. Sogar das Gepäck stand schon da und es schien für alles gesorgt zu sein… Diese Sara war wirklich ein Teufelsweib.

Shizuru schüttelte leicht den Kopf und begab sich dann in die Mitte des ersten Raumes, der wie das Wohnzimmer wirkte und setzte Natsuki auf der Couch ab.

Mikoto wuselte gleich in die Küche und durchstöberte den Kühlschrank.

„So… ich hoffe hier könnt euch hier wenigstens etwas wohl fühlen… Wir haben uns mit der Einrichtung echt Mühe gegeben.“, meinte Mai und stemmte die Hände in die Hüfte.
 

Etwas Unverständliches vor sich hinmurrend, gab Natsuki klein bei und blies die erneute Rebellion ab. Es war wohl ein heilloses Unterfangen, Shizuru davon zu überzeugen, dass sie alleine zurecht kam, geschweige denn wollte die Jüngere es wagen, den Missmut der anderen Frau in irgendeiner Weise auf sich zu ziehen. Zu unberechenbar könnten die Konsequenzen für sie aussehen. Leicht schluckend wand sich ihr Blick zu Shizuru, die mit einem Lächeln auf den Lippen anscheinend keinerlei Probleme mit der Situation hatte. Das würde wahrlich ein schöner Urlaub werden, stellte die Gakuenchou unter leisem Seufzen fest.

"Sehr witzig Mai...“, entfuhr es ihr nur brummend, als sie das Necken und Ärgern ihrer Freundin vernahm. Eine Augenbraue zuckte auf typische Weise missgestimmt, die Miene zu einem abwehrenden Schmollen aufgesetzt. Natsuki war es wohl bewusst, dass Mai sich an ihrer Situation erfreute, dennoch konnte sie der lebensfrohen Frau nicht wirklich böse darüber sein. Es tat genau genommen sogar gut, ein wenig abgelenkt, auf andere Gedanken gebracht zu werden, auch wenn es in Form solcher nichtigen Streitereien war. Mai hatte einfach etwas an sich, was jeden früher oder später in ihren Bann zog und ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Vielleicht würde die Auszeit ja doch nicht so schlimm werden, wie es sich Natsuki im ersten Moment eingeredet hatte.

Etwas unbeholfen klammerte sich die Dunkelhaarige an Shizurus Rücken, schlang zur Hilfe die Arme um deren Hals, winkelte die Beine etwas an, damit sie leichter zu tragen war. Innerlich betete sie darum, dass der Weg wirklich nicht weit sein würde, ihr die Erniedrigung, durch die gesamte Stadt getragen zu werden, erspart blieb. Schützend vor möglichen Blicken der Einwohner, senkte sie den Kopf leicht in Shizurus Nacken, vergrub ihr Antlitz im Haar der Älteren. Erst als das Rauschen von Wasser, das vereinzelte Schreien von Vögeln am Himmel an ihr Ohr drang, hob die Gakuenchou ihren Kopf.

Sie war alles andere als gefasst darauf, was sich ihren Augen dort bat. Der Strand schien so unberührt, weit und breit war keine Menschenseele zu entdecken, gar irgendwelche Anzeichen von Zivilisation. In sanften Wogen schwappten das Wasser an Land, spülten bei jeder Bewegung weiteres Strandgut auf den weichen Sand. Sonnenstrahlen trafen auf die Wasseroberfläche, spiegelten sich in diesem, genauso wie in den Augen Natsukis, der in diesem Moment förmlich die Worte fehlten. Sie kam ohnehin nicht viel raus, verbrachte die meiste Zeit in ihrem Büro oder anderem Gebäuden Garderobes.

Umso beeindruckender empfand sie nun die Szenerie, die sie wohl für die nächste Zeit ihre Heimat nennen musste.

Das Haus, welches sie sogleich betraten war nicht minder beeindruckend. Es wirkte an manchen Ecken schon etwas alt, dennoch gemütlich in einem gewissen Sinne. Der Blick, der Jüngeren glitt durch das Wohnzimmer, nachdem sie von Shizuru auf das Sofa abgesetzt wurde. Auch an Einrichtung mangelte es nicht und Natsuki musste sich insgeheim fragen, wie es dem Fire String Ruby immer wieder möglich war, solche Überraschungen an den Tag zu legen. „Es sieht…nett aus...“, wählte die Dunkelhaarige ihre Worte gut, wollte gewiss nicht zu überschwänglich wirken. Mai schien nicht wirklich zufrieden mit der Antwort, wusste aber auch dass „nett“ in Natsukis Augen schon viel Wert war. „Nun dann…“, ein Rumpeln im Nebenzimmer unterbrach Mais Redeansatz, ließ drei Augenpaare in die Richtung der Küche schweifen. Besorgt erhob sich eine Augenbraue auf Mais Stirn, ahnend, was der Nekokami schon wieder anstellen würde. „Mikoto?!“, rief sie etwas lauter, fast wie ein Warnen der Stimme. Natsuki zeigte ebenfalls Besorgnis, nicht aber um die Schwarzhaarige in der Küche sondern eher um den Inhalt des Kühlschranks. „Oi! Wenn du willst, dass wir hier überleben, halt dein Haustier in Schach…“, mahnte sie Mai mit panischer Stimme, hatte keine Lust darauf gleich schon am ersten Abend auf Essen verzichten zu müssen.

So als ob er die Panik seiner Besitzerin spürte, meldete sich Natsukis Magen mit einem lauten Knurren im rechten Moment. Sie hatte immerhin seit dem Aufstehen nichts gegessen, da war es nur verständlich, dass er sich nun beschwerte. Blut schoss Natsuki in die Wangen, als sie vor Scham etwas tiefer zwischen die Polster sank. Mais Lachen, was daraufhin ertönte, machte die Sache nicht besser. „Da hat es wohl jemand dringend nötig hm?“, entgegnete sie keck und schüttelte lachend den Kopf. Doch Natsuki hatte wohl Recht, sie sollte wirklich lieber nach dem Rechten schauen. Gerade als sie sich zur Küche abwenden wollte, ertönte von dessen Eingang her eine wimmernde Stimme.

„Maa~iii Hunger!“, warf Mikoto, sich am Türrahmen abstützend, in den Raum, blickte die Orangehaarige bettelnd an. Es sah fast so aus als ob die junge Katzengöttin, jeden Moment umkippen würde. Mai atmete erleichtert aus und ein Schmunzeln bildete sich auf ihren Lippen. „Ja gleich~“, erwiderte sie rasch, drehte sich zu den anderen Anwesenden um.

„Wie wäre es wenn ihr euch schon mal etwas einrichtet, während ich uns allen einfach erstmal etwas zu Essen mache?“, schlug sie mit einem sanften Lächeln vor, empfand es nur als natürlich ihre Freunde zu bewirtschaften. „Mikoto kann euch die restlichen Räume zeigen...“, sanft schob sie die Kleinere zurück ins Wohnzimmer, mit der Absicht diese auch etwas in der Zeit beschäftigen zu können. So hatte sie wenigstens ihren Freiraum in der Küche und würde nicht von einem ständigen Quengeln abgelenkt werden.
 

Auch Shizuru hatte mit gehobenen Brauen verfolgt, was sich da in der Küche mit Mikoto abspielte. Sie maß dem ein zartes Lächeln bei, das für sie ja recht typisch war, egal was war, und sah sich dann noch etwas um. Technik war das eine, der romantische Kamin in der Mitte der Zimmerwand etwas anderes. Sie legte den Kopf leicht schief und begab sich dann zu diesem, ging davor in die Hocke und wischte mit dem Finger über den Schürhaken, der daneben lehnte. Die Moderne hatte das Zeitalter der Otome durchaus überflutet mit vielen guten, aber auch weniger guten Dingen. Da war so ein alter Kamin wirklich etwas schönes, an dem man sich erfreuen konnte…

Als Natsukis Magen sich dann so lautstark bemerkbar machte, erhob sie sich wieder und konnte sich ein verhaltenes Kichern nicht verkneifen. Sie warf einen Blick zu Mai und schmunzelte. „Ich glaube Natsuki kann etwas von deiner Hausmannskost gut gebrauchen… Aber verwöhn sie nicht zu sehr, sonst musste du jeden Tag kochen…“, meinte sie scherzend und erntete von Mai ein grinsen, als diese sich dann in die Küche begab. Im vorbeigehen hatte sie Mikoto noch mal über den Kopf gekrault und diese daran erinnert, dass sie den beiden doch das Haus zeigen sollte…

Mikoto nickte artig, lehnte sich lässig ihren Stab über die Schulter und lief dann voraus. Das Haus hatte zwei Etagen und die Nekokami fing natürlich mit dem unteren Bereich an.

Shizuru wollte schon loslaufen, als ihr Blick auf Natsuki fiel. Sie lächelte und begab sich dann zu ihr. Diesmal nahm sie sie aber nicht auf die Arme, sondern schlang den Arm der Jüngeren um ihren Nacken und wickelte ihren eigenen um deren Hüfte. So würde sie ihr beim laufen helfen und das würde das Bein auch etwas entlasten. Mit Natsuki im Schlepptau ließ sie sich dann herumführen.

Im unteren Bereich des Hauses befanden sich das übergroße Wohnzimmer mit einer Tür zur Strandterrasse hin, die Küche, im direkten, türlosen Übergang, ein kleines Bad mit Toilette, diverse Wandschränke die versteckt in den Wänden integriert waren und eine Speisekammer. Die Treppe führte hinauf in den oberen Teil und Shizuru gab sich Mühe, Natsuki so zu stützen, dass sie den Fuß auf den Stufen nicht allzu sehr belasten musste.

Oben angekommen wuselte Mikoto wieder vorweg und fing auch hier an, den beiden alles zu zeigen. Oben war das große Bad mit Dusche und Wanne, daneben war ein Raum, der wie ein Büro eingerichtet war. Die wände rings rum waren bestückt mit voll gestopften Bücherregalen, einem Schreibtisch mit Laptop und einer Videotelefonanlage. Weiter ging es dann mit einem großen Schlafzimmer, in welches Mikoto dann hopste und sich frech auf dem großen Doppelbett platzierte. Das Bett war ein recht romantisch wirkendes Himmelbett und direkt davor hing ein Flatscreen Fernseher an der Wand. Auch hier gab es einen Kamin. Shizuru betrat das Zimmer mit Natsuki und sah sich etwas um.

„Gibt es hier nur ein Schlafzimmer?“, fragte sie dann recht dezent, doch man konnte schnell erahnen, was hinter der Frage steckte. Immerhin hieße das ja dann, dass sie und Natsuki auf Dauer in einem Bett schlafen müssten.

„Nein…“, meinte Mikoto, welche auf dem Bett rumhopste, „nebenan ist noch ein kleines Gästezimmer… Aber das ist nicht so schön wie das hier und es ist klein und.. es gibt nur ein kleines Bett. Ach und draußen gibt es noch eine Sauna…“.

Shizuru hob leicht die Brauen und benickte das dann. „Gut… dann kriegst du das Zimmer und ich nehme das Gästezimmer“, meinte Shizuru dann an Natsuki gewand, welche ja immer noch an ihr Hing. Der Älteren würde das kleine Zimmer zum schlafen durchaus reichen und es war für sie wichtiger, dass Natsuki sich ausruhen und ausspannen konnte. Und das Zimmer hier schien dafür gut genug zu sein.

Sie trat an das Bett heran und ließ Natsuki sich dort dann setzen. Mikoto räumte freiwillig das Feld und entschied sich, zu schauen wie weit Mai mit dem Essen war. Als die kleine Nekokami den Raum verlassen hatte, trat Shizuru ans Fenster und sah raus auf das Meer.
 

Mit Staunen nahm Natsuki die weitere Einrichtung des Hauses zu Kenntnis. Es würde sich durchaus hier aushalten, wenn man einen gemütlichen Urlaub, weit weg von allem Trubel geplant hatte. Allerdings war dies alles anderer als geplant gewesen und so sehr sie es auch versuchte, genießen konnte die Gakuenchou die neue Umgebung noch nicht wirklich. Das Meer war schön, das Haus gemütlich, aber der Preis viel zu hoch, die Umstände bedrückend für das Gemüt.

Seufzend ließ sie sich auf dem großen Bett nach hinten fallen, streckte die müden Glieder etwas. Der Blick hielt bei den schleierartigen Tüchern inne, die über ihr hingen. Sie hatte die Worte Shizurus zwar fürs erste hingenommen, allerdings behagte es ihr nicht, dass diese in dem anscheinend kleineren Zimmer unterkommen sollte. Das eigentliche Schlafzimmer war schließlich groß genug für sie beide. Dennoch konnte Natsuki es nicht ausschließen, dass die Ältere das Arrangement vielleicht so wünschte, vielleicht lieber alleine sein wollte.

„Du musst das nicht tun, weißt du…“, nuschelte sie leise in den Raum hinein, wollte Shizuru doch auf irgendeine Weise mitteilen, dass ihr der Vorschlag nicht zu hundert Prozent gefiel. Leicht drückte die Jüngere sich mit den Ellbogen vom Bett hoch, bis sie wieder ins Sitzen kam, ließ die Augen langsam zu der Person am Fenster hinüberwandern. Man hatte von ihr oben eine perfekte Aussicht auf das Meer, konnte sogar bis zum Horizont blicken, an dem langsam die Sonne ins Wasser zu sinken begann.

„Du kannst auch…also….“, fing Natsuki misslingend an, geriet schnell ins Stocken, unsicher was sie eigentlich sagen wollte. Ihr Blick fiel für einen Moment in ihren Schoß, sie schluckte leicht um das trockene Gefühl aus ihrem Hals zu verbannen. Vorsichtig setzte sie im nächsten Augenblick ihren Fuß auf dem Boden, erhob sich langsam und wartete einen Moment bis sich ihr Gleichgewichtssinn etwas orientiert hatte. Dann trat sie ebenfalls zum Fenster rüber, blieb jedoch kurz hinter Shizuru stehen, unfähig sich ihrem Blick zu zeigen.

„Ich...“, erneut setzte die Jüngere zum reden an, kam nicht weiter, versuchte sich mit einem langem Atemzug zusehend ihre Gedanken zu sortieren. Sie wollte nicht, dass Shizuru auf Abstand blieb oder dass sie denken musste, Natsuki würde es selber so wollen. Sie wollte es, sie wollte, die Nähe, die Wärme, die sie seit dem gestrigen Tage erfahren hatte wieder spüren.

Sanft schlangen sich zierliche Arme um den Bauch der Älteren, als Natsuki sich an ihren Rücken presste. Unsicherheit war in den Zügen der Dunkelhaarigen zu erkennen, ihr war es schließlich nicht klar, ob Shizuru sie vielleicht jeden Moment von sich stoßen würde.

„Ich…genieße deine Nähe...“, rang sie sich schließlich das Geständnis ab, murmelte es mehr oder weniger in den Stoff Shizurus Kleides. Sie würde nicht zugeben, dass sich das Bett nur allzu gern geteilt hätte, das wäre wohl ein Schritt zu viel gewesen. Doch zuzugeben, dass Shizuru willkommen war und es ihr keinerlei Unbehagen bereitete, dass war etwas anderes.

Schweigend blieb sie noch eine Weile so stehen, vergrub das Gesicht regelrecht an den Schulterblättern der Größeren, zog den Duft auf, der von Shizurus Haar herrührte. Der Griff war nicht fest, ihre Arme lagen eher locker um die Hüfte der Älteren, ermöglichten es dieser sich jederzeit daraus zu entziehen. War es falsch sich so gehen zu lassen?

Ein weiters Rumpeln war unten im Erdgeschoss zu vernehmen und ließ alles darauf hindeuten, dass Mai alle Hände voll zu tun hatte. Wenige Sekunden später hallte auch schon die Stimme der Köchin durchs Haus, ließ verlauten, dass das Essen angerichtet sei.

Automatisch, nun doch etwas peinlich berührt über den intimen Moment ließ Natsuki von Shizuru ab, trat ein paar Schritte weiter zurück.

„Wir sollten wohl gehen, bevor Mikoto nichts übrig lässt…“, meinte sie mit einem leichten Lächeln, wagte es nicht den Blick der Älteren zu treffen.
 

Der Blick aus dem rubinrot ihrer Augen fing sofort das Farbspiel der untergehenden Sonne ein und mischte sich mit dem Meer wie eine Gemälde.

Sie wirkte recht nachdenklich, wie sie da so stand und hinaus auf das Meer sah, doch so würde wohl jeder wirken, der sich so fest gesehen hatte. Sie legte eine Hand an die Scheibe, so wie sie es früher auch immer getan hatte, wenn sie, in jüngeren Jahren, aus dem Panoramafenster des Büros gesehen hatten.

Grade wollte sie zu Wort ansetzen, als sie von Natsukis schlanken Armen umfangen wurde. Sie weitete die Augen ein Stück und sofort tat ihr Herz einen Hopser, so als hätte es nur darauf gewartet und als hätte es auf der Lauer gelegen wie ein hungriger Wolf.

Ihre Augenlider sanken nur einen kleinen Spalt, als ein Lächeln ihre Lippen umspielte und sie eine hand auf die Hände legten, von denen sie umschlungen worden war.

„Ich kann…. was?“, fragte sie leise, kaum lauter als das wispern des Windes, das um die Fenster fegte, „bei dir schlafen?“. Schnell hatte sie die Andeutung der Gakuenchou scheinbar enttarnt und schien genau zu wissen, was diese eigentlich sagen wollte, ohne es wirklich über die Lippen gebracht zu haben. Ihre nächste Aussage rührte sie zutiefst und sie wurde dazu angeregt, kurz die Augen zu schließen und das Kompliment sacken zu lassen, was ihr recht gut tat angesichts dessen, was die letzten Tage passiert war…

Das Lächeln vertiefte sich etwas, als sie sie dann schließlich umdrehte und grade noch mitbekam, wie Natsuki sich löste und dann zurück trat.

Sie verschränkte die Hände auf dem Rücken und legte den Kopf verspielt in die Wiege. „Verlockend…“, meinte sie dann und schmunzelte sachte, was mehr als zweideutig wirkte, was wohl aber auch Shizurus Art war, eine solche Sache aufzulockern, „aber ich möchte mich nicht des Nachts bewegen und… vielleicht deinem verletzten Fuß noch mehr Schaden zufügen als ohnehin schon…“.

Kaum war das gesagt, legte sie den Kopf auf die andere Seite schief und trat ein paar wenige Schritte an die Jüngere heran, um ihr tief in die Augen zu sehen und derer beiden Farben wieder miteinander zu mischen.

Shizuru musste grinsen, als ihr eine bestimmte Szene aus Zeiten des Corallenrangs einfiel. Damals stand klein Natsuki plötzlich eines Nachts mit einem Kissen vor ihrer Tür und bettelte förmlich darum, bei der Älteren schlafen zu dürfen. Natsuki hatte es damals nicht leicht, sich in der Akademie einzuleben und da gehörten Schlafstörungen dazu.

Schließlich hob sie die Hand und es wirkte so, als wolle sie ihr, wie typisch, in die Wange knuffen, doch stattdessen legte sie ihre Fingerspitzen hauchzart auf die Wange der Jüngeren und strich kurz über deren weiche Haut.

Ohne über diese tat ein Wort zu verlieren, hob sie Natsuki dann auch schon wieder hoch auf ihre Arme und trug sie dann schweigend runter ins Wohnzimmer zurück, wo Mai schon das Essen aufgetragen hatte.

„Essen Essen Essen!“, strahlte Mikoto und konnte es kaum erwarten endlich von Mai das Startzeichen zu bekommen, dass sie anfangen durfte.

„Ja, gleich…“, lachte die Otome und setzte sich dann, als auch Shizuru mit Natsuki eingetroffen war. Behutsam setzte die Aschblonde ihren Schützling auf der Couch ab und setzte sich schließlich neben sie.

„Dann wünsch ich guten Appetit!“, sagte Mai und kaum hatte sie das gesagt, stürzte sich die Nekokami auch schon auf alles was sich in ihrer Reichweite befand.
 

Sie konnte die Enttäuschung nicht verhindern, die sich, auf die Ablehnung hin, augenblicklich in ihre breit machte. Zumindest war es kein harsches Nein gewesen, zumindest hatte Shizuru klare Gründe hervorgebracht. Gründe, die Natsuki anfingen allmählich zu widerstreben. Fast verärgert fixierte sie ihren einbandagieren Fuß, wenn er nicht wäre, würde alles anders laufen, wäre sie jetzt nicht verdammt von vorne bis hinten bedient werden zu müssen.

Sie ließ Shizurus Aussage unbeantwortete, nur ein sachtes Nicken folgte der Entscheidung. Augen schlossen sich wie von selbst, als sie die hauchzarte Berührung an ihrer Wange spürte, die Wärme die sich von Shizurus Fingerspitzen prickelnd darauf entlud. Leicht neigte sie den Kopf zur Seite, kam der Liebkosung etwas entgegen. So schnell die Empfindung über sich hereinbrach, so schnell war sie auch wieder vorbei, als die beiden sich schließlich auf dem Weg nach unten befanden. Schnuppernd, fast wie ein witternder Hund, reckte die Gakuenchou die Nase in die Luft. Mai hatte wirklich gute Arbeit geleistet, wenn ihr selbst schon bei dem Geruch das Wasser im Mund zusammen lief. Erneut meldete sich ihr Magen, wurden durch die Sinnesreize nur noch mehr zum Aufstand gebracht.

„Wow Mai…“, raunte sie knapp und sah über den Tisch der reichlich an Essen für sie alle gedeckt war. „Das sieht gut aus…“, ein sachtes Lächeln zeigte sich bei der Dunkelhaarigen, als sie der Gastgeberin einen dankbaren Blick zuwarf. Mai erwiderte das doch so rare Lächeln der Gakuenchou. „Danke, aber wie Shizuru-san schon gesagt hat, gewöhn dich nicht zu sehr dran...“, ein kurzes Zwinkern folgte bevor sich die Otome gemütlich im Sessel zurücklehnte und ihren Blick zu ihrem eigenen Schützling wand.

Mikoto war drum und dran beschäftigt schon die zweite Portion zu leeren, es war immer wieder erstaunlich mit was für einem Tempo sie des Essens fähig war und vor allem, wo sie dies alles hin steckte. So klein und zierlich die Nekokami aussah, würde keiner vermuten, dass sie im Grunde ein Fass ohne Boden war. Natsuki staunte nicht schlecht, bekam langsam schon Angst um ihren eigenen Teller, der zur Sicherheit auf ihrem Schoss Platz fand.

Die Gakuenchou genoss es endlich, nach so langer Zeit, etwas Essbares zu sich zu nehmen. Noch mehr vielleicht, weil es eine von Mais vielen Spezialitäten war. Sie war schon immer angetan von dem Talent ihrer damaligen Zimmergenossin, ohne die sich wohl mehr oder minder hungernd die Akademiezeit überstanden hätte. Mai war schon immer für sie da gewesen, ob es erwünscht war oder nicht, die Bedingungslosigkeit der Frau war wohl so groß wie ihre Sturheit der Dunkelhaarigen.

Nach einer knappen halben Stunde war wieder Ruhe im Wohnzimmer eingekehrt. Mikoto war sichtlich zufrieden und vor allem Dingen satt. Träge hing sie über der Couchlehne, ein glückseliger Ausdruck auf dem Gesicht, der an unschuldige Züge eines Kindes erinnerten. Die ganze Anstrengung beim Essen hatte sie müde gemacht, alle Kraft genommen sich länger aufrecht zu halten. Mai belächelte die Nekokami, sie wusste zu gut, dass nichts und niemand mehr sie von ihrem Schlaf aufhalten würde. Wenn sie einmal schlief, dann richtig und es war manchmal kaum abzusehen, wann sie das nächste Mal die Augen öffnen würde.

„Es ist wohl besser wenn wir bald gehen….“, wandte sie sich an die anderen beiden. Natsuki hatte es sich in der Zwischenzeit auch in dem weichen Polster der Couch gemütlich gemacht. Abwesend strich sie mit den Händen über ihre Oberarme, die sich im Gegensatz zu ihrem restlichen Körper kühler anfühlten. Die Temperatur war auch um einiges gesunken, seit die Sonne mit ihren restlichen wärmenden Strahlen gänzlich vom Meer verschluckt worden war. Elektrische Einrichtungen wie Licht beherbergte das Haus zum Glück sonst hätten sie womöglich ganz auf den Kamin vertrauen müssen. „Danke Mai...“, murrte sie ungewöhnlich sanft, weniger auf das Essen bezogen, als auf die Unterstützung, die ihnen die Meisterotome ohne weitere Bedingungen bot. Mai lächelte und vollzog eine leicht abwinkende Handbewegung. „Nicht doch, du wirst sonst noch sentimental...“, scherzte sie, wollte die Situation nicht unnötig ernst werden lassen. Die Gakuenchou verdrehte nur leicht die Augen, wusste es besser als sich auf eine Diskussion um ihre emotionalen Fähigkeiten einzulassen.

So schnell wie der Tisch gedeckt war, war er auch wieder abgeräumt und ein Stapel an Geschirr thronte in der Spüle der Küche. Mai ließ es jedoch nicht dabei und fing sogleich mit dem Abwasch an, wollte ihren Freunden nicht noch mehr für den Tag aufhalsen. Nachdem dies auch erledigt war und jeder Teller wieder seinen geordneten Platz im Wandschrank gefunden hatte, hieß es nun fürs erste wohl Abschied nehmen.
 

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5. Kapitel Ende^^.... da einige gegen die suspendierung waren.. hoffe ich das das trotzdem nicht so schlimm ist ;) ich denke die beiden werden auch im urlaub so einiges erleben XD bitte wieder kommentieren

Happy Birthday!

"Dann machts mal gut ihr beiden!", sagte Mai, wie immer mit einem Lächeln untermalt, während sie sich mit Mikoto zur Tür begab und diese, mit Hilfe der Türklinke, aus dem Schloss hob um sie zu öffnen, "und schön artig bleiben!". Mit diesen Worten und einem kecken Grinsen, das vor allem Natsuki galt, entschwand sie dann samt Mikoto und warf die Tür zurück ins Schloss. Mit einem Mal kehrte eine niederschmetternde Stille in die Räumlichkeiten zurück und Shizuru, welche neben dem Couchtisch stand, musste rege die Brauen heben. Es war unglaublich was es ausmachte, wenn Mai und Mikoto weg waren. Der Lautstärkepegel war von 10 auf 0 zurückgesunken und das in ein paar wenigen Sekunden.

Ihr Blick fiel dann aber schließlich zurück auf Natsuki, welche etwas zu frösteln schien, wenn die Ältere ihre Gesten richtig deutet. Das wäre dann wohl der perfekte Moment um den romantischen Kamin einzuweihen. Shizuru begab sich die wenigen Schritte zu diesem und ging da vor in die Knie. Sie krempelte sich die Ärmel hoch und schob dann das schützende Glasvisir beiseite, welches das feuer etwas abschirmen sollte damit der Raum nicht verqualmte. "Na, mal sehen...", meinte sie nuschelnd zu sich selbst, da sie mit so einem 'Wärmespender' noch nie zu tun hatte. Die Räume Garderobes waren voll durchklimatisiert und sowohl im Sommer wie im Winter, regelten die Räumlichkeiten ihre Temperatur immer selbst. Es kam nie vor, dass man zur Heizung gehen musste um diese hoch oder runter zu stellen.

Man konnte also behaupten, dass die Akademie selbst hoch intelligent war... Oder einfach nur technisch recht weit fortgeschritten.

Shizuru legte ein paar Holzscheite auf der Brennstelle zurecht und nahm dann das lange Stabfeuerzeug, was dafür extra gedacht war, von dem Nebentisch, um damit und einem Anzünder das Kaminfeuer zu entfachen.

Etwa eine Viertselstunde kniete sie vor dem Kamin und arbeitete an diesem hoffnungslosen Unterfangen und nicht passierte. Schließlich beugte sie sich etwas weiter vor und versuchte einen Blick hoch durch den Schornstein zu erhaschen, um ausschließen zu können, dass das Abzugsrohr verstopft war. Dabei stocherte sie mit dem Schürhaken immer mal unter dem Brennholz herum. Das Rohr über ihrem Kopf war dunkel und rußig, aber schien frei zu sein. Seufzend wollte sie dann gerade den Kopf zurück ziehen, als sie mit dem Hinterkopf gegen den Metalrahmen des Schornsteins donnerte und daraufhin ein Schwall Ruß von den Wänden gelöst wurde und wie eine Lawine auf Shizuru herab fiel. Eine schwarze Staubwolke breitete sich vor dem Kamin aus und Shizuru robbte hustend auf ihrem Hintern ein Stück zurück. Vom Haaranstaz bis zum Bauch hin war sie komplett schwarz und vom Ruß umhüllt wie ein verunglückter Schornsteinfeger.

Brummend erhob sie sich und sah missbilligend an sich herab. Das hatte manalso davon wenn man sich mit etwas 'altem' anlegte und glaubte, dass dreixeln zu können. Ihre Augen stachen in ihrem schwarzen Gesicht regelrecht hervor und waren wohl das einzige an ihrem Oberkörper das nicht verscmutzt war.

Ihr Blick fiel als nächstes auf den Teppich. Der hatte zum Glück nichts abbekommen, da vor dem Kamin nur Fliesen waren. Von den Fliesen würde man den Ruß wenigstens schnell wegfegen können ohne sich dabei gleich den Rücken zu brechen oder ewig auf den Knien schrubben zu müssen.

Als nächstes sah sie dann zu Natsuki. Sie hob deutsam ihre pechschwarzen Hände und brachte ein Lächeln zu stande, obwohl sie ziemlich dumm aussehen musste.

"Wir müssen wohl doch erst mal mit der Heizung vorlieb nehmen.... bis wir den Kamin gebändigt haben", sagte sie.

"Möchtest du mit mir die Badewanne entweihen?", fragte sie dann scherzend, ehe sie einen Niesflash bekam und bei jedem Nieser staubten ihre Haare und tausende schwarze Flocken rieselten zu Boden. Überall wo sie hin sah war es scwarz und das Niesen machte es nicht besser. Sie kam sich recht unfähig vor... und der erste Tag ihres Urlaubs musste im wahrsten Sinne des Wortes im Dreck untergehen...

Sie wartete nicht auf Natsukis Antwort, da dies eh nur als Witz gedacht war und versuchte sich dann so langsam wie möglich auf den Weg nach oben ins Bad zu machen, damit sie auf ihrem Weg nicht alles vollbröselte.
 

Lange hielt Natsuki noch den Blick auf die Tür gerichtet, hinter der ihre beiden Freunde vor kurzem verschwunden waren. Ein Zittern erfüllte ihren Körper, ließ eine feine Gänsehaut auf den bloßen Stellen ihres Körpers erscheinen. Instinktiv zogen sich die Arme um ihren Oberkörper etwas enger. So schön es am Tage wohl war und die Sonne einen wärmte, umso kälter wurden anscheinend die Nächte in diesem tropischen Paradies. Jedenfalls kam es der Dunkelhaarigen so vor, als sie versuchte noch etwas tiefer in die Polster zu rutschen.

Gebannt verfolgten ihre Augen Shizurus Handeln, ein schmales Lächeln formte sich aufgrund dessen. Es war völlig egal in welcher misslichen Lage sie sich befanden, die Ältere hatte immer ein Auge dafür, wie Natsuki sich fühlte, was ihr Unbehagen bereitete. Oftmals war gar nichts anderes nötig, das unsichtbare Band zwischen den beiden Frauen war stark genug um verbalen Austausch fast schon unnötig werden zu lassen.

Sanft ließ Natsuki den Kopf zu Seite fallen, erhielt so mehr Einblick auf den Kamin und die Geschehnisse dort. Zugegeben hatte sie selbst keine sonderlich große Ahnung von solchen „alten“ Dingen, sie war eben im Zeitalter der Technologie aufgewachsen. Dennoch war die umgebende Nostalgie etwas, was wohl einen jeden in seinen Bann zog. Ja auch Gakuenchou Kruger musste zugeben, dass es in gewisser Weise romantisch war einen alten Kamin zu entfachen und sich gemütlich davor hocken. Doch diese Vorstellung würde wohl für den jetzigen Abend ausbleiben, als sie den kläglichen Versuchen Shizurus nur ein müdes Lächeln schenkte. Dann müsste wohl die Heizung herhalten, oder eine Decke, oder ein andere wärmende Körper. Natsuki schluckte bei der letzen Vorstellung, war sich sogar sicher, dass ihr in der Nähe der Älteren ziemlich schnell warm werden würde.

Das plötzliche Donnern, was vom Kamin herrührte, riss sie schier aus den Gedanken. Ließ, zur Erleichterung der Jüngeren, die anbahnenden Phantasien fürs erste Nebensache werden. Erschrocken lehnte sie sich vor, wedelte etwas mit der Hand in der Luft, um sich ein besseres Sichtfeld in der schwarzen Wolke bahnen zu können.

„Shizuru? Alles in Ordnung?“, erklang besorgt die Stimme der jungen Frau, Augenbrauen zogen sich kaum merklich zusammen. Der Blick der sich wenige Sekunden darauf ihren Augen bot, war einfach göttlich, entlockte ihr ein kurzes Lachen. Shizuru sah aus wie ein einziges Russpartikel, dass gerade ein wildes Abenteuer im Abzug überstanden hatte. Vermutlich hätte Natsuki nicht besser ausgesehen, wenn sie sich mit dem Kamin angelegt hätte. Ein kurzes Nicken folgte nur auf die Aussage der Älteren, allerdings war die Heizung immer noch nicht die bevorzugte Wahl in den Augen der Gakuenchou.

Der nächste Vorschlag ließ sie etwas verwirrt blinzeln, bevor die Worte richtig sackten und eine sanfte Röte auf ihren Wangen hinterließen. So gesehen war ein heißes Bad sicherlich eine passende Methode um sich zu wärmen und die müden Glieder zu entspannen. Es allerdings mit Shizuru zu teilen, dass war etwas, was sich die Dunkelhaarige noch nicht einmal zu träumen wagte. Sicherlich hatte sie ihren Körper schon entblößt gesehen, mehr oder weniger freiwillig, aber es bestand immer noch eine gewisse Grenze, die Natsuki nicht zu überschreiten wagte.

„Verlockend….“, murmelte sie abwesend, mehr für sich selber, das von Shizuru zuvor benutzte Wort, wagte es ohnehin nicht eine Antwort auf die doch so scherzhaft angedeutete Frage zu formulieren. Erst als die Ältere auf dem Treppenansatz verschwunden war, blies sie den Atem in einem langen Seufzen aus. Vielleicht war es wohl doch das Beste, etwas anzuziehen und sich somit der Kälte zu entziehen. Langsam erhob sich Natsuki von der Couch, achtete sehr darauf, nicht alles Gewicht auf den verletzen Fuß zu verlagern. Ein paar Schritte brachten sie in das obere Stockwerk, ins Schlafzimmer und hin zu den Koffern, vor denen sich dann mehr oder weniger ratlos inne hielt. Es waren Standardkoffer, die in Garderobe üblich waren und für jegliche Zwecke verwendet wurden, somit konnte allerdings auch nicht ausschlossen werden welcher der ihre war. Nur ein knappes Anheben der Schultern und die Gakuenchou machte sich daran die Schnallen an einem der beiden zu öffnen. Dass der Koffer im nächsten Moment mit einem schnellen Schnappen aufspringen und sich mit seinem Inhalt auf dem Boden verteilen würde, damit hatte die Jüngere wohl kaum gerechnet. Grüne Augen weiteten sich, während sich die nächste Katastrophe anbahnte und Natsuki feststellen musste, dass dies gewiss nicht ihre Kleidung war. Ihre Wangen brannten von neuem, als sich ihr ein Ausblick auf Shizurus gesamtes Kleidungsarsenal bot. Panisch, von der Älteren ertappt zu werden, fingen Hände an, alles was in unmittelbarer Reichweite war wieder hineinzustopfen. Etwas übereifrig in ihrem Tun, war es nicht annähernd überraschend, dass Natsuki mit dem unstabilen Stand das Gleichgewicht verlor und rücklings mit einem überraschenden Ausruf zu Boden ging.
 

Wenn sie das genuschel Natsukis gehört hätte, wäre ihr vermutlich erst das Herz in die Hose gerutscht und dann hätte sie vermutlich zugestimmt, auch wenn es nur als Witz gedacht war. Der Gedanke ließ sie unter dem Ruß eine zarte Röte annehmen, die man so ja zum Glück nicht sehen konnte. Mehr oder weniger Unfallfrei erreichte sie dann das Bad, in welchem sie sich gleich verschanzte und erstmal das Grobe am Waschbecken von Gesicht und Armen wusch, damit sie das Badewasser nicht komplett einfärbte.

Das Kleid hatte zu Boden gefunden, jedoch hatte sie nicht dran gedacht sich etwas frisches mit rüber zu nehmen. Sie schrubte eine ganze weile an sich herum und hatte alle Mühe damit, vor allem das Zeug als dem Gesicht und dem Haar zu kriegen. Letzten Endes duschte sie sich dann einmal komplett ab, so heiß wie möglich. Danach hatte ihre helle haut einen zarten Rotton angenommen, welcher wirkte, als wenn sie zu lange n der Sonne gelegen hätte, aber das würde sich legen, wenn sich ihre Temperatur wieder reguliert hätte.

Sie stieg aus der Dusche und wrang sich dann die Haare aus, welche anschließend in nassen Strähnen über Schultern und Rücken fielen.

Ein kurzer Blick in den Spiegel, ob auch alles weg war, dann ließ sie das gerumpel und der Schrei Natsukis auch schon zusammen fahren.

Blinzelnd riss sie den Kopf rum und sah sich dann schnell nach einem Handtuch um. Sie fand ein großes, weißes Duschtuch und schwang sich dieses dann um den zierlichen Körper, ehe sie stürmisch aus dem Bad und rüber in das Schlafzimmer rannte.

"Natsuki?", rief sie, um nach dem Rechten zu sehen und ihre Augen weiteten sich nicht schlecht vor überraschung, als sie sah, das Natsuki am Boden lag, umzingelte von ihrer eigenen Kleidung. Zuerst sah sie sich etwas blinzelnd um und legte dann ganz langsam den Kopf schief.

Schließlich konnte sie aber nichts anderes als schmunzeln, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sichdann recht lässig in den Türrahmen.

"Soll ich jetzt fragen... was genau du da tust, oder soll ich mir meine eigenen Gedanken dazu machen?", fragte sie dann hoch süffisant und hob dezent eine ihrer feinen Augenbrauen.

Der Anblick war wirklich zu köstlich und sie konnte sich nicht daran erinnern, schon mal ein ähnliches Bild vor Augen gehab zu haben. Im Moment wirkte es ja wirklich so als hätte die Gakuenchou ihre Sachen durchwühlt, warum auch immer.

Natürlich würde sie Natsuki sowas aber niemals unterstellen. Das Bild jedoch, würde sie so schnell vermutlich nicht mehr vergessen.

Schließlich erbarmte sie sich dann aber und trat in den Raum hinein, um Natsuki vom Boden aufzuhelfen, immerhin hatte diese immer noch einen verletzten Fuß. Lächelnd griff sie dieser unter die Arme und zog sie dann hoch, zurück auf ihre eigenen Beine.

"Ist ein Tollpatsch an dir verloren gegangen, meine Liebe?", raunzte sie dann, ziemlich schadenfroh, von hinten gegen den Nacken der Jüngeren, "ich weiß nicht recht, ob ich das lustig oder niedlich finden soll..."
 

"It-t-t-tai...“, wimmerte die Dunkelhaarige hervor, als sie sich ihren vom Sturz schmerzenden Hinterkopf rieb. Die Augen leicht zusammen gekniffen, tasteten Finger durch das rabenschwarze Haar nach möglichen Beulen. Froh über den Mangel an Befunden, stützte sie sich etwas weiter hoch, sah sich dann um in ihrer misslichen Lage. Ein schweres Schlucken folgte, dass konnte nicht gut enden. Das Geräusch von Schritten und den Verlaut ihres Namens, ließ ihre Augen erneut panisch herumfahren. Bevor sie sich versah, stand Shirzuru schon im Türrahmen, hatte sie auf frischer Tat ertappt.

Moment was hieß ertappt, schließlich hatte sie gar nichts Schlimmes verbrochen. Natsuki hätte ja schließlich nicht ahnen können, dass der Koffer eine solche Verschwörung gegen sie ausgeheckt hatte. Sie war nur das Opfer, dass musste die Ältere doch irgendwie einsehen, redete sich die Gakuenchou selber ein, auch wenn sie wusste wie lächerlich ihre Gedanken in dem Moment waren.

„I-Ich kann das erklären...“, stammelte sie auf Shizurus Necken, der Farbe ihrer Wangen vertiefte sich eine Nuance. „Es ist nicht das, wonach es aussieht…..also….“, abwehrend gingen ihre Hände hoch, wedelten beschwichtigend in der Luft vor ihr. Es war einfach zu peinlich und das Schmunzeln der Älteren, der süffisante Ton machte die Situation keinen Deut besser für die Jüngere. Wonach sollte es auch aussehen? Als ob sie in ihren Sachen gewühlt hätte wie ein Perverser?

„Der Koffer ist an allem Schuld….“, gingen die Erklärungen und Rechfertigungen weiter, während Natsuki einen ausgestreckten Arm auf den angeblich Schuldigen richtete und mit dem anderen immer noch etwas hilflos in der Gegend rumgestikulierte. Ein kurzes Knurren folgte und wenn Blicke hätten Töten können und Koffer leben würden, dann hätte dieser ein schnelles Ableben gefunden.

Erst als ihr die Ältere zur Hilfe kam und sie sachte wieder auf die eigenen Beine stellte, hörte der Redeschwall auf. Natsukis Gesicht hatte in der Zwischenzeit sicherlich die gesamte Farbpalette an Rottönen ausprobiert, ihre Wangen brannten so sehr, dass sie Angst hatte jeden Moment zu verglühen. Ein Zittern durchfuhr ihren Körper als sie die Stimme so nah hörte, den Atem der Anderen in ihrem Nacken spürte.

„I-Ich bring das wieder in Ordnung…“, ein leises Murmeln, stockend, unsicher. Eine Hand fand zum Sofa, krallte sich dort in die Rückenlehne fest, nach gewissem Halt suchend. Nur langsam wand sie den Kopf, brachte es vor Scham noch nicht wirklich fertig in die Augen Shizurus zu blicken. „Also ich meine….wenn du willst….“, ein kurzes Blinzeln, bevor Natsuki erneut bewusst wurde, was sie eigentlich vorgeschlagen hätte.

Sie konnte sich doch jetzt nicht schon wieder an Shizurus Kleidung „vergreifen“, was sollte diese nur denken?

Ein zweites Blinzeln folgte, smaragdfarbene Augen musterten ungewollt den Körper vor ihr, der in nichts weiter als dem großen Duschhandtuch eingewickelt war. Natsukis Lippen öffneten sich leicht, als sie so überraschend feststellen musste wie Shizuru aussah. Die weiße so sanft wirkende Haut, die nassen langen Strähnen, die vom Wasser etwas dunkler als sonst waren. Schwer schluckend krallte sich die Hand etwas fester in den Bezug der Couch, ihr fehlten wortwörtlich die passenden Worte in diesem Moment.
 

Shizuru hob leicht die Brauen, als Natsuki das Stottern anfing. Ein sachtes schmunzeln umspielte noch immer ihre Lippen, während ihre Arme noch immer um ihren Körper geschlungen waren. Jedoch waren sie von ihren Achseln herab um ihe Hüfte gerutscht, wo sie nun regungslos verharrten.

Das Natsuki sich so wild zu rechtfertigen versuchte, obwohl sie das eigentlich gar nicht nötig hatte, brachte die Ältere zum Lachen. Dieses Mal aber hielt sie sich nicht die Hand vor den Mund sondern lachte ganz frei heraus, so wie man es sonst nie bei Shizuru zu sehen bekam, vor allem nicht bei der Arbeit in der Garderobe Akademie.

"Entschuldige....", meinte sie unter leisem lachen und hoffte inständig, dass Natsuki nicht glaubte, dass Shizuru sie auslachte. Eher im Gegenteil. Shizuru fand die Situation niedlich. Vor allem das der gakuenchou sowas passiert war. Einer Person, die man so 'tollpatschig' nicht kannte.

Als sie sich dann endlich wieder gefasst hatte, ließ sie von Natsuki ab und wischte sich einige Lachtränen aus den Augenwinkeln.

Sie atmete einige Male tief durch und rückte dann das Handtuch etwas zurück, was sie am Leibe trug. Ihre Hand wanderte abwinkend nach oben, als Natsuki meinte, sie könne das wieder aufräumen.

"Ist schon in Ordnung... Ruh lieber deinen Fuß etwas aus, sonst muss ich noch böse mit dir werden", meinte sie schmunzelnd, ehe sie dann in die Hocke ging und anfing ihre Sachen zusammen zu sammeln und in den Schrank zu packen.

Dabei legte sie dann schon mal einige Sachen zur Seite die sie gleich anziehen konnte. Stück für Stück fand jedes Kleidungsstück wieder seinen Platz. Dieses Mal aber räumte sie gleich alles fein zusammengelegt in den Schrank. Als dann alles verpackt und verstaut war, schloss sie die Türen des ersten massiven Schranks und schnappte sich dann auch noch den zweiten Koffer.

Sie wusste sehr wohl das das Natsukis Sachen waren, doch ohne falsche Scham öffnete sie deren Koffer und entlud den dann ebenso.

Auch diese Sachen legte sie zusammen, als wäre sie Natsukis Mutter. Sie dachte sich da aber nichts bei und sie beäugte die Kleidungsstücke auch nicht einzeln. Es war selbstverständlich das sie das für natsuki tat, um deren verletzten Fuß zu entlasten, damit sie nicht ständig hin und her wuseln musste.

Als alles verräumt war, schloss sie auch das zweite Türenpaar und wandte sich dann so schnell um, dass ihre Haare leicht über ihre Schultern flogen.

"So...", meinte sie dann nur und suchte Natsuki wieder mit dem Blick.

"Wie sieht es aus? Soll ich dir Badewasser einlaufen lassen? Das tut dir sicher gut....", sagte sie und dachte dabei wieder daran, was alles passiert war... Mit Sicherheit brauchte Natsuki viel Ruhe und entspannung... Und wenn Shizuru schon alles so verbockt hatte, dann wollte sie wenigstens dafür sorgen dass es Natsuki hier gut ging.

Schließlich ließ sie dann das Handtuch in mitten des Zimmers niederfallen und schnappte sich das, was sie außerhalb des Schrankes gelassen hatte und zog sich an. Da der frühe Abend schon eingetreten war, war es ein fliederfarbener Pyjama aus Satin.
 

Regungslos blieb Natsuki im Raum stehen, beobachtete die Ältere dabei, wie sie sich nicht nur um die verteilten Kleidungsstücke am Boden kümmerte, sondern sich auch ihres Koffers annahm. Die Augen sanken etwas beschämt, der Blick fixierte eine Stelle am Boden. Das Gefühl war ihr zuwider, wenn man sich auf eine Art hilflos fühlte und nichts dagegen ausrichten konnte. Dass Shizurus alles dann auch noch selbstverständlich hinnahm, verstärkte diese Abneigung nur noch mehr. Sie wollte schließlich nicht wie ein Kind behandelt werden, was wirklich in jeder Weise von der Mutter verhätschelt wurde. Sie hatte schließlich auch ihren Stolz, der ohnehin schon angeschlagen war.

Ein leises Seufzen verließ ihre Lippen, bevor sie die Aufmerksamkeit wieder der Frau vor ihr schenkte. Sachte schüttelte sie den Kopf, ging einige Schritte in Richtung dem Schrank, der nun ihre Sachen beinhaltete. "Nein schon in Ordnung, ich komme zurecht...“, murmelte sie abweisend, als eine Hand zum Griff der Schranktür fand und diese öffnete. Kurz verschaffte sich Natsuki einen Überblick, bevor sie sich ebenfalls einen stahlblauen Pyjama für die Nacht heraussuchte.

Hätte sie gewusst, dass Shizuru jeden Moment das Handtuch fallen lassen würde, dann hätte sich die Dunkelhaarige bestimmt nicht genau in diesem Moment herumgedreht. Dunkles Grün weitete sich einen Augenblick, als sie zu viel Haut registrierten. Mit einem Satz drehte sie sich wieder dem Schrank zu, sachte Röte bildete sich wieder in ihrem Gesicht.

„Sh-Shizuru! Baka! Warte gefälligst bis ich im Bad bin..“, kam es erschrocken mit einem gewissen Hauch an Empörung von der Jüngeren, die nach den ganzen peinlichen Situationen des Tages am liebsten direkt an Ort und Stelle im Boden versunken wäre. Irgendwann war es einfach zu viel und der Gedanke, an zuviel Blut im Kopf zu sterben, wurde immer realistischer.

„I-Ich geh dann besser…“, fast schon so als ob sie die Flucht ergreifen würde, begab sich Natsuki in Richtung Bad. Das dies bei den Hüpfen und einseitigem Humpeln zwar absolut lächerlich hätte aussehen müssen, war der Gakuenchou fürs erste vollkommen egal. Kaum die Tür hinter sich geschlossen, beruhigte sich das pochende Herz, was die Ältere zu gern durcheinander brachte, um einen Takt. Eine kühle Hand strich ein paar Haarsträhnen aus dem glühenden Gesicht, während die Jüngere auf einem kleinen Hocker, der neben der Badewanne stand, Platz nahm. Fast schon beiläufig drehte sie den Wasserhahn an, verschloss den Abfluss, damit das Wasser ungehindert die Wanne füllen konnte. Langsam Stück für Stück entledigte sich Natsuki ihrer Kleidung, ließ alles mehr oder weniger achtlos zu Boden gleiten. Gekonnt sammelten Finger ihre Haare zusammen, steckten sie mit Hilfe der silbernen Haarnadel hoch, damit sie nicht unbedingt nass wurden. Zum Schluss widmete sie ihre Aufmerksamkeit dem Verband um ihren Fußknöchel. Eine dünne Augenbraue erhob sich, als die Gakuenchou bedachte wie sie diesen bei ihrem bevorstehenden Bad zu berücksichtigen hatte. Schließlich wickelte sie den weißen Stoff ab und legte ihn sicher zur Seite, notfalls könnte sie ihn danach immer noch anbringen, auch wenn ihr der Gedanke nicht wirklich zusagte.

Nach ungefähr einer halben Stunde, waren alle Muskeln entspannt und die Körpertemperatur zu einer angenehmen Wärme angestiegen. Widerwillig entstieg Natsuki der Wanne, hätte noch ewig dort verweilen können, wenn das Wasser nicht langsam abzukühlen begann. Ein weiteres großes Duschhandtuch kümmerte sich um ihren Körper, bevor der Pyjama an diesem Platz fand. Seufzend betrachtete sie den Verband in ihrer Hand, Shizuru würde es sicher nicht gerne sehen, wenn sie jetzt so achtlos mit sich umging. So gut es ging fing sie an den Knöchel zu verarzten, wunderte sich wie geschickt Yohko den Verband gewickelt haben musste, dass er auch hielt. Frustriert über ihre Unfähigkeit schnaubte die Jüngere, warf einen letzen missbilligenden Blick auf das kleine weiße Knäuel, bevor es im Mülleimer unter dem Waschbecken verschwand.

Sich nicht weiter über den kleinen Zwischenfall ärgernd, betrat Natsuki das Schlafzimmer von neuem, blickte sich kurz nach der Älteren um, bevor ihr Weg zum Bett führte.
 

"Gomene...", meinte sie nur und folgte Natsuki dann auch schon mit dem Blick, als diese aus dem Zimmer humpelte und im Bad verschwand. Dabei hatte sie es ja nur gut gemeint. Sie zuckte leicht mit den Schultern und senkte dann den Blick. Irgendwie kam das ungute gefühl in ihr hoch, dass Natsuki vielleicht absichtlich Abstand von ihr nahm... oder dies zumindest vorhatte. Natürlich konnte sie das verstehen, nach allem was passiert ist und vermutlich rechnete sie dem Verhalten auch zu viel an, immerhin waren sie gerade erst angekommen und keiner hatte Zeit gehabt sich so schnell zu erholen oder sich wichtige Gedanken darüber zu machen.

Ein Seufzen verließ ihre Lippen, während sie weiterhin darüber nachdachte, was jetzt wohl werden würde. Immerhin würden sie jetzt eine ganze Weile auf ziemlich engen Raum zusammen sein und man hatte kaum wirklich die Möglichkeit sich aus dem weg zu gehen. Aber Shizuru hatte sich vorgenommen Natsuki gut im Auge zu behalten und falls sie feststellen sollte, dass diese gerne etwas alleine wär, dann würde sie einen Rückzieher machen und vermutlich spazieren gehen oder sonstiges... Die Ältere hatte ein Gespür für Natsukis inneres Brodeln und wenn sie etwas derartiges wahrnehmen würde, dann würd sie freiwillig das Feld räumen, damit die Jüngere kein Unbehagen überkam.

Erst jetzt hatte sie sich von der Stelle gerührt und begab sich über die Treppe nach unten in den gemeinsamen Wohnbereich des Hauses. Sie sah sich etwas um und tapste dann hinter die Küchenzeile, um von dort eine Flasche Wasser und eine Schachtel Kekse zu holen. Ein Schmunzeln überkam ihre Lippen, da Mai ausgerechnet Natsukis lieblings Cookies gekauft hatte. Amerikanische Cookies mit Schokostückchen. An was sich diese Person noch alles erinnern konnte war unglaublich...

Ein kurzes Kopfschütteln, dann zückte sie unter dem Tresen noch einen Verbandskasten hervor. Es war ihr klar, dass Natsuki nach dem Baden einen neuen Verband brauchen würde und als könnte sie hellsehen, nahm sie diesen dann schon mal mit hinauf.

Im Schlafzimmer angekommen, stellte sie die Flasche Wasser für Natsuki dann auf dem Boden ab, die Kekse daneben und denVerbandskasten legte sie auf das Bett. Anschließend begab sie sichdann noch mal nach unten und setzte einen Tee auf, so wie immer.

Es war eben ein Ritual und darauf würde keiner verzichten wollen, egal wo sie sich befanden. Nach guten zehn Minuten war der tee dann durchgelaufen und sie konnte ihn mit dem heißen Wasser aufschwämmen, ehe sie dann mit dem ferigen Tablett wieder nach oben kam und jenes auf dem Nachttisch abstellte.

Dann setzte sie sich auf das Bett und öffnete schon mal den Verbandskasten, m alles bereit liegen zu haben, als Natsuki dann auch schon wieder herin kam, wie bestellt.

Sie schenkte ihr ein Lächeln und legte leicht den Kopf schief. "Konntest du dich etwas entspannen?", fragte sie dann in ihrer gewohnt liebenswerten Art und hatte auch wieder dieses allwissende Lächeln auf den Lippen. Demonstrativ zückte sie dann auch schon Verband und Schere. "Dann kommen Sie mal her, Gakuenchou...", sagte sie leicht schmunzelnd.
 

Sachte ließ sich Natsuki neben Shizuru auf dem Bett nieder, spürte wie schön weich die Matratze unter ihrem Gewicht nachgab. Ihre Nase registrierte sofort den Duft von frischem Tee, zauberte ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen. Manche Dinge änderten sich eben nie. Ihr Blick huschte vom Nachttisch rüber zu Shizuru und dem kleinen Kasten der neben ihr lag.

Eine markante Augenbraue bahnte sich ihren Weg auf die Stirn, als sie den Verband in Händen der Älteren entdeckte. Als hätte sie es nicht schon geahnt, dass diese die Sache nicht auf sich ruhen lassen würde. Sie wollte keinen Verband mehr, wurde von diesem doch nur allzeit an ihr derzeitiges Handicap erinnert. Dennoch war es sicherlich eine schwierige Aufgabe, Shizuru von ihrem Wunsch zu überzeugen.

„Hai konnte ich…“, antwortete sie nur knapp auf die folgende Frage, behielt es lieber für sich, dass sie ein gemeinsames Entspannen in der Wanne vielleicht vorgezogen hätte.

Innerlich zuckte sie bei den nächsten Worten zusammen, die Shizurus Mund verließen, nun eher genommen bei der Betitelung, die ihr hier weit weg von der Stadt und Garderobe so fremd vorkam. Sie war zwar in gewissem Sinne immer noch Gakuenchou aber sie fühlte sich nicht wirklich als ob sie es wäre, als ob sie dieser Position nach all dem noch würdig wäre.

Ungewollt entglitt ihr ein Seufzen, Augen fanden den Weg zum Boden. „Ich will nicht…“, kam ziemlich leise die trotzige Antwort. Zum einen wollte sie nicht wie ein Kind behandelt werden, zum anderen konnte Natsuki es nicht verhindern, sich manchmal wie eines zu verhalten. Arme verschränkten sich ihrer Aussage mehr Ausdruck verleihend, der Blick ging schräg halb zur Seite, halb zum Boden, dass sie Shizuru unter keinen Umständen in die Augen blicken musste.

Die Dunkelhaarige wusste zwar nicht, ob sie mit der Methode bei der Shizuru Erfolg haben könnte, ein Versuch war es aber allemal wert und vielleicht würde sie ja doch ihren Willen am Ende bekommen und somit ein kleines Stückchen glücklicher in ihrer misslichen Lage. Ganz darauf konzentriert ihre Barrikade aufrecht zu halten, bemerkte Natsuki erst nach einer Weile, was sich zu ihren Füßen auf dem Boden befand. Ihre Augen weiteten sich ein Stück, bevor sie förmlich zu funkeln begannen. Die bekannte Verpackung erkannte sie immer und überall und sie wusste, dass es nur eins gab was noch besser als die Kekse war.

„Huuu~ Kekse…“, wisperte sie wie ein aufgeregtes Kind, als sie sich nach vorne beugte und gierig nach der Packung langte. Die Sache mit den Verband schon längst vergessen, schlang sie beide Arme schützend um ihre Beute. Der trotzige Gesichtsaudruck wich einem überaus glücklichen. Doch bevor sie auch nur den nächsten Schritt machen konnte, wurde ihr mit einem Mal die Schachtel entrissen.

„Hey!“, kam nur der entsetzte Ausruf über ihre Lippen, als sie ihr Schatz in den Händen der Älteren wieder fand und diese ihn auch noch außer Reichweite für sie hielt. „Mou Shizuruuu~!“, folgte ein Wimmern, Natsuki wirkte wie ein Welpe, dem man sein liebstes Spielzeug weggenommen hatte. Die Lippen formten sich zu einem Schmollen, die Unterlippe ein wenig weiter vorgeschoben als der Rest.

Nun hieß es die Kekse dem Feind zu überlassen oder vielleicht doch einen Kompromiss mit einem neuen Verband einzugehen. Mit sich selbst ringend, wiegte die Gakuenchou Vor- und Nachteile ab, kam dann zu dem Schluss, dass ein überraschender Angriff, vielleicht ihre sehnsüchtige Beute zurückholen könnte. Mit einem Satz warf sich sie nach vorne, streckte den Arm nach der Keksschachtel aus.
 

Blinzelnd hatte Shizuru verfolgt, wie Natsuki die Kekse für sich gewann und sich darüber zu freuen schien wie ein kleines Kind. Sie konnte nicht anders als ununterbrochen zu grinsen und zu schmunzeln.

Das die Jüngere sich ziemlich bemuttert vorkam, konnte Shizuru sich zwar denken, doch wirklich etwas daran ändern konnte sie nicht. Sie hatte Yohko versprochen auf Natsuki und ihren Fuß aufzupassen und da gehörten so kleine Gefälligkeiten ja auch dazu. Wenn Natsuki schon meinte, sie müsse in der Gegend herumhüpfen, dann sollte Shizuru das ausgleichen indem sie ihr einige andere Dinge abnahm. So eben auch das einräumen der Schränke. Und das die Gakuenchou sich nicht alleine den Fuß verbinden konnte, das sah man auf 10 Meter Entfernung. Das war eben auch einfach eine Blöde Stelle für eine Verletzung. Wobei man ja auch zum nächsten Punkt in Shizurus vollem Kopf kam. Zu der Verletzung wäre es ohne sie gar nicht gekommen und das regte ziemlich viele Schuldgefühle in ihr an, die es nun wieder wett zu machen galt. Und wie, wenn nicht so? Sie fühlte sich schon schlecht genug und wenigstens die Gakuenchou sollte sich mal richtig von allem erholen können... Das war sie ihr nach alle dem einfach schuldig. Zumal sie sich nicht daran erinnern konnte, dass Natsuki schon mal Urlaub gemacht hatte, genauso wenig wie sie selbst.

Da waren sie sich recht einig. Otome sein war ihr Leben.

Schließlich entkam ihr, dank Natsukis Trotzkopf, ein Seufzen und mit einem schnellen Wink hatte sie der Jüngeren die Keksschachtel abgenommen.

"Quitt pro quo... Erst dein Fuß, dann die Kekse", meinte sie dann ungewohnt streng und schwenkte die Hand mit der Schachtel immer hin und her damit Natsuki sie nicht erwischen konnte. Das wirkte im Groben und Ganzen, als würde man mit einer Katze spielen und diese immer wieder einer Maus nachlaufen lassen.

Als Natsuki einfach nicht aufgeben wollte, wollte Shizuru schon andere Seiten aufziehen, als sie plötzlich von der Jüngeren angesprungen wurde und von der Wucht nach hinten umgerissen wurde. Sie landete mit dem Rücken auf dem Bett und Natsuki fand sich auf ihr wieder, immer noch nach den Keksen haschend.

Shizuru blinzelte kurz, reagierte dann aber blitzschnell. Sie ergriff Natsuki an den Schultern, riss sie herum und drückte sie schließlich nieder auf die Matratze, um sich dann auf ihrem Becken rittlinks niederzulassen und von oben herab, runter in ihr Gesicht zu sehen. Demonstrativ hielt sie immer noch die Keksschatel in der Hand. Das alles passierte so schnell, dass man in dem Hauch einer Sekunde kaum reagieren konnte. Vor allem nicht wenn man mit so etwas nicht rechnete und noch dazu einen wehen Fuß hatte.

"Na, na...", meinte sie und fuchtelte mahnend mit dem Finger vor Natsuki herum, welche sie unter sich förmlich festgenagelt hatte, "soll ich dich zu deinem Glück etwa zwingen? Schön, das ist kein Problem.... Ich werde mit Sicherheit nicht zulassen das dir noch mehr passiert weil du so leichtfertig mit deiner Gesundheit umgehst...".

Schon während sie diese Worte sprach, wurde einem klar, dass Shizuru von Schuldgefühlen nur so zerfressen war. Nach außen hin ließ sie sich das zwar nicht anmerken, aber wenn man zwischen den Zeilen las, dann verriet sie sich mit gewissen Gesten immer wieder.

Noch ehe sie dazu gezwungen war den Blickkontakt zu Natsuki wieder aufzunehmen, drehte sie sich auf ihrer Hüfte dann um, so dass sie mit dem Rücken zu Natsuki auf ihr saß und dann begann sie damit, ihren Fuß zu verbinden. Aufgrund von Shizurus Gewicht und ihrem Schenkeldruck, welchen sie auf Natsukis Becken ausübte, war es unmöglich ihr zu entkommen. Es dauerte kaum 3 Minuten, da war es auch schon vorbei und Shizuru drehte sich wieder zu ihr um.

"Siehst du, war doch gar nicht so schlimm... und das nächste Mal lässt du mich das lieber gleich tun, sonst bin ich dazu gezwungen dich an das Bett zu fesseln...", scherzte sie dann, um das ganze etwas aufzulockern.

Sie schenkte dem kleinen Schmollkopf unter sich ein zuckersüßes, unschuldiges Lächeln und zückte dann hinter dem Rücken die Keksschachtel wieder hervor, welche sie öffnete und einen zugeschweißten Keksriegel hervornahm. Diesen öffnete sie und entnahm dann einen der runden Schokocookies, welchen sie der kleineren unter sich dann vor die Nase hielt, damit gegen deren Lippen stupste und um Einlass bat.
 

Dass sie so schnell die Oberhand verlieren würde, damit hatte Natsuki wirklich nicht gerechnet. Vielleicht dass sie die Kekse nicht erbeuten würde, aber sich fest gepinnt unter der Älteren in einer mehr als ungewöhnlichen Position wieder zu finden, nein damit gewiss nicht. Etwas verdattert blinzelten grüne Augen, als sie in das Gesicht über ihr sah. Ihre Haare hatten sich bei der schnellen Wendung aus dem Halt der Haarnadel gelöst und ergossen sich nun wie ein Meer aus Seide auf dem Bettlaken Ein kurzer Versuch sich Aufzurichten folgte, endete jedoch kläglich, als die Jüngere schließlich geschlagen auf der Matratze zurück sank.

„Shizuruuuu~“, ein erneutes Wimmern verließ ihre Lippen, der Protest klar auf ihr Gesicht geschrieben. Das hatte man wohl davon, wenn es einen nach seinen Lieblingskeksen verlangte. Selbst mit ausgestreckten Armen, war es ihr nicht möglich die Schachtel zu greifen, geschweige denn hätte Shizuru dies zugelassen. Diese war klar im Vorteil und Natsuki musste sich die Niederlage Wohl oder Übel eingestehen. Ein leises Seufzen verließ die schmalen Lippen, als sie sich der Behandlung ihres Fußes ergab.

Schweigend hatte sie die Worte der Anderen hingenommen, erkannte den hintergründlichen Klang an Schuldgefühlen, die mit ihnen schwang. Es war das erste Mal an diesem Abend, dass ihr erst wieder richtig klar wurde, warum sie hier waren, warum sie verletzt war. Wie schwer musste wohl die Last sein, die sich ungewollte auf Shizurus Schultern abgeladen hatte? Einen Moment lang betrachtetet sie den Rücken der älteren Frau, spürte wie zarte Hände sich um ihr Gelenk kümmerten, spürte die Fürsorge und Schuld, die dahinter steckte.

„Es…es war nicht deine Schuld…ich hätte besser aufpassen müssen...“, versuchte sie etwas von dem nagenden Gefühl, das Shizuru belasteten musste, zu nehmen. Sie wollte ihr keinesfalls Schuld an ihrem eigenen Zustand geben, zog es keine Sekunde auch nur in Betracht. Die Ältere hatte sie nur schützen wollen, so wie sie es immer tat. Es war ihr eigener sturer Kopf, der sie immer und immer wieder in solche Situationen brachte.

Ehe sie sich versaß, hatte Shizuru sich wieder zu ihr umgedreht, zuckte die sehnsüchtig erwartete Keksschachtel. Ein klein wenig an kehrte das Glitzern in ihren Augen zurück, wurde jedoch schnell überschattet, als sich der Keks vor ihrer Nase sah. Leicht Röte bahnte sich einen Weg auf ihr Gesicht, bei der Vorstellung nun von Shizuru persönlich die versprochene Belohnung gefüttert zu bekommen.

„Mou ich kann selber essen...“, protestierte die Gakuenchou unter einem erneuten Schmollen. Rasch versuchte sie den Keks aus der Hand der Älteren zu schnappen, die jedoch legte auf ein erneutes Katz und Maus Spiel an und zog ihn spielerisch immer wieder weg. Frustriert schnaubte die Jüngere kurz auf, zog die Augenbrauen leicht zusammen. „Na schön….“, murrte sie mehr oder weniger zufrieden, ließ Shizuru ihren Willen.

Schon der erste Biss, ließ alle schlechte Laune über jene Umstände verschwinden. Mit einem glücklichen Ausdruck genoss Natsuki die seltene Süßigkeit, konnte es nicht verhindern die Augen kurz zufallen zu lassen. Nach und nach verschwand der Keks in ihrem Mund, Krümel verteilten sich gnadenlos auf dem Bett und Natsuki selber.

Ganz in das kleine Ritual vertieft, erwartete die Jüngere sehnsüchtig die nächste Ladung Keks, als dieser jedoch ausblieb, zogen sich Augenbrauen von neuem zusammen, irritiert über den plötzlichen Abbruch. Jadefarbene Augen öffneten sich einen Spalt und ehe die Ältere dazu kam ihre Hand zurückzuziehen, umfassten reflexartig ihre Finger das Handgelenk. Warme Lippen schlossen sich im nächsten Moment um eine der Fingerkuppen, schmeckten noch den Hauch von Schokolade, welches Natsuki ein mehr als zufriedenes Geräusch entlockte.
 

Shizurus Brauen hoben sich unweigerlich, als sie die tröstenden Worte der Jüngeren vernahm. Schmerzlich zogen sich diese dann jedoch wieder zusammen und sie wich kurz ihrem Blick aus. Natürlich hätte sie Natsuki das selbe gesagt, doch sie wusste es besser. Es war Shizurus Schuld. Sie hatte einfach nicht gut genug aufgepasst, als sie mit dem Monser gekämpft hatte und hatte wie immer nur an Natsukis Sicherheit gedacht und nicht an ihre eigene. Und dadurch hat sie Natsuki nun nur noch mehr in Gefarh gebracht... alles eine Folge dessen, was mit dem Monster in der Arena passiert war.

Ein Seufzen verließ ihre Lippen, wurde aber gleich wieder von einem zarten Lächeln beschwichtigt, als sie Natsuki dann den Keks fütterte.

Das alles sah zwar eigenartig aus, jedoch hatte das ein hohes Maß an Vertrautheit und das war es, was Shizuru in diesem Moment mehr aufheiterte als alles andere.

Natsuki war ihr einfach unendlich wichtig und sie hatte nicht vor, das Band was zwischen ihnen gesponnen war, von irgendwem oder irgendetwas durchtrennen zu lassen. Sie wusste ohnehin nicht was wäre, wenn das eintreten würde. Um nichts auf der Welt würde sie sich die Dunkelhaarige wegnehmen lassen...

"Schön ahhh~... machen", meinte sie dann schmunzelnd, als sie Natsuki den letzten Brocken des Kekses in den Mund fallen ließ. Nach diesem hielt sie aber inne, um sich das kleine Krümelmonster anzusehen. Keiner würde ihr glauben, dass das die Gakuenchou ist, welche da unter ihr in einem Haufen Krümeln liegt und sich ihres Lebens freut aufgrund von keksen.

Ein schmunzeln überkam ihre Lippen und am liebsten hätte sie sich runtergebäugt und die Krümel von Natsukis Mund geleckt. Über diesen Gednaken schüttelte sie nur den Kopf und griff dann nach einem zweiten Keks, welchen sie aber sich selbst zwischen die Lippen schob und darauf herumknabberte.

Grade wollte sie mit der anderen hand dann noch einen Keks für Natsuki herhaschen, als diese auch schon nach ihrer hand fingerte und ihre Fingerkuppe dann zwischen ihren Lippen verschwinden ließ.

Shizuru weitete die Augen und der halbe Keks fiel ihr förmlich aus dem Mund und landete auf Natsukis Bauch.

Ihr Herz hatte für den Hauch einer Sekunde mit dem schlagenaufgehört und sie starrte Natsuki an wie ein Auto. Sie nuckelte grade nicht wirklich an ihrem Finger herum, oder?

Das eigenartige Kribbeln in Shizurus Finger bestätigte dies aber und sie musste einmal fest Schlucken, ehe sie spürte, wie ihr eine zarte Röte in die Wangenstieg.

Ihr immer noch leicht feuchtes, strähniges Haar, fiel ihr leicht nach vorne ins Gesicht und ihre rubinfarbigen Augen linsten dazwischen hervor, fassten das Gesicht Natsukis in den Blick. Schnell zog sie den Finger zurück, bevor das gefühl in ihrem Magen überhand nahm und griff damit etwas perplex nach einem neuen Keks. Völlig verwirrt griff sie aber erst mal mehrmals daneben, bis sie einen zu fassen bekamund diesen dann zwischen die Lippen der Jüngeren klemmte, ehe sie von ihr runter rutschte, so wie es sich eigentlich gehörte.

Die verdächtige Röte wollte aber einfach nicht aus ihren Wangen weichen und verriet reichlich, was gerade in der Älteren vorgehen musste.

Sie fischte dann den halben Keks von Natsukis Bauch und schob sich diesen unter einigem gekrümeln in den Mund. Ob Natsuki wolh wusste, was sie in Shizuru auslöste, mit jeder noch so kleinen Tat? Ein Seufzen entkam ihr, ehe sie den Kopf leicht schüttelte und sich dann vom Bett erhob.

"Ich komme gleich wieder...", meinte sie nur knapp und verließ dann fast flüchtend das Zimmer, um nach unten zu gehen. Im Wohnzimmer hielt sie inne und orientierte sich erstmal. Anschließend tapste sie dann, im Schlafanzug und barfuß, aus dem Häuschen und watete das kleine Stück zum Strand hinunter, um sich dort einfach in den lockeren Sand zu setzen, dem rauschen des Meeres zu lauschen und sich das Meer anzusehen. Ein seichter Wind erfasste ihr Haar und begann damit seine Spielchen zu treiben.

Wieder seufzte sie, zog die Knie heran und schlang dann die Arme darum. Warum musste das Leben nur so kompliziert sein?

"Mou...", nuschelte sie leise, recht kläglich und schloss dann kurz die Augen.

Irgendwann begann sie dann mit dem Zeigefinger Buchstaben in den Sand zu schreiben und man konnte diesen genau entlesen, worum sich ihre Gedanken gerade drehten... um Natsuki. Schließlich verwischte sie die Buchstaben aber wieder und erhob sich dann. Sie brauchte ein Ventil, wenn sie nicht platzen wollte und diese Einsamkeit eignete sich dafür perfekt. So holte tief Luft, hob die Hände dann an ihren Mund und begann als voller Kehle zu Brüllen: "ICH LIEBE DICH, NATSUKI!!! ES TUT MIR LEID, ABER ICH KANN ES NICHT ÄNDERN!!! ALLES WORAN ICH DENKEN KANN BIST DU... UND DAS JEDEN TAG... JEDE MINUTE MEINES LEBENS!!".

Das wiederholte sie immer wieder und erst zum schluss hin, wurde sie immer leiser... Das man das jedoch vielleicht soga bis ins Haus hätte hören können, daran hatte sie nicht gedacht. Seufzend ließ sie die Hände wieder sinken und musste zugeben, dass dies zumindest etwas geholfen hatte....

Murrend wandte sie sich dann um und trottete zurück ins Haus.

Auch die kleine Nekokami hob den Blick, auch wenn sie ziemlich weit entfernt war. Sie spürte einfach alles, was auf dieser Insel passierte, konnte es aber meistens nicht in Worte fassen.

"Entschuldige, ich war kurz draußen..", mauschelte Shizuru dann nur geschlagen, als sie wieder in das Schlafzimmer zurück kam.

"Ruh du dich am besten aus, ich bin nebenan, falls du was brauchst...", meinte sie dann weiter und schloss die Tür hinter sich, um nach nebenan in das Gästezimmer zu gehen und sich dort auf das Bett zu setzen. Schlafen würde sie eh nicht können...
 

So vertieft darin den Geschmack auf ihrer Zunge zu wahren, registrierte Natsuki ihre Handlung erst gar nicht wirklich. Doch als Shizuru ihr den Finger entsagte, schlugen Augen ganz auf, blinzelten einen Moment bevor sich purer Schock in ihnen widerspiegelte. Was hatte sie eben gerade getan, dass es eine solche Reaktion bei Shizuru auslöste? So gut die Ältere auch den Schein von Röte zu verbergen versuchte, ganz unentdeckt ging er an der Dunkelhaarigen nicht vorbei. Es war zugegeben ein merkwürdiges Bild, denn sie konnte sich nicht erinnern Shizuru irgendwann einmal hätte erröten sehen. Sie schluckte leicht, als Blut ihre Wangen zum Glühen brachte. Hatte sie wirklich gerade...? Natsuki war innerlich so verwirrt über ihr Handeln, über Reaktionen, die ihr Körper meist schon von alleine tätigte ohne jemals den Verstand dabei berücksichtigt zu haben.

So peinlich es ihr auch war sich so gehen zu lassen, musste die Jüngere sich insgeheim eingestehen, dass es ein gutes Gefühl war. Schon allein der Gedanke von Shizurus Haut an ihren Lippen ließ das Rot um einen Ton tiefer werden. Gerade als sie zum Sprechen ansetzen wollte, wurde sie durch den neuen Keks, der sich auf einmal zwischen ihren Lippen befand, gehindert. Es ging alles so schnell und ehe Natsuki, die Zeit hatte überhaupt erst die passenden Worte zu bedenken, war die Aschblonde schon aus dem Zimmer geflohen.

Augenblicklich machte sich ein ungutes Gefühl in ihrer Magengegend breit, zog sich hoch bis in die Lungen und zum Herz. Hatte sie etwas falsch gemacht? Hatte sie Shizuru damit ungewollt überrumpelt? Langsam setzte sich die Gakuenchou auf, klopfte etwas von den übrigen Krümel von Pyjama sowie Bettdecke. Ihr Blick glitt rüber zum Nachttisch auf dem immer noch der Tee stand, so liebevoll zubereitete, wie es Shizuru zu tun pflegte. Natsuki rückte etwas näher ran, fing dann an die beiden Tassen, die neben der Kanne Platz fanden, zu befüllen. Tee war vielleicht keine schlechte Idee im Moment, würde ihren Gedanken vielleicht Klarheit beschaffen. Schlanke Finger umgriffen das Porzellan und hoben es zu ihren Lippen an. Der erste Schluck war wie immer der perfekteste, als das ungute kurzzeitig durch ein wolliges Gefühl ersetzt wurde.

Eine Weile saß sie noch auf dem Bett, immer mal wieder etwas von dem süßlichen Getränk nippend, in Gedanken immer noch bei der Älteren. Sie konnte nicht anders, Shizuru vernebelte ihren Verstand wie keine Andere. Was war es genau was sie fühlte? Diese Zuneigung, dieses Verlangen ihr nahe sein zu dürfen? Sanft fuhr ihr Zeigefinger, die Verziehrungen an der Tasse nach, als sie die Tür immer mal wieder fixierte. Shizuru war schon viel zu lange weg nach ihrem Geschmack und langsam begann sie sich Sorgen zu machen.

Das plötzliche Schreien, was von außerhalb zu kommen schien, ließ sie erschrocken herumfahren. Schnell stellte sie die Tasse auf das kleine Tablett zurück und erhob sich um der Sache nachzugehen, schließlich konnte sie nicht ausschließen, dass der Andere etwas passiert sein konnte. Sie tapste zum großen Fenster rüber, legte die Hand an den Griff der Glastür, die auf den kleinen Balkon hinausführte. Ein kühler Abendwind wehte ihr entgegen, als sie so dünn bekleidet nach draußen trat. Arme schlangen sich automatisch um ihren zierlichen Körper, während sie weiter nach vorne bis an das Geländer ging. Ihre Augen suchten die Umgebung ab, konnten jedoch bei der einbrechenden Dunkelheit nicht wirklich viel erkennen. Einzig alleine der Mond spiegelte sich im Wasser des Meeres wieder, legte einen Schleier auf die sanften Wellen, die dadurch fast geisterhaft wirken.

Noch ein paar Mal vernahm sie die Rufe, blinzelte leicht als sie ansatzweise ihren Namen und ihr schon bekannte Worten hörte. „Shizuru…?“, wisperte sie mehr zu sich selber, zog die Arme noch etwas enger, als eine neuer Wind die mitternachtsblauen Strähnen umherwirbelten. Natsuki schluckte schwer, fühlte sich von Sekunde zu Sekunde schuldiger. Shirzuru liebte sie wirklich, aufrichtig, innständig. Und sie? Sie verhielt sich so als ob ihr die Gefühle der Älteren egal wären, sie ein teuflisches Spiel mit ihr trieb. Dabei wollte sie doch nichts anderes als diese Liebe erwidern. Sie wusste eben nur noch nicht wie.

Seufzend wand sie sich ab, trat wieder in das mehr beheizte Zimmer. Die Tür hinter sich schließend, bekam sie gerade mit, wie Shizuru ebenfalls das Zimmer betrat.

„Shizu-…“, setzte sie sogleich an, wurde jedoch von dieser unterbrochen. Wenige Momente später stand sie wieder allein im Raum, zurückgelassen mit nichts, nicht einmal einer Erklärung. Unsicher ging sie zum Nachttisch rüber, nahm das kleine Tablett mit dem Tee auf. So leicht würde sie nun nicht nachgeben und sie hatte keinerlei Intention für den Rest des Abends die Langweile hier allein tot zu schlagen. Sachte klopfte sie an die Tür des Gästezimmers, öffnete sie nur einen Spalt, dass ihr Kopf hineinlugen konnte.

„Shizuru?“, fragte sie leise in den Raum rein, trat dann doch ohne weitere Worte der Älteren in diesen hinein. Ihr Weg führte sie zum Bett rüber auf dem sie vorsichtig das Tablett abstellte und die unberührte Tasse aufnahm „Dein Tee..“, murmelte sie selbsterklärend, während sie vor Shizuru trat und ihr das Getränk anbot. „Du weißt ich trink nicht gerne alleine…“, ein leichtes Lächeln zeichnete sich kurz auf ihren Lippen ab.

Ihre eigene Tasse dann aufnehmen ließ sie sich neben Shirzuru auf dem doch ziemlich kleinen Bett nieder. Der Blick huschte etwas durch das Gästezimmer, das wirklich alles andere als einladend aussah. „Doch ziemlich klein hier hm…“, nuschelte sie in ihre Teetasse, als sie zu einem erneuten Schluck ansetzte.
 

Shizuru hatte sich auf das Bett niedergelassen und mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Die Arme verschräkten sich vor der Brust und sie schloss die Augen und zog die Beine eng an den Körper. Wie sollte das denn so nur weiter gehen? Sie würde niemals erwarten oder zwanghaft verlangen dass Natsuki ihre Lieb erwiederte... und sie würde damit auch niemals rechnen, doch das änderte nichts an dem Fünkchen hoffnung, welches in ihr aufkeimte und sie ständig an ihe eigenen gefühle erinnerte.

Wie sollte das denn auch werden, wenn sie wirklich zusammen kämen? Sie könnten das auf der akademie doch nicht einfach öffnetlich bekannt geben... Würde es dann für immer eine Geheimnis bleiben? Und wenn der rat das rausfinden würde? Was würde dann wohl passieren? Würde überhaupt etwas passieren? Ein Seufzen entglitt ihren Lippen. Warum machte sie sich darüber überhaupt gedanken? Das war doch unsinnig.... War es verschwendung überhaupt hoffnungen zu hegen? Nein... eigentlich nicht... Natsuki war jeden regelbruch und jede sünde wert, das wusste sie schon immer. Und sie war es auch wert gewesen, dass sie sich so lange mit diesem geheimnis rumgequält hatte... Das sie so lange damit gelebt hatte, ohne das wissen der anderen, obwohl sie so lange und so eng zusammen arbeiteten. Sie wunderte sich auch immer wieder wie sie das all die jahre vor ihr geheim halten konnte.

Seufzend öffnete sie die augen dann wieder und hob den blick, als es klopfte. Sie blinzelte und murmelte ein 'herein'. Es konnte ja auch nur Natsuki sein.

Dennoch hob sie etwas überrascht die brauen und verfolgte ihr tun mit dem Tablett.

Sie konnte nicht anders als das kurz zu belächeln, auch wennes ihr missfiel das Natsuki schon wieder ihren Fuß belastet hatte.

"Ja... ich weiß...", murmelte sie dann leise und nahm die Tasse brav an sich. Sie sah in diese hinein, musterte die dunkle Flüssigkeit und nahm dann einige Schlucke. Ja, es fühlte sich an als wären sie zusammen im Büro, wie sonst immer, wenn sie zusammen Tee tranken... Das war einfach ein geliebtes Ritual, das sie unmöglich missen konnte.

Aufgrund ihrer Aussage ließ sie dann den Blick schweifen. Zuvor hatte sie die Einrichtung gar nicht beachtet, welche tatsächlich etwas schmächtig war, jedoch war sie kein Luxusweibchen und auf materielles legte sie keinen Wert.

"Was brauch ich denn mehr? Tee.. ein Bett... und dich nebenan wissend... das reicht vollkommen", meinte sie dann, lächelte kurz und trank erneut.
 

Ein zaghaftes Schmunzeln bildete sich auf ihrem Gesicht, als sie die Worte Shizurus vernahm. Eine wirkliche Antwort wusste sie ohnehin nicht auf die Frage, wusste, dass sich die Andere immer mit weniger zufrieden gab. Kurz hob sie die Schultern nach oben, zeigte damit ihre Ahnungslosigkeit.

Natsuki selber musste zugeben, dass ihr diese Dinge nicht ausreichen würden. Nun das Zimmer an sich vielleicht schon, auch wenn sie es lieber immer etwas mehr geräumig hatte, sie war es einfach gewohnt in großen Räumen zu arbeiten und zu wohnen. Aber Shizuru nur neben an wissend, dass konnte sie sich im Moment bei besten willen nicht vorstellen. Seit den Ereignissen in der Arena, der folgenden Nacht, wollte die Dunkelhaarige sie am liebsten nie wieder aus den Augen lassen, bangend darum sie könnte noch mehr verletz oder ausgenutzt werden.

"Du kannst immer noch rüber kommen wenn du möchtest...", legte sie den Vorschlag sich das Zimmer mit Shizuru zu teilen, vorsichtig von neuem auf den Tisch. Ihr Blick sank in ihren Schoß, in dem mittlerweile die leere Tasse ruhte und von ihren Händen immer noch fest umfasst wurde. Sie wusste, dass Shizuru nur ihr Bestes wollte, aber tat sie das wirklich, wenn sie sich von ihr fern hielt? Würde sie wirklich Ruhe finden, wenn ihre Gedanken doch immer wieder zu der Person abdriften würden, die ihr so nah und doch so fern war?

Leicht hob sie den Blick, bis Smaragd in Kontakt mit Rubin kam, schenkte der Älteren ein sanftes Lächeln. „Ich…“, setzte sie sachte an, holte einmal tief Luft bevor sie weiter sprach. „Ich werde nicht schlafen können….“, murmelte sie eher die letzen Worte, der Blick schon lange nicht mehr so sicher wie am Anfang, als sie das kleine Detail preisgab.

Es klang fast wie eine Notlüge, Shizuru irgendwie dazu zu bewegen, bei ihr zu bleiben, dennoch war es nichts weiter als die Wahrheit. Sie würde wirklich kein Auge zutun, soviel war sicher. „Weißt du die neue Umgebung und naja….“, verlegen strich sie sich eine vorgefallene Haarsträhne hinter ein Ohr. „….da ist es beruhigender etwas Bekanntes bei sich zu haben, das einem Sicherheit vermittelt und ehm…“, Wort für Wort suchte sie sich einen Weg um die Erklärung, empfand es schwierig nicht mehr preiszugeben, was sie eigentlich wollte.

Natsuki hielt inne, wusste eh nicht mehr, was sie weiter sagen wollte oder sollte.

Langsam erhob sie sich vom Bett, stellte ihre Tasse auf dem Tablett ab und streifte einige Schritte in den Raum hinein. „Ich meine du musst natürlich auch nicht, ich verstehe das schon mit dem Fuß und…mou…“, ein kurzes Arme Wedeln hätte wohl ihre derzeitige Hilflosigkeit am besten ausgedrückt. Soweit ließ die Dunkelhaarige es jedoch nicht kommen, griff lieber zur Klinge der Tür. Es hatte wohl keinen Sinn, sich weiter mit irgendwelchen Worten lächerlich zu machen, die Ältere womöglich noch am Ende zu stören in ihrer Ruhe. Sie blieb mit dem Rücken zu Shizuru stehen, hielt noch einen Moment inne. „Gomen wenn ich dich eben verstört haben sollte, ich..ich hab mich wohl hinreißen lassen…von dem Geschmack“, entschuldigte sie sich nun doch für die peinliche Aktion vor ein paar Minuten. Einen kurzen Blick warf sie noch über die Schulter bevor die Tür mit einem sanften Klick wieder ins Schloss fiel.
 

Die Ältere versank leicht in dem tun mit der Teetasse, bis sie diese leergetrunken hatte und ihr Blick dann wieder zu Natsuki fand, welche insgeheim um Shizurus Nähe bat. Sie legte den Kopf leicht schief und blinzelte. Das fand sie ja schon ziemlich süß... Und es schmeichelte ihr auch, dass die Jüngere sich nach alle dem noch ihre Nähe wünschte. Sie schloss kurz die Augen, stellte die tasse weg und faltete dann die Hände im Schoß, um etwas zu sagen. Jedoch hatte Natsuki sich dann auch schon erhoben, noch einige Dinge gesagt und dann auch schon das Zimmer verlassen.

Sie blinzelte etwas verwirrt und sah ihr nach. Was war das denn grade?

Shizuru schüttelte leicht den Kopf und musste dann schmunzeln. Irgendwie war das ja niedlich... auch wenn Natsuki das wohl nicht wusste.

Immer wieder musste sie lächeln, musste damit aber vorsichtig sein, da sie nicht wollte dass Natsuki sich ausgelacht fühlte oder so.

Eine Weile starrte sie dann auf die geschlossene Tür, lauschte wie natsuki nebenan das Zimmer betrat. Anschließend erhob sie sich dann und packte sich ihr Kissen. Sie verließ mit dem Kissen im Arm ihr Zimmer und stellte sich vor die Tür Natsukis. Dort schob sie sich dann noch die rechte Seite des Pyjamas von der Schulter und stand nun genauso vor der Tür, wie natsuki damals als sie darum bat, bei Shizuru schlafen zu dürfen.

Sie klopfte leise an und öffnete die Tür dann, um reinzutapsen wie ein kleines Kind.

"Darf....darf ich bei dir schlafen?", fragte sie dann leise, um Natsuki an damals zu erinnern, an genau diese Szene, die Shizuru da gerade nachstellte.

Sie konnte das bettelnde gesicht aber nicht lange so halten, bis sie anfangen musste zu schmnzeln.

Sie schloss die Tür hinter sich und krabbelte dann einfach zu natsuki unter die Decke.

Shizuru fackelte nicht lange, löschte alle Lichter aus und kuschelte sich dann an Natsuki, weobei sie die Arme um deren Bauch schlang und den Kopf an ihrer Brust vergrub. Sie sagte nichts dazu sondern verharrte einfach so und wartete was passierte....
 

Wieder im Schlafzimmer angelangt, tapste Natsuki mit hängenden Schultern Richtung Bett, hielt auf dem Weg noch einmal kurz inne als etwas anderes ihre Aufmerksamkeit erhaschte. Der Mond, so prachtvoll und leuchtend er am Himmel stand, schien genau zum Fenster hinein. Sanfte Strahlen durchfluteten das Zimmer, erzeugten merkwürdige bis hin zu phantasievollen Schatten an Wänden und Boden, die von der kleinen Lampe auf dem Nachttisch noch ergänzt wurden.

Benommen von der Schönheit der Nacht, trat die Dunkelhaarige einen Moment ans Fenster heran, legte den Kopf leicht schief, als sich ihr Blick in der runden Kugel am Firmament verlor. Ein leises Aufatmen folgte, nachdem sie die Augen geschlossen hatte. Wenn sie schon nicht schlafen sollte, so konnte sie wenigstens den Mond beobachten. Sie beließ deshalb die Vorhänge, wanderte schließlich rüber zu dem großen Bett. Schnell die Keksschachtel und die Wasserflasche am Boden beiseite räumend, schüttelte Natsuki die Decke noch etwas aus, in der Hoffnung die letzten Krümel damit aus der weichen Ruhestätte verbannt zu haben.

Wenige Sekunden später befand sie sich unter den dünnen Stoff, der viel zu kühl auf ihrer Haut wirkte. Die Beine leicht anziehend und zu einem kleinen Knäuel zusammenrollend, drehte sie sich auf die Seite, behielt den Blick stetig zum Fenster hinaus, machte sich nicht einmal die Mühe die kleine Lampe noch auszulöschen.

Sie hoffte schon nicht mehr damit, dass sich Shizuru die Sache überlegen würde. Die Jüngere musste sich wohl mit dem Gedanken abfinden, ein paar schlaflose Nächte zu verbringen, ehe sie sich an die ganze neue Situation gewöhnt hatte. Träge ließ sie die Lider sinken, versuchte sich zumindest etwas zu Entspannen, in Gedanken, dass sie der Schlaf vielleicht doch irgendwie und -wann einholen würde. Zuerst vernahm Natsuki das leise Klopfen gar nicht, dachte es wäre nur ein übler Streich, den ihr ihre Ohren vorspielen würden. Als sich die Tür jedoch dann öffnete, hob sie leicht den Kopf, wirkte mehr als überrascht, als sie die Ältere im Türrahmen entdeckte. Die nachfolgenden Worte kamen ihr so bekannt vor und sie wusste mit einem Schlag, an was sie sie so sehr erinnerten. Ein zartes Lächeln umrahmte ihre Lippen, formte sich ebenfalls zu einem Schmunzeln, als Shizuru kläglich scheiterte sie in jener besagten Nacht zu imitieren. Ihr Herz tat einen Hüpfer, fühlte sich erleichtert gleichzeitig so gerührt darüber, dass die Andere sich an einen solchen gemeinsamen Moment erinnern konnte, als wäre er erst gestern gewesen Noch ehe sie dazu kam ihre Zustimmung auszusprechen, schlüpfte Shizuru unter die Bettdecke, wand sich noch kurz zu der kleinen Lampe um das restliche Licht auszulöschen. Natsuki nutzte den Augenblick um sich selber umzudrehen, sich der Aschblonden komplett zuzuwenden. Vielleicht würde die Nacht doch nicht so schlimm werden, schließlich war Shizuru in gewisser Weise ein Garant dafür. Dunkelheit umhüllte den Raum, nur noch die seichten Mondstrahlen erhellten ihn wie schon zuvor. Nicht gefasst auf die Arme die sich um sie zogen, der Körper der sich an den ihren presste, versteifte sich die Jüngere kurz, weitetet die Augen einen Takt mehr als üblich. Doch schnell ergab sie sich der Umarmung Shizurus, ließ die angespannten Muskeln locker. Vorsichtig fanden auch ihre Arme den Weg um den Körper der Älteren, eine Hand legte sich sanft im Nacken ab, Finger gruben sich in den Haaransatz und fingen abwesend kleine Kreise dort zu ziehen.

Die Jüngere verharrte ebenfalls in der Position, ein zufriedener Ausdruck zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Es fühlte sich einfach sehr viel besser an Shizuru so nah bei sich zu haben, als einige Meter ein Zimmer weiter entfernt. Ein leises „Danke“ wisperte sie in das Ohr, was ihrem Mund am nächsten war, wusste nicht einmal selber wofür sie sich alles bedanken sollte. Der erste Grund war wohl, dass Shizuru doch ihrem Wunsch nachgekommen war und nun bei ihr blieb, der Rest war Natsuki im Moment gleichgültig. Morgen war schließlich auch noch ein Tag sich darüber Gedanken zu machen.
 

Shizuru hielt sich recht geduckt und drückte ihr Gesicht so eng an Natsukis Oberkörper wie nur irgend möglich. Jedoch tat sie das nicht nur wegen ihrer Nähe, sondern auch damit Natsuki ihr nicht ins Gesicht sehen konnte und umgekehrt. Sie wollte nicht in ihrem Gesicht erkennen müssen das ihr das vielleicht missfiel oder etwas ähnliches.

Erst als Natsuki die Umarmung dann erwiderte, fiel Shizuru ein Stein vom Herzen und sie ließ etwas locker aus ihrer verkrampften Haltung.

Nur ganz ganz langsam hob sie den Kopf dann, um der Jüngeren ins Gesicht zu sehen. Das ging jedoch nur ganz schemenhaft, da es ja recht dunkel war, bis auf das zarte Mondlicht das ins Zimmer fiel.

Wieder stieg ihr der Geruch Natsukis in die Nase und nahm diese sofort wieder für sich ein. Sie schluckte sachte und vergrub den Kopf dann wieder an dem Pyjama der Dunkelhaarigen. Als diese sich dann auch noch bedankte, musste Shizuru lächeln und umfasste sie etwas fester. Sie wollte eigentlich sagen, dass es nicht der Rede wert war und sie sich nicht bedanken müsse, jedoch kam nichts weiter über ihre Lippen als ein eigenartiges gegurgel, das man auch als leises Schnurren hätte deuten können.

Ihre Nähe und die Erschöpfung des Vergangenen, lullten sie dann langsam aber sicher ein und übermannten sie mit Schlaf noch ehe sie sich versah.

So verbrachte sie die Nacht mit erholsamen Schlaf und ließ nicht eine Sekunde ab von Natsuki. Sie hatte sie umklammert wie ein kleiner Koalabär sein Muttertier und selbst im Tiefschlaf spürte sie jede Regung des schlanken Körpers und zog ihre Arme immer wieder fester zu, als wären sie Schraubzwingen.

Bis zum frühen Morgen blieb die Nacht ruhig und unspektakulär, dann aber setzten Alpträume ein und schon eine Stunde später, so gegen Acht Uhr, erwachte sie dann und das erste was sie direkt vor sich hatte, war das schlafende Gesicht Natsukis.

Ihr Herz tat sich auf und eine ganze Weile lag sie einfach nur da und betrachtete das Gesicht, was sie so ins Herz geschlossen hatte. Sie hob die Hand und begann kleine Kreise auf ihren Wangen zu ziehen. Allerdings nur hauchzart und übervorsichtig. Als Natsuki dann die Nase kraus zog, zog sie die Hand blitzartig zurück und entschied sich dann lieber aufzustehen und sie noch etwas schlafen zu lassen.

Ganz langsam entwich sie der Umarmung Natsukis und rutschte dann vom Bett runter. Als sie Boden gefasst hatte, erhob sie sich und beugte sich noch mal runter um die Decke über Natsukis Schultern zu schieben, kurz zu Lächeln und sich dann aus dem Zimmer zu entfernen. Die Tür aber ließ sie angelehnt, falls was wäre.

Shizuru reckte sich und sofort sah sie schon erste Sonnenstrahlen, die das Wohnzimmer einzunehmen versuchten. Ein entspanntes Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen, ehe sie sich dann nach unten begab und hinter der Küchenzeile anfing, Frühstück zu machen.

Das ganze dauerte etwa eine halbe Stunde, dann hatte sie alles auf einem Tablett zusammengestellt und war damit schon wieder auf dem Weg nach oben. Allerdings war sie dazu gezwungen das Tablett vor der Tür abzustellen, da es in dem anderen Zimmer zu klingen begann. Sie betrat das Büro und sah auf dem Monitor der Videotelefonanlage Yohkos Gesicht. Sie lächelte kurz und nahm den Anruf dann an.

Die Ärztin erkundigte sich nach dem Wohlergehen beider und auch nach Natsukis Fuß. Das ganze Gespräch dauerte etwa zehn Minuten, dann legte sie wieder auf. Shizuru dachte kurz über etwas nach, seufzte und dann verließ sie das Büro wieder um das zu tun, was sie vorgehabt hatte. Sie ging rüber, nahm das Tablett wieder auf und betrat das Schlafzimmer. Das Tablett fand Platz neben dem Bett, während sie die Vorhänge aufzog und Licht in das Zimmer ließ.

„Aufwachen, Schlafmütze!“, war ihr liebevoller Weckruf dann, ehe sie das Tablett wieder aufnahm und auf dem Bett abstellte, damit der Geruch die Nasenflügel der Jüngeren erreichte.
 

Lange noch hatte Natsuki wach gelegen, fühlte sich kein Stück müde, was sicherlich auch an den diversen Erholungsphasen lag, die sie am Tage zwischendrin eingelegt hatte. Die Finger kraulten währenddessen zärtlich den Nacken der Älteren weiter, bis diese langsam ins Reich der Träume abzudriften begann. Die Jüngere belächelte die leisen Geräusche, die so sehr dem Schnurren einer Katze glichen, nahm es als positiv hin, dass sich Shizuru sichtlich wohl fühlte.

Es war unbeschreiblich wie sehr sich ihr Empfinden in der Nähe der Anderen änderte. Gut es gab Zeiten in ihrem Leben, da konnte sie vor Verlegenheit, Shizuru nicht einmal richtig in die Augen blicken, reagierte sensibel auf jeglichen physikalischen Kontakt. Hierbei war es zu einem kleinen Teil nicht anders, stieg ihr wegen des festen Klammergriffs der Älteren, eine hauch

zarte Röte auf die Wangen, war froh, dass die Dunkelheit dies verbarg. Doch so schnell diese kam, ging sie auch wieder, das klopfende Herz beruhigte sich und Natsuki konnte sich fallen lassen. Fallen lassen in die Arme der Person, die ihr Sicherheit vermittelte, die ihr schon immer auf eine Weise Liebe gespendet hatte.

Die Nacht blieb sonst sehr ruhig für die Dunkelhaarige, da sie, vielleicht zu ihrem Glück, einem traumlosen Schlaf verfallen war. Auch die eingeschränkte Bewegung, durch die enge Umarmung, schien sie nicht zu stören, neigte sich eher noch mehr dem Körper der Älteren entgegen. Sie neigte sich selbst der sanften Liebkosung ihrer Wange hin, als ob sie den Kontakt regelrecht suchen würde.

Erst als der Morgen ihr Shizuru entriss und damit die angenehme Wärmequelle, fühlte sich die Jüngere im Schlaf gestört, der mit der Veränderung auch nicht mehr so tief war. Ein kurzes Geräusch des Protests erfüllte ihre Kehle, bevor sie sich zusammenrollte, die Beine an den Oberkörper zog und die Decke etwas fester umklammerte. So genoss Natsuki noch ein wenig die Ruhe, die ihr gegönnt wurde, fühlte sich nicht einmal danach, als ob sie in den nächsten Minuten aufwachen wollte. Der schnelle Helligkeitswechsel, beim Aufziehen der Vorhänge und der Weckruf Shizurus, rissen sie jedoch aus dem sanften Armen des Schlafes.

Ein kurzes Murren entwich ihr, als die Sonne sich auch noch auf dreiste Weise erlaubte ihre Strahlen direkt auf das Bett zu lenken. Augenbrauen zogen sich zusammen, die geschlossenen Augen kniff Natsuki noch ein wenig fester zu.

Wenn sie an der Akademie gewesen wäre, dann hätte sie sicherlich nicht lange gefackelt, wäre schon auf den Beinen, bevor die Sonne überhaupt die Gelegenheit gehabt hätte sie zu blenden. Doch nun war sie im Urlaub sozusagen, auch wenn es immer noch ein ziemlich befremdlicher Gedanke war. Wozu dann überhaupt aufstehen, wozu dem neuen Tag entgegensehen, wenn er doch so ganz anders im Gegensatz zu ihrem bisherigen Leben war? Kaum eine Nacht vergangen und sie wollte wieder zurück, hatte in gewisser Sehnsucht nach dem Bekannten.

Schließlich tastete Natsuki nach der Decke, schlug diese dann mit einem Mal über den Kopf um sich vor den morgendlichen Sonnenstrahlen zu schützen. Nur noch vereinzelte Haarspitzen lugten unter dem dünnen Stoff hervor. Unverständliches Gemurmel kam von Seiten der Gakuenchou, protestierende Laute, dass es zu früh sei und nun auch viel zu hell im Zimmer.

Verräterisch knurrte ihr Magen, als er den Duft des Frühstücks vernahm. Natsuki zog sich augenblicklich enger zusammen, wollte dem Verlangen nicht nachgeben, das sich mehr und mehr in ihr breit machte.
 

Die ältere hob die Brauen, als das Frühstück erst mal unberührt blieb und Natsuki sich zu alle dem auch noch unter der Decke einkugelte, um dem Morgen zu entkommen.

Sie legte den Kopf schief und wartete noch zwei Minuten. Als dann aber immer noch nichts passierte, nahm sie das Tablett wieder vom Bett und stellte es daneben auf den Boden.

„Gakuenchou... was soll das denn werden? Wollen wir heute den ganzen Tag im Bett verbringen?“, fragte sie mit einem zarten Schmunzeln, sprach sie absichtlich mit diesem Titel an, damit sie sich ihres Amtes nicht allzu sehr enthoben fühlte. Es ist ja auch nicht auf Dauer...

Ein erneutes Schmunzeln, während Shizuru sich leicht grübelnd ans Kinn tippte und dann auf allen Vieren auf das Bett kabbelte. Wie ein kleines Kind ruckelte sie dann etwas an Natsuki herum und umgarnte sie wie eine kleine Katze, die ihr Frauchen wecken wollte um gestreichelt zu werden bzw. gefüttert zu werden.

„Na-tsu-ki...“, säuselte sie dann weiter und versuchte es schließlich unter der Decke, indem sie darunter kroch und im Dunklen an sie heranrobbte.

Ärgernd kraulte sie ihr dann etwas am Rücken herum und versuchte weiterhin sie vom Aufstehen zu überzeugen. Immerhin war der Tag schön und man konnte doch eine ganze Menge machen, auch wenn das nicht viel mit der Arbeit einer Gakuenchou zu tun hatte. Man konnte doch aber einiges erkunden... Natsuki hatte doch bestimmt schon mal an Urlaub gedacht... Hatte sie da denn keine Pläne dafür, was sie in einem solchen gerne tun würde?

Als dann nach zehn Minuten Kampf immer noch nichts geschah, krabbelte Shizuru wieder unter der Decke hervor und setzte sich auf die Bettkante.

Sie seufzte und sah dann runter auf das Tablett.

Dann sollten jetzt eben andere Seiten aufgezogen werden. Sie musste die junge Gakuenchou wohl zu ihrem Glück zwingen.

Also beugte sie sich runter und nahm eines der warmen Croissants, brach ein Stück ab und tunkte dieses in Erdbeermarmelade. Anschließend schob sie sich das trockene Ende zwischen die Lippen und krebste damit wieder unter die Decke, dieses mal aber auf der anderen Seite, zu Natsukis Gesicht hin.

Im Dunkel unter der Decke tastete sie dann erst mit den Händen nach Natsukis Gesicht, ehe sie sich mit dem Croissant im Mund, den Lippen Natsukis näherte und damit schließlich gegen deren Lippen stieß, wie eine Vogelmama die ihr Junges füttern wollte.
 

Der Vorschlag klang gar nicht so abwegig in Natsukis Kopf, vielleicht würde der Tag so schneller rumgehen und sie müsste sich nicht so viele Gedanken machen. "Mou...", kam nur eines der vielen wimmernden Laute über ihre Lippen, als Shizuru sie anfing mit anderen Methoden aus dem Bett zu quälen. Die Frau hatte wirklich Nerven, dachte die Dunkelhaarige bei sich, rollte sich noch enger zusammen, wie ein kleiner Welpe bei seiner Mutter.

Der unerwartete Kontakt an ihrem Rücken, die zarten Finger, die ihre Wirbelsäule entlang strichen, fühlten sich wie ein elektrischer Schlag an. Überrascht zuckte sie unter einem leisen Quieken weg, in der Hoffnung den Händen der Älteren entfliehen zu können. "Shi-Shizuru!", klang es kläglich im nächsten Moment unter der Decke hervor und auch wenn man es nicht sah, so hatte Natsukis Gesicht schon wieder die doch so bekannte Farbe angenommen.

Als Shizuru jedoch dann wieder unter der Decke hervor kroch, fühlte sich die Gakuenchou schon fast wieder in Sicherheit. Doch nur fast, denn sie wusste, dass die Ältere ihr Vorhaben wohl nicht so schnell abbrechen würde. Ein wenig bangend, welchen nächsten „Angriff“ sie wohl zu erwarten hatte, klammerten sich ihre Finger etwas fester um die Decke, so als ob es ihr einziger Schutz im Moment wäre. Vielleicht sollte sie sich doch erbarmen und aufstehen, dann musste sie zumindest nicht diese, doch eigentlich, so süße Qual länger durchmachen.

Kurz hielt sie den Atem an, als sie merkte wie Shizuru erneut zu ihr unter die Decke kam, wagte es nicht die Augen auch nur ansatzweise zu öffnen. Der Duft von Frühstück stieg ihr erneut in die Nase, als die Decke gehoben wurde, drang nun mehr denn je in ihren Verstand ein. Unwillkürlich musste sie schlucken, als sich Appetit rege zu steigern begann.

Ein erneutes Zucken durchfuhr ihren Körper, während warme Finger ihr Gesicht umgriffen, sie sich etwas in die Berührung hineinlehnte. „Shizuru?“, murmelte sie leise, unsicher darüber was diese mit ihr vorhatte. Die Hände der Dunkelhaarigen fanden einen Weg an Shizurus Unterarme, klammerten sich regelrecht daran fest, während grüne Augen sich nur einen Spalt breit öffneten.

Der Geschmack, der im nächsten Moment ihre Lippen streifte, war angenehm süß, entfachte nur weiter das nagende Hungergefühl. Verlangend drang ihre Zunge hervor, leckte die Tropfen der süßen Marmelade von ihren Lippen. Ein genießerisches Schnurren drang aus Natsukis Kehle hervor, bevor sie auch den Croissant Zipfel für sich eroberte. Dabei mehr oder weniger bedacht, streiften ihre Lippen die der Älteren, legten sich für Sekunden auf diese wie ein Siegel. Fast wie ein Versehen, so unschuldig, wirkte diese Tat. Die Gakuenchou kannte auch diesen Geschmack, wusste augenblicklich, dass er nur einer Person galt. Sanft behielten ihre Lippen die Unterlippe der Älteren noch für einen Moment gefangen, versuchten, so lange es ihnen möglich war, sich das Gefühl einzuprägen. Als Natsuki allerdings klar wurde, was sie eigentlich tat, öffneten sich ihre Augen erschocken, unterbrach den Kontakt indem sie die Decke von sich warf und aufsetze. Etwas schwerer wirkte ihr Atem, als Blut rasant schnell in ihre Wangen schoss, sie so rot wie eine Tomate werden ließ.

Wach war sie nun mit Sicherheit, daran war kein Zweifel. Verlegen wand sie den Blick kurz ab, Finger krallten sich in die Bettdecke. Ihre Lippen kribbelten noch verdächtig von dem Kontakt, den sie eben mit Shizuru teilen konnte.
 

Das Herz Shizurus befreite sich fast aus seinen Fugen, als Natsuki begann den Croissant von ihren Lippen zu essen. Sie schluckte und hatte das Gefühl, dass ihr Herz jeden Moment explodieren würde. Um dem vorzubeugen, schloss sie ihre Augen und versuchte, sich nicht auf dieses sehnsüchtig erwartete Gefühl einzulassen.

Dieser plan wurde ihr aber gründlich versaut, als Natsuki nun ihre Lippen streifte und länger als nötig von ihrer Unterlippe kostete. Ein Schauer überrannte ihren Körper wie eine Lawine und hinterließ auf jeder Faser ihrer haut eine dicke Gänsehaut.

Sie erschauderte merklich und als Natsuki dann abließ und sich ruckartig aufsetzte, wurde ihr richtig schwindelig.

Auch ihr Gesicht war so rot wie ein kochender Teekessel und ihr war so heiß, als käme sie geradewegs aus der Sauna. Ein erneutes schlucken, dann setzte auch sie sich auf, richtete kurz ihr Haar und schob die Beine dann aus dem Bett. Shizuru musste feststellen, das diese mehr als nur weich waren und schon schwankte sie einmal kurz aus, als könne sie nicht richtig gehen. Sie räusperte sich aufgrund dieser peinlichen Tatsache und ging dann zu dem Tablett. Dieses nahm sie wieder auf und stellte es über Natsukis Beine aufs Bett, damit sie besser dran kommen konnte.

Noch ein hüsteln, dann hob sie den Blick, etwas scheu, in Natsukis Gesicht, um sich in deren Augen zu verankern. Das Kribbeln auf ihren Lippen machte sie fast wahnsinnig.

„Ich hoffe... du bist hungrig...“, meinte sie und deutete dann mit dem Blick auf das, was sie dort alles auf das Tablett gezaubert hatte. Croissants, Brötchen, Marmelade, Rührei, Saft, Obst und frischer Tee, hatten sich auf diesem breit gemacht.

Sie kannte Natsuki schon so lange und wusste, was diese Morgens wieder auf den Damm bringen würde und ihr dabei half, auf die Beine zu kommen.

Ein etwas scheues Lächeln formte sich, ehe sie dann das angebrochene Croissant aufschnitt und es mit Butter und Marmelade garnierte, um es Natsuki dann vor den Mund zu halten. Die Aktion eben ließ nämlich darauf schließen, dass die Jüngere einem Marmeladencroissant nicht abgeneigt war.. ganz und gar nicht. Eher im Gegenteil... und diese Tatsache brachte die Ältere dazu, sich kurz zu räuspern.

Auch sie nahm sich nun etwas von den geschnittenen Obststückchen und begann davon zu essen. Vitamine konnten gewiss nicht schaden und Shizuru hatte ohnehin sonst immer nur gegessen, wenn es mal gerade gepasst hatte. Ansonsten verzichtete sie immer gerne auf Frühstück und Abendessen und verkostete sich nur zu Mittag. Essen war lästig und kostete wertvolle Zeit... Heute aber, war das irgendwie was anderes.

„Hast du... wenigstens gut geschlafen?“, fragte sie dann leise, um die entstandene Stille zu durchbrechen.
 

Es dauerte einen Moment bis sich die Jüngere wieder etwas gefasst hatte, war erleichtert darüber, dass es Shizuru anscheinend nicht besser ging. Sie zog eine Augenbraue leicht hoch, als diese vergeblich versuchte ihre Haltung wieder zu erlangen. Doch beide Frauen wussten wohl, dass das unschuldige Versehen, mehr ins Rollen gebracht hatte als erwartet. Natsuki war froh um die Ablenkung mit dem Frühstück, war froh, dass Shizuru nicht weiter nachhakte, ihre Taten hinterfragte.

Ihr Blick glitt über das Tablett, was reichlich am Essen gedeckt war. Ein zartes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie sich ihr Haar etwas nach hinten strich, das durch die Nacht mehr als wirr abstand. Shizuru würde wohl immer nur das Beste für sie akzeptieren, selbst wenn es um solche Kleinigkeiten wie Frühstück ging.

„Bei dem Anblick kann einem nur hungrig werden...“, deutete sie dann sanft auf das Essen beziehend an, ließ ihre Augen etwas länger auf Shizuru weilen, war sich dessen nicht bewusst, wie sehr ihre Worte doch zweideutig klangen.

Schließlich wand sie den Blick wieder zum Tablett und griff aus Gewohnheit zuerst zu einen der Tasse, befüllte sie mit Tee. Dampfend verteilte dieser sein Aroma in der Luft, während die Jüngere die Tasse an ihren Mund führte. Da er noch viel zu heiß war, setzte Natsuki nur kurz zum Trinken an, was eher in einem kläglichen Schlürfen endete.

Blinzelnd blickte sie auf das Croissant, was ihr die Ältere anbot. Sie löste eine Hand von der Teetasse und nahm es mit einem kurzen „Danke“ und fast scheuen Lächeln an. Die nächsten Momente waren mit Essen erfüllt, die Stille wurde nur durch das entfernte Rauschen des Meeres unterlegt. Erst als Shizuru die Stille komplett durchbrach, blickte die Jüngere von ihrem Essen auf, schluckte bevor sich ein breites Schmunzeln auf ihren Lippen abzeichnete.

„Bist du der Meinung warst aufstehen zu müssen, schon...“, ließ sie ehrlich verlauten, als ob es das Alltäglichste wäre und legte den Kopf für einen Bruchteil einer Sekunde schief. Dann schnappte sich einige von den Weintrauben und fing an sie spielerisch in die Luft zu werfen um sie im nächsten Moment wieder mit dem Mund aufzufangen. Man musste Essen ja schließlich nicht immer nur todernst nehmen, es hatte auch seine spielerischen Seiten, die die Jüngere damit ziemlich offen an den Tag legte.

Die Gakuenchou schließlich genug hatte und ihr auch die „Munition“ ausgegangen war, schweifte ihr Blick kurz zum Fenster rüber, genoss nun regelrecht die warmen Strahlen, die sie vorher so gestört hatten, auf ihrer Haut. Es würde ein wirklich schöner Tag werden, der blaue Himmel, der nur ein paar kleine Wölkchen beherbergte, war Beweis genug dafür. Vielleicht konnten sie heute ja etwas die Umgebung erkunden, denn nur im Haus herumzusitzen hatte Natsuki nicht im Sinn. Vielleicht würde sich bei Gelegenheit ein längerer Aufenthalt am Strand ergeben, vielleicht selbst da Baden im Meer, sollte es warm genug sein.

Die Jüngere hob die Arme über den Kopf und reckte sich etwas, ihre Augen fielen dabei schließlich wieder auf Shizuru. „Was machen wir heute so…mit unseren vielen freien Zeit...?“, fragte sie ziemlich unschuldig nach, als ob sie nicht einmal einen Hauch an Gedanken daran verschwendet hätte. Sie musste ja gleich nicht mit der Tür ins Haus fallen und ihre ganzen Ideen und Wünsche einfordern, vielleicht hatte die Ältere ja auch ein paar nette Beschäftigungsmöglichkeiten im Repertoire.
 

Die Stille die zum Frühstück hin eingekehrt war, war nicht so unangenehm wie sonst, wenn auch noch etwas argwöhnisch. Immer wenn es still wurde, wurde man unnötig daran erinnert, was noch alles offen und ungeklärt im Raume stand. Doch zu gewissen Gedanken konnte man sich einfach nicht zwingen und auf die schnelle Lösungen oder Kompromisse konnte man auch nicht finden. Also war es vielleicht besser, erst mal alles ein wenig ruhen und sacken zu lassen, auch wenn man so das Gefühl weiterhin aufrecht erhielt, wie ein Huhn auf der Stange zu sitzen.

Shizurus Blick haftete beim essen zwar auf Natsukis, jedoch schien er sich in ihrem Gesicht zu streuen und es wirkte so, als würde sie durch sie hindurch sehen und ganz in Gedanken versunken sein.

Völlig vertieft darin, griff sie immer mal wieder nach ein paar Happen und setzte auch so ihren Tee an die Lippen um davon zu trinken. Die ersten Worte Natsukis erreichten zwar ihr Ohr, doch nicht ihr Hirn. Erst nachwenigen Minuten schüttelte sie dann perplex den Kopf und blinzelte, als ihre Worte durchgesickert waren.

Sofort wurde sie an das erinnert, was sie eigentlich geplant hatte und auch an den Grund dafür, der an diesem tag fest gemacht war, so wie jedes Jahr.

Eigentlich hatte sie das ganze schon vor Wochen ganz anders geplant gehabt, doch aufgrund der Vorkommnisse und ihrer jetzigen Situation, war sie dazu gezwungen worden umzudisponieren und sich den Gegebenheiten anzupassen... Immerhin war heute, genau wie jeden 15. August der letzten Jahre, Natsukis Geburtstag. Von dieser aber wurde er immer wieder gern vergessen oder verdrängt, doch niemals von Shizuru.

Viele wussten um dieses Datum auch gar nicht, da Natsuki mit Glückwünschen, Geschenken oder gar Feiern nichts anzufangen wusste und sie es so vermeiden wollte, das man sie an diesem Tage anders behandelt als sonst.

Für Shizuru aber war dieser Tag etwas besonderes. Nicht nur, dass Natsuki Geburtstag hatte, sondern auch das sie sich einen Tag davor kennen gelernt hatten.

Damals waren sich die beiden Mädchen völlig fremd, doch irgendwie hatte Shizuru rausbekommen, dass Natsuki einen Tag nach ihrer Aufnahme in die Akademie, Geburtstag hatte und hatte ihr sogar ein kleines Geschenk gemacht. Sie war die erste gewesen, die Natsuki jemals etwas geschenkt bzw. an ihre Geburtstag gedacht hatte, und das obwohl sie sich nicht einmal 48 Stunden gekannt hatten. Dieser Tag hatte ihre Freundschaft durchaus ins rollen gebracht....

Die Ältere lächelte Natsuki nach ihrer Frage an und zuckte dann völlig unschuldig wirkend mit den Schultern. „Um den heutigen Tag brauchst du dir keine Gedanken zu machen... den habe ich schon vollkommen durchgeplant..“, meinte sie dann nur schmunzelnd, sich sicher, dass Natsuki ihren eigenen Geburtstag mal wieder vergessen bzw. verdrängt hatte.

Mit einem geheimnisvollen Schmunzeln erhob sie sich dann vom Bett und schnappte sich das Tablett, um damit um das Bett herum in Richtung Tür zu wandern.

„Du hast eine Stunde Zeit um dich fertig zu machen... dann müssen wir los“, sagte sie amüsiert und verließ dann rasch das Zimmer, um das Tablett unten wieder zu entlehren und das gebrauchte abzuwaschen.

Anschließend begab sie sich in das untere der beiden Bäder, überließ Natsuki das obere und machte sich dann frisch, um sich anschließend anzukleiden.

Sie hoffte, dass Natsuki diesen Tag niemals vergessen würde...

Eine knappe Stunde später, stand Shizuru dann ungewöhnlich aufgebrezelt, in einem weißen, hauchdünnen Kleid, vor der Haustür und wartete auf das Geburtstagskind...
 

Etwas überrascht hob sich eine dunkle Augenbraue, als die Jüngere die ungewöhnliche Antwort auf ihre Frage erhielt. Damit hatte sie eigentlich nicht gerechnet, sondern eher damit, dass sie über ihre Wünsche vielleicht ausgefragt wurde. Shizuru hatte anscheinend wirklich ein paar mehr Ideen und Vorschläge als sie angenommen hatte. Sie waren doch gestern erst angekommen, wie war es also der Älteren möglich schon einen kompletten Tagesplan aufzustellen? Natsuki blinzelte ein paar Mal, schüttelte leicht den Kopf, diese Frau war ihr manchmal wirklich ein Rätsel.

Die Dunkelhaarige nickte nur kurz auf Shizurus Anweisung sich fertig zu machen, ihr Blick heftete an ihr bis sie mit dem Tablett den Raum verlassen hatte. „Hab ich was verpasst?“, murmelte sie zu sich selber, zog die Augenbrauen noch einen Moment nachdenklich zusammen. Das sie in der Tat etwas verpasst, beziehungsweise wohl eher wieder vergessen hatte, kam der Gakuenchou nicht in den Sinn. Warum auch, es war für sie schließlich ein Tag wie jeder andere. Nun gut nicht wie jeder anderer, wenn man bedachte, an welchem Ort und unter welchen Umständen sie sich ihr befanden.

Natsuki erhob sich schließlich, machte sich erst einmal daran das Bett etwas anständiger aussehen zu lassen, schüttelte Decke sowie Kissen etwas auf. Der nächste Weg führte sie zum Kleiderschrank, an dem sie für ein paar Minuten inne hielt. Kritische Augen betrachteten die Auswahl an Kleidung, die sich ihr anbot. Wer zum Teufel hatte eigentlich ihren Koffer gepackt? Etwas unschlüssig trommelte sie mit den Fingern auf dem robusten Holz der Schranktür. Sie wusste immerhin noch nicht einmal ob Shizurus Pläne bestimmte Kleidung als Vorraussetzung anstellten. Schließlich entschied sie sich dann für Hotpants mit passendem Tanktop, der Tag könnte ja wie erwartend warm werden, da war wohl besser jetzt schon Vorkehrungen zu treffen. Damit verschwand sie dann im angrenzenden Badezimmer, machte sich fertig bis wie aus Routine die Haarnadel zum Schluss folgte und Natsuki wenigstens etwas ihres Selbst verlieh.

Genau zur richtigen Zeit machte sie sich auf den Weg über die Treppe runter in den Wohnbereich. Zum Glück fühlte sich ihr Gelenk schon besser an und erinnerte sie nicht bei jedem vorsichtigen Schritt durch ein schmerzhaftes Ziehen daran, dass sie verletzt war. Natsuki blickte sich unten angelangt kurz nach der Älteren um, warf auch einen Blick in die Küche nebenan. Da sie auch dort wenig Erfolg hatte, zog die Jüngere es in Betracht, dass sie vielleicht schon draußen auf sie warten würde, Shizuru war schließlich jemand den man manchmal nach der Uhr stellen konnte.

Draußen angelangt, begrüßte sie zuerst die Sonne, die mit ihren Strahlen schon höher am Himmel stand als vor ein paar Stunden. Geblendet durch den schnellen Lichtwechsel hob Natsuki kurz eine Hand zum Schutz vor die Augen, ließ diese aber schnell wieder fallen, als sie Shizuru entdeckte. Der Anblick war schier atemberaubend, wenn auch ungewohnt, musste sich die Dunkelhaarige eingestehen. Sie brauchte einen kurzen Moment um sich wieder zu fangen, nicht auch noch bei den Gedanken zu erröten. Ein paar Schritte führten sie zu der Älteren, eine Hand streckte sich automatisch nach der ihren aus. „Dann führ mich mal…“, befahl sie sanft mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen. Da sie schließlich keine Ahnung hatte, wo es hin gehen sollte, war es nur natürlich die Führung Shizuru zu überlassen.
 

Shizuru ließ sich während des Wartens die Sonne auf den Pelz scheinen und schloss kurz die Augen, als würde sie sich Mut ansammeln müssen für das, was sie nun vorhatte. Zwar hatte se jedes Jahr eine Kleinigkeit für Natsuki parat gehabt, in Form eines Geschenkes, jedoch noch nie etwas solches, was die Jüngere heute erwarten würde. Ohne die Hilfe von Mai und Mikoto hätte sie das auch gar nicht so schnell auf die Reihe bekommen... Immerhin war hier ja alles anders und alle vorherigen Pläne musste sie zwangsläufig verwerfen. Allerdings hatte sie würdigen Ersatz gefunden und in das heutige Programm mit eingebaut. Noch im Flugzeug, als Natsuki eingeschlafen war, hatte sie Kontakt zu Mai aufgenommen und sie in ihre Planungen mit einbezogen. Sie war froh, das sie sich auf die Fire Otome verlassen konnte und auch, das sie sich nichts hatte anmerken lassen nach der Ankunft.

Die beiden mussten wirklich noch die ganze Nacht an der Überraschung gearbeitet haben, damit es jetzt auch wirklich alles fertig und bereit war. Und schon weil Mai und Mikoto so einen Stress damit hatten, hoffte sie, dass das kein Griff ins Klo war und Natsuki sich etwas darüber freuen konnte... auch wenn sie diesen tag nicht sonderlich mochte bzw. ihn nicht von anderen Tagen unterschied.

Als Natsuki dann raus kam, öffnete die Ältere wieder die Augen und schenkte ihr sofort ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Ihre Augen öffnete sich etwas weiter, aufgrund von Natsukis knapp gehaltener Bekleidung. Aber ungewohnt war das nicht, immerhin unterschied sich dieses Outfit nicht sehr von dem Bikinidress das sie sonst immer trug wenn es warm war.

Sie schüttelte kurz ihren Kopf frei, ehe sie dann Lächelte und Natsukis Hand ergriff, welche so nach ihrer geangelt hatte. Diese drückte sie kurz, ließ dann aber wieder los um etwas aus einer Tasche zu zücken, was aussah wie ein schwarzes Seidentuch.

Shizuru begab sich hinter die Jüngere und verband ihr damit dann die Augen. Als das getan war, ergriff sie die hand wieder und ging dann einfach mal mit ihr los, völlig wortlos. Fast eine halbe Stunde liefen sie durch den warmen Sand des Strandes und Shizuru verlor nicht ein einziges Wort...

Der Sand schien kein nehmen zu wollen, bis Shizuru plötzlich losließ und Natsuki einfach stehen ließ. Man konnte ein rauschen hören, aber das war zweifelsohne vom Meer. Erst kurz darauf bekam Natsuki die Hand der Älteren wieder und wurde dann kleine Stufen hinaufgeführt, die zwar auf festen, aber etwas wackeligen Untergrund führten. Was Natsuki nicht wusste war, dass sie sich nun auf einem Schiff, einer Yacht wiederfand und diese gerade auch dabei war abzulegen.

Shizuru jedoch erlöste die junge Frau noch immer nicht von ihrer blinden Unwissenheit und führte sie ein Stückchen weiter in das Schiff hinein und hoch auf die obere Plattform, wo nicht nur der Steuerbereich war, sondern auch ein reichlich gedeckter Tisch an Getränken, Essen – das zweifelsohne von Mai kam- und einem riesigen Berg Geschenken, die auch von der ganzen Garderobe Crew waren...

Das alles enthüllte sich Natsukis jetzt, als Shizuru ihr die Augenbinde abnahm. Natürlich würde ihr der bunte Haufen zuerst auffallen, jedoch als nächstes, das sie auf diesem Schiff alleine waren und Shizuru dich daran gehalten hatte, keine Gäste zu ihrem Geburtstag einzuladen. Aber auch wenn außer Shizuru niemand da war, waren sie durch die Geschenke alle stille Teilnehmer und bedachten Natsuki, das sie an sie dachten.
 

Verwirrt nahm sie den nur kurzen Händekontakt zwischen sich und Shizuru hin, hätte es vorgezogen ihn länger zu halten. Neugierig verfolgte sie die Handlung der Älteren drehte sich etwas herum, als diese hinter sie trat. "Wollen wir nicht los..?", fragte sie etwas irritiert bis sich ihr Sichtfeld plötzlich verdunkelte und sie die provisorische Augenbinde auf ihren Augen verspürte. Das war alles doch wirklich zu seltsam, zwar in gewisser Weise Shizurus Geschmack so geheimnisvoll zu tun, aber warum das ganze? Natsuki begriff nicht wirklich, warum das alles nötig war, wo sie doch nur etwas unternehmen wollten. "Ich hoffe du hast eine gute Erklärung dafür..", murrte sie kurz, die Augenbraue hob sich auch jetzt noch, trotz des einschränkenden Stoffs. Die Dunkelhaarige wartete vergeblich auf eine Antwort, auch noch als sie schon von der Älteren mitgezogen wurde.

Natsuki hoffte inständig, dass sie nichts Schlimmes am Ende ihrer Reise erwarten musste, etwas mulmig wurde ihr nun doch zumute. Instinktiv umklammerte sie Shirzusu Hand fester, so war sie doch der einzige Halt im Moment, der ihr geboten wurde. Die Jüngere achtete sehr auf die Geräusche in der Umgebung, schärfte ihrer anderen Sinne ein wenig mehr, in der Hoffnung vielleicht einen Hinweis zu erhaschen, wo Shizuru sie hinführte. "Wenn ich stolpere und mir das andere Gelenk auch noch verstauche bist du schuld...", erwähnte Natsuki kläglich nach einer Weile. Ein Schmollen bildete sich auf den roten Lippen, sie war es nicht gewohnt so ignoriert zu werden, schon gar nicht von Shizuru. Sie wollte zwar nicht ungeduldig wirken, doch das Fehlen einer ihrer wichtigsten Sinne, brachte sie fast um den Verstand.

Das Shizuru sie plötzlich einfach so mitten im Sand stehen ließ, machte die Sache auch nicht unbedingt besser. "Oi Shizuru..?!", rief sie sichtlich irritiert, streckte die Hände kurz aus um die Anderer vielleicht in der Nähe ertasten zu können. Sie wagte nur einen kleinen Schritt nach vorne, hielt dann jedoch inne aus Angst wirklich einen zweiten Unfall zu verursachen. Natsuki rang mit sich nicht einfach die Augenbinde abzunehmen, um dem ganzen Spuk ein Ende zu nehmen. Sie wusste allerdings, dass Shizuru das sicherlich nicht ohne Grund tat und sie vielleicht einfach nur überraschen wollte, deshalb riss sich die Gakuenchou am Riemen und gab dem Verlangen nicht nach. Ein kurzes Aufatmen erfüllte sie, als sie die Hand der Älteren wieder spürte und von neuen mit gezogen wurde. Nach einer kurzen Weile blieben sie ein zweites Mal stehen und der Griff um ihre Hand lockerte sich ein zweites Mal. „Shizuru!“, zischte sie panisch schon wieder irgendwo völlig in der fremde alleine stehen gelassen zu werden. Die Panik verflog aber schnell, als sich die Augenbinde gelüftet wurde und der Gakuenchou endlich wieder freie Sicht gab.

Grüne Augen blinzelten ein paar Mal, bis sie wieder klar sehen konnten, sogen jegliche Information über ihre Umgebung auf. Ihr erster Blick fiel auf Shizuru, die unschuldiger den je ihr Lächeln auf den Lippen trug, der nächste schweifte rüber zu dem gedeckten Tisch, der für eine ganze Partygesellschaft gedeckt zu sein schien. „Was zur…?“, entfuhr es ihr knapp, beide Augenbrauen erhoben sich verwirrt über Berg an Geschenken der ebenfalls dort thronte. Es brauchte noch einen kleinen Moment bis es bei der Jüngeren klick machte, Geschenke konnten schließlich nur eins bedeuten. Ein leises Stöhnen entfloh ihren Lippen, als Natsuki die flache Hand gegen die Stirn legte. Sollte es wirklich schon wieder so weit sei, diese lästige Tag schon wieder schneller da war, als erwünscht?

„Sag nicht, dass die für mich sind…“, murmelte sie zu der Aschblonden herüber, ging näher an den Tisch ran um die Objekte zu inspizieren. Vielleicht gab es ja schließlich auch einen anderen plausiblen Grund warum sich hier die bunten Pakte türmten. Beim genaueren Bedenken, fiel der Gakuenchou zwar keiner ein, aber sie war sich sicher, dass es einen geben musste. Ihr Blick glitt etwas weiter umher und jetzt erst fiel ihr auf, dass sie sich auf einem Schiff befand, was schon drum und dran war auf das offene Meer hinauszufahren. Gut auch dafür würde es einen dürftigen Grund geben und genau diesen erwartend drehte sie sich wieder zu Shizuru um. Die Hände leicht in die Hüfte gestemmt, legte sie den Kopf leicht schief, wartete auf die entsprechende Erklärung, die nach ihren Wünschen hoffentlich nicht im Geringsten etwas mit ihrem Geburtstag zu tun hatte.
 

Shizuru verfolgte Natsukis Reaktionen mit dem Blick und wusste genau, wann es bei ihr Klick machte und auch, dass es ihr nicht sonderlich zu gefallen schien. Allerdings belächelte die Ältere das nur und kannte das ja auch.... Aber das war ja noch nicht alles. Das alles hätte nicht so viel Zeit gekostet, wenn es wirklich alles gewesen wäre, so wie es jetzt ist.

Sie ließ der Jüngeren noch etwas Zeit das alles zu inspizieren, ehe sie sich umsah. Die Yacht war nun ein gutes Stück voran gekommen und Shizuru begab sich nun hinter das Steuerrad um den Kurs etwas zu korrigieren und dann das Tempo zu senken, damit sie nicht zu weit rausfuhren, aber weit genug weg waren vom Festland.

Bei dem ganzen Tun begleitete Shizurus Lippen stets ein Lächeln, das von nichts aus der Ruhe zu bringen war. Sie antwortete auch nicht auf Natsukis frage, die sie sich auch eigentlich hätte sparen können, da ihr Geburtstag nur der einzige Grund sein konnte.

Schließlich drehte sie sich wieder um und zückte dann einen Laptop unter dem Board hervor, welches sie aufklappte und mit dem Bildschirm zu Natsuki drehte, ehe sie auf einen Knopf drückte. Sie stand dahinter und ließ Natsuki die Sicht auf den Laptop, welchen sie vor ihrem Bauch hielt. Eine weile passierte nichts, dann erschien das Bild von einer Gruppe Menschen, die Natsukis durchaus bekannt sein müssten. Die anderen Pillars, die Laborbelegschaft, und die Meisterotome und deren Meister aus allen größeren Ländern, die Natsuki irgendwie nahe standen. Alle standen da, gefilmt von einer Kamera und stimmten ein ‚Happy Birthday’ für Natsuki an. Anschließend erschien nur Mai im Bildschirm und grinste. Die Szene schien von gestern zu sein und erst vor kurzem noch reingeschnitten worden zu sein.

„Na-tsu-kiiiiii! Jetzt, da du nicht mehr vor deinem Geburtstag und deinen Freunden davon laufen kannst, es sei denn du willst schwimmen, können wir dir ja endlich mal gratulieren, nach all den Jahren wo du uns immer entkommen bist! Ich darf den Anfang machen also.... Alles gute zum Geburtstag, Natsuki und...“, wollte sie gerade weiter sagen, da warf sich Mikoto ins Bild und sprang Mai beinahe um. „AAALLLLEES GUTEEEEEEE..hahahaha!“, lachte die kleine Nekokami. Mai murrten und die beiden balgten etwas vor der Kamera herum, ehe geschnitten wurde und Haruka im Bild erschien. Wie immer mit den Armen vor der Brust und mit einer verschüchterten Yukino neben sich.

Die Blonde Otome räusperte sich und schien nach Worten zu suchen. „Ja dann... mal alles gute und so...“, meinte sie nur, wie immer streng und Yukino lächelte und wünschte ihr ebenso alles gute, bis Haruka ihr noch mal ins Wort fiel. „Wir denken alle an dich!! Und ein Jahr Älter zu werden ist keine Schande also stell dich dem gefälligst wie eine Otome! Und wehe du freust dich nicht! Wir haben immerhin alle besseres zu tun als hier lobhymnen auf dich zu singen und Shizurus Idee nachzukommen!“, murrte sie und Yukino hielt Haruka die Hände vor den Mund. „Haruka-chan!... nicht doch...“, zirpte diese und versuchte ihre Otome zum schweigen zu bringen. Wieder wurde geschnitten und Nao, Maya und Sara erschienen im Bild. Alle grinsten wie Zigeunerschnitzel. „Alles Gute, Gakuenchouuuuu!!!“, riefen sie zusammen und lachten. „Mach dir keinen Kopf, davon kriegst du nur noch mehr Denkfalten auf der Stirn“, grinste Nao und wieder wurde geschnitten... Alle durchliefen dieses Programm von Yohko, über Arika, bishin zu Mashiro und Akane... Wirklich jeder hatte der Gakuenchou irgendwas nettes zu sagen und ihr Glückwünsche auszurichten. Die ganze Zeit über aber sah man Shizuru nicht einmal, auch nicht, als sich einige Leute wiederholten und auch Outtakes und alles mögliche gezeigt wurden. Süße Kommentare, liebevolle Grüße und ziemlich lustige Szenen, die das ganze reichlich auflockerten und den recht Chaotischen Haufen nur noch sympathischer wirken ließen. Erst ganz am Ende, hatte jemand die Kamera an sich genommen und nun sah man Shizuru im Bild, jedoch wirkte das nicht wie eine dieser einstudierten Szenen, sondern eher wie ein heimliches Filmen. Man sah Shizuru, wie sie im Schlafanzug dasaß, mitten in der Nacht, und an etwas herumwerkelte. Beim heran zoomen erkannte man dann, dass die Otome die Finger voller Pflaster hatte. Wirklich kein Finger war verschont geblieben. Ein wahrer Skandal, das der anmutigen Otome gerade etwas wie mähen so schwer zu fallen schien. Plötzlich schien sie die Kamera zu entdecken und sprang auf um die Kamerafrau förmlich aus dem Zimmer zu verjagen. Es folgten noch einige andere heimlich gefilmte Szenen von Shizuru, wie sie mitten in den Vorbereitungen steckte und sogar eines Szene, wo sie schlafend am Schreibtisch herum hing.

Am Ende des Filmes waren wieder alle versammelt und entrichteten noch mal gemeinsam ihre guten Wünsche für die Gakuenchou und wiesen auf die Geschenke hin, welche alle für Natsuki waren... Dann endete der Film und Shizuru klappte den laptop wieder zu, um Natsuki anzusehen.
 

Das Ausbleiben der Worte, war schon Antwort genug auf ihre Frage. Tief zog sie die Luft ein um sie im nächsten Moment in einem langen Seufzen wieder auszulassen. Der Tag würde wohl doch etwas anders verlaufen, als sie es sich vorgestellt hatte, vielleicht sogar noch mehr überraschende Wendungen annehmen, wenn sie Shizuru so betrachtete, die schon wieder im nächsten Schritt vertieft war.

Mürrisch warf sie noch einen Blick auf die Geschenke, die einen jeden wohl erfreut hätten. Zugegeben freute sie sich schon etwas, auch darüber, dass Shizuru sich anscheinend so viel Mühe gemacht hatte sie hierher zu "entführen". Aber Natsuki war nun mal jemand, der auf großen Aufwand gerne verzichtet, erst recht wenn es um sie selber ging und um diesen Tag, ihren Geburtstag. Sie war in all den Jahren froh gewesen, dass dieser mehr oder weniger an ihr vorbei gezogen war, hatte lediglich Shizurus Präsente mit einem Dankeschön und Lächeln hingenommen. Die Ältere war so gesehen auch die Einzige, die sich dies erlauben durfte ohne dass Natsuki es ihr Übel nahm. In diesem Fall war es nicht anders, so stur sie auch ihre Fassade aufrecht zu erhalten versuchte.

Was sie allerdings überraschte war die Tatsache, dass Shizuru immer noch kein Wort verloren hatte, weder über ihren Geburtstag noch den Aufenthaltsort an dem sie sich befanden, beziehungsweise auf den sie zusteuerten. Sie beäugte den Laptop kritisch, der ihr wenige Momente später vor die Nase gehalten wurde. Natsuki hinterfragte das ganze nicht, wusste ohnehin nicht, ob sie diesmal vielleicht eine entsprechende Antwort erhalten würde. Sie wartete einfach ab, Shizuru würde schon wissen, was sie tat.

Die Jüngere hatte gewiss nicht erwartet, dass sich ihre Freunde auf dem Bildschirm offenbarten und in verschiedensten Versionen ihre Glückwünsche aussprachen, es war ungewohnt neu für sie. Schon allein, dass sich wirklich jeder der sie kannte die Mühe gemacht hatte sich vor die Kamera zu stellen und etwas zu sagen. Eine Anzahl von unterschiedlichen Emotionen wechselten auf dem Gesicht der Dunkelhaarigen, von Verlegenheit bis hin zu Genervtheit. Als die Vorstellung dann zu Ende war, fehlten ihr mehr oder weniger die Worte. Natsuki starrte noch ein paar Sekunden in die Leere bevor sie den Blick hob und Kontakt zu Shizurus suchte.

„Du hast das alles von Anfang an geplant oder?“, warf sie mehr schmunzelnd als anklagend der Älteren vor. Sie wusste nicht wie sie Shizuru ihren Dank aussprechen sollte, wo diese nach dem Aufzeichnungen zu Urteilen, der Anlass für genau diese war und ihre gemeinsamen Freunde wohl dazu überredet hatte, nun ja zumindest einen Teil davon. Natsuki war sich sicher, dass einige gerne selber anwesend hier wären, doch um ehrlich zu sein, war sie erleichtert, dass dem nicht so war.

Leicht schüttelte sie den Kopf, trat einige Schritte wieder an den Tisch. Ihre Augen schweiften erneut über den Berg an Geschenken, suchten fast nach etwas speziellem, was nur ihr sofort ins Auge stechen würde. Sie hatte mit einem Lächeln die Aufnahmen der Älteren hingenommen, erkannte sofort, dass diese von Shizuru nicht gewollt waren.

„Also…wo ist dein Geschenk?“, verlangte sie mit Neugierde zu wissen, drehte sich mit einem kurzen Glitzern in den Augen zu Shizuru um. Wenn es ein Geschenk gab, was sie wollte, was es würdig war überhaupt ausgepackt zu werden, dann wohl das von Shizuru.

„Wie ich gesehen habe, hat es sehr viel Zeit beansprucht…“, tönte es schon etwas sanfter von der Jüngeren her. Natsuki konnte es nicht lassen, als erneut auf sie zuzugehen um eine Hand Shizurus aufzunehmen, die Fingerspitzen, die auf dem Video so gemartert aussahen, haargenau nun zu betrachten, sanft mit den eigenen drüber zu streichen. „Baka…“, murrte sie mit gesenktem Blick, “…dir solche Mühe für mich zu geben…“.

Natsuki wusste nicht ob sie sich geschmeichelt fühlen sollte ob der Tat oder wütend, dass Shizuru sich derart verausgabt hatte, viel zu viel wieder in Kauf genommen hatte, um ihr eine Freude zu machen.
 

Die Ältere zog etwas besorgt die Brauen zusammen, als Natsuki sich schweigend erhoben hatte, um noch mal an dem Geschenktisch vorbeizugehen. Das Herz fing bedrohlich ängstlich an zu pochen, das sie dieses mal vielleicht doch über die stränge geschlagen hatte und es Natsuki vielleicht wirklich zu viel war... Vielleicht hätte sie sich so kurz nach dem ganzen Chaos keine solche Überraschung leisten sollen... Vielleicht mutete sie Natsuki damit ja zu viel zu... Vielleicht fühlte diese sich ja jetzt dazu gezwungen, sich zu freuen, auch wenn sie das vielleicht gar nicht wollte...

Shizuru senkte kurz den Blick und atmete einmal tief durch, ehe sie dann schuldbewusst nickte, und sich dazu bekannte, das alles geplant zu haben. Erst nahm sie das anklagend hin, doch als sie dann das schmunzeln auf den Lippen der Jüngeren nahm, geriet dies Befürchtung ins wanken. Der Kopf ging etwas in die Wiege, als die Dunkelhaarige dann auf sie zu kam und ihre Hände hochnahm.

Eine zarte Röte stieg ihr in die Wangen und sie hoffte, das Natsuki glauben würde, dass dies von der Sonne ausgelöst worden war, die auf die beiden niederprasselte. Ein kurzes Schlucken, dann folgte sie dem forschenden Blick Natsukis über ihre Hände, welche recht gut verheilt waren. Das ließ aber darauf schließen das Shizuru schon lange an dem Geschenk gearbeitet hatte, wenn ihre Finger sogar Zeit hatten, sich zu regenerieren.

„Bist... du jetzt böse?“, fragte sie dann schließlich leise, löste diese Frage von ihrer Zunge weil sie dies wirklich befürchtete...

Sie ließ Natsuki aber auch keine Zeit darauf zu antworten, sondern löste sich dann von ihr, da diese ja nach dem Geschenk gefragt hatte und das wollte Shizuru ihr keinesfalls vorenthalten.

