Digimon Protector von Toyo-kun ================================================================================ Kapitel 9: Der Ansturm ---------------------- „Ihr zwei wart einfach super“, sagte May begeistert. Holly und Cathy lächelten. „Danke, echt super, dass ihr gekommen seid um uns spielen zu sehen“, sagte Cathy und ließ den Blick schweifen. Sie standen vor dem Schulgebäude, zusammen mit den Digimon. Doch jemand schien zu fehlen. „Wo ist Chris?“, fragte Bearmon plötzlich und sah sich hektisch um. „Keine Ahnung, schon nach Hause?“, fragte Kurt. Doch das Digimon verzog nur das Gesicht und sagte trocken: „Aber er würde mich doch hier nicht einfach stehen lassen.“ „Hey kein Problem, wofür gibt es Handys?“, sagte Dustin munter, zog seins hervor und tippte schnell eine Nachricht ab. Kaum hatte er sie weggeschickt, ertönte nur Sekunden später das Geräusch eines Mobiltelefons. Dustin grinste und meinte fröhlich: „Tja, Chris ist jemand, der sofort eine SMS beantworten muss.“ Er begann zu lesen, was nicht lange dauerte und verzog die Mundwinkel. „Wie? Ich hatte gefragt, wo er denn stecke und er schreibt, dass er auf einem Date sei. Dahinter ein Grinsesmily“, sagte er irritiert. Bearmon ließ die Arme hängen. „Also hat er mich wirklich vergessen…“, sagte es und nahm unwillkürlich die Fötusstellung ein. Die anderen Digimon halfen ihm beim aufstehen. „Unverantwortlich“, begann Cathy aufgebracht. „Wie kann er nur sein Digimon zurücklassen? Los Dustin, wo ist die kleine Ratte?“ Dustin sah auf und nuschelte: „Habe ich gerade gefragt.“ Schon klingelte das Handy erneut und er öffnete die Nachricht. „Grinsesmily. Als ob ich das euch erzählen würde. Wir sehen uns. Ach, kann einer von euch Bearmon mitnehmen, danke. Ein Smily der zwinkert“, las er vor. Bearmon fiel nach hinten und blieb liegen. „Er… er hat mich wirklich einfach sitzen gelassen. Für jemand anderes“, nuschelte es traurig. Die anderen Digimon richteten es wieder auf. „Sei doch nicht traurig, war sicher keine Absicht“, sagten sie aufmunternd. Cathy riss Dustin das Handy aus der Hand und begann wild eine Nachricht zu tippen. Dabei sprach sie laut aus, was sie schrieb: „Hör mal, du verantwortungsloser Drecksack, wie kannst du einfach dein Digimon hier sitzen lassen?! Machst du dir auch mal um andere Gedanken?!“ Seltsamer Weise kam auf diese SMS keine Antwort mehr. Sie hatten sich in ein Cafe gesetzt und dort die letzten 45 Minuten verbracht. Nach dem bezahlen der Rechnung, machten sie sich in der Gruppe auf dem Weg nach Hause. Zum Glück war es schon recht dunkel, die Straße war ziemlich leer und da sie draußen gesessen hatten, konnten die Digimon in ihrer Nähe bleiben. Die ersten Laternen wurden eingeschaltet. „Huch? Ist ja echt schon sehr spät“, sagte May, die ihr Betamon wieder trug und es drückte. „Ja, wir sollten uns auf den Weg nach Hause machen“, meinte Holly leise. Kurt lachte und sagte: „Schon komisch, sonst bist du immer so ruhig und auf der Bühne hast du dir fast die Seele aus dem Leib gerufen. Echt toll, wie du dich verstellen kannst.“ Sie blinzelte, als würde sie nachdenken, ob es nun ein Kompliment, eine Beleidigung oder eine normale Aussage war. „Ähm, ja… danke“, sagte sie letztlich. Plötzlich zuckte sie zusammen und sprang zur Seite. Dustins Handy hatte angefangen eine laute Rockmusik zu spielen. „Ein Anruf?