Freunde für immer? von She-Ra ================================================================================ Kapitel 6: Ein Gespräch unter Männern ------------------------------------- Während Aramis in ihrem Heuschober die Zeit verschlief, stand Athos in seinem Arbeitszimmer und sah von dort hinaus in den Regen. Das Wasser perlte die Scheiben hinab, aber wirklich wahrnehmen tat er das nicht wirklich. Er war vollkommen in Gedanken. //War es wirklich richtig diesen Brief zuschreiben und ihn ihr zuzustecken? Vielleicht hätte ich es nicht tun sollen… Aber nun ist es zu spät. Ich hoffe inständig, dass sie meine Worte nicht falsch versteht. Hätte ich schreiben sollen, was ich wirklich fühle? Nur wie würde sie dann reagieren? Ja, wir waren Freunde. Jedoch… was sind wir nun? Möglicherweise ist es so, wie es nun ist, am Besten. Ich habe gelernt mit Verlust zu leben. Das ist mir erst jetzt bewusst geworden. Die Flucht aus meinem alten Leben war zwar keine Farce, aber es hat mich viele Dinge gelehrt. Es hat mich stärker gemacht, aber was ist mit ihr? Sie hat so viele Jahre dieses Versteckspiel aufrechterhalten können, ohne das man sie entdeckte und dafür zur Rechenschaft zog. Es wird nicht einfach für sie gewesen sein. Sie musste in ständiger Angst leben, dass man sie entdeckte. Ich mag mir nicht ausmalen, was dann geschehen wäre. Aber was wird nun geschehen? Was will sie tun? Ich hoffe, dass sie zur Ruhe kommen und die richtigen Entscheidungen treffen wird.// Athos seufzte und trat langsam zu seinem Schreibtisch. Während er an diesem entlang ging, strichen seine Finger, wie von alleine, über die Kante des alten und schweren Möbels. //Wenn sie Hilfe braucht, werde ich ihr diese geben. Sie würde es auch für mich tun. Da bin ich mir sicher.// Er ließ sich auf seinem Stuhl nieder und starte auf den Kamin, der sich auf der anderen Seite des Raumes befand. Athos war so in Gedanken, dass er nicht einmal bemerkte, wie man bei ihm anklopfte und kurz darauf jemand eintrat. Erst ein kräftiges Räuspern, ließ ihn aufschrecken. Er drehte sich in Richtung Tür und entdeckte dort zwei ziemlich durchgeweichte Gestalten. „Porthos? D’Artagnan?“, fragte er, als er meinte sie zu erkennen. „Ja, wir sind es. Sag, wo ist nun Aramis? Hast du mit ihm reden können?“, fragte ihn Porthos ohne Umschweife. Kurz seufzte er und sah dann zu seinen Freunden. „Ich lasse euch zwei Zimmer herrichten und trockene Kleidung bereitlegen. Während ihr euch dann umzieht, lass ich die Köchin euch etwas zu Essen vorbereiten.“ D’Artagnan fuhr sich mit seinen Finger durch das feuchte Haar. „Das ist eine gute Idee, Athos. Zudem wäre etwas essbares genau das Richtige“, griff er seinem dicken Freund vorweg. Und dessen Bauch grummelte prompt zur Antwort und Porthos legte leicht beschämt seine mächtige Hand an den Hinterkopf. Dann ertönte sein kräftiges Lachen. „Das stimmt. Eine gute Idee. Und dann setzen wir uns alle zusammen.“ Athos nickte und rief nach dem Dienstmädchen. Diese kam rasch und nickte bei den Anweisungen ihres Herrn. Kurz darauf befanden sich Porthos und D’Artagnan in ihren Zimmern und machten sich fertig. Währenddessen wurde im Salon alles angerichtet, so dass sie später bei einem festlichen Schmaus zusammen saßen, wo Porthos kräftig zulangte. D’Artagnan, der ebenfalls ausgehungert zu sein schien, beobachtete dabei seinen Freund Athos genau. Etwas schien nicht zu stimmen, dass spürte der junge Gascogner deutlich. Innerlich hatte er ein ungutes Gefühl, zudem Aramis war nicht anwesend. Jedoch wirkte deswegen Athos so niedergeschlagen? //Was ist nur vorgefallen?