Heart Over Mind von Sitar-sama ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 2c --------------------- „Sag mal, was machst du da die ganze Zeit, Chrys?“ –„Mich juckt ‘s, also kratze ich mich.“ –„Wo juckt ‘s? Da?“ –„Ey! Nein!“ –„Natürlich juckt ‘s da, sonst würdest du nicht so ein Gesicht ziehen.“ –„Da hast du noch die ganze Nacht Zeit zu. Schreib weiter.“ –„Nö. Wir tauschen. Das ist dein Part. Ich werde mich derweil mal ganz gehörig kratzen.“ ~~ Ich konnte es nicht fassen. Der Kerl wagte es, einfach so bei mir zu Hause aufzutauchen. Das war die Krönung auf einen echt verkorksten Tag. Erst die Schule, dieser Regen und nun der schon wieder. Ich hing den Mantel auf dem Balkon zum Trocknen auf, nahm meinen Pyjama und ging duschen. „Warum immer ich?“, dachte ich. „Irgendwer da oben hasst mich.“ Die ganze Situation wurde nicht besser. Sein Blick ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Jeder Gedanke daran machte es nur noch schlimmer. Ich setzte mich in die Duschwanne und weinte. Dem Rest meines Körpers waren die Tränen egal. Das letzte was ich brauchen konnte war dieser gottverdammte Ständer. Ich wollte doch ein nettes Mädchen finden und eine Familie mit ihr haben. Stattdessen flippte mein Herz vollkommen aus wegen diesem Kerl. „Junge, geht’s dir schlecht?“, fragte mein Vater durch die verschlossene Tür. Ich stand auf, drehte das Wasser ab und wickelte mich in ein Badetuch. „Chrys, lass mich rein! Ich habe Angst um dich!“, rief Vater als ich nicht gleich öffnete. Als der Schlüssel im Schloss drehte, hörte ich ihn erleichtert seufzen. Er umarmte mich stürmisch, als die Tür aufschwang. „Gott sei Dank! Ich habe schon das Schlimmste angenommen!“ Ich ging einen Schritt auf Abstand und er musterte mich. „Habe ich dich bei etwas gestört?“ –„Nein… Nein, das hast du nicht. Ich will das da gar nicht.“ –„Ich möchte mit dir über gerade eben reden. Was ist bloß los mit dir? Der Junge Mann wollte zu dir. Er ist dein neuer Englischschüler.“ –„Weißt du überhaupt wer das eben war?“ –„Nein. Aber ist das wichtig?“ –„Das war Forte, der Sohn vom Boss der Rivar Corp., der Kapitän der Sprinters. Ich begreife einfach nicht was das ganze soll“, schluchzte ich und setzte mich auf den Badewannenrand. „Der Junge ist doch ganz charmant. Ich weiß nicht was du hast.“ –„Ja, klar, heute ganz charmant und morgen bin ich wieder der Müll, den man aufräumen sollte. Ich möchte mit dem Kerl nichts zu tun haben. Der macht nur Ärger und stürzt uns alle ins Unglück.“ –„Warte doch erst mal ab. Vielleicht ist er gar nicht so übel außerhalb der Schule. Du musst doch unter Leute. Ich habe ihn für Morgen Abend um sechs hierher bestellt und du lernst mit ihm.“ –„Wenn ‘s denn sein muss…“ –„Was soll denn schon passieren? Ich bin nebenan im Geschäft, wenn irgendein Notfall eintritt. Denk doch mal positiv.“ –„Dann bekomme ich eben positiv denkend den nächsten Arschtritt.“ –„Du hast dich also schon entschieden?“ –„Ja. Das heißt… Nein. Hab’ ich nicht. Ich bin total verwirrt.“ –„Versuch es doch erst mal. Such dir einen neutralen Ort, wenn es dir zu Hause unangenehm ist.“ –„Okay. Aber wenn’s nicht klappt, gehe ich sofort.