Heaven in here von abgemeldet ([NiwaxHiwatari]) ================================================================================ Kapitel 1: Erst, wenn die Hölle zufriert... ------------------------------------------- „Glaubst du nicht, diesmal hast du dir...haben wir uns ein bisschen zuviel vorgenommen?“ fragte ich mein eigenes Gesicht im Spiegel und ein unverkennbarer Hauch Sarkasmus – na gut, es war der reinste Hurrikane – schwang in meinem Tonfall mit. „Überhaupt nicht. Erst wenn die Hölle zufriert, lasse ich mich erwischen...“ Darks Stimme klang seltsam verzerrt hinter meiner Stirn, trotzdem war die Lässigkeit, mit der er die ganze Sache sah, eindeutig herauszuhören. „Vielleicht friert die Hölle schneller, als du denkst. Zum Beispiel, wenn Hiwatari einen Berg Eis darüber auskippt! Ich darf dich daran erinnern, dass es schon einige Male verdammt knapp war – und dass DU nicht derjenige bist, der nachher dafür bluten muss!“ Um meine Nasenpartie machte sich unaufhaltsam ein helles Rot breit, das nicht allein die Wut auf Darks Egoismus zum Auslöser hatte. Ich hatte gerade daran gedacht, wie Hiwatari mich bei meinem – unserem – letzten Beutezug gestellt und festgesetzt hatte. Ich hatte seinen Atem an meiner Wange gespürt, der zu sagen schien: ‚Hab ich dich!’. Wie ich entkommen war? Ich wusste es nicht mehr. „Ich hab uns mal wieder gerettet, ist doch klar!“, ließ Dark verlauten und hinter meinem Spiegelbild nahm ein verschwommener Schatten langsam Gestalt an. „Das weißt du nicht!“, rief ich wütend, „Du kannst dich doch selbst nicht erinnern, gib es wenigstens zu!“ Ein lang gezogenes „Na jaaa“ war die einzige Antwort, die ich erhielt. Ich hörte laute Schritte auf der Treppe und einen Moment später stand meine Mutter im Türrahmen. „Streitet ihr beiden etwa schon wieder?“ Sie verdrehte die Augen und seufzte grottentief. Für jeden Außenstehenden müsste die Situation wohl reichlich skurril ausgesehen haben: Eine Mutter spricht zu ihrem Sohn in der zweiten Person Plural. Ein eindeutiger Fall für einen verdammt guten Psychiater. Als ich gerade zu einer Verteidigung ansetzen wollte, schnitt sie mir das Wort ab. „Ergib dich endlich deinem Schicksal, Daisuke. Ich weiß, dass das nicht leicht ist, aber...“ „Aber Mum!“, diesmal war ich derjenige, der unterbrach, „Dark will die Obelisken stehlen!“ „Er will was?!“ „Er will die Obelisken stehlen“, wiederholte ich etwas langsamer. „Das kann nicht sein Ernst sein!“ „Doch ist es.“ Er meinte es verdammt ernst – und gerade das war es, was mich derart beunruhigte. Wenn Dark sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, lag es beinahe jenseits des Möglichen, ihn wieder davon abzubringen. Jedes Kleinbeigeben würde ihm einen Ziegelstein aus dem Mauerwerk seines hochhausgroßen Egos brechen. „He, das hab ich gehört!“ beschwerte sich Dark, unhörbar für meine Mutter, in meinem Kopf. „Ist doch wahr...“ nuschelte ich leise und begegnete dem fragenden Blick meiner Mutter, der soviel verhieß wie ‚Was ist denn jetzt schon wieder?’. Dann nickte sie langsam und schien endlich zu einem Entschluss gekommen zu sein. „Sag Dark, er soll es lassen. Sag ihm, er soll seine Pläne ändern. Sag ihm, es sei zu gefährlich.“ „Ich brauche es ihm nicht sagen, er hört es.