“, fragte er verwirrt und zog es aus seiner Tasche. Er begutachtete das Display. „Unbekannter Teilnehmer…“, nuschelte er, drückte auf annehmen und stellte das Mobiltelefon auf den Freisprecher, so dass alle mithören konnten. „Ja, hallo?“, sagte er laut genug. Ein lautes Rauschen war zu hören und das Geräusch von umher fliegenden Trümmern war zu vernehmen. Dann erklang eine Stimme die sagte: „Hilfe! Hier ist ein böses Digimon! Bitte kommt zum Versteck, es wird…“ Doch das Mädchen konnte nicht weiter sprechen. Das laute Scheppern von fliegenden Steinmassen und Geräusche von Metall welches auf Stein traf durchzog die Stille um die Gruppe und das Telefonat wurde überraschend beendet. Alle hatten die Augen geweitet und sahen sich an. „Das war die kleine Marie…“, sagte May leise. „Das klang nicht gut…“, nuschelte Kurt. Dustin steckte das Handy weg. „Los Leute, wir müssen hin!“ Er schnappte sich Kotemon und rannte los. Die anderen folgten direkt. Das Tor rissen Dustin und Kurt so stark und so schnell sie konnten auf. Das Quietschen machte sie fast taub. Gerade wollten sie die Tür öffnen, da flog diese auch schon aus den Angeln und flog ihnen entgegen. „Runter!“ Alle duckten sich und die Tür landete weniger Meter hinter ihnen auf dem Boden. Sofort standen sie auf und rannten rein. Der Vorderraum war von Rissen und Löchern durchzogen. Es war finster, doch links im großen Nebenraum erklangen laute Schreie. Sie traten ein und mussten sofort zur Seite springen. Kiwimon war in einer grotesken Flugbahn auf sie zugekommen. Als sie zur Seite gesprungen waren, knallte es mit einem dumpfen Aufschlag gegen die Wand und fiel zu Boden. „Hey, was ist los Kiwimon?“, fragte Dustin, hockte sich hin und zusammen mit Kurt richtete er das Vogeldigimon wieder auf, welches etwas zitterig stehen blieb. „Marie hatte uns etwas zu futtern gebracht, aber plötzlich kracht dieses Vieh hier rein“, sagte es angestrengt und sah auf. Alle folgen seinem Blick. Genau am anderen Ende des Raumes, kämpften Lynxmon, Devimon, Gekomon und Kougamon, gegen ein etwa drei Meter hohes Digimon, welches wie ein T-Rex in Metalrüstung aussah und wie wild auf sie einschlug. „Calu, schrecklich. Das ist Sealsdramon. Ein Championlevel Digimon und äußerst gefährlich. Es ist ein Cyborg, empfindet also nichts und fühlt auch keine Schmerzen, calu.“ Kaum hatte Calumon den Satz beendet, verpasste Sealsdramon dem kleinen Gekomon, so einen harten Schlag, dass es einmal quer durch den Raum flog und regungslos auf dem Boden liegen blieb. Die Mädchen rannten zu ihm. Dustin, Kurt und die Digimon blieben stehen. „Okay, mach eine Pause Kiwimon, wir übernehmen“, sagte Dustin und die Digimon nickten. „Auf geht’s!“, schrieen sie und rannten los. Kougamon versucht Sealsdramon mit seiner Doppelgängertechnik zu verwirren, aber dieses durchschaute den Trick und trat das echte Kougamon so kräftig, dass es an die Decke flog und schlapp hinunter fiel. „Es ist stark…“, sagte Devimon murrend. Devimon und Lynxmon hatten auch schon einige Kratze und kleinere Platzwunden und waren schon ziemlich außer Atem. Sealsdramon wandte sich ihnen zu und holte aus. „Nun zu euch zwei Schlaffis, Todesschlag!