“ –„Abgemacht. Zieh dich an. Wir gehen rüber zu deiner Mutter. Sie braucht ihre Spritze und du weißt, dass sie das nicht selber tun kann.“ Mein Herz wurde noch schwerer, denn meiner Mutter ging es täglich schlechter. Seit dem Morgen war sie wieder etwas schwächer geworden. Vater hatte beschlossen, sie zu Hause zu pflegen und dabei diverse Kniffe gelernt. Wenn wir den Laden verlören, konnte er immer noch in irgendeinem Altenheim in der Stadt arbeiten. Über diese Gedanken hatte sich mein hartes Problem wieder gegeben. Sie sollte auch gar nichts davon erfahren. Aber natürlich kannte sie mich besser. „Tara, schau wen ich mitgebracht habe“, sagte Vater sanft. „Mom, ich…“, fing ich an. „Komm mal her zu mir damit ich dich ansehen kann, Chrys. Nicht so schüchtern. Ich weiß doch, wenn mit dir was ist.“ Ich setzte mich ans Fußende des Bettes und starrte vor mich hin. Ich hatte Angst zu zwinkern damit mich dieser Blick nicht weiter heimsuchte. Aber da war nichts zu machen und mein Problem wurde größer und größer. „Ich geh’ lieber in mein Zimmer. Muss noch Englisch vorbereiten für Morgen.“ –„Bleib schön hier. Ich sehe dich doch nicht so oft.“ –„Aber ich…“ –„Wer hat dir so den Kopf verdreht? Ist sie nett?“ –„Ich möchte nicht darüber reden.“ –„Ich sehe dir an den Ohrenspitzen an, dass du verliebt bist.“ –„Bin ich nicht! Sag nicht so was!“ Sie entgegnete nichts mehr. Sie seufzte nur und sah Vater an. Das Medikament brannte in ihren Adern und verursachte ihr Schmerzen. Vater erzählte ihr von Fortes Besuch im Geschäft. „Das ist doch schön“, flüsterte sie. „Ich würde mich freuen, wenn du einen Freund wie ihn hättest.“ Ich schämte mich zu sehr um irgendwie zu reagieren. Einige Minuten später schlief sie ein. „Stimmt das, was dein Mutter sagt, Junge?“, fragte Vater. „Das kann ich nicht sagen.“ –„Kannst du doch. Wir haben noch nie Geheimnisse vor einander gehabt.“ –„Ich möchte gerne diese Nacht darüber schlafen. Darf ich?“ –„Natürlich darfst du das. Aber Morgen sprichst du mit mir darüber.“ –„Na, gut.“ Ich ging hinüber in mein Zimmer und legte mich ins Bett. Englisch war mir nun ganz egal. Ich wollte mir diesen Blick aus dem Kopf schlagen. Dass ich anders war als die Jungen in meinem Alter, war nichts Besonderes für mich. Aber musste es gleich so anders ‘anders’ sein? Ich weinte in mein Kopfkissen. Jeder Gedanke machte einen absurden Sprung, wenn es zu der Frage kam warum alles so geschah. Dann tat ich was Jungs eben so tun. Ich musste es tun, denn es war kaum noch auszuhalten. Die Gedanken kamen wieder. Nach einer Weile ließ ich sie einfach zu bis ich es zu Ende brachte. Ich stand auf und ging ins Bad, wusch mir Hände und Gesicht. Ich sah mich im Spiegel an und sah, dass mir das Blut zu Kopf gestiegen war. Zum ersten Mal in Jahren bekam ich einen Alptraum. Am Morgen war ich froh nicht auch noch einen Herzschlag bekommen zu haben. ~~ „Ende Kapitel zwei.“ –„Hab’ schon gedacht du wirst überhaupt nicht mehr fertig.“ –„wie spät ist es?“ –„Zwanzig vor zwölf. Hat länger gedauert als du dachtest, was?“ –„Ja, doch. Bett?“ –„Wollte dich nicht unterbrechen. Juckt ‘s noch?“ –„Wenn ich das hier so lesen, erst recht.“ „Dann fahr den Rechner runter und wir machen Morgen weiter.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)