So ging sie dann an ihr vorbei zu dem Tisch und griff zielsicher nach einem größeren Päckchen, was aber nicht wirklich eingepackt war, denn dafür war es zu umständlich geformt. Es war lediglich von einem Tuch verhüllt und dieses zog sie nun weg.

Damit legte sie den Blick auf ein Häuschen frei, was eindeutig die Nachbildung der Akademie war und dazu lagen viele kleine, handgenähte Püppchen, die die wichtigsten Persönlichkeiten wiederspiegelten. Die kleinen Püppchen waren etwa so groß wie Schlüsselanhänger und hatten auch alle ein kleines Bändchen am Kopf, so das man sie hätte irgendwo aufhängen könne. Man erkannte eindeutig ein Püppchen das aussah wie Haruka, Mashiro, Yukino, die anderen Pillars inklusive Shizuru. Auch Natsuki wurde als Püppchen verewigt. Dieses hob Shizuru an dem Bändel nun hoch und setzte es dann in das Häuschen auf den Sessel der Gakuenchou hinter den kleinen Schreibtisch. Es war wirklich ein Zufall, dass Natsuki die Akademie nun doch bei sich hatte, wenn auch im Miniformat.

Sie trat dann einen Schritt zurück und sah dann zu Natsuki. „Also... es ist zwar nicht sonderlich schön aber...“, fing sie an und damit sie nicht weiterreden musste, zog sie noch ein weiteres Geschenk hervor in der größe eines Buches, „das hier ist besser...“.

Sie drückte Natsuki das Geschenk in die Hände und wenn sie es aufmachen würde, dann würde sie einen Kalender finden, dessen Seiten bestückt waren mit allen möglichen Fotos aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit in Garderobe... Shizuru hatte wirklich jeden Schnipsel aufbewahrt der mit Natsuki zu tun hatte.
 

Natsuki strich noch etwas länger über die Haut als nötig, gab sich erst zufrieden, als sie keinerlei Anzeichen für Wunden und gar großen Narben fand. Nur langsam hob sie den Blick wieder, wagte es mit dem Rubin in Kontakt zu kommen. Zaghaft verformten sich ihre Lippen in ein Lächeln, die Frage klang so absurd, doch bei Natsukis Verhalten wohl berechtigt. "Nein ganz im Gegenteil...“, beruhigte sie die Ältere, teilte ihr mit, auch wenn diese schon dabei war ihr Geschenk hervorzuholen. Die Überraschung war doch irgendwie geglückt. Sie würde zwar keine Freudensprünge machen, mit dem Fuß sowieso nicht, aber schon allein Shizuru wegen fühlte sie sich glücklich genug im Moment.

Die Jüngere folgte ihr schließlich zum Tisch rüber, war erpicht darauf, endlich zu erfahren, was sie bekommen würde. Auch wenn sie ihre Freude nicht zeigen wollte, so war der aufgeregten Schimmer in ihre Augen nicht zu verbergen. Erst etwas verwirrt legte sich Natsukis Kopf in die Wiege, bis sie erkannte, was das Geschenk darstellte. Ungläubig über das doch schon annähernde Meisterwerk, trat sie noch ein Stück näher an den Tisch und Shizuru heran. Dafür also hatte sich die anmutige Otome die Finger zerstochen, wohl sehr lange dran gearbeitet und Nächte ohne Schlaf verbracht.

Die kleine Aktion Shizurus, ihr Minialterego in den Sessel zu setzen, löste ein zartes Schmunzeln aus. Natsuki beugte sich etwas vor, betrachte die kleine Akademie etwas genauer. So viele Details stachen ihr ins Auge, ließen sie mit Bewunderung feststellen, dass Shizuru das eine oder andere verborgene Talent hatte. Vorsichtig umfassten ihre Finger die kleine Third Pillar, die immer noch neben den anderen vielen Püppchen mehr oder weniger rum lag, und stellte es neben den kleinen Schreibtisch, dort wo ihr Platz war, an Natsukis Seite. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk, schnappte sich ein neues Opfer und positionierte es in der kleinen Welt von Garderobe. „Ich find es toll….“, grinste sie begeistert wie ein kleines Kind, schon vollkommen vertieft in das neue Spielzeug, während sie Nao mehr oder weniger auf dem kleinen Tor, was wohl den Akademieeingang darstellen sollte, aufspießte.

Ihr Spieltrieb wurde hege vom nächste Geschenk unterbrochen, was sich plötzlich in ihren Händen wieder fand. Sie drehte erst etwas in Händen, ließ den Blick zu Shizuru schweifen, als ob sie dort eine Antwort finden würde, was sie geraden in Händen hielt. Fast ehrfürchtig entfernte sie das Papier, das so liebevoll um den Gegenstand gewickelt war, bis schließlich dieser zum Vorschein kam. Natsuki betrachtete das Deckblatt, fing dann an sich durch die einzelnen Blätter durchzuarbeiten. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die unzähligen Bilder von sich und Shizuru sah, die Erinnerungen die damit im Zusammenhang standen.

Das Lächeln versiegte jedoch schnell wieder, schwer schluckend presste sie ihre Lippen zusammen, spürte wie ihre Augen bedrohlich feucht wurden. Wenn es das war, was man Rührung nannte, dann hätte Natsuki die Emotion wohl immer falsch verstanden.

„Es ist...wunderschön..“, hauchte sie leise mit belegter Stimme, konnte den Blick einfach nicht von eins der Bilder nehmen, dass sie beide noch in jüngeren Jahren darstellte wo Shizuru sie innig von hinten umarmt hatte und sie wie gewohnt die Spuren der Verlegenheit nicht verbergen konnte. Die Jünger hob eine Hand an, strich mit dem Handrücken über ihren Wangenknochen, auf dem sich eine Träne angesammelt hatte. Dann endlich hob sie den Blick, schlang im nächsten Moment die Arme fest um die Ältere. „Danke Shizuru…“, wisperte sie gerührt, bedeckte die Wange dieser mit einem sanften Kuss.

Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie ihren Geburtstag als einen guten Tag im Jahr preiste.
 

Shizurus Hände krampften sich in einem stetigen Rhythmus auf und zu, während sie Natsuki dabei beobachtete, wie diese das erste Geschenk unter die Lupe nahm und sogar anfing etwas damit zu spielen. Sie lächelte kurz, als sie sah, wie das Püppchen, das sie selbst darstellte, platz neben dem Schreibtisch der Gakuenchou fand. Sie hoffte aber weiterhin, dass Natsuki das Geschenk nicht nur ihres Spieltriebes wegen gefiel.

Als die Gakuenchou dann das zweite Geschenk an sich nahm und es auspackte, trennte Shizuru kurz die Lippen voneinander, so gespannt war sie darauf, was die Jüngere dazu sagen würde und ob ihr das gefiel...

Sie konnte sich zwar nicht wirklich vorstellen das Natsuki das Geschenk nicht gefiel, was ja recht persönlich war, doch fürchten darum tat sie trotzdem, immerhin hat sie sich reichlich Mühe damit gegeben.

„Ich...“, fing sie dann an, als Natsukis Augen sich mit Tränen anfüllten. Mit dem Geschenk wollte sie sie ja eigentlich nicht zum weinen bringen, eher im Gegenteil.

Gerade als sie dann wieder zum Reden ansetzen wollte, stockte sie, als Natsuki an sie heran trat und ihr dann förmlich an den hals fiel, um ihr einen Kuss der Rührung auf der Wange zu hinterlassen.

Die Ältere blinzelte erst etwas irritiert, ehe ihr ein Ton Röte in die Wangen stieg und sie schluckend der Jüngeren ins Gesicht sah.

Sie lächelte dann und hob ihre Arme, um diese ebenso um den Leib Natsukis zu legen und sie etwas an sich zu drücken. Es war ihr ein wahrer Fels vom Herzen gefallen, dass der Gakuenchou die Geschenke scheinbar zu gefallen schienen.

Das Herztrommeln konnte sie kaum noch verbergen und so schloss sie kurz die Augen und ließ den Moment auf sich wirken und gab der Jüngeren die Zeit, das etwas sacken zu lassen.

Erst nach einer unendlich wirkenden Weile, löste sie sich dann etwas von ihr und strich ihr mit beiden Händen gleichzeitig über die Wangen.

Ein überaus sanftes lächeln ereilte ihre Lippen dabei. Das Boot wankte gemütlich auf dem Gewässer hin und her und gab der Szene einen überaus traumhaften Stich.

„Mai und Mikoto haben wir das komplette Essen zu verdanken... das ist ihr Geschenk an dich und... Und der Rest ist alles dort auf den Tischen verpackt...“, meinte sie dann, wusste aber auch das Natsuki nicht vorhatte die anderen Geschenke jetzt auszupacken.

„Das Boot hat einen festen Kurs und wird etwa auf dieser Höhe hier treiben bleiben... Da es heute Abend zu Mitternacht noch eine weitere Überraschung gibt und wir auch die nacht hier auf diesem Schiff verbringen werden... Wir... können uns so lange auf dem Bug in der Sonne aalen oder... angeln.. oder du kannst unter Deck etwas ruhen... das ist dein Tag“, sagte sie dann und zählte einige Möglichkeiten auf. Diese Yacht war ja Eigentum von Garderobe und es war nicht das erste mal das die beiden sich auf dieser befanden, so kannte Natsuki sich hier auch aus und es war kein fremdes Terrain.
 

Erleichtert ließ Natsuki den Atem los, als sie spürte wie Shizuru die Umarmung erwiderte. Sie ließ sich für einen kurzen Moment fallen, genoss den Halt, der ihr bedingungslos geboten wurde. Diese Frau hatte so viel für sie getan, selbst als sie sich noch nicht einmal richtig kannten, war Shizuru ihr schon wohl gesonnen, zeigte ihr was Freundschaft bewirken konnte. Für Shizuru würde sie den heutigen Tag genießen, jegliche Überraschung hinnehmen, sei sie auch noch so ungewohnt.

Dieser Moment reichte der Jüngeren aus, um sich wieder einigermaßen zu Fangen und den Tränen Einhalt zu gebieten. Natsuki empfand es sowieso als vollkommen widersprüchlich diese trotz ihrer Freude vergießen zu müssen, sollte sie nicht eher mit einem Lächeln, vielleicht sogar Lachen, ihr Wohlbefinden kundtun? Die Arme zur Seite fallen lassend, blickte sie auf in die Augen, die ihr so liebevoll entgegen sahen. Alleine diese Tatsache, zauberte Natsuki ein neues Lächeln aufs Gesicht. Shizuru brauchte gar nicht viel tun oder sagen, dieser tiefe Blick in ihre Seele reichte vollkommen aus um die Jüngere in Einklang mit sich selber zu bringen.

Vorsichtig legte sie den Kalender neben die anderen Geschenke, bedachte ihn noch eines kurzes Blickes, genauso wie die kleine Akademie, die sie nun ihr Eigen nennen durfte. Es würde wohl völlig gleichgültig sein, was sich in den anderen vielen bunten Paketen befand, Natsuki war jetzt schon sicher, dass dies die besten Geschenke waren. Sie ging etwas um den Tisch herum, betrachtete jetzt erst die Auswahl an Essen, das Mai in mühsamer Arbeit angerichtet hatte. Dass die Köchin es dabei gerne mal wieder übertrieben hatte, ging an der Dunkelhaarigen nicht spurlos vorbei. „Damit können wir ne ganze Woche feiern…“, ließ sie amüsiert verlauten, schüttelte leicht den Kopf über ihre Freundin und Angewohnheiten. Als etwas von einer weiteren Überraschung ihr Ohr streifte, hob Natsuki den Kopf um der Älteren eine hochgezogenen Augenbraue zu schenken.

„War das nicht schon Überraschung genug?“, schmunzelte sie, war jetzt schon gespannt darauf, was der Tag noch alles mit sich bringen würde. „Ich hoffe nur das beinhaltete nicht wieder verbundenen Augen…“, meinte sie noch knapp, bevor sie langsame Schritte weiter aufs Deck und in Richtung Bug führten. Die Sonne wirkte hier draußen auf dem Meer noch viel wärmer als an Land, wurde zusätzlich noch vom Wasser reflektiert. Schmale Finger umklammerten die Reling der Yacht, Augen schlossen sich für einen Augenblick genießerisch, als eine milde Prise das dunkle Haar umherwirbelte.

„Ich würde gerne das Wetter hier etwas genießen…“, murmelte die Jünger bezüglich Shizurus Vorschläge. Ein leichtes Grinsen bildete sich auf ihren Lippen bei ihrem nächsten Gedanken. Sie drehte sich ein wenig um, hielt die Hände beide an der Reling hinter sich noch fest, legte die Arme leicht darauf. Der Kopf legte sich ein wenig spielerisch auf die Seite.

„Eine bequeme Liege, ein kühler Drink und eine wunderschöne Frau….das ist alles was ich mir im Moment wünsche...“, ließ sie dann keck verlauten, machte keinen großen Hehl daraus, dass sie Shizuru gerade als wunderschön bezeichnet hatte.

Es war schließlich ihr Geburtstag, da durfte sich selbst Natsuki erlauben, die Ältere einmal ein wenig zu necken, auch wenn sie gewiss nicht so geübt darin war, wie diese.
 

Shizuru verfolgte Natsukis Schritte mit dem Blick bishin zur Reling. Langsam wanderte ihr Kopf dann in die Wiege, als sie anfing Natsuki zu betrachten. Die Haut, die von der Sonne bestrahlt wurde, das Haar, das vom Wind ergriffen und herum gewirbelt wurde, die Stille, die die Atomsphäre dazu bildete und das Meer als Hintergrund. Das Bild würde sich wohl auf ewig in Shizurus Kopf fressen und nie wieder zu verbannen sein.

Sie musste leicht den kopf schütteln, um den Blick dann losreißen zu können und noch mal über den Tisch schweifen zu lassen. An diesen trat sie nun und ordnete das alles ein wenig, während Natsuki überlegen konnte wonach ihr jetzt der Sinn am ehesten stand.

Das die Gakuenchou sich dann dazu entschied, das Wetter zu genießen, befand Shizuru als gute Idee und musste Lächeln. Als sie dann aber die neckenden Worte und das darin verhangene Kompliment hörte, fiel ihr fast ein Schüsselchen aus den Händen.

Sie blinzelte und wurde Rot, blickte aber nicht auf, um sich das nicht anmerken zu lassen. Für gewöhnlich war sie es ja, die mit so was um sich warf und nicht umgekehrt... Doch diesmal hatte Natsuki sie voll erwischt und diesen Triumph wollte sie ihr nicht gönnen.

Sie räusperte sich angemessen und lächelte dann, als wäre nichts.

„Die Liegen stehen direkt vor deiner Nase, den Drink kann ich dir gerne zubereiten und die schöne Frau... na ja das könnte schwierig werden... Ich kann ja mal bei Haruka anfragen, ob sie Lust hätte vorbeizukommen...“, meinte sie scherzend und zückte dann ein großes Badetuch hervor, mit welchem sie dann um den Unterstand herum ging und es über der Liege ausbreitete. Die Plastikgestelle wurden immerhin schnell heiß und sie wollte ja nicht das Natsuki sich daran unnötig verbrannte.

Anschließend warf sie einen Blick zu Natsuki, der schwer zu deuten war, doch wenn man es nicht besser wusste, dann könnte der fast anzüglich gemeint gewesen sein. Sie ging an ihr vorbei und begab sich dann unter Deck, wo sie sich erst mal in ihren bekannten schwarzen Badeanzug hüllte und sich das fliederfarbene Beckentuch um die Hüfte band. Als das getan war machte sie sich dann daran einen Dring für Natsuki zu mixen. Aufgrund der zu Kopf steigenden Hitze ließ sie aber extra die Finger vom Alkohol und mixte den Drink aus Ananas, Kokosnuss, Kirschsaft und einer Kugel Vanilleeis. Das garnierte sie mit einer Limette am Rand und einem Strohhalm.

Den gleichen Drink noch mal gemixt, kam sie dann mit zwei Gläsern und einer Tube Sonnencremé wieder hoch.

Lächelnd stellte sie die Gläser auf dem kleinen Tisch zwischen den Liegen ab und warf die Tube Cremé auf die Liegefläche von Natsukis Liege.
 

Auf das Bild was sich auf die Worte hin in ihren Gedanken formte, hätte Natsuki gut verzichten können. Leicht zogen sich die Augenbrauen zusammen, Missgefallen spiegelte sich auf ihrem Gesicht wider. Dass Shizuru mit einem schlagenden Argument kontern würde, war ja eigentlich vorzusehen gewesen. "Mou Shizuru...du weißt wie ich das meine...“, murmelte die Dunkelhaarige dann eher schüchtern, wandte den Blick lieber wieder dem Meer zu und verbarg die ansteigende Röte. Warum konnte sie nicht einfach mal ein Kompliment hinnehmen, warum musste sie sich immer wieder herausreden und Natsuki am Ende als verschüchtertes Mädchen dastehen lassen?

Ein kurzes Seufzen entkam ihr, nachdem Shizuru das Deck verlassen hatte. Sie wandte sich zu den Liegen um, ging auf diese zu um sich auf einer dieser kurz nieder zu lassen. Die Jüngere war froh, dass sie sich entschieden hatte ihren Bikini schon unter ihre Kleidung darunter zu ziehen, wusste dass dies früher oder später von Nutzen sein konnte. Fast räkelnd entledigte sie sich ihres Oberteils, stand dann noch einmal kurz auf um auch die Hose loszuwerden. Da diese ohnehin ziemlich tief auf Natsukis Hüfte saß, offenbarte sich schon einiges des weißen Stoffes darunter.

Zufrieden ließ sie sich auf der Liege zurückfallen, genoss die warmen Strahlen auf ihrer Haut, die mehr als makellos wirkte, auch wenn sie hier und da noch einige Schrammen des Kampfes aufwies. Die Augen fest geschlossen, ein Bein leicht angewinkelt, den verletzten Fuß etwas über den unteren Rand der Liege hängend, verbrachte die Gakuenchou eine Weile im Stillen. Das Rauschen des Meeres, die sonst so friedliche Ruhe, die das Schiff umgaben, wirkte traumhaft.

Selbst als Shizuru wieder an Deck kam und die Getränke servierte, behielt sie ihre ruhende Position ein. Nur ein Lächeln umrahmte ihre Lippen, als sie das Klirren der Gläser dicht neben sich vernahm. Ein kühler Drink wäre sicher jetzt das richtige um ihrem trockenen Gaumen ein wenig Frisch zu verleihen. Natsuki wollte schon zur Tat überschreiten, zuckte jedoch dann plötzlich etwas zusammen, als sie ein Objekt sie am Bauch traf. Sichtlich erschrocken und irritiert darüber, öffnete sich ein Auge, schielte zu dem vermeidlichen Störenfried. Mit zwei Fingern nahm sie die Tube hoch, hielt sie daran mehr baumelnd ein wenig von sich weg. Ihr anderes Auge machte nun auch Anstalten sich zu öffnen, während ihr Blick zu der Älteren rüber glitt.

„Du erwartest doch nicht etwa, dass ich mich selber eincreme oder?“, kam es fast geschockt jedoch mit einem spielerischen Unterton von Seiten der Jüngeren. Natsuki setzte sich etwas auf, warf ohne zu zögern, mit einer Hand, Shizuru die Tube zurück auf die Liege. Die andere griff nach einem der Gläser, Lippen haschten nach dem Strohhalm. Ein kurzer Zug am Getränk, ein zufriedenes Schnurren und die Dunkelhaarige lehnte sich schon wieder zurück.

„Also was ist? Ich warte...“, deutete sie mit einem kurzen Schmunzeln an, wusste ohnehin schon, dass Shizuru es sich um nichts in der Welt nehmen lassen würde Hand an ihren Körper legen zu dürfen, auch wenn es nur im Sinne von Sonnencreme auftragen war. Natsuki musste zugeben, dass es ihr auf eine Art gefiel, auch wenn sie physikalischer Kontakt ihre Wangen manchmal noch mehr zum glühen brachte als sonst.
 

Ein Lachen entfuhr der Älteren, als Natsuki so schnippisch reagierte und sie fing die tube mit der Hand auf, bevor diese die Liege erreichen konnte. „Natürlich nicht...“, meinte sie süffisant und schwang die Tube verspielt etwas hin und her, während auch sie nach einem der Gläser griff, Natsuki zuprostete und dann einige Schlucke trank.

Das kühle Nass erfrischte ihre Kehle angenehm und ihr Körper sehnte sich regelrecht nach Flüssigkeit, was an diesem heißen tag auch mehr als verständlich war.

Eine zarte Gänsehaut überkam ihre Arme, als ihr die Kälte des Getränkes zu Kopf stieg. Das Glas fand wieder auf dem Tisch Platz, ehe sie sich dann vorbeugte und Natsuki ihr Glas ebenso abnahm.

Schmunzelnd stellte sie das weg und bedeutete Natsuki mit einem Fingerdreh das diese sich auf den Bauch zu drehen hatte. Als die Jüngere dieser Aufforderung dann nachgekommen war, setzte Shizuru sich auf die Kante der Liege, öffnete die Tube und verteilte etwas er kühlen Creme auf ihren Händen.

Anschließend legte sie diese auf ihrem Rücken auf und begann sie nicht nur aufzutragen, sondern auch leicht einzumassieren.

So hatte der eigentliche Sonnenschutz auch einen ganz attraktiven Nebeneffekt und zwar den einer Massage.

Sie ließ wirklich keinen Winkel ihrer Kehrseite aus und schließlich ließ sie ihre frechen Finger an Natsukis Schenkelinnenseiten lang streichen, um die Jüngere an den Pool zu erinnern, wo sich Shizurus Finger schon mal verirrt hatten, dort aber auch noch vor anderen Leuten.

Sie musste schmunzeln bei dieser Erinnerung und ärgerte Natsuki noch ein wenig, ehe sie ihre hände ihre beine entlang nach unten gleiten ließ und sogar ihre Füße eincremte, allerdings vorsichtig, wegen ihrer Verletzung.

Eine Weile später kamen ihre Hände dann wieder nach oben und massierten, bzw. cremten auch über ihre Seiten und die Arme.

Als die Rückenseite dann fertig war, tippte sie ihr auf die Schulter und bedeutete ihr, dass sie sich nun umdrehen konnte, damit Shizuru ihre Vorderseite auch eincremen konnte. Wenn Natsuki sie schon so frech zum cremen aufgefordert hatte, dann nahm Shizuru das auch wörtlich und wollte sie ÜBERALL eincremen, was die Vorderseite mit einschloss.

Ein kurzes Grinsen, dann fing sie auch schon bei Natsukis Hals an, runter über ihre Schlüsselbeine, die Brust, welche sie anstandshalber aber auch nur überflog und dann runter zum Bauch. Um sie zu ärgern befand sie, dass auch der Bauchnabel eingecremt werden musste und schon versenkte sie einen Finger darin.
 

Zufrieden darüber nun doch die gewohnte Behandlung zu bekommen, ließ sich die Jüngere auf dem Bauch nieder, streckte etwas die Glieder von sich. Die Arme unter dem Kopf verschränkend, bildete eine gute Stütze für diesen. Mit einer Hand strich Natsuki ihr Haar beiseite, wusste dass es nur stören würde bei dem was Shizuru vorhatte. Ein kurzer Schauer rann durch ihren Körper als sie die kühle Flüssigkeit auf ihrer Haut verspürte. Dieser wurde jedoch schnell wieder durch Shizurus wärmende Hände und einfühlsame Bewegungen verbannt.

Natsuki genoss die Aufmerksamkeit die ihr gegönnt wurde, das Prickeln was bei jeder Berührung auf ihrer Haut immer stärker wurde. Auch wenn sie sich eigentlich hätte Entspannen wollen, so stand ihr Körper eher unter Hochspannung. Zu sehr achtete sie auf die Massage, als dass sie sich hätte gehen lassen können. Eigentlich war es nichts Besonderes, das die Ältere es nicht nur bei einem kurzen Eincremen beließ sondern gleich jeden ihrer Muskeln verwöhnte. Natsuki aber empfand es als gegenteilig, war um diese intimen Moment zwischen ihr und Shizuru dankbar, damals wie auch heute, auch wenn sich einiges in ihrer Einstellung dazu geänderte hatte.

Grün blitzte schnell auf, als sie Finger an einer ihrer empfindlichsten Stellen zu schaffen machte. „Shi-Shizuru...“, ihre Lippen öffneten sich einen Spalt als ein kurzes überraschtes Keuchen diese verließ. „Nicht…“, wimmerte die Gakuenchou hilflos ergeben unter den Händen der Anderen, konnte die anbahnende Röte nicht verhindern. Sie hätte sich denken können, dass Shizuru nur allzu gerne ihre Schwachstellen ausnutze, sie würde sich nun mal nie ändern.

Quälend langsam ließ das Gefühl erst nach, das Kribbeln in ihrem Körper ließ ihr schwindelig werden. Die gnadenlosen Sonnenstrahlen machten es nur noch schlimmer und Natsuki war froh in diesem Moment liegen zu dürfen. Sich schon wieder in sicheren Gewässern fühlend, holte sie einmal tief Luft, drehte sich dann wieder um in der Annahme Shizuru wäre fertig.

Ihre Augen weiteten sich ein Stück als sie nun auch Hände auf ihrer Vorderseite spürte, der rote Farbton in ihrem Gesicht wurde etwas dunkler.

„W-was gibt das...?“, erfragte sie mit zitternder Stimme, kam jedoch nicht viel weiter, da sie bei der nächsten Berührung schon keiner Worte mehr fähig war. Ihr Körper bäumte sich etwas auf kam dem der Ältere entgegen, als diese so unverholt ihren Bauchnabel neckte. „Ahh~ Shi-zuru“, ihr Atem ging stoßweise und nur leise verließ ein Stöhnen ihre Lippen, wurde schnell von der Jüngeren gestoppt, indem sie sich auf die Unterlippe biss.

Warum musste sie auch so sensibel reagieren und vor allem warum kannte diese Frau alle ihre Schwachstellen? Finger verkrallten sich in den Rand der Liege, während die andere Hand sich um Shirzurus Unterarm legte, versuchte diesen von der empfindlichen Stelle wegzuziehen. Doch Natsuki hatte keine wirkliche Kraft dazu, fühlte sich unterlegen unter den Händen, die sie so zum schmelzen brachten, ihren Körper bis aufs äußerste neckten.

Es war ihr mehr als peinlich sich so gehen zu lassen, doch was sollte sie machen, ihr Körper reagierte nun mal von alleine und das wusste Shizuru nur zu gut auszunutzen.
 

Ein mehr als breites Grinsen zierte die Lippen Shizurus, als Natsuki sich solch verdächtige Geräusche nicht verkneifen konnte. Niemals aber hatte sie das weiter provoziert und ausgenutzt... Sie hatte diese Stellen nur genutzt um die Jüngere damit etwas zu ärgern, nichts weiter. Es wirkte zwar mehr als intim und diese Geräusche waren auch reichlich anzüglich, doch Shizuru hatte das nie getan im Sexuellen Hintergrund.

Sie mochte es einfach, die kleinere zu ärgern und ihr diese Geräusche zu entlocken wie ihr glockenhelles lachen.

Ein paar mal umkreiste sie ihren Bauchnabel noch, begleitet von einem schmunzeln, ehe sie dann weiter hinab glitt und auch ihre Beine einrieb, bishin zu den Zehenspitzen.

Danach erlöste sie die jammernde Gakuenchou endlich, indem sie die frechen Finger von ihr nahm und ihr keck zuzwinkerte.

Lachend erhob sie sich dann, doch bevor Natsuki sich davon erholen konnte, fischte Shizuru einen Eiswürfel aus dem Coktail und ließ diesen dann in Natsukis Bikinausschnitt flutschen.

Sie lauschte dem wehklagenden aufschrei und ging sofort lachend auf Abstand in Richtung der Reling.

Sie hielt sich den Bauch vor lachen, lächelte aber entschuldigend, während sie mit dem Becken gegen die Brüstung stieß und ins wanken geriet.

Sie blinzelte und ehe sie sich wirklich erschrecken konnte, war sie auch schon nach hinten übergekippt und platschte in das kühle Wasser des Meeres, welches das Schiff umgab.

Es blubberte und erst kurz darauf tauchte sie wieder auf... Na toll... Kleine sünden bestraft der liebe Gott sofort. Sie prustete das Wasser aus und schwamm dann einige Züge, bis sie an die kleine Hängeleiter kam, die an der Seite des Schiffes herabhing.

Shizuru umfasst die Stricke der Leiter und kletterte dann klitschnass wieder hinauf an Bord, um das Wasser von sich zu schütteln.

Zum Glück hatte sie sich umgezogen gehabt... Das der Badenazug nun nass war machte nicht das geringste. Dennoch war der plötzliche Badegang nicht sehr angenehm gewesen...

Sie ging wieder zu den Liegen rüber und glubschte Natsuki an, ehe sie sich etwas bockig auf ihrer eigenen Liege niederließ und mit dem Bauch darauf niederlegte...

Die Sonne würde die glitzernden Tropfen auf ihrem Körper schon trocknen...
 

Immer noch ein wenig schwach, nicht Herr ihrer Glieder, lag Natsuki auf der Liege. Sie war nur froh, dass Shizuru diese Qual nicht endlos noch in die Länge zog. Ihr Körper brannte vor Hitze, teil von der Sonne, teils von den unwillkürlichen Regungen, die die Ältere in ihr auslöste. Etwas Abkühlung hätte in dem Moment gewiss nicht geschadet, so dachte die Jüngere zumindest schon einmal daran sich noch etwas von dem Drink neben ihr auf dem Tisch zu gönnen. Dass jene Abkühlung aber in Form eines Eiswürfels kam, hatte sie nicht gerechnet.

Wehleidig schrie Natsuki auf, als sich plötzlich die kühle Substanz in ihrem Ausschnitt befand. Ein Knurren folgte, grüne Augen verdunkelten sich merklich, warfen Shizuru tödliche Blicke zu. Sie fischte das Eisstück, was schon auf ihrer Haut zu schmelzen begann, heraus und warf es mürrisch zur Seite.

"Glaub nicht dass du...", wollte die Dunkelhaarige schon androhen, stockte jedoch als Shizuru plötzlich über die Reling von Bord ging. Augenbrauen schossen erst überrascht nach oben, bevor sie sich in sekundenschnell erhob, um nach den Rechten zu sehen.

"Oi Shizuru, wie unfair ohne mich baden zu gehen...", grinste die Gakuenchou schadenfroh von oben herab, stützte die Ellbogen auf die Reling, während sie die Ältere beim Hochklettern beobachtete. Sie trat wieder einige Schritte in Richtung der Liege, konnte sich ein amüsiertes Lachen nicht verkneifen. Dies wurde nur noch mehr, als sie den Blick der Älteren erntete und sie hielt sich wie diese zuvor etwas den Bauch.

Erst nach einer Weile versiegte ihr Lachen, ihr Blick wanderte über die nasse Gestalt Shizurus, ehe sie sich auf ihrer eigenen Liege wieder niederließ. Natsuki griff zu ihrem Getränk, von dem sie eben schon kosten wollte, klemmte sich den Strohhalm zwischen die Lippen.

"Geschieht dir recht...“, murmelte sie schmunzelnd, fand es nur allzu fair, dass sie nicht die einzige war, die in einer Art leiden musste. Die Jüngere zog die Beine auf die Liege, lehnte sich gemütlich wieder zurück. Ihr Blick blieb auf der Älteren, betrachtete mit Interesse die kleinen Wasserperlen, die sich einen Weg über Shizurus Haut bahnten und von der Sonne gnadenlos ausgelöscht wurden. Als ihr klar wurde, dass sie schon fast anfing zu starren, wand sie den Blick schnell ab, hoffte inständig Shizuru hätte davon nichts bemerkt.

Einige Stille Momente vergingen zwischen den Beiden, die Jüngere schloss derweil die Augen, konnte jedoch nicht anders als immer mal wieder einen fast verstohlenen Blick rüber zu Shizuru werfen. Wenn diese weiterhin auf dem Bauch in der prallen Sonne lag, würde sie sich wohl einen ungewollten Sonnenbrand holen, da ihr Rücken von nichts weiter als zwei dünnen Strängen ihres Badeanzugs bedenkt war.

Kurz biss sie sich auf die Unterlippe, bevor Natsuki sich schließlich zu der Liege der Älteren rüber begab. Kurzerhand nahm sie ohne auf weitere Erlaubnis zu warten Platz auf Shizurus unteren Rücken, stützte sich noch etwas mit den Beinen rechts und links am Boden neben der Liege ab.

„Wenn du nicht willst, dass ich weiterhin Sonnenschutz für dich spielen, würde ich vorschlagen überlässt du mir am besten die Sonnencreme...“, raunte sie durchaus ungewohnt sanft, beugte sich etwas vor bis dunkles Haar neckend über die Haut der Älteren strich. Oh ja sie lernte gut, direkt von der Meisterin selber, den zu diesem Spiel gehörten immer zwei, also warum die Geste nicht erwidern und dabei ein wenig selber ihren Spaß haben.
 

Brummend ließ sich Shizuru die Sonne auf den Pelz brennen und brennen im wahrsten Sinne des Wortes. Doch das schien ihr nicht wirklich etwas auszumachen.

Viel zu sehr kämpfte sie mit dieser Peinlichkeit, die sie ereilt hatte als redlich verdiente Strafe. Das Natsuki sich so darüber lustig machte war klar gewesen, und das hatte sie wohl auch verdient... Dennoch war es ihr das wert gewesen und der Gedanke an Natsukis gequälten Gesichtsausdruck entlockte ihr wieder ein freches Schmunzeln, was sie aber mit ihren Armen verbarg, in welchen sie ihr Gesicht gelegt hatte.

Das die Sonne ihre Haut Krebsrot färben könnte, wenn das so weiter ging, kam ihr erst wieder in den Sinn als Natsuki sich auf ihren Beckenbereich setzte und meinte, ihren persönlichen Sonnenschirm spielen zu müssen.

Sie blinzelte erst etwas überrascht auf, hob den Blick aber nicht.

„Die Tube liegt doch a~...“, begann sie, doch wurde der Satz von einem scharfen einziehen der Luft unterbrochen, als Natsukis Haarspitzen ihre empfindliche Wirbelsäulen Region kitzelten. Von den Schulterblättern bis zum Ende der Wirbelsäule, dem Steiß, war ziemlich erogenes Gebiet und ihr Hotspot befand sich direkt unter Natsuki selber, am letzten Stück der Wirbelsäule, kurz vor dem Hintern.

Sie schluckte kurz, als sie so verdächtig zusammenzuckte und hoffte, das die Gakuenchou ihre Gänsehaut nicht bemerkte, die aber mehr als offensichtlich war.

Sie löste ihre hand und ließ diese neben der Liege zu Boden schwingen um dort blind und etwas orientierungslos nach der Tube zu fischen, bis sie diese zu greifen bekam.

Geschlagen und die weiße Fahne schwenkend, überließ sie die Sonnencreme dann Natsukis Händen, obwohl sie wusste, das diese sich wohl zu rächen wusste...

Das versuchte sie aber mal zu ignorieren und sie war ja auch sonst nicht diejenige, die sich von so etwas so aus der bahn werfen ließ... Allerdings war Natsuki ihre Schwachstelle und diese würde es vermutlich immer wieder schaffen.. und wenn sie schlau war, dann würde sie dies auszunutzen wissen, was Shizuru aber nicht hoffte.

Allerdings wäre dies ja nur fair... immerhin wusste Shizuru auch ganz genau, wie sie Natsuki ärgern und um den Verstand bringen konnte, es wäre also unfair sich der Rache zu entziehen... Sie hatte die Gakuenchou ja auch nicht nur einmal geärgert...

„ich werde mich aber nicht so schnell verbrennen... du musst das also nicht machen... Außerdem solltest du dich lieber ausruhen und das Wetter genießen...“, meinte sie dann, versuchte das in eine andere Richtung zu leiten, auch wenn das etwas hoffnungslos schien. Aber Natsuki hatte die Ältere noch niemals wirklich in Bedrängnis oder Verlegenheit gebracht... und sie wollte vermeiden, das dies passierte, weil ihr verräterischer Körper ihr in den Rücken fiel...
 

Wie ein Lauffeuer breitete sich das Schmunzeln auf Natsukis Lippen aus, formte sich zu einem heimlichen Grinsen. Die Reaktion war mehr als sie erwartete hatte, die feine Gänsehaut auf der Haut der Älteren Lob genug für ihre eigentlich so unschuldige Tat. Es war ungewohnt für die Jüngere auch einmal die Oberhand in gewisser Weise zu besitzen, sie wusste allerdings, dass die nicht lange so bleiben würde, genoss jedoch jede einzelne Sekunde davon.

Provokant beugte sie sich noch ein Stück weiter vor, bis sich die schwarze Pracht an Haaren über Shizurus gesamten Rücken ergoss, langte nach dargebotene Tube. Unschuldig als ob nichts gewesen wäre, lehnte Natsuki sich wieder zurück, schraubte langsam den Deckel von dem Sonnenschutz ab.

"Oh ich genieße keine Sorge...“, raunte die Jüngere leise auf Shizurus klägliche Versuche, sie von ihren Vorhaben abzubringen.“Und da schließlich mein Geburtstag ist, willst du mir doch nicht diesen Wunsch verwähren oder?", es hatte wohl doch seine Vorteile wenn man den Tag als etwas Besonderes für sich erklären konnte. Shizuru konnte einfach nicht Nein sagen und das wusste Natsuki im Moment durchaus zu ihrem Vorteil auszunutzen.

Vorsichtig verteilte sie etwas der Flüssigkeit auf ihren Händen, rieb die Handflächen etwas aneinander um dann Shizuru die gleiche Wohltat zu gönnen, die sie wenige Minuten vorher empfinden durfte.

Scheu strichen ihre Hände am Anfang über die weiche Haut, wagten es kaum die einzelnen Muskeln zu berühren. Mit der Zeit gewann die Dunkelhaarige immer mehr an Gefühl für diese Sache, legte etwas fester Hand an, massierte ein wenig die verschiedenen Hautpartien. Neckend strichen Fingerspitzen über die Seiten, den Nacken, die Wirbelsäule hinab, insgeheim hoffend vielleicht sogar ein Zucken zu entlocken. Doch Natsuki war zu anständig oder wohl eher zu schüchtern um das lange aufrecht zu erhalten.

Nach einer weiteren Weile erhob sich Natsuki, allerdings nur kurz um auch Shizurus langen schlanken Beinen den entsprechenden Sonnenschutz zukommen zu lassen. Danach fand sie wieder Platz auf ihrem Beckenbereich, wollte sich gerade mit den Händen seitlich an der Liege abstützen, als sich der Körper unter ihr zu regen begann.

Dass Shizuru versuchen würde sich umzudrehen, hatte sie nicht mit eingeplant, kippte mit einem kurzen Quieken zur Seite um und fand sich wenige Sekunden später auf dem Boden wieder. Murrend hob sie eine Augenbraue, zog sich an der Liege etwas hoch um neben Shizuru zum Sitzen zu kommen.

„Hör auf so verdammt unschuldig zu lächeln...“, klagte sie die Ältere an und piekte ihr mit dem Zeigefinger in die Seite. Und zack war sie wieder die jenige die am Boden war, die Oberhand verloren hatte, wie es schon vorauszusehen war.
 

Natsuki entlockte Shizuru nicht nur ein zucken, sondern mehrere und die hatten es durchaus in sich. Es war reichlich ungewohnt festzustellen, das die so anmutige und unnahbare Otome scheinbar so viele Schwachstellen zu haben schien. Auch Shizuru fand das durchaus etwas befremdlich, sich selbst so zu erleben und kaum Kontrolle über sich selbst zu haben. Sie schluckte, krallte sich in die Seiten der Liege und ihr Gehirn arbeitete schon an einem Fluchtplan, während sich ihr Körper aber noch sträubte. Dieser würde sich den zarten Fingern der Gakuenchou nämlich nur all zu gerne entgegenrecken.

„Das... ist unfair...“, japste sie dann zwischendrin und klang dabei ungewöhnlich kläglich. Was geschah denn da mit ihr? Sie wusste gar nicht mehr wo ihr der Kopf stand... Sie sollte nicht so empfinden... das war falsch und es ging doch auch nur um das eincremen und um sonst nichts..

„Na-tsu-ki....“, klagte sie, während ihr eine Gänsehaut über den Körper jagte. Als Natsuki dann kur abließ um sich wieder hoch zu setzen, nutzte sie die Chance und drehte sich ruckartig um.

Das sie die Jüngere dabei aber unliebsam von der Liege katapultierte, war nicht ihre Absicht gewesen.

Sofort setzte sie sich auf und zog besorgt die brauen zusammen, während die Dunkelhaarige sich wieder zu ihr setzte. Sie kratzte sich am Hinterkopf und lächelte dann so unschuldig und entschuldigend wie immer.

Der Finger, der ihr dann in die Seite piekte, wurde rasch von Shizurus Hand abgefangen, ehe dieser zu einem weiteren pieken ausholen konnte.

Ein Raubtierartiger Blick, ein huschendes schmunzeln, dann hatte Shizuru Natsuki an der Hand auch schon zu sich heran gezogen und sich mit ihr zurück auf die Liege kippen lassen. Nun lag die Gakuenchou auf ihr und hatte noch dazu ihren Kopf auf Shizurus Brust liegen. Daran aber störte sich die Ältere nicht. Sie drückte Natsuki an sich und ließ ihre Hände dann an deren Seiten gleiten. Erst ließ sie diese unschuldig dort ruhen und nichts passierte, dann aber bewegten sich ihre Finger und begannen die Jüngere zu kitzeln...

Das nahm aber solche ruckartigen Ausmaße an Bewegung an, das beide schon nach kurzem von der Liege rollten und Shizuru sich schließlich über Natsuki wiederfand, um sie dann so weiter zu kitzeln.
 

Die Jüngere hatte gar nicht wirklich Zeit sich Gedanken um den bekannten Blick Shizurus zu machen. Sie wusste nur, dass er nichts Gutes bedeuten konnte. Bevor sie auch nur in irgendeiner Weise protestieren konnte, befand sie sich auf Shizuru und das auch noch in einer ziemlich anzüglichen Position. Die Augen leicht zusammen gekniffen, merkte Natsuki erst gar nicht was das weiche Kissen unter ihr darstellte. Nur langsam öffneten sie sich blinzelnd, sahen vorerst nichts als Dunkelheit. Verwirrt zog die Jüngere für einen Moment die Augenbrauen zusammen, ehe sie sich entschied den Kopf etwas anzuheben.

Rasend schnell verteilte sich die Röte in ihrem Gesicht, als sie bemerkte, dass sie Shizurus Brust als Kopfunterlage missbraucht hatte und die Ältere sie anstatt von sich zu stoßen nur noch mehr an ihren Körper presste.

"Gaaah~ Shizuru...“, rief sie peinlich berührt über die heikle Situation aus, bevor sie sich mit einem Ruck wieder nah rangepresst an den Körper der Anderen wieder fand. Sie spürte die Hitze, die von Shizurus Haut ausging, nur etwas von dem kühlen feuchten Stoff ihres Badeanzugs hemmt wurde. Ein Zittern erfüllte Natsuki als das Prickeln auf ihrer Haut zurückkehrte. Sie hätte sich selber ohrfeigen können, dass ihr Körper so verräterisch auf die Reize ansprang. Zum einen fühlte sich der Kontakt so gut an, zu gut schon fast, dass es Natsuki behagte.

"Lass mich los...“, wimmerte die Gakuenchou mehr oder weniger hilflos, spürte wie sich Shizurus Griff nur verstärkte. Sie würde hier zergehen, wenn das so weiter ging, kraftlos dem Willen der Älteren ergeben. Es fühlte sich so falsch an diese Gefühle zu hegen, aber war es nicht dass, was sie sich wünschte? Was sie sich wünschte nach und nach zu lernen?

Scharf zog die Dunkelhaarige die Luft ein, während freche Finger sich erneut an ihrer Haut zu schaffen machten, diesmal nur auf eine noch quälendere Weise. Laut quiekte Natsuki erneut auf, ein Geräusch was wohl kaum einer bei ihr zu entlocken wagte. Ihr Körper wand sich unter den gnadenlosen Händen Shizurus, versuchte sich der Folter irgendwie zu entziehen. Dass sie sich und die Liege dabei ins Schwanken brachte, war wohl vorauszusehen.

Etwas schmerzerfüllt verzog sie das Gesicht, in letzter Zeit wurden einfach zu viele ihrer Glieder auf unterschiedlichste Weise auf die Probe gestellt. Natsuki kam jedoch nicht viel dazu Schmerz zu empfinden, wurde sie doch schon im nächsten Moment wieder von einer neuen Kitzelattacke überwältigt. Sie konnte schon nicht mehr, der Atem ging schwer von der Anstrengung, die Bauchmuskeln verkrampft vom Anspannen und Lachen.

Ihre Hände schlangen sich schwach um Shizurus Handgelenke, wollten diese abhalten weitere Foltermethoden an ihr auszuprobieren. Zu ihrem Erleichtern schienen diese vorerst auch Gnade walten zu lassen, regten sich nicht weiter. Die Lippen waren einen Spalt breit geöffnet, der stoßweise Atem der darüber hinwegfegte bewegte den Brustkorb in schnellen Zügen auf und ab. Ihre Augen fixierten die der Älteren, versanken fast in dem Pool aus rotem Wasser. Vorsichtig löste sich eine Hand, fand den Weg hoch zu Shizurus Gesicht, legte sich hauchzart an dessen Wange. Der Moment, die Position….alles kam ihr so bekannt vor, erinnerte sie im nächsten Augenblick an die Nacht, an den ersten Kuss, den sie sich teilten.

„Shizuru...“, es war nicht mehr als ein Wispern, was über Natsuki Lippen drang. Hypnotisch, gefangen im Bann der Anderen, ließ sie ihren Daumen quälend langsam über Shizurus Unterlippe streichen, fand Faszination darin, wie diese merklich darunter zu zittern begann.
 

Die flinken Finger der Älteren suchten den Oberkörper Natsukis nach empfindlichen Stellen ab, die sie kitzeln konnte. Das machte es für Natsuki natürlich schwer, sich zu wehren, da Shizuru ihren Armen gekonnt auswich und immer da kitzelte, wo Natsukis Arme gerade nicht hinschwangen.

Dieses kindische Spielchen trieben sie eine ganze Weile, bis Shizuru dann endlich Erbarmen zeigte und langsam aber sicher inne hielt, bis sie schließlich ganz aufhörte und die Finger von Natsuki ließ. Diese hatte sie ja auch entwaffnet, indem sie ihre Handgelenke umfasst hatte.

Shizuru blinzelte leicht, schenkte ihr dann aber ein solch unschuldiges Lächeln, dass es verboten gehörte.

Dabei legte sie dann langsam den kopf in die Wiege und ließ nachgebend locker. Ihre Hände hingen nun in den Fängen Natsukis, als hätte sie das eben nie getan und wäre die Unschuld in Person, was dieses provokant süße Lächeln nur noch untermalte.

Dieses Lächeln versiegte auch erst, als die Stille und Regungslosigkeit zwischen den beiden Frauen bestehen blieb und sie sich nur noch tiefer ineinander feststarrten.

Shizuru rang sich ein Schlucken ab, als Natsukis Blick sich immer tiefer in ihre Augen bohrte, als wollte sie damit bis runter auf ihr Herz stoßen und dieses damit berühren.

Ihr Herz begann ihr bis zum Hals zu schlagen und ihr Körper zeigte deutliche Anzeichen von Nervosität. Diese war auch berechtigt...

Denn schon hob die Jüngere die Hand und legte diese nicht nur an die Wange Shizurus, sondern ließ diese auch noch zu ihren Lippen hinab schweifen.

Ihre Augen weiteten sich ein Stück, jedoch vor Überraschung und nicht aus Schock. Als Natsuki dann anfing völlig vertieft über ihre Unterlippe zu streichen, schoss auch der Älteren plötzlich die Szene von besagtem Abend in den Kopf.

Sie erinnerte sich genau an das, was da passiert war. An das Gefühl in ihrem Herzen, in ihrem Bauch, an das Geräusch von Natsukis Herzklopfen und dem süßen Geschmack ihrer Lippen, dem sie sofort mit Haut und Haar verfallen war.

Sie erinnerte sich auch an den Geruch und das Rauschen ihres Blutes, welches sie die ganze zeit über im Ohr hatte. Diese Gefühle und das Verlangen was sie zu diesem Zeitpunkt empfunden hatte, drohten sie jetzt wieder zu überkommen, doch sie hielt sich vehement im Zaum. Die Versuchung war groß, Natsukis unterwürfige Lage erneut auszunutzen und ihr einfach einen Kuss zu stehlen, doch das wäre sicherlich nicht zum Gefallen der Jüngeren... Auch zu früherem Zeitpunkt hatte sie sie damit einfach überrascht und wohl ziemlich verwirrt... Und sie wollte Natsukis Gefühle und Nerven nicht weiter überstrapazieren... Also schluckte sie, gab der Versuchung nicht nach, sondern zog sich sogar ganz langsam etwas zurück, um sich zum Aufstehen bereit zu machen.
 

Das Herz klopfte so stark, dass Natsuki fürchten musste es würde schon fast hinaus springen. Zu sehr ließ sie sich in den Bann Shizurus ziehen, konnte sich nicht satt sehen von den sanften Augen den vollen Lippen, die so einladend aussahen. Ein schweres Schlucken folgte, die Jüngere versuchte mit Nichten das unangenehme Gefühl in ihrem Hals zu verbannen. Es war alles so verlockend, aber konnte sie ihrem Verlangen einfach so ohne großes Bedenken nachgeben?

Die Ältere liebte sie auf eine Art, die sie sich niemals vorzustellen wagte, dass war ihr in diesem Moment mehr als klar. Die kleinen Gesten, die Blicke, die liebevolle Fürsorge, vieles sah sie erst jetzt mit anderen Augen, merkte wie viel mehr doch dahinter steckte als bloße Freundschaft. Doch war es nicht falsch diese Liebe auszunutzen, nur weil sie ihre eigenen Gefühle nicht sortieren konnte?

Ihre Lippen formten sich zu stillen Worten, wollten so gerne die Fragen formulieren, die ihr auf dem Herzen brannten. Der Blick immer noch fixiert auf die Augen, in denen sie allmählich ertrank. Was hatte diese Frau nur an sich, dass sie Natsuki so willenlos machte, ihr ohne mit der Wimper zu zucken, den Wind aus den Segeln nahm?

Reflexartig verstärkte sich ihr Griff um Shizurus Handgelenk, als diese Anstalten machte aufzustehen. Sie wollte nicht loslassen, wollte sich viel lieber das nehmen, was sie sich nicht wagte. Sie schloss ihre Augen, versuchte die ansteigende Unsicherheit darin zu verbergen.

„Darf ich….“, setzte sie leise an, ihre Stimme klang ungewohnt rau, als ob sie gerade erst einen 100 Meterlauf hinter sich gebracht hätte. Natsuki schluckte erneut, ihre Finger gaben etwas nach, ließen das gefangene Handgelenk nach und nach frei.

Leicht biss sie die Zähne zusammen, verfluchte sich dafür, dass sie schon wieder wie ein kleines Schulmädchen zu stammeln begann, nicht wusste, wie sie ihre Gefühle ausdrücken sollte. Und das sollte die mächtige Gakuenchou von Garderobe sein? Lächerlich in Natsukis Gedanken und sie hätte wohl laut aufgelacht, wenn es die Situation zugelassen hätte.

Nur langsam ließ sie die Augen wieder aufschlagen, vermied es in Kontakt mit den rubinfarbenen zu kommen.

„Darf ich mir…was wünschen?“, erklang es schüchterner den je von der Jüngeren, „…es ist schließlich mein Geburtstag und…“, Natsuki murmelte noch ein paar undeutliche Worte hinterher bevor sie inne hielt. Ein unschuldiges Lächeln streifte ihre Lippen, während sie nur kurz zu Shizuru aufsah. Wenn ihr die Frage schon schwer fiel, was sollte sie dann erst machen, sollte die Ältere auf diese Bitte eingehen? Die Dunkelhaarige schluckte erneut, hätte sie doch bloß nichts gesagt, jetzt war es wohl zu spät um die Flucht zu ergreifen.
 

Shizuru blinzelte etwas irritiert, als Natsuki sie festhielt, gab jedoch nach und blieb in der Position. Sie sah Natsuki fragend an, forderte mit dem Blick eine Antwort in Natsukis Augen ein für das, was sie dazu bewegt hatte Shizuru am Aufstehen zu hindern. Ihr Kopf wanderte in die Wiege und wieder entstand eine Spanne der Stille zwischen den beiden.

Rubin blitzte immer wieder erneut auf, jedes Mal wenn Shizuru die Augenlider zu- und wieder aufschlagen ließ. Das Licht verfing sich sofort in der einzigartige Iris ihrer Augen und brach sich darin wie in einem Kristall, der so rein war, das er mit keinem Geld der Welt zu bezahlen war...

Ein seichter Wind erfasst das Boot, zischte über das Deck in Form einer Brise und erfasste das Haar Shizurus wie einen Spielball, den er dann in Bewegung versetzte. Ihr Strähnen schlugen Wellen und einige davon wirbelten ihr sogar störend vor der Nase herum.

Shizuru jedoch zuckte nicht einmal mit der Wimper oder wich Natsukis Blick aus, der ihr mitteilte, das sie um Worte rang. Sie starrte ihr förmlich ins Gesicht und selbst wenn ihr etwas schweres an den Kopf fliegen würde, es würde sie nicht davon abhalten den Blickkontakt zu der Jüngern abzubrechen... zu gespannt war sie einfach auf das, was Natsuki zu sagen versuchte.

Der Kopf wanderte nun auf die andere Seite und sie hob die hand um sich einige Strähnen hinter das Ohr zu schieben, ehe sie kurz davor war, Natsuki zu Fragen was sie denn nun wollte... Als diese dann aber mit der Sprache rausrückte und ihre ungewöhnliche Bitte äußerte, in Form eines Wunsches, den sie gerne äußern würde, hob sie die Brauen.

Sie blinzelte und schwieg erst dazu, wobei sie die Hände wieder senkte.

Shizuru blieb artig auf dem Becken der Jüngeren sitzen, mit ungewöhnlich wenig Gewicht, und sah sie an. Sie musterte ihre Gestik, den Ausdruck in ihrem Gesicht und merkte auch, das es Natsuki nicht ganz leicht über die Lippen kam.. überhaupt um diesen Wunsch zu bitten. Es gab jedoch nichts, was Shizuru ihr an dem heutigen Tage nicht zu erfüllen versuchte.

So lächelte sie zuckersüß, nickte und legte den kopf abermals auf die andre Seite hin schief.

„Immer raus mit der Sprache... Es gibt nichts was ich an deinem Geburtstag nicht für dich tun würde.. sofern das natürlich machbar ist...“, meinte sie dann bekräftigend, doch vermutlich würde sie auch all ihre wünsche erfüllen, jenseits ihres Geburtstages und das wusste Natsuki auch...
 

Natsuki blinzelte erst ein paar Mal bevor sie erst richtig begriff, dass Shizuru etwas gesagt hatte, ihrerer Bitte zugestimmt hatte. Was nun sollte sie jetzt sagen? Sich wirklich das von der Seele reden, wozu sie den Wunsch eigentlich gebrauchen wollte oder lieber doch einen feigen Rückzieher machen? Ein hörbares Seufzen verließ ihre Lippen, sie hatte ja nicht einmal die Möglichekeit zu verschwinden, da ihr Körper immer noch von Shizuru belagert wurde.

Zugegeben fühlte sie sich mit einem Schlag unwohl in der Position, zu untergeben, um dass loszuwerden, was sie der Älteren mitteilen wollte, von ihr verlangen wollte.

Vorsichtig stützte sie sich mit den Ellbogen am Boden ab, drückte ihre Oberkörper langsam in eine sitzende Position. Erleichtert stellte sie fest, dass Shizuru ihren Hinweis verstand und etwas von ihr rutschte. Ein paar tiefe Atemzüge später, hob sie den Blick, traf den erwartungsvollen der Anderen.

"Ich will...“, fing die Gakuenchou unsicher an, bedachte die Worte, die sie zu wählen versuchte. Warum war das alles so schwer, wo sie Shizuru doch sonst immer alles anvertrauen konnte? Fast quälend atmete sie aus, legte zwei Finger kurz auf die Stelle zwischen ihren Augen, ließ sie dann durch ihr Haar nach hinten streichen.

"Es ist...nichts...“, gab sie dann schließlich geschlagen von sich, sie würde es wohl nie schaffen auch nur ansatzweise das auszudrücken, was sie wollte. Leicht schüttelte die Jüngere ihren Kopf, setzte ein kurzes gezwungenes Lächeln auf.

„Vergiss es einfach, war nicht so wichtig...“, redete sie sich weiter raus, fühlte sich immer schlechter bei dieser feigen Art. Mit einer Hand an der Liege zog sie sich langsam in den Stand hoch, achtete darauf nicht gleich alles Gewicht auf das unstabile Bein zu verlagern. Und somit war wieder eine Chance vertan. Sie wand Shizuru den Rücken zu, ging langsam um die Liege herum in Richtung der Reling.

Natsuki spürte den Blick der Älteren in ihrem Nacken, der fragend, aber gleichzeitig wohl ziemlich verwirrt schien. Fest umgriff sie die eiserne Stange der Reling, so sehr bis ihre Knöchel weiß hervortraten. Der Blick glitt hinunter in das schäumende Meer, was um den Bug spritze. Die sanften Wellen wirkten gleichmäßig, fast beruhigend, änderten jedoch nicht viel an der inneren Aufruhr, die die Dunkelhaarige zu quälen schien.

Es war doch sinnlos sich wieder so viele Gedanken zu machen, sie sollte den Tag eigentlich heute genießen. Schließlich war morgen auch noch ein Tag, und danach noch einer und noch einer. Zugegeben hatte sie doch alle Zeit der Welt oder? Würde Shizuru ewig auf sie warten wenn es sein musste? Wartete sie überhaupt oder nahm sie die einseitige Liebe schon als selbstverständlich hin? Wie eine Lawine brachen neue Gedanken über die Jüngere hinein, gönnten ihr nicht einmal eine kurzes Pause. Ein frustriertes Schnauben ließ ihre Nasenflügel ein Stück weiten. Impulsartig schlug ihre Faust auf die Reling, brachte diese kurz zum Beben, bevor sie sich wieder entkrampfte und wie zuvor ablegte.
 

Aufmerksam sah sie Natsuki an, als diese erneut Luft holte und zum Sprechen ansetzte... Als da allerdings nur etwas rauskam, was wie eine Ausflucht klang, zog Shizuru die Brauen zusammen. Ihr Blick wirkte redlich enttäuscht, da sie genau wusste, dass Natsuki eigentlich etwas ganz anderes sagen wollte, was sie sich scheinbar anders überlegt hatte.

„Oh...“, entkam es Shizuru, verkündete ihre Verwirrung und die Enttäuschung im gleichen Atemzug, „In Ordnung...“.

Aber war es das wirklich?

War es wirklich in Ordnung, dass Natsuki ihr Herz erst zum trommeln brachte und dann mit ihren Worten einen Eimer eiskaltes Wasser darüber ergoss, um es abzulöschen?

Shizuru schluckte und senkte etwas getreten den Blick... Sie wusste das Natski das sicherlich nicht mit Absicht getan hatte, dennoch hatte es ihr irgendwie wehgetan...

Ein kurzes Seufzen entkam ihr, ehe sie sich dann auf ihre Beine erhob und das Tuch um die Hüfte etwas zurecht rückte.

Sie ließ ihren Blick schweifen.

Die Sonne versank gerade am Horizont und läutete den Abend ein. Nur noch ein paar Stunden, dann würde es Zeit werden für die letzte kleine Überraschung, an dem heutigen Tage... auch wenn es Natsukis Meinung nach zu viele davon gab.

Der Blick über das Meer verklärte sich etwas, wirkte irgendwann ziemlich starrend, so verwirrt war sie.

Sie fragte sich die ganze zeit was Natsuki ihr wohl sagen wollte... Was wohl der Wunsch sein könnte, den sie sich nicht getraut hatte zu äußern... Ob er es wert war, danach zu fragen? Darauf zu pochen ihn zu erfahren? Hatte sie überhaupt das Recht dazu? Vermutlich nicht... Am besten beließ sie es einfach dabei und schwieg sich mit Natsuki zusammen darüber aus, wie über so vieles, was sie wurmte...

Als die Jüngere allerdings anfing zu schnauben und dann mit der faust auf die Reling schlug, riss sie den Blick zu ihr herum und blinzelte.

Was mochte nur in dieser Person vorgehen? So lange kannten sie sich nun und doch... gabs noch einiges wodurch sie nicht blicken konnte... Selbst nicht durch die Mauer, die Natsuki um ihr Herz herum aufgezogen hatte.

Schließlich zückte sie eine dünne Decke, um zu der Jüngeren heranzutreten und ihr diese um die Schultern zu legen, da es langsam aber sicher etwas kühler wurde.

Sie stand da, hinter ihr, hatte die Hände auf ihren Schultern um die Decke zu platzieren. Wieder erfasste etwas ihr herz wie einen Ruck und sie musste schlucken.

„Na...tsuki...“, raunte sie dann hauchzart von hinten gegen den Nacken der Gakuenchou. Was sollte das werden? Was taten ihre Hände da, fragte sie sich, als sie Natsuki an den Schultern herum drehte und ihr tief in die Augen sah. Das alles geschah aber nur in den Bruchteilen von Sekunden und jenseits jeglicher Reaktionsmöglichkeiten. Denn schon war ihr Kopf nach vorne geschossen und hatte ihre Lippen auf die der Dunkelhaarigen platziert...
 

Wehmütig beobachtet die junge Frau die Sonne am Horizont, konnte nicht glauben, dass sich der Tag nun auch schon zu Ende neigte. Träge stützte sie ihr Kinn in der Hand ab, hatte beide Ellbogen auf die kühle Reling abgelegt. Die letzen Sonnenstrahlen reflektierten sich in schimmernden Farben in den betrübten Augen der Dunkelhaarigen. Sie fühlte sich schlecht ihrer feigen Tat wegen, dass sie Shizuru belogen hatte in gewisser Weise.

Eine feine Gänsehaut bildete sich auf ihrer Haut, als die kühler gewordene Abendluft sachte darüber streifte. Ihre fehlte die Wärme, nicht nur die, die ihr die Sonne vermittelt hatte, sondern auch die, nach der ihr Herz verlangte. Warum war sie zu feige, sich diese zu nehmen, sich darin einhüllen zu lassen und jeglichen Kummer zu vergessen?

Die Jüngere zuckte leicht, als sich die Decke um ihre Schultern legte, die Hände darauf verweilen blieben. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Shizuru hinter ihr stand. Sie wieder einmal unbewusst vielleicht ihre Gedanken erraten hatte, ihr versuchte zumindest auf diese weise Wärme zu spenden. Ein trauriges Lächeln beschlich die Lippen Natsukis, es war schön, aber nicht dass was sie sich eigentlich wünschte. Sie wollte sich so gerne nach hinten fallen lassen, in die Arme der Geborgenheit, doch würde jene sie auch auffangen? Auch jetzt noch?

Natsuki musste schwer schlucken, als sie ihre Namen vernahm. Shizuru hatte schon immer eine besondere Art gehabt, ihren Namen auszusprechen, es war einfach etwas Besonderes, wenn es von der Zunge der Älteren kam. Sie fühlte sich als etwas Besonderes, Einzigartiges. Es war in diesem Fall nicht anders und hätte sie nicht verzweifelt die Unterlippe in einem Biss verfangen, hätte sie sich vielleicht den Tränen ergeben müssen. Sie konnte nicht glauben, wie nachsichtig Shizuru mit ihr umging, nie etwas in Frage stellte, geduldig ihr Verhalten hinnahm. In gewisser Weise war es erleichternd, anderseits frustrierend, weil sie somit niemals einen Schubs in die richtige Richtung bekam.

Überrascht weiteten sich grüne Augen, als sie so plötzlich von Shizuru herum gedreht wurde, wurden noch größer ob der folgenden Tat. Natsuki wusste nicht wie ihr Geschah, sie nahm nur die angenehme Wärme wahr, die sich von ihren Lippen aus immer weiter durch ihren Körper breit machte. Das war es was sie fühlen wollte, überwältigt davon machte sich nun doch eine Träne auf ihren Weg die Wange hinab. Sanft schlangen sich Arme um den Hals der Älteren, klammernd nach Halt suchend. Natsuki konnte nicht genau sagen, ob sie mit dem Kribbeln in Bauch und den wackeligen Gefühl in ihren Beinen, genau diese noch lange aufrecht halten konnte.

Erst war es nichts weiter als ein Berühren der Lippen, bis die Jüngere zaghaft anfing die ihren zu bewegen. Scheu und unerfahren, als ob dies überhaupt erst ihr erster richtiger Kuss wäre. Shizurus Unterlippe nahm Natsuki schließlich wie am heutigen Morgen gefangen, ließ sie erst nach giebigen Kosten langsam wieder los. Das zufriedene Schnurren, was sich ihre Kehle hoch kroch konnte sie nicht länger unterdrücken, auch wenn es ihr eine gewisse Schamesröte auf die Wangen trieb. Sie hoffte einfach inständig, dass die Ältere dafür jetzt kein Auge hatte, das verräterische Geräusch des Wohlgefallens vielleicht sowieso überhört hatte.
 

Shizuru konnte nicht sagen was in sie gefahren war. Was sie dazu antrieb, sich diesen Kuss einfach so zu nehmen, ohne Natsuki um Erlaubnis zu bitten. Sie wusste nur, das es nun zu spät war. Es war passiert und einmal angefangen, konnte sie nicht mehr aufhören... Ihr Kopf riet ihr sich zusammenzureißen, Natsuki nicht noch mehr zu verwirren, doch ihr Körper hörte nicht auf ihren Verstand sondern in diesem falle auf ihr Herz.

Es schien, als hätte ihr Herz ihr Hirn in Ketten gelegt, um auszubüchsen und genau das zu tun, was sie gerade tat. Doch was wäre danach? Was würde passieren wenn sie den Kuss lösen würde? Würden sie danach so tun als wäre das nicht passiert? Würden sie sich darüber ausschweigen? Oder würde Natsuki vielleicht sagen, dass das ein Fehler war, den es nicht zu wiederholen galt? Oder ging es ihr vielleicht ähnlich, und sobald sie wieder zu Verstand kommen würde, würde sie merken wie unanständig das war und sie würde die Ältere von sich stoßen?

Shizuru vermochte das nicht vorher zu sehen, doch das war ja vielleicht auch gut so... Vielleicht sollte sie das einfach passieren lassen, es genießen, so lange es anhielt und einfach abwarten, wie es danach weiter ging... Das war der falsche Moment und der falsche Ort, um sich über so was Gedanken zu machen, oder gar etwas zu erzwingen... Sie hatte sich ja ohnehin daran gewöhnt, niemals Ansprüche an Natsuki zu stellen, bezüglich ihrer Gefühle... Das nun alles anders gekommen war... damit hätte sie niemals gerechnet. Sie hätte eher damit gerechnet, dass sie das immer vor der Gakuenchou geheim halten würde...

Das sie aber nun hier stand, sie küsste und dafür keine Ohrfeige kassierte, hätte sie niemals zu hoffen gewagt...

Der Älteren rannen Schauer über den Rücken wie Lawinen und jagten ihr eine Gänsehaut über den Körper, über jeden Winkel ihrer Haut. Langsam, unsicher hob sie nun ihre Hände und schlang diese um Natsukis schlanken Körper, um sie noch enger an sich zu ziehen.

Sie konnte nicht beschreiben, was sie in diesem Moment fühlte....

Das Schnurren der Jüngeren nahm sie zwar wahr, reagierte aber nicht darauf. Alles was sie fühlte, waren die zarten, warmen Lippen, die sich an ihren bewegten.

Nach einer weile des zärtlichen Lippenspiels dann, öffnete sie ihren Mund einen Spalt und schob dann die Zunge vor, um mit dieser verspielt über die Unterlippe Natsukis zu streichen...

Nach diesem Geschmack könnte sie süchtig werden....

Aber so sehr sie dieses Glück, diesen Moment auch halten wollte, so wollte sie ihn auch nicht überstrapazieren... Also zwang sie sich dazu, den Kuss nach einem Moment wieder zu lösen, jedoch nahe ihrer Lippen zu bleiben und dann die Augen zu öffnen.
 

Wie elektrische Impulse schossen die neuen Empfindungen durch den Körper der Jüngeren. Ein kurzes Zucken war die Antwort auf Shizurus forsche Zunge, die so neckend ihre Lippen berührte. Anstatt jedoch zurück zu weichen, zog Natsuki ihre Arme nur noch enger um den Nacken der Anderen, kam dem nur nach, als Shizuru sie enger an sich presste.

Die Decke war schon wieder halb von ihren Schultern gerutscht bei der schnellen Wendung, doch das schien die Gakuenchou nicht weiter zu stören. Sie lag in den Armen, die ihr wohl ewig Wärme und Liebe spenden würden, da hatte ein kühler Wind nicht die geringste Chance.

Der Moment erschien wie eine Ewigkeit, das Blut pochte ihr in den Ohren, das Herz hatte schon mehrmals gedroht fast stehen zu bleiben. Die Zeit schien fast still zu stehen, zu gefangen waren die beiden Frauen in ihrer eigenen kleinen Welt.

Dass der Kuss schon lange gelöst war, registrierte Natsuki für eine Weile erst nicht, zu sehr blieb der süße Geschmack auf ihren Lippen. Sacht sog sie die doch so nötige Luft in ihre Lungen, die ihr der Kuss sprichwörtlich geraubt hatte.

Ein zartes Lächeln formte sich, bevor auch sie es wagte die Augen zu öffnen, sich denen Shizurus zu stellen. Die Dunkelhaarige war ihr dankbar, dankbar dafür, dass sie wenigstens den Schritt wagte, an dem Natsuki immer noch zu üben hatte.

Sie versank einen Moment wieder in dem dunklen Rot, bemerkte die leichte Unsicherheit darin, sah aber gleichzeitig das Verlangen, die Liebe, die nach der ihren dürstete. Hauchzart färbten sich ihre Wangen, ihr Atem schlug nervös gegen die Lippen der Älteren, ließ deren auch an den ihren spüren.

„Shizuru…ich will..“, nur ein raues Wispern, das vorsichtige Ansetzen, ihren Wunsch von neuen zu formulieren. „Ich will…es….lernen..“, ließ sie fast kryptisch verlauten, Lippen näherten sich bei jeden Wort ein Stücken. Augen schlossen sich wie in Zeitlupe, die Distanz erschien wie eine viel zu weite Kluft.

„…lernen dich zu lieben..“, endlich war das Geständnis heraus, nahm gleich etwas an der Last, die so kalte Mauern um das Herz der Jüngeren gebaut hatte. Sie wusste nicht ob Shizuru sie in dem Moment verstehen würde, das Ganze vielleicht auch noch missverstand. Aber das war Natsuki egal, als sich ihre Lippen erneut auf Shizurus niederließen, sie in einen neuen Kuss verwickelten.

Vielleicht würde sich an diesem Tage ihre Meinung hinsichtlich Geburtstage ändern, vielleicht würde es doch ein Tag werden den sie in Zukunft gerne zu feiern wüsste.

Die Dunkelhaarige wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, bevor sie erneut, wohl eher des Sauerstoffmangels abließ. Es machte schon regelrecht süchtig, das Gefühl, der Geschmack, das Kribbeln in ihrem gesamten Körper. Ja zugegebener maßen wurde die Gakuenchou, die normalerweise doch ziemlich hart im nehmen war, schwach. Ihre Knie, die nun doch unter ihr nachgaben, waren Beweis genug dafür.
 

Shizuru wusste gar nicht mehr wo ihr der Kopf stand. Sie hatte jegliches Gefühl für Raum und Zeit abgedrängt, um sich lediglich dem Gefühl zu ergeben, was sie so lange in sich verschlossen hatte. Jetzt, da sie es endlich rauslassen konnte, selbst wenn es nur für einen kurzen Moment sein mochte, war ihr eine unbeschreibliche Last vom Herzen gefallen und das konnte sie noch nicht wirklich glauben...

Es schien wie eine jahrelang aufgestaute Welle zu sein, die nun über ihr hinwegbrach und sie mit getose hinfort schwemmte.

Ihr Magen sprang im Dreieck und auch ihre Knie wurden langsam weich, was wohl auch normal war, bei dieser spontanen Aktion, die nicht nur bei Shizuru einiges loszulösen schien.

Als sie den Kuss dann nach einigem Lippen- und Zungenspiel gelöst hatte und Natsuki nun Nase an Nase gegenüber stand, trommelte ihr Herz wie eine Dampflock auf Hochtouren.

Sie schluckte, wusste nicht was nun kam, und ob sie das überhaupt wissen wollte... Sie wusste nicht ob es gut oder schlecht für beide wäre... Und wenn es schlecht wäre, dann hätte sie davor am liebsten die Augen verschlossen, um sich nicht das Herz brechen zu lassen.

Das Natsuki ihr allerdings ein lächeln schenkte, welches alle Gletscher zum schmelzen brachte, ließ sie die Augen etwas weiten und stoppte beinahe ihren Herzschlag bis auf Null. Als das Herz dann wieder einsetzte, schlug es nur wenige hundertstel Sekunden, um dann wieder ins stocken zu geraten, als die Jüngere zum sprechen ansetzte und dann mehr als bedeutungsschwangere Worte verlauten ließ.

//Ich will lernen, dich zu lieben...//, hallte es immer wieder durch ihren Kopf, wollte gar nicht wirklich in ihren Verstand hinabsickern.

//Ich will lernen, dich zu lieben//.... aber was sollte das bedeuten?

Sollte das heißen, dass Natsuki nicht wusste was liebe war? Das Shizuru ihr das zeigen sollte, wenn diese auch nicht wusste wie sie das anstellen sollte? Oder sollte das heißen das Natsuki liebe von liebe nicht unterscheiden konnte? Das sie den Unterschied zwischen lieben und lieb haben nicht kannte?

Shizuru wusste, das diese Worte alles verändern würden... doch sie wusste sie auch nicht einzuordnen. Was sollte sie damit anfangen? Sollte das heißen, das sie nun darauf warten müsse, bis Natsuki mit Sicherheit sagen konnte, dass sie die Ältere liebte? Sie wusste es nicht... doch für den Moment freute sie sich einfach nur über das, was Natsuki ihr damit vor die Füße geworfen hatte... ihr Herz.

Die Lippen erneut einem Kuss hingebend, drückte Shizuru die Jüngere noch fester an sich, wollte diese gar nicht mehr los lassen, während sich eine Träne ihren Weg die Wange hinab suchte. Sie wollte die Augen gar nicht mehr öffnen, um sicher zu gehen das das kein Traum war... Denn wenn es einer war... dann würde sie lieber sterben als jemals wieder aufzuwachen und das missen zu müssen, was da gerade passiert war.

Der Kuss gelöst, riss Shizuru dann die Augen auf, als Natsukis Beine plötzlich unter ihr wegsackten und sie nur noch fester um den Leib der Jüngeren griff, um sie oben zu halten. Flink hatte sie die Gakuenchou dann auf die Arme gehoben und trug sie dann rüber zu einer der Liegen. Dort setzte sie die Dunkelhaarige ab, ließ sich hinter ihr nieder, zog sie an sich und schlang dann um sich und sie eine gemeinsame Decke. Erst jetzt fiel ihr auf, wie spät es schon geworden war und ein kurzes Piepen von Natsukis Ohrring verriet ihr, das es Zeit war... Sie blinzelte und orientierte sich dann noch oben in den Sternenbehängten Himmel. Sie hob die Hand und deutete nach oben, um Natsuki zu zeigen, das die Überraschung angekommen war.. Und diese zeigte sich am Himmel in Form einer Ehrenformation aller bekannten und wichtigsten Otome. Angeführt natürlich von Haruka und gefolgt von allen Meister Otome die zu finden waren. Die Pillars aber hatten ihr Versprechen gehalten und waren nicht anwesend, um die Akademie zu bewachen, so wie Natsuki es wünschen würde...

Es wirkte wir eine ganze Anreihung bunter Sterne, die sich dort am Himmel tummelten und man konnte Haruka förmlich ihre Befehle brüllen hören, was aufgrund der Entfernung jedoch nicht möglich war. Erst als Haruka sich an den GEM fasste und Natsuki kontaktierte, konnte man sie wirklich hören. „Vollzählig Anwesend, Gakuenchou! Einleitung der Ehrenformation! Geschütze laden! Fire!“, sagte sie das erste und befahl den Otome dann das nachstehende. Daraufhin luden sie Waffenähnliche Rohre, die sich dann mit einem Ruck entluden und ein Feuerwerk am Himmel aufblitzen ließen und das in einem stetigen Rhythmus. Lichtkugeln und Sterne zeichneten sich ab, welche erst aufstrahlten, dann verblassten und schließlich als Sternenstaub vom Himmel rieselten.... Da hatte sich nicht nur Shizuru für in zeug gelegt, das zu planen, obwohl sie da ja nun am Himmel fehlte, doch auch die anderen hatten sich für die Gakuenchou wirklich Mühe gegeben...

Eine knappe halbe Stunden schossen alle möglichen Blitzlichter am Himmel entlang und ließen den Geburtstag des Ice Silver Chrystals würdig ausklingen...

Als auch das letzte Licht erloschen war, hörte man sich Haruka verabschieden und sie leitete den offiziellen Rückzug der Otome an, um zu der Akademie und den jeweiligen Meistern zurückzukehren....
 

Man konnte von Glück sagen, dass Shizuru die junge Gakuenchou in diesem Moment oben hielt und ihr gewisser Halt vermittelt wurde, sonst hätte sie wohl wirklich Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Ihre Glieder wollten ihr auch jetzt noch nicht gehorchen, empfanden es als amüsant solche Streiche zu spielen. Verlegenheit über dieses peinliche Missgeschick, legte sich auf das Gesicht der Jüngeren. Natsuki war nicht ganz bei sich, der Verstand immer noch umnebelten von den vielen Gefühlen, die wie große Wasserwogen über sie hinweg schwappten.

So als ob die Ältere diesen Aufstand spüren würde, trat sie zur Tat, hob sie hoch und erleichterte somit der Dunkelhaarigen langsam wieder Herr über ihre Sinne zu werden. Natsuki ließ ihre Arme für den kurzen Marsch um Shizurus Hals geschlungen, lehnte den Kopf träge an ihre Schulter. Erst als sie sich auf der Liege wieder fand zog sie sich etwas zurück, wusste nicht ob der Kontakt weiterhin erwünscht war. Dass sie Shizuru im nächsten Moment an sich ziehen würde, überraschte sie auf positive Weise, wusch alle Zweifel so schnell wie er gekommen war auch wieder hinfort. Ihren Kopf bettete die Jüngere erneut an der Schulter der Anderen, neigte ihr Gesicht leicht gegen den warmen Hals. Augen schlossen sich für kurze Zeit, Natsuki genoss die Nähe, die ihr auch jetzt noch gegönnt wurde, trotz der verwirrenden Worte, die sie von sich gegeben hatte.

Die stille Zweisamkeit wurde von dem bekannten Piepen ihres GEMs unterbrochen, Augenbrauen zogen sich zusammen bevor sich Lider langsam aufschlugen. Warum meldete sich ihr GEM so plötzlich? Doch ehe sie dem Rätsel nachgehen konnte, folgte ihr Blick dem Armwink Shizurus, Smaragde suchten den Himmel nach einer Erklärung ab. Diese zeigte sich auch sogleich, in Form der vielen Otome, die in der Dunkelheit wie Edelsteine aufblitzen. Natsuki blinzelte ein paar Mal, hörte dann den Befehl des Brigardiergenerals über ihren eigenen GEM. Leicht öffneten sich ihre Lippen, zeugten von dem Staunen, was die Jüngere überkam.

Sie hatte schon oft Feuerwerk gesehen bei den verschiedensten Anlässen, Veranstaltungen, Zeremonien. Doch niemals hätte sie sich erträumt, dass ihr Geburtstag einmal Anlass dafür sein konnte. Einzelne Explosionen, die kleine glitzernde Lichter in alle Richtungen verstreuten, wie Regen vom Himmel fallen ließen, spiegelten sich in den Augen der Gakuenchou. Ohne ein Blinzeln verfolgte sie das Spektakel, wusste nicht ob sie sich einfach nur freuen oder vollkommen überwältigt fühlen sollte. Viel zu schnell erlosch das Glitzern, ließ wieder Dunkelheit und die im Gegensatz

dazu mickrig wirkenden Sterne an ihren alten Platz zurück rücken. Lange noch starrte sie in den Himmel, fast hoffend das ganze noch einmal von vorne sehen zu dürfen.

"Das war...wow...“, machte sie ihrer Begeisterung schließlich Luft, wenn auch etwas unbeholfen in der Wahl ihrer Worte. Ein seichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, bevor sie sich etwas enger an den Körper hinter ihr kuschelte, die Decke fester umklammerte. "Das war eindeutig der beste Geburtstag in meinem Leben...", murmelte die Dunkelhaarige, ließ ihren Kopf etwas zur Seite fallen um Shizuru ins Gesicht blicken zu können. Dankbarkeit strahlten das sanfte Grün aus, Rührung, Liebe.

"Danke...Shizuru...“, ein Lächeln, langsames Vorbeugen bevor sich hauchzart Lippen auf die Wange der Älteren legten.
 

Haruka hatte sich mit dieser Aktion wirklich selbst übertroffen und zeigte mehr als deutlich, dass sie alles was sie anpackte, mit einem Knall enden ließ. Genau so hatte Shizuru sich das vorgestellt und sie wusste auch, dass auf den Brigadiergeneral immer Verlass war.

Lächelnd verfolgte sie weniger das Spektakel, als das sie Natsukis von der Seite her ansah und beobachtete, wie sie darauf reagierte.

Dem Feuerwerk schenkt sie recht wenig Aufmerksamkeit. Es interessierte sie viel mehr, wie sich die Gesichtszüge aufgrund dieser Überraschung in dem Gesicht der Gakuenchou veränderten.

Das kindliche Strahlen ihrer Augen, knackte ihr Herz wie ein Nussknacker die Nuss. Das Bild fraß sich auf ewig in ihren Kopf.

Als die Otome dann den Rückzug einleiteten, verfolgte Shizuru dies mit dem Blick. Sie konnte sich ja leider nicht bei ihnen bedanken, da sie keinen GEM mehr trug... Haruka würde das aber wissen und der Gedanke war immerhin das, was zählte.

Lächelnd schloss sie kurz die Augen, ließ die funkelenden Bilder von zuvor noch in ihrem Kopf nachhallen. Der dunkle, unbewegte Himmel hatte sich nun wieder über sie gelegt wie ein Schleier und sie schlang die Arme etwas enger um Natsuki, drückte sie Wärme suchend etwas an sich.

Das es der Jüngeren gefallen hatte, war alles was für sie wichtig war. Das strahlen ihrer Augen, das Herzklopfen, der Dank ihrer Worte.. das alles erfüllte sie mit unendlicher Freude und bestätigte ihr, das es richtig war.

Die Augen öffneten sich wieder, gaben das Rubin frei, um Natsuki anzusehen, nachdem diese ihr einen Kuss der Dankbarkeit auf die Wange gehaucht hatte. Diese süße Geste, ließ einen Hauch Röte in die Wangen der Älteren steigen und sie zaghaft lächeln.

„Nur das Beste.. für die Gakuenchou...“, raunzte sie dann leise, nah ihres Ohres und schmiegte ihre Wange dann an die der Jüngeren, um ihr, wie ein Kätzchen, so ihre Zuneigung zu bekunden.

Man konnte wirklich behaupten, dass der Tag gelungen war und das man für diesen Moment, die vergangenen Tage getrost vergessen konnte. Dies war zwar keine wirkliche wieder gut machung, aber eine gekonnte Ablenkung.. und das war alles,...was sie Natsuki momentan anbieten konnte.

Das Schiff taumelte ruhig auf dem Meer herum, der Anker war längst geworfen und so würden sie die heutige Nacht hier verbringen. Natsuki hatte das alles brav über sich ergehen lassen und Morgen, Morgen könnte sie sich dann aussuchen, was sie gerne tun würde, um sich die freie Zeit um den Kopf zu schlagen.

Doch an Morgen war nocht nicht zu denken. Warum auch? Noch saß sie hier, hatte Natsuki in den Armen und das war alles, was sie sich je gewünscht hatte.. .alles, was sie jemals wollte.
 

Das sanfte Aneinanderreiben von Haut, das Raunen, was ein Kitzeln bei jedem Worte in ihrem Ohr auslöste, waren schon wieder zu viel. Sachte bedeckte die Röte ihr Gesicht, Hitze wurde auf einmal ein größerer Faktor als erwartet und Natsuki wusste, dass diese gewiss nicht von der Decke herrührte. Ihr Körper war so nah an den Shizurus geschmiegt, ließ sie die angenehme Wärme, die dieser ausstrahlte, spüren. Dass sie dabei eigentlich so kaum wie nichts an ihrem eigenen Leib trug, während sie den intimen Kontakt genoss, wurde der Jüngeren erst im Nachhinein klar.

Schluckend wand sie den Kopf ein wenig, wich möglichem Blickkontakt aus. Natsuki wollte das Ganze, dennoch ließ sie diese neue Erfahrung immer wieder in Nervosität verfallen. Spürte Shizuru wie unsicher sie war? Spürte sie, wie sehr es ihr gefiel trotz dieser Unsicherheit? Ein leises Seufzen erfüllte die Luft, nicht wehklagend, eher zufrieden. Zumindest hatte sie heute einen Anfang gemacht, ein wenig von der kühlen Fassade um ihr Herz eingerissen. Sie wünschte sich nichts sehnlichster als dieses endgültig frei zu lassen nur erschien es nicht leicht den Weg aus diesem verworrenen Labyrinth zu finden. Vielleicht würde Shizuru ihr dabei Schritt für Schritt helfen, schon alleine dass war es Wert den Weg anzutreten.

Ihr Blick heftete am Himmel, zählte abwesend die kleinen Sterne, die sich am Firmament tummelten. Natsuki lächelte zufrieden, als sie eine Hand von der Decke löste und auf die legte, die sich um ihren Körper geschlungen hatten. Selbstständig verankerten sich Finger in denen der Älteren, eine kleine Geste, die ihr jedoch so viel Kraft schon in all den Jahren gegeben hatte.

"Shizuru...?", murmelte die Dunkelhaarige leise, als wolle sie den Moment der Ruhe eigentlich nicht zerstören. "Wann hast du...", eigentlich wusste sie nicht, wie sie auf den Gedanken kam, jedoch einmal angefangen, wollte sie ihn nun auch beenden, war zu interessiert an Shizurus Antwort.

"Wann hast du es gemerkt, dass du mich…also...“, nervös stockte sie, wusste nicht wie sie sich ausdrücken sollte ohne dabei allzu lächerlich zu klingen oder von Shizuru ausgelacht zu werden.

„Naja wann hast du gemerkt, dass du mehr empfindest?". Augen suchten nun doch wieder Kontakt zu den rubinfarbenen, Finger strichen sanft über den Handrücken, ergötzen sich an der weichen Haut.

Es war etwas dass sie seit dem Geständnis interessierte, manches davon gar nicht erst begriff. Was war es an ihr, was Shizuru liebte? Was veranlasste sie dazu, früher wie auch heute? Wann war überhaupt früher? Sollte sie wirklich denken, dass die Ältere sie schon Jahre lang heimlich umgarnte, das Geheimnis schon so lange mit ihr herum trug? Es war ein unvorstellbarer Gedanke, von dem sie hoffte erlöst zu werden. Ob ihr die Antwort wirklich gefallen würde war eine andere Frage, doch darum sollte sie sich dann Sorgen machen, wenn es soweit war.
 

Der Blick der Älteren wanderte nach unten, als Natsukis Finger sich mit ihren verschränkten. Ein sanftes Lächeln huschte über ihre Lippen und sie erwiderte den sanften Druck, während sie der Frage der Jüngeren lauschte.

Shizuru traf diese etwas überrascht, jedoch musste sie nicht lange überlegen sondern schien den Zeitpunkt, in dem sie sich verliebt hatte, genau im Hinterkopf zu haben, als wäre der noch gar nicht so lange her...

Lächelnd schloss sie kurz erinnernd die Augen, lehnte den Kopf an den von Natsuki und schlug sie dann wieder auf.

„Du warst im Corallenrang, ich eine Pearl... und zu dem Zeitpunkt stand dein ‚Hike’ mit Mai an...“, fing sie dann an zu erzählen und Natsuki würde das Erlebnis des Parcours sicherlich sofort in den Kopf schießen. Wie sie damals ein Team mit Mai bildete, die beiden recht planlos durch die Gegend irrten, aufgrund von Mai´s schlechter Orientierung, und Natsuki dann auf der halben Strecke aufgeben musste... um dann in einer recht misslichen Lage von Shizuru aufgegabelt zu werden und zurück zur Basis gebracht zu werden..

Shizuru hatte die beiden Mädchen damals eingesammelt, zurückgebracht und dann dafür gesorgt das Yohko sich um die kleineren Blessuren kümmerte. Natsuki war damals ziemlich sauer auf Mai und hatte ihr die Schuld am scheitern gegeben... Sie konnte schon damals nicht verlieren..

„Auf der Rückfahrt zur Akademie.. hat es doch so zu stürmen und regnen angefangen und der Geländewagen in dem wir saßen.. rutschte in einer Kurve weg und schlitterte zur Hälfte über eine Klippe. Alle waren vor Schreck stocksteif, doch du hast sofort reagiert...“, erzählte sie weiter und erinnerte sich daran, wie Natsuki keine Sekunde zögerte, sondern sofort den Wagen verließ, um zu versuchen ihn mit bloßen Händen festzuhalten. Shizuru hatte aus dem Fenster gesehen und Natsukis kämpfender Gesichtsausdruck, brannte sich für immer in ihren Kopf... Sie war nach Natsuki aus dem Wagen gekommen, hatte sich Materialisiert, Natsuki die Erlaubnis dazu erteilt und beide, mit vereinten Kräften, den Karren aus dem Dreck gezogen um eine Katastrophe zu verhindern.

Damals hatte Natsuki sich bei der Rettungsaktion den Arm gebrochen und war einige Wochen außer Gefecht gesetzt. Shizuru war in der Zeit immer an ihrer Seite gewesen und hatte mehr Zeit bei ihr, als im Unterricht verbracht...

„Dein Gesicht... dein Mut... dein Ehrgeiz... die Art, wie du Dinge anpackst... Das alles hat mich einfach mitgerissen... mich überwältigt..“, sagte sie leise, beinahe andächtig aufgrund dieser wertvollen Erinnerung.
 

Ebenfalls in Erinnerung schwelgend, zeigte sich ein zartes Schmunzeln in den Mundwinkeln der Jüngeren. Das Ereignis, von dem Shizuru berichtete, als ob es gerade erst vor wenigen Tagen geschehen wäre, lag um ehrlich zu sein ziemlich lange zurück. Viel Zeit war vergangen, konnte jedoch Geschehenes nicht rückgängig machen. Das war also der Zeitpunkt, der das Leben der Älteren wohl vollkommen verändert hatte.

Sie erinnerte sich gut an den Abend, den Unfall, noch mehr daran, wie sehr sich Shizuru danach um sie gekümmert hatte. Natsuki war enttäuscht gewesen, dass sie sich die Verletzung zu gezogen hatte, dass sie unfähig war auf eine gewisse Weise. Schon damals hatte ihr Shizuru geholfen über solche Dinge hinweg zu sehen, sich nicht davon beirren zu lassen. Das hatte sie auch nicht, hatte sich weiter hoch gekämpft bis an die Spitze, Rückschläge eingesteckt und davon gelernt.

"Wir waren schon damals ein gutes Team oder?", wisperte die Dunkelhaarige in Gedanken, neigte ihr Gesicht in die Halsbeuge der Anderen, schloss auf den Kontakt hin die Augen. So lange schon trug Shizuru also das Geheimnis mit sich rum.

Schneller als sie dachte, kroch das unangenehme Gefühl hoch, nagte an ihrem Gewissen. War sie wirklich so blind gewesen die ganze Zeit oder wollte sie es einfach nicht sehen? Nur wage konnte Natsuki sich vorstellen, was jene Person, die sie nun so innig in den Armen hielt, über die Jahre erleiden musste. Leicht schluckte die Jüngere, der sanfte Druck ihrer Finger verstärkte sich etwas.

"Es muss hart gewesen sein...", es war mehr eine Aussage, keine Frage, die Shizuru unbedingt zu beantworten hatte.

“Gomen..", ihre Stimme klang brüchig, verriet von ihrem derzeitigen Befinden. Einseitige Liebe musste etwas schlimmes sein, auch wenn das mehr eine Ahnung als wirkliches Wissen war. So lange schon...und jetzt? Jetzt ließ sie Shizuru immer noch im Dunkel umherwandern, deutetet nur wage Worte an, die mehr Interpretation zuließen als Fakt darstellten. Schließlich hatte sie immer noch keine Worte diesbezüglich von Seiten der Älteren gehört. Vermutlich hatte sie nicht verstanden, was sich anzudeuten versuchte. Mit passenden Worten ihre Gefühle betreffend um sich zu werfen, war noch nie ihre Stärke gewesen.

Schweigen umhüllte die beiden Frauen, lediglich das leise Schwappen des Wassers an den Bauch des Schiffes war zu vernehmen. In gleichmäßigen Zügen schlug der Atem der Jüngeren an Shizurus Hals, von dem sie sich nicht wagte auch nur einen Zentimeter weg zu bewegen. Sie spürte den Puls unter der Haut, die Wärme, der unvergleichliche Geruch der von der Älteren ausging, ihre Sinne schon wieder ins wanken brachte. Die Lippen gierten regelrecht nach dem Geschmack wollten so gerne kosten von der verbotenen Frucht.

Natsuki schluckte ein paar Mal, versuchte vergeblich das Gefühl zu unterdrücken. So zart wie eine Feder legten sich die Lippen der Jüngeren auf die weiche Haut, eine Berührung, die einem Luftzug glich.
 

Natürlich war die Zeit schwer für Shizuru... doch sie hatte keinen Grund sich zu beschweren denn die Zeit war trotzdem wertvoll für sie beide gewesen. Ihre Herzen waren sich vielleicht nie so nahe gekommen, dass es für Liebe gereicht hatte, dennoch hatte sie sich in das stark bewachte Herz der Gakuenchou vorgekämpft, als stetiges Geleit und mehr als wichtigster Freund... Das hatte ihr gereicht... zumindest bis heute...

Natsukis Wärme, ihre Nähe, das spielen der Fingerpaare... das alles machte sie richtig wahnsinnig... Sie konnte einfach nicht genug davon bekommen, merkte aber auch, das es sie sichtlich nervöser machte... Aber war das nicht verständlich?

Solange hatte sie auf solche Momente gewartet... und jetzt... jetzt hatte sie plötzlich das Glück, diese zu erleben...

„Das ist nun nicht mehr wichtig...“, raunte sie leise, spielte damit an, das sie nur dieser Moment interessierte, und sie Natsuki nicht vorhielt, so lange nichts von ihrer Liebe mitbekommen zu haben... Die Schuld lag immerhin bei Shizuru, die diese unanständige Art der Zuneigung entwickelt und geheim gehalten hatte...

Sie hätte es sich auch nicht verziehen, die Gakuenchou bloß zu stellen... Wenn man plötzlich heraus fand, das diese ein Liebesverhältnis zu einer ihrer Otome aufgebaut hatte... Geheimhalten würde sich das sicherlich nicht ewig lassen... Auf all dies, hatte Shizuru all die Jahre über Rücksicht genommen und nicht ein einziges mal an sich gedacht... und daran, das ihr Herz von der Liebe zerfressen wurde, die sie nicht öffentlich bekunden konnte bzw. durfte.

„Es ist nur wichtig... das wir jetzt hier sind und... du nichts bereust... Sobald... das aber der fall sein sollte... sei so Fair und...lass es mich wissen“, hauchte sie dann, recht kleinlaut wirkend an das Ohr der Jüngeren, zuckte dann aber merklich schaudernd zusammen, als diese sich mit ihren zarten Lippen an ihrem Hals zu schaffen machte.

Die Gänsehaut überkam sie wie eine Flut und würde sie jetzt stehen, hätte das gereicht um sie zu Fall zu bringen und ihre Knie zu einer weichen Masse werden zu lassen, die ihr keinen Halt mehr bot in dieser Welt.

Sie zog hörbar scharf die Luft zwischen den Zähnen ein und kniff kurz die Augen zusammen. Nichts an ihrem verhalten zeigte aber, das es ihr missfallen könnte... im Gegenteil sogar...

Sie räusperte sich leise und wurde noch eine spur röter, was man an der Wärme ihrer Wangen feststellen konnte, jedoch nicht sehen, da es dafür zu dunkel war.

Aber was Natsuki konnte, das konnte Shizuru schon lange... langsam neigte sie den Kopf und hapste dann in Natsukis Ohrläppchen. Dabei beließ sie es jedoch nicht, sondern brachte gekonnt ihre Zunge daran zum Einsatz...
 

Die Worte wirkten befreiend, nahmen die schuldbewussten Gefühle ein kleines Stückchen. Shizuru würde sie wohl niemals anklagen, selbst nicht wenn es um ihre eigenen Gefühle ging. Nein sie bereute nichts, bereute keine Tat, kein Wort was sie in der letzen Zeit über die Lippen gebracht hatte. Eher noch bereute sie, dass sie das alles so lange hatte vermissen müssen, dieses Gefühl, diese Wärme, die Liebe, die es zu erforschen galt. Natsuki nickte nur zaghaft, gab ihr stilles Versprechen auf Wunsch der Älteren. Lippen legten sich erneut an die empfindliche Stelle, berührten diese nicht mehr als zuvor.

Das Zucken sowie das scharfe Einziehen der Luft ging an der Dunkelhaarigen nicht unbemerkt vorbei, brachte ein kurzes Schmunzeln auf ihre Lippen. Es war in einer Art faszinierend, was eine simple Berührung doch auslösen konnte. Davon wusste die Jüngere selber genug, spürte schon im nächsten Moment die Konsequenz ihres neugierigen Forscherdrangs.

Keuchend drang ihr Atem vor, als sich Shizurus Lippen um die sensible Haut schlossen, anscheinend noch nicht genug waren und die Zunge ebenfalls mit ins Spiel brachte.

"Nicht..da...", wimmerte die Gakuenchou nur kläglich, wollte dem überraschend Angriff ausweichen, ihr Körper neigte sich jedoch verräterisch nur allzu gern dem Kontakt entgegen, ließ die Worte noch schwächer wirken als ohnehin schon.

Der süßen Qual wegen biss Natsuki sich auf die Unterlippe, wollte Shizuru die Freude nicht gönnen ihr noch mehr Laute zu entlocken. Sie hätte wissen müssen, dass sie mit dem Feuer spielte, mit ein wenig Necken nicht davon kommen würde. Ihr Gesicht brannte, ihr Rücken jedoch wurde von immer fortwährenden Schauern heimgesucht. Zittern fand eine Hand am Rand der Liege Platz, Finger krallten sich merklich in das Plastik des Gestells.

Instinktiv versuchte die Jüngere immer weiter nach unten zu rutschen, sich dadurch vielleicht eine Flucht zu sichern. Dass Shizuru sie immer noch in Armen hielt, machte dieses Vorhaben nicht gerade einfach. Sie konnte gegen Armeen von Slaves kämpfen, aber wenn es um so eine kleine Sache ging, war sie schier machtlos. Ein Spalt breit öffneten sich die verklärten Augen, nahmen in der hereinbrechenden Dunkelheit nur schemenhafte Umrisse war.

Stoßweise stob die Luft aus ihren Nasenflügeln, zeugte von der Nervosität, der Erregung, die sich so dreist im Körper der Jüngeren breit machte. Es war einfach zu viel…

Natsuki neigte in sekundenschnelle den Kopf zur Seite, riss daraufhin die Decke etwas hoch um sie genau über diesen zu ziehen. Sie war sich selber nicht bewusst welche Kraft sie doch in dem Moment aufbrachte, sich schließlich vor den gierigen Lippen Shizurus zu entziehen. Dunkelheit umhüllte sie noch mehr, Blut ließ ihren Kopf fast zum verglühen bringen.

„I-ke-zu...“, drang es klagend unter dem dicken Stoff hervor, beschuldigte die Älter so mit ihren Reizen gespielt zu haben. Nur allmählich beruhigte sich ihre Atmung wieder, das Kribbeln in ihrem Ohrläppchen bis runter in ihren Bauch verschwand allerdings nicht so schnell.
 

Die verdächtigen Geräusche die den schmalen Lippen der Gakuenchou entkamen, waren zwar nicht beabsichtigt, jedoch erwünscht und jeder Atemstoß ließ es Shizuru kribbeln den Rücken hinab laufen. Es war unglaublich was allein Natsukis Reaktionen mit ihrem Körper anzustellen versuchten...

Ihre Zunge bahnte sich den Weg vor bis zu ihrer inneren Ohrmuschel, um diesen verwinkelten Bereich zu erkunden wie ein eigenständiges Wesen. Eine feuchte Spur verteilte das warmfeuchte Objekt und ihr Atem ließ die feuchte Spur erkalten und es wurde kühl an jeder Stelle, wo die Zunge vorbei huschte.

Das klägliche wimmern und die noch kläglicheren Versuche ihr zu entkommen, brachten die Ältere zum Schmunzeln. Es war zwar unfair sich darüber zu amüsieren und das auch noch niedlich zu finden, aber das war eben Shizurus Art. Sie amüsierte sich zwar häufig über solche peinlichen, intimen Dinge, doch wenn es drauf ankam, dann war sie so ernst wie sonst niemand und niemals würde sie sich über das leid anderer amüsieren... Auch wenn diese süße Folter wohl etwas ähnliches wie Leid für Natsuki war... doch diese würde das sicherlich verschmerzen können...

Nur kurz trennte sie die Lippen voneinander, wollte gerade neu an ihrem Ohrläppchen ansetzen, als Natsuki einen Ruck mit dem Kopf machte, ihr entkam und diesen dann auch noch unter der Decke vergrub, um sich so vor ihr zu schützen.

Shizuru öffnete ihre Augen wieder und blinzelte. Sie trauerte dem Spielchen zwar etwas hinterher, hatte jedoch auch nicht vor, etwas zu überstürzen und Natsuki vermutlich mit solchen taten zu verschrecken.

Ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab, während ihr Blick auf dem Knäul ruhte, welches sich unter der Decke gebildet hatte.

„Gomene, Natsuki...“, raunzte sie dann zuckersüß und unschuldig wirkend wie immer, auch wenn sie das dieses Mal eindeutig nicht war.

Sie schob ihre schmalen Hände unter die Decke und suchte damit Natsukis hitzige Wangen, um diese damit zu erfassen und zu beginnen, diese mit den Daumen zu kraulen.

„Ich bin brav... werde es nie wieder tun... versprochen...“, sagte sie dann, nicht lauter als einem wispern, beugte sich dann über die Stelle, unter der sich ihr Kopf verbarg, „zumindest nicht heute...“.

Als sie das gesagt hatte, schmunzelte sie, kniff kurz zärtlich in die Wangen der Jüngern und löste sich dann komplett von ihr, um sich von der Liege zu erheben, selbst wenn es kühl war, da der späte Abend voran geschritten war.

Shizuru reckte sich und begab sich dann an die reling um hinaus über das Meer zu sehen, was nur vom Mond beleuchtet wurde.. Sie erinnerte sich an gestern... Wo sie am Strand gestanden hatte und lauthals ihre Liebe den Fischen verkündet hatte... Sie musste kurz lachen, drehte sich dann um und begab sich zu dem Schiffshäuschen, was unter Deck führte.

„Ich bereite das Bett vor...“, sagte sie dann im vorbeigehen und begab sich unter das recht geräumige Deck, wo sie die Decke des großen Bettes aufschüttelte...
 

Unverändert hielt Natsuki ihre Position unter der Decke ein, Finger fest in den Stoff dieser verwickelt. Die Entschuldigung erreichte ihr Ohr, ließ ein leichtes Schmollen auf ihren Lippen zustande kommen. So unschuldig Shizuru auch versuchte zu klingen, die Entschuldigung wirkte fast wie eine gemeine Intrige die Jüngere wieder aus ihrem Versteck herauszulocken. Doch darauf würde sie nicht reinfallen, verschanzte sich lieber unter der Decke, bis auch das Kribbeln in ihrem Körper nachgelassen hatte, bis sie sicher sein konnte dem neckenden Spiel Shizurus ausweichen zu können.

Zuckend reagierte Natsuki als sich die feinen Finger auf ihren Wangen legten, der Daumen feine liebkosende Kreise zog.

"Shi-zu-ru..", raunte sie nachgebend, diese Frau konnte auch einfach nicht ihre Finger von ihr lassen. Leicht neigte sich der Kopf der Berührung hin, lauschte den versprechenden Worten, die mit einem Mal wieder zu Nichte gemacht wurden.

Gerade wollte sie zum Protest ansetzen, als sie auch schon den leichten Schmerz in ihrer Wange verspürte. "H-hey...“, jammerte die Gakuenchou, schmiss die Decke nach hinten, als Shizuru sich erhoben hatte. Schützend legte sie ihre Hand auf die Stelle, rieb kurz über die Haut. Die fehlende Wärme machte sich sofort bemerkbar, der Wind der über das Deck fegte war Grund genug sie erzittern zu lassen. Schnell zog sie die Decke wieder an sich, wickelte sich in den wärmenden Stoff. Ihr Blick folgte der Älteren zu Reling, blieb in Bewunderung auf ihr haften. Selbst jetzt noch im Schein des Mondes, wirkte Shizuru anmutig, elegant auf eine Art, die Natsuki niemals zu beschreiben wagte. Das kurze Lachen ließ fragend eine Augenbraue noch oben schießen, doch beließ die Jüngere es auch dabei, hakte nicht nach einem Grund nach.

„Hm...“, murmelte sie nur zustimmend auf Shizurus Vorhaben hin, während diese sich schon unter Deck begab. Die Worte erst einige Sekunden später realisierend, schwang ihr Blick Shizuru nach.

„M-moment was meinst du mit Vorbereiten?“, rief sie irritiert der Älteren hinterher, jene war jedoch schon im Bauch des Schiffes verschwunden. Nachdenklich zogen sich Augenbrauen zusammen, was dachte sie da eigentlich? Shizuru hatte immerhin nur angedeutete das Bett zum Schlafen bereit zu machen nichts weiter. Peinlich berührt über ihre eigenen Phantasien und Gedanken schüttelte sie den Kopf, erhob sich schließlich auch von der Liege. Mit einer Hand behielt sie die Decke um sich aufrecht, hatte nicht vor ihren Körper der kühlen Nachtluft auszusetzen. Die Andere streckte sie nach ihrer Kleidung aus, die zu ihren Füßen am Boden lag. Ihre Stirn legte sich in Falten, als ihr ein neues Problem in den Sinn kam.

Sie folgte den bekannten Weg unter Deck, die Yacht war ihr so bekannt, dass sie sich auch wenn nötig blind zurecht finden würde. Langsam trat sie an die angelehnte Tür ran, die zu dem geräumigen Schlafquartier führte. Den Kopf erst reinsteckend, blickte sie sich um, als sie Shizuru entdeckte, folgte ihr Körper. Sie mochte die Einrichtung, die den Standard Garderobes zeigte, der völlige Gegensatz zu dem Standhaus war, dass sie am Land beherbergten.

„Ano...“, fing sie kleinlaut an, als sie weiter in den Raum hineinging, am Bett dann zum Stehen kam. „Ich hab nichts weiter zum anziehen…“, deutete die Gakuenchou sichtlich verlegen an, hielt etwas anschaulich ihre Kleidung hoch, die sie heute Morgen ausgewählt hatte, die jedoch auch nicht sehr passende für die Nacht waren. Hätte sie gewusst, dass Shizuru eine Übernachtung auf dem offenen Meer plant, hätte sie sicherlich anders reagiert. Aber nun war es eh zu spät sich darüber weitere Gedanken zu machen, sondern eher Zeit nach einer Lösung zu suchen.
 

Die Ältere packte die große Decke und schüttelte diese aus, nachdem sie die schützende Tagesdecke von dem frischbezogenen Bett genommen hatte. Anschließend schlug sie auf Natsukis Seite eine Ecke zurück und schüttelte dann noch die Kissen auf.

Sie wusste ja das Natsuki die Kissen gerne knautschte und richtig verformte im Schlaf... Da war die Jüngere eine richtige Wühlmaus und hatte Nachts mehr etwas von einem kleinen Kind als von der strengen Gakuenchou.

Als Natsuki dann herein geschlichen kam, musste Shizuru schmunzeln, sah aber nicht auf, da sie noch immer an den Kissen rumwerkelte. Die beiden Kissen fertig, schaltete sie dann das Hauptlicht aus, um es von den beiden Nachttischlampen ersetzen zu lassen, die das Zimmer dann nicht ganz so hell bestrahlten sondern einen dämmrigen Lichteinfall hatten. Das ließ das ließ den Bauch des Schiffes gemütlicher wirken...

Natsuki zog wieder Shizurus Aufmerksamkeit auf sich, als diese plötzlich das Kleidungsproblem zur Sprache brachte. Die Ältere hob leicht die Brauen und ließ ihren Blick mehr als provokant an Natsukis Körper auf und ab laufen, welchen sie doch in die Decke gehüllt hatte.

Erneut musste sie schmunzeln.

„Du könntest natürlich nackt schlafen....“, sagte sie amüsiert, während sie den Gedanken für sich selbst eigentlich eher in Betracht ziehen sollte, immerhin war ihr Badeanzug noch feucht von dem Ausflug ins Meer und wenn sie darin schlafen würde, würde sie sich vermutlich noch verkühlen... Shizuru hatte das zwar alles durchgeplant, doch dieses Detail schien sie vergessen zu haben... Schande über sie.

Nach einigem Überlegen trat sie dann hinter die Jüngere und entzog ihr mit einem Ruck die Decke. Doch nicht nur das, im gleichen Zug löste sie nämlich Natsukis Bikinioberteil und ließ dieses zu Boden segeln. Aber nicht das Shizuru das tat um sie zu ärgern oder einen Blick auf diese freigelegten Stellen zu erhaschen, sie hatte das Violette Hüfttuch von ihrem Becken gelöst und es nun von hinten um Natsukis Brust geschlungen, um es dort festzubinden. Von der Befestigungsstelle aus ging es bis über ihre Hüfte und würde notdürftig alles wichtige verdecken. Nun konnte sie den Rest unter dem Tuch ausziehen.

„Das müsste so gehen...“, meinte sie dann und lächelte, ehe sie sich zum Bett begab, jetzt nur noch in dem knappen Badeanzug, der am Rücken nur durch zwei Schnüre befestigt war.

Als sie ihre Bettseite erreicht hatte, packte sie ein Kissen, warf dieses in Natsukis Richtung, auf Kopfhöhe und während diese mit fangen beschäftigt war, entledigte sie sich blitzschnell ihres Badeanzuges und huschte in das Bett unter die Decke.
 

Sie wartete geduldig bis Shizuru ihr alle Aufmerksamkeit schenkte, ließ ihre Kleidung derweil auf einen der Stühle im Raum sinken. Die Decke hielt sie immer noch aufrecht, als ob sie ihren Körper vor jeglichen Blicken schützen wollte. Zog sie automatisch enger, als sie das schon offensichtliche Starren Shizurus über sich ergehen lassen musste. Natsuki war froh, dass es doch recht dunkel im Raum war und somit jene Röte vielleicht nicht entdeckt würde. Sie schluckte leicht, wurde mit einem schlag nur noch roter, als Shizuru ihren Vorschlag hervorbrachte.

"Shi-Shizuru! Das ist keine Option...“, rief sie verlegen, zur selben Zeit verärgert, dass die Ältere sich so schamlos darüber amüsierte. Sie konnte doch nicht nackt in einem Bett...mit Shizuru... Furios schüttelte sie ihren Kopf um die Gedanken zu verdrängen, schwarzes Haar fiel über ihre Schultern nach vorne. Dass diese bereits hinter sie getreten war, bemerkte die Jüngere viel zu spät. Schon befand sich eine Decke plus Bikinioberteil weniger an ihrem Körper, erschrocken weiteten sich ihre Augen.

"Shizuru!", drang es protestierend über ihre Lippen, die Arme schützend um ihren Oberkörper schlingend. Was machte diese Frau nur, wollte sie, dass sie vor Verlegenheit noch im Boden versank? Panisch suchte die Jüngere nach einem Ausweg, sich schleunigst wieder in irgendeiner Art zu bekleiden, doch alleine schon die Decke war viel zu weit weg. Umdrehen würde ihren Tod bedeuten, also blieb Natsuki vorerst an Ort und Stelle verharren, merkte plötzlich wie das Tuch sich um sie schlang.

Blinzelnd blickte sie herab, hob die Arme etwas hoch, damit es überhaupt an ihren Körper passte. Skeptisch fixierten ihre Augen den dünnen Stoff, wanderten dann zu Shizuru, als diese wieder hinter ihr hervortrat.

„Da-das ist doch so gut wie nackt…“, knurrte sie wenige Augenblicke später, sichtlich unzufrieden mit der Lösung. Ob nun dieses dünne Tuch oder gar nichts, es machte keinen großen Unterschied. Augenbrauen zuckten leicht, Arme verschränkten sich vor ihrer Brust, nur um sich gleich daraufhin wieder zu lösen.

Das Kissen kam so schnell auf sie zugeflogen, dass sie Mühe hatte es noch rechtzeitig zu fangen. Halb schon in Kontakt mit ihrem Gesicht, krallten sich Finger in den weichen Gegenstand. Leicht räuspernd zog sie es runter, blickte direkt zu Shizuru rüber, die unschuldig wie immer ihr Lächeln aufgesetzt hatte und schon längst unter der Decke lag. Was sollte das Ganze? Mürrisch verzog sie das Gesicht des vermeidlichen Angriffs wegen, hatte dabei nicht einmal in Betracht gezogen, dass die Ältere dies nur als Ablenkungsmanöver benutz hatte.

Noch einen Moment blieb sie unschlüssig im Raum stehen, wagte es nicht noch mehr Kleidung von ihrem Körper zu entfernen. Wie sollte sie da ruhig schlafen können? Innerlich stöhnte sie etwa auf, dass würde wohl eine lange Nacht werden. Geschlagen tapste sie an das Bett heran, ließ sich auf der Matratze nieder, die weich zurückfederte, den Rücken gewandt zu Shizuru. Tief sog sie die Luft ein, bevor sie wie jeden Abend ihr Haar zurückstrich und dabei die darin befestigte Haarklammer entfernte, sie sicher neben dem Bett auf den Nachttisch ablegte. Schnell zog Natsuki die Beine an, warf das zurückgeschlagene Stück Decke über sich, umklammerte das Kissen in ihren Armen wie ein nötiger Lebensretter.
 

„Ich verstehe dein Problem nicht...“, meinte die Ältere nur neckend und verfolgte Natsuki mit dem Blick, bis sich diese hinlegte. Sie blinzelte, biss sich dann kurz auf die Unterlippe und drehte Natsuki dann ebenso den Rücken zu, ehe sie die Lichter mit einem Knopfdruck auslöschte...

Die Stimmung war eigenartig... und die bedrückende Stille noch viel mehr... Sofort schossen ihr die Bilder von dem Kuss zuvor wieder in den Kopf und ihre Lippen bekamen wieder dieses sehnsüchtige Kribbeln. Sie führte die Hand hoch an ihre Unterlippe und strich mit dem Zeigefinger an dieser entlang...

Was war das nur? Sollte sie von diesen Bildern jetzt wirklich die ganze nacht in den Wahnsinn getrieben werden? War das fair?...

Shizuru schoss die Röte ins Gesicht, als ihr klar wurde, dass dieses Gefühl einen hohen Suchtfaktor besaß. Aber ob das wohl nur ihr so ging? Oder hatte Natsuki ein ähnliches Gefühl?

Als ihre Gedanken sich dann wieder mal nur um Natsuki drehten, sah sie sich kurz über die Schulter zu ihr rüber, doch da die Jüngere ihr immer noch den Rücken zugedreht hatte, wandte sie den blick wieder ab und seufzte leise...

Ob sie es nun wohl übertrieben hatte? Hatte sie Natsuki zu sehr geärgert? War diese nun wirklich böse auf sie? Dabei hatte sie es ja eigentlich nur gut gemeint...

„Mou....“, entkam es Shizuru, jedoch so leise, das man es kaum hören konnte. Sie erfasste die Decke an der oberen Kante und zog diese noch etwas höher über ihre nackte Schulter. Diese war immerhin nun das einzige was ihren Körper vor der Kälte schützte... Aber die Yacht war ja zum Glück gut beheizt und so würde sie auch nicht erfrieren, wenn die Decke rutschen würde...

„Gomene....“, murmelte sie dann irgendwann geschlagen, sich sicher, das Natsuki wirklich böse auf sie war, aufgrund ihrer frechen Art sie zu ärgern... Shizuru war sich sicher das sie den Bogen überspannt hatte und das tat ihr nun leid... Aber was konnte sie mehr tun, als sich zu entschuldigen? Sie würde sicherlich auf der Stelle von Bord springen um zurück an Land zu schwimmen, um Natsuki aus der Strandhütte einen ihrer Pyjamas zu besorgen, wenn diese das wünschte.. Natsuki würde mit ihren Wünschen sicherlich nicht so über die stränge schlagen und die Ältere zu so einer tat nötigen, doch Shizuru würde es ohne zu zögern tun...
 

Die Stille war schwerer zu ertragen, als Natsuki es sich vorgestellt hatte. Unsicher kaute sie auf der Innenseite ihrer Wange herum, zog die Arme noch etwa fester um das Kissen als nötig. Viel lieber würde sie dieses durch Shizuru ersetzen, würde viel lieber Arme um sich spüren, als den kühlen Stoff der Decke, der sich an ihren nackten Rücken schmiegte. Augen fielen zu versuchten sich zusehends zu entspannen, jedoch erfolglos. Nur sachte hob die Jüngere den Kopf an, wand ihn einen Moment herum, nur um Festzustellen, dass Shizuru ihr ebenfalls den Rücken zugewandt hatte.

Sie teilte das Seufzen, rang mit sich doch etwas zu sagen, Shizuru vielleicht sogar am Ende zu bitten näher aufzurücken. Doch das widerstrebte ihr zunächst, sie wusste wie unberechenbar ihr Körper auf den doch so kleinsten Kontakt reagieren konnte. Das überwältigende Gefühl, was sie langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb, was süchtig machte, so viel mehr verlangte, als Natsuki sich eingestand.

"Schon ok...“, entgegnete sie leise auf die Entschuldigung der Älteren, hatte damit eigentlich nicht gerechnet. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass Shizuru sie in Grund und Boden geärgert hatte, womöglich auch nicht das letzte Mal.

Sie war es gewohnt, mehr oder weniger, könnte man sagen, auch wenn sie nicht immer unbedingt mit der Situation umzugehen wusste.

Ihr Körper erzitterte merklich unter der Decke, die daraufhin nur etwas enger an Natsukis Glieder gezogen wurde. Eigentlich war es warm genug, im Raum und auch unter der Decke, aber irgendwie konnte sich die jungen Gakuenchou nicht helfen, spürte in jeder einzelnen Faser ihres Körpers, dass ihr etwas fehlte. Ob es die Nähe war oder das Gefühl, was sie so sehr vermisste, konnte sie nicht genau beschreiben.

Unbewusst leckte Natsuki über ihre Lippen, befeuchtete diese etwas, vielleicht in der Hoffnung etwas zu spüren. Schon alleine der Gedanke von Shizurus Lippen auf den ihren, war Grund genug um sie schwer schlucken zu lassen. Sie wollte die Ältere spüren, gleichzeitig fürchtete sie jedoch zu sehr ihre eigene Reaktion.

„Du kannst…“, fing sie leise an, hob den Kopf noch einmal kurz an um zu der Anderen hinüber zu blicken.

„Du kannst….mich wärmen…wenn du möchtest...“, es klang nicht wie eine Bitte, eher nur wie ein scheuer Vorschlag, ein Angebot, was Shizuru ohne Bedenken eingehen konnte. Das Wärmen im physikalischen Sinne nicht wirklich notwenig war wusste sie, vielmehr braucht ihr Herz, ein paar Arme, die es vor jeder Gefahr in der Welt schützen.

Die Jüngere schloss die Augen erneut, wagte es nicht sich umzudrehen, wollte selber den Schritt nicht wagen, den sie von Shizuru so verlangte.
 

Gerade hatte Shizuru die Augen geschlossen, um vielleicht doch etwas ruhe und schlaf zu finden, der sie vielleicht ablenken würde, von unsinnigen Gedanken, als Natsuki dann ihren Vorschlaf äußerte.

Rubin legte sich sofort wieder frei, weitete sich sogar ein Stück der Überraschung, um vor sich an die Wand zu starren. Gerade eben noch Zweifel gehegt, zerstreute Natsuki diese mit einem einzigen Worthieb.

Shizuru zog leicht die Brauen zusammen, dachte im nächsten Moment, das sie sich verhört hatte, oder gar diesen Wortausbruch eingebildet...Oder war die Jüngere wirklich nicht böse und wünschte sich nun sogar die Nähe Shizurus?

Als Shizuru dann kurz den Blick herum wandte und dabei auf den kurzen Blick von Natsuki stieß, bestätigte sich dies jedoch wirklich...

Ein Stein fiel ihr vom Herzen, genauso wie es plötzlich auch wieder schneller zu schlagen begann...

Einen Augenblick und ein kurzes Zögern später, rollte sie sich dann auf die andere Seite und rückte näher ran, um schließlich gegen den Rücken Natsukis zu stoßen und ohne umschweife die Arme um den Leib der Jüngeren zu schlingen. Das sie selber komplett nackt war, ließ sie dabei aber außer acht...

Sie drückte Natsuki an sich und legte eine Hand auf ihrem Bauch ab, um diesen langsam zu kraulen...

Ihre Nase hatte sie dabei gegen den Nacken der Jüngeren gestupst und blies ihren heißen Atem über deren Haut. Der Geruch der ihr dabei in die Nase stieg, war schier betörend und sie ließ sich davon richtig einlullen... An Schlaf war aber erst mal nicht zu denken.. Dafür war sie jetzt wieder viel zu aufgewühlt und wenn sie jetzt schlafen würde, dann würde sie ja vielleicht etwas verpassen...oder die schöne Zeit verschwenden, die sie jetzt genießen durfte..

Sie hatte alles was sie wollte... und das wollte sie nicht missen müssen...

„Ist dir denn so kalt?“, fragte sie schließlich leise gegen den Hinterkopf Natsukis, „soll ich die Heizung aufdrehen?“.

Shizuru wusste ja nicht, das es nicht räumliche Kälte war, die Natsukis Körper heimgesucht hatte sondern etwas anderes... Das wohl nur Shizuru abzudecken wusste.. .

Aber an sich war es auch eigentlich egal, was es war... Natsuki hatte einen Wunsch geäußert, so kam Shizuru dem auch nach und es war ja auch nicht so, das sie sich etwas anderes gewünscht hätte...
 

Fest vergrub Natsuki ihre heißen Wangen in dem Kissen, ihr Herz legte einen Takt an Geschwindigkeit zu, als sie das Rascheln der Decke vernahm. Es konnte eigentlich nur bedeuten, dass Shizuru sich bewegte, vielleicht sogar dem Vorschlag nachkam und an sie ranrückte. Immer noch in Ungewissheit schwelgend, war der nächste Moment umso überraschender.

Natsuki musste sich beherrschen nicht laut aufzuquieken oder sich einem anderen verräterischen Geräusch hinzugeben. Instinktiv drückte sie den Rücken durch, versuchte die sensible Haut etwas von der Shizurus zu lösen. Leise drang ein Wimmern hervor, als sie bemerkte, dass die Ältere in der Tat nackt war, ihre Brust gegen zarte Schulterblätter drückte.

Hätte sie doch bloß nichts gesagt, dann würde sie jetzt nicht wieder in einer derart delikaten Situation verwickelt sein.

Scharf zog die Jüngere die Luft ein, Bauchmuskeln zogen sich reflexartig zurück, während Finger sich daran zu schaffen machten. Sie zitterte leicht, merkte wie sich augenblicklich eine Gänsehaut auf ihrem Körper breit machte, kleine Nackenhaare sich aufstellten, unter dem heißen Atem Shizurus erbarmungslos gequält wurden.

Die Dunkelhaarige schluckte schnell, wechselte zwischen Luftanhalten und in schnellen Zügen Loslassen.

"Ich ah~...", die nachfolgenden Worte gingen eher in einem leisen Keuchen unter, Zähnen bissen schnell auf die Unterlippe brachten den Besitzer zum Schweigen.

"Nein...", piepste die Jüngere dann in einer ungewöhnlich hohen Stimmlage, beantwortete Shizurus Frage letztendlich. Ihr war alles andere als kalt und ein Grad mehr im Raum würde sie sicherlich zum Verglühen bringen. Woher sollte sie auch wissen, dass Shizuru sich so unverholt an ihren Körper schmiegte, nackt man betone. Sie verfluchte diese Frau, so mit ihren Sinnen zu spielen.

„Shi…zu….ru...“, ein neues Wimmern brach hervor, ihr Körper suchte eine Fluchtmöglichkeit, wurde jedoch schnell von starken Armen gehindert. Hatte die Ältere nicht vorhin noch versprochen sich zu benehme, brav zu bleiben für den Rest des Abends? Wusste sie überhaupt was sie damit schon wieder anstellte?

Immer mehr vergrub sie das Gesicht im Bezug des Kissens, war schon drum und dran aus Verzweiflung hinein zu beißen. Wie um Himmels willen sollte sie sich denn jetzt entspannen?
 

Die geschlossenen Augen öffneten sich wieder, als Natsuki anfing sich zu beklagen... Mit einer so heftigen Reaktion hatte sie auch gar nicht gerechnet und drauf angelegt hatte sie es auch nicht... sie wusste immerhin um ihr Versprechen von zuvor.

Blinzelnd hielt sie mit dem Bauchkraulen dann inne und zog die Hand wieder zurück, um Natsuki zu zeigen das sie das so nicht mit Absicht getan hatte... Eigentlich wollte sie ihr damit eher beim Entspannen helfen, indem sie ihr stetig das Bäuchlein kraulte wie einer Katze... aber das das Natsuki derartig missfiel, ließ sie ihre Finger ab sofort bei sich behalten...

„Gomene...“, erklang es dann ernst gemeint von hinten... Schuld schwang in der Stimme mit, aber auch ein Ton der verwirrung.

Erst wollte Natsuki das Shizuru aufrückte um ihr Wärme zu spenden und dann versuchte sie förmlich vor ihr zu fliehen... Sie wusste ja nicht was der Körperkontakt bei Natsuki auslöste und sie wusste auch nicht das ihre Nacktheit schuld daran war...

Ein unmissverständliches Seufzen entkam ihr... Was wollte diese Frau denn nur von ihr? Oder hatte Shizuru sich vorhin wirklich verhört gehabt und Natsuki wollte diese Nähe gar nicht? Hatte nicht danach verlangt?

Sie zog nun auch den anderen Arm wieder unter Natsuki hervor und setzte sich dann gänzlich auf. Das alles war nur lieb gemeint gewesen und Shizuru hatte auch keinerlei Hintergedanken dabei gehegt... auch wenn die Jüngere darüber vielleicht anders dachte...

Shizuru war vielleicht frech und hatte Spaß daran, Natsuki ab und an mal aus der Reserve zu locken, aber sie war gewiss nicht pervers oder würde versuchen Natsuki zu etwas zu drängen, was diese nicht wollte... Das was zwischen ihr und sich war, war ihr wichtiger als alles andere und sie würde diese kleine Pflanze der Zuneigung sicherlich nicht mit den Füssen zertreten wollen...

„Ich... hab an Deck was liegen lassen...“, meinte sie dann nur leise, ehe sie sich erhob. Nackt wie sie war flüchtete sie aus dem Raum nach oben an Deck.

Es war dunkel und sie waren allein, als machte es nichts, wenn sie hier Nackt umher wandelte... Seufzend ließ sie sich auf einer der Liegen nieder und nahm sich eines der dort liegenden badetücher, um sich wenigstens ein solches um den Körper zu schlingen.

Nun saß sie da... hatte auch nicht vor, so schnell wieder zurück zu gehen... Die zarte Kühle spürte sie kaum... für diese hatte sie gerade kein Gespür.. sie musste nachdenken.

Vielleicht war sie ja wirklich zu weit gegangen...hatte sich unangenehm anzüglich benommen... vielleicht sollte sie sich abkühlen... Aber eigentlich hatte sie ja wirklich nichts derartiges tun wollen...

Seufzend sah sie in die Dunkelheit... vielleicht war es ja besser wenn sie die Yacht zurück an land steuerte... dann könne Natsuki wenigstens Abstand von ihr nehmen, wenn ihr danach war und sie war nicht auf diesem Boot mit Shizuru gefangen...

Also erhob sie sich mit dem kurzen handtuch, welches kaum etwas bedeckte und trat hinter das Steuerpult um den Anker zu lichten und dann einmal kräftig am Ruder zu drehen...
 

Natsuki biss sich stärker auf die Lippe, als sie die erneute Entschuldigung hörte, den Klang der Stimme, der ihr so missfiel. Hatte die Ältere wirklich keine Ahnung was sie vielleicht nur aus versehen mit ihr anstellte? Sie wollte keine Schuldgefühle bei Shizuru erzeugen, sie hinfort treiben.

"Warte...“, entfloh es ihr knapp, jedoch zu spät wie sie leider feststellen mussten. Shizuru hatte den Raum bereits verlassen, sie hier zurückgelassen mit dem Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. "Verdammt...“, murrte sie verärgert über ihre Reaktionen, schmiss die Decke leicht von sich, behielt jedoch eine Hand krampfhaft darin verwickelt. Nun saß sie hier, das Zittern ließ allmählich nach, Gewissensbisse formten sich schneller als ihr lieb war.

Wie sollte sie Shizuru nur vermitteln, was sie fühlte, ihr zeigen, dass ihr Körper so sensibel auf vieles reagierte, obwohl sie es nicht wollte. Vorsicht zog sie die Beine an, schlang schützend die Arme drum. Sie wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, doch irgendwas sagte ihr, dass es schon recht spät war, dass Shizuru schon lange hätte zurückkehren müssen, wenn sie nur etwas von Deck holen wollte.

Ein leises Schnauben stieß hervor, sie war zu naiv zu denken, dass etwas Wahres an Shizurus Ausrede hätte dran sein können. Es tat weh auf eine Weise, zu wissen, dass Shizuru vor ihr floh. Vielleicht war das aber auch berechtigt, war nur die richtige Strafe, die sie verdient hatte.

Langsam erhob sie sich vom Bett, erfasst von nur geringem Mut, schnappte sich die Decke, die sie auch zuvor schon an Deck gewärmt hatte. Mit dieser um die Schultern gewickelt, trat sie in den schmalen Korridor hinaus, blickte sich kurz nach links und rechts um, als ob die Ältere jeden Moment um die Ecke biegen könnte.

Natsuki wusste ehrlich gesagt nicht wo sie suchen sollte, Shizuru konnte sich schließlich überall auf der Yacht aufhalten und dies war schließlich nicht wenig Fläche. Ein kurzes Rucken des Schiffes ließ sie inne halten, eine Hand fand stützend ihren Weg an die Wand. Die Jüngere hob den Kopf leicht, reckte die Nase in die Luft als ob sie Shizuru so aufspüren wollte. Hatte das Schiff gerade eine Wendung gemacht?

Augenbrauen zogen sich nachdenklich kurz zusammen, nun wusste sie wo Shizuru vermutlich war, das Schiff konnte sich schließlich nicht von alleine steuern, nun ja hoffte sie zumindest. Zielstrebig führte ihre Schritte sie an Deck, in den Bereich wo das Steuerpult des Schiffes vorzufinden war. Natsuki hielt inne als sie die Ältere entdeckte, zog die Decke um sich ein wenig mehr zu, da ihr kühler Wind das Deck streifte.

„Shizuru?“, es war nicht lauter als der Hauch des Windes, quälend langsam näherte sie sich der Frau, die sich anscheinend keine Mühe machte sie zu bemerken oder es vielleicht noch nicht hatte. Was sollte sie sagen? Sich entschuldigen? Die Wahrheit? Musste sie das überhaupt, hatte sie überhaupt etwas falsch gemacht?

Unsicher schlang sie die Arme von hinten um den Körper vor ihr, schmiegte sich augenblicklich an die wärmende Quelle. Augen schlossen sich, ihre Zunge versuchte passende Worte zu formen.

„Gomen….Shizuru….“, war alles was sie zuerst zustande brachte, schwieg erste eine Weile bevor sie neuen Mut fasste. „Ich…war …überrascht...“, Blut schoss ihr in die Wangen, verlegen darüber, wie peinlich sie sich anhören musste. „Du w-wars…bist..n-nackt…“, korrigierte sie sich schnell, war es auch nur ein Handtuch was Shizuru derzeit bedeckte, „…und meine Haut…deine….mein Körper…“. Das Stammeln wurde nicht besser, ließ sie nicht einmal einen vernünftigen ganzen Satz aussprechen. Langsam ließ sie von Shizuru wieder ab, wich nur einen kleinen Schritt nach hinten, den Blick betreten zu Boden gesenkt.

„Komm einfach wieder ins Bett…ok?“, murmelte sie scheu, scharte etwas mit den Zehen auf dem harten Untergrund rum.
 

Die Yacht wendete und war gerade dabei sich in Bewegung zu setzen und dem Kurs zu folgen, welchen Shizuru eingeschwungen hatte mit dem Ruder.

Doch kaum surrte die Maschine der Yacht, wurde sie auch schon von hinten umschlungen und sie riss die Augen auf um zu blinzeln.

„Natsuki?...“, raunte sie leise und blickte sich nun leicht über die Schulter, um mit dem Blick den dunkeln Schopf der Jüngeren zu erhaschen.

Sofort stellte sie die Maschinen wieder ab und die Yacht hielt langsam aber sicher inne.

Sie wandte den Blick wieder vor sich, als Natsuki versuchte zu erklären, was eigentlich los war. Shizuru musste schlucken...

Es war ihr schon klar gewesen, das das eine Körperreaktion Natsukis war, die sie nicht beeinflussen konnte... Dennoch hatte sie nicht verstanden, warum Natsuki wieder vor ihr flüchten wollte, nachdem sie aufgerückt war...

Aber ihre Nacktheit könnte natürlich ein Faktor gewesen sein..

„Ich weiß...“, meinte sie dann nur, bedeutete der Gakuenchou, dass sie ihr das ganze nicht zu erklären brauchte...

Shizuru ging das ja auch nicht wirklich anders... Natsukis Nähe löste immer etwas in ihr aus, das sie nicht zu kontrollieren wusste und das schon seitdem sie sich kannten...

„Denk ja nicht... das es mir da besser geht...“, raunte sie, gestand damit etwas ähnliches und drehte sich dann zu der Jüngeren um, um sie anzusehen.

„Gomene... ich wollte weder dich noch deinen Körper mit irgendetwas überfordern...“, sagte sie leise und streckte dann die hand vor, um Natsuki mit dem Finger auf die Nase zu stupsen und dann an ihr vorbei zu gehen... Vorher aber warf sie den Anker erneut aus.

„gut...gehen wir wieder ins Bett...“, meinte sie nur und begab sich wieder unter Deck, um dort das Handtuch von sich zu werfen und wieder unter die Decke zu huschen.

Dort wartete sie dann auf Natsuki...

Ihr Herz schlug ihr wieder bis zum Hals.. und sie konnte nicht einmal genau sagen warum.

Da war einfach eine unheimliche Anspannung... sie wollte nichts falsch machen...
 

Ihr Blick hob sich etwas, als sie die Worte der Älteren hörte, die ihr etwas von dem unguten Gefühl von den Schultern nahmen. Zumindest war sie nicht alleine in ihrem Chaos von Gedanken und Gefühlen, vielleicht verstand Shizuru ja wirklich mehr, als sie dachte. Sie nickte zaghaft, zog auf den stupsenden Finger die Nase etwas kraus. Fühlte sie sich wirklich überfordert? Wollte sie sich einfach vielleicht nur nicht diesem Gefühl ergeben? Aus Angst die Kontrolle womöglich zu verlieren?

Die Jüngere blieb noch einen Moment alleine an Deck, seufzend fiel ihr Blick auf die Steuerkonsole des Schiffes. Was hatte Shizuru vor gehabt? Das Schiff wieder an Land zu bringen oder einfach etwas ziellos in der Gegend umherschippern lassen? Eigentlich war es nicht wichtig, wichtig empfand sie nur, dass sie Shizuru abgehalten hatte, sie schlussendlich wieder überredet hatte ins Bett zu kommen.

Dort wartete die Ältere vermutlich schon auf sie und um ihr das länger zu ersparen, machte sich auch Natsuki auf den Weg unter Deck. Leise betrat sie den Raum, schloss mit einem sanften Klick die Tür hinter sich. Die Dunkelheit umhüllte immer noch das Zimmer, so brauchte die Gakuenchou einen Moment um sich an diese wieder anzupassen.

Ohne groß zu fackeln schlürfte sie zum Bett rüber, krabbelte auf allen Vieren auf die Decke drauf.

Zu gerne wollte sie sich an den Körper schmiegen, der vor ihr sich unter der Decke abzeichnete, doch die Angst war immer noch in ihrem Hinterkopf. Aber wer war sie, wenn sie sich so etwas nicht wagte? Es war nie ihre Art gewesen vor etwas wegzulaufen, eher weiter zu kämpfen, bis sie das erreichte, was sie wollte.

Und was sie wollte in dem Moment war in einem Wort gesagt...Shizuru.

Wie ein kleiner Welpe krabbelte sie an die Ältere heran, behielt die Decke um ihre Schultern weiterhin geschlossen. Sanft ließ sie sich neben ihr in die weichen Federn fallen, bettete den Kopf an Shizurus Schulter. Nur kurz reckte sie ihren Körper, als ein Gähnen sie überkam. Der Tag war schließlich lang gewesen, anstrengend noch dazu, da war es klar, dass die Erschöpfung irgendwann seinen Tribut verlangte. Der Wille zum Schlafen war zwar noch lange nicht da, viel lieber wollte sie den Moment noch ausnutzen um zu genießen.
 

Als Natsuki nachgekrochen kam, erwischte ein Schauer Shizuru und fuhr ihr in alle Glieder. Sie war erleichtert, das Natsuki nun gekommen war und auch, das sie sich nun an sie kuschelte.

Erleichtert legte sie die Arme um sie, vermied es aber, so viel Körperkontakt zu haben wie zu vor, was Natsuki irgendwie in Bedrängnis gebracht hatte.

Lächelnd beugte sie sich vor, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und lehnte sich dann wieder zurück um die Augen zu schließen... Jetzt würde sie sicherlich die nötige Ruhe finden...

Ihr Arm blieb um Natsuki liegen, während sie dann langsam in den so nötigen Schlaf abdriftete.

Sie träumte die Nacht über ziemlich wirres Zeug, hatte aber keine Alpträume und es störte auch nichts ihren Schlaf. Eigentlich ganz im Gegenteil denn Natsukis Nähe vermittelte ihr Sicherheit und Geborgenheit... alles, was man für einen erholsamen Schlaf in der Nacht brauchte...

Das Boot tat das übrige dazu. Der Wellengang und das seichte hin und her schwanken war wie das wiegen einer Babywiege und das lullte die beiden zusätzlich ein.
 

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6. kapitel ende ;) hoffe es gefällt euch weiterhin und ihr bleibt uns treu... Und ich hoffe das auch die anderen Beobachter uns endlich mal nen kommi schreiben ><

Gewinnen und Verlieren

Am nächsten Morgen wurde Shizuru ziemlich unliebsam von der Hitze geweckt.. Nicht von der, die Natsuki ausstrahlte, sondern weil es schon Mittag war, und die Sonne die Yacht unerträglich bestrahlte und aufheizte.

Unglaublich das es gestern Abend so kühl war...

Sie warf einen Blick zu der schlafenden Natsuki, von welcher sie sich dann löste, sich aus dem Bett schob und wieder in ihr weißes Kleid schlüpfte, unter welchem sie allerdings nichts drunter trug, da der Badeanzug noch immer am Boden lag.

Anschließend kam sie dann an Deck und ihr erster Weg führte sie nach oben an die Steuerung des Schiffes, um nach dem rechten zu sehen.

Während Natsuki noch schlief, könnte sie die Yacht ja schon mal an die Anlegestelle zurückfahren, damit sie gleich aussteigen konnten, wenn die Gakuenchou erwachte... Sicherlich hatte diese einige Wünsche für heute, da sie den gestrigen Tag ja Shizurus Planungen überlassen musste.

Sie lichtete den Anker und setzte das Boot dann in Bewegung, um nach einigen Minuten langsamer fahrt an der Legestelle anzukommen, wo sie die Maschinen wieder abschaltete und den Schlüssel zog.

Sie kam wieder unter Deck und setzte sich auf Natsukis Bettseite auf die Kante.

Ihre Hand fand den Weg an den Kopf der Jüngeren und strich andächtig durch das dunkle Haar... über ihr Ohr, den Kiefer hinab, über das Kinn und den Hals...

Schließlich beugte sie sich dann runter und schnurrte der Jüngeren ins Ohr: "Natsuki... aufwachen..."
 

Unscheinbar zeichnete sich ein Lächeln auf den Lippen ab, ein Zeichen des Wohlgefallens, auch wenn es nur eine kleine Geste war, auch wenn es mehr ein Hauchen als ein Kuss war, es reichte vollkommen aus. Reichte vollkommen aus um Natsuki den nötigen Frieden zu geben, sich schließlich dem Schlaf widmen zu können. Genügsam ließ sie die Augen zufallen, rückte noch ein Stück näher an den warmen Körper heran. Arme umklammerten die Ältere, regten den Schein, dass sie nie wieder loslassen würden. Das seichte Schwanken des Bootes, der regelmäßige Herzschlag Shizurus, der an ihr Ohr drang waren genug um die Jüngere langsam in einen tiefen Schlummer fallen zu lassen.

Die Nacht versprach für Natsuki einige unliebsame Begebenheiten, Träume führten zu Bewegungen, Gemurmel bis hin zu Tränen. Diese rissen die Gakuenchou schließlich selber aus dem Schlaf. Panisches Aufblitzen, Angst spiegelte sich in den Smaragden. Erst als sie Shizuru friedlich schlummernd neben sich entdeckte, wusch eine Welle der Erleichterung den Schock hinfort. Es war schlimm genug gewesen, dass sie die Ältere beinahe verloren hätte, davon nun auch noch zu träumen, war kein guter Fortschritt um sich von den Ereignissen zu erholen.

Natsuki strich sich das Haar etwas zurück, merkte dabei erst wie sich feine Schweißperlen auf ihrer Haut gebildet hatten, Anzeichen für die wirren Alpträume bildeten. Ein leises Seufzen verließ ihre Lippen, bevor sie sich wieder auf das Bett zurücksinken ließ, erneut den Kontakt zu Shizuru suchte, die selbst im Schlaf noch instinktiv die Arme um sie legte. Ein Geschenk an sie, hatte der Fremde vor ein paar Tage gesagt, etwas was sie niemals vergessen würde. So absurd es auch klang, in einer gewissen Weise steckte mehr Wahrheit hinter den Worten, als Natsuki lieb war. Sie konnte nur abwarten, hoffen, dass sich alles mit der Zeit von alleine regelte würde, die gemeinsamen Tage hier draußen die negativen Gedanken und Erinnerungen ersetzen würden.

Sie lag noch eine Weile wach, lauschte dem gleichmäßigen Atemzügen der Älteren, fixierte die gegenüberliegende Wand mit schwermütigem Blick. Der Zeitpunkt war ungewiss doch irgendwann holte sie der Schlaf wieder ein ließ der Dunkelhaarigen bis zum Morgen nur ein paar wenige Stunden der Ruhe. Die Hitze wurde schon bald unerträglich unter Deck, atmen wurde schwerer in der drückenden Luft. Die Jalousien an den breiten Fenstern des Quartiers ließen genügend Licht hindurch um den Raum vollends zu erhellen, es damit unmöglich machten weiterhin schlafen zu können.

Murrend drang ein Protestlaut unter dunklem Haar hervor, was sich wie ein Meer aus Seide über dem Gesicht der Gakuenchou ergoss. Tiefen Schlaf hatten sie in der Nacht sowieso nicht mehr gefunden, taumelte irgendwo zwischen Halbschlaf und Wachsein umher. Ohne die Augen öffnen zu müssen, wusste Natsuki, dass sie alleine war, spürte die beruhigende Präsenz Shizurus nicht in unmittelbarer Nähe. Vergeblich versuchte sie sich etwas zu drehen, war jedoch zu sehr in der Decke verwickelt, das einzige was ihrem Körper derzeit Schutz gab. Das Tuch hatte sich über die Nacht von ihr gelöst, lag irgendwo unter dem Knäuel von Decke und Natsuki.

Das Aufgehen und Schließen der Tür drang gedämpft an ihr Ohr, die Matratze bewegte sich leicht, als die Ältere neben ihr Platz fand. Die Berührung war federleicht, sensible Haut reagierte jedoch sofort und ein Frösteln durchfuhr ihren Körper, holte sie langsam in die Wirklichkeit zurück. Sachte kitzelten die Worte in ihrem Ohr, der Luftzug der von diesen ausging. Schlaftrunken murmelte die Jüngere etwas, öffnete die Augen nur einen Spalt, um Shizuru knapp über ihr zu entdecken.

„Shizuru…“, raunte Natsuki unverständlich, hob ihre Arme daraufhin um sie der Älteren um den Hals zu schlingen. Ein sanfter Ruck und sie hatte diese an sich gezogen, hielt sie fest, als ob ihr Leben davon abhängen würde.

