Der Weg zum Herzen eines Mannes geht durch seinen Magen von Makki ================================================================================ „Nun Ooishi? Wie soll ich deiner Meinung nach vorgehen?“ Ooishi fühlte sich gerade innerlich etwas hin und hergerissen, wobei das Gefühl der Freude im Moment überwog. Dass Tezuka zu ihm kam und seinen Rat suchte...! Ooishi war erleichtert zu wissen, das Tezuka seine Meinung immer noch so hoch schätzte. Tränen der Rührung glitzerten in seinen Augenwinkeln. Der Grund von Tezukas Erscheinen aber irritierte den Vizekapitän und verknotete seine Innereien. Über so etwas hatte er noch nie mit seinem Freund gesprochen und es ließ ihm die Röte ins Gesicht steigen. Bisher hatte Tezuka nie gewirkt, als würde er solches Interesse verspüren. „Nun...“ begann Ooishi, stockte allerdings und schwieg erneut. Tezuka war ihm die ganze Zeit ruhig gegenüber gesessen. „Also? Du hast doch Erfahrungen in diesem Gebiet“, sagte Tezuka, wobei er etwas erwartungsvoll klang und ihn bedeutend ansah. „Ähm... ja, das stimmt.“ Ooishi lächelte verlegen und fuhr mit der Hand über seinen runden Eierkopf. „Dann sag mir, wie es bei dir und Kikumaru lief. Wie kamt ihr zusammen?“ Mit hochrotem Kopf sprang der Schwarzhaarige auf und hastete auf die Türe zu. „E-entschuldige Tezuka! Ich... ich muss... ich muss einer alten Dame über die Straße helfen!“ Ooishi hatte sich in seinem ersten Jahr geschworen Tezuka immer zur Seite zu stehen. Sei es im Tennis als Vizekapitän auf dem Weg zur Nationalen Meisterschaft oder als guter Freund im privaten Leben. Aber dieses Thema... hatte ihn doch aus der Bahn geworfen und er musste zunächst in sich gehen und ausgiebig mit Eiji darüber sprechen. Tezuka sah nur noch kleine Staubpartikel im Sonnenlicht reflektieren, nachdem Ooishi aus dem Klassenzimmer gerauscht war. Eigentlich hatte er sich von seinem Vizekapitän etwas mehr erhofft. Die Beziehung mit Kikumaru führte dieser schließlich schon einige Zeit. Den ein oder anderen Tipp hatte er schon erwartet. Aber vielleicht stand es im Moment nicht so gut um die beiden. Unternahmen sie nicht in letzter Zeit öfter etwas ohne den anderen? Tezuka hatte kein besonders gutes Gespür für Angelegenheiten dieser Art, merkte aber sehr wohl, dass ihre Doubles Form etwas nachließ. Stirnrunzelnd erhob er sich, nahm seine Tasche und verließ den Raum ebenfalls. Es schien so, als müsste er jemand anderen um Rat bitten. „Ich darf nicht nachlässig werden...“ murmelte er und trottete nachdenklich durch die leeren Gänge des Schulgebäudes. Doch wen sollte er nur Fragen? Fuji hatte er gleich zu Beginn ausgeschlossen. Das würde alles nur unnötig... verkomplizieren. Er würde es nicht Angst nennen, vielleicht eher Respekt. Tezuka hatte die Befürchtung, dass Fujis Reaktion nicht sehr positiv ausfallen würde, sollte dieser nähere Details über diese Angelegenheit in Erfahrung bringen. Er schätzte seine Freundschaft zu dem Genie und wollte sie in keiner Weise gefährden. Auch wenn der andere vermutlich mehr als Freundschaft wollte... Doch das ahnte Tezuka höchsten im hintersten Ecke seines Verstandes. Zudem war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Fuji es nach kürzester Zeit selbst herausfinden würde. Oder es bereits wusste. Tezuka spannte seinen Körper bei diesem Gedanken an. Zum Glück wurde er recht bald von lautem