“ Doch bevor es zuschlagen konnte, trafen ihn die Attacken der Rookiedigimon. „Mit dieser Kombination haben wir Raremon besiegt, der hat gesessen“, sagte Dustin grinsend. Doch als sich der Staub lichtete, stand Sealsdramon unbeeindruckt an Ort und Stelle und sah zu den kleinen Digimon hinüber. „Was seid ihr denn für welche? Na ja egal, ihr seid auch gleich dran.“ Devimon und Lynxmon nutzen Sealsdramon Unaufmerksamkeit und griffen an. „Todeskralle!“ „Geheulfeuer!“ Doch Sealsdramon duckte sich mühelos drunter weg und schlug mit dem Schwanz zu. Devimon erwischte es zuerst, durch den Schwung wurde Lynxmon ebenfalls mitgerissen und beide krachten gegen die nächst beste Wand. Langsam richteten sie sich wieder auf. „Wo sind denn die anderen und wo ist Marie?“, fragte Holly, die Kougamon gerade aus der Gefahrenzone trug. Es spuckte etwas Blut aus seinem Mund und sagte: „Numemon hat sie in Sicherheit gebracht. Die anderen sind sicher Zuhause, aber Lunamon wird vermisst.“ „Seltsam ist auch…“, begann Devimon, welches sich gerade wieder zu seiner vollen Größe aufgerichtet hatte. „Wieso es uns überhaupt angreift und warum es so irrsinnig stark ist. Ich meine, Sealsdramon sind zwar aggressiv, aber sie nehmen es nicht gleich so ernst damit und ein Armband von Omega trägt es auch nicht.“ Sealsdramon begann herzhaft zu lachen. „Ihr Dummköpfe, ich bin Omegas bestes Digimon und hier, um euch für unsere Zwecke mitzunehmen. Ich brauche keines dieser Bänder um den Omega treu zu dienen. Ihr aber seid Digimon, die sich bei dummen Kindern einnisten und sich verhätscheln lassen. Ihr werdet mit mir kommen und ebenfalls für uns schuften.“ „Für was hältst du dich eigentlich, hä? Glaubst du im ernst, dass wir so dumm sind?“, fragte Lynxmon knurrend. Sealdramon fing an zu grinsen. „Das denke ich nicht, also werde ich auch eben zwingen. Und diese kleinen Hosenscheißer dort, fresse ich zum Abendessen.“ Es wandte sich den Rookies wieder zu und trat langsam auf sie zu. „Los, alle noch mal!“, rief Kotemon und erneut starteten sie ihre Kombination. Doch Sealsdramon ging unbeeindruckt weiter. Seine Rüstung hatte noch immer keinen einzigen Kratzer. „Okay, Rückzug!“, schrie Betamon und sie rannten auseinander in verschiedene Richtungen. Sealsdramon lachte, holte aus und rief: „Das hilft euch auch nicht!“ „Ohrenpfeil!“ Wie aus dem Nichts kam von der Eingangstür her ein rosafarbenes Digimon angeflogen. Obwohl es sich sehr schnell bewegte, konnte man die Ähnlichkeit zu einem Hasen deutlich sehen. Seine Ohren waren für die Attacke nach vorne gerichtet und prallten auf Sealsdramons Kopf. Dieses wurde scheinbar nicht sehr hart getroffen, doch es reichte aus um seinen Angriff zu stoppen. „Wer…“, begann es und schlug zu, doch das rosa Digimon reagierte sehr schnell und stieß sich von ihm ab, um erneut mit wahnsinniger Geschwindigkeit in Richtung Boden zu springen. Nach einem eleganten Salto landete es und wandte sich erneut Sealsdramon zu. Es ging leicht in die Hocke und sprang erneut. „Mondnachtkick!“ Es trat zu und stieß sich sofort wieder ab um neben Devimon und Lynxmon zu landen. Sealsdramon steckte den Tritt weg ohne einmal die Miene zu verziehen. „Ach mist. Der zuckt ja noch nicht mal“, sagte das Digimon und schlug die Fäuste zusammen. „Sag mal wer bist du?