//, fragte sich D’Artagnan, während er seinen Wein trank. Athos bemerkte die fragenden Blicke des jüngsten Musketiers. Jedoch hielt er es im Moment für das Beste noch etwas zu warten. Zudem hoffte er, dass Aramis so noch etwas Vorsprung gewähren konnte. So mussten sich alle gedulden, bis sie später vor dem gemütlichen Kamin mit einem Cognac saßen. Nun war Porthos ungeduldig und wollte wissen, was nun mit Aramis wäre. „Aramis war hier. Aber er ist wieder fort.“ „Warum hast du ihn nicht aufgehalten? Dir war doch klar, dass wir bald hier sein würden“, unterbrach der Hüne ihn. Athos sah ihn zur Antwort nur ruhig an, wobei er wieder von D’Artagnan beobachtet wurde. Es schienen Minuten zu verstreichen, bis er zu sprechen begann. „Einen Reisenden sollte man ziehen lassen…“ „Was soll das nun wieder bedeuten, Athos?“, wurde er wieder von Porthos unterbrochen. Jedoch bevor dieser reagieren konnte, schaltete sich D’Artagnan ein. „Lass Athos bitte ausreden, Porthos. So kommen wir doch nicht weiter“, versuchte er seinen dicken Freund zu besänftigen. Dieser grummelte kurz etwas Unverständliches. Dann schwieg er jedoch, um Athos weiter sprechen zu lassen. Dieser sah kurz zu dem jungen Gascogner und nickte ihm leicht zu. „Was bei Treville geschehen ist, habe ich nicht aus ihm heraus bekommen können. Er machte nur einen sehr niedergeschlagenen Eindruck auf mich. Wirklich viel haben wir nicht miteinander gesprochen. Zudem kann ich ihn nicht dazu zwingen. Er wird seine Gründe gehabt haben. Aber diese werden sich uns wohl nie offenbaren.“ Athos hatte sich zurück gelehnt, seine Hände gefaltet und sah nun zu seinen Freunden. Porthos war deutlich anzusehen, was er von dem ganzen hielt. Jedoch D’Artagnan wirkte nach außen nachdenklich. So blieb Athos Blick auf ihm haften. „Habt ihr etwas von Kapitän Treville erfahren können?“ „Nein, das haben wir nicht. Er hat zwar im groben gesagt, was vorgefallen ist, aber ganz genau, wissen wir es nicht.“ Athos nickte verständlich und rieb sich anschließend das Kinn. „Weißt du wenigstens wohin Aramis wollte? Oder zumindest in welche Richtung er geritten ist?“, mischte sich nun Porthos wieder ins Gespräch mit ein. Athos zog eine Braue hoch und sah musternd zu ihm. „Ich weiß nicht, wo er hin ist. Sein Weg führte in Richtung Süden. Aber ihn zu finden, wird schwer sein. Ich habe ihn auch nur durch Zufall gefunden. Er ist wirklich geschickt darin, seine Spuren zu verwischen und nicht auf den Wegen zu bleiben…“ „Wir sind zu dritt und dann werden wir ihn schon finden!“ „Nein, Porthos. Schau mal hinaus. Es regnet in Strömen, da wirst du ihn gewiss nicht finden. Er wird irgendwo Unterschlupf gesucht haben. Zudem, bist du wirklich der Ansicht, dass er dir sagen wird, warum er gegangen ist?“ „Mit dem Regen gebe ich dir Recht, Athos. Dann brechen wir halt auf, sobald er nachlässt. Ich bin mir sicher, dass wir ihn finden werden. So schnell gebe ich nicht auf. Und reden wird er auch. Er ist doch ein Mann und wird uns doch bestimmt sagen können, was los ist.“ Bei dem Wort ‚Mann’ änderte sich etwas in Athos Augen. Aber nur D’Artagnan schien dies zu bemerken. //Weiß er, dass Aramis eine Frau und kein Mann ist? Und wenn ja… ist er ihr deshalb nicht gefolgt?// Nachdenklich nippte der Gascogner an seinem Glas. Athos sah zu ihm, den ihm war der Blick nicht entgangen. Porthos hingegen redete weiter. Sein Redefluss stoppte erst, als er bemerkte, das scheinbar niemand ihm gehör schenkte. „Was ist hier eigentlich los?“ „Was sollte sein, Porthos?