Geschrei abgelenkt, welches von draußen durch die gekippten Fenster klang. Er blickte nach draußen auf den Hof und erspähte Kaidoh und Momoshiro. Wer anderes hätte es auch bei dieser Lautstärke sein sollen? Scheinbar waren sie gerade zusammen auf dem Nachhauseweg, wobei das ‚Zusammen’ eher unfreiwillig war, zumindest nach dem Streit der beiden zu urteilen. Wüste Beschimpfungen wurden ausgetauscht und mehrere Androhungen von Schlägen erfüllten den Raum über ihnen. Tezuka beobachte die beiden fasziniert. Das war also auch ein Ausdruck von Liebe. Er nickte andächtig. So hatte er es für sich selbst aber nicht vorgestellt, also beschloss er die beiden lieber in Ruhe zu lassen, damit sie ihre Beziehung unter sich klären konnten. Und das sollten sie am besten schnell tun, dachte er sich noch, denn sonst würde es für seine Nachfolge im kommenden Jahr schlecht aussehen. Seufzend wand er sich ab und trotte den Gang weiter entlang. Wieder zwei Personen von seiner Liste gestrichen. Blieben nur noch zwei andere übrig, an die er sich wenden konnte. (Kikumaru hatte er gleich nach der Sache mit Ooishi gestrichen. Zudem hätte er ihm mit den ganzen ‚Hois’ und ‚Nyas’ sowieso nicht ganz folgen können. Er hatte es niemals erwähnt, aber diese Laute irritierten ihn hin und wieder doch sehr.) Tezukas Hoffnungen schrumpften und er ließ den Kopf hängen als er die Türe zum Chemiesaal öffnete. Wie erwartet fand er Seigakus Herrn der Daten mit Reagenzgläsern hantierend an einem der Tische. Über einem Bunsenbrenner blubberte unheilvoll eine orangene Flüssigkeit. Er musste einen aufkommenden Brechreiz unterdrücken, als er sich an seinen Mitschüler anpirschte und gegen seine Schulter tippte. „Inui.“ „Ahh, Tezuka.“ Inui drehte ihm seinen Oberkörper zu, wobei seine Brille bedrohlich aufleuchtete und ein diabolisches Grinsen seine Lippen umspielte. Tezuka trat instinktiv einen Schritt zurück. „Tezuka,“ wiederholte er mit seiner tiefen Stimme, „was kann ich für dich tun? Möchtest du vielleicht von meiner neusten Schöpfung kosten?“ Er deutete auf die brodelnde Flüssigkeit, welche langsam ihre Farbe ins grünliche wechselte. Tezuka wurde bleich. „Nein!“, schrie er fast, räusperte sich aber schnell. „Nein, danke... Ich wollte dich um einen Rat bitten.“ Inuis Augenbrauen hoben sich ein wenig überrascht und er schenkte seinem Kapitän nun seine ganze Aufmerksamkeit. „Ich höre.“ Er schilderte den Sachverhalt so präzise, wie es seine Wortkargheit zuließ, wobei Inui immer wieder seine Aussagen mit einem Nicken kommentiere und fieberhaft in sein Notizbuch schrieb. Tezuka hätte es am liebsten in der giftgrünen Brühe hinter dem anderen versenkt. „Ah, darauf habe ich schon gewartet... Meine Notizen weisen schon seit Wochen auf diese Entwicklungen hin...“ Wieder huschte der Stift über das Blatt, Tabellen und Grafiken wurden aufgezeichnet. Tezuka mischte sich nur ungern in Inuis inneren Wahnsinn ein und ließ ihn eine Weile vor sich hinmurmeln, hustete dann aber doch um seine Aufmerksamkeit zurück zu erlangen. „Und? Was rätst du mir zu tun?“ Für einige Sekunden blickte Inui mit blankem Gesicht zu ihm rüber, ehe er sich wieder rührte. „Ah. Natürlich.... Nun, hast du schon mit ihm darüber gesprochen? Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit dazu unter 7%...“ Ein Rotschimmer breitete sich über Tezukas Wangen aus. „Nein.