“ – ich konnte Dark vor meinem geistigen Auge zustimmend nicken sehen – „Außerdem glaubst du gar nicht, wie viele Male ich ihm das schon gesagt hab. Aber er will nicht hören.“ „Ihr solltet es mit den Obelisken versuchen, wenn ihr diesen...diesen...Hiwatari-Sprössling nicht länger an den Fersen habt.“ „Mum, diese Feindschaft ist uralt. Sie geht über Generationen hinweg. Die einzige Frage ist, wer stirbt und wer überlebt.“ Halb war ich es gewesen, der gesprochen hatte und halb hatte Dark die Führung meiner Stimmbänder übernommen. Es stimmte, ich hatte keine Wahl. Einer von und beiden würde den anderen unweigerlich töten müssen – es war lediglich eine Frage der Zeit. Wir waren nur Marionetten in einer Fehde, die bereits seit Äonen anzudauern schien. Eigentlich mochte ich Hiwatari. Wären wir einfach nur einfache Schulkinder, keineswegs ins derartige Rollen hineingeboren, hätten wir uns vermutlich sogar miteinander angefreundet. Ich konnte und ich wollte es nicht akzeptieren. Die Tür schlug hinter meiner Mutter zu. Sie hatte ihre Meinung geäußert und nun schien es, als sei sie der Auffassung, wir könnten den Rest unter uns austragen. Wie zwei Fünfjährige, schoss es mir unweigerlich durch den Kopf. „Wenn du es jemals wagen solltest, dich mit diesem Hiwatari zu verbandeln...“, meldete sich Darks körperlose Stimme wieder zu Wort. „Was meinst du mit verbandeln?“ Ich hob skeptisch eine Augenbraue. „Ich glaube, das weißt du besser als ich. Denk dran, ich kenne deine Gedanken und deine Träume und weiß sie vielleicht besser zu deuten als du selbst.“ „Ach, halt den Mund, verdammt! Wie viele verdammte Jahre fällst du mir jetzt eigentlich schon auf die Nerven?!“ „Zu lange.“ Der Schemen im Spiegel nickte blass. „Hättest du nicht bereits zu Risas Zeiten den Abgang machen müssen?!“ Langsam wurde ich wütend. Diese Frage hatte ich schon lange einmal stellen wollen. „Nein. Du warst ein wenig verschossen, aber dein Herz scheint eine andere Person zu begehren.“ „Falls du denkst, was ich denke das du denkst: Ganz sicher nicht!“ Die Stimme erwiderte nichts und der Schemen hinter dem Glas des Spiegels verschwand ebenso plötzlich, wie er gekommen war. Ein wenig OOC vielleicht, aber ich hoffe, du magst es trotzdem, Sherry. Immerhin lässt sich Daisukes charakterliche Veränderung mit seinem fortgeschrittenen Alter begründen. Außerdem hat er ja Dark inzwischen bereits lange genug am Hals, um gelernt zu haben, sich zu wehren, right? ;) Meine Blockade, was den Rest dieses Kapitels angeht, habe ich ja, wie man sieht, überwunden. Ich hoffe, das nächste lässt nicht allzu lange auf sich warten. Aber du kennst mich ja. Na ja, herzlichen Glückwunsch auf jeden Fall, dear! X3 Thanks for every review and every fav, guys! :3 Kapitel 2: Blut --------------- Ich laufe einen langen Korridor entlang. Mein Atem geht schnell, ich bin auf der Flucht. Doch vor was? Ich weiß es nicht zu beantworten. Doch wenn ich stehen bleibe, sterbe ich. Meine Glieder sind leicht, meine Füße tragen mich ohne Probleme. Und plötzlich merke ich, dass ich fliege. Ich gleite hinweg über die Stadt, über Häuser, über Bäume und über breite Rasenflächen. Am Rande meines Bewusstseins registriere ich irgendwo, dass ich