„Du hast mir gefehlt…“, murmelte sie sichtlich noch dem Schlaf verfallen, nicht im klaren, dass Shizuru wirklich bei ihr war und keine Träume versuchten sie ihr wegzunehmen.
 

Shizurus Wahrnehmung wurde betäubt, ihre Umgebung verschwamm und ließ nur das zurück, was der plötzliche Körperkontakt zu Natsuki in ihr auslöste.

Rubinfarbene Augen schlugen auf, weiteten sich etwas mehr als normal, zeigte die leichte Überraschung ob dieser Tat...

Sie dotzte etwas unsanft auf Natsuki herab, begrub diese fast unter sich, obwohl sie ja nicht sonderlich schwer war. Reflexartig stemmte sie die Arme neben Natsuki ab, um ihr Gewicht etwas von der Jüngeren zu heben, damit diese nicht plötzlich Beklemmungen bekam...

Nur langsam hob sie den Kopf wieder etwas, befand sich nun Nase an Nase mit Natsuki und sah in das noch vom Schlaf verschleierte Gesicht.

Ihre Unterlippe trennte sich von der oberen, ließ Ansätze von Zahnreihen aufblitzen. Ihr Kopf legte sich langsam in die Wiege, ließ das Aschblonde Haar über ihre Schultern nach vorne fallen und breitete sich aus wie ein Fächer.

Als die Worte Natsukis an ihr Ohr drangen, schluckte sie einmal, während sie versuchte innerlich zu beantworten, worauf diese jene Worte aufgebaut hatte. Immerhin war Shizuru doch da und nur kurz an Deck gewesen... Sie hatte Natsuki ja nicht länger als nötig alleine gelassen.. Also musste die Jüngere geträumt haben, das war die einzige logische Erklärung für dies Worte.

Ein kurzes und beruhigendes Lächeln zog sich über ihre Lippen, bedeutete der Gakuenchou, das sie niemals von ihrer Seite weichen würde...

„Ich bin doch da... Natsuki..“, raunte sie leise die Worte an Natsukis Lippen, ehe sie einen hauchzarten Kuss auf diese legte und ihr dabei mit beiden Daumen über die Wangen streichelte, um ihr so noch mehr der Nähe zu vermitteln, „und ich lasse dich auch nicht allein...“.

Es war, als würden diese gesprochenen Worte sie selbst auch nur darin bestärken, das sie wohl immer beieinander bleiben würden, weil sie sich einfach brauchten und das in jeder Hinsicht. Ohneeinander ging es einfach nicht, das wussten sie wohl beide... Shizuru wollte sich ein Leben ohne Natsuki auch ungern vorstellen... das wäre wirklich zu viel der Ertragbarkeit.

„Hast du Hunger? Soll ich dir Frühstück besorgen?“, ließ sie dann leise die frage erklingen, wusste ja nicht, ob Natsuki diese schon empfangen konnte, ob sie schon fit genug war, um in den heutigen Tag zu starten.
 

Das zusätzliche Gewicht schien der Jüngeren nicht viel auszumachen, ihre Arme blieben beharrlich um den schlanken Hals liegen. Das Gesicht vergrub sich in vorgefallenem Haar, die Nase suchte eine passende Stelle um ein paar tiefe Atemzüge zu vollziehen. Das unvergleichliche Aroma stieg ihr in diese hoch, erfüllte ihr Herz mit Wärme, rettete sie vor düsteren Eindrücken, wie Wasser einen Durstigen.

Lider hatten das grüne Funkeln schon lange wieder verborgen, mit schläfrigem Gemüt weigerte Natsuki sich komplett aufzuwachen. Der angebliche Traum, der ihr derzeit den Geist verschleierte, war zu schön um ihn so schnell aus den Fingern gleiten zu lassen. Shizuru war hier, hier bei ihr, in ihren Armen, versprach leise Worte der Sicherheit. Ein zierliches Lächeln huschte über ihr Gesicht, Geborgenheit breitete sich prompt in jeder Faser ihres Körpers aus, wurde durch den hauchzarte Liebkosung ihrer Lippen und Wange nur noch verstärkt. Schwerfällig öffneten sich ihr Augen, blinzelten ein paar Mal um sich Klarheit und Orientierung zu verschaffen.

„Shizuru...?“, flüsterte die Jüngere kaum hörbar, sichtlich verwirrt über die Nähe der Älteren. Realität und Träume vermischten sich manchmal einfach zu sehr, ließen Zweifel aufkommen, was richtig und falsch war. Gemächlich schob Natsuki ihre Zunge raus, befeuchtete die Lippen, die eben so sanft von Shizuru berührt wurden, reckte etwas die Arme, die immer noch etwas kraftlos über den Schulter den Älteren drapiert waren. Die Frage ging gänzlich an ihr vorbei, noch schien die Dunkelhaarige dafür nicht aufnahmefähig zu sein. Lediglich ein neues Lächeln zeigte sich, eine Art zustimmendes Murmeln drang aus der Tiefe ihrer Kehle hervor, bevor sie sich langsam an Shizuru hochzog, sich selber dabei etwas aus der Matratze hoch drückte.

Die Nase stupste sacht an die der Anderen, Lippen legten sich für wenige Sekunden auf die einladenden Shizurus, erwiderten die liebevolle Geste. Zufrieden über den süßen Geschmack auf ihre Lippen, ließ Natsuki ab, schaffte es endlich in eine sitzende Position.

„Mou…was ne Nacht…“, murrte sie hervor, rieb sich mit dem Handrücken über die Augen, stich weiter über das Gesicht, einer Katze gleich, die ihre morgendliche Wäsche in Gang leitete. Die Decke hatte sich nun auch von ihrem Körper verabschiedet, rutschte achtlos von ihren Schultern, offenbarte den nackten Oberkörper. Dunkles Haar fiel nach vorne, stellte einen extremen Kontrast zu der hellen Haut dar.

Natsuki reckte sich noch ein wenig, bevor Augen aufschlugen und direkt in die Shizurus blickten. Augenbrauen hoben sich kurz für einen Bruchteil, hatte die doch glatt die Anwesenheit der Ältere für einen Moment vergessen. Leicht wog ihr Kopf zur Seite, versuchte den Blick, den Shizuru ihr zuwarf, zu interpretieren. Rubin, das ein Art Funkeln beinhaltete, etwas was sie erzittern ließ. Es machte fast den Anschein, als ob sie diese Augen nur allzu gern verschlingen wollten.

Sanftes Kitzeln von Haarspitzen auf nackter Haut, lenkten Natsuki kurz ab, ihr fragender Blick glitt an sich herab, bevor Augen sich plötzlich hellwach weiteten. Das war wohl Grund genug für Shizurus Blicke.

„Gah...Shizuru!“, knurrte sie, zog rasch die Decke hoch, bedeckte beschämt ihren Körper. „Und hör auf so unschuldig zu tun...“, alles was sie bekam war das bekannte sorglose Lächeln. Die Gakuenchou murrte etwas unverständliches, verlegen über peinlichen Start in den Tag.

„Wie lange bist du schon hier?“, eine dünne Augenbraue hob sich, unsicher darüber, ob ihr Traum nicht vielleicht doch keiner war.
 

Natsukis Kampf mit dem erwachen löste ein Schmunzeln auf den Lippen der Älteren, ließ diese dann aber blinzeln, als die Jüngere ihr dann einen Kuss auf die Lippen hauchte, auch wenn es nur für den Bruchteil von Sekunden war... Das alles wirkte so, als wäre das total selbstverständlich und irgendwie hatte das etwas von einem Ehepaar, das sich Morgens so begrüßte.

Darüber aber konnte sie nicht weiter nachdenken um vermutlich noch ins schwelgen zu geraten, denn da rutschte Natsuki die Decke dann auch schon sonst wo hin.

Rubin weitete sich etwas, konnte sich nicht an Ort und Stelle behalten, sondern wanderte an der nackten Haut hinab, welche ihr da so forsch vor die Nase gehalten wurde.

Ein aufjauchzen des Herzens, ein kurzes Biss auf die Lippe, da setzte sie auch schon wieder ein Lächeln auf, als wäre sie die Unschuld vom Lande.

Das Lächeln aber wurde dann zu einem süffisanten Grinsen, welches unverhohlener gar nicht hätte sein können.

„Ich bin unschuldig...“, meinte sie dann einfach, als Natsuki ihr unterstellte nur so zu tun als wäre sie es.

Anschließend aber erhob sie sich und sammelte Natsuki Kleidung von Gestern vom Stuhl auf, um sie ihr dann rüber zu werfen, damit sie sich wenigstens etwas Stoff überziehen konnte.

Doch so unschuldig wie sie tat, ein kurzes schmutziges grinsen konnte sie sich einfach nicht verkneifen und das Bild würde sie wohl so schnell auch nicht vergessen...Aber es war ja auch nicht das erste mal, also hatte die Gakuenchou keinen Grund sich zu schämen.

Shizuru erinnerte sich an die Zeit nach dem Hike, wo Natsuki den gebrochenen Arm hatte... Da hatte Shizuru ihr des öfteren, wenn auch unter verlegenem Protest, beim Duschen geholfen...

Die Erinnerung ließ sie kurz kichern, verhalten von der hand, wie immer.

Während sie Natsuki die Zeit gab sich anzuziehen, drehte Shizuru ihr brav den Rücken zu und fixierte das Fenster mit dem Blick.

„Erst seit einigen Minuten... und habe beobachtet wie schwer du es mit dem aufwachen hattest...“, meinte sie dann mit sanftem Unterton und einem Lächeln belegt, „ziemlich niedlich...“
 

Die Decke weiterhin fest umklammernd ließ Natsuki den Blick im Zimmer umherschweifen, Augen kniffen etwas zusammen als sie mit den hellen Leuchten am Fenster in Kontakt kamen. Irgendetwas sagte ihr, dass der Morgen schon lange verstrichen war, die Hitze eigentlich nur durch die hoch stehende Sonne am Firmament ausgelöst werden konnte. Es wurde wohl zur Gewohnheit, dass sie den Tag verschlief, trotzdem wunderte sich die Jüngere nicht unbedingt, wenn man die unruhige Nacht dabei in Betracht zog.

Sie unterdrückte ein kurzes Gähnen, merkte dann schon die heran fliegende Kleidung, die wegen dem langsamen Reaktionsvermögen eher an sie klatschte als gefangen wurde. Murrend zog sie die Kleidungsstücke an sich heran, warf einen Sicherheitsblick zu der Älteren, die sich jedoch schon dezent abgewandt hatte.

Langsam schlug sie die Decke zurück und fing an sich anziehen, hatte sichtlich Mühe dabei, schaffte es aber letztendlich ohne weitere Zwischenfall. Beide Hände streiften durch das dunkle Haar, glätteten etwas die aufgewühlte Masse. Ihr Blick fiel auf den Verband, der sich ebenfalls in der Nacht etwas gelöst hatte. Im Großen und Ganzen verspürte sie kaum noch Schmerzen, das Auftreten war schon viel besser durch die hin und wieder eingehaltenen Schonung geworden.

Zwei Finger schnappten nach dem weißen Material, zupften es langsam von ihrem Fuß ab. Eine Augenbraue hob sich skeptisch auf Shizurus letzte Worte, niedlich war eine Eigenschaft, die sie sich eigentlich nicht zurechnete, es wohl niemals tun würde. Sie ließ das Kompliment jedoch unbeantwortete im Raum stehen, wagte es nicht Shizurus sanftes Schwelgen zu unterbrechen.

"Du kannst dich wieder umdrehen...“, deutete sie der Älteren an, stand vom Bett auf nur um sich in einer noch besseren Position recken zu können. Zum Nachttisch rüberbeugend, nahm sie die Haarnadel auf, begab sich dann ohne Umschweife Richtung Tür.

„Ich bin kurz im Bad..“, informierte sie lediglich, verschwand dann auch schon um dieses aufzusuchen. Ein paar Minuten mit kaltem Wasser, weckten die Gakuenchou vollends, ließen dunkle Augenringe jedoch nicht verschwinden. Sie blickte in die dunklen Augen, die ihr aus dem Spiegel entgegen starrten, schüttelte dann leicht den Kopf bevor sie sich in weiteren Gedanken verlor.

Erfrischt und etwas ansehnlicher machte sich Natsuki zurück auf den Weg in das Schlafquartier, blieb dort in der Tür stehen, lehnte den Kopf etwas gegen den Rahmen. Arme schlangen sich um den eigenen Oberkörper, ein zartes Lächeln fand auf ihren Lippen Platz, als sie Shizuru erblickte.

„Ich glaube ich habe vorhin etwas von Frühstück gehört oder?“, schmunzelte sie leicht, streckte dann beide Hände nach der älteren aus, sie zu führen und an Deck zu begleiten. Dass das Schiff schon lange wieder an der Anlegestelle, an Land lag, hatte sie bei ihrem kurzen Ausflug nicht mitbekommen.
 

Eine Schmunzeln hatte ihre Lippen begleitet, während Natsuki den weg zum Bad aufsuchte. Kopfschüttelnd blieb die Ältere zurück und stützte beide Arme vor sich auf den kleinen Fenstersims, um hinaus zu sehen über das Meer. Das seichte schaukeln, der Geruch, die Erinnerungen an den gestrigen Tag und Abend... all das Überschlug sich in ihren Gedanken und zauberte ihr ein dauerhaftes Lächeln auf die Lippen, das sie nicht zu verbannen schaffte.. Sie würde es wohl niemals vergessen können, dass sie es geschafft hatte Natsuki eine solche Freude zu machen und das an einem Tag, den diese nicht sonderlich schätzte... Shizuru würde lügen, wenn sie behaupten würde das sie nicht stolz auf sich wäre..

So in Gedanken, wirkte sie etwas verträumt, wie sie da am Fenster stand und still vor sich hin lächelte, als wäre da draußen etwas das dieses Lächeln erwidern würde...

Das Natsuki wieder zurück war, merkte sie dann erst als diese das Wort an sie richtete und damit ihre komplette Aufmerksamkeit sofort wieder auf sich zog.

Sie schenkte nun ihr dieses verträumte Lächeln und nickte, während sie dann die ausgestreckten Hände ergriff, um sich mit ihr nach oben an Deck zu begeben, wo die Yacht sich wieder in heimischen Gefilden befand.

Sie schmunzelte als Natsuki leicht darüber stutzte, das sie wieder am Ufer waren...

„Lass uns zurück gehen... Dann mache ich dir Frühstück und währenddessen kannst du dir ja überlegen was wir heute machen sollen... ob du auf irgendetwas Lust hast...“, meinte sie dann und zog die verduzte Gakuenchou mit sich, um sie dann von der Yacht auf den Bootssteg zu heben und dann mit ihr zusammen über den Strand in Richtung der Hütte zu laufen.

In all der Zeit hatte sie Natsukis hand nicht losgelassen...

Die Geschenke und das andere von der Yacht würde sie später zu dem Häuschen kommen lassen... das würde sicher keiner klauen...

An der Hütte angekommen, öffnete sie Natsuki dann die Tür und ließ sie rein, ehe sie ihr dann folgte und sich sofort an den Kühlschrank hinter die Küchenzeile begab, um nach Zutaten für Frühstück zu suchen...

So ging sie dann wieder einer selbstverständlichen Tätigkeit nach und presste dieses mal sogar frischen orangensaft... Shizuru wäre wirklich die perfekte Hausfrau... Doch so was wollte diese gar nicht hören... Alle ihre Dienste gehörten der Akademie und vor allem der Gakuenchou...
 

Sich erst leicht wundernd über die Aussage, ließ Natsuki sich an Deck des Schiffes ziehen, bemerkte dort dann den Sinn hinter Shizurus Vorschlag. Stutzig hoben sich beide Augenbrauen, sie musste wohl wirklich fest geschlafen haben, dass sie von der Rückkehr zum Anlegesteg nichts mitbekommen hatte. Schultern zuckten kurz, die Jüngere nahm die Sache hin, schließlich blieb ihnen so mehr Zeit für den restlichen Tag.

Der Weg zurück zum Haus, war von Schweigen umhüllt doch nicht unbedingt auf eine unangenehme Weise. Natsuki genoss die Aussicht, die ihr beim erste Bewandern der Stecke durch die Augenbinde verwährt wurde. Zaghaft hatten sich ihre Finger in denen Shizurus verankert, ließen die Ältere nicht mehr als nötig von sich weichen. Es fühlte sich so selbstverständlich an, so richtig, dass die Dunkelhaarige die kleine Geste schon gar nicht mehr wirklich wahrnahm. Ihr Gedanken kehrte für kurze Zeit zu den Ereignissen von gestern zurück, brachten ein Lächeln auf die feinen Lippen. Der Tag heute konnte doch eigentlich nur besser werden, dachte sie sich im Stillen, zog schon ein paar dinge in Erwägung, die sie heute vielleicht in Angriff nehmen konnten.

Mit einem merkwürdigen Gefühl in einer Art wieder zu Hause zu sein, betrat sie das kleine Häuschen, nur um direkt an der Tür inne zu halten. Sie nickte Shizuru nur leicht zu, als diese in der Küche verschwand. Ein schmunzeln brach hervor, Natsuki schätzte diese Selbstverständlichkeit sehr, auch wenn es ihr schon manchmal zu peinlich war, dass Shizuru sich wie eine Mutter um sie kümmerte.

Sie wand sich der Tür zu, die noch offen den Blick nach draußen offenbarte, lehnte sich leicht in den Türrahmen. Ihr Blick glitt über das Meer, den Strand entlang, bis er an einigen Bäumen hängen bliebt, die gestern schon ihr Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten.

Der flache Strand war lang, wurde an einer Seite von einem kleinen Waldstück begrenzt, dass sich im weiteren Verlauf über klippenartige Felsen erstreckte. Fast verträumt funkelten die grünen Augen, solche Schönheit der Natur war für Natsuki immer noch in Gewisserweise sehr selten und unbekannt.

"Von da oben hat man sicher eine tolle Aussicht....", murmelte sie in sich hinein, machte sich einen innere Notiz Shizuru den Gedanken mitzuteilen. Langsam schloss sie die Tür hinter sich, streifte in Richtung Küche um zu sehen wie weit die Ältere bereits mit dem späten Frühstück war. Leichte Schritte führten sie hinter die Küchenzeile bis sie hinter Shizuru zum Stehen kam. Arme umkreisten den Körper der Älteren, nur um ihr das Glas frisch gepressten Orangensaft abzunehmen. Ihre Kehle dürstete nach Flüssigkeit, da kam das gerade ganz gelegen.

Lässig lehnte sich die Gakuenchou neben Shizuru an die Zeile, hob das Glas an ihre Lippen. Wenige Sekunden später war der Inhalt verschwunden, ein genugtuender Ausdruck breitete sich auf dem Gesicht der Jüngeren aus, während sie das Glas hinter sich abstellte.

Arme schlangen sich leicht um ihren Bauch, der Blick ein wenig in Gedanken verloren.

„Ich würde heute gerne die Umgebung erkunden…“, ließ sie dann fast nebensächlich verlauten, folgte mit den Augen Shizuru Bewegungen das Essen liebevoll anzurichten.

Wenn sie noch länger bleiben würden, wäre das in dem Sinn keine schlechte Idee. So kannten sich zumindest die nähere Umgebung, wussten wo etwas zu finden war, wenn es drauf ankam.
 

Toast, Ei, Speck, verschiedenste Früchte, Kakao und andere Kleinigkeiten fanden den Weg durch Shizurus Hände, wurden verteilt auf Teller, Schüsseln und Gläser. Völlig vertieft in ihr Tun, welches sie tat als wäre es eine Kunst, blinzelte sie etwas erschrocken, als Natsuki plötzlich um sie herum griff, um sich den Orangensaft zu mopsen.

Die Ältere musste grinsen, sah dem Glas hinterher und lugte dann zur Seite, um der Gakuenchou zuzusehen, wie diese ihre Errungenschaft mit Genuss entleerte.

Sie schnalzte dann vorwerflich mit der Zunge und nahm die Pfanne dann von der Flamme, um zu den anderen Leckereien noch Pfannkuchen dazu zugeben.

Der Herd wurde ausgeschaltet, die Kochutensilien fanden ihren Weg in die Spüle und schon schnappte sich Shizuru, Teller, Gläser und Tassen, um diese dann auf den Tisch aufzutragen und Natsuki schließlich einladend den Stuhl zurück zu ziehen.

Wenn die Ältere etwas machte, dann machte sie es eben richtig...

Sie belächelte ihr Werk und als Natsuki Platz genommen hatte, setzte auch sie sich, damit sie das gemeinsame Frühstück einleiten konnten...

Beide ließen sich Zeit. Nichts drängelte... nichts musste unbedingt noch vor dem Essen getan werden.. .absolut gar nichts würde sie stören.

Diese Ruhe war schon beinahe unheimlich und es würde wohl noch etwas dauern, bis sie sich daran gewöhnt hatten...

Als Shizuru dann so einiges in sich hineingeschaufelt hatte, schob sie den Teller dann gesättigt von sich. Sie blieb allerdings nicht sitzen, um das noch etwas sacken zu lassen, sondern sprang sofort wieder auf und begann den Tisch abzuräumen und dann auch noch alles in die Spülmaschine einzuräumen. Es schien als würde sie es nicht eine Sekunde aushalten können, einmal sitzen zu bleiben und nichts zu tun....

Soweit alles erledigt, ließ sie ihren Arbeitswütigen Blick durch den Raum schweifen, doch da sie erst knappe 3 Tage hier waren, fiel an Hausarbeit auch nicht viel an...

So schlenderte sie etwas durch den Raum und rieb sich die Hände vor dem weißen Kleidchen, unter welchem sie noch immer nichts trug...

„Das ist eine gute Idee...“, meinte sie dann mit einem zarten Lächeln, „Möchtest du lieber die kleine Stadt erkunden zur linken, oder die Natur zur rechten?“.

Während sie das fragte, drehte sie sich wieder um und fing Natsuki mit dem Blick ein.

„Zu Fuß...oder sollen wir uns Pferde leihen?“, fragte sie dann und begann zu schmunzeln. Sie wusste ja das, wenn sie nicht zu Fuß gingen, Natsuki etwas mit mehr PS zwischen den Schenkeln bevorzugte... in Form eines Geländemotorrades.
 

In aller Ruhe ließ sich Natsuki auf dem Stuhl nieder, schenkte der Älteren noch ein kurzes Lächeln ob der Tat ihr diesen ran zuziehen. Mit dem Kinn in die Hand gestützt betrachtet sie den reichlich gedeckten Tisch, empfand es immer wieder erstaunlich wie viel Mühe sich Shizuru jedes Mal damit machte. Diese würde sich wohl immer erst mit dem Besten zufrieden geben, wenn es möglich war. Dass Shizuru ihren Vorschlag mehr oder weniger unbeantwortet ließ war nicht schlimm, Natsuki wusste, dass sie ihren Teil dazu noch sagen würde, vorerst sollte ihre Aufmerksamkeit dem Frühstück gelten.

Nach einer kleinen Weile und mit sichtlichem Genuss lehnte sich auch die Gakuenchou zurück, reckte die Arme hoch um sie daraufhin hinter dem Kopf zu verschränken. Sie blieb untätig sitzen, beobachtete die Andere dabei, wie sie schon anfing den Tisch abzuräumen, alles wieder an seinen alten Zustand zu bringen.

Es war nicht so, dass Natsuki nicht helfen wollte, in vielen Situationen fühlte sie sich jedoch nicht danach, hatte Angst in etwas einzugreifen, was Shizurus Angelegenheit war. Die Arme fanden wieder ihren Weg runter, verschränkten sich leicht vor der Brust, während der Körper ein wenig weiter nach unten rutschte, bis die Dunkelhaarigen ihren Kopf leicht an die Rückenlehne bugsieren konnte.

Als Shizuru ihre Frage dann endlich aufgriff, schloss sie für einen Bruchteil die Augen und ein Lächeln streifte ihre Lippen.

"Ich würde die Natur bevorzugen...", versuchte sie so wenig aufgeregt wie möglich zu klingen, obwohl sie mehr als erpicht darauf war, das kleine Waldstück zu erkunden. Die nächste Frage warf die Gakuenchou allerdings etwas aus der Bahn, Augenbrauen zogen sich leicht irritiert zusammen, bildeten einen nachdenkliche Eindruck auf ihrem Gesicht. "Pferde...?", fragte sie etwas skeptisch nach, blinzelte dem rubinrot einige Male zu.

Das war nicht gerade ihre Vorstellung von Fortbewegungsmitteln. Die Jüngere konnte eigentlich nicht wirklich von sich behaupten reiten zu können, zumindest was Tiere betraf. Sie waren unberechenbar, schwer einzuschätzen und naja in gewissem Maße auch zu langsam, wenn man andere Möglichkeiten zum Vergleich heranzog.

Schrittweise rückte Natsuki wieder ein Stück nach hinten, lehnte sich wieder normal an der Lehne des Stuhls an. Zu Fuß würden sie sicherlich länger brauchen, dennoch behagte ihr die Idee nicht vollkommen. Etwas verlegen strich sie sich einige Haarsträhnen zurück, ein sanftes Rosa bildete sich auf ihren Wangen.

"Nunja…warum nicht...", stockte sie, wollte es bestimmt nicht zugeben, dass sie aus Angst vor möglichem peinlichen Runterfallen oder dergleichen, gerne auf diesen Zusatz verzichtet hätte.

"Ich wusste gar nicht, dass man die ihr ausleihen kann...", vielleicht konnte sie sich ja doch noch rausreden, nicht allzu offensichtlich natürlich. Aber wenn Shizuru von solch einer Ausleihe wusste, würde es wohl so stimmen und sie kaum so oder so nicht drum herum.

Die Jüngere erhob sich, schob den Stuhl etwas an den Tisch nur um dann etwas hilflos im Raum stehen zu bleiben. Ihr Blick glitt kurz an sich herab, ein Runzeln bildete sich auf ihrer Stirn.

„Vielleicht sollte ich mir noch etwas anders anziehen…“, es klang eigentlich eher wie eine Frage, als eine gewollte Aussage. Was zog man auch zum reiten an? Mit wenig Kleidung würde ein Sturz sicherlich nicht nur ihrem Ego einiges an Schaden anrichten.
 

Mit so einer Antwort bzw. Reaktion von Seiten Natsukis war zu rechnen gewesen. Shizuru hob schmunzelnd den Blick und zückte dann ein Handy hervor, in welches sie eine Nummer tippte und sich dieses dann an die Ohrmuschel zu halten. Ein kurzes Gespräch, wenige Worte, ein Lächeln und dann legte sie auch schon wieder auf.

Sie hatte nicht den Pferdeverleih angerufen, wie Natsuki es vielleicht erwartet hätte, sondern den Verleih für Motocrossräder... Die waren schneller und wendiger als Pferde, aber auch perfekt für holpriges Gelände und das dürfte genau nach dem Geschmack der Gakuenchou sein... Von diesem Plan aber erzählte sie der Jüngeren nichts.

Nur ein vielsagendes Lächeln zeigte sich auf den Lippen Shizurus, ehe sie von hinten an Natsuki heran trat, ihre Arme um den Bauch der Jüngeren schlang und ihre Lippen dann an deren Nacken legte, um dort einige kleine Küsschen zu hinterlassen.

„Eigentlich ist es mir egal was du anhast...“, schnurrte sie dann gegen die zarte Haut, welche immer so empfindlich auf sie reagierte.... Das Shizuru das gewiss anzüglich meinte, war klar, doch das war Natsuki ja schon gewohnt...

„Aber wenn ich artig sein soll... dann rate ich dir, etwas festes und sicheres anzuziehen, was nicht zu warm aber auch nicht zu freizügig ist und festes Schuhwerk...“, meinte sie dann leise, raunte dies auch gegen den Nacken der Jüngeren und hörte auf ihn mit Küssen zu bedecken, um stattdessen vorsichtig an der Haut zu knabbern und dann entschuldigend mit der Zunge über die zärtlich malträtierten Stellen zu lecken.

Nachdem sie dann wieder begonnen hatte, Natsuki auf diese Art und Weise zu ärgern, musste sie sich selbst wieder einhalt gebieten und löste sich von ihr, um drei Schritte zurück zu treten und sich unschuldig auf zu Treppe zu machen, denn auch sie selbst musste sich umziehen.

„Eine halbe Stunde...dann kann es losgehen...“, meinte sie schmunzelnd und begab sich dann nach oben in das Schlafzimmer, um sich anzuziehen.

Als sie fertig war, würde man seinen Augen nicht trauen können, denn wohl zum ersten Mal trug Shizuru keinen Rock und kein Kleid, sondern eine Caprihose... Diese war nicht zu warm, aber auch lang genug, um an die Motorradschienbeinschonern anzugrenzen, die mit den Crossmaschinen zusammen bis vor die Haustür geliefert werden würden. Dazu kämen Brillen, Handschuhe und Unterarmschoner, damit sie auch ordentlich über das Gelände brettern konnten... Zu der Gakuenchou passte so ein Ausflug durchaus, doch keiner würde sich vorstellen können die Third Pillar auf so einer Höllenmaschine zu sehen... Mal abgesehen davon, das keiner wusste, das sie so ein Ding sogar fahren konnte.

Fertig angezogen, kam sie dann wieder runter und schon klingelte es an der Tür.

Schmunzelnd sah sie die Treppe hinauf.

„Natsuki, machst du auf?“, fragte sie, wollte natürlich, dass die Jüngere die Maschinen davor zu erst entdeckt...
 

Nur mit halbem Interesse verfolgte Natsuki den kurzen Gesprächswechsel am Telefon, wusste ohnehin schon, dass Shizuru nichts anderes tat als besagte Pferde vor die Haustür zu bestellen. Ein kurzes Seufzen entfloh ihr, ihre Gedanken drehten sich immer noch um mögliche Kleidung, die ihren Ausflug so schmerzlos wie möglich gestalten sollten. Das konnte was werden, Peinlichkeiten und Scham, der sie in Grund und Boden rammen würde, waren damit vorprogrammiert.

Etwas erschrocken zuckte sie zusammen, als sich Shizuru plötzlich von hinten näherte, die Arme um ihren schlanken Leib legte. Die neckende sichtlich zweideutige Anmerkung, die Lippen, die sich augenblicklich an ihrem Nacken zu schaffen machte, lösten eine feine Gänsehaut auf der Haut der Jüngeren aus. Zitternd lehnte sie sich in die Umarmung zurück, kam den Gefühl entgegen was Shizuru in ihr auslöste. Der Kopf neigte sich völlig von selbst etwas zur Seite, war Verräter in dem Spiel, legte somit nur noch mehr Angriffsfläche für die Ältere frei. Mit flackernden Lidern versteckte sich das smaragdgrün der Augen, Hände fanden ihren Weg an die Arme Shizurus, hielten sich dort, Halt suchend, fest.

Die Dunkelhaarige wusste zu gut, dass Shizuru mit ihr spielte, es genoss sie auf jene Weise zu ärgern in andere Hinsicht schon fast zu Quälen. Leise bahnte sich ein Wimmern ihre Kehle hoch, als sie den schamlosen Biss in ihrem Nacken spürte, der schnell mit der Zunge kaschiert wurde. Noch bevor Natsuki zu einem weiteren Protest kam, zogen sich die Arme um sie herum zurück, ließen sie mehr oder wenige mit weichen Knien im Raum stehen. Mit hochrotem Kopf wand sie sich der Älteren zu, die schon die Treppe hoch in Richtung Schlafzimmer verschwand.

"Gah diese Frau...", murrte Natsuki mit knirschenden Zähnen, versuchte rege die Hitze in ihrem Körper und vor allem Gesicht zu vertreiben. Irgendwann würde sie wohl noch wahnsinnig werden von Shizurus Neckereien, die nunmehr alles andere als eine unschuldige Reaktion in ihr hervorriefen. Schnell versuchte sie sich an die eben erwähnten Worte Shizurus zu erinnern, gingen sie in jenem Moment doch eher an ihr vorbei, als direkt ins Ohr. Dass sie ihre Gefühle in Zaum halten sollte und dann auch noch dabei zuhören, war wohl etwas zu viel verlangt.

Schritt für Schritt ging sie die Treppe hoch, um sich ebenfalls umzuziehen, sehr viel Zeit blieb ihr dafür allerdings nicht mehr. So suchte sie mehr spontan als wirklich bedacht etwas an Kleidung raus, begnügte sich mit einer leichten Hose, die ihr bis zur Hälfte des Schienbeins ragte und einem neuen Top. Die Sonne war schließlich erbarmungslos und die Gakuenchou hatte ehrlich gesagt keine Lust darunter auch noch zu zergehen, während sie sich auf einem Pferd lächerlich machte.

Leicht zuckte eine Augenbraue als sie das Klingen von unten vernahm, die unschuldige Bitte Shizurus an die Tür zu gehen. Warum in aller Welt sollte sie jetzt an die Tür gehen, Shizuru war schließlich schon unten und fertig? Schnaufend schoss die Luft aus ihren Lungen, ein missgestimmter Ausdruck bildete sich kurzzeitig auf ihrem Gesicht

„Warum Pferde..?!“, murrte Natsuki fast schon angewidert, konnte immer noch nicht glauben, dass sie diesem Vorschlag einfach so zugestimmt hatte. Sie warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel, bevor sie den Weg nach unten hin antrat. Fragend hob sie eine Augenbraue als sie an Shizuru vorbeiging, dann schließlich zur Klinge griff um ihrem neuen Peiniger gegenüber zu treten. Vielleicht war es besser so, hatte sie die Sache wenigsten schnell hinter sich gebracht.

Was sie jedoch vor der Haustür entdeckte sah alles andere als nach einem Tier aus. Blinzelnd nahm sie die Gefährte in Augenschein, trat an dem Mann vorbei, der sichtlich für die Lieferung zuständig gewesen war und die nötige Ausrüstung sowie Schlüssel der Fahrzeuge übergeben wollte.

„Das sind...keine Pferde...“, stellte sie sachlich fest, die Überraschung war in der Stimme deutlich zu hören. Diese legte sich jedoch schnell und wurde von fast kindlicher Freude ersetzt, ein Strahlen machte sich in den Augen der Jüngeren breit. „Das ist sogar viel besser…“, grinste sie, schwang sich schon im nächsten Moment auf den Rücken der Maschine. Finger schlangen sich andächtig um die Griffe des Geländemotorrads, gierten schon danach es in Gang zu setzen. Das war es was sie spüren wollte, das kühle Metall an ihren Waden, die Geschwindigkeit zwischen den Schenkeln. Die Gakuenchou gab es zu, dass sie diesem Rausch verfallen war, sich nur allzu gerne hingab.

Ihr Blick glitt kurz zu dem Zündloch, dass jedoch nicht den erwartete Schlüssel zeigte. Natsuki zog leicht die Augenbrauen zusammen, wandte sich dann wieder dem Haus zu.

„Oi Schlüssel?“, fragte sie fast schon ungehalten dem jungen Mann gegenüber, der gerade die Sachen an Shizuru übergab.
 

Shizuru hatte Natsuki schmunzelnd mit dem Blick verfolgt und war ihr dann langsam bis zur Tür hinterher gelaufen. Sie konnte gar nicht so schnell gucken wie die Jüngere sich dann über eine der Maschinen her gemacht hatte und am liebsten sofort losgefahren wäre.

In den Türrahmen gelehnt, stand sie dann da und beobachtete die Szene, genau wissend, dass Natsuki diese Art der Fortbewegung um einiges besser gefiel als irgendetwas anderes sonst... Sie wusste ja auch, das die Gakuenchou keine Zeit mehr hatte dieser Leidenschaft nachzukommen... Sie konnte ja nicht einfach ihren Schreibtisch verlassen um dann mit einem Motorrad die Stadt unsicher zu machen... Aber ihre Vorliebe für dieses heiße Gefährt war immer stetiger Begleiter gewesen...

Der junge Mann hatte sich derweil die Treppenstufen hochbegeben und gab Shizuru alles was benötigt wurde. Schien- und Unterarmschoner, Helme, Handschuhe, eine Karte, einen Rucksack mit Proviant und anderen Kleinigkeit, und natürliche die Zündschlüssel.

Sie bedankte sich mit einem charmanten Lächeln und ließ die Rechnung für dieses kleine Abenteuer an die Garderobe Akademie stellen, so wie es Gang und Gebe war...

Der junge Kerl schien sich aber nicht gleich abwimmeln lassen zu wollen. Er blieb noch einen Moment schweigend neben Shizuru stehen und konnte seinen Blick gar nicht von der jungen Gakuenchou loseisen, welche mehr als euphorisch auf dem Rücken der Maschine saß...

Er zog grübelnd seine Mundwinkel hin und her, so als würde er nach bestimmten Worten suchen oder nach dem Mut, diese loszuwerden...

Shizuru hob schließlich fragend die Brauen, um den jungen Mann zum Reden zu bewegen.

Der Kerl räusperte sich dann, hob den Blick gen Shizuru und schob dann die Hände in seine Hosentaschen. „Ihr... wohnt hier ganz allein, ihr zwei?“, fragte er und biss sich im nächsten Moment für diese bescheuerte Frage in die Zunge. Das ging ihn natürlich nichts an und das klang wie eine billige Anmache die man in jeder Kneipe hören konnte...

Die Ältere legte den Kopf etwas schief und benickte das, genau wissend, das sein Gegenüber eigentlich etwas ganz anderes sein sagen wollte.

„Also...“, fing er an und rieb sich leicht nervös die Hände, „..glauben Sie , dass ich bei Ihrer Freundin Chancen auf ein Date hätte?“

Als er das gesagt hatte, hob Shizuru die Brauen noch etwas höher und blinzelte dann, ehe ihr Blick zu Natsuki schwang. Der junge Mann hatte scheinbar keine Ahnung wer und was sie waren... was nicht unbedingt schlecht war, immerhin würde es hier sonst bald von Reportern und ähnlichem Gesindel wimmeln.

„Vielleicht sollten Sie sie das selber fragen...“, war dann Shizurus knappe Antwort, ehe sie nach unten zu er anderen Maschine ging, den Schlüssel aufsteckte und dann anfing sich die Schoner um den Körper zu schnallen und den Helm aufzusetzen. Den Rest davon gab sie dann Natsuki, als der junge Mann an deren Motorrad herantrat und sich nervös räusperte.

„Also... könnte ich... würden Sie... vielleicht heute Abend mit mir ausgehen?“, fragte er dann schließlich, auch wenn das eher etwas genuschelt über seine Lippen kam, „ein neues Strandlokal wird eröffnet und... na ja... Vielleicht hätten Sie ja Lust?.. Ich kann mir vorstellen... das es hier etwas einsam ist und... Na ja ich will ja auch nicht aufdringlich erscheinen und... Ich hätte auch einen Freund der sicherlich gerne eure Freundin auch einladen würde und...dann könnten wir ja zu viert zu der Eröffnung gehen...“.

Als er das endlich losgeworden war, zuckten seine Hände nervös auf und zu. Der Kerl schien ziemlich anständig zu sein und was Höflichkeit und Respekt war, schien er auch zu wissen...
 

Etwas ungeduldig trommelten ihre Finger auf dem Griff des Lenkers, das alles dauerte Natsuki plötzlich viel zu lange und dass sie der Kerl offensichtlich auch noch ignorierte hob ihre Stimmung auch nicht unbedingt. Murrend ergab sie sich der Warterei, zeigte wenig Interesse an der Unterhaltung zwischen den anderen beiden. Ihr Blick galt immer noch der Maschine zwischen ihren Beinen, die nur darauf wartete endlich losbrettern zu dürfen. Wenn Urlaub für eines wenigstens gut war, dann sicherlich um alte Leidenschaften neu aufflammen zu lassen. Das letzte Mal, dass sie sich erinnern konnte auf einem Motorrad gesessen zu haben, war nur für kurze Zeit als es darum ging Garderobe aus Nagis Fängen zu befreien. Aber dies konnte man wohl kaum als Genießen eines Hobbys bezeichnen.

Die Ungeduld griff wieder über, nahm zum Glück aber nicht Überhand, da sich Shizuru schon im nächsten Moment auf sie zu bewegte. Gierig schnappte sie nach den Sachen, die ihr die Ältere überreichte, war sowieso nur an dem Schlüssel für das Gefährt interessiert. Etwas kritisch beäugte sie die Schutzausrüstung, lediglich der Helm fand Platz auf ihrem Kopf.

"Wozu brauch ich das alles...?", fragte sie leicht unverständlich an Shizuru gewandt. Nun es gehörte sich wohl, solche Ausrüstung dabei zu tragen, aber Natuski konnte sich nicht helfen, sie war zugegebenermaßen ein wenig überheblich wenn es darum ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Sie brauchte das schließlich nicht, sie wusste wie man mit einem Motorrad umzugehen hatte ohne sich dabei zu verletzen, nun so glaubte zumindest die Jüngere.

Zu stolz um sich das selber einzugestehen, ließ sie die Schoner auf den Boden neben sich fallen. Finger hantierten viel lieber mit dem Schlüssel, der schnell seinen Weg ins Zündloch fand. Dass der junge Mann verzweifelt versuchte auf der anderen Seite auf sich Aufmerksam zu machen, ging gänzlich an ihr vorbei, zu sehr war sie in Euphorie um das neue Spielzeug verfangen.

Erst das dritte oder vierte Räuspern ließ sie irritier aufblicken, die Augen zu der nervösen Person gleiten. Eine Augenbraue schoss fragend nach oben, wenn nicht sogar etwas genervt, dass der Typ sie unnötig aufhielt. Was wollte der auch noch hier? War sein Job nicht getan, nachdem er die Sachen abgeliefert hatte? Sie konnte nicht verhindern im nächsten Moment die Augen leicht zu verdrehen, als sie die peinlichen Versuche sie zu einem Date zu überreden über sich ergehen lassen musste. Natsuki biss sich leicht auf die Zunge um nicht gleich in einen taktlosen Ton überzugehen, nein sie würde warten, bis er ausgesprochen hatte, soviel Respekt würde sie ihm zollen.

Schweigend starrte sie den braungebrannten Mann mit einem "das ist nicht dein Ernst“ Blick an. Die Jüngere wusste nicht ob sie lachen oder eher schreien sollte. Sah sie so aus als ob sie sich einsam fühlte, sie verzweifelt nur nach seiner Aufmerksamkeit gewartete hätte? Der Typ hatte wohl wirklich keine Ahnung wer sie war. Gezwungen schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen, es war schließlich immer ratsam erst ruhig an die Sache ranzugehen.

"Strandlokal hm? Klingt ganz nett...", murmelte sie, bereute es schon im nächsten Moment, als sich ein siegessicheres Glitzern in den Augen des Typen ausbreitete. "Aber ich muss leider ablehnen, ich bin schon anderweitig verplant...“ erklang es mit engelsgleicher Stimme, einem Ausdruck auf dem Gesicht, dem man fast abnehmen konnte, es täte ihr leid.

Damit war die Sache für Natsuki erledigt, der Schlüssel drehte sie augenblicklich um, brachte die Maschine unter ihr zum Beben. Das knatternde Geräusch war Musik in den Ohren der Gakuenchou, ein wenig drehte sie das Gas im Stand auf, provozierte es zu einem noch lauteren Ton anzuschlagen. Der junge Anwärter zu ihrer rechten trat etwas zurück, sah so aus, als ob er gerne eine zweite Avance gemacht hätte, jedoch rege durch die Motorengeräusche übertönt wurde. Ein wenig verdattert öffnete er den Mund um ihn daraufhin wieder zu schließen, wirkte somit etwas wie ein Fisch auf dem Trockenen.
 

„Aber...“, setzte der junge Mann noch mal an, als Natsuki ihm so knapp alle Hoffnungen zerschlug. Er zog die Brauen zusammen und trat noch weiter zurück, da unter den Maschinen ja weicher Sand als Boden diente und es beim Anfahren daher etwas staubig werden könnte...

„Möchten Sie es sich nicht noch mal überlegen? Die Feier beginnt um 21 Uhr... wäre schön...“, meinte er dann nur noch, in der Hoffnung sein Blatt noch wenden zu können und wandte sich dabei auch an Shizuru, welche ja vielleicht einsichtiger war.

Doch diese hatte dafür nur ein Lächeln übrig und schnallte sich dann den Helm unter dem Kinn zu, ehe sie ihre Maschine aufschnurren ließ.

Natsuki würde es sicher noch bereuen... ihre Schoner nicht mitgenommen zu haben und das würde Shizuru ihr nun auch demonstrieren. Auch wenn die Ältere sich daraus nie einen Ruf schneidern würde, war sie durchaus bewandert, was das Fahren eines solchen Geschosses anging. Ein kräftiger Ruck an der Gassteuerung, ein kurzes aufheulen der Maschine, das sichere Lehnen in die Vollfederung, dann wirbelte der grobstollige Heckreifen auch schon Sand auf. Die Crossmaschine wurde von Shizuru in Richtung Meer gelenkt. Es wurde dabei schneller und schneller und erst hätte man denken können, das die Ältere sie nicht unter Kontrolle hatte, doch dem war nicht so und das zeigte sie auch, als sie blitzschnell einlenkte und den Heckreifen durch das seichte Wasser zischen ließ, um damit ordentlich Wasser wegzuschleudern, welches sich Sprühfunken artig in Richtung des Sunnyboys entlud, welcher Natsuki ganz offensichtlich angemacht hatte...

Der junge Mann schnaubte und trat noch weiter zurück, als er so derbe Nass gemacht wurde. Shizuru hielt inne, grinste nur wie immer unschuldig und setzte die Maschine dann wieder in Bewegung um vorwitzig ihre Kreise um Natsuki samt Crossmaschine zu ziehen und sie somit zu provozieren.

„Also was ist?“, meinte sie dann nur zutiefst amüsiert und gab dann so richtig Gas...

Sie wirbelte eine Woge Sand auf und war im nächsten Moment auch schon ein gutes Stück weit voraus geprescht, in Richtung der Baumfläche, welche heute Morgen so sehr Natsukis Aufmerksamkeit erregt hatte...

Das sie den Kerl ziemlich blöd stehen hatte lassen, machte ihr nichts aus... Und man könnte auch fast meinen, das diese Attacke aus Eifersucht geschehen war und um den Typen zu vergraulen... jedoch würde Shizuru sich diesbezüglich nicht in die Karten schauen lassen...
 

Leicht kniff die Jüngere die Augen zusammen, als plötzlich eine Sandwolke nach der Anderen die Luft zu vernebeln begann. Sie staunte nicht schlecht, als Shizuru einfach so ohne weiteres die Führung übernahm und die Maschine bändigte als wäre das ein leichtes. Zugegeben war es ein mehr als ungewöhnliches Bild, die normalerweise anmutige Otome bei so etwas zu sehen. Es gab wohl noch viele Seite, die Shizuru vor ihr geheim hielt, die nur darauf warteten entdeckt zu werden. Ein Schmunzeln beschlich ihre Lippen, zumindest würde sie so einen würdigen Gegner im Rennen haben, das macht die Sache an sich doch schon viel interessanter.

Markant schoss eine Augenbraue nach oben, ein durchaus schadenfrohes Lachen brach leise aus ihrem Rachen hervor. Der Anblick des niedergeschlagenen und nun auch nassen jungen Mannes war einfach zu gut. Entschuldigend setze sie eine Unschuldsmiene auf, zuckt kurz mit den Schultern. "Vielleicht ein andere Mal...", meinte sie knapp, hörte dann schon Shizuru provozierende Worte, registrierte sehr wohl wie sie einem Raubtier gleich Kreise um sie zog.

Leicht zuckten die Augenbrauen unter dem Helmansatz, so was würde sie sich nicht bieten lassen. Es ging schließlich um ihren Stolz und den ließ sich die Gakuenchou nur ungern nehmen. Harsch brachte sie ihr Motorrad lauter zum schnurren, achtete dabei weniger auf die Sandwand, die es dabei hinter sich in der Luft erzeugte, als auf die Ältere, die schon einige Meter Vorsprung hatte.

"Na warte...", knurrte sie, ein energisches Funkeln in den Augen. Wenige Sekunden später stand der junge Mann in einer riesigen Staubwolke, völlig ignoriert und alleine stehen gelassen. Natsuki brachte die Maschine an ihre Grenzen, Gang für Gang schaltete sie höher, begnügte sich noch nicht mit der Geschwindigkeit, die es lieferte.

Mit Leichtigkeit holte sie den Vorsprung auf, wich den aufgewirbelten Sandwolken geschickt aus, steuerte eher vom Meer weg in Richtung der hohen Dünen. Das Motorrad war schließlich perfekt gebaut für holprige Strecken, federte jede noch so grobe Unebenheit sanft ab.

Die Jüngere hielt ohne Bedenken auf den Hügel drauf zu, wollte ihn ausnutzen um auf gleich Höhe mit Shizuru zu kommen. Sie hatte keine Angst davor halsbrecherische Stunts zu wagen, diese waren nur ein weitere Kick, der ihr Adrenalin in Wallung brachte. Ein kurzes Abheben der Räder, wenige Sekunden in der Luft und die Räder trafen schon wieder auf weichen Untergrund. Um sich besser abfedern zu können behielt die Dunkelhaarige eine eher stehende Position ein, ließ sich erst langsam wieder auf den Sitz zurücksinken.

"Ha!", grinste sie nur frech der Älteren zu, erfreute sich daran, dass es ihr gelungen war die Situation wieder zu ihrem Vorteil zu wenden. Bis zu dem Waldstück war es nicht mehr weit, der Stand war zwar lang, doch mit den schnellen Zweirädern war er im nu überwunden.

"Wer als letztes da ist, schuldet dem Gewinner etwas…“, rief sie über den rauschenden Wind hinweg, ein siegessicheres Grinsen auf den Lippen. Oh ja das Rennen würde sie sich nicht so einfach stehlen lassen. Kräftig trat die Gakuenchou ins Gas, brachte das Motorrad dazu laut aufzuheulen, bevor sie in Richtung Wald und Klippen losraste.

Die Geschwindigkeit brachte schon fast die Reifen zum schlingern, es war sichtlich neu, dass die Maschinen so sehr bis aufs Äußerste ausgereizt wurden. Natsuki murrte leise, Zähne pressten sich energisch zusammen. „Das ist schon alles? Komm schon…“, knurrte sie dem Metall unter sich zu. Die ersten Baumwipfel waren schon in Sicht, verstärkten den Reiz zu gewinnen nur noch mehr.
 

Die Maschinen knurrten wie wilde Tiere und versuchten wie eben jene ab und an auch mal durchzugehen, was nur erfahrene Fahrer wieder auszugleichen vermochten, durch gezieltes einlenken und mit Gewicht dagegen halten.

Der Sand wurde aufgewirbelt wie feiner Staub, und würden sie keine Helme mit Visieren tragen, würde sich dieser in jede erdenkliche Ritze fressen, die das Material um den Kopf herum hergab.

Sie warf immer mal wieder einen Blick zur Seite, erkannte dann, dass Natsuki zu ihr aufgeschlossen hatte und das es nun ja endlich richtig los gehen konnte... Shizuru fand durchaus ihren Spaß daran, auch wenn sie nicht so verrückt darauf war wie Natsuki... Doch ihr Ziel war es, der Gakuenchou beim spaß haben und entspannen zu helfen und das war ein großer Schritt dahin.

Das so ein rennen ganz nach dem Geschmack Natsukis war, sah ein blinder mit Krückstock... Sie schmunzelte unter dem Mundstück des Helmes und gab dann noch mal ordentlich Gas.

Den meistens Spaß fand sie daran, die Maschine durch das seichte Wasser des Meeres zu lenken und nicht nur Sand sondern auch Wasser aufzuwirbeln, was dem Lackaffen da vorhin auch zum Verhängnis geworden war.

Als Natsuki dann um eine Radlänge an Abstand gewann, lenkte sie die Maschine ein und fuhr wieder in den bloßen, staubigen Sand um ihr nachzueifern. Ab und an lag mal ein größerer Ast mitten auf der Sandfläche, doch der wurde gekonnt umfahren, nur um dann im nächsten Moment den Boden unter den Reifen zu verlieren und ein Stück zu fallen, weil eine der Dünen als Absprungsfläche gedient hatte und danach wieder rasant hinab ging... Das Bike jedoch federte alles gekonnt ab und Shizuru schien keine Probleme damit zu haben, es zu steuern, was vermutlich jeden der das sehen würde, überraschen würde...

Nachdem die Jüngere dann einen Gewinn ausgestellt hatte, musste Shizuru grinsen und sofort stieg neuer Elan in ihr auf.

Die Bäume waren zu sehen und es war nur noch ein Katzensprung bis dahin, höchste zeit noch mal zuzulegen. Sie kitzelte alles aus der Maschine was diese hergab, doch auch sie musste feststellen, das viel mehr einfach nicht ging.

Während sie mit dem Bike unter sich kämpfte, dieses weiter anzutreiben, gewann Natsuki erneut eine Reifenlänge Vorsprung und Shizuru schaffte es dann auch nicht mehr, diesen aufzuholen...

So schlug Natsuki nach kurzer weiterfahrt dann auch schon als Sieger beiden Bäumen auf.. Zwar hätte Shizuru nichts gegen einen Sieg gehabt, doch sie gönnte ihn der Jüngeren auch und sie hatte ihn sich verdient...

Doch auch wenn sie verloren hatte, fuhr sie noch ein Stück weiter durch das kleine Waldstück und hielt schließlich auf einer kleinen, traumhaften Strandlichtung inne, wo die Jahrzehnte einen kleinen See hatten entstehen lassen.

Sie parkte die Maschine, klappte den Bügel runter und stieg dann ab, um sich den Helm vom Kopf zu nehmen, unter welchem sie einen ganz roten, verschwitzten Kopf hatte...

Shizuru strahlte aber bis über beide Ohren und strich sich das Haar hinter die Ohren.. Der Ausblick war Traumhaft.

Ihr Blick fand sich bei Natsuki ein. „Schön... du hast gewonnen... Überleg dir was, damit es sich gelohnt hat für dich“, meinte sie schmunzelnd und wie ein echter Sportsmann.
 

Noch bevor die Reifen die ersten Wurzeln und Moos erreichen konnten, drosselte die Gakuenchou die Geschwindigkeit herunter, welche sonst noch zu unglücklichen Unfällen hätte führen können. Bei einem solchen Tempo war es sowieso erstaunlich wie die junge Frau es zustande brachte, die Maschine unter Kontrolle zu behalten. Ein breites Grinsen heftete auf ihren Lippen, auch wenn diese durch den Helm zurzeit verdeckt war. Sie hielt am Waldrand inne, wartete die paar Momente noch auf Shizuru, folgte ihr dann das kleine Stück noch weiter hinein.

Dort angekommen stellte sie den Motor ab, zog sich den Helm vom Kopf um daraufhin mit einem Schütteln das dunkle Haar etwas zu befreien. Die frische Luft tat gut und Natsuki sog sie tief in ihre Lungen ein, schloss für einen kleinen Augenblick die Augen. Schmunzelnd blickte sie zu Shizuru rüber, als diese sie erneut auf ihren Sieg aufmerksam machte. Ja sie genoss diesen Sieg, das ließ sie sich ruhig anmerken. Ein Bein rüber schwingend erhob sich die Jüngere von dem Höllengefährt, hing den Helm an einen der Griffe auf. Sie hatte zugegeben eigentlich nicht daran gedacht, was ein möglicher Gewinn sein könnte, hatte es nur als Anreiz empfunden solch eine Sache mit ins Spiel zu bringen. Leicht kräuselten sich ihre Lippen, als sie in Gedanken verfiel, fast schon verlegen darüber wirkte, dass ihr prompt kein Wunsch einfiel.

"Nunja...", fing sie stockend an, ließ die Augen kurz Richtung See wandern. Der Anblick war unbeschreiblich, so schön hatte es sich die Jüngere gar nicht vorgestellt. Nicht nur der See, der sich mit glitzerndem Wasser präsentierte, sondern auch das weite Meer, was von der Lichtung aus perfekt zu überblicken war, wirkte einzigartig.

Natsuki fiel für einen Moment wieder ins Schweigen, ehe sie ein leichtes Schmunzeln beschlich und ihr eine Idee in den Sinn kam. Langsam schritt sie auf Shizuru zu, hielt erst inne als sich zierliche Hände auf der Hüfte der Älteren wieder fanden.

"Was hältst du davon...", raunte sie leise, lehnte ihren Körper ein wenig nach vorne, bis ihr heißer Atem gegen das Ohr der Anderen schlug.“...wenn du heute Abend mit mir ausgehst?", Natsuki achtete sehr darauf die Betonung auf das Wort "du" zu legen, lehnte sich noch ein Stück der Älteren entgegen um schließlich die Lippen auf die empfindliche Haut direkt hinter dem Ohr zu legen.

Oh Rache war so süß und warum nicht Shizuru das heimzahlen, was jene vorhin so unverholt mit ihr angestellt hatte. "Ich hab gehört es gibt ein neues Standlokal hier..", ihre Stimme war rau, wisperte jedes Wort in das Ohr an ihrem Mund, bevor sich ihre Lippen weiteren Liebkosungen den Hals hinab hingaben. Die Haut schmeckte etwas salzig, was sicherlich der Anstrengung von eben zuzurechnen war, störte die Jüngere jedoch nicht im Geringsten.

Ein freches Grinsen huschte über ihre Lippen, als sie dann abließ, den Kontakt schneller brach als Shizuru hätte reagieren können. Die Dunkelhaarige ging ein paar Schritte die Lichtung entlang, hielt dann an einem Felsen an, hinter dem steil die Klippen hinunter bis ins Meer gingen.

Der Abend war so gesehen ja noch nicht verplant gewesen, also warum nicht die spontane Idee in Betracht ziehen. Mit Shizuru das Lokal zu besuchen war etwas anderes, als den ganzen Abend Sunnyboy ertragen zu müssen. Das Grinsen vertiefte sich kurz, als sie bedachte, was dieser wohl für ein Gesicht ziehen würde, wenn sie in Begleitung der braunhaarigen Schönheit aufkreuzen würde. Dumm wäre es nur, wenn er es Missinterpretieren würde und glaubte Natsuki würde doch auf seine Avance eingehen. Augenbrauen zogen sich kurz zusammen, da sie das Detail dabei nicht beachtet hatte, doch dies würde sie sicherlich auch zu regeln wissen, wenn Shizuru auf ihre Idee einging.
 

Die atemberaubende Schönheit dieser Lichtung und der ganze Eindruck ging nicht spurlos an ihr vorbei. Sie wirkte recht verträumt, als sich dieses Bild in ihre Netzhaut brannte... Es war unglaublich, das es noch so schöne, unberührte Flecken Erde auf der Welt gab, auf welchen die Menschen mit ihrer Technik noch nicht rumgewütet hatten...

Sie schloss die Augen und sog die Luft tief in ihre Lungen ein, ließ diesen Anblick wirklich durch jede Faser ihres Körpers auf sich wirken. Und nicht nur das sie dieses wundervolle Natur vor ihrer Nase hatte, nein, da war ja auch noch Natsuki und deren Präsenz konnte wirklich gar nichts toppen... nichts auf der großen weiten Welt.

Sie hängte den Helm an den Lenker und wandte sich dann gerade um, als Natsuki schon vor ihr stand. Sie hob die Brauen und aus Überraschung tat sie einen Schritt zurück und spürte schon das Metall und Plastik der Maschine an ihrer Hüfte, welches ihren Schritt stoppte.

Sie blinzelte etwas irritiert und schluckte, als Natsuki dann völlig unbeirrt die Hände an ihre Hüften buchsierte und sich dann geschickt zu ihrem Ohr vorkämpfte, um ihren Atem mit diesem spielen zu lassen.

Ein Schauer rann ihr über den Rücken, vom Nacken bis zum Steiß und ließ sie sichtlich einmal heftig erzittern. Das tat durchaus seine Wirkung und Shizuru wusste genau, dass Natsuki diese kleine Rache ziemlich genoss...

Ihre Augen waren bei dieser tat zugeschlagen wie eine Schleuse und hatten das Rubin blickdicht hinter sich verschlossen. Das verdächtige Geräusch, was aber beinahe ihre Kehle verlassen hätte, konnte sie noch zurückhalten und es wieder hinab schlucken... ehe es noch etwas verraten könnte, was die Gakuenchou zu einem schmutzigen grinsen hätte anregen können... Shizuru war es zwar, die so etwas sonst nicht aus der Ruhe bringen konnte, doch mit solchen Überraschungen und unerwarteten Szenen konnte sie nicht umgehen... So Schoss ihr eine zarte Röte ins Gesicht, welche nicht mehr von der Hitze und Anstrengung der Fahrt herrührte... Auch Arika hatte damals, mit der Frage, ob Shizuru schon jemals verliebt gewesen war, diese ziemlich unvorbereitet aus den Socken gehauen... Zum Glück konnte sie sich aber durch ein gekonntes Ablenkungsmanöver um die Antwort bringen..

Bei Natsuki aber war das was anderes... In so einer Situation konnte sie ihr einfach nichts vormachen... nicht das geringste.

Als Natsuki sie dann über die Gefälligkeit aufklärte, dass Shizuru mit ihr ausgehen solle, hob diese die Brauen und die Röte vertiefte sich etwas.

Was tat sie da nur mit ihr? Das Alles war wie ein Katz und Maus Spiel und die beiden tauschten regelmäßig die Rollen... In diesem Moment war eindeutig Natsuki die Katze und Shizuru die Maus...

Doch ehe sie etwas antworten konnte... ging Natsuki auch schon auf Abstand und schritt an die Klippen heran.

Shizuru ordnete ihre Gedanken und das klopfende Herz, ehe sie dann nach der Wasserflasche im Rucksack griff, um erst mal etwas zu trinken.

Anschließend wanderte sie mit dieser zu der Jüngeren und hielt ihr die Erfrischung fürsorglich vor die Nase.

„Gut... lass uns ausgehen... heute Abend“, sagte sie dann, gab Natsuki somit die Antwort und auch sie überkam ein schmunzeln, als sie an diesen Surferboy von vorhin dachte, der sicherlich mit seinem Kumpel anwesend sein würde...

Es war ja erst früher Nachmittag... so konnten sie jetzt entweder noch etwas am See chillen, oder zurückfahren und sich vorbereiten... oder vielleicht etwas anderes.. Je nachdem wo Natsuki der Sinn nach war... Das war ihr Tag heute und sie durfte aussuchen was sie tun würde.. Shizuru würde mit Sicherheit mitziehen.

Sie spielte sogar mit dem Gedanken, sich auszuziehen und ein spontanes Nacktbad im See zu vollziehen...
 

Natsuki ließ sich an Ort und Stelle nieder, die Beine baumelten etwas die steile Wand hinunter, während Hände sich nach hinten hin abstützen. Der Kopf wog auch etwas nach hinten, ließ den erfrischenden Wind mit ihrem Haar spielen. Ihr Blick glitt über das Meer, das rauschend unter ihren Fußen an die Felsen klatschte. Warum konnte Garderobe nicht am Meer gelegen sein, ein Büro mit einem solchen Ausblick würden ihr sicherlich manchmal etwas mehr Entspannung in der harten Arbeitswelt verschaffen.

Ein leise zufriedenes Seufzen verließ ihre Lippen, die sich schon wieder zu einem sanften Lächeln verformten. Erst als sie die Wasserflasche vor ihre Nase baumeln sah, wachte sie aus der Trance auf. Dankbar nahm sie das Getränk entgegen, trank einige Schlucke um der Kehle nötige Flüssigkeit zu gewährleisten. Die Jüngere belächelte Shizurus Antwort, war froh, dass diese es dabei beließ und nicht wie gewöhnlich mit einem Necken konterte.

Eine Weile verharrte sie noch so, ließ die Ruhe der Natur auf sich wirken, genoss die Aussicht und die Schönheit, die ihr geboten wurde. Dann wandet sich ihr Blick der Älteren zu, die einen viel sagenden Blick in Richtung See warf. Irgendwie konnte sie sich schon fast denken, was in Shizuru vorging und sie konnte selber nicht leugnen, dass sie das kühle Wasser nicht auch schon in Betracht gezogen hatte.

Ausgiebig räkelte sich die junge Frau, bevor sie sich vom Boden erhob und die Wasserflasche bei den anderen Sachen abstellte. Bedachte Schritte führten sie an den Rand des Sees, an dem sie leicht in die Hocke ging um die Temperatur des Wassers zu testen. Es hieß wohl, dass sie einem Nacktbad nicht entkommen würde, wenn sie dort wirklich eintauchen wollte.

Eine sanfte Röte breitete sich auf ihren Wangen aus bei dem Gedanken, ein scheuer Blick wand sich an Shizuru, die jedoch ihre Aufmerksamkeit schon wieder anderen Dingen schenken zu schien.

Fühlte sie sich in einem Moment noch so forsch, war es jetzt schon wieder die Unsicherheit und Unerfahrenheit die Natsuki in Verlegenheit brachte.

Ohne wirklich weiter drüber nachzudenken, fing sie an sich auszuziehen oder viel mehr die Kleidung hastig von ihrem Körper zu entfernen, vor Angst doch noch von Shizuru dabei ertappt zu werden. Erst mit dem Sprung in das kühle Nass, fühlte sie sich sicher, tauchte nach ein paar Metern erst wieder auf. Das Wasser färbte ihr Haar noch etwas dunkler, ließ es etwas an ihrer Haut haften. Die Kälte wirkte entspannend auf den hitzigen Körper, war jedoch auch nicht so kühl, dass es sie zum erzittern brachte.

"Ano...Lust eine Runde zu schwimmen?", fragte sie dann doch, den Gedanken nicht länger für sich behalten könnend. Shizuru musste zwar schon längst durch das Platschen bemerkt haben, dass sie es darauf anlegte, dennoch war es doch nur höflich eine Einladung auszusprechen.

Auffordernd ließ sie eine Hand an die Wasseroberfläche gleiten, schob sie in schneller Bewegung darüber nur um Shizuru etwas nass zu spritzen. Das Schmunzeln was folgte war jedoch nicht lange zu sehen, da Natsuki schon im nächsten Augenblick wieder untertauchte.
 

Shizuru war Natsuki mit dem Blick gefolgt, als diese sie zum See führten. Ein Lächeln beschlich ihre Lippen, als sie dann wieder über das Meer sah und nicht mitbekam, dass Natsuki dabei war ihr zu vor zu kommen und sich zu entkleiden um einem Nacktbad zu fröhnen...

Der kleine Wald, der See, das unendlich Meer... und dann noch zusammen mit Natsuki... konnte es etwas schöneres geben?

Sie breitete die Arme aus wie ein Vogel, der gleich sein Federkleid spreizen wollte um dann den Himmel empor zu fliegen und in weiten Zügen über das Meer zu Segeln und sich den Wind durch das Gefieder streifen zu lassen...

Einige tiefe Atemzüge ließen sich ihre Nasenflügel weiten und die Lunge anfüllen mit salziger Meeresluft... und diesem unvergleichlichen Geruch...

Ein lautes Platschen war es dann, was sie zusammenzucken ließ und ihre Aufmerksamkeit sofort gen See wandte..

Sie hob die Brauen und weitete überrascht die Augen, als sie Natsuki nicht wiederfand..

Blinzelnd machte sie einige Schritte über die Lichtung und als sie dann gerade die Kleidung der Jüngeren am Boden liegend fand, tauchte diese auch schon prustend im Wasser auf.

Shizuru riss den Blick hoch und ihr Herz stockte, als sie Natsuki im Wasser treiben sah.. Hunderte kleine Wassertropfen perlten auf der hellen Haut herab, verloren sich wieder im See, als diese über ihre Brust gelaufen waren... welche dann vom Wasserspiegel verdeckt wurden..

Sie schüttelte leicht den Kopf, um ihren Blick loszureißen und gerade Natsukis Frage entgegen zu nehmen.

Ein zaghaftes schmunzeln bildete sich auf ihren Lippen, wurde von der Wasserattacke wieder abgelöscht..

Sie hob schützend die Hand und trat einen Schritt zurück. „Hey...“, beschwerte sie sich, als Natsuki im nächsten Moment abgetaucht war.

„Na warte...“, sagte sie dann, nahm diese Herausforderung an und riss sich dann förmlich die Klamotten vom leib, um dann mit einem Kopfsprung im See zu versinken..

Sie tauchte auf, schüttelte ihr langes Haar, dass es nur so Tropfen von sich wirbelte und wartete dann, bis Natsuki auftauchte...

Als diese das tat, umfing sie sie überraschend von hinten und tauchte sie unter Wasser.. Allerdings nur so lange, wie Natsuki brauchte um wieder Luft schnappen zu müssen. Anschließend schwamm sie dann lachend ein Stück weg...

Aber sie ließ der Jüngeren nur genug Zeit, wieder zu Atem zu kommen, ehe sie erneut an sie heran schwamm, sie mit den Armen von hinten umfing und sie dann eng an sich heran zog. Da war sie wieder... die Neckerei Shizurus...

„Ich wusste gar nicht, dass es so einfach ist eine schöne Wassernixe zu fangen...“, schnurrte sie dann von hinten an ihr Ohr.
 

Das Wasser des Sees war so klar, dass es der Jüngeren keinerlei Probleme bereitete unter diesem sehen zu können. So bekam sie auch das Eintauchen mit, das schäumend das kühle Nass umherwirbelte, tausende von kleinen Luftblasen entstehen ließ. Erfreut darüber, dass Shizuru ihrem Vorschlag nachgekommen war, machte sie sich gen Wasseroberfläche auf.

Der See war recht tief nur an einigen Stellen war es Natsuki möglich Boden unter ihren Füßen zu fassen. Kaum die Oberfläche durchbrochen, sog sie nötige Luft in ihren Lungen, warf das Haar etwas nach hinten, damit es nicht störte.

Ihr Blick glitt etwas suchend über den See, Augen weitete sich überrascht ein Stück als sie plötzlich Hände von hinten wieder hinab Richtung Grund drückten. Instinktiv hielt sie die Luft an, verbarg die zuvor geweiteten Augen, versuchte sich so schnell wie möglich wieder nach oben zu kämpfen. Dies gelang ihr auch ziemlich schnell, da Shizuru schon losließ und lieber auf Distanz ging.

Zu Recht, denn das leise Knurren was von Seiten der Gakuenchou kam, als sie endlich wieder Luft hatte, bedeutete ihr Missfallen der Aktion gegenüber. Einen ganzen Schwall Wasser spritzte in Shizurus Richtung, rächte sie zumindest für einen kleinen Teil, auch wenn mehr Wasser in der Luft verloren ging, als Shizuru wirklich zu treffen.

Der unschöne Gesichtsaudruck verschwand jedoch schnell wieder, wurde durch einen neutralen ersetzt. Etwas skeptisch hob sich eine Augenbaue auf ihrer Stirn, als sich die Ältere von neuen näherte.

"Noch mal kommst du nicht so leicht davon...“, warnte sie, war diesmal vorbereitet auf ein weiters Untertauchen, jedoch nicht auf das, was wirklich im nächsten Moment geschah. Umso überraschter war die Jüngere dann, während sich Shizurus Arme um ihren Körper schlangen und sie eng an den ihren pressten. Schnell zeigte sich Verlegenheit, Röte auf den Wangen, bei dem doch recht intimen Kontakt.

"Shi-zuru...“, zischte sie leise, die Wangen verfärbten sich etwas dunkler als die das Kompliment aufschnappte. "Baka...", murrte sie verbal abwehrend, dennoch war ihr Körper nicht abgeneigt dem gegenüber, was Shizuru mit ihm anstellte. Die Jüngere lehnte sich leicht zurück, benutze Shizurus dafür sich nicht anstrengend die ganze Zeit mit Bewegungen über Wasser halten zu müssen. Der Kopf lehnte etwas an der Schulter der Älteren, das Gesicht wand sich dem Hals zu. Ein zaghaftes Schmunzeln erschien auf den blassen Lippen, sie spielten also wieder das Katz und Maus Spiel und Shizuru war mit ihrer forschen Art wohl sehr an der Rolle der Katze interessiert. Aber selbst wenn jene Krallen besaß, so war die Maus gewiss nicht dumm und wusste sich schon einen Ausweg.

Neckend legten Natsuki ihre warmen Lippen auf die kühle Haut des Halses ab, hob einen Arm aus dem Wasser nur um ihn über ihren Kopf zu heben und somit um Shizurus Hals zu schlingen, diese davor zu bewahren einen Rückzieher zu machen. Quälend langsam sog sie die einzelnen Wassertropfen von der Haut, leckte sich provokant die Lippen danach. Erst nach einer Weile ließ sie ab, drehte sich leicht in Shizurus Armen, nur um dieser nun von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu sein. Hörbar schwer ging ihr Atem, Nasenspitzen rieben nur sachte aneinander, bevor die Jüngere wieder diesen unwiderstehlichen Drang verspürte. Ihr Herz schlug einen Takt schneller, ein Kribbeln machte sich in ihrem Körper breit, eine Gier, die es zu stillen galt und Natsuki wusste, dass es nur eins gab, was dies vermochte. Wie von selbst fanden ihre Lippen den Weg zu denen Shizurus, verwickelten diese in einem gar unschuldigen Kuss.
 

Man konnte Shizurus Schmunzeln förmlich spüren, ohne es gesehen zu haben. Das es der Älteren durchaus Spaß machte, die Gakuenchou auf diese freche Art und Weise zu ärgern, wenn nicht sogar absichtlich in Verlegenheit zu stürzen, konnte man sich denken. Vor allem da sich die beiden wirklich schon lange kannten und ebenso lange zusammen arbeiteten. Einerseits konnten sie ineinander lesen, wie in einem offenen Buch, andererseits schafften sie es aber auch immer wieder sich gegenseitig zu überraschen. So wie zum Beispiel mit dem großen Geheimnis das Shizuru schon ziemlich lange mehr als freundschaftliches Interesse an der Gakuenchou hatte... Andersrum aber wieder auch, die süße, unschuldige, gefühlvolle Art wie Natsuki an diese Gefühle heranging und sogar sagte, dass sie lernen wollte diese zu erwidern... Einem unschuldigen Kinde gleich, das nicht genau wusste wie es sich zu verhalten hatte, aber auch nichts falsches tun wollte und deshalb oftmals einstecke...

Aber egal wie Natsuki sich gebärdete, wie oft sie die Maske der Pflicht auch auf ihr Haupt setzte, Shizuru wusste, das es dahinter all zu oft ganz anders aussah... Und auch wenn Natsuki dachte, dass sie die Rolle der Gakuenchou immer überzeugend rüberbrachte, so wusste Shizuru immer zu, wann diese Fassade zu bröckeln begann... Die Third Pillar hatte es sich auch angewöhnt, Natsuki immer dann, wenn das zu passieren drohte, aus dem Schussfeld zu nehmen, sei es durch einen scherzenden Kommentar um die Atmosphäre aufzulockern, oder das legen einer Hand auf die Schulter der Jüngeren, um ihr zu zeigen das sie nicht alleine mit gewissen Problemen und Schwierigkeiten da stand...

Dafür aber sorgte sie auch immer dafür, dass Natsuki hinter der Gakuenchourolle hervorkam, wann immer sie alleine waren und Zeit dazu hatten.. Sie wollte Natsuki damit auch immer zeigen, dass sie nicht nur die Gakuenchou von Garderobe und eine Otome war, sondern auch immer noch eine junge Frau, die genauso Recht auf ein leben und Privatsphäre hatte wie alle anderen auch. Das war das mindeste, was sie für Natsuki tat... auch wenn diese davon oftmals gar nicht wirklich etwas mitbekam. Für sie waren einige Kommentare wirklich nur ein Scherz am Rande, in Wirklichkeit aber waren sie von Shizuru durchgeplant und genau da angesetzt, wo sie nötig waren...

Ein leises Schnurren entkam den Lippen der Älteren, als Natsuki sich so an sie lehnte und sie umfasste sie etwas fester. Das diese dann aber plötzlich zum Gegenschlag ansetzte, damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hob die Brauen und blinzelte, als die Jüngere nicht nur ihre Lippen an ihren Hals legte, sondern auch noch ihren Arm in ihren Nacken schob um ihr den Fluchtweg zu verwehren.

Shizuru zuckte zusammen und kniff die Augen zu, als sie dieser Überraschungsangriff ziemlich aus der Bahn warf. „Ah~...“, quiekte sie recht hoch auf, biss sich aber sofort erschrocken auf die Unterlippe als ihr klar wurde, das sie das Laut von sich gegeben hatte. Eine zarte Röte beschlich ihre Wangen, öffnete die Augen dann aber wieder einen Spalt, um Natsuki anzusehen, als diese nach kurzem wieder abgelassen hatte, aber durchaus nicht Spurlos. Sie schluckte und spürte wie ihr Herz Rekordschläge an den Tag legte.

„Nats~.....“ wollte sie gerade beginnen, den namen der Jüngeren zu hauchen, als diese dann auch schon ihre Lippen mit einem Kuss versiegelte.

Die Augen schlugen sofort wieder hingerissen zu, versteckten den verklärten Rubin. Shizuru legte die Hände erneut um die Hüfte Natsukis und drückte deren Körper etwas an sich. Das jedoch machte das kribbeln in ihrem Körper nicht besser, im Gegenteil. Der enge Körperkontakt der nackten Leiber, machte es ziemlich schwer sich auf diesen Kuss zu konzentrieren... Dennoch gab sie sich diesem nur allzu gerne hin, selbst wenn sie damit wieder die Rolle der Maus an den tag legte. Nach einem Moment des süßen Lippenspiels dann, öffnete sie ihren Mund und schob langsam ihre Zunge vor, um damit bei Natsuki um Einlass zu bitten.
 

Ein leises Wimmern durchdrang ihre Kehle, als Shizuru ihre beiden Körper näher zusammenpresste. Der Kontakt nackter Haut war wirklich etwas überraschendes, selbst wenn er durch das Wasser lange noch nicht so intensiv war als ohne dieses. Verschiedene Partien an ihrem Körper zucken zusammen, Hitze schoss durch ihren Körper an den Stellen wo Shizuru sie berührte. Ihre Arme legten sich um den Hals der Älteren, verschränkten sich dahinter. Natsuki tastete sich langsam und vorsichtig dem Kuss gegenüber heran, wirkte als ob sie keinen falschen Schritt dabei machen wollte. Doch so unschuldig sie auch den Kuss zu halten versuchte, war die Neugierde stets da, wollte mehr erforschen, mehr von diesem Gefühl, dem sie sich gerne mit jeder Faser hingeben wollte.

Überrascht schlugen die Augen ein Stück auf, als sie die Zunge an ihren Lippen verspürte. Erst das sanfte Kosten ihrer Unterlippen, dann das sachte Stupsen, dass sie zu mehr auffordern sollte. Die Jüngere schluckte leicht, bevor sie zögernd die Lippen öffnete, nur einen Spalt, unsicher wie sie sich verhalten sollte. Ihre eigene Zunge versteckte sich regelrecht im hintersten Bereich des Rachens, wusste nichts so recht mit dem forschen Eindringling anzufangen. Sie überließ Shizuru die Führung, ließ sich weiter, Stück für Stück von dem überwältigenden Gefühl der Liebe mitreißen. Der plötzliche Kontakt, das Kribbeln waren Grund genug um die Jüngere zu einem leisen Stöhnen zu bewegen, das zum Glück durch den Mund der Älteren gedämpft wurde.

Es war erschreckend für Natsuki wie gut sich die neue Empfindung anfühlte, wie schnell es doch Shizuru gelang, ihre Zunge aus dem Versteck zu locken und in ein zärtliches Spiel zu verwickeln. Die Kontrolle über ihren Körper hatte sie schon lange verloren, während der Verstand stolpernd versuchte aufzuschließen. Zungen wanden sich wie Schlangen, die dem Takt der beschwörerischen Melodie lauschten, Herzen nur noch höher schlugen ließen.

Erst nach und nach wurde Natsuki klar, wie sehr ihre Welt zu verschwimmen begann, sich neben dem wohligen nun auch ein Schwindelgefühl in ihr breit machte. Luft war langsam von Nöten, an der Wasseroberfläche zu bleiben fiel mit der Zeit auch immer schwerer, da die Konzentration schon lange nicht mehr stark genug war.

Fast schon abrupt ließ sie von Shizuru ab, wollte es gewiss nicht so enden lassen, doch andere Dinge brauchten vorerst ihre Aufmerksamkeit. Ihr Körper zitterte stark, überwältigt von der Erfahrung, dennoch trug auch das Wasser seinen Teil bei, indem es immer mehr Wärme den Gliedmaßen entzog und die vorige Hitze schnell schwinden ließ.

„Shizuru…“, hauchte sie zwischen schweren Atemzügen, brachte nichts weiter hervor, da der Aufwand zu sprechen schon fast zu viel Kraft abverlangte. Ihre Arme glitten etwas schwach von den Schultern, suchten rege nach einer Möglichkeit sich vor einem Untergehen zu bewahren. Die Jüngeren war es schon fast peinlich, dass sie so etwas aus der Bahn warf, sie war doch sonst nicht so anfällig Gefühlen gegenüber. Shizuru würde wohl immer die Ausnahme dabei bleiben. Natsuki wollte raus, an Land, dass ihr zumindest etwas mehr Sicherheit unter den Beinen verschaffte. Zum Ufer war es zum Glück auch nicht allzu weit, die Strecke würde sie schon noch schaffen, selbst wenn sich diverse Körperteile schon recht taub anfühlten.

„Ich…raus...“, kam es nur in Bruchteilen über die blassen Lippen, eine Hand machte eine kurze Geste in Richtung Ufer. Sie hoffte dass Shizuru verstehen würde, ihr das nicht krumm nahm, den Kontakt so schnell gebrochen zu haben. Etwas zu schnell ließ sich die Dunkelhaarige nach hinten fallen, in der Annahme, das Wasser würde sie zumindest ein Stück tragen. Dem war allerdings nicht so, als die Jüngere viel mehr im Wasser unter ging als darauf zu bleiben.
 

Das Natsuki ihr diesen Einlass gewährte, überraschte sie zunächst, freut sie aber auch. Die Jüngere hätte nämlich genauso auch zurückweichen können vor diesem fremden, schleimig-feuchten Ding, welches sich dort so unverhohlen Zutritt zu ihrem Mundraum verschaffen wollte. Vorsichtig traute sich ihre Zunge dann vor, erforschte beinahe übervorsichtig das empfindliche Terrain, welches Natsuki ihr freigelegt hatte... Zuerst strich sie mit der Zungenspitze über Ober- und Unterlippe, dann wagte sie sich etwas weiter vor und versuchte verspielt, Natsukis Zunge hervor zu locken.

Dabei achtete sie auf jedes Zucken von Natsukis Körper und jede noch so kleine Reaktion, um sich ja sicher zu gehen, das sie nichts falsches tat bzw. zu weit ging.

Als es ihr dann gelungen war, die Zunge der Jüngeren in ein zärtliches Spiel zu verwickeln, ging sie in diesem vollkommen unter. Mehr jedoch, als ihr lieb war...

Natsuki hielt sich immerhin ha ihr fest und so musste sie nicht nur sich über Wasser halten, sondern auch die junge Gakuenchou, welche mit den Gefühlen etwas überfordert schien...

Während des Spiels hatte sie dann die gegnerische Zunge mit den Lippen eingefangen, um leicht provokant daran zu saugen.

Genau dieser Moment war es aber, in dem Natsuki sich so abrupt von ihr löste und Shizuru im ersten Moment natürlich dachte, doch zu weit gegangen zu sein. Es leises ploppen erklang als lösendes Geräusch, als Natsuki ihre Zunge aus Shizurus Fängen befreite..

Sie öffnete die etwas verklärte Augen schneller, als sie es eigentlich vorgehabt hatte und wollte schon wieder eine Entschuldigung formen, welche sich aber erübrigte, als die Jüngere ihr zu verstehen gab, das sie gerne an Land zurück wollte.

Shizuru wollte diesem sofort zustimmen, als Natsuki dann auch schon etwas wegsank, nicht mehr Herr ihrer kühlen Glieder war.

Sofort schnellten ihre Hände nach vorne und umgriffen den schlanken Körper, damit dieser nicht noch tiefer im See versinken konnte.

Sie gab der Gakuenchou etwas halt, schenkte ihr ein kurzes lächeln und schwamm dann das kurze Stück mit ihr zurück, bis sie wieder Boden unter den Füßen hatten.

Shizuru traute der harmonie jedoch nicht und würde die Dunkelhaarige lieber selbst aus dem Wasser bringen, ehe dieser noch wirklich die Beine wegsackten...

Also wieder ein alt bekannter Ruck und Natsuki fand sich wieder auf den recht starken Armen der Third Pillar wieder.

Bevor diese sich jedoch beschweren konnte, weil Shizuru ja nun freien Blick auf ihren nackten Körper hätte, hob Shizuru streng den Blick vor sich und achtete respektvoll darauf, damit nicht nach unten zu wandern...

Dort wo sie ihre Klamotten hatten liegen lassen, stellte sie Natsuki dann ab und drehte ihr sofort den Rücken zu, damit diese sich in Ruhe würde abtrocknen und anziehen können... Das sie selbst aber auch nackt war und Natsuki nun freien Blick auf die Kehrseite ihres Körper hatte, schien sie herzlich wenig zu stören.

Sie blieb ruhig stehen, die Hände hinter ihrer Hüfte verschränkt und ließ die Sonne auf ihr Antlitz niederprasseln...
 

So schnell wie sie Wasser umfing konnte die Gakuenchou gar nicht reagieren war heil froh, dass sie starke Arme vor weiterem Untergehen bewahrten. Sie klammerte sich etwas Hilfe suchend an Shizurus Körper, eine sanfte Röte bedeckte ihre Wangen, teils der Verlegenheit halber teils der Kälte die sich nun so abzeichnete. Wie konnte sie sich auch so gehen lassen, was dachte Shizuru jetzt womöglich von ihr. Dass sie vielleicht zu schwach war, zu schwach für einen einfachen Kuss? Nun als einfach hätte man den sicher nicht bezeichnen können, dafür hatte er viel zu viel in ihr ausgelöst. Warum überwältigen sie die Gefühle derart, nur weil sie sich so neu und teils befremdlich anfühlten?

Schweigend ergab sie sich der Fürsorge der Älteren, schämte sich zwar noch mehr, dass diese sie sogar bis zu der Kleidung am Boden trug, doch ein Protest hätte die Sache bestimmt nicht besser gemacht. Kurz nachdem ihre Füße wieder Kontakt zum Boden hatte, knickten die Beine leicht unter ihr weg. Langsam ging sie in die Knie, wagte nur einen halben Blick zu Shizuru rüber, die sich schon diskret abgewandt hatte um ihr die nötige Privatsphäre beim Anziehen zu bieten.

Die Wassertropfen auf ihrem Körper glänzten in der Sonne, kleine Flüsse bildeten sich zwischen einzelnen Muskelsträngen. Das dunkle Haar klaffte nass an ihrem Rücken, bevor die Jüngere es etwas auswrang und das Wasser dadurch entzog. Nichtsdestotrotz würde ihre Kleidung nun nass werden, wenn sie sich anzog, so hatten sie schließlich bei dem Ausflug nicht an Handtücher oder dergleichen gedacht. Aber auch wenn, war die Sonne ein Garant dafür, dass sie bald trockenen würde, Körper wie auch Kleidung.

So zog sich Natsuki langsam wieder an, spürte immer noch das leichte Zittern in einzelnen Gliedmaßen. Das Kribbeln auf ihrer Zunge, den Lippen, die eben so sehr von Verlangen gequält wurden, war immer noch zu spüren.

Nur ab und zu stahl sie einen Blick rüber in Shizurus Richtung, wollte ihre Augen nicht zu lange auf der nackten Kehrseite der andern Frau lassen, aus Angst in ein Starren fallen zu müssen. Auch wenn Shizuru es bestimmt nicht beabsichtige, so war sie eine geborene Schönheit. Die langen schlanken Beine, der wohlproportionierte Körper, das seidene Haar, die vollen Lippen….

Smaragde weiteten sich ein Stück als Natsuki merkte, dass sie sich doch in ihren Gedanken verfing und diese gewiss nichts anderes taten als ihre Wangen zum Glühen zu bringen. Sich vom Boden abstützend erhob sie sich, trat ein paar Schritte weiter an Shizuru vorbei, den Blick anstandshalber auf dem Boden gewandt.

„Gomene…“, nur ein leises Wispern, das Entschuldigen für ihr unvernünftiges Verhalten über das sie so schnell die Kontrolle verloren hatte. Ihre Schritte führten sie zu einem größeren Baum, der einsam seinen Platz auf der Lichtung fand. Dort im weichen Gras, bedacht, dass jenes von der Sonne bestrahlt wurde, ließ sich die Dunkelhaarige nieder.

Der Blick glitt nur kurz zum Meer herüber, bevor sich Lider leicht senkten, Interesse an ein paar Grashalmen vor ihr fanden. Die Sonne tat gut, fühlte die Jüngere sich schon geborgener als im kühlen Nass vorhin.
 

Fast einem Soldaten gleich blieb sie brav an Ort und Stelle stehen und ließ sich lediglich von der Sonne bestrahlen, die die zarten Wassertropfen auf ihrer Haut schimmern ließen, eh diese begannen zu verdunsten.

Augen schlugen immer wieder auf und zu, verbargen den Rubin um ihn dann wieder freizugeben in einer andächtigen Bewegung der Lider.

Ihre Ohren zuckten einmal am Kopf, als sie das leise Rascheln hörte, was verlauten ließ das Natsuki sich ihre Kleidung über den nassen Körper streifte. Sie zog leicht die Nase kraus, behielt den Blick aber vor sich... Natsuki musste die letzten Tage schon genug nackte Haut und ungewollte Spannereien von Shizuru ertragen, so dass sie das nicht weiter provozieren wollte... Sie ließ der Jüngeren nötige Zeit und Ruhe um sich anzukleiden und erst als sie dann neben sie trat, lenkte sie ihren Blick leicht zur Seite, um auf die Seitenansicht von Natsukis schönem Gesicht zu blicken, welches nun von dunklem, nassen Haar umrahmt wurde, welches leicht an ihrer Haut klebte.

Ab und an lösten sich aus diesem noch einige Tropfen, die über die helle Haut perlten und sich in das Oberteil ihrer Kleidung sogen...

Wie konnte etwas so schönes nur auf dieser Erde wandeln? Und wie kam Shizuru zu so einem solchen Glück, sich in der Nähe dieses Wesens aufhalten zu dürfen?

Ein Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen.

Noch ehe sie Natsuki etwas dazu sagen konnte, dass sie sich entschuldigte, machte diese auch schon kehrt und setzte sich unter einen sonnigen Baum.

Sie schüttelte leicht den Kopf, das haar schwang umher und wirbelte einige Wassertropfen von sich, ehe sie sich dann bückte, um ihre Klamotten aufzuheben und in diese wieder zu schlüpfen...

Nachdem sie dann wieder ihren Körper mit Kleidung bedeckt hatte, reckte sie sich, warf einen Blick über den glitzernden See und lenkte ihre Schritte dann in Richtung des Baumes, unter welchem die Gakuenchou Platz gefunden hatte...

Dort angekommen, sank sie vor ihr nieder in die Hocke, bis runter auf ihre Knie. Den Blick hatte sie in das Gesicht der Jüngeren gerichtet, sah diese einfach nur eine Weile schweigend an...

Schließlich beugte sie sich auf den Knien sitzend vor, bis nah an das Gesicht Natsukis. Ein verhohlenes Schmunzeln machte sich auf ihren Lippen breit.

„Ich... gehe heute Abend mit dir aus.. aber... ich werde entscheiden was du anziehst..“, stellte sie dann ihre Forderung und hauchte ihr anschließend einen kurzen Kuss auf die Lippen. Provokante knabberte sie dann etwas an der Unterlippe der Jüngeren herum, sah ihr dabei aber so tief in die Augen, das man Angst haben musste sie könne damit bis runter auf seelische Substanz blicken...
 

Etwas abwesend klemmte sie einzelne Grashalme zwischen ihre Finger, zupfte leicht daran, bis diese unter der Kraft nachgaben. Sie hörte die leichten Schritte, das Rascheln von Gras, als sich Shizuru vor ihr niederließ. Fast scheu hob sie den Blick um in die rubinfarbenen Augen zu blicken, die einen Glanz von Faszination zeigten. Sie schluckte leicht, wand die Augen wieder ab während eine zarte Röte wieder auf ihr Gesicht zurückkehrte.

Shizuru schien sich wohl nicht über ihre Unfähigkeit zu amüsieren, so kehrte zumindest ein wenig Erleichterung bei Natsuki ein. Es war ihr schon peinlich genug, dass selber einzugestehen, dass sie einfach nicht immer so hart sein konnte, so wie sie es gern wollte.

Leicht zog sich eine Augenbraue kraus, die Jünger vernahm die Forderung mit gewisser Irritation, wollte schon rege zu einem Protest ansetzen. Doch bevor sie überhaupt zu einem Wort ansetzen konnte, brachten sie die weichen Lippen der Ältern zum schweigen.

Ein überraschtes Aufkeuchen war nicht zu verhindern, die liebevolle Aufmerksamkeit ihrer Unterlippe gegenüber, war schon genug, um die Gakuenchou erneut aus der Bahn zu werfen. Wenn auch widerwillig brach sie den Kontakt, wand den Kopf leicht zur Seite, die Augen schlossen sich für einen Bruchteil einer Sekunde.

„Du hast doch nur Hintergedanken dabei…“, klagte sie die Ältere leise an, ließ es jedoch spielerisch verlauten, auch wenn hinter den Worten sicher etwas an Wahrheit steckte.

Jadefarbene Augen verfingen sich wieder in den rot, eine Augenbraue zog sich nun provokant nach oben, ein Schmunzeln bildete sich wage auf den Lippen.

„Und am Ende stehe ich in einem Hauch von Nichts da….“, murrte sie ungehalten, konnte sich wirklich vorstellen, dass Shizuru sie gern auf solch eine Art ärgern wollte, dass es ihren Wünschen vielleicht sogar nachkam.

Aber es war wohl eine Forderung auf die sie einzugehen hatte, wenn sie sich einen schönen Abend mit Shizuru nicht entgehen lassen wollte. Und das wollte sie in der Tat nicht, schon alleine des kleinen Erniedrigungaktes wegen nicht, den sie für Sunnyboy und seine Freunde eingeplant hatte. Leicht schob sich ihre Unterlippe vor, bevor Natsuki in ihrem üblichen Schmollen verfiel.

„Meinst du, du kannst artig bleiben?“, die Frage war wohl überflüssig, wusste die Jüngere doch, dass genau dies eine Schwachstelle Shizurus ihr gegenüber war. Langsam lehnte sie sich nach vorne, stütze sich mit den Händen jeweils rechts und links im Gras ab. Ihre Nase stupste leicht an das Kinn der Älteren, schob es ein wenig hoch, um so besseren Zugang zur Kehle und Hals erhalten zu können. Sachte bedeckten ihre Lippen jene Hautstelle, sogen neckisch kurz daran, bevor Natsuki mit einem sanften Ruck Shizuru nach hinten zu Boden beförderte.

Ein unschuldiges Lächeln formte sich augenblicklich, ehe sie sich wieder nach hinten in ihre vorherige Position zurücklehnte, als ob nichts geschehen wäre. Der Kopf wog leicht nach hinten, das Gesicht reckte sich den warmen Sonnenstrahlen entgegen.
 

Eine fein geschwungene Braue hob sich, der Kopf legte sich leicht in die Wiege, als Natsuki sich aus dem neckischen Biss befreite und dann zu Wort ansetzte.

Ein katzengleiches Grinsen zog sich über ihre Lippen, zog ihre Mundwinkel fast schon übertrieben nach oben, so das es arg vorwitzig und spitzbübisch aussah.

„Ein Hauch von Nichts? Ist das dein Ernst?... Glaubst du denn wirklich... das ich es mit ansehen könnte, wenn hundert andere Leute dich heute Abend in einem Hauch von Nichts sehen können? Wenn sie dich begaffen wie ein Freiwild? Dir am liebsten mit dem Blick noch den Rest ausziehen würden?...“, meinte sie dann und gestand damit ja einen gewissen Hang zur Eifersucht... Sie wusste das es Besitzergreifend wirken könnte, so etwas zu sagen.. immerhin war Natsuki nicht ihr Eigentum... doch... sie war eben ehrlich und das was sie da sagte, entsprach ihrer eigenen Wahrheit. Sie würde nicht stillsitzen können, wenn Natsuki knapp bekleidet durch einen überfüllten Raum voller paarungswütiger Surfermännchen schritt... Immerhin war die junge Gakuenchou eine echte Schönheit und jeder würde ihr nachblicken, egal ob Männlein oder Weiblein.. das wusste Shizuru.

Es wurmte sie ja schon, wenn Natsuki angemessene Kleidung trug und trotzdem begafft wurde... Auch wenn nicht jeder das mit Hintergedanken tat, sondern einfach weil man sie bewunderte von allen Seiten. Bei Shizuru war das zwar nicht wirklich anders, doch das fiel ihr selbst kaum noch auf... Es fiel ihr immer nur auf, wenn die Augenpaare auf Natsuki gerichtet waren...

„Ich bin die einzige Person... die dich mit den Blicken ausziehen darf...“, räumte sie sich dann selbst ein, schnurrte diese Worte mehr als nur verführerisch... Dieses Katzenartige konnte sie aber nicht lange beibehalten, da Natsuki sich dann schon vorbeugte und wieder über den mehr als empfindlichen Hals hermachte. Abermals stockte ihr der Atem und sie zuckte heftig zusammen. „Nicht...“, beschwerte sie sich ziemlich kleinlaut plötzlich und hätte Natsuki sie nicht nach hinten gekippt, wäre sie vermutlich von selbst umgefallen, weil sie nach hinten ausweichen wollte.

Sie fand sich also mit dem Rücken im Gras wieder und fuhr sich mit den Fingern über die kribbelnde Stelle am Hals...

Sie Augen schlugen sich wieder auf und fassten Natsuki in den Blick. Diese Frau hatte diese Art der Neckerei mindestens genauso gut drauf wie sie selber... was bei dieser Lehrerin auch nicht zu verdenken war.

Sie setzte sich wieder auf, schüttelte sich leicht und sah nieder auf die Gänsehaut die sich überall gebildet hatte.

„Freches Stück...“, murrte sie, meinte das aber nicht Böse, im Gegenteil, sie schmunzelte sogar.

Anschließend erhob sie sich, reckte die Arme gen Himmel, ließ kurz dehnend die Hüfte kreisen und begab sich dann zu der Ausrüstung, welche sie dann wieder anlegte.

Während sie sich den Helme aufsetzte, sah sie zu Natsuki... Es war ihr in diesem Moment egal, ob die jüngere schon Lust hatte wieder zu fahren... sie wollte eine Revanche und dieses mal... mit einem höheren Schwierigkeitsgrad...

Sie wollte durch die Gassen der kleinen Stadt fahren und dort gab es ja alle möglichen Hindernisse, die es zu meistern gab.

Sie schwang sich provokant auf die Maschine und ließ diese gleich volle Kanne aufheulen.

„Na, willst du wurzeln schlagen, Gakuenchou?“, fragte sie dann grinsend, ehe sie dann auch schon los bretterte und die Stadt in Angriff nahm.
 

Ein wenig amüsiert beobachtete die Jüngere, wie Shizuru zurück ins Gras fiel und sichtlich angetan von der kleinen Attacke war. Die unschuldige Miene auf ihrer Seite blieb aufrecht, das Lächeln formte sich nur langsam zu einem frechen Schmunzeln.

Die zuvor erwähnten Worte, klingelten in ihren Ohren, sie hätte nicht gedacht, dass Shizuru solch eine Seite an den Tag legen würde. Die Jüngere war zwar zufrieden, dass jene ihre Idee von knapper Kleidung in der Öffentlichkeit nicht unterstützte, verschaffte es ihr doch das Gefühl den heutigen Abend ohne schlimme Neckereien vielleicht zu überstehen. Dennoch war die deutliche Obsession etwas, womit Natsuki nicht wirklich gerechnete hatte, das grünäugige Monster namens Eifersucht in den Zügen der Älteren zu erkennen, war etwas Neues.

Natsuki wusste zwar dass sie jener Frau viel bedeutete, dass es jedoch so weit ging, wurde ihr erst in dem Moment klar. Vieles meinte die Ältere meistens auch nur als Scherz, der Spielerei halber, aber die Ernsthaftigkeit diese Aussage ließ sich förmlich erzittern.

Die Dunkelhaarige schluckte leicht, auch wenn Shizuru sie nicht wirklich als ihr eigen nennen konnte, fühlte sie sich den Fängen der anmutigen Otome längst hilflos ausgeliefert. Natsuki kannte die gar gefährliche Aura, die die Ältere umgeben konnte, ein einziger Blick reichte um einen ins Stocken zu bringen. Sie wollte sich lieber nicht ausmalen, was vergebliche Anwärter zu befürchten hatten, wenn sie Shizuru als Gegner hatten. Die kleine Wasseraktion am Haus dem jungen Mann gegenüber war nichts dagegen.

Ein leises Seufzen entfloh ihr, in Gedanken verloren, merkte sie die Abwesenheit der Anderen erst, als das laute Knattern des Geländemotorrads die Luft durchschnitt. Sie hob dem Blick nur um einen frechen Spruch zu kassieren und dann nur noch den Heckreifen der Maschine zu erblicken, die Shizuru so zielstrebig aus dem Wald lenkte. Murrend verzog Natsuki das Gesicht, zu einer neuen Herausforderung würde sie nicht nein sagen, dafür war die junge Gakuenchou zu stolz.

„Oi! Das nennt man Vorsprung ermogeln…!“, rief sie noch klagend hinterher, selbst wenn Shizuru sie schon lange nicht mehr hören konnte. Im Nu erhob sich Natsuki, zielstrebige Schritte führten sich zu ihrem eigenen Gefährt. Selbst wenn die Ältere mit unfairen Karten spielte, hieß dass noch lange nicht, dass ihr der Gewinn sicher war. Die Gakuenchou wusste schon, wie das Blatt schnell zu wenden war, der Vorsprung sollte kein Hindernis sein.

Den Helm noch schnell festschnallend, jagte sie die Maschine schon aus dem kleinen Waldstück raus, in Richtung Stadt, welche Shizuru wohl als nächstes Ziel auserkoren hatte. Das Lenken würde in den schmalen Gassen wohl etwas schwerer Fallen, Manövrierfähigkeit anstatt Geschwindigkeit war wohl eher gefragt. Doch es sollte sich wohl nicht als schwieriger herausstellen, als durch die schwer befahrenen Straßen von Windbloom hindurch zu kommen. Endlich hatte sie etwas von dem Abstand zu Shirzuru aufgeholt, hafteten die Räder des Motorrads auch schon im nächsten Moment auf bepflasterten Untergrund. Natsuki kannte die Stadt nicht wirklich, sie erschien, so klein sie auch sein mochte, doch ziemlich verwinkelt. Nichts ahnend schlug sie eine Route ein, behielt ihre Rennkonkurrenz stehst im Auge, bog ab und zu in eine der Parallelgassen ab, nur um nach einer Weile wieder zu Shizuru aufzuschließen.
 

Der Abend konnte ja nur lustig werden, wenn Shizuru wirklich jeden Kerl mit einem Blick aus stach, der sich Natsuki zu sehr näherte. Insbesondere natürlich den Sunnyboy mit seinen Surferfreunden... Natürlich würde Shizuru es nicht wagen Natsuki öffentlich eine Eifersuchtsszene hin zulegen... das war erstens nicht ihre Art und zweitens hatte sie dazu keinerlei Recht... dennoch würde sie es wohl nicht verbergen können, wenn etwas gesunde Eifersucht in ihr aufbrodelte wie in einem Vulkan. Natürlich war Natsuki schon immer ein Objekt der Begierde von ziemlich vielen gewesen, doch noch niemals wurde sie so offensichtlich an gebaggert wie von dem Kerl heute Mittag... Wie würde es dann nur werden wenn sie heute Abend zusammen den Raum der Festlichkeit betreten würden, und mehr als nur einer anfing die junge Gakuenchou zu umwerben? Shizuru war sich nicht ganz im klaren darüber, was sie dann tun würde... Natürlich wollte sie Natsuki die Sache nicht madig machen und sie wusste ja auch das sie eine erwachsene Frau war und nicht nur gut auf sich selbst aufpassen konnte, sondern auch für sich selbst entscheiden konnte... Shizuru hatte nicht das Recht ihr da rein zu reden... Also würde sie sich wohl an die Strandbar setzen, einen Cocktail schlürfen und das ganze nur aus der Ferne beobachten... Vermutlich würde Natsuki das ohnehin irgendwann zu dumm werden und dann würde sie sich zu ihr gesellen. Vorher aber würde Shizuru sich köstlich darüber amüsieren wie Natsuki allen den Laufpass gab... und das würde sie definitiv.. und selbst wenn nicht für Shizuru, dann würde sie es tun weil sie eine Otome ist und sich das von einem daher gelaufenen Kerl nicht vermiesen lassen würde. Dafür liebte Natsuki ihre Arbeit zu sehr und hatte mehr als nur ihr halbes Leben in diese Akademie gesteckt...

Shizuru ging es da ja nicht anders... und für jedes männliche Wesen hatte sie nur ein höfliches Lächeln übrig, mehr nicht. Ein Lächeln, eine Verbeugung und das war es. Nicht mal die Hand schütteln würde sie einem Mann, egal welchen Ranges er war.

Die Bremsen quietschten, als sie das Motorrad heftig drosseln musste, da es kurze Zeit darauf schon festen Boden unter die Reifen bekam, in Form einer Straße, welche zugleich in die Stadt führte. Dort wurde es zunehmend enger, verwinkelter und belebter. An jeder Ecke standen Stände, Mülltonnen, eingepflanzte Palmen, Fahrzeuge, Tiere und auch reichlich Menschen, die sich gerade zu Fuß fortbewegten.

Shizuru lenkte die Maschine gekonnt in vereinzelte Straßen, die ihr unbelebter erschienen als andere. Wenn sie größere Fußgängermengen aber nicht vermeiden konnte, dann umfuhr sie diese zwar zackig, aber rücksichtsvoll, um niemanden bei diesem Manöver zu verletzen. Vor allem auf die Kinder musste man aufpassen, die plötzlich spielend auf die Straßen sprangen und auf nichts achteten, was sie um sie herum befand.

Die Passaten sahen den wilden Rasern verwundert hinterher und einige konnten darüber nur den Kopf schütteln und ihren Kindern zur Vorsicht raten.

Ein erneutes Quietschen und das herumreißen von Shizurus Heckreifen, ließ eine Mutter aufkreischen, als das Motorrad grade so eben noch vor ihrem Kind zum stehen kam, welches auf die Straße gelaufen war um seine verlorene Puppe wieder aufzuheben. Shizurus Reflexen sei dank, passierte dem kleinen Mädchen nichts.

Sie klappte sich das Visier hoch und sah das Mädchen an, welches mit großen Kulleraugen zu ihr aufsah. Sie reckte die Hand runter, streichelte dem Mädchen über den Kopf und zwinkerte ihr zu.

„Pass lieber auf... der nächste könnte dir weh tun.. Und nun geh zurück zu deiner Mama“, sagte sie, klappte das Visier runter und schon ging die wilde Fahrt weiter. Das Mädchen konnte von Glück sagen, dass Shizuru der Fahrer war... ein anderer hätte vielleicht nicht so schnell reagieren können.

Sie lenkte die Maschine auf die Hauptstraße der Stadt und musste sich nun erst mal orientieren wo Natsuki steckte, damit sie zu dieser wieder aufschließen konnte.

Ziel war das Strandhäuschen, in dem sie ihren Zwangsurlaub verbringen sollten. Als sie die Gakuenchou dann wieder im Blickfeld hatte, schlug sie einmal scharf ein, um ihre Maschine in eine kleine Gasse zu leiten.

Unerkannt fuhr sie dort weiter und irgendwann schoss sie ganz plötzlich von Rechts wieder auf Natsukis Fahrweg, um dann Gas zu geben und ihr vor der Nase wegzufahren.

Als sie dann unter dutzenden Staubwolken auf das Strandhäuschen stieß und dort anhielt, war klar, das dieses mal sie den Sieg eingesteckt hatte.. Doch etwas stolz auf sich selbst zog sie sich den Helm von ihrem hitzigen Kopf und strahlte wie ein Honigkuchenpferd, etwas, was man wohl selten, wenn überhaupt mal bei ihr sah. „Gewonnen!“, grunzte sie etwas atemlos und ließ sich neben der Maschine in den Sand sacken. Von der Aufregung waren ihre Knie ganz weich geworden.
 

Es war in der Tat eine neue Herausforderung, der Nervenkitzel, der dieses wagemutige Rennen verschaffte, war durchaus größer, als nur den langen Strand entlang zu pesen. Wäre es nicht an schnellen Reaktionsvermögen und Reflexen gewesen, wäre die Jüngere auch des Öfteren in eines der unzähligen Hindernisse hinein gekracht. Die kleinen Nanomaschinen waren eben nicht nur gut, wenn es darum ging einen Kampf in Robe zu überstehen. Hartes Training und etliche Jahren hatten ihren Körper immer empfindlicher den äußeren Gegebenheiten gegenüber werden lassen, sie war in der Tat das, was man eine wahre Otome nannte. Dennoch half Natsuki dieser Ruf nicht, die Hindernisse schon vorzusehen, bevor sie sich in ihren Weg stellten.

Den Lenker gnadenlos herumreißend, schlingerte das Motorrad einen Moment, ehe es zu stehen kam. Sie hatte eine etwas größere Gasse in Anlauf genommen, umfuhr die wenigen Passanten geschickt. Dass ein fahrender Händler mit seinem gesamten Bestand allerdings die Straße sprichwörtlich kreuzte und damit den Weg versperrte, das hatte die Gakuenchou nicht vorausgesehen. Nun stand sie also, musste warten bis die Karawane sozusagen vorbeigezogen war. Unruhig zuckten die Augenbrauen unter dem Visier, was sie wenige Augenblicke später hochklappte um etwas besser Luft zu bekommen.

"Oi! Beeil dich mal ein bisschen...“, rief sie ungeduldig dem Händler zu, der sich aber davon nicht aus der Ruhe bringen ließ. Natsuki schnaufte gereizt, sie verlor so nur kostbare Zeit und zurückfahren um einen anderen Weg einzuschlagen, würde diese auch nicht mehr wettmachen. Die Finger trommelten auf dem Griff, spielten mit dem Gas herum, ließen die Maschine im Stand aufheulen. Sie dachte schon fast daran abzusteigen und selber mit Hand anzulegen, behielt jedoch ihre Position lieber weiterhin auf dem Gefährt.

So war es ihr nach einer ewig wirkende Weile auch möglich gleich aus dem Stand von Null auf Hundert zu beschleunigen. Nun viel mehr so sehr, dass sie die nächste Kurve bekam, die sie einen Schritt näher an ihr Ziel brachte. Sie hatte keine Ahnung wie weit Shizuru im Feld vorlag, die Stadt hatte ihre Routen getrennt immer nur mal per Zufall wieder zusammengeführt. Deshalb glaubte sie auch nicht im Vorteil zu liegen, war umso mehr erstaunt, als plötzlich die Ältere zu ihr aufschloss anstatt anders herum. Ein leichtes Schmunzeln bildete sich auf ihrem Gesicht, vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren, wie es vorhin den Anschein machte.

Das Schmunzeln verschwand allerdings schnell wieder, als sie überholt wurde und nur noch Staub zu schlucken bekam. Zähne knirschten, dass konnte sie sich nicht bieten lassen, drehte das Gas noch ein wenig mehr auf, als es vernünftig in solch einer kleinen Gasse war. Die Augen waren auf das Motorrad fixiert, dass immer mehr Abstand zu dem ihren gewann und dass es einzuholen galt.

So konzentriert darauf, bemerkte sie schon fast zu spät, dass einige Menschen ihre Seite des Weges versperrten. Grüne blitze erschrocken auf, als Natsuki die Maschine drosselte, erneut rum riss um einen Unfall zu vermeiden. Die Maschine drehte sich einen Moment kam knapp davor zu stehen, kippte durch die plötzliche Wucht mitsamt Fahrer um. Einige Schrammen zierten die helle Haut, die durch den Leichtsinn der Jüngeren ja keinen Schutz bekommen hatte. Das Ego allerdings schien mehr angeschlagen zu sein, als Natsuki sich unter dem Motorrad hervorkämpfte, den Passanten nur ein entschuldigendes Nicken schenkte und dann schon wieder losfuhr. Diesmal langsam, sie wusste ohnehin, dass Shizuru schon das Haus erreicht haben musste.

Dort schließlich auch angekommen, hielt sich knapp neben der Ältere vor dem Eingang des Häuschens, nahm den Helm von Kopf. Der missmutige Gesichtsausdruck reichte um festzustellen, dass die Gakuenchou nicht zufrieden mit dem Ausgang des Rennens war.

„Hm… Glück gehabt...“, murrte sie nur leise, enttäuscht über ihre eigene Unfähigkeit. Sie stieg vom Motorrad ab, klopfte ihre Kleidung etwas ab, die ziemlich viel Staub und Dreck eingefangen hatte. Es war nicht so, dass sie den Sieg Shizuru nicht gönnte, aber trotzdem gestand sie sich selber nicht gerne ein verloren zu haben.
 

Der Schweiß der sich auf dem Körper der Älteren gebildet hatte ließ den feinen Sand teilweise daran kleben. Ihr Körper war voller Staub und kleiner Schmutzpartikel, die der Fahrtwind ihr entgegen geweht hatte und machte das das Bad von vorhin zu nichte. Dreck und Schweiß mussten also nochmal vom Körper entfernt werden und zwar in Form einer ausgiebigen Dusche.

Als Natsukis Maschine dann heran knatterte, setzte Shizuru sich auf und versuchte sich langsam wieder auf ihre Beine zu erheben, welche in angesicht des Adrenalins doch recht weich geworden waren. Der Helm fand Platz an der Lenkstange des Bikes, genau wie Arm- und Beinschoner, welcher sie sich nun entledigte. Ein Glück das sie diese getragen hatte... Und es wäre auch besser gewesen wenn Natsuki auf die Ältere gehört hätte... Das wurde ihr klar als die Jüngere von der Maschine stieg und man die Kratzer und Schürfspuren auf ihrer linken Körperaußenkante sehen konnte, welche die helle Haut etwas entstellten.

Sie hob die Brauen und sah der Dunkelhaarigen ins Gesicht. Hatte sie auf den letzten Metern etwa noch einen Unfall gebaut? Sie trennte Ober- und Unterlippe voneinander und verfing letztere dann in einem strafenden Biss... Sofort tat es ihr Leid um den Sieg und sie wäre lieber angehalten, wenn sie etwas von dem Unfall mitbekommen hätte... aber dafür war es nun zu spät.

Sofort setzte sie ihre matten Glieder in Bewegung und steuerte auf Natsuki zu, welche sich gerade den Helm abnahm.

Sie holte Luft, wollte Natsuki gleich mal vorwerfen das sie ja nicht auf sie gehört habe und sie doch besser die Schutzkleidung hätte voll nutzen sollen... immerhin habe sie das ja nicht aus Spaß gemeint.

Doch die Worte versanken sogleich wieder in ihrer Kehle. Diese Kratzer waren Strafe genug für die junge Gakuenchou und da müsse sie nun nicht auch noch drauf herumreiten...

Seufzend lahm sie Natsuki dann bei der Hand und zog sie mit sich in das Haus.

Das erste was sie erreichten, war das Wohnzimmer, doch in diesem blieben sie nicht verharren, sondern begaben sich die Treppen hinauf in den Flur des Obergeschosses.

Ohne Worte schob Shizuru die Jüngere dann ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Ihr Blick wirkte wie der einer strafenden Mutter, die das Kind genauestens vor den Konsequenzen gewarnt hatte. Ego, Stolz oder was auch immer... Das alles durfte niemals vor der eigenen Gesundheit stehen, sondern immer dahinter... Natsuki war unvorsichtig und das nach allem was sie die letzten Tage hatte einstecken müssen...

Sie zückte zwei große Duschtücher hervor, hängte diese über das Waschbecken und mit einigen schnellen Griffen hatte sie Natsuki dann ihrer Klamotten entledigt. Noch immer hatte sie kein Wort gesagt... Stattdessen schob sie die Jüngere in die Duschkabine und schnappte sich dann den Duschkopf, welchen sie aufdrehte.

„Das, liebe Gakuenchou ist dafür, dass Sie nie auf mich hören...“, meinte Shizuru dann übertrieben formell und begann den Duschstrahl auf Natsuki zu richten. Das Wasser hatte eine angenehme Temperatur und Stärke, so würde Natsuki weder zu kalt noch zu warm werden und der Strahl war auch nicht hart genug um ihren Schürfwunden damit wirklich weh zu tun. Sie blieb außerhalb der Kabine stehen und ließ den Duschstrahl an Natsukis Körper einmal auf und ab wandern, damit der ganze Schmutz hinfortgespült wurde.. vorallem der Schmutz, der sich in den Kratzern befand.. So reinigte sie diese noch zusätzlich und würde sie anschließend ohne Probleme desinfizieren und mit Pflastern behandeln können. Nach einer weile stellte sie das Wasser dann ab und legte den Duschkopf in die Wanne. Sie schnappte sich eines der Handtücher, klappte es auf und hielt es dann straff gespannt vor die Duschtür, damit Natsuki sich gleich in dieses einwickeln konnte..

„Du solltest wirklich besser auf dich aufpassen, Natsuki...“, sagte sie dann, aber plötzlich reichlich Kleinlaut und leise... Sie machte sich schließlich Tag und Nacht genug Sorgen um die Gakuenchou...
 

Der Dreck hatte sich so festgesetzt in der Kleidung, dass einfaches Klopfen, wie die Jüngere bemerkte, schon nicht mehr wirklich half. Geschlagen ließ sie die Hände sinken, glitt mit dem Blick dabei an sich herab. Sofort fielen ihr die kleinen Verletzungen ins Auge, die ihre linke Seite zeigte, die ihren Fall mehr oder weniger abgefangen hatte.

Eine Augenbraue hob sich leicht, hatte sie diese in der ganzen Aufregung gar nicht wirklich realisiert. Es war auch so gesehen nichts Ernstes, was ihr hätte auffallen müssen, ihr Ellbogen schien etwas Schaden davon getragen zu haben und die linke Wade zierten ein paar leichte Schrammen. Mehr konnte Natsuki aber nicht entdecken, machte sich auch nicht wirklich Mühe daraus, es war schließlich dass was sie verdient hatte des Leichtsinns wegen.

Sie wollte sich schon Richtung Haus begeben, merkte dann aber schon den leichten Ruck an ihrer Hand, der sie dort hinbrachte. Überrascht wand sich ihr Blick der Shizuru zu, die sie ins Haus hereinrein zog und sofort auch die Treppen hoch in die obere Etage.

„Shizuru! Ich kann selber laufen….“, zischte sie nur leise, verstand den plötzlichen Wandeln im Verhalten der Älteren nicht wirklich, hatte Mühe den schnellen Schritten hinterher zu kommen. Hatte sie sich eben nicht noch gefreut ihres Sieges wegen? Warum dann plötzlich diese Eile und dazu noch die ungewohnte Verschwiegenheit? Natsuki konnte jene nicht ausstehen, sie wusste wenn Shizuru schwieg, hieß es für gewöhnlich nichts Gutes.

Sie war das Ziehen an ihrem Handgelenk etwas leid, fühlte sich fast schon wieder wie ein Kind, dass von der Mutter an der Hand geführt werden musste, weil es ohne die doch nur irgendwelche Dummheiten anstellen würde. Die Jüngere wollte sich schon aus dem Griff befreien, wurde dann aber schon in das Badezimmer des Hauses hinein geschoben. Beide Augenbrauen senkten sich leicht, Verwirrung stand deutlich auf dem Gesicht der Dunkelhaarigen geschrieben. Nachdem Shizuru die Tür hinter sich geschlossen hatte, drehte sie sich zu dieser um, stemmte die Hände leicht in die Hüften. Deutlich erwartete Natsuki eine Erklärung, ließ sie das im nächsten Moment auch schon verlauten.

„Was soll das Ganze?“, Unverständnis, jedoch auch Willen, jene Taten nachvollziehen, die Shizuru gar ohne ein Wort tat, steckte hinter diesen Worten. Der strafende Blick der karmesinroten Augen, brachte die Gakuenchou ins Wanken. Hände sanken langsam von ihrer Hüfte, die defensive Haltung mit einem Mal zerschmettert. Was hatte sie verbrochen, dass Shizuru sie so anblickte? War sie etwa sauer? Wenn dies der Fall sein sollte, dann war es gewiss nicht ratsam sich mit ihr anzulegen.

Schluckend trat Natsuki einen Schritt zurück, sah nur wie Hände auf sie zukamen und ihr förmlich die Kleidung vom Leib rissen. Grüne Augen weitete sich ein Stück, bevor der Verstand wieder einsetzte.

„Gah…was zur…!“, fluchte die Jünger versuchte sich schon im nächsten Moment etwas mit Händen zu bedecken, wurde dann aber schon in die Duschkabine befördert. Der Wasserstrahl ließ sie unerwartet zusammenzucken, auch wenn jener eine angenehme Temperatur hatte, war es genug um sensible Haut zu reizen. Erst versuchte sie den weiteren Attacken des Duschkopfs auszuweichen, als sie jedoch Shizurus folgende Worte hörte, verharrte sie still und ließ die restliche Prozedur über sich ergehen. Das war er also, der tadelnde Spruch auf den sie fast sogar schon gewartet hatte. Nun musste sie sich wohl doch wie ein kleines Kind fühlen, was etwas verbrochen hatte und nun die gerechte Strafe bekam.

Langsam entstieg Natsuki der Dusche, nahm das Handtuch entgegen um ihren Körper darin einzuwickeln. Ihr Blick hob sich einen Moment um den der Älteren zu treffen, die Sorge, die ihr entgegen blickte, versetzte ihr einen leichten Stich ins Herz. Dass sie diese so ohne es wirklich zu wollen bereitete hatte, ließ schnell Schuldgefühle hochsteigen.

„Es sind doch nur ein paar Kratzer...“, murmelte die Jüngere recht matt, ließ den Blick wieder sinken, bevor sie an Shizuru vorbei in Richtung Tür tapste. Kurz hielt sie noch einmal inne hatte die Klinke der Tür schon in der Hand.

„Gomen….wenn ich dir zu viele Sorgen bereite…“, ließ Natsuki entschuldigend verlauten, ehe die Tür ins Schloss fiel und sie sich in Richtung Schlafzimmer begab um dort Kleidung anlegen zu können.
 

„Na~...“, begann sie, als die Jüngere sich zur Tür gewandt hatte wie ein begossener Pudel, den man ausgesetzt hatte, „-tsuki...“.

Doch das Ende ihres Namens dürfte Natsuki schon nicht mehr gehört haben, da diese schon die Tür hinter sich ins Schloss hatte fallen lassen.

Shizuru zog die Brauen zusammen und senkte seufzend den Blick. Das hatte sie nun eigentlich nicht beabsichtigt gehabt... Sie hatte es doch nur gut gemeint und wollte Natsuki klar machen, das diese nicht so unvorsichtig sein sollte, weil immer etwas schlimmes passieren konnte... Natürlich waren es nur Kratzer, doch das hätte auch schlimmer ausgehen können und beim nächsten Mal hätte Natsuki vielleicht nicht so viel Glück...

Shizuru hob den Blick und sah sich dann in dem Spiegel über dem Waschbecken... Ihr Gesicht war voller feinem Staub und ihr Haar war vom Helm richtig platt gedrückt worden.

„Ach Natsuki...“, seufzte sie dann recht kläglich und streifte sich dann die Kleidung ab, damit sie in die Dusche steigen konnte um sich nun selbst abzuduschen, was sie mindestens genauso nötig hatte wie die Jüngere.

Nachdem der Dreck mit Hilfe des Wassers von ihr abgeperlt war, stellte sie den Hahn aus und hängte den Duschkopf wieder in die Halterung zurück, um die Dusche dann zu verlassen und sich erstmal die Haar auszuwringen, ehe sie ihren Körper in ein Handtuch wickelte.

Als ihr Blick erneut in den Spiegel fiel, war sie zwar nicht mehr dreckig, doch das Haar hing nun in zahlreichen nassen Strähnen vor ihrem Gesicht und ab und an tropfte einer der Strähnen nochmal auf ihre Nase.

Ein zweiter Blick und sie weitete die Augen, als das im Spiegel nicht mehr ihr eigenes nasses Haupt war, sondern das Natsukis. Erst als sie blinzelte und kurz den Kopf schüttelte, war dieses Bild wieder fort und dem ihren gewichen... Dieses Bild würde sie sicherlich nie mehr los bekommen... Natsuki hatte Shizurus Gedanken einfach komplett für sich eingenommen...

„Shizuru! Reiß dich zusammen...“, mahnte sie sich selbst und begab sich dann zur Tür, um das Bad zu verlassen und kurze Zeit später in das Schlafzimmer zu treten, wo sie die Jüngere sofort wieder mit dem Blick einfing.

Natsuki stand noch immer mit dem Handtuch im Raum herum.. immerhin hatte Shizuru ihr ja gesagt das sie ihr Outfit für heute Abend aussuchen würde. Als ihr das dann wieder einfiel, begab sie sich sofort zum Schrank und warf einen Blick hinein. Sie wusste genau was sie an der Gakuenchou sehen wollte. Ein gezielter Griff – immerhin hatte sie den Schrank eingeräumt – und sie zog ein Stahlblaues Kleid hervor. Das Kleid erinnerte an das Meistergewand, welches Natsuki zu offiziellen Anlässen tragen musste. Länge, Farbe und Hüftschnitt waren sich ähnlich, nur das dieses Kleid einen tiefgeschnittenen Rückenausschnitt und schmale Schulterträger aufwies.

Sie konnte sich gut daran erinnern, dass sie dieses Kleid nur einmal an Natsuki gesehen hatte...

Lächelnd zeigte sie Natsuki ihren Fund und hängte das Kleid dann an den Bettpfosten.

Anschließend versiegte ihr lächeln wieder und sie trat etwas schleichend langsam an die Jüngere heran, um ihren Kopf von hinten auf deren Schulter abzulegen, ohne sie anderweitig irgendwie zu berühren.

„Sei nicht böse auf mich weil mir dein wohlergehen so sehr am Herzen liegt... Natsuki...“, raunte sie leise an das Ohr der Dunkelhaarigen hin. Sie wirkte wie ein reumütiges Hündchen das bettelnd zu Fuße seines Frauchens kroch...

Nach einer Weile legte sie die Arme dann doch kurz um den Bauch Natsukis und schenkte dieser ein liebes Lächeln.

„Hör mal... Lass uns einfach ausgehen und etwas Spaß haben...“, das gesagte klang nun wieder schnurrend und wie typisch Shizuru. Ob sie mit dem Spaß nun aber das Ärgern der Sunnyboys, das schlürfen von Cocktails, oder gar etwa ganz anderes meinte, war wie immer ziemlich undurchsichtig...
 

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7. Kapitel.. ende ;) das ging nun etwas schneller... hoffe es gefällt euch und wir bekommen wieder ein paar kommies xD

Eine Party mit Hindernissen

Temperamentvoll und eigensinnig, Eigenschaften, die Natsuki wohl schon zu Zeiten des Korallenranges ziemlich offen zeigte, sie oft genug dadurch in irgendwelche Schwierigkeiten geriet. Wie oft hatte sie Miss Maria zurecht gewiesen, ihr immer und immer wieder die selbe Predigt gehalten, dass sie manche Dinge zu leichtsinnig anging, dass sie sich lieber ein Beispiel an Mai neben sollte. Doch zu sehr prägten die Jüngere diese Charakterzüge, dass sie diese bis heute nicht ablegen konnte. Es war ein Teil von ihr, der nicht wegzudenken war. Wo wäre sie auch heute, wenn sie nicht hin und wieder ein Risiko eingegangen wäre? Das Wohl anderer über das eigenen gestellt hätte?

In Anbetracht dessen hatte Shizuru wohl Recht, viel zu wenig kam ihr eigenes Wohl an erste Stelle. Vielleicht sollte sie doch etwas mehr aufpassen, wenn nicht ihretwegen, dann zumindest um Shizurus Willen. Natsuki wollte der Älteren nicht noch mehr Sorge bereiten, als sie bereits schon mit sich herumschleppen musste.

Seufzend wand sie sich dem Kleiderschrank zu, wollte schon damit anfangen sich etwas daraus hervorzukramen, bis ihr der Gedanken kam, dass Shizuru ja für den heutigen Abend dafür zuständig war. Also begnügte sich die Jüngere vorerst mit Unterwäsche, soviel würde sie wohl selber aussuchen dürfen. Diese mit wenigen Griffen angelegt, behielt Natsuki immer noch das Handtuch um ihren Körper, bot es zumindest noch etwas Wärme und Schutz, bis Shizuru endlich fertig war.

Mit dem Rücken zur Tür, dem Fenster somit zugewandt, bekam die Gakuenchou auch erst nicht mit, wie sich die Tür öffnete und die Ältere den Raum betrat. Das Auf- und Zugehen der Schranktüren verriet ihr jedoch, dass sie bald wenigstens etwas am Körper tragen würde, machte sich aber nicht die Mühe sich jetzt schon zu erkundigen und herumzudrehen.

Auf den unerwarteten Kontakt an ihrer Schulter spannte sich ihr Körper automatisch an, Muskeln ließen jedoch bald schon locker, als ihr Kopf in die Halsbeuge Shizurus rutschte. "Baka...“, entgegnete sie sanft, schloss für einen Moment die Augen, als sich ihr Körper näher an den anderen drängte. Sie könnte Shizuru wohl niemals böse für ihren guten Willen sein, für die Liebe, die dadurch doch nur mehr zum Vorschein kam.

"Nur das nächste Mal bevor du so was machst, sag mir Bescheid….“, wies damit auf die spontane Duschaktion hin, ein kleines Schmunzeln stahl sich auf ihre Lippen. „Sonst wirst du nie erfahren, ob ich nicht eine gemeinsame Dusche bevorzugt hätte…“, mit dieser Anspielung löste sich die Jüngere aus der Umarmung, nur um sich Shizuru richtig zuwenden zu können. Ihr Schmunzeln vertiefte sich ein wenig, als sie die Überraschung in dem Rubin erkannte, fast schon die Enttäuschung, dass eine solche Chance verpasst wurde. Natsuki schlang ihre Arme um den Hals der anmutigen Otome, drückte sich mit den Zehenspitzen die wenigen Zentimeter hoch, bis sie auf der exakt selben Augenhöhe mit Shizuru war.

„Du hast Recht, lass uns Spaß haben…“, das Grün funkelte vorfreudig, wirkte nicht mehr so matt wie wenige Momente zuvor. Die Jüngere lehnte sich leicht vor, stahl einen kurzen Kuss von den einladenden Lippen, bevor sie sich endgültig löste. Die Freude wurde schnell wieder gehemmt, als sie entdeckte, was Shizuru als ihre Abendbekleidung herausgesucht hatte. Brauen zogen sich zusammen, während sie ans Bett herantrat, ein kritischer Blick betrachtete, das Kleid, was ihren Körper bisher nur ein einziges Mal geziert hatte. Das nicht ohne Grund.

„Mou Shizuru….muss ich wirklich?“, jammerte sie leise, schob die Unterlippe leicht vor, bevor sie sich der Älteren wieder zu wand. Es war nicht so, dass sie Kleider oder gar galantere Bekleidung verabscheute, es war nur einfach nicht ihr Stil. Sie fügte sich der Ordnung, wenn es um Festlichkeiten oder anderen wichtigen Anlässen ging, aber in ihrem privaten Leben, war das etwas anderes. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie das Teil überhaupt nicht mitgenommen, innerlich verfluchte sie immer noch den, der ihre Koffer gepackt hatte.

Es lag kein Zweifel daran, dass sie in jenem Kleid umwerfend aussehen würde, alleine schon der gewagte Ausschnitt am Rücken würde Dinge offenbaren, von denen andere nur träumten.
 

„Was?...“, entkam es der Älteren nur etwas entrüstet, als Natsuki ihr eröffnete, welche Chance ihr da durch die Lappen gegangen war.

Sie zog leicht die Brauen, wollte schon ein Klagen formen, da versiegelte Natsuki ihre Lippen mit einem kurzen Kuss und wischte wieder alle Worte und Gedanken fort...

Wie schaffte sie das nur? Bestimmt tat sie das mit Absicht... Jedesmal brachte sie sie aus dem Konzept... Aber nicht nur irgendwie, nein wenn, dann so richtig mit allem drum und dran... Irgendwann würde sie dadurch vermutlich sogar vergessen wie sie hieß.

Schluckend versuchte sie dann ihr Herz wieder zu beruhigen, welches die Gakuenchou da schon wieder so sehr zum Klopfen gebracht hatte.

Sie folgte den Schritten der Jüngeren mit dem Blick und schmunzelte dann, als Natsuki sich über die Auswahl dezent beschwerte..

„Ich durfte entscheiden...“, meinte sie dann nur vollkommen Unschuldig wirkend und legte den Kopf etwas schief, ehe sie sich erneut an den Schrank begab und die Türen von ihrer Seite aufriss.

„Dafür... darfst du aber auch aussuchen, was ich anziehen soll...“, sagte sie und davon hatte sie vorher ja gar nicht erwähnt gehabt.

Das bog die Sache für Natsuki natürlich schon wieder ganz anders hin, vor allem weil Shizuru eine ziemlich ausgefeilte Garderobe besaß.

Das Beste Kleidungsstück war wohl das dunkelrote Kleid, welches zwar eng und hochgeschlossen war, die Beinseiten allerdings bis zum Schenkel hinauf aufgeschlitzt waren. Auch der Rücken dieses Kleides war ausgeschnitten und der Kragen schloss hoch um ihren Hals auf, wie man es von chinesischen Oberteilen her kannte. Von Brust bis zum Bauch schlängelte sich ein fein aufgestickter Drache über den Stoff und machte das Kleid beinahe einzigartig.

Es war eine Schande das so ein schöner Fetzen Stoff immer im Schrank vergammeln musste, weil die Akademie so eine strenge Kleiderordnung hatte. Aber es war fraglich ob Shizuru so ein Kleid überhaupt jemals freiwillig anziehen würde... Sie schien immerhin eher etwas spießig, wenn es nicht gerade um ihren knappen Badeanzug ging, den sie im Sommer immer am Leibe trug und mehr als nur Natsukis Blicke damit auf sich zog...

Während Natsuki Zeit hatte, ein Kleid für Shizuru auszuwählen, setzte sich diese auf das Bett, mit dem Handtuch um den Körper und schlug die Beine beinahe aufreizend schon übereinander.

Sie konnte es eben einfach nicht lassen...

Auch die Ältere war schon Feuer und Flamme. Nicht nur weil die Sunnyboys vermutlich ihr Fett weg bekamen, auch wenn diese Natsuki vermutlich reihenweise becircen würden, sondern auch weil das.. nun ja... ein Date war. Ein Date mit der Dame ihres Herzens... oder zumindest etwas nah angrenzendes.
 

Natsuki hatte mittlerweile das Kleid vom Bett hochgenommen, hielt es in einigem Abstand zur besseren Betrachtung vor sich. Das einzige was ihr an dem Kleidungsstück zusagte, war die Farbe und der sanfte Stoff, der ihr nur so durch die Finger glitt. Nachteile konnte sie schon viel mehr aufzählen, angefangen von dem viel zu weiten Rückenausschnitt, der fast bis runter zum Steiß reichte, vom Dekolletéausschnitt gar nicht zu reden. Dann war es zudem noch unbequem, man konnte nicht richtig drin laufen und....

Die Dunkelhaarige biss sich hart auf die Unterlippe um jene Eigenschaften nicht alle zu ihrer Verteidigung hervor zubringen. Es war schließlich abgemacht, wie sie Shizurus Worte schon im nächsten Moment erinnerten. Sie würde schon einen Abend damit überleben, sie hatte ja schließlich die Ältere an ihrer Seite, da war das größte Übel ja schon mit abgewendet.

Augen schweiften rüber zu Shizuru, als diese die Schranktür erneut öffnete und ihre Kleidungsseite offenbarte. Für einen Moment blinzelte die Jüngere nur, dachte schon fast sich verhört zu haben. Sie sollte wirklich etwas für Shizuru heraussuchen? War das wirklich eine gute Idee bei ihrem...na ja Geschmack? Sie wollte sich schließlich nicht blamieren oder Shizuru damit erschrecken, wenn sie ja nicht das richtige aussuchte.

Ein zaghaftes unsicheres Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, bevor sie verlegen eine Hand an den Hinterkopf führte, sich dabei kaum merklich eine blasse Röte auf den Wangen bildete.

"Sicher das du das willst?", murmelte sie recht kleinlaut, ehe sie in Richtung Schrank ging um Einiges der großen Auswahl unter die Lupe zu nehmen.

Die Augen schweiften zunächst etwas unentschlossen umher, suchten nach einem Möglichen Anreiz, vielleicht sogar einem Hinweis, was Shizuru sich eventuell selber für den Abend hätte aussuchen können. Es war gar nicht einmal die Besonderheit dieses Kleides was so hervorstach, als viel mehr die Farbe. Mit einem gewissen Hauch an Bewunderung, zog die Gakuenchou das rote Exemplar hervor. Sie konnte sich nicht erinnern, Shizuru jemals in so etwas gesehen zu haben, geschweige denn wusste sie bis dato nicht, dass so etwas überhaupt im Kleiderschrank der Älteren existierte.

„Wie wäre es mit dem?“, schlug sie noch etwas scheu vor, trug die Auswahl an Abendgarderobe rüber zum Bett. Natsuki versuchte einen Blick zu erhaschen, der ihr verraten würde, ob sie vielleicht doch einen Fehler damit begangen hatte. Sie ließ den Stoff fast übervorsichtig neben ihrem Kleid auf das Bett sinken, nahm letzteres dann wieder an sich.

„Wenn nicht ist auch nicht schlimm…ich denke nur…“, begann die Gakuenchou sich für die Auswahl zu rechtfertigen, spürte fast den Drang dies tun zu müssen. „Ich denke nur es….es wird dir sehr gut…stehen…“, Komplimente austeilen war nun nicht gerade eine Stärke der Jüngeren, verhaspelte sie sich meistens doch zu schnell in irgendwelche Worte, die am Ende doch nur lächerlich klangen, zumindest in ihren eigenen Ohren.

Etwas verlegen wand sie den Blick ab, ging einige Schritte in Richtung Tür. „Ich zieh mich dann mal um...“, murmelte sie noch knapp, nutzte die Gelegenheit um den Raum zu entfleuchen und möglichem Necken so gleich aus dem Weg zu gehen.
 

Dezent wanderte eine Augenbraue nach oben, während das Rubin ihrer Augen wieder freigelegt wurde, durch einen zeitlupenartigen Augenaufschlag. Ihr Blick fasste sofort das Rot des Kleides ein, welches Natsuki ausgewählt hatte und ihr nun an das Bett herantrug.

Ein schmunzeln bildete sich auf ihren Lippen, so als hätte sie genau gewusst, das die Jüngere dieses Kleid auswählen würde.. Aber dafür war es ja auch eigentlich bestimmt gewesen... Es kam nur nie zum Einsatz.

Es gab einen Moment, der war noch gar nicht so lange her, da hatte Shizuru mit dem Gedanken gespielt, die Gakuenchou einfach mal abends in die Stadt zu entführen und sozusagen mit ihr auszugehen. Erster Gedanke war natürlich gewesen, die Jüngere mal etwas ausspannen und spaß haben zu lassen... Für diesen Abend hatte sie sich dieses Kleid sogar maßschneidern lassen. Jedoch hatte sie es sich kurz vor dieser Aktion anders überlegt und einen Rückzieher gemacht... Das Kleid wurde also im Schrank platziert und dort eingeschlossen auf unbestimmte Zeit...

Das sie es so schnell aber wiedersehen würde, damit hätte sie nicht gerechnet...

Ein Nicken, ein Lächeln, dann war Natsuki auch schon aus dem Zimmer verschwunden um sich umzuziehen, wie sie gesagt hatte.

Selbiges würde die Ältere nun auch machen.

Sie erhob sich recht schwungvoll vom Bett und ließ das Handtuch zu Boden sacken, welches ihren Körper vollends entblößte. Doch das war ja nicht das erste mal Heute...

Hüftewiegend trugen ihre langen Beine sie dann zum Schrank hinüber, aus welchem sie sich dann Unterwäsche zog, die zu dem Kleid passte.

Ein roter Slip und ein dazu passender Bh, mit transparenten Trägern und Schnallen, damit dieser nicht den Blick auf den freien Rücken störte.

Anschließend schlüpfte sie dann in das recht eng anliegende Kleid und zog den Reißverschluss an der rechten Seite nach oben. Den Kragen im Nacken verschloss sie mit einem Druckknopf. Sie sah an sich runter, drehte sich einmal im Kreis und schritt dann an das Schuhfach, um nach ein paar passenden Schuhen ausschau zu halten. Sie hatte die wahl zwischen dunklen Stiefeln oder roten Pumps. Farblich passten eindeutig die Pumps besser dazu und der Absatz dürfte eigenlich kein Problem sein.

Sie zog die Schuhe hervor und schlüpfte hinein. Dabei klaffte der Schlitz des Kleides wirklich extrem über ihr Bein frei und legte es komplett bis zur Hüfte hin frei. Das würde sicherlich so einige Blicke auf sich ziehen, wenn sie unterwegs waren.

Sie trat sich in den Schuhen kurz fest, prüfte, ob diese gut saßen und verließ dann anschließend das Zimmer. Ihre Absätze machten recht helle Gehgeräusche und so würde man sie in diesem Haus sicherlich überall finden, wo sie sich bewegte. Shizuru begab sich nach unten in das kleine Bad, da Natsuki ja das obere belegt hatte.

Dort föhnte sie sich die Haare und steckte diese etwas hoch. Nur vereinzelte Strähnen ließ sie herab hängen, was die Frisur und das zarte Gesicht deutlich hervorhob.

Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel, trat sie dann wieder aus dem Bad und stellte sich vor den verrußten Kamin im Wohnzimmer, um dort auf Natsuki zu warten.
 

Die Jüngere atmete mit einem tiefen Atemzug durch, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Etwas aufgeregt war sie nun doch, versuchte sich vehement am Riemen zu reißen, sich einzureden, dass es doch nur ein normaler Abend werden würde. Doch war er das, wenn sie nicht wusste welche Wendungen er vielleicht noch mit sich brachte?

Das Handtuch fand wieder Platz auf einer der Halterungen im Badezimmer, ließ Natsuki in nichts weiter als der Unterwäsche. Ein kritischer Blick zum Ausschnitt des Kleides, ein folgender an ihr herab. Leise entwich die Luft in einem Schnaufen, der Bh war wohl fehl am Platz, würde das Bild der freien Rückenpartie geradewegs verschandeln. Dann müsste sie den Abend wohl ohne auskommen, so gesehen wäre es nicht das erste Mal, dass die Gakuenchou auf das entsprechende Etwas verzichtete. Dazu war das Kleid auch noch so geschnitten, dass es sich an jede einzelne Kurve ihres Körpers schmiegen würde und somit die Unannehmlichkeit ihr keinerlei Sorgen bereiten würde.

Eine gute halbe Stunden später, nach reichlich Mühe, dass Kleid an ihren Körper zu bekommen, war Natsuki fertig. Die Farbe zierte ihren Leib auf charakteristische Art, das dunkle Haar fiel so glatt wie Seide um ihre Schultern, kitzelte sanft die entblößte Haut am Rücken. Ihre Schritte führten sie zurück ins Schlafzimmer, ein kurzer Blick in den Schrank und ein Griff zu etwas bequemeren Schuhen. Die Jüngere würde lieber barfuss laufen, als sich mit hohen Absätzen den Abend zu einer Qual zu machen. Das wäre wohl zu viel des Guten.

Etwas blieb ihr selber der Atem stocken, als sie ihr Bild in dem großen Standspiegel des Schlafzimmers, entdeckte. Für wahr, war es ein ungewöhnliches Bild.

Leicht Nervosität stieg in ihr hoch, als Natsuki den Weg nach unten hin antrat. Schritt für Schritt die Treppe runter, sehr darauf achten, nicht noch eine peinliche Stolperaktion hinzulegen, denn es war mitunter für sie wirklich nicht leicht darin zu laufen.

Auf der vorletzten Stufe hielt sich inne, die Hand zur Sicherheit leicht auf dem Geländer abgelegt. Ihre Augen fanden Shizuru, wurden fast schon magisch bei diesem Anblick angezogen. Die Jüngere blinzelte ein paar Mal, dachte es wäre nur ein schöner Traum, der ihren Sinnen einen Streich spielen würde. Niemals hätte Natuski gedacht, dass die Ältere so schön aussehen könnte, als in diesem Moment. Wenn es wirklich so etwas wie Engel geben würde, dann hatte sie wohl das Glück hiermit einen getroffen zu haben.

„Shizuru…wow…“, wisperte sie unfähig irgendetwas Vernünftiges über die Lippen zu bringen, nahm die letzte Stufe und gesellte sich zu der Älteren in den Wohnbereich. Eine Hand streckte sich leicht nach der Shizurus aus, umfasste sanft die Finger in einem Griff.

„Bereit für einen unvergesslichen Abend?“, schmunzelte die Dunkelhaarige fast schon verschwörerisch, hob Shizurus Hand hoch an ihre Lippen, einem Gentleman gleich. Ein sanftes Ziehen in Richtung Tür brach die außergewöhnliche Atmosphäre. Selbst die Tür hielt die junge Gakuenchou für die Ältere auf, es wirkte fast so als ob sie vollkommen dem Bann der anmutigen Grazie verfallen war.
 

Shizuru schien vollkommen in Gedanken versunken zu sein, als Natsuki auf die unterste Treppenstufe hinab stieg und dann auch gleich mal verkündete, das Shizuru umwerfend aussah. Sie blinzelte, schmunzelte und drehte dann den Kopf herum, wonach ihr Körper dieser Bewegung folgte.

