Schizophrenie zum mitnehmen von Toboe ================================================================================ Kapitel 14: Wir sind eine deutsche Durchschnittsfamilie ------------------------------------------------------- Wir sind eine deutsche Durchschnittsfamilie Ich habe Angst. So richtige Angst. Mir tun die Augen weh, habe das Gefühl stundenlang geweint zu haben. Alles fing harmlos an, wie man das in einer deutschen Durchschnittsfamilie so kennt. Übers Wochenende bin ich auf einem Geburtstag gewesen. Alles normal. Kam am frühen Sonntagmittag nach Hause, Vater holte mich mit dem Auto aus einer Nachbarstadt ab. Alles normal. Nur schwieg er mich an. Ich kam rein, auch meine Mutter schwieg mich an. Nur war sie anders als sonst, ihr linkes Auge war dick und angeschwollen. Bläulichkeit funkelte mich an. Ich wusste das was passiert sein musste. Dieses „Passieren“ kam vor, mal mehr mal weniger. Ich hatte noch nie ein gutes Verhältnis zu meinem Vater, und zur Mutter ging es so. Wir sind eine deutsche Durchschnittfamilie. Eltern plus 3 Kinder. Vielleicht sind wir nicht mehr so durchschnittlich, weil mein älterer Bruder 100% körperlich Behindert ist. Meine jüngere Schwester nimmt die Ausschreitungen der Eltern nicht ernst. Ich war den ganzen Tag in meinem Zimmer und tat das, was ich immer tu. Ich räumte den kleinen Raum in dem ich mit meinem Kater lebe auf. Spät am Abend, der Magen schmerzte schon vor Hunger, ging ich herunter und wollte mir ein Brot machen. Ich stand in der Küche. Alles normal. Als ich dann nach einer Tasse griff, um mir dann noch einen Tee zu machen, stand mein Vater da, er schwankte. Er sah mich mit schielenden Augen an. Er sprach: „Bevor ihr mich umbringt, mach ich euch alle Kalt“. Derartige verbale Faustschläge bekam ich schon oft in meinem Leben ab. Doch diesmal lag die echte Drohung darin verborgen. Ich stand da, ganz normal. Einzig die Tränen die mir über die Wange rannten, waren anders. Vater schleppte sich die Treppe zum Elternschlafzimmer hinauf. Da stand auch schon Mutter in der Küche. „Morgen bin ich hier verschwunden, ich nehme mir Patrick und den Hund. Entweder kommst du mit, oder du siehst wo du bleibst!“ zischte sie Wutentbrannt und ging dann ebenfalls hinaus. Ich konnte nicht sprechen, bekam kaum Luft, die feuchten flehenden Hilferufe rannten aus meinen Augen heraus. Ich schlich mich in mein Dachzimmer und verschloss die Tür. Lange rannten mir die Tränen herunter, bis ich wieder Luft bekam. Ich rang mit mir, die Polizei anzurufen. Ich schrieb erst meine Freundin an. Mein Vater war gegen unsere Beziehung, auch wenn wir sie noch nie vor ihm geäußert hatten. Er ist ein Homophobe. Aber ich denke er weiss, das ich nicht so bin, wie er mich haben wollte, aber das war ich ja noch nie. Ich war halt nicht der Sohn den er sich wünschte. Meine Freundin Bittetete mich, von dort zu verschwinden, aber ich war nicht Fähig mich zu bewegen. Wieder rannten die Tränen an meiner Wange herunter, und ich rief die Telefonseelensorge an. Ein Mann mit tiefer Stimme antwortete mir. Ich hickste und schluchzte ihm das heute geschehne ins Ohr. Er antwortete: „Wenn Sie denken, dass ihr Vater noch seine Drohung war machen wird, rufen sie sofort die Polizei an. Oder sie gehen morgen in ihre Polizeizentrale und diese wird ihnen dann weiterhelfen was zu tun ist. Sicher werden sie dann eine Familienberatung bekommen.“ Ich bedankte mich knapp und legte wieder auf. Ein kleiner Stein fiel mir vom dem Herzen. Die erste Hemmschwelle war überwunden. Ich sprach das erste Mal mit einem Fremden über meine Angst, und dies Tat gut. Ich sitze immer noch in meinem abgesperrten Zimmer, und hoffe, dass ich morgen ebenfalls noch den Mut habe, zur Polizei zu gehen. Warum sucht man sich immer erst so spät Hilfe, obwohl man weiß, dass sie da ist? Warum ist die Angst nur so stark, das man sich immer hinter ihr versteckt, und die Peinigungen erträgt? Wir sind eine deutsche Durchschnittsfamilie, nur sind wir nicht normal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)