“, fragte Lynxmon interessiert. Das Hasendigimon drehte sich um. „Hi, ich bin Lekismon“, sagte es grinsend. Devimon nickte und sagte: „Ich weiß schon. Du warst Lunamon und bist wohl in den letzten Stunden digitiert.“ Lekismon zwinkerte ihm zu. „Gut erkannt, richtig erfasst.“ Sealsdramon murrte vor sich hin und wurde dann lauter: „Die nehmen mich nicht ernst und es werden immer mehr. Nun werde ich…“ „Du wirst gar nichts tun. Aufgepasst, verstanden?“ Eine Männerstimme ertönte. Sie schien aus dem Helm von Sealdramon zu kommen, offenbar war darin eine Art Headset eingebaut. „Befehle, Herr?“, fragte das Digimon. „Wir haben unser Druckmittel so gut wie besorgt. Sobald wir die Frau verschleppt haben, werden diese Digimon eh bald uns gehören. Verzieh dich da. Wir treffen uns im Quartier, Ende und aus.“ Sealsdramon begann zu grinsen. „Hey ihr kleinen Hosenscheißer. Ist unter euch anwesenden Bälgern jemand, der mit Nachnamen Thompsen heißt?“ Dustin stutzte, aber er trat vor. „Steht vor dir“, Sagte er knapp. Das Digimon musterte ihn und das Grinsen wurde breiter. „Was du da gerade gehört hast, solltest du dir durch den Kopf gehen lassen. Also, viel Spaß noch!“ Es zertrümmerte die Wand neben ihm und im entstandenen Rauch verschwand es. Als sich der Staub wieder lichtete, fanden sich die Zurückgebliebenen in einem riesigen Chaos wieder. Nun betraten die anderen die Szene. Steve voran, dicht gefolgt con Thomas, Nick und Kevin und kurz darauf Chris und Vanessa. Stella bildete das Schlusslicht. Anstatt wie alle anderen zu ihrem Partner zu gehen, blieb es vor dem großen Loch stehen und sah sich genau um. „Wo zum Henker warst du?!“, keifte Cathy Chris an. Dieser brachte sich erstmal hinter Kurt in Deckung. Dieser allerdings trat kaltherzig zur Seite. „I-Ich hatte ein Date… was ist so schlimm daran?“, fragte er verwirrt. Sie ließ ihre Fingerknöchel knacken. „Ganz einfach, Bearmon hat sich abserviert gefühlt…“ „Nun seid mal ruhig“, sagte Stella laut und alle verstummten. Devimon trat neben sie. Doch das Mädchen würdigte das Digimon keines Blickes. „Was war hier los? Kougamon?“ Kougamon trat vor. „Marie kam um uns das Abendessen zu bringen, doch urplötzlich brach Sealsdramon durch die Wand und griff uns an. Mehr kann ich leider auch nicht sagen“, es endete und rieb sich den rechten Arm. Stella biss sich auf die Unterlippe. „Wie konnten sie nur wissen…“, begann sie, doch dann sah sie alle noch mal an und sprach weiter. „Marie ist zuhause, für die unter euch, die es interessiert. So, hat dieses Digimon irgendwas Wichtiges gesagt, denkt nach!“, sagte sie laut und befehlend. Jeder sah sich überlegend an. „Ja…“, begann Dustin langsam. „Es sagte zu mir, ich sollte über die Worte des Mannes nachdenken, den wir gehört hatten.“ Stella sah ihn ernst an. „Und was hat er gesagt? Los du Taugenichts, raus mit der Sprache!“ Dustin strengte sich an. Ihre Beleidigungen prallten an ihm ab und offenbar reizte genau dies Stella bis aufs Blut. „Er sagte, sie würden bald ihr Druckmittel haben. Eine Frau. Sonst nichts, danach sollte Sealsdramon sich zurückziehen.“ „Eine Frau? Welche Frau?