Kaum aber hatte sie Natsuki ins Auge gefasst, trennte sie die Lippen voneinander und weitete etwas überrascht die Brauen. Sie kannte das Kleid zwar und hatte es auch das eine mal an Natsuki gesehen, doch so atemberaubend hatte sie es gar nicht in Erinnerung gehabt...

Sie rang sich ein Schlucken ab, ehe sie dann wieder eines sachten Lächelns fähig war.

„Wow?... Schau dich doch mal an... Wenn hier etwas wow ist dann eindeutig du“, meinte sie zuckersüß und kam mit dem Blick gar nicht mehr los von der Jüngeren.

Ihre Augen folgten ihr, bis sie zu ihr aufgeschlossen hatte.

Fragend hob sie ihre Brauen, senkte dann aber auch schon den blick auf ihre Hand, welche Natsuki eingefangen und nun hoch an ihre Lippen geführt hatte.

Fassungslos über diesen umwerfenden Charme, welchen Natsuki bei dieser tat versprühte, trennten sich ihre Lippen voneinander und ihr stieg eine zarte Röte in die Wangen.

„Mehr... mehr als bereit“, nuschelte sie dann etwas Wortkarg, was doch reichlich verdächtig war. War da etwa jemand sprachlos?

Das war wirklich unglaublich. Innerhalb von zwei Sekunden hatte Natsuki sich die Rolle der Katze gekrallt und Shizuru als Maus zurück gelassen...

Abermals konnte die Ältere nur schlucken und setzte sich dann in Bewegung, als die junge Gakuenchou sie zur Tür zog und ihr diese dann auch noch aufhielt in perfekter Manier.

Sie konnte darüber nur schmunzelnd den Kopf schütteln. Natsuki legte sich ja richtig ins Zeug.

Das war ziemlich niedlich, musste sie sich gestehen...

Draußen angekommen sah sie über die Sandfläche hinweg. Mit den Schuhen konnten sie unmöglich durch den Sand bis zur Strandbad kommen...

Also bückte sie sich runter und zog die Pumps aus, um diese dann an den Fingern baumeln zu lassen und barfuß durch den Sand zu gehen.

Grinsend sah sie kurz zu Natsuki und setzte ihren Weg dann fort.

Nach einer guten Viertelstunde Fußweg, ragte dann die kleine Bar direkt am Meer auch schon empor und wenige Schritte später, standen sie auch schon direkt davor.

Shizuru schüttelte kurz ihre Füße ab und stieg dann wieder in die Pumps, als sie Holzboden unter die Füße bekam. Ein Blick zu Natsuki, dann öffnete sie die Tür zu der Bar.
 

Die kühle Abendluft wehte der Jüngeren um die Nase, wirkte angenehm erfrischend. Ganz im Gegensatz des vorherigen Tages, würde der Abend wohl eher eine laue Sommernacht versprechen. Die Sonne versank gerade am Horizont, als die beiden Frauen den Strand entlang spazierten mit der Aussicht besagte Bar aufzusuchen. Grüne Augen vermischten sich mit dem Farbenspiel auf den Wellen des Meeres, beobachteten gebannt wie der ewige Wärmespender sich für diesen Tag verabschiedete. Die Hand der Jüngeren hatte sich wie so oft in Shizurus verankert, eine kleine Geste, die doch große Bände sprach. Es war ohnehin schon rar, dass die Gakuenchou ihre Zuneigung so offen kundtat.

Die Bar kam in Reichweite, wirkte schon auf die Distanz recht belebt. Bunte Lampions zierten als Girlanden die Außenwände des Holzschuppens. Ohnehin sah alles recht festlichen geschmückt aus, einer Ersteröffnung eben würdig. Natsuki hoffte nur, dass die Menschen dort auch alle so naiv wie der junge Surfer am Nachmittag waren, und sie nicht erkannten. Sie wusste zu gut, wie anstrengend es werden könnte, wenn Fans sich in der Anwesenheit der Otome ergötzen wollten und dabei oftmals vor nichts zurück schreckten.

Sie trat durch die schlichte Holztür, die Shizuru Momente zuvor aufgezogen hatte. Kaum den Raum betreten, drang gedämpfte Musik an ihr Ohr, gemischt mit unzähligem Gemurmel und Unterhaltungen von anwesenden Menschen. Das Lokal schien schon recht voll zu sein, jedoch nicht überfüllt, dass man sich durch die Masse hätten durchkämpfen müssen. Eine bunte Mischung an Menschen tummelte sich an Tischen, der Bar selber, von sonnengebräunten Surfern, die rege versuchten Punkte bei diversen Strandschönheiten zu sammeln, bis hin zu Stadtvolk, was wohl extra den Weg bis hinunter an den Strand angetreten hatte um bei dieser Eröffnung dabei zu sein. Der Raum erstreckte sich über eine große Länge, zeigte gen Meer einen breiten offenen Durchgang, der vermittelte, dass selbst Außengelände wohl noch dazugehörte. In der Tat offenbarte sich auf dem, mit Holzdielen ausgekleideten, Bereich des Strandes eine Art Tanzfläche, wurde überdacht von simplen Bambusgerüsten.

Natsuki schritt etwas weiter in den Raum hinein, der Griff ihrer Hand verstärkte sich in dem Moment, als sie einige Blicke auf sich spürte. Sie brauchte nicht hinzusehen um zu wissen, dass sie beide wohl Aufmerksamkeit auf sich zogen. Die Gakuenchou war es allerdings gewohnt, die stoische Maske in der Öffentlichkeit zu bewahren, sich niemals anmerken zu lassen, dass sie die noch so kleinste Regung in ihrer Umgebung mitbekam und sich daran vielleicht sogar gestört fühlte.

Sanft zog sie die Ältere mit sich steuerte zunächst die Bar an, hinter der rege die Bedienung alle möglichen Getränke auszuschenken schien. Ein Cocktail fürs erste wäre vielleicht kein schlechter Anfang, würde genügend Zeit verschaffen um die Örtlichkeit langsam auf sich wirken zu lassen. Erst als die Jüngere die Bar erreicht hatte, ließ sie langsam von Shizurus Hand los, nur um sich mit beiden Ellbogen auf der Holztheke abstützen zu können und sich leicht drauf zu lehnen. Ihr Blick glitt über die Schulter zu ihrer Begleiterin.

„Was möchtest du trinken?“, erkundigte sich die Dunkelhaarige mit etwas erhobener Stimme, der Lärmpegel war schließlich nicht gerade der geringste. Sie hielt etwas was aussah wie eine Getränkekarte in der Hand, zumindest deutete die kryptischen Namen der einzelnen Cocktails wohl auf solches hin. Brauen zogen sich etwas nach unten, als sie die Auswahl studierte, nicht annähernd vermuten konnte, was hinter jedem Namen wohl stecken würde.

Die Augen der Jüngeren hoben sich allerdings wieder, als sie den frontalen Blick des Barkeepers bemerkte. Dieser schien fast schon vorfreudig auf die Bestellung der zwei Frauen zu warten, ein breites Grinsen zeigte das Aufblitzen von makellosen Zahnreihen.

„Was kann ich euch gutes Tun?“, setzte er schon im nächsten Moment mit einem mehr als zweideutigen Unterton an, versuchte rege seinen Charme spielen zu lassen. Natsuki seufzte kaum merklich, dachte sie von der Bedienung zumindest etwas Besseres zu erwarten als von den unzähligen Gästen.
 

Der Ansturm in dieser Bar war wirklich unglaublich, aber verständlich. Die Strandatmosphäre war einfach der Hammer und wer sich davon nicht beeindrucken ließ, der hatte keinen wirklichen Sinn für Schönheit.

Natürlich war die Musik laut und regte eher zum Tanzen an, als zu lockeren, ruhigen Gesprächen, aber das war nur ein weniger störender Effekt, als die Lautstärke der Anwesenden. Auch der unerträgliche Zigarettengestank, der hier zu Hauf verbreitet wurde, war weniger angenehm. Glücklicherweise aber zog das meiste davon ab durch den großen Durchgang direkt nach draußen auf das Außengelände der Bar.

Shizuru ließ ihren Blick nur kurz schweifen, so als wollte sie damit schon den lästigen Surfer von heute Morgen finden, doch dann musste sie sich auch schon wieder in Bewegung setzen um sich von Natsuki in Richtung Bar ziehen zu lassen.

Man hörte mehrere schrille Pfiffe, als die beiden sich an den Tresen vor kämpften und man konnte sich ohne weiteres denken, das diese respektlosen Töne ihnen galten bzw. ihrem Äußeren.

Am Ausschank angekommen, machten einige Herren den hübschen Damen sofort genügend Platz, ließen es sich dabei aber nicht nehmen, die körperlichen Gegebenheiten genauestens unter die Lupe zu nehmen. Einer davon starrte der jungen Gakuenchou dann so penetrant auf den Hintern, das Shizuru ihren Blick zu diesem Glotzfisch hin wandern ließ und dezent eine Braue hob. Der Typ wandte den Blick zwar nun Shizuru zu, hörte aber nicht auf dämlich zu grinsen und hob dann auch noch sein Glas, um ihr zu zu prosten.

Sie zog die Brauen zusammen, als der Kerl seinen Blick dann erneut auf Natsukis Hintern wandern ließ und sofort sah sie nun zu dem ebenso dämlich grinsenden Barkeeper.

„Wasser!“, meinte sie dann nur etwas patzig und ihr Blicke sagte ihm eindeutig, das sie nicht zu Scherzen aufgelegt war. Sofort drehte der Mann sich um und füllte ihr ein Glas mit Wasser auf.

Als sie dieses in die Hand geschoben bekam, sah sie zu Natsuki und schenkte dieser ein Lächeln. „Entschuldige mich kurz..“, sagte sie und machte dann mit dem Glas in der Hand auf dem Absatz kehrt und steuerte den glotzenden Kerl an, welcher unweit von ihnen am Tresen saß.

Dieser hob schon reichlich überrascht die Brauen, machte sich dann aber sofort eindeutige Hoffnungen und grinste ihr entgegen, wobei er sich schon mal einige Baggersprüche zurechtlegte.

Die Ältere stellte sich neben ihn, lächelte zuckersüß und stellte ihm dann das Glas Wasser vor die Nase, ehe sie sich dann zu seinem Ohr vorbeugte und etwas hinein flüsterte. Der Kerl nickte erst dreckig grinsend, ehe das grinsen dann immer mehr versiegte und er sogar etwas bleich um die Nase wurde. Anschließend zog sie den Kopf zurück, schob ihm das Glas Wasser hin und drehte sich dann wieder um, um zu Natsuki zurückzukehren. Was hatte sie ihm da wohl gesagt, das er SO geschockt aussah und ihm jegliche Gesichtsregung entwichen war?

Schmunzelnd platzierte sie sich wieder neben Natsuki und sah dann zu dem Barkeeper.

„Zwei 'White Clouds', bitte...“, machte sie dann ihre Bestellung und mit diesem Cocktail würde sie sicherlich auch den Geschmack der Gakuenchou treffen. Rum, Zitronensirup, Ananassaft und Cocosmilch abgerundet von einem Hauch Kakao... Cocktails waren zwar durchaus lecker, doch man konnte den Alkoholgehalt niemals richtig abschätzen und wenn man nicht aufpasste, könnten diese einem recht schnell zu Kopf steigen und das vielleicht schon nach zwei Gläsern. Und wann tranken die beiden schon mal Alkohol?
 

Natsuki wollte gerade zum Sprechen ansetzen, dem Typ hinter der Bar wenigstens etwas zu tun geben, damit er nicht länger nervte als nötig war. Shizuru kam ihr allerdings zuvor und nicht wenig überrascht hoben sich beide Brauen auf der Stirn der Jüngeren. Wäre es nicht schon der Tonfall gewesen, dann sicherlich das kurze Entschuldigen der Älteren, das sich schlicht weg verwirrte. Es gab wenig, was die anmutige Otome aus der Fassung brachte umso seltener war dann einmal solch ein Verhalten zu sehen.

Natsuki lehnte sich leicht zurück, ihre Augen folgten Shizuru rüber zu einem halbtrunkenen Mann. Sie hatte die penetranten Blicke nicht wirklich registriert, eher schon ignoriert. Vieles war es einfach eine Aufregung nicht wert, auch wenn die Gakuenchou manchmal viel lieber ihr Temperament spielen lassen würde, als sich in Schach zu halten. Argwöhnisch beobachtete sie die beiden, hätte dem Kerl am liebsten das dreckige Grinsen selber von den Lippen gerissen, das er so dreist an Shizuru richtete.

Die Jüngere verhaarte still an ihrem Platz, wand sich schließlich wieder dem Tresen selber zu gab vor die Getränkekarte weiterhin zu studieren um weiteren Nachfragen des Barkeepers aus dem Weg zu gehen. Erst als die Ältere wieder zu ihr stieß, hob sie leicht den Blick.

„Alles in Ordnung?“, brachte sie etwas verwirrt hervor, als Shizuru schließlich die Bestellung für sie beide aufgegeben hatte. Ein wenig Besorgnis schwang in der Stimme mit, sie wusste schließlich nicht, was Shizuru von dem Kerl wollte noch konnte sie sich einen plausiblen Grund ausmalen, warum sie ihm ein Glas Wasser spendiert hatte. Natsukis studierte für einen Moment das dunkle Rot Shizurus Augen, ihre Aufmerksamkeit wanderte jedoch schnell zu den Gläsern, die der Barkeeper ihnen vorschob. Nun wenigstens war die Bedienung schnell, gestand sich die Dunkelhaarige ein, als sie die Cocktails betrachtete.

Fürwahr waren solche Getränke rar im Leben der Gakuenchou, wann bot sich auch schon einmal etwas an um ein Glas Wein oder jegliche Art von Spirituosen zu genießen. Nicht, dass es sowieso an Garderobe strickte Verbote dies bezüglich gab, immerhin konnte die Akademie sich einen schlechten Ruf nicht leisten, der durch irgendwelche Skandale gespeist wurde. Nichtsdestotrotz genoss Natsuki diese Seltenheit, selbst wenn ihr bewusst war, dass Alkohol so die ein oder anderen unangenehmen Nebeneffekte auf sie hatte.

Schlanke Finger wandten sich um den Hals des Glases, als sie dieses zu sich heranzog, dabei etwas hoch nahm. Die Bar selber bot nur ein paar wenige Hocker an, von denen die meisten bereits schon besetzt waren. Ohnehin wären diese wohl ziemlich unbequem und ungeeignet für die Bekleidung der beiden Frauen gewesen.

Etwas abseits in der Nähe des Durchgangs entdeckte Natsuki dann doch noch ein paar freie Tische, steuerte auch sogleich darauf zu, jedoch nicht bevor eine Hand wieder sicher in der der Älteren verankert war. Wenn es eins war, was die Gakuenchou an diesem Abend vermeiden wollte, dann war es Shizuru aus den Augen zu verlieren. Langsam und bedacht ließ sich die Jüngere dann auf einen der Stühle nieder, der Blick glitt kurz über den überfüllten Raum.

„Stoßen wir an...?“, schmunzelte sie dann Shizuru zu, als diese sich zu ihr gesellte. Das Glas schon bereit für jene Sitte angehoben, zeichnete sich ein sanftes Lächeln auf dem Gesicht der Jüngeren ab. Von nichts würde sie sich den heutigen Abend ruinieren lassen, es war schon perfekt genug, dass sie Shizuru an ihrer Seite hatte.
 

„Alles Bestens..“, sagte Shizuru dann nur mit einem beruhigenden Schmunzeln. Sie musste Natsuki ja nicht sagen, dass sie dem Kerl geraten hatte, seinen Lümmel in dem Wasserglas abzukühlen, wenn er nicht vorhatte, von einigen Otome unter Sonderarrest gestellt zu werden bzw. wenn er vermeiden wollte, mit Shizurus Doppelschneidiger Naginata Bekanntschaft zu schließend. Es war immerhin verboten sich einer Otome unsittlich zu nähern und das aus gutem Grunde. Sie hatte damit aber weder verraten das Natsuki die Gakuenchou war, noch das sie der Graceful Amethyst war, wenn auch momentan nicht fähig sich der Macht einer Otome zu bedienen. Es klang lediglich so, als hätte sie zu den Otome gute Kontakte und das reichte aus, um dem schmierigen Kerl sein dämliches Grinsen aus dem Gesicht zu treiben... Das mit solchen Frauen nicht zu spaßen war, wusste jeder... egal in welchem Winkel der Welt. Die Otome und Garderobe waren berühmt wie sonst nichts...

Shizuru nahm den Cocktail auf und ließ sich dann von der Jüngeren zu dem Tisch ziehen, an welchem sie sich ihr gegenüber niederließ und das Glas abstellte.

Sie schlug ein Bein über das andere und legte damit auch den Blick auf ihren Schenkel frei, von welchem bei dieser Position der Stoff gewichen war.

Als Natsuki ihr Glas dann zum anstoßen hob, lächelte sie und nahm das Glas wieder auf, um es in prostender Geste zu heben, wobei sie sich etwas über den kleinen Tisch beugte.

„Auf Garderobe, die Gakuenchou, alle unsere Schützlinge... und vor allem auf UNS und den Urlaub, den es gilt herumzukriegen...“, raunte sie dann, betonte dabei besonders das 'uns' und schmunzelte bei dem Teil mit dem Urlaub.

Das Glas dann kurz gegen das von Natsuki gestoßen, zog sie dieses wieder zu sich heran, hielt es an ihre Lippen und trank dann einige Schlucke.

Ein seltener Geschmack, doch er traf genau ihre exotischen Vorlieben.

Im Gegensatz zu Natsuki, vertrug sie aber um so einiges mehr, auch wenn sie selten dem Alkoholkonsum fröhnte.

Sie stellte das Glas gerade ab, als dann auch schon der Surferboy mit einem seiner braungebrannten Kumpels an den Tisch kam und sich zu freuen schien wie ein Schnitzel.

„Ich wusste das ihr kommt! Schön, das ihr es euch doch noch anders überlegt habt“, fing er dann gleich an loszuplappern und sah dabei insbesondere zu Natsuki, während sein dunkelhaariger Kollege Shizuru abcheckte und ihm durchaus zu gefallen schien, was er da sah.

Die Ältere hob ihren Blick erst gar nicht, sondern hob ihr Cocktailglas erneut und trank einige Schlucke. Dabei wirkte sie recht eingebildet, tat so, als würde sie die beiden eiskalt ignorieren, auch wenn es ihr natürlich ordentlich gegen Strich ging, das dieser blonde Lackaffe seine Glotzkorken schon wieder auf Natsuki abgelegt hatte, als wäre sie ein Freiwild das nur lebte um von ihm abgeschleppt zu werden.

Der dunkelhaarige drehte sich dann einen Stuhl falsch herum, setzte sich darauf und lehnte die Arme lässig auf die Lehne, während er Shizuru ansah.

„Und, schöne Frau, wie steht es mit uns?“, fragte er dann und kaute grinsend auf einem Kaugummi herum.

Shizuru hob die Brauen und glaubte nicht, was sie da hörte... Das war ja wohl das billigste und niveauloseste was je jemand zu ihr gesagt hatte.
 

Langsam glitt ein warmes Lächeln über ihre Lippen, die Worte des Tosten waren genau die richtigen, die die sie vermutlich selber geformt hätte, wäre Shizuru ihr nicht zuvor gekommen. Der Gedanke jenen Urlaub "herumzukriegen" war lange nicht mehr so abstoßend, wie vor ein paar Tagen. Natsuki musste zugeben, dass ihr die Ruhe gut tat, sie es genoss wieder ein Stück sie selbst sein zu dürfen. Schließlich sollte ihr auch noch ein Leben außerhalb Garderobes, außerhalb des Gakuenchou Dasein gegönnt sein.

Die Jüngere zog ebenfalls das Glas an sich heran, nachdem es mit einem leisen Klonk jene Worte unterstützt hatte. Gemächlich nahm sie einige schlucke des exotischen Getränks, konnte sich ein feines schmunzeln nicht verkneifen. Shizuru würde wohl immer ihren Geschmack treffen, und das ohne auch nur ein Wort auszutauschen. Manchmal hatte es den Anschein, als ob die Ältere wirklich jeden Wunsch aus ihren Augen ablesen konnte, es spüren konnte, was Natsuki behagte und was nicht. Ihre Bindung war wirklich unbeschreiblich, wohl einzigartig auf der Welt.

Die Lippen verweilten noch einen Moment am Glasrand, bevor dieses Platz auf dem kleinen Tisch zwischen ihr und Shizuru fand. Smaragde glitten kurz rüber zu dieser, musterten die sanften Züge im Gesicht bevor sie sich in der freigelegten Haut, die das Kleid im Sitzen offenbarte, verfingen. Die Jüngere räusperte sich leicht, brachte sich selbst schnell wieder dazu auf etwas anderes zu konzentrieren, ein hauchzarte Rosa verriet allerdings die unsittlichen Gedanken.

Bevor die Gakuenchou überhaupt zeit fand, sich davon zu erholen, tönte schon die bekannte doch bestimmt nicht erwünschte Stimme an ihr Ohr. Ein tiefer Atemzug erfüllte ihre Lungen bevor sie die Augen dem jungen Mann zu wand. Er hatte sie wohl doch schneller gefunden, als es Natsuki lieb war, lieber hätte sich noch etwas die Zweisamkeit genossen, ehe sie sich mit solchem Störfaktoren abgeben musste.

Ein kurzes Schmunzeln stahl sich auf die Lippen der Jüngeren, der blonde Kerl hatte wirklich keine Ahnung. Zumindest schien er aber noch etwas Anstand zu haben und pflanzte sich nicht gleich wie sein Freund neben die zwei Damen. Dunkle Brauen zogen sich etwas zusammen, als letztere fast schon auf penetrante Art Shizuru anzumachen versuchte. Sie räusperte sich dezent, diesmal etwas lauter, die stoische Maske perfekt aufgesetzt.

„Tut mir leid enttäuschen zu müssen, ich habe bereits schon passende Begleitung für diesen Abend gefunden…“, wie Natsuki höflich drauf hin, auch wenn es ihr eigentlich kein Stück leid tat. Ihr Blick glitt kurz zu der Älteren rüber, versuchte die Worte nur ein wenig zu verdeutlichen. Der blonde Surfer stutzte kurz, ließ sich davon jedoch nicht wirklich beirren und lachte amüsiert.

„Besser Begleitung als uns beide findet ihr doch gar nicht…“, grinste er von sich selbst überzeugt, Alkohol zeigte wohl auch schon bei ihm Wirkung, so ging er auch gar nicht wirklich auf die Bedeutung der Worte ein. Schnell hatte er sich auch einen Stuhl ran gezogen und ließ sich nun doch nieder, rückte extra nah an die Dunkelhaarige heran um seinen Arm auf die Lehne ihres Stuhles zu legen. Natsuki zuckte kurz, die Augen schlossen sich kurz bevor sie sich dunkles Grün offenbarte, ein Funkeln zeigte, dass mehr als deutlich anzeigte, dass der Ice Silver Crystal nicht zum spaßen aufgelegt war. Zähne knirschten leicht, bevor Natsuki zu ihrem Glas greifen wollte, sich mit einem Schluck des köstlichen Getränks etwas beruhigen wollte.

Der Blonde kam ihr jedoch zuvor, grapschte sich dreist das Getränk der Gakuenchou um es kurz darauf an seine Lippen zu heben. „Ich darf doch oder?“, fragte er zwar noch um Erlaubnis, nahm sich diese jedoch Sekunden später schon ohne Zustimmung. Bedrohlich zuckte eine Augenbraue auf der Stirn der Jüngeren, ob Anstand hin oder her, das war eindeutig zu viel.

„Es reicht..!“, knurrte sie erbost darüber, dass sich ein Fremder einfach auf ihre Kosten amüsierte. Niemand behandelte sie so, würde es nicht wagen, wenn ihr Status als Gakuenchou sowie Second Pillar hier bekannt wäre. Ruckartig wand sich die Dunkelhaarige um, eine Hand an das Glas gelegt, was sie mit einem leichten Stoß in das Gesicht des Blonden beförderte. Die Andere umfasste den Stuhl des Anwärters, schaffte es mühelos diesen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wenige Momente später befand sich der junge Surfer auf dem Boden wieder, sein Hemd sichtlich durchnässt von dem Getränk, begriff er noch nicht wirklich was gerade geschehen war.
 

Wenn Natsuki der Kragen nicht geplatzt wäre, dann wäre er es Shizuru spätestens jetzt. Dieses widerliche, respektlose Verhalten war ja wohl der Gipfel. Sie hatte schon die Hände auf der Tischplatte bereit gelegt, um sich hoch zu stemmen, blieb aber dann doch sitzen, als Natsuki handelte.

Sie hob die Brauen und beobachtete die Szene, wusste, dass Natsuki das beinahe noch mehr gegen den Strich ging und sie sich das nicht länger würde bieten lassen, von niemandem. Das musste sie weder als Frau, noch als Gakuenchou und sie hatte jedes Recht dazu, sich so zu verhalten.

Der Surfer aber, der sich kurzerhand pitschnass am Boden wiederfand, sah das ganz anders.. Wütend blickte er Natsuki von unten her an, wischte sich mit der Hand durch das Gesicht und rappelte sich dann wieder auf seine Beine.

„Du blöde Schlampe, was bildest du dir ein?“, knurrte er und zeigte mit dem Finger auf sie. Mittlerweile hatte diese Szene auch die Aufmerksamkeit aller anderen Gäste auf sich gezogen. Shizuru knallte etwas unliebsam ihre hände auf den Tisch und erhob sich.

„Entschuldige dich auf der Stelle!“, fauchte sie dann wie ein wildes Tier, das in die Ecke gedrängt worden war und gleich mit den Krallen ausholen würde.

„Sonst was, hä? Halt dich raus!“, zischte der Mann zurück und holte seinen Kumpel zur Verstärkung von dem Stuhl hoch.

Shizuru hob eine Braue und entfernte sich dann langsamen Schrittes von dem Tisch, so als würde sie sich nun so aus der Affäre ziehen wollen. In der Zeit sah Surferboy wieder zu Natsuki.

Shizuru orderte am Tresen für gleich ein neues Getränk und verlangte dann einen Wischmopp. Als sie den bekommen hatte, drehte sie den Stil aus dem Wischkopf und schleuderte diesen kurz etwas in der hand herum, um dessen wendigkeit auszutesten.

Gerade als der Blonde Kerl Natsuki schon am Kinn gepackt hatte, stieß Shizuru ihm auch schon von hinten den Stab zwischen die Beine und zog ihm diese anschließend weg, damit er erneut den Boden küssen musste.

Er krümmte sich ächzend zusammen und sah zu der Aschblonden Otome auf, welche provokant mit dem Stab herumwirbelte.

„Willst du noch was bestimmtes oder haust du jetzt endlich ab?“, fragte sie in scharfem Ton und der kerl schüttelte den Kopf, drehte sich um, krabbelte ein Stück über den Boden und machte sich dann aus dem Staub.

Sie stellte den Stab ab und schmunzelte, als sie plötzlich die hand des anderen Surfers an ihrem Hintern spürte. „Ich konnte den Kerl noch nie leiden...“, sagte der Mann, aber als er sich dann einen Todesblick von Shizuru einfing, zog dieser die Hand weg und suchte dann lieber auch das Weite...

Anschließend fing der ganze Raum das Klatschen an. Shizuru sah umher, warf den Stab dann zum Barkeeper zurück und setzte sich wieder an den Tisch.

Sofort brachte der Barmann Natsuki das neue Getränk und würde es auch nicht mehr wagen, die beiden schief anzusehen.
 

Eigentlich hatte die Jüngere nicht vorgehabt auch nur irgendwie eine Szene in der Öffentlichkeit hinzulegen, ihr Temperament war allerdings schneller mit ihr durchgegangen als erwartet. Dass Shizuru dann auch gleich zu Tat über ging und den beiden Kerlen wortwörtlich eine mit dem Wischmopp verpasste, war auch nicht gerade ein Plus für Unauffälligkeit.

Etwas angewidert rieb sie sich Natsuki ihr Kinn, die Stelle an der sie Finger zuvor fast schon grob angefasst hatten. Hätte Shizuru nicht zum Schlag ausgeholt und den lästigen Surfer in die Knie gezwungen, hätte sie vermutlich dasselbe auf etwas ungraziösere Art gemacht. Der folgende Applaus ließ die Jünger etwas tiefer in ihrem Sitz sinken, ihr Gesicht, was schnell Röte zeigte, schirmte sie mit einer Hand vor der Menge ab. Das war es dann wohl mit dem Unentdeckt bleiben…

Schweigend zog sich die Gakuenchou ihr neues Getränk heran, nippte kaum merklich bis sich die Aufregung gelegt hatte und jede wieder seiner eigenen Beschäftigung nachging. Ein leises gemurmelte „Danke“ warf sie der Älteren zu, hob nur für einen Moment den Kopf um einen Blick auszutauschen. Sie war froh, die Ältere auch jetzt an ihrer Seite zu haben, wirkte sie doch steht auf eine Art beruhigend. Das Feuer was so schnell in ihr aufloderte, wurde durch Worte, selbst durch kleine Gesten immer wieder etwas in Schach gehalten. Man konnte fast schon davon reden, dass Shizuru sie zu bändigen wusste.

Nach einigen Momenten des Schweigens und einem halbgeleerten Glas, was mehr unbewusst von Natsuki hinunter gekippt wurde, fühlte sich die Jüngere noch angespannter als in jener Situation eben. Sie konnte nicht sagen, ob es die Blicke waren, die ihr jetzt mehr oder weniger ehrfürchtig bis hin und zu argwöhnisch zugeworfen wurden, oder eher die Luft, die einem langsam das Atmen schwer machte. Eine flache Hand fand Platz auf dem kleinen Tisch, stützte sich leicht darauf ab, der Blick verfing sich in den Rubinen ihr gegenüber.

„Macht es dir etwas aus, wenn wir kurz an die Luft gehen?“, schlug die Dunkelhaarige mit einem knappen Lächeln vor, würde gewiss nicht ohne die Andere den Raum verlassen. Ohne weiter auf die Antwort zu warten nahm Natsuki nun auch die andere Hand hinzu um sich gänzlich aus dem Stuhl zu erheben. Das Gleichgewicht etwas durcheinander gebracht wegen des schnellen Alkoholkonsums, blieb sie noch einen Moment so verweilen, ehe sie sich dem Durchgang und so gesehen auch Ausgang nach draußen zu wand.

Die frische Luft, die ihr gleich entgegen wehte, tat gut, erfrischte nicht nur die Lunge mit Sauerstoff sondern klärte auch etwas den Kopf. Etwas ziellos führten ihre Schritte sie an den Rand der Tanzfläche, auf der sich rege einige Leute vergnügten. Ihr Blick verlor sich für einen Moment in der bewegenden Masse, bevor Natsuki sich an eines der Geländer, die jene Fläche umrandete, anlehnte, wartete bis Shizuru wieder zu ihr aufgeschlossen hatte.

Eine Hand fuhr leicht durch das dunkle Haar, rüttelte es etwas auf, bis es wieder glatt über ihre Schultern fiel. Danach streckte sie genau diese Hand nach der Älteren aus, bedeutete ihr an, näher an sie heranzutreten. Der Lärm war hier draußen nicht besser, ließ wahrscheinlich erst etwas weiter Abseits von der Party eine vernünftige Unterhaltung zu.

„Ist es mir gestattet dich um einen Tanz zu bitten...?“, raunte sie dann nahe Shizurus Ohr, damit diese sie auch auf jeden Fall hören würde. Sie wollte das Ereignis eben schleunigst vergessen, der Abend sollte schließlich unvergesslich werden, also war ein wenig Ablenkung genau das richtige um auf andere Gedanken zu kommen.
 

Nachdem sich der Trouble wieder gelegt hatte, schlang die Ältere ihre schlanken Finger wieder um den Stiel ihres Glases und hob es abermals an ihre Lippen, um einige wenige Schlucke daraus zu nehmen und ihre Kehle damit zu befeuchten...

Mit der Zungenspitze leckte sie sich über die Oberlippe und sah dann zu Natsuki. Shizuru hob eine Braue, als die Jüngere so unbedacht die Hälfte des Cocktails in sich hinunter stürzte... Sie konnte nur kurz schmunzelnd den Kopf schütteln, machte sich im gleichen Moment aber auch Sorgen um das Wohl ihrer Herzdame.

Mit zwei Fingern nahm sie dann die Ananasscheibe vom Rand des Glases und knabberte diese bis auf die Schale runter. Das unverzehrbare Überbleibsel landete dann in dem Aschenbecher, welcher auf dem Tisch stand. Sie faltete die Hände vor sich und wollte gerade etwas sagen, als Natsuki sich dann auch schon erhob und den Wunsch äußerte, nach draußen zu gehen.

Sofort wurde sie hellhörig, machte sich auf anhieb Sorgen wegen des Alkohols, der Natsuki nun vielleicht zu Kopf gestiegen war.

So benickte sie diesen Wunsch und erhob sich, um Natsuki kurz auf nach draußen zu folgen und sich dann neben sie an die Umzäunung zu stellen.

Ihr Blick wanderte kurz über Strand und Meer, ehe sie dann eine Hand auf Natsukis Schulter legte.

„Alles in Ordnung?“, fragte sie, laut genug damit die Jüngere es würde hören können. Als diese dies dann benickte und aufgrund der Frischluft auch schon etwas besser aussah, zog sie die hand wieder zurück und atmete dann einmal tief durch.

Ihr Kopf ging in die Wiege, ließ ihren Blick über die Anwesenden und das rege Getümmel auf der Tanzfläche schweifen.

Dieser aber wandte sich sofort wieder an die Gakuenchou, als diese mit einem Handwink um Shizurus Aufmerksamkeit bat und diese zu sich heran holte. Sie beugte sich leicht vor und empfing die Frage dann an ihrem Ohr.

Ihr Herz machte sofort einen Hüpfer und ihre Augen blitzten kurz auf wie die eines Kindes.

„Nichts lieber als das...“, raunte sie dann, sichtlich etwas geschmeichelt über diese Frage. So ließ sie sich von Natsuki bei der Hand nehmen und auf die Tanzfläche führen.

Dort angekommen aber, passte die Atmosphäre für einen Ersten Tanz irgendwie nicht... Das Lied war schlecht und alle schunkelten nur irgendwie ziellos in der Gegend herum.

Sie schenkte der Jüngeren ein Lächeln und lief dann an ihr vorbei zu dem DJ hin. Mit diesem hielt sie ein kurzes aber wirksames Pläuschchen und während sie dann zurück lief, stimmte schon ein wesentlich besseres Lied an.

Ein ruhig, langsames... perfekt für einen entspannten Paartanz. Vor Natsuki blieb sie stehen, neigte kurz ihren Kopf und nahm sie dann in eine Tanzposition auf, in der sie Natsuki die Führungsrolle überließ, mit den Schritten, die normalerweise der männliche Tanzpartner übernehmen würde... Sie selbst übergab sich damit ihrem Geleit... Ihre Hand legte sie in die Natsukis und die andere legte sie auf deren Schulter ab, während die Jüngere ihre Hand festhalten und die andere Hand an ihrer Hüfte platzieren durfte.. Ein kurzes, zuckersüßes Lächeln, dann setzte sie sich in Bewegung.
 

Unverzüglich hob sich die Laune Natsukis, ein sanftes Lächeln zeichnete ihre Gesichtzüge, während sich eine Hand um die der Älteren schloss. Zielstrebig betrat sie die Tanzfläche hatte vor jenen Tanz einzigartig zu gestalten. Etwas Aufregung und Nervosität spielten natürlich auch mit, Angst dass sie sich vielleicht selber in Verlegenheit bringen könnte. Als perfekte Tänzerin konnte sie sich schließlich nicht bezeichnen, kannte zwar Grundzüge, wagte davon jedoch nicht einmal ansatzweise etwas an die Oberfläche ihres Lebens hervordringen zu lassen.

Es war anders, Natsuki empfand es leichter diese Hürde zu überwinden, wenn sie Shizuru an ihrer Seite wusste. Es fühlte sich oft alles etwas leichter an, wenn die anmutige Otome präsent war. Für sie nahm sie sogar die schlimmste Peinlichkeit hin, die schlimmste Erniedrigung.

Sie konnte schon ahnen, was Shizuru im Sinn hatte, als sie an ihr vorbei Richtung DJ schritt. Die Musik war wirklich alles andere als anspruchsvoll, nicht gerade die besten Töne für einen romantischen Abend.

Die Jüngere musste leicht den Kopf schütteln bei dem Gedanken, dass sie schon an so etwas dachte. Normalerweise machte sich die unnahbare Otome keinerlei Hehl daraus, wirkte oftmals schon dass ihr Emotionen völlig fremd waren. Shizuru war wohl die Einzige, die auch hinter die kühle Fassade blicken konnte, genau wusste, dass es oftmals anders aussah, als es nach außen hin wirkte. Die Dunkelhaarige hatte sich ein Plätzchen auf der großen Fläche ausgesucht, was noch nicht so sehr überfüllt war, etwas abseits von dem großen Gewusel von Menschen.

Das Herz legte gleich einen Takt zu, als Shizuru sich dann vor ihr hinstellte und schon alles für einen Paartanz einleitete. Sachte legte sich ihre Hand auf die Hüfte der Älteren, spürte den samten Stoff unter den Fingerspitzen. Die Andere übte nur leichten Kontakt aus, hielt fast scheu daran fest. Es war eigentlich nicht überraschend, dass Shizuru ihr die Führung überließ, die Jüngere hatte schon fast damit gerechnet. Die ersten Schritte wirkten etwas unkoordiniert, steif im Gegensatz zu den sanften Klängen im Hintergrund. Viel zu sehr konzentriert sich Natsuki darauf, keinen Fehler zu begehen, Shizuru nicht sogar ins Stolpern oder zum Fall zu bringen.

Erst mit der Weile entwickelte die Jüngere einen Sinn für Takt und Musik, konnte sich etwas mehr entspannen. Die Augen schlugen zur Hälfte nieder, sie führte die Ältere nach Gefühl, versuchte sich nun lediglich auf ihre Präsenz als auf die äußerlichen Begebenheiten zu konzentrieren. Behutsam bugsierte sie Shizururs Körper näher an den ihren ran, die Hand wanderte von der Hüfte aus auf den unteren Rücken, umschlang somit den schlanken Leib vor ihr etwas mehr. Ihre linke Hand, die immer noch Shizurus hielt, ließ sie etwas sinken, zog beide mehr heran, dass die gesamte Position nicht mehr allzu formell wirkte.

Zufrieden zeigte sich ein Lächeln auf den schmalen Lippen der Gakuenchou, jadefarbene Augen blickten auf, verfingen sich in denen gegenüber. Es war kein Starren, viel mehr ein tiefer Blick, so tief als würde er bis hinunter in die Seele vordringen.

Nach einem endlos erscheinenden Moment, verbargen Natsuki den Blick hinter zuschlagenden Lider, der Kopf wog etwas nach vorne, schmiegte sich seitlich an den von Shizurus, legte sich schon fast auf deren Schulter ab. Gefühlvoll wog die Jüngere die beiden Körper im Takt mit, verlor sich gänzlich darin. Alles andere war vorerst vergessen, die Sorgen, die Umgebung, das was noch bevorstand. Einzig alleine dieser Moment zählte, riss Stück um Stück mehr von der Mauer um ihr Herz ein.
 

Die Ältere bewegte sich zwar, konnte sich aber erst wirklich auf den Tanz einlassen, als Natsuki den Dreh heraus hatte und dann begann sie zu führen. Jetzt erst konnte Shizuru sich ihr anpassen. Ein Lächeln überkam ihre Lippen, denn sofort gab es für sie nur noch sich und Natsuki... Die anderen Anwesenden auf der Tanzfläche verschwammen immer mehr, wurden schemenhaft und wurden gar nicht mehr wirklich wahrgenommen.

Sie konzentrierte sich auf die Bewegungen, den Rhythmus, Natsukis Hände und versank dabei in ihren unendlich tiefen Augen.

Ihre Augenlider sanken etwas herab, wirkten plötzlich so verträumt, fast verklärt...

Wenn es etwas gab was ihrer Meinung nach ewig hätte andauern können, dann wäre es dieser Moment gewesen. Das Geruch des Meeres, die Stimmungsvolle Musik, das leise Raunen von anderen Tanzpaaren und Natsuki direkt vor sich. Sie spürte nicht nur deren Blick sondern auch die zarten Berührungen ihrer Hände.

Als die Gakuenchou Shizuru dann näher heran holte, sprang dieser beinahe das Herz aus der Brust. Es tat einige Hüpfer, dann schmiegte sich Shizuru auch schon in diese neue Position.

Ihren Kopf lehnte sie seitlich ebenso gegen den der Jüngeren, genoss deren Nähe mehr als irgend etwas anderes..

Nicht mal ein neuer Haufen dieser tollkühnen Surfer würde ihr den Abend noch versauen können... Sie hatte alles hier was sie sich nur wünschen konnte und 99%ig machte dies Natsuki aus.

Der Daumen jener Hand, welche sie auf der Schulter ihres Gegenübers abgelegt hatte, begann diese leicht zu kraulen und da ihre Lippen auf Natsukis Ohrhöhe waren, bließ sie mit jedem Atemzug ihre heiße Atemluft gegen die feingewundene Ohrmuschel.

Etwas am Rand der Tanzfläche stand ein Mann mitleren Alters und neben ihm scheinbar seine Frau. Der Mann legte den Kopf schief und deutete mit dem Finger auf die beiden Otome.

„Irgendwoher kenn ich die...“, meinte er grübelnd und erntete von seiner Frau ein Schnauben.

„Das sagst du doch nur damit du einen Grund hast sie zu begaffen, elender Lüstling“, keifte sie schrill und zog dem Manne dann eins mit ihrer Handtasche über die Rübe.

Shizuru bekam von solchen Szenen überhaupt nichts mit, zu sehr schien sie wie in Trance versetzt. Auch als das Lied endete, hörte sie nicht auf sich mit Natsuki, Hüfte an Hüfte, zu bewegen.

„Soll ich dir mal was verraten?“, raunte sie dann hauchzart in das Ohr direkt neben ihren Lippen, „von allen Anwesenden hier... besitzt du mit Abstand die erotischte Ausstrahlung...“.

Letztere Teil ihrer Aussage ging in einem neckenden Schnurren unter.
 

Selbst als die Musik zu einem neuen Lied anstimmte, fuhr Natsuki in der Bewegung fort, zu sehr in dem Moment vertieft, als dass sie etwas anderes hätte merken können. Lediglich der warme Luftzug an ihrem Ohr, die neckenden Worte, die wenige Sekunden später dieses erreichten, holten sie allmählich in die Gegenwart zurück. Die Augen schlugen etwas überrascht auf, blinzelten ein paar Mal bis die Worte schließlich eine Bedeutung in ihrem Verstand formten. Sogleich verteilte sich das Blut in ihren Wangen, zeichnete die Verlegenheit in einem dunklen Rot-Ton ab.

"Shizuru!", zischte die Jüngere nur befangen, hielt in der Bewegung inne um sich etwas von ihrem Gegenüber zu lösen. Ihr Blick schweifte kurz umher, fast schon panisch, dass andere Menschen auf der Tanzfläche den neckenden Kommentar mitbekommen haben könnten. Die Angst bestätigte sich allerdings nicht, ein kurzes Aufatmen folgte, ehe Natsuki in die amüsierten Augen der Älteren blickte.

„Du genießt das richtig oder?“, eine Augenbraue hob sich leicht, wirkte keinesfalls ernstzunehmend, da die Röte im Gesicht der Dunkelhaarigen immer noch anhielt und wohl nicht vorhatte so schnell zu weichen.

Ein leises Murren verließ ihre Kehle, eine Hand schloss sich um eine von Shizurus und zog diese sanft aber bestimmend von der Tanzfläche. Ihre Schritte richtete sie jedoch nicht wieder gen Durchgang, sondern wählte die kleine Treppe, die Richtung Strand runterführte. Am Ende der Stufen befand sich eine weite Fläche, die mit Sitzmöglichkeiten und einer etwas kleineren Strandbar ausgestattet war. Von dort waren es nur noch wenige Meter bis zum Meer hinunter, das schon rege im Mondlicht zu glitzern begann.

Der Weg führte die beiden Frauen auch an dem streitenden Ehepaar vorbei, von denen sich der Mann rege gegen die Angriff seine Frau zu wehren schien. Als er die beiden allerdings in unmittelbarer Nähe bemerkte, versuchte er erneut die Aufmerksamkeit der aufgebrachten Frau an seiner Seite darauf zu lenken.

„Nun sieh doch, sind das nicht welcher dieser berühmten Otomen?“, verkündete er etwas lauter, zog damit nicht nur die Aufmerksamkeit seiner Frau sondern auch einiger Umstehender auf sich. Blicke hefteten augenblicklich an den beiden Schönheiten, Gemurmel ging von einem zum nächsten. Die Gakuenchou vernahm dies zwar, machte sich jedoch keinerlei Gedanken zu, setze den ursprünglichen Weg stur fort. Erst als ihr förmlich ein junger Mädchen, höchstens ein paar Jahre jünger als sie selber, vor die Füße sprang, blieb sie stehen, zog überrascht die Brauen etwas in die Höhe. Die Augen der Braunhaarigen funkelten geradezu, ein breites Lächeln zierte ihre Lippen.

„Ist das wahr?!“, quiekte sie freudig, fasste die Gerüchte gleich zu ihrem Vorteil auf. Natsukis Ausdruck gewann immer mehr an Verwirrtheit, der fragende Blick wand sich kurz zu der Älteren um.

„Was soll wahr sein?“, forderte die Gakuenchou zu wissen, konnte sich im ersten Moment keinen Reim drauf machen. Als sie jedoch das wuselnde Fangirly näher betrachtete, schien es ihr langsam zu dämmern, worauf jene anspielte.
 

Genießen? Das war das richtige Wort.. Jedoch nicht für die einzelne Tat sondern für den ganzen Abend. Sie genoss es nicht Natsuki zu necken, sondern ihr so nahe zu sein und einen wundervollen Abend mit ihr zu verbringen... Natürlich brachte sie die Jüngere gerne mal in Verlegenheit, doch dieses mal wollte sie ihr eigentlich nur ein Kompliment machen, selbst wenn dieses auf einer ganz anderen Ebene stattfand. Doch Shizuru sprach meistens, zumindest in Gegenwart Natsukis, wie ihr der Mund gewachsen war und warum da nun eine Ausnahme machen? Warum die Wahrheit beschwichtigen oder um reden? Das war einfach nicht ihre Art und so sehr die Röte in Natsukis Wangen auch an stieg, Shizuru hatte das ernst gemeint.

Grade wollte sie sich vorbeugen, um noch etwas dazu zu sagen, als sie dann von der Gakuenchou auch schon von der Tanzfläche geführt wurde.

Ihr Blick schweifte erst einige Meter umher, ehe er sich dann auf dem Rücken vor sich festmachte, welcher vom Stoff des Kleides ja kaum berührt wurde. Sie konnte es nicht vermeiden, ihren Blick dort länger verweilen zu lassen als eigentlich nötig gewesen wäre. Diese makellose, helle Haut hatte es ihr schon immer angetan gehabt und sie würde lügen, wenn sie behaupten würde, dass sie sich daran satt sehen konnte...

Natsuki hatte ja gar keine Ahnung, wie sehr sie Shizuru immer geradezu dazu anstachelte, solche Dinge zu sagen. Sie tat es vermutlich unbewusst, doch sie war und blieb eben einfach die Frau, die sich schon seit dem ersten Tag Shizurus Herz gefügig gemacht hatte und das mit nur einem einzigen Wimpernschlag. Alles was sie tat, jede Regung ihres Körpers, jedes Wort das sie sagte, Shizuru würde ihr am liebsten zu allem ein Kompliment machen und ihr sagen, wie sehr sie jede noch so kleine Eigenart an ihr liebte...

Als sie dann von der Tanzfläche herunter waren und auch die Treppe passiert hatten, hob sie etwas den Blick und richtete diesen über das Meer, dessen Wasseroberfläche unter dem Mond funkelte, als lägen tausende Goldmünzen auf dem Grund...

Nach dem Meer kamen die Sitzgelegenheiten und die kleinere Strandbar auf offener Fläche in ihr Blickfeld und sie blinzelte, da sie nicht wirklich ausmachen konnte, was Natsuki als Ziel hatte. Wollte sie noch etwas trinken, sich setzen, oder am Strand spazieren gehen?

Nachdem sie dann schrittgleich zu ihr aufgeschlossen hatte, warf sie seitlich einen Blick in ihr Gesicht und versuchte dort einen Hinweis zu finden.

Die Lippen waren schon geöffnet, wollten gerade eine Frage danach formulieren, als dann das Mädchen auch schon in ihren Weg sprang und die beiden mit tellergroßen Augen ansah. Es lag kein Zweifel darin, dass das Mädchen eine echte Kennerin war...

Shizuru hob leicht die Brauen, lächelte dann aber sofort.. Fangirls war vor allem sie ja mehr als gewohnt, auch wenn das zu dieser Zeit und an diesem Ort vielleicht mehr als nur unpraktisch war... Denn was, wenn das Mädchen den Mund nicht halten konnte?

Vielleicht wäre eine kleine Notlüge ja besser...

„Otome? Wir?“, fragte Shizuru so zuckersüß wie es nur ging und schon bei diesen Worten, sanken in dem Mädchen die Erwartungen, das es sich wirklich um welche handelte.

„Das ist wirklich sehr schmeichelhaft....“, lachte sie leise und hielt sich dabei wieder dezent die Hand vor den Mund, ehe sie sich dann etwas zu dem Mädchen vorbeugte und es ansah.

„Aber wenn wir es wären, dann wären wir wirklich froh über ein süßes Fangirl wie dich...“, meinte sie dann und ließ wie gewohnt ihren unwiderstehlichen Charme spielen.

Das Mädchen blinzelte und sah sie mit großen Augen an... das hieß wohl nein.

Shizuru hob die Hand, klopfte ihr damit auf die Schulter und schritt dann mit Natsuki im Gepäck an ihr vorbei.
 

Natsuki verharrte ruhig, als Shizuru das Gespräch in die Hand nahm, um die Tatsache als sichtliches Missverständnis aufzuklären. Arme verschränkten sich automatisch vor ihrer Brust, als sie einen Schritt zur Seite trat, den Blick kurz über die Schulter schweifen ließ. Zum Glück waren wohl nicht sonderlich viele Leute an dem Mädchen und dem folgenden Gespräch interessiert. Dass hätte ihnen gerade auch noch gefehlt an diesem Abend, eine Reihe von Fans die ihrer Bewunderung den Otome gegenüber frönen wollte.

Dunkle Augen ruhten kühl auf dem Antlitz des Mädchens, verfolgte schweigend die Interaktion mit der Älteren. Es war wohl Gang und Gebe für Shizuru, solche Fans in irgendeiner Weise abzuwimmeln, ihren Charme gnadenlos einzusetzen um naive Mädchen letztendlich um den kleinen Finger zu wickeln. Dies hieß jedoch keineswegs, dass es Natsuki gefallen musste, für sie war es schon genug, dass halb Garderobe einen Fanclub für Shizuru gebildet hatte.

Missgestimmt zuckte kurz eine Augenbraue auf der Stirn der Gakuenchou, bevor sie ihren Blick erneut ab wand, das aufgewühlte Grün verbarg. Die Finger ihrer linken Hand verfingen sich im Haar, warfen einige der azurfarbenen Strähnen nach vorne, verdeckten somit den klaren Kristall an ihrem Ohr, der der wohl einzige Zeuge war, dass es sich bei den Zweien wirklich um Otome handelte. Selbst in der Dunkelheit, warf der Stein ein bläuliches Licht von sich, offenbarte die Besonderheit der Person, die ihn trug.

Die Jüngere zog es schon fast in Betracht, den Weg runter Richtung Strand ohne Shizuru fortzusetzen, als diese sich jedoch schon wieder in Bewegung setzte, wurde ihr diese Entscheidung kurzerhand abgenommen. Ein letzter Blick glitt zu dem Mädchen, was blinzelnd und ein wenig niedergeschlagen der Älteren hinterher blickte, war sie sich doch so sicher einer Otome gegenüber zu stehen. Natsuki folgte den Schritten der Anderen, hatten schnell schon wieder zu dieser aufgeholt.

„Geschickt rausgeredet…“, murmelte sie knapp, die Stimme neutral, jeglichen Emotionen gewichen. Man konnte nicht feststellen ob die Dunkelhaarige, dieses geschickte Manöver bewunderte oder gar beneidete. Kaum das erste Sandkorn unter den Füßen, entledigte sich die Jüngere ihrer Schuhe, wollte den kühlen Untergrund barfuss überwältigen.

„Ich hoffe du hast nichts gegen einen kleinen Spaziergang einzuwenden…“, gestand Natsuki nun ihr Vorhaben ein, der Anreiz die Natur im klaren Mondschein zu genießen war groß, zudem war es eine gute Gelegenheit für eine Weile dem Trubel um die Bar zu entkommen. Langsame Schritte führten sie durch den nachgebenden Sand hinunter Richtung Meer, das ruhige Wellen gegen das Ufer schlug. Das Wasser war kalt, umspülte sanft die Füße der Gakuenchou, ehe es sich wieder zurückzog um nur darauf von neuem das Land unter seine nassen Fänge zu vergraben.

Ein kaum ersichtliches Lächeln kreuzte Natsukis Gesichtszüge, wand sie im nächsten Augenblick schon die Augen gen Mond, der prachtvoll am Nachthimmel prangte. Das Meer glitzerte geheimnisvoll, spiegelte sich in den Smaragden der Dunkelhaarigen wider.

„Ich bin froh, dass ich hier bin…hier mit dir...“, raunte sie leise, fast schon ein wenig melodisch. Es war das erste Mal, dass Natsuki zugab die Auszeit, die ihr so plötzlich gegönnt wurde, zu genießen.
 

Es machte der Älteren nichts aus, das Mädchen stehen zu lassen. Zwar tat ihr der enttäuschte Blick schon leid, doch sie konnten es sich zu diesem Zeitpunkt einfach nicht leisten, Aufmerksamkeit zu erregen und diesen Aufenthaltsort öffentlich zu machen.

Es wäre unvorstellbar was dann passieren würde. Plötzlich würde dieser idyllische Ort von Reportern und Filmcrews überrannt werden und man würde die Gakuenchou mit Fragen in Grund und Boden löchern...

Zweiteres wäre für Shizuru das schlimmere gewesen, immerhin fing Natsuki gerade erst an sich etwas zu entspannen und die freie Zeit zu genießen. Eine solche Welle also gab es zu vermeiden und Shizuru würde alles erdenklich mögliche dafür tun.

Sand unter den Füßen und gerade der Schuhe entledigt richtete die Ältere sich dann auf, ehe sie zu diesem Spaziergang ansetzen konnten...

„Gut, aber warte noch kurz...“, sagte sie, gab ein beängstigend freches Zwinkern von sich und lief dann barfuß noch mal zurück an die Bar. Dort gab es einige Handwinke und einen kurzen Wortwechsel, dann war es auch schon erledigt.

Shizuru kam wenige Minuten später schon wieder angelaufen und hatte eine kleine Flasche Sekt in den Händen. Mit dieser trat sie an das Meer und legte die Flasche dann nieder in den matschigen Sand, gerade weit genug, das das Wasser die Flasche ab und an mal umspülte. So würde der Inhalt weiterhin kühl bleiben. Die Flasche würde dort verharren, bis sie den Spaziergang beendet hatten und dann, könnten sie sich einige Schlucke genehmigen und vielleicht sogar noch mal auf etwas anstoßen.

Ohne ein weiteres Wort setzte sie sich dann mit Natsuki in Bewegung, umfasste dabei wieder die hand der Jüngeren.

Auf diese Art der Nähe würde sie wohl so schnell nicht mehr verzichten wollen, wenn überhaupt. Als Natsukis Blick dann gen Himmel ging, um den Mond mit den Augen einzufangen, nutzte Shizuru den Moment um dabei in das seicht beschienene Gesicht der Gakuenchou zu sehen. Der Mond schimmerte in ihren Augen fast noch mehr, als er es am Himmel tat.

Ein seichtes Lächeln umfing ihre Lippen, doch blieben diese beinahe verdächtig lange geschlossen. Das war auch kein Wunder wenn man wusste, dass Shizuru sich vom Barkeeper hatte einen Eiswürfel auf die Zunge legen lassen.. und das mit Sicherheit nicht ohne Grund.

Das sanfte säuseln Natsukis vernehmen, trat sie dann hinter diese, während sie weiterhin in den Himmel starrte.

Mit zwei schnellen Fingern nahm sie sich den Eiswürfel aus dem Mund, leckte sich kurz über die Lippen und beugte sich dann vor, um einen Kuss gegen den Nacken der Jüngeren zu hauchen.

„Ja... das bin ich auch... und ich war...“, raunzte sie, wurde leiser, während sie den Eiswürfel hob, „niemals glücklicher...“.

Als sie diese Worte zu ende gesprochen hatte, drückte sie den Eiswürfel hauchzart gegen Natsukis nackte Haut am Rücken und ließ diesen dann einmal ihr Rückrad hinab wandern. Dabei bildete sich ein Katzenartiges grinsen auf den Lippen der anmutigen Otome.
 

Noch bevor die Jüngere das Raunen der Worte aufschnappen konnte, erfüllte ihr Körper schon ein ganz anderes Gefühl. Zitternd ergab sie sich der kurzen Liebkosung in ihrem Nacken, spürte die fremde Kälte, die von Shizurus Lippen ausging. Augen schlossen sich auf Halbmast, mit einem unscheinbaren Lächeln auf den Lippen wollte sie sich zu gern zurücksinken lassen in die Arme der Älteren. Schon alleine diese Tatsache, dieser Wandel reichte, erinnerte Natsuki nur allzu deutlich daran, was alles seit dem Vorfall in Garderobe passiert war. Doch hätte alles seinen Lauf nicht so genommen, hätte sie womöglich nie von Shizuru Gefühlen erfahren, würde sich selber immer noch hinter einer unnahbaren Fassade verstecken anstatt sich mit langsamen Schritten zu nähern. Eigentlich war es erschreckend, dass erst eine so drastische Situation sie zur Erkenntnis gebracht hatte, zur Erkenntnis, dass Shizuru ihr Leben war.

Die plötzliche Kälte auf ihrer Haut, schreckte sie aus den Gedanken hoch. Rasch bildete sich eine feine Gänsehaut, zierliche Schulterblätter zogen sich zusammen, als die Gakuenchou instinktiv versuchte der kalten Folter zu entgehen. Es war ein zwiespältiges Gefühl, unangenehm sogleich aber anregend, waren jene Hautpartien die Wirbelsäule hinab ohnehin schon empfindlich genug. "Shi-Shizuru!", beschwerte sich die Dunkelhaarige umgehend, die Verlegenheit war der Stimme deutlich zu entnehmen, die feine Röte zeigte diese noch bestimmter.

Mit einem kurzen Wegzucken nach vorne und einem schnellen Wenden, drehte sich Natsuki der Älteren zu, kam dabei aber sichtlich ins Schwanken. Ihre Augen weiteten sich im Nu, sah sie sich schon im Wasser zu ihren Füßen liegen. Gerade noch rechtzeitig schnellten Arme nach vorne, verhinderten durch den Klammergriff um Shizuru das Schlimmste. Die Temperatur im Gesicht der Jüngeren nahm um einige Grad zu, als sich dieses mehr oder weniger im Dekolleté der Ältern wieder fand. Sie blinzelte kurz, ehe sie so schnell es ging den Kopf hob um etwas Abstand von der pikanten Position zu nehmen.

„Ba-Baka..! Erschreck mich doch nicht so...“, bellte sie in üblicher abwehrender Manier, wollte sich schon mit ein paar weitern Schritten von Shizuru entfernen, hielt dann aber doch inne. Aufgebrachte Augen schlugen nieder, ein langer Atemzug sog nötigen Sauerstoff ein. Natsukis Arme blieben beständig um den Körper der Anderen, zogen sich unerwartet nur noch enger um diesen. Sie wollte den Abend genießen

„Irgendwann bereust du noch einmal diese ganze Neckerei….“, murmelte die Gakuenchou müde, klang jedoch keinesfalls so, als ob sie jene satt hätte. Delikate Finger legten sich auf den Rücken Shizurus ab, ertasteten dort ebenfalls die freie Haut, die das Kleid offenbarte. Unschuldig zogen sie kleine Kreise, hinterließen nur den Hauch einer Spur auf der weichen Haut. Den Kopf hatte Natsuki seitlich an die Schulter der Größeren gelehnt, vermied es strikt mit weiterer nackter Haut in Berührung zu kommen.
 

Die Reaktion Natsukis war genau die, die Shizuru provozieren wollte. Diese Röte der Verlegenheit stand der Jüngeren einfach zu gut und sie konnte sich daran gar nicht satt sehen. Grinsen zog sie die Hand mit dem Eiswürfel sofort zurück und ließ diesen dann in ihrem Mund verschwinden, wo er dann langsam aber sicher von der Körperwärme der Zunge weggeschmolzen wurde... Das war zwar ein wenig kühl in der Mundhöhle, fühlte sich aber nicht wirklich schlecht an und bei der Wärme die hier herrschte, war das eine willkommene Abkühlung.

„Gomene~... Naschuki...“, nuschelte sie dann, während der Eiswürfel auf ihrer Zunge zerging und die sie Flüssigkeit, die er bildete, runter schluckte. Das sie den Namen der Gakuenchou so undeutlich nuscheln musste, brachte sie zum lachen, wobei sie sich dann allerdings leicht verschluckte und erst kurz husten musste, ehe sie sich dann wieder im Griff hatte.

Grade als sie die vom husten zu gekniffenen Augen wieder geöffnet hatte, geriet Natsuki ins Schwanken und wäre beinahe nach hinten ins Wasser gefallen, wenn sie nicht sofort ihre Arme um Shizuru geschlungen hätte. Diese machte erschrocken einen Schritt vor und umschlang den Leib Natsukis dann ebenso, um ihr dabei zu helfen, das Gleichgewicht wieder zu finden und es zu halten. Mit ihr in den Fängen trat sie dann sicherheitshalber zwei Schritte vom Gewässer zurück.

Die Hände verschränkten sich am Steiß Natsukis und verharrten dann dort, um ihr zu demonstrieren das sie auch brav ihre Finger bei sich lassen konnte, ohne sie zu necken. Doch leider war das nie von Dauer, das konnte man bei Shizuru genau abschätzen... Doch so sehr sie Natsuki auch immer zu ärgern schien, das war eben einfach ihre Art und sie würde das auch nie in böser Absicht tun. Und egal wie lästig und nervig das schien, Shizuru wusste immer wann der Spaß ein Loch hatte und wusste sich auch bestens zu benehmen. Vor allem wenn es um die Öffentlichkeit ging... Zwar viel da oft ein unangebrachter Kommentar, doch das sah jeder immer nur als auflockernden Scherz, nicht mehr und nicht weniger.

Shizuru konnte das gut abschätzen und sie würde es nie wagen, die Gakuenchou in der Arbeit oder der Öffentlichkeit bloß zustellen...

Die neckereien und Kommentare die wirklich nicht an Dritter Ohre gehörten, blieben zwischen den beiden und fanden auch nur in Minuten der Zweisamkeit statt.

Als Natsuki ihren Kopf dann an ihrer Schulter ablegte und sich an diese schmiegte, hoben sich leicht ihre Brauen und sie spürte ganz deutlich, wie ihr Herz wieder einen Takt schneller zu schlagen begann.

Ihr Griff legte sich automatisch etwas fester um den Leib der Jüngeren und ihre Augenlider sanken auf Halbmast, als Natsuki dann auch noch anfing, ihren Rücken mit ihren schlanken Fingern zu bekraulen. Eine zarte Gänsehaut kroch ihren Rücken hinauf und es war nicht zu übersehen, dass sich nicht nur ihre Nackenhärchen aufstellten.

Doch bevor sie ersichtlich unter ihren Händen erschaudern konnte, neigte sie ihren Kopf zum Gegenschlag und fing Natsukis Ohrläppchen wie so oft mit den Lippen ein, um an diesem sanft zu saugen.

„Ich glaube nicht... das mir das Leid tun wird...“, raunzte sie dann in ihr Ohr, versuchte sie aber nicht hören zu lassen das sie von dem gekraule richtig angetan war.
 

Wenige Sekunden nachdem die warmen Lippen sich um ihre empfindliches Ohrläppchen schlossen, rann ein angenehmer Schauer den Rücken hinab. Augen schlugen überrascht auf, schlossen sich sogleich aber wieder geschlagen. Die Fingerkuppen, die zuvor noch sanfte Liebkosungen am Rücken der Älteren ausgeübt hatten, gruben sich nun etwas fester in das Fleisch darunter.

"Nicht...", wisperte die Gakuenchou atemlos, spürte schon wie gefährlich nahe ihre Beine daran waren nach zugegeben. Verdammt war diese Frau mit ihrer Unberechenbarkeit. Vorsichtig neigte die Jüngere ihren Kopf, dunkles Haar fiel über ihre Schulter nach hinten, streifte zart die nackten Hautpartien. Mit etwas Widerwillen trennten sich ihre Lippen voneinander, offenbarten nur einen leichten Spalt, der ein leises Keuchen entfliehen ließ. Die Lider waren fest versiegelt, Hände legten sich schließlich nach vorne an beide Schultern Shizurus, versuchten vergeblich sich davon wegzudrücken.

Die nötige Kraft konnte Natsuki allerdings nicht aufbringen, der Körper war alles andere als gewillt, sich der süßen Folter zu entziehen. Innerlich verfluchte die Dunkelhaarige sich, dass sie sich so hingab, Shizuru eigentlich nur das lieferte, worauf jene aus war. Das war Grund genug für ihre Neckereien, die Reuelosigkeit, die sie in Worten gerade noch bestätigt hatte. Der heiße Atem, der gegen ihr Ohr schlug, riss die Barrikade nur noch schneller ein, die ohnehin schon gefährlich am bröckeln war.

„Baka…h-hör auf mit den Spielen…“, hauchte Natsuki nur ansatzweise, brachte es nicht fertig einen festen Ton in die Stimme zu legen. Sie schluckte hart, bevor sie sich den unersättlichen Lippen letztlich doch entzog, den Kopf sogleich hob um einem neuen Attentat entgehen zu können. Smaragd traf für einen Augenblick auf Rubin, ehe sich ersterer auf die fein geschwungenen Lippen vor ihr richtete, die sich zu einem unschuldigen Lächeln formten.

„Lass mich wenigstens teilhaben…..“, raunte die Jüngere, konterte den frechen Gegenzug Shizurus mit einem eigenen. Erst sachte dann immer bestimmter, versiegelte sie die Lippen der Älteren in einem Kuss. Obwohl es nur ein Rachezug sein sollte, verlor sich Natsuki schon viel zu schnell in der neuen Beschäftigung, schaltete den Verstand schneller ab als gewollt. Unsicher kostete ihre Zunge die dargebotene Unterlippe, versuchte ein wenig die Taten der Andere zu imitieren. Ein sanftes Stupsen, scheues Eindringen in die Mundhöhle, das Erforschen der neuen Region.

Nach einer Weile forderte der Sauerstoffmangel doch seinen Zoll, trennte sich Natsuki nur widerwillig von den süßen Lippen. Etwas atemlos lehnte sie die erhitze Stirn gegen die Shizurus, die Hände hatten sich während dem gesamten Liebesspiel fest an den Schultern verankert, boten wenigstens etwas Halt in der verschwommenen Welt.

„Es wird spät…“, murrte sie kaum hörbar, wies dabei hin den Spaziergang wieder in Richtung Bar zu lenken, ehe die Dunkelheit den Strandteil ganz verschluckte. „Schließlich wartet auch noch eine Flasche Sekt auf uns….“, ein sachtes Schmunzeln bildete sich, sie hatte die Präparationen der Älteren wachsam verfolgt.
 

//Nicht...//, das hatte Shizuru bisher jedes mal von Natsuki zu hören bekommen, wenn sie genau an dieser Stelle ihre Lippen verweilen und necken ließ. Aber genau das Ohr, welches ja schon eine empfindliche Stelle an sich war, stellte sich für Shizuru immer wieder als reizvolle Angriffsfläche dar. Aber nicht nur Natsukis Widerspruch war es, welchen sie ihr entlocken wollte, sondern auch das Zusammenzucken, die verzweifelten Versuche sich ihr doch noch zu entziehen und die leisen, verräterischen Geräusche die ihr hier und da einmal entkamen... Doch auch der Geschmack ihrer Haut war es, welcher Shizurus Lippen an diese Stelle zogen, wo sie dann erbarmungslos herum knabberten und auch die Zunge nicht zu kurz kommen ließen...

Sie konnte einfach nicht genug von ihr bekommen.. und jetzt, da sie beinahe schon die Erlaubnis für solche Spielereien hatte, wollte die diese auch ausnutzen, bevor Natsuki sich vielleicht anders entschied... Vielleicht kommt ihr ja irgendwann demnächst doch in den Sinn, das sie das alles so gar nicht haben will und das sie alles bereut... Shizuru aber würde sich dann nicht nachsagen wollen, dass sie nicht alles versucht hatte um Natsuki ihre Zuneigung zu bekunden, selbst wenn es durch solche kleine Scherze geschah, die Natsukis Aufmerksamkeit auf sich zogen... Eigentlich war ja alles Mittel zum Zweck...

Als Natsuki es dann geschafft hatte, sich Shizurus Attacke zu entziehen, setzte sie ihr typisch unschuldiges Lächeln auf. „Ich kann doch nichts dafür.. das du so süß bist das ich dich am liebsten auffressen würde...“, raunte sie dann schmunzelnd und wollte sich schon wieder neckend an ihr vergehen, als der Kuss, welchen die Gakuenchou auf ihren Lippen platzierte, sie gänzlich unfähig dazu machte...

Sofort stellten sich ihre Nackenhaare wieder auf und ihr Herz drohte ihr wieder aus der Brust zu springen, welche schon lange keine ernst zunehmende Wand mehr für das überschwängliche Herz bot. Sie schluckte und spürte, wie ihre Knie weich wurden.

Wie schaffte sie das nur immer wieder?

Wie gelang es der Jüngeren so einfach, Shizuru jedes mal das Ruder wieder aus der Hand zu nehmen und sie in dem Katz und Maus Spielchen wieder zur Maus zu degradieren? Die Rolle der Katze war ihr doch eigentlich angeboren und es war so selten andersherum gewesen... Das Gefühl war unglaublich ungewohnt, doch sie konnte auch nicht behaupten das es ihr missfiel und das sie sich Natsuki ungern hingab...

Aber das alles spielte keine Rolle, da sie im Moment ohnehin nicht nachdenken konnte. Die Zunge Natsukis hielt sie ja gänzlich davon ab und forderte ihre ganze Aufmerksamkeit um deren zärtlichen Spiel nachzukommen.

Kaum war der Kuss dann aber gelöst und die Stirn der beiden aneinander gelegt, öffnete Shizuru langsam ihre leicht verklärten Augen und leckte sich über die Oberlippe.

„Das alles sind keine Spielchen... Gakuenchou“, schnurrte sie dann, beugte sich nochmal vor und stahl ihrem Gegenüber noch einen zweiten, kurzen Kuss, ehe sie sich dann von ihr löste, ihre Hand nahm und dann mit ihr wieder den Rückweg zur Strandbar antrat.

Das Natsuki die Flasche Sekt bemerkt hatte, machte ihr nichts aus.. Sie hatte sie ja auch nicht wirklich verstecken wollen.

Einige wenige Schritte brachten sie dann zu der Stelle, wo Shizuru die Flasche im Sand zum kühlen platziert hatte.

Sie bückte sich und zog die Flasche hervor, um diese dann, durch leichtes drehen am Drahtverschluss, zu entkorken.

Etwas sprudelte über, doch das konnte man verkraften. Schmunzelnd roch die Ältere am Flaschenhals und setzte den Sekt dann an die Lippen, um einen Schluck zu kosten und ihn dann anschließend Natsuki vor die Nase zu halten.

„Auf den heutigen Abend...“
 

Sachte ließ sie Natsuki mitziehen, stolperte kurz etwas im Sand, ihrer Glieder nicht ganz mächtig. Die Beine fühlten sich immer noch etwas weich an, das Kribbeln auf den Lippen war nach wie vor unablässig. Ein Hauch von Rosa zierte die Wangen, zeigte Verlegenheit aber auch die Anstrengung, die der etwas übereifrige Kuss eingefordert hatte. Oh ja sie hatte sich hinreißen lassen, fast schon selber das eigenen Grab geschaufelt. Doch das war es mit Sicherheit wert gewesen, Natsuki fühlte dass jede kleine Zuneigung ein Schritt in die richtige Richtung war.

Fast schon scheu verschränkten sich ihre Finger mit denen der Älteren, es war eine grausame Achterbahnfahrt der Gefühle. Fühlte sie sich in einem Moment so sicher, als ob sie genau wusste, was tat, so brachte sie der nächste wieder in Unsicherheit, dem Tag gleich, als sie Shizuru das erste Mal gegenüber stand. An der Stelle, wo sie den Spaziergang begonnen hatten, angelangt, löste sich die Jüngere gänzlich.

Während Shizuru nach der Flasche fischte, ließ sie sich fast schon ein wenig undamenhaft in den Sand fallen. Das Kleid war gewiss nicht dafür gemacht, aber es war ihr egal in diesem Moment. Lieber würde sie hier noch eine Weile bleiben, als sich schon wieder unter die Menschen und die Hitze zu mischen. Der zufriednen Blick glitt kurz über den Strand, verweilte etwas länger dann auf der Wasseroberfläche des Meeres. Das leise Ploppen des Korken zog ihre Aufmerksamkeit zurück auf das Geschehen vor ihr, ein zaghaftes Schmunzeln bildete sich als Shizuru einfach zum Trinken ansetzte. Sie nahm die Flasche an sich, hob sie mit einer leichten Geste kurz an.

„Auf den heutigen Abend….“, wiederholte sie die Worte ruhig, setzte dann schon selber zu einem Schluck an, was am Ende jedoch auf mehrere Schlucke hinauslief. Ihre Kehle war sowieso ziemlich ausgetrocknet, das prickelnde Gefühl des Getränks war dabei nur ein zusätzlicher Genussfaktor. Langsam ließ sich Natsuki nach hinten gleiten, stützte sich mit beiden Ellbogen im Sand hinter ihr ab, die Finger immer noch fest um den Hals der Flasche geschlungen. Ein freches Grinsen zierte daraufhin die schmalen Lippen.

„Ich hoffe du hast nicht vor noch etwas davon zu Trinken….“, forderte sie spielerisch heraus, verlagerte das Gewicht kurz auf eine Seite um die Flasche etwas demonstrativ in der Luft zu schwenken.

Dass der Alkohol vielleicht so schneller Wirkung zeigen würde, geriet erst einmal in Vergessenheit, zu sehr reitzte die Erfrischung, der Geschmack und das neckende Spiel, zu welchem sie die Ältere aufforderte. Noch ein paar Tropfen des Getränks fanden ihren Rachen hinab, Wärme breitete sich in ihrer Magengegend aus, erfüllte schnell alle Glieder ihres Körpers.

„Vielleicht können wir aber auch einen Kompromiss eingehen…“, raunte die Gakuenchou knapp, ein Funkeln in den dunklen Augen. Noch war es ein Spiel was sie unter Kontrolle hatte, für wie lange würde sich jedoch noch herausstellen.
 

Nachdem Natsuki ihr die Flasche abgenommen hatte, reckte Shizuru die Arme in die Höhe und streckte sich eine Weile ausgiebig hin und her. Ein schmunzeln bildete sich auf ihren Lippen, ehe ihr Blick runter zu Natsuki wanderte und sie mitansah, wie diese sich lässig in den Sand plumpsen ließ und die Flasche Sekt dann an die Lippen setzte, wie eine kleine Schnapsdrossel die das brauchte, um den Abend genießen zu können. Natürlich dachte sie nicht, dass dies so war, doch das Bild welches Natsuki abgab, erinnerte eben stark an so eine Szene...

Über dieses Verhalten konnte sie aber nur verhalten lachen und richtete ihr Augenmerk dann kurz über das Meer, welches mehr als traumhaft unter dem großen Mond wirkte. Ihre Augen schlossen sich verträumt, ließen die Eindrücke in ihrem Kopf versacken und abspeichern...

Erst als sie dann Natsukis provokante Aussage hörte, wandte sie ihr wieder den Blick zu und hob die Brauen.

Hatte Natsuki gerade etwa wirklich einen Anflug von Frechheit? Hatte sie ihr wirklich gerade eine provozierende Wortwahl an den Kopf geschmettert?

Shizuru konnte nur noch grinsen und das war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie die Herausforderung annehmen würde.

„Und wenn doch?“, stellte sie ihr eine ebenso provokante Gegenfrage und näherte sich ihr dann, um sich neben ihr niederzulassen und sie anzublicken.

Diese Art war ihr zwar neu, aber sie hatte, genau wie alles andere an Natsuki, etwas ziemlich niedliches und überaus anziehendes...

„Wie willst du mich denn davon abhalten?“, fragte sie weiter und legte dabei amüsiert den Kopf schief, ehe sie einen Arm über Natsuki hinweg stützte und sich etwas über sie beugte, um mit dem Mund nach dem Flaschenhals zu haschen.

Als Natsuki diesen aber verspielt immer wieder wegzog, zog Shizuru die Brauen zusammen und sah ihr wieder ins Gesicht.

„Was für einen Kompromiss?“, verlangte sie dann zu wissen und wusste schon, das keine normale Antwort darauf über Natsuki Lippen kommen würde... Immerhin schien diese momentan ziemlich verspielt, gar angriffslustig, was vielleicht auch mit dem Alkohol zu tun hatte.

Um der Gakuenchou die Antwort schneller zu entlocken, wollte sie sich gerade zu ihren Lippen hinab beugen, doch bevor sich diese dann berührten, durchbrach ein lauter Frauenschrei die Stille der Nacht.

Sofort zog Shizuru den Kopf nach oben und versuchte die Quelle dessen auszumachen.

Ein Stück entfernt, hinter einem großen Felsen, entdeckte sie dann die Umrisse von zwei Personen und den Lauten nach zu urteilen, handelt es sich um eine Frau, die von einem Mann bedrängt wurde.

Die Otome richtete sich sofort auf ihre Beine und zögerte keinen Moment, ehe sie näher trat.

„Kai... Kai hör auf! Nicht! Argh...“, ächzte die Frau, während sie von einem groben, stark angetrunkenen Kerl an den Felsen gedrückt wurde und er sich an ihrem Rock zu schaffen machte.

„Ach zier dich nicht so ... du willst es doch auch!“, gurgelte der schleimige Typ grinsend und riss ihr einen Träger ihres Top´s durch.

„NEEIIIN!“, schrie die Frau, den Tränen nahe und bevor der Kerl ihr den Slip unter dem Rock wegreißen konnte, um ihr vielleicht noch schlimmeres anzutun, wurde er von Shizuru an der Schulter gepackt und von der Frau weggerissen, welche zu Boden sackte. Der Kerl landete unsanft auf dem Hintern im Sand.

„Das Mädchen hat nein gesagt, also lass gefälligst deine widerlichen Finger von ihr!“, sagte Shizuru, arg erbost, denn wenn sie eines nicht leiden konnte, dann war es Gewalt gegenüber Frauen, vor allem durch die Hände von Männern.

Der Mann schüttelte sich leicht und raffte sich wieder auf seine schwankenden Beine. „Verpiss dich du blöde Schnepfe, das geht dich gar nichts an!“, keifte er und ließ seine Fäuste sprechen, mit den er ausholte. Shizuru wich gekonnt einige male aus und fing einen Hieb einfach mit der flachen Hand ab, ehe sie zur Seite trat und der Mann nach vorne strauchelte. Er war zwar nicht sonderlich groß, schien aber gut trainiert zu sein und Shizuru merkte, dass sie durchaus unterlegen war, ohne aktive Nanos im Körper... Sie hoffte, das er genug habe und vielleicht verschwinden würde.

Als er in den Sand sackte, nutzte Shizuru die Chance um zu der weinenden Frau zu gehen und ihr auf die Beine zu helfen. „Alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt und hörte nur ein 'Vorsicht!' aus dem Munde der Frau, ehe sie sich rasch umdrehte und von dem Kerl mit der Faust eins auf den Mund bekam.

Shizurus Kopf wurde zur Seite geschleudert und keuchend ging sie zu Boden. Das war ein echter Volltreffer und aus ihrem Mund trat ein Schwall Blut hervor, der nicht nur von einer aufgeplatzten Lippe herrührte.

Fassungslos blickte sie auf das Blut in ihrer Hand und richtete sich dann auf, um einen folgenschweren Fehler zu begehen. Zwar nutzten Otome niemals ihre Kraft gegen die Bevölkerung, doch dies war eine notlage... Sie strich sich ihr Haar zurück wie gewohnt und rief ein 'Materialize!'... doch nichts passierte.... Ruckartig wurde ihr auch klar warum. Sie war ja keine Otome mehr und einen GEM trug sie auch nicht... Der kerl nutzte den Moment um ihr noch mal eine zu verpassen, bis sie zu Boden ging und sich dann wieder seinem Opfer zuzuwenden.

Shizuru wischte sich das Blut aus dem Gesicht und verkrallte ihre Hände im Sand, ehe sie sich erneut auf die wackeligen Beine hob und sich von hinten an den Hals des Mannes warf, um ihn mit allen Kräften die ihr innewohnten, von der Frau fernzuhalten...
 

Das Trinken wurde schnell Nebensache, als Shizuru sich zur ihr in den Sand nieder ließ. Hatte der kühle Sekt ohnehin schon um die Hälfte abgenommen, stieg mit seiner berauschenden Wirkung der Jüngeren schneller zu Kopf als es von dieser geplant war. Ihre Finger rutschten vom Flaschenhals, ließen das Gefäß neben sich im Sand stecken. Die Aufmerksamkeit war schier auf die ältere Otome über ihr geríchtet, verklärte Augen versanken in dem tiefen Rot, schlossen sich bereits schon erwartungsvoll. Halb geöffnete Lippen erwarteten sehnsüchtig den Kontakt, der jedoch selbst nach einer Weile des Wartens ausblieb.

Der Schrei drang nur gedämpft an ihr Ohr, blinzelnd öffnete die Gakuenchou die Augen, sah Shizuru schon in der Ferne zu dem Ort des Geschehens eilen. Eine Augenbraue hob sich etwas verwirrt, der Kopf wurde schwerer, sank von alleine in die Wiege. Natsuki spürte eindeutig den Einfluss des Alkohols, die letzen Schlucke waren wohl doch etwas zu viel gewesen. Die Jüngere war es nun mal nicht gewohnt und Leichtsinn war eben einer ihrer schwachen Eigenschaften. Der Grund warum Shizuru sie einfach so hier hatte sitzen lassen, wurde erst klarer, als die Geräusche lauter wurden, die Situation schon am eskalieren war. Natsuki kniff die Augen leicht zusammen um besser erkennen zu können, was sich mehr oder weniger schemenhaft im Licht des Mondes abspielte.

„Was zur…!“, murrte sie knapp hervor, versuchte sich vergeblich aus dem Sand hoch zudrücken. Erst nach einigen Versuchen gelang es der Gakuenchou einen wackeligen Stand zu erreichen, die ersten Schritte waren nicht besser. Mit mehr Glück als Können landete sie nicht gleich wieder auf dem Boden, bahnte sich einen Weg rüber, wo sie Shizuru und zwei unbekannte Gestalten ausfindig machen konnte. Das Gehen im Kleid wirkten nun schwerer denn je, musste es einige Flüche der Dunkelhaarigen über sich ergehen lassen.

„Un-…nützes Teil...!“, knurrte sie, nachdem sie der Stück Stoff fast wieder zu Fall gebracht hätte. Ungeschickt griffen ihre Finger nach dem Stoff an ihrem Bein, der Oberkörper ein wenig schwankend bei dem plötzlichen Vorbeugen. Ein längeres Ziehen und Zerren, ein kurzes Reißen und Ratschen und schon besaß das Kleidungsstück etwas mehr Beinfreiheit, offenbarte ein schlankes Bein bis zu Hüfte empor. Natsuki grinste triumphierend, sie würde dem sowieso nicht nachtrauern.

„Shi-…zuru...?“, fragte sie leise, als sie am Felsen schließlich angelangt war. Ihre Zunge fühlte sich ungewohnt schwer an, während eine Hand abstützend Halt am Fels suchte. Die nächsten Momente geschahen so schnell, dass die Jüngere Not hatten alles auf einmal mitzubekommen. Sie sah nur wie jene anmutige Otome ein weiteres Mal von dem Kerl in den Sand befördert wurde. Dieser grinste nur betrunken, sich seine Überlegenheit durchaus bewusst, wand sich der jungen Frau wieder zu, die schluchzend am Boden kauerte. Es brauchte nicht lang bis Natsuki begriff, worum es sich bei der ganzen Sache handelte. Ein kurzes Blick rüber zur Älteren und ihre Augen weiteten sich vor Schreck, registrierten das Blut was ihre blassen Haut entstellte. Im Bruchteil einer Sekunde verengten sich die Smaragde zu Schlitzen, das Blut pulsierte stark in ihren Adern, verdrängte durch ansteigendes Adrenalin den Alkohol.

„Hey!“, brachte die junge Otome harsch hervor, riss den Kerl an der Schulter rum, nur um die andere Faust geradewegs in sein Gesicht zu schwingen. Ein Knacken war zu hören, als das Nasenbein des Angetrunkenen nachgab, gleich eine Woge Blut mit sich brachte. Der Dunkelhaarige stolperte etwas zurück, fluchte und brachte beide Hände sogleich an die verletzte Nase. Natsuki zog etwas die Augenbrauen zusammen, schüttelte leicht die Hand mit der sie so schnell zugeschlagen hatte und dadurch selber eine etwas schmerzliche Erfahrung machen musste. Knochen auf Knochen war schließlich hart.

„Du verfluchte Schlampe!“, keifte der junge Mann, Wut stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. „Was ist das hier?! Haltet euch gefälligst raus!“, drohte er, schritt zugleich auf die Gakuenchou zu, um sie auch aus den Weg zu schaffen. Grobe Finger ergriffen das dunkle Haar der Jüngeren, rissen sie daran ein wenig zur Seite und schließlich auch zu Boden. Natsuki konnte nicht anders als diesem zu folgen, der Schmerz war zu abrupt, die Bewegung zu schnell, verlor sie ohnehin schon einige der seidenen Strähnen.

Zahnreihen schoben sich knirschend übereinander, es war das zweite Mal an diesem Abend, dass man sie derart beschimpfte, behandelte als ob sie nichts weiter als ein billiges Stück Fleisch war. Wut brodelte schnell auf, schaltet den Verstand ab, der zu nächsten Aktionen wohl eher nicht geraten hätte. Rasch drückte sich die Dunkelhaarige wieder in den Stand, dunkles Grün wirkte bedrohlich, wenn auch etwas umnebelt.

„Materialize!“, drang der Befehl an ihren GEM, forderte die Robe des Ice Silver Crystals, die sich auch wenige Augenblicke später an Natsukis Haut anschmiegte. Die Energieringe der Robe pulsierten in einem stärker werdenden Licht, zeigten die Anspannung die sich zu bilden schien. „Ich denke du brauchst eine kleine Abkühlung…“, knurrte sie, packte den überraschten Kerl schon an den Schultern um ihn nun mit Leichtigkeit etwas anzuheben.

„Hey was soll das?! Lass mich los!“, rief der Mann wütend, schlug wild mit den Fäusten um sich, von denen Natsuki zwar einige trafen, sie aber nicht weiter an ihrem Vorhaben hinderten. Ein kurzes Abdrücken vom Boden brachte beide in die Luft, die Robe war stark genug um zwei Personen für eine Weile tragen zu können. Der Flug war nicht sehr hoch und auch ziemlich kurz, hatte es die Gakuenchou lediglich darauf abgesehen, dem Typen seine versprochene Erfrischung zu liefern. Diese bekam er auch sogleich, als er mit einem lauten Platschen im Wasser landete, sofort anfing mit den Armen zu rudern um nicht unterzugehen.

„Gaaah verfluchte Weiber...!“, spuckte er hervor, schluckte dabei einiges an der salzigen Substanz die ihn umgab. Natsuki war mittlerweile wieder am Ufer gelandet, beobachtet das rege Paddeln des Mannes, der sich mühsam wieder an Land vorkämpfte und im matschigen Sand dann schließlich keuchend zusammenbrach.

„Lass dir das eine Lehre sein, mit einer Frau so umzuspringen….“, warf Natsuki ihm kühl vor, distanzierte sich dann auch schon in Richtung der anderen beiden. Die Kraft war schnell ihren Gliedern gewichen, die Robe dematerialisierte sich schneller als die Jüngere reagieren konnte. Ein Schritt vorwärts, das Verfangen im unerwarteten Stoff des Kleides und schon befand sich der Ice Silver Crystal auf dem Weg den Sand zu küssen. Ein dumpfer Aufprall folgte, bewegungslos blieb Natsuki frontal mit dem Gesicht im Sand liegen. Lediglich ein leises Stöhnen entfloh ihrer Kehle, das war nicht gerade der passende Abgang für die Heldentat.
 

Der Kerl hatte Shizuru wieder abgeschüttelt, sie erneut zu Boden befördert, als Natsuki sich dann einmischte und dem Kerl erst mal eine Faust gab, um ihm die Nase förmlich aus dem Gesicht zu schlagen.

Der Sand der sich in ihren Mund befördert hatte und sich dort mit dem Blut mischte, wurde auf den Boden gespuckt, während sie sich wieder versuchte auf die Beine zu erheben, aber nur soweit kam auf alle viere zu gehen.

„Na...tsuki?“, fragte sie leise, verfolgte das Geschehen mit einem offenen und einem geschlossenen Auge, welches langsam eine Bläuliche Umrandung aufwies. In so einem unbedeutenden Kampf gegen so einen mikrigen Gegner zu verlieren, war für den eigentlichen Amethysten wirklich eine wahre Schande... Sie würde nie wieder in den Spiegel blicken können...Doch das war ja nun unwichtig.

Als die Jüngere wieder so derb beschimpft wurde, fand Shizuru schnell auf die Beine zurück und wollte sich schon wieder einmischen, als Natsuki das ganze dann als Otome regelte und da hatte der Kerl wirklich keine Chance mehr... Doch auch Shizuru konnte da nicht mehr gegen halten und wäre Natsuki so nur ein Klotz am Bein... Also galt es der Frau zu helfen, während die Gakuenchou sich um den gemeinen Lackaffen kümmerte.

Die geschändete und verängstigte Frau kauerte immer noch an dem Felsen und schien selbst nicht fassen zu können, wo sie da rein geraten war und was hätte passieren können, wenn die beiden otome nicht zur Hilfe gekommen wären...

Schluchzend kauerte sie sich gegen den kühlen Stein und klammerte sich an ihre zerfetzten Klamotten.

Shizuru krabbelte auf allen vieren zu der Frau und legte langsam eine Hand an ihre Schulter. Die frau zuckte erst zusammen, schlang dann aber hastig die Arme um den Hals Shizurus um sich an ihr festzuhalten.

„Scht... Ist ja gut... er wird dir nichts mehr tun...“, versuchte sie das junge Mädchen zu beruhigen, wusste aber, das das schwer war. Sie half dem Mädchen auf und wollte sie dann gerade etwas weg bringen, als Natsuki zurückkam und im Sand zusammensackte.

„Natsuki?“, fragte sie etwas erschrocken und dachte schon das etwas schlimmes wäre... Sie sah sich um und zum glück kamen einige Gäste, die auf das gefecht aufmerksam geworden waren und denen übergab sie dann das Mädchen um sie wegschaffen zu lassen zur Polizei und vor allem zu einem arzt.

Anschließend watete sie zu Natsuki rüber und sank neben ihr in den Sand des strandes. Ihr Kleid war ohnehin ruiniert und das Blut hatte sich aus ihrem Mund ihr ganzes Kinn und den hals hinab verteilt, während sich ein deutliches veilchen um ihr Auge bildete.

„Natsuki... ist alles in Ordnung?“, fragte sie und ergriff sie bei den Schultern, um sie herum zu drehen und ihren Kopf in ihrem Schoß zu platzieren.

Ein geschulter Blick in das Gesicht der Gakuenchou verriet ihr, das wohl an dem zusammenklappen mehr der Alkohol im Blut schuld war, als irgendetwas anderes... Das war zwar nicht unbedingt gut aber bestätigte wenigstens nicht den Verdacht das sie viel abbekommen hatte... Einige Blaue flecken würde sie aber sicher dennoch davon tragen.

„Komm... lass uns nach Hause gehen...“, sagte sie dann leise und erhob sich mit Natsuki, welche sie dann schulterte und ihr somit beim gehen half, bis sie die Veranda der heimischen Strandhütte erreicht hatten. Sie wollte einfach nur weg von dem Fleckchen erde, auf welchem sie gerade so heftig hatte einstecken müssen und Natsuki nicht einmal wirklich helfen konnte... Sie konnte einfach gar nichts mehr ohne die nanos... ohne den Amethysten... wozu war sie dann überhaupt noch gut?

Seufzend trat sie die Tür auf und beförderte Natsuki dann erstmal auf die Couch, ehe sie die Tür schloss. Wenn sie sich umgezogen hatten, würde sie die Jüngere ins Bett verfrachten... damit diese sich ausschlafen konnte.
 

Ein kurzes Husten drang heiser hervor, als Natsuki endlich wieder etwas besser Luft bekam. Hätte Shizuru sie nicht herumgedreht und wäre somit zu Hilfe gekommen, würde sie vermutlich immer noch die Nase in den Sand stecken. Träge Augen versuchten den Blick auf dem Gesicht der Älteren zu wahren, die Mundwinkel zuckten leicht, formten von neuen ein unschuldiges Grinsen. "Mir gehts bestens...“, versicherte die Jüngere etwas überschwänglich, dass ihr Stolpern genau das Gegenteil bewies, verdrängte sie vollkommen. Eine Hand hob sich langsam, vorsichtig ertasteten Finger die geschundenen Wange Shizurus. Der Gesichtsausdruck der Gakuenchou wechselte schlagartig, wirkte besorgt, wenn nicht sogar ein wenig schuldig.

"Ich hätte nur besser auf dich aufpassen müssen...“, säuselte sie unverständlich, wurde immer leiser zum Schluss, gab sich somit die Schuld dafür nicht eher eingegriffen zu haben um jene Verletzungen zu verhindern. Der sachte Ruck nach oben in den Stand, brachte die Welt um Natsuki kurz zum drehen, schloss sie schnell die Augen um das schlimme Schwindelgefühl ein wenig zu verdrängen. Mit Shizuru als hilfreiche Stütze, fanden die beiden Frauen schnell den Weg zurück zum Haus.

Dort auf die Couch im Wohnbereich verfrachtet, war die Jüngere nicht länger im Stande den Oberkörper aufrecht zu halten, ploppte etwas unsanft zur Seite auf die Armlehne der Sitzgelegenheit. Ein leises Stöhnen brach hervor, sie wusste nicht was schlimmer einzustufen war, das elende Schwindelgefühl oder das Unwohlbefinden in der Magengegend. Die Kehle war rau, fühlte sich ausgesprochen trocken nach der ganzen Anstrengung an, zudem hatte der Alkohol dem Körper restlos alles nötige Wasser entzogen.

Dass Shizuru schon den Weg die Treppen hoch ins Bad angetreten hatte, bekam Natsuki erst einige Minuten später überhaupt erst mit. Automatisch schob sich die Unterlippe schmollend etwas vor, konnte der vernebelte Verstand der Gakuenchou nicht ganz nachvollziehen, warum sie schon wieder alleine sitzen gelassen wurde.

„Shizuruu~!“, rief Natsuki ein wenig wehleidig, wartet einen Moment, als sich jedoch nichts regte, kroch nur ein unzufriedenes Murren ihre Kehle hoch.

„Mou ich schaff das auch allein….“, ein wenig Mut zusprechend, kämpften Hände sich durch das Polster bis die Jüngere sich wieder einigermaßen aufrecht auf der Couch befand. Ein kurzes Blinzeln, ein Augenblick später und der Gleichgewichtssinn gab schon wieder nach, beförderte die Gakuenchou auf den harten Holzboden. Sie rang sich ein schmerzvolles Stöhnen ab, drückte mit beiden Händen das Gesicht vom Boden hoch, das dort wieder weniger erfreulichen Kontakt gefunden hatte. Es war ein Wunder, dass sie sich selber noch nicht die Nase gebrochen hatte bei den ganzen Unfällen.

Sich sicher, dass sie keine aufrechten Glieder tragen würde, blieb Natsuki gleich am Boden, zog sich Stück für Stück ein wenig in Richtung Küche vor, die plötzlich weiter denn je schien.

„Warum trink ich auch so viel….“, mumbelte sie verärgert über sich selber vor sich her, wusste dass sie im Moment wohl ein ziemlich lächerliches wenn nicht sogar erbärmliches Bild abgab.

Tapsige Hände ertasteten die kühle Oberfläche des Kühlschranks, langten nach dem Griff um diesen zu öffnen. Etwas kraftlos zog Natsuki daran, Brauen zogen sich nach unten, als die schwere Tür nicht nachgeben wollte. „Gah geeeh auf…!“, brachte sie unter zusammengepressten Zähnen hervor, zerrte noch etwas weiter bis die Tür letztendlich doch nachgab und schwungvoll aufklappte. Benommene Augen suchten den Inhalt nach etwas passendem ab, was das raue Gefühl in ihrem Hals verdrängen wurde. Die Wasserflasche, die die Dunkelhaarige dann mit Freuden entdeckte, stellte sich jedoch schon als die nächste Herausforderung heraus. Thronte sie fast schon ein wenig spöttisch auf eine der oberen Etagen des Kühlschranks.
 

„Warte einen Moment...“, kam es nur von oben, als Natsuki so wehleidig nach Shizuru jammerte. Diese aber hatte sich jetzt erstmal im Bad verschanzt und wusch sich den Mund aus, um dann feststellen zu können ob noch alles heil war. Denn vor allem die Frontzähne hätten ja Schaden nehmen können...

Das Perlweiße Waschbecken füllte sich mit einem Gemisch aus Blut und Wasser, als Shizuru die Flüssigkeit immer wieder in die Mundhöhle schöpfte um es dann wieder auszuspucken. Als kein Blut mehr nachkam, wusch sie das Becken aus und richtete ihren Blick dann hoch in den Spiegel. Das Blut kam eindeutig von der Lippe und sie hatte sich beim ersten Schlag auch heftig auf die Zunge gebissen.. Das alles war jetzt ein wenig geschwollen.. Doch eigentlich war das nichts, im Gegensatz zu dem Veilchen, welches sie in blauvioletten Tönen um ihr rechtes Auge ausbreitete und wirkte, als wäre sie die Frau eines misshandelnden Mannes, der sie täglich grün und blau schlug... Das alles entstellte das Gesicht ganz schön, doch das war einfach nicht zu vermeiden gewesen... Wichtig war, das sie der Frau helfen konnten...

Seufzend zog Shizuru sich dann das Kleid vom Körper und bemerkte noch einige Blaue Flecken, doch die waren kaum der Rede wert.

Sie hüllte ihren nackten Leib dann lediglich in den fliderfarbenen Morgenmantel, ehe sie den Rückweg nach unten antrat und überrascht die Brauen hob, als Natsuki nicht mehr auf dem Sofa zu finden war...

„Natsuki?“, fragte sie und sah sich um. Sie konnte froh sein, das ihr rechtes Auge zwar dem eines Preisboxers glich, jedoch noch nicht so zu geschwollen war, das sie daraus nichts mehr hätte sehen können. „Natsu-....“, fragte sie erneut suchend, entdeckte sie bei den nächsten paar Schritten dann aber auch schon hinter der Küchenzeile am Kühlschrank.

„Was machst du denn da?“, wollte sie nun wissen, als sie heran trat und dann sah, das es die Jüngere zu dürsten schien... und das war wirklich kein Wunder.

Shizuru musste sachte lächeln, wobei die aufgeplatzte Lippe leicht schmerzte. Sie griff an der Gakuenchou vorbei und zog die Flasche dann aus dem Kühlschrank, um sie ihr zu reichen.

„Aber erst gehen wir hoch, dann kannst du trinken...“, legte sie ihr das Gebot auf und schloss den Kühlschrank mit einem Seitenhieb ihrer Hüfte.

Anschließend übergab sie Natsuki die Flasche, damit sie ihre Hände nutzen konnte um Natsuki zu umgreifen und ihr dann dabei zu helfen, die Treppe hinauf nach oben zu gelangen.

Dort angekommen betrat sie mit ihr das Schlafzimmer und ließ erst wieder von ihr ab, als sie die Jüngere auf dem großen Bett abgesetzt hatte.

Jetzt würde Natsuki in Ruhe trinken können, während Shizuru die Schlafzimmertür schloss und sich dann an Natsukis Kleiderschrank begab, um für sie einen Pyjama heraus zu suchen... denn sie vor dem Schlafengehen auf jedenfall noch würde anziehen müssen.

Als sie einen gefunden hatte, kam sie mit diesem zurück ans Bett und warf diesen natsuki vor die Nase.

Anschließend setzte sie sich auf die Bettkante zu ihr. Abermals wanderte ihr blick über Natsukis Körper, nur um sicher zu gehen das sie nicht verletzt war und das der Alkohol das einzige war, was ihr Verhalten beeinträchtigte.
 

Natsuki hatte gerade dazu angesetzt sich mit Hilfe der Kühlschranktür in einen mehr als wackeligen Stand zu ziehen. Als Shizurus Worte jedoch überraschend an ihr Ohr drangen, sackte sie erneut auf den Boden, blinzelte ein wenig ertappt, ehe der Blick sich der Älteren zu wand. Ein unschuldiges Lächeln zeichnete sich ab, wirkte leicht fehl am Platz in dem verklärten Gesicht. Brauen zogen sich leicht kraus, als Shizuru ihr dann die ersehnte Wasserflasche runter holte und darbot.

„Ich hätte das schon geschafft…“, murmelte die Gakuenchou überzeugt, schlanke Finger fummelten schon etwas mit dem Verschluss des Getränks, hielten dann aber sofort inne, als die Ältere forderte erst den Weg nach oben ins Schlafzimmer anzutreten. Dieser war auch den Umständen entsprechend etwas mühsam aber am Ende doch erfolgreich. So war die Jüngere froh sich auf dem Bett niederlassen zu können, der Boden war eindeutig zu unbequem nach ihre Ansicht.

Nach etwas Drehen und Ziehen löste sich endlich der Verschluss von der Flasche, welche schnell zu Natsukis Lippen fand. Ein wenig zu gierig trank sie einige Schlucke der kühlen Substanz, kam nicht drum herum sich dabei zu verschlucken und in einem kurzen Hustenanfall auszubrechen. Zumindest fühlte sich ihre Kehle nun nicht mehr so rau an, der Durst war ein wenig gestillt, wenn auch immer noch hintergründlich da.

Ein paar langsame Schlucke später, schraubte die Dunkelhaarige den Verschluss wieder auf den Flaschenhals, ließ das Getränk achtlos neben sich liegen. Träge sank ihr Oberkörper nach hinten auf die Matratze, es fühlte sich plötzlich wieder viel zu schwer an Gliedmaßen aufrecht zu halten. Ein kurzes Blinzeln an die Decke, Lider die schon halb sanken, keiner Kraft mehr mächtig. Die helle Haut war soweit unversehrt, nur ein paar blaue Flecke waren hier und dar zu sehen, die Schrammen die auch schon vorher den Körper der Gakuenchou zierten.

Das sachte Bewegen der Matratze als sich Shizuru neben ihr hinsetze, zog wieder leichte Aufmerksamkeit der Jüngeren auf sich.

„Shizuru...?“, murrte sie schläfrig, richtete sich etwas wieder auf nur um sich unerwartet in Shizurus Schoss zu betten. Schlanke Arme zogen sich um die Hüfte der Älteren, während ihr Kopf sich im Stoff des Morgenmantels vergrub. Die Nase stupste leicht an den Bauch, versteckte sich ein paar Augenblicke später auch schon in weichem Samt, atmete den beruhigenden Geruch tief ein.

„Hm schläfst du mit mir...?“, raunte die Gakuenchou schlaftrunken, erfragte lediglich die Anwesenheit der älteren Otome in der Nacht, auch wenn die Worte etwas anders klangen. Das sie zum Schlafen sich noch umziehen musste, war wohl etwas was Natsuki nicht wirklich bedachte. Das sie ohnehin nicht fähig war sich aus- geschweige denn wieder richtig anzuziehen war eine andere Sache.

Die Knie etwas anziehend, rollte sich Natsuki etwas enger zusammen, die Arme schlangen sich fester um den Körper der Anderen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie sofort in der Position einschlafen können, Shizuru sah dies wohl aber etwas anders. Spürte sie schon im nächsten Moment, wie sie stützend ein wenig aufgerichtete wurde.
 

Shizuru blinzelte, als Natsuki sich erst etwas schlingernd aufsetzte und dann mit dem Kopf zur Seite in ihren Schoß sackte. Zarte Brauen hoben sich, als sie dann von schmalen Armen umschlungen wurde und sich das Gesicht der Jüngeren an ihrem Bauch vergrub wie eine Hundeschnauze.

Sie rang sich ein schlucken ab und legte dann eine hand auf das dunkle Haar, um ihr beruhigend einen moment lang über den Kopf und durch das Haar zu streichen.

Ein sachtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen... Auch wenn die Gakuenchou zu tief in die Flasche geguckt hatte, so hatte sie nun doch etwas friedliches.... etwas kindlich niedliches und das vermochte wohl nur Shizuru zu sehen.

Sie spielte mit vereinzelten Strähnen und strich diese dann immer wieder verspielt hinter die Ohrmuschel der jüngeren, ehe diese dann zu Wort ansetzte.

//Schläfst du mit mir?//, klingelte es in ihren Ohren und sofort schoss ihr eine satte Röte ins Gesicht, als ihr bestimmte Gedanken in den Kopf huschten...

Natürlich war es ihr klar, dass Natsuki das in ihrem Suff ganz anders gemeint hatte, doch sie konnte nicht verhindern, kurz auf andere Gedanken zu kommen.

Nur durch ein leichtes Kopfschütteln und ein dezentes räuspern, konnte sie ihre Gedanken dann wieder klären und sah auf den Kopf nieder, welcher auf ihrem Schoß ruhte.

„Ja, wenn du das möchtest, sicher...“, sagte sie dann leise, räusperte sich nochmals und sah dann zu dem Pyjama rüber, welchen sie für Natsuki auf dem Bett bereit gelegt hatte....

Seufzend nahm sie zur Kenntniss, das diese wohl kaum dazu fähig war sich noch selbst um zuziehen...

Shizuru war aber auch nicht sonderlich scharf darauf die Gakuenchou zu entkleiden... Dabei würde sie sicherlich nur Dinge sehen die ihr nie wieder aus dem Sinn gehen würden und sie sicherlich die ganze Nacht wach halten würden... doch sie hatte wohl keine andere Wahl... In dem Kleid konnte die Jüngere unmöglich schlafen...

„Natsuki...“, nuschelte sie dann leise, beinahe so sanft wie eine mutter zu ihrem kind, welches sie aufwecken musste um es ins Bett zu befördern.

Sie drückte die Schultern der Dunkelhaarigen leicht auf und ließ sie dann langsam mit dem Rücken nach hinten auf die matratze kippen...

Anschließend stand sie auf und betrachtete Natsuki... Das die jüngere so willenlos aussah, hatte etwas überaus verruchtes.. Sie hüstelte und beugte sich dann runter, um Natsuki des Kleides zu entledigen und allem was sie darunter trug.

Dabei versuchte sie so wenig wie möglich ihren Blick auf der nackten haut zu haben.. doch das war leichter gesagt als getan... Ihr herz raste ja jetzt schon wieder...

Sie griff nach dem Schlafanzug und zog Natsuki dann zuerst die Hose über die Beine und bis hoch zur Hüfte, ehe sie dann über sie krabbelte, ihren Oberkörper zu sich hoch zog und ihr dann dabei half, in die ärmel des Oberteils zu kommen.. Bei diesem Unterfangen hatte sich der Gurt ihres Morgenmantels gelöst und dieser klaffte nun etwas weiter auf, als nötig...
 

Ein protestierendes Murmeln drang hervor, die Postion war einfach zu bequem gewesen um sich jetzt daraus zu bewegen. Wenigstens versicherten ihr die Worte Shizuru, dass sie die Nacht bei ihr bleiben würde, wollte sie die Ältere auf jeden Fall sicher in ihrer Nähe wissen. Grüne Augen schlugen halb auf, blinzelten verwirrt als Shizuru anfing das Kleid von ihrem Körper zu lösen.

"Mou Shizuru...", jammerte die Jüngere leise, fand es alles andere als fair, dass ihr ihre Kleidung geraubt wurde.

“Warum darfst du mich immer ausziehe...und ich dich nie...?!", nuschelte sie weiter, zog die Augenbrauen fast ein wenig nachdenklich zusammen. Das der Verstand mittlerweile keine klaren Sätze mehr zustande brachte war mehr als ersichtlich, lag nun nicht nur am Alkohol sondern auch der hereinbrechenden Müdigkeit.

Ohne großen Widerstand, völlig willenlos, ließ Natsuki sich die Hose anzuziehen, half sogar ein wenig mit, als es hieß die Hüfte etwas anzuheben. Das Oberteil stellte sich jedoch als eine größere Aufgabe heraus. Niemals hätte sich wohl jemand denken können, dass die Gakuenchou Schwierigkeiten hatte in die Ärmel zu kommen. Sie würde es den nächsten Morgen noch genug bereuen, sich derart erbärmlich hingegeben zu haben.

Es war aber auch nicht so, dass Natsuki es vor hatte die Arme in die vorgesehenen Löcher des Pyjamaoberteils zu stecken, vielmehr fand sie reges Interesse an der Haut der Älteren, die sich so unfreiwillig offenbart hatte.

Mit einem verträumten Blick streckte die Jüngere einen Arm aus, während Shizuru rege daran war ihren anderen endlich unter zu bringen.

Zaghaft stupsten Fingerkuppen an die Haut ein paar Millimeter unter dem markanten Schlüsselbein. Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf den Lippen der Dunkelhaarigen, Finger bahnten sich langsam einen Weg das Dekolleté hinunter, hielten erst vor dem Brustansatz inne.

"Hm so weich...“, wisperte Natsuki fasziniert, konnten den Blick gar nicht mehr von der Stelle abwenden. Schnell bildete sich ein Schmollen auf den blassen Lippen, als ihr weitere Freude an jener Haut untersagt wurde, Shizuru den Arm nun auch in den Pyjama verfrachtete. „Unfair..“, murrte sie, ehe die Gakuenchou bemerkte, dass der andere Arm ja nun frei war um jene Tat weiter zu vollziehen. Die Hände Shizurus, die an den Knöpfen des Pyjamas arbeiten, blockierten jedoch jeglichen Zugang. Das Schmollen wurde breiter, der Blick beobachtet desinteressiert wie jeder Knopf sein entsprechendes Loch fand.

Ehe sich Natsuki versah, fand sie sich schon unter der großen Decke des Bettes wieder, das Reaktionsvermögen war wohl auch nicht mehr das Beste. Hände streckten sich sogleich aus, wirkte die Jüngere mehr denn je wie ein kleines Kind, dass von der Mutter die nötige Zuwendung vor dem Schlafen brauchte.
 

„Du darfst mich das nächste mal ausziehen, okay? Und jetzt sei brav und hilf ein bißchen mit...“, sagte sie dann, völlig in dem Unterfangen verstrickt, mit welchem sie die Arme der Jüngeren in die Ärmel buchsieren wollte.

Das das alles nur gesagt wurde, da Natsuki betrunken war, war klar. Diese war nicht herr ihrer selbst und auch Morgen, so hoffte Shizuru zumindest, würde diese sich an diese ganzen Kleinigkeiten hier nicht erinnern... Am Ende würde sich Natsuki noch daran erinnern dass Shizuru sie nicht nur ausgezogen hatte sondern ihr auch versprochen hatte das sie sie das nächste mal würde ausziehen dürfen... doch daran galt es jetzt keine Gedanken zu verschwenden.

Als ihr einer der Arme entfleuchte, hielt sie wenigstens den anderen fest und versuchte diesen in den Ärmel zu schieben, während die Finger von Natsukis freier Hand auf erkundungstour gingen.

Rubin wurde schlagartig freigelegt, weitete sich, als die zarten Finger der Jüngeren über die Haut unterhalb ihres Schlüsselbeines huschten.

Sofort schoss ihr die Röte wieder ins Gesicht.

„Na... Natsuki..“, japste sie erschrocken auf, kniff kurz die Augen zusammen und versuchte die Gänsehaut und das kribbeln zu ignorieren...

Ein kurzes Schaudern, dann fing sie den frechen Arm auch schon wieder ein und wickelte Natsuki schließlich in das pyjama Oberteil.... Endlich hatte sie es geschafft und konnte nun die kleine Schnapsdrossel unter die Bettdecke befördern.

„Und jetzt wird geschlafen..“, drohte sie ihr dann, einer Mutter gleich, ehe sie sich vom Bett runter schob um zum Schrank zu gehen...

Diesen riss sie auf und suchte auch für sich selbst etwas zum anziehen...

Doch ihr kam Natsukis kindliches gebettel dazwischen..

Seufzend sah sie vom Schrank aus immer wieder zurück und brachte es schließlich nicht über das herz sie noch länger alleine da liegen zu lassen...

Eine Nacht mehr oder weniger Nackt neben ihr, das würde nun auch nichts mehr ausmachen und wer weiß an was alles sich Natsuki morgen noch erinnern würde...

Sie seufzte kurz, schloss den Schrank und trat dann zurück an das bett, um den Gurt des Morgenmantels nun gänzlich zu lösen und den Stoff von ihren Schultern zu Boden gleiten zu lassen.

Nachdem sie dann, nackt wie Gott sie geschaffen hatte, zum Bettkasten geschritten war um das Licht zu löschen, rutschte sie zu Natsuki unter die Decke und legte sofort ihre Arme um den schmalen Leib, um sie bemutternd an sich zu drücken.

„So besser?“, fragte sie sanft an das Ohr der Jüngeren und streichelte ihr über den Kopf, „dann kannst du ja jetzt schlafen und dich ausruhen... du kleiner Schluckspecht“.

Wenn es nach diesem Scherz ginge, dann sollte sich Natsuki morgen vielleicht doch an alles erinnern, immerhin könnte Shizuru sie dann damit aufziehen. Der gedanke entlockte ihr ein Schmunzeln, welches aber sofort wieder erloscht, als Natsukis dunkle Haare ihre nackte Haut kitzelte... Sie schluckte und senkte die Augen auf Halbmast.
 

Ein zufriedener Gesichtsausdruck machte sich bei der Jüngeren breit, als Shizuru der Bitte nachkam und zu ihr unter die Decke rutschte. Dass die ältere Otome dabei vollkommen nackt war, schien sie nicht zu stören, zumindest reichte der angetrunkene Zustand um damit keinerlei Probleme zu haben. Ein zustimmendes Murren erklang leise, während Shizuru ihre Arme um den schlanken Leib legte. Ohne großes Zögern vergrub Natsuki das Gesicht in der Halsbeuge der Anderen, schmiegte sich an den warmen Körper so eng es ging an. Den Klammergriff, der daraufhin folgte, waren sonst immer nur die großen Kissen in ihrem heimischen Bett in Garderobe gewohnt.

Tiefe Atemzüge zeugten von der Entspannung, die sich langsam über den einzelne Fasern des Körpers ausbreitete. Die Nähe Shizurus, das warme Gefühl der Geborgenheit halfen der Müdigkeit nur schneller ihre Flügel auszubreiten. So war Natsuki bald schon ins Reich der Träume abgedriftet, mit dem Ziel den so genannten Rausch auszuschlafen.

Die Nacht brachte diesmal keine unliebsamen Ereignisse mit sich, war der tiefe Schlaf Grund genug dafür. Eher im Gegenteil, schien die Jüngere diesmal ziemlich angetan im Schlaf, wirkte so als ob die Bilder in ihren Träumen nur allzu gern erwünscht wären.

Ein unschuldiges Lächeln zierte die Lippen, bevor sie gegen die weiche Haut in unmittelbarer Nähe stupsten, sich darauf legten als wollte sie jene nur allzu gerne kosten. Kaum hörbar drang ein Schnurren hervor, Arme zogen sich augenblicklich enger um Shizurus Körper, wahrten diesen davor die Flucht ergreifen zu können. Nur langsam lösten sich die Lippen, entdeckte schnell eine andere Stelle, die es ebenfalls Wert war solche Aufmerksamkeit zu erhalten. Leises Gemurmel bahnte sich die Kehle der Gakuenchou hoch, Bruchteile von Sätzen, die den Namen der Älteren enthielten sowie das Schlüsselwort der plötzlichen Zuneigung, Mayo.

Natsuki konnte von Glück reden, dass sie nicht wach war, wäre sie bei jenen Taten mit denen sie ihre Bettgenossin quälte, wohl schon hochrot aus dem Zimmer gerannt. Aber es gab ja ohnehin schon vieles über dass sich die Dunkelhaarige am nächsten Morgen Gedanken machen konnte, bereuen, wenn sie denn die Erinnerung einholen würde.

Dieser kam auch schneller als gedacht, schnell bahnten sich die ersten Sonnenstrahlen ein Weg in das Schlafzimmer, durchfluteten den Raum mit Wärme. Da das Haus so weit ab von Zivilisation lag, war das Rauschen des Meeres das einzige morgendliche Geräusch was die Stille durchbrach.

Stöhnend vergrub Natsuki das Gesicht im Kissen, hatte sie schon einige Zeit vorher, das Bewusstsein wieder erlangt, weigerte sich jedoch strikt dem nachzugeben. Das eindringliche Pochen in ihrem Schädel war allerdings ein Fakt, den sie leider nicht länger ignorieren konnte. Die Augen schmerzten schon beim leichtesten Kontakt mit Licht, wurden deshalb so fest es ging zugekniffen, zusätzlich Flucht im Bezug des Kopfkissens gesucht. Auch wenn sie wusste, dass sie sich früher oder später dem Morgen stellen musste, war die Sturheit Natsukis größer. Sie wollte den Konsequenzen des gestrigen Abenteuers nicht ins Auge blicken, wollte sich nicht an alle kleinen peinlichen Details erinnern, bis sie sich auf die Knochen erniedrigt fühlte.
 

Kraulend bewegten sich die schmalen Finger der Älteren über der Schulter Natsukis, welche sich so eng an sie gekuschelt hatte. Sie wollte ihr die nötige Ruhe spenden und ihr zu spüren geben, das sie da war und das sie sie auch nicht alleine lassen würde über die Nacht hinweg...

Eine dicke Gänsehaut kroch über den ganzen Körper Shizurus und trieb diese beinahe in den #Wahnsinn. Am schlimmsten wurde es, als Natsukis Atem immer wieder stetig intensiv gegen ihren Hals geblasen wurde, immer dann wenn sie ihren schweren Atem loslöste im Schlaf...

Shizuru schluckte immer wieder mal und versuchte immer in den Schlaf hinab zu gleiten, doch das war einfacher gesagt als getan... Wie könnte man denn bei so etwas nur an Schlaf denken?

Eine ganze Weile kaute sie sich auf der Unterlippe herum, ehe sie dann endlich ins Reich der Träume abzudriften schien...

Ihr anfänglicher Schlaf war empfindlich was Störfaktoren anging und so schlugen sich die Augen auch rasch wieder auf, als Natsuki begann im Schlaf an ihr herum zu schnubbeln und ihre Lippen spielen zu lassen, als hätte sie vor Shizuru zu fressen.

Sie zuckte zusammen und gab ein leises, überraschtes quieken von sich.

„Na...tsuki?“, fragte sie leise, schien diese ja wach zu sein... Doch was brachte diese so plötzlich dazu sich so folternd am Körper der Älteren zu vergehen?

Sie öffnete die Augen einen Spalt und versuchte durch die Dunkelheit in das Gesicht der Jüngeren zu sehen... Da diese die Augen aber fest geschlossen hatte, musste sie wirklich davon ausgehen, das diese schlief und das nicht wirklich mit Absicht tat... Shizuru wusste nicht genau ob sie sich darüber freuen sollte oder nicht...

Als Natsuki sich dann an eine andere Stelle vorkämpfte und diese dann mit Mayo in Verbindung brachte, hob sie leicht die Brauen und schob dann stoppend ihre Handfläche zwischen sich und Natsukis Lippen, um dieser Einhalt zu gebieten...

Seufzend wartete sie dann bis die Jüngere wieder tiefer eingeschlafen war...

„Was stellst du nur immer mit mir an....“, fragte sie dann leise, schloss langsam und mit einem zweiten Seufzen die Augen... Jetzt war ihr Körper schon wieder ganz kribbelig und am liebsten würde sie sich hin und her wälzen wie eine ruhelose Katze im Frühling...

Es dauert wieder so lange, bis sie dann endlich ein zweites mal einschlafen konnte, aber wenigstens verbrachte sie die Nacht nun ruhiger und konnte sich die Erholsamkeit des Schlafes zu gute kommen lassen...

Das der Morgen einsetzte und Natsuki so langsam aber sicher erwachte, bekam sie nicht mit. Zu tief war sie erst jetzt dem Schlaf verfallen und schien sich rege an einen überaus interessanten Traum zu klammern, der ihr immer wieder ein lächeln über die Lippen fleuchen ließ, bishin zu einem Trennen der Lippen damit sie einige verdächtige Geräusche entkommen lassen konnte... Das musste ja wirklich ein anregender Traum sein... Das zeigte sich dann vor allem, als sie sich auf die Seite drehte, Natsuki mit den Armen umschlang, ihren Kopf an deren Halsbeuge vergrub und nuschelte: „Ikezu...“.

Die Ältere schien davon aber in ihrem Tiefschlaf nichts mitzubekommen. Auch nicht das sie Natsuki noch beim Namen nannte und ihr dann bekundete, dass sie sie liebe, es aber unfair wäre sie so zu quälen... Mit was genau Natsuki sie im Traum zu quälen schien, dafür musste man nicht lange überlegen... Shizurus Körperregungen verrieten wirklich alles.
 

Unfähig weitere Ruhe geschweige denn Schlaf zu finden, drückte sich Natsuki tiefer in die Matratze, zog es schon in Betracht Kopfkissen und Decke über sich zu werfen um dadurch vielleicht mehr Schutz vor der Außenwelt zu erlangen. Leise Geräusche drangen an ihr Ohr, waren durchaus deutlich zu vernehmen der Stille wegen. Etwas träge hob die Jüngere ihren Kopf, blinzelte unter dunklem Haar rüber zu ihrer Bettnachbarin. Dass Shizuru noch tief zu schlafen schien, war das erste was ihr auffiel und auch etwas überraschte, war sie es doch gewesen, die Morgens immer als erste auf den Beinen war. Das Zweite was der Gakuenchou auffiel war die sichtliche Erregung, die Shizuru förmlich ins Gesicht geschrieben stand, von dem leisen Keuchen ab und zu nur noch unterstrichen wurde.

Zarte Röte verteilte sich auf ihren Wangen, bedachte Natsuki kurz im Stillen wovon die Ältere zu träumen schien und sie in einen solchen Zustand zurückließ. Im Nachhinein wollte sie das eigentlich gar nicht wissen. Auf eine Erklärung musste die Jüngerer allerdings nicht warten, bekam es im nächsten Moment schon am eigenen Leib zu spüren.

Überrascht weiteten sich smaragdfarbene Augen, der Körper versteifte sich instinktiv bei dem plötzlichen intimen Kontakt. "Shizuru...!", zischte sie leise, die Röte vertiefte sich nur, als nachfolgende Worte an ihr Ohr fanden, die Vorstellung von Shizurus Traum nur noch verschlimmert.

Natsuki war diese direkte Liebesbekundung einfach nicht gewohnt, war in diesem Moment nur froh, dass sie Shizuru dank des tiefen Schlafes keine Antwort schuldig war. Sachte erzitterte ihr Körper als sie den heißen Atem an ihrem Hals verspürte, Augen deutlich die nackten Tatsachen vor sich registrierten. Die Gakuenchou schluckte schwer, die Hitze im Gesicht stieg bis ins Unermessliche.

"Selbst im Schlaf bring sie es fertig mich bloß zu stellen....", beschwerte sich die Jüngere leise, arbeitete schon rege an einem Fluchtplan. Vorsichtig um die Schlafende nicht zu stören, wand sie sich in der Umarmung, hoffte zumindest die Arme etwas frei zu bekommen, die ebenfalls in dem festen Griff eingekehrter waren. Schon bei der kleinsten Berührung mit nackter Haut zuckte Natsuki zurück als ob sie sich verbrannt hätte, verharrte einen Moment still um abzuwarten ob Shizuru etwas gemerkt hatte oder gar aufgewacht war.

"Mou womit verdien ich das?", es klang nun schon mehr wie ein Jammern, Augenbrauen zogen sich zusammen, die Schmerzen in der Schädeldecke wurden von Sekunde zu Sekunde nur noch schlimmer. Am liebsten hätte sie das Bad aufgesucht in der Hoffnung ein paar passende Schmerztabletten ausfindig zu machen und wo sie schon dabei war ihrem Körper mit einer kalten Dusche zu beruhigen.

Einige Minuten vergingen, sich zu entspannen war nun unmöglich, stand jeder einzelne Muskel der Dunkelhaarigen unter Strom, das Kribbeln verteilte sich erbarmungslos. Sie musste raus und zwar schnell, ehe Shizuru vielleicht noch auf andre phantasievolle Gedanken kam ihren Traum womöglich in Wirklichkeit umzusetzen. Langsam zog die Gakuenchou das Kissen unter sich hervor, rutschte selber ein wenig nach unten um sich den starken Arme zu entziehen. Dies schaffte sie auch nur mit etwas Glück, sorgte mit dem Kissen für nötigen Ersatz in Shizurus Armen. Leicht schüttelte sich die Jüngere, im Glauben das Kribbeln so vielleicht abzuschütteln. Vielleicht war die Dusche doch von Nöten…

Zierliche Finger vergruben sich kurz im Haar, hielten an der Stirn und Schläfe inne, massierten dort einen Moment die schmerzenden Stellen. Ein letzter Blick glitte über ihre Schulter zu Shizuru, ehe Natsuki sich erhob nur um darauf fast über die Wasserflasche am Boden zu stolpern. Vor sich hin grummelnd hob sie die Stolperfalle auf, stellte sie auf den Nachttisch neben dem Bett. Die Augen kniffen automatisch zu, als sie in Kontakt mit den grellen Sonnenstrahlen kamen, die dreist durchs Fenster fielen.

Schlürfend wand Natsuki sich dem Kleiderschrank zu, dotzte absichtlich mit dem Kopf erst gegen das harte Holz, vielleicht würde ja Gewalt helfen die Schmerzen zu verdrängen. Die Tür schwang auf und mehr blind als wirklich bewusst suchte die Jüngere sich etwas zum anziehen heraus. Dabei fiel ihr das erste Mal an diesem Morgen auf, dass sie ihren Pyjama trug. Nachdenklich zog sich eine Augenbraue in die Höhe. Sie konnte sich nicht erinnern, sich am gestrigen Abend noch umgezogen zu haben. Dies konnte nur heißen….

Schlagartig schoss der jungen Gakuenchou von neuem Blut in die Wangen, innerlich stöhnte sie ein wenig, hatte schon die größten Befürchtungen was sie wohl heute erwarten würde. Shizuru würde sie gnadenlos damit aufziehen, jede kleine Gelegenheit nutzen um sie in Verlegenheit zu bringen über Sachen, an die sie sich nur teilweise erinnerte.

So ergriff die Jüngere schnell die Flucht, zog sanft die Tür hinter sich zu um das Bad aufzusuchen. Oh ja die Dusche war wirklich dringend nötig…
 

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8. Kapitel Ende... Was Fehler betrifft, gilt das gleiche wie die Kapitel davor... Und ich hoffe wir bekommen wieder reichlich Kommies ^-^ Hoffe der Verlauf gefällt euch

Schwachstellen

Shizuru war zu sehr in ihren Traum vertieft, um etwas davon mitzubekommen, dass Natsuki sich davon schlich, ihr ein Kissen als Ersatz da ließ und sich dann in die Dusche aufmachte.

Nur ein leises Murren der Unzufriedenheit kam über ihre Lippen, welche sie nun in ein Kissen stupfen musste, statt gegen den Hals der Jüngeren.

„Natsuki....“, wisperte sie beschwerend gegen den Stoff des Kissens, welches sie statt dem Körper Natsukis umklammern musste.

Sie schlief noch eine Weile weiter, versuchte den fehlenden Wärmepol zu ignorieren, was aber auch nicht so lange hielt, wie sie es gerne hätte. Schon bald kniff sie die Augen fester zu, versuchte gegen das Aufwachen anzukämpfen, was aber leider nicht so klappte wie sie es gern gehabt hätte... Murrend drückte sie den Kopf fester in das Kissen, merkte dann, das das nicht der Widerstand eines Körpers war...

Sofort schlug sich das vom Schlaf matte Rubin auf, blinzelte etwas verwirrt, während sie ihren Blick durch den Raum und vor allem das Bett schweifen ließ.

„Natsuki?“, fragte sie leise, klang rege verschlafen. Sie schüttelte sachte den Kopf und versuchte so den Schlaf aus ihrem Kopf zu vertreiben, welcher sich noch wie ein Schleier um ihren Verstand gehüllt hatte.

Shizuru setzte sich langsam auf und rieb sich über die Augen, was sich aber sofort als böser Fehler erwies, denn das rechte Auge war ja mehr als lädiert und so Blauviolett wie es nur hätte sein können...

„Autsch...“, nuschelte sie und erinnerte sich sofort an die Geschehnisse von Gestern, auf welche sie wirklich hätte verzichten können.. und dabei dachte sie nicht an die Zweisamkeit mit Natsuki sondern das Zusammentreffen mit den Kerlen und vor allem dem, der dieser jungen Frau etwas böses wollte...

Schließlich schob sie ihre langen Beine aus dem Bett und richtete sich auf. Als sie die Hände aus dem Gesicht nahm, fiel ihr Blick dann an sich runter und bedeutete ihr, dass sie nackt war...

Sie zog eine Braue hoch und fischte dann den Morgenmantel vom Boden auf, um diesen um ihre Schultern zu legen, den Gürtel vor dem Bauch zusammen zu binden und dann das Schlafzimmer zu verlassen. Als sie raus auf den Flur trat, hörte sie als erstes das Rauschen der Dusche, welches ihr dann das Bild einer nackten Natsuki in das Gedächtnis rief. Allerdings nicht nur das Bild von Gestern, wo sie sie umgezogen hatte, sondern auch das aus ihrem Traum... Die Erinnerung daran, ließ ihr sofort die Röte ins Gesicht steigen...

Sie räusperte sich dezent und schritt dann die Treppen hinab nach unten in die Küche, um sich dort dann wieder an das Frühstück zu machen, welches sie immer anrichtete. Das Brotmesser, welches sie dann aus einer Schublade hervor zog, diente ihr ungewollt als Spiegel. Sie sah wirklich übel aus... Das riesige Veilchen das sich um ihr Auge zog und die dicke, angerissene Unterlippe... Das war wirklich nicht das typisch anmutige Bild, dass der Graceful Amethyst sonst immer abgab... Wieder seufzte sie und drehte sich dann zum Kühlschrank um, um diesen zu öffnen und sich noch ein paar gekühlte Zutaten aus diesem zu holen, für das Frühstück das sie am anbereiten war...

Sie hatte eigentlich nicht wirklich vor, die Gakuenchou mit den Sachen von Gestern aufzuziehen... Viel zu Ernst war die Angelegenheit mit der Frau und dem Mann doch... und Natsuki war das erste mal, seit sie sich kennen, so richtig besoffen gewesen... Shizuru würde das für sich behalten und an dem Traum, welchen sie hatte, hatte sie schon genug zu knabbern... Sie wusste das er anzüglich war, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht an Details erinnern...
 

Das kalte Wasser wirkte erst sehr willkommen auf dem erhitzen Körper, bald aber fröstelte es schon die dunkelhaarige Schönheit. Eine Hand fand schnell zum Hahn drehte die Temperatur des Wassers auf einen angenehmen Grad. Der Kopf lehnte etwas gegen die beschlagenen Kacheln, Augen waren zur Hälfte gesenkt, während das warme Wasser fröhlich auf den Körper der Jüngeren niederprasselte. Ihre Gedanken drifteten zum gestrigen Abend, zu den erfreulichen wie auch unangenehmen Dingen. Zu gern hätte sie jenen Abend ruhig ausklingen lassen, als eine ausschließlich gute Erinnerung behalten. Doch dem sollte wohl nicht so sein, reichte es schon aus zu wissen, dass Shizuru verletzt wurde.

Die junge Otome kam nicht drum herum sich immer noch etwas die Schuld daran zu zuschieben, hätte sie sich nicht so unvernünftig verhalten, gehen gelassen, hätte sie einiges mehr vielleicht verhindern können. Matt entfloh ein Seufzen den Lippen, sie konnte jetzt eh nichts mehr dran ändern.

Nach einer halben Ewigkeit stieg Natsuki aus der Dusche, brachte es recht schnell fertig dann sich abzutrocknen und zu bekleiden. Skeptisch warf die Gakuenchou einen Blick in den Spiegel, ignorierte gekonnt die wenigen blauen Flecke auf der hellen Haut, fixierte ihr Augenmerk lieber auf das dunkle Grün ihrer eigenen Augen. Es war wohl vergeblich eine passende Antwort für ihr Verhalten dort zu finden. Ein neues Seufzen ertönte, wand sich Natsuki lieber der nächsten Aufgabe zu ein Schmerzmittel ausfindig zu machen.

Nach Durchwühlen mehrere kleiner Schränke wurde sie auf fündig, schüttelte etwas die kleine Dose um den Inhalt zu überprüfen. Der Deckel war schnell abgeschraubt und zwei Tabletten fanden den Rachen der Jüngeren hinab. Nach dem übermäßigem Brummen zu urteilen, hätte sie am liebsten gleich die ganze Dose geleert. Der Verstand riet aber ab, sie wollte ja schließlich kein weiteres Unglück hinauf beschwören.

Mit einem kleinen Handtuch die Haare etwas trocken rubbelnd, verließ Natsuki das Bad, steuerte erst einmal das Schlafzimmer an. Dass sie Shizuru nicht mehr im Bett vorfand, überraschte nicht wirklich, hätte sie es alleine dort wohl auch nicht länger ausgehalten. Der Gedanke kurz an die frische Luft zu treten kam kurz in den Sinn, entschied sich die Jüngere dann aber doch eher nach unten zu gehen, um dem vermuteten Frühstück beizuwohnen. Die Beine fühlten sich etwas träge an, während Schritt für Schritt sie die Treppe runter führte bis in die Küche hinein. Shizuru schien vertieft in ihre Aufgaben zu sein, so tapste die Gakuenchou zum Tisch rüber um sich auf einen der Stühle zu setzen.

"Morgen...", murrte sie dann erst leise hervor, platzierte beide Unterarme auf der Tischplatte. Der Kopf ging etwas vor vergrub sich einen Moment darauf, ehe Natsuki ihn wieder anhob und der Älteren ein müdes Lächeln schenkte. Das Bild was sie zu Gesicht bekam, brachte kurz den Atem zum Stocken. Besorgnis schlug sich sofort in den jadefarbenen Augen nieder, so schlimm hatte sie Shizurus Verletzungen nicht in Erinnerung gehabt. Nun was hatte sie überhaupt in Erinnerung.

„Tut es sehr weh…?“, fragte sie leise, wand den Blick ab, ein wenig beschämt, dass sie jene Schmerzen Shizuru nicht erspart hatte.
 

Ein Katerfrühstück war das, was Shizuru an diesem Morgen anstrebte. Eier, Speck, Brot und ein besonders starker Kaffee. Doch nicht nur das Koffein würde die Gakuenchou nötig haben sondern auch zahlreiche Vitamine. Also fanden auch ein Obstsalat und frisch grepresster Orangensaft platz auf dem Frühstückstisch. Als Shizuru gerade die Eier in die Pfanne schlug, hörte sie die tapsigen Schritte der Jüngeren, welche sie direkt an den Tisch führten.

„Guten Morgen!“, fiel sie Natsuki fast noch vor ihrem Morgengruß ins Wort und hob dann die Pfanne um diese etwas zu schwenken, damit die Eier nicht an einer Stelle fest brannten.

„Hast du gut geschlafen?“, fragte sie dann und schien ziemlich gut gelaunt zu sein... Zwar war Shizuru ein echter Sonnenschein und hatte einfach immer ein Lächeln auf den Lippen, doch an dem heutigen Morgen war das wohl etwas seltsam, was wohl an Shizurus äußerlichem Zustand lag.

Sie zückte den Pfannenwender und holte die Eier dann aus der Pfanne, um sie auf den fertig bestückten Tellern auf dem Brot zu platzieren. Die Pfanne fand den Weg in sie Spüle, ebenso wie alles andere was sie dreckig gemacht hatte.

Mit den Tellern zuerst kam sie dann an den Tisch, stellte diese dort ab und drehte sich noch mal um, um auch die Kaffeetassen und Saftgläser zu holen und ebenso auf den Tisch zu stellen.

Als letztes fand dann das Besteck platz auf dem Tisch und Shizuru setzte sich seitlich neben Natsuki.

Sie schenkte ihr ein Lächeln und griff dann nach der Kaffeetasse, während Natsuki ihre frage nach den Schmerzen äußerte.

Die Ältere nahm einige Schlucke von dem heißen, pechschwarzen Gebräu und wandte den Blick dann an die Jüngere, um wie immer beschwichtigend den Kopf zu schütteln.

„Nein, gar nicht...“, schwächte sie Natsukis Sorge dann etwas ab, lächelte sie weiterhin an und deutete dann auf den Teller vor ihrer Nase.

„Du solltest gut essen und viel trinken... und später können wir ja ein wenig an die frische Luft gehen.. das tut deinem Kopf sicher gut“, schlug sie dann vor und schien eher etwas besorgt um das wohl der Jüngeren zu sein, als sie damit ärgern zu wollen...

Eigentlich hätte man eher erwarten können das Shizuru sich die Chance nicht nehmen lassen würde, gleich einen neckenden Kommentar dazu abzugeben, doch das schien ungewöhnlicherweise eher nicht der Fall zu sein.. im Gegenteil.

Wie die Unschuld in Person saß sie da am Tisch und schaufelte Brot und Ei in sich hinein, um das immerzu mit Saft und Kaffee runterzuspülen. Zumindest schien Natsuki nicht die einzige mit einem regen Nachhunger und Durst zu sein.

Schon nach wenigen Minuten hatte die Ältere Otome dann alles verputzt und klopfte sich zufrieden den Bauch. „Das war gut...“, seufzte sie und wie die anderen Morgen zuvor, konnte sie auch heute nicht still sitzen bleiben und erhob sich gleich wieder, um ihr eigenes Geschirr schon wieder abzuräumen und mit dem Abwasch zu beginnen... Aber warum? Wollte sie etwas zu tun haben? Von etwas ablenken? Oder fühlte sie sich einfach dazu verpflichtet? Oder fühlte sie sich vielleicht einfach nicht wohl und versuchte das damit zu überspielen? Die Otome war wie immer ziemlich undurchsichtig... Vielleicht aber fühlte sie sich einfach unterfordert und suchte deswegen nach Arbeit und Beschäftigung...
 

Das Kinn stütze sich bald schon in der Handfläche der Jüngeren ab, zu schwer fühlte sich der pulsierende Kopf an. Zwei Finger massierten unterstützend ein wenig die Schläfe, sorgten allerdings auch nicht für mehr Wohlbefinden. Bis die Wirkung der Tabletten einsetze würde es wohl noch etwas dauern. Etwas lustlos betrachtete die Gakuenchou das angerichtete Essen, fühlte sich so gar nicht danach auch nur irgendetwas davon zu kosten. Vielleicht war es besser, wenn sie etwas zu sich nahm, diese Tatsache verdrängte jedoch nicht das ungute Gefühl im Bauch. Schmächtige Finger umgriffen die Kaffeetasse vor ihr und holten das dunkle Gebräu heran.

Natsuki verzog kurz das Gesicht bei dem Geruch, der ihr dampfend in die Nase hochstieg. Sie trank Kaffee eigentlich nur in Notfällen, beharrte sonst immer auf den gewohnten Tee, auch wenn dieser ihr nicht die nötige Aufmerksamkeit für gar manche Ratsitzungen oder endlose Debatten lieferte. Gezwungenermaßen fanden einige Schlucke ihre Kehle hinab, der Nachgeschmack lastete schwer auf der Zunge.

Hätte die Jüngere die Tasse nicht schon von den Lippen abgesetzt, hätte sie sich wohl bei Shizurus Worten verschluckt. Brauen zogen sich tiefer ins Gesicht, als Shizuru auf ihre übliche Art die Sorge abtat. Das war nicht die Antwort, die sie sich erhofft hatte. Natsuki konnte es nicht ausstehen, wenn die Ältere sich hinter ihre Maske versteckte, das Lächeln aufsetzte, als ob die Welt vollkommen heil wäre. Lange hatte sie diese Eigenart an Shizuru hingenommen, doch mit den Jahren, mit der enger werdenden Freundschaft, wurde es zu einem immer größeren Störfaktor. Selber war die Gakuenchou wohl auch nicht gerade das offenste Buch wenn es um Emotionen ging, dennoch konnte sie das Gefühl, sich auf eine Art augeschlossen zu fühlen, nicht verhindern. Nur ein leises zustimmendes Murren verließ die Kehle, als Shizuru sie drauf hinwies, das Frühstück voll und ganz auszunutzen.

Widerstrebend schaufelte die junge Otome ein paar Happen in sich hinein, warf ab und zu einen fast schon verstohlenen Blick zur Seite. Warum reagierte Shizuru plötzlich so abwehrend? Fühlte sie sich in ihrem Stolz verletzt, wollte lieber nicht weiter über die Sache reden? Wollte sie nicht schwach wirken? Aber wenn warum? Es gab doch nichts, was sich die beiden Frauen nicht anvertrauen konnten oder? Das sachte Seufzen fiel der Gakuenchou nicht einmal selber auf, zu sehr verwickelten sie die Gedanken, brachten den Kopf nur noch mehr zum hämmern als ohnehin schon.

Besorgt verfolgte sie die Taten der Älteren, wie sie sich schon wieder rege in neuen Beschäftigungen stürzte. Etwas unsicher blieb Natsuki noch am Tisch verharren, schob dann aber doch den kaum benutzen Teller von sich um sich zu Erheben. Ruhigen Schrittes trat sie hinter Shizuru, die sich in den Abwasch vertiefte. Sanft schlangen sich die Arme um den Körper, das Kinn bettete sich vorsichtig auf der Schulter der Älteren.

"Shizuru...", wisperte die Jüngere fast ein bisschen flehend um ihr Gehör. Hände glitten nach vorne, hielten die beschäftigten von weiterer Arbeit ab, Finger verschränkten sich liebevoll.

"Versteck dich bitte nicht hinter dieser Maske...nicht vor mir..", raunte die Gakuenchou besorgt, die Arme zogen sich nur schützender um den Körper der älteren Otome. Als Natsuki sicher war, dass Shizuru keinerlei Widerstand leistet um sich weiter dem Abwasch zu zuwenden, drehte sie diese langsam zu sich um, behielt einen Arm weiterhin um die Hüfte der Anderen. Ein warmes Lächeln lag auf den schmalen Lippen, als Smaradg in dem tiefen Rubin blickte. Eine Hand hob sich an die Wange, der Daumen streichelte sanft die geschundene Haut unter dem Auge.

"Du sagst immer ich bekomme zu viele Falten, wenn ich mir Sorgen mache...", bemerkte die Jüngere schmunzelnd an, tippte sich kurz selber mit zwei Fingern gegen die Stirn.“Lass es nicht soweit kommen...ok?", murmelte sie noch knapp, ehe sie sich vorbeugte und sachte die Lippen auf die feine Augenbraue über dem verletzten Auge legte. Als ob sie jene zu heilen versuchte, bedeckte sie Sekunden danach auch die lädierte Lippe Shizurus mit einem Hauch von Kuss.
 

Die langgliedrigen Hände Shizurus glitten durch das Spülwasser und zogen sich immer wieder eines der Objekte hoch, das lange genug geweicht hatte, um es abzuspülen und zu säubern... Zwar hatte das Häuschen durchaus eine Spülmaschine, doch größere Teile wollte sie lieber mit den Händen abspülen, damit auch alle Fettrückstände gänzlich verschwanden.

Gerade als sie sich dann dem letzten Teil, der Pfanne, zuwenden wollte, sah sie schlanke Arme an sich vorbeiziehen, welche sich dann um ihren Leib legten wie eine Schraubzwinge, die nicht mehr vor hatte sich zu lösen...

Brauen hoben sich und Augenlider legten ruckartig den hellen Rubin frei, welcher die Pfanne zwar noch mit dem Blick fixierte, die Hände sich aber davon lösten und die Arbeit Arbeit sein ließen... Beinahe willenlos legte sie die Pfanne zurück in das Spülwasser und senkte die Augenlider betreten auf Halbmast, ehe ihr Blick ganz langsam über ihre Schulter hinweg, in das Gesicht der Jüngeren wanderte... Als diese sie dann letztendlich zu sich herumdrehte, behielt sie ihr Augenpaar erst am Boden, hob es dann nur sehr langsam, bis sie den Blick Natsukis erreichte und sich an diesem dann festhielt.

Shizuru trennte Ober- von Unterlippe und schluckte leicht, als sie Natsukis Blick sah und deren Worte dann dazu vernahm.

„Ich...“, setzte sie an, wusste dann aber nicht weiter und wollte den Blick schon wieder senken um lieber nichts zu sagen, bevor etwas dummes oder missverständliches heraus kam... Natsuki hatte ja recht und das Shizuru das wusste, sah man ihr an der Nasenspitze an...