“ Sagte er knapp und spannte sich an. Inui machte sich eine Notiz. „Na ja, die einfachste Lösung wäre, ihn direkt darauf anzusprechen.“ Es machte Sinn, das musste sich Tezuka eingestehen. Aber wäre alles so einfach, hätte er sich diese kleine Odyssee sparen können, dachte er düster. „Allerdings...“ Inuis Brille funkelte erneut und er hob eine kleine Flasche hoch, deren rote Flüssigkeit im Sonnenlicht glitzerte. „Das hier, könnte deine Situation augenblicklich verbessern.“ Die Alarmglocken in Tezukas Kopf gaben schrille Sirenen von sich und großgeschriebene, rot leuchtende Buchstaben blinkten vor seinem geistigen Auge. GEFAHR! GEFAHR! „Was ist das...?“ „Oh, das habe ich letzte Woche entwickelt! Den Inui Love Tropical K.O. Mix...“ „NEIN, DANKE!“ Seigakus Kapitän machte sofort auf seinem Absatz kehrt und schlug die Türe des Chemiesaals geräuschvoll hinter sich zu. Tezuka war verzweifelt, inzwischen sehr verzweifelt, aber dieses Grauen wollte er nicht auf die Welt loslassen. Er war schließlich ein verantwortungsvoller Mensch und konnte keine Opfer in seinem Team riskieren. Letztendlich, gab er auf und verließ frustriert das Schulgebäude. Es sollte wohl einfach nicht sein. Es war ja nicht so, als hätte Tezuka nie etwas unternommen. Aber sein Auserwählter war scheinbar ebenso unempfänglich für diese Sache, wie Tezuka selbst es normalerweise auch war. Das erschwerte das ganze ungemein. Ein schwerer Seufzer entglitt ihm, als er die Fahrradständer passierte. „Oh? Tezuka?“ Der junge Mann blieb stehen und drehte seinen Kopf. „Kawamura.“ Kawamura schob gerade sein Rad zwischen den Reihen hervor und lächelte seinem Kapitän zu. Tezuka zögerte für einen Moment. Sollte er es versuchen? Was hatte er jetzt noch groß zu verlieren? Auch wenn er wusste, dass der Powerspieler genauso wenig eine große Leuchte in Liebesangelegenheiten war. „Kawamura, ich möchte dich um einen Rat bitte...“ Auch er hörte ihm aufmerksam zu, sah dann aber verlegen zu Boden und kratzte sich am Kopf. „Also... wirklich auskennen tu ich mich nicht mit so was...“ Damit hatte Tezuka gerechnet und er wollte sich schon zum Gehen wenden. Heute hatte er schon genug Zeit vergeudet und sich wahrscheinlich auch vor seinen Teammitgliedern blamiert. „Aber... Also mein Vater sagt immer: Liebe geht durch den Magen.“ Kawamura lachte peinlich berührt und schob das Rad an dem anderen vorbei. „Vielleicht hilft dir das ja irgendwie weiter. Bis morgen dann!“ Selbst 5 Minuten danach stand Tezuka noch wie angewurzelt auf der Stelle und starrte auf das Schultor, durch welches Kawamura verschwunden war. Tezuka hatte kleinere Versuche gestartet, darunter auch natürlich Tennis, aber vielleicht würde ihm diese Methode den nötigen Durchbruch verschaffen, der ihm fehlte. Er konnte nicht anders als zu lächeln, wenn auch für das normale Auge kaum sichtbar, und trat seinen Heimweg mit einem leichten Hüpfer im Gang an. *** Die Spiele des Tôkyô Turniers waren schon den ganzen Tag in vollem Gang und standen kurz vor ihrem Höhepunkt – dem Finale zwischen Seigaku und Hyôtei. Nervosität lag in der schwülen Luft über den Plätzen und die ersten Zuschauer versammelten sich am entscheidenden Spielfeldrand. Bei Seigaku wäre jeder jetzt noch einmal in sich gegangen und hätte sich eigentlich auf die kommenden Spiele individuell vorbereitet. Kaidoh wäre vermutlich noch ein paar Runden um