“, fragte Stella. Langsam. Gerade zu in Zeitlupe kam ihm eine Erinnerung hoch. Hatte er nicht Anfang der Woche einen seltsamen Zettel gefunden? Was hatte darauf gestanden? Diesen Sonntag sollte ein Treffen stattfinden… aber es war noch nicht Sonntag. Könnte es trotzdem was damit zu tun haben? Wenn es so war, dann… „Mama…“, sagte er langsam und leise und seine Augen weiteten sich. Blitzschnell wandte er sich zur Tür und rannte los, so schnell er nur konnte. Kotemon folgte ihm dicht und alle, sogar Stella rannten ebenfalls hinterher. Dustin steckte das Handy weg. Er war selbst von seinem plötzlichen Tempo überrascht. Selbst Lynxmon schien er zurückgelassen zu haben. Während er rannte, hatte er die ganze Zeit versucht seine Mutter zu erreichen. Doch sie nahm den Hörer nicht ab. Nur noch die Ecke da vorne trennte ihn von der Straße, in der ihr Haus stand. Blitzschnell und so eng er konnte, nahm er diese und musste sofort zur Seite springen. Ein schwarzes, langes Auto mit getönten Scheiben verfehlte ihn nur um Millimeter. Doch er hatte zu viel Schwung. Der kleine Sprung änderte sich in einen unkontrollierten Flug. Mit einem dumpfen Aufschlagsgeräusch landete er mit einem Arm auf dem Asphalt und rutschte einige Zentimeter die Straße entlang. Der Arm schmerzte höllisch. „Scheiße“, keuchte er auf und versuchte sofort wieder aufzustehen. Dieses Auto kannte er nicht, garantiert hatte es was damit zu tun. „Ich verfolge sie weiter!“ Lynxmon sprang über ihn hinweg und hechtete dem Auto nach. Dustin setzte sich wieder auf. Sein Arm war vor Schmerzen fast taub. Unter all dem Dreck, konnte er sehen, dass die Haut aufgeschürft war und blutete. Kotemon sah ihn besorgt an und sagte: „Ist alles okay? Das muss schnell verarztet werden.“ Dustin winkte ab und stand auf. „Unsinn, los komm wir dürfen…“ „Vielleicht nimmst du jetzt mehr Rücksicht auf andere, aber du bleibst immer noch ein Volltrottel. Von mir aus kannst du weiter gehen, aber beschwere dich nicht, wenn du an Tetanus elendig verreckst.“ Er wandte sich um. Stella stand mit den anderen hinter ihm. Alle waren außer Atem. Dustin wandte sich von ihr ab und ging zum Haus. Die Tür stand offen und innen drin war es stockfinster. Langsam betrat er das Haus und schaltete das Licht an. Stille. Nicht das kleinste Geräusch. Er biss die Zähne zusammen um nicht gleich los zu schreien. Was zur Hölle sollte seine Mutter denn nun damit zutun haben? „Wo ist euer Medizinschrank?“, fragte Cathy. Dustin deutete zur Tür, die zum Flur führte und sagte: „Im Bad.“ „Nettes Häuschen…“, meinte Stella und sah sich interessiert um. Vor dem Telefonschrank blieb sie stehen. „Gib mir das Notizbuch…“ Sie wandte sich um. Dustin hatte es nicht als Bitte, sondern als Befehl formuliert. Cathy saß bereits neben ihm und benutzte Jod um seinen Arm zu reinigen. „Hör mal, Kleiner… was bildest du dir eigentlich…“, begann sie mürrisch doch er sah so sie so zornig an, dass selbst sie ihre Kühle und ihre Fassung total verlor und überrascht aussah. „Verdammt tu es einfach!