„Gomene...“, raunzte sie dann schuldbewusst, wie ein kleiner Hunde den man bei einem Fehlverhalten erwischt hatte.

Doch ehe sie das dann noch weiter ausführen konnte, spürte sie auch schon den Daumen der Jüngeren an ihrer Wange und kurz darauf deren Lippen an ihrem Auge und schließlich so hauchzart an ihrer verletzten Lippe, das es einen Schauer über ihren Rücken jagte.

Ihr Herz tat sofort einen Hüpfer und brachte ihre Knie wieder leicht zum weich werden. Das würde wohl nie wieder aufhören und bald schon würde Natsuki das sicherlich auch auszunutzen wissen...

Nach dieser zärtlichen Bekundung und diesem eigentlichen 'Arschtritt', senkte Shizuru dann wieder den Blick und seufzte kurz leise, während sie sich das alles durch den Kopf gehen ließ.

„Bitte entschuldige, Natsuki...“, begann sie dann leise und mit dem heben ihres Blickes, hob sie dann auch ihre Hand und legte diese auf der Wange der Gakuenchou ab, „ich... es ist nur...“.

Doch viel mehr wusste sie einfach nicht zu sagen... Sie wusste ja wie es war und sie gab Natsuki ja auch durchaus recht... Sie hatte nicht das recht sich in ihrer Gegenwart so zu benehmen.. Dafür war sie ihr doch viel zu wichtig...

Seufzend schlug sie kurz die Augen nieder und lehnte den Kopf dann vor gegen die Stirn der Jüngeren. „Es kommt nicht wieder vor...“, meinte sie dann nur leise, beinahe zärtlich aussprechend und öffnete die Augen dann wieder, um damit in das Petrol vor sich zu stechen.

Sie schlang die Arme um die Hüfte Natsukis und drückte sie dann besitzergreifend etwas an sich. Dieser enge Kontakt tat ihr zwar gut, gab ihr etwas halt, doch erinnerte es sie auch prompt an den Traum von heute nacht und das ließ ihr die Röte ins Gesicht schießen...
 

Ein sanftmütiges Lächeln legte sich auf die Lippen der Jüngeren, Augen schlossen sich für einen Bruchteil, als sie die Berührung an ihrer Wange verspürte. Das Gesicht schmiegte sich wie von selbst in die zärtliche Aufmerksamkeit, wirkte diese Geste schon fast bettelnd nach mehr. Die Arme hatte Natsuki wieder beide um den Leib vor sich geschlungen, die Hände auf dem unteren Rücken der Älteren verschränkt. Sie ließ Shizuru Zeit ihre Gedanken und Gefühle in Worte zu formen, hakte nicht nach, selbst nicht, als es mehr Bruchteile anstatt ganze Sätze im Endeffekt waren.

"Ich verstehe...", murmelte sie nur ruhig, wusste auch ohne Worte, was in Shizuru vorgehen musste. Sie brauchte es nicht auszusprechen, Natsuki hatte lange schon ein Gespür dafür entwickelt, wenn etwas der älteren Otome widerstrebte, ihr keine Ruhe ließ. Dabei in alte Gewohnheiten zu rutschen war nun mal ein kleines Missgeschick über das die Gakuenchou nun hinwegsehen musste und dies tat sie, bedingungslos.

"Es wird sich schon alles wieder regeln...", beruhigende Worte verließen die Lippen, die sich bei der Tat kaum voneinander trennten. Sobald sie zurück in Windbloom waren, zurück an der Akademie, würden die Dinge schon ganz anders aussehen. Shizuru würde wieder einen GEM erhalten, sich ihrer Macht als Otome sicherer fühlen, ihr nach wie vor zur Seite stehen, als ob nichts von all dem geschehen wäre. Es war ein guter Plan, so dachte die Jüngere, vertraute darauf, würde wenn nötig selber die Dinge in Bewegung setzen.

Scheu stupste die Nasenspitze mit der Shizurus zusammen, als jene die Stirn gegen die Natsukis lehnte. Tiefe Blicke wurden ausgetauscht, dann jedoch durch die innige Umarmung, die folgte unterbrochen. Die Jüngere blinzelte etwas, hauchzart teilte sie die Röte mit Shizuru während diese sie förmlich in ihren Armen zu zerdrücken begann wie an diesem Morgen beim Aufwachen. Der steife Körper gab jedoch schnell nach, fing an sich zu entspannen und in die Berührung hineinzulehnen. Das Gesicht verbarg sich an der Halsbeuge der anderen, ruhiger Atem streifte gleichmäßig dagegen, ehe Natsuki nach einer ewig wirkenden Weile den Kopf wieder hob.

„Wie wäre es wenn du dir eine heiße Dusche genehmigst, ich kümmere mich hier um den Rest...“, schlug die Gakuenchou leise vor, wagte es schon fast gar nicht die angenehme Stille zu unterbrechen. Behutsam streiften ihre Lippen die Wange Shizurus, ehe sich die Jüngere etwas aus der Umarmung löste. Fast schon auffordernd, schob sie die Ältere Richtung Tür, duldete keine Widerrede von ihrer Seite.

Ein langes Seufzen kroch ihre Kehle hoch, als Shizuru letztendlich aus der Küche verschwunden war. Eine Hand legte sich an die Stirn, befühlte die pochende Ader daran, ehe sie sich einen Weg hinunter bis ins Gesicht bahnte. Natsuki wand sich dem Tisch zu, fing an die restlichen Bestandteile des Frühstücks zusammen zu räumen um sie anschließend in Richtung Spüle zu tragen. Skeptisch zog sich eine Augenbraue hoch, als sie unter der Küchenzeile die Spülmaschine entdeckte. Normalerweise hätte die Gakuenchou jegliche Maschine ausgenutzt, die ihr auch nur etwas die Arbeit erleichterte, ja zugegeben, war sie manchmal etwas faul, gerade wenn sie die Zeit anders nutzen konnte.

Doch jetzt war ihr massenhaft an Zeit gegeben, sie hatte kein Ziel, keine Arbeit, die bevorstand, also warum nicht auf die herkömmliche Art. Schmale Finger griffen nach der Pfanne im Spülbecken, vollendeten Shizurus Arbeit.
 

„Aber...“, warf Shizuru noch protestierend ein, wurde dann aber auch schon von der Jüngeren in Richtung Tür und Treppe geschoben. Sie zog die Brauen zusammen und drehte den Kopf, um zu ihr zu sehen, doch wandte sich Natsuki da schon wieder ab, keine Widerworte duldend und machte sich an jene Arbeit, die Shizuru hatte liegen lassen sollen...

„Mou...“, gab sie dann leise und geschlagen vor sich, ehe sie sich dann trottend die Treppe hinauf auf machte, um in das Badezimmer zu treten und die Tür hinter sich zu schließen. Ihre Hand wollte gerade zu dem Schlüssel der Tür hinunter wandern, um diese zu verriegeln, doch bei genauerem Überlegen erschien dieses eigentlich nicht notwendig und so ließ sie die Tür unverschlossen und trat über die Bodenfliesen, um dort dann ihren Morgenmantel zu Boden gleiten zu lassen, in welchen ihr Körper als einziges gehüllt war.

Im vorbeigehen, in Richtung Dusche, warf sie ihren Blick nicht in den Spiegel, da sie ohnehin wusste wie schlimm sie aussehen musste mit diesem Veilchen und der aufgeplatzten Lippe... Seufzend betrat sie die Duschwanne, zog die Plexiglastüren zu und drehte dann das Wasser auf, um dieses erst testend über ihren Arm streifen zu lassen und es anhand des Gefühls auf eine angenehme Duschtemperatur zu regeln.

Sie hob den Kopf, schloss die Augen und ließ sich dann von oben herab von der Dusche berieseln und das Wasser über ihren Körper perlen. Es tat wirklich gut... Dennoch hatte sie Natsuki diese Arbeit ungern überlassen... Was sie anfing, das machte sie normalerweise auch zu ende... Zudem hatte Natsuki Kopfschmerzen und sollte sich eher etwas ausruhen anstatt den Abwasch zu schmeißen... Shizuru war mit der Lippe und dem blauen Auge ja noch recht glimpflich davon gekommen...

Während sie sich mit der einen Hand das Wasser aus dem Gesicht rieb, angelte sie mit der anderen nach dem Duschgel, welches außer reichweite zu sein schien. Sie beugte sich immer weiter zur Seite und tastete blind danach, bis sie es plötzlich zu greifen bekam, jedoch aus der Luft, so als würde es ihr jemand in die Dusche reichen.

Sie griff danach und zog es zu sich herein. „Danke...“, sagte sie noch völlig automatisch und dachte sich nichts komisches dabei, ehe der Groschen dann fiel und sie die Augen aufriss.

„Natsuki?“, fragte sie in den Raum hinein, als sie hinter der beschlagenen Duschtür einen schattigen Umriss ausmachen konnte. Sie bekam allerdings keine Antwort und ein ungutes Gefühl kroch in ihr rauf.

„Er....erschreck mich doch nicht so...“, meinte sie leise und schrubbte sich mit dem Duschgel ab, ehe sie die Duschtüren einen Spalt öffnete und die Hand heraus streckte.

„Reichst du mir mal das Handtuch?“, fragte sie, doch auch diesmal bekam sie keine Worte zu hören und der Schatten bewegte sich auch nicht.

„Natsuki...?“, hakte Shizuru nach, kam nicht umhin, dass ihr ein Schauer über den Rücken rann.

„Nackt bist du doch viel schöner, Graceful Amethyst..“, hörte sie dann eine männliche, bekannte Stimme sagen, die eindeutig nicht von Natsuki stammen konnte...

Ihr Herz schien stehen zu bleiben, als sie einen Schritt zurück machte, ausrutschte und dann auf dem Hintern in der Duschwanne landete, wobei sich die Türen aufschlugen und sie den schwarz gekleideten Mann mehr als genau erkennen konnte... Es war einer der Brüder die in Garderobe eingedrungen waren.. Einer der beiden Männer, die sich Shizurus Körper und Kräften als Otome bemächtigt haben... Einer derer, wegen denen sie nun hier fest saßen...

Sie schluckte und weitete die Augen, als der Kerl, wirkend wie an die 20 Jahre, ein grinsen aufsetzte und sich seine dunklen Augen am Körper der Otome gar nicht sattsehen konnten.

Shizuru zog die Brauen zusammen und alles was ihr einfiel, war Natsuki zu warnen... So trennte sie die lippen voneinander und wollte schon etwas brüllen, als der Mann ihr das Wort abschnitt. „Ein Wort und die Gakuenchou ist tot! Mein Bruder ist ganz in ihrer nähe...also riskier es lieber nicht, Graceful Amethyst..“, sagte er dann kaltschnäuzig und ging vor der Duschwanne in die Hocke um die erstarrte Frau anzugrinsen.

„Was....was wollt ihr?“, traute sie sich dann zu Fragen und legte die Arme vor sich, um sich wenigstens etwas vor diesen Blicken zu schützen.

„Ich will nur einen kleinen Gefallen, den du mir tust, wenn du nicht willst das wir die gakuenchou sofort töten... das wäre nämlich langweilig... Das ist unser Spielchen und wenn du immer schön alles das tust, was wir dir sagen, dann verlängerst du damit ihr Leben und je nachdem wie gut du uns unterhälst... werden wir es uns überlegen sie vielleicht nicht zu töten... Aber nur wenn sie schön leidet“.

Shizuru weitete die Augen und glaubte nicht, was sie da zu hören bekam. War das sein ernst? Sie sollte dabei helfen Natsuki weh zu tun? „Niemals!“, zischte sie unüberlegt und erntete einen bitterbösen Blick von ihm.

„Sicher?“, fragte er und hob die hand in der er ohne weiteres eine Blitzkugel erscheinen lassen konnte, „stell dir vor mein Bruder jagt damit der Gakuenchou den Kopf weg.. wäre das was für dich?“.

Das war ein Alptraum.... das musste ein Alptraum sein.... Sie kniff die Augen zusammen und begann verkrampft zu zittern.

„Gut, ich sehe wir verstehen uns.. braves Mädchen... dann pass auf... folgendes“, und so begann er zu erzählen, was er wollte...

Etwa eine halbe Stunde verging, ehe Shizuru dann dann im halb aufklaffenden Bademantel und mit reichlich roten, halb verheulten Augen nach unten kam. Ihr Blick schien leer, voller verwirrtheit, verzweiflung, doch ihre Schritte führten sie direkt hinter die Küchenzeile zu Natsuki.

„Ich... Ich habe dieses hin und her... dieses Gefühlsgedusel und gewarte so satt... Lass uns endlich zur Sache kommen!“, sagte sie, sichtlich gepresst, so als würde sie sich lieber die Zunge abbeißen, als so etwas zu ihr zu sagen.

Doch schon im nächsten Moment hatte sie Natsuki gepackt und mit einem brutal wirkenden ruck, den sie aber abdämpfte, auf die Arbeitsplatte gehoben, drückte sie dort nieder und riss ihr das Oberteil auf, ehe sie sich runter beugte und anfing an ihrem Hals herum zu knabbern. Mit der linken Hand fing sie dabei die Hände der Jüngeren ein und drückte diese auf die Arbeitsplatte nieder.

Sie leckte und knabbere gierig über ihren Hals, ehe sie kurz, für den Hauch einer Sekunde an ihrer Ohrmuschel inne hielt und wisperte: „Wehr dich... bitte wehr dich mit allem was du hast...“....
 

Der Abwasch war schnell erledigt, auch wenn sich Natsuki schon mehr Zeit ließ, als nötig für die Tätigkeit gewesen wäre. Nachdem die Teller wieder ihren ordnungsgemäßen Platz in einem der kleinen Hängeschränkchen gefunden hatten, schloss die Jüngere die Türen. Ihr Kopf wand sich langsam zur Seite, der Blick glitt zum Fenster. Dunkle Augenbrauen zogen sich tiefer ins Gesicht, ein ungutes Gefühl machte sich in der Gakuenchou breit. Sie konnte es nicht verhindern, sich auf eine Art beobachtete zu fühlen, so merkwürdig es auch war. Ruhige Schritte brachten sie an den Fensterrahmen, grüne Augen blickten fast erwartungsvoll hinaus, als ob sie sich erhofften etwas entsprechendes, dass dies Gefühl erklären würde, vorzufinden. Leicht schüttelte Natsuki den Kopf, es war wohl mehr Einbildung hinter dem Gefühl als etwas Wahres.

Eigentlich war sie niemand der schnell paranoid wurde, sich gar verfolgt fühlte, schließlich war sie Otome, einer der mächtigen Pillars. Die Ereignisse in letzter Zeit hatten sie wohl etwas vorsichtiger werden lassen, noch war der Vorfall in Garderobe nicht aufgeklärt. Mit dem Gedanken im Kopf wäre es vielleicht sogar keine schlechte Idee sich einmal nach der derzeitigen Lage an ihrer Schule zu erkunden, das kleine Büro, was bisher so ungenutzt blieb, bot ja jede Möglichkeit dafür. Während Shizuru die Dusche genoss, konnte sie die freie Zeit ja nutzen um etwas ihrer eigentlichen Pflicht als Gakuenchou nachzukommen. Gerade als Natsuki sich auf dem Absatz wand, den Ausgang der Küche ansteuern wollte, kam ihr Shizuru entgegen.

„Fühlst du dich…besser?“, die Frage klang im Verlauf immer unsichere, der Anblick der Älteren verriet ihr Gegenteiliges. Besorgt zogen sich die schmalen Brauen zusammen, als sie den verweinten Ausdruck in den Augen der Anderen erkannte. Die Besorgnis nahm nur zu, als Shizuru die ungewöhnlichen Worte verlauten ließ. Hatte sie etwas verpasst? War ihr etwas entgangen, das ihr das Verhalten der Älteren erklären würde?

„W-Was?“, brachte die Jüngere nur stockend raus, konnten den Ohren nicht trauen. Sie konnte nicht verstehen, warum Shizuru zu diesem Thema ihre Meinung schlagartig änderte, es wirkte alles so fremd an der anmutigen Otome. Der Ruck kam überraschend, Smaragd weitete sich kurz, schloss jedoch schnell wieder, als der Hinterkopf trotz der Dämpfung in Kontakt mit der Arbeitsplatte kam. Augenblicklich zog sich der Schmerz durch den gesamten Schädel, das Pochen an den Schläfen um einiges verstärkt. Sachte verließ ein Stöhnen die Lippen der Gakuenchou, die die Luft jedoch gleich wieder scharf einzog. Dass sich Shizuru einfach an ihrer Kleidung austobte, die kurzärmlige Bluse schon fast in ihre Bestandteile zerriss, so dass die Knöpfe schon flogen, war nicht nur erschreckend, sondern bereitete Natsuki in der Tat eine gewisse Angst. Sie wusste nicht worauf die Ältere aus war, ob sie jene Worte Ernst meinte, dass wirklich vorhatte, wovor sie in diesem Moment fürchtete.

„Shizuru..! Nicht…“, brach mit rauer Stimme hervor, sich dem körperlichen Angriff gegenüber windend. Das Gewicht war zu schwer, als dass sich die Dunkelhaarige schnell aufrichten konnte, der Griff um ihre Hände wirkte fesselnd. Harsch biss sie sich auf die Unterlippe, drehte den Kopf leicht zur Seite, wollte die empfindliche Haut der neckenden Zunge entziehen. Schnell schluckte sie das Wimmern herunter, ehe es an die Oberfläche dringen konnte, spürte schon im nächsten Moment den heißen Atem an ihrem Ohr. Worte, die sie lediglich noch mehr verwirrten, die Situation gewiss nicht besser machten. Was war das Ganze? Ein herzloses Spiel ihren Widerstand zu brechen? Doch klang es so flehend, was Shizurus Lippen verließ, wollte sie dies alles etwa nicht aus freiem Willen?

Unverständnis, Scham, das Gefühl in einer Art ausgenutzt zu werden, dass reichte um der Gakuenchou die nötige Kraft zu geben. Sie wollte Shizuru nicht verletzen, sich jedoch weiter auf diese Art erniedrigen zu lassen, war gegen die Natur der sturen Otome. Mit einem leisen Knurren drückte sie die Hände der Älteren zur Seite, befreite ihre eigenen. Ein Ruck, ein gezieltes Schubsen und sie hatte Shizuru von sich befördert. Im Nu war sie von der Arbeitsfläche gesprungen, schritt rückwärts von Shizuru weg in Richtung Türrahmen. Das dunkle Grün wirkte etwas verklärt, glänzte verwirrt, traurig.

„Was soll das ganze?“, Natsukis Stimme zitterte merklich, Hände fassten nach dem zerrissenen Stoff ihrer Kleidung, zogen ihn zusammen um den Körper etwas zu schützen. Ehe sie jedoch eine Antwort abwarten konnte, schlang sich ein starker Arm von hinten um ihre Kehle, holte sie mit einem Ruck näher an den schwarz bekleideten Körper des Mannes. Ein überraschtes Keuchen war von Natsuki zu hören, ihre Hände fanden sofort zu dem Arm, der ihr sichtlich die Luft abdrückte.

„Lass mich los..!“, zischte die Gakuenchou scharf, wollte schon mit die Hand zu ihrem Ohr und dem daran befindlichen GEM führen, schnell schlang sich jedoch eine andere um ihr Handgelenk, drückte fest zu. „Nicht frech werden…“, grinste der jüngere Bruder, kicherte fast etwas unheimlich dabei. „Ich reiß dir das Ding schneller ab als du Materialize sagen kann…“, raunte er anschließend, blickte kurz zu Shizuru rüber.

Eine dunkle Gestalt trat neben ihn herein, die Arme etwas mürrisch vor der Brust verschränkt. „Wieso mischt du dich ein...?!“, knurrte er seinem Bruder zu, war keinesfalls über die Spontaneität und Leichtsinn begeistert. Die impulsive Eigenschaft des Jüngeren, brachte nur allzu häufig Schwierigkeiten mit sich. „Aber Bruder…..sie hat die Spielregeln verletzt….“, jammerte der junge Kerl schon ein wenig protestierend, ließ den Griff um die Gakuenchou keine Sekunde locker. Mit „Sie“ bezog er sich natürlich auf Shizuru, hatte ihren kleinen Akt Natsuki in eine Art zu warnen allzu gut beobachten können.

„Ist das so...? Zen zog unbeeindruckt eine Augenbraue hoch, trat etwas näher an die ältere Otome heran, der Blick stechend, als ob er jene am Boden festnageln wollte. Zin nickte eifrig, ein breites Grinsen machte sich auf seinen Lippen sichtbar.

„Oh… darf ich? Darf ich bestrafen?“, quiekte er gierig, die Augen glänzten etwas kindlich bei der absurden Frage.
 

Ein Ruck, sich weitende Augen, ein Knall... und Shizuru stieß mit dem Rücken an den Kühlschrank hinter sich und sank an diesem in die Knie. Zwar hatte sie sich nicht wirklich weh getan, doch die Scham über das, was sie Natsuki antun sollte, bzw. schon damit begonnen hatte, ließ ihr die Knie verzweifelnd weich werden. Ihre Unterlippe begann zu zittern und ihre Augen füllten sich mit Tränen.. Sie brauchte Natsuki nicht ansehen, um zu wissen was diese wohl nun von ihr denken musste.. wie schmutzig sich diese nun fühlte.. von der Älteren verraten, beinahe misshandelt und zu etwas gezwungen, was man keinem Lebewesen aufzwingen sollte..

Zitternd hob sie ihre Hände hoch und wollte ihr Gesicht darin verbergen.

„Go...gomene....gomene.... gomene...“, wisperte sie so leise und wiederholte es so schnell und oft, das man es kaum verstehen konnte, doch bevor sie sich noch tiefer hinter ihren Händen verstecken konnte, hörte sie das ächzende Geräusch der Gakuenchou, als diese von Zin, dem jüngeren der Brüder, unliebsam gepackt und in dessen Gewalt gebracht wurde.

Sofort riss sie den Kopf hoch und weitete die Augen. „Natsuki!“, rief sie und krabbelte geschockt auf allen Vieren in deren Richtung, bis sie stoppen musste, da sich ihr Zen, der Ältere, in den weg stellte und sie mit seinem Blick durchbohrte.

Ruckartig hielt sie inne, wie ein Hund dessen Herrchen sich ihm in den Weg stellte um ihn zu züchtigen. Die Stiefel des unheimlichen Mannes vor sich im Blickfeld, hob sie schluckend ihr Augenpaar ganz langsam, bis sie in das kühle, emotionslose Gesicht Zen´s blickte.

„Was muss ich da hören? Du hast die Regeln verletzt, Graceful Amethyst?“, fragte er, schien darüber beinahe schon amüsiert zu sein, so als hätte er nichts anderes erwartet, „habe ich mich denn so unklar ausgedrückt? Hast du etwa nicht genau verstanden, was ich dir befohlen habe?“.

Shizuru verkrallte ihre Fingernägel am Boden und biss die Zähne fest zusammen. Noch zitterte ihre Unterlippe, doch schlagartig hörte dies auf und sie erhob sich auf ihre Beine, hob nun ihren Blick und konterte dem seinen ebenso stechend.

„Ich... werde Natsuki nicht weh tun! Eher musst du mich töten...“, zischte sie dann, versuchte so standhaft wie möglich zu wirken, dass sie jedoch mehr als nur Angst davor hatte, dass Zen seine Drohung wahr machte und Natsuki etwas an tat, konnte man ihr eindeutig an der Nasenspitze ablesen. Zen schmunzelte. Es war ihm egal das Shizuru scheinbar keine Angst vor dem Tod hatte, viel interessanter war es doch das sie durch Natsuki erpressbar war und das sie ihre Schwachstelle war genauso wie es umgekehrt auch war.

Zen rieb sich leicht am Kinn und warf dann einen Blick zu seinem kleineren Bruder, der immer noch Natsuki in seiner Gewalt hatte. „Ja, von mir aus bestrafe sie... Aber tu es draußen hinter dem Haus“, meinte er dann, „ich habe mich ohnehin mit der Gakuenchou zu unterhalten.“.

Er trat zu Natsuki rüber, griff nach ihr, damit sein Bruder loslassen konnte, um sich stattdessen Shizuru zu krallen. Diese wollte sich zu erst wehren, sah dann aber eine drohende Geste Zen´s gegenüber Natsuki... und ruckartig verhielt sie sich wieder wie ein dressierter Hund und ging mit Zin hinaus um sich dem zu unterziehen, was auch immer er mit ihr vorhatte. Da es aber selbst nach einer Weile noch recht leise draußen war... wollte man sich gar nicht ausmalen was er wohl dort mit ihr tat. Von Shizuru aber hörte man nicht einen Mucks... nur Zin hörte man ab und an mal glucksen. Währenddessen ließ Zen von der Gakuenchou ab und stieß diese auf die Couch damit sie sich dort setzte. „Lass die Finger von deinem GEM... glaub mir, ein Gedanke an meinen Bruder und der Amethyst war einmal... das wollen wir doch nicht, oder?“, meinte er schmunzelnd und schob die Hände in die Hosentaschen um sich ihr gegenüber an die Wand zu lehnen und sie anzusehen.

„Also ich komme gleich zur Sache... Wir, mein Bruder, ich und unsere Mutter kamen einst in Frieden auf diesen Planeten und wollten hier lediglich ruhig unter den Menschen leben... Bis uns ein Kerl Namens Nagi über den Weg lief.. Er bot uns an, wenn wir ihm helfen würden, das er uns hilft einen Zufluchtsort, ein Zuhause, zu finden... Also haben wir ihn von unserer Kraft schöpfen lassen und haben ihm dabei geholfen gewisse Maschinen zu entwickeln... Sein Ziel war es Garderobe zu vernichten bzw. die Macht an sich zu reißen.. Er war aber so besessen das er mit unserer Mutter immer weiter und weiter experimentierte... bis sie keine Kraft mehr hatte und starb... und das nur weil ihr ihm nicht nachgeben wolltet! Nachdem er dann ins Gefängnis kam, wurde auch mein Bruder schwer krank... Ich kam an deine Tore, Gakuenchou, und bat darum, mit Nagi Kontakt aufnehmen zu dürfen weil er etwas hatte, das meinen Bruder wieder gesund machen würde... Aber du hast mich fort geschickt! Beinahe wäre er gestorben und nur durch einen Zufall konnte ich ihn retten... Aber wegen Garderobe und der Macht, die diese Schule beherbergt, ist unsere Mutter gestorben und das obwohl wir nie jemandem etwas tun wollten! Und genau dafür wirst du büßen... Du und deine Akademie!“, knurrte er und bohrte seinen Blick in ihr Gesicht.
 

Die Augen des Ice Silver Crystals verengten sich gefährlich, als Zen sie aus dem Fängen seines Bruders packte diesem noch befahl, seine Spielchen draußen weiter zu treiben. Sie hatte schon am Klang der Stimme den großen Kerl erkannt, wusste augenblicklich, dass es sich nur um den Eindringlich handeln konnte. Um einen der Kerle, die Shizuru verletzt hatten, sie dazu genötigt hatten Gewalt gegenüber ihr und der Akademie auszuüben. Und jetzt das hier, die Situation erschien nicht anders. Dämmerte es der Jüngeren immer mehr, dass in ihrer Abwesenheit ein Teufelspack geschlossen wurde, aus dem Shizuru nur mit dem Tod herauskam, dem eigenen oder dem der Gakuenchou. Knirschend schoben sich die Zähne übereinander, als Zin die ältere Otome vorbei an ihr hinausschob.

"Wagt es nicht sie zu verletzen...", knurrte sie verachtend, wehrte sich instinktiv mit einem Ruck gegen den Schraubzwingenartigen Griff des älteren Bruders. Der hatte nur ein belustigendes Schmunzeln übrig, verfrachtete Natsuki dann schon in den Wohnbereich und dort auf die Couch. Natsuki fiel etwas unsanft, konnte schlimmeres aber mit den Kissen abdämpfen. Ihr Blick fixierte die dunkle Gestalt, während diese mit den Erklärungen anfing. Hände ballten sich zu Fäusten, Fingernägel gruben sich tief in die Handinnenflächen. Am liebsten wäre sie aufgesprungen hätte dem Kerl gezeigt was eine Otome ist, doch die Drohung war genug um sie willenlos zu machen. Natsuki konnte nicht riskieren, dass Shizuru verletzt würde oder gar schlimmeres, genau diese Tatsache schienen die Fremden auszunutzen zu wissen.

Eine Hand entkrampfte sich schließlich, zog nur den Stoff um ihren Oberkörper etwas fester zusammen, der nach ihrem Geschmack zu viel preis. Natsuki lauschte den Worten, den Anschuldigen, die sie über sich ergehen lassen musste. Sie konnte sich an einen solchen Vorfall nicht erinnern, wusste nicht ob sie den Kerl vor sich wegen seiner damaligen Naivität oder der jetzigen Rachsucht bemitleiden sollte. Viele Menschen hatten ihr Leben büßen müssen während dieses Vorfalls, während des Krieges. Es war nun mal unumgänglich und Natsuki hatte sich schon viel an Schuld selber aufgelastet. Tief in ihrem Inneren kroch das unangenehme Gefühl wieder hoch, ein schweres Schlucken folgte, während die Augen leicht zu Boden gingen. Garderobes Technologie war schon immer etwas Machtvolles gewesen, niemals hätte sich die Gakuenchou damals ausgemalt, dass jene Macht missbraucht werden könnte um Leben zu nehmen. Ein verachtendes Schnaufen entglitt ihr, das energische Grün richtete sich wieder auf die dunklen Augen ihres Gegenübers.

"Ist das alles..?", brachte sie ruhig hervor, sah man aber deutlich an, dass die Jüngere sich zu beherrschen versuchte. "Ich soll für eure Fehler gerade stehen? Jemanden wie Nagi zu vertrauen....", ihr Kopf riss schlagartig herum, als die Hand Zens in einer schallenden Ohrfeige darauf traf. Harsch packte der das Kinn der Gakuenchou, zwang sie den Blick mit ihm zu teilen.

"Dein Stolz wird dich am Ende auch nicht retten...", es war nicht mehr als ein bedrohliches Wispern, „…dich nicht und sie auch nicht...“

Während Zen sich mit der widerstrebenden Natur Natsuki abgeben musste, war sein kleiner Bruder beschäftigt jene Bestrafung durchzuführen, auf die er so erpicht war. Draußen angelangt, hatte er Shizuru schnell in den Sand geworfen, hockte sich neben sie. Die Ellbogen hatte der Kleinere auf den Knie abgestützt, das Kinn in die Hände gelegt, während der Kopf eine leicht schiefe Position einnahm.

"Schade dass du keine Kräfte hast...ich hätte gerne etwas davon gesehen...“ Bedauern lag in seiner Stimme, wurde jedoch schnell von einem breiten Grinsen überbückt. Er beugte sich etwas vor, schien Shizuru nur noch näher betrachten zu wollen, streckte dann einen Finger aus. "Du hast da was...", grinste er, piekte ziemlich fest gegen ihr verwundetes Auge. Fröhlich gluckste er, auf die Reaktion der Älteren.

"Ich hab auch Kräfte weißt du...", erzählte Zin wie ein kleines Kind, das seiner Mutter einen neuen Zaubertrick vorführen wollte. Genau dies tat er auch im nächsten Moment, ließ wie sein Bruder zuvor Energie in seiner Handfläche erscheinen, die sich langsam zu einer Kugel formte und bedrohlich stark zu leuchten begann.
 

„Du wirst es schon noch erleben, Natsuki Kruger... und das schon sehr bald“, meinte er bitterböse schmunzelnd und erhob sich wieder auf seine volle Größe. Sein Plan ging voll und ganz auf. Natsuki schien die billige Geschichte von Nagi und seiner verstorbenen Mutter geschluckt zu haben. Die junge Gakuenchou konnte ja nicht ahnen, das Zen damit nur einen weiteren Weg für sein Vorhaben und das ganze Spiel, das er hier trieb, gelegt hatte. Menschen waren schon fast zu leichtgläubig... beinahe war das schon langweilig. Aber sich mit den Otome und Garderobe anzulegen, war ihnen wirklich würdig. Solche Gegner und Spielkameraden hatten sie wirklich noch nie und das alles würde sich sicherlich noch reichlich spannend und für sie amüsant gestalten...

Zen hob den Blick, als er ein leichtes, schmerzliches Aufkeuchen vernahm, welches scheinbar von Shizuru kam. Diese musste sich gerade von Zin ins Auge pieken lassen und diesen schien das in seiner naiven boshaftgikeit auch noch zu freuen.

Zen schmunzelte und sah dann wieder zu Natsuki herab, griff erneut nach ihrem Kinn und zog sie an diesem dann hoch auf ihre Beine. Den Unterkiefer fest zwischen Daumen und Zeigefinger eingeklemmt, zog sie die Gakuenchou so nah an sich heran, das sich ihre Nasen fast berührten und er ihr so tief in die Augen sehen konnte, das man fürchten musste er würde wichtige, geheime Informationen aus ihr lesen können...

„Du wirst büßen... auf die eine... oder eben auf die andere Art und Weise.. Aber egal welche sich bei diesem Spiel ergibt... du wirst leiden... und vielleicht wirst du dann am Ende ja auch endlich begreifen, dass du der Menschheit mit der Erziehung der Otome nichts gutes tust... Am Ende wirst du dafür verantwortlich sein, das die Kräfte DEINER Otome unkontrollierbar werden und alles vernichten, was sie eigentlich beschützen sollten... An diesem Tag aber wird es bereits zu spät sein, etwas zu ändern..“, meinte er grinsend und hauchte ihr dann völlig selbstgefällig einen Kuss auf die Nase. Seine Lippen waren so kalt, als wäre schon seit Jahren kein Leben mehr in diesem Körper...

„Behalt meine Worte gut im Hinterkopf, Gakuenchou...“. Als er das gesagt hatte, ließ er sie wieder zurück auf die Couch fallen und verschränkte die Arme vor der Brust.

Währenddessen weiteten sich leicht Shizurus Augen, als sie die Energiekugel sah, die sich in der Hand des kleineren Bruders bildete.

„Mein großer Bruder hat mich wirklich einiges gelehrt... Unter anderem auch das es die höchste Strafe verdient, wenn man ihm nicht folgt... und du hast seine auferlegten regeln missachtet“, sagte der um etwa 2 Jahre jüngere Zin und grinste so kalt, dass man glaubte, vor einem stehe der Tod in Person.

„Tust du denn immer das, was dein großer Bruder dir sagt?“, versuchte sie ihn dann umzulenken, in verwirrung zu stürzen, doch Zin grinste nur noch breiter und schien zu wissen, das das eine Finte sein sollte.

„Ne, ne, wer will denn da von sich ablenken? Böser kleiner Mensch...“, raunzte Zin und hielt die Hand vor sich und vor Shizurus Gesicht, „du hast 10 Meter Vorsprung, los lauf“.

Shizuru weitete die Augen und fühlte sich plötzlich wie ein Reh auf der Abschussliste. Sofort stand sie auf und lief los, doch nicht mal mit 10 Metern Vorsprung hatte sie eine Chance. Die Energiekugel zischte los und wenn Shizuru nicht im letzten Moment noch einen Haken zur Seite geschlagen hätte, wäre sie jetzt übel zugerichtet gewesen... vor allem ohne den Schutz der Nanos.

Zen hatte das vom Fenster aus beobachtet und schüttelte nur den Kopf.

„Zin, das reicht! Das bringt so nichts, komm wieder rein mit ihr!“, befahl er und nachdem Zin Shizuru wieder ins haus getrieben hatte wie ein Hirte sein Vieh, fiel die Tür ins schloss und Zen baute sich vor beiden auf. Zin hatte Shizuru neben Natsuki auf die Couch befördert.

„Du bist mir zu selbstlos...“, meinte Zen an Shizuru gewandt und sah dann zu Natsuki, „es wird wohl erst eine richtige Strafe für dich... wenn wir der Gakuenchou etwas Aufmerksamkeit schenken...“. Kaum gesagt, da riss er Natsuki auch schon wieder an der zerrissenen Bluse von der Couch und zu sich heran.

Shizuru weitete die Augen... Bitte lass dies ein Traum sein...
 

Stoßweise entwich der schwerer Atem aus ihren Lungen, nur wenige Zentimeter trennten sie von dem Gesicht Zens. Instinktiv sanken die Lider etwas, der Anblick war Natsuki einfach zuwider. Nicht nur diese stechenden Augen, sondern auch die Worte widerstrebten ihr. Eine Hand hatte sich an jene gelegt, die ihren Kiefer allmählich zu zerdrücken begann. Vielleicht klangen die Worte weit hergeholt, aber die Gakuenchou konnte nicht verleugnen, dass am Ende etwas Wahrheit dahinter steckte. Konnte sie das wirklich verantworten? Was wäre aus Garderobe geworden, hätten sie Shizuru nicht aufgehalten? Was wenn die beiden Gestalten wirklich dazu fähig waren, jede einzelne Otome in eine erbarmungslose Kampfmaschine umzudressieren? Der Anfang mit Shizuru war doch nur ein ersichtliches Exempel gewesen, was gesetzt wurde.

Unmerklich zitterte sie, ob der Anspannung wegen oder der Vorstellung, die sich in ihren Gedanken formte, war ungewiss. Es stand zu viel auf dem Spiel, das wurde der Jüngeren nun klar, aufbrausender Wut legte sich schnell wieder. Etwas geschlagen, willenlos, fiel Natsuki zurück auf die Couch, sah erschrocken zum Fenster rüber, als ein grelles Licht daran vorbei schoss. Die Angst, dass Shizuru nahm unmittelbar zu, ließ sie den Ernst der Lage von neuem erkennen. Als die Tür aufsprang und Zin mit der älteren Otome hereinkam, war die Gakuenchou sofort auf den Beinen, wollte Shizuru am liebsten einfach in den Arm schließen, selber sehen, ob weitere Schaden an ihr angerichtete wurde. Ein kalter Blick Zens reichte aus, dass sie mit dem Hintern schnell wieder Platz auf der Couch fand. Erst als Shizuru neben ihr landete, hatte die Jüngere die Gelegenheit sich nach deren Befinden zu erkundigen.

"Alles ok?", die Frage klang absurd in der Situation, war jedoch von Nöten. Gerade als sie die Hand an einen der Unterarme, der Älteren legen wollte, packte sie der größerer, der beiden Brüder und holte sie erneut von der Couch zu sich ran. "Lass los!", drang es nur harsch von Seiten den Gakuenchou, rege versuchte sie sich aus dem Griff des Älteren zu befreien.

"Nicht doch, ich fang gerade erst an...", ein teuflisches Grinsen zierte die dünnen Lippen Zens, mit einem gewaltsamen Ruck brachte er Natsuki auf dem Couchtisch zu liegen, positionierte sich über ihr. Eine Hand hatte er um die Kehle der Jüngere gelegt, schnürte jetzt schon etwas von der nötigen Luftzufuhr ab. "Nicht mal richtig kleiden kann sich die Gakuenchou..", höhnte er, riss das zerfetzte Kleidungsstück nun gänzlich von ihrem Körper, ließ Natsuki in nichts weiter zurück als dem Bh. Natsukis Augen weiteten sich ein Stück, der Atem klang erstickt. Sie wehrte sich mit allem was ihre Kraft hergab, Finger krallten sich in die Hand Zens, versuchten sie von sich zu drücken, selbst die Beine traten nach dem Angreifer, hofften einen gezielten Tritt zu landen.

Doch vergeblich, die Kraft des jungen Mannes war der ihren weit überlegen. Es half nur noch eins und Natsuki wusste zu gut welches Risiko sie damit einging. Schnell streiften die Finger ihren GEM, der die letzte Hoffnung auf Stärke war.

"Materi-...", weiter kam sie nicht, hatte sich schon die andere Hand Zens auf ihren Mund gelegt, den Befehl gnadenlos unterbrochen.“Du wagst es?!“, Zen wurde ganz fuchsig, der Widerstand dieser Frau brachte ihn noch zur Weißglut. Ohne Gnade packte er den Kristall an Natsukis Ohr und riss ihn mit einem Ruck ab und quer durch den Raum. Der Stein schlidderte einige Meter über den Boden und verschwand dann schließlich unter einem der Möbel. Ein markerschütternder Schrei entwich der Kehle der Jüngeren, die Augen kniffen sich verschmerzvoll zusammen bei jenem Gewaltakt, einzelne Tränen lösten sich.

Zen schien unbeeindruckt, wirkte sichtlich ruhiger, nachdem er sich in einer Art ausgetobt hatte, die Hand jedoch weiterhin unablässig an der Kehle der Gakuenchou. Etwas Blut benetzte seine Finger, die er daraufhin auf den nackten Brustkorb Natsukis ansetzte und ein paar rote Spuren hinterließ. Sein Kopf wand sich rüber zur Couch, grinsend blickte er Shizuru an.

"Sag wo trifft es eine Otome am meisten?", seine Miene wirkte einen Moment nachdenklich, er wartete eigentlich auf keine Antwort, genoss diese kleine Spiel einfach nur. "Ah ich weiß...", er lachte kurz gehässig, wand sich wieder Natsuki zu. Die Finger glitten an ihren Rippen hinab, hielten dann am Bund ihrer Hose inne. „...genau hier...", vollendete er seine Entdeckung, machte sich unverholt am Verschluss der Hose zu schaffen und diese auch noch vom Leib der Jüngeren zu reißen. Gerade erst vom ersten Schock etwas erholt, wusste Natsuki augenblicklich worauf Zen anspielte. Jeder einzelne Muskel bäumte sich in ihr auf, rief zum Widerstand auf.

„Nein…“, drang es mehr flehend als protestierend in einem Röcheln aus ihrer Kehle. Zen lachte nur, drückte fester zu und riss weiter an dem Kleidungsstück. Das Spiel war einfach zu köstlich, die Gakuenchou so leiden zu sehen, erfüllte ihn schon fast.
 

„Natsuki!“, rief Shizuru aus, als Zen sich die Jüngere krallte und zu sich heran zog. Sie wollte sofort dieser Bewegung folgen und ihr schützend hinterher eilen, doch da hatte sie ihre Rechnung nicht mit Zin gemacht. Der war immerhin auch noch da.

Sofort ließ dieser eine Blitzkugel entstehen und feuerte diese ohne zu zögern ab. Noch in der Bewegung und bevor Shizuru Natsuki und Zen erreichte, wurde sie von der Kugel getroffen und gegen die nächste Wand befördert. Ächzend rutschte sie an dieser hinab und als sie grade wieder genug Kraft aufbringen wollte, sich doch noch vom Boden zu erheben, fand Zin´s Stiefelsohle samt seinem Fuß, platz an ihrem Kopf und drückte diesen so auf den Boden.

Schmerzerfüllt zuckte sie zusammen, ächzte auf, suchte dann aber sofort wieder mit dem Blick nach Natsuki. Als sie diese dann auf dem Tisch ausmachte und sah, wie Zen sich über sie beugte und ihr die Bluse vom Leib riss, weiteten sich ihre Augen so weit, das es weiter schon gar nicht mehr ging.

„Natsuki...Natsuki!!! Nimm...deine Finger von ihr du widerliches Dreckschwein!“, röchelte Shizuru gepresst, spürte dadurch nur, dass Zin sein Gewicht noch mehr auf den Fuß an ihrem Kopf verlagerte... Sie fühlte sich wie in einer Presse die gleich ihren Kopf zu zerquetschen drohte....

Zen hielt kurz inne, sah zu Shizuru und grinste. „Ruhe auf den billigen Plätzen... sei froh das du zusehen darfst..“, grunzte er und sah wieder auf Natsuki runter. Wirklich lüstern war er ja nicht, aber er wusste, dass er Natsuki mit diesem Akt das schlimmste antun würde, was es gab... „Und du zier dich nicht so... wolltest du nicht immer schon mal wissen, wie sich das anfühlt, was euch Otome auf ewig verboten sein soll?“, fragte er und riss Natsuki dann schließlich gänzlich die Hose vom Leib, bis diese wirklich nur noch in BH und Slip unter ihm lag.

Sein Griff um ihren Hals kontrollierte sie immer noch und machte sie völlig bewegungsunfähig, da er ihr kaum Raum zum Atmen ließ.

Ein schmutziges grinsen überzog seine Lippen, legte seine weißen Zahnreihen frei, während er seine Finger dann über ihren bauch gleiten ließ...

In Shizuru stiegen die Tränen hoch, welche sich auch sofort in sturzbächen lösten. „Natsuki..... Natsuki...“, wimmerte sie und als Zin das hörte, packte er Shizuru im Haar und zog ihren Kopf hoch, um diesen in die Richtung zu drehen, wo sich diese brutale Szene abspielte. „Sieh gut hin, Graceful Amethyst!“, gluckste Zin und zwang sie dazu, sich das anzusehen...

Shizuru wurde schwindelig... Das alles konnte doch unmöglich wahr sein... Sie... musste ihr doch irgendwie helfen können.. sie... konnte doch nicht einfach daneben sitzen und nichts tun... das durfte nicht passieren...

„Natsuki...“, wimmerte sie erneut, spürte wie etwas in ihrem Körper hochstieg, das ihr Blut pulsieren ließ... Zen nahm dieses Wimmern aber nur als Reiz und entfernte dann auch noch den BH, um ihre Brüste kurz mit dem Blick zu überfliegen.

„Sehr schön...“, meinte er nur und legte die Hand dann auch schon an ihren Slip....

„Natsuki....... Na....ts....u ki.. NATSUKIIIIIIIII!!!!!!“, hörte man die Ältere Otome dann brüllen, so laut, mit einem solchen Energieaufwand, das Zin die Augen weitete.

Zeitgleich, mit diesem Ausbruch, diesem Schrei, blitzte, weit entfernt im Labor Garderobes in einem Reagenzglas, der Amethyst auf, welchen Yoko gerade in der widerherstellungsphase hatte...

„Was zum....“, meinte die Ärztin, als der Amethyst eine solche Energiewelle erzeugte, das er das Reagenzglas sprengte und durch die Luft schoss wie ein Projektiel. Der stein schoss durch alle Wände, nichts konnte ihn stoppen und dann flog er wie ein Blitz durch freies Feld, direkt auf die Hütte zu... so als fühlte er sich von Shizuru gerufen oder als würde er auf seine Besitzerin reagieren... Mit einem leuchten schoss er durch das fenster und setzte sich an Shizurus Ohr fest, in dessen Körper er eine derartige Regung loslöste, das Zin durch die Welle hinfort geschleudert wurde.

„AAAHHHHHHHHH!!“, schrie Shizuru auf und spürte, wie sich der Gem wieder mit ihrem Körper und den Nanos verband.

Zen hielt in der bewegung inne und sah erschrocken zu Shizuru...

„Das... ist unmöglich....“

Die Otome richtete sich auf, fast benommen von der plötzlich zurückgekehrten Kraft... Mit einem todesblick sah sie zu Zen und führte ohne umschweife ihre hand an den Gem... „Materialize!“

Binnen weniger Sekunden, stand dann dort der graceful Amethyst in seiner vollen Pracht...

Nur einen Wimpernschlag später, hatte sie Zen von Natsuki gerissen und ihn mit einer Schockwelle aus der Hütte befördert, ohne diese auch nur ansatzweise zu beschädigen... Zen landete samt seinem Bruder draußen vor der Hütte im Sand...
 

Tränen bahnten sich ihren Weg über die Wangen der Gakuenchou, benetzen die trockene Haut mit ihrer salzigen Essenz. Die Luft wurde immer knapper, das brennen in der Lunge immer stärker. Träge verbargen sich die Augen hinter den Lidern, sahen ohnehin schon fast Dunkelheit des Sauerstoffmangels wegen. Das konnte alles nur ein böser Traum sein, so hoffte Natsuki inständig bald aufzuwachen. Ihr Körper war schier willenlos, besaß keine Kraft sich länger gegen den Angreifer zu wehren.

Sollte es das also gewesen sein? So erbärmlich würde der Ice Silver Crystal untergehen, unwürdig länger den Titel einer Otome zu tragen? Nur noch halb bekam sie mit, was Zen mit ihr anstellte, der Körper zuckte nur hin und wieder abgeneigt den Berührungen gegenüber. Die Jüngere wollte nicht aufgeben, das Ganze nicht zu enden lassen, sie musste zumindest Shizuru in Sicherheit wissen. Diese Schwachstelle würde sie wohl immer irrational Denken und Handeln lassen. Vielleicht war es zu spät jetzt, aber Natsuki erkannten in dem Moment, dass es fast schon eine Gefahr war Shizuru zu lieben, dass es immer jemanden geben würde, der dies auszunutzen wusste. Zu lieben?

Ihr Verstand schien wohl ziemlich zu leiden unter dem Mangel an Luft, wollte die Gakuenchou nur allzu gern auf dieser These beharren. Doch so absurd es klang, der Gedanke an Liebe war gerade gar nicht so schlecht, würde vielleicht helfen das kommende Durchzustehen.

Natsuki glaubte sich schon fast einer Ohnmacht nahe, doch die Hand löste sich plötzlich um ihren Hals, ließ Luft besser hindurchströmen. Reflexartig sog die Jüngere den nötigen Sauerstoff ein, verkrampfte sich Sekunden später in einem Hustenanfall. Ihr Körper wog dabei zur Seite, rollte von dem kleinen Tisch um daneben auf dem Boden wieder aufzukommen. Lange bebte ihr Körper unter dem Husten und Keuchen, ehe sie langsam wieder normal zu atmen begann. Natsuki wusste nicht was geschehen war, war nur froh, dass es vorbei war. Grüne Augen schlugen langsam auf, sahen noch einen Moment verschwommen die Umgebung.

Nach einigem Blinzeln verschwand das Schwindelgefühl, der Körper fühlte sich jedoch nach wie vor gelähmt an. Finger streckten sich langsam aus, zogen das Stück Stoff der zerrissenen Bluse heran, drückten ihn fest gegen den nackten Oberkörper. Eine Weile blieb sich so liegen, wagte nicht einen einzigen Muskeln zu bewegen, fühlte sich auch nicht danach, als ob sie jemals wieder aufstehen wolle.

Die Kraft erreichte die Gakuenchou jedoch schneller als gedacht, mit einer abrupten Bewegung setzte sie sich auf. Angst lag in dem dunklen Grün, was fanatisch den Raum absuchte. Von denn von den beiden Brüdern war keine Spur. Auf allen Vieren begann Natsuki durch den Raum zu krabbeln, lediglich ein Gedanke schien sie zu treiben. Augen huschten hin und her, suchten den Boden unter ihren Fingern ab, hielten vor den schweren Möbeln selbst nicht inne. Es war eine Mischung aus Panik und anbahnende Verzweiflung, die sich in ihren Augen breit machte.

„Verdammt wo ist er…“, wimmerte sie etwas aussichtslos, schob die Hand schon unter den nächsten Schrank um dort nach dem kleinen Stein zu tasten. Es mochte vielleicht ein Stein sein, aber er war ihr Leben, war ein Teil ihrer selbst, das sie nicht verlieren wollte. So langsam begann sie zu verstehen, wie Shizuru sich gefühlt haben musste…
 

Zen und sein Bruder kamen recht unliebsam und hart auf dem sandigen Vorplatz der Hütte auf und wirbelten dabei einiges an Staub auf. Das die ganze Sache eine solche Wendung nehmen würde, damit hatte wohl keiner gerechnet und die Brüder waren mehr als überrascht.

Vom Staube hustend raffte sich Zen wieder hoch auf seine Beine und zog sofort, beinahe besorgt, seinen Bruder auch vom Boden hoch, ehe er sich umsah, was sie denn da angegriffen hatte. Als Shizuru dann, in Form des Graceful Amethysten, von der Veranda trat und scheinbar nicht gut aufgelegt zu sein schien, staunten beide nicht schlecht... Also darauf wären sie wohl als letztes gekommen... Wie war das denn auch möglich? Shizuru war doch von dem Stein getrennt gewesen...dafür hatte sie doch extra gesorgt. Zen zog missgestimmt die Brauen zusammen als er erkannte, das das ihren Plan gehörig durcheinander bringen würde, doch auch damit würden sie klar kommen... Vielleicht würden sich die Otome ja so wieder sicherer fühlen und dann vielleicht doch die Fehler begehen, die sie fest eingerechnet hatten. Aber selbst wenn nicht, das Spiel gestaltete sich jetzt schon als ziemlich interessant und diese spannenden Wendungen, daran könnte sich Zen durchaus gewöhnen.

Also setzte er wieder sein fieses schmunzeln auf und sah Shizuru direkt in die Wutentbrannten Augen. Er hob die Hand, mit welcher er Natsukis Haut unsittlich berührt hatte, hoch an seine Nase und tat einen tiefen, provokanten Atemzug.

„Mmmhhh... wirklich lecker...“, meinte er dann mit einem ekligen, unterschwelligen Schnurren in der Stimme und grinste dann so unverhohlen dreckig, das einem davon nur schlecht werden konnte.

Shizuru biss die Zähne fest zusammen und der Amnethyst farbene Stein an ihrem Ohr brannte und leuchtete bedrohlich auf, ehe sie dann ihre Zweiflüglige Schneide schwang und damit wie ein Blitz auf Zen zuraste um damit nach ihm zu schlagen.

Hiebe, schnelle Bewegungen, ausweichen, angreifen, das entladen von ziemlich großen Energiewellen, das alles beförderte die Kämpfer letztendlich immer näher an das Meer. Doch bevor Zen´s Sohle das Wasser berührte, fing er mit der bloßen hand den Hieb der Klinge ab und brachte Shizuru damit zum stillstand. Sie riss die Augen auf und starrte ungläubig auf die hand Zen´s ehe sie dann seine Augen suchte, die sie selbstsicher anfunkelten. Mit einem grinsen hob er dann die Hand und zeigte ihr, das er darin den GEM des Ice Silver Crystals hatte. Rubin weitete sich noch weiter, als er das schimmernde blau des Steins erblickte.

„Du hast doch wohl nicht geglaubt, das wir so ein wichtiges, machtvolles Utensil einfach liegen lassen würden, oder?“, fragte er sie grinsend, schlug die Hand wieder zu und drehte Shizuru dann mit einem kräftigen Ruck die Waffe aus der Hand. Die Otome landete durch den Ruck auf dem Boden und sah, wie Zen die Waffe interessiert in seiner Hand hin und her schwang um sie auszutesten. „Ihr Otome seid wirklich einzigartig...“, stellte er fest, beinahe schon beeindruckt.

Sie schluckte und während Zen weiter mit der Waffe herum spielte, fixierte sie die Hand, in der er den Stein hielt. Gleichzeitig fingen die Energieringe der Robe an zu pulsieren und schienen eine größere Menge Energie ansammeln zu wollen.

„Hey Bruder, fang, und sieh zu das die Gakuenchou keine Dummheiten macht“, sagte er dann und warf seinem Bruder das zweiflüglige Schwert zu, welches sich ja erst dematerialiseren würde wenn Shizuru die Robe ablegen würde... Als Natsuki erneut ins Spiel kommen sollte, konnte sie nicht länger still dasitzen. Sie nutzte den Moment, in welchem Zen seine Aufmerksamkeit auf den bruder legte und stieß sich vom Boden ab, um ihn zu rammen und an seinem Körper die Energie loszulösen.

Es tat einen gewaltigen Knall und die Welle riss einen Krater in den Sandboden, doch Zen hatte nicht mal einen Kratzer davon getragen... Er lag rege unbeeindruckt unter Shizuru und hatte bestenfalls ein paar Kopfschmerzen. „Das hat gekitzelt...“, sagte er.

Was zum Teufel waren diese beiden Kerle? Auf keinen Fall konnten sie menschliche Wesen sein oder gar von diesem Planeten...

Sie schien ihn zwar nicht besiegen zu können, zumindest nicht allein, doch zen merkte nun, das ihm etwas fehlte. Blinzelnd sah er in seine leere hand und stieß Shizuru sofort von sich, drückte sie runter auf den boden und setzte sich auf die drauf um ihre Kehle zuzudrücken. „Gib mir den Stein zurück!“, befahl er scharf, erntete von Shizuru aber nur ihr üblich beschwichtigendes Lächeln und das machte ihn krank.

Seine Augen blitzten auf und er hob den Blick zu Zin, welcher auf den Weg zur Hütte war. „Bring mir die Gakuenchou! Ich bin noch nicht fertig mit ihr!“, befahl er und Zin flitzte noch schneller los gen Haus.

Shizurus Augen weiteten sich, als ihr klar wurde, was Zen damit meinte... Aber das würde sie nicht zulassen.. niemals... Eher würde sie sich zusammen mit Natsuki in die Luft sprengen als zuzulassen, das man ihr so etwas antat...

„Na, wie gefällt dir das, Graceful Amethyst? Du darfst auch wieder zusehen.. Macht es dich nicht rasend, der Gakuenchou nicht einmal mit den Kräften einer Otome helfen zu können?“, grinste er und drückte ihre Kehle fester zu.

Shizurus Augen verklärten sich und auch ein paar Tränen lösten sich.

„Natsuki...... Natsuki....“, wimmerte sie, hatte ihre Gedanken stets nur bei dieser Person. Warum sie? Warum nicht Shizuru? Sie würde diese Qual lieber selbst hinnehmen, als mit ansehen zu müssen wie Zen die Seele Natsukis zertrat... Sie war eine gute Gakuenchou und opferte sich für ihren Job nahezu auf, ebenso wie durch die Pflichten einer Otome. Stets hatte sie über die Völker gewacht und immer alles was in ihrer Macht stand getan, um den Frieden zu wahren... Warum hegten diese Wesen also einen solchen Hass gegen sie? Warum war der Hass so groß, das sie vorhatten, ihr etwas derartig brutales anzutun?

Sie kniff die Augen zusammen, als ihr die Luft immer knapper wurde. „Na..tsu..ki...“, hauchte sie wieder röchelnd. Sie war nicht bereit zu sterben, ehe sie die Frau ihres Herzens in Sicherheit wusste.. Tränen rannen immer weiter, sanken in den Sand und ihre Hände verkrampften sich, während Zen nur weiter selbstgefällig grinste.

Das durfte nicht sein... so durfte es nicht enden... das konnte sie nicht zulassen...

Ein knurren verließ ihre Kehle, als sie alle Reserven in sich mobilisierte. Ihr Ziel war es, Zen los zu werden und dann Natsuki zu retten, bevor Zin sich über sie hermachen konnte. Doch ihre Kräfte waren rege ausgezehrt und sie hatte schon Mühe die Robe materialisiert zu lassen... doch als sie dann die Augen in verzweiflung zukniff, geschah etwas, was alle Grenzen, die sich selbst Garderobe gesteckt hatte, überschreiten würde... Der Ice Silver Crystal, GEM der Gakuenchou, fing an zu leuchten und schien auf das Leuchten des Graceful Amethysten zu reagieren.. Die beiden Steine erzeugten eine Lichtquelle, der sich Zen geblendet entziehen musste. Der plötzliche Lichtblitz brannte so sehr in seinen Augen das er zurück weichen musste und sich schützend die Hände vor die Augen halten musste.

Shizuru riss überrascht die Augen auf, als der Stein sich selbsständig machte, aus ihrer hand entkam und dann vor ihrer Nase herum schwebte. Sie blinzelte irritiert, wusste nicht was das zu bedeuten hatte und erschrocken zog sie dann die Luft ein, als sich der GEM an ihrem rechten, freien Ohrläppchen festsetzte.

Geschockt über das, was das in ihrem Körper auslöste, stieß sie einen Schrei aus und versank dann in einem Schwall licht, welches von den beiden GEM´s ausging, dich sich zu vereinen schienen...

„Das...ist unmöglich...“, hauchte Zen, zum ersten mal sichtlich aus der Bahn geworfen und rappelte sich sofort auf seine Beine hoch, als das Licht Shizuru dann wieder freigab. Was sich da an ihrem Körper abzeichnete, galt wirklich als unmöglich, doch nun stand sie da, als lebender Beweis. Die GEM´s zierten ihre beiden Ohren und hatten ihre Farbe aufeinander abgestimmt. Das eisige Blau hatte sich mit dem Violett verbunden. Auch die Robe hatte sich um einiges verändert. Vom Aufbau war sie ähnlich, hatte hier und da aber Abweichung. Die größte der Abweichungen aber war die Farbe. Aus der zusammenführung von Violett, Blau und Schwarz, war etwas silbrig schimmerndes geworden, das nur ansatzweise erahnen ließ, welch Kraft diese Robe beherbergen musste. Shizurus Geist aber schien von dieser Macht so vernebelt zu sein, das ihre Augen leer wirkten, als sie sich auf Zen zubewegte und nur den Wink einer einigen hand brauchte, um ihn hinaus ins Meer zu schleudern.

Keine zwei Sekunden später tauchte sie dann wie aus dem Nichts vor Zin auf und tat mit ihm das gleiche, ehe er das Haus auch nur betreten konnte.

Beide platschten in das Wasser und genossen eine Abkühlung... Als Zen wieder auftauchte und das Wasser raus prustete, sah er zum Strand. Über diese entwicklung würden sie nun nachdenken müssen... denn das änderte wirklich so einiges.. Ein blitzen, ein rauschen, dann waren die beiden Brüder im Nichts verschwunden.

Shizuru hatte das beobachtet, wandte sich dann um, trat in das Wohnzimmer und entdeckte Natsuki auf dem Boden krabbelnd.

Sie machte behende, machtgeladene Schritte auf die Gakuenchou zu, doch als sie dann, mit einer Decke bewaffnet bei ihr in die Knie gehen wollte, machte es einen Ruck und die Robe dematerialisierte sich auf der Stelle. Erschöpft sackte ihr Körper auf den Boden und der GEM Natsukis löste sich automatisch von dem fremden Ohr und kullerte auf den Boden, direkt vor die Hände der Gakuenchou...

Keuchend kniete Shizuru auf allen Vieren und zog nur etwas zittrig die Decke heran, welche sie dann schützend über Natsukis Schultern legte.

„Gomene...“, wisperte sie dann, kaum der Stimme mächtig. Doch was meinte sie damit? Das sie nichts tun konnte um ihr zu helfen? Das sie ihren GEM benutzt hatte, wenn auch unbeabsichtigt? Oder das sie erst jetzt gekommen war?...
 

Die Suche erschien wirklich aussichtslos, gab es doch keinen Winkel im Wohnzimmer, den Natsukis Händen nicht schon abgetastet hatten. Doch trotz dieser sichtlichen Niederlage gab die Gakuenchou nicht auf, war fanatisch von diesem Unterfangen besessen. Sie musste ihren GEM einfach finden, sie brauchte ihn, brauchte die Stärke, die er ihr verlieh. Die dumpfen Kampfgeräusche, die von draußen zu vernehmen waren, trieben sie nur noch mehr dazu. Es war ihre Pflicht diesem Kampf beizuwohnen, nicht nur ihren verletzten Stolz sondern auch das Bild Garderobes verteidigen. Die Sorge um die ältere Otome stieg von Sekunde zu Sekunde, mit jeder Energieladung, jedem Krachen der bekannten Klinge auf Widerstand, schnürte sich ihr Magen immer enger zusammen. Die Jüngere musste ihr zur Hilfe kommen, doch ohne GEM schien dies absurd, war sie doch so schwach wie jene Frau, die sie gestern Abend noch so stolz zu retten wusste.

Der Körper erzitterte leicht unter der Anstrengung, Natsuki schob die das dröhnende Schmerzen im Kopf beiseite, ignorierte das Stechen, was von einzelnen Muskeln ausging sich hoch bis in ihr Ohr zog, das die offensichtlichsten Spuren von Gewalt trug. Unbarmherzig trieb sie ihren Körper weiter, legte sich teilweise flach auf den Boden um besser unter die schweren Möbel langen zu können.

Erst als schwere Schritte hinter ihr zu vernehmen waren, hielt sie starr inne, konnte schließlich nicht vermuten, ob es einer der Brüder war, die ihr Werk nun vollenden wollte. Langsam wand sie den Kopf, sah im Augenwinkel nur ein silbernes Schimmern. Ruckartig schob sie ihren Körper rückwärts, weg von dem, was sich ihr auch immer näherte. Wie ein geschlagener Hund kauerte die Jüngere am Boden, wartete eigentlich nur auf den nächsten Hieb, der jedoch ausblieb. Erschrocken zuckte Natsuki zusammen, als sich die Decke um ihre Schultern legte, ihr mehr Schutz bot als die Fetzen die sie an ihren nackten Körper drückte. Unsicher hoben sich die Augen ihrem Gegenüber, während eine Hand fest die Decke um den zerbrechlichen Leib zog.

"Shizuru..?", ihre Stimme klang fremd, immer noch rau der Strangulierung wegen. Nur flüchtig registrierte sie die ältere Otome, erkannte sie erst jetzt nach der Dematerialisierung. Zumindest schien sie unversehrt zu sein, ein wenig des unguten Gefühl wich somit allmählich.

Mattes Grün fixierte den kleinen Stein, der nicht unweit von ihr auf dem Boden zum Stillstand gekommen war. Ehrfürchtig streckte Natsuki die Finger danach aus, hob den Kristall an um ihn darauf fest in ihrer Handinnenfläche zu verschließen. Ein tiefer Atemzug entglitt der Gakuenchou, wusste sie ihren GEM nun wieder in Sicherheit. Apathisch fixierte ihr Bild einen Punkt auf dem Boden, die Hand mit dem Kristall zog sich schützend unter die Decke zurück, während die andere diese immer noch aufrecht hielt.

"Bin ich wirklich so naiv..?", wisperte sie geschlagen, erinnerte sich zu gut an die Worte, die ihr Zen eingetrichtert hatte. "Hätte ich Kriege verhindern können, wenn es nicht...wenn es Garderobe nicht...gäbe?", die Unterlippe zitterte leicht, ehe die Jüngere sie in einem Biss einfing. Sie erwartete keine Antwort, hatte nicht einmal die Absicht Shizuru damit zu belästigen.

Viel zu schnell fiel Natsuki wieder in das schwarze Loch, ergab sich freiwillig der Schuld, die sich lastend auf die Schultern legte. Sich für den Tod einzelner verantwortlich zu machen...

Selbst wenn es nur Intrigen waren, die Zen ihr aufgetischt hatte, es hatte durchaus gereicht um den einstmals wunden Punkt von neuem zu treffen. Natsuki schluckte hart, schaffte es dann auch nach einer Weile den Sturm an Emotionen hinter der stoischen Maske der Gakuenchou zu verbergen. Sie konnte nicht schon wieder schwach wirken, dass war ihrem Amt nicht würdig, das war ihrem Dasein als Otome nicht würdig.

Tief in ihrem inneren ekelte sie sich vor sich selber, schämte sich wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Es war nicht nur, dass sie so machtlos Zen unterlegen war, sondern, dass jener sie auch noch an den Rand getrieben hatte, ihren Status als Otome zu verlieren, das war hart genug. Sie fühlte sich dreckig, ausgenutzt, alleine der Gedanken, brachte ihren Körper erneut zum zittern.

Unter wackeligen Beinen erhob sich Natsuki schließlich, sammelte eher beiläufig ihre restliche Kleidung vom Boden auf. Ohne weiteres führte sie ihr Weg die Treppen hoch, das Ziel sich von jenem Dreck zu reinigen. Mit neuer Kleidung im Schlepptau, schloss sich die Gakuenchou letztlich ins Bad ein, auch wenn es wohl nicht nötig war, fühlte sie das Bedürfnis. Der erste Blick wand sich dem Spiegel zu, welcher besiegte Augen reflektierte und die roten Spuren vom Ohr hinab den Hals herunter verdeutlichte. Achtlos ließ Natsuki die Decke und den Rest ihrer Kleidung zu Boden gleiten, lediglich der Kristall blieb an seinem sicheren Platz in ihrer Hand.

Das warme Wasser fühlte sich selbst kalt an, wirkte nicht so angenehm, wie zuvor am Morgen. Langsam ließ sich die Gakuenchou an der Innenwand der Dusche hinabrutschen, kauerte sich auf den Boden der Duschwanne. Nach einer halben Ewigkeit entstieg die Jüngere erst wieder der Dusche, hatte ohne groß zu zögern die neue Kleidung angelegt. Ziellose Schritte führten sie rüber ins Schlafzimmer, an das Bett heran, in dem sie vor ein paar Stunden noch in friedlichen Träumen geschlummert hatte, ließ sich auf diesem nieder. Wäre sie doch niemals aufgewacht…
 

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9. Kapitel Ende.... yeah... alles beim alten... also einfach lesen, genießen und kommentieren X3

GEM´s mit Geheimnis

Shizuru zog die Brauen zusammen. Es dauerte nicht lange, bis sie sich zumindest vorstellen konnte, was Zen ihr alles an den Kopf geworfen haben musste, das sie nun auf solche Gedanken kam.

„Nein!... Nein, Natsuki... denk sowas nicht... du...“, holte sie aus, kam aber nicht sehr weit, da Natsuki ihr sich dann schon gänzlich entzog und die ruhelose Flucht nach oben ins Bad ergriff, in welchem sie sich dann aussperrte und alles was außerhalb des bades war, war in diesem Moment nicht erwünscht, das wusste sie...

„Natsuki...“, hauchte sie leise, kniff dann die Augen zusammen und trommelte mit den Fäusten auf dem Holzboden herum. Wenn sie sich doch nur nicht hätte erpressen lassen.... Vielleicht wäre das alles ja dann ganz anders verlaufen... Vielleicht aber auch nicht... Vielleicht wäre Zen einfach gleich runter gegangen und hätte die Gakuenchou einfach gleich umgenietet, ohne mit der Wimper zu zucken.... vielleicht aber wäre ihm das ja auch zu langweilig gewesen und er hätte etwas ganz anderes gemacht...

Langsam raffte sie sich dann hoch auf ihre wackligen Beine. Bis auf ein paar Fingerabdrücke an ihrem Hals hatte sie nicht viel abbekommen...Das Blaue Auge und die wunde Lippe waren wieder verheilt, was wohl an der aktivität der Nanos lag...

Sofort hob sie die Hand und fasste sich an den Amethysten, welcher wieder seinen rechtmäßigen Platz an ihrem Ohr eingenommen hatte... doch das erinnerte sie nun erst recht an die Sache mit dem Ice Silver Crystal, der sich mit ihr und dem Amethysten kurzzeitig verbunden hatte... Es wollte einfach nicht in ihren Kopf wie das passieren konnte und wie das überhaupt möglich war, da jeder GEM doch auf seinen Träger abgestimmt war...

Sie würde ja Natsuki fragen aber... das wäre nun sicherlich kein guter Zeitpunkt... Seufzend sah sie an sich herab. Sie hatte noch immer nicht mehr an als den aufklaffenden Morgenmantel, den sie die ganze Zeit über getragen hatte...

Aber wäre es nun gut, Natsuki hoch zu folgen, welche sich nun, nach der Dusche, im Schlafzimmer aufhielt?

Vermutlich wollte sie nun etwas alleine sein und nachdenken... vielleicht aber auch nicht... Vielleicht brauchte sie Shizurus schützenden, tröstenden Arme, vielleicht aber auch nicht.... Sie konnte sich nicht vorstellen das Natsuki sich nach alle dem noch von Shizuru berühren lassen würde... weder von einer Umarmung noch von sonst irgendetwas... Heute Morgen hatte sie den Auftrag erhalten Natsuki zum Sex zu zwingen...und dann musste die Gakuenchou auch noch Zens Versuch über sich ergehen zu lassen... das war mit Sicherheit zu viel...

Sie schloss kurz die Augen und atmete dann ein mal tief durch... Sie wusste nicht was sie tun sollte... was jetzt das richige wäre, aber dennoch würde sie sich endlich etwas anziehen müssen... und sie wollte in Natsukis Nähe sein, auch wenn sie nicht glaubte das die beiden Brüder so schnell zurück kommen würden...

Also schlug sie den Weg die Treppe hinauf ein und kam dann schließlich oben an. Höflich klopfte sie an die Tür des Schlafzimmers, ehe sie dann eintrat. Shizuru schluckte, als sie Natsuki, einem häuflein Elend gleich, auf dem Bett sitzen sah...

„I-ich.... bin gleich wieder weg.....“, sagte sie leise, war sich sicher, das Natsuki ihre ruhe wollte und so eilte sie zum Schrank und zog sich ein leichtes, luftiges Kleid über.

Natsuki behielt sie dabei aber im Blick, durch den Spiegel der sich vor ihr am Schrank befand... Sie konnte diesen Anblick wirklich kaum ertragen... Doch was konnte sie sagen, das sich nicht dumm anhörte? Gab es überhaupt etwas, von dem sich die Gakuenchou trösten lassen würde?

Sie holte Luft, um etwas zu sagen... tat es dann aber nicht, sondern senkte den Blick auf ihre Zehenspitzen...

Mit den Fingern glitt sie dann durch ihr Haar, wobei ihr Blick auf den GEM fiel und sofort erinnerte sie sich daran, das Natsukis ohr verletzt war.

Sie drehte sich um und setzte sich in Bewegung, um sich zu ihr auf das Bett zu setzen und sogleich den Verbandskasten vom Boden zu heben.

„Nur ein Pflaster... in Ordnung?“, fragte sie und packte schon eines aus, was um das Ohrläppchen passen würde. Den GEM würde Natsuki notfalls auch am anderen Ohr tragen können, selbst wenn das eigentlich nicht üblich war... zumal sie die freilegende Spange ja auch immer links trug.

„Natsuki....“, fing die Ältere dann schließlich doch leise an, „du bist nicht Schuld an Kriegen... und Garderobe auch nicht... Im Gegenteil... ohne dich, deine gute Arbeit und die Otome, würde es die Menschheit schon gar nicht mehr geben.... Denk doch mal an den Asteroiden... ohne die Kräfte der Otome hätte er mehr als ein kleines Loch in die Welt gerissen.... Du bist eine erstklassige Otome und eine gute Gakuenchou. Du hast nichts falsches getan und immer richtig entschieden... Du kannst dir wirklich nichts vorwerfen... Und das sage ich dir nicht als Otome... sondern.... als.... Freundin...“
 

Die Stille wirkte drückend auf die Ohren, lediglich das dumpfe Rauschen des Meeres erreichte Natsukis Verstand. Dieser arbeitete im Moment auf Hochtouren, brütete schon den nächsten Gedanken, bevor der letzte überhaupt erst zu Ende gedacht war. Die Schädeldecke dröhnte somit nur noch mehr, Finger verkrampften sich kurzzeitig im Haar hielten den schmerzenden Kopf ein wenig fest.

Die Beine hatte Natsuki ebenfalls auf Bett gehoben, so weit es ging zu sich herangezogen, stützte das Kinn auf den Knien ab. Ein Arm schlang sich um die Beine, während die Jüngere den anderen etwas von sich streckte. Die geballte Faust öffnete sich langsam, offenbarte den funkelnden Stein in der Handfläche. Lange starrte die Gakuenchou auf den Kristall, versuchte nachzuvollziehen welche Macht dahinter steckte. Welche Macht Garderobe besaß, welch eine Gefahr die Technologie doch darstellte.

Nur wage hörte die Jüngere wie die Tür aufging und Shizuru den Raum betrat. Sie blieb in der Position verharren, machte keine Anstalten sich herumzudrehen oder irgendwelche Worte auf das Gesprochenen zu erwidern. Die junge Otome schien abseits der Realität, gefangen in den Intrigen, welche Zen wie ein großes Netz um sie gesponnen hatte. Wie konnte sie auch ahnen, dass ausschließlich Lügen waren, die ihr aufgetischt wurden.

Dennoch war der Krieg etwas Reales gewesen und die Opfer leider auch. Natsuki wusste, dass es nicht viel half, wenn sie jetzt wieder in diese Art Selbstmitleid fiel, es war schließlich schon schwer genug gewesen sie am Ende dieser Vorfälle wieder auf Touren zu bringen. Doch an Garderobe war es anders, dort hatte sie stets Arbeit, die ihren Kopf bis ins letzte einnahm, hier jedoch, in dieser Einöde würde sie ohne gewisse Ablenkung nie aufhören zu denken.

Kaum merklich verließ ein Seufzen ihre Lippen, die flache Hand schloss sich langsam wieder um den GEM, den sie vorerst nun an ihrem anderen Ohr tragen musste. Dass Shizuru sich neben sie setzte, den Verbandskasten gleich hervorzog, ging mehr an der Jüngeren vorbei, als dass sie es registrierte.

Erst als Shizuru ihr das Pflaster unter die Nase hielt, blickte sie auf um kurz das besorgte Augenpaar der Älteren einzufangen. Nur ein sachtes Nicken, hatte Natsuki ohnehin nicht Lust darüber zu streiten, nahm das Pflaster an um es dann mit ein paar Handgriffen an ihrem verletzten Ohr zu platzieren. Bis morgen würde die Wunde sowieso schon geheilt sein, dafür würden die Nanomaschinen gewiss sorgen.

Als die Ältere dann anfing auf sie einzureden, senkten sich die Augen ein wenig, der Blick verlor sich in der Leere. Es schien alles so einleuchtend zu sein, was Shizuru von sich gab, vieles davon war im Prinzip auch die reine Wahrheit. Trotz der tröstenden Worte, fühlte sich Natsuki nach wie vor unwohl. Selbst wenn ihr die Schuldgefühle genommen wurden, war die Erfahrung einer beinahe Vergewaltigung immer noch da. Erst die Angst Shizuru an den Tod zu verlieren und nun dieses Erlebnis. Zen konnte wirklich stolz auf seine Arbeit sein, diese Art von Buße war die reinste Folter.

„Erstklassig hm?“, fing sie zaghaft an, die Stimme nicht mehr als ein Wispern. Natsuki schluckte schwer, das betrübte Grün verbarg sich kurzzeitig komplett. Wie eine erstklassige Otome kam sie sich nicht vor, wirkte vor ein paar Moment eher wie ein verschrecktes kleines Mädchen.

„Ich…hatte wirklich…Angst….“, gab die Gakuenchou leise zu, die Emotion, die sie sonst immer fast schon verspottete. Otome hatten keine Angst, schon gar nicht wenn es um das eigenen Leben ging. Waren sie nicht dazu geboren sich für andere aufzuopfern?

Nur langsam fingen die Schultern der Jüngeren an zu beben, als die ersten Tränen ausbrachen, die ersten Schluchzer mit sich brachten. Die Arme zogen sich fester um die Knie, die Hände ballten sich stärker zu Fäusten.

Leicht zuckte sie zusammen, als der plötzliche Kontakt zwischen Körpern zustande kam, sich tröstende Arme um sie schlangen. Augenblicklich drängte sie sich näher an Shizuru heran, klammerte an ihr, als ob Leben davon abhängen würde. Erst nach einer halben Ewigkeit verebbten die Tränen, der Atem wurde wieder gleichmäßiger, der zitternde Körper entspannte sich mehr in der Berührung.

„Wir sollten Garderobe informieren…“, murmelte die Gakuenchou mit belegter Stimme, wusste, dass die dringend erforderlich war, machte jedoch keine Anstalten sich aus den Armen der Älteren zu lösen.
 

Rubin verbarg sich halb, wirkte sanft, als sie es dann doch wagte, ihre Arme um den geschändeten Leib Natsukis zu legen, um sie an sich zu ziehen und sie schützend fest zu halten. Sie wusste zwar zu erst nicht so recht, wohin mit ihren Händen, da sie nicht wollte, das Natsuki sich unwohl unter der Berührung fühlte, entschied sich dann aber dafür sie einfach auf ihrem Rücken ruhen zu lassen und sie dort beruhigend mit einer auf und ab zu kraulen.

Ihren Kopf drückte sie seitlich neben den der Jüngeren, damit sie ihr leise Antworten direkt ans Ohr sagen konnte. „Ich weiß...“, raunte sie dann und drückte sie behutsam etwas fester an sich, „aber das ist keine Schande, Natsuki... Ich hatte auch Angst... Betäubende Angst, die sich in meinen Gliedern ausgebreitet hat und sie bewegungsunfähig gemacht hat... Aber das ist menschlich... und... noch vor der Tatsache das du eine Otome und die Gakuenchou bist, bist du vor allem das, ein Mensch“.

Nachdem sie ihr das gesagt hatte, zog sie eine Hand von ihrem Rücken ab und strich ihr damit einige nasse Strähnen aus der Stirn. Die Finger glitten ihre Wange hinab, runter zu ihrem Kinn, hoben dieses langsam an und als sie dann den Blick der Jüngeren bei sich hatte, beugte sie den Kopf vor und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie wusste nicht ob das vielleicht unangebracht war, aber sie fühlte sich einfach danach ihr diese Geste zukommen zu lassen.

Es ging auch recht schnell, dass sie ihre Lippen wieder von der Stirn entfernte und sie dann anblickte.

„Ich weiß... das du dich vielleicht nicht danach fühlst etwas zu unternehmen aber... mir ist da etwas eingefallen das dich etwas ablenken könnte und ich glaube, das das jetzt genau das richtige wäre... Du wirst nur verrückt wenn du hier bleibst und dich von Gedanken überschwemmen lässt... Also... vertrau mir und lass uns das einfach machen, okay?“, sagte sie dann und schenkte ihr wie immer dieses gewohnt, beruhigende Lächeln. Sie wusste einfach, das Natsuki jetzt nicht ins grübeln verfallen sollte.... zumindest nicht nachdem das alles noch so frisch war.

Etwas wiederwillig löste sie sich dann von der Jüngeren und erhob sich.

„Also... dann ruf du bei Garderobe an und ich geh so lang unter die Dusche... Ach ja und... du solltest dir alte Klamotten anziehen, die auch ordentlich dreckig werden können“. Mit diesen Worten war sie dann auch schon aus dem Zimmer richtung Dusche verschwunden und machte sich dort zurecht.

Das klang nun alles vielleicht etwas ruppig, doch sie wusste, dass Natsuki keine Person war die gerne lange auf etwas herum ritt... Natürlich waren das schreckliche Erlebnisse, doch darüber sollte sie erst nachdenken wenn sie etwas runtergekommen war und nicht jetzt, wo sie emotional zu aufgewühlt war...

Während Shizuru duschte, hatte Natsuki sich in das Medienzimmer vor das Videotelefon gesetzt und kontaktierte Sara, welche dann auch sogleich auf dem Bildschirm erschien.

Ein Gespräch über das geschehene entsponn sich und Sara notierte sich alles, versicherte ihr, das sie alles tun würden, um dem nachzugehen und herauszufinden woher diese beiden Kerle kamen und wo man sie vielleicht finden konnte.

Am Ende des Gespräches aber wirkte Saras Gesicht plötzlich mehr als besorgt und man sah auf dem Monitor, wie sie sich umsah ob jemand da war der sie belauschen konnte. Als keiner da war, kam sie näher an den Hörer.

„Gakuenchou.... da wäre noch etwas....“, sagte sie und allein diese Worte konnten einem schon Angst einjagen.

„Yohko und Professor Gal haben diesen Stachel, der Shizurus Schulter verletzt hatte, näher untersucht und leider etwas weniger erfreuliches heraus gefunden... Jeder dieser Stacheln scheint ein eigenständiges Lebewesen zu sein, das wieder im stande ist sich eigenständig fortzupflanzen durch Sekrete, die von den Schuppen abgesondert werden und sich mit dem Blut vermischen und sich dann sofort durch ein Gebilde in der Gebärmutter festsetzen... Dabei ist es egal, was die betroffene Person, der Wirt, für ein Wesen ist... Sie setzen sich in jedem weiblichen Organismus fest um bestimmte, verschlüsselte Gene am Leben zu erhalten... Dabei trägt der Wirt aber kein erneutes Monster oder einen Mutanten aus, sondern das Sekret passt sich dem jeweiligen Geschöpf an und lässt ein ganz normales, der Rasse entsprechendes Kind entstehen... und das ganz ohne männliche Gene... jedes Kind wird weiblich sein... und.... Gakuenchou... was ich damit sagen will ist... das es möglich sein kann, dass.... das... Meister Viola vielleicht schwanger ist...“.

Sie ließ eine Stille entstehen und fasste sich kurz an die Schläfen.

„Aber.... bis wir das näher untersucht haben und vor allem...wir herausgefunden haben ob sich diese Kinder gewöhnlich entwickeln... sollten wir Shizuru-oneesama davon nicht in Kenntniss setzen.... ich muss sie aber bitten, Gakuenchou, dass sie sie im Auge behalten und falls Ihnen etwas auffällt, uns sofort bescheid sagen, bzw. mir oder Yohko...jemand anderem haben wir davon nichts erzählt...“

Und wie auf Kommando, nachdem Sara gerade ausgesprochen hatte, platzte Shizuru ins Zimmer.

„Und? Können wir los?“, fragte sie und stand mit einem unbekümmernden Lächeln in der Tür.
 

So ungewohnt die Berührungen vielleicht sein mochten, so war es dennoch genau das richtige, was Natsuki in diesem Moment brauchte. Shizurus Präsenz, die starken Arme gaben mehr Sicherheit, als dass sie zurückschreckten. Sanfte Liebkosungen, beruhigende Worte reichten vollkommen aus um der Jüngeren etwas Trost zu spenden. Natürlich war damit der innere Konflikt nicht hinfort gewaschen, aber die Gakuenchou hatte wenigstens nicht das Gefühl alleine da zu stehen. Sie war dankbar, dass Shizuru schon immer und auch an dem heutigen Tage, an ihrer Seite stand, sie unterstütze.

Nur ein leichtes Nicken war die Antwort auf den Vorschlag der Älteren, bevor diese sich löste und auch schon Richtung Badezimmer verschwunden war. Natsuki hob eine Hand leicht zum Gesicht, wischte sich mit dem Handrücken, die letzten salzigen Spuren weg. Tränen hatten in einer Hinsicht gut getan, etwas von den aufgestauten Emotionen herausgelassen, auch wenn die Jüngere diese viel lieber irgendwo tief in sich vergraben hätte. Vorsichtig befestigte sie den GEM, als vorübergehende Maßnahme, an ihrem unversehrten Ohr, strich dabei das dunkle Haar etwas zurück.

Nach bevor die Gakuenchou sich in das Büro aufmachte um Kontakt zur Akademie herzustellen, kam sie Shizurus Aufforderung nach, zog sich dementsprechend um, wie es die Ältere geraten hatte. Der Kleiderwechsel war heute schon viel zu viel nach ihrem Geschmack gewesen, aber sie vertraute Shizuru, ließ sich auf das ein, was jene plante. Es würde in der Tat eine gute Ablenkung sein, vielleicht würde Natsuki nicht ganz bei der Sache sein, aber immerhin war es ein Versuch wert auf andere Gedanken zu kommen.

Das Büro, was Natsuki zum ersten Mal richtig, seitdem sie sich hier aufhielten, betrat, hatte auf eine gewisse Art etwas Heimisches. Vielleicht war es der Geruch von Papier, der von den unzähligen Büchern, die in viel zu klein geratene Regale gequetscht waren, herrührte, vielleicht auch einfach das angenehme Gefühl als sie sich auf dem kleinen Ledersessel niederließ.

Der Kontakt zu Garderobe war schnell hergestellt, in üblicher sachlicher Manier, berichtete die Gakuenchou der First Pillar, erkundigte sich zwischendrin auch nach dem Befinden ihrer Schule und dem Fortschritt des Wiederaufbaus. Als Sara jedoch zu Ernsteren Dingen überging, merkte man auch bei Natsuki sichtliche Anspannung. Gebannt hörte sie, was die blonde Otome zu berichten hatte, vergas am Ende der Ausführungen fast zu Atmen.

„W-Was?“, brachte sie nur stockend raus, konnte nicht fassen, was ihr für eine Vermutung unterbreitete wurde. Shizuru schwanger? Das sollte doch jetzt nur ein schlechter Scherz sein, die Besorgnis und Ernsthaftigkeit des Galactic Aquamarine ließ jedoch anderes vermuten.

Die Farbe aus Natsukis Gesicht war gänzlich gewichen, die Augen wirkten für einen Moment verstört. Hatte der Vorfall den eben nicht gereicht? Was war das für eine gemeine Verschwörung, die ihr nach und nach neue Steine in den Weg legte? Zwei Finger setzten sich auf den Nasenrücken rieben dort leicht den Punkt zwischen den Augen. Ein langer Atemzug entglitt der Gakuenchou bevor sie die Augen wieder auf den kleinen Bildschirm richtete.

„In Ordnung…“, brachte sie noch heraus, als auch schon die Tür aufging und Shizuru offenbarte. Die Jüngere stockte kurz, wand den Blick zur älteren Otome rüber, nickte nur leicht auf ihre Frage hin. „Danke Sara…“, verabschiedete sie sich formal wieder an den Bildschirm gewand, „ich melde mich falls sich etwas ergeben sollte….“. Die First Pillar verstand die Angebundenheit, gab eigene Worte des Abschieds, ehe der Bildschirm ins Schwarze überging und der Kontakt abbrach. Langsam erhob sich Natsuki von dem Platz hinter dem Schreibtisch, wagte es nicht, den Blick annähernd zu heben.

„Der Akademie scheint es gut zu gehen…“, murmelte sie eher beiläufig, während sie Shizuru hinaus in den Flur folgte. Ihre Gedanken kreisten um die Neuigkeit, die ihr Sara gerader mitgeteilt hatte. Sie hoffte inständig, dass es sich um einen Fehler handelte, konnte sich nicht vorstellen, was Shizuru dazu sagen würde, falls es sich doch für wahr herausstellte. Ein Kind, erzeugt von einer fremden Macht, einer Macht, die mit jenen Gestalten zu tun hatte, die sich noch vor ein paar Stunden hier im Haus aufhielten. Die Jüngere würde der Bitte Saras natürlich nachkommen, würde nun umso mehr ein Auge auf Shizuru haben. Leicht würde dies sicherlich nicht werden, schon gar in dem Sinne, dass die Ältere dabei im Ungewissen blieb.

„Also wohin entführst du mich?“, erfragte Natsuki, ihre Hand suchte schon von alleine den Kontakt zu der Shizurus. Sie wollte Shizuru keine Sorge bereiten, das Ganze mit einem neuen Thema zu überspielen, war sicherlich das Beste.
 

Sara hatte die Situation sofort entschärft, in dem sie auch Shizuru noch grüßte, als diese zur Tür herein kam. Die Ältere hob lächelnd die Hand, winkte und dann wurde die Videokonferenz auch schon beendet.

Als das Bild verschwunden war, lehnte sich Sara seufzend in den Sessel zurück und schloss besorgt die Augen. Ob es wohl das war, worauf diese Wesen es die ganze Zeit angelegt hatten? Ob das wohl das wahre Spiel war, welches sie mit der Akademie...nein... mit der Gakuenchou und Shizuru treiben wollten? Was hatten sie nur für Ziele? Was hätten sie davon, eine Otome zu schwängern? Ob das Kind wohl irgendwelche geheimen Kräfte haben würde, welche sie anstrebten? Oder waren sie vielleicht vom Aussterben bedroht und versuchten so, ihre Erbanlagen am Leben zu erhalten? Oder war das auch wieder nur ein weiterer Versuch, der Gakuenchou oder Shizuru zu schaden?... Würden sie darauf wohl jemals eine Antwort erhalten?....

Shizuru hatte wie immer die Hände vor der Hüfte gefaltet und stand wartend im Türrahmen. „Schön zu hören...“, sagte sie dann, bezüglich des Wohlergehens der Akademie, aber sie wusste ja das auf Sara Verlass war, „sie macht ihre Arbeit eben gut... Daran hatte ich nie einen Zweifel.“

Sie trat einen Schritt zur Seite und ließ Natsuki dann erst einen Schritt an sich vorbei ziehen, ehe sie die Tür schloss und dann wieder überholte, um die Treppen runter zu gehen und das Haus dann auch schon mit Natsuki, welche nach ihrer Hand griff, zu verlassen...

Die Ältere drückte die Hand der Gakuenchou leicht, verschränkte dann im gehen ihre Finger mit den ihren.

Shizuru hatte die langen Kotlettensträhnen nach hinten geflochten und diese mündeten an ihrem Hinterkopf bei einem kleinen Zopf ein, der locker auf dem restlichen Haar, welches leicht wellig ihren Rücken hinab fiel, auf und ab wippte.

Sie trug ein enges T-Shirt mit Trägern und eine robuste Caprihose, die zwar nur bis unterhalb der Knie reichte, jedoch wirkte als wäre sie aus recht festem Stoff und das es daher vielleicht etwas warm darunter werden könnte...

Ein anfänglicher Bauch ließ sich unter dem T-Shirt zwar nicht vermuten, doch man hatte Shizuru auch noch nie so schnell und viel eines frühstückes hinunter schlingen sehen, als sie es an dem heutigen Morgen getan hatte und jetzt würde das wenigstens den Hauch eines Sinns ergeben... auch wenn der eher unbefriedigend war...

Eine ganze Weile liefen sie dann über den Strand, hinein in die kleine Stadt bzw. das Dorf und durch, bis zu einem Platz wo reichlich etwas los war. Man sah Handwerker, hörte Hammerklopfen, Bohrer und Schweißer... und alle wuselten herum. Sogar Kinder befanden sich unter den Helfern und trugen Holz heran.

„Vor ein paar Tagen gab es einen Erdrutsch und die Schule dieser Kinder wurde zerstört... Hier soll jetzt eine neue aufgebaut werden und die Menschen hier sind um jede Hilfe froh.“ meinte sie dann und wusste, das körperliche Arbeit der Gakuenchou jetzt ganz gut in den kram passen dürfte... Etwas gutes tun, wobei sie sich auch noch austoben und abreagieren konnte... Dennoch würde die Ältere stets ein Auge auf sie haben, damit sie sich nicht ins Koma arbeitete...
 

Den gesamten Weg über verhielt sich Natsuki ausgesprochen ruhig, das Schweigen wirkte schon fast unangenehm. Dass Shizuru aber keinen Verdacht hegte, schien sie etwas zu beruhigen. Vielleicht konnte sie ihre geistige Abwesenheit auch einfach auf den Vorfall vorhin schieben, obwohl die Gedanken sich eigentlich schon mit dem nächsten Thema befassten. Es war einfach zu viel für einen Tag, die Kopfschmerzen würden wohl nie ein Ende nehmen. Konnte es heute eigentlich noch schlimmer kommen?

Nur leise seufzte die Jüngere auf, verstärkte etwas den Griff um Shizurus Hand, die andere hatte sich tief in der Hosentasche des schwarzen Kleidungsstücks vergraben. Die Straßen und Gassen der kleinen Stadt waren reichlich belebt, überall wuselten Menschen hin und her, gingen ihrer Arbeit nach oder schienen einfach nur das Wetter zu genießen. Die Temperatur glich den der letzten Tage, war es zwar nicht zu heiß, doch eine Abkühlung zwischendurch war wohl bei der brennenden Sonne trotzdem hin und wieder angesagt. Als sie schließlich auf der Baustelle ankamen, an der es vor Arbeitern nur so tummelte, blinzelte die Gakuenchou erst verwirrt. Nachdem Shizuru jedoch erklärende Worte hatte einfließen lassen, wurde das Bild vor ihr schon etwas deutlicher.

"Woher wusstest du davon?", wand sie sich kurz an die Ältere, fand es erstaunlich wo die anmutige Otome ihre Ohren und Augen stets hatte um so informiert zu sein. Ihr Blick glitt das halbfertige Gebäude hoch, betrachtete das Gerüst was als besseren Zugang für die Arbeiter angebracht wurde. Ja eine passende Ablenkung war es in der Tat, sich daran auszutoben würde sie hoffentlich auf andere Gedanken bringen. Moment aber was war mit Shizuru? Körperliche Anstrengung wäre ja nicht gerade das Beste für eine...Schwangere. Natsuki schluckte leicht, wand die Augen dann wieder Shizuru zu.

"Du ehm...du willst doch nicht etwa auch da mitarbeiten…oder?", die Frage wirkte etwas unbeholfen, als die Jüngere in Richtung Baustelle deutete und dann schon fast nervös die rubinartigen Augen fixierte. "Wir wäre wenn du...wenn du uns etwas zu trinken besorgst...", fiel sie schnell ins Wort bevor Shizuru überhaupt einen richtigen Satz formulieren konnte. Die Gakuenchou schnappte sich nun noch Shizurus andere Hand und schob diese ein paar Meter nach hinten, weg von dem ganzen Trubel.

"Ich mein es ist schließlich heiß und...", ein hauchzarte Röte machte sich auf ihrem Gesicht breit, als ihr die Argumente sichtlich ausgingen.“Außerdem...", Brauen zogen sich kurz zusammen, der Gesichtsaudruck der Dunkelhaarigen war ein Mix aus Ratlosigkeit und Verlegenheit, „...musst du hier drauf aufpassen...“, befahl sie plötzlich hatte im Nu ihr T-Shirt ausgezogen und es der verwirrten Shizuru in die Hand gedrückt.

Ihr Oberkörper offenbarte somit viel mehr als Natsuki in dem Moment lieb gewesen wäre, aber irgendwie gingen ihr die Optionen aus. Statt erwartete Unterwäsche, kleidete sie ein trägerloses Oberteil, was dem ihrer normalen Gakuenchoubekleidung ein wenig glich, sich wie eine zweite Haut anschmiegte. Lediglich etwas mehr Bauchfreiheit bot es an, der feine Stoff zeugte jedoch davon, dass es sich eigentlich eher um ein Kleidungsstück für privaten Gebrauch als für die Öffentlichkeit handelte. Der Rot-Ton ihrer Wangen nahm etwas zu, verfluchte Natsuki schon im nächsten Moment ihre unüberlegte Tat. Hätte sie nicht auf eine bessere Idee kommen können?

"Ich geh dann besser...helfen...", murmelte sie noch schnell, entfernte sie sich rückwärts von Shizuru, stieß dann plötzlich mit ein paar kleinere Kinder zusammen, die sich mit einem Holzbalken abmühten. Selbst zu zweit schien die Last noch zu groß für die beiden Helfer zu sein, fing der kleine Junge schon im nächsten Moment an zu straucheln. Rasch platzierte sich eine Hand der Gakuenchou unter dem Holz, stabilisierte das fallende Objekt.

„Das ist viel zu schwer für euch…“, stellte sie sachlich fest, hob eine Augenbraue leicht, als Junge sie nur blinzelnd ansah. Ein kurzes Seufzen folgte bevor die Jüngere einen Arm ausstreckte und in Richtung des Materialbestands zeigte. „Holt euch leichtere Sachen, ich nehme das hier schon….“, befahl die Gakuenchou, als sich die zwei allerdings immer noch nicht rührten, fügte sie ungeduldig knurrend ein „Los!“ hinten dran. Augenblicklich stolperten die kleinen Helfer los. Natsuki wollte den Balken gerade schultern, als sie plötzlich eine bekannte Lache hinter sich hörte.

„Wenigstens verlernst du das Befehle geben hier draußen nicht“, schmunzelte stemmte Mai die Hände in die Hüfte, während sie auf die Dunkelhaarige zutrat.

„Mai! Was tust du...“, holte Natsuki schon aus, war sichtlich überrascht die junge Otome hier anzutreffen. Der Aufzug des Fire String Rubys verriet jedoch schnell, dass sie auch in die Aufbauarbeiten der Schule verwickelt war, trug sie neben entsprechender Arbeitskleidung einen Gürtel um die Hüfte, an dem allerlei Werkzeug baumelte.

„Schön dass du mithelfen willst…aber…was ist mit deiner Kleidung?“, grinste die Orangehaarige amüsiert, erntete nur einen bösen Blick der Gakuenchou. „Frag nicht!“, keifte diese zurück, murrte noch irgendwas Unverständliches hinterher. Eine Hand massierte energisch die pochende Schläfe, löste bei Mai für einen Moment einen besorgten Gesichtsaudruck aus.

„Natsuki….alles in Ordnung?“, stimmte sie nun eher ruhiger an, legte den Kopf leicht in die Wiege. Die Dunkelhaarige atmete einmal kurz durch bevor sie leicht nickte. „

Ja mehr oder weniger…“, gab sie mit einem bitteren Schmunzeln zu. Mai räusperte sich nur kurz, wusste die Mimik ihrer ehemaligen Zimmergenossin durchaus zu deuten, war es in dem Moment wohl nicht ratsam weiter nachzubohren.

„Wo ist Shizuru-san?“, wechselte die Köchin schnell das Thema, sah sich sogleich etwas nach der älteren Otome um. Natsuki deutete etwas wage in die Richtung, blinzelte dann etwas als ihr eine Idee kam.

„Mai, du musst mir helfen….“, mit der freien Hand packte sie die sichtlich verwirrte Otome und zog sie näher zu sich ran. „...pass einfach auf, dass sie keine schwere Arbeit verrichtet ok?“, raunte sie den Befehl knapp, buchsierte die junge Frau auch schon mit einem Schubs in die Richtung.

„A-Aber...“, stammelte Mai verwirrt, wusste mit der Bitte nichts so recht anzufangen. Ehe sie sich versaß war die Gakuenchou auch schon im Gebäude verschwunden. „Natsuki!“, rief sie frustriert hinterher, schnaufte kurz, da sie eigentlich anderes zu tun hatte, als für Shizuru ‚Babysitter’ zu spielen.
 

„Frag lieber nicht...“, gab sie ihr nur als Antwort bezüglich der Informationen, die sie immer parat zu haben schien. „Also, wie sieht es aus?“, fragte sie sie dann und sah seitlich zu ihr, wusste, dass sie damit genau ins Schwarze getroffen hatte und das Natsuki sich mit dieser Arbeit genug beschäftigen könnte um auf andere Gedanken zu kommen und sich dadurch vielleicht wieder etwas wohler in ihrer Haut zu fühlen...

Sie wollte sich dann gerade von Natsukis Hand lösen, um los zu marschieren und sich an die Arbeit zu machen, als Natsuki an ihrer Hand fest hielt und sie stattdessen etwas weiter weg von dem Geschehen zog.

„Was?“, fragte sie aufgrund dieser seltsamen Frage der Gakuenchou, „natürlich werde ich mith~....“. Doch viel weiter kam sie mit ihrem Satz nicht, als Natsuki sich dann auch schon das Shirt vom Körper zog und darunter mehr als genug Haut freilegte, um Shizurus Blick darauf ruhen zu lassen und ihr nicht nur Herzklopfen sondern auch Röte im Gesicht zu bescheren.

Perplex stand sie da und konnte nicht glauben, was sie da sah. Eher beiläufig fing sie das Stück Stoff auf und wurde dann als Wachhund dafür abgestellt, was ja schon komisch genug war.

Schließlich zog sie aber die Brauen zusammen und sah Natsuki dann nach. Es passte ihr eigentlich weniger in den Kram das auch andere Leute sie in diesem knappen Aufzug sehen konnten...

„Na.. Natsuki! Mou, was soll denn das?? Du kannst doch nicht.... und warum soll ich....“, haspelte sie herum, stockte dann aber, als Natsuki nicht stehen blieb und das scheinbar ernstmeinte.

Irgendwie fühlte sie sich jetzt wie ein ausgesetzter Hund.... abgeschoben... Warum sollte sie denn nicht mithelfen? Hielt Natsuki sie denn für so unfähig? Jetzt wo sie doch wieder eine Otome war... war Natsuki der Amethyst überhaupt aufgefallen?.. Oder war das vollkommen untergegangen? Oder wollte sie Shizuru bei dieser Arbeit einfach nicht um sich haben? Konnte sie ihr Nähe nicht ertragen, während sie sich jetzt beschäftigte?

Sie senkte seufzend den Blick und ließ sich dann auf einer Holzplanke nieder, die zusammen mit zwei Steinpfeilern wohl eine bank darstellen sollte.

Sie sah auf das Shirt in ihrer Hand und zog die Brauen zusammen. Das Shirt legte sie dann einfach neben sich über die Bank und erhob sich wieder, um etwas zu trinken zu besorgen, genauso wie Natsuki es wollte... Sie war eben doch eine gute Seele und war schon immer die gute Fee aller. Für die ganzen kleinen Otome Anwärter der Akademie war sie ja auch wie eine Mutter... das lag ihr einfach und sie schaffte es immer wieder jeden in ihren Bann zu ziehen....

Als sie dann eine kühle Flasche Wasser herangeschafft hatte, sah sie sich um, entdeckte, das Natsuki schon voll dabei war. Etwas verloren blieb sie am Rand stehen und als sie grade wieder seufzen wollte, kam Mai von der Seite her herangelaufen. Sie wusste zwar nicht was der Kram sollte... doch Natsuki hatte sicher ihre Gründe.

„Shizuru-san... geht’s dir gut?“, fragte die wie immer gut aufgelegte Frau dann, immerhin ging sie davon aus das Shizuru vielleicht verletzt war und sie deswegen nicht mit anpacken sollte... Vielleicht ja noch wegen der Schulterverletzung, das erschien logisch.

Shizuru nickte nur, war viel zu sehr in Gedanken. Mai zog die Brauen zusammen und das lächeln versiegte etwas... da schien gehörig was im Busch zu sein... vielleicht hatten sich die beiden ja auch verkracht?

Schließlich fiel ihr Blick dann aber auf den GEM an Shizurus Ohr und sie hob die Brauen, schien sichtlich überrascht das sie wieder einen hatte... War das so schnell gegangen mit der widerherstellung? Aber wie war sie daran gekommen?

„Würdest du Natsuki bitte das Wasser bringen, wenn du sie siehst?“, fragte sie dann schließlich, sah Mai aber nicht an... Sie hatte das Gefühl das sie das lieber nicht tun sollte, wenn Natsuki sie wirklich nicht um sich haben wollte bei diesem Projekt. Ohne auf eine Antwort zu warten drückte sie der perplexen Otome die Flasche in die Hand und wand sich ab um etwas auf die baustelle zu gehen, jedoch an eine andere Seite, damit Natsuki sie nicht im Blickfeld hatte.... Und sie kam genau richtig, als ein Paar Männern, die an einem Seil einen Stahlträger hochzogen, die Kontrolle darüber verloren und das Seil nur so durch deren Hände schleifte... Der Träger drohte runter zu stürzen.

Sofort war sie bei der Gruppe und packte das Seil... Sie hatte erst einige Schwierigkeiten, doch die Nanos taten ihr Bestes und verliehen ihr, auch ohne sich zu verwandeln, die nötige Kraft um mit Hilfe der Männer die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen.
 

Missgestimmt zog Mai die Augenbrauen zusammen, grollte innerlich ein wenig, dass sie einfach schon wieder ohne weiters abgeschoben wurde. Was war sie? Mädchen für alles? Das Verhalten der älteren Otome machte es jedoch nur noch deutlicher, dass irgendwas nicht stimmen konnte. Normalerweise würde Shizuru niemals etwas in die Hände andere geben, schon gar nicht wenn es Natsuki betraf. Seufzend schüttelte die junge Frau den Kopf, schwenkte die Wasserflasche etwas in Händen. Nun gut dann würde sie halt wieder Natsuki aufsuchen, dabei gleich mal der Sache auf den Grund gehen, selbst wenn es heißen sollte die sture Gakuenchou eigenhändig auszuquetschen.

Jene sture Gakuenchou war schon voll und ganz in die Arbeit vertieft, die sich stapelweise in Form von Holzbalken, -brettern und anderen schweren Dingen aufreihte. Zugegeben war die Jüngere teils damit beschäftigt Befehle zu erteilen, als selber mit anzupacken, irgendwie machte sich die strenge Direktorin doch sichtbar. Körperliche Arbeit war wirklich eine passende Ablenkung und mit dem Hintergedanken, dass Mai ein wenig auf Shizuru achten würde, brauchte sich die Jüngere absolut keine Sorgen machen. Vielleicht hatte sie etwas überreagiert, es stand ja schließlich noch gar nicht fest, ob Shizuru überhaupt schwanger war. Dennoch der instinktive Drang die Ältere zu schützen, egal auf welcher Basis, drang schneller an die Oberfläche als erwartet.

Natsuki hielt kurz inne, versuche den Atem wieder etwas zu regulieren, nachdem einige schwere Dinge durch ihre Hände an andere Arbeiter weiter gereicht wurden. Die erhitzte Stirn lehnte die Dunkelhaarige kurz gegen einen kühlen Stahlträger, die Schmerzen im Kopf hätten längst der Tabletten halber gewichen sein. Ganz im Gegenteil, fühlte es schlimmer als bisher an, vielleicht war auch etwas die sengende Sonne schuld daran. Vielleicht aber auch einfach die Vielzahl an Gedanken, die sich immer wieder heimlich einen Weg in den Verstand der Jüngeren suchten. Etwas müde brach ein Seufzen hervor, ziellose Schritte führten sie ein wenig Abseits von der Arbeitsstelle. Eine kurze Pause wäre vielleicht nicht schlecht, irgendwo ein kleines Plätzchen im Schatten.

Dieses fand Natsuki schließlich auch, ließ sich auf dem Außengerüst nieder, dass mitunter wohl am höchsten war. Hier oben würde sie ihre Ruhe haben, nur ab und zu wuselten einige Helfer umher, hielten sich jedoch eher weiter unten im Gebäude auf um am Grundriss zu arbeiten. Eine Weile lang blieb die Gakuenchou reglos sitzen, lehnte den Kopf mit geschlossenen Augen gegen eine Metallstange, die Teil des Gerüsts darstellte. Erst leise Schritte, die sich ihr näherten, das Geräusch, dass sich neben ihr jemand niederließ, brachten sie aus der angenehmen Ruhe. Blinzelnd öffneten sich grüne Augen blickten rüber in die amethystfarbenen.

"Ich hätte mir denken können, dass es dich hier hoch verschlägt...“, ließ Mai leise verlauten, hatte schon fast aufgegeben ihre Freundin in dem Trubel ausfindig zu machen. Ohne groß zu zögern warf sie Natsuki die Flasche in den Schoß. Die Dunkelhaarige blinzelte verwirrt, blickte erst auf die Flasche dann rüber zu Mai.

"Was machst du hier? Du sollst doch aufpassen...", knurrte sie schon fast harsch, nicht erfreut darüber, dass die andere Otome ihren Posten verlassen hatte.

"Ich bin nicht einer deiner Sklaven in Garderobe...“, murrte Mai entrüstet zurück, erwartete wohl doch etwas mehr Respekt, während sie die Arme demonstrativ vor der Brust verschränkte. Natsuki rollte nur kurz die Augen, murrte etwas vor sich hin, wusste dass wohl auch auf dem Gebiet etwas zu überreagiert hatte.

"Außerdem glaube ich kaum dass Shizuru-san einen Aufpasser brauch...“, setzte die Orangehaarige dann einfach unbeirrt fort, bildete sich schon wieder ein Schmunzeln auf ihren Lippen, „…schließlich ist sie ja jetzt wieder voll und ganz eine Otome ne?". Ihr Kopf legte sich etwas schief, als sie Natsuki mit dem Blick fixierte, eigentlich nur darauf hoffte, diese Tatsache im nächsten Moment erklärt zu bekommen. Die smaragdfarben Augen allerdings blinzelten nur ein paar Mal verwirrt, bevor sich ein verwirrter Gesichtsausdruck auf dem schmalen Gesicht breit machte.

„Eh?“, war alles die Gakuenchou erst raus brachte, erntete von Mai nur einen ‚das ist nicht dein Ernst blick’. „Na jetzt wo sie wieder ihren GEM besitzt….“, versuchte es die Köchin anders, konnte nicht fassen, dass ihre Freundin so schwer von Begriff war. Natsuki hatte allerdings in der Tat noch nichts von dem wiederkehrenden Amethyst mitbekommen. Doch jetzt wo sie näher drüber nachdachte, ergab es alles einen besseren Sinn. Die unerwartete Rettung, das Verschwinden der Brüder, die Kampfgeräusche, zumindest was da betraf, wie Shizuru an ihren GEM gekommen war, war immer noch ein Rätsel für sich.

Leise stöhnte die Gakuenchou auf, rieb sich nur noch fester die Stirn.

„Ich bin wirklich blind…“, murrte sie leise, brachte Mai damit kurz zum Lachen.

„Wem sagst du das…“, stichelte jene gleich noch etwas nach, die Mundwinkel in einem Grinsen verformt. „Also los...fang von vorne an…“, ein sanfter Ellbogenstoß holte Natsuki aus ihrem Gedanken zurück, „…was ist los, dass du dir öfters an den Kopf greifst als damals während unserem Hike?“

Natsuki seufzte kurz, blickte dann in das gutmütige Gesicht der jungen Frau gegenüber. Sie wusste, dass Mai nur helfen wollte, wusste auch, dass sie ihr die Dinge ohne weiteres anvertrauen konnte. So fing die Gakuenchou an zu erzählen, begann mit den Ereignissen am des Morgens, endete erst, als sie auch die Neuigkeiten Saras aufgetischt hatte. Mai staunte nicht schlecht, wirkte zwischendurch sichtlich besorgt, behielt am Ende aber doch ihre positive Einstellung.

„Wow Natsuki…ich hätte nicht gedacht dass du schon so früh Vater wirst…“, scherzte sie sogleich, als die Dunkelhaarige mit den Worten geendete hatte, wollte zumindest etwas die ernste Stimmung lockern.

„Das ist nicht komisch Mai!“, keifte diese verärgert zurück, konnte die leichte Röte der Verlegenheit, der Wortwahl halber, jedoch nicht verkneifen. Ein leises Knurren drang ihre Kehle hoch, während Mai nur leicht abwinkte. „Hai hai….weiß Shizuru-san schon Bescheid?“ Natsuki schüttelte leicht den Kopf, wand den Blick nach unten in die Tiefe. „Nein soll sie auch nicht, bis nichts weiter fest steht…“, ein neues Seufzen folgte, zumindest hatte es der Jüngere etwas gut getan mit jemandem über diese Angelegenheit zu reden. Dennoch gab es noch einige Dinge, die nun wieder an ihr zu nagen begannen, Dinge, die wohl nur durch ein Gespräch mit der Älteren aufgeklärt werden konnten.

„Weißt du wo Shizuru ist?“, langsam erhob sich Natsuki von ihrem Platz, behielt die noch fest verschlossene Wasserflasche in Händen. Mai tat es ihr gleich, schien einen Moment den Blick über das Gelände schweifen zu lassen, ehe sie sich für eine Richtung entschied.

„Danke Mai…“, ein sachtes Nicken und Natsuki befand sich schon auf dem Weg nach unten mit dem Ziel vor Augen Shizuru ausfindig zu machen. Dank der Richtungsangabe, gelang ihr das auch ziemlich schnell, entdeckte sie die Ältere zwischen ein paar Arbeitern.

„Shizuru?“, fragte die Jüngere vorsichtig nach, versuchte die Aufmerksamkeit der anmutigen Otome auf sich zu ziehen. „Kann ich…kann ich mit dir reden?“, fuhr Natsuki fort, spürte dabei einige Blicke, die auf ihr hefteten, oder eher gesagt auf Teilen ihres Körpers, die sich freizügig offenbarten. Sie warf dem stämmigen Mann, der gerade wohl eine kleine Schaffenspause machte einen tödlichen Blick zu.

„Unter vier Augen wenn möglich…“, drangen die Worte noch unter zusammengepressten Zähnen hervor. Sie konnte sich gut denken, warum jene Arbeiter in der Nähe des Graceful Amethysten arbeiten wollten und der Grund gefiel der Gakuenchou kein Stück.
 

“Nach Links! Weiter nach links!”, rief Shizuru, die sich ja hilfsbereit in das Geschehen mit dem Stahlträger eingemischt hatte und nun mit allen Kräften an dem Seil zog, bis auch die anderen Arbeiter endlich mal wieder zu Sinnen kamen und sofort mit anpackten, um dann mit vereinten Kräften den Stahlträger an dem Seil wieder zu stabilisieren und diesen an seinen rechtmäßigen Platz zu befördern.

Als der Träger dann oben auf dem Gerüst gelandet war, wischten sich erst alle erleichtert den Schweiß von der Stirn und begannen schließlich zu klatschen, als Dank an den schnellen Einsatz Shizurus. Diese sah sich etwas um, lächelte nur ruhig und verneigte sich kurz. Natürlich war den Arbeitern aufgefallen das sie übermenschliche Kräfte besaß, doch in einer Welt, die von so vielen unglaublichen dingen geprägt war, machte sich darüber keiner weiter Gedanken, sondern nahm die Hilfe nur mit Freuden an.

Der Blick der Älteren ging an dem Gerüst hinauf nach oben und schnell war ihr klar, dass ihr Job hier noch nicht getan war und sie hier noch einiges würde helfen können.

Warum auch nicht? Natsuki ging sie ja dennoch aus dem Weg und tapste ihr nicht vor den Füßen herum, was die Jüngere ihr ja ihrer Meinung nach deutlich gemacht hatte, das sie das nicht wollte... zumindest nicht jetzt und bei diesem Projekt.

Ihre Schritte führten sie schließlich an einen Tisch, an welchem sie einen Blick auf die Baupläne werfen durfte und ihr geschultes Auge speicherte sofort jedes Detail in ihrem Hirn ab, welches es einfangen konnte. Immer wieder nickte sie, während einer der Bauherren ihr das weitere Vorhaben erklärte und hier und da zeigte sie dann mal auf den Plan und brachte Vorschläge an, wie man das vielleicht schneller und einfacher bewerkstelligen könnte...

Schnell hatte sich die anmutige Otome den Respekt einiger Bauarbeiter eingeheimst, die angenehm überrascht über die vielzahl der praktischen und hilfreichen Vorschläge waren, die Shizuru an den Tag legte.

Doch zum bewundern und einschleimen war keine Zeit. Das Wetter heute Nacht sollte ziemlich sturmartig verlaufen und das hieße, dass sie mindestens das Dach fertig bekommen mussten, wenn sie nicht wollten, dass der Innenraum sich komplett mit Wasser anfüllt. Die äußere Fassade würde dann auch noch zusätzlich mit Planen versehen werden, damit das Wasser kein all zu großes Chaos anrichten konnte.

Shizuru ließ sich nicht lange beschwatzen und wenn etwas so eilig sein musste, dann war sie auch niemand, der große Reden nötig hatte. Sie trieb sofort alle Verfügbaren zur Arbeit an und an Seiten einer so schönen Frau, war die Motivation auch gleich noch viel größer...

Sie selbst hatte sich auf das Dach begeben und dort angefangen die Träger, Schindeln und Balken anzunehmen und diese an die richtigen Stellen auf dem Dach zu dirigieren... Etwas später, als sie dann wieder herunter kam, hatte sie sich einen Werkzeuggürtel geben lassen, sich diesen um die Hüfte geschnallt und fing dann auch schon an mit dem unteren Umbau des Stützgerüstes, da sie es nun mit etwas schwererem zu tun bekommen würden... Doch gerade als sie sich mit den Arbeitern absprach, weil eine allgemeine Pause eingelegt werden sollte, kam Natsuki in ihr Blickfeld und sofort hielt sie inne und sah diese an.

Sie machte sich von den Männern frei und trat an sie heran aufgrund ihrer Bitte um ein Gespräch.

“Ja, natürlich...”, räumte sie sofort ein und gab den Arbeitern dann ein Handzeichen dafür, dass diese nun eine Pause einlegen dürften... Es war fast schon unheimlich wie widerstandslos sie sich von der Frau Befehle erteilen ließen... Aber das lag wohl einfach an Shizurus Ausstrahlung...

“Worum geht es denn? Fühlst du dich nicht gut? Sollen wir vielleicht zurück gehen?”, fragte sie dann sofort, während sie mit Natsuki einige Schritte der Entfernung tat.

Kurz hielt sie sich die Hand an die Magengegend, ließ diese dann aber runter über ihren Bauch wandern... Irgendwie fühlte sich das alles heute etwas eigenartig an... Und wenn sie es nicht besser wüsste, dann würde sie behaupten, das ein Brechreiz in ihr hochkam... Das wiederum würde auch ein weiterer Fakt dafür sein, dass Sara vermutlich recht hatte aber würde gleichzeitig auch heißen, das sich das Kind schneller entwickelte als normal... Immerhin war das mit dem Monster ja noch nicht all zu lange her.. Und jetzt sollte sie schon bekannte Schwangerschaftssympthome haben??

Shizuru zog nur kurz die Brauen zusammen, tat das dann als Magenverstimmung ab und wandte sich wieder Natsuki zu.
 

Nur ansatzweise schüttelte die Jüngere den Kopf auf den Ansturm von Fragen, mit denen Shizuru sie sogleich überhäufte. Sie fühlte sich in der Tat auf gewisse Weise nicht sonderlich wohl, lag es vielleicht aber eher an den Themen, über die sie zu reden gedachte. Die Schritte führten sie etwas abseits von der Baustelle, dort wo es schon etwas ruhiger wurde, nicht mehr von allzu vielen Menschen wimmelte.

Auf einer kleinen Grünfläche, die so einiges an Baumaterial zeigte, hielt die Dunkelhaarige dann inne, ließ sich in das weiche Gras fallen. Erst jetzt heftete sich ihr Blick auf Shizuru, wurde augenblicklich besorgter, als sie die blassen Gesichtszüge erkannte.

"Geht es dir denn gut? Du sieht blass aus...", murmelte die Gakuenchou besorgt, tadelte sich selber, nicht besser auf die Ältere Acht gegeben zu haben.

"Hier trink etwas...“, ohne Zögern drückte Natsuki der älteren Otome die Wasserflasche in die Hand, aus der sie noch keinen einzigen Tropfen gekostet hatte. Nötig hatte sie es gewiss auch, aber Shizurus Wohl ging erst einmal vor. Eine kurze Stille trat ein, war es ohnehin schon schwer genug die passenden Worte für den Anfang zu finden.

"Ich wollte...", tief sog Natsuki die frische Luft ein, senkte die Augen einen Augenblick zu Boden, "...ich wollte mich zuerst für mein Verhalten vorhin entschuldigen, ich bin...einfach nur besorgt...denke ich...“. Eine Hand strich einige Haarsträhnen nach hinten, die nur so an der erhitzen Stirn klebten. Der Tag war wirklich heiß, da war es kein Wunder dass für den Abend ein Unwetter angesagt wurde. Gegen eine richtige Abkühlung hätte die Jüngere gewiss auch nichts einzuwenden, dennoch waren diverse Wünsche nun nicht gefragt.

Smaragd hob sich langsam, musterte Shizuru einen Moment, ließ auch das bekannte amethystfarbene Funkeln an ihrem Ohr nicht außer Betracht. Der GEM war also wirklich wieder zu seinem Besitzer zurückgekehrt. Es war schon peinlich genug, dass ihr das alles in der Aufregung nicht aufgefallen war, doch konnte man es ihr wirklich verübeln?

„Ich schätze sehr dein Bemühen mich etwas abzulenken, aber….“, für kurze Zeit war es auch Ablenkung genug gewesen, dennoch waren die Eindrücke des Tages wohl schwer genug um auf der Seele zu lasten. Dann noch diese ganze geheime Sache mit der Schwangerschaft…

Nach einer kurzen Handbewegung ließ Natsuki beide Hände etwas frustriert auf ihren Oberschenkeln nieder, übte leichten Druck darauf aus.

„Ich verstehe so vieles einfach noch nicht….und ich war wohl zu blind nicht gleich nachzuhaken…“, die Augen huschten etwas unsicher zwischen Shizurus Gesicht und einem Punkt am Boden vor ihr hin und her.

„Ich meine dein GEM…und die Dinge…die Dinge, die du gesagt hast und…“, der Satz endete eher in einem Gemurmel, jadefarbene Augen fixierten nun lieber den Punkt am Boden. Es war ein weiterer Gedanke, der Natsuki unterbewusst die ganze Zeit schon gequält hatte. Das Verhalten der Älteren, war es doch nur Teil des Plans gewesen, den Zen machtgierig auszuüben versuchte, oder?
 

Shizuru folgte der Gakuenchou bis zu dem Grasfleckchen, blieb aber noch etwas stehen, während sie sich schon hingesetzt hatte. Ihre Brauen zogen sich kurz zusammen, als Natsuki sich schon wieder nach ihrem wohlergehen erkundigte. Missverständlich zog sie eine Braue nach oben und ließ den Blick dann aber über die Baustelle schweifen, welche schon recht weit gekommen war... Ein wenig Stolz machte sich in ihr breit und sie machte sich zu diesem Zeitpunkt keine Sorgen mehr, das sie das Dach bis zum hereinbrechen des nächtlichen Sturms eventuell nicht mehr hinbekommen würden... Es stand gut um das Vorhaben und sie würde sich auch weiter voll reinhängen, um dabei zu helfen, das hin zu bekommen... Das empfand sie irgendwie als ihre Pflicht... und man musste sich ja auch nur mal die Gesichter der Kinder anschauen, welche hoffnungsvoll an dem Projekt des Aufbaus ihrer eigenen Schule mit halfen... Da ging einem das Herz auf und es trieb einen nur noch mehr an. Zumindest ging es ihr so.. und sie wusste auch, dass es auch Mai und Natsuki so ging.. Auch wenn vor allem Natsuki immer so tat, als würde sie so etwas nicht berühren können... Shizuru wusste es anders... Das Herz der Gakuenchou war groß und so verschlossen es auch meistens wirkte, so leicht war es doch, es aus seinen Angeln zu heben und etwas auf den Kopf zu stellen... Und wenn, dann so richtig...

Schließlich setzte Shizuru sich dann doch hin, als Natsuki so klang, als wäre es wirklich wichtig und als würde ihr da etwas wirklich auf dem Herzen liegen, was jetzt endlich raus musste, ehe sie platzte...

Sie fand direkt neben der Jüngeren Platz, zog die Beine in einem Schneidersitz zu sich heran und warf dann das Haar etwas zurück, was sich vor ihre Schultern gemogelt hatte.

„Blind?“, fragte die Ältere leise, hatte wieder ihr übliches Lächeln aufgelegt und den Kopf etwas schräg positioniert, „das kannst du dir nicht vorwerfen nach allem was passiert ist... Es ist verständlich da den Kopf ganz woanders zu haben...“.

Die Worte verließen ihre Lippen wie immer voller Verständnis und in einer so ruhigen, beinahe besänftigenden Tonlage das es einem schon Angst machen konnte... Doch das war eben typisch Shizuru und das machte wohl auch einen großen Teil der Pracht des Amethysten aus...

Die Flasche war bis zu diesem Punkt verschlossen geblieben, erst jetzt löste sie den Schraubverschluss und brachte den Hals an ihre Lippen um einige Schluckte zu trinken und die noch geöffnete Flasche dann gleich mal Natsuki vor die Nase zu halten. Sie wusste das diese noch nichts zu sich genommen hatte, immerhin hatte sie ihr die Flasche ja besorgen lassen... bzw. von Mai überbringen lassen.

Als das Wort dann auf ihren GEM fiel, hob sie leicht die Brauen und blinzelte. Ihre Hand wanderte nach oben, berührte diesen kurz.

„Die Sache mit dem GEM.... Das verstehe ich selbst noch nicht so ganz... Aber ich schätze das er auf etwas reagiert hat und deswegen gekommen ist, als hätte ich ihn gerufen...“, meinte sie, auch wenn sich das etwas bescheuert anhören könnte. Aber so war es eben gewesen und das war alles, was sie dazu sagen konnte... Noch verblüffender aber war ja auch die Fusion der beiden GEM´s... es war ihr ein Rätsel wie das zustande kommen konnte...

Schließlich zog sie dann aber die Brauen zusammen und senkte den Blick vor sich.

„Die Dinge.... die Dinge in der Küche?.... Ich... verzeih mir... Ich... würde so etwas niemals zu dir sagen und... ich werde nie wieder gut machen können was da geschehen ist..“, raunte sie und schloss schuldbewusst die Augen.

Einige tiefe Atemzüge und Stille folgte...

„Natsuki ich... ich denke nicht so... und... ich würde auch warten...dir zeit geben... bis an das Ende meiner Tage... ohne auch nur einmal etwas einzufordern oder dich zu etwas drängen zu wollen... Bitte glaub mir das...“.

Mit diesen Worten verkrallten sich ihre Finger in dem Stoff der Caprihose.
 

Schnell befand sich die Flasche auch an den Lippen der Gakuenchou, benetze die raue Kehle mit kühler Flüssigkeit. Erst jetzt fiel der Jüngere richtig auf, wie sehr sie der Durst die ganze Zeit über getrieben hatte. Die kühle Oberfläche der Flasche war perfekt um sich damit ein wenig der Temperatur zu entziehen. So hielt Natsuki sie einfach noch eine Weile gegen die Stirn, erhoffte sich vielleicht etwas der Schmerzen endlich dadurch lösen zu können. Etwas Erleichterung machte sich auf ihrem Gesicht breit, als Shizuru das Gespräch mit der gewissen Ernsthaftigkeit aufnahm, anstatt in irgendwelche Neckereien zu verfallen.

Leicht zogen sich die Brauen zusammen, das Rätsel um den GEM würde wohl noch weiter bestehen bleiben. Es gab viele Dinge die selbst Garderobe noch nicht vollends entziffert hatte, die Kreatur mit ihren eigenartigen Stacheln, der Missbrauch des Amethysten, nun seine sonderbare Rückkehr... Auf jeden Fall musste Yohko über die Einzelheiten erfahren, war die Ärztin wohl die einzige, die vieles manchmal etwas besser verstand. Vielleicht musste die Jüngere jetzt sowieso in nächster Zeit mehr Kontakt zur Akademie halten, nicht nur um Informationen zu erhalten sondern auch welche zu liefern, wenn sich etwas ändern sollte. Tief in ihrem Innern hoffte Natsuki immer noch, dass es sich um einen Fehler handelte, sie im Endeffekt Shizuru über nichts aufklären musste, ihr nicht beichten musste, dass etwas in ihr heranwuchs.

Eigentlich musste Natsuki sich schlecht fühlen, dass sie eine solche Sache überhaupt in Frage gestellt hatte, Shizurus Liebe und Vertrauen in Frage gestellt hatte. Doch irgendwas in ihr drängte dazu, Sicherheit gegenüber den Worten zu verlangen. Ihr Herz war einfach noch so unsicher so zerbrechlich wenn es um dieses Thema ging. Sie fing doch gerade erst an zu entdecken, wie Liebe sich anfühlte, wie schön aber auch wie gefährlich sie sein konnte.

Kurz schüttelte die Jüngere den Kopf, wollte die Worte teilweise nicht hören, zumindest nicht, was die Schuldzuweisung betraf. Augen blickten zur Seite, fingen das Bild der verkrampften Finger ein. Sachte schob sich eine Hand darunter, löste den starren Griff einer Hand, Finger verschränkten sich sogleich.

„Ich gebe dir keine Schuld…“, murmelte die Gakuenchou sanft, drückte sie Shizurus Hand, „…ich weiß, dass du mich nur beschützen wolltest…“. So war es eben immer, viel zu oft stellte Shizuru ihr eigenes Wohl zuletzt, machte sich um jeden Sorgen insbesondere natürlich um Natsuki.

„Und es erleichtert mich…“, fuhr die Jüngere leise fort, offenbarte die Angst, die sich nun erst langsam aufzulösen begann. „Denn am Ende….am Ende wird sich das Warten lohnen, weil…“, ein kurzer Atemzug beruhigte das klopfender Herz, „…weil ich merke, wie…wie ich mich immer mehr in dich…verliebe…“, das letzte Wort schluckte Natsuki schon eher runter, als dass sie es richtig aussprach. Dunkle Augenbrauen zuckten kurz nervös, Liebe war einfach zu kompliziert, dass wusste die Gakuenchou nun schon mehr als genug.

Auch wenn sie nicht wusste, ob Shizuru überhaupt ihre Gerede verstanden hatte, wand sich der Blick verlegen ab. Die Finger, welche noch so fest mit denen der älteren Otome verschränkt waren, strichen etwas abwesend über den Handrücken. Ihre andere Hand spielte mit dem Verschluss der Flasche, der zwischenzeitlich wieder auf dieser Platz gefunden hatte.

„W-Wo ist eigentlich mein Shirt…?“, murmelte Natsuki dann leise, hoffte somit vielleicht gleich auf ein anderes Thema lenken zu können.
 

Die Zahnreihen der Älteren wurden unmerklich fester aufeinander gebissen, während sich ihre Finger weiter mit dem Stoff der Hose konfrontierten. Sie fühlte sich wirklich schuldig und das in mehr als nur einem Sinne... Zen konnte sie nur deswegen so sehr gegen Natsuki ausspielen, weil ihre Gefühle für sie einfach zu stark waren... Wenn sie sie doch nur nicht so lieben würde... Wie wäre es dann? Wäre es dann anders gelaufen? Hätten sie dann überhaupt die Kontrolle über Shizurus GEM übernehmen können oder wäre das dann nicht möglich gewesen? Wenn sie Natsuki nicht so sehr lieben würde... dann hätte es nicht genug Boden dafür gegeben, ihre Gefühle in Hass umzuwandeln... Dann wäre das alles gar nicht erst passiert... Shizuru hätte einfach nur ihren Job getan, Natsuki und die Akademie beschützt und dann wäre vermutlich alles ganz anders gekommen und Natsuki müsste jetzt nicht hier sitzen, sich schlecht fühlen und nebenbei noch versuchen Shizuru die Schuldgefühle zu nehmen...

Gerade als sie sich dann auf die Unterlippe beißen wollte, spürte sie dann plötzlich eine bekannte Wärme an ihrer Hand. Ihr Blick klärte sich wieder, als sich der Rubin überrascht freilegte und auf die Hand der Jüngeren blickte, welche so eben dabei war sich mit den Fingern Shizurus zu verschränken... Sie schluckte und sofort nahm sie dieses kleine Angebot an und drückte die Hand der Gakuenchou leicht.

Einen Moment lang ließ sie das alles einfach nur auf sich wirken und versuchte sich selbst wieder auf andere Gedanken zu bringen, gleichzeitig aber formte sie schon neue Worte der versicherung, das Natsuki wirklich nichts von ihr zu befürchten hatte... Einen Übergriff, wie ihn Zen ihr aufgezwungen hatte, würde sie niemals wieder über sie ergehen hatten und auch niemals nur daran denken, auf diese weise etwas bei Natsuki einzufordern... Eher würde sie sich selbst die Zunge abbeißen, die Augen auskratzen oder etwas ähnliches...

Sie war nicht Natsukis Feind... auch wenn Zen das durchaus zu bewegen wusste und das auch mehr als eindeutig bewiesen hatte.. Doch sie würde nicht mehr mit sich spielen lassen... Bevor er nochmal Hand an Natsuki legen konnte, oder Shizuru zu jenem zwingen würde, würde sie sich mit der Jüngeren zusammen von dieser Welt verabschieden... Das wäre immer noch ein würdigeres Ende für eine Otome, als die Kräfte durch eine Vergewaltigung zu verlieren....

Schon Luft geholt, um ihr etwas zu sagen, was sie mit einem Lächeln untermalen wollte, kam die Jüngere ihr aber zu vor, mit etwas wesentlich bedeutenderm.. Augen schlugen sich weiter auf und ihr herz schien für den Hauch einer Sekunde seinen Dienst einzustellen.

Schnell hatte sie den Blick herumgewandt und suchte damit das petrol in dem Gesicht neben sich. Hatte die Gakuenchou ihr wirklich gerade eröffent, das sie sich mehr und mehr in sie verliebe? Das sie sich in dem gleichen Gefühl verfing, welches auch Shizuru schon so lange gefangen hielt?

Wieder schluckte sie und musste sich rege zusammenreißen um darüber nicht einige Tränen zu verlieren...

Sie schloss kurz die Augen und sah dann lächelnd vor sich....

Der Moment war ihnen aber nicht vergönnt, als es plötzlich laut donnerte und nicht nur sie, sondern auch die Arbeiter aufschrecken ließ... Sollte das Gewitter etwa schon losgehen? Dann wäre die ganze Arbeit umsonst gewesen... das Dach war doch noch nicht fertig!

Sie stand schon auf, wollte sich gleich wieder an die Arbeit machen, da der himmel sich wahrlich schon zu verdunkeln anfing, als plötzlich einige kleine Kinder nagelaufen kamen.

Shizuru hob die Brauen, als sie von einem etwa 5 jahre alten Mädchen bei der hand genommen wurde. “Komm, Shizuru-sama... wir müssen weiter machen!”, drängte das Mädchen und zog an ihrer Hand. Scheinbar hatte sie sich schon mit den kleinen bekannt gemacht.

Shizuru lächelte und strich dem Kind über den Kopf... Sie war eben für alles und jeden wie eine Mutter. “Ich komme....”, sagte sie und warf dann einen Blick zu Natsuki, “nur noch ein wenig... dann können wir zurück gehen und sind fertig für heute... und wenn du möchtest, können wir dann weiter reden..”

Mit diesen Worten ließ sie sich von den Kinder mitziehen. Nach einigen Schritten aber hielt sie nochmal an und drehte sich um. “Ach ja...dein Shirt liegt auf der Bank... und wenn du dich nicht verkühlen willst und auch vermeiden willst, das ich vor eifersucht platze, dann solltest du es wieder anziehen...”, sagte sie und dann war sie auch schon wieder so gut wie bei der Arbeit....

Sie klotzten so richtig ran und nach 2 Stunden, war es dann fertig... gerade rechtzeitig, denn dann begann es auch schon in strömen zu schütten und zu winden...
 

Dass Shizuru nicht antwortete beziehungsweise nicht weiter auf ihre Worte einging, ließ die Jüngere doch vermuten, dass es eher an ihr vorbei gezogen war. Sie wusste nicht ob sie darüber froh oder enttäuscht sein sollte. Es war für die Gakuenchou schließlich schwer genug Emotionen einmal Ausdruck zu verleihen, sie auszusprechen und mutig den Konsequenzen entgegen zu sehen. Der sanfte Druck zwischen den Händen reichte jedoch aus, die herrschende Stille zu überbrücken, die dann so plötzlich durch den Donner unterbrochen wurde. Natsuki richtete die Augen gen Himmel, an dem sich schon einige dunkle Wolken für ein Gewitter bildeten. Nur wage bekam die Jüngere mit wie sich Shizuru schon löste, wand den Blick von den dunklen Gebilden nicht ab. Sie hasste Regen, von Gewitter gar nicht erst zu reden.

Ein Frösteln suchte ihren Körper heim, erinnerte Natsuki daran, dass sie für ein solch aufkommendes Wetter nicht die beste Kleidung trug. Ohnehin hatte sich die vorherige Hitze schnell umgeschlagen, kalter Schweiß brachte die Haut schnell zum auskühlen. Die T-Shirt Idee war sowieso nach hinten losgegangen, wie naiv musste sie gedacht haben, damit einen triftigen Grund zu liefern, Shizuru von der Arbeit abzuhalten.

Der Blick sank langsam, verfing sich in dem Anblick vor ihr. Es war nicht Ungewöhnliches, dass sie das Verhalten der Älteren Kindern gegenüber so äußerte, jeder Tag in Garderobe bot schließlich genügend Beweismaterial. Dennoch war etwas anders an diesem Bild, vielleicht einfach weil Natsuki hintergründlich an das denken musste, was ihr die First Pillar vor einigen Stunden berichtet hatte. Der nachdenkliche Gesichtsausdruck vertiefte sich einen Augenblick. Shizuru würde wohl immer auf charmante Weise die Kleinsten in ihren Bann ziehen und irgendein Gefühl sagte ihr, dass die Ältere eine gute Mutter abgeben würde, wenn nicht sogar eine perfekte in den Augen der Gakuenchou.

Sachte schüttelte die Dunkelhaarige den Kopf, versuchte sich von den inneren Bildern, die sich in ihrem Verstand formten zu lösen. Sie schenkte Shizuru wieder Gehör, als diese zur finalen Arbeit aufrief. Es war wohl wirklich Zeit, das Gewitter würde schließlich keine Rücksicht darauf nehmen. Nur ein leichtes Lächeln überzog ihre Lippen, ein Nicken bestätigte den Vorschlag der Älteren. Vielleicht hatte Shizuru doch mehr mitbekommen, als sie sich anmerken ließ. Der Blick heftete auf der älteren Otome, als diese sich von den Kindern weggezogen wurde.

„Baka...“, murrte die Jüngere nur leise als Antwort auf den Hinweis wo sich ihr Shirt versteckte. Sanfte Röte stieg auf, war Natsuki nur froh, dass Shizuru diese schon nicht mehr mitbekam. Einen Moment blieb sie noch im Gras verweilen, als ein erneuter Donner jedoch die Stille durchbrach, erhob sie sich letztlich doch. Das Kleidungsstück war schnell gefunden und wieder angezogen, fühlte sich die Jüngere schon gleich etwas besser danach.

Die zwei Stunden vergingen wie im Fluge, rege versuchten alle die letzten Schliffe am Bauwerk zu vollenden, das Dach soweit zu sichern, dass es dem Regen standhielt. Natsuki selber war noch an diesem beschäftigt, als die ersten Regentropen ihren Weg zur Erde bahnten. Missgestimmt zog sie die Brauen zusammen, merkte wie das kühle Nass sich auf ihrer Haut und Kleidung breit machte. Erst als auch die letzte Plane, die zumindest ein wenig Sicherheit gegen Regen und Wind liefern würde, angebracht war, gab sie die Jüngere zufrieden. Nicht gewillt sich länger dem Regen auszuliefern, schlüpfte die Gakuenchou in das Innere des halbfertigen Gebäudes, in dem auch schon einige andere Arbeiter Schutz gesucht hatten. Erschöpft lehnte sich Natsuki an einen der Stützpfeiler, schlang beide Arme um den fröstelnden Körper. Die Augen beobachten die Wasserstrahlen, die vom Himmeln fielen und von Sekunde zu Sekunde immer stärker werden zu schienen. So schnell würde sich das Wetter wohl nicht legen und das warme Plätzchen auf der Couch würde wohl noch etwas warten müssen. Ein leises Seufzen verließ ihre Lippen, der Blick huschte kurz zu der kleinen Ansammlung von Menschen rüber. Wenigstens war der Bau für heute ein Erfolg gewesen, machte sich dies auch deutlich in den zufriedenen Gesichtern sichtbar.
 

Der Regen prasselte nieder auf die Baustelle wie eine Sinnflut. Doch schon bald war es nicht mehr nur das, sondern auch ein Wind kam auf und fing an die Planen schlackern und schnalzen zu lassen, die sie an dem gebäude zum Schutz angebracht hatten.

Die Menschen tummelten sich im inneren des Gebäudes wie eine Herde Schafe, die sich vor dem Regen verstecken wollte... Vor allem die kleinen Kinder aber, schienen schon bald mer als nur zu frieren, da es recht kalt wurde und der Wind nur so durch das Häuschen zischte. Doch der Regen war zu stark, als das man mal eben einfach so darunter hinweg ins Dorf laufen konnte... Besorgt standen sie alle herum und blickten hinaus...

„Was sollen wir jetzt machen“, „Mir Ist kalt...“, „Papa ich will Heim...“, hörte man einige Stimmen murmeln.

„Macht euch keine Sorgen... wir überlegen uns was..“, erklang dann plötzlich die aufmunternde Stimme Mai´s die auf ihre Dörfler einredete und sich dann suchend umsah. „Natsuki?“, rief sie durch die Menge und machte diese dann auch schon etwas abseits an einem Pfeiler aus, zu welchem sie sich dann gesellte.

„Wir haben ein Problem...“, verkündete sie ihr dann und es war offensichtlich was sie damit meinte. Doch noch ehe sie darauf weiter einging, hob sie fragend den Blick und sah sich um. „Wo ist Shizuru?“, wollte sie dann wissen und hob eine Braue.

„Kyosuke? Kyosuke?!!“, durchbrach dann aber noch eine suchende Stimme die Stille und offenbarte eine Mutter, die gerade von einigen Männern zurückgehalten werden musste, um nicht hinaus zu laufen. „Aber mein Sohn! Mein Sohn ist noch da draußen!“, rief die Frau panisch herum und erregte sofort die Aufmerksamkeit Mai´s, die zur ihr eilte und sich informieren ließ.

Und als wäre das nicht schon genug, hörte man draußen einige Bäume umstürzen und das zischen einer Stromleitung, die es ebenso umgerissen hatte. Der Tag wurde immer besser....

„Gut machen wir es so...“, sagte Mai und wandte sich an Natsuki, „du sorgst dafür, dass die Dörfler jeweils ein Kind auf die Arme nehmen und sicher ins Dorf kommen... und sich suche das Kind und Shizu~....“.

Doch das konnte sie nicht weiter ausführen, als ein 'Materialize!' die Luft durchschnitt und es war weder von ihr noch von Natsuki.... Shizuru?

Shizuru hatte sich draußen aufgehalten, um eines der Seile mit einem Hering fester in den Boden zu rammen, weil sich dieses zu lösen begonnen hatte... als der Sturm losbrach.

Nun hatte sie sich materialisiert, um mit ihrer Doppelklinge einen Baum in Zwei zu zerteilen, ehe dieser einen kleinen Jungen erschlug. Den kleinen Knirps packte sie sich dann und schoss mit ihm aus der Schusslinie, ehe auch noch der Strommast ihn erwischen konnte... Neben dem gebäude landete sie und ließ den Jungen durch eine Nische in das Gebäude laufen.. Sie selbst folgte ihm aber nicht, zeigte sich auch nicht sondern ließ sich den Wind ins Gesicht preschen, während sie sich umsah.... Den Mast konnten sie da unmöglich so liegen lassen.. Die Pfützen würden die Elektrizität weiter leiten und so könnten die Dörfler das Gebäude nicht verlassen...

Sie zog die Brauen zusammen und ließ die Energieringe aufzischen, doch bevor sie losfliegen konnte, um zur Tat zu schreiten, griff sie sich an den schmerzenden Unterleib und sackte in die Knie.... Der Amethyst blinkte und entzog ihr schließlich die Kraft... Die Robe dematerialisierte sich... „Was zur....“, gluckste sie, ehe sie sich mit beiden Händen auf den matschigen Boden stemmte und sich erbrach...
 

Besagtes Problem hatte die Gakuenchou schon lange, bevor Mai sie darauf aufmerksam machte, erkannt. Besorgt schweiften ihre Augen unter den Menschen umher, ehe sich sie auf die vor ihr konzentrierten.

"Shizuru?", wiederholte Natsuki die Frage halb, sah sich sogleich selber nach der Älteren um. Sie nicht unter den Anwesenden zu finden, war Grund genug um die Sorge ansteigen zu lassen. Vermutlich hielt sie sich noch draußen auf, der Fakt war jedoch alles andere als beruhigend. Der Sturm herrschte schließlich ziemlich heftig und selbst einer Otome würde es etwas schwer fallen bei dem Wetter zu manövrieren.