“, fragte D’Artagnan ihn ruhig. „Ihr hört mir nicht zu und scheint nur Löcher in die Luft zu starren. Also wisst ihr etwas und sagt es mir nicht.“ „Das stimmt doch nicht, Porthos. Du siehst Gespenster. Ich mache mir nur Gedanken, was geschehen sein kann.“ Athos hielt es für besser zu schweigen und nur bei D’Artagnans Worten zu nicken. Porthos beobachtete das Geschehen genau und er verlor den Eindruck nicht, dass etwas zurück gehalten wurde. Und sein Unmut tat Porthos deutlich und lautstark kund. Aber wirklich helfen tat es nicht. Der Hüne merkte es und zog es daher lieber vor, sich in sein Zimmer zurück zuziehen. Wenn es nötig sein würde, würde er sich alleine auf den Weg machen, um Aramis zusuchen. So blieben D’Artagnan und Athos alleine zurück. Lange Zeit hielten beide das Schweigen, jedoch der Gascogner unterbrach es. „Was ist wirklich passiert, Athos? Ich sehe deutlich, dass mehr geschehen sein muss, als du wirklich sagtest.“ Prüfend sah der Angesprochene ihn an. „Wie kommst du zu dieser Annahme?“ „Ich bin nicht blind. Zudem muss etwas vorgefallen sein, wenn du ins stumpfe Schweigen verfällst.“ „Du müsstest mich eigentlich kennen, dass ich kein Freund großer Worte bin.“ „Das ist mir bewusst, Athos. Aber dennoch sehe ich es dir deutlich an.“ Kurz stoppte D’Artagnan und sah ihn an. Dann erhob er sich und stellte sein Glas ab. „Aber wenn du nicht reden willst, zwinge ich dich nicht dazu. Ich hätte gerne mit Aramis gesprochen. Vielleicht hätte man erfahren können, was geschehen ist. Jedenfalls hoffe ich so, dass es ihr gut geht und sie weiß, was sie tut.“ D’Artagnan hatte den letzten Satz mit bedacht ausgesprochen. Er hatte eine Vermutung und wollte nun sehen, ob sich diese bestätigte. Und das tat sie, kaum das seine Worte seine Lippen verlassen hatten. Athos Augen hatten sich leicht geweitet. Er alles hatte deutlich verstanden. „Du weißt es?“ „Was weiß ich, Athos?“, stellte D’Artagnan seine Gegenfrage. „Du kennst Aramis Geheimnis?“ „Ich weiß nicht, wovon du sprichst, mein Freund.“ Athos erhob sich und trat zu ihm. Prüfend sah er ihn dabei genau an. „Mach mir nichts vor, D’Artagnan. Du weißt es. Sonst hättest du gerade nicht von Aramis in anderer Person gesprochen. Dir ist bekannt, dass sie eine Frau ist.“ Nun hatte der junge Gascogner seine Bestätigung und daher nickte er bei Athos Worten. „Ja, ich weiß es. Es war Zufall, dass ich es herausfand.“ „Und wie?“ D’Artagnan bot ihm Platz an und ließ sich dann ebenfalls nieder. Ruhig begann er dann zu erzählen, wie es dazu gekommen war, dass er Aramis wahre Identität kannte. Als er endete sah er zu Athos. „Und was ist nun bei dir geschehen? Soweit ich Aramis kenne, hätte sie niemals etwas gesagt.“ „Das ist auch wahr und es war ihr auch nicht Recht, dass ich es herausfand. Aber es ist nun einmal so und ich muss lernen damit umzugehen.“ „Umzugehen? Was sagst du da, Athos. Wieso umgehen? Sie ist und bleibt Aramis.“ „Denkst du das wirklich, D’Artagnan? Ist dir nicht bewusst, dass sie uns Jahrelang belogen hat? Und erst Recht, was ihr widerfahren hätte können und noch immer kann? Wenn jemand anders hinter ihr Geheimnis kommt und sie verrät? Ist dir das vollkommen klar?“ Athos hatte ihn die ganze Zeit direkt angesehen. Und seine sonst ruhige Stimme hatte etwas an Intensität zugenommen, als er sprach. D’Artagnan merkte es, aber zuckte nicht mit der Wimper. „Ich bin mir sicher, dass ihr das vollkommen bewusst ist, aber sollte man ihr das dennoch in Schuld geben? Nachdem was wir alle zusammen durch gestanden haben? Wir sind doch Freunde. Und diesen verzeiht man. Sie hat uns keinen Schaden zugefügt. Eher das Gegenteil ist der Fall. Sie hat sich immer für uns eingesetzt“, widersprach er Athos. Dieser seufzte und leerte dann sein Glas mit einem Zug. „Ich weiß, D’Artagnan. Aber was sollen wir tun?