“ Sogar Cathy ließ vor Schreck alles aus ihrer Hand fallen. Der Notizblock kam angeflogen. Sehr leicht, fast wie ein Wurf, der von einem Kind war. Er fing ihn im Flug auf. „Danke…“, nuschelte er entschuldigend und drehte den Block um. Der selbe Zettel, den er Anfang der Woche gelesen hatte, war noch dran. „Nächstes Wochenende, Sonntag um 22 Uhr, Treffen mit Schatz“, las er leise im Kopf vor. Wieder und wieder. Es ergab keinen Sinn. Er zerdrückte den Block in der Hand. Sobald Lynxmon zurück käme und den Ort verraten würde, wo seine Mutter war, würde er losziehen. Nun war er sauer. Die Schritte hallten von allen Seiten wieder. Die Gänge waren aus massivem Stein, hohl und kalt. Rose ging neben einem großen, glatzköpfigen Mann mit Sonnenbrille und schwarzer Kleidung her. Er würdigte sie keines Blickes, lächelte aber. „Ich muss schon sagen sie, von der DSE, haben sehr brutale Methoden. Ich konnte nicht mal mehr abschließen oder mich frisch machen“, sagte sie leicht meckernd. Der Mann, der sich nur als Mr. Engine vorgestellt hatte, machte hinter der Brille ein entschuldigendes Gesicht und sagte: „Es tut mir Leid, ich hatte lediglich zu meinen Leuten gesagt, sie sollen sie schnellstmöglich herbringen. Sie scheinen das etwas missverstanden zuhaben.“ Vor einer elektrisch gesicherten Tür blieben sie stehen. Man schien eine Sicherheitskarte zu brauchen um eintreten zu dürfen. Mr. Engine kramte kurz in der Brusttasche seiner Weste und zog eine Karte hervor. Er zog sie durch den Schlitz und nach kurzen Piepen wurde die Tür aufgeschlossen. Er öffnete sie und hielt die Tür offen, damit seine Begleitung eintreten konnte. Rose tat es und wartete, bis er die Tür wieder verschlossen hatte. Dann ging er vor. „Folgen Sie mir bitte, gleich da vorne ist das, was wir Ihnen zeigen wollten.“ Rose folgte ihm. Links und rechts den gang entlang, waren einzeln kleinere Zellen verteilt. In einer so ziemlich Ende, brannte Licht. Mr. Engine blieb zwei Zellen vorher stehen und deutete Rose, dass sie weitergehen sollte. Ziemlich unsicher ging sie weiter, bis sie genau vor der Zelle stand und sah hinein. Offenbar brauchte sie einige Sekunden um zu erkennen, was sie sah. „Rose, du?“; fragte jemand aus der Zelle. Sie weitete nur ihre Augen, trat etwas vor und nuschelte verunsichert: „Ja, aber… das… das ist doch…“ „Du weißt wo sie sich aufhalten?“, fragte Steve und Lynxmon nickte. „Ja, das weiß ich. Das Auto hielt dort und ich habe auch Digimon an diesem Ort gerochen. Kein Zweifel, es muss dort sein.“ Die Haustür öffnete sich und Dustin trat heraus. Er ging ohne jemand anzusehen zu Lynxmon. „Sag mit bitte wo sie sind. Ich muss dort hin“, sagte er. Sein Arm war bandagiert, doch es schien ihn nicht zu behindern. „Okay, allerdings… wenn ich es dir sage, dann wirst du sicher ohne Plan einfach losrennen, nicht wahr?“, fragte das Digimon ruhig. Dustin antwortete nicht. „Hey Dustin…“, begann May langsam. „Ich weiß was du denkst, wirklich. Aber ohne Plan hat das keinen Sinn.“ „Ich habe einen Plan“, sagte er und wandte sich Calumon zu. Dieses blinzelte fragend. „Calumon, du hast es schon einmal getan. Ich habe es heute eingesehen. Mehrere Champions können es mit Sealsdramon aufnehmen. Bitte lass unsere Digimon digitieren. Dann wird Sealsdramon ein leichter Gegner.“ Das Digimon sah einige Sekunden lang überlegend zur Seite. In seinem Blick lag eine Art Unsicherheit. Dann nickte es entschlossen. „Ist gut, calu. Ich kann zwar nichts versprechen, aber ich werde es versuchen.“ Dustin nickte nun ebenfalls, wandte sich den anderen zu und fragte: „Und was ist mit euch? Kommt ihr nun mit?“ Die Gruppe tauschte überlegende Blicke. „Ist dir klar…“, begann Stella wissirisch. „Dass wir auf Erwachsene mit gefährlicher Technologie stoßen und sie bewaffnet sein werden?