Energisch stieß sich die Jüngere von der Wand ab, trat mit Mai einige Schritte vorwärts. Als dann noch die aufgebrachte Frau ein wenig Panik verbreitete, war die Gakuenchou fast schon drum und dran aufzubrechen und nach dem kleinen Jungen zu suchen. Doch solch unüberlegtes Handeln sollte bedacht sein, so brauchten die anderen Menschen immerhin auch die Hilfe der beiden Otome.

Zustimmend nickte sie Mai zu, hätte zwar lieber die Rollen getauscht, doch es war wohl keine Zeit sich darüber jetzt noch zu streiten. Aus Gewohnheit hob Natsuki die Hand streifte Sekunden danach ihr Ohr, das allerdings in Bezug auf den GEM nun das falsche war. Noch bevor sie dazu kam den Fehler zu verbessern, ertönte der Befehl der Materialisierung. Die besorgten Augen huschten kurz rüber zu Mai, dann in die Richtung aus der das Krachen von Bäumen zu hören war.

Sie musste da raus und Shizuru suchen, alles in ihr drängte danach. Zu wissen, dass es der Älteren gut ging war für Natsuki Hauptpriorität, alles andere kam erst danach, so egoistisch es klingen mochte. Natürlich war die ältere Otome durchaus fähig auf sich selber aufzupassen, war zugegebner maßen eher die jenige die auf andere Acht gab als selber jemals Hilfe zu brauchen. Als der kleine Junge dann auch wieder die die sicheren Arme seiner Mutter fand, stand für die junge Otome die Entscheidung fest.

„Mai! Ich geh raus und halte euch den Weg frei….“, noch ehe die Andere Einspruch erheben konnte, war die Gakuenchou schon voran gelaufen, die Robe legte sich während dem Laufen binnen Sekunden an ihren Körper. Der Wind peitschte das dunkle Haar umher, Regen prasselte so stark gegen ihr Gesicht, dass es der Jüngeren teilweise schwer fiel überhaupt richtig sehen zu können. Ein Blitzen in der Entfernung erweckte ihre Aufmerksamkeit, der umgefallene Strommast stellte wohl die größte Bedrohung zurzeit da. Schlingernd bewegte sich das Kabel im Wind, zischte und knackte, wenn die Elektrizität in Berührung mit Wasser kam.

Drinnen hatte Mai nun auch ihre Robe materialisiert, hatte nur mit einem Kopfschütteln der sturen Otome hinterher geblickt. „Die Kinder werden getragen und bleibt dicht zusammen...“, orderte sie die Gruppe von Menschen an, winkte sie schon gen Ausgang des Gebäudes. Die Leute taten auch wie ihnen geheißen, vertrauten auf die bekannte Otome, die ihnen schon mehr als einmal ausgeholfen hatte. Mai schnappte sich selber eines der verängstigten Kinder, hielt es sicher mit einem Arm an ihrer Hüfte fest, wartete eigentlich nur auf ein Zeichen Natsukis.

Diese hatte vorerst mit dem Mast zu kämpfen, geschickt wich sie einige Male der bedrohlichen Leitung aus, bekam sie dann zu packen. Das Material ihrer Robe war zum Glück so konstruiert dass es keinen Strom leitete. Die andere Hand schob sich unter den schweren Schaft, stemmte diesen hoch. Ein kurzer Ruck und die Bedrohung war vorerst beseitigt. Einige Bäume waren zwar auch zu Boden gegangen, versperrten allerdings nicht den nötigen Fluchtweg. Das impulsive Aufleuchten ihrer Robe war hell genug um Mai das nötige Signal für die Evakuierung zu geben.

Bis jetzt hatte die Gakuenchou noch kein Stück von Shizuru erblicken können, war der Regen schon so stark, dass man die eigene Hand kaum vor Augen erkennen konnte. „Shizuru?“, rief die Jüngere über das Heulen des Windes hinweg. Augen kniffen sich leicht zusammen, blind folgte sie dem Gefühl, was sie nach einer Weile auch nicht enttäuschte. Panisch landete sie neben der älteren Otome, der es alles andere als gut zu gehen schien.

„Shizuru….wir müssen hier weg…“, tönte die besorgte Stimme, Arme griffen sogleich unter die der Älteren hoben sie hoch in den Stand. „Kannst du laufen...?“, hakte Natsuki nach, hatte ohnehin schon erkannt, dass Shizuru nicht mehr die Robe des Amethysten kleidete. Der wackelige Stand reichte aus um die nötige Antwort zu liefern. Arme zogen sich sogleich fester um den Leib, hatten Shizuru schnell hochgehoben. Ohne weiteres flog Natsuki los, wusste zwar augenblicklich nichts mit der Orientierung anzufangen, dennoch hatte sie das

Ziel klar vor Augen. Irgendein sicherer Platz in diesem Sturm…
 

Mai hatte die Dörfler samt der Kinder schnell durch den regen geleitet. Sie hatten Platz in dem ersten Haus gefunden, welches ihren Weg kreuzte und das war zum Glück ein größeres Geschäft, wo sie alle Schutz finden konnten bis Mai sie alle vereinzelt in ihre Häuser bringen konnte... Doch kaum hatten sie sich in dem sicheren Gebäude verschanzt, stürmte es nur noch mehr los und man konnte schon gar nicht mehr wirklich etwas sehen... Sie stand am Eingang und blickte hinaus. „Natsuki... Shizuru-san...“, murmelte sie vor sich hin und überlegte schon noch mal loszufliegen, doch nicht mal sie würde bei diesem Sturm etwas sehen können... Sie konnte nur hoffen das die beiden sich gefunden hatten...

Shizuru wurde vom Wind ordentlich durchgeschüttelt und von dem Druck an die äußere Fassade des Gebäudes gedrückt, welches sie zu beschützen versucht hatte durch den letzten Handgriff, der sie aufgehalten hatte gleich Schutz zu suchen.. Sie hatte die Arme um sich geschlungen und schon mehr als einmal versucht sich wieder zu materialisieren, was aber aus irgendeinem Grund einfach nicht funktionieren wollte... Doch warum? Der Amethyst war doch da und das Five Columns System konnte unmöglich schon völlig ausgezehrt sein... warum also wollte es nicht funktionieren? Gott zu was war sie eigentlich zu gebrauchen?

Als sie dann versuchen wollte sich irgendwie in dem undurchdringlichen Sturm aufzurichten, hörte sie plötzlich die bekannte Stimme Natsukis. Sehen konnte sie nichts, doch sie traute ihrem Gehör.

„Natsuki...“, sagte sie,wollte sie schon ermahnen, dass diese sich nicht in Sicherheit gebracht hatte, doch da wurde sie auch schon von den starken Armen der Gakuenchou hoch genommen und spürte, wie sie den Boden verließen und abhoben. Instinktiv krallte sie sich um den Nacken der Jüngeren und vergrub den Kopf an ihrem Hals um ihn vor dem Regen zu verbergen, der ihr kalt ins Gesicht schlug... „Natsuki... die Dörfler?...“, krächzte sie dann, machte sich wie immer mehr Sorgen um andere als um sich selbst.. wobei das alles doch mehr als besorgniserregend sein sollte... Immerhin war Shizuru dank der Nanos noch niemals krank gewesen.... woher also dieses plötzliche Erbrechen? Was war denn nur los in letzter Zeit das so viele eigenartigen Dinge um sie herum geschahen?... Dabei hatte sie doch vorgehabt, Natsuki den Urlaub so schön wie möglich zu machen...und was war geschehen? Lauter schlechte Dinge hatten sie heimgesucht und sie hatte es nur gut gemeint, wollte Natsuki mit den Bauarbeiten ablenken... doch nun befanden sie sich wieder in einer misslichen Lage und Natsuki musste Shizuru aus der Traufe retten... schon wieder...

Der Regen peitschte ihnen nur so um die Ohren und der Wind wirbelte herum, als hätte er vor sich in Kürze in einen Orkanartigen Sturm zu verwandeln..

Man konnte es zwar nicht sehen... doch oben, auf einem der riesigen Gebirgsfelsen, standen zwei Gestalten und blickten auf das ganze Geschehen nieder, wie Zeus zu seiner Zeiten aus dem Olymp... Der Sturm pfeifte auch ihnen um die Ohren, doch die beiden Brüder standen da, wie Felsen in der Brandung die nicht das geringste zu erschüttern wusste...

„Ihr entkommt uns nicht... und die Hölle wird nichts sein, im Gegensatz zu dem, was euch noch erwartet... Ice Silver Crystal.... Graceful Amethyst...“, raunzte Zen, ließ seine Augen rot aufblitzen und hob dann die Arme, woraufhin es nur noch schlimmer zu Stürmen begann und nun auch schon gewaltige Blitze am Himmel zuckten.

Von einer Sturmböe regelrecht zur Seite geschlagen, gerieten Shizuru und Natsuki ins Trudeln. Die Ältere hielt sich fester an Natsuki, löste aber dann eine hand, welche sie wieder an ihrem GEM vorbeiziehen ließ. „Materialize!“, rief sie durch den Sturm... der GEM blitzte zwar auf, machte aber keine Anstalten Shizuru die Robe noch mal an den Körper zu legen... Das war wie verhext...
 

Schützend schlangen sich Natsukis Arme nur noch fester um den Körper der Älteren, hatte sie keinesfalls vor jene durch Unachtsamkeit im Sturm zu verlieren. Das Fliegen war fast schon selbstmörderisch bei dem Wind, nur unter Schwierigkeiten gelang es der Jüngeren den Kurs zu halten. Die Energie der Robe war zum Glück noch nicht allzu sehr ausgezehrt, doch mit jeder Böe, jedem harten Gegenschlag wich ein wenig davon. Die Augen waren zu Spalten zusammengekniffen, suchten rege nach einem Hinweis, einer Möglichkeit irgendwo in Sicherheit zu landen. Solch einen Sturm hatten die Bewohner des Catgod Mountains sicher schon lange nicht mehr erlebt, geschweige denn die junge Gakuenchou, der leichte Regen, der öfters mal die Straßen Windblooms heimsuchte, war nichts dagegen.

Knirschend presste Natsuki die Zähne aufeinander, hatte sie nun ein Grund mehr solches Wetter zu verabscheuen. "Keine Sorge, Mai bringt sie in Sicherheit...", versuchte sie Shizuru zu beruhigen, hoffte inständig, dass Mai mit den anderen bereits irgendwo Zuflucht gefunden hatte. Doch das war nun eher Nebensache, vielmehr sorgte sich Natsuki um einen eigenen sicheren Unterschlupf und noch viel mehr um Shizurus Befinden. Argwöhnisch hatte sie die Versuche der Älteren den Amethysten zu reaktivieren mitbekommen. Was war nur los mit diesem GEM? Sollte er etwa schon wieder auf eine Art missbraucht werden oder hatte sich etwas an seinem Besitzer geändert, dass er nicht mehr reagierte?

Schwer schluckte die Gakuenchou als ihr einige Möglichkeiten anfingen im Kopf herum zuschwirren, diese Veränderung musste auf jedenfalls Yohko berichtete werden, egal um was es sich nun handelte. Eine neue Windböe kam auf, war um einiges stärker als alle anderen davor. Das anfängliche Trudeln wurde bald schon schlimmer, mit Mühe versuchte der Ice Silver Crystal Kontrolle über die Robe zu behalten.

„Lass mich ja nicht los!“, ermahnte sie Shizuru, wusste, dass es unweigerlich zu einer Bruchlandung kommen würde. Nicht einmal den Boden konnte man wirklich erkennen, drehte sich Natsuki nur instinktiv im Flug, hatte vor den Aufprall mit dem Rücken zu dämpfen, gleichzeitig die ältere Otome somit vor der Gefahr zu schützen. Der Einschlag kam schneller als erwartet, die Energieringe der Robe leuchteten schwach auf, als der Besitzer nur ein leises Keuchen über die Lippen brachte. Zumindest waren sie irgendwo im Dorf, dass war etwas Beruhigendes.

Doch damit nicht genug, war der Wind stark genug die beiden Otome noch ein Stück weiter über die Straße schliddern zu lassen. Der Griff um Shizurus Körper verstärkte sich, versuchte die Jüngere verzweifelt mit den Füßen etwas Halt im Boden zu finden. Die Robe besaß zwar nicht mehr ihre volle Kraft, dennoch würde sie sich im Boden verankern können, nicht lange, aber immerhin. Ein Versuch war es wert, die Triebe des schwarzblauen Robe schossen zur Seite weg, wanden sich wie eine Schlingpflanze um einen nahe gelegenen Masten, verhinderten weiteres Rutschen durch den matschigen Untergrund. Gerade rechtzeitig, ehe die Gakuenchou mit dem Kopf voran durch einen Gartenzaun gebrettert wäre, brachte sie ein Ruck zum Stillstand.

„Das hält nicht lange…!“, knurrte Natsuki mehr zu sich selber, konnte fast schon die Sekunden zählen bevor ihre Robe den Geist aufgab. Sie musste sich was Besseres einfallen lassen, doch bevor sie auch nur ansatzweise dazu kam, ertönte ein lautes Knacken. Smaragdfarbene Augen weitete sich ein Stück, als der Mast anstatt der Robe als erstes nachgab, geradewegs die Position ansteuerte, an der sie sich in dem Moment befanden.

„Verdammt…“, murrte die Jüngere panisch, handelte in den nächsten Sekunden mehr aus Instinkt als wirklich bedacht. Mit einem schnellen Ruck hatte sie sich mit Shizuru gedreht, drückte die Ältere etwas unliebsam auf den Boden. Die Arme hatte sich gelöst, schütze nun aber der kompletten Körper jenen der wenige Zentimeter unter Natsuki lag. Selbst mit intakter Robe war der Aufschlag des Mastes auf ihren Rücken mehr als betäubend, ließ die Jüngere die Luft scharf einziehen. Jeglicher Schmerz war nicht von Bedeutung, Shizurus Sicherheit war alles was im Moment zählte…
 

Das plötzliche aufkommen auf dem Boden ließ sie aufkeuchen, aber eher vor Schreck als vor Schmerz, da Natsuki das Gewicht der beiden komplett abfederte und den Aufprall komplett auf sich zog...

Verbissen wollte sie den Kopf heben, sehen, ob es Natsuki gut ging, doch der Wind verhinderte das gewaltsam. „Natsuki....“, wimmerte sie nur und krallte sich noch fester an ihr fest... Warum wollte der Amethyst denn einfach nicht arbeiten? Warum nicht jetzt, wo sie ihn wirklich brauchte?

„Scheiße....“, jammerte sie nur kläglich über ihre missliche Lage und kniff die Augen zusammen, als sie über den Asphalt gefegt wurden und Natsuki ihre Robentriebe an etwas befestigen musste... Doch das das nicht lange halten würde, laut Natsukis Aussage, ließ sie die Augen aufreißen.

„Lass mich los.... Lass mich los und flieg weg...“, bettelte sie, war sich sicher, das die Jüngere sich schneller bewegen können würde ohne das zusätzliche Gewicht, doch wie dumm war sie... zu glauben dass Natsuki das tun würde... Sie selbst würde es ja auch nicht tun... Sie würde die Gakuenchou niemals alleine lassen sondern lieber zusammen mit ihr sterben...

Der Griff wurde automatisch fester, als der Mast umriss und auf sie zusteuerte... Augen rissen auf, legten den Rubin frei, als Natsuki sich mit ihr drehte und den Mast mit ihrem Rücken abfing, welcher dagegen donnerte als gäbe es kein Morgen...

„Natsukiii!!“, rief sie entsetzt, während sie durch einen Zaun und gegen die nächste Wand einer Hütte geschleudert wurden... Erneut keuchte sie auf, diesmal aber weil sie diejenige war, die mit dem Rücken auf das massive Holz der Hütte traf, an welcher sie dann hinab sanken und nur das Haus, welches sie im rücken hatten verhinderte, das sie weiter weggeblasen wurden... Doch dementsprechend stark war nun auch der druck welcher auf sie einwirkte, da der wind von vorne drückte...

Ein ächtzen entkam der Älteren, während sie versuchte die Augen zu öffnen und Natsuki anzusehen... Es musste doch einen Weg aus dieser Hölle geben... Warum nur konnte sie nichts tun?

„Es verläuft alles nach Plan, mein Bruder...“, mauschelte Zen, der noch immer mit Zin oben auf dem Felsen stand und alles unbeeindruckt beobachtete.., „schon bald werden wir die nächsten Schritte einleiten können...“

Mit diesen Worten hob er dann die Hand, wirbelte diese herum und gleichzeitig mit dieser Bewegung entstand am Himmel ein Wirbelsturm, der sich langsam gen Boden senkte, direkt an dem Fleck, wo sich die beiden otome befanden.

Da Shizurus mit dem Gesicht zum Himmel war, fiel ihr das natürlich sofort ins Auge, welches sie mit Mühe nur aufhalten konnte. „Natsuki...“, sagte sie, versuchte deren Aufmerksamkeit auf die neue Gefahr zu lenken... „Natsuki!! Natsuki wir müssen hier weg!“, wurde sie dann lauter und begann an der Jüngeren Otome zu rütteln, doch der Wirbel kam immer näher und das in einem beängstigenden Tempo... Natsukis Robe würde es nicht mehr lange machen und dann würde der Sturm die beiden wohl auseinander nehmen und das in binnen von Sekunden....

„Natsuki!! Natsuki!“, rief sie immer weiter und wollte den Spieß dann umdrehen und Natsuki hochnehmen, um dann mit ihr zu fliehen, doch dafür war sie nicht kräftig genug...

Wieder fanden verzweifelte Finger den Weg zu ihrem GEM und wieder sprach sie ein 'materialize'... immer und immer wieder.. doch nichts passierte...

„Verdammt!! Warum gehst du denn nicht?! Bitte... Bitte lass mich nicht im Stich! Hilf mir...“, flehte sie ihren GEM an und Tränen stiegen in ihr hoch während sie Natsuki fest an sich gedrückt hielt. Ihr Blick fand wieder den Wirbelsturm, doch bevor dieser sie erreichen konnte, strahlte der GEM dann doch auf und ließ sich die Robe an ihren Körper schmiegen... Damit allerdings war es noch nicht getan... Wieder reagierte Natsukis GEM auf den Amethysten und beide hüllten sich in ein Strahlen, was stark genug war um alles um sie herum erblinden zu lassen... Wieder spürte sie diese wärme... diese vulkanartige Kraft in sich aufsteigen, wie zu dem Moment als sich die GEMs verschmolzen hatten... Dieses mal aber gingen sie einen Schritt weiter... An dem freien Ohr der jeweiligen Frau, entstand eine Kopie des GEM´s der anderen... Die Kräfte verbanden sich, vier GEM´s strahlten nun auf und legten neue Kräfte, neue Roben an die vom Sturm gepeinigten Körper...
 

Jeder einzelne Muskel bebte unter dem Material der Robe, wäre es an dieser nicht gewesen, hätte Natsuki wohl kaum den Schlag überlebt. Die Wucht hätte ohne Gnade Knochen zu brechen gebracht, keine Rücksicht auf Leben oder Tod genommen. Kraftlos ergab sich die Jüngere dem Wind, wurde wie eine Marionette durch den Zaun und an die Wand des Haus befördert. Es war ein Wunder, dass sich die Robe noch nicht dematerialisiert hatte, sehr viel Kraft steckte schon lange nicht mehr darin.

Benommen sanken die Lider der Gakuenchou, rutschte sie noch etwas weiter die Wand herab, zumindest soviel wie es der starke Druck erlaubte. Jede einzelne Gliedmaße fühlte sich taub an, vom Regen, vom Wind, der eisigen Kälte die dadurch zustande kam und nun auch von diversen Schmerzen, die in Schüben den Körper durchzogen. Etwas gedämpft vernahm sie ihren Namen, versuchte mit Mühe die Augen wieder zu öffnen. Shizuru rief nach ihr, sie musste sich zusammen reißen, sie beide schützen.

"Shizu...ru...“, brach es nur matt hervor, erlosch das Wort schon lange im pfeifenden Wind. Die neue anbahnende Gefahr bekam die junge Otome nicht wirklich mit, war sichtlich erschöpft von jenen Taten die Ältere in Sicherheit zu bringen und zu gewahren. Nicht einmal das Rütteln brachte etwas mehr Leben in ihr hervor. Die Finger krallten sich in die Kleidung, die sich unter ihren befanden, der restliche Körper Natsukis hing eher schwach in den Armen der Älteren.

Erst als das gleißende Licht des Kristalls die beiden Frauen einhüllte, begann sich wieder etwas im Körper der Jüngeren zu regen. Das Strahlen vermittelte eine unglaubliche Hitze, fühlte sich das Ohr mit ihrem GEM fast schon an, als ob es verglühen wolle. So schnell diese aber auch kam, verschwand sie auch wieder, schlug in angenehme Wärme um, die langsam anfing alle Fasern ihres Körpers zu durchströmen. Was war das? Es fühlte sich auf eine Art so vertraut an, so als ob die schützenden Arme um sie ihr ein direktes Gefühl von Liebe vermittelten. Überrascht keuchte die Gakuenchou auf, als sich ein zweiter GEM an ihrem verwundeten Ohr festsetzte, damit aber keinerlei Schmerzen mit sich brachte sondern eher im Gegenteil die geschundene Haut sofort heilte.

„Was zur…“, hauchte sie nur verwirrt über die Wendung der Situation, fasste sogleich mit einer Hand an den neuen Stein, der so prachtvoll wie der Original Amethyst strahlte. Mit ihm kam nicht nur die neue Robe mit sich, sondern auch neue Kraft, ein ganzer Schub neuer Nanomaschinen teilte sich das Blut mit den bereits vorhandenen. Es war so als ob zwei Otome im Körper von einer steckten. Impulsiv leuchteten die Energieringe der Robe auf, spürte die Jüngere wie sehr viel leichter es nun war gegen den Sturm anzukämpfen. Ein Blick rüber zu Shizuru verriet Natsuki, dass es ihr wohl ähnlich erging, sie sichtlich froh darüber war nun endlich wieder die Kräfte einer Otome nutzen zu können.

„Ich denke wir sollten verschwinden, bevor das Ding uns erreicht…“, die Augen hefteten nun etwas panisch auf dem Wirbelsturm, der nur noch wenige Meter entfernt war. Es war nun keine Zeit sich weiter Gedanken um die neue Kraft und Roben zu machen, erstmal zählte es irgendwo in Sicherheit zu gelangen. Fest umfasste die Jüngere Shizurus Hand, verlinkte die Finger ineinander.

„Damit wir uns nicht verlieren…“, betonte die Gakuenchou nachdrücklich, brachte somit den Willen rüber, genau dies verhindern zu wollen. Selbst wenn Shizuru nun wieder eine Robe trug, allein gut gegen den Sturm ankämpfen konnte, wollte sie nicht von ihr lassen. Nicht jetzt, nicht nach all dem was sie schon heute durch gestanden hatten.
 

„Es hat begonnen...“, meinte Zen, dessen Augen nun nur noch röter auffunkelten und die seines Bruders, welcher neben ihm stand, ebenso, „bald schon... bald schon, kleiner Bruder... hab nur geduld“. Diese Worte gesagt, fasste er seinem Bruder auf die Schulter, ehe er die Hände wieder erhob und diese herum wirbeln ließ, woraufhin der Tornado noch größer und wilder wurde und sich noch dazu plötzlich von den beiden Otome wegbewegte...

Die Kraft, welche in Shizuru hochgestiegen war, beflügelte nicht nur ihren Körper sondern auch ihren Geist. Die GEM´s blitzten auf, ebenso ihre Augen, welche sie nun aufschlug und diese kurzzeitig so schienen, als hätten sie eine ganze andere Farbe... Das sonstige Rubin wurde von silbrigen Schlieren durchzogen, die nur ganz langsam wieder verschwanden und sie sich dann umsah... Dieses Gefühl in ihr drin war so eigenartig... Als wollten die Nanos sie förmlich dazu zwingen sich zu bewegen und die Kräfte zu entfesseln... Ihre Sinne wirkten geschärft, vermittelten ihr schnell ganz neue Eindrücke... ebenso auch das plötzlich umdrehen des Tornados... Dieser drohte nun das Dorf in Schutt und Asche zu legen.

„Natsuki!“, rief sie aus, als diese schon die Finger mit ihren verschlossen hatte und ließ die Enegerieringe aufblitzen. Noch ehe sie es sich versah, in fast fünfacher Geschwindigkeit, war sie abgehoben und hatte Natsuki gleich mit sich gezogen, um dem Tornado nachzufliegen, sich diesem in die Laufbahn zu stellen....

Sie schwebten vor dem Tornado weg. Eine Lösung für das Problem musste her.... doch wie einen Wirbelsturm aufhalten?

Sie zog leicht die Brauen zusammen, sah zu dem Dorf, wieder zu dem Wirbelsturm und dann zu Natsuki. „Lass uns einen Gegenwirbel erzeugen der in der entgegengesetzten Richtung rotiert...“, schlug sie vor und noch ehe Natsuki reagieren konnte, richtete Shizuru beide Arme vor sich und ihre Robenringe pulsierte, sammelten Kraft an, welche sich dann entlud. Auch sie riss ihre Arme in kreisenden Bewegungen herum und erzeugte somit, zusammen mit Natsuki, einen Gegenwirbel aus Energie, der sich dem wirbelsturm stellte und diesen zu bremmsen schaffte... Die beiden Stürme stießen aufeinander. Shizuru drehte ihre Arme immer weiter, leitete noch mehr Energie in die Ringe. „AAH!“, schrie sie zum Schluss aus, entlud wirklich alles, was die neue Robe hergab und wurde dann von dem Rückschlag etwas weggewirbelt. Sie brauchte allerdings nicht lange um wieder die Kontrolle über ihren Flug zu bekommen und stoppte ab.

Natsuki hatte sie sie gleich wieder mit sich gezogen gehabt und nun konnten sie aus sicherer Entfernung mit ansehen, wie sich die Wirbelstürme gegenseitig auflösten...

In diesem Moment zuckte Zen zusammen und kippte torkelnd nach hinten um. „Verdammt!“, fluchte er und mit dem schwinden seiner Konzentration ließ auch das Gewitter langsam aber sicher nach... Es regnete zwar immer noch, doch der Wind war so gut wie verschwunden und so war es erträglicher...

Die Ältere seufzte erleichtert auf, spürte jedoch, wie der fremde Phantom GEM an ihrem Ohr sich wieder auflöste, mit ihm die Robe und sie sackte aus der Luft hinab, direkt in Richtung Boden... Doch nicht nur die neue Robe verschwand, sondern auch die Amethysten Robe an sich... Ihr Körper war einfach zu geschwächt um wenigstens die Grundlage der Robe aufrecht zu erhalten... Ob sie nun auf dem Boden aufschlagen würde oder nicht, das würde sie nicht mehr mitbekommen, da sie schon im Fall bewusstlos wurde....

„Shizuru-san!“, hörte man dann aber plötzlich die Stimme Mai´s, welche angeschossen kam wie ein Pfeil und erst Shizuru mit beiden Armen auffing und sich dann Natsuki aus der Luft fischte, um mit beiden unter dem nächstbesten Dach zu landen... Was zum Henker war hier nur los?
 

Schnell hatte die Gakuenchou begriffen, worum es Shizuru bei diesem Plan ging. Es schien fast so, als ob der anbahnende Tornado seinen eigenen Willen hatte, sich aus Rache, weil er die beiden nicht erwischen konnte nun das Dorf ansteuerte. Mit Hilfe der Überkraft, die sich durch die Robe bildete, war es keine Schwierigkeit einen gleichstarken Gegensatz zu dem Wirbel zu erzeugen. Jede Bewegung fiel so viel einfacher als mit der herkömmlichen Robe, die der Ice Silver Crystal sonst trug.

Es war ein kleiner Lichtblick, als sich endlich der Sturm zu lösen begann, nur noch den prasselnde Regen übrig ließ, den Natsuki fast schon gar nicht mehr wahr nahm. Die fremdartige Wärme, die immer noch durch Adern und Venen strömte war Grund genug dafür. Jene Wärme verschwand allerdings blitzschnell, ebenso wie die neue Robe und der mysteriöse zweite GEM an ihrem Ohr. Erschrocken riss die Jüngere die Augen etwas weiter auf, sackte selber ein gutes Stück in der Luft nach unten, ehe ihr auffiel, dass Shizuru komplett ohne Robe dem sicheren Grund entgegen steuerte. Sie selber trug zumindest noch ihre eigene Robe, die aber auch nicht lange fackelte und sich langsam zu dematerialisieren begann.

„Shizuru...!“, rief die Dunkelhaarige, versuchte im Fall die ältere Otome auf irgendeine Weise zu erreichen. Ohne Manövrierfähigkeit machte dass allerdings nicht viel Sinn und die Versuche scheiterten vergeblich. Dass Mai so schnell als eingriff, war wirklich Rettung in letzter Sekunde. Ruckartig blieb die Gakuenchou in der Luft hängen, baumelte etwas unbeholfen am Handgelenk, dass die feurige Otome gerade noch so gepackt hatte. Shizuru hielt sie zu Natsukis Erleichterung sicher mit einem Arm fest.

Mai überlegte nicht lange, steuerte schon zielstrebig das Haus an, was unter ihren Füßen langsam zum Vorschein kam und sich als nichts anderes als das eigene Heim des Fire String Rubys herausstellte. Das sie die beiden Otome entdeckt hatte, war eigentlich mehr Zufall gewesen. Doch umso günstiger erschien nun der Fakt, dass beide so weit ab vom Schuss geweht wurden, konnte sie gleich persönlich für die Zuflucht der beiden sorgen.

Erschöpft sank Natsuki zu Boden, als sie diesen endlich erreicht hatte, spürte sogleich aber ein Ziehen an ihrem Arm. Der Blick folgte diesem, traf auf die besorgten Augen ihrer Freundin.

„Komm schon Natsuki, du musst mir helfen….“, drängte Mai, hatte sichtlich damit zu kämpfen die bewusstlose Otome in ihren Armen aufrecht zu halten. Mai wusste, dass beide wohl am Ende ihrer Kraft waren, es Shizuru dadurch schließlich sogar in die Ohnmacht befördert hatte. Die Gakuenchou nickte eifrig, raffte sich vom Boden auf wackelige Beine auf, stolperte die kleine Treppe hoch um die Tür zu öffnen. Mai packte die ältere Otome von neuem und betrat mit ihr das kleine Haus, platzierte Shizuru Augenblicke später auf dem Sofa. Die Dunkelhaarige hatte noch schnell die Tür geschlossen ehe sie an dieser erneut zu Boden herunter rutschte. Der Atem hielt sich recht flach, während die Augen sich auf den bewusstlosen Körper fixierten.

„Ich hole erst einmal Handtücher zum abtrocknen…“, informierte die Köchin, waren allesamt ja schließlich bis auf die Knochen durchweicht vom Regen. Nachdem sie um die nächste Ecke verschwunden war, fing Natsuki langsam an auf das Sofa zuzukrabbeln, hielt erst inne als sie daneben hockte. Dunkle Brauen zogen sich nach unten, als sie die Ältere betrachtete.

„Shizuru….“, wisperte sie leise, zwei Finger fühlten vorsichtshalber nach dem Puls der anmutigen Otome, während die anderen sich um die kalte Hand schlangen. Erleichtert atmete die Jüngere auf, als sie den stetigen Rhythmus unter ihren Fingern bemerkte, der Kopf fiel leicht nach vorne, lehnte sich an die nasse Kleidung, die den Körper vor ihr kleidete.
 

„Bruder, ist alles in Ordnung?!“, rief Zin, der kleinere, besorgt aus und ging zu seinem großen Bruder in die Knie, um ihm aufzuhelfen. Das war wirklich ein derber Rückschlag gewesen und mit so viel Kraft hatte er dann doch wieder nicht gerechnet... Auch wenn das ein wichtiger Teil seines perfekten Plans war... Er sah gen Himmel, wo sich die Wolken aufhellten, auch wenn immer noch eine Menge Regen vom Himmel kam... Der wind aber hatte sich gänzlich gelegt...

„Keine Sorge... alles bestens...“, meinte Zen dann nur, beruhigte somit seinen Bruder und erhob sich dann wieder auf die Beine, warf noch einen Blick ins Tal und grinste dann bösartig.

„Hätte kam besser laufen können...“, sagte er und mit einem rauschen, hatte er sich dann im nichts aufgelöst.. sein Bruder kurz darauf ebenso... Was führten diese beiden Kerle denn nur im Schilde??

Shizuru bekam von dem Unterfangen Mai´s und Natsukis nichts mehr mit, wie schon so oft in den letzten Tagen.. Ihr Körper war einfach mehr als ausgezehrt und etwas hatte sich da ja auch grundlegend verändert... auch, wenn sie selbst davon noch nichts wusste... Sie bekam nur die Folgen zu spüren..

Als Mai den durchnässten Körper der Älteren auf der Couch nieder ließ, sackte die Hand von ihrem Bauch beinahe leblos wirkend vom Polster und hing von dem Sofa hinab. Mai umfasste die hand nur schnell und schob sie wieder hoch, ehe sie sich dann aufmachte, um Handtücher, Bademäntel und sonstiges zu holen, was beim wärmen helfen würde...

Shizurus Gesicht war kreidebleich und ihre Lippen von der Kälte regelrecht bläulich verfärbt, dennoch schlug ihr Puls ganz normal und man musste sich keine Sorgen um ihr Leben machen... Ihr Körper holte sich in dem Moment nur das, was er dringend nötig hatte.. Schlaf und Ruhe.

Der Atem ging flach und fegte seicht über ihre eigene Brust hinweg, während das feuchte Haar in ihrem Gesicht klebte und es fast gänzlich verdeckte..

„Mou, Natsuki...“, erklang dann Mai´s mahnende Stimme, als sie den Raum wieder betrat und Decken, Handtücher und Bademäntel neben der Couch auf dem Boden ablegte, „mach dir mal keine Sorgen um Shizuru, die ist ein zäher Hund... Du solltest dich lieber erstmal selbst abtrocknen, dir den Bademantel überziehen und wenn dir danach ist, kannst du auch heiß Baden... um Shizuru-san kümmere ich mich“.

Kaum gesagt, da warf sie Natsuki auch schon Handtuch, Decke und Bademantel in den Schoß, um ihr somit verständlich zu machen das sie keinen Widerspruch duldete....

Während sich Natsuki dann mit sich selbst beschäftigen konnte, machte mai sich ohne umschweife daran, Shizuru zu entkleiden, bis diese völlig nackt auf der Couch lag. Mit einem Handtuch rieb sie dann etwas oberflächlich den leblos wirkenden Körper ab, wickelte diesen dann anschließend in eine warme Wolldecke.

Etwas besorgt wanderte ihr Blick in das Gesicht der anmutigen Otome, deren Wangen sich leicht gerötet hatten... „Fieber...“, nuschelte Mai und legte eine hand prüfend auf die Stirn.

Das war nun wieder weniger gut... aber wohl normal, immerhin war Shizurus Körper in letzter zeit reichlich angreifbar geworden... „Ich mach schnell einen heißen Tee und Feuer die Öfen an... pass du derweil auf das sie es auch schön warm hat“, meinte sie dann und erhob sich, um sich an die Arbeit zu machen...

Shizurus Lippen trennten sich, während sie etwas schneller nach Luft schnappte, jedoch immer noch völlig ruhig... Ihr Körper verfiel einem leichten zittern unter der Decke...
 

Nicht lange konnte die junge Otome so ruhen, wurde sie schon durch die annähernde Schritte wieder hellhörig. Der Kopf hob sich leicht bis sie die matten Augen auf die Mais trafen, die sie schon fast strafend anblickte, weil sie wie ein begossener Pudel da saß ohne etwas zu tun. Flüchtig fing sie die Sachen auf, die ihr in den Schoß geworfen wurden.

"A-Aber...", wollte Natsuki schon protestieren, ein weitere Blick der anderen Otome und der Widerstand war gebrochen. Es würde Shizuru wohl auch kaum etwas nützen, wenn sie hier in nasser Kleidung vielleicht selber noch etwas holte. Dennoch war die Sorge um die Ältere viel zu groß, als dass sie ihre Seite lange verlassen wollte. Nach einem heißen Bad war der Gakuenchou nicht wirklich, die klebrige Kleidung musste wohl aber weichen.

Geschlagen erhob sie sich von ihrem Platz, machte Mai gleichzeitig damit Platz. Ihre Schritte führten sie in den Raum nebenan, das Handtuch und die anderen Sachen fielen zuerst achtlos zu Boden. Es war schon fast eine Qual sich aus den engen Stofffetzen herauszuschälen, schienen sich nur so an der Haut zu klaffen. Nach einiger Mühe aber hatte es die Dunkelhaarige geschafft, trocknete sich grob mit dem Handtuch etwas ab, ehe sie den kühlen Körper in Bademantel und Decke wickelte. Der raue Stoff fühlte sich unangenehm schroff auf der empfindlichen Haut an, half jedoch zunehmend etwas Wärme zu gewinnen.

Gerade als Mai die Temperatur Shizurus überprüfte, kehrte Natsuki zurück in den Wohnbereich, lehnte sich dann mit einer Hand abstützend auf der Sofalehne ab. Die andere hielt die Decke aufrecht um ihren Körper. Ein ungutes Gefühl stieg in ihr hoch, Fieber war zwar in einer Art vielleicht gut, war es ein sichtliches Zeichen, dass der Körper kämpfte, aber nichtsdestotrotz war es natürlich nicht zu unterschätzen.

Nur ein sachtes Nicken entgegnete die Gakuenchou auf die Worte Mais, ging dann um die Couch herum, als Mai sich in die Küche aufmachte. Besorgte Augen schweiften über den Körper der Älteren bis sie auf dem Gesicht stehen blieben. Leicht wurde die Unterlippe in einem Biss verfangen, setzte sich Natsuki vorerst ans Kopfende auf das Polster. Das Zittern, was sich jedoch schon bald stärker bemerkbar machte, forderte wohl mehr Aufmerksamkeit. Sachte hob die Jüngere Shizurus Kopf an, rückte ein Stück weiter auf um ihn sanft in ihrem Schoss zu betten. Ein Arm legte sich etwas um den zitternden Körper, zog die Decke noch etwas enger darum. Mit der anderen Hand strich die Jüngere behutsam über die Stirn, entfernte ein paar klamme Haarsträhnen. Sanft streichelte der Daumen die Haut, merkte wie rege die Hitze anzusteigen schien.

„Hey Shizuru…“, nur ein leises Murmeln, so als ob Natsuki um das Gehör der anderen bat, auch wen jenes ihr in dem Moment wohl keine Achtsamkeit schenken konnte. „…du wolltest mir doch nicht mehr so viel Sorgen machen…“, fuhr sie sanft fort, strich in beruhigenden Bewegungen über die erhitzten Wangen.

Mai hatte in der Zwischenzeit für einen heißen Tee in der Küche gesorgt, trug diesen mit einigen Tassen auf einem Tablett hinein und stellte dieses auf einen kleinen Tisch neben der Couch ab. Eine dampfende Tasse reichte sie Natsuki rüber.

„Hier sollte dich etwas aufwärmen…“, sprach sie aufmunternd, schenkte der jungen Otome ein sachtes Lächeln. „Danke…“, hauchte die Gakuenchou nur leise, nahm die Tasse mit einer Hand an, während die andere immer noch in Kontakt mit Shizuru blieb.

„Du solltest dich auch umziehen…“, bat sie Mai, die sich bis zum jetzigen Zeitpunkt noch in ihren nassen Klamotten befand.

„Hai hai…gleich, ich heiz hier nur noch den Kamin an…“, ein kurzes Abwinken und die junge Köchin machte sich schon ans Werk. Nur leicht schüttelte Natsuki den Kopf, manchmal hatte sie das Gefühl, dass Mai in manchen Momenten noch selbstloser war als Shizuru. Und so stur wohl auch…Das dunkle Grün folgte den Bewegung der anderen Otome, betrachtete kurz den alten Kamin. Es war hier wohl noch Gang und Gebe solch alte Dinge in Häuser zu bauen und zu verwenden. Nur wenige Minuten dauerte es, bis ein prachtvolles Feuer loderte und die Flammen sich hungrig über die Scheite hermachten.

„Ihr könnt euch bis der Regen vorbei ist solange hier ausruhen…“, zufrieden klopfte Mai die Hände etwas von Russ ab, erhob sich dann wieder, „…und bis es Shizuru-san natürlich besser geht.“ Eine Weile herrschte Stille, nur das Knacken, was vom Feuer herrührte durchbrach die Stille. „Nun dann werd ich wohl auch mal trockene Sachen anziehen...“, informierte Mai leise, bekam nur ein leises Murren als Antwort, ehe sie dem Raum entglitt.

Ein zaghafter Atemzug, dann setzte Natsuki erst die Tasse an die Lippen. Die heiße Flüssigkeit tat gut, fing sogleich an den Körper von innen zu wärmen. Nach ein paar Schlucken senkte die Jüngere das Gefäß wieder, zentrierte den Blick auf Shizurus Gesicht, das hin und wieder einige unschöne Züge aufwies. Sicherlich hatte die Ältere mit dem Fieber zu kämpfen, was hoffentlich jedoch bald wieder sinken würde…
 

„Go... Gomene.. Natsu..ki..“, erklang es dann hauchzart, beinahe so leise, das man es gar nicht hätte hören können. Shizuru schlief, bzw. befand sie sich in einem ohnmachtsartigen Zustand und somit einem Zwangsschlaf. Doch diese gewisperten worte klangen, als würde sie alles mitbekommen was um sie herum geschah und hätte auch gehört, das Natsuki sie daran erinnerte das sie ihr ja nicht mehr so viele Sorgen bereiten sollte... Sie hatte auf diese Worte reagiert, doch unbewusst und noch immer war sie nicht wirklich ansprechbar...

Sie bekam auch nichts von dem Gespräch zwischen Natsuki und Mai mit und auch nicht, dass Natsuki Shizurus Kopf ihrem warmen Schoß bettete und nun über sich wachte wie ein Luchs...

Natürlich, der Verstand bekam das zwar nicht in vollem Bilde mit, doch ihr Körper hat schon immer auf Natsukis Nähe reagiert und so tat er es auch heute... Wärmesuchend schob sie den Kopf, mit der Nase voran, an Natsukis Bauch und nestelte dort dann so lange rum, bis ihre Nasenspitze einen Punkt des Bademantels zerteilt hatte und dann auf nackte Haut traf... Erst jetzt gab sie ruhe und blieb so liegen wie sie eben lag... Auch der Atem regulierte sich wieder etwas nach unten, auch wenn das Fieber weiter anstieg und ihre Fieberbäckchen das kundtaten...

Ihre rechte Hand hatte sich haltsuchend irgendwo an der Decke festgekrallt, welche Natsuki um sich gelegt hatte und sich machte keine wirklichen Anzeichen, dass sie vorhatte den Griff schnell wieder davon zu lösen...

Der Körper der Älteren wurde immer wieder von Schauern und Zitteranfällen geplagt, so das man fürchten musste, das ihr so schnell wohl nicht warm werden würde..

„Mai!! MAII!“, erklang dann plötzlich die Stimme Mikotos, welche geradezu ins Haus gebrettert kam und die Tür hinter sich zu warf. „Ich hab alle sicher nach Hause gebracht!“, verkündete die Nekokami stolz, blinzelte aber dann, als sie Natsuki und Shizuru auf der Couch entdeckte.

„Natsuki..“, murmelte sie und trat dann näher an die Couch heran, um sich die Lage zu betrachten. Das Natsuki nämlich nicht unbedingt fröhlich war, konnte man förmlich riechen... Mikoto hatte es nicht mit den weltlichen höflichkeitsfloskeln, wie sie an der Akademie gang und gebe waren, also musste ein einfaches 'Natsuki' oder 'Shizuru' reichen.... zumal sie es als Nekokami auch nicht wirklich nötig hatte...

Mikoto benahm sich zwar oftmals wie ein weltfremdes Kind, doch hatte sie die Lage schnell erkannt und legte eine hand auf Shizurus Stirn, um das Fieber zu messen. Anschließend ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen und suchte ihn nach Wärmequellen ab... welche es zwar gab, in ihren Augen aber nicht genug schienen und für sowas hatte die Nekokami ein sehr feines Gespür... Sie spürte ohnehin Gefahren schon immer Meilenweit, meistens noch bevor sie sich ereigneten... und wenn sie nicht immer einschlafen würde, wäre das auch eine nützliche Gabe...

Ein Kurzes Stirnrunzeln, dann legte sie den Stab beiseite und fing plötzlich an sich die Gewänder nur so vom Leibe zu reißen, bis sie nackt vor der Couch stand und die Hände tatkräftig in die Hüften stemmte.

Doch bevor Mikoto zur Tat schreiten konnte, bog Mai wieder um die Ecke und blinzelte irritiert. „Mou Mikoto! Was machst du denn da schon wieder? Wenn du dich umziehen willst geh nach nebenan und nicht mitten im Raum...“, mahnte der Fire String Ruby ihren Master.

Mikoto legte den Kopf schief und führte grübelnd einen Finger an ihre Lippen. „Aber Mai hat doch immer gesagt, das Körperwärme am Besten hilft... und das Fieber ist wirklich hoch und die Haut so kalt...“, meinte Mikoto dann reichlich unschuldig wirkend und verstand die Welt nicht mehr... sie wollte doch nur helfen... und bei einem Mädchen das beinahe mal ertrunken wäre, hatte sie das gleiche getan... Immerhin hatten sie hier nicht so moderne Heizmöglichkeiten wie in Garderobe...

Mai hob die Brauen, als sie merkte worauf Mikoto hinaus wollte. Nun rang sie sich doch ein Lächeln ab und zückte dann ein trockenes Leibchen für die Nekokami hervor, welches sie ihr überzog. „Lass das mal unsere Sorge sein, Mikoto... Geh du etwas essen und dann schlafen, ja?“, sagte sie, wusste, dass Mikoto am Ende ihrer Kräfte war...

Willenlos nickte die kleine, ehe sie sich dann schon davon trollte.

Mai stemmte die Hände in die Hüften und sah dann auf Natsuki und Shizuru herab... eine dumme Idee war das ja nicht unbedingt... aber ob das auch angemessen war?

Angemessen? Was dachte sie denn da? Es war doch nur wichtig das es Shizuru schnell wieder besser ging... und das sie das Fieber endlich runter bekamen...

„Los ausziehen...“, befahl sie Natsuki dann, ehe sie sich selbst den bademantel wieder auszog, worunter sie nichts trug und dann zu Shizuru und Natsuki unter die Wolldecke schlüpfte. Sie allerdings hielt sich dezent am Fußende der Älteren auf und legte deren Beine über ihren Schenkeln ab... Drei nackte Leiber unter einer Decke dürften der anmutigen Otome eigentlich genug einheizen... So saßen Natsuki und Mai dann in einem Meter Abstand nebeneinander aufrecht auf der Couch und hatten Shizuru waagerecht über ihren Schößen liegen...

Mai blinzelte... ehe sie dann leise über diese Situation lachen musste...
 

Fast unscheinbar machte sich das Lächeln auf den blassen Lippen breit, als ein leises Murmeln von Shizuru herrührte. Verstanden hatte die Jüngere die Worte nicht wirklich, doch es reichte aus um ihr ein Gefühl zu vermitteln, dass die Ältere selbst im Unbewussten noch auf sie reagierte. In stetigen Bewegungen strichen ihre Finger über die weiche Haut, verloren sich dann in den endlos langen Strähnen des Haares. Einige weitere Schlucke des Tees fanden ihre Kehle hinunter, verhalfen schnell schon das der Gakuenchou angenehm warm wurde.

Gerade zum letzen Zug angesetzt, weiteten sich grüne Augen einen Moment, als Shizurus so unverholt ihre Nase gegen den nackten Bauch der Jüngeren stupste. Verschlucken war unumgänglich, leichtes Husten erschütterte ihren Körper kurz, ehe sie den Blick runter senkte. Die Ältere schien zufrieden mit der Position, machte es Natsuki damit allerdings kein bisschen leichter. Der regelmäßige Atem kitzelte auf der Haut, sendete einen Schauer über den Rücken. Erneut biss sich die Gakuenchou auf die Unterlippe, es war nun wirklich nicht der Zeitpunkt sich von solchen Sachen ablenken zu lassen, wichtig war, dass es Shizuru bald wieder besser ging.

Die Tasse fand wieder Platz auf dem Tablett neben dem Sofa, setzte Natsuki erst dann die liebevolle Zuwendung fort. Das plötzliche Zuschlagen der Tür, die eine aufgeregte Nekokami ankündigte, ließ die Jüngere für kurz zusammenzucken. Bald legten sich aber verärgerte Augen auf die kleine Gestalt, die sich der Couch näherte.

"Gah sei doch leise...!", zischte die Gakuenchou nur harsch, wusste, dass man von Mikoto eigentlich nichts Besseres erwarten konnte. Ruhe war wohl das Beste für Shizuru, doch mit dem kleinen Störenfried würde das wohl etwas schwierig werden, auch wenn die Nekokami in ihrer kindlichen Art wohl nie etwas Böses bezwecken wollte. Mit wachsamen Augen beobachtete Natsuki die Handlung der kleineren, zog dann leicht irritiert eine Braue in die Höhe, als diese urplötzlich anfing sich die Kleider vom Leib zu reißen.

"Oi! Was soll das? Hör sofort auf...!", stammelte die Gakuenchou verlegen, wusste nicht so recht, was das bedeuten sollte. Ein hauchzartes Rosa legte sich auf ihre Wangen, wollte sie schon in der misslichen Lage nach Mai rufen. Diese kam aber bereits schon im nächsten Moment und erlöste sie davon länger die nackte Nekokami um sich herumwuseln zu haben. Ein leises Seufzen entkam ihr, verstärkte sich kurzzeitig der Halt um Shizurus Körper.

Vielleicht hatte Mikoto gar nicht so Unrecht, körperliche Wärme war in vielen Situationen meistens das Beste. Allerdings würde Natsuki alles in Gang setzen um zu verhindern, dass sich ein nackter Leib an den von Shizuru schmiegte. Schon alleine die Vorstellung trieb schiere Eifersucht in ihr hoch, die die Jüngere jedoch schnell wieder hinunterschluckte. Immer wieder versuchte sie sich zu ermahnen, dass es hier lediglich um das Wohl der Älteren ging und sonst um nichts anderes. Gerade mit dem Gedanken spielend, etwas in der Richtung selber zu unternehmen, vernahm Natsuki schon den strikten Befehl Mais.

"Was?!", kam es nur abrupt aus der Jüngeren heraus, dachte sie sich verhört zu haben. Noch ehe sie Protest einlegen konnte, ließ Mai schon ihren Bademantel fallen. "Gah Mai!", rief die Gakuenchou erschrocken, eine Hand legte sich automatisch über die Augen, damit sie das nackte Antlitz ihrer ehemaligen Zimmergenossin nicht auch noch ertragen musste. Sanfte Röte machte sich auf den bisher blassen Wangen breit, die Verlegenheit war kaum zu übertreffen. Mai kicherte nur leise, schlüpfte dann unter die Decke um der älteren Otome wörtlich einzuheizen. Natsuki hatte sich noch kein Stück bewegt, dem Befehl überhaupt nachzukommen, erst das leise Lachen des Fire String Rubys brachte sie dazu die Hand zu senken.

"Was ist so komisch?!", murrte sie etwas ungehalten ihrer Freundin gegenüber. Diese lachte nur etwas mehr, führte schließlich eine beschwichtigende Handbewegung aus.

"Ich kann es einfach nicht fassen wie prüde du manchmal noch bist...und das obwohl du schon so lange mit Shizuru-san zusammen lebst...“, grinste die Kurzhaarige.

Fürwahr hatte die Gakuenchou in all den Jahren mit Shizuru gelernt, was es hieß mit Anzüglichkeiten und hin und wieder zweideutigen Neckereien umzugehen. Manchmal war es der jungen Otome aber einfach zu viel und sie war eben von Natur aus jemand der empfindlich darauf reagierte, selbst wenn das stolze Bild der Gakuenchou so etwas nicht vermuten ließe.

Die Hitze in ihren Wangen stieg nur etwas an, ein leises Grummeln war das einzige was ihre Lippen verließ, hätte sie ohnehin nicht recht gewusst, was zu erwidern wäre, Mai hatte ja im Prinzip recht. „Nun mach schon, ich schau auch nicht hin….“, kicherte Mai wenige Sekunden später, wies die Dunkelhaarige erneut darauf hin dem Vorschlag nachzukommen. „Schon gut…“, knurrte Natsuki leise vor sich hin, fing letztlich doch an erst die Decke, dann den Bademantel von ihren Schultern zu streifen. Sachte hob sie Shizurus Kopf hoch, richtete den Oberkörper der anmutigen Otome noch etwas weiter auf um ihn gänzlich in die Arme zu schließen. Ein Arm schlang sich um den Bauch während der andere sich stützend von hinten an die Schulter Blätter legte, den Leib etwas enger an ihren eigenen ranholte. Der direkte Kontakt von Haut ließ Natsuki erst wirklich bemerken, wie kühl sich die Ältere trotz des Fiebers anfühlte.
 

„Na geht doch... warum nicht gleich so?“, meinte Mai dann neckend, was ja normalerweise immer Shizuru´s Job war... Für den Moment aber hatte Mai diesen übernommen und sie musste ja die Atmosphäre auch irgendwie auflockern.. Immerhin war es ja nicht alltäglich das drei nackte Frauen unter einer Decke stecken, auch wenn aus puren gesundheitlichen Gründen...

Mai konnte sich ein weiteres kichern einfach nicht verkneifen, als Natsuki so rot wurde... Jedoch versiegte das grinsen schnell, als ihr auffiel, wie sanft und herzlich Natsuki mit Shizuru umging... Man bekam sofort das warme Gefühl vermittelt, das es für Natsuki eigentlich nichts wichtigeres auf der Welt gab, als dieser Mensch, welchen sie gerade in ihren warmen Armen hielt und an sich drückte.. Das war eine Seite, die sie an Natsuki gar nicht kannte, auch wenn ihr natürlich nicht entgangen war, dass da nicht nur eine besonders enge Freundschaft zwischen den beiden Otome bestand.. Nachdenklich hob der Fire String Ruby den Kopf und beobachtete Natsukis Gesichtszüge, während diese Shizuru anblickte...

Ihr Kopf ging dabei etwas in die Wiege, ließ das orangefarbige Haare etwas nach vorne fallen, während sie sich einige Gedanken über die beiden machte... Nebenbei kraulte sie eher etwas abwesend die Schienbeine der Älteren unter der Decke... Sie dachte sich nicht wirklich etwas dabei, wollte eigentlich auch nur etwas Beschäftigung für ihre Finger haben und da bot sich die kühle Haut unter der Decke nahezu an... Durch das gekraule würde ja auch etwas die Durchblutung angeregt werden und so war das nichts schlechtes...

Shizuru hing derweil noch immer in den Seilen, bekam von dem Unterfangen nicht viel mit... Sie spürte nur, das es plötzlich recht warm um sie herum wurde und auch, dass der Geruch Natsukis etwas stärker wurde... Immerhin hatte diese nun nichts mehr an und die Haut konnte die süßlichen Duftstoffe so besser verbreiten, so das Shizuru einige male tiefeinatmete, nur um sicher zu gehen das die Gakuenchou in ihrer Nähe war...

Ihre Finger zuckten leicht. Eine Hand ruhte auf Natsukis Arm, die andere auf ihrem eigenen Bauch, welcher unter der Atmung immer leicht auf und ab stieg...

Natsuki vermittelte ihr die nötige Sicherheit, um etwas Frieden zu finden, auch wenn das eher unterbewusst geschah. Leicht trennten sich die erkühlten Lippen voneinander, welche langsam aber sicher wieder ihre volle, rosige Farbe annahmen und den bläulichen Ton hinwegwischten...

Bis das Fieber sinken würde, würde es zwar noch etwas dauern, doch wenigstens ließ das zittern schon nach und auch die Haut erfüllte sich mit immer mehr Wärme...

Schließlich entkam ihren Lippen ein zufriedenes seufzen, was mehr als deutlich zeigte das es ihr langsam anfing besser zu gehen..und das wenigstens ihr Schlaf von erholung geprägt war..

„Ano... Natsuki...“, erhob Mai dann plötzlich wieder ihre Stimme, „was ist das nun eigentlich... zwischen dir und Shizuru-san?“.

Mai hatte da zwar verschiedene mögliche Antworten in ihrem Kopf, doch wollte sie eben etwas konkretes von Natsuki selbst hören... Ob diese überhaupt eine Antwort darauf wusste?
 

Für einen Moment verbargen sich die Smaragde hinter den Lidern, versuchte die Jüngere das angenehme Kribbeln der körperlichen Nähe wegen zu verdrängen. Die Arme zogen sich noch etwas schützender um den zitternden Leib, bis dieser sich schließlich entspannte. Schon das kleinste Zucken verspürte Natsuki, schlugen die Augen wachsam auf, als die Finger der Älteren leicht bewegten.

Sorgsam studierte sie das Gesicht Shizurus, während ihre Hand am Bauch den Kontakt zu einer der Älteren suchte. Vorsichtiges Schieben und schon hatten sich die Finger wieder mit den anderen verhakt, vermittelten Sicherheit durch die kleine Geste. Seicht verformten sich ihre Lippen in ein Lächeln, als sie den zufriedenen Laut Shizurus vernahm, war es nur ein gutes Zeichen auf dem Weg der Besserung.

Dass Mai ihre Augen auf sie gerichtete hatte, war der Gakuenchou nicht entgangen, allerdings ließ sich davon nicht weiter beirren, war nur froh in dem Moment nicht noch weitere Neckereien ihrer Freundin ertragen zu müssen. Bekam sie denn nicht einmal irgendwann Pause davon? Wenn nicht Shizuru, dann Mai oder Nao oder sonst wer der sich gerade einen Spaß daraus machte die Jüngere auf die Palme zu bringen.

Etwas träge fiel ihr Kopf an die Rückenlehne zurück, ihr Körper fühlte sich selber auch ziemlich erschöpft an und sie würde lügen, wenn sie nicht ein kurzes Nickerchen bevorzugte. Dazu blieb ihr aber keine Zeit, als Mai schon wieder das Wort ergriff und sie mit dieser Frage mehr als direkt vor den Kopf stieß.

"W-Was?", ihr Blick wand sich der anderen Otome zu, Röte der Verlegenheit stieg schnell auf. "Das geht dich nichts an...", fügte sie schnell nach, reagierte auf übliche Abwehrmanier. Mai lachte leise, wusste eigentlich schon, dass so etwas kommen würde.

„Natsuki~..“, betonte sie den Namen ihrer Freundin etwas länger, „…kommt schon, du weißt dass ich eh nicht locker lasse und besten Freunden erzählt man eben von seinen geheimsten Empfindungen..“, merkte sie dann noch etwas neckend an, konnte es nicht verhindern die Gakuenchou weiter zu einer Antwort zu drängen. Sie war eben neugierig, die dargebotene Seite Natsukis ließ für diese Eigenschaft nun nur noch mehr Angriffsfläche.

„Eh?“, brachte die Dunkelhaarige fast schon entrüstet raus, „Ich hab keine geheimen Empfindungen…“, murrte sie, konnte dem durchbohrenden Blick der Anderen schon lange nicht mehr standhalten. Sie konnte sich eigentlich Besseres vorstellen als hier und jetzt über ihre Gefühle für Shizuru zu reden. Natürlich hatten sich diese in der letzten Zeit radikal geändert, natürlich gab es dort so genannte Empfindungen, die immer stärker zu werden schienen, versuchte das die Jüngere sich aber nicht allzu deutlich anmerken zu lassen. Dass manche Gesten und Gesichtsaudrücke schon reichten um alles zu verraten, dass war der Gakuenchou wohl manchmal nicht bewusst. Kurz schnaufte Mai auf, als sie immer noch keine ordentliche Antwort erhielt. Diese aus Natsuki heraus zubekommen war genauso frustrierenden, als ob man mit einer Gabel auf der Oberfläche eines Eisblocks herumkratzte.

„Mou Baka…entweder bist du wirklich so blind oder einfach nur blöd…“, provozierte sie nun ein wenig gereizt, erhielt dafür endlich wieder den Blick Natsukis und ein empörtes „Hey“ auf die Beleidigung. Ein leises Seufzen folgte, von beiden Seiten aus, die energischen grünen Augen wurden wieder sanfter, schenkten die Aufmerksamkeit erneut der ältere Otome in ihren Armen.

„Es ist einfach so…..es ist schwer zu beschreiben….“, begann sie dann leise, überraschte Mai sichtlich mit der Bekenntnis. Die blicke der beiden Frauen trafen sich kurz, ein sanftes Lächeln umspielte die Lippen der Köchin, deutete ihrem Gegenüber an ruhig fortzufahren. „Ich weiß, dass Shizuru mich liebt….ich meine….sie hat es ja direkt zugegeben und schon oft gezeigt und….“, leicht schoss ihr das Blut ins Gesicht, als sie sich an diverse Liebesbekundungen erinnerte. „Ich denke ich fange langsam an zu begreifen, was Liebe bedeutet, wie sie sich anfühlt…“, gab die Gakuenchou dann etwas kleinlaut zu, zupfte etwas nervös an der Decke, um sich wenigstens mit etwas beschäftigen zu können. „Wir haben noch nicht drüber geredet, aber ich denke…nein ich weiß, dass ich diese Gefühle teile und eigentlich jetzt nur nach einem Weg suche...sie…na ja sie zu erwidern….“, Mai schmunzelte zufrieden, als sie endlich etwas Konkretes aus Natsuki herausgekitzelt hatte.
 

„Ich wusste doch, das da was ist...“, meinte Mai grinsend, nachdem Natsuki sich in gewisser Weise ausgesprochen hatte und nahm sie somit gleich wieder auf die Schippe. Das winkte sie jedoch gleich wieder entschuldigend ab und lächelte dann beinahe verständnisvoll, als sich ihr Blick wieder an Natsuki wandte.

„Natsuki... du brauchst nach keinem bestimmten Weg zu suchen... Man zeigt das automatisch durch dutzende kleiner Gesten und du müsstest dich nur mal sehen.. wenn du Shizuru-san ansiehst... Ich hab dich noch nie jemanden so ansehen sehen...“, sagte die junge Otome dann und legte dabei leicht den Kopf schief, ehe sie einen Blick runter in das ruhige Gesicht Shizurus warf, „und weißt du was? Ich gönne es dir... du hast es verdient von solch einem Menschen geliebt zu werden und ich finde, das ihr ein durchaus faszinierendes Paar abgeben werdet... Ihr seid ja schon immer überfreundschaftlich miteinander umgegangen... Also mach dir keine Sorgen, Na~tsu~ki~“.

Als sie das gesagt hatte, stützte sie ihr Kinn auf eine ihrer Hände, dessen Unterarm sie auf der Couchlehne abgestützt hatte.

„Aber nun erzähl doch mal... Hat Shizuru es dir endlich gesagt oder hast du es rausgefunden?“, wollte sie dann schon wieder schmunzelnd wissen, auch wenn Natsuki nun auffallen würde, dass Mai davon gewusst haben muss, interessierte sich wirklich brennend dafür... Sie wusste ja schon immer das Shizuru solche Gefühle für Natsuki hegte, wusste aber nie wie es andersrum aussah... Also wunderte es sie doch, wie es nun dazu kam, vor allem weil Shizuru immer so ein Geheimnis um diese Gefühle gemacht hatte...

Während sie Natsuki Zeit zum Antworten gab, richtete sie den Blick dann vor sich in das Feuer des Kamins und beobachtete das Flammenspiel eine ganze Weile lang...

„Und wegen du weißt schon was... Wenn sie es erfährt... was wirst du ihr raten? Behalten oder nicht?“, fragte sie dann erheblich leiser, um keine hellhörigen Ohren mit geheimen Informationen zu füttern... Aber die Antwort konnte sie sich eigentlich schon denken... Wenn sich das Kind, bis auf das Tempo, wirklich normal entwickeln sollte, dann würde Shizuru es sicherlich nie übers Herz bringen auch nur an Abtreibung zu denken... Das würde Mai auch nicht... Aber die Lage war wirklich eigenartig... Und warum sollten diese Monster das tun, wenn es ein normales kind werden würde? Warum sollten sie einer Otome ein menschliches Kind in den Leib pflanzen? Sicherlich verbarg sich dahinter ein größeres Geheimnis... vielleicht sogar ein Teil des ganzen Plans? Da konnte man wohl nur spekulieren... Aber vielleicht würde sich das Kind ja auch ganz anders entwickeln durch die Otomekräfte... immerhin konnte bisher keine Frau eine Otome bleiben, die schwanger war... weil dazu eigentlich immer ein Mann gehörte und dazu dieses gefährliche Chromosom... Vielleicht würde dieses Kind ja schon im Mutterleib mit nanomaschinen gespeist werden und dadurch vielleicht etwas einzigartiges werden? Mit unerklärlichen Kräften?... Ähnlich wie Mikoto??

„Natsuki...“, erklang dann plötzlich eine leise, hauchzarte Stimme, die von Shizuru ausging, welche leicht das zucken begann und ihre finger sich fester um die der Jüngeren verankerten... Ihr Hirn kämpfte gerade mit dem Schlaf und ihr Körper mit dem erwachen...

Langsam aber sicher begannen Augenlider zu flattern, öffneten sich dann einen Spalt, ließen das gewohnte Rubin hervor blitzen... welcher sich sofort orientierte... Das erste was sie wahrnahm, war nackte Haut direkt vor sich... das zweite, war das gefühl von ebensolcher Haut an ihrem ganzen, ebenso nackten Körper... Sie blinzelte irritiert, aber immer noch etwas benommen... „Was...“, wollte sie dann leise und verwirrt wissen, als Mai sich schon erhob und sich blitzschnell, ehe Shizuru sie nackt sehen konnte, ihren badenmantel wieder anzog.

„Den rest überlass ich dir...“, grinste sie noch in Richtung Natsukis und bog dann schon um die nächste Ecke... Sie würde ja derweil etwas kochen können...
 

Ein leises Knurren durchbrach Natsukis Kehle, als Mai so selbstsicher reagierte. "Ein Wort davon zu Shizuru und du bist tot..", drohte sie, bekam das übliche Abwinken der anderen Otome. Shizuru verdiente es schließlich die Dinge direkt von der Jüngeren zu erfahren, wenn diese sich mutig genug fühlte das Thema wieder anzusprechen und nicht über andere Personen, die zufällig in die Sache mit herein gezogen wurden.

Schweigend hörte sie dem Rat ihrer Freundin, ließ die gut gemeinte Worte auf sich wirken. Die Gakuenchou kam nicht drum herum Mai wie immer etwas Recht zuzusprechen, sie war einfach eine zu gute Menschenkennerin und die gemeinsam verbrachten Jahre hatten auch ein sehr enges Band zwischen den beiden Frauen geknüpft. Natsuki war froh darum, nicht nur, dass sie Shizuru an ihrer Seite wusste, konnte sie auch jederzeit auf Mai zählen. Ob sie solche Menschen verdient hatte war fraglich, sicher stand nur, dass sie keinen der beiden missen wollte.

Etwas überrascht hob sich eine Augenbraue, die Stirn runzelte sich für einen Moment, als Natsuki die erste Frage aufschnappte. War sie wirklich die einzige gewesen die im Dunklen herumgetappt ist? Nicht bemerkt hatte, wie sehr Shizurus Gefühle die von Freundschaft übertrafen? Der nachdenkliche Gesichtsaudruck blieb nicht lange, wurde eher von einem stoischen ersetzt.

"Sie hat es mir gesagt...obwohl das sicherlich auch kein geplantes Geständnis war...", in jene Nacht war wohl ohnehin nichts geplant gewesen, aber es war nun mal so gekommen. Mehr sagte die Jüngere nicht dazu, war nicht gewillt so viele persönliche Erinnerungen schon zu teilen, vielleicht später einmal, vielleicht wenn sie mit einem Lächeln auf die Momente zurückblicken konnte. Doch das war nun einfach nicht möglich, viel zu viel hatte ihr Leben von dem Zeitpunkt überschattet, es mit jedem Schritt nur schwerer anstatt leichter gemacht.

Mai verstand den Hinweis, schnitt lieber vorsichtig das nächste Thema an, wollte zumindest Natsukis Meinung dazu erfahren. Die Dunkelhaarige rang sich ein schweres Schlucken ab, blickte lange in das Gesicht Shizurus.

"Ich weißt nicht...", murmelte sie leise, "...ich will einfach nur das Beste für sie...“ Ob jenes das Behalten des ungeborenen Kindes war oder Gegenteiliges, war in den Augen der Jüngeren so ungewiss wie der nächste Schachzug der mysteriösen Brüder. Schon der Gedanke, dass dieses Kind vielleicht sogar zum Plan der beiden gehörte, drehte Natsuki den Magen um.

Die leise Stimme drang sofort an ihr Ohr, achtsame Augen beobachtete wie die der Älteren langsam wieder aufschlugen. Ein sanftes Lächeln zeigte sich sofort bei der Gakuenchou, die Hand löste sich vorsichtig und trat den Weg unter der hervor zukommen an. „Hey…“, wisperte Natsuki bedacht, strich sogleich eine vorwitzige Strähne von Shizurus Stirn. Der Abgang Mais hatte sie nicht wirklich mitbekommen, war es im Moment auch nicht wirklich wichtig.

„Wie fühlst du dich?“, erfragte sie Shizuru leise, behielt die sanften Berührungen weiterhin in Gang. Das blasse Gesicht sah nun schon viel besser aus, hatte wieder die normale Farbe angenommen, auch wenn sich die Haut hier und dort noch etwas heiß anfühlte. Das Fieber war wohl noch nicht vollkommen gewichen. „Du hast das Bewusstsein verloren….Mai hat uns in ihr Haus gebracht…“, erklärte sie dann leise, versicherte somit, dass sie in Sicherheit waren. Die Tatsache, dass sie den nackten Körper immer noch an den eigenen entblößten drückte, war für den Moment Nebensache. Natsuki war einfach nur erleichtert darüber, dass die Ältere wieder wach war und Leben von sich zeigte.
 

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Kapitel 10..ende.... alles wie gehabt ;) hoffe es hat euch gefallen und wir kriegen wieder kommies und bei fragen, anregungen oder wünschen, ich helf gern weiter xD

Schwanger!

Das Licht der Welt wieder erblickt, zeichnete sich sofort das flackernde Licht des Kaminfeuers im Rubin von Shizurus Augen ab. Ihr Blick war noch immer etwas vom Schlaf verschleiert, ließ sich ihre Augen nur bis zur Hälfte öffnen und so machte sie einen recht verpennten Eindruck, wie sie Natsuki so ansah. Dazu hatte sie ja immer noch die zarten Fieberbäckchen...

Sie hatte der Jüngeren sofort ihr Gehör geschenkt, nicht weiter nach Erklärung für die Nacktheit selbst gesucht..

„Bewusstlos...“, wiederholte sie die gewählten Worte Natsukis dann und ließ den Blick kurz schweifen... Das war wirklich das Haus von Mai.. „Mai...“

Die feinen Brauen zogen sich etwas zusammen... Sie schien wirklich etwas Verwirrt über die Situation zu sein. Ein erneutes Zucken ihrer Finger, wobei sie auf Natsukis blanke Haut traf und sie wusste wieder, warum sie eigentlich so geblinzelt hatte.. Sie waren Nackt, alle beide!

Der Blick ging an sich runter, bis zum Ansatz der Decke, dann zu Natsuki und deren Hals hinab, bis zum Brustansatz, welcher dann von außen gesehen zwar von der Decke verdeckt war, doch da Shizuru mit ihr unter der gleichen Decke war und ihr Kopf auf Brusthöhe der Jüngeren, hatte sie natürlich den perfekten frontalen Einblick.

Sofort schoss ihr zusätzlich Röte ins Gesicht, welche das Fieber um längen schlug und sie wandte höflich und dezent den Blick etwas ab.

„Warum... warum sind wir... also... hatte Mai nichts zum anziehen für uns..?“, fragte sie dann leise, nach einem kurzen räuspern... Das sie Fieber hatte und man sie durch Körperwärme gewärmt hatte, darauf wäre sie von alleine sicherlich nie gekommen... Vor allem nicht das Mai bis vor kurzem auch noch selbst daran beteiligt war... Aber das wollte sie vielleicht auch gar nicht wissen...

Als ihr dann aber sofort die Erinnerung an die Aktion von vorhin in den Kopf schoss, wandte sie den Blick wieder zu Natsuki herum und sah sie an.

„Wie geht es dir?? Bist du verletzt? Hast du dir weh getan??“, verlangte sie dann zu wissen, wollte sich in all der besorgten eile schon wieder aufsetzen, was ihr aber ein sofortiges Schwindelgefühl bescherte und sie rasch zurück sinken ließ...

Missgestimmt fasste sie sich an die Stirn, rieb sich kurz über die Nasenwurzel, was eigentlich immer das tun der Gakuenchou war, wenn diese man Stress hatte und genervt war...

„Und die Kinder... die Menschen... wie geht es dem Dorf?... und... Mikoto! Was ist mit Mikoto?“, fiel es ihr dann auch noch ein und es war wirklich unglaublich an wen Shizuru alles dachte, egal wie dreckig es ihr ging...

Eine Hand wanderte an ihren eigenen Bauch runter, platzierte sich auf ihrem Unterleib...

„Ich glaube der Amethyst ist irgendwie...kaputt... beschädigt... nicht ganz Intakt... Meine nanomaschinen spielen vollkommen verrückt...“, hauchte sie dann leise, spürte sehr wohl, das etwas in oder an ihrem Körper überhaupt nicht stimmte..
 

Die Jüngere ließ Shizuru genügend Zeit die gesagten Worte im Kopf zu bedenken, die Situation langsam selber zu begreifen. Die wärmenden Arme waren nach wie vor um den fiebrigen Leib der Älteren gelegt, hatten auch nicht vor so schnell loszulassen. Die aufmerksamen Augen Natsukis registrierten sofort den Temperaturwechsel, die zarte Röte im Gesicht wirkte eher alarmierend. Besorgt zogen sich beide Brauen etwas nach unten, die freie Hand legte sich sogleich an die Stirn der Anderen.

Sie wollte gerade schon erneut dazu ansetzen Shizuru nach ihrem Befinden zu fragen, da diese Frage bis jetzt wohl unbemerkt außer Acht gelassen wurde. Doch Shizuru kam ihr zuvor und erinnerte die Gakuenchou mit der Frage erst wieder daran, dass sie sich nackt unter einer Decke befanden.

"Oh das...", brachte Natsuki leise hervor, die Röte stieg sichtlich nun auch in ihr Gesicht. Ein kurzes Niederschlagen der Augen, ehe sie die Hitze in ihren Wangen wieder zu beherrschen wusste. "Du warst ziemlich unterkühlt und hast immer noch Fieber...Körperwärme ist das effektivste Mittel...", erklärte sie ein wenig sachlich, wollte Shizuru kein falsches Bild vermitteln. Sie erwähnte extra schon nicht, dass Mai ebenfalls an der Idee beteiligt war und dass selbst Mikoto eingesprungen wäre, wenn der Fire String Rubys es nicht zu verhindern gewusste hätte. Es reichte wohl aus, dass sie mit der Älteren unter der Decke steckte, hoffte sie dass jene Tatsache wohl noch am angenehmsten für Shizuru war.

Als diese dann anfing ihr förmlich Frage nach Frage an den Kopf zu werfen, konnte die Jüngere nicht anders als sachte zu schmunzeln. Es war so typisch, erst die Sorge um anderen, egal wie schlecht es Shizuru selber zu gehen schien. Federleicht legte sich ein Finger auf die Lippen der älteren Otome, stoppte jeglichen Redeschwall der noch kommen konnte.

"Mir geht es bestens...und die anderen sind auch alle in Sicherheit...“, beruhigte die Gakuenchou, nahm jetzt erst den Finger langsam wieder weg, vergrub ihn mit den anderen in den feuchten Haarsträhnen der anmutigen Otome. „Mach dir nicht so viele Gedanken um Andere, wichtig ist, dass es dir bald besser geht…“, murmelte Natsuki, die Besorgnis deutlich in der Stimme mitschwingend. Vorsichtig streiften ihre Finger den Amethysten an Shizurus Ohr, betrachtete sie den Stein für ein paar Sekunden, als er ins Gespräch kam. Nur ein leises Murren drang aus ihrer Kehle, wusste sie selber nicht wirklich welche Vermutung nun am ehesten zutraf.

„Ich denke er ist einfach nur verwirrt….“, gab sie dann etwas achtlos von sich, strich ein paar der hellen Strähnen hinter das Ohr um den GEM noch besser sehen zu können. Vielleicht spürte der Amethyst die Veränderung, spürte, dass Shizuru nun ihren Körper teilen musste. Es war schließlich vollkommen ungewiss was eine Schwangerschaft in einer Otome auslösen konnte. So grausam es sich auch anhörte, musste Shizuru nun wohl als erstes Versuchskaninchen herhalten. Ein leichtes Schlucken, dann wand sie die Augen dem Rubin wieder zu, schenkte der Ältere kein kurzes Lächeln.

„Soll ich Mai nach Kleidung fragen...?“, lenkte die Gakuenchou dann schon schnell das Thema um, wusste nicht wie lange sie es selber noch so aushalten würde, jetzt wo Shizuru wieder bei vollem Bewusstsein war. Sie machte allerdings keine Anstalten aufzustehen geschweige denn überhaupt von Shizuru loszulassen.

„Aber glaub nicht, dass du dann davon kommst weiterhin gewärmt zu werden…“, stimmte Natsuki dann noch etwas leiser an, den Augenkontakt weiterhin haltend.
 

Shizuru lauschte der Erklärung Natsukis bezüglich der Nacktheit... Das war zwar dennoch eigenartig, doch immerhin klang es logisch und sie konnte das nachvollziehen.. Vermutlich da sie gleiches getan hätte, wenn Natsuki so ausgekühlt gewesen wäre... Hatte sie ja in gewissen Sinne auch. Immerhin saßen bzw. lagen sie zusammen unter einer Decke und Natsuki war mit Sicherheit genauso warm geworden wie der älteren Otome selbst... also hatte das einen doppelten Nutzen gehabt...

„Ich verstehe...“, sagte sie dann nur leise, ließ sich das etwas durch den Kopf gehen, wobei sie wieder kurz in Richtung des kamins schaute und dem Flammenspiel zusah.. Das wirkte irgendwie noch zusätzlich beruhigend...

Die Ältere ließ Natsuki aber nicht lange jenseits ihrer Aufmerksamkeit sondern wandte ihr diese sofort wieder zu, mit dem nächsten Wimpernschlag. Sie beobachtete den besorgten Blick der Jüngeren, während diese über den Amethysten GEM strich und ihre Vermutung äußerte...

„Verwirrt...?“, wiederholte sie leise und senkte die Augenlider etwas auf Halbmast. Sie wirkte immer noch matt und vollkommen erschlagen..., „aber warum... Es... ist so viel passiert... denkst du er ist so verwirrt weil ich es auch bin?..“.

Das war eine berechtigte Frage, jedoch war das recht unwahrscheinlich, wenn man um den wahren Hintergrund wusste... doch dieser blieb der Älteren ja noch verschleiert... Aber ob das gut so war? Wer wusste schon, wie sie reagieren würde... vor allem wenn sie heraus fand, dass Sara, Natsuki UND Mai davon die ganze Zeit über gewusst hatten und ihr davon kein Sterbenswörtchen erzählt hatten... noch nicht einmal etwas ähnliches angedeutet... Was würde sie wohl mehr umhauen? Das man sie als Third Pillar um diese wichtige Information betrogen hatte, oder die Tatsache der Schwangerschaft selber? Da konnte man wohl nur drüber spekulieren... Vielleicht würde sie das alles ja auch ganz gelassen hinnehmen und sich wie immer hinter ihrer professionalität verstecken?.. Könnte man ihr durchaus zutrauen... Aber es war natürlich nicht zu hoffen, da Natsuki sich ja nicht in ein Abziehbild verlieben sollte... nicht in eine Maske, die man nach belieben anlegen und abnehmen konnte...

Brauen hoben sich leicht, als Natsuki vorschlug, Mai nun um Kleidung zu fragen und auch ihre Wangen wurden noch einen tacken röter, als ihr versichert wurde, dass sie weiteren Wärmequellen nicht entkommen konnte...

„Also...“, raunte sie dann leise, drückte ihr Wange an Natsukis Brust und schlang ihre Arme um deren Nacken, „es ist gut so.... wie es ist.. nur noch... einen Moment..“.

Letzteres wurde beinahe schon kleinlaut ausgesprochen, während sich der fiebernde Körper noch etwas mehr an den nackten Leib der Gakuenchou schmiegte...

Mai würde sicherlich ohnehin gleich um die Ecke biegen und verkünden das das Essen fertig war und sie gleich auftischen würde... Hoffentlich aber auf dem Couchtisch, dann müsse sie sich nicht so viel bewegen... Ihre Glieder fühlten sich ohnehin noch etwas taub und schwammig an.
 

Natsuki ließ es bei der Andeutung, hatte nicht vor sich nun in dieses schwierige Gespräch einzulassen. Zuerst würde sie mit Sara reden müssen, Yohko zusätzlich von den neusten Ereignissen um die GEMs in Kenntnis setzen. Dann erst war es zu überlegen, wie sie Shizuru die Tatsache mit der Schwangerschaft am besten beibrachte. Nicht nur weil es ja nun einige deutliche Anzeichen gab, sondern auch, weil sie die Ältere nicht länger im Ungewissen lassen wollte. Es bis zu dem Zeitpunkt schon geheim zu halten, nagte am Gewissen der Jüngeren. Sie war es nun mal gewohnt alles mit Shizuru zu teilen, egal ob Bedenken oder Wünsche. Ein sachtes Zucken durchfuhr ihren Körper, als sich Shizuru nur noch enger an sie schmiegte, die Hitze in den Wangen machte sich wieder etwas bemerkbar.

"In Ordnung...", ein sanftes Wispern am Ohr der Anderen, hatte Natsuki den Kopf ohnehin etwas vorbeugen müssen durch die Arme, die sich so plötzlich um ihren Nacken gelegt hatten. Behutsam legte sie ihre Lippen auf die erhitzte Stirn, gönnte der Haut die kurze Liebkosung. Normalerweise wäre die Gakuenchou bereits schon vor Scham in Grund und Boden gesunken, hätten den fiebrigen Wangen Shizurus Konkurrenz gemacht. Die Sorge um das Wohl der Älteren verdrängte diese unangenehme Eigenschaft kurzzeitig, ließ eine ungewohnte Seite an der Jüngeren zum Vorschein kommen. Es war ein gutes Gefühl Shizuru so nah zu spüren, sicher in ihren eigenen Armen zu wissen, egal was ihnen vielleicht noch in Zukunft bevor stand.

"Wenn du dich nachher etwas besser fühlst, können wir wieder zurück in unser Haus...“, schlug Natsuki leise vor, schließlich wollten sie Mai ja nicht die ganze Zeit zur Last fallen. Der Regen ließ auch langsam nach, tropfte nur noch vereinzelt gegen die Fenster, die aber deutlich zeigten, dass dunkler draußen wurde.

„Und wenn du möchtest….also…vielleicht können wir dann unser Gespräch fortsetzen…“, die Stimme wurde immer leiser, verlor die Jüngere doch schnell den Mut das jetzt alles hervorzubringen. Vielleicht war es nicht der passende Zeitpunkt dafür, aber irgendwann musste es diesen doch geben. Shizuru sollte einfach nur in dem Wissen sein, das sie dazu bereit war, dass ihr die Sache wichtig war. Vorsichtig zog Natsuki die Arme noch ein Stück fester um den Körper, wobei einer immer noch den Rücken der Älteren stützte und der andere sich nun mittlerweile auf der Decke wieder fand. Etwas abwesend spielten die Finger mit einzelnen Haarsträhnen, fanden Gefallen an dem goldenen Flies.

Ein kurzes Räuspern und das nachfolgende Klappern von Geschirr ließ Natsuki aufblicken, entdeckte sie Mai, wie diese ein großes Tablett herein trug und schließlich auf den Tisch vor den beiden Otome abstellte. „Es ist nichts Großartiges, nur eine warme Suppe…“, kommentierte die Köchin gleich, dachte sich, dass die Einfachheit wohl am Besten bei Fieber helfen würde. Ihr Blick schweifte kurz zu den beiden wand sich dann aber auch schon wieder dezent ab, als sie die recht intime Position bemerkte. Eine kleine Schüssel füllte sie mit Hilfe der Kelle voll und reichte sie dann Natsuki rüber.

„Ich such euch dann mal etwas zum anziehen raus, eure Kleidung wird wohl noch etwas trocknen müssen…“, schmunzelte die junge Frau, stemmte die Hände kurzzeitig in die Hüfte, ehe sie schon wieder verschwand um sich um die Angelegenheit zu kümmern.

Natsuki blickte einen Moment auf das warme Gebräu in ihren Händen, schenkte dann aber schon wieder Shizuru die Aufmerksamkeit.

„Ich hoffe du hast etwas Appetit…“, raunte die Gakuenchou ruhig, schob die Schüssel schon etwas der Älteren zu, „…wenn nicht muss ich mich wohl gezwungen fühlen, dich zu füttern….“, fügte sie noch leise neckend an, hob den Löffel schon andeutungsweise etwas hoch.
 

Diese Wärme und Geborgenheit, drohte Shizuru mehr als nur süchtig danach werden zu lassen. Jetzt schon konnte sie behaupten, ohne das gar nicht mehr leben zu können... Ihr Leben wäre Trist, grau und immer kalt, wenn Natsuki nicht wäre... Und vermutlich würde sie immer noch allen möglichen Röcken hinter her steigen, ihren unwiderstehlichen Charme nutzen, um neue Otome in Verlegenheit und Gefühlschaos zu stürzen, so wie es früher gang und gebe bei ihr war... Erst durch Natsuki... durch die immer tiefer gehende Freundschaft zu ihr, legte sie diese Art ab... Und auch wenn es immer so wirkte, als würde sie alles und jedem schöne Augen machen, so interessierte sie sich doch nur für die Gakuenchou, sonst nichts...

Sie vergrub ihre Nase an der Halsbeuge Natsuki, sog deren Duft tief ein und ließ ihn in sich hinabsickern wie ein Schwamm der Wasser zog. Der Griff wurde stärker, beinahe als hätte sie Angst das Natsuki sie ihres Schoßes verweisen würde und sie dann wieder frieren müsse...

Doch nicht nur ihr Körper sehnte sich nach dieser Wärme, sondern auch ihr Herz... Jenes lechzte gradezu danach... wie ein wildes Tier das darum bettelte endlich gezähmt zu werden...

Erst als Natsuki dann erneut zu sprechen begann, öffnete sie die Augen wieder und ließ etwas ab aus der Umklammerung, um sie ansehen zu können....

Das Natsuki sich gesprächsbereit zeigte, vor allem wegen dieses heiklen Themas, freute sie sie so sehr, das sie daraufhin erstmal schlucken musste... Sie war emotional ohnehin etwas angeknackst und es brächte sicherlich nicht viel, ehe man die stolze Otome hätte zum weinen bringen können... Die letzten Tage waren ja auch wirklich Nervenaufreibend gewesen und für ihren Geschmack, war das eindeutig genug... Noch mehr würde sie vermutlich nicht auch noch verkraften können... Shizuru hatte die Tatsache fast immer verdrängt, doch auch sie, der Graceful Amethyst, war im grunde nur eine Frau... ein Mensch... mit Gefühlen noch dazu und ganz normalen Nerven... selbst wenn sich diese als Drahtseile herausstellten...

„Das... wäre schön ..aber.. nur wenn du das auch wirklich willst und... kannst.. Du weißt ja das ich dich zu nichts drängen will... Und wenn du meinst es geht doch nicht dann... ist es auch in Ordnung“, hauchte sie selbstlos wie immer, ehe sie dann kurz zusammenzuckte, als Mai herien kam und das Essern servierte.

„Danke..“, konnte sie nur schnell nuscheln, denn da war diese auch schon wieder verschwunden und Natsuki hatte eine tassenähnliche Schüssel in der Hand, welche sie ihr vor die Nase hielt... wie immer roch das Essen fabelhaft...

Brauen hoben sich, als Natsuki andeutungen machte die Third Pillar zu füttern... Blinzelnd schielte sie auf den Löffel vor sich und öffnete dann den Mund, um den Löffel darin verschwinden zu lassen und die Suppe von diesem zu schlürfen... Das machte sie aber nur aus purer Provokation... Anschließend schmunzelte sie, zwinkerte einmal keck und machte sich dann daran, sich aufzusetzen und von Natsuki runterzurutschen, da Mai sicherlich gleich Kleidung bringen würde und es vielleicht besser wäre, wenn sie erst dann aßen...

Als sie sich allerdings aufsetzte und die Decke dabei mit sich zog, entblößte sie Natsukis Oberkörper. Blinzelnd klatschte sie sich sofort eine Hand vor die Augen und sah weg.... „gomene...“, nuschelte sie.... Natürlich hatte sie das alles schon mal gesehen... doch es war einfach unpassend zu starren und so verhielt sie sich so höflich und respektvoll wie möglich... das war nur fair...
 

Etwas stutzig blinzelte Natsuki auf den Löffel, der im nächsten Moment schon im Mund der anmutigen Otome verschwand. Eigentlich hatte sie dies nur als neckenden scherz angedacht, Shizuru überraschte sie aber immer wieder von neuem. Dass diese die Situation wieder zu ihren eigenen Vorteil nutzte, hätte die Jüngere wissen müssen, spätestens, als sie den amüsierten Gesichtsaudruck erkannte. schon zum Protest ausholend, rutschte mit dem plötzlichen aufsetzen etwas zu viel Decke nach ihrem Geschmack von ihrem Körper.

"Shizuru...!", zischte sie nur kurz verlegen, merkte aber schon darauf, dass jene sich schnell die Augen zuhielt und sich entschuldigte.

"Baka...", murmelte sie noch leise hinterher, meinte es aber wie gewöhnlich auf lieb gemeinte Weise anstatt einer wirklichen Beleidigung. Ehe sie sich vom Sofa erhoben, drückte sie der älteren Otome noch die kleine Schüssel in die Hand, zog dann den Bademantel mit sich. Die Arme fanden schnell den Weg in den Stoff, banden ihn vorne schützend zusammen. Beide Hände holten mit einer raschen Bewegung das azurfarbene Haar hervor, welches sich mit unter den Bademantel geschmuggelt hatte.

Gerade rechtzeitig gekleidet, fand auch schon Mai wieder den Weg ins Zimmer.

„Ich wusste nicht genau, was euch passt, deshalb hab ich einfach mal ein paar Sachen mitgebracht…“, erklärte der Fire String Ruby, deutete auf den Stapel Wäsche in ihrer Hand. „Obwohl das bei dir nicht sonderlich schwer sein wird Na~tsu~ki~…“, drückte die orangehaarige Otome dieser schon im nächsten Moment grinsend die Kleidung in die Hände. Fürwahr würde der Gakuenchou wohl jedes Kleidungsstück passen, wenn man Mais Oberweite in Betracht zog. Beide Augenbrauen der Jüngeren zogen sich sogleich nach unten, zuckten bedrohlich.

„Mai…“, knurrte die Dunkelhaarige kaum hörbar, wurde leicht rot, als Mai dann auch nur kurz amüsiert auflachte. Die lebensfrohe Frau winkte schnell wie gewöhnlich ab, lenkte ihr Augenmerk rüber zu Shizuru. Ein sanftes Lächeln formte sich, als sie die anmutige Otome schon in einem bessern Zustand entdeckte. „Verzeih Shizuru-san, manchmal kann man einfach nicht widerstehen…“, entschuldigte Mai sich halb schmunzelnd für die Neckereien, die sie Natsuki antat und somit eigentlich die Aufgabe der Älteren stahl. Die Arme hatte sie leicht vor der Brust verschränkt und ließ sich nur ansatzweise auf der Seitenlehne des Sofas nieder.

Natsuki murmelte nur abwesend irgendwelche Unverständlichen Sachen, fühlte sie sich immer etwas eigenartig, wenn man über sie sprach, obwohl sie im selben Raum anwesend war. Skeptisch betrachtete sie die ausgewählte Kleidung, zog dann nach einigen Momenten des Überlegens ein paar Stücke heraus. „Ich zieh mich dann um…“, informierte sie eher nebenbei, war schon auf den Weg wieder nach nebenan ins Zimmer.

„Ruf ruhig wenn du Hilfe brauchst…“, warf ihr Mai noch scherzhaft hinterher, konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, als fast schon schreiend ein „Baka!“ aus dem Nebenzimmer kam.

Nach einigen Momenten hatte sich die Jüngere vom Bademantel entledigt und ein paar trockene Sachen an den Körper gezogen. Sie konnte nicht leugnen, dass sie die Wärme, die sie mit Shizuru unter der Decke entwickelt hatte, augenblicklich vermisste. Egal wie viel sie sich noch anziehen würde, jene Wärme würde wohl nur wieder zurückkehren, wenn sie bei Shizuru war.
 

„Mah... Gomen Nasai...“, nuschelte sie nochmals, während sie sich leicht nach vorne beugte und das Gesicht nun gänzlich hinter den flachen Händen barg... Normalerweise würde sie nicht so reagieren... Würde es eher nutzen, um Natsuki abermals in Verlegenheit zu bringen, doch sie fühlte sich erstens nicht danach und zweitens wollte sie die zarte Pflanze, sie zwischen sich und Natsuki wuchs, nicht gleich wieder durch solche Taten zertreten... Sie respektierte die Gakuenchou ja, auch wenn sie sich privat näher kannten.. Sie war und blieb einfach eine Person, der selbst Shizuru das höchstmaß an Respekt zollte und darauf machte sie meistens auch Miss Maria immer wieder aufmerksam... Sie war eben die Anstandsdame Garderobes und es war mit unter ihr Job, Shizuru daran zu erinnern wer ihr Boss war... tja und das war eben Natsuki, deren Boss eigentlich nur Fumi war, aber die gibt es ja nicht mehr, zumindest nicht in lebender, gegenwärtiger Form.

Shizuru verharrte in der Position, ließ sich die Suppenschüssel in den Schoß stellen und lauschte dann den Geräuschen, die Natsuki auslöste während sie sich den Bademantel wieder über zog. Erst als das geschehen war, löste sie die Hände wieder von ihrem Gesicht, sah kurz wie eine reumütiges Hündchen zu Natsuki auf und begann dann ihre Suppe aus der Schüssel zu schlürfen, dessen Wärme sich sofort in ihrem Körper entfaltete.... Doch das war nicht im Gegensatz zu dem, was Natsukis Wärme in ihr auslöste....

Etwa bei der Hälfte der Suppe, tapste Mai dann wieder in den Raum und Shizuru beobachtete mit vollen Backen die Szene, welche sich zwischen den beiden besten Freundinnen abspielte... Als sie runter geschluckt hatte, entfaltete sich ein liebevolles Lächeln auf ihren Lippen... Es tat gut zu sehen, das die beiden immer noch so dicke waren... trotz der Neckereien... Sie wusste, das Natsuki Mai niemals würde missen wollen... Auch der Fire String Ruby hatte es einfach bis in ihr Herz geschafft... und diese Tatsache, rührte die Ältere gerade ungemein...

Als Mai dann aber das Wort an Shizuru richtete, blinzelte diese und blickte sofort auf. Auf den Kommentar hin musste sie schmunzelnd und leicht den Kopf schütteln.

„Ist schon in Ordnung... Natsuki dürfte durch mich ja ein recht dickes Fell haben...“, meinte sie amüsiert, doch längst nicht so frech wie sonst... Shizuru wirkte irgendwie grade wie ein Lämmchen.. Oder ein Wolf der grade nicht mehr beißen konnte... Aber das liegt wohl einfach daran das sie so matt ist. In ein paar tagen würde die Welt sicherlich wieder ganz anders aussehen und Shizuru würde schon wieder jede Gelegenheit nutzen, Natsuki zu ärgern...

Doch auch Mai war diese seltsame veränderung aufgefallen. Sie legte den Kopf schief und grübelte kurz, ehe sie erneut Natsuki einen neckenden Kommentar nachwarf, als diese sich umziehen ging.

Kaum im Bad verschwunden, wandte sich Mai wieder an Shizuru, die immer noch auf der Couch saß, kaum von der Decke verdeckt, wie ein häuflein Elend...

Gerade als sie dann etwas sagen wollte, polterte Mikoto die Treppen runter in den Raum hinein. „Mai!“, rief sie und machte einen großen Satz, bis sie der jungen Otome vor der Brust klebte und an ihr klammerte wie ein kleines Äffchen. Mai torkelte ob der wucht ein stück zurück.

„Mou Mikoto... du bist doch kein Hund...“, meckerte sie, aber nicht wirklich böse meinend, als Mikotos Blick dann plötzlich auf die relativ nackte Shizuru fiel.

„Shizuru!“, erklang es dann von der Nekokami, als diese grade ihre Schüssel weggestellt hatte und dann auch schon von Mikoto angesprungen wurde..

„Mikoto!“, rief Mai entsetzt, da diese so stürmisch war wie eh und je... und vor allem, weil Mikoto Shizuru nun mit sich zu Boden riss... Mit einem rumms waren beide von der couch gefallen und eine halbnackte, nur mit einem leibchen bekleidete Mikoto saß nun auf einer gänzlich nackten Shizuru.

„Freut mich auch... dich zu sehen... Mikoto...“, ächzte Shizuru, hatte aber wie immer ein lächeln aufgelegt, auch wenn ihr nun etwas drimmselig im Kopf war..

Mikoto strahlte bis über beide Ohren, bis ihr plötzlich etwas auffiel, was vermutlich nicht gut war... Mikoto konnte alles mögliche in ihrer Umgebng wahrnehmen, auch ohne es zu sehen... sie hatte ein ultrafeines Gespür und so geschah es, dass sie wie gebannt den Kopf neigte, und ihr Ohr auf Shizurus unterleib platzierte....

Shizuru trennte die Lippen voneinander... „O...oi... was machst du denn da?“, wollte die anmutige Otome wissen und Mai gefror das Blut in den Adern... Spürte Mikoto das etwa? Das da etwas war, in Shizurus Leib? „Mikoto! Mikoto komm her...essen ist fertig“, versuchte Mai rasant abzulenken und schon war sie bei der kleinen Nekokami, um sie von Shizuru herunter zu ziehen.

„Aber da....“, wollte sie anfangen, bekam dann aber von Mai den Mund zu gehalten.

Shizuru zog die Brauen zusammen, während sie sich langsam aufsetzte....
 

Das Poltern aus dem Nebenzimmer, ließ Natsuki kurz in der Bewegung inne halten, ehe sie schnell noch das letzte Kleidungsstück anzog. Etwas panisch stolperte sie durch die Tür in das Zimmer herein, rechnete schon damit, dass etwas Schlimmes passiert sei.

"Ist alles in Ord....", mitten im Satz brach die Gakuenchou ab, als ihr die Situation vor Augen deutlich wurde, sie Shizuru auf dem Boden wieder erkannte und auf ihr eine aufgeregte Mikoto. Das bei der ganzen Sache Nacktheit auch eine Rolle spielte, war der Jüngeren auch nicht entgangen. In sekundenschnell hatte sich die Röte in ihrem Gesicht verteilt, Verlegenheit aber gleichzeitig auch Wut darüber, dass die junge Nekokami manchmal etwas zu stürmisch war und somit andere in Mitleidenschaft zog.

"Mai!", rief sie noch aus, als diese aber schon die Kleinere von der anmutigen Otome zog. Ihre Beine brachten sie schnell an Shizurus Seite, wo sie in die Knie ging und die Decke vom Sofa zog um sie der Älteren um die Schultern zu legen. Das Ganze war schon unangenehm genug, da mussten die anderen nicht auch noch Shizurus nacktes Antlitz sehen. Sanft schob sie die Arme unter die der Älteren, half ihr somit wieder hoch auf die Couch. „Alles noch heil?“, wisperte sie lediglich für Shizuru hörbar, besorgtes Grün mustere kurz den Gesichtsaudruck, zeigte ungewöhnliche Fürsorge.

Mai lachte etwas nervös, zog Mikoto gleich noch ein Stück weiter weg. „Gomen Shizuru-san, sie weiß ihre eigene Stärke manchmal nicht…“, entschuldigte sie sich für die ungestüme Art der Nekokami. Diese blinzelte nur verwirrt, verstand nicht ganz warum ihre Otome so reagierte. Sie wollte doch nur auf die Entdeckung aufmerksam machen, dass sie bei der naiven Tat allerdings einiges ins Rollen bringen würde, war ihr sicherlich nicht bewusst. Die Schwarzhaarige ließ sich von Mai an den kleinen Couchtisch bugsieren bekam schon im nächsten Moment eine Schüssel reichlich gefüllt mit Suppe in die Hand gedrückt. Die Augen fingen an zu strahlen und alles andere war erst einmal Nebensache. Im rasanten Tempo fing die schmächtige Nekokami die Suppe in sich hineinzulöffeln, ließ nur ab und zu ein Laut des Genusses verlauten.

Mai seufzte kurz erleichtert, dass sie die Kleinere vorerst zum Schweigen gebracht hatte. Es hätte ihr auch eigentlich gleich in den Sinn kommen können, dass Mikoto so etwas bemerkte, war es nun wohl das eindeutlichste Zeichen, dass Shizuru eine Veränderung mitmachte. Sie

wand den Blick kurz zu Natsuki rüber, versuchte zu erahnen ob jene auch auf dem neusten Stand war. Die etwas missgestimmt hochgezogene Augenbraue verriet allerdings, dass der sturen Gakuenchou wieder der wichtigste Teil entgangen war, wie hätte es auch anders sein sollen. Etwas frustriert rieb Mai sich die Stirn entlang, hoffte sie nur, dass Shizuru die Sache ruhen lassen würde und sie Mikoto von weiteren Versuchen mit der Neuigkeit herauszuplatzen abhalten konnte.

Natsuki schüttelte ansatzweise den Kopf, konnte mit dem eindinglichen Blick, den ihr Mai zuwarf nicht das Geringste anfangen. Sie wand sich lieber wieder Shizuru zu, schien jene im Moment doch etwas durcheinander zu sein, kein Wunder bei der plötzlichen ‚Attacke’ Mikotos.

„Du solltest dir lieber auch etwas anziehen…“, empfahl Natsuki leise, behielt die rubinfarbenen Augen vor ihr fixierte, „…wenn ich dir helfen soll dann…also…“ Schnell hatte sich der Blick wieder abgewandt, sie wusste schließlich nicht inwiefern sich Shizuru gut genug dafür fühlte oder ob ihr solche Hilfe vielleicht am Ende zuwider war.

„Shizuru sollte essen…..Essen ist gut, yup!“, funkte Mikoto fröhlich dazwischen, riet auf ihre kindliche Art der älteren Otome sich jetzt schon um das Wohl des Kindes zu kümmern. Die Gakuenchou zog nur verwirrt eine Braue in die Höhe, während Mai eher so aussah, als ob ihr jeden Moment das Herz stehen bleiben würde.
 

Die Ältere war wirklich reichlich verwirrt und das verhalten Mikotos trug zwar dazu bei, doch auch Mai und Natsuki machten die Sache irgendwie nicht besser... Sie hatte eigentlich nur noch mehr das Gefühl, das die beiden etwas wussten, wovon sie selbst nichts wusste... Aber sie konnte sich einfach nicht erklären warum das so war... Was konnte das nur sein? Und seit wann hielt man etwas vor IHR geheim?... Shizuru verstand die Welt nicht mehr und senkte nach einem Moment überlegend den Blick..

„Hai...“, meinte sie dann nur, als Natsuki sie darauf hinwies, das sie sich lieber etwas anziehen sollte. Schon im nächsten Moment erhob sie sich, bedachte dabei aber nicht, dass Natsuki auf einem Teil der Decke saß, diese daher nicht ihrer Bewegung folgte und sie plötzlich schon wieder nackt im Raume stand.... Das war wirklich zu viel der Nacktheit in diesen paar Tagen...

Während Mai blinzelnd Mikoto die Hand vor die Augen hielt, wie eine Mutter ihrem Kind, klopfte es erst an der Tür, und trat auch schon jemand in das Haus, als wäre es sein eigen. Ein zurasseln der Tür und dann stand da der Galatcic Aquamarine im Raume und schüttelte sich den Regen von der Robe. „Ohne die Ortung der GEM´s würden wir euch schon gar nicht mehr fin~...“, begann die blonde Otome, ehe ihr Blick auf das nackte antlitz der Third Pillar fiel. Lippen trennten sich voneinander, Augen wurden groß und sofort stieg Sara eine für sie ungewöhnliche Röte ins Gesicht. „Sh....Shizuru... oneesama....“, stammelte sie, wandte dann den Blick ab, ließ sich die Robe dematerialisieren und räusperte sich dann in angemessener Manier.

Mai fielen fast die Augen aus dem Kopf bei dem seltenen Besuch, der da eben in ihr Haus geschneit war. „Sara-chan!“, rief sie völlig baff aus, der alten Zeiten willen, immerhin waren die beiden auch schon immer dicke befreundet gewesen, aber das lag wohl einfach an Mai´s lebensfroher, offener Art. Auch Sara war zu der Zeit, wo Mai eine Pearl war, eine Coral.. und das hatte auch Mai schon immer zu einer oneesama gemacht.

Shizuru verstand nun wirklich die Welt nicht mehr.. Das alles schien wie ein verwirrender Taum zu sein, und in wirklich schlief sie noch immer tief und fest... Den kopf schüttelnd schnappte sie sich die Klamotten und stapfte dann langsam ins Bad, um sich dort dann auch sofort einzuschließen...

Es war ohnehin fraglich ob Shizuru Mais Kleidung passend würde, immerhin war sie gute 10 cm größer als der Fire String Ruby, auch wenn sie, was Brust und Hüftumpfang anging, ähnliche Maße hatten...

Kaum hatte Shizuru den Raum verlassen, riss Mai vorerst den Blick von Sara los und trat an Natsuki heran um ihr endlich deutlich zu machen was mit Mikoto los war.

„Sie weiß es, Natsuki! Mikoto spürt die Veränderung an Shizuru.... und das ist auch der beste Beweis dafür das es wirklich stimmt.. sie ist schwanger!“, meinte sie und gestikulierte dabei wild mit den Händen, ehe Sara sich einmischte..

„Ja, deswegen bin ich auch hier...“, meinte die First Pillar, plötzlich wieder ganz ruhig und hochprofessionell.

Mai wandte den Blick zu ihr herum, sah dann aber sofort wieder gen Badtür, ob Shizuru auch ja noch beschäftigt war.

„Shizuru muss essen, trinken und sich viel ausruhen!“, funkte Mikoto dann abermals dazwischen, als Mai grade mal nicht auf das kleine Mundwerk acht gab.
 

Nachdenklich biss sich Natsuki kurz auf die Unterlippe, als Shizuru sich erhob und schon Richtung Bad aufmachen wollte. Weniger, weil sie schon wieder nackt im Raum stand, sondern vielmehr, weil sie die Aufruhr in der älteren Otome bis zu dem Zeitpunkt nicht komplett nachvollziehen konnte. War ihr wieder irgendetwas entgangen, oder war der kleine Vorfall mit Mikoto doch größer als sie dachte?

Etwas perplex blinzelte sie wenige Moment später gen Tür, die die First Pillar preisgab. Dass Sara höchstpersönlich hierher kam, konnte erstens nichts Gutes bedeuten und zweitens hatte es sicherlich mit der mysteriösen Schwangerschaft zu tun, die nicht nur Natsuki den Kopf zu zerbrechen schien. Ein wenig sprachlos klappte der Gakuenchou das Kinn runter, ehe Mai schon das Wort ergriffen hatte um den neuen Gast zu begrüßen. Das konnte doch alles nur in einem Desaster enden. Die Vorahnung auf erneute Kopfschmerzen, war Natsuki so gewiss, wie das Thema, was wohl gleich angesprochen werden würde. Dabei war der Tag doch ohnehin schon so nervenaufreibende gewesen, konnte man Shizuru nicht wenigstens von der Neuigkeit noch bewahren? Immerhin war sie schon rein körperlich nicht ganz auf dem Dampfer, machte die Jüngere sich schon genug Sorgen wie es um ihre emotionale Lage aussah.

"Sara! Was machst du hier?!", verlangte die Gakuenchou dann schließlich zu wissen, erhob sich im Bruchteil einer Sekunde von der Couch. Lag es nicht im Moment an Sara Garderobe sicher zu leiten, hätte sie die Anwesenheit der First Pillar nicht so sehr aufgeregt. Ehe der Galactic Aquamarine aber zu einer Antwort ansetzen konnte, mischte sich Mai schon ein, lösten bei Natsuki erst jetzt einige Gedankengänge aus.

„WAS?!“, entkam es ihr nach einigen Momenten dann harsch, gewann über die vorherige Situation mit Mikoto ein ganz anders Bild. Die Nekokami hatte wirklich etwas gespürt? Hatte Shizuru sich deshalb so komisch benommen? Schnell fand ihre Hand an die Stirn, zwei Finger rieben die empfindliche Stelle zwischen den Augen. „Das kann doch nicht wahr sein….“, murrte die Dunkelhaarige sichtlich genervt, ging einige Schritte im Zimmer auf und ab ehe sie ihren Blick zu Sara schweifen ließ. Die blonde Otome hatte nur ein verständnisvolles Lächeln parat, setzte sogleich weiter mit der Erklärung an.

„Gakuenchou….“, stimmte sie leise an, „…weitere Nachforschungen haben die These nur bestätigt….es lässt kein…“

„Ich will das nicht hören...“, fuhr Natsuki fast schon ein wenig gereizt dazwischen, die Anspannung auf ihrem Gesicht deutlich zu sehen. Ein Arm stemmte sie in die Hüfte während der andere gen Bad zeigte. „Sie hat heute genug mitgemacht, ihr könnt nicht einfach jetzt….ihr könnt sie damit nicht auch noch überfordern...“, sie wollte Shizuru das nicht auch noch antun, nicht nur die Neuigkeit mit der Schwangerschaft, nein auch das Beichten, dass alle drei Anwesend davon wusste und nichts haben im Geringsten verlauten lassen.

Mai hatte schweigend zwischen den beiden hin und her geblickt, fiel ihr aber sofort die Veränderung in Natsukis Verhalten auf. „Natsuki…“, versuchte sie es nun auf vorsichtige Weise, „….ich denke Sara ist nicht umsonst den ganzen Weg hier her gekommen wenn es nicht wichtig wäre…“, ein Blick zur First Pillar versicherte ihr, dass dies wohl eine richtige Annahme war. Sie ging einige Schritte auf die Gakuenchou zu, legte die Hände auf die angespannten Schultern. Natsuki zuckte nur unter der Berührung, befreite sich schnell auch wieder daraus.

„Lasst mich das einfach regeln!“, verlangte sie ohne Umschweife, zog es nicht einmal in Betracht, dass es vielleicht wichtig war, was Sara noch zu sagen hatte. Der Fire String Ruby schnaufte frustriert, sie konnte es nicht fassen, wie stur die dunkelhaarige Otome manchmal war. „Du bist doch so einfühlsam wie ein Eisblock..“, murrte sie, fühlte sich von dem unangebrachten Verhalten Natsukis nun auch etwas gereizt.

Während die beiden besten Freundinnen in einen verbalen Krieg ausbrachen, bewahrte Sara immer noch ihre professionelle Haltung. Eine Hand schob etwas die Brille den Nasenrücken hoch, ehe sie in Richtung Bad blickte.
 

Nachdem sich die blonde Otome durch diesen Blick vergewissert hatte, das die Tür zum Bad noch immer verschlossen war, sah sie wieder zu den beiden Streithähnen zurück, welche sich wortwörtlich verbal die Federn rupften. Sie seufzte leise, schloss dabei für einen Augenblick die Augen. Das war wirklich ein unpassender Moment für einen solchen Streit, der noch dazu völlig unnötig war. Zudem würde Shizuru bei diesem Lärm sicherlich schnell hellhörig werden und dann war ohnehin alles umsonst gewesen...

Die kleine Mikoto verstand nur Bahnhof und sah hin und her, während sie sich immer mehr von der Suppe in den Schlund kippte. Essen war eben immer noch ihre große Leidenschaft und bis auf Mai, stellte sie da nichts drüber...

Nach einem tiefen Atemzug, öffnete Sara dann wieder die Augen und wusste genau, wie sie sich wieder Gehör verschaffen konnte. Das würde sie aber nicht tun durch brüllen oder sonstige derart rabiate Ausfälle. Sie war eben die First Pillar und man konnte von ihr immer stets nur das professionellste erwarten....

„Drei Monate... vielleicht Vier... Mehr Zeit hat Shizuru-oneesama nicht zum austragen des Kindes.. Das Kind wird zwar ein Mensch werden, doch es wird die Geburt unnatürlich schnell einleiten... Laut unseren Berechnungen wird es sich in der Gebärmutter bereits nach 3 Monaten komplett entwickelt haben und erst wenn es auf der Welt ist, wird es langsamer weiter gehen... Doch bis dahin kann es vielerlei Risiken geben... Wir wissen nicht ob die Nanomaschinen hilfreich zur entwicklung des Kindes beitragen werden, genauso wenig wissen wir, ob das Kind von den Nanomaschinen verseucht werden wird... Für Mutter und Kind besteht die ganzen drei Monate über akute Lebensgefahr... Doch für eine entfernung des Organismuses...ist es bereits zu spät... Das herz des Kindes hat längst angefangen zu schlagen und in diesem Moment wird es sich sicherlich schon mit der Lebenserhaltung der Mutter verbunden haben... und da die Prozedur für den menschlichen Körper zu schnell und zu stark ist, ist auch nicht sicher, ob Shizuru-oneesama die Entwicklung des Kindes überstehen wird, oder ob es ihren Körper komplett auszehrt...“, startete sie ihren Bericht, der ihr in ihrer Pflicht eben auferlegt worden war...

Mai hatte während des Redeflusses irgendwann ruckartig inne gehalten mit ihrem Streit. Viel mehr starrte sie Sara nun fassungslos an... Gegen Ende der Worte hatte sie sogar betroffen eine Hand vor ihren Mund geführt... Das alles klang... so unglaublich... und vor allem mehr als beängstigend...

„Aber da ist noch etwas, Gakuenchou...“, startete Sara dann die zweite Etappe ihrer Rede, „wir wissen nicht was diese Wesen für perverse Spielchen betrieben haben, um solche Monster wie das in der Arena zu erzeugen, doch in dem Stachel befanden sich auch deine Gene und eindeutige Spuren der Nanomaschinen des Ice Silver Crystals... Das Kind, welches Shizuru-oneesama austrägt... wird ebenso deine Gene beherbergen, wie auch ihre... Man könnte also von 'eurem' Kind reden...“.

Und kaum hatte Sara dies ausgesprochen, weiteten sich ihre Augen, als ihr Blick erneut zur Tür des bades fiel und sie Shizuru dort im Türrahmen stehen sah, mit einem Ausdruck im Gesicht, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Shi...Shizuru-onee...sama...“, stotterte sie.
 

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11. Kapitel..ende ^-^ das ist ein erheblich kürzeres Kapitel, doch ich fand den kapitelschluss gut gewählt und deshalb hab ich es an dieser stelle enden lassen ^^ also freut euch aufs nächste ..und vergesst nicht nen kommie da zu lassen *wimperklimper*

Du, ein Kind und ich?

Als die ersten Erklärungen an ihr Ohr drangen, hatte auch Natsuki den Streit schnell beigelegt, konzentrierte ihre Aufmerksamkeit lieber auf die First Pillar. Jedes Wort, jede Ausführung sanken tief hinab, schürten ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Langsamen Schritte trat sie wieder an die Couch ran, ließ sich vorsichtshalber nieder. Vieles konnte der Gakuenchou nicht die Nerven rauben oder sie sprichwörtlich vom Stuhl reißen, aber das, das übertraf alles. Ungläubig schüttelte die Dunkelhaarige leicht den Kopf, sah so aus, als ob sie gerne etwas dazu sagen wollte, doch kein Wort verließ die leicht geöffneten Lippen. Erst gegen Ende fand sie ihre Stimme wieder.

"Was soll das heißen...nicht überstehen?", wiederholte sie Saras Worte ein wenig zögernd, wollte das alles nicht wahr haben. Das konnte einfach nicht passieren, sie wollte Shizuru wegen dieser Sache nicht verlieren, wollte nicht, dass sie auf irgendeine Weise zu leiden hatte. Wenn die Ältere jetzt schon unter Fieber und Schwäche litt, was brachten dann die nächsten 3 Monate dann noch mit sich? Schwer schluckend ließ Natsuki den Kopf in beide Hände sinken, der Blick zentrierte sich auf den Boden zwischen ihren Füßen. Nur leicht vergruben sich die Finger in dem dunklen Haar, zeigte die Geste durchaus, wie sehr das Ganze der Gakuenchou Schwierigkeiten bereitete.

Doch damit nicht genug, fing Sara erneut mit Erklärungen an, grüne Augen pressten sich einen Moment zusammen. Konnte es eigentlich noch schlimmer kommen? schlimmeres als Shizuru zu verlieren? Nein wohl kaum, zumindest nicht nach ihrem Herzen zu urteilen, dass sich doch gerade erst daran gewöhnt hatte, die Ältere näher kommen zu lassen, als es ein Mensch jemals zuvor geschafft hatte. Erst nach und nach bekamen die gesagten Worte einen Sinn, formten sich zu klare Sätze im Verstand der Jüngeren.

"W-Was?", brachte sie etwas stockend hervor, hatte mit der Wendung nun kein Stück gerechnet. Als die Jüngere den Kopf hob, war die stoische Maske auf ihrem Gesicht nun komplett zerstört, so viele Dinge gleichzeitig konnte selbst Natsuki nicht mehr auf professionelle Weise ertragen. Ihr gemeinsames Kind, aber wie war das möglich? Bevor sie auch nur ansatzweise dazu kam, sich weiter über diesen Gedanken den Kopf zu zerbrechen, trat Shizuru schon mit ins Geschehen ein.

Abermals hob Natsuki den Kopf, Brauen zogen sich leicht nach unten, als sie Shizuru in Türrahmen entdeckte. Es musste ja so kommen, nun war es aus mit der einfühlsamen Beichte. „Shizuru….“, kam es wehmütig über die Lippen der Jüngeren, wollte sie gerne jene Worte alle zurücknehmen, die der Galactic Aquamarine gerade aufgetischt hatte. Doch dafür war es wohl zu spät, nach dem Gesichtsausdruck zu urteilen, den die ältere Otome trug, hatte sie alles mitbekommen.

Sara hatte sich von dem ersten Schock erholt, räusperte sich nun etwas dezent. Mai im Gegensatz dazu, blinzelte immer noch etwas perplex, fühlte sich schlagartig schuldig, dass Shizuru das alles auf diese weise erfahren musste.

„Nun...“, begann die First Pillar dann wieder im gefassten Ton, “…vielleicht sollten wir uns alle erst einmal setzen.“ Das Angebot kam reichlich spät, aber dennoch war es nun wohl angebracht. Shizuru verdiente immerhin eine ordentliche Erklärung um die Umstände, wie auch die Konsequenzen, die nun neu hinzugekommen waren.
 

Shizuru stand im Rahmen des Bades, als hätte ein Blitz direkt in ihren Kopf eingeschlagen. Die Hand ruhte ungläubig auf ihrem Unterleib und in ihren Augen stand etwas, das man nicht definieren konnte. Was mochte es sein? Angst? Verzweiflung? Verwirrtheit? Das war schwer zu sagen... Aber eins war sicher, einen solchen Ausdruck hatte man wohl noch nie im Gesicht des stolzen Amethysten gesehen.

Nachdem sich dann Mai auch endlich gesetzt hatte, es nicht länger auf ihren Beinen ausgehalten hatte, welche langsam weich geworden waren, wandte Sara den Blick dann schlussendlich an Shizuru, welche sich keinen milimeter bewegte.

„Shizuru-oneesama... bitte“, meinte die First Pillar dann und deutete gen Couch, auf den Platz zu Natsukis rechten, da Mai sich zu ihrer linken gesetzt hatte.

Shizuru jedoch blinzelte nur irritiert, schüttelte dann kurz den Kopf und setzte anschließend ein lächeln auf, das zwar so sorglos wie immer wirken sollte, doch gänzlich misslang und ihr Gesicht eher zu einer grässlichen Fratze verzog.

„Jemand muss abwaschen...“, meinte sie dann recht monoton und trat an den Tisch heran, von dem sie das benutzte Geschirr räumte. Erst jetzt konnte man das T-shirt erkennen, das aufgrund von Shizurus Größe wie ein bauchfreies Top wirkte, dazu die etwas weitere Hose aus elastischem Stoff, die Mai oftmals zum Training trug...

Nachdem sie das Geschirr aufgelesen hatte, trug sie es rüber in die Küche, wirkte gänzlich geistesabwesend, als sie alles in das Waschbecken entlud und schon mal heißes Wasser einlaufen ließ... Bei emotionalem Stress musste die Otome etwas zu tun haben... etwas zwischen den Fingern... Arbeit... Dieses Verhalten konnte man die letzten Tage reichlich oft bemerken, zumindest Natsuki, die immer dabei gewesen war...

Sara zog mehr als besorgt die Brauen zusammen, wandte den Blick dann aber herum, als Mai sich erhob und Shizuru schon hinterher laufen wollte.

„Nicht...“, sagte Sara, hielt Mai davon ab und wies an, das sie sich wieder setzen sollte...

Anschließend holte die First Pillar erneut tief Luft... „Meister Shizuru Viola, Third Pillar der Five Columns, Träger des Graceful Amethyst! Ich befehle dir, im Rang der First Pillar, als Galactic Aquamarine, anzutreten!“ rief sie dann im Befehlston aus, von welchem sie noch nie zu vor gebrauch gemacht hatte.

Mai trennte die Lippen voneinander, wusste, das man der First Pillar eigentlich Folge zu leisten hatte, aber noch nie hatte sie erlebt, dass Sara von dieser Befehlsgewalt Gebrauch machen musste... Alle Blicke wandten sich sofort der Tür der Küche zu... aus der dann Shizuru getreten kam. Sie war eben voll und ganz eine Otome und nie würde sie es wagen, ihrem Dienst zu widerstreben... Ihr Leben gehörte Garderobe, dem Dienste der Gakuenchou und eine Vorgesetzte war eben eine Vorgesetzte.

Sie trat hervor, positionierte sich vor Sara und nahm die Haltung eines Soldaten ein. Zwar salutierte sie nicht, da das bei den Otome unüblich war, doch sie stand stramm... Noch immer trug sie den Amethysten mit Stolz und das würde sich auch nicht ändern.

Mai tat das alles so unendlich leid und weh, das sie den Blick abwenden musste und einmal schwer schlucken musste, um nicht anzufangen zu heulen.... Denn wenn einer Grund hatte zum heulen, dann war das wohl Shizuru... oder eben die Gakuenchou.

Sara nickte, hatte nichts anderes von der Third Pillar erwartet. Ihr Blick fiel auf das Ohr Shizurus, an welchem sie den GEM trug, welcher immer wieder leicht schimmerte, heller als sonst. Ohne zweifel nahm dieser Stein die Veränderung der Älteren wahr...

„Shizuru-oneesama, Gakuenchou, ich fahre euch nach Hause, in eure Strandhütte zurück... also kommt bitte mit mir..“, sagte sie dann einfach, wusste, das das hier nicht der richtige Ort für solch ein Gespräch war und auch, das wohl noch am ehesten Natsuki an die stolze Otome heran kommen würde...

Kaum gesagt, da begab sie sich auch schon zur Tür, hielt diese auf damit beide vor ihr heraus gehen konnten. Shizuru zuckte nicht einmal mit der Wimper, tat sofort wie ihr befohlen und trat hinaus. Sara würde sich so lange den kleinen Strandjeep von Mai ausleihen.

Sie verabschiedete sich noch, versprach, das sie nochmal kommen würde und schloss dann schon die Tür, um in den Wagen zu steigen.
 

Natsuki hatte erneut den Kopf gesenkt, fühlte sich nicht wirklich dazu in der Lage jemanden in die Augen zu blicken, schon gar nicht Shizuru. Was sollte die Ältere jetzt nur denken? Nicht nur über die Sache an sich sondern auch über sie, hatte sie ja lange genug die Wahrheit verschwiegen. Ein tiefer Atemzug erfüllte ihre Lungen, erlöste sie allerdings nur kurzzeitig von dem Gefühl, dass ihr nach und nach die Luft anschnürte.

Erst als Shizuru die ersten Worte seit ihrer Entdeckung von sich gab, hoben sich die Smaragde langsam. War der Anblick, der sich ihnen bot gewiss nichts was Natsuki in langer Zeit sehen wollte. Die Maske des Graceful Amethysten war an ihrem Platz, wirkte vielleicht nicht perfekt, da sie wohl in dem Moment niemanden täuschen konnte. Die Unterlippe befand sich schnell wieder in einem Biss, kümmerte es die Jüngere auch nicht, dass sich nach einer Weile der metallene Geschmack in ihrem Mund breit machte.

Nicht nur Mai sondern auch sie hielten Saras Worte zurück, wäre sie im nächsten Moment aufgesprungen um der Älteren in die Küche zu folgen. Zumindest wollte sie sich entschuldigen, ob Shizuru ihre Anwesenheit wünschte war etwas anderes. Sicherlich brauchte sie erst einmal selber einige Zeit um dies zu verarbeiten und diese würde ihr Natsuki ohne Bedingung überlassen.

„Sara...!“, raunte sie nur knapp, nicht weniger erschrocken als der Fire String Ruby über den harschen Befehlston. Es war selten so etwas zu hören und umso mehr ging es jetzt jeden in diesem Raum nahe. Nicht länger fähig still sitzen zu bleiben erhob sich die Gakuenchou, wand sich seitlich ab, um nicht länger jene Szene miterleben zu müssen. Der Blick fixierte sich auf das Feuer, welches immer noch im Kamin fröhlich vor sich hin züngelte, verlor sich langsam in ihm. Die Arme schlangen sich etwas um den eigenen Körper, fast so als ob sich vor weiteren verbalen Gefechten schützen wollten.

Ohne ein weiteres Wort wand sich Natsuki zum Gehen ab, erhob keinerlei Widerrede, als die First Pillar zum Aufbruch riet. Vielleicht war es das Beste, wenn sie erst einmal den Ort wechselten. Vielleicht würde sich dann langsam die erste Anspannung legen und man konnte vorsichtig noch einmal über alles reden. Kaum merklich entfloh der Jüngeren ein Seufzen als sie sich neben Shizuru auf den Sitz des Autos niederließ. Lediglich im Augenwinkel warf sie der älteren Otome einen Blick zu, beschränkte ihn dann aber auf den Rest der Fahrt auf die vorbeiziehende Landschaft. Die Strecke an sich war nicht weit, dennoch erschien es wie eine Ewigkeit, selbst Sara war die Stille unangenehm genug. Hin und wieder warf sie einen Blick in den Rückspiegel, mustere die anderen beiden Passagiere.

„Keine Sorgen, Garderobe ist in Miss Marias Obhut…“, beschwichtige Sara die anfänglichen Bedenken der Gakuenchou. Jene gab allerdings nur ein leises Murren von sich, schien die Situation um die Akademie nun im Moment nicht sonderlich von Interesse zu sein. In Gedanken war Natsuki natürlich auch vollkommen woanders, was sollte sie auch davon halten, dass sie in gewisser Weise an diesem Kind beteiligt war.

Beim Standhaus angekommen, war Sara die erste die das Fahrzeug verließ, gefolgt von den beiden anderen Otome. Auch wenn sich die dunklen Wolken verzogen hatten, brach mit der Dämmerung erneute Dunkelheit herein. Die Treppen hoch zur Tür waren schnell überwunden, suchte die Gakuenchou drinnen gleich nach einer Möglichkeit den Raum etwas zu erhellen. Der Wohnbereich zeigte immer noch einige Spuren der früheren Begegnung mit den Brüdern. Ein kurzer Schauer rann der Dunkelhaarigen über den Rücken, als ihr Blick auf den Tisch vor der Couch fiel. Ein leichtes Schlucken und sie wand sich an Sara, die beide Hände an die Unterarme gelegt hatte und nicht danach aussah, als ob sie lange bleiben wollte. Die First Pillar wusste es wohl besser als selber zu versuchen auf Shizuru einzureden, wenn dies einer konnte dann wohl die Gakuenchou. War sie doch die einzige, die wirklich zu der älteren Otome durchdringen konnte.
 

Beinahe Willenlos hatte sich Shizuru in das Auto gesetzt, die Tür zugezogen und sich angeschnallt. Das alles geschah völlig automatisch, nichts wurde ausgelassen, als wäre dieser Vorgang vollkommen selbstverständlich.. Natürlich war er das, doch sie befand sich in eindeutiger Geistesabwesenheit. Während der ganzen Fahrt über lehnte ihre Stirn seitlich gegen die Scheibe ihrer Tür... Es wirkte, als würde sie die vorbeiziehende natur betrachten, doch das täuschte um längen.. Ihr Blick war leer, hatte keinen Punkt, auf den er sich fixierte und es war vollkommen egal was da an ihrem Fenster vorbeikam, Shizuru beachtete es gar nicht... Sie hatte sich vollkommen in ihren Kopf zurück gezogen und es schien, als hoffte sie noch immer, das das alles ein schlimmer Traum bzw. ein schlechter Scherz war... Man konnte nicht wissen, was ihr gerade durch den Kopf ging... ob sie geschockt war, über die Tatsache der Schwangerschaft an sich, oder eher sauer, enttäuscht, dass sie es SO erfahren musste, obwohl so viele davon wussten... wer weiß wie lange schon?

Die Fahrt zog schleichend an ihr vorüber, ließ sie nicht ein einziges mal mit irgendeinem Winkel ihres Gesichtes zucken. Auch als Sara endlich anhielt und sie ausstiegen, tat sich weder etwas in ihrem Gesicht, noch in ihren Augen... Jene schienen leer, wirkten verloren... Aber das war in einer solchen Situation ja wohl auch mehr als verständlich... Keiner würde ihr das vorwerfen können.. und jeder würde wohl ähnlich, wenn nicht sogar genau gleich reagieren. Dennoch war das bei Shizuru hartes Brot.. immerhin war sie so durchschaubar wie eine Titanmauer... nämlich gar nicht! Man konnte ihr nichts von der Nase ablesen, ihren Augen etwas ansehen, oder sich vorstellen, was wohl gerade in ihrem Kopf vor sich ging... Shizuru hatte sich schon immer vollkommen abgeschirmt.. Schon seit sie und Natsuki sich kennen gelernt hatten. Nur in Gegenwart Natsukis, hatte sich das mit der Zeit etwas gebessert, da diese Shizuru schon von anfang an gesagt hatte, das sie die 'wirkliche' Shizuru kennen lernen wollte und nicht die Fassade, der dutzende Fangirls hinterher rannten.. Sie wollte keines jener Mädchen sein, die Shizuru nur als den Graceful Amethysten kannten... Natsuki wollte den Menschen hinter diesem GEM kennen lernen, mit diesem befreundet sein...

Als die drei Otome dann die Hütte betreten hatten, kapselte sich Shizuru sofort ab und nahm den Weg die Treppe hoch ins Schlafzimmer... Es schien als wolle sie darin jetzt dauerhaft verschwinden, doch schon nach einer kurzen Weile kam sie wieder zurück, hatte aber anstatt von Mai´s geliehenen Klamotten einen lockeren Yukata übergezogen, in welchem sie dann hinter die Küchenzeile schritt und heißes Wasser aufsetzte... Es schien als wolle sie nun tatsächlich, wie gewohnt, einen Tee kochen.

Sara stand noch immer im Türrahmen der Eingangstür, hatte das geschehen mit zusammen gezogenen, Brauen und besorgtem Ausdruck verfolgt, ehe sie ihren Blick dann in das Gesicht der Gakuenchou hob und versuchte irgendwie aufmunternd zu lächeln.

„Ich glaube es ist besser wenn nur ihr zwei darüber sprecht.. Ich werde jetzt wieder zurück zur Akademie fliegen und dort zusammen mit Yohko weitere Untersuchungen starten... Es gilt immer noch zu klären, woher diese Wesen deine DNA haben... Wir vermuten das sie eine deiner Blutkontrollproben aus dem Labor gestohlen haben.. aber dem gehen wir noch nach.. Desweiteren versuchen wir natürlich heraus zu finden, was sie mit dieser ganzen Sache bezwecken...“, sagte der Galactic Aquamarine dann, ehe sie sich zum gehen umwenden wollte, dann aber nochmal inne hielt, „ach, noch was... Unsere Computer haben starke Energieumwandlungen registriert während des Sturmes.. ausgehend vom Graceful Amethysten und dem Ice Silver Crystal... was ist denn da vorgefallen? Gibt es Probleme mit den GEM´s? Aber.... darüber können wir auch später noch mal reden... ruht euch jetzt aus und halt mich auf dem laufenden...“.

Natsuki diese Phase der Zeit eingeräumt, winkte sie, materialisierte ihre Robe und schoss dann wie ein Pfeil in den Himmel empor, um den Rückweg anzutreten...

Kaum war Sara verschwunden und die Tür geschlossen, trat Shizuru mit einem Teetablett hinter der Theke vor und stellte dieses auf dem Couchtisch ab, welchem auch sie erst einen missbilligenden Blick zuwarf, als sie sich an eine bestimmte Szene erinnerte... Anschließend ließ sie sich auf der Couch nieder und nahm sich einen der Teebecher...

Als Natsuki aber immer noch so verloren im Raum herum stand, öffnete sie kurz ihre Augen einen Spalt. „Ich hätte gleich gehandelt, Natsuki... mach dir diesbezüglich keine Sorgen...“, raunte sie leise, ehe sie den Tee dann an ihre Lippen hob und davon trank... Spielte sie damit auf die Lüge an, bzw. auf das verschweigen dieser wichtigen Information...
 

Nur ein sachtes Nicken rührte seitens der Gakuenchou her, als Sara die letzen Worte sprach und somit alles weiter in ihre Hände übergab. Wäre das ganze gleich so von statten gegangen, hätte man sich einige Probleme ersparen können. Doch war es nun mal so gekommen und die Konsequenzen mussten nun mit Feingefühl behandelt werden, in dem Sinne hieß das wohl Shizuru beizustehen.

"Danke Sara...", murmelte Natsuki ruhig, versuchet jegliche Emotionen aus der Stimme zu verbannen. Es war zwar wichtig die neuste Erkenntnis und Veränderung der GEMs zu bereichten, doch der Zeitpunkt war wohl wirklich nicht der richtige. Sie geleitete die First Pillar noch ein Stück nach draußen, ehe diese wieder in den Himmel schoss um nach Garderobe zurückzukehren.

Mit einem sanften Klick schloss sich die Tür, die Jüngere trat wieder einige Schritte in den Wohnbereich, in dem Shizuru schon auf gewöhnliche Weise Tee serviert hatte. Erneut schlangen sich die Arme etwas um den eigenen Leib, blieb sie vorerst an der Stelle verharre. Um ehrlich zu sein, hatte sie keine Ahnung wie sie am besten an die Sache ran gehen sollte. Sollte sie Shizuru gleich konfrontieren? Ihr lieber noch Zeit lassen von selber irgendwann auf sie zuzukommen? Sicher war nur, dass die ältere Otome zu Grunde gehen würde, wenn sie noch länger ihre Emotionen aufstaute und so tat, als wäre die Welt noch vollkommen in Ordnung.

Gerade als die Gakuenchou vorsichtig zum Wort ansetzen wollte, kam ihr die Ältere zuvor. Die leicht geöffneten Lippen schlossen sich für einen Moment wieder, wusste die Jüngere nicht ob sie mit unbedachten Worten die Situation nur verschlimmern konnte. Shizuru hatte ihr somit ja eigentlich auf eine Art verziehen, doch selber konnte die junge Frau das noch lange nicht. Langsam führte sie die Schritte an die Couch, auf der sie sich mit respektvollem Abstand neben Shizuru niederließ.

"Das entschuldigt nicht mein Verhalten...", gab sie dann schließlich doch leise von sich, richtete den Blick auf das Tablett auf dem der Tee aromatisch vor sich hindampfte. Natsuki schluckte leicht, ihr war nicht einmal nach dem Getränk in dem Moment.

"Ich wusste es auch noch nicht lange....", kam dann schon die Rechtfertigung, "...ich wollte...ich wollte dir einfach keine Sorgen bereiten, solange nichts…na ja nichts fest stand..."

Die Worte wurden immer leise, der Blick hob sich nur kurzzeitig um in das Gesicht der Älteren zu blicken. Jadefarbene Augen waren von Sanftheit gerührt, zeigen gleichzeitig die Reue, die hinter den verbrochenen Taten steckte. Selbst so eine kleine Lüge war Grund genug, dass sie sich schämte, dass es sich so anfühlte, als ob sie Shizuru betrogen hätte.

„Ich weiß es ist schwer zu begreifen….“, ihr selber war es selber ja noch nicht einmal richtig in den Verstand gesickert, „…aber auch das…stehen wir durch…Shizuru…“.

Ein aufmunterndes Lächeln machte sich nur langsam auf den Lippen breit, eine Hand legte sich vorsichtig auf dem Knie der Älteren ab, konnte die Jüngere im Moment nicht ahnen, ob Kontakt erwünscht war.

„Denk nicht, dass du alleine bist….“, Smaragd suchte den geliebten Rubin, während die Gakuenchou jene Worte der Zuversicht sprach. Sie würde wohl immer an Shizuru Seite bleiben, egal ob sie nun selber in die Sache verwickelt war oder nicht.
 

„Ich verstehe...“, kam es nur leise über die Lippen Shizurus, während sie den heißen Dampf ihres Tee´s hinfort blies und dabei nachdenklich in die Asche des Kamins sah, welchen sie einige Tage zu vor so Mühevoll versucht hatte zu entfachen.

Ihre Augenlider wirkten müde, hingen sie nur auf Halbmast und verschleierten den Rubin verdächtig. Ihre Finger waren fest um den Becher geschlossen, hatten sich dort regelrecht dran fest gekrallt. Auch das verriet, dass Shizuru angespannter war als sie zugeben wollte...

Nachdem sie einige weitere Schlucke von dem Gebräu genommen hatte, senkte sie den Becher langsam, schien nun in intensives grübeln zu verfallen.

Der Blick senkte sich in ihren Schoß, Lippen trennten sich voneinander und entließen den nächsten Atemzug in einem Seufzen.

Keiner konnte sich vorstellen, was in diesem Moment wohl in der Otome vorgehen musste... Nichts annähernd denkbares würde wohl ausreichend zutreffen...

„Mach... dir keine Vorwürfe... ich hätte gleiches getan, gleich gehandelt um dich nach all dem, vor dieser Wahrheit zu schützen.. Zumindest vor erst... Und...und...“, fing sie an leise zusprechen, geriet gegen Ende des Satzes dann aber ins stocken, musste schlucken, um die Selbstbeherrschung zu wahren...

Ihre Finger schlossen sich noch fester um den Becher, schienen sich daran festhalten zu wollen wie am rettenden Strohhalm. Sie wusste einfach nicht was sie denken sollte... was sie fühlen sollte... Über welches der bevorstehenden Probleme sie als erstes nachdenken sollte...

Sie war schwanger... Schwanger auf unerklärliche weise und dann trug dieses Kind auch noch Natsukis Gene in sich... Nicht nur das es eigentlich unmöglich sein sollte, das die beiden Frauen überhaupt ein Kind zeugen konnten, sie hatten noch nicht ein mal ansatzweise sexuellen Kontakt miteinander.. Wie also war das zu erklären? Zwei Frauen, dann auch noch Otome, konnten kein gemeinsames Kind haben... das war evolutionstechnisch allein schon unmöglich... Sie würden niemals in Gegenwart von anderen behaupten können, das es IHR Kind war.... denn was sollten sie sagen? Das es auf unnatürliche weise entstanden war? Das irgendwelche Aliens und perverse experimente Shizuru mit Hilfe von Natsukis Genen geschwängert hatten?... Und was... was, wenn das alles gut ginge, sollten sie dem Kind denn später mal erzählen?... Sie konnten ihm erstens nicht sagen, das es in einer Nacht der Liebe gezeugt worden war, noch das es völlig normal war das es zwei Mütter hatte... Das arme Kind...

Als Natsuki ihr dann versicherte, das gemeinsam mit ihr durchzustehen und dann auch noch tröstend ihre Hand auf ihr Knie legte, brachen die Dämme der Älteren. Tränen schossen über ihre Wange, über die Maske, die sie so starr beibehielt... Das gesicht regte sich noch immer nicht... doch die Tränen zeigten deutlich, was das alles in ihr doch auslöste...

„Na....tsu...ki“, japste sie kläglich, wusste einfach nicht wohin mit sich...
 

Beim ersten Anzeichen von Tränen, wusste Natsuki dass sie langsam in die richtige Richtung vordrang. Nicht dass es sich erfreute, das feuchte Schimmern in dem verlorenen Blick zu entdecken, aber es erleichterte sie. Es erleichterte sie in dem Sinne, dass Shizuru nicht vor hatte sich weiterhin hinter der Maske zu verstecken, die jetzt nur noch zum Fall gebracht werden musste. Das Aufstauen von Emotionen, so wusste die Gakuenchou selbst, war gewiss nichts Gutes, veranlasste im Nachhinein nur mehr Schmerzen als ohnehin schon da waren.

Die Hand zog sich schnell zurück, legte sich an die verkrampften Hände, die den Teebecher umklammerten. Alleine schon der klägliche Ton, das verzweifelte Ausrufen ihres Namens, hätte der Jüngeren beinahe selber Tränen in die Augen getrieben, doch sie riss sich zusammen, wollte nun da sein, so wie es Shizuru sonst immer für sie war. Vorsichtig löste sie das Trinkgefäß aus dem starren Griff Shizurus, stellte es auf den Tisch vor ihnen beiden ab. "Shizuru...“, wisperte Natsuki nur sachte, zog wenige Augenblicke später die Ältere in ihre Arme. Eine Hand legte sich auf dem Rücken ab, während die anders sich in dem langen Haar vergrub, den Kopf behutsam an ihre Schulter bugsierte.

"Ich bin bei dir...ganz gleich was passieren wird…", ein sanftes Raunen in das Ohr der Anderen, Worte die zumindest etwas tröstend wirken sollten. Nur allzu gern hätte Natsuki versprochen, dass alles am Ende wieder in Ordnung wäre, doch diese Voraussage war wohl niemand zurzeit möglich. Beruhigend strich die Hand den zitternden Rücken hinab, während der Blick eher etwas verloren die Wand fixierte. Sie konnte wohl nichts andere tun, als da zu sein, da zu sein, wenn Shizuru sie am meisten brauchte. Doch war das genug? War es wirklich genug, wenn das Leben der Älteren auf dem Spiel stand?

Natsuki rang sich ein leichtes Schlucken ab, verstärkte unbewusst den Griff etwas, zog Shizuru nur noch näher an ihren eigenen Körper. Das dunkle Grün glänzte bedrohlich nahe den Tränen, ein kurzes Zuschlagen der Lider verhinderte jedoch dass es dazu kam. Erst nach einer ewig Wirkenden weile löste sich die Jüngere etwas, nur um in das Angesicht Shizurus Blicken zu können. Verständnis schien in den Augen zu leuchten, die den rubinfarbenen entgegenblickten. Federleicht berührten die Fingerspitzen die Wange der Älteren, wischten unschöne Spuren von Trauer hinfort.

„Ich denke wir hatten beide genug für heute was meinst du?“, hauchte die Dunkelhaarige leise, strich mit den Worten noch einige der Haarsträhnen aus Shizurus Gesicht. Sie konnte wohl nicht leugnen, dass der heutige Tag, beide Otome bis an ihre Grenzen getrieben hatte. Soviel Action sollte wohl kein entspannender Urlaub enthalten, zumindest nicht in solch einer Form. Gemächlich machte sich ein Lächeln auf den Lippen der Gakuenchou breit, Augen huschten kurz rüber zum Kamin, als ihr die Idee kam.

„Wie wäre es wenn ich diesmal versuche das Höllending anzufachen...?“, schlug sie ruhig vor, hatte die Atmosphäre, die der Kamin bei Mai ausgestrahlt hatte sehr genossen. Es wirkte beruhigend auf eine Art, dem Feuer zu zusehen, wie es das Holz langsam in Asche verwandelte. Sie konnte zwar nicht wirklich behaupten, dass sie dazu in der Lage war, aber sie hatte schließlich die Köchin aufmerksam verfolgt. Vielleicht reichte das ja auch schon. Zudem konnte der Kamin als perfekte Wärmequelle wirken und jetzt wo die Nacht langsam hereinbrach, kam der Temperaturumschwung schneller als mach rechnete.

„Auch wenn dein Fieber gesunken ist, solltest du nicht unachtsam jetzt werden…“, murmelte Natsuki knapp, legte nur für kurz eine Hand an Shizurus Stirn um die derzeitige Temperatur erfühlen zu können, „…und keine Sorge der Kamin ersetzt mich schon nicht...“ Ein sanftes Schmunzeln formte sich, würde die Jüngere in dem Moment wohl alles tun, damit sie das Lächeln wieder auf Shizuru Lippen zaubern konnte.
 

Natsukis Nähe, die Sicherheit, welche ihre Arme bargen, das alles gab ihr zwar Halt, löste aber auch nicht wirklich die Probleme, die sich gehäuft hatten... Sie fühlte sich, als stünde ihr das Wasser bis zum Hals und als gäbe es keinen Halm rings um sie herum, an dem sie sich hätte heraus ziehen können.