“ „Berichte was passiert ist, Arthos.“ Der Dunkelhaarige sah ihn lang an, dann begann er ihm zu erzählen, wie er Aramis ’gefunden’ hatte. Er erzählte ebenfalls von dem Unfall und wie er so hinter ihr Geheimnis gekommen war. Jedoch teilte er dem Gascogner nicht mit, was er wirklich tief in sich fühlte. Das brauchte er auch nicht. D’Artagnan war mit der Zeit ein guter Beobachter geworden und er sah Athos seine Gefühle an. Jedoch hielt er es für besser, darüber zu schweigen und ihm nur ruhig zuzuhören. „Ich hätte niemals gedacht, dass Aramis eine Frau ist. Gewiss gab es Anzeichen, aber sie hat mit uns gekämpft und hat mit uns gefeiert. Nur… was sollen wir jetzt tun? Ich habe ihr versprochen euch nichts zu sagen. Dass du es bereits wusstest, war mir nicht bekannt. Vor allem, wie halten wir ihn auf? Er wird sie suchen wollen.“ „Ich verstehe dich, Athos. Glaube mir. Ich würde sie ebenfalls suchen wollen, aber nicht, damit sie redet. Sondern ich mache mir wirklich Sorgen. Gewiss, sie kann sich verteidigen, aber in ihrem momentanen Zustand… Ich bin mir nicht im Klaren, ob sie alles bewältigen wird können.“ „Das denke ich auch. Aber ich habe noch nie so eine Furcht gesehen, wie bei ihr. Ich konnte sie nicht aufhalten. Es hätte keinen Sinn gemacht, sie einfach in ein Zimmer einzusperren. Ich hätte das nicht über Herz bringen können.“ Bei seinem letzten Satz war Athos leiser geworden, aber dennoch hatte D’Artagnan ihn genau verstanden. Er zauberte sogar ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. „Du hältst viel von ihr, nicht wahr?“ Athos sah auf und nickte bestätigend. Das Lächeln blieb in D’Artagnans Gesicht, als er es sah. „Aramis ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit.“ „Das ist sie wirklich.“, bestätigte Athos nickend. „Ich bin noch niemals jemanden begegnet, der auf einer Seite so tapfer und kühn und auf der anderen Seite so einfühlsam ist. Sie ist wirklich etwas ganz besonderes.“ Athos wurde deutlich, dass D’Artagnan wirklich erwachsen geworden war und er mit ihm reden konnte. Nur etwas zögern tat er dennoch. Über Dinge, die ihn persönlich direkt trafen, redete er normalerweise mit Niemandem. Aber Athos spürte ganz genau, dass er mit dem Gascogner reden konnte, ohne Angst haben zu müssen, dass er es jedem x-beliebigen auf die Nase bannt. Natürlich konnte Athos auch Porthos vertrauen, den er länger als D’Artagnan kannte. Aber dennoch war es anders. „Ich gebe dir vollkommen Recht, Athos. Vor allem wie sie sich dazu entwickelt hat. Nach dem tragischen Tod ihres Verlobten…“ D’Artagnan beobachtete seinen Freund genau, als er dies sagte. Dieser seufzte nur leicht und ließ anschließend seinen Kopf leicht hängen. „Es ist nicht leicht damit zu Leben. Ich weiß selber, wie das ist. Die Trauer kann einen innerlich auffressen.“ „Da stimme ich dir zu. Aber hast du in ihren Augen welche gesehen?“, versuchte der Gascogner ihn aus der Reserve zu locken. Es entstand wieder ein Schweigen zwischen den Beiden, was nur von dem leisen Knacken des Holzes im Kamin hervorgerufen wurde. „Wenn ich ehrlich bin… nein, das habe ich nicht.“ „Mir geht es genauso. Ich glaube, ihr ist klar geworden, dass sie ihm nicht auf ewig nachtrauern kann. Gewiss hätte ihr Verlobter das auch nicht gewollt. Wenn man jemanden aus tiefstem Herzen liebt, wünscht man ihm nur das Beste und das Glück und die Freude wieder Einzug in das Leben hält.