die Plätze gejoggt und Inui wäre seine Datenbücher ein letztes Mal durchgegangen um auch die kleinste Schwachstelle des Gegners zu finden. Eigentlich. Tatsächlich aber waren die Stammspieler von Nervosität und Unruhe erfüllt. Nicht wegen dem kommenden Spiel, sondern weil einer von ihnen fehlte. Es waren nur noch 15 Minuten bis Spielbeginn und Ooshi war immer noch nicht aufgetaucht. Kikumaru lief nervös hin und her und rief leise nach seinem Partner. Ein Anruf brachte schließlich Klarheit – Ooishi hatte einer schwangeren Frau geholfen und befand sich im Krankenhaus. Ein ziemlich abenteuerlustig klingender Grund, bei Ooishi aber durchaus vorstellbar... Momo hatte sich auf den Weg gemacht um ihn wieder zurückzuholen, der Rest blieb, immer noch etwas unruhig, zurück. Während der nun folgenden Wartezeit hatte sich Echizen, wie des öfteren, vom Rest der Gruppe abgesetzt und sich auf die Suche nach einem Getränkeautomaten begeben. Dabei wühlte er in seiner Hosentasche und holte ein paar alte Yen Münzen heraus. Stirnrunzelnd zählte er sie und schnalzte mit der Zunge. Es würde gerade noch für eine Dose Ponta reichen. Hoffentlich würde Momo-senpai ihn später zum Essen einladen. Oder es würde Sushi bei Kawamuras geben. Diese Gedanken ließen ihn grinsen. Der Automat war kurz vor ihm, als er schließlich aufblickte um das Geld einzuwerfen. Vor ihm aber, war nicht die Getränkeauswahl, sondern taumelte eine Dose seiner heißgeliebten Grape-Ponta. Überrascht blickte er noch ein Stückchen höher und sah in die Augen seines Kapitäns, der die Dose in der Hand hielt. „Buchou.“ Ryoma nickte knapp und wollte schon gierig nach dem kühlen Erfrischungsgetränk greifen. Tezuka aber zog die Dose wieder an sich und trat auf ihn zu. „Echizen.“ Der kleinere hob die Augenbrauen an und musterte den anderen abwartend. Wird das heute noch was mit der Ponta?, dachte er sich ein wenig genervt. Tezuka starrte hinter seinen Brillengläsern auf ihn runter und aufmerksame Menschen, wie Inui oder Fuji, hätten das rote Gesicht von ihm bemerkt. Es schien als wolle er etwas sagen, wüsste aber nicht genau was. Die Hand mit der Dose zuckte etwas und Tezuka ging noch einen Schritt auf Ryoma zu, bis sich ihre Körper fast berührten. Ryoma schauderte leicht und schluckte. So hatte er seinen Kapitän noch nie erlebt. Nicht das es unbedingt etwas schlechtes sein musste... Sein selbstsicheres Grinsen kehrte zurück und er zupfte an seiner Mütze. „Buchou, willst du mir etwas sagen?“ Tezuka holte Luft, öffnete den Mund und brachte dieses mal sogar Worte hervor, verzog aber, wie schon die ganze Zeit, keine Miene dabei. „EchizenwerdeSeigakusStütze!“ Hastig drückte er die kühle Dose in Echizens kleine Hände und stakste mit zackigem Kurs davon. Ryoma öffnete die Dose und nippte an dem erfrischenden Getränk. Das Grinsen hatte sich ausgedehnt und er lachte leise. „Che. Er kann doch einfach sagen, wenn er mich mag...“ Zum Glück hatte Inui ihn schon einige Tage zuvor über Tezukas seltsames Verhalten aufgeklärt und Ryoma hatte nur auf eine aussagekräftige Handlung seitens seines Kapitäns gewartet. Mehr als das konnte er wohl nicht erhoffen und er zuckte mit den Achseln. „Besser als nichts.“ Und durch das gesparte Geld, würde er sich nachher eine weitere Grape-Ponta kaufen können. Das war ein guter Tag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)