Von den Armen der Jüngeren umfangen, drückte sie sich sofort halt suchend an diese, umklammerte sie wie einen lebensrettenden Strick und vergrub ihr schluchzendes Gesicht an ihrem Hals. Ein trockenes Schluchzen brach die Stille des Raumes, ließ verlauten, das sich in diesem eine gebrochene Frau aufhielt... Eine Frau, von der man eine solch gebrochene Seite nicht kannte... und wohl auch nicht sehen wollte, um das strahlende Bild des Graceful Amethysten nicht mit einer anderen Sichtweise zu beschmutzen. Doch eben auch hinter dem anmutigen Amethysten, steckte noch immer das zerbrechliche Herz einer Frau... Ein Herz das genau so viele Gefühle barg, wie das eines jeden Menschen.

„Ich... ich bin keine Mutter, Natsuki... Ich kann keine Mutter sein... ich... ich bin eine Otome.. eine Pillar... mein Leben gehört Garderobe, Großmeisterin Fumi und dir.. Ich bin... ich bin doch.... eine Otome.. ich... ich bin deine Otome.. ich... kann doch nicht...“, fing sie dann unter schluchzen an, schien gar nicht mehr an sich halten zu können... Doch auch da wurde man wieder getäuscht.

Kaum fünf Minuten später war das schluchzen versiegt und auch die Tränen schienen getrocknet, als Natsuki sie etwas zurück schob, um in ihr Gesicht sehen zu können...

Natsuki hatte auch genug Kummer gehabt die letzten Tage... sie wollte ihr ungern noch länger und mehr zur Last fallen... Auch die Gakuenchou hatte nun einen einigermaßen ruhigen Abend verdient und eine Nacht, in der sie sich kraftschöpfend ausschlafen konnte.

Ihr Blick ging runter in ihren Schoß, zöglich zogen sich ihre Brauen zusammen, ehe sie den Blick dann wieder hob. „Du... du wirst nicht weg gehen, ja? Du... wirst immer bei mir sein?... Auch wenn... wenn... ich... wenn... das Kind...“, fing sie an zu murmeln, wusste aber am Ende nicht wie sie sich ausdrücken sollte... also schwieg sie sich dazu lieber aus. Es war auch komisch, daran zu denken das sie ein Kind bekommen würde und das auch schon so bald... Vermutlich würde sie sich daran nie gewöhnen...

Als die Jüngere dann nach ihrem Fieber fühlte und anschließend meinte, sie wolle sich mit dem Kamin anlegen, schwenkte ihr Blick automatisch zu eben jenem.

Ihr Kopf legte sich in die Wiege, eine Braue hob sich und anschießend wandte sie ihren Blick wieder in das Gesicht vor sich. „Ich wette um meinen Yukata und meinen Pyjama, das du das nicht schaffst...“, sagte sie dann leise, aber so ernst, das man meinen konnte, sie legte wieder ihren üblichen humor und ihre lockere Art an den Tag.

Sie wollte damit sagen, das sie, wenn Natsuki es schaffen würde den Kamin zu entfachen, nicht nur sofort ihren Yukata ausziehen würde, sondern heute Nacht auch komplett ohne Pyjama schlafen würde... Das wäre zwar nicht sonderlich förderlich für das Fieber, aber sowohl Decke als auch Natsuki würden als Wärmequelle reichen. Sie ging ohnehin nicht davon aus, das Natsuki es schaffen würde, gegen den Kamin zu gewinnen... und Natsuki ging wohl auch nicht davon aus, dass Shizuru die Wette ernst meinte.
 

Ansatzweise schüttelte Natsuki den Kopf, als sich neue Bedenken in den Worten Shizurus formten. Die Arme hatte sie wieder zurückgezogen, ließ der Älteren etwas Freiraum zum atmen. Eine Hand fand jedoch schnell wieder den Weg zu einer Shizurus, schenkte dieser einen sanften Druck.

"Was auch passieren mag...ich bleibe an deiner Seite..", versicherte die Gakuenchou von neuen, behielt den Augenkontakt aufrecht. Immerhin hatte sie nun ja auch erfahren müssen, dass diese Kind, was Shizuru austrug, auf eine gewisse Art auch das ihre war. So seltsam es klang, so absurd schon, weil die beiden Frauen Otome waren, war es eine Tatsache, die nicht zu verleugnen war. Die Jüngere blinzelte erst kurz, breitete sich in der nächsten Sekunde schon ein schmunzeln aus, während sie der Wette und deren Einsatz lauschte.

"Nicht gerade viel Vertrauen in mich was?", eine Augenbraue hob sich amüsant, stupste Natsuki die Ältere dabei sanft in die Kissen zurück. "Lehn dich einfach zurück und genieß die Show...“, das Schmunzeln wurde etwas breiter, das Grün der Augen funkelte ein wenig selbstsicher. Natsuki konnte nicht wirklich abschätzen, ob sie die Wette ernst nehmen sollte. Das Angebot klang in ihren Ohren verlocken, auch wenn sie dass offen wohl niemals zugeben hätte. Vermutlich war dies sowieso nur einer Shizurus weiteren Scherzen, auch wenn diese wohl alles andere als zum Spaßen aufgelegt schien.

Im Nu hatte sich die Dunkelhaarige von der Couch erhoben, begab sich vorerst zu der Feuerstelle um diese etwas genauer zu inspizieren. Dabei fiel der Blick kurzzeitig auf den schwarzen Fleck davor, der vor einigen Tagen bei Shizurus kläglichen Versuch des Anfachens entstanden war. So wollte die Gakuenchou auf keinen Fall enden, der Russ würde ihr so leicht nicht den Sieg nehmen. Natsuki ging in die Knie versuchte sich nicht unbedingt jetzt schon am dreckigen Boden schmutzig zu machen, lehnte sich etwas weiter vor um den Inhalt des Kamins zu beäugen. Bei all dem Schwarz war es ziemlich unersichtlich, ob es sich um ein Stück Kohle oder nur angekokeltes Holz handelte. Beide Brauen zogen sich etwas zusammen, als sich die Jüngere die genauen Schritte Mais zu erinnern versuchte. Es sah alles so einfach aus, vielleicht lag es aber auch nur daran, weil Feuer das Element des Fire String Rubys war.

Mit dem Schürhaken zur Hand wurden erst einmal die großen Scheite beiseite geräumt, räumte die Gakuenchou einiges leicht brennbares Material an diese Stelle. Suchend schweiften die Augen umher, entdeckten dann schließlich auf dem kleinen Sims über dem Kamin etwas Passendes. Missgestimmt zog sich eine Braue nach unten, während ihr Blick zu Shizuru rüber fand.

„Sag bloß wir haben nichts besseres?“, murrte sie ungläubig, schüttelte die kleine Streichholzschachtel zwischen zwei Fingern um den Inhalt zu kontrollieren. Im Zeitalter der neusten Technologie war jenes Werkzeug wohl zu schlicht für die Jüngere, die den hohen Standard Garderobes gewohnt war. Sichtlich unzufrieden mit den Umständen, schob Natsuki die kleine Schachtel auf, ließ sich erneut neben dem Kamin nieder. Das erste Streichholz fand schnell zwischen ihren Fingern Platz, schob sie über die angeraute Fläche nur um mit einem leisen Knack in zwei zu brechen. Die Dunkelhaarige blinzelte kurz, nur leicht zuckte eine Augenbraue, ehe sie das kleine Holz gen Kamin warf. Ein Zweites erlag demselben Schicksal. Knirschend schob die Jüngere die Zähne übereinander, schnaufte frustriert über diese Lächerlichkeit.

„Gah verdammt was….“, setzte sie fluchend an, zog schon das nächste Hölzchen über die zündende Seite der Schachtel, dass zwar heil blieb allerdings wohl seinen Job als Streichholz verfehlt hatte und nicht zündete. Eine sanfte Röte hatte sich mittlerweile auf Natsukis Wangen ausgebreitet, das ganze war nicht nur peinlich sondern trieb sie langsam auch zur Weißglut. Ein erneuter Versuch, erneutes Fluchen und das kleine Feuer entflammte. „Geht doch….“, murrte Natsuki noch knapp warf dann auch schon das brennende Material in den Kamin. Alles in unmittelbarer Nähe fing sofort Feuer, kleine Äste fingen an zu verglühen, rauchten nach einer Weile mehr als wirklich zu brennen.

„Hah siehst du Feuer…!“, grinste die Jüngere schon triumphierend, dachte sich, dass dieser kleine Akt schon reichte. Sie schenkte Shizuru ein siegessicheres Lächeln, ehe sie sich wieder dem Kamin zu wand, in dem das angebliche Feuer immer kleiner zu werden schien. Panisch blinzelten die smaragdfarbene Augen, beugte sich Natsuki ein Stück weiter vor Richtung Kamin. „Wieso gehst du verdammtes Ding schon wieder aus..?!“, knurrte sie ungehalten, konnte nicht fassen, dass ihr die Flammen den Dienst verweigerten. Diese waren noch ein paar weitern Sekunden schon wieder erloschen, hatten alles Material in Asche verwandelt und nichts weiter als mehr Russ dagelassen.

Etwas ratlos ließ sich die Gakuenchou nach hinten ploppte, verschränkte die Arme vor der Brust, als sie trotzig ihren Gegner anblickte. Ein langer Atemzug folgte, der nachdenkliche Gesichtsausdruck wich einem Frustrierten. „Verdammt seien diese alten Erfindungen..!“ knurrte sie erneut den Kamin an, hatte noch nicht im geringsten Sinn sich geschlagen zu geben.
 

„Aa~...“, entkam es der Älteren zu erst protestierend, als sie von Natsuki nieder auf die Polster der Couch gestupst wurde und dann gesagt bekam, das sie folgende Show genießen sollte. Shizuru weitete leicht die Augen, als sie den bekannten Ausdruck des Ehrgeizes und der Selbstsicherheit in Natsukis Augen aufblitzen sah. Der Ausdruck, der die Otome schon vom ersten Tag an an Natsuki begeistert und fasziniert hatte... Noch nie zu vor hatte sie ein Mädchen getroffen gehabt, das etwas ähnliches in den Augen stehen hatte, wie die Jüngere... Und niemals, niemals hatte dieser Ausdruck in den petrolfarbenen Augen getäuscht...

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// „Natsuki, halt an!“, rief die junge Pearl Otome, war dabei Natsuki über alle möglichen Häuserdächer hinweg zu verfolgen.

„Aber Shizuru, diese Menschen brauchen unsere Hilfe!“, rechtfertigte sich die Jüngere, während sie am Himmel einige blitzartige Haken schlug, um ihrer Verfolgerin zu entkommen.

„Aber das entzieht sich unserem Aufgabenfeld! Miss Maria hat gesagt wir sollen sofort zurückkehren!“, versuchte die Ältere weiter auf ihren Schützling einzureden, auch wenn sie eigentlich wusste, das das sinnlos war...

Ruckartig hielt Natsuki in ihrem Flug inne und sah mit ihrem stechend entschlossenen Blick zu Shizuru, welche ebenso inne hielt und überrascht die Lippen voneinander trennte.

„Es ist mir egal was die alte Schabracke gesagt hat!! Die Feuerwehr ist viel zu langsam und wir müssen den Menschen helfen bevor das Gebäude einstürzt! Also hilfst du mir nun oder nicht?? Wir sind doch Freunde...“, sagte die dunkelhaarige coral Otome scharf.

Shizuru hob leicht die Brauen und blinzelte. Es war zwar unfair von Natsuki, das alles an ihrer Freundschaft festzumachen, doch sie konnte der Jüngeren ohnehin nichts abschlagen... Seufzend zuckte sie leicht mit den Schultern und lächelte dann. „Na schön... dann sollten wir uns aber beeilen..“, meinte Shizuru, erntete von Natsuki ein dankbares lächeln und dann schossen sie auch schon los um die Menschen aus dem brennenden Haus zu retten...

An diesem Abend widersetzten sie sich den Regeln der Akademie und retteten dabei 25 Menschen das Leben... Anschließend aber wurde Shizuru als verantwortliche vor den Länderrat und die Gakuenchou gerufen, um sich für das eigenmächtige Handeln ihres Schützlings zu rechtfertigen... Natsuki aber platzte irgendwann mitten in die Konferenz, baute sich ohne Angst vor dem Podeum auf und stellte die Sache richtig, nahm alle Schuld und die ganze Verantwortung für das geschehene auf sich... Diese entschlossenheit Natsukis, dieses furchtlose in ihren Augen, imponierte der Älteren in diesem Moment wie sonst nichts...

Beide kamen mit einer Strafarbeit davon.... //

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Eine ganze Weile hatte Shizuru die Versuche Natsukis nun mitangesehen, auch wenn sie nebenbei mehr in Gedanken und Erinnerungen geschwelgt hatte, sie hatte zumindest etwas von dem Feuer mitbekommen, welches kurz aufgelodert war, dann aber schon wieder erlosch...

Naja zumindest hatte sie mehr geschafft als Shizuru vor einigen Tagen. Sie hatte nicht mal ansatzweise etwas zum brennen gebracht und ein Feuer war ein Feuer, egal wie lang es gebrannt hatte. Sie nahm das mal als verlorene Wette hin...

Ein kurzes schließen der Augen, ein seichtes lächeln, dann erhob sie sich auch schon und zog an dem Band ihres Yukatas, woraufhin dieser in einem rauschen von ihrem Körper glitt und sich zu ihren Füßen anhäufte. Er legte ihren nackten Leib frei, mit welchem sie dann von hinten an Natsuki heran trat, in die Hocke ging und die Arme um sie schlang.

Sie positionierte ihren Kopf neben den der Jüngeren. „Lass gut sein, Natsuki... Ich wäre ohnehin dafür, das wir ins Bett gehen“, wisperte sie in das Ohr der Gakuenchou. Natürlich sprach sie nicht davon, sich schlafen zu legen, doch das Bett war warm, man konnte kuscheln, reden, fernsehen und sonstige Dinge wonach einem war...
 

Zwei Finger fuhren in üblicher Manier den Nasenrücken entlang, strichen die ansteigende Anspannung langsam wieder hinfort. Es war doch wirklich zum Verzweifeln, nicht einmal ein so einfaches Gerät brachte die Gakuenchou in Gang. Starr blickte das dunkle Grün in den Kamin, in dem nur noch einige Überreste vor sich hinrauchten. Der Blick wirkte schon beinahe so durchdringend, als ob sie mit jenem versuchte Feuer zu entfachen. Bei den vergeblichen Kampf mit dem Kamin, hatte Natsuki schon fast vergessen, dass sie Zuschauer hatte, kam ihr die Präsenz der Älteren erst jetzt wieder richtig in den Sinn. In einer Art war die Jüngere froh, dass sie noch keinerlei amüsierte Anmekrungen Shizurus über sich ergehen lassen musste, dies hätte das gekränkte Ego sicherlich nur noch mehr erniedrigt.

Erst das Rascheln von Stoff auf dem Boden, lenkte die Augen von der Feuerstelle ab, weiteten sich sich sogleich ein Stück, als sie den Grund des Geräusches erkannte. Nicht nur, dass Shizuru sich ohne weiteres ihrer Kleidung entledigt hatte, sondern auch der Fakt dass sie sich Natsuki näherte, löste die bekannte Röte auf den Wangen der jungen Gakuenchou aus.

"Shi-Shizuru? Was...?", stotterte die Dunkelhaarige, ehe sie schon die starken Arme um ihren eigenen Leib spürte. Ein kurzes Zittern durchfuhr ihre Glieder, als sie den leichten Druck von nackter Haut durch ihre Kleidung spürte, das Kitzeln des Atems an ihrem Ohr. Nur ein sachtes Nicken und ein schweres Schlucken waren die Antwort auf Shizurus Vorschlag, wenn es das war was die ältere Otome wollte, so würde sie dem nachkommen. Vorsichtig erhob sich Natsuki aus ihrer Position, löste sich ein wenig von den ergreifenden Armen hinter ihr. Fast schon scheu wand sie den Blick ab, während sie sich zu Shizuru drehte. Selbst wenn es nicht das erste Mal war, dass sie mit dem nackten Leib des Graceful Amethysten konfrontiert wurde, so fühlte es sich immer wieder danach an, Verlegenheit stand der Jüngeren deutlich ins Gesicht geschrieben. Es war nicht so, dass ihr der Anblick zuwider war, ganz im Gegenteil, aber Mai hatte in ihrer Vermutung schon Recht, dass die sture Otome manchmal noch etwas zu verklemmt wirkte.

"Baka...es war doch nicht mal ein richtiges Feuer...", murrte Natsuki leise, gestand damit schon selber die Niederlage ein, "...du solltest nicht...dein Fieber...und..". Stockend unterbrach die Jüngere den Redegang, war mit einige Schritten bei dem gefallenen Kleidungsstück am Boden. Dass Shizuru die Wette einfach etwas ernster als sie genommen hatte, wäre ihr nicht in den Sinn gekommen, vor allem, weil sich bis eben noch das Thema um neues Leben und Tod gedreht hatte. Doch vielleicht war das gar nich so übel, dass Shizuru sich auf eine Art gehen lassen konnte, ablenken von den schwierigen Sachen, mit denen sie die nächsten 3 Monate noch zu kämpfen hatte. Behutsam bedeckte sie Shizurus Schultern mit dem Stoff, schlang mit ihm die Arme nach vorne zum Bauch der Älteren, zog das Band nur etwas notbedürftig zusammen.

"Ich mache mir so doch schon genug Sorgen..", wisperte sie leise in das Ohr, ließ ruhig den besorgten Klang hervordringen. Ohne zu zögern, hatte die Gakuenchou die Arme sicher um Shizurus Leib geschlungen, sie in diese hochgehoben. Wie ein Bräutigam seine Braut über die Schwelle zu tragen pflegte, so trug Natsuki die älter Otome nun hoch ins Schlafzimmer. Es war ihr in dem Sinne egal was Shizuru darüber dachte, jene war schließlich immer noch nicht wieder ganz fit und sollte sich schonen. Die Tür war mit dem Fuß schnell aufgestoßen und geschlossen, setzte sie Shizuru im nächsten Moment sanft auf dem großen Bett ab. Zum Schlafen war die Jüngere auch noch nicht aufgelegt, hatte jedoch auch nicht dass Gefühl, dass Shizuru jenes im Sinn hatte.

"Unter die Decke mit dir..!", befahl die Dunkelhaarige strikt, doch trotz des angebliche strengen Ton, blickten die grünen Augen eher bittend. "Ich zieh mir nur etwas bequemeres an..", wand sich die Gakuenchou mit den Worten schon rüber zum Kleiderschrank. Mais Kleidung war nicht unbequem, aber sie fühlte sich einfach wohler in Dingen, die sie ihr Eigen nennen konnte. Ein entsprechender Pyjama für die folgende Nacht schien wohl die passenste Wahl zu sein. Verschwand Natsuki damit kurzerhand im Bad um sich umzuziehen, kehrte aber schon wenige Momente wieder zurück ins Schlafzimmer. Etwas unbeholfen stand sie erst im Raum rum, ehe sie sich zu Shizuru auf das Bett gesellte ein wenig auf sie zukrabbelte um schließlich wie ein Hund vor seinem Herrchen sitzen zu bleiben.

"Möchtest du dich etwas ausruhen oder...", hakte die Gakuenchou zögerlich nach, konnte schließlich nicht erahnen, was die Ältere nun am liebsten anstellen wollte. "Wir können auch also....einfach auch reden...wenn du dich wohl genug fühlst...", eine Hand fand ihren Weg an den Hinterkopf, strich etwas unsicher durch das dunkle Haar, ehe sie sich auf die Bettdecke legte und dort gleich etwas im feinen Stoff verkrallte.
 

Shizuru ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Zwar war sie nackt, doch das machte ihr selbst viel weniger aus als Natsuki.. Sie behielt ihr typisch beständiges Lächeln aufrecht und erhob sich schließlich, als auch die Jüngere es tat.

Ein blinzeln offenbarte den Rubin, als Natsuki ihr den Yukata schon wieder über die Schultern gelegt hatte, ihn geschlossen und sie dann auch noch hoch auf die Arme genommen hatte. Erschrocken umschlangen ihre Arme sofort den Nacken der Gakuenchou, an welchem sie sich dann festhielt und sie ansah. Es war ein wenig eigenartig... Immerhin war es sonst immer ihr Job gewesen, Natsuki herum zu tragen wenn sie etwas hatte... oder wortwörtlich auf den Arm zu nehmen.

„Du musst dir um mich keine Sorgen machen... Ich... bin okay“, meinte sie dann nur, schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln und ließ sich dann widerstandslos ins Bett verfrachten, unter dessen Decke sie dann sofort schlüpfte. Da der Yukata aber nur notdürftig zugezogen war, klaffte er sofort wieder auf, doch das wusste sie durch die Bettdecke zu verdecken...

Man hatte lediglich eine tiefere Einsicht auf ihren Ausschnitt.

Die weiche Matratze tat sofort ihre Wirkung an den abgekämpften Gliedern der Otome, ließ diese sich entspannen und beruhigen...

Ihre Augenlider sanken kurz gänzlich hinab, verbargen den erschöpften Rubin dahinter, welcher sich aber sogleich wieder freilegte, als Natsuki verkündete das sie sich umziehen ginge... Shizuru nickte, zog aber etwas die Brauen zusammen...

Sie war nicht sonderlich scharf darauf alleine zu sein, nicht einmal für 5 Minuten oder weniger... Was sie jetzt brauchte war Nähe, aber nicht nur irgendeine, sondern die der Gakuenchou... Doch vermutlich würde selbst Shizuru ihr das so nicht sagen... sich nicht eingestehen, das sie schwach und verzweifelt war...

Seufzend ließ sie den Kopf etwas nach vorne kippen, berührte nun mit ihrem Kinn ihre Schlüsselbeine...

Ihr Kopf war voller Gedanken... aber gleich so voll, das er eigentlich schon wieder leer war und sie keinen der vielen Gedanken einzeln packen und verarbeiten konnte.

Sich eigentlich auf eine längere zeitspanne eingestellt, kam Natsuki dann nach kurzem aber schon wieder zurück und krabbelte zu ihr aufs Bett.

Shizuru hob sofort den Blick und blinzelte als sie sah, was sich ihr da für ein niedliches Bild bot.

Ein kurzes schlucken, dann musste sie lächeln und breitete leicht die Arme nach ihr aus, ehe sie sich vorbeugte und Natsuki zu sich heran zog, deren kopf an ihrer Brust platzierte....

„Was ich möchte bist du.. sonst nichts... Solang ich das hab ist alles in Ordnung...“, raunte sie leise.
 

Das gewohnte Lächeln, die Arme die sich sogleich nach ihr ausstreckten, reichten wohl volllkommen aus um der Jüngeren die entsprechende Antwort zu liefern. Willenlos ließ sie sich an den Körper der Älteren ziehen, bettete den Kopf vorerst an die Position, die Shizuru gewählt hatte. Ein kurzes Schlucken verdrängte die aufsteigende Hitze in ihren Wangen, war die Nähe schließlich auch etwas was sich die junge Gakuenchou wünschte, gab es so keinerlei Grund verlegen zu sein. Die Augen schlugen kurz nieder als Natsuki die leisen Worte vernahm, das Herzklopfen und eine Wärme verspürte die sich auf Grund derer sofort in ihr breit machte. Sachte zuckte ein Mundwinkel, ehe sich die Lippen zu einem warmen Lächeln formten.

"Du hast mich....Shizuru..", versicherte die Dunkelhaarige leise, legte währenddessen einen Arm schützen um den Bauch der älteren Otome. Ihren Körper selbst schob sie noch ein Stück hoch, dass es letzlich möglich war das Gesicht in der einladenden Halsbeuge vergraben zu können. In tiefen Züge atmete Natsuki ein, spürte wie sehr auch sie diese Nähe brauchte. Erneut sanken die Lider träge, versteckten die matten Smaragde. Die vorherige Müdigkeit nahm schneller wieder zu, als die junge Otome gerechnet hatte, der Sturm hatte einfach zuviel an ihren Kräfte gezehrt. Dennoch war Natsuki immer noch nicht gewillt sich dieser zu übergeben, viel zu wichtig erschien es ihr wach zu bleiben, über Shizuru zu wachen, anstatt anders herum.

Gedankenverloren strich die Hand am Bauch der Älteren kleine Kreise, legte sich dann schließlich auf dem Unterleib ab. Ob sie dort schon bald das kleine Leben spüren konnte? Es deutlich sehen konnte, anhand des wachsenden Bauchs? Zaghaft machte sich ein Schmunzeln breit, es war gewiss eine ungewöhnliche Vorstellung den Graceful Amethysten mit einem solchen Vorbau erleben zu dürfen. Ihr Kind...es klang immer noch so unvorstellbar, würde es wohl auch bis zu dem Zeitpunkt bleiben, bis sie das Neugeborene leibhaftig vor ihren Augen sah. Langsam hob Natsuki den Kopf an, stützte ihn mit der freien Hand und angewinkeltem Arm ab. Der Blick glitt schnell in das Gesicht der Älteren, suchte den roten Schimmer, der ihr zu jeder Zeit den Gemütszustand Shizuru verraten konnte. Viele konnten den Blick in den undurchschaubaren Augen nicht entziffern, der Gakuenchou allerdings war dies vergönnt.

"Weißt du....ich bin...ich bin froh, dass es meine Gene sind..", murrte Natsuki sanft, wurde leiser zum Schluss, wand den Blick einen Moment scheu ab. Sie wusste immer noch nicht genau was Shizuru von der Sache hielt, außer, dass es natürlich ein riesen Schock an sich war. Lieber ihre Gene als die eines fremden Wesen...
 

Als die Ältere Natsuki in ihre Arme schließen durfte, fiel ihr ein riesiger Stein vom Herzen und ein Gefühl von Sicherheit keimte in ihr auf, allerdings nur in der Form einer zarten Knospe, die jederzeit wieder zertreten werden könnte..

Auch die Worte Natsukis, das Shizuru sie sicher habe, beruhigten sie auf eine gewisse Art und Weise. Sie atmete erleichtert einmal tief ein und drückte die Jüngere dann etwas fester an sich, nachdem diese mit ihrem Kopf hoch an ihre halsbeuge gerutscht war.

Shizuru vergrub ihre Nase in dem dunklen Haar und sog dessen Duft tief ein... Sie liebte diesen Geruch über alles und er war etwas, der immer beständig, immer gleich war und immer wenn ihr dieser in die Nase stieg wusste sie, dass Natsuki in ihrer Nähe war... Dieser Gedanke bereitete ihrem Herzen jedes mal ein warmes Gefühl...

Ihre Augen schlossen sich für einen Moment, gönnten sich etwas Ruhe, wobei Shizuru einige Gedankengänge verfolgte. Sie überlegte sich gerade, was sie tun würde, wenn Natsuki nicht ihr 'gehören' würde... Wenn die Gakuenchou vielleicht sogar eine andere herzdame hatte... Würde sie das ignorieren können? Würde sie dennoch weiter den Dienst an Natsukis Seite ohne Zwischenfälle antreten können? Professionell sein?... Oder würde sie Garderobe verlassen? Könnte sie das überhaupt? Immerhin war sie schon immer eine Otome und nie etwas anderes gewesen... Was würde sie dann tun? Vielleicht würde sie sich ja auch versetzen lassen, um nicht mehr so oft in Natsukis Nähe sein zu müssen... Doch warum machte sie sich darüber nun Gedanken? Natsuki war hier, hier bei ihr und das zählte... nur der jetzige Moment war von belang, sonst nichts...

Sie schlug die Augen wieder auf, als die Gakuenchou begonnen hatte zarte Kreise auf ihrem Bauch zu ziehen. Ein Lächeln beschlich ihre Lippen, aber nicht nur weil das ein leichtes Kribbeln in ihr auslöste, sondern auch weil es sich jetzt schon so familiär anfühlte.... Aber dürfte sie überhaupt so darüber denken? Es Familie nennen? Was wenn Natsuki da anders drüber dachte? Wenn sie das Kind nicht akzeptieren würde?... Was wenn sie Shizuru am Ende deswegen doch meiden würde?... Erneut zogen sich besorgt ihre Brauen zusammen und verkündeten, das sie von Selbstzweifeln nur so zerfressen war...

Schließlich rang sie sich ein niedergeschlagenes Seufzen ab... Was würde das alles denn noch für Probleme mit sich bringen? Mit einem dicken Bauch würde sie sich sicherlich nicht mehr materialisieren können... Und vermutlich wäre das auch nicht gut für das Kind weil das nur unnötig die Nanomaschinen in Gang bringen würde... Vielleicht war das ja schädlich für das Kind... So ein ärger aber auch... Nun hatte sie den Amethysten schon wieder und musste nun fürchten, ihn zu benutzen...

Als Natsuki dann aber den Kopf hob und ihr verkündete, das sie froh darüber war, das ihre Gene mit im spiel waren, schlugen ihre Augen blitzschnell auf und legten den überraschten Rubin frei.

Ungläubig starrte sie in das liebliche Gesicht der Gakuenchou, welche kurz etwas peinlich berührt den blick abwandte...

„Wi... Wirklich?“, fragte sie dann leise, traute sich diese frage kaum zu stellen, „Aber... du weißt schon... das 'wir' dann ein Kind haben werden.. Also... du und ich...und...?“.

Das so auszusprechen fühlte sich irgendwie eigenartig an. Eine zarte Röte beschlich ihre Wangen, veranlasste sie dazu, den Blick etwas zu senken.
 

Ein dezentes Räuspern verließ die Kehle der Jüngeren ehe sie zu einem zaghaften Nicken ansetzte. Den Körper drückte Natsuki währenddessen etwas mehr hoch, setzte sich erneut auf, brachte so Abstand zwischen sich und Shizuru. Dieses Thema war zu heikel um es im Halbschlaf zu diskutieren, in den sie vermutlich bald gefallen wäre, wenn sie die bequeme Position beibehalten hätte. Ein schweres Schlucken bewegte ihre Kehle, die Augen waren bis zu dem Zeitpunkt abgewandt, wagten es nicht den rubinartigen Schimmer einzufangen.

"Das weiß ich...", erhob die Gakuenchou schließlich in einem ruhigen Murmeln die Stimme, führte aus reiner Gewohnheit zwei Finger an den Nasenrücken um diesen einen Moment entlang zu streichen. Es war gewiss ein ungewohnter Gedanke, aber Shizurus Worte, so absurd sie auch klangen, entsprachen der Wahrheit. Sie würden beide wirklich ein Kind haben, ein gemeinsames Kind, das in einer Art auch wirklich von beiden Frauen abstammen würde. Niemals hatte sich Natsuki in ihrem Leben vorgestellt einmal Mutter zu werden, auch wenn es in diesem Falle wohl nicht auf direktem Wege war, so war der Ausdruck wohl noch am zutreffensten.

Sie hatte eine Laufbahn als Otome angesteuert, Gakuenchou von Garderobe, einer der 5 Columns, wie sollte da also jetzt plötzlich ein Kind reinpassen? Die Jüngere konnte sich nicht einmal in solch einer elterlichen Rolle vorstellen, war sie dem überhaupt gewachsen? Natürlich drehte sich ihre Arbeit um das Lehren junger Menschen, dennoch war sie niemals wirklich in diese Erziehung mit verwickelt. Sie war schließlich keine Lehrkraft der Schule, sondern das Oberhaupt selber, verbrachte mehr Zeit im Büro als bei den Anwärterinnen. Ein leises Seufzen drang über die schmalen Lippen, ehe Natsuki der Älteren den Blick wieder zu wand, eine Hand mit derer Shizurus verlinkte.

„Ich bin sicherlich….also nicht sonderlich geeignet dafür aber…“, sanft drückte die Dunkelhaarige die Hand in ihrer eigenen, „…ich lass dich nicht allein…ich hab mich noch nie vor Verantwortung entzogen…die Sache ist nicht anders…“ Die Festigkeit in der Stimme Natsukis zeugte davon wie Ernst ihr die Worte waren, wie wichtig das Versprechen sein sollte. Nichts hatte sie bisher so erschüttern können von Shizurus Seite zu weichen, nichts würde dies in Zukunft wagen, selbst nicht die anbauende Angst in ihrer Rolle doch zu versagen. Für Shizuru und für das ungeborene Kind würde sie auch diese Hürde überwinden, über den eigenen Schatten springen, falls es das verlangte.

„Natürlich bringt das einige Veränderungen mit sich….“, der Kopf legte sich leicht in die Wiege, die Stirn runzelte sich für einen Moment nachdenklich. Einige Veränderungen waren wohl noch etwas untertrieben, jedoch konnte Natsuki es nicht zulassen dass jene sie in ihrer Arbeit einschränkten. „Doch ich denke, zusammen können wir etwas Entsprechendes erarbeiten….was meinst du?“, ein sachtes Lächeln umspielte die Lippen der Gakuenchou, der Ausdruck in dem dunklen Augen wurde sanfter.

Langsam lehnte sich die Jüngere wieder vor, krabbelte näher an den warmen Körper heran, bis ihre Stirn an die Shizurus lehnte. Die Augen schlossen sich langsam, das Lächeln blieb beständig auf dem Gesicht. „Ich brauche dich in meinem Leben….mehr als ich bisher zugegeben habe…“, wisperte Natsuki atemlos, schluckte erneut, ehe die Augen einen Spalt aufschlugen, sich in dem roten Schein vor ihr verloren.
 

Shizuru wandte ihren Blick wieder an die Jüngere, lauschte ihren Worten gebannt und man erkannte an dem glitzern ihrer Augen, das sie einige der Worte doch rege anrührten und sie etwas an sich halten musste, um das nicht bemerkbar werden zu lassen... Auch wenn sie natürlich jedes Verständnis dafür bekommen hätte, wenn sie jetzt in Tränen ausbrechen würde.. immerhin war das eine enorme Belastung und das sowohl physisch als auch psychisch.

Dennoch hielt sie an sich, wollte nicht schon wieder der Schwäche verfallen... Ändern würde das nämlich sowie so nichts. Es war wie es war, auch wenn es mehr als unglaublich klang, das da etwas in ihr heran wuchs, das nicht nur von ihr sondern auch von Natsuki war... Ein kleines Wesen, ein neues Leben... basierend auf den Genen zweier Frauen... Das war wirklich unglaublich, aber wahr. Nun galt es, das zu verdauen und damit irgendwie klar zu kommen, damit die Schwangerschaft nicht seelisch beeinträchtigt werden würde... Es käme dem Kind sicher nicht zu gute, wenn sich die Mutter seelisch so kaputt macht und zerfrisst, das sie labil wird... Shizuru musste jetzt wirklich auf sich acht geben und das nicht nur um ihr eigenes Wohl... Aber das sage man mal einer so selbstlosen Frau wie ihr...

Die Ältere hob eine Hand, legte diese auf der Wange der Gakuenchou ab und strich behutsam mit dem Daumen über die zarte Haut.

„Ich halte dich für sehr geeignet...“, raunte sie dann hauch zart, beinahe so leise das man es kaum verstehen konnte. Sie konnte das einfach mit Sicherheit behaupten. Keiner kannte Natsuki so, wie Shizuru es tat. Jeder kannte nur die strenge, eiserne Gakuenchou... Keiner kannte die Seite Natsukis, der man ohne weiteres ein Kind anvertrauen würde.. Die liebevolle Art, die ständige Sorge um das Wohl ihrer Schülerinnern und der Stadt zu den Füßen der Akademie... der Mut, ohne weiteres für ihre Heimat in den Tod zu ziehen... Das alles waren Eigenschaften, die es durchaus erlauben würden, die Gakuenchou zur Mutter zu machen...

„Einige Veränderungen?“, wiederholte Shizuru, musste über die Absurdität sachte schmunzeln, „einige ist gut... wohl eher sehr viele..“

Wenn Shizuru so darüber nachdachte, waren das wirklich viele... Sie würden wohl zusammen in ein Quartier ziehen müssen, wovon sie überhaupt nicht wusste, ob Natsuki das auf Dauer mit ihr aushalten würde... Sie würden sich überlegen müssen, wie man das alles dem Rat und der Akademie selber klar macht.. Sie müssten dutzende Kindersachen ran schaffen, das Quartier komplett kindgerecht umgestalten... Was würde wohl Miss Maria dazu sagen???

Bei dem Gedanken lief es der Third Pillar eiskalt den Rücken runter... Was wenn Shizuru in den Augen aller plötzlich eine Schande wäre? Wenn sie es nicht mehr verdiente, sich eine Otome zu nennen? Was wenn keiner glaubte, das das Kind ohne Mann zustande gekommen war?? Was wenn alle denken würde, das das mit dem Y-Chromosom alles nur eine Lüge war??

Sie zog leicht die Brauen zusammen und senkte betroffen den Kopf... das war wirklich zu viel für ihr Hirn, für ihre Nerven...

Ein schlucken, ein kurzes zusammenreißen, dann hob sie den Blick, als Natsuki ihre Stirn gerade vor an ihre lehnte.

Ihr Herz tat einen Hüpfer, war froh über die emotionale Stütze der Jüngeren...

„Natsuki...“, wisperte sie leise, streichelte ihr dabei weiter über die Wange, während sich ihre Augen förmlich zu einer Farbe verschmolzen, so wie sie sich ansahen...

Schließlicht neigte sie den Kopf dann etwas vor, zog das Kinn der Jüngeren etwas zu sich heran und hauchte ihr dann einen zarten Kuss auf die Lippen.
 

Das leise Wispern, die sanfte Berührung der Wange reichte um Natsuki in den lieblichen Bann der Älteren zu ziehen. Der Blick versank in den dunklen Rot, hielt nicht länger stand, ließ die Lider wieder langsam sinken. Das Gesicht neigte die Jüngere etwas entgegen, genoss die warme Liebkosung, die ihr ohne zu Fragen zugeteilt wurde. Die zarten Lippen glichen einem Luftzug, so unschuldig dennoch voller Liebe. Scheu presste Natsuki die ihren auf Shizuru, kam dem Kuss nur allzu gerne entgegen.

Es war wohl eine Geste, die beide in diesem Moment brauchten, die Nähe nicht nur durch Worte teilen sondern auch durch Taten sprechen lassen. Dennoch blieb der Kuss auf einer angemessenen Ebene, angeschlagene Emotionen waren wohl auf beiden Seiten vorhanden, da war ein Chaos an weiteren Gefühlen vielleicht nicht gerade das Beste. Zaghaft und langsam setzte die Gakuenchou die Liebkosung fort, hob selber eine Hand an die Wange der Ältere um sie dort an der weichen Haut abzulegen, weiter voran zuschieben bis die Finger sich im Haaransatz vergruben. Der Körper schmiegte sich willenlos näher heran, drängte innerlich nach mehr, auch wenn der Verstand andrer Meinung war.

Erst nachdem einige Zeit verstrichen war, löste die Dunkelhaarige den Kuss, lehnte von neuem die Stirn gegen die vor sich. Der Atem war mit einigen Zügen schnell wieder kontrolliert, ein zartes Rosa zeigte sich auf den Wangen der Jüngeren. Sanft zeichnete sich ein Lächeln ab, wirkte selbst jetzt noch etwas unsicher, auch wenn es dafür keinen ersichtlichen Grund gab. Die Intimität fühlte sich schon längst nicht mehr so fremd wie vor ein paar Tagen an, machte eher regelrecht süchtig nach mehr.

"Ich bin dir noch eine Menge an Erklärung schuldig....", gab Natsuki fast schon kleinlaut von sich, blinzelte leicht ehe sie den Kopf langsam wieder in die Halsbeuge der Älteren fallen ließ, "...aber vorerst solltest du dich wohl wirklich besser ausruhen." Sie wollte das Thema nicht ausschweigen, stand Shizurus Wohlergeben jedoch an erste Stelle, nun mehr denn je. Und nicht nur das Wohl der älteren Otome, sondern nun auch das des Kindes.

"Morgen ist auch noch ein Tag und außerdem…..will ich schließlich nicht, dass es euch schlecht geht…“, ein müdes Murmeln, fast schon spezifisch ausgewählte Worte, die jedoch eher unbewusst über die Lippen drangen es Shizuru aber unmöglich machen sollten dieses Angebot abzuschlagen. Die Lippen legten sich kurz an den warmen Hals, einen Arm hatte Natsuki wieder schützend um den Körper der Älteren geschlungen. Wie ein wachender Hund würde sie auf die Personen, die ihr am wichtigsten waren, Acht geben.

„Aber…keine Sorge…ich pass schon auf dich auf….“, erklang es immer unverständlicher von der Jüngeren her. Wirkte diese Aussage ziemlich absurd, wenn man betrachtete, dass Natsuki eher gerade die jenige war, die gen Traumland abdriftete und mehr als schutzlos wirkte. So eisern der Wille der Gakuenchou auch war, konnte er doch gegen manch menschliche Bedürfnisse nichts ausrichten.
 

Nach dem der Kuss gelöst war, schlug Shizuru die Augen wieder auf und blickte in das Gesicht direkt vor sich. Sie schluckte, wirkte ein wenig verklärt, zog die Arme dann aber enger um Natsukis Leib, als diese sich wieder an ihre Halsbeuge schmiegte.

„Du... du schuldest mir gar nichts... Alles zu gegebener Zeit...“, raunte sie leise, strich der Jüngeren dabei durch das lange, dunkle Haar.

Als Natsuki dann kurz ihre Lippen auf dem Hals ablegte, überzog ihren Körper eine Gänsehaut, ließ sie kurz erschaudern. Die Arme zogen sich noch etwas fester um sie, zogen nach einem Augenblick aber auch schon die Decke hinauf, immerhin lag Natsuki noch immer auf der Decke und sie wollte nicht, das sie friert.

Nachdem dann beide endlich unter der Decke lagen, eng umschlungen, senkte die Ältere ihre Augen auf Halbmast und setzte ein zufriedenes Lächeln auf, als Natsuki schon anfing mit Shizuru in der Mehrzahl zu sprechen... Zwar fühlte sich diese Gewissheit seltsam an, doch sie würde sich schon daran gewöhnen... und für Zweifel war keine Zeit, dafür würde die Schwangerschaft viel zu schnell von statten gehen..

„Nein... ich pass auf dich auf...“, hauchte sie dann gegen das seidige Haar der Gakuenchou und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Es war so, es würde immer so bleiben. Shizuru sah sich, im range der Third Pillar, als persönliche Leibwache der Gakuenchou, selbst wenn diese durchaus in der Lage dazu war sich selbst zu helfen... Shizuru würde sie immer beschützen und das würde sich niemals ändern... komme was wolle. Wenn sie jetzt etwas vorsichtiger sein würde, dann wäre das zum Schutz des gemeinsamen Kindes und nicht um ihrer selbst willen...

Sie lag noch eine ganze Weile wach und machte sich Gedanken... Währenddessen strich sie abwesend immer wieder durch das Haar Natsukis, vermittelte ihr somit stetige Nähe und ruhe.. Erst knapp eine Stunde später, ergab sich dann auch die Ältere dem Schlaf und drimmselte weg...

Die Nach verlief ruhig und traumlos. Nichts schien die beiden stören zu können... FAST nichts... denn gegen Morgen überkam die Third Pillar plötzlich eine Übelkeit, die sich gewaschen hatte... Sie schlug panisch die Augen auf, löste sich ruckartig von Natsuki und stürzte dann sofort in das bad, um vor dem Klo auf die Knie zu fallen und sich zu übergeben als gäbe es kein Morgen mehr...

Sie fühlte sich, als müsste alles aus ihrem Körper raus, was drin war, inklusive ihrer Innereien natürlich...

Mit den Händen umfing sie etwas verzweifelt die Klobrille und lehnte dann ihre Stirn dagegen... na das fing ja großartig an... wirklich großartig... Seufzend schloss sie die Augen und nickte dann sogar, vor dem Klo kniend, noch mal kurz ein... Ihr Körper war wirklich komplett am Ende seiner Kräfte, und das obwohl der diese mehr als nötig brauchte...
 

Der sachte Luftzug der Decke, als sie über die beiden Frauen fiel, erreichte Natsuki schon fast gar nicht mehr. Zu bequem war die Position, zu erschöpft waren die Glieder um sich auch nur von irgendetwas länger stören zu lassen. Das warme Gefühl, das die innige Umarmung auslöste, wusch bald schon jeglichen Gedanken hinfort, driftete die Jüngere schnell schon in einen ruhigen Schlaf ab. Die Arme blieben beständig um den Körper der älteren Otome geschlungen auch dann noch als der Morgen hinein brach. Es erschien fast so als ob ihr Körper selbst im unbewussten Zustand sich keinesfalls von dem Shizurus trennen wollte. Instinktiv reagierte er auf die kleinste Veränderung und Bewegung, passte sich dementsprechend an.

So verspürte die Gakuenchou natürlich auch den überraschenden Ruck, mit dem die Ältere das Bett so unliebsam verließ. Feine Brauen zogen sich zusammen, fühlte sich die Dunkelhaarige sofort im Schlaf gestört, war drum und dran aufzuwachen.

"Shizuru...?", kam ein müdes Murmeln über kaum geöffnete Lippen, die Augen blieben weiterhin fest verschlossen. Etwas tapsig tastete die Gakuenchou nach ihrer Wärmequelle, fand nur den Decke und Kissen unter ihrer Hand wieder. Finger verkrallten sich sogleich in dem weichen Bezug der Matratze, jadefarbene Augen schlugen langsam auf, blinzelten leicht schlaftrunken. Der Kopf hob sich wenige Sekunden später, blickte sich Natsuki nun auch suchend im Schlafzimmer umher.

"Shizuru...?", die Stimme war fester, gleich etwas besorgter, die Ältere nicht in unmittelbare Nähe vorzufinden, beunruhigte schon in einem gewissen Sinne. Langsam drückte sich die Jüngere aus der Matratze hoch, stützte sich mit einer Hand nach hinten ab, während die andere sich in ihrem dunklen Haar vergrub, es etwas nach hinten strich. Die Decke war schnell zurück geschlagen, barg nun auch nicht mehr viel Wärme, jetzt wo Shizuru nicht mehr bei ihr war. Die ersten Schritte wirkten etwas unkoordiniert, selbst wenn die Gakuenchou sonst ein reger Morgenmensch war, fühlte sie sich in der Umgebung immer mehr zum Faulenzen hingezogen. Wann war ihr so etwas auch schon mal gegönnt solch Freiheiten zu genießen.

Die nur halb geschlossene Badtür wirkte schon alarmieren genug, eilte die Jüngere schon hinüber, schob die Tür ein Stück weiter auf um hineinlugen zu können. „Shizuru..?!“, wisperte sie im besorgten Ton, entdeckte die anmutige Otome schließlich wie ein Häufchen Elend vor der Toilette hockend. Augenbrauen zeigten ihren Missmut, während sie sich Shizuru näherte, selber dann in die Hocke ging um eine Hand vorsichtig auf dem Rücken der Älteren nieder zu lassen.

„Hey Shizuru…“, murmelte Natsuki leise wollte schon zu weiteren Worten ansetzen, merkte dann aber, dass jene wohl sinnlos waren. Etwas in Gedanken schüttelte die Gakuenchou den Kopf, wo sollte das alles nur hinführen, wenn die Shizuru die Kraft schon nach so etwas verließ. Behutsam legten sich die Arme um den schwachen Körper, hoben ihn hoch. Schützend zog Natsuki die Arme noch etwas enger, trug sie den Graceful Amethysten ohne Umschweife zurück ins Bett. Die Decke hüllte den ausgekühlten Körper schnell wieder ein, ehe die Jüngere sich auf der Bettkante niederließ, Shizuru eine Weile einfach nur betrachtete. An Schlaf konnte sie nun selber nicht mehr denken, auch wenn es noch ziemlich früh am Morgen war. Etwas räkelten streckte Natsuki ihren Körper, erhob sich dann schließlich um hinunter in die Küche zu gehen.

Nach einigen Handgriffen hatte sie auch schon einen Tee aufgesetzt, war dies zwar nicht ihr Aufgabenfeld, dennoch war es vielleicht eine gute Maßnahme um Shizuru mit der Übelkeit zu helfen. Tassen auf dem kleinen Tablett platziert, trat die Jüngere den Weg nach oben schon wieder über die Treppe an, stellte es im Schlafzimmer angekommen auf den am Bett angrenzenden Nachttisch.

„Shizuru…“, hauchte Natsuki leise, schnappte sich eine der dampfenden Tasse und krabbelte auf das Bett um sich der Älteren zu nähern. „Ich hab versucht Tee zu machen…“, ein zaghaftes schmunzeln bildete sich, hoffe die Gakuenchou selber, dass es nicht allzu schlimm schmeckte. Es war immerhin nur Tee, was sollte man da falsch machen, wenn man Shizuru Technik allerdings betrachtet, war das schon was ganz anderes.
 

- -

// „Weißt du was toll ist, am Otome sein, Shizuru?“

„Nein, was denn?“

„Keine nervtötenden Kerle, die dich rumkriegen wollen...“

Die Ältere Otome musste leise auflachen, blickte dann aber wieder auf die junge Natsuki, welche neben ihr in der Wiese lag.

„Aber Otome sind sehr gefragt.. Ich schätze das macht eine solche als noch gefragter als ohnehin schon und wenn du erst Gakuenchou bist, wirst du dich vor Verehrern gar nicht mehr retten können..“, meinte sie mit einem dezenten schmunzeln und sah sie vorwitzig an.

Natsuki schnaubte, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah dann zur Seite. „So wie bei dir? Aber deine Verehrer sind sowohl männlich als auch weiblich... Wobei die männlichen vor den Toren Garderobes sind und die weiblichen hier direkt auf dem Campus..“, nuschelte sie.

Shizurus grinsen wurde eine Spur breiter, während sie sich über die Jüngere beugte.

„Hör ich da etwa eine Spur Eifersucht rausklingen?“

„W-was?“, fragte Natsuki empört, wurde Rot wie eine Tomate und als sie sich ruckartig aufsetzte, donnert sie mit der Stirn gegen die der Älteren. Bei rieben sich den nun schmerzenden Körperteil. „Warum...zum Teufel sollte ich denn eifersüchtig sein? So ein unsinn!“, murrte Natsuki energisch und erhob sich dann auf ihre Beine, um ihr Kleidchen abzuklopfen, „wir sollten jetzt zum Training gehen!“. Kaum gesagt, war sie auch schon los gelaufen.

Shizuru lachte leise und erhob sich dann, um ihr nach zu laufen. „Ara~.... warte, Natsuki!“ //

- - -
 

Den ruck, der durch das hoch heben in Natsukis Arme entstand, spürte die Ältere zwar etwas neben sich, doch brachte es sie nicht dazu die Augen wieder aufzuschlagen, welche schon wieder so müde zugefallen waren wie Schleusentore...

Automatisch schlangen sich die Arme um den Nacken Natsukis, wollten diese auch erst gar nicht loslassen, als sie schon wieder das Bett unter sich hatte...

Letztlich verließ ihre Arme dann aber doch die Kraft und lösten sich von der Jüngeren, ehe diese dann nach unten lief, um sich an den Versuch zu wagen, Tee zu kochen.

Shizuru neigte den Kopf zur Seite und nutzte den Moment, um noch etwas zu ruhen, was einem halbschlaf ähnlich war.

Erst als Natsuki dann wieder zurück ins Zimmer kam und auf das Bett krabbelte, schlugen die lider wieder auf und legten den Matt glänzenden Rubin wieder frei, welcher die Jünger sofort wieder im Blick aufnahm.

Der Anblick entlockte ihr ein Lächeln, ließ ihre Augen dann auf das Gebräu wandern.

„Dann... lass mich mal probieren...“, meinte sie mit einem zarten lächeln auf den Lippen und nahm dann die tasse entgegen, um von dem Versuch zu kosten. Ein Schluck wanderte ihre Rachen hinab, entfaltete sich auf ihrer Zunge...

„Nicht übel...“, kommentierte sie das dann und sah Natsuki wieder an, „wie hast du geschlafen?“.

Doch schon als sie den nächsten Schluck nehmen wollte, tat es einen Rausch, und wieder standen da diese beiden Brüder im Zimmer und lehnten sich gegen die Bettpfosten, als wären sie hier zu Hause. Würde das denn nie mehr aufhören?

„Dann wisst ihr es nun also...“, merkte Zen mit einem kalten Schmunzeln an, warf dabei einen Blick auf den Bauch Shizurus.

So wie sie da aber an dem Bett lehnten, mit verschränkten Armen, waren sie nicht hier, um zu kämpfen...
 

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zwar wieder nicht so lang wie die anderen, aber das tuts auch ;) also schön am ball bleiben

Ein Ultimatum zwischen Strand und Sonne

Nachdem Shizuru ihr die Tasse abgenommen hatte, zog Natsuki automatisch die Beine zum Schneidersitz heran, legte beide Hände auf den Knien ab um sich somit noch etwas aufrechter abstützen zu können. Der Blick war etwas unsicher, wirkte regelrecht gebannt, als die Ältere zum Trinken ansetzte. Eine Braue hob sich, senkte sich auch schnell wieder, als die Jüngere den vermeidlich gut gemeinten Kommentar vernahm. Eine sachte Röte bildete sich, ein dezentes Hüsteln überspielte die Verlegenheit, in Wirklichkeit konnte Natsuki nämlich nicht glauben, dass es annähernd zu genießen war.

Dennoch ließ sie es dabei, wurde ohnehin gleich von einer Gegenfrage zu neuen Gedanken aufgefordert. Eine Hand fand zu ihrem Gesicht, rieb sich Natsuki jetzt erst den Schlaf ein wenig aus den Augen. Zugegeben war sie noch müde, das Erwachen war viel zu früh und abrupt von statten gegangen. Doch sich darüber nun zu beschweren, war wohl keineswegs angemessen, so war es einer dieser Dinge, die sie wohl in näherer Zukunft hinnehmen musste. Ein müdes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, während sie zu Shizuru hinüberblickte.

„Ich denke ganz ok…deine Anwesenheit garantiert guten Schlaf…“, murmelte sie ruhig, strich sich schon im nächsten Moment ein paar weitere Haarsträhnen aus dem Gesicht, die zur Morgenstunde gerne mal etwas aus der Reihe tanzten. Tatsächlich wären die Nächte, die sie nun schon mit Shizuru gemeinsam in einem Bett verbracht hatte wohl die friedlichsten in ihrem Gakuenchou Dasein gewesen. Natürlich war ein schlechter Traum hin und wieder nicht zu umgehen, die Wärme und Geborgenheit wuschen aber schnell wieder alle störenden Nebeneffekte hinfort.

Ein zweites Räkeln an diesem Morgen brachte auch nicht die gewünschte Wirkung für die starren Glieder. Der Vortag hatte einige Spuren hinterlassen, dies spürte die Jüngere nun allzu deutlich am Leibe. Am liebsten hätte sie sich wieder unter die Decke verkrochen, zusammengerollt und an den wärmenden Körper der Älteren geschmiegt. Solche Wünsche mussten allerdings ausbleiben, wurden sie rege durch das plötzliche Erscheinen der zwei mysteriösen Brüder unterbunden.

Abrupt wog Natsuki den Kopf herum, als sie die verhasste Stimme vernahm. Sie zögerte keine Sekunde, der Körper platzierte sich schon von alleine schützend vor Shizuru. Die Augen verengten sich gefährlich, die Hand war schon drum und dran, den GEM am Ohr zu aktivieren. Was war das ganze? Morgendliche Routine? Mussten sie nun jeden Tag mit einem erneuten Angriff der beiden rechnen? Knirschend pressten sich die Zähen zusammen, die Worte Zens waren zu eindeutig um sie zu Missinterpretieren. Sie wusste also um das Kind Bescheid….was wussten sie noch alles im Voraus?

„Welches kranke Spiel treibt ihr?“, verlangte die Jüngere in mit einem bissigen Unterton zu wissen. Die Augen huschten von einem zum anderen, hefteten aber eher auf Zen, da sie von diesem wohl eher Bereitschaft für ein Gespräch erwarten konnte.

Zen zog unbeeindruckt eine Braue empor, stützte sich mit beiden Händen auf dem Holzrahmen des Bettes ab, lehnte sich ein Stück weit vor in Richtung der beiden Otome.

„Nein Gakuenchou wie ungehalten….bekommt man denn hier nicht einmal ein Guten Morgen?“, Natsuki konnte nicht entscheiden, ob die Stimme wirkliche Entrüstung zeigte oder einfach nur purer Sarkasmus war.

Während die beiden sich regelrecht einen Starrwettbewerb lieferten, nur um herauszufinden, welcher Blick am ehesten töten konnte, hüpfte der kleinere Bruder um das Bett herum. Zin schnappte sich dreist die zweite Teetasse, ließ sich auf dem Bett nieder, als ob es sein eigenes wäre. Mit einem Grinsen zu Shizuru herüber setzte er zum trinken an, verzog aber schnell schon wieder das Gesicht, als das Gebräu seine Geschmacksnerven erreichte.
 

Als ein rauschen mit dem Erscheinen der Brüder erklang, musste Shizuru nicht aufsehen, um zu wissen wer da gerade wieder aufgetaucht war. Das ungute Gefühl hatte sich also bestätigt und ihr Unterleib schien ihr an Warnungsgefühlen nicht nach zu stehen...

Automatisch begannen ihre Hände unkontrolliert zu zittern, ließen den Tee in der Tasse leicht überschwappen. Allein diese Stimme... Diese Stimme die ihnen die letzten Tage zur Hölle gemacht hatten... Das war einfach zu viel für ihre Nerven..

„Natsuki...“, sagte sie, hob erst ihren Blick, als diese sich sofort schützend vor ihr aufbaute und sich mit Zen einen Starrkampf lieferte.

Zin, der sich derweil auf dem Bett neben Shizuru breit gemacht hatte, prostete ihr unverhohlen zu, spuckte das Gesöff dann aber ein mal quer durch den Raum. „Bahhh.... was ist das für ein ekliges Zeug??!“, meckerte der kleinere und stellte die Tasse zurück auf den Nachtkasten. Anschließend sah er zu Shizuru und beäugte sie. „Findest du das nicht eklig?“, fragte er, legte dabei kindlich naiv den Kopf schief.

Shizuru reagierte da gar nicht drauf, rutschte nur ein Stück weg und sah eher besorgt zu Natsuki und Zen... Die spannung zwischen den beiden würde sicherlich bald die Luft zerreißen...

Zen aber blieb vollkommen ruhig und legte nur etwas den Kopf schief, während er den blick in Natsukis Gesicht behielt.

„Nicht doch nicht doch, Gakuenchou... Wir sind nicht zum kämpfen da, also spar dir deine Kräfte, die wirst du später noch brauchen...“, sagte der ältere Bruder und tippelte dann mit den Fingern auf dem Bettgestell herum, „im Gegenteil... eigentlich dachte ich, dass du uns vielleicht danken wollen würdest, dafür, dass wir dich zur Mutter machen...“

Bei diesen Worten fing der kleine Zin an zu lachen und beugte sich dann rüber zu Shizuru, um seinen Kopf auf deren Bauch abzulegen und zu lauschen.

Shizuru erstarrte zu Eis und senkte den Blick. Ihr Herz setzte für einen Moment aus und ein unglaublicher Ekel stieg in ihr hoch. Sie wollte diesen Widerling wegstoßen.. konnte sich aber kaum rühren... Ihr Körper wollte einfach nicht mehr aufhören zu zittern..

„Ich kann es hören... das kleine Leben...“, meinte Zin dann, strahlte dabei wie ein Honigkuchenpferd und als könnte ihn kein Wässerchen trüben.

Der ältere der Brüder schmunzelte, sah kurz zu Zin und wandte sich dann wieder an Natsuki, zu welcher er sich beugte, um nur zu ihr sprechen zu können.

„Hör zu, Gakuenchou, denn ich sage das jetzt nur einmal und du hast eine Minute Zeit um mir zu Antworten, ehe du die Konsequenzen zu tragen hast...“, raunzte er scharf und verlieh seiner Stimme einen bedrohlichen Nachdruck, „ein Schnipsen... und ich könnte dieses Kind töten, noch bevor es das Licht der Welt erblickt... und die Mutter gleich dazu... also wähle gut... Wir wollen vollen Zugriff auf die Akademie! Wir wollen wie die Otome und Rekruten, durch die Gänge wandern können, ohne das uns jemand festnimmt oder irgendetwas verbietet... Kein Raum und kein System darf uns verwährt werden... Wir wollen die gleichen Rechte, die du hast.. Als Gegenleistung lassen wir dich und die Third Pillar für diese Zeit in Ruhe und versprechen auch, deinen Schützlingen in der Akademie kein Haar zu krümmen... Das ist der Deal, also entscheide!“
 

Die Finger verkrallten sich leicht im Stoff des Pyjamas, spannten sich alle Glieder rege an, wirkte Natsuki wie ein Tier auf der Lauer, dass jeden Moment bereit war loszuspringen. Selbst wenn Zen behauptete, sie hätten keinerlei gewaltsame Absichten in dem Moment, konnte sie nicht sicher sein. Zu tückisch und hinterhältig zeigten sich die Eigenschaften bei den beiden Brüdern, bei Zen wohl noch etwas ausgeprägter als bei dem kleineren der beiden. Ein leises Schnauben verließ ihre Nasenflügel, wie sollte sie dankbar für das alles sein, was sie und Shizuru bisher durchmachen musste.

"Ich glaube kaum das Dank der richtige Ausdruck dafür ist..", entgegnet die Gakuenchou bitter. Natürlich wollte sie das ganze nicht verschreien, wollte das ungeborene Kind nicht als Fehler hinstellen, aber wer hatte ihnen die Erlaubnis erteilt so in ihr Leben zu fuschen, mit ihren Genen zu spielen. Die Würde des Menschen war angeblich unantastbar, doch dies überstieg alle Grenzen der Menschlichkeit. Wachsam huschten die Augen hinüber zu Zin, als der eine Bewegung in Richtung Shizuru machte, sich dann einfach seinen Kopf auf dem Bauch der älteren Otome platzierte. Brauen zogen sich angewidert zusammen, packte Natsuki ohne Umschweife den kleineren Bruder am Kragen.

"Runter da....", zischte sie, legte es schon fast auf die Konfrontation an. Niemand berührte Shizuru ohne entsprechende Erlaubnis und schon gar nicht die beiden. Zin kicherte nur unberührt, dachte nicht im Traum daran sich von der bequemen Position zu erheben. Erst als der Griff um seinen Kragen etwas fester wurde, ihn hoch zog, kam er der Bewegung nach. Schmollend schob sich seine Unterlippe vor, der Gesichtsaudruck glich dem eines trotzigen, Kindes, änderte sich jedoch schon schlagartig in der nächsten Sekunde.

„Gakuenchou-chan hat jetzt schon Muttergefühle…“, grinste Zin, kicherte etwas unkontrolliert als Natsuki eine Braue nur missgestimmt nach unten zog, den Griff löste. Noch bevor sie sich wieder zu Zen umdrehen konnte, spürte sie die Hände des Älteren auf ihren Schultern, beugte dieser sich soweit vor, dass sie den heißen Atem an ihrem Ohr spüren konnte. Die Jüngere musste sich kontrollieren sich nicht vor Abscheu zu schütteln, ein schweres Schlucken rang sich ihre Kehle hinab. Ihre Schultern spannten sich unter dem Griff an, Hände ballten sich leicht zu Fäusten, Knöchel traten weiß hervor, als sie den angeblich fairen Deal Zens lauschte. Das dunkle Grün der Augen verbarg sich kurz, blickte dann erst rüber zu Shizuru, hielt den roten Schimmer ihrer Augen fest. Er wagte es wirklich sie erpressen zu wollen? Für einen Bluff erschien das Ganze zu ernst, nur allzu gut wusste die Jüngere zu was die Brüder fähig waren. Mürrisch verzog Natsuki das Gesicht, wirkte rege nachdenklich als sie die Alternativen in Betracht zog. Doch was hatte sie überhaupt für Alternativen? Natürlich galt der erste Gedanke Garderobe, sie würde ihr Leben für diese Akademie und ihre Anwärterinnen geben. Doch würde sie dies auch tun, wenn es um Shizuru Leben ging und das des ungeborenen Kindes? Sie verdammte jetzt schon den neuen Schwachpunkt in ihrem Leben. Natsuki wusste, dass die Ältere wohl nur allzu gerne ihr Leben für die Sicherheit Garderobes geben würde, es war schließlich auch ihr Job als Pillar. Die Gakuenchou allerdings war dazu nicht gewillt, das größere Wohl konnte ihr in dem Fall gestohlen bleiben. Ja es war eigennützig, unvernünftig, aber um nichts in der Welt würde sie die Person, die sie liebte in Gefahr bringen.

„Warum sollte ich deinem Wort trauen?“, konterte Natsuki leise, schielte leicht zur Seite um Zen etwas erblicken zu können. Dieser schmunzelte nur ansatzweise, die Finger gruben sich etwas fester in die Schultern der jungen Otome. „Vertrauen ist heutzutage so selten…“, höhnte er verachtend in das Ohr der Gakuenchou, “…du wirst wohl nicht drum herum kommen, wenn du deine Liebsten beschützend willst….überleg es dir gut, sie und das Kind oder deine Akademie…“

Mit einem tiefen Atemzug sackten Natsukis Schultern merklich etwas nach unten, die Augen schlossen sich erneut, versteckten den Tumult, den Konflikt der innerlich immer mehr in der Jüngeren aufbrodelte.

„In Ordnung…“, gab die Dunkelhaarige dann klein bei, zwar ungern, aber es stand einfach zu viel auf dem Spiel.
 

Als Zin von Shizuru herunter gerissen wurde, atmete diese zwar auf, hob aber sogleich wieder den Blick, besorgt das einer der beiden Brüder jetzt vielleicht doch zum Gegenschlag ausholen würde.. Am Rande bekam sie dann aber mit, was Zen von der Gakuenchou verlangte und zog die Brauen zusammen, als dieser schleimige Kerl seine Hände an Natsuki legte...

Plötzlich war es als könnte sie fühlen, wie das Blut in ihren Venen pulsierte... Das jemand Natsuki anrührte konnte sie genauso wenig leiden, wie umgekehrt.. Doch was sollte sie tun? Sich materialisieren und gegen die beiden kämpfen? Aber was, wenn das das Baby in Gefahr bringen würde? Was, wenn sie ohnehin keine Chance gegen die beiden hätte und Natsuki mehr in Gefahr bringt als wenn sie es bleiben ließe?

Sie biss fest die Zähne zusammen und ballte die Fäuste... Sie konnte doch nicht einfach hier im Bett sitzen bleiben, während Natsuki dabei war ihre Akademie zu verlieren...

„Natsuki, tu das nicht!“, warf sie dann schließlich ein, wollte sich schon aufrichten, als Zin sich dann einfach auf den Schoß der Älteren setzte und sie anschielte.

„Misch dich lieber nicht ein, wenn die beiden Geschäfte machen, Graceful Amethyst... Du solltest ohnehin von jetzt an besser auf dich aufpassen...“, meinte der kleinere dann und spielte mit den Fingern auf ihrem Bauch herum.

Shizuru schluckte, drückte sich mit dem Rücken fest an das Bett und wandte dann ihren Blick ab. Das konnte doch alles nicht wahr sein...

Dann aber war es auch schon passiert. Natsuki hatte eingewilligt und Zen hatte ein siegessicheres Lächeln auf den Lippen. „Eine gute Entscheidung, aber ich habe nichts anderes erwartet...“, meinte er, löste sofort seine Hände wieder von der Gakuenchou und trat einige Schritte zurück, „du musst dir um dein Amt auch keine Sorgen machen... Du wirst weiterhin Leiterin dieser Einrichtung sein, aber wir werden deine Gäste sein, mit allen Befugnissen, die auch du hast.. das ist alles... In einer Woche werden wir die Akademie betreten... bis dahin solltest du wieder hinter deinem Schreibtisch sitzen, damit das alles so verläuft, wie wir eben beschlossen haben... Also genieß deine Woche Urlaub noch schön... Ach ja und... natürlich darfst du niemandem von unserem kleinen Abkommen erzählen...“.

Kaum gesagt, da drehte er sich wieder um und grinste. Zin hob den Kopf, drückte Shizuru einen Kuss auf die Wange und hopste dann von ihr herunter, ehe er zu seinem bruder lief, die beiden winkten und dann zusammen wieder im nichts verschwanden...

Ruckartig kehrte Stille ein... Shizuru schluckte, atmete einmal tief durch und legte die hand dann auf ihrem Bauch ab...

„Das....das dürfen wir aber nicht zulassen, Natsuki... das... das darf so nicht passieren... Warum hast du... das... das geht doch nicht....“, hauchte sie, kaum der Stimme mächtig und senkte dann den Kopf, ehe einige einsame Tränen ihre Wangen hinab rollten...

Warum war ihr Urlaub nur so sehr von Unglück geprägt? Wollte eine höhere Macht nicht, das die beiden zur Ruhe kamen, zu sich fanden, sich näher kamen?

Sie hob die Hände, verkrallte ihre Finger in ihrem Haar und seufzte verzweifelt auf... Was sollten sie jetzt nur tun?

Das kurze verschwinden des Rubins hinter den Augenlidern, dann schob Shizuru die Decke zurück und erhob sich, um an das Fenster zu treten und runter auf den Strand zu sehen, wobei sie die Arme um sich schlang.
 

Als Zen nun endlich seine Hände von ihr nahm, schüttelte Natsuki etwas die Schultern, versuchte das unangenehme Gefühl zu vertreiben, das der Kerl unerlaubterweise ausgelöst hatte. Die Augen hefteten ein wenig beschämt auf der Bettdecke, fühlte sich Natsuki in dem Moment als schwach. Die Hände waren ihr gebunden, etwas was die Jüngere verabscheute wie die Personen selber, die dieses Ultimatum stellten. Wie hatte sie es nur in solche eine erniedrigende Position geschafft? Ihr Amt war viel zu wichtig, die Akademie war viel zu wichtig. Doch dieses Wissen half nicht das dringliche Verlangen zu verdrängen, Shizuru an erste Stelle zu setzen. Es war absurd, aber selbst das ungeborene Kind erschien ihr in dem Moment wichtiger als Garderobe, das Leben, was sie sich so hart aufgebaut hatte. Eine Woche...

Eine Woche blieb ihr um Gegenmaßnahmen aus zukalkulieren, dass dabei keine weitere Personen mit hineingezogen werden durften machten die Sache natürlich schwerer. Welche Absichten hegten die beiden? Technologie? Wissen und Macht? Und was wollten die beiden mit dem Kind, schienen sie doch bestimmte Pläne mit jene vorzuhaben. Es war alles nur ein abgekapertes Spiel, sie waren lediglich Schachfiguren, die willenlos zum nächsten Zug aufgefordert wurden. Ein leises Seufzen verließ Natsukis Kehle, hob sie nur ansatzweise den Blick, als Shizuru zum Wort ansetzte.

"Wir werden es auch nicht zulassen...", murmelte sie knapp, ihr Hirn arbeitete schon eifrig an dem Plan, der jenes zu verhindern wusste.“Aber ich bin nicht bereit dazu dich zu verlieren....noch das Kind....", die Stimme der Jüngeren klang von Sekunde zu Sekunde fester, Anspannung schwang mit, aber auch Wut, über den Konflikt, in den sie sich ohne zu zögern hatte hineinziehen lassen. Abrupt erhob sie sich vom Bett, fing wie einem Raubtier gleich auf und ab zu gehen, die dunklen Brauen waren tief ins Gesicht gezogen, azurblaues Haar ließ nur hin und wieder etwas der Fassade aufblitzen.

"Ich kenn meine Schule in und auswendig...ich weiß schon zu verhindern, dass schlimmeres passiert...", vielleicht klang das alles im Moment etwas aussichtslos, dennoch gab es schon viel in ihrem Leben was sich als große Hürde erwies, dann aber mit einem gekonnten Sprung überwunden werden konnte. Vielleicht versuchte die Gakuenchou sicher aber auch alles nur schön zu reden, wollten den Fehler nicht eingestehen, den sie möglicherweise mit dem Pakt so achtlos eingegangen war. Kurz schüttelte sie den Kopf, rieb sich mit der flachen Hand energisch über die Stirn, ehe sie in der Bewegung inne hielt und den Blick zu Shizuru rüber schweifen ließ.

"Stell meine Entscheidung bitte nicht in Frage....", raunte sie sanft dennoch bestimmt. Ein paar Schritte brachten sie hinter die ältere Otome, Arme schlangen sich wie schon unzählige Male um den Körper, Hände platzierten sich auf dem empfindlichen Bauch. "Ich brauche dich um das Ganze durchzustehen...", nuschelte sie wage in Shizurus Schulter, zog die Arme augenblicklich etwas enger. Matte Augen huschten über die Schulter, betrachteten den hereinbrechenden Tag, der gegensätzlich von ihrer inneren Verfassung von Ruhe und Ausgeglichenheit zeugte.

„Lass uns etwas nach draußen gehen, frische Luft tut uns allen sicherlich gut….“, schlug Natsuki leise vor, vergrub das Gesicht jedoch noch einmal im Nacken der Älteren, versuchte sich mit dem gewohnten Geruch etwas zu beruhigen. „Außer du fühlst dich nicht gut genug, dann bleiben wir hier und ich bediene dich von vorne bis hinten….“, nur zaghaft versuchte Natsuki die Stimmung etwas zu verbessern, Shizuru brauchte immerhin Ruhe, sollte sich nun nicht unnötig den Kopf über Dinge zerbrechen. Das war schließlich ihre Aufgabe, sie war Gakuenchou, es waren ihre Schüler, sie würde die Konsequenzen auf sich nehmen…
 

„Das ist alles meine Schuld...“, raunte die Ältere verzweifelt, ließ ihren Kopf nach vorne kippen, so dass ihre Stirn gegen die Scheibe tockte. Der Blick verlor sich auf dem Strand und dem Meer, welches vor dem Haus herum züngelte und mit lautem Rauschen kund tat, das es immer noch da war.

Die Augen wollten schon wieder zufallen, den Rubin sofort wieder verbergen, doch als Natsuki sich dann näherte und den Körper der Älteren umschlang, riss sie diese eher ein Stück weiter auf und starrte auf das Gesicht, welches sich neben ihrem im Fenster spiegelte.

Automatisch gab sie nach, ließ sich etwas in den Halt der Jüngeren zurück sinken und legte ihre Hände auf denen ab, die Natsuki auf ihrem Bauch platziert hatte.

Sie hatten sich... und zusammen würden sie das auch durchstehen... Für Garderobe, ihre Heimat und das Baby... das Baby... ihr gemeinsames Baby...

Shizuru senkte den Blick und sah auf ihren Bauch nieder. Es war immer noch unglaublich, aber es schien eine Tatsache zu sein... Sie war schwanger! Und nicht nur das, es war von ihr und Natsuki.. so unmöglich das eigentlich auch sein sollte.. Doch als Otome sollte einen wirklich nichts mehr überraschen können... Die ganze Welt in der sie lebten war ein einziges Wunder, das jeden Tag etwas neues barg...

„Ich würde deine Entscheidungen niemals in Frage stellen... Nicht als Vorgesetzte, nicht als Gakuenchou von Garderobe und erst recht nichts als Freundin.... als... Familie...“, nuschelte sie dann, wurde gegen Ende immer etwas leiser... Aber Familie war eine gute Bezeichnung, denn das waren sie nun ja eigentlich auch, wenn auch auf etwas auferzwungene Weise...

Die Ältere drehte den Kopf nun leicht und schließlich auch den ganzen Körper in den Armen Natsukis herum, stand mit ihr nun Nase an Nase.

„Mir geht’s gut... und eine Runde nach draußen gehen klingt gut..“, meinte sie, beugte sich dann vor und hauchte der Jüngeren einen Kuss auf die Nase, „anschließend kannst du mich dann von vorne und hinten bedienen...“.

Letzteres hatte sie leise und mit einem schmunzeln hinterlegt gehaucht, meinte das natürlich nicht ernst. Sie wollte nur ebenso die Stimmung aufbesseren wie die Gakuenchou es auch schon versucht hatte..

Ein liebevoller Blick, dann hatte sie sich auch schon zum Schrank rüber begeben und sich etwas lockeres angezogen. Wenn sie nur daran dachte, das sie bald Schwangerschaftskleidung brauchen würde, wurde ihr ganz anders...

Sie schüttelte diese Gedanken aus ihrem Kopf und sah dann zu Natsuki.

„Kommst du?“, fragte sie dann, stand quasi schon in den Startlöchern, damit sie endlich an die frische Luft kam, die sie wirklich mehr als nötig hatte...
 

Ein Mundwinkel zuckte kaum merklich auf die Worte Shizurus, ließ die Jüngere jene auf sich einwirken, war erleichtert darum, dass die ältere Otome ihr auch in diesem Sinne treu bleiben würde. Augen schlossen sich für einen Bruchteil, als sie die hauchzarte Berührung Shizurus Lippen fühlen durfte. Finger krallten sich ein letztes Mal in den Stoff von Shizurus Kleidung. Nur ein sachtes Nicken ein zustimmendes Murmeln war die Antwort auf den angeblichen Vorschlag. Natsuki nahm es als Versprechen hin, hatte es schließlich ernsthaft angedeutete und nicht nur zum Spaß. Es war wichtig, dass Shizuru sich nun in keinerlei Hinsicht überanstrengte, es durfte nichts riskiert werden, dass es zu möglichen Komplikationen kam. Die Jüngere würde alles drum und dran geben es nicht soweit kommen zu lassen.

Sie tat es Shizuru gleich, suchte sich wenige Momente später neuen Kleidung raus um damit im angrenzenden Bad zu verschwinden, der Älteren somit genügend Privatsphäre zu lassen sich selber umzuziehen. Ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht half den Kopf für einen Moment zu klären, eine heiße Dusche hätte Natsuki allerdings eher noch bevorzugt. Doch dafür war auch noch später Zeit, vielleicht lockte dann ja sogar eher die Badewanne, in der es sich sicherlich bequem entspannen ließe. Ohne groß Zeit zu verschwenden hatte sich die Gakuenchou umgezogen, nahm sich noch einen Moment um ihren GEM wieder am richtigen Ohr zu platzieren, das so gut wie neu war. Die rätselhafte Verwandlung, das Erscheinen der neuen Roben hatte auch sein Gutes gehabt.

Gerade als die junge Otome das Bad verließ, vernahm sie Shizurus Frage, schenkte dieser sogleich die Aufmerksamkeit. "Ja einen Moment noch...", ihr Weg führte sie ein weiters Mal zum Schrank rüber, "...geh ruhig schon runter, ich bin gleich da." Ein gewusster Griff und schon hatte Natsuki ein größeres Handtuch herausgezogen, es sich im nächsten Moment schon über eine Schulter gehängt. Sollten sie etwas an den Strand gehen, würde dieses sicherlich ganz nützlich sein. Den Blick abschließend noch einmal durchs Zimmer schweifend, das Chaos würde sie später wohl erst beseitigen, vorerst rief die frische Morgenluft.

Sie verließ das Schlafzimmer, nahm die Treppe in Angriff um Shizuru unten an der Tür Gesellschaft zu leisten. "Gehen wir...", forderte die Gakuenchou rege auf, streckte eine Hand der nach der älteren Otome aus. Der Weg verlief langsam, gemütlich, da sie wohl alle Zeit der Welt hatten…nun ja eine Woche wohl nun nur noch um etwas Freizeit zu genießen. Die Sonne stand noch nicht sehr hoch, schien es ohnehin, als ob sie erst vor wenigen Stunden überhaupt erst aufgegangen war. Bald schon würde man sich aber vor Hitze kaum schützen können, der blaue wolkenlose Himmel versprach dies mit Sicherheit.

„Möchtest du einen bestimmten Ort aufsuchen...?“, hakte die Jüngere leise nach, schenkte ihrer Begleitung einen kurzen Blick, übte sanften Druck auf die Hand in ihrer eigenen aus. „Wenn nicht können wir uns hier auch etwas niederlassen…“, bot sie daraufhin gleich an, deutete auf halbschattiges Plätzchen unter heimischen Palmen, die den Strand hin und wieder in ihrer Pracht zierten.

Die Gakuenchou löste den Körperkontakt kurz, hielt das Handtuch schon andeutungsweise hoch um es bei Zustimmung auf dem weichen Sand auszubreiten. Das ganze sollte ja nur etwas Abwechslung zu den stickigen Innenräumen bieten und nicht zu einer morgendlichen Wanderung die Insel entlang ausarten. Jenes würde Natsuki für die ältere Otome unter den Umständen in Betracht ziehen, bedacht achtete sie jetzt schon auf die kleinste Überanspruchung, die vielleicht schon zuviel für den Körper Shizuru sein konnten.
 

Shizuru gab Natsuki die Zeit sich fertig zu machen und begab sich nach unten an die Tür, um dort auf die Jüngere zu warten. Sie zog die Tür auf und trat dann nach draußen, um schon mal einen tiefen Luftzug zu nehmen und dann ihren Blick über das Meer schweifen zu lassen...
 

- - -

// Shizuru und Natsuki saßen auf einer Bank am Rande der Trainingsarena. Es war Nacht, keiner war dort außer ihnen und sie genossen die Stille und den Sternen bedeckten Himmel.

Natsuki hatte den Blick schon lange in den Sternen verloren und während sie sich auf die funkelnden Punkte konzentrierte, leistete Shizuru ihr Gesellschaft, wie eigentlich immer...

„Weißt du, Shizuru...“, begann die Coral-Otome dann, lenkte die Aufmerksamkeit der Älteren sofort auf sich, „ich habe noch nie das Meer gesehen...“.

Shizuru hob die Brauen und blinzelte. Natsuki war nie jemand gewesen der Wünsche, Träume oder etwas ähnliches privates verlauten ließ, deswegen verwunderte die Pearl-Otome diese Aussage doch sehr... diese Seite kannte selbst sie nicht.

Die Ältere legte ein sachtes Lächeln auf, hob ihren Blick dann auch in den Himmel und legte den Kopf schief.

„Ich zeig dir das Meer... Früher oder später werden wir es ohnehin sehen, wenn nicht sogar überfliegen..“, sagte sie dann, wandte ihren Blick wieder Natsuki zu.

Diese lächelte kurz verträumt und nickte. //

- - -
 

Aufgrund dieser Erinnerung wurde die Third Pillar zu einem zarten Lächeln angeregt, vertiefte dies dann aber noch eine Spur, als Natsuki endlich kam, sie bei der Hand nahm und die beiden dann schließlich losgingen. Shizuru hatte extra keine Schuhe angezogen, wollte den Sand unter ihren Füßen spüren. Der Spaziergang erwies sich als durchaus entspannend, was nicht wenig an dem Geleit der Gakuenchou lag. Aber wie sollte es auch anders sein... Egal was war, die Anwesenheit Natsukis hatte sie immer wieder auf den Boden zurück geholt, sie dort behalten, wie eine Säule, die ihr Leben stützte und das schon seit dem Tag ihres Kennenlernens...

Ihr Blick schweifte umher, blieb schließlich an ein paar Möven hängen, die über dem Wasser herum segelten und sich an ihrer Unbeschwertheit erfreuten...

Ein seichter Wind wehte durch ihr Haar, brachte sie dazu, kurz verträumt durchzuatmen und dann zu Natsuki rüber zu sehen, welche sich wirklich mehr als Mühe mit ihr gab... und das rührte sie so sehr, das sie am liebsten anfangen würde zu heulen... Das alles würde sie niemals wieder gut machen können... mit nichts auf der Welt.

Als die Jüngere ihr dann den Vorschlag machte, sich unter die Palmen zu legen, nickte sie sofort, machte keinerlei Andeutungen, etwas anderes lieber tun zu wollen.

Sie ließ Natsuki das Handtuch ausbreiten und ließ sich dann darauf nieder. Mit der Hand klopfte sie auf den Platz neben sich, wollte das Natsuki sich direkt neben sie gesellte.

Als diese dann neben ihr Platz genommen hatte, legte Shizuru sofort die Arme um die Jüngere und drückte sie fest an sich.

Diese Geste reichte, um einiges auszudrücken, wofür sie keine Worte hatte... Das sie dankbar über alles war, vor allem das Natsuki bereit war, das alles mit ihr zusammen durchzustehen... Das sie das ohne die Jüngere niemals packen würde... Und das sie sie doch so sehr liebte bzw. lieben durfte.
 

Das Nicken war alles was die Gakuenchou zur Bestätigung brauchte, machte sich augenblicklich daran das Handtuch auf dem weißen Sand auszubreiten. Da die Sonne noch nicht allzu sehr brannte, der Platz dank der Palmen auch etwas schattig war wirkte die feinkörnige Substanz kühler unter den Fingern als ringsherum. Brav wartete die Jüngere bis Shizuru Platz genommen hatte, wäre ihr auch ohne Andeutung sofort gefolgt. Sachte zeichnete sich ein Lächeln ab, während sie der Ältere Gesellschaft leistete. Ein rasches Blinzeln folgte allerdings, als jene sie so plötzlich in ihre Arme schloss. Instinktiv versteifte sich der Körper auf den unerwarteten Kontakt hin, die Hitze stieg wie gewohnt in den Wangen auf.

"Shi-Shizuru?", wisperte Natsuki erst unsicher, wand den Blick den rubinartigen Augen zu, die in jeglicher erdenkbaren Form den Dank der älteren Otome ausdrückten. Dies reichte wohl um zu verstehen, was die plötzliche Zuneigung ausgelöst hatte. Etwas scheu zogen sich die Mundwinkel wieder hoch, fing die Jüngere erst jetzt an sich langsam in die Berührung zu lehnen, zu entspannen, um sich letztlich ganz fallen zu lassen. Für einen Moment behielt die Gakuenchou diese Position inne, ließ Shizuru das nehmen, was sie brauchte. Erst als es wirklich etwas zu unbequem wurde, löste Natsuki vorsichtig den Kontakt, jedoch nicht lange, rückte schon im nächsten Moment hinter die anmutige Otome.

Ihre eigenen Arme fanden schnell den Weg um den Leib der Älteren, drückten beide Körper noch etwas enger zusammen. Die Hände platzierten sich schützend wieder auf dem Bauch, der das neue Leben beherbergte, das Kinn legte die Jüngere sachte auf der Schulter der anderen ab. „So ist es besser…“raunte die Dunkelhaarige leise, schmiegte den Kopf seitlich etwas an Shizurus. Sie konnte jetzt schon behaupten, dass sie es liebte Shizuru so nahe zu sein, selbst wenn jene Nähe immer noch nicht lang zwischen ihnen herrschte. Ebenso konnte sie nicht leugnen, gerne die Führung in der Hand zu haben, selber zu bestimmen in welcher Form sie sich Shizuru näheren wollte. Der Kontakt vermittelte Ruhe, die Position in einer gewissen Art Sicherheit.

„Entspann dich einfach etwas…“, schlug Natsuki milde vor, würde die Ältere wohl immer halten wenn diese es brauchte. Sanft liebkosten die Fingerkuppen einer Hand den Bauch unter ihnen, die andere Hand hatte sich fest in einer Shizurus verankert. Zufrieden blickten die smaragdfarbenen Augen auf, trafen dann mit dem Blau des Meeres zusammen. Verträumt schien der Blick, dennoch betrübt auf eine Weise. Wer die Gakuenchou kannte, wusste, dass der zufriedene Schein von einem Schatten betrübt wurde. Leicht kräuselten sich die schmalen Lippen, das Gesicht sank bald schon in den Nacken der älteren Otome, atmete die Jüngere mit gleichmäßigen Zügen den lieblichen Geruch ein.

„Könnte es nicht immer so sein…?“, murmelte Natsuki gegen die warme Haut, die sich ihren Lippen so sehr anbot. Leichter Wehmut lag in der Stimme, gab etwas an Emotionen frei, die sonst immer so tief vergraben wurden. „Nur du und ich…irgendwo fernab von Recht und Unrecht…irgendwo…“, die Worte versagten ihr schnell, Lippen pressten sich leicht zusammen. Es war nicht leicht die Bürde Garderobes zu tragen, die Gefahren, die jene Technologie mit sich brachte. Sie wollte dieses Leben, doch manchmal….manchmal drang selbst in ihr der Wunsch nach Freiheit hervor. Sie wusste dass es töricht war, unterdrückte jene naiven Gedanken oftmals, sie trug schließlich Verantwortung, Verantwortung für so viele Menschenleben.
 

Shizuru würde ihr gern so viele Dinge sagen, so viele Dinge, die ihr auf der Zunge lagen, doch einfach nicht formuliert werden wollten... Sie biss die Zähne fester zusammen, ärgerte sich tierisch darüber, das sie das alles nicht loswerden konnte, so wie sie es gerne würde... Aber sie würde dann sicherlich nur zu emotional werden, am ende vielleicht sogar wieder weinen und das wollte sie Natsuki nicht antun...

Als sich die Jüngere dann von ihr löste, wollte sie schon zu Wort ansetzen, sich entschuldigen das sie den Kontakt so plötzlich hergestellt hatte, doch als sie dann von hinten in eine wirklich bequeme Position gezogen wurde, blieben ihr jegliche Worte im Halse stecken.

Stattdessen entkam ihr ein entspanntes Seufzen und sie schloss kurz die Augen, ließ sich gänzlich fallen in die Umarmung...

Natsuki tat so unendlich viel für sie, was sie vermutlich selber noch nicht einmal wusste... Sie war Shizurus Gleichgewicht, ihr Ausgleich, das Zünglein ihrer Lebenswaage, der Boden unter ihren Füßen.. der Ruhepol, den sie brauchte, um so zu sein wie sie war...

Ohne sie, wäre sie nur ein halber Mensch und vermutlich um längen nicht die Person, die sie jetzt und heute war...

„Aber du auch... du hast ein wenig Ruhe und Entspannung genauso nötig...“, raunte sie leise, beinahe wie einen kleinen Protest, den sie wagte zu stellen...

Anschließend senkte sie den Blick runter auf die Hände der Gakuenchou, von welcher sich eine mit ihrer verhakt hatte und die andere über den Bauch kraulte... Familie... Das fühlte sich wirklich nach so etwas an.. Aber durfte das denn überhaupt so sein?

Was war mit den ganzen Schwierigkeiten die ihnen noch bevor standen? Was war mit den Konsequenzen? Was war mit dem Rat, oder Garderobe selber? Wie würden wohl alle darauf reagieren? Würde sie es überhaupt ertragen können, das das alles öffentlich bekannt gemacht werden müsse? Und was war mit dem Kind?? Was wenn es sein leben lang in der Öffentlichkeit Präsenz haben würde? Was wenn es von Paparazzis gejagt werden würde, wenn es niemals ein 'normales' Leben haben würde? Normal... Normal würde es wohl nie sein, aufgrund dessen, das es zwei Mütter hatte... und dann auch noch auf so eine eigenartige Weise gezeugt wurde.. Natürlich kannte man Clone, aber dieses Kind war ja kein solches...

Ein erneutes Seufzen kam über ihre Lippen, während sie die Fingerbewegungen auf ihrem Bauch mitverfolgte...

„Sag mal... Natsuki... sieht man schon was?“, fragte sie dann leise, schob dabei das T-Shirt etwas nach oben, um ihren Bauch genau unter die Lupe nehmen zu können... Aber jemand von Außen würde das vielleicht besser beurteilen können...

Sie hob aber den Kopf wieder, um Natsuki ansehen zu können, als diese so etwas verträumtes, utopisches von sich gab.

Sie trennte die Lippen voneinander und unweigerlich schlich sich ein Bild zu dieser vorstellung in ihren Kopf. Kurz darauf schüttelte sie aber schon wieder den Kopf und drückte die Hand der Jüngeren.

„Natsuki.. egal wo wir sind.. egal was um uns rum passiert.. So lang du bei mir bist, ist alles gut... alles in Ordnung... du bist mein Paradies... egal wie viel chaos um uns rum herrscht..“
 

Schweigen umhüllte die Jüngere für einige Momente, erwiderte sie lediglich den sanften Druck, der auf ihre Hand ausgeübt wurde. Vielleicht genügte es wirklich, vielleicht war dies wirklich alles, was sie in dieser im momentanen kaputten Welt brauchte. Eine Welt ohne die ältere Otome wäre wohl tausend Mal schlimmer, als sie sich nun präsentierte, es wäre wohl die Hölle auf Erden. Nichts stützte ihr Leben so sehr wie Shizuru, verlor sie diese Stütze würde sie unweigerlich fallen. Immer tiefer ohne jeglichen Halt unter den Füßen.

Kaum merklich entkam auch ihr ein Seufzen, die Nase vergrub sich etwas tiefer in die hellen Haarsträhnen. Die Bewegung der Hand hatte schon inne gehalten, als Shizuru das T-Shirt etwas hochgezogen hatte, blieb auch jetzt noch untätig am Rand des Stoffes hängen. Nur langsam wagte sie sich voran, bedeckte mit der gesamten Fläche die warme Haut, die der frischen Luft ausgesetzt wurde.

Der Kopf hob sich leicht, schielte die Jüngere mehr oder weniger über die Schulter nach vorne. Sie konnte keine wirklich Veränderungen erkennen, selbst wenn, würde sie es nicht zum Gespräch machen. Die Schwangerschaft an sich war noch eine ungewohnte Sache. Zaghaft formte sich ein Lächeln, Augen schlugen schon schnell wieder zu.

„Und wenn schon….“, tat sie die die Frage leicht ab, „…es verändert nichts an deiner natürlichen Schönheit…“ Die Worte waren leise, kaum verständlich, zeugten aber von Ernsthaftigkeit. Es war nicht alltäglich, dass die Gakuenchou Komplimente austeilte, es war eigentlich gegen ihre Natur. Zögerlich setzte die Hand sich wieder in Bewegung, strich einige Male über den jetzt noch flachen Bauch.

Wie schnell würde sich das bald ändern? Wie schnell würde sich überhaupt alles ändern? Würde Shizuru nach der Woche, die ihnen noch gewährt wurde, hochgradig schwanger nach Garderobe zurückkehren? Nur wage konnte sich Natsuki vorstellen, was sie erwarten würde, sollten sie beide so nach ihrem Urlaub antanzen.

Langsam ließ sich die Jüngere nach hinten fallen, nutzte die nahe gelegene Palme als eigene Stütze für den Rücken. Die Arme zogen sich etwas fester um Shizuru, halfen ihr auch in dieser Position eine bequeme Lage zu finden.

„Shizuru…?“, bat Natsuki nach einer weiteren Schweigerunde erneut um Aufmerksamkeit der Älteren, wartete bis diese ihr zugeteilt wurde. „Ich will nicht, dass du denkst….also dass du denkst ich würde das nur aus….Verantwortung…Pflichtbewusstsein tun….“, ihr Blick suchte nach einem Fixpunkt, bekam erst einen, als sich Shizuru etwas zu ihr wand. Einen Moment starrte Natsuki regelrecht in das Gesicht der Anderen, setzte dann erst mit ihrer Erklärung fort. „Ich will das Ganze…dich….uns….das Kind…“, es haperte an Zusammenhang in den Worten, dennoch war sich die Jüngere sicher, dass Shizuru sie auf eine Art verstehen würde, zumindest hoffte sie dies inständig.
 

Eine zarte Gänsehaut zeichnete sich auf ihrem Bauch ab, als Natsuki begann dort leichte Kreise auf nackter Haut zu ziehen... Es fühlte sich schön an und hatte etwas so vertrautes, das es schon beängstigend war. Die Augenlider sanken auf Halbmast, bargen die Hälfte des Rubins, welches Entspanntheit verriet.

Das Kompliment der Jüngeren, überschlug die Wangen Shizurus dann sofort mit einer zarten Röte und das obwohl sie nicht zum ersten Mal ein Kompliment zu hören bekam.. Doch noch nie so deutlich und das von Natsuki... Das machte es gleich doppelt und dreifach so besonders.

Etwas verlegen senkte sie dann den Blick. „Ich.... danke...“, murmelte sie leise, kratzte sich dabei leicht an der Wange...

Was war nur los mit ihr? Sie bekam doch täglich dutzende Komplimente von allen möglichen Leuten... aber eben keines davon bedeutete ihr so viel, wie eines von der Gakuenchou selber...

Shizuru war reichlich Selbstbewusst und wusste natürlich um ihr gutes Äußeres, doch das Natsuki sie für schön hielt, schmeichelte ihr dann doch ziemlich und bescherte ihr ein reges Herzklopfen...

Schließlich legte sie dann beide Hände auf die der Jüngeren, welche auf ihrem Bauch hin und her kraulte.

Sie nahm die Hand in ihre eigenen und begann ein liebevolles Fingerspiel damit...

Einen momentlang genoss sie einfach nur die Stille, das Rauschen des Meeres, das segeln der Möven und den leichten Windhauch der ständig gang und gebe war.

Natsuki hatte recht... Es wäre wirklich mal schön, den Pflichten regelmäßig entfliehen zu können und einfach nur die stille Zweisamkeit zu genießen... Aber warum auch nicht? Was hielt sie denn auf? Beide hatten noch niemals Urlaub eingereicht... warum sollten sie das nicht einmal im Jahr zur Regel machen? Warum sich nicht einmal im Jahr eine Woche Entspannung gönnen? Vor allem wo sie doch bald zu dritt waren... Das Kind konnten sie doch auch nicht immer in Garderobe eingepfercht lassen wie ein gefangenes Haustier... zu mal es dort ja keine anderen kleinen Kinder gab... womit sollte es denn spielen?? Gewiss nicht mit den ganzen Otome die dort herum wuselten.... Dabei fiel ihr Gedanke auf Haruka. Was würde die denn sagen wenn Shizuru plötzlich schwanger nach Garderobe zurück kehrte?? Bestimmt müsste sie sich dann einiges anhören... Die ganze Fragerei und die Suche nach Erklärungen war sicherlich nicht gut für ihre strapazierten Nerven... Doch das Natsuki alles abbekam, das wollte sie auch nicht.. Sie würden das zusammen durchstehen müssen..

Als Natsuki sie dann etwas fester drückte und anfing zu reden, hob sie sofort den Blick wieder und sah zu ihr rauf. Ihre Brauen hoben sich etwas, als sie den Worten lauschte. Ihr Herz begann etwas schneller zu schlagen und deutliche Rührung machte sich in ihr breit... Es erleichterte sie so sehr, was Natsuki da sagte...

Schließlich drehte sie sich ganz herum, rutschte auf die Beine der Gakuenchou, bis sie auf ihrem Schoß saß wie ein kleines Kind und legte dann die Arme um ihren Nacken, um ihre Stirn vor gegen die ihre zu lehnen. „Wirklich?.. Mich... UND.. das Kind?“, hauchte sie dann, schlug die Augen wieder auf, damit der leuchtende Rubin auf das Petrol stieß.
 

Blinzelnd verfolgte Natsuki die Bewegungen der Älteren, fühlte sich angesichts des Positionswechsel und er daraus folgende Nähe etwas nervöser als in den Moment zuvor. Ein leichtes Schlucken bewegte ihre Kehle, gebannte Augen hefteten an denen der anmutigen Otome. Die Arme zogen sich wie von selbst zusammen, verschränkten sich hinter Shizurus Rücken, machten es sich die Gakuenchou selber unmöglich aus der Situation zu fliehen. Selbst wenn sich Natsuki in einer gewissen Art eingekeilt zwischen Palme und Shizuru fühlte, so wollte sie es nicht anders. Sie wollte nicht mehr davon rennen, nicht vor den Gefühlen, die sich so stark in ihr manifestiert hatten.

Nur zaghaft beantwortete sie die Frage der Älteren mit einem Nicken, streifte mit der Nasenspitze gegen die Shizurus. "Ich meine was ich sage...", hauchte Natsuki versichernd gegen die fein geschwungenen Lippen, die ihren doch so nahe waren. Unbewusst schob die Jüngere die Zunge etwas vor, benetzte die eigenen Lippen in der Hoffnung das aufsteigende Brennen etwas zu unterdrücken. Die Initiative zu ergreifen fiel der Gakuenchou immer noch etwas schwer, fühlte sich sichere wenn die Ältere den ersten Schritt wagte und sie folgen konnte. Dennoch erfüllte es sie in einer Art, dass sie Shizuru mit den unerwarteten Zügen, die ihr ab und zu entwichen aus der Bahn werfen konnte. Den Graceful Amethysten in Verlegenheit bringen, Natsuki konnte eigentlich ziemlich stolz auf sich sein, denn niemand brachte das so schnell fertig, wenn überhaupt.

"Shizuru..", entkam es ihr in leise, fast schon flehend darum, die Lippen endlich auf den ihren spüren zu dürfen. Nicht fähig sich der Qual länger auszusetzen, überwand die Jüngere die letzte Distanz. Sanft bedeckte sie die Lippen der Älteren, genoss die Wärme die sich augenblicklich des Kontaktes wegen in ihrem Brauch breit machte. Die Hände, die so fest verschränkt waren, lösten sich schnell voneinander. Stützte eine davon den unteren Rücken, während die andere einen Weg unter Shizurus T-Shirt fand. Finger tasteten die delikaten Muskeln am Rücken entlang, ergötzten sich an der weichen Haut, die sich dort bot. Der Kuss war sanft, überraschenderweise aber auf eine Art bestimmend, wenn man die Unerfahrenheit der Gakuenchou in Betracht zog. Die Zunge kostete bald schon von der Unterlippe, drang scheu hervor um den ebenwürdigen Konkurrenten zu suchen. Das Zungenspiel wirkte elektrisieren, stieg bei jeder neuen Berührung die Temperatur im Körper der Jüngeren ein paar Grad an. Atemnot war eines der ersten Anzeichen, dass die Liebkosung wohl länger als geplant andauerte. Nur widerwillig löste Natsuki ihre Lippen sog ein paar nötige Züge Sauerstoff ein. Sie brauchte keinen Spiegel um zu wissen, dass ein sattes Rot ihre Wangen zierte. Die Hitze war schon fast unerträglich, hätte sie es nur allzu gerne auf die Sonne geschoben, die ihren Weg weiter hoch am Himmel bahnte. Der Kopf wog etwas zur Seite, lehnte sich Natsuki im nächsten Moment schon wieder vor.

„Ziemlich heiß hier…oder?“, die Stimme war rau, teilweise sogar brüchig, zeugte von Überwältigung bis hin zur Nervosität. Sachte stupste die Nasenspitze an den Hals, schnupperte die Jüngere unbewusst etwas, als ihr der süßliche Duft in die Nase stieg. Eine gewissen Abkühlung wäre wirklich nicht schlecht, nicht der Sonne wegen viel mehr damit sich die junge Otome nicht in etwas verrannte und am Ende mehr Kontrolle verlor, als ihr lieb war. Doch jene Kontrolle war schwerer zu behalten, als gedacht, willenlos legten sich die Lippen bereits schon auf die nahe gelegene Haut, sogen sich leicht an der Stelle fest unter der die Ader nur so pulsierte.
 

Das Natsuki das noch mal bestätigte, ließ der Älteren einen noch größeren Stein vom Herzen fallen und wieder klappten ihre Augen kurz erleichtert zu, ehe sie diese wieder öffnete um den Funken von Natsukis ein zu fangen. Der Griff um den Nacken verstärkte sich etwas.

„Aber.. es wird viele Probleme geben... nicht nur für uns... auch für das Kind... und... es wird dutzende negative Reaktionen geben... auch... weil wir es ja wohl oder übel public machen müssen..“, fing sie leise an ihre eigenen Worte zu überschlagen, „und was wenn...“.

Doch das weiter auszuführen, dazu kam sie nicht mehr. Das leise, flehentliche Wispern ihres Namens schnitt ihr förmlich das Wort ab.

Sofort haftete der Rubin wieder auf dem strahlenden Gemisch aus eisblau und grün und versuchte darin einen Hintergrund für dieses zärtliche säuseln zu erkennen.

Shizuru rang sich ein Schlucken ab und automatisch rutschte ihr Blich an Natsukis Gesicht hinab und verfing sich an dem Anblick ihrer Lippen. Und wenn Natsuki diesen Schritt jetzt nicht getan hätte, dann hätte sie ihn getan...

Bei dem Lippenkontakt schlossen sich die Augen wieder sofort und ein beinahe hingerissenes seufzen entwich ihren Lippen. Ein Schauer rann über ihren Rücken, verstärkte sich nur noch mehr, als Natsukis Hand den Weg unter ihr Shirt fand.

Die Gänsehaut, die sie zu übermannen schien, ließ sie den Rücken etwas durch drücken, so sehr kribbelte diese zaghafte Berührung auf ihrer Haut.

Auf das Zungenspiel ließ sie sich nur zu gerne ein, lieferte sich nahezu einen Leidenschaftlichen Wettkampf mit der Zunge ihres Gegenübers. Wie konnte sich etwas nur so gut anfühlen? Warum machte dieses Gefühl so süchtig? War das überhaupt richtig so? Doch das war für den Moment unwichtig... Wichtig war nur das hier und jetzt, und dieses warme Gefühl, das Natsuki inihr auslöste...

Liebevoll und vorsichtig umgarnte sie die Zunge der Jüngeren, umfing diese schließlich kurz mit den Lippen, um daran zu saugen. Als Natsuki ihr diese dann aber entzog, den Kuss dann auch löste, öffnete sie wieder ihre reichlich verklärten Blick und sah in das ebenso erhitzt gerötete Gesicht.

Ein fast benommenes Lächeln legte sich über ihre Lippen, ließ sie kurz wirken, wie ein verliebt schmachtendes Schulmädchen.

„Sehr heiß...“, raunte sie etwas heiser, zeigte ihr Gesicht auch eine satte Röte auf den Wangen, „aber... das liegt wohl weniger an der Sonne, als an etwas anderem...“. Bei diesen Worten hatte sie sich etwas nach vorne gelehnt, raunzte so gegen das empfindliche Ohr der Jüngeren.

Als diese dann allerdings ihre Lippen an ihren Hals legte und verdächtig daran sog, entkam der Älteren ein verdächtig scharfes einziehen der Luft. Automatisch verkrallten sich ihre Fingerkuppen etwas im Nacken Natsukis. „K-Keine Knutschflecken...“, japste sie, doch sie selbst würde darauf wohl auch keine Rücksicht nehmen und das würde Natsuki sicherlich noch einige male rege verärgern...
 

Ein leichtes Zittern durchfuhr den erhitzten Körper, als die Jüngere die Worte und den heißen Atem am Ohr vernahm. Kurz hielt sie inne in der Liebkosung, Lippen lösten sich, ließen den Atem stoßweise entweichen, der auf die zuvor gekostete Haut traf. In einem war Natsuki froh, dass sie nicht die einzige war, die sich in der Hitze des Moments verlor, es der Älteren wohl genauso erging. Schwer schluckte die Gakuenchou, das Grün der Augen verbarg sich fest hinter verschlossenen Lidern.

„Gomen…“, hauchte sie nur verlegen gegen Shizurus Hals, kam ihr erst jetzt in den Sinn, was die unbedachte Tat für Folgen haben könnte. Sanfte Röte beschlich ihr Gesicht, hätte sie sich niemals vorgestellt der Ältere auf jene Art zu markieren. Sie schob den Kopf leicht zurück, kam jedoch nicht weit, da die Finger sich nur noch bestimmter in ihren Nacken bohrten. „Ich….sollte wohl besser….aufpassen...“, wisperte die Jüngere schwach, hätte sich mit den Worten nicht einmal selbst überzeugen können. Was war es was sie so schnell die Kontrolle nahm, sie mit einem Mal zu Shizuru hinzog, als sei diese ein übergroßer Magnet? Zugegebene wusste Natsuki die Antwort schon seit dem ersten Mal als sie die anmutige Otome zu Gesicht bekam.
 

- - -

// Es war kurz nach ihrer Ankunft in Garderobe, es war wie jedes Jahr, wenn sich neue Schülerinnen des Korallenrangs einfanden um ihre Laufbahn als Otome anzutreten. Wie auch Jedes war der Trias, die Gemeinschaft der drei besten Pearl Otome, dafür verantwortlich die Neuankömmlinge zu empfangen und die entsprechenden Zimmer zuzuweisen. In der großen Empfangshalle wimmelte nur so von aufgeregten jungen Mädchen, die es noch gar nicht fassen konnten an der berühmten Akademie aufgenommen worden zu sein. Mit einer gewissen Desinteresse saß auch die junge Natsuki Kruger unter den Anwärterinnen, versuchte gekonnt den Redeschwall ihrer Nachbarin zu ignorieren.

„Ist das nicht aufregend..?!“, schwärmte das junge Mädchen, sah sich mit funkelnden Augen in der Halle um, ehe ihr Blick wieder auf die Dunkelhaarige fiel, die das genaue Gegenteil ihrer Stimmung aufwies. Mit einem breiten Grinsen streckte sie Natsuki die Hand entgegen. „Ich bin Mai….Tokiha Mai!“, stellte sich die Orangehaarige vor, erwartet wohl im Gegenzug dasselbe von ihrem Gegenüber. Eine dunkle Braue hob sich auf Natsukis Stirn, die Arme blieben vor dem Oberkörper verschränkt, hatte sie wohl nicht im Sinn die Geste zu erwidern. Ein kurzes Murren entwich ihr, ehe sie den Blick wieder nach vorne ab wand, darum betend diese ganze Zeremonie würde schnell von statten gehen. Mai schob leicht die Unterlippe vor, ließ sich aber nicht von der sturen Art des Mädchens beirren.

„Also…wie ist deiner?“, bohrte sie weiter nach, hatte schon wieder das sorgenfreie Lächeln auf den Lippen.

„Ist das so wichtig?“, sprach die Dunkelhaarige zum ersten Mal, machte sich nicht die Mühe ihrer Nachbarin einen Blick zu schenken.

„Nun…“, setze Mai an, zog die Stirn kurz in Falten, “….sonst weiß ich doch nicht wie ich dich nennen soll...“ Natsuki rollte kurz mit den Augen, vielleicht würde sie ja endlich Ruhe bekommen, wenn sie mit den Informationen rausrückte.

„Kruger“, antwortete sie knapp, verschaffte Mai einen zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht.

„Kruger…was?“, gab sich diese mit halben Sachen noch nicht zufrieden. Ein genervtes Seufzen entkam der dunkelhaarigen Anwärterin. „

Natsuki. Kruger Natsuki..“ Das Grinsen auf Mais Lippen war nun nicht mehr zu übertreffen, fiel sie im nächsten Moment schon um den Hals der Anderen.

„Schön dich kennen zu lernen Natsuki-chan...“, erfreute sich das junge Mädchen an ihrer neu gewonnenen Freundin.

„Oi, l-lass mich los!“, rief jene nur überrascht aus, wurde augenblicklich rot auf den Kontakt und schubste Mai zurück auf ihren Stuhl. Mai kicherte kurz, wurde dann aber augenblicklich still, als die Gakuenchou gefolgt vom Trias die Halle betrat und anfing die traditionelle Willkommensrede an die jungen Schülerinnen zu halten.

„Wow schau doch mal….“, wisperte Mai zu Natsuki rüber, deutete wage nach vorne in Richtung einer Otome, „…das ist die Nummer eins unter den Pearl Otome…Shizuru-oneesama…“, in der Stimme des jungen Mädchens lag Bewunderung. Natsuki hob eine Braue, blickte erst jetzt auf, hatte mit dem was sie sah nicht im Geringsten gerechnet. Sie blinzelte ein paar Mal, dachte nicht wirklich klar sehen zu können. So sehr sie es auch versuchte, konnte sie den Blick nicht mehr von der graziösen Göttin vor sich nehmen. Goldbraunes Haar, was ein markantes Gesicht umrahmte, sanft um die Schulter fiel, betörend rote Augen, die einen jeden wohl in ihren Bann zogen und ein Lächeln, dass die Knie schwach werden ließ.

„Ist sie nicht wunderschön...?“, hauchte Mai fast schon neidisch, verlor sich ebenfalls im Anblick der anmutigen Otome.

„Was auch immer…“, murrte Natsuki gleichgültig, senkte den Blick schließlich wieder zu Boden. Insgeheim war sie von der Schönheit der Pearl Otome eingenommen, wie jeder anderer hier im Saal, konnte sich Natsuki in dem Moment nichts Schöneres vorstellen als jene Person dort vorne auf der Bühne. Fast schon verstohlen huschten die Augen immer wieder hoch, versuchten noch einen Blick auf die graziöse Oneesama zu erhaschen. //

- - -
 

Ein sanftes Lächeln legte sich auf die Lippen der jungen Gakuenchou, als die Erinnerung in ihr hochstieg. Die Arme verloren niemals den Halt um die Ältere, verstärkten sich eher, Finger gruben leicht in die weiche Haut. „Aber warum aufpassen….“, wisperte sie heiser, „…soll den nicht jeder wissen, dass du zu mir gehörst? Die Aussage war provokant, verfehlte ihr Ziel nicht, als die Farbe in Shizuru Gesicht sich kaum merklich vertiefte. Noch ehe es der älteren Otome möglich war eine entsprechende Antwort zu liefert, hatte Natsuki schon wieder ihre Lippen in Beschlag genommen.
 

Ein Schlucken folgte, als die heißen Lippen der Gakuenchou dann doch erbarmen kannten und abließen. Der Kopf sackte etwas runter, legte sich kurz auf der Schulter vor sich ab, während sie spürte, wie das Herz in ihrer Brust auf Hochtouren lief. Lippen trennten sich voneinander, ließen erhitzten Atem frei, der gegen die Schulter entwich, die sie direkt vor sich hatte.

Kurz darauf hob sie den Kopf schon wieder, fing mit Rubin das petrol ein, welches es ihr so sehr angetan hatte..

Ein liebevolles Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit, ehe sie eine Hand hob und Natsuki damit zärtlich über die Wange strich.

„Du...passt schon genug auf...“, hauchte sie dann leise, wollte Natsuki damit sagen, das sie wirklich liebevoll und vorsichtig mit ihr umging und das daran nichts falsches war, im Gegenteil. Wer die Gakuenchou von Außen her kannte, der würde ihr nämlich nicht zu trauen, das sie zu solchen Handlungen fähig war.. Der würde denken, dass sie eine kühle, unantastbare Geschäftsfrau ist, für die es nur ihren Job gibt und sonst nichts... Nun, einerseits war es ja auch so, doch man durfte sich von der Fassade nicht blenden lassen, auch wenn es gut war, das man sie für so professionell hielt. Die Gakuenchou ließ sich eben von so gut wie nichts und niemandem aus der Bahn werfen.. und wenn, dann war das einzig und allein das Vorrecht Shizurus und die tat das ja auch mit freuden.

Während Natsuki dann in einer Erinnerung versank und kurzzeitig nicht mehr Ansprechbar wirkte, legte die Ältere den Kopf schief und sah sie einfach nur eingehend an.

Wenn sie gewusst hätte, woran die Jüngere da gerade dachte, dann hätte sie sich wohl mit ihr zusammen darüber amüsiert. Denn was Natsuki nicht wusste war, dass auch Shizuru sie damals schon ins Auge gefasst hatte.

Sie hatte mit den Trias bei der Gakuenchou gestanden und ihren Blick über die neuen Otome Kadetten schweifen lassen, wobei ihr natürlich dutzende strahlende Blicke zurückgeworfen worden waren.

Und das war auch der knackpunkt, warum ihr Natsuki sofort ins Auge gestochen war. Sie war keines von diesen offensichtlichen Fans, die sie anhimmelten als gäbe es kein Morgen mehr. Sie wirkte eher distanziert und als ginge sie diese ganze Zeremonie hier nicht das geringste an... Als hätte sie dutzende bessere Sachen zu tun als hier zu sitzen und sich volllabern zu lassen... Man sah ihr an, das sie sofort ans Training wollte und das sie sofort etwas lernen wollte, statt hier zu sitzen zwischen frühpubertärer Mädchen die alle der Oneesama verfallen waren.

Dieser Eindruck hatte ausgereicht, um Natsuki zu Shizurus Objekt der Begierde zu machen. In dem Moment war es der Jagdtrieb, der in Shizuru geweckt worden war, einige Monate später, war es dann aber auch schon etwas ganz anderes... was sie dann, für so viele jahre, in sich eingeschlossen hatte wie eine geheime Schriftrolle in einem Safe.

„Natsuki?...Natsuki?“, versuchte sie die Jüngere dann mal aus ihrer Erinnerung zu reißen, bekam von dieser dann aber auch schon einen provokanten Blick zugeworfen in Begleitung von Worten, die ihr sofort die Röte wieder ins Gesicht steigen ließen.

Doch noch ehe sie etwas dazu sagen konnte, spürte sie auch schon wieder die Lippen Natsukis auf ihren und sofort schlossen sich die Augen wieder. Die Arme zogen sich enger zusammen, zwangen die beiden Körper noch enger aneinander, so dass kaum noch ein Blatt Papier dazwischen passen würde... Wieder verschmolzen sie in einem Leidenschaftlichen Kuss, der dies mal beinah noch fordernder wirkte...
 

Der Verstand war schon längst abgeschaltet, die Gefühle hatten fest die Zügel in der Hand, steuerten das Handeln der Jüngeren mehr denn je. Besitz ergreifend zogen sich auch ihre Arme enger, das Gewicht, was an ihren Körper gepresst wurde ließ sie langsam zur Seite am Stamm der Palme vorbeirutschen. Ehe sie sich versah war sie auch schon nach hinten in den weichen Sand umgekippt, hatte Shizuru in der Bewegung mit sich gezogen. Der Kuss allerdings löste sich erst Sekunden später. Etwas peinlich berührt blinzelte die Gakuenchou in das Gesicht über ihr.

"Ich werd wohl etwas schwach....", rutschten die Worte leise heraus, räusperte Natsuki sich sogleich um das ganze schon wider zu überspielen. In der Tat machte sie Shizuru schwach, mit jeder Sekunde verfiel sie immer mehr der älteren Otome, konnte nicht nur behaupten das sie Liebe empfand sondern auch Begehren für die anmutige Grazie. Leicht biss sich Natsuki auf die Unterlippe, in gewisser Weise war das alles noch Neuland, auch wenn sich die Jüngere mehr als bereit dazu fühlte dieses zu erkunden. Die Arme die noch so fest um den Körper Shizurus lagen lösten sich nun leicht, fiel einer davon zur Seite neben den Körper der Gakuenchou, während der andere nach vorne gezogen wurden. Sachte bedeckte die Handfläche die erhitzte Wange der Älteren, strich ein paar Mal liebevoll über die Haut.

"Vielleicht sollten wir langsam zurück....", sie hasste es diesen Zauber brechen zu müssen, dennoch gab es Dinge zu tun, Pläne zu schmieden, "...du hast doch sicher Hunger oder?" Ein zartes Schmunzeln bildete sich, konnte sich die Jüngere nur allzu gut an den vorangegangenen Morgen erinnern, an dem Shizuru ungewöhnlich viel für ihre Verhältnisse verschlungen hatte. Das musste sie wohl auch in näher Zukunft, war es nicht nur wichtig sich selber bei Kräften zu halten, sondern auch das Kind wohl zu ernähren.

Allerdings gab es da ein kleines Problem wenn sie die Sache betrachtete. Sie konnte Shizuru unmöglich selber für das Essen und den ganzen Aufwand verantwortlich machen, sollte sich diese doch eher ausruhen und bedienen lassen. Die eigenen Kochkünste, wenn man das so nennen konnte, wollte die Gakuenchou gar nicht erst in Betracht ziehen, so blieb nach wie vor nur noch Mai. Inständig hoffte sie, dass sie die junge Otome auf irgendeine Art erreichen konnte, sicherlich würde sie gerne aushelfen.

Die Lippen kräuselten sich kaum merklich, als Natsuki sich langsam aufsetzte, Shizuru dabei einfach mit in eine sitzende Position zog. „Außerdem bin ich dir noch einen ganzen Tag voller Entspannung schuldig...“, versicherte die Jüngere ehrlich, hielt an dem Versprechen fest, was sie wenige Stunden zuvor gegeben hatte. Es sollte der älteren Otome schließlich auch gegönnt sein, sie sollte das schreckliche Erwachen vergessen, die Drohung, die wie ein Schatten heimlich überall mit hin folgte.

Etwas unstetig erhob sich Natsuki auf ihre Beine, bot gleich beide Hände für die Ältere an, damit diese auch aufstehen konnte. „Ich trag dich sogar zurück zum Haus, wenn es Viola-san wünscht…“, ein keckes sehr rares Grinsen machte sich auf den Lippen der jungen Otome breit, erinnerte sehr an die ungestüme Art, die die Gakuenchou in jungen Jahren pflegte. Beide Armen schlangen sich erneut um die Hüfte Shizurus, zogen sie an den eigenen Leib heran. Sie wusste zwar nicht ob sie die Neckerei nicht viel eher in Verlegenheit am Ende bringen würde aber ein Versuch den Tag doch noch zum Guten zu wenden war es immerhin Wert.
 

Ein unliebsamer Ruck, das ziehen an ihrem Körper nach unten, dann fand sie sich auch schon über Natsuki wieder, welcher unter ihr im Sand lag. Im ersten Moment jedoch ließ sie sich davon nicht stören, fühlte sich erst wirklich gestört, als der Kuss gelöst werden musste, auch wenn das gut war, da sie wirklich schon an leichter Atemnot gelitten hatte.

Kaum hatten sich die Lippen voneinander getrennt, öffnete Shizuru die Augen, blickte in das erhitzte Gesicht unter sich und atmete dann erst einmal tief durch, ehe sie der Jüngeren dann ein scher verliebtes Lächeln schenkte. „Nicht nur du...“, hauchte sie, setzte sich anschließend dann schon von alleine etwas auf.

Passend zu der Frage, ob sie vielleicht Hunger habe, knurrte ihr Magen auf. Blinzelnd legte sie sich eine Hand auf diesen und wurde prompt eine Spur röter. „Naja... ein wenig schon...“, sagte sie dann etwas verlegen und wich kurz dem Blick der Jüngeren aus...

Erst als Natsuki sich dann unter ihr bewegte und sich aufsetzte, ruderte sie kurz gleichgewichtsuchend mit den Armen und rutschte schließlich von ihren Beinen runter, nur um sich dann anschließend von ihr hoch helfen zu lassen in den Stand.

„Danke...“, meinte sie mit einem Lächeln und klopfte sich dann den Sand aus dem Stoff ihrer Kleidung, ehe sie einige Haarsträhnen galant über die Schulter zurück warf und kurz den Blick über das Meer schweifen ließ. Dieser Anblick würde ihr fehlen... wenn sie wieder zurück in Garderobe sein würden...

„Weißt du was?... Lass uns von jetzt an alle halbe Jahr mindestens eine Woche Urlaub machen...“, schlug sie dann jene Gedanken vor, die ihr vorhin schon durch den Kopf gegangen waren. Sie waren beide keine Urlaubstiere, lebten für ihre Arbeit, doch beide hatte in den letzten Tagen auch festgestellt, das Urlaub nichts schlechtes war und man die gegebene Freizeit durchaus nützlich verbringen konnte... Ein wenig Entspannung und ein kleines Ziel, auf das sie sich freuen konnten, war absolut keine schlechte Idee...

Als sie von Natsuki erneut heran gezogen wurde, riss sie den Blick sofort wieder rum und sah ihr blinzelnd ins Gesicht.

Brauen hoben sich, Lider legten etwas mehr des Rubins frei als gewöhnlich. „Du... du musst aber nicht... Ich meine, mache dir nicht so viel Mühe wegen mir...“, warf sie dann ein, bezüglich der Entspannung, die Natsuki ihr versprochen hatte... Shizuru war eben viel zu bescheiden und würde niemals einfach so etwas hinnehmen können, was ihr zu gute kam und nicht jemand anderem...

Bei dem nächsten Satz jedoch wurde sie erneut eine Spur rot und legte den Kopf etwas schief. „Ich kann laufen...“, raunzte sie, musste dann aber schmunzeln, ehe sie sich vorbeugte und Natsuki kurz frech knabbernd in die Nasenspitze biss.

„Außerdem habe ich es andersrum lieber... Wenn ich dich trage...“, grinste sie, wand sich dann aus der Umarmung, wartete bis Natsuki das Handtuch aufgenommen hatte und nahm sich dann ihre Hand um mit ihr loszumarschieren.

Sie genoss noch etwas den Sand unter ihren Füßen, bis sie kurze Zeit später schon wieder die Veranda des Hauses erreicht hatten.

„Weißt du noch damals, Natsuki... Wo es beim Coral Training in der Arena einen Unfall gab und ich zum ersten mal Verletzt worden war? Du hast mich den ganzen Weg bis zu Yohko getragen, trotz der Weisung Miss Marias, das du warten sollst...“, erinnerte sie sich lächelnd, als sie die Tür aufschlug und sofort den Weg zur Couch aufsuchte, auf welchem sie sich nieder ließ.
 

„Hört sich verlockend an…“, stimmte die Gakuenchou mit ein. Die Idee klang wirklich nicht schlecht in ihren Ohren. Zwar hätte sie sich niemals vorstellen können eine Auszeit von ihrer Arbeit, von Garderobe genießen zu können, aber es war nun alles etwas anders gekommen. Sie fühlte sich zumindest ein kleines Stückchen freier hier draußen, als hinter ihrem Schreibtisch. Niemand kontrollierte sie hier, ob die Arbeit schon getan war, niemand schrieb ihr hier den Tagesablauf vor, der manches Mal viel zu strikt Natsukis Leben beherrschte. Hier konnte sie sein wie sie wollte, konnte die so viel von ihrer ausgelassenen Seite zeigen, eine Seite, die in der harten Arbeitswelt einfach keinen Platz fand. Zudem würde wohl eine Auszeit hin und wieder dem Kind zu gute kommen, auch wenn es sich wohl vorerst der Situation beugen musste, in die es hineingeboren werden würde.

Ihre Gedanken wurden regen unterbrochen, als sie den Kontakt an ihrer Nase spürte. Die Gakuenchou blinzelte nur kurz verwirrt, ehe sie registrierte wie schnell Shizuru schon wieder den Spieß umgedreht hatte. "Baka…“, ein kurzes Murren, ein Hauch von Rot auf den Wangen, ehe sie sich umwand und das Handtuch vom Boden aufsammelte. Viele kleine Sandkörner hatten sich im Stoff festgesetzt, ließen sich auch mit einem Schütteln nicht so leicht entfernen. Jenes schon wieder geschultert, ließ sich Natsuki über den Strand zurück zum Haus führen.

Die Tür fiel sanft ins Schloss, blieb die Dunkelhaarige kurz an Ort und Stelle stehen, beobachtet wie Shizuru es sich auf der Couch gemütlich machte. Ein knappes Lächeln streifte ihre Lippen, setzte sich Natsuki langsam wieder in Bewegung, während sie an jenen Tag in der Vergangenheit dachte. „Ja ich erinnere mich noch gut….ich dachte, dass mir Miss Maria die Ohren noch abreißen würde…“, automatisch fand eine Hand an ihr rechtes Ohr, das damals einiges über sich ergehen lassen musste, rieb etwas über die empfindliche Haut.

Die alte Dame hatte mit Vorliebe die junge Coral Otome an den Ohren herbeigezogen und ihr Predigten und Standpauken über das Missachten von direkten Befehlen gehalten. Doch selbst das konnte der sturen Natsuki Kruger nicht viel eintrichtern, hielt sie ihre Methoden schon damals für richtig und folgten mehr den Gefühlen als dem Verstand.

Ein paar Schritte brachten sie um die Couch herum, lehnte sie sich direkt hinter der älteren Otome nach vorne, Hände stützten sich nur leicht auf den Schultern der Älteren ab. „Doch ich würde es jederzeit wieder tun…“, versicherte die Gakuenchou ruhig, würde sie wohl alles tun, wenn es um Shizuru ging. Dunkle Haarsträhnen fielen etwas nach vorne, als sich Natsuki noch ein Stück näher zum Ohr der anderen beugte.

„Wie klingt ein heißes Bad für dich...?“, raunte sie gegen das empfindliche Hörorgan, Finger gruben sich massierend in die verspannten Schulterpartien. Ein paar Sekunden später hauchte sie einen Kuss auf die Ohrmuschel, lehnte sich wieder leicht nach hinten. Ihre Finger arbeiteten jedoch in sanften Bewegungen weiter.

„Ich kümmere mich derweil um etwas zu Essen…“, sie wusste zwar noch nicht wie aber sie würde schon etwas auftreiben, beziehungsweise Mai erreichen können notfalls. Vielleicht gab es auf der Insel ja auch noch andere Möglichkeiten, von Restaurants bis hin zu Lieferanten sicherlich. Doch schnell mal eben in die kleine Stadt zu fliegen erschien der Jüngeren nicht richtig, ihre Kräfte für private Zwecke zu nutzen wäre alles andere als vorbildlich.
 

Shizurus Lachen erklang glockenhell im Wohnzimmer, als sie sich soeben niedergelassen und zurück gelehnt hatte. Die Erinnerung vertiefte sich automatisch und brachte dutzende Szenebilder dazu in ihren Kopf. „Ja... die alte Lady hatte es wirklich auf dich abgesehen“, sagte Shizuru, faltete die Hände in ihrem Schoß, „aber ohne dein schnelles Handeln hätte es Böse ausgehen können für mich...“.

Damals beim Training hatte eine unerfahrene Otome Probleme mit ihrer Robe gehabt und eine ihrer Schleifenauswüchse ist unkontrolliert durch die gegend geschnellt, war so hart und Scharf wie ein Skalpell und hatte sich durch Shizurus Bauch gebohrt, als diese die Situation wieder unter Kontrolle bringen wollte. Wenn eines eine Robe beschädigen und durchbrechen konnte, dann war es eine andere Robe.. und es stand nicht gut um die Pearl Otome, vielleicht wäre sie sogar gestorben, wenn Natsuki nicht so selbstlos gegen alle Befehle verstoßen hätte, um Shizuru zu Yohko auf die Krankenstation zu bringen.

Shizuru hatte es sich zu der Zeit lange nicht verziehen, so unvorsichtig gewesen zu sein und das obwohl das nie ihre Art gewesen war... Doch auch sie war eben nur ein Mensch gewesen und Menschen waren nicht unsterblich... und Otome auch nicht.

Natsuki hatte sich wochenlang rührend um die Ältere Otome gekümmert, sich als richtige Freundin erwiesen und es nicht zugelassen, das Shizuru vielleicht zu früh wieder ans Training ging. In dieser Zeit hatte Natsuki ihre Menschlichkeit bewiesen... gezeigt, das ihr nicht alles schnurz egal war und sie durchaus ein Herz hatte, das sich sorgen konnte...

Das Lachen versiegte nach einer Weile, doch ein schmunzeln blieb, während sich Natsuki hinter ihr positioniert hatte und sich vor lehnte neben ihr Ohr. Ihre Augen huschten zur Seite, blinzelten leicht. Das die Gakuenchou bereit war, jenes wieder für sie zu tun, erfüllte sie einerseits mit Freude, andererseits aber mit Sorge, das das vielleicht ein mal wieder nötig sein würde... Doch dazu würde sie es nicht kommen lassen... egal wie schief die letzten Tage und Wochen alles gelaufen ist... Sie würde Natsuki nicht wieder in Gefahr bringen, schon gar nicht durch sich selbst...

„Ich auch...“, raunzte sie dann, spielte damit auf die unzähligen Male an, die sie Natsuki schon beschützt hatte und dessen noch immer nicht müde schien... Sie würde damit auch in Zukunft nicht aufhören, dafür war ihr Natsuki zu wichtig.

Nach dem Vorschlag mit der Wanne und dem gänsehaut erregenden Kuss auf ihr Ohr, erschauderte sie kurz, sah dann aber schließlich zu ihr.

„Ich... ich würde sagen wir baden zusammen und... bestellen danach etwas zu essen... womit wir uns ins Bett verkrümeln und dort den restlichen Tag zusammen verbringen...“, hauchte sie leise, ließ dies zu erst klingen wie einen Vorschlag oder Wunsch, doch wirkte es im nach hinein, als würde sie das genau so wollen und nicht anders, als sie sich erhob und schon mal die Treppen hinauf ging, um das Badewasser in die Wanne einlaufen zu lassen...

Eine Woche... Und diese Woche würden sie genießen... damit sie danach wieder einen möglichst klaren Kopf hatten für das, was ihnen in Garderobe bevor stand..

Als das Wasser dann rauschend die recht große Wanne gefüllt hatte, fing sie schon mal an sich zu entkleiden.

„Kommst du?“, rief sie aus dem Bad die Treppe hinab, erwartete, dass Natsuki tatsächlich mit ihr das Bad, dann das Essen und schließlich auch das Bett teilen würde...

Schmunzelnd hatte sie in der Wanne schon mal Platz genommen, welche nach exotischen Früchten duftete und einen seichten Schaum aufwies.
 

Die Jüngere schluckte leicht, registrierte jenen Vorschlag mit einer gewissen Überraschung, wenn nicht sogar Verlegenheit, das von dem zarten Rosa ziemlich gut unterstrichen wurde. Wenn es das war was Shizuru wollte, konnte sie es ihr ja unmöglich abschlagen, zumindest erschien es Natsuki nicht fair, wenn sie jenes tat. Hatte sie denn nicht versprochen für Shizurus Wohlergehen zu sorgen? Also war dem nun wohl folge zu leisten, auch wenn sie der Gedanke an ein gemeinsames Bad ziemlich nervös machte. Blinzelnd sah sie der Älteren hinterher, als diese die Treppe hoch verschwand.

"Mou reiß dich zusammen...", ermahnte sich die Gakuenchou selber, rieb energisch über die erhitzten Wangen. Es war doch schließlich nicht das erste Mal dass sie Shizuru nackt sehen würde, ein Bad mit ihr teilen würde. Etwas hin und her gerissen blieb Natsuki an der Couch stehen, wusste nicht ob sie der anmutigen Otome schon hoch folgen sollte, oder doch lieber bei ihrem Plan blieb. Das Rufen von oben, was schon nach so kurzer Zeit ertönte, ließ ihr jedoch keinerlei Möglichkeiten mehr zum Überlegen.

"H-Hai bin gleich da...“, brachte die Dunkelhaarige stockend heraus, stolperte dann mehr die Treppe hoch als vernünftig die Stufen zu bewältigen. Kurz hielt sie vor der Tür des Büros inne, überlegte vielleicht jetzt schon zum Telefon zu greifen um etwas zu Essen für später zu bestellen. Der Duft der jedoch vom Bad aus zu kommen schien, war verlockender, atmete die Jüngere einen Moment durch bevor sie jenes betrat.

Dampf und eine angenehme Wärme begrüßten sie bereits an der Tür, schloss Natsuki diese schnell wieder damit nichts davon entweichen konnte. Ihr Blick glitt rüber zur Wanne, Augen blinzelten ein paar Mal schnell hintereinander, der Mund klappte leicht auf, als sich das Bild, was sie zu Gesicht bekam, in ihren Verstand brannte. Einer Wassernixe gleich räkelte sich Shizuru im Wasser, welches sie bis knapp über die Brust bedeckte. Der Schaum wirkte zusätzlich einladend, ließ nur ansatzweise erahnen, was sich unter ihm verbarg.

"Du ah…ehm....", stotterte Natsuki unbeholfen, nicht mal fähig einen richtigen Satz auszusprechen. Am liebsten hätte sie sich eine Ohrfeige für ihr nun wieder ziemlich Schulmädchenhaftes Verhalten gegeben. "I-Ich zieh mich wohl dann besser auch aus....", raunte sie wie in Trance, konnte den Blick nicht von der älteren Otome abwenden. Finger griffen von alleine nach dem Knopf ihrer Hose, ließen diese achtlos zu Boden gleiten. Das Shirt folgte über den Kopf, löste kurz den Blickkontakt mit der Älteren.

Kaum diesen wiedererlangt, blinzelte die Jüngere kurz ehe sie so rot anlief wie eine reife Tomate. Erst jetzt wurde ihr klar wurde, dass sie nur noch in Unterwäsche vor der anmutigen Otome stand.

"Shizuru! B-Baka...hör auf zu starren!", keifte sie verlegen, ließ mal außer Acht, dass sie diese Momente zuvor selber gemacht hatte. Sie spürte deutlich den Blick Shizuru auf ihr, und wäre sie nicht schon fast nackt gewesen, hätte sie dieser womöglich glatt ausgezogen.

Rasant schnell hatte sich die Gakuenchou auch noch von der letzten Kleidung entledigt, sprang fast schon in die Wanne um weitere Peinlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Beschämt sank sie bis zur Nasenspitze unter Wasser, verschränkte die Arme vor ihrem eigenen Körper. Ihre Augen huschten nur verstohlen rüber zu Shizuru, wanden sich dann schnell wieder ab, bevor diese sie wieder beim Starren erwischen konnte. Sie hasste es zwischen Mut und Unsicherheit hin und her zustolpern, warum war sie nur so verdammt verklemmt in manchen Situationen?
 

Vom Dampf und wohltuendem Geruch des Badewassers umgeben, band sie sich die Haare hoch, würden diese später extra gewaschen werden und sollten nicht dem Badezusatz ausgesetzt werden, den sie dem Wasser zugesetzt hatte. Sie lehnte sich zurück, sank etwas tiefer und schloss so lange die Augen, bis Natsuki dann endlich das Bad betrat und artig die Tür hinter sich schloss.

Sofort war die Jüngere Blickfang des Graceful Amethysten geworden und kassierte gleich ein amüsiertes Schmunzeln, welches darauf zurückzuführen war, das sie durchaus bemerkt hatte, wie die Gakuenchou sie angestarrt hatte... Doch das nahm sie ihr nicht übel, im Gegenteil, sie befand dies als recht Schmeichelhaft und sie selbst wusste ja auch wie schwer es war, den Blick vom jeweiligen Gegenüber zu nehmen...

Dennoch war diese Situation reichlich belustigend und Shizuru würde lügen, wenn sie das nicht niedlich finden würde, das Natsuki sich verhielt wie ein kleines, scheues Mädchen...

Während die dunkelhaarige sich also entkleidete, tippelten die schlanken Finger der Älteren auf dem Badewannenrand herum, wollten sie damit neckend etwas zur eile antreiben.

„Starren? Wer starrt hier?“, neckte sie die Jüngere weiter, konnte es einfach nicht lassen es auszunutzen, in ihrem Katz und Maus Spielchen momentan wieder die Katze zu sein... Vorhin am Strand war sie ja eindeutig zur Maus gewesen, was selten genug vor kam und sie Natsuki diesen kleinen Triumph durchaus gegönnt hatte... Sie hatte keine Angst, sich der Gakuenchou vollkommen anzuvertrauen und ihr zu zeigen, das auch sie aus der Reserve zu locken war, auch wenn das ab und an peinlich enden konnte... Sie wollte keine Masken mehr auflegen, Natsuki kein falsches Bild von sich vermitteln... Immerhin wollte sie ein Leben mit ihr zusammen haben, aber auf einer ganz anderen Ebene, wie das Freundschaftliche Verhältnis zuvor... sie wollte das vertiefen und ihr zeigen, das sie aus Liebe zu ihr, für alles bereit war... Es sollte keine Geheimnisse, keine Mauern zwischen ihnen geben, die es nicht zu überwinden galt... Sie wollte Natsuki, die Natsuki als Gakuenchou und die Natsuki, hinter der Gakuenchou... sie wollte einfach beides und das für immer... Ein Leben ohne sie, niemals!

Was aber eben noch verspielt und lustig war, ließ Shizuru spätestens dann artig den Blick abwenden, als Natsuki an die Unterwäsche ging. Auch dem Amethysten war das kein fremdes Bild, doch immer wieder eines, was sie ganz verrückt machte... Schluckend wand sie ihr den Blick erst wieder zu, als Natsuki nahezu ins Wasser gehopst war uns sich in diesem bis zu Nasenspitze eintauchte um sich zu verstecken...

Shizuru blinzelte und legte den Kopf schief. Also wenn das nicht niedlich war, dann wusste sie auch nicht... Sie hielt sich leicht die Hand vor den Mund und konnte es sich nicht verkneifen, leise zu kichern, ehe sie Natsuki einen liebevollen Blick schenkte.

Anschließend kippte sie leicht nach vorne auf ihre Arme, bis sie sich auf allen Vieren durch die Wanne bewegte, einer hungrigen Löwin gleich und sich auch über Natsukis Beine hinweg bewegte, bis ihre Nasen zusammen stießen.

„Du hast wirklich keinen Grund... dich wegen irgendwas zu genieren...Natsuki...“, hauchte sie beruhigend und zuckersüß, ehe sie der dunkelhaarigen einen Wassertropfen vom Näschen leckte und ihr dann einen mehr als verboten gehörenden Schlafzimmerblick zuwarf.

„..Nicht eine Schönheit wie du...“, wisperte sie, streckte ihre Hand aus um mit den Fingerspitzen unter Wasser nach der Schulter der Gakuenchou zu suchen und diese zu bekraulen.

Langsam glitten die Finger die Schulter entlang bis über die Schlüsselbeine, sanken dann hinab, sparten die Brust aus, nur um sich dann neckend über den schmalen Bauch hinweg zu bewegen. Dabei blieb sie aber immer noch beinahe Nase an Nase mit der Jüngeren.

Was wollte sie damit provozieren?...
 

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13. Kapi..ende ....jetzt wirds spannend XPPP P.S. Krümel und ich haben auch ein Hime RPG angefangen von dem demnächst das erste Kapitel hochgeladen wird ;) schaut rein

Ein Bad, eine Massage, und....

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wie du mir, so ich dir...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Alptraum

Dämmerung brach langsam herein verkündete dass mittlerweile eine gewisse Zeit vergangen war, war es nur zu verständlich dass man hinsichtlich der Aktivitäten durchaus ein Gefühl für Zeit verlor. Wie jeden Abend lieferte die Sonne ein wunderschönes Schauspiel am Strand, sank in all ihren Farben dem dunklen Meer entgegen bis schließlich nichts mehr von ihr übrig blieb. Die letzten vereinzelten Sonnenstrahlen durchfluteten das Zimmer, streichelten sacht die nackten Körper, die eng umschlungen das Bett einnahmen.

Der Atem der beiden Frauen war wohl immer noch das einzige, was sich mit dem beständigen Rauschen des Meeres vermischte, waren Worte ohnehin während der ganzen Zeit nicht wirklich von Nöten gewesen. Auch jetzt drang nichts über die Lippen der Gakuenchou, die ihren Kopf der sanften Berührung entgegenneigte, die Augen für einen Moment schloss um das pochende Herz zumindest etwas zur Ruhe zu bringen. Erst nach einer Weile offenbarte sich der funkelnde Smaragd von neuem, vermischte sich augenblicklich wieder mit dem roten Schimmer der Älteren, versank für ein paar weiter Minuten einfach nur in ihm.

Lippen trennten sich leicht voneinander, legten sich einem Luftzug gleich ein weiters Mal auf die unter ihnen. Nur ein flüchtiger Kuss doch reichte er vollkommen um sich die feine Textur Shizurus Lippen wieder in Erinnerung zu rufen. Die Jünger zeigte ein zufriedenes Lächeln wurde jenes jedoch durch ein plötzliches Zucken gestört.

Die helle Haut, fein von Transpiration glänzend, übersäht mit diversen Kratzspuren, überfuhr eine Gänsehaut. Die Luft, die durch die immer noch geöffneten Fenster hinein drang, war Grund genug für den kurzen Schauer, jedoch reichte auch bloß der Gedanke an jene Ereignisse vor wenigen Minuten, um Natsuki eine wohlverdiente Gänsehaut zu verschaffen. Der Kopf neigte sich weiter nach vorne, während der erschöpfte Körper seitlich etwas von Shizuru rutschte. Die Arme brachte die Dunkelhaarige beide nach oben um sie wenige Momente danach gänzlich um den Leib des Amethysten zu schlingen. Der Kopf legte sich seitlich auf die Schulter der Anderen, der Körper presste sich etwas näher dran in der Hoffnung dort vielleicht etwas Wärme zu finden.

Einfacher wäre es wohl gewesen die Fenster einfach zu schließen oder einfach die Decke hochzuziehen. Zu erstem fühlte sich Natsuki nicht einmal ansatzweise in der Lage, aufstehen und Kontakt zu Shizuru verlieren wäre in dem Sinne schlimmer als weiter zu frieren. Eine Hand löste sich jedoch wieder tastete etwas unbeholfen hinter sich herum um irgendeinen Zipfel der Decke zu erhaschen. Diese hatte sich jedoch bis ans Fußende des Bettes verabschiedet, war teilweise schon zu Boden gerutscht.

„Mou…“, ein leises Wimmern brach hervor, klang eher wie ein Hilferuf als nach Frustration, wie man es sonst immer von der Gakuenchou gewohnt war.
 

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// “Warum tut sich ein Mensch so etwas an?”, raunte Natsuki leise, während sie mit Shizuru im Hof saß und Mai dabei beobachtet hatte wie sie mit ihrer großen Liebe gestritten hatte, wegen der sie später auch noch als Königin der Tragödie bekannt werden würde…

“Was… Liebe?”, fragte Shizuru dann, wandte ihren Blick dabei von der Szene ab und widmete ihn Natsuki.

Die Jüngere nickte und verschränkte dann relativ lässig die Hände hinter ihrem Kopf. “Liebe…. pah… Mai ist doch selber Schuld… sie weiß genau das man als Otome mit Männern nicht verkehren darf und sollte und dann sollte man sich auch nicht verlieben…. Schluss aus… Das macht doch alles nur schlimmer”, patzte die Dunkelhaarige und schien so, als wäre genau das richtig und nichts anderes. So als gäbe es für Natsuki wirklich nur die Vorstellung…

Shizuru sah sie eingehend an, ließ aber kein Wort verlauten… Sie drehte den Kopf wieder herum und sah vor sich über den Hof.

“Ist doch so… oder Shizuru?”, eröffnete die Jüngere dann wieder das Wort, wollte sich unbedingt durch die Ältere bestätigt wissen, “ich für meinen Teil werde mich nie verlieben… Niemand kann mir meinen Weg als Otome nehmen”.

Shizuru aber sagte noch immer nichts, zog nur kurz die Brauen zusammen, ehe sie wieder einen neutralen, fast ernüchternden Gesichtsausdruck aufsetzte.

“Das spielt alles keine Rolle… Mai weiß um die Konsequenzen und muss das selber entscheiden… Aber WIR beide sollten und jetzt lieber bei Miss Maria melden…”, womit das Thema abgetan war und Shizuru sich schon wieder erhoben hatte um voran zu schreiten.