alleine bin. Ganz allein. Kein Dark in meinem Kopf. So frei hab ich mich noch nie gefühlt. ‚Aber wenn ich Darks Präsenz nicht spüre, wie kann ich dann fliegen?’, denke ich – und werde im selben Moment von etwas sehr schwerem in Richtung Boden gerissen. Es trifft mich im Rücken, ich höre das hässliche Knacken meiner Wirbel und habe furchtbare Angst, dass etwas gebrochen ist. Es tut schrecklich weh. Im Augenwinkel sehe ich weiße Schwingen. Durch den Schleier aus Schmerz merke ich kaum, wie ich falle, selbst der Aufprall dringt nur dumpf in mein Bewusstsein. So liege ich dort, auf dem Boden, und kann mich nicht von der Stelle rühren. Und ER ist über mir, mit einem schadenfrohen Grinsen im Gesicht. Mühsam zwinge ich ein röchelndes „Warum?“ über meine Lippen, doch sein Grinsen wird nur noch breiter. Plötzlich explodieren Millionen und Abermillionen von Farben vor meinen Augen und ich weiß nicht, wo sie herkommen. Sie tun mir weh, es sind zu viele, und ich will schreien, doch ich kann nicht. Dann ist alles schwarz. Er ist wieder da, ich kann ihn nicht sehn, ich spüre nur seine Gegenwart. Was hat er vor? Will er mich töten? Das Dunkel lichtet sich um einige Nuancen. Ich kann seine Umrisse erkennen. Sein Gesicht kommt meinem näher und näher. „Na, Niwa, wie fühlt es sich an, hilflos ausgeliefert zu sein?“, fragt er höhnisch. Was für ein Sadist er ist, nicht besser als Dark. Beide quälen sie mich, wann immer sie die Möglichkeit dazu finden. Mit dem Unterschied dass Dark, dieser Idiot, es freiwillig tut… Apropos Dark. „Wo…Dark…?“, bringe ich gepresst zwischen zwei Schmerzwellen hervor. „Ach der, der hat dich allein gelassen.“ Ich kann es nicht fassen. Er lügt! Dark kann mich überhaupt nicht allein lassen, außer… In dem Moment sehe ich Dark, in einem riesigen Käfig aus Licht, über mir schweben. Warum ich plötzlich wieder so klar sehen kann, weiß ich nicht. Da beginnt plötzlich Blut aus dem Käfig zu tropfen, stetig wird es mehr, bis ein kleiner, roter Regen aus Blut zwischen den Gitterstäben hervorquillt und auf mich nieder tropft. „DARK! NEIIIIIN!“ Ich weiß, meine Schreie werden nicht helfen. Inzwischen haben sich vereinzelte schwarze Federn in den Schwall aus Rot gemischt und warme Tränen der Verzweiflung rinnen mein Gesicht hinab. „Shhh, Daisuke, weine nicht. Siehst du, ich hab den bösen Dieb für dich vernichtet. Nun belästigt er dich nicht mehr.“ Da ist immer noch er, doch Krads weiße Flügel auf dem mageren Rücken sind verschwunden. „Hiwatari, bitte…nicht…“, wimmere ich. Ich wollte doch nie, dass es so weit kommt. Dass Dark stirbt, habe ich nie gewollt. Wenn ich doch nur alles rückgängig machen könnte… Ein glückseliges Lächeln hat sich über sein Gesicht ausgebreitet. Er kommt näher; ich weiche zurück. Ich habe Angst. „Nein, komm nicht näher!“, will ich rufen, doch ich bekomme keinen Ton heraus. Sein Gesicht ist nur Millimeter von meinem entfernt. Ich spüre seinen Atem und ein Hauch von Tod liegt darin verborgen. Ich schließe die Augen. Ich werde sterben, das weiß ich. Doch stattdessen legen sich warme Lippen auf meine… …und ich wache auf, schreckensbleich und mit Darks höhnischem Gelächter, das in meinem Kopf widerhallt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)