“ Er überlegte nicht lange, eigentlich gar nicht und nickte sofort. „Klar, aber wenn unsere Digimon alle auf dem Championlevel sind, ist das kein Problem.“ Sie seufzte schwer und sagte großspurig: „Alleine schon um zu sehen, wie dein Optimismus den Bach runter geht, werde ich mitkommen.“ Langsam nickten auch die anderen. „Okay Alter, wir kommen mit. Deine Mutter muss rausgeholt werden“, sagte Chris und schlug die Fäuste zusammen. Die Digimon nickten ebenfalls. „Dann geh mal vor Lynxmon“, sagte Steve. Es nickte und ging vor. Es führte sie raus aus der Stadt. Nur wenige hundert Meter vom Stadteingangsschild ging es von der Straße runter auf eine Art Wanderweg. Einige Reifenspuren waren zu erkennen. Einige, war sogar noch ganz frisch. „Vorsicht, gleich da vorne ist eine Art Gitter, an dem Wachen stehen“, sagte Lynxmon und bog in einen Busch ab. Die anderen folgten. Nach vielen Blättern, zweigen und Baumstämmen waren sie endlich so nah genug dran, dass sie das Gelände erkennen konnten. Hinter dem Gitter lag eine Art Parkplatz. Bis auf das schwarze Auto von eben, war er leer. Am Tor standen zwei Männer, scheinbar unbewaffnet. Aber sie hatten in ihrem Gürtel garantiert mindestens eine Pistole eingesteckt. Der Parkplatz war ansonsten gerade offenbar unbenutzt. Direkt hinter dem Platz, ragte ein etwa fünfstöckiges Gebäude. Es erinnerte an eine Art Labor oder Forschungsstation. Dustin verengte die Augen zu Schlitzen. „Dieses Zeichen auf ihren Armen…“, begann er und deutete auf die Männer. „Das ist das Zeichen der DSE.“ Alle sahen hin. Jeder musste zustimmen. „Aber was sollten sie von deiner Mutter wollen?“, fragte Kurt überlegend. Keiner konnte sich was dazu denken. „Und wie sollen wir da nun reinkommen?“, fragte Monmon recht genervt, da es offenbar etwas mehr Spannung erwartet hatte. Lynxmon deutete etwas weiter vor. Ein Loch befand sich im Gitterzaun. „Ist das ein schlechter Scherz? Ein Loch im Zaun? Das ist doch ein sehr eigenartiger Zufall oder?“, fragte Stella misstrauisch. „Ich wäre auch eher für den direkten Weg“, meinte Devimon, welches gerade aus einem Schatten hinter Nick und Thomas erschien. Beide Jungs zuckten stark zusammen. Das Digimon nickte entschuldigend mit dem Kopf. Stella grinste und sagte planend: „Gute Idee. Das überlasse ich dir. Sobald die zwei Kerle außer Gefecht sind, rennen wir rein. Ich denke, der richtige ernstzunehmende Gegner wäre Sealsdramon, welches uns wieder überraschen könnte. Devimon, Lynxmon und Lekismon werden es beschäftigen, sollte es sich blicken lassen. Wir anderen rennen rein, suchen Losers Mutter und rennen wieder raus. Okay?“ Als alle nickten gab sie Devimon ein Zeichen. Es nickte, verschränkte die Arme und schloss die Augen. Wie in Zeitlupe wuchsen hinter den Männern lange Arme aus dem Boden, die langsam höher gingen. Als sie auf Höhe des Nackens war, griffen sie blitzschnell zu. „Todeskrallen, Paralysegriff“, murmelte Devimon und leichte Funken fliegen als die Hände fester zugriffen. Die Männer waren sofort betäubt und fielen zur Seite. Alle rannten los, sprangen über die Abzäunung und hatten gerade die Hälfte des Parkplatzes überquert, als Sealsdramons Stimme aus allen Richtungen ertönte: „Alarm, Eindringlinge. Eliminierung eingeleitet.