Natsuki trennte die Lippen voneinander und blickte der Älteren etwas verwirrt hinterher… //

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Der ganze Raum schien sich zu drehen… Die Hände schwitzig, das Herz außer Rand und Band und auch die Atmung wollte noch immer nicht so wie Shizuru es wollte… Die Ereignisse, wenige Minuten zuvor, waren einfach Atemberaubend und hatten ihr mehr als nur den Boden unter den Füßen weggezogen…

Doch nun da dieser Schritt getan war, gab es für beide keinen Rückweg mehr und der wäre auch unmöglich, angesichts der Tatsache das die beiden sich nun näher waren als je zuvor.

Die Ältere konnte und wollte sich ein Leben ohne die Gakuenchou nicht mehr vorstellen und die ganze Aktion hatte sie in diesem Denken nur noch bestärkt.. Sie waren einfach füreinander geschaffen, so schien es… so fühlte es sich einfach an.

Shizuru schloss für einen Moment die Augen, um wieder Herr über ihren Körper zu werden und allem, was diesen am Leben erhielt….

Als dann Natsuki von ihr runterrutschte und anschließend erfolglos versuchte sich Wärme zu verschaffen, öffneten sich die Lider wieder und Rubin erfasste das offene Fenster.

Der Amethyst hob den Arm, der sich noch immer wie Pudding anfühlte, und griff damit neben das Bett um eine der Pantoffeln zu erhaschen, welche sie dann packte und in Richtung des Fenster warf. Das dagegen rasseln des Schuh´s bewirkte das das Fenster zuschnappte und somit war der erste Kältespender schon mal aus dem Weg… Fehlte noch die Decke.

Shizuru senkte den Blick und reckte dann die Zehen etwas, um damit einen Zipfel der Decke zu erwischen und hochzuziehen. Nach einigen Versuchen gelang ihr das dann auch und sie konnte sich samt Natsuki unter dem weichen Stoff betten…

Zufrieden zeichnete sich ein Lächeln auf den feinen Lippen des Graceful Amethysten ab, während sie Natsuki dann etwas fester an sich drückte, bedeutend, das sie sie für diese Nacht keinen cm von sich weichen lassen würde…

Doch ehe sie sich weiter Gedanken machen konnte über das was eben geschehen war, überkam sie eine quälende Müdigkeit, die sich sofort über sie warf wie ein Schleier… Das alles hatte aber auch wirklich einiges an Energie verschlungen und Schlaf war das einzige, was den Körper wieder betanken konnte….

Sie wollte aber noch etwas sagen, kam stattdessen aber nur ein schnurrähnliches Geräusch über ihre Lippen, ehe die Augen dann zufielen und sie gänzlich dem Schlaf verfiel….
 

Nachdem auch das letzte Hindernis überwunden war, sich die Decke wie eine schützende Schicht über den nackten Körper legte, stieg auch die Zufriedenheit mehr an. Genügsam zog Natsuki das Stück Stoff noch etwas enger, ließ der kühlen Luft keinerlei Chance sich irgendwo mit hinunter schmuggeln zu können. Der Kopf sank träge, bettete sich wieder an seinen ursprünglichen Platz an der Schulter des Amethysten. Ein Arm schlang sich um die Bauchmitte Shizurus, kam dabei ihrem Wunsch nach, als sich beide Körper enger zusammen pressten. Die Jüngere hatte wohl auch nicht im Sinn von diesem Fleck zu weichen, jetzt nicht und in Zukunft wohl auch nicht, soviel stand fest. Die Wärme, die Nähe der Anderen lösten augenblicklich ein sicheres Gefühl der Geborgenheit aus, verhalfen der Müdigkeit nur umso mehr bald Besitz über den Körper zu erlangen. Mattes Grün blinzelte einige Male noch hervor, ehe die Lider komplett sanken. Shizurus leises Schnurren brachte ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen, mit dem die Gakuenchou dann auch ins Land der Träume abdriftete.

Die Nacht verlief ruhig, besaß Natsuki ohnehin einen so festen Schlaf, dass sie nicht einmal ein neuer Sturm hätte wecken können.

Die Erschöpfung war einfach so groß, dass nicht einmal die anfänglichen Sonnenstrahlen, die unverholt durch die Fenster, dank Mangel an zugezogenen Vorhängen, eindringen konnten, die Dunkelhaarige aus ihrem Schlaf rissen. Erst das sanfte Kitzeln von goldenen Locken an ihrer Nase brach etwas den festen Bann um ihren Geist. Irritiert und sichtlich gestört verzog sich die Miene der Gakuenchou, Brauen zogen sich leicht nah unten, während die Nase dem angeblichen Angreifer versuchte zu entkommen. Unruhig bahnte sich ein Murmeln Natsukis Kehle hoch, unverständlich aber dennoch hörbar. Es dauerte nicht lange, ehe auch müde Augen sich einen Spalt breit öffneten um sich nach dem Störenfried umzublicken.

Die Augen weitete sich prompt ein Stück, als die Jüngere bemerkte, wie nahe Shizurus Gesicht dem ihren war, schien es fast so als ob sie die Anwesenheit der Älteren komplett vergessen hatte. Doch nur wenige Sekunden hielt der Ausdruck, entspannte sich Natsuki sichtlich etwas, als ihr die Ereignisse des Vorabends wieder in den Sinn kamen. Selbst das kurze Niederschlagen der Lider half nichts, auch so zeichnete sich ein kaum wahrnehmbares Rosa auf ihren Wangen ab.

Vorsichtig zog die Gakuenchou eine Hand hervor, schob sacht die frech kitzelnde Haarsträhne von ihrer Nase und somit auch aus Shizurus Gesicht. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen als sie den Anblick vor ihr mit nichts bessern zu vergleichen wüsste, als mit dem einer Göttin. So sehr in den Bann des anmutigen Amethysts gezogen, war es Natsuki nicht einmal richtig bewusst, dass ihre Fingerkuppen anfingen behutsam über die makellose Haut vor ihr zu streichen. Ein kurzes Zucken seitens Shizurus, ließ sie dann aber inne halten, die Hand zurückziehen, da sie jene gewiss nicht stören oder gar wecken wollte. Es wäre schade um den friedlichen und sichtlich auch zufriedenen Eindruck den die anmutige Otome zu vermitteln schien.

Natsuki reckte kurz die Glieder soweit es möglich war, ließ den Blick dann vom Fenster aus, das die Aussicht in einen noch ziemlich frühen Morgen verriet, weiter durch das Zimmer gleiten. Es war definitiv noch zu früh um aufzustehen, doch länger untätig im Bett zu liegen, auch wenn es auf eine Art und Weise schön war, lag nicht in der Natur der Gakuenchou. Schon gar nicht jetzt, wo die Tage knapper wurden, es ihr schon stets vor Augen kam, dass sie nach Garderobe zurückkehren mussten. Normalerweise ein erfreuliches Ereignis, hinsichtlich ihrer Arbeit, unter gegebenen Umständen war es aber alles andere als erfreulich. Sie wussten schließlich immer noch nicht mehr über den verschwörerischen Plan der beiden Brüder Bescheid, als vor wenigen Tagen. Sicher war nur, dass nicht nur die Akademie in Gefahr war sondern auch das ungeborene Kind ein potenzielles Ziel in dem skrupellosen Spiel sein würde. Ein leises Seufzen trat ungewollt über ihre Lippen, als sich Natsuki den Schlaf langsam aus den Augen rieb. Eine heiße Dusche würde sicherlich gut tun, entschied die Gakuenchou dann doch schließlich. Nicht nur dem müden Körper sondern auch dem Geist, der jetzt schon wieder am arbeiten war. Sich jedoch unbemerkt aus den Fängen Shizurus befreien zu können, stellte eine neue Herausforderung dar, vor allem wenn sie die Ältere dabei nicht wecken wollte. Behutsam zog Natsuki ihre andere Hand hervor, die sich durch die verrenkte Position schon teilweise taub anfühlte. Ein kurzes Schütteln brachte Blut und auch wieder etwas Gefühl in die Gliedmaßen. Mit Hilfe beider Hände stützte die Jüngere sich leicht auf der Matratze ab, schob den Oberkörper hoch in eine sitzende Position. Jetzt waren es nur noch die Beine, die es zu befreien galt. Doch so verwickelt in Decke und mit denen Shizurus war es wohl ein hoffnungsloses Unterfangen…
 

„Jetzt jetzt jetzt... ich will aber jetzt in die Academy, Bruder!“, quietschte Zin überschwenglich und wirkte wie ein kleiner ungeduldiger Junge, der um seinen Bruder herum wuselte und es kaum erwarten konnte...

„Nur Geduld, kleiner Bruder... und schon deine Kräfte. Bald haben wir freien Zutritt und alle Befugnisse für die Academy und dann kannst du dich genug austoben... Aber vergiss den Deal nicht.. an den haben wir uns zu halten, hast du verstanden?“, fragte Zen dann und senkte den Blick zu dem Jüngeren, welcher artig nickte.

„Gut“, fuhr er dann fort und hob den Blick wieder in die Ferne, in jen Richtung, in der Garderobe auf einem Hügel trohnte, „es wird sich lohnen zu warten... und es sind kaum mehr 5 Tage.. Das lässt sich aushalten. So beruhige dich etwas... Du kannst dich ja so lange anderweitig amüsieren“.

Zin legte den Kopf schief und betrachtete seinen Bruder von unten her. „Jawohl!“, sagte er dann, strahlte ihn an und wuselte dann auch schon davon.

Zen schüttelte nur kurz den Kopf, verschränkte die Arme vor der Brust und warf noch einen letzten Blick auf die Hütte, in der sich die beiden Otome befanden, ehe er sich dann in schwarzem Rauch auflöste.. als wäre er nie dort oben gewesen.

In der Zwischenzeit hatte Sarah Gallagher alle Hände voll zu tun. Zusammen mit Miss Maria managte sie die Academy in der Abwesenheit der Gakuenchou und sie musste zugeben, dass Natsuki da keinen leichten Job hatte...

Doch zum wohle der beiden und der Pause, die sie sich redlich verdient hatten, gab sie ihr bestes und davon genug.

Auch Miss Maria half tatkräftig mit, hatte ja nun schon einige Generationen der Otome überlebt und hatte dementsprechend viel Erfahrung, was sich alles hinter dem strengen Gesicht und den Falten verbarg. Sie war eine treue Seele und tat letztendlich ja alles nur zum wohle aller und würde, wie jede Otome, für ihren Dienst und zum Schutze anderer sterben....

Während Sarah sich ihren Kopf über Papierkram im Headmaster Büro zerbrach, hatte Yohko sich von ihrem Labor aus auf den Weg gemacht um eben jene aufzusuchen.

Dort angekommen klopfte sie erst an und verschaffte sich dann Zutritt zu den Räumlichkeiten.

„Yohko... Gibt es etwas neues?“, fragte Sarah dann gleich vorweg, sparte sich unnötige Grußformeln, immerhin war alles angespannt genug...

Die junge Doktorin hielt ein Klemmbrett unter dem Arm und näherte sich dann dem Schreibtisch der Gakuenchou, hinter dem momentan der Galactic Auqarmarine saß.

Sie nickte, was nicht sonderlich beruhigend wirkte.

Sarah zog leicht die Brauen zusammen. „Was auch immer es ist, raus damit, schlimmer kanns ja nicht mehr werden...“.

Yohko lächelte kurz schief, wusste ja das es stimme und zückte dann das Klemmbrett um einen Blick auf ihre Ergebnisse zu werfen.

„Diese beiden jungen Männer sind eindeutig keine Menschen... doch ihre DANN passt auch mit nichts anderem zusammen, das uns bekannt wäre... Wir haben es also mit einer komplett fremden Spezies zu tun, über die wir überhaupt nichts wissen.... Im Gegensatz zu den Monstern welche sie erschaffen haben, von denen eines Meister Viola geschwängert hat, sind scheinbar alle ihrer Artgenossen männlichen Ursprunges... Vielleicht haben ihre Pläne ja etwas mit diesem Fakt zu tun“

Sarah legte die Stirn in falten und lehnte sich dann seufzend zurück. „Bitte sag mir nicht das du glaubst, das diese ‚Männer‘ vermutlich hergekommen sind um die komplette Academy zu schwängern und so ihren fortbestand zu gewährleisten...“.

Yohko zuckte etwas hilf- und ratlos mit den Schultern. „Das ist etwas, was wir mit einbeziehen müssen... Wir haben keine Ahnung was sie hier wollen und vorallem warum sie ein Monster mit der DNA der Gakuenchou gespickt hatten... wir müssen also mit allem rechnen...“.

Während Sarah sich derweil ziemliche Sorgen um die ganze Angelegenheit machte, drehte Shizuru sich etwas zur Seite, half Natsuki so dabei leichter zu entkommen, um der gewünschten Dusche etwas näher zu kommen.

Die Haare breiteten sich dabei wie ein Fächer auf dem Kissen aus, die Decke rutschte etwas vom Körper der Älteren und so lag sie nun auf dem Rücken wie ein wunderschönes Bild, das ein Maler aufgesetzt hatte, es aber niemals für jemand anderen sichtbar machen würe, als für das Auge Natsukis.

Shizurus Atmung ging ruhig, hatte sie von dem Fluchtversuch der Jüngeren scheinbar rein gar nichts mitbekommen.

Ihr Gesicht wirkte vollkommen entspannt, als hätte sie nicht nur einen tiefen, erholsamen Schlaf, sondern auch keinerlei Alpträume, was das zarte Lächeln auf ihren Lippen verriet, während ihr Mund schlaftrunken irgendetwas zusammenhangloses nuschelte...

Als Natsuki sich dann aus der Beinschere Shizurus befreien konnte, rollte diese sich gänzlich auf den Bauch, wobei die Deckenzipfel nur noch ihren Hintern bis zum Steiß verdeckte, Beine und Rücken aber komplett frei lagen...

Nicht einmal ein Gemälde von Aphrodithe hochstpersönlich hätte ein schöneres Bild abgeben können....
 

Erleichtert atmete Natsuki durch, als sie endlich dem Bett mit mehr oder weniger Schwierigkeiten entkommen konnte. Nur flüchtig warf sie einen Blick über die Schulter hielt dann aber doch für einen Moment inne, als Shizurus sich so entblößt darbot. Um nicht schon wieder in regelrechtes Starren überzugehen, räusperte sich die Gakuenchou kurz ehe sie einen Zipfel der Bettdecke packte um ihn wieder etwas hochzuschieben. So verlockend der Anblick vielleicht sein mochte, lag ihr Shizurus Wohlbefinden eher am Herzen. Nachdem die Decke wieder vernünftig bis zu den Schultern hochgezogen war, wand sich Natsuki schließlich dem Schrank zu, hatte mit wenigen Handgriffen die Türen geöffnet und etwas Passendes an Kleidung zusammengesucht.

Schnelle Schritte führen die dunkelhaarige Schönheit rüber zum Bad, war die Temperatur im Haus gewiss noch nicht so angenehm, dass man lange nackt rumlaufen konnte. So gesehen schien der Tag eh nicht so warm wie die vorangegangen zu werden, die Sonne bahnte sich zwar ihren Weg wurde jetzt aber schon von einigen Wolken von ihrem Platz verdrängt. Das warme Wasser half jedoch schnell die verlorenen gegangen Wärme wieder zu erlangen, verhalf auch äußerst gut die Muskeln zu entspannen und für einen Moment komplett abzuschalten.

Ob das entspannte Gemüt und der erholsame „Urlaub“ sich auszahlen würden, konnte Natsuki wohl erst abschätzen, wenn sie wieder hinter ihrem Schreibtisch saß. Die Jüngere hoffte, dass es wieder einen Schreibtisch in ihrem Büro gab, das ihr Büro selber alle Reparaturen überstanden hatte, nachdem es regelrecht in einem Schlachtfeld verwandelt wurde. Das letzte Mal als sie mit Sara über die Angelegenheiten an Garderobe gesprochen hatte war einige Zeit her, hatte sie zwischenzeitlich und vor allem nach dem letzen Besuch der Brüder es nicht in Erwägung gezogen einen erneuten Kontakt herzustellen. Eigentlich war es nötig und es nagte an der Gakuenchou selber nicht um ihre Akademie Bescheid zu wissen. Doch zum einen konnte sie weder Maßnahmen noch Informationen hinsichtlich der neuen Bedrohung austauschen, da sie Zens Wunsch den Deal geheim zu halten wohl oder übel nachkommen musste. Natsuki wusste, dass es Konsequenzen nach sich ziehen würde, wenn sie rebellierte, die Fähigkeiten der Brüder zu unterschätzen hatte sie schon lange als Fehler erkannt.

Eine ganze Weile verging, in der das plätschernde Wasser wohl das einzige Geräusch im ganzen Haus war, ehe die Stille wieder komplett Herrschaft übernahm. Das Handtuch fühlte sich rau auf der vom Wasser empfindlich gewordenen Haut an, rubbelte Natsuki aber trotzdem erbarmungslos um sich der Nässe schleunigst zu entledigen. Wenige Augenblicke später zierte eine ziemlich körperbetonte schwarze Hose und ein schlichte weißes T-Shirt den Leib der Jüngere. Die lange kobaltblaue Mähne hing noch etwas klamm den Rücken hinab, tränkte an einigen Stellen die Kleidung mit nassen Flecken, die fast durchsichtig wirkten.

Am Flur hielt Natsuki kurz inne, ließ den Blick vom Schlafzimmer rüber zum Büro gleiten, ließ sich die Gedanken von vorhin noch einmal kurz durch den Kopf gehen. Es würde wohl nichts bringen, sie musste wohl abwarten, bis sie sich wieder an Garderobe befand, dort alles persönlich dann in die Hand nehmen konnte um einen Gegenangriff starten zu können.

Mit einer Hand am Geländer, die andere auf den flachen Bauch abgelegt, trat die Gakuenchou die Treppe hinunter in den unteren Wohnbereich, ließ das wachsame Grün der Augen nur flüchtig durch die Räumlichkeiten gleiten. Eigentlich war sie noch gar nicht wirklich hungrig, aber sie wusste, dass es wohl jemand anderes bald sein würde. Kurzzeitig streifte ein Schmunzeln ihre Lippen, vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass sie so früh aufgewacht war, dann hatte sie immerhin noch genügend Zeit sich an einem angemessenen Frühstück zu probieren. Mit dem Gedanken bzw. Ziel vor Augen betrat die Dunkelhaarige die Küche, um sich ans Werk zu machen.
 

Das die Gakuenchou den nackten Leib Shizurus wieder abgedeckt hatte, hatte diese nicht wirklich mitbekommen. Viel zu sehr war sie in dem Traum gefangen, welcher sie heimgesucht hatte....

(((< „Natsuki.... NATSUKIIII!!!“

„Shizuru... du musst hier raus... Bring Sai in Sicherheit...“

„Nein! Ich gehe nicht ohne dich!!“

„Shizuru... sei nicht dumm! Unser Kind soll nicht mit uns sterben...“

„Aber....“

„Nichts aber... los beeil dich! Du weißt das du keine andere Wahl hast!“

„Mommy!!“

--„System ausgelastet. 10 Sekunden bis zum Countdown“--

„Ich liebe dich Natsuki...“

„Shizuru.....“

--„Schleusen werden verriegelt. 5 Sekunden bis zum Countdown. Take off.“--

„NATSUKIII~!!“ .... .... ..... ..... ................................................... >)))

„Natsuki!“, rief Shizuru als sie aus dem Bett hochschreckte, schweißgetränkt und mit weit aufgerissenen Augen. Schnell atmend sah sie sich um, registrierte erst jetzt das sie noch in der Hütte waren und das sie immer noch im Bett war...

„Ein Traum...?“, hauchte sie leise, ihr Herz pumpte noch immer ob dieses Schreckens....

„Sai...“, wisperte sie... war das der Name ihres Kindes? Aber wie kam so etwas in ihr Unterbewusstsein? Vielleicht war das ja auch gar kein Traum sondern eine Art Vision gewesen? Nein! An so etwas wollte sie gar nicht denken... eine Vision in die Zuknft zu bekommen war ohnehin sowieso unmöglich... oder?

Shizuru schluckte. Nein eine solche Zukunft würde sie nicht erwarten, niemals... Das würde sie zu verhindern wissen!

Erst jetzt sah sie sich etwas um und als ihr die Erinnerungen an den gestrigen Abend wieder in den Sinn kamen, blinzelte sie und sah auf die Bettseite neben sich.. doch Natsuki war nicht mehr da!

Shizuru riss die Augen auf.

„Natsuki!“, rief sie aus und schwang sich aus dem Bett. Nackt wie sie war riss sie die Tür auf und stürmte ins Bad.. Als sie das leer vorfand lief sie ins Büro... Auch das war leer.

Das war ein Traum! Ein TRAUM! Schrie etwas in ihr.. doch die Übelkeit der Ungewissheit kroch in ihr hoch...

Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte wie von der Tarantel gestochen die Treppe runter in die Küche, wo sie, Gott sei Dank, Natsuki hinter der Küchentheke wiederfand...

„Natsuki....“, raunzte Shizuru kläglich, als hätte sie etwas wieder gefunden das sie 20 Jahre lang hatte missen müssen... ehe ihr vereinzelte Tränen die Wangen hinab perlten... Träume waren etwas furchtbares...
 

Stolz darauf noch nichts angebrannt zu haben oder gar die Küche dabei in Flammen gesetzt zu haben, betrachtete Natsuki ihre bisherige Arbeit. Pfannkuchen war sicherlich nicht herausragend aber zumindest war es etwas, was sie ohne weitere Probleme zubereiten konnte. Das Teewasser hatte schon seinen Platz auf dem Herd eingenommen, der es auf die entsprechende Temperatur erhitzen sollte. Ein seichtes Lächeln schmückte das Antlitz der Jüngeren während der ganzen Zeit, vielleicht hatte sie ja sogar noch das Glück Shizuru im Bett überraschen zu können. Eigentlich nicht ihre Art, aber sie wusste, dass es der Älteren ohne jeden Zweifel eine Freude machen würde. Gerade als sie dabei war einige untere Schränke auf einem passenden Tablett zu überprüfen, vernahm sie die ziemlich lauten Schritte auf der Treppe.

Überrascht und ein wenig zu voreilig schnellte Natsuki aus der Sitzposition hoch um ihm Vorgang den Kopf leicht an der Kante der Theke anzustoßen. Murrend reib die Dunkelhaarige die Stelle, ließ den Blick zum Eingang rüber gleiten, in dem Shizuru wenige Momente später auftauchte. Die Miene der Gakuenchou erhellte sich, das Lächeln blieb allerdings aus, als die junge Otome den kläglichen Ton ihrer Liebsten mitbekam. Die Tränen alarmierten sofort, verstärkten das ahnende Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war.

„Shizuru…?“, äußerte Natsuki nur leise, brachten sie ihre Beine automatisch binnen weniger Sekunden rüber zur Tür, das Frühstück war nun Nebensache.

„Hey was ist los? Alles in Ordnung?“, raunte sie sichtlich besorgt, wartete nicht lange, sondern zog den nackten Leib in ihre Arme. Beruhigend ruhte einen Hand auf dem Rücken, während die andere sacht kraulende Bewegungen im Nacken der Älteren vollführte, den Kopf derer an die eigenen Halsbeuge bugsierte. Sie wusste nicht, was Shizuru so früh schon wieder Tränen in die Augen brachte, die Jüngere wusste nur, dass es ihr nicht gefiel und sie den Grund ausfindig machen wollte. Waren die Brüder wieder im Haus? Smaragd weitete sich ein Stück, blickte wachsam umher, die Ohren spitzten ob sie irgendein Geräusch wahrnehmen konnten, das jene Vermutung bestätigte. Nichts, auch nach einer Weile, verspürte Natsuki keine weitere Präsenz außer die Shizurus, die sie immer noch gar schützend in den Armen hielt.

„Du solltest dir etwas anziehen…“, murrte die Dunkelhaarige leise, nicht aus Verlegenheit sondern wohl eher auch aus Sorge, dass die Ältere mal wieder achtlos hinsichtlich ihres Zustands gehandelt hatte. Langsam schob sie Shizuru rüber zu einem der Stühle, drückte sie sanft nieder auf diesen. „Warte hier hol dir schnell eine der Decken…“, kaum die Worte ausgesprochen, sprintete Natsuki fast schon rüber ins Wohnzimmer um einer der Decke vom Sofa zu schnappen. Mit dieser im Schlepptau suchte sie die Küche wieder auf, legte den weichen Stoff um die zarten Schultern des Amethysten, ehe sie vor dem Stuhl in die Knie ging. Die Hände betteten sich leicht auf denen Shizurus, verhackten sich die Finger wie von selbst. Das sachte Lächeln sollte aufmunternd wirken, das Grün der Augen strahlte Liebe aus, gleichzeitig aber auch so viel Sorge.
 

Die Tränen bahnten sich ihren weg unaufhaltsam über das porzellanfarbene Gesicht des Amethysten, ließen es wirken wie eine Schneise für klare Gebirgsbäche...

Doch anstatt das es besser wurde, da sie ja nun wusste das es wirklich nur ein Traum war, wurde es nur schlimmer, als Natsuki sie fest in die Arme nahm.

Sofort zogen sich die Arme von Shizuru zu und krallten sich haltsuchend an den Körper der Jüngeren, ehe sie erst so richtig in Tränen ausbrach.

Dieser Traum, welcher so real wirkte, hatte es wirklich in sich gehabt und sie fühlte sich im Moment nun so, als hätte sie Natsuki wirklich beim sterben zu sehen müssen und als stünde diese nun nicht wirklich vor ihr, sondern nur noch ihr Geist, dem einzigen was von ihr übrig geblieben war...

Das durfte nicht passieren, niemals... Tochter hin oder her, sie könnte ohne Natsuki niemals leben...

Als ihr dieser Gedanke in den Kopf schoss, waren es nicht nur die Tränen die die anmutige Otome kaputt wirken ließen, sondern auch der krampfhaft offene Mund, aus dem sie jetzt herzzerreißend anfing zu plärren.

Verzweifelt ihre Rufe und das mark und bein durchdringende Schluchzen, als hätte sie einen Teil ihrer Seele verloren und alles was sich noch in ihr befand waren Splitter...

Jemand hatte ihr Herz gepeinigt und ihre Seele mit Füßen getreten... so sah es zumindest im Moment aus... das alles nur in Form eines Traumes geschehen war, ließ sich ja noch nicht erahnen...

Doch wenn dies Shizuru schon so mitnahm, dann zeigte ihr Herz ja nun offensichtlich, wie sehr sie Natsuki liebte und an ihr hing... Auch wenn der Traum nicht schön war, so gab sie Natsuki nun, auch wenn sie das selbst nicht merkte, die größte Liebeserklärung ab die man hätte machen können...

„Gomen nasai....“, schluchzte sie nur, versuchte ihre verlorene Stimme wieder zu finden, als sie merkte, das Natsuki denken musste es wäre sonst was passiert... Shizuru führte sich ja wirklich auf als hätten die Brüder sie besucht, die Welt würde untergehen oder noch schlimmer, sie hätte das ungeborene Kind verloren... Und nun entschuldigte sie sich dafür, dass sie Natsuki solche Sorgen bereitete... Die anmutige Otome war wirklich unverbesserlich.

Als Natsuki sich dann von ihr geslöst hatte um sie zum sitzen kommen zu lassen und dann mit einer Decke wiederkam, mümmelte Shizuru sich darin ein und senkte den Blick zu der nun vor ihr knienden Gakuenchou.

„Go-gomene.... Natsuki... ich hab... ich hab.... nur etwas ganz furchtbares geträumt...“, raunzte sie etwas kläglich und senkte dann den Blick woraufhin vereinzelte, vom schlafen wirre Strähnen nach vorne fielen...

„Ich sollte mit Sai fliehen und du...und du... bist da geblieben und ich... ich konnte nichts machen und dann... ist alles explodiert und du..du bist...“, hauchte sie, fing nun fast erneut an zu heulen... Doch heraushören wer Sai war oder was und warum genau etwas explodiert ist, konnte man nicht wirklich... Sicher war nur das sie Natsukis Tod gesehen hatte.. bzw davon geträumt.

So etwas kannte man von der Älteren überhaupt nicht.. diese aufgelöste, hilflose Art... Aber da trugen die Hormone sicherlich auch zu bei, die sich bei so einer Schwangerschaft an ihrem Körper und dem Gemüt zu schaffen machten.
 

Sanft drückte Natsuki die Hand der anmutigen Otome, die in diesem Moment wohl alles andere als anmutig erschien, ganz abseits von ihrem normalen ruhigen Bild, was sie sonst stets vermittelte. Doch war es nur weiterer Grund für Natsuki die Ältere zu lieben, dass sie ihre Maske ablegte wenn es nötig war und sich nicht dahinter verschloss. Geduldig wartete die Gakuenchou bist sie den Grund der Aufruhr erfahren durfte, Shizuru bruchteilige Worte hervorbrachte um das schlimme Erlebnis zu berichten. Die Augenbrauen zogen sich etwas zusammen, als Natsuki erkannte, wovon genau die Rede war. Träume waren wirklich unberechenbar, brachte selbst im wachen Zustand noch Verwirrung und Angst mit ins Spiel.

„Shhh~ ist in Ordnung, es war nur ein Traum…“, redete die Jüngere beruhigend ein, schob eine Hand sachte unter das Kinn der Anderen um es ein wenig hoch zudrücken. Die Finger strichen sanft die tränenbenetzte Wange entlang, die Handfläche legte sich gänzlich auf die warme Haut ab.

„Ich bin hier…und nichts trennt mich so schnell von dir…verstanden?“, Versicherung aber auch sanfte Bestimmtheit sollten auf das Gemüt des Amethysten einwirken. Energisch blitzte der Smaragd kurz auf, bevor er wieder sanfter wurde und sich dem verwirrten Rubin zuwandte, der feucht glänzend hinter Lider hervorschimmerte. Natsuki richtete sich ein wenig auf den Knien auf, führte den Kopf der älteren Otome ein Stück vor bis sie die eigenen Stirn gegen die leicht erhitzte vor ihr lehnen konnte. Die Hand wich nicht von ihrer Stelle, Finger vergruben sich sanft in dem goldenen Strähnen, während die Nasenspitzen leicht zusammen stupsten.

„Nichts trennt uns Shizuru….nicht einmal der Tod…“, leise Worte des Versprechens hauchte die Gakuenchou gar andächtig gegen die Lippen der Anderen. Niemals würde sie wohl die andere Hälfte ihrer Seele nun gehen lassen. Nicht jetzt wo sie sich endlich gefunden hatten, mit einander mehr als nur in einem Liebesakt vereint hatten. Shizuru würde sie nicht verlieren, genauso wenig wie ihr gemeinsames Kind. Sai…? Erst jetzt registrierte die Dunkelhaarige den unbekannten Namen in der Geschichte, die Shizuru ihr wenn auch etwas unverständlich aufgetischt hatte. Meinte sie damit etwas das Kind, ihr Kind?

Tonlos trennte sich die Jüngere wieder ein Stück, jedoch nicht viel, da sie spürte, dass Nähe wohl im Moment das einzige Beruhigende für Shizuru war. Die Hand die immer noch in Shizurus Schoß bei derer Hand ruhte, legte sich leicht auf den Bauch ab auch wenn dieser etwas durch die Decke verborgen wurde. Fragend glitten die Augen hoch zu dem geliebten Rubin.

„Sai?“, hauchte die junge Otome nur ansatzweise, konnte sich ein zartes Lächeln aber nicht verkneifen. Auch wenn das ganze unter mehr schlechten Umständen herausgekommen war, irgendwie war es doch etwas Besonderes, dass ihre gemeinsame Tochter nun ein Namen besitzen sollte.
 

„Versprich mir das!“, verlangte der Amethyst energisch und zog die Finger etwas Fester an Natsukis Armen zusammen, um dem gesprochenen deutlichst Nachdruck zu verleihen. Doch trotz der Worte und der Begleitreaktion wirkte sie noch immer verletzlich und von dem Traum regelrecht in alle Ecken der Verzweiflung gebeutelt die man finden konnte... Natsuki war nun einmal ihre Schwachstelle und das würde sich wohl niemals ändern. Jedoch gab es da jetzt nicht mehr nur Natsuki, sondern auch das ungeborene Kind, welches dort in ihrem Bauch prächtig heranwuchs. Und erst jetzt, als sie an sich hinab sah, fiel ihr unter leichtem Augenweiten auf, dass man Anzeichen eines Babybauches erkennen konnte... Das alles war also nicht übertrieben gewesen.. es stimmte das es sich rasend schenll entwickelte.. Wie lange war die Befruchtung nun her? Knappe 2 Wochen? Wie lange würde sie das wohl nun noch vertuschen können? Mit dem Kleid einer Meister Otome würde man auch nicht ewig alles kaschieren können... Vorallem nicht wenn man so eine schmeichelhafte und beständige Figur hatte wie Shizuru... Was für Gerüchte würde es wohl aufwerfen wenn Shizuru plötzlich anfing dick zu werden?? Und nicht nur der Bauch würde befallen sein, auch der weibliche Vorbau des graceful Amethysten...

Shizuru zog bedrückt die Brauen zusammen und legte ihre Hände auf dem Bauch ab, auf welchem sich nun auch Natsukis Hand einfand.

Ob das alles gut gehen würde? Vermutlich würde sie noch so einiges erwarten.... Immerhin kam Shizuru schwanger aus dem ‚Urlaub‘... und sie war nicht versteinert worden von männlichen Chromosomen... das macht alles noch unnormaler als es ohnehin schon war... Was wenn sie Schande über die Otome bringen würde? Was wenn man Natsuki druck machen würde seitens der Länderräte? Wenn sie sich ewig würde erklären müssen.... Die anmutige Otome biss sich leicht auf die Unterlippe und sah nun erst ganz langsam auf um die petrolfarbenen Augen Natsukis einzufangen...

„Sai... der Name... kam in meinem Traum vor... Ich weiß auch nicht wie ich darauf komme... Er war einfach da... Als hätte.. als hätte das Kind sich selbst benennen wollen“, hauchte sie leise und senkte wieder etwas den Blick... So wirklich konnte sie sich nicht über den Namen freuen, zu viele andere Sorgen machten sich gerade in ihrem Kopf breit und zermürbten sie innerlich...

„Findest.. du ihn gut?“, erfragte sie dann doch hauchzart, ehe sie ganz langsam den Blick wieder in das Gesicht ihres Gegenübers hob.
 

Die Augen schlossen sich kurz als die energischen Worte Shizurus Mund verließen, schlugen erst kurze Zeit später wieder langsam auf um das Rubin ihres gegenüber zu suchen. Es war nicht leicht so etwas zu versprechen schon gar nicht wenn man bedachte welche Gefahren sie beide schon überwunden hatten, welche noch auf sie zu kommen würden. Welche Probleme und Konsequenzen das Kind mit sich bringen würde, ob gewollt oder nicht. Sie war dem Tod schon einige Male entkommen, sie würde es auch in Zukunft zu schaffen wissen. Sie musste es einfach, um Shizurus Willen und um das des Kindes.

"Versprochen...", murmelte die Gakuenchou sanft, zeigte das dunkle Grün deutlich, dass sie jenes Versprechen auch einhalten wollte. Beruhigend legte sich eine Hand auf eine Shizurus, die Finger bahnten sich selbständig ihren Weg zwischen die feingliedrigen der älteren Otome. Die Hand übte sanften Druck aus, der Daumen strich beständig in sachten Bewegungen über den Handrücken.

„Sai...“, wiederholte die Jüngere den Namen, als Shizuru zumindest ansatzweise eine Erklärung um dessen Entstehung hervorbrachte. Auch wenn sie ihn zuvor nie gehört hatte, klang er jetzt schon so vertraut, so richtig für seine Bestimmung. Ein Lächeln brach kaum merklich hervor, erhellte die Miene des Ice Silver Crystals ein wenig.

„Ich finde….wir sollten ihn in Betracht ziehen...“, sprach sie sanft auf Shizuru ein, wurde jener ruhige Moment aber durch das Pfeifen des Teekessels brutal unterbrochen. Auch wenn Natsuki nicht gewillt war sich in diesem Moment zu erheben, so verlangte es das kochende Wasser umso mehr. Langsam entglitt die Hand der anderen, eilte die Dunkelhaarige wenig später rüber zum Herd um den Kessel von der Wärmequelle zu nehmen.

„Eigentlich dachte ich ja dich vielleicht noch im Bett zu überraschen…“, stimmte die junge Otome mit einem gewissen verlegenen Unterton an, während die Teetassen mit Wasser aufgefüllt wurden, „…aber wenn du schon hier bist können wir auch gleich hier frühstücken...“ Der Smaragd wechselte kurz rüber zu Shizuru, als sie ihr eine warme Tasse vor die Nase auf den Tisch stellte. Den Tassen folgten auch bald Teller und darunter auch jener der einen Stapel versuchter Pfannkuchen aufgeladen hatte.

„Ich hoffe es ist essbar…“, murrte die Gakuenchou leise, ließ sich auf dem Stuhl gegenüber Shizuru nieder. Sie war zwar stolz darauf, dass sie so etwas zustande gebracht hatte, doch richtig von ihrer Begabung überzeugt war sie nicht. Das Kinn stützte Natsuki in die flache Hand, hielt ihren Blick beständig auf ihrem Gegenüber. Sie konnte immer noch nicht wirklich behaupten hungrig zu sein, wollte sie vielmehr dafür sorgen, dass es Shizuru an nichts mangelte, physisch wie auch seelisch.

Die stützende Hand legte sich schließlich flach auf den Tisch ab, Fingerspitzen befühlten das Porzellan der Tasse, welches vom Tee angenehm warm wirkte. Der Blick senkte sich ebenfalls kurz, verlor sich für ein paar Sekunden in dem dunklen Gebräu.

„Wenn du noch einen Wunsch hast, äußere ihn ruhig…“, versicherte die Jüngere leise ihr Vorhaben und Willen alles daran zu setzen jene zu erfüllen.
 

„Hai...“, kam es seitens Shizurus als Natsuki davon sprach den auserwählten Namen in betracht zu ziehen. Wirklich freuen über diesen geträumten Gedankenblitz konnte sich Shizuru nicht... Zu sehr saß ihr diese ungute Vorahnung noch in den Knochen. Was wenn etwa sin ihr sie warnen wollte? Was wenn es so eintreffen würde wie die anmutige Otome es geträumt hatte? Was dann? Was wenn diese Brüder auf der Akademie ein Chaos auslösen würde das Leben kosten könnte? Was wenn sich Natsuki wirklich opfern müsste um ihre jungen Otome Rekruten, Shizuru und das Kind zu retten?

Shizuru hatte keinerlei Zweifel, dass wenn es soweit kommen würde, das Natsuki das ohne zu überlegen tun würde...

Aber so war es ja auch umgekehrt... Wäre Shizuru vor die Wahl gestellt sich für ihr eigenes oder das Leben ihrer Liebsten und der Menschen zu entscheiden, dann würde sie sich ohne zu zögern gegen ihr eigenes Leben entscheiden...

Doch sie musste dabei ja auch bedenken das sie nun nicht mehr allein war... Auch das kind in ihrem Leib würde Schutz brauchen und hatte das Recht auf Leben... Ein recht darauf das Licht der Welt zu erblicken und in einem liebenden Umfeld aufzuwachsen.

Das alles stand für die junge Familie zwar unter einem schlechten Stern, doch dem Kind zu liebe kam es wohl auf einen Versuch an....

Wiederwillig ließ sie Natsukis hand ziehen als diese sich erhob und zu dem pfeifenden Teekessel lief... Ihr Blick erhob sich, verschleiert von vereinzelten Strähnen des braunblonden Haares... Ein musternder Blick ging vom Boden aufwärts über Natsukis Körper und blieb hängen an dem dunklen Haar welches gekräuselt über die schmalen Schultern fiel und der jungen Gakuenchou etwas verschlafenes anhauchte...

Die Lider der rubinfarbenen Augen sanken etwas und ließen ihren Blick sanft und verträumt wirken...

„Bett....“ wiederholte sie dann als Natsuki vom Frühstück sprach und prompt stieg ihr eine dezente Röte in die Wangen als sie an vergangene Nacht dachte...

Sie wich mit dem Blick ab und verfing diesen dann verwundert in dem Tee und dem Pfannkuchen den Natsuki extra für sie gezaubert hatte...

Beinahe etwas gerührt musste sie lächeln und legte dann die Hände um die Tasse, wobei der Stoff etwas von ihren Schultern rutschte und diese entblöste...

Sie hob die Tasse unter ihre Nase und sog den Geruch ein, ehe sie einen Schluck davon nahm und die Wirkung auf ihrer Zunge zergehen ließ.

„Nicht übel...“, säuselte sie dann und das Lächeln vertiefte sich etwas.

Sie schlug die Augen wieder auf und fing damit direkt die Gakuenchou ein, wie einen Schmetterling über den man ein Glas stülpte, zielsicher und ohne wiederkehr...

„Danke...“, hauchte sie dann und schwor sich in diesem Moment, komme was wolle, sie würde Natsuki und das Baby beschützen.... Bringe die kommende Woche was auch immer....
 

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wieder ein kürzeres und voller fehler *lol* aber man will euch ja auch nicht so lang warten lassen^^ viel spaß beim lesen und kommentieren

Special [Unfertig]

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Unfertige Special-Zugabe, bitte lest dazu das Update in der Beschreibung, Danke :)

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Feine Schneeflocken rieselten vom Himmel wie Sand durch ein Sieb und belegten Windbloom mit einem Schleier aus zartem Weiß... Eine kühle Briese nach der anderen fegte durch die Gassen und Straßen und regte die Flöckchen zu einem wirbelnden Tanz an. Die Wege und Marktplätze rund um die Garderobe Akademie füllten sich nur langsam, war es immerhin erst kurz nach Neun. Die Bevölkerung war erfasst von weihnachtlicher Vorfreude. Nur noch einmal schlafen, dann war Heiligabend. Doch wo die einen schon von langem her den morgigen Tag komplett durchgeplant hatten, würden die anderen sich heute noch ins Einkaufsgewühl stürzen um die letzten Geschenke zu besorgen. Das Chaos an diesem letzten Tag vor Weihnachten war wie jedes Jahr vorprogrammiert... Aber egal wie viele sich kaufwütig halb über die Ladentheken werfen werden, nur um morgen die eigenen Kinder nicht zu enttäuschen, würde das nicht die schöne Stimmung ruinieren die jeden in Windbloom infiziert hatte...

Auch an Garderobe war der Weihnachtstrouble nicht vorbeigegangen. Zwar stand nur auf dem großen Innenhof ein Weihnachtsbaum zum behängen bereit, doch die jungen Otome Anwärterinnen hatten auch vereinzelte die eigenen Unterkünfte auf "Weihnacht" getrimmt und geschmückt wo es nur ging. Auch Gänge und Unterrichtsräume waren von Lametta, Sternen und Co nicht verschont geblieben... Doch diese kleine Freude wollte der Lehrerstamm ihren Schützlingen natürlich nicht nehmen, immerhin würde nicht jeder hier Weihnachten im Kreise der Familie feiern können...

Es gab nur einen Bereich in dem gesammten Komplex der weitgehend frei geblieben worden war von sämtlichem Christkindel Gedöhns und das war das Büro der Gakuenchou und deren Gemächer drum herum. Dieser Ort war eben "heilig" und immerzu von viel zu hohen Leuten besucht als das da irgendetwas anderes bzw privates Platz hatte das mit diesem Fest des "kitsches" in Verbindung zu bringen war. Allerdings hatten sich die Dinge seit einem Jahr ja ziemlich verändert und Natsuki musste wohl oder übel ihre Abneigung gegenüber Weihnachten etwas zurückschrauben... Sei es auch nur aus liebe zu dem kleinen Geschöpf das nun aus ihr und Shizuru eine Familie gemacht hatte.

Ein Jahr... Ein Jahr war es nun schon her das Shizuru die gemeinsame Tochter auf die Welt gebracht hatte und das jahr war ein Jahr voller Chaos gewesen und wie im Fluge vergangen...

Die kleine Sai hatte sich innerhalb dieses Jahres rasend schnell entwickelt und hatte schon jetzt den Entwicklungsstatus eines sechsjährigen Kindes. Zurückzuführen war dies natürlich auf Sai´s ungewöhnliche Zeugung und die hochentwickelten Gene, die sich den Körper des kleinen Mädchens mit denen Shizurus und Natsukis teilten. Erst vor knappen 2 Monaten hatte Yohko festgestellt das die Entwcklung sich nun langsam verlangsamte und Sai vielleicht nach diesem Jahr normal weiter heranwachsen würde... wie iegentlich jedes andere Kind auch. Zu hoffen war dies für die jungen Mütter natürlich...

Diese lagen an diesem ruhigen Samstagmorgen noch aneinander gekuschelt in dem großen gemeinsamen Bett und schliefen tief und fest. Tage an denen sie ausschlafen konnten gab es nur sehr wenige, doch heute war einer dieser Tage und der sollte eigentlich auch genutzt werden.... Eigentlich!

Denn schon einen Augenblick später sprang die Tür des Gemaches der Gakuenchou auf und ein kleines Mädchen mit einem vorwitzigen Funkeln in den Augen machte sich den Weg in den raum frei.

Ihr Blick fiel sofort auf ihre, ihrer Meinung nach, viel zu verpennten Mütter und auf den Wecker der beiden wollte sie gewiss nicht warten... Zeit also das selber in die Hand zu nehmen. So nahm die kleine Anlauf und hoppste dann mit Karacho auf das Bett.

"Momma, Mommy!! AUFWACHEEEE~N!", krakehlte sie mit ihrer glockenhellen Stimme und warf sich auf Natsuki, da diese etwas mehr Angriffsfläche bot und schunkelte auf dieser etwas herum.

Shizuru zuckte bei diesem Aufstand nur leicht zusammen, kannte sie diese Aktionen der kleinen Sai ja schon und ließ sich davon nicht mehr wirklich stören... Aufwachen davon tat sie jedoch jedes mal und mit müden Augen fing sie den kleinen wildfang dann ein.

"Sai...~... Es ist noch viel zu früh", raunzte die anmutige Otome. Sai, welche nun eben die erste Aufmerksamkeit von ihrer Momma bekam, sah zu dieser sofort engelsgleich rüber. "Nein, es ist schon viel zu spät", meckerte sie, "...wenn wir uns nicht beeilen dann ist der ganze Schnee bestimmt schon weg... und Oba kommt vor uns an..".

Fest davon überzeugt dass ihre Tante Haruka sie überholen würde wippelte Sai weiter auf Natsuki herum um sie zu wecken.

Shizuru rieb sich wiederwillig die Augen und schien sich damit abzufinden dass sie nun aufstehen musste. "Wir fahren doch erst heute Mittag, Sai... und da wird so viel Schnee sein das du 1000 Schneemänner bauen kannst...", meinte sie und setzte sich langsam auf, "und lass Mommy schlafen, sie hat bis heute Nacht gearbeitet... ich mach dir auch einen Kakao, okay?".

Das kleine Mädchen wurde sofort hellhörig. "wirklich?? Tausend Schneemänner??", fragte sie verblüfft und erntete von der anmutigen otome ein sachtes Nicken.

Sai fing an zu strahlen und ließ dann sofort von Natsuki ab, ehe sie aus dem Bett fluppte. "Dann schnell Momma!", sagte sie vorfreudig des kakaos wegen und zog Shizuru schon an der hand richtung Tür, als diese sich kaum den Morgenmantel über die Schultern geworfen hatte....
 

Winter war so eine abscheuliche Jahreszeit, er brachte Kälte mit sich, unangenehmen dunkle Tage voller Schnee und Regen und zu guter Letzt auch noch die überschwänglichen Festlichkeiten um Weihnachten herum, die in den Augen der Gakuenchou schon immer mehr Trubel um nichts waren. Es war doch jedes Jahr dasselbe, jedes Jahr machten sich die Menschen verrückt nur weil jemand meinte diesen Tag zu etwas Besonderem machen zu müssen. Reichte es nicht, dass schon Geburtstage mit großen Aufstand und Geschenken gefeiert werden musste, warum musste man dann zusätzlich noch einen Tag erfinden, an dem man solch Dinge erneut über sich ergehen lassen musste?

Ein Gefühl für Weihnachten zu bekommen war der sturen Otome schon damals in jungen Jahren nicht wirklich leicht gefallen, hatte Mai schon sehr darunter gelitten, nicht eine einzige Dekoration in ihrem gemeinsamen Zimmer aufhängen zu dürfen. Jetzt in ihrer Position als Gakuenchou brauchte sich Natsuki darum wohl keine Sorgen mehr machen, ihr Büro blieb unberührt und das einzige was sich hier massenweise stapelte war Arbeit auf ihrem Schreibtisch. Denn auch wie jedes Jahr, was sich dem Ende neigte, hieß es mehr Arbeit für das Oberhaupt Garderobes und seien es nur die Rechnungen, die zu jenem Zeitpunkt abgeglichen werden musste. Doch ob Weihnachten und Arbeit hin oder her, beides musste Natsuki wohl in diesem Jahr mehr den je auf sich nehmen. Das kleine Energiebündel namens Sai wohl war ein Garant dafür und würde die diesjährigen Vorkehrungen sicherlich noch einige Male auf den Kopf stellen. Soviel wenn nicht sogar mehr traute die Gakuenchou ihrer Tochter locker zu, hatte sie ihr wildes Gemüt schon bei der einen oder anderen Gelegenheit unter Beweis gestellt.

Friedlich und noch völlig erschöpft von den endlos erscheinenden Stunden, die täglich mehr zu werden schienen und sie gnadenlos an ihren Schreibtisch ketteten, schlummerte die Dunkelhaarige in dem geräumigen Bett. Dabei breitete sie sich nicht mal großartig aus, sondern schmiegte den schlanken Körper viel lieber an die wärmende Quelle neben ihr. Ruhe war selten, Schlaf war einfach viel seltener geworden und dabei konnte sie den Grund nicht mal voll und ganz auf die Arbeit schieben. Immerhin war es Sais erste richtige Weihnachten, ein Grund mehr für das kleine Mädchen alles und jeden rund um die Uhr auf Trab zu halten. Natsuki liebte ihre Tochter wirklich sehr, aber auch sie hatte irgendwo ihre Grenzen. So kam ihr das Ausschlafen an diesem Morgen ganz Recht, ehe der große Aufbruch zur Hütte bevorstand, in der sie mit Familie und Freunden die Feiertage verbringen wollten. Doch es wäre wohl zu normal für das Leben der Gakuenchou, wenn etwas nach ihren Wünschen ablief, so hätte es Natsuki eigentlich ahnen müssen, das ihr auch dieser Morgen auf turbulente Art nicht verschont bleiben würde.

Erschrocken zuckte der Körper der jungen Otome zusammen, als sich Sai auf sie stürzte. Dass es sich nur um Garderobes kleinen Wirbelwind handelte und keine wirkliche Bedrohung, war ihr wenige Sekunden später klar, als müde Augen hinter den azurblauen Strähnen hervorblinzelten. Dem müden Blick folgte ein leises Stöhnen, was gedämpft durch das Kissen kaum an die Oberfläche durchdrang.

„Bei Shinso-sama...geh runter…“, fluchte Natsuki leise, spürte jede kleine hibbelige Bewegung mit der das Mädchen ihren trägen Körper quälte. Es war wirklich viel zu früh, der Wecker sollte schließlich erst in ein paar Stunden zum Aufstehen zwingen. Verschlafen tastete die Gakuenchou nach der Decke, schlug diese dann etwas weiter über sich und den Kopf um alle Ereignisse von außen auszublenden. In solchen Stunden wünschte sich Natsuki fast manchmal nicht in die Rolle der Mutter gezwungen worden zu sein, wäre ihr so vieles an Stress das letzte Jahr erspart geblieben. Aber beschweren konnte sie sich eigentlich nicht, denn sonst hätte sie wohl kaum die Liebe erfahren, die ihr nun nicht nur von Sai sondern auch von Shizuru zugeteilt wurde.

Nur mit halbem Gehör lauschte Natsuki den beruhigenden Worte der älteren Otome und dem kaum zu überhörenden Enthusiasmus ihrer gemeinsamen Tochter, der zwar lohnenswert war, allerdings nicht um solch eine frühe Morgenstunde. Sie war Shizuru sehr dankbar, dass sie sich Sai annahm und ihr damit wenigstens noch etwas Ruhe gönnte. Wenigstens jemand der etwas Rücksicht auf sie nahm...

Kaum die Tür ins Schloss gefallen, schlug die Dunkelhaarige die Decke wieder zurück, drehte sich etwas weiter auf Shizurus Seite, die nun zwar leider leer war aber immerhin noch angenehme Wärme spendete. Die Nase vergrub sich im Kissen des Graceful Amethysten, sog tief den Duft ein, der Natsuki schon langsam wieder Richtung Traumland holte.

Sai ließ derweil von Shizurus Hand ab und wuselte Richtung Küche vor. Schnell hatte das Mädchen sich einen Stuhl heran gezogen um mit dessen Hilfe an die oberen Schränke langen zu können. Die Kakaopackung ergattert, bildete sich ein zufriedenes Grinsen auf den schmalen Lippen. Mit einem Satz sprang Sai herunter, angelte sich flink noch einen Löffel aus der nahe gelegenen Schublade, um damit dann am Tisch Platz zu nehmen.

„Darf ich löffeln Momma? Darf ich?“, unruhig wippten die kleine Beine vor und zurück, während einer der besten Unschuldsblicke aufgelegt wurde. Ob es eine gute Idee war der Kleinen das Mixen selber zu erlauben war fraglich, übertrieb sie es manchmal etwas was den Anteil von Schokolade in dem Getränk anging…
 

Vor noch nicht all zu langer Zeit hatte die kleine Sai ihren 1. Geburtstag gefeiert, wo es aber eigentlich schon ihr 6. sein sollte... Ein Jahr voller Chaos und Stress. Ein Jahr in dem sechs andere untergebracht worden waren und eine so schnelle Entwicklung das die jungen Eltern sich gar nicht an die ein oder andere Phase hätten gewöhnen können... stand im nächsten Monat schon wieder die nächste an. Kein Kind auf Earl hatte wohl so einen Klamotten verschleiß gehabt wie Sai in diesem einen Jahr wo sie für sechs Jahre gewachsen war... Da konnte man fast von Glück sagen dass die Gakuenchou mit ihrem Posten und Garderobe im Rücken ein dickes finanzielles Fell hatte und es dem Kind so an nichts fehlte.

Das kleine Leben dass Shizuru und Natsuki die letzten Monate jeden tag zu einem neuen Abenteuer gestaltet hatte, war zwar ein wildfang, ungestühmt und wusste jeden um den Finger zu wickeln, doch keiner konnte ihr dafür wirklich böse sein... Nicht nur die Mütter liebten ihr Mädchen abgöttisch, auch den Otome rekruten, dem Lehrerstamm und allen anderen war das weltoffene beherzte Kind richtig ans Herz gewachsen. Selbst die strenge Miss Maria verhielt sich wie die Oma Sai´s. Sai hatte sich die ganze Akademie zum Fan gemacht und war mehr als nur die Tochter der Second und der Third Pillar... sie war irgendwie auch wie ein kleines Maskottchen. Ein lächeln, ein Augenaufschlag, dann hatte sie sich jedes noch so kalte Herz gefügig gemacht. Aber wie könnte sie auch anders? Immerhin war sie genauso wie Natsuki früher wild, abenteuerlustig und nicht zu bändigen und hatte dazu noch den verführerischen Charme des Gracefull Amethysten... eine gefährliche Mischung also die Sai durchaus zu nutzen wusste... Der kleine Schelm wusste immer alles zu bekommen was er sich in den Kopf gesetzt hatte... auf faire oder unfaire Art und Weise.

So nun auch mit ihrem Kakao. Mit der Packung und dem Löffel in der Hand hatte sie sich am Tisch verschanzt und wartete förmlich mit dem Blick auffordernd dass Mami Shizuru ihr eine Tasse und Milch vorsetzte, damit der Spaß endlich losgehen konnte.

Die anmutige Otome, welche an den meisten morgen schon gar nicht mehr so anmutig aussah, band sich den Gürtel des lockeren Yukatas eher halbherzig vor dem Bauch zu und auch war es nur ein kurzer Griff, ein Streich durch das aschblonde haar welches dieses weniger zerzaust wirken lassen sollte, doch nicht wirklich viel half... Alles in allem sah man Shizuru einfach an dass sie wirklich müde und etwas ausgezehrt war, doch welche Mutter tat dies nicht? Vorallem in den ersten Jahren eines jeden Kindes....

Anders als noch bis vor mehr als einem jahr, brauchte sie nun länger um richtig wah zu werden und sich weniger träge zu bewegen... Müde schlurfte sie an die Theke um einen Becher aus dem Hängeschrank zu holen und dazu die Milch aus dem Kühlschrank.

Mit beidem gesellte sie sich dann zu Sai an den Tisch und schenkte ihr vorweg schon mal die Milch ein, damit das geklecker nicht zu groß wurde. "Hai, aber nur drei Löffel, hörst du? Nicht das dein Löffel schon wieder drin stehen kann, Sai...", mahnte sie ihr Töchterlein dann und erntete von dieser sofort einen 'Iiiiich??? Mama wo denkst du hin, so etwas würde ich niemals tun'-Blick.

Brav nickte die kleine dann und wartete bis ihr die Packung aufgemacht worden war. Sie stemmte sich auf den Knien hoch und reckt dann den Arm um das braune Pulver auf den Löffel zu bekommen.

Shizuru hielt schon mehr oder weniger automatisch die Packung fest, damit Sai diese nicht mit ihrer unbeholfenen Art wieder umkippte und das Bröselige zeug in der ganzen Küche verteilte.

Voller faszination hob das kleine Mädchen einen Haufen Kakao auf ihrem Löffel bis zu ihrer Tasse und ließ es hinein plumpsen, um zu beobachten wie es dann langsam in der weißen Flüssigkeit versickerte und schon braune Schliere abzeichnete.

Das gesicht erhellte sich, wurde zu einem Strahlen und ehe man es sich versah waren auch die anderen beiden erlaubten Schöpfer in der Milch gelandet und wurden nun kräftig verrührt.

Während Shizuru die Packung und die Milch sicherheitshalber gleich wieder vom Tisch entfernte, nahm die milch in Sai´s Tasse nach ettlichem gerühre endlich die gewünschte schokofarbe an und war nun verzehrfertig.

Wie ein hungriger Schakal der nach wochen das erste mal wieder etwas zu fressen vor sich hatte, stürzte Sai den kakao in sich hinein.

Ihre Tochter beschäftigt wissend, entschied sich Shizuru derweil dafür lieber einen ordentlichen Kaffee zu kochen als den üblichen Tee. Immerhin würde es heute ein langer Tag werden und die fahrt zur Skihütte war auch nicht gerade knapp bemessen. In letzter Zeit waren die beiden Mama´s öfters dazu gezwungen gewesen dem guten tee fremd zu gehen und sich lieber mit einem starken Kaffee zu begnügen, der ab und an doch etwas mehr das Durchhaltevermögen steigerte.

So ein Tag war heute vermutlich auch und so würde Natsuki den Kaffee schon fertig in der Kanne vorfinden wenn diese ausgeschlafen genug war sich aus den Federn zu heben. Doch dass diese nun schlief und sie selber das Töchterchen beschäftigen und verpflegen musste, sah sie ihr in keinster weise nach... Wenn sich einer den erholsamen Schlaf verdient hatte, dann war es die Gakuenchou.. auch wenn Shizuru selber erst gestern von einer Geschäftsreise wiedergekommen war. Es war einfach ein geben und nehmen und jeder übernahm mal die Muße früher aufzustehen als der andere oder später ins Bett zu gehen... Dennoch glaubte Shizuru immer das Natsuki das mehr verdient und nötig hatte... Auch wenn sie manchmal selber mit ihren Kräften ganz schön zu kämpfen hatte... Der Job einer Otome, der rechten Hand der Gakuenchou und Mutter eines wilden Mädchens war selbst für Shizuru nicht immer leicht zu bewältigen... auch wenn sie das so niemals zugeben würde. Wie auch Natsuki mimte sie natürlich stets die Tapfere, was nicht unbedingt immer schlau war... und das galt für alle beide!

Die Kaffeemaschine eingeschaltet, erregte dann ein klopfen im Türrahmen ihre Aufmerksamkeit. Sofort schwenkte sie das rubinrote Augenpaar rüber zur Tür und fing damit die alte Dame Miss Maria ein, die wie immer höflich und gesittet mit gefalteten Händen vor dem Rock da stand und sich räusperte. "Verzeihung, Meister Viola... sie ist mir mal wieder entwischt", ertönte die rauhe Stimme der Frau, wonach sie mahnend zu Sai rüber blickte, die augenblicklich kleiner auf ihrem Stuhl wurde. Da die Älteste Otome an dieser Akademie gern alles unter Kontrolle hatte und auch zu den frühaufstehern gehörte, war es für sie selbstverständlich dass sie sich der kleinen Sai persönlich annahm, wenn deren Eltern mal länger schlafen konnten.

Der Gracefull Amethyst konnte das jedoch nur noch belächeln, war dieses mätzchen ja nicht das erste mal geschehen....

"Ist schon in Ordnung... ich bin ja nun wach und werde mich um sie kümmern.. Trotzdem danke", sagte sie ehrlich dankbar für die Mühen der alten Dame.

Sai schlürfte weiter an ihrem Kakao, unschuldig drein blickend wie eh und je und tat so als würde sie von dem Gespräch nichts verstehen... Miss Maria wand sich nach einem schweigenden Moment wieder an die Third Pillar. "Um 13 Uhr werden die Wagen abfahrbereit im Hof stehen und das Gepäck wird verladen werden... Kurz zuvor wird Meister Gallagher anreisen und die Akademie für die zeit der Abwesenheit übernehmen... Soll ich sonst noch etwas in die Wege leiten?", fragte sie dann wie ein Butler in einer überreichen Familie.

Shizuru runzelte kurz die Stirn und schien zu überlegen. "Hmm... wenn es Ihnen nicht all zu viele Umstände macht, dann könnten sie noch etwas auf Sai aufpassen... Dann könnte ich schon mal die Koffer packen und alles zusammen richten bis Natsuki ausgeschlafen hat", schlug sie dann vor. Miss Maria benickte das wie immer besonnen und gesellte sich dann zu dem kleinen Mädchen, das darüber mal gar nicht so begeistert war... "Und du bist schön artig, verstanden mein Schatz?", raunte Shizuru dann liebevoll und drückte ihrem Töchterlein einen Kuss auf die Stirn, ehe sie sie sich nach neben an aufmachte und leise die Koffer unter dem bett hervor zog um schon mal einiges rein zu packen. Als sie allerdings feststellte das das so leise gar nicht gin, ließ sie die halbe Arbeit liegen und entschied sich dafür erstmal eine warme Dusche zu nehmen. Kaum beschlossen da hatte hatte sie auch schon das bad in beschlag genommen und ließ sich das angenehm warme wasser über den Körper prasseln...
 

„Bin ich doch immer…“, behauptete Sai frech mit einem Lächeln, was man ihr auch wirklich abkaufen konnte, wenn man den schelmischen Charakter des Mädchens nicht kannte. Genau genommen hatte sie alles anderem im Sinn, als artig zu bleiben. Es war schließlich langweilig den Regeln zu folgen, man verpasste so viele aufregende Abenteuer, die das Leben noch so zahlreich für Sai bieten würde. Kaum ein Jahr so gesehen erst auf der Welt, war die Kleinste an Garderobe wissbegieriger als ein Fisch nach Wasser dürstete. Doch leider gab es ja immer Leute, die sich in den Weg stellten und die alte Dame ihr gegenüber war in Sai’s Augen so jemand. Unverholt zog sie eine Schnute, als Shizuru den Raum verlassen hatte und starrte Miss Maria über den Rand ihrer Tasse an. Es gab schon seine Gründe, warum sie immer wieder den Fängen der alten Otome entfloh. Sie war streng auf ihre Art und Weise, redete komisch und musste jeden Spaß zu knapp halten, wenn es um das Lernen neuer Dinge ging. Etwas übereifrig rührte Sai weiter in ihrer Tasse rum, war das Getränk schon lange zur Hälfte geleert und würde auch nicht mehr lang zur Ablenkung dienen. Miss Maria zog nur leicht eine der geschwungenen Brauen hoch, behielt ihre höffliche Haltung, während ein Räuspern das einzige war, was ihre Lippen hervorbrachte. Ihr war der Jungspund wirklich ans Herz gewachsen, das musste selbst sie zugeben. Dennoch besaß Sai nach ihrer Meinung nach einfach zu viel Kruger Blut, was sie zu einem fast noch größeren Rebellen machte als ihre Mutter damals.

„Wir werden die Arbeit nach den Feiertagen nachholen….“, erinnerte die alte Dame Sai, machte ihr verständlich, dass sie es auch gewiss nicht vergessen würde, was alles nachzuholen war. Wenn sie schon an manchen Tagen den Aufpasser spielte, konnte man jene Stunden ja auch sinnvoll in Sachen Ausbildung nutzen. Sai verdrehte leicht die Augen, hob die Tasse erneut zum Trinken an und tat dies in einem lauten fast schon provozierenden Schlürfen.

„Ich muss doch bitte…“, ein erneutes Räuspern seitens Miss Maria und der bekannte alles vernichte Blick der älteren Otome, ließ Sai schnell die Tasse wieder abstellen. Unschuldig ließ sie ihren Blick überall hingleiten nur nicht rüber zu den strengen Augen der Grauhaarigen.

Mit einer ausgiebigen Bewegung streckte Natsuki ihren Körper, der zwar noch träge unter der Decke ruhte, aber keinen wirklichen Schlaf mehr fand. Die Geräusche aus der Küche und das Prasseln des Wassers waren einfach Dinge, die nicht mehr so leicht auszublenden waren. Unkoordiniert tastete die Dunkelhaarige nach dem Wecker, hielt ihn etwas näher an sich heran um die Zeit leichter ablesen zu können. Immer noch ziemlich früh, aber so oder so müsste sie eh bald aufstehen. Nicht nur das Packen stand bevor sondern auch noch die letzen Vereinbarung hinsichtlich der alljährlichen Weihnachtsfeier an Garderobe. Die Gakuenchou konnte von Glück behaupten, dass Sara wirklich nichts dagegen einzuwenden hatte, als sie nach dem Gefallen bat, für die kurze Zeit die Leitung in ihre Hände abzugeben. Müde erhob Natsuki ihren Körper von der Matratze, strich durch das lange Haar und schließlich über die Augen um auch die letzte Spur von Schlaf zu vertreiben. Doch ganz gelang ihr das sicher nicht, viel zu genau sah man dem Gesicht der jungen Otome an, wie sehr doch alles an den Kräften zerrte. Schnell warf sich die Gakuenchou ihren eigenen Morgenmantel über, war es außerhalb des Bettes doch wesentlich kühler und unangenehmer. Gemütlich schlürfte sie rüber zur Tür, die in Richtung Küche führte und in der sie ihre überaus wache Tochter vermutete.

„Morgen Krümel…“, nuschelte Natsuki leise, während sie die Küche betrat und den Weg gleich Richtung Kaffeemaschine einschlug. Nur ein halbes Winken schenkte sie ihrer Tochter, schwenkte den Blick nicht einmal rüber zum Tisch. Erst nach dem ersten Kaffee würde sie wohl richtig wach werden, eine Angewohntheit, die sich langsam aber sicher eingespielt hatte, auch wenn die Jüngere das Getränk immer noch nicht wirklich ausstehen konnte.

„Guten Morgen Gakuenchou...“, stimmte Miss Marias raue Stimme an, holte Angesprochene von einer Sekunde auf die Andere aus ihrem Halbschlaf. Erschrocken fuhr Natsuki zusammen, hatte zum Glück noch nichts der heißen Flüssigkeit in die Tasse gekippt, wäre es vermutlich so zu einem unangenehmen Unfall gekommen.

„Miss Maria!“, rief die Dunkelhaarige sichtlich überrascht und peinlich berührt ihres Aufzuges wegen aus, als sie sich rumdrehte. „Guten Morgen…“, murmelte sie schnell noch hinten dran, zog das Band vorne vor dem Bauch etwas fester zu und lenkte die grünen Augen rüber zu Sai, die trotz Beherrschung ein Kichern nicht unterdrücken konnte. Sie konnte sich schon denken, warum die ältere Otome anwesend war, hatte Sai wohl wieder einen ihrer Ausbrüche gestartet. Das radikale Wecken, war eigentlich schon Beweis genug dafür.

„Morgen Mommy…“, strahlte die Jüngste, war schon von ihrem Platz aufgesprungen und klammerte Sekunden später an Natsukis Hüfte und vor allem Bein. Natsuki schwankte einen Moment, hielt sich jedoch tapfer aufrecht, die ungestüme Art war sie schließlich schon gewohnt.

„Mou Sai...setz dich wieder...“, murrte die junge Mutter leise, goss sich dann erst einmal die verdiente Tasse Kaffee ein. Mit dieser und der Klette am Bein, die partout nicht weichen wollte, humpelte sie mehr als wirklich zu gehen rüber zum Tisch, wo Sai erst losließ um sich wieder auf ihren vorgesehen Platz nieder zu lassen. Die Gakuenchou setzte sich auf dem Stuhl neben ihr, lenkte den Blick vom Neuen rüber zu Miss Maria.

„Meine Dienste nehme ich an werden dann wohl nicht mehr benötigt...“, stimmte die alte Dame ruhig an, würde Natsuki sicherlich alleine auf ihr eigen Fleisch und Blut nun aufpassen können. Die junge Otome nickte nur knapp, schlang die Finger um den Henkel der warmen Tasse und setzte für einen Schluck an. Ähnlich wie bei Sai zuvor, war es mehr ein Schlürfen als angemessenes Trinken, was aber auch durchaus auf die Hitze des Getränks zurückzuführen war. Sai kicherte leise, sah es nun, da ihre Mutter anwesend war, als sicher an von ihrem eigenen Getränk selber noch etwas Schlürfen zu dürfen. Ein Schnalzen und Kopfschütteln folgte Seitens Miss Maria.

„Da brauch man sich nicht fragen woher die Manieren kommen…“, belehrende Worte, die sie selbst vor der Gakuenchou nicht scheute, den sie war schließlich auch nichts weiter als einer ihrer Schüler einmal gewesen. Das nächste was man nur noch hörte war das zeitgleiche „Aua aua “- Jammern von Mutter und Tochter, als die gesittete Dame von Garderobe sich die Freiheit nahm, beide etwas am Ohr herbei zu ziehen.
 

Nichts ahnend davon das Natsuki mal wieder in eine peinliche Situation gestolpert war, genoss Shizuru ihre ausgiebige Dusche. Das warme Wasser prasselte auf den erschöpften Körper nieder, regte die haut und die Durchblutung an. Es war einfach unglaublich wie viel so eine Dusche doch bewirken konnte... Sie fühlte sich gleich schon viel frischer und fitter.

Wenn man jeden Tag einem solchen Stress ausgesetzt war wie sie und Natsuki, dann wusste man die kleinen Pausen im Leben viel mehr zu schätzen... und man sehnte sich mehr danach.

Als ihr Körper dann lange genug dem warmen Wasser ausgesetzt gewesen war, drehte sie den Hahn ab und nahm sich Duschgeel und Schampoo um sich Haare und Haut zu waschen... Alles kräftig eingeschäumt drehte sie das Wasser wieder auf und spülte den Schaum von sich. Doch noch etwas länger unter dem Strahl stehend als nötig, beendete sie die Dusche knappe 10 Minuten später und verließ die Duschkabine dann entgültig.

Schmale Füße traten auf die Matte vor der Dusche. Die rechte Hand ging zum Haken und angelte nach dem weißen Handtuch auf dem groß das Wappen Garderobes abgezeichnet war und rubbelte sich damit trocken. Für das lange aschblonde haar brauchte sie natürlich etwas länger, doch nachdem alles Handtuchtrocken war warf sie sich den Yukata wieder über den nackten Leib und band den Gürtel diesmal etwas fester vor dem bauch zusammen.

Das Haar hing ihr in feuchten strähnen über Schultern und rücken.. Der pony der durch das gewicht des Wassers etwas schwerer war wirkte länger und hing ihr leicht vor der Nase herum, was sie nicht sonderlich störte. Viel wichtiger als das Haar zu bändigen war jetzt nach ihrem Zwerg zu sehen, den sie der armen Miss Maria mal wieder aufs Auge gedrückt hatte und anziehen würde sie sich eh erst im Schlafzimmer wo der gemeinsame Schrank stand.

Die benutzten Handtücher in einen Korb geworfen, griff sie dann nach der Türklinke und zog diese auf um hinaus in den Flur zu treten. Ein schwall heißer Luft quoll hinter ihr aus dem raum und verteilte sich bis der Dampf versackte...

Ein kurzer Blick zur Schlafzimmertür, dann setzte sie ihren Weg richtung Küche fort, in welcher Türrahmen sie dann inne hielt und mit ansah wie Miss Maria gerade ihre Tochter inklusive Natsuki züchtigte.

Brauen hoben sich, bildeten einen leicht stutzigen Gesichtsausdruck, welcher kurz darauf zu einem amüsierten schmunzeln wurde. Sie lehnte sich in den Rahmen und legte den Kopf etwas schief, als Miss Maria Shizuru nun bemerkte.

"Ara ara~... Kann man nicht mal eine halbe Stunde im Bad verbringen ohne das die beiden Unsinn machen?", fragte sie dann süffisant, das 'BEIDE' hörbar betonend und fing kurz darauf leise das Kichern an, ehe sie dann in die Küche hinein Schritt und hinter den Stuhllehnen ihrer beiden liebsten stehen blieb.

"Momma~....", jammerte Sai sofort hilfesuchend, immer noch dem festen Griff der alten Otome ausgeliefert.

Miss Maria konnte sich ein kurzes Zucken der Mundwinkel kaum verkneifen, ließ sich aber nicht zu einem Schmunzeln verleiten... Sie nahm sich nicht die Frechheit auch noch darüber zu lachen. Das würde Sai nur einen falschen Eindruck vermitteln... Und zwar den das die 'Alte' zu knacken war...

So räusperte sich die alte Dame nur und erhob sich dann gänzlich von ihrem Platz, wobei sie die geschundenen Ohren der beiden Frechdachse losließ. Sofort griff das kleine Mädchen an ihr errötetes Ohr und rieb sich dieses leicht mit vorgeschobener Unterlippe...

"Dieses kleine 'Probleme' übergebe ich nun gerne wieder in Ihre Hände, Meister Viola..", sagte sie zwar streng wirkend, konnten Shizuru und Natsuki den Schalk dahinter aber sehr wohl heraus hören...

"Guten Tag", meinte sie dann noch, verneigte sich und verließ wieder den privaten Bereich der jungen Familie.

Shizuru folgte ihr noch mit dem Blick, ehe sie sich wieder an ihre zwei strolche wand und sich etwas zwischen die Köpfe der beiden beugte. "Was musste ich da denn schon wieder sehen? Könnt ihr nicht einmal artig sein?", fuhr sie den Spaß noch etwas fort und sah dabei insbesondere Natsuki aus den Augenwinkeln an, ehe sie nochmal kurz lachte und ihrer Liebsten dann einen Kuss auf die Wange drückte.

Sai bekam noch ein haare durchwuscheln von ihr, bevor sie sich an die Küchenzeile begab und sich einen Kaffee einschenkte...

"Du hast es ja doch nicht mehr sonderlich lange im Bett ausgehalten... waren wir zu laut?", fragte Shizuru dann über die Schulter hinweg zu der Gakuenchou blickend, schuldbewusst etwas die Brauen zusammen gezogen.. hätte sie ihrem Schatz einen erholsameren Schlaf gewünscht.
 

Nicht nur der Schmerz im Ohr sondern auch die Erinnerungen an frühere gar gleiche Erlebnisse kamen augenblicklich in Natsuki hoch, als Miss Maria zu härteren Maßnahmen griff. Zu oft hatte sie sich eine solche Strafe eingehandelt und auch jetzt schien sie nicht der alten Dame mit ihren Sitten zu entkommen. Eigentlich ziemlich lächerlich wenn man ihre Position betrachtete, aber es war ja auch nicht so, dass die ältere Otome sie unbedingt bloßstellen wollte, es war einfach ihre Art, damals wie auch heute. Anders war nur, dass ihre Tochter dank der ähnlichen rebellischen Art nun auch dasselbe Schicksal erleiden musste.

Und nicht nur das die eine Erniedrigung reichte, musste natürlich Shizuru auch noch den Moment aussuchen um die Küche zu betreten. Augenblicklich verteilte sich das Blut nicht nur im geschundenen Ohr sondern auch leicht auf den Wangen der Gakuenchou, als Miss Maria endlich losließ. Ihrer Tochter gleich, rieb Natsuki etwas am Ohr, lenkte den Blick überall hin nur nicht zu den beiden anderen Otome. Besser konnte ein Start in den Tag ja wohl nicht sein, zeigte er nur, dass sich nicht viel geändert hatte. Sie stolperte zu gerne eben immer noch in peinliche Situationen, war dem neckischen Charme ihrer Liebsten ausgesetzt und dazu jetzt auch noch dem Schalk des kleinen Mädchens, dass es sich hin und wieder auch nicht nehmen ließ ihre Mutter zur Weißglut zu bringen. Dennoch stand sie Sai näher, als manch andere von der Direktorin Garderobes vermuten würde. Immerhin zeigte sie wenige Emotionen wenn es um andere Menschen ging, zumindest was die Öffentlichkeit betraf. Kurz nachdem Miss Maria die Tür hinter sich geschlossen hatte, schnaubte die Dunkelhaarige leise und stützte das Kinn in die Handfläche.

„Ich hab gar nichts gemacht…“, murrte die Gakuenchou widerstrebend, erntete von Sai ein leises Kichern. Sofort fixierten die energischen Smaragde das kleine Mädchen, was aber ihrerseits nur ein unschuldiges Lächeln zu bieten hatte. Natsuki verdreht nur leicht die Augen, ehe ihr selber ein leichtes Lächeln entwich und sie spielend der Kleineren in die Seite knuffte. Ein weitere Schluck Kaffee glitt ihre Kehle hinab, wirkte wärmende und vielleicht sogar schon ein wenig wach machend. Gar gleichgültig zuckte die Gakuenchou mit den Schultern, als Shizuru sie auf das Ausschlafen ansprach.

„Nein ich konnte ohnehin nicht länger liegen bleiben…“, erwiderte die Dunkelhaarige, hätte sie durchaus die Zeit zwar noch nutzen können, doch alleine Ausschlafen war weniger zufrieden stellend als es mit jemanden teilen zu können. „Und außerdem treffe ich Sara eh in 2 Stunden…heißt ich kann jetzt noch etwas packen helfen...“, ein Angebot, was nicht nur dem rechtzeitigen Abreisen sondern auch dem Graceful Amethysten zu gute kommen sollte. So war Sai sicherlich nicht leicht zu bändigen neben anderen Beschäftigungen wie Koffer packen. Kaum, dass das Wort fiel fing der kleine Wirbelwind auf seinem Stuhl wieder an zu hibbeln.

„Ich pack meine Sachen selber…“, grinste sie stolz und war schon im nächsten Moment vom Stuhl gerutscht und aus der Küche gewuselt. Ein kleiner Koffer war schnell herangezogen, begann Sai wahlweise Spielzeug nach Spielzeug und diverse Dinge in den Behälter zu stapeln. Das jene eigentlich eher ziemlich unwichtig waren und eigentlichen Platz für Kleidung und dergleichen wegnahmen, war der Kleinen weder bewusst noch wichtig.

Natsuki sah ihrer Tochter mit hochgezogener Augenbraue hinterher, teilte dann den Blick mit dem Rubinrot der anmutigen Otome. Ein paar Schlucke Kaffee bevor ein paar Worte folgten.

„Immerhin ist sie beschäftigt fürs erste…“, schmunzelte Natsuki leicht, war es immerhin rar mit freien Minuten in letzter Zeit. Die Tasse wurde abgestellt, der müde Körper etwas gestreckt. Vielleicht sollte sie auch erst eine Dusche nehmen, ehe sie nachher nicht mehr zu kam und den Galactic Aquamarine im Morgenmantel zu empfangen stand außer Frage.
 

Auch die Ältere folgte dem kleinen Spross mit dem Blick und schüttelte schließlich leicht lächelnd den Kopf. Sie konnte sich genauestens vorstellen was wohl nun in Sai´s Zimmer vor sich ging und was die kleine wohl alles versuchte in ihren Koffer zu stopfen... Nur die eigentlichen Dinge würde sie natürlich weglassen. Doch wozu hatte man zwei engagierte Mamis die den Koffer eh nochmal neu bzw umpacken würden?

Nachdem sich die anmutige Otome den Kaffee eingeschenkt hatte, setzte sie sich mit samt der tasse Natsuki gegenüber an den Tisch und würde wenigstens die heiße Flüssigkeit noch in Ruhe genießen, bevor es an irgendetwas anderes ging...

"Beschäftigt ja, aber das ganze Chaos umräumen dürfen wir dann wieder...", sagte sie über den Rand der Tasse hinweg, schmunzelte dann aber aufgrund der tatsache dass Sai eben noch ein Kind war. Und letztendlich würden sie ja alles für den kleinen Wildfang tun... wirklich alles.

Einige Schlucke des dunklen Gebräus in den magen hinab versenkt, stellte sie die Tasse vr sich auf die Tischplatte und blickte dann in das Gesicht ihres gegenübers.

"Wir sollten das Futter für Sai´s Geschenk nicht vergessen...", murmelte sie dann leiser, spielte damit auf das kleine Hundebaby an, dass Haruka und Yukino für sie mitbringen würden... Hier hätten sie das Tier ja auch wohl kaum vor Sai verstecken können... Denn wenn die kleine etwas hatte, dann eine Spürnase und unstillbare neugierde..

"Dann haben wir nach diesem Weihnachten zwei kleine Rabauken die zusammen alles auf den Kopf stellen werden...", überlegte sie und hob bei diesem Gedanken leicht die Brauen, musste dann aber kurz leise lachen... Sie konnte sich nämlich bildlich vorstellen wie Natsuki wohl wieder ausflippen würde wenn Kind UND Hund ihr auf der nase herum tanzten... Da würde Shizuru wohl wieder viel zu schlichten und zu beschwichtigen bekommen... und ohne diese Eigenschaft von ihr, wäre Natsuki wohl auch schon der Kragen geplatzt...

Ein paar nasse Strähnen aus dem gesicht streichend setzte sie die Tasse dann wieder an die Lippen und suchte unter dem Tisch mit ihren nackten Füßen nach denen der Jüngeren... Vier Füße spendeten immerhin mehr wärme als nur zwei... Ihre kühlen Zehen also zwischen und unter den schmalen Füßen Natsukis untergebracht, trank sie weiter gemütlich ihren Kaffee... von dem sie sich mehr als nur ein Wärmegefühl erhoffte.

"Ich würde sagen du nimmst dir jetzt die Zeit im Bad.. und ich packe derweil die Koffer weiter und zieh mich an... wobei ich dann immer mal wieder nach unserer Prinzessin sehen kann. Du hast also deine Ruhe zum fertig machen", schlug sie dann vor und schluckte den Rest des Tasseninhaltes hinunter.

Nachdem sie die leere Tasse abgestellt hatte, schob sie ihre Hände über den Tisch und erhaschte damit die Rechte der Jüngeren, um diese etwas herbei zu ziehen und deren Finger zu küssen.

"Ich pack einfach das ein was wir besprochen haben und falls dir noch was bestimmtes einfällt fügen wir das eben noch hinzu, in ordnung?", meinte sie dann, lächelte dabei wie immer zuckersüß. Schließlich ließ sie dann ab und erhob sich von ihrem Stuhl um sich auf in Richtung schlafzimmer zu machen... Die Koffer standen immer noch teils offen im raum herum, welche es nun mit dem Schrankinhalt zu füllen galt.. Doch zuerst zog sie sich etwas der kälte entsprechendes an.
 

„Gut dass du dran denkst…“, hatte Natsuki schon irgendwie wieder innerlich verdrängt, zu was sie beide beschlossen hatte Sai diese Weihnachten als Geschenk zu überbringen. Seufzend legte sich eine Hand auf die Stirn, strich dort kurz lang ehe die Finger einen Moment länger an den Schläfen verweilten, um diese etwas zu massieren. Sie konnte immer noch nicht fassen, dass sie zugestimmt hatte. Ein Hundebaby, wenn auch ein sehr niedliches, musste sich die Gakuenchou eingestehen, konnte sie ihrer Schwachstelle für die treuen Begleiter des Menschen auch nicht immer ganz verdrängen. Aber Shizuru hatte schon ganz Recht wenn sie die Bedenken aussprach, dass dann wohl zwei kleine Rebellen alles Mögliche anstellen würden. Sai alleine war ja schon schlimm manchmal und wenn sie dann auch noch Unterstützung von einem tollpatschigen kleinen Fellknäul hatte konnte das ja nicht gut enden. Vielleicht sollten sie ihre Gemächer lieber vorher schon Haustiertauglich machen, es gab viel zu viel an was Natsuki hin, als dass sie es irgendwann nachher zerkaut, zerfetzt oder gar angesabbert vorfinden wollte. Aber es war immerhin zu Sai’s Wohl, war der kleine Gefährte immerhin auch ein Freund und Freunde zu finden fiel Sai nicht gerade leicht. Natürlich war ganz Garderobe ein Fan doch gleichaltrige Kinder waren rar zu finden wenn der vorwiegende Aufenthalt auf die Akademie beschränkt war. Leicht zuckte Natsuki mit den Füßen weg, als sie die Kälte so plötzlich zu spüren bekam. Ein fast vorwurfsvoller Blick wurde dem Rubin zugeworfen, ließ sie Shizuru dann aber gewähren den kleinen Augenblick zu nutzen um ihr auf eine Art näher zu sein. Die Finger verhakten sich etwas in der Hand des Graceful Amethysten, ein Lächeln bildete sich, als diese jene so zärtlich liebkoste.

„In Ordnung…viel Glück..“, schmunzelte die Dunkelhaarige noch, wusste, dass es sicherlich nicht so einfach werden würde Sai davon zu überzeugen doch noch etwas vernünftiges einzupacken. Einen Moment blieb Natsuki noch sitzen blickte ihrer Liebsten hinterher, ehe sie sich doch erhob und alle drei Tassen vorerst in der Spüle unterbrachte. Der Weg rüber ins Bad war schnell überwunden, war der Raum noch etwas gewärmt von Shizurus Dusche. Kleidungsstück für Stück ließ die Gakuenchou zu Boden fallen, begnügte sich dann auch mit einer ausgiebigen angenehm warmen Dusche.

Etwas ratlos betrachtete Sai ihren Koffer, der schon bis oben hin voll war, nicht mehr zuging und zu gute letzt nicht mal alle Sachen beinhaltetet, die sie gerne mitnehmen wollte. Trotzig schob sich die Unterlippe vor, die Arme verschränkten sich leicht vor der Brust. Einen Moment lang betrachtete sie den Berg an Spielzeug nur, versucht zu einem Entschluss zu kommen, der ihrem Wunsch gerecht wurde. Sie brauchte einfach noch einen, ganz klar. Flink erhob sich das Mädchen aus ihrer Position und rannte rüber in das gemeinsame Schlafzimmer ihrer Eltern.

„Momma Momma…“, quiekte sie aufgeregt, heftete sich augenblicklich an Shizuru heran. Die kleinen Hände hielten sich in der Kleidung fest und zupften um Aufmerksamkeit bettelnd daran.

„Ich brauch noch einen Koffer, meiner ist schon voll…“, eiliges Nicken und sie Überzeugung von ihren Plan waren aus dem Gesicht der Kleinen abzulesen. Ihr Blick fiel auf einen der noch leer stehenden großen Koffer, die Augen fingen etwas an zu stahlen. „Ich will den da..“, forderte Sai und langte mit den frechen Fingern schon nach dem Gegenstand.
 

Angekommen im gemeinsamen Schlafgemach, streckte sich der Graceful Amethyst erst einmal ausgiebig und ließ das Genick etwas Knacksen. Als alles wieder am rechten platz zu sitzen schien begab sie sich zu den Koffern und zog diese alle hoch aufs Bett um sie aufzuklappen. Im Kopf plante sie vor was wo untergebracht werden sollte und nachdem der Plan stand lief sie rüber zum Schrank und begann dann vereinzelte Wäschstapel aufzuschichten und diese in den Koffern unterzubringen. Pullover, Hosen, Schlafanzüge, Unterwäsche, Socken, Skihosen und Jacken, Schals, Handschuhe usw. fand alles seinen Platz... Dazu noch je eine Meisteruniform zum wechseln, da sie in dieser immerhin auch anreisen würden... Das war eben standard. Erst vor Ort würden sie sich dem Urlaub entsprechend umkleiden und sich in die Skikluft schmeißen. Dass Ski, Skischuhe und ähnliches in der privaten Hütte schon vorhanden war ersparte einiges an Packarbeit. Als an Kleidung dann soweit alles eingestaut war, kamen andere Dinge dran... Kosmetik und Pflegeprodukte, Ladegeräte für diverse Elektronik, Bücher, das Weihnachtskostüm für Sai´s überraschung, andere kleine Geschenke für Freunde und 'Verwandtschaft', Karten, Futter Leine und Halsband für den Hund und natürlich das wichtigste.... Das Geschenk für Natsuki! Und das hatte sie natürlich gut versteckt, würde es zum Schutz natürlich auch nicht in den Koffer stecken sondern bei sich am Leibe tragen.

Ein kurzer Blick um sich, dann holte sie das kleine Tütchen aus dem letzten hinteren Winkel des Schrankes hervor und wagte einen Blick hinein ob das kleine schmale Kästchen auch ja noch darin war. Zufrieden faltete sie das Tütchen wieder zusammen und legte es auf das hervor stehende Regal um sich erstmal ihr Meistergewand anzuziehen. Unterwäsche, weiße Bluse, Unterrock und die Stiefel, ehe sie das Kleid dann über warf, durch die Ärmel schlüpfte und ganz zum schluss dass weiße Otome Banner an der Vorderseite befestigte, dass einer Schürze gleich über Brust und Rock flappte.

Sie griff sich von hinten unter das Haar und zog dieses aus dem Kragen des Kleides damit es über den Rücken fallen konnte. Als dann alles richtig saß und sie die Manschetten geschlossen hatte, ergriff sie dann das Tütchen und verstaute dieses in ihrer Rocktasche... Dort würde es die Reise schon überstehen und war davor gewahrt von ihrer Liebsten entdeckt zu werden.

Wieder drüben beim Bett ließ sie die ersten beiden Koffer zuschnappen.. gerade rechtzeitig bevor Sai ins Zimmer gestürmt kam und verkündete noch einen Koffer zu brauchen.

Kurz erschrocken drehte sich die anmutige Otome sofort um und sah ihr Töchterlein an.

Als sie sich wieder gefasst hatte legte sie den Kopf etwas schief und stemmte die Hände in die hüften.

"Noch einen? ist dein Köfferchen nicht groß genug?", verlangte sie dann zu wissen, konnte sich ja denken das dieser voll mit Spielzeug war. "Nein Momma,... der ist viiiiiiiiiiiiel viel viel zu klein.. und deswegen brauch ich noch einen", verkündete sie dann unschuldig strahlend und hatte das Objekt ihrer Begierde schon anvisiert und mit dem Blick zu ihrem eigen erklärt.

Shizuru musste schmunzeln und schüttelte dann leicht den Kopf. "Also gut meine süße... Wir nehmen den Koffer jetzt mit rüber und schauen dann mal was wir damir machen können, hm?".

Das kleine Mädchen nickte sofort stolz und umgriff den Koffer um ihn mit sich ziehen zu können, da dieser jedoch viel zu groß war griff ihr die Mama etwas unter die Arme und half ihr das ding nach drüben ins Kinderzimmer zu schleppen.

Dort angekommen runzelte sie dann die Stirn als sie sah was Sai aus ihrem Koffer gemacht hatte... Eine überfüllte Bunkerstätte für sachen die sie dort gar nicht wirklich brauchte...

Ein seufzen dann kniete sie sich zu ihrem kleinen Liebling und begann mit ihr zusammen den Koffer um zu organisieren und auch Klamotten und anderes wichtiges dort hinein zu schaffen.

Als sie sich dann weitgehend über das Gepäck einige geworden waren, klappte sie den Deckel runter und verschloss den Koffer, wobei sie sich soweit vorbeugte dass das kleine Tütchen aus ihrem Rock rutschte und zu Boden fiel...

Sai´s Aufmerksamkeit entging das natürlich nicht und schneller als die Polizei erlaubte hatte sie sich das Tütchen geangelt und es an sich genommen. "Was ist das, Momma?", wollte sie dann wissen und lenkte das Augenmerk ihrer Mutter auf sich, der beinahe das Herz stehen blieb... "Sai! Gib das sofort her..", verlangte sie und streckte die Hand danach aus.. Nicht auszudenken wenn die kleine es auspacken würde und vermutlich noch Natsuki zeigen würde...

Sai jedoch wollte ihre Beute nicht so schnell wieder heraus rücken und erhob sich blitzschnell um damit reiß aus zu nehmen.

"Sai!", rief die anmutige Otome ihr hinterher und machte sich natürlich sofort auf den Weg die kleine durch Flure und zimmer zu jagen. Fröhlich lachend und daraus ein unschuldiges Spiel machend flitzte die wendige und flinke Sai durch die Gegend, wollte sich mit dem erbeuteten ein kleines Versteck suchen um es genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die Ältere eilte ihr natürlich hinterher, hatte aber einige Schwierigkeiten damit ihr Töchterlein zu erhaschen...

"Sai Viola Kruger! Das ist nicht lustig", mahnte der Graceful Amethyst und suchte ihre Umgebung mit dem Blick ab. Als sie Sai dann entdeckte, und diese das auch bemerkte, schlug die kleine einen flinken Haken an der Otome vorbei und stürzte wieder raus in den Flur und durch die nächste Tür.. Das hinter dieser jedoch das bad war wurde dem Mädchen erst klar als sie ihre Mommy unter der dampfigen Dusche entdeckte...

"Sai!", ertönte es wieder hinter ihr und gehetzt wie ein wildes Tier blieb keine Zeit anderweitig die Flucht zu ergreifen also verschanzte sie sich neben der Duschkabine...

Doch etwas ins schnaufen geratend stand Shizuru dann ebenfalls in der Badezimmertür und sah durch den Dampf zu der flüchtigen..

"Komm her und gib mir das wieder.. bitte Schätzchen, ich bin auch nicht böse", versuchte sie es verhandelnd und trat näher an die kleine heran.

Das kleine Mädchen aber grinste verspielt und wuppte blitzschnell zwischen den Beinen ihrer Mutter hindurch. Diese machte einen Ausfallschritt und versucht nach der kleinen zu haschen, rutschte dabei aber auf den Fliesen aus und geriet ins trudeln. Kurze zeit später fluppte sie weniger anmutig um und rasselte gegen eines der Regale, woraufhin ihr mindestens 2 Schampooflaschen auf den Kopf fielen.

"Autsch...", murmelte sie und rieb sich die betroffenen Stellen am Kopf. Ruckartig bei diesem krach blieb Sai stehen und lugte zurück ins Bad. Sofort fühlte sie sich schuldig als sie das Dilemma sah und eilte zu ihrer Mami. "Momma... Momma hast du dir weh getan? Das wollte ich nicht..", jammerte sie und legte brav das tütchen in den Schoß des Graceful Amethysten.

Die anmutige otome sah in das Gesicht ihrer Tochter und dieser weinerliche Ausdruck war schon genug strafe für die kleine... Also schenkte sie dieser ein lächeln und verstaute das kleine geschenk wieder sicher in ihrer Rocktasche.. Ein Zwinkern folgte was bedeutete dass die beiden nun eben ein kleines Geheimnis daraus machen würden... Sai nickte und rang sich nun auch wieder ein lächeln ab.

"Alles in Ordnung...", sagte Shizuru dann und raffte sich wieder auf die Beine. "Ich... ich geh noch den anderen Koffer zu machen...", haspelte Sai dann und verschwand aus dem Bad aus Angst, vielleicht doch noch etwas ärger von ihrem anderen Elternteil zu bekommen welche sie so dreist unter der Dusche gestört hatte....
 

Angenehm wohltuend und gleichzeitig massierend prasselte das Wasser auf den schlanken Körper der Jüngeren nieder. Verspannte Muskeln, die bei ihr gang und gebe waren, wurden somit schnell beseitigt. Ein zufriedenes Seufzen entrann Natsukis Lippen, die Augen schlossen sich, als sie selbst das Gesicht dem Strahl aussetzt wurde. Dadurch, dass Shizuru nun den größten Teil des Packens übernahm, konnte sie sich wirklich Zeit lassen. Es mussten zwar noch ein paar Routinearbeiten an diesem Morgen vorgenommen werden, Sara musste noch empfangen werden, aber das war alles halb so schlimm. Sie würde sich in Ruhe anziehen können, ihr Büro aufsuchen um dort noch die eine oder andere Akte zu beseitigen und dann einen letzten Rundgang durch die Akademie machen um selber nach dem Rechten zu sehen.

Das kindliche Lachen und mehrmalige drauffolgende Rufe ließen die jadefarbenen Augen langsam aufschlagen. Sai’s Namen schon in voller Länge zu hören bedeutete nie etwas Gutes, benutzte sie ihn selber auch nur, wenn das Mädchen wieder einmal nicht hörte oder etwas anstellte. So war der jungen Mutter auch in dieser Situation bewusst, dass der kleine Schalk es dem Graceful Amethysten nicht gerade einfach machte. Natsuki hoffte nur, dass die anmutige Otome dem gewachsen war, doch dies war oftmals eher der Fall als bei ihr selber. Ein paar weitere Minuten verstrichen, drehte die Gakuenchou das Wasser wieder ab, strich die langen dunklen Strähnen aus dem Gesicht. Gerade die Duschkabine geöffnet, öffnete sich auch die Tür zum Bad. Etwas verstört blinzelte Natsuki drein als das kleine Mädchen wohl anscheinend Schutz oder gar ein mögliches Versteck im Zimmer suchte.

„Sai was ist los?“, erklang die Stimme der Jüngeren, bekam sie anstatt einer Antwort aber eher noch mehr Besuch im Bad. Ein leises Murren drang aus ihrer Kehle angelte sie sich lieber erstmal eins der großen Handtücher um nicht in der Tat bloß dazustehen. Der Duschekabine entstiegen, war das Handtuch schnell um den Körper gewickelt, die dunkle Haarpracht kräuselte sich leicht am Ende und wirkte voller durch das Wasser. Die Arme in üblicher Manier vor der Brust verschränkt, eine Braue leicht gehoben, beobachtete Natsuki das Geschehen was so schnell ablief, dass ein Eingreifen schon viel zu spät kam. Etwas mit den eigenen Händen half die Gakuenchou Shizuru wieder auf die Beine, streiften mit den Fingern dem umgeknickten Stoff an deren Gewand wieder glatt. Die grünen Augen spiegelten Sorge, auch wenn die Ältere bestätigte, dass alles in Ordnung war.

„Sicher alles in Ordnung?“, hakte Natsuki nach, legte die Hand kurz an einen von Shizurus Unterarmen und strich diesen bis zum Handgelenk entlang. Der besorgte Ausdruck wich aber schnell, wurde von einem sanften Schmunzeln bedeckt. „Das Packen geht wohl mehr oder weniger gut voran hm?“, scherzte die Dunkelhaarige leicht, wand sich dann erneut ab um ein zweites Handtuch zu schnappen und etwas damit die Haare einigermaßen zu trocknen. Worum es bei diesem kleinen Vorfall überhaupt ging, war nicht wirklich wichtig und wohl in dem Moment auch besser nicht zu hinterfragen. Die Haare mehr oder weniger gebändigt, folgte die Jüngere hinaus in Richtung Schlafzimmer, in die Sai so schnell verschwunden war. Sie schenkte kurz einen Blick rüber zu dem kleinen Mädchen was artig neben einem der Koffer auf dem Bett saß.

„Frechdachs…“, grinste Natsuki nur leicht, konnte ihrer Tochter nicht wirklich böse sein, selbst wenn ihr dadurch eine ruhige Dusche auch nicht gegönnt wurde. Mit einem schnellen Griff hatte die Gakuenchou dem Umhang ihres Meistergewandes, den sie ihrer Meinung nach eigentlich nicht wirklich brauchte, hochgezogen und rüber aber größtenteils eher über Sai geschmissen. Die Kleine quiekte sogleich und kippte kichernd mit dem Stück Stoff über dem Kopf nach hinten um.

Die junge Mutter schüttelte nur leicht den Kopf, machte sich lieber daran das Handtuch mit Kleidung nach und nach zu ersetzen.
 

Shizuru nickte beschwichtigend und bestätigte damit das wirklich alles okay war und der Schreck wohl größer als das Geschehen selbst... Obwohl sie zugeben musste dass die Schampooflaschen wirklich gesessen hatten... Eine hand ging hoch zum Kopf, strich leicht durch das braunblonde haar, worunter die lädierte Stelle sich befand... Doch das war es wohl wert gewesen.. Beruhigt klopfte sie leicht gegen die rocktasche in welcher sich das Geschenk wieder sicher eingefunden hatte, noch mal gut gegangen...

"Mehr oder weniger...", musste sie dann schmunzelnd zugeben als Natsuki sich nach dem Stand der Dinge in Sachen "Packen" erkundigte.... Es war jedoch nicht schwer zu erraten dass Sai mal wieder alles noch komplizierter gestaltete als es eigentlich war..

Mit Natsuki zusammen schlug sie dann den Weg zum Schlafzimmr ein, um dort angekommen auch die restlichen Koffer zu schnalzen zu lassen. "Vorsicht Finger..", meinte sie dann als Warnung für Sai ihre kleinen Fummelfinger nicht zwischen Koffer Ober- und Unterschale zu lassen... Schnell hatte sie diese weggezogen und wurde auch schon im nächsten Moment unter Natsukis royalblauen Umhang begraben...

Die anmutige Otome musste leise lachen, freute es sie wirklich das gemeinsame Töchterlein so ausgelassen zu erleben... so anstrengend das auch manchmal sein konnte. Sie genoss jedes Funkeln in den leuchtenden Augen, jedes kichern, jedes grinsen und sogar jede schmolllippe... Es zeigte in dieser strengen Umgebung nur das sie dennoch wuchs und gedieh, und das obwohl es hier keine gleichaltrigen Spielkammeraden für sie gab. Um genau zu sein war sie hier nämlich ziemlich allein... Allein unter Otomen.. allein unter einer Kampfelite, einer Schutztruppe... allein in der wohl mächtigsten Institution des Planeten...

Doch darüber dachte die kleine nie nach... zu viel Spaß fand sie hier dennoch.. und wenn es nur der Spaß war andere zu ärgern und unfug zu stiften..

"Na,.. wo ist sie denn nur hin? Sai? Sa~hai?", rief Shizuru spielend, tat so als würde sie das Mädchen unter dem Umhang nicht mehr sehen...

Sai kicherte leise, hielt sich selbst die hand vor den Mund um sich nicht zu verraten...

"Hier...", grinste sie.

"Wo ist hier?"

"Hiiiie~r", wurde es unter dem Umhang etwas lauter.

"Unter dem Bett?", kam es von der Älteren und Schauspielernd ging sie in die Knie und lugte unter das bett..

"Nein Momma, hier", lachte Sai dann, schlug den Umhang zurück und hopste vom Bett aus auf den Rücken ihres einen Elternteils, welche unter dem Gewicht kurz etwas aufstöhnte...

"uff~...", ächzte sie und griff mit einem Arm nach hinten um zu verhindern dass ihr Töchterlein herunter fiel, als sie nun wieder aus der Hocke nach oben kam.

Die sechsjährige schlang die Ärmchen um den Hals ihrer Mami und kuschelte sich an deren Rücken, wobei sie das Näschen im Haar vergrub.

"Schlingel...", murmelte Shizuru mütterlich und prüfte dann mit dem Blick ob alle Koffer soweit geschlossen waren.

"Ist der 2. Koffer in deinem Zimmer auch schon zu, Prinzessin?", fragte sie dann über ihre Schulter hinweg und Sai hob den Kopf.

"Eh nein... aber ich mach schnell", sagte sie, zappelte solange bis sie runter gelassen wurde und flitzte dann aus dem Zimmer wie ein Blitz.

Schmunzelnd sah der Graceful Amethyst ihr hinterher und suchte dann Natsuki mit dem Augenmerk.

Dass diese gerade dabei war sich anzukleiden, war nicht gerade ein Anblick der sie großartig störte....

Ein beinahe verschwörerisches lächeln bildete sich auf den fein geschwungenen lippen als sie einige Schritte machte und von hinten an ihre Liebste heran trat.

Noch während Natsuki mit den Kleidungsstücken beschäftigt war, schlangen sich von hinten ein paar Arme um die Hüfte der Jüngeren und zogen sich Schraubzwingenartig etwas zu..

Der Kopf der Third Piller platzierte sich dabei auf der Schulter nebem dem Ohr. "Zieh dich ja warm an.." raunzte sie, wäre es bei dem wetter wohl unpässlich dem hang zur knäpplichen Bekleidung zu fröhnen...
 

Mit einem amüsierten Schmunzeln schlich sich auf die Lippen der Gakuenchou als sie nebenbei Zeuge des Spiels zwischen Mutter und Tochter wurde. Dies waren wieder die angenehmen Seiten des Eltern Daseins, so brachte Sai immer wieder Freude in den tristen Alltag hinein. Geübt hantierten die Finger am grünen Krawattenband, verknoteten es entsprechend und schlugen das ganze unter den weißen Kragen des Meistergewands. Als nächstes war das lange weiße Banner der Uniform dran, welche Natsuki vorerst aufschlug und in voller Länge in Richtung Boden aufflappen ließ.

Sehr viel weiter kam sie auch nicht, als sich die starken Arme von hinten um ihren Körper schlangen, jegliche weitere Bewegung damit zunichte machten. Die Hände die den Stück Stoff hielten, sanken augenblicklich etwas nach unten, zeigte die Jüngere keinen großen Widerstand als Shizuru sie nur noch näher an sich ran zog. Die Augen schlossen sich auf halbmast, der Kopf lehnte sich gemütlich an den der Älteren. Solche Momente waren rar geworden, nutzte Natsuki sie nur allzu gern, wenn sich doch mal die Gelegenheit bot. Ein leises Lachen kroch ihre Kehle empor, als ihr die anmutige Otome einer Mutter gleich den Ratschlag gab sich ja dem Winter entsprechend anzuziehen. Ja sie war manchmal etwas unachtsam was Kleidung und Wetter betraf aber eigentlich hatte sie nicht vor das Risiko einzugehen sich irgendwelche Körperteile abzufrieren.

„Hm keine Sorge, zur Not hab ich immer noch dich zum Wärmen…~“, raunte die Gakuenchou leise, legte die eigenen Hände auf die Shizurus und neigte das Gesicht näher zu der warmen Halsbeuge. Ein paar tiefe Atemzüge später wand sich Natsuki in der Umarmung, dockte sanft die Stirn gegen die der Älteren, als sie nun Angesicht zu Angesicht sich gegenüber befanden.

„Ich sollte mich fertig machen….meinst du, du schaffst den kleinen Rabauken noch eine Weile bei Laune zu halten?“, die Frage war wohl eher wie lange Sai es aushielt nicht wieder etwas Neues anzustellen. Sachte bedeckte sie die Lippen ihres Gegenübers, war der Kuss nur flüchtig drückte aber genügend Gefühl und Sehnsucht aus. Der Banner war am Gewand schnell noch angebracht, schritt Natsuki rüber zu ihrem Nachttisch um dort die silberne Haarnadel aufzusammeln. Ein kurzer Weg noch Richtung Bad, die Haare etwas richtend, machte sich die Gakuenchou dann auf in ihr Büro. Ein Frösteln durchfuhr den schlanken Köper, als sie den noch nicht beheizten Raum betrat. Die Schritte führten sie schnell rüber zum Schreibtisch und dem ebenfalls recht kühlen Ledersessel, auf dem sie sich im nächsten Moment niederließ. Die wenigen Zettel und Ordner die sich noch auf der Holzplatte ansammelten sollten schnell erledigt sein.

Nach einer guten dreiviertel Stunde später war der Raum etwas wärmer und der Schreibtisch frei von jeglicher Arbeit. Ein Blick zur Uhr verriet Natsuki, dass sie bald die First Pillar in Empfang nehmen sollte und deshalb wohl lieber den Rundgang starten sollte, um Sara dann rechtzeitig am Haupteingang abholen zu können. Etwas steif erhob sich die Gakuenchou von ihrem Platz, streckte die müden Glieder um anschließend in den Gang hinauszutreten. Selbst zu der frühen Stunde herrschte schon reges Gewusel in Garderobes Hallen und Gängen. Die heitere weihnachtliche Stimmung rief bei Natsuki nur wieder ein Seufzen und leichtes Augenverdrehen hervor. Dennoch gönnte sie ihren Schülerinnen dieses Fest ja, immerhin konnten einige nicht mal nach Hause zu ihrer Familie um jene Festlichkeit zu feiern. Garderobe konnte die Familie wohl nie ersetzen, dennoch wollte die Gakuenchou, dass sich die Mädchen sich so wohl wie möglich fühlten.

„Verdammt ist das kalt…“, murrte die Dunkelhaarige scharf, als sie hinaus trat, gleich von dem beißenden Wind des Winters getroffen wurde. Vielleicht hätte sie den Umhang doch noch anziehen sollen, lediglich um etwas an Körperwärme zu behalten und zu schützen. Ein Blick in den grauen Himmel, der ein kurzes schwarzes Blitzen verriet, kündigte ohne Zweifel die Ankunft des Galactic Aquamarine an. Gerade rechtzeitig, denn sehr viel länger wollte Natsuki ohnehin nicht draußen verweilen.
 

„So gern ich das auch würde, ich werde wohl kaum jede Minute an dir kleben können um deine persönliche Heizung zu spielen, darling..“, raunzte Shizuru an das Ohr ihrer Liebsten und löste den Griff etwas als diese sich umdrehte und ihr die Aufmerksamkeit ihrer schönen Augen zuteil werden ließ, „immerhin gilt es nun nicht mehr nur auf dich ein Auge zu haben...“.

Da mochte sie wohl recht haben. Denn gab es ja nun seit einem Jahr ein zweites Wesen neben Natsuki dass sich mit dieser die Aufmerksamkeit des Graceful Amethysten teilen musste.. So lag das schützende, behütende Augenmerk der berühmten Otome nicht mehr auf Natsuki allein...

Das andocken an ihre Stirn, des kurze berühren der Nasen... das war schon entspannend genug. Diese Kleinigkeiten, die in ihrem Alltag recht wenig Platz gefunden hatten, gar immer mehr abnahmen, waren dass was beide brauchten um weiter zu machen... zu wissen, dass es sich dafür lohnen würde und dass es nicht immer so stressig und knapp sein würde wie im Moment. Sie gaben sich gegenseitig halt, unterstützten sich wo es nur ginge, nicht nur um Sai zu erziehen und ihr ein Zuhause zu schenken, sondern auch die vielen anderen Schützlinge die Garderobe beherrbergte zu einer starken Persönlichkeit zu verhelfen... So hatte die Gakuenchou nicht nur ein Kind, sondern zählte fast jede einzelne Rekrutin dazu.. zumindest was Aufsichtspflichten und Verantwortung betraf.

Und wenn man den Gedanken so weitersponn, dann hatte Natsuki hier einen Stall voller ‚Kinder‘ bzw junger Menschen auf die sie stets ein, wenn nicht sogar zwei Augen haben musste. Dass es da wenig Zeit gab wo sie ihre Lebensgefährtin unterbringen konnte war verständlich und für Shizuru auch kein Fakt den sie der Gakuenchou je vorwerfen würde. Sie genoss jede noch so kleine Sekunde die sie zusammen verbringen konnten, selbst wenn es nur ein Moment war den sie wie ein Soldat neben dem Stuhl der Headmasterin stand, mit ihr zusammen Besuch empfing, Akten wälzte oder an ihrer Seite kämpfte... Sie wusste dass die Jüngere sich Mühe gab alles unter einen Hut zu bekommen.. auch wenn sie sich dabei oft verzettelte und mit dieser Art von ‚Beziehung‘ noch nicht ganz umzugehen wusste, geschweigedenn mit dem Part einer Mutter. Doch es reichte den beiden ab und zu Blicke auszutauschen, in ungestörten Momenten sich anzulächeln und des Nachts ein paar zärtlichkeiten und liebeleien auszutauschen um dann erschöpft einzuschlafen nur um am nächsten Morgen wieder im Chaos zu erwachen... Für jeden anderen wäre diese Basis pures Gift für eine Liebesbeziehung.. Aber beide waren eben mit Leib und Seele Otome und Garderobe hatte einen hohen Stellenwert in beider Leben..

„Natürlich... mach dir keine Gedanken“, meinte sie lächelnd, nahm Natsuki gerne das beschäftigen der gemeinsamen Tochter ab, „dann mal los... und in knapp 2 Stunden werden wir hier raus sein...“.

Das klang fast wie ein Versprechen... oder die Einladung in eben den ersten Familienurlaub.. der hoffentlich nicht so ganz im Kinderchaos und Schneegestöber versacken würde.

Den Kuss nur allzu gerne erwiedernd, so kurz er auch war, öehnte sie sich kurz vor, nur um dann gänzlich von Natsuki abzulassen und diese dem Raume entschwinden zu sehen...

Sie sufzte kurz etwas sehnsüchtig auf und zog sich dabei die Ärmelkrampen des Gewandes zurecht...

Anschließend begann dann dann Koffer und Gepäck nach draußen vor die Tür in den Flur zu stellen damit es dort vom Personal abgeholt werden konnte... Es musste ja nicht jeder das Schlafzimmer betreten.

Sich darum nun auch gekümmert schloss sie die Tür und wanderte durch den Flur rüber zum Zimmer des Töchterleins, welche gerade mit dem Körpergewicht versuchte die Kofferklappe runter zu drücken.

„Mou!... Du dummer Koffer...“, nörgelte sie, erinnerte Shizuru damit sofort an eine junge Natsuki von vor ein paar Jahren... Ein schwelgerisches Lächeln beschlich ihre Lippen, betrat sie dann aber das Zimmer um der kleinen zu helfen. Ein Ruck, ein klackerndes Einrasten und schon war die Sache erledigt und auch diese beiden Koffer konnte raus in den Flur gestellt werden.

„Komm Prinzessin, lass uns ein paar Leute zusammen suchen die uns die Koffer runtertragen helfen“, schlug sie dann vor und hatte die Aktionsfreudige Sai gleich an der Hand hängen. Zwar könnten sie auch einfach auf das Personal warten dass dafür bestellt war, doch so würde sie Sai beschäftigt bekommen...

Derweil kündigte sich draußen im Vorhof auf der Plattform der erwartete Besuch an. Ein Lichtblitz, ein Rauschen, dann senkte sich der Galactic Aquamarine in einem Landeanflug dem Boden.. wo sie von der Gakuenchou schon erwartet wurde.

Einen halben Meter vor der Plattform dematerialisierte sie ihre Robe und bekam garlant die Füße auf den Boden.

„Gakuenchou..“, sagte sie und ein höfliches Lächeln und respektvolles neigen des Kopfes waren ihre übliche Begrüßung.

Nachdem sie sich dann Begrüßt hatten gingen sie gleich zu wichtigerem über und betraten zusammen die Akademie um einen kleinen Rundgang zu machen, damit Natsuki Sara über den Stand der Dinge informieren konnte und Sachen die in ihrer Abwesenheit dringend zu erledigen waren.

Auf halbem Wege stießen sie dann auf Shizuru und Sai, die einen Trupp Otome hinter sich her zogen die als Kofferträger missbraucht wurden...

„Sara!“, rief Sai freudig, hatte sie die First Pillar ja auch gleich für sich erobert gehabt...

Sara wollte gerade wieder zum sprechen ansetzen als sie dann auch schon den Aufruf hörte und ein kleines wesen auf sie zu gestürmt kam.

Verschmitzt lächelnd empfing sie die kleine Lady Garderobes und nahm sie hoch auf die Arme.

„Na kleines Fräulein, hälst du deiner Eltern schon wieder auf Trab?“, fragte sie.
 

Sai kicherte nur bei der Frage, kannte Sara schließlich auch so die Antwort. Kleine Hände angelten sofort nach der schwarzen Mütze der First Pillar, zogen sie frech vom Haupt herunter um sie Sekunden später selber auf den eigenen Kopf zu setzen. Das Kleidungsstück, viel zu groß für den Kopf, rutschte Sai über die Augen, brachte den Galactic Aquamarine selber nun auch zum Lachen.

„Ich sehe schon ihr habt alle Hände voll zu tun...“, grinste sie kurz rüber zur Gakuenchou, richtete dann auch ihren Blick rüber zu der anmutigen Otome. Ein freundliches Nicken und „Shizurus-oneesama“ war der Gruß an die Ältere, ehe Sara den kleinen Spross wieder zu Boden ließ, der nun geblendet mit vorgestreckten Armen durch den Gang torkelte und sichtlich Spaß dran hatte. Natsuki konnte auf die Verspieltheit ihrer Tochter nur leicht die Augen verdrehen und schmunzeln, es war wirklich ein Glück, dass die kleinen Streiche niemals von jemandem wirklich übel genommen wurden. Eher mit einem beiläufigen Handgriff hielt die Gakuenchou Sai an einer Schulter zurück gegen die nächste Wand zu dotzen und zog das kleine Mädchen zu sich ran.

„Du hast keine Ahnung…“, murmelte sie der First Pillar mit einer hochgezogenen Augenbraue zu, übereichte dieser dann auch wieder die gestohlene Mütze. Sai schmollte ein wenig über den Verlust des Kleidungsstücks, war aber schnell wieder munter dabei die vorherige Aufgabe, den Koffertransport, voranzutreiben.

„Beeil dich Mommy wir wollen los...“, drängelte sie noch kurz konnte es dabei nicht belassen sich an Natsukis Seite anzuheften und das Meistergewand dabei etwas aus der Form zu bringen. Dann angelte die kleine Hand auch schon wieder nach der Hand ihrer anderen Mutter, zog mit aller Kraft.

„Schnell bevor die unsere Koffer entführen…“, wisperte Sai verschwörerisch, schiele leicht nach hinten zu den gefügigen Otome Rekruten, die sich ruhig im Hintergrund postiert hatten und geduldig auf weitere Anweisungen des Graceful Amethysten warteten. Natsuki musste an sich halten nicht wieder in einem Schmunzeln auszubrechen, kannte und verstand sie wohl wie niemand anderes Sais Abneigung dem Gefolge gegenüber, erinnerte es zu sehr an ihre eigenen Erfahrungen von damals. Ein leichter Handwink in Saras Richtung verdeutlichte der blonden Otome, dass sie ihren Rundgang zum Büro fortsetzen konnten.

„Wir besprechen noch das Wichtigste, dann komm ich sobald es geht…“, versprach die Gakuenchou eher in Shizurus Richtung, machte sich dann mit der First Pillar auch schon wieder auf den Weg. Im Büro angekommen waren es lediglich nur noch Formalitäten und die einen oder anderen Dinge bezüglich der Festlichkeiten die besprochen werden mussten. Sara kannte sich ohnehin ja schon ziemlich gut an Garderobe aus, nicht nur, dass sie selber Schülerin war, sondern auch schon das Leiten der Akademie bei vergangenen Ereignissen erfolgreich bewiesen hatte, gaben Natsuki ein sicheres Gefühl. Das Verabschieden, eine kurze Umarmung und Natsuki machte sich auch schon für den Familienausflug bereit. Das Gepäck sollte mittlerweile alles verladen sein, der Wagen stand bereit, fehlten nur noch die Passagiere an Bord. Das kalte Wetter beachtend, machte Natsuki doch noch einen kleinen Abstecher in ihre Gemächer, sammelte den dort liegen gelassenen Umhang auf. Schwungvoll warf sie sich den Stoff über, wickelte sich sogar leicht hinein, während ihre Schritte Richtung Ausgang und nach draußen vor den Haupteingang führten. Ein Blick über die Schulter zur Akademie, ließ Natsuki doch noch einmal inne halten. Weihnachten außerhalb dieser Mauern zu verbringen war für sie immerhin auch etwas Neues, so wie es etwas Neues war, die Feiertage mit einer richtigen Familie zu verbringen. Ein sachtes Lächeln zeichnete sich auf den blassen Lippen ab, ehe sie zum Wagen, der schon unten am Treppenabsatz wartete hinabstieg.
 

„Wächst und gedeiht...“, murmelte Sara dann lächelnd, ehe sie mit Natsuki weiter des Weges ging und Sai bei Mama Shizuru zurück ließ.

Immer wieder Nickend und achtsam den Worten der jungen Gakuenchou Garderobes lauschend, bewegte sich die First Pillar neben dieser durch die Gänge und schließlich ins Büro.

Dort wurden letzte Details besprochen und abgeklärt, auf dies und das hingewiesen und Wichtigkeiten Nahe gelegt. Anschließend belächelte Sara die Angelegenheit und legte Natsuki nahe sich keine Gedanken zu machen, sie würde schon alles regeln und die junge Familie sollte einfach den ersten gemeinsamen Urlaub genießen.

Derweil hatte sich der Koffertrupp hinter Shizuru wieder in Gang gesetzt und die kleine Sai wuselte im Zick Zack vorweg, immer mal wieder einen Blick zurückwerfend um zu kontrollieren ob auch noch alle Koffer da waren, so als könnten diese urplötzlich verschwinden oder entführt werden.

Sie ließ sich wie eine richtige Lady die Tür von Wachposten öffnen und lief dann nach draußen in die Kälte, wo auch gerade die weiße Limousine auf dem Treppenvorplatz vorgefahren war.

„Sai, nicht so schnell.. es ist glatt, hörst du?“, rief Shizuru warnend, war danach aber darauf konzentriert die Koffer in die verschiedenen Wagen um wuchten zu lassen.

Das kleine Töchterlein fand nebenbei reges Interesse an dem Atem den sie beim schnaufen in die kalte Luft in deutlichen kleinen Wölkchen sehen konnte. Tief Luft geholt, aus geschnauft und dann bewundert wie sich das Wölkchen mit der Winterluft vermischte...

Und weil das ganze so lustig war, probierte sie gleich aus ob das auch funktionierte, wenn sie die Luft durch die Nase ausstieß. Davon so fasziniert, war sie wohl fürs erste beschäftigt und ihre Mutter konnte sich in Ruhe um das Gepäck kümmern und darum, dass die Wagen ab fahrbereit waren sobald die Gakuenchou das Hauptgebäude verließ.

Wenige Minuten später war dann auch endlich alles an seinem Platz und die Otome Rekruten wurden dankbar entlassen...

Shizuru näherte sich dann der Limousine, vor welcher Sai sich nun auch hibbelig eingefunden hatte und öffnete eine der hinteren Türen.

„Husch rein mit dir Prinzessin, sonst erfrierst du mir noch..“, sagte sie lächelnd.

Sai bließ die geröteten Bäckchen auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich doch nicht, Momma...“, widersprach sie Tapfer, krabbelte dann aber doch in den Wagen und auf die große beheizte Rückbank.

Der gracefull Amethyst schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und klappte die Tür dann erst einmal wieder zu, ehe sie einen Blick zum Haupteingang warf... Das konnte ja nicht mehr lange dauern.

Und wie auf Befehl trat Natsuki dann auch schon aus der Tür heraus, kurz nach ihr die First Pillar, welche aber oben auf den Treppenstufen stehen blieb und von dort aus die Abreise mitverfolgen würde.

Als die Jüngere dann unten beim Wagen angekommen war, öffnete Shizuru die Tür der Limousine wieder und hielt diese der Gakuenchou auf, so als wäre sie nicht mehr als der Chauffeur.

„Können wir?“, fragte sie beinahe liebevoll und wartete darauf, dass die Dunkelhaarige ihren Platz im Wagen einnahm.

Noch ein Blick hoch zu Sara, dann verabschiedeten sie sich gegenseitig mit einem Kopfnicken.
 


 


 


 


 


 


 


 


 

Langsam führten sie ihre Schritte hinunter zur Limousine, achtete die junge Gakuenchou haargenau darauf keine der tückisch frostigen Stellen zu erwischen, die der Winter hier und dort über der Treppe verteilt hatte. Wieder ein Grund mehr, diese grässliche Jahreszeit zu vermeiden, ganz zu reden von der Kälte, die unverhohlt unter das Meistergewand kroch und Glieder schnell zum Frösteln brachte. Doch dieser sollte nun zumindest für eine Zeit lang ein Ende gesetzt werden, nicht umsonst war das Gefährt vor ihrer Nase von einem technischen Standard der Garderobe zusagte.

Nur ein sachtes Nicken beantwortete Shizurus Frage, der Abfahrt stand nichts mehr im Wege. Ob die Dunkelhaarige allerdings innerlich bereit für das war, was die nächsten Tage auf sie zukommen sollte, war fraglich. Insgeheim fürchtete Natsuki, dass der ganze Ausflug eher in Chaos als in wirklich erholsamen Urlaub enden würde. Aber schon alleine für das unruhige Mädchen hinten auf der Rückbank, was fast den Eindruck machte es müsse platzen, wenn die Fahrt nicht bald losginge, nahm sie das Risiko gerne in Kauf. Vorsorglich den Umhang etwas anhebend, damit der Stoff sich nicht beim Einsteigen verfangen konnte, nahm Natsuki ihren gewohnten Platz auf der gegenüberliegenden Bank der Limousine ein, den Rücken zur Fahrrichtung gekehrt.

Kaum die Tür geschlossen, startete der Motor des weißen Autos ehe es sich in Bewegung setzte. Der Anfang einer doch recht langen Fahrt, immerhin mussten sie bis nach Artai, was im Winter ein Traum für einen jeden war der dem Skifahren und anderen ähnlichen Aktivitäten frönen wollte. Atemberaubende Gebirgsketten, schneebedeckte Abhänge teils von Wald besetzt, die in der Sonne unberührt glitzerten. Wenn es schon mit seiner ehemaligen Politik nicht überzeugen konnte, so wenigstens mit der dargebotenen Landschaft.

„Wann sind wir denn endlich daaaahaaa~?“, zehn Minuten waren erst vergangen, ehe die gefürchtete Frage aus dem Mund der kleinen Sai ertönte. Die karmesinroten Augen waren von Unruhe, wenn nicht eher schon Langweile betrübt. Ihr ging alles viel zu langsam, sie wollte endlich anfangen die versprochenen Schneemänner zu bauen, danach Schlitten zu fahren, eine Schneeballschlacht führen und noch tausend andere Dinge, die ihr in den Sinnkamen. Die kleinen Beine wippten ungeduldig vor und zurück, rutschte das Mädchen im nächsten Moment weiter nach vorne um sich etwas an die Scheibe zu kleben und dabei einen Blick nach draußen erhaschen zu können. Leise schnaufend stellte sie fest, dass nicht mal da etwas Interessantes war, was sie in der Zeit beobachten konnte.

Unbemerkt verdrehte Natsuki etwas die Augen, als sie das unruhige Verhalten ihrer Tochter vernahm, hätte sich eigentlich schon denken könnte, dass die Fahrt alles andere als ruhig werden würde. Die Erziehung Sais war mühevoll, musste sich die Second Pillar diesen Fakt leider schon zu oft eingestehen. Es war nicht so, dass sie dieser Aufgabe vollkommen hilflos gegenüberstand, aber von einem richtigen Händchen dafür konnte sie auch nicht reden. Ein leises Seufzen entglitt ihrer Kehle als sich das Problem anfing zu vergrößern, Sai von einer Bank auf die andere wechselte, mal hier dann mal dort an der Scheibe klebte und wild durch den Innenraum wuselte.

„Oi! Sai setz dich hin~!“, entfuhr es der Gakuenchou etwas entnervt, war das ständige Hin und Her nicht nur anstrengend, sondern in gewissem Sinne eigentlich auch gefährlich während der Fahrt. Zwar bestand eigentlich keine sonderliche Sorge, dass bei einem Unfall auch nur annähernd was passieren würde, aber man konnte schließlich nie wissen. Die rosa Lippen des kleinen Mädchens zogen sofort eine Schnute, als sie die Worte vernahm. Der Gesichtsausdruck wechselte schnell zu einem fast schon weinerlichen Schmollen.

„Aber Mommy es ist so langweilig…“, folgten die quengelnden Worte mit einem überaus dramatischen Unterton Sekunden später. Ungraziös ließ sich die Kleine auf die Bank zurückploppen, krabbelte näher an die anmutige Otome heran, in der Hoffnung Shizuru würde ihre Pein vielleicht eher verstehen. Finger vergruben sich zupfen im Stoff des Gewandes, die Stirn dockte sachte an ehe sich der traurige Blick hob.

„Ich will mein Plüschwolfi haben…“, kindliches Betteln nach einem ihrer Lieblingsspielzeuge, war das arme Stofftier in der Eile zum Schluss auch einfach noch in einen der Koffer gepackt worden. Nicht mal das stand ihr im Moment zur Seite und konnte die Fahrt etwas verschönern.
 

Als die Gakuenchou dann eingestiegen war, begab sich auch Shizuru in den Wagen. Sie setzte sich ihr gegenüber, in Fahrtrichtung und so belagerte man auch beide Sitzbänke um immer jeweil das übermütige Töchterlein im Blick zu haben, egal wo jene gerade herumquengelte. Den Rock des Gewandes etwas gerafft, ließen die zartgliedrigen Finger der Meisterotome jenen wieder los und sich den Stoff wieder ungeknittert entfalten. Hier und da etwas glatt gestrichen, blieb sie dann gewohnt ruhig sitzen, ein Lächeln auf den Lippen und die Hände gefaltet in ihrem Schoß.

Der rechte Mundwinkel entglitt den 'Schienen' der kontrollierten Lippenpartien im Gesicht des Graceful Amethysten, als dessen Trägerin beobachtete wie Sai wie erwartet einfach nicht ruhig bleiben konnte.

„Die kleine Prinzessin muss sich wohl noch etwas gedulden“, melodierte die Stimme durch den großzügigen Raum des Wagens, welcher auch kein Abbruch getan wurde durch den Fahrtlärm. Im Gegenteil, diese Stimme schien wirklich jedes Geräusch unter Dominanz zu begraben und selbst wenn neben dem Gefährt ein Komet einschlagen würde, würde man jene Stimme immer noch vernehmen können in all dem Geräuschchaos. Doch nicht nur das. Besaß die Stimme Shizurus auch noch die Gabe umgehend jedes Ohr in Hörreichweite an sich zu binden. Man konnte gar nicht anders als zu lauschen. Das war wohl auch der Grund, warum sie eigentlich niemals laut werden musste. Selbst in einer Konferenz wo wild diskutiert wurde und mit lauten Worten um sich geworfen, musste sie sich nicht durch ein 'Rufen' oder derlei bemerkbar machen um gehört zu werden. 'Ruhepol' bekam in solchen Zeiten an Natsukis Seite eine ganz eigene, neue Bedeutung. 'Die Waffen einer Frau'? Nein, die Waffen Shizurus, derer Stimme genau so gefährlich sein konnte wie einer ihrer Augenaufschläge.

Als Sai dann aber keine Ruhe gab und schließlich von Natsuki zum sitzen 'verbannt', hob sie die Rechte, die Finger vor den Lippen und begann zu kichern, wie man es vo nihr gewohnt war. Das sie sich über etwas oder jemanden lustig machte, war zwar immer naheliegend, doch wer sie kannte wusste, dass sie ihre 'Freude' an ganz anderen Dingen hatte als an auslachen. Zum Beispiel fand sie es immer ganz entzückend wenn Natsuki 'versuchte' ein Machtwort zu sprechen und dann Sai´s Schmollattacken an den Kopf geworfen bekam, welche sie zweifelsohne von ihrer dunkelhaarigen Mutter hatte. Und Natsuki wollte auch gar nicht wahrhaben, wie ähnlich ihr das Töchterlein doch in mancher Hinsicht war und ebenso schwer zu bändigen, wie sie selbst. Obwohl...

Shizuru lenkte ihren Blick zur Seite als die Kleine aufrückte und sogleich legte sie in einer langsamen, aber gezielten Bewegung den Arm um den schmalen Körper Sai´s, schmiegte die Finger Glied um Glied um die zarte Schulter. Jede ihrer Bewegungen war eine 'Show' für sich, achtete man nur darauf oder wusste, worauf man zu achten hatte.

„Dein Plüschwolf muss gerade genauso tapfer und geduldig sein wie die kleine Prinzessin, weißt du..“, da war der Unterton der dabei war feine Fäden um die kleine Sai zu spinnen, sie einzulullen und sich gefügig zu machen. Sie hatte keine Chance, das arme Kind. „Was hält Sai davon, erzählte ich ihr eine Geschichte, weil sie so tapfer ist?“.

Sai´s Augen wurden groß und die Finger schoben soch höher, krallten sich dort ein. „Wirklich, Momma?! Eine Abenteuergeschichte?“, der Plüschwolf war bei jenem Angebot umegehend vergessen. „Ara Ara.. Wohl der Beginn, eines sehr langen und sehr aufregenden Abenteuers, das noch bis heute anhält..“, kam es über die feingeschwungenen Lippen des Amethysten, ehe sie Sai an den Schultern etwas herunter drückte, das sie die Füße auf die Sitzbank zog und den Kopf in ihrem Schoß bettete. Lächelnd begann sie ihr durch das Haar zu streichen. Schon jetzt hatte sie gewonnen. Vor den Augen des Ice Silver Chrystals hatte die Trägerin des Graceful Amethysten 'Beute' gemacht und diese hatte genaugenommen 'null' Chancen gehabt dem zu entkommen. Shizurus unvergleichlicher Charme war über das kleine Mädchen hinweg gerollt wie eine Lawine. Es war schon fast zu einfach. Ja, genau so einfach wie es war eine gewisse Gakuenchou aus der Reserve zu locken. Shizuru war in Top-Form. Von der gebrochenen Frau von vor etwa 1 ½ Jahren war nichts mehr übrig. Eher noch schien es sogar 'noch schlimmer' zu sein. Aber das lag wohl an all dem schönen was ihr letztlich wiederfahren war. 'Die' Frau an ihrer Seite und ein wundervolles Kind.. die sie beide abgöttisch liebte und geliebt wurde.

„Momma! Erzähl.. onegai~!“ zeterte sie dazwischen, war aber gleich wieder still als die bestimmenden Finger weiter durch ihren Schopf strichen.

„In der Geschichte geht es um eine Prinzessin.. und ein junges Mädchen. Sie sind nie 'beste Freunde' gewesen und waren doch, immer schon verbunden. Aber für all die Abenteuer die sie erlebt haben, mussten sie das auch sein“, begann sie dann. Sai war sogleich ganz Ohr. Bevor Shizuru jedoch weiter erzählte, hob sie den Blick in die Richtung Natsukis und legte einen Augenaufschlag hin der einen schier aus den Schuhen werfen würde. Gut, dass sie saß. Was sollte der Blick? Warum sah sie sie 'so' an? Der Blick, das Lächeln, wollte sie, dass unter der Dunkelhaarigen die Sitzbank hinweg schmolz? Die Erklärung mochte aber in der Geschichte liegen, wenn man es schaffte sich unter solchen Umständen zu konzentrieren.

„Die Prinzessin und das Mädchen gingen auf die gleiche Schule und sie trafen einander das erste mal, auf einer Ehrenfeier“ oder wie auch immer man 'das' nennen wollte, aber es war ja auch eine Geschichte, oder? „Das Mädchen hatte sich für nichts interessiert und fand die Feier sterbens langweilig, so wie du, diese Fahrt“.

Sai kicherte darauf und ließ sich weiter bekraulen während sie lauschte. Das Shizuru Natsuki seit dem Augenaufschlag mit 'diesem' Blick malträtierte war schon mehr als verdächtig. Keine Sekunde gab sie der Gakuenchou dem Blick zu entkommen.

„Aber nur, bis sie die 'Prinzessin' auf der Bühne erblickte. Sie war gebannt von deren Anblick. Sie versuchte wegzusehen, aber schaffte es nicht. Was sie aber nicht wusste war.. dass die Prinzessin sie auch bemerkt hatte“. Ob Natsuki langsam klar wurde von 'was' Shizuru da gerade erzählte? 'Wer' die Prinzessin und das Mädchen war? Welcher Tag, welcher Ort? Welcher Moment?

„Der Prinzessin fiel auf das das Mädchen anders war als all die anderen Mädchen die auf der Feier waren. Sie wusste es in dem Moment, da sie sie gesehen hatte. Das Mädchen dachte, so eine von allen geliebte Prinzessin sei unerreichbar und sie wollte auch nicht sein wie all jene, die sie so bewunderten.. 'nur' weil sie die Prinzessin war.“ oder die Ranghöchste und wohl beliebteste Pearl-Otome.

„Und während das Mädchen so darüber dachte, wusste sie aber nicht, dass sie und nur sie allein zwischen all den Mädchen die die Prinzessin so bewunderten, für sie interessant geworden war. Wusste nicht, das die Prinzessin sich fortan nur noch mehr mühe gab in allem was sie tat, nur wegen ihr.“

„Wirklich?“, fragte Sai, bewegte verdächtiger weise aber kein Stück den Kopf unter den Kraulfingern, „dann wollte sie angeben?“.

Shizuru schmunzelte. „Nein.. aber vielleicht wollte die Prinzessin das Mädchen ein wenig beeindrucken, damit sie Freunde werden“, aha? Sich vorzustellen das Shizuru so etwas geplant oder wissentlich tat war... etwas ganz Neues.

„Es passierten viele Dinge zwischen dem Mädchen und der Prinzessin, doch irgendwie, war da immer noch Abstand und keine Freundschaft. Irgendwann stellten sie einander zur Rede.. und weißt du was das Mädchen zu der Prinzessin gesagt hat?“. Sie erhielt allerdings keine Antwort, währenddessen sie immer noch Natsuki ansah, unentwegt, schier ohne zu blinzeln.

„'Es interessiert mich nicht -das- du eine Prinzessin bist, ich will wissen -wer- diese Prinzessin ist'“, und während sie das sprach, trat etwas überaus warmes in ihre Augen, was jene flutete als würde das innere eines Berges beginnen zu schmelzen.

Ja, Natsuki und nur sie, hatte sich nie dem Fanclub angeschlossen, sie hatte immer wissen wollen wer Shizuru ist, wie sie ist und sich nicht beeinflussen lassen von kreischenden Fangirlies die ihr ihre Bücher hinterher trugen.

Eine Weile verging da sie schwieg, doch von Sai kam kein gequengel das sie weiter hören wollte. Nanu? Tatsächlich war das Mädchen eingeschlafen. Shizuru war wirklich hinterhältig! Bald zog sich ein Schmunzeln über ihre Lippen.

„Und, 'mein Mädchen', siehst du wie ich das gemacht hab?“, ein beschwörender Unterton der das ganze in den Raum stellte und dann, fast wie auf Befehl, hielt der Wagen. Wie machte sie das? Ob sie die ganze Welt in ihren Fängen und unter ihrer Kontrolle hatte? Sie nahm Sai auf die Arme und als die Wagentüren geöffnet wurden, stieg sie mit dem schlafenden Mädchen aus.

Was danach geschah passierte ganz schnell. Das verladen der Koffer in die Flugfähre und der Umstieg. Dann der Flug selber, noch ein Stück Fahrt im verschneiten Artai und wie durch ein Wunder, verschlief Sai den kompletten Restweg.

Jene erwachte erst wieder, als man mit einer hochmodernen 'Gondel' und dem ganzen Gepäck gerade im Skidorf ankam. Das Skidorf war Privatbesitz, teilweise von recht 'hohen' leuten und die Hütte die die Familie der Gakuenchou beziehen würde, lag ein Stückchen oberhalb und wohl am 'einsamsten' von dem ganzen Rest.

Die 'Schneeraupe' die dort oben in einem satten Grünton parkte konnte auch nur bedeuten, das mindestens Haruka schon dort war.

„NAAAAAAAOOOOOOOOOOO!“, brüllte Sai dann plötzlich und entgegen aller Regeln und Vorsichtsrufen machte sie sich aus dem Staub, stapfte durch Schnee, wuselte über Eisflächen und sprang in die Arme der selbsternannten 'Ehrentante'.

„Hiiii~...“, sagte jene mit einem für sie typischen Grinsen und nahm die Kleine hoch, ehe sie etwas näher kam. Shizuru stellte gerade einen der Koffer ab, als sie den Blick hob in Richtung des.. Überraschungsbesuchs. Nanu? Was sie wohl hier machte?

„Heh...? Was hast du mit deiner Mutter gemacht? Die sieht ja aus wie ein rotglasiertes Weihnachtsplätzchen!“, dabei lag der freche Blick natürlich in Richtung Natsukis. Was zuvor wohl gewesen war das ihr -schon wieder- die Röte im Gesicht stand? Wieder eine ärgernde Attacke Seitens Shizurus? Das wusste wohl nur sie selbst.

„Was machst du hier? Fährst du etwa auch mit uns Ski, ja?“, das wäre ja zu schön um wahr zu sein!

„Ach, du weißt wie das ist.. manche sind einfach zu beschäftigt.“, sagt die, die eigentlich mit einem Auftrag unterwegs sein sollte statt Urlaub zu machen. Aber 'wichtig' konnte er nicht sein, sonst wäre selbst sie nicht hier.

„Mai und ihr Haustier kommen erst direkt zu Weihnachten.. sie schaffen es nicht eher und deshalb hat sie -mich- geschickt“ das wurde nahezu feierlich betont.

„Also was ist, gehen wir rauf oder was? Ich friere mir hier schon seit Stunden die....“, ein Seitenblick zu Sai, dann räusperte sie sich und grinste weiterhin, „...Nase ab“.
 

....



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Von:  Natsuki89
2017-01-13T08:48:14+00:00 13.01.2017 09:48
Ich habe diese ff jetzt zum dritten mal komplett durch gelesen einige Kapitel sogar öfters. Ich bin jedesmal begeistert. Das ist die beste ff die ich gelesen habe. Ich hoffe es geht bald weiter. Natsuki und Shizuru sind auch einfach zu süß zusammen
Von:  Natsuki89
2016-12-22T19:12:49+00:00 22.12.2016 20:12
Also ich muss sagen das ist die beste gängig die ich bislang gelesen habe. Ich bin RIESIGER natsuki und shizuru Fan. Ich habe die fanfic noch nicht ganz zu Ende gelesen war vom ersten Satz an total begeistert. Ich kenne Mai otome leider nicht da ich noch nichts in deutsch gefunden habe oder mit deutschem Untertitel vielleicht gibt es das auch gar nicht naja. Ich hoffe du schreibst bald weiter :-)
Von:  BlueFlame23
2015-01-05T12:05:04+00:00 05.01.2015 13:05
Ich finde die ff einfach spitze hoffe es geht bald weiter bin schon gespannt wies weiter geht
Von:  xXxMephistoxXx
2013-12-23T18:39:56+00:00 23.12.2013 19:39
Hi egal wie oft ich diese ff gelesen habe bei 10 mal habe ich aufgehört zu zählen ;) bin ich jedes mal aufs neue begeistert und zugleich auch etwas traurig weil es wohl doch nicht mehr weiter gehen wird :( dennoch hoffe ich inständig das sich doch nochmal was tut und diese hammergeil ff ein würdiges Ende bekommt.
Antwort von:  Shizuru
01.02.2014 20:39
Ich bin dabei ;)
Von:  ShizNat
2013-02-11T18:34:05+00:00 11.02.2013 19:34
Ich liebe diese fanfics einfach. Ihr schreibt doch hoffentlich noch weiter oder? Denn ich habe diese fanfic schon zum 2. mal gelesen und bin schon fast dabei es das 3 mal zu lesen. Bitte bitte schreibt weiter
Von:  Seriwolfy
2012-07-11T03:22:03+00:00 11.07.2012 05:22
Ich stimmeabgemeldet-June-abgemeldet zu, Büne frei für Sai^^ Habt ihr gewusst, dass es eine Original Seriennachfolge-Doujin gibt, in dem Shizuru und Natsuki 2 Kinder haben?(Ami und Nutsuki)Sie sind Zwillinge und Nao-chan muss immer babysitten^^ Mal kuken, ob ich den Link finde^^ Leider nur japanisch :(
Sonst ist das kappi seeeehr gut, selbst nach 4 Jahren^^
Von:  HarukalovesMichi
2012-04-30T23:41:39+00:00 01.05.2012 01:41
ich finde es sehr schade das du solange nicht mehr geschrieben hast. Ich finde die Story einfach atemberaubend vorallem die detallierten Sichtweisen aus denen du immmer schreibst, einfach toll.
Von:  Moon-V-Chaos
2011-02-20T11:03:56+00:00 20.02.2011 12:03
also ich muss sagen.. wie..

ich wollte das zweite kap nicht kommentieren oder kam nie dazu weil mich die story echt rein zog..
einfach wow..

ich muss sagen.. ich wurde zwischen drinne echt sauer weil.. verdammt.. es war immer so kurz davor und dann bave war es nicht so bis in einem unscheilichen moment sich es dann doch ergab.. ahh wie.. das war. also.. echt klasse geschrieben.. deine story machst du echt gut.. ich freue mich schon auf die weiteren kaps ^^
Von:  Moon-V-Chaos
2011-02-17T09:08:38+00:00 17.02.2011 10:08
O.O

s..sigou..

wie wunder schön..
bao es ist so klasse geshrieben. wie du shizuru beschreibst.. natsuki..
einfach alles klasse
boa seit ich die erste seite dieser story lass, wurde ich ganz hellhörig und jede zeile zu lesen ein echter traum boa..

ich hoffe in den anderen kapiteln geht es genau so gut weietr .
♥.♥
Von:  -NicoRobin-
2011-02-03T21:50:35+00:00 03.02.2011 22:50
Mal wieder ein super Kapitel.
Bin schon sehr gespannt, wie es weiter verlaeuft.

Bitte schreibt schnell weiter... :(


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