“ D’Artagnan griff wieder nach seinem Glas. „Ist dir eigentlich aufgefallen, wie sie sich in den letzten Wochen verändert hat?“ „Ja, das ist mir nicht entgangen. Sie wirkte sehr in sich gekehrt und unkonzentriert.“ „Ich habe dieselbe Beobachtung gemacht. Warum sie sich nur so verhielt?“, sprach D’Artagnan dann absichtlich zu sich selber. „Wenn ich das nur wüsste. Sie war verschlossen wie eine Auster.“ „Findest du?“ Athos überlegte kurz und nickte dann bestätigend. „Ich finde nicht. Für mich ist Aramis wie ein offenes Buch.“ „Wie meinst du das, D’Artagnan?“ „Überlege doch bitte, Athos. Wie muss sie sich fühlen als Frau unter uns Männern. Sie darf keine Gefühle zeigen, muss darauf achten, was sie sagte, wie sie handelt…“ Nachdenklich sah Athos den jungen Gascogner an. „Sie muss sich sehr einsam gefühlt haben. Nach außen etwas spielen und aufrecht erhalten und dafür seine Gefühle und alles, was einen ausmacht, hinter einer Uniform verstecken… das ist ein Martyrium.“ „Das sehe ich genauso. Also verstehst du, was ich meine?“ „Ich glaube ja. Mir wird langsam einiges etwas klarer. Aber ich frage mich, warum ist sie bei uns geblieben? Ich mein, ich habe vom Kapitän erfahren, warum sie zu uns gekommen ist und das ihre Aufgabe so gesehen erfüllt hat.“ „Es gibt nur zwei Möglichkeiten meiner Meinung nach.“ „Und die wären?“ „Na ja, das Erste was mir einfällt, sie kann nicht zurück in ihr altes Leben. Es verändert Menschen, wenn man nicht so sein kann, wie man wirklich ist. Oder sie hat einen anderen Grund, dass sie uns nicht verlassen wollte.“ „Das erste klingt für mich plausibel. Aber welchen anderen Grund meinst du genau?“ Nun sah D’Artagnan ihn direkt und unvermittelt an. „Das sie wegen einem von uns nicht gehen wollte.“ „Einem von uns?“ D’Artagnan nickte und sah in dennoch weiterhin direkt an. „Ich habe bemerkt, dass du sie in letzter Zeit oft beobachtet hast. Da ist dir nichts aufgefallen? Hast du keinen ihrer sehnsüchtigen Blicke gesehen oder gar gespürt?“ Athos Blick richtete sich nach innen, während er die vergangene Zeit Revue passieren lief. Es war wie ein Film, der vor seinem inneren Auge ablief. Dabei entdeckte er wirklichen Stellen, wo er bemerkt hatte, dass Aramis ihn geradezu schüchtern ansah, aber ihren Blick jedes Mal rasch abwandte. Athos wurde sich immer mehr solcher Situationen bewusst. D’Artagnan beobachtete ihn dabei. Währenddessen leerte er sein Glas, um sich kurz darauf zu erheben. „Ich werde mich nun zurückziehen. Daher wünsche ich dir eine gute Nacht. Auf das der morgige Tag Klarheit bringen wird.“ Mit diesen Worten und vor allem der Betonung auf ’Klarheit’, ließ er einen nachdenklichen Athos zurück. Dieser saß noch eine Weile allein vor dem Kamin, bis er sich auf einmal erhob und sein Pferd satteln ließ. Er brauchte Gewissheit. Daher teilte er seinen Dienern nur mit, dass er dringend fort müsste, um einige Dinge zu klären. Dies sollten sie den Gästen am nächsten Morgen mitteilen und das er bald wieder zurück sein würde. Damit verließ er das Anwesen. Dass es noch immer stark regnete und er nach kurzer Zeit bis auf die Haut nass war, registrierte Athos nicht. Seine Gedanken waren bei Aramis, für dies nun galt gefunden zu werden. //Ich muss wissen, was sie fühlt. Ob sie genauso denkt, wie ich.// D’Artagnan hatte die übereilte Abreise Athos von seinem Fenster mit einem Lächeln verfolgt. //Du wirst sie finden, Athos. Da bin ich mir sicher.// Mit diesem Gedanken ließ D’Artagnan sich auf seinem Bett nieder, wo er kurze Zeit später einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)