“ Alle blieben stehen. Sealsdramon? Hier? Stella hatte es zwar in Erwägung gezogen, dass es erscheinen würde, aber wieso erklang dessen Stimme auf dem Gebiet der digitalen Sondereinheit, der DSE? Die linke und rechte Hebetür hob sich. Heraus traten zwei Digimon. Das eine erinnerte an einen Maulwurf, der einen Bohrer, statt einer Nase hatte, das andere an einen Mix aus mehreren Tierarten und hatte eine gelbliche Farbe. „Calu, das sind Drimogemon und Cyclonemon, beides Championlevel Digimon.“ Kougamon, Kiwimon und Gekomon traten vor. „Überlass die uns, sang das Gekomon und machte ein ernstes Gesicht. Kiwimon und Kougamon nickten. Nick, Thomas und Kevin traten ebenfalls aus der Gruppe. „Genau, unsere drei Digimon werden mit ihnen fertig“, meinte Kevin. Steve nickte, ging aber nicht sofort weiter, sondern sagte noch vorher: „Seht mal. Sie haben dieses Band um dem Arm. Seid vorsichtig. Wir kommen so schnell wie möglich zurück.“ Dann rannten sie durch das links Tor hinein. Kougamon, Kiwimon und Gekomon blieben vor den zwei Gegnerdigimon stehen. „Zeit für ein wenig Action!“, riefen sie synchron. „Nun wird mir langsam alles klar! Deshalb wurde Omega nie gefasst. DSE und Omega, sind ein und dasselbe!“, rief Kurt während er versuchte mit den anderen Schritt zu halten. „Ja, so konnten sie unbehelligt ihre Aktivitäten fortsetzen“, sagte Steve zustimmend. Sie erreichten eine große Halle. Wahrscheinlich die Eingangshalle. Niemand war zu sehen. „Ihr seid unartige Kinder, wurdet ihr nicht erzogen?“ Der große Monitor über der Rezeption erstrahlte und ein männliches Gesicht mit Sonnenbrille und Glatze erschien darauf, welches sie angrinste. „Maul halten! Wo habt ihr meine Mutter hinverschleppt?!“, rief Dustin mit geballten Fäusten. Der Mann schien beide Brauen zu heben, man konnte es durch die Brille nicht genau erkennen. Dann sagte er verwundert: „Dann bist du also der Sohn von Rose und Steve Thomsen?“ Dustin blinzelte. Woher kannte dieser Mann den Namen seines Vaters? Steve schien sehr verwundert darüber, dass Dustins Vater genauso hieß wie er selbst. Der Mann grinste und fuhr fort: „Das nehme ich mal als ein `Ja.´. Ich denke, dann sollte ich dir etwas zeigen.“ Das Bild des Monitors änderte sich. Es zeigte eine Art Gefängniszelle, die allerdings recht groß und mit verschiedenen Geräten und Hilfsmitteln voll gestopft war. Blätter, Notizhefte, Stifte und ein Computer lagen auf dem Schreibtisch verstreut. Dann fiel sein Blick auf zwei Menschen, die sich in der Zelle befanden. Die Frau vorne im Bild, war seine Mutter. Der Mann war von ihr noch etwas verdeckt. Sie hielt ihn umarmt. Schließlich riss er sich los und stand auf. Nun sah Dustin den Mann von vorn. Kurt, Chris und Cathy klappte der Mund auf. Dustin allerdings fiel der Unterkiefer einfach nur runter und seine Augen weiteten sich so weit, dass seine Brauen unter dem Pony verschwanden. Da seine Augen so weit geöffnet waren, fingen sie vor Schmerz an zu tränen und verschleierten seinen Blick leicht. Sein Atem blieb kurz stehen und er ging fast in die Knie. „A-Aber… das… ist…“, nuschelten Chris und Cathy synchron und Dustin beendete den Satz etwas stotterig: „P-Papa…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)