A normal life von Tomonyan (- or is it a Nightmare? (AoixUruha, ReitaxUruha, Sagax??)) ================================================================================ Kapitel 2: Nur das ich inzwischen nicht mehr weinen kann -------------------------------------------------------- Titel: A normal life - or is it a Nightmare? Kapitel: 2/? Autorin: -Satty- Pairing: AoixUruha, ReitaxUruha Genre: Shounen-ai, Darkfic, Lemon/Lime Disclaimer: müsste bekannt sein Kommentar: Ohne großes Federlesen das zweite Kapitel… und wie immer sind Kommis gern gesehen ^^" A normal Life – or is it a Nightmare? Kapitel 2: „Nur das ich inzwischen nicht mehr weinen kann“ Nur widerwillig stieg Uruha aus dem schwarzen Toyota seines Freundes, aber er wusste, dass Reita solange warten würde, bis er im Schulgebäude verschwunden war. Der 18-Jährige seufzte, schulterte seinen Rucksack und trabte auf das große Schultor zu. Schon jetzt sah er die ganzen Schüler in ihren Uniformen auf dem Schulhof und er bekam eine Gänsehaut. Noch nie hatte er solche Menschenmassen ertragen, besonders nicht, wenn sie ihn alle ansahen. Und das nur, weil er einen Rock und eine dünne Strickjacke trug, anstatt der vorgeschriebenen Schuluniform. Er hatte ja auch noch keine. Ratlos stand er schließlich vor dem Haupteingang des großen Schulgebäudes, wusste weder wo er hin sollte, noch in welche Klasse er musste. ‚Wäre ich doch gestern hergekommen.’, dropte er. Ihm würde nichts anderes übrig bleiben, als jemanden zu fragen. Er suchte sich den nächst Besten, der dummerweise ein Mädchen in seinem Alter war, das sich lautstark mit ihren Freundinnen unterhielt, sich empört umdrehte, als er sie fragte wo er sich melden musste. Dunkle Mandelaugen sahen ihn abschätzend an, fuhren über den kurzen Rock, zu seinen geschminkten Augen. Ihre rot geschminkten Lippen verzogen sich zu einem abfälligen Lächeln. „Geh einfach rein. Das Sekretariat ist ausgeschildert.“ Dann drehte sie sich wieder um und schwatzte lautstark weiter, ließ Uruha einfach stehen. Dieser zog die Augenbrauen zusammen und ging grummelnd in das große Gebäude. Er wusste, weshalb er solche Ziegen hasste und sich von ihnen fernhielt. Suchend sah er sich in der großen Halle um, entdeckte tatsächlich ein Schild mit der Aufschrift ‚Sekretariat 2. Stock’. Er seufzte, ging dann aber die Treppen nach oben und suchte den langen Korridor nach dem gesuchten Zimmer ab. Selbst hier oben standen Schüler und unterhielten sich, blickten ihn nur kurz an und wandten sich dann ab. Ihm war das nur Recht. ‚So wenig Aufmerksamkeit wie nur möglich.’, dachte er bei sich. Und als er endlich das Sekretariat gefunden hatte, ertönte die Schulglocke. „Na toll… erst schwänzen und jetzt zu spät kommen!“ Er klopfte an und betrat dann das Zimmer. Eine Frau mittleren Alters saß an einem großen Schreibtisch, blickte ihn über die Ränder ihrer Brille fragend an. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte sie rhetorisch, tippte aber weiter auf der Tastatur herum. „Ähm… mein Name ist Kouyou Takashima und ich bin neu. Ich wüsste gerne welche Klasse ich bin.“ „Klasse 2B5, Stock 3, Raum 305, Klassenlehrer Isaga Kanawabe.“, kam es nur einen winzigen Augenblick später. Erschrocken sah Uruha die Frau an. „Schulbücher bekommst du im Erdgeschoss bei Fräulein Sanaka Kajima, ebenfalls deine Schuluniform. Hier ist dein Schulbogen.“ Sie reichte ihm einen Hefter mit seinem Namen sowie Angaben wie Wohnort, Eltern usw. und seinem Bücherzettel. „Lass den von deinem Lehrer durchsehen und bringe ihn heute Nachmittag wieder ins Sekretariat. Dann geh jetzt.“, sagte sie und deutete zur Tür. Uruha, noch immer ziemlich überrumpelt, verließ das Sekretariat, versuchte in seinem Kopf noch einmal zu ordnen, was diese Frau ihm in weniger als einer Minute gesagt hatte. ‚Okay… Klasse 2B5… Stock 3 Raum 305 und Isaga Kanawabe… gut und das hier soll ich nachher wieder abgeben und vorher aber noch zu dieser Kajima wegen Schuluniform und Schulbüchern…’ Er schüttelte seinen Kopf, machte sich dann auf den Weg zu seinem Klassenzimmer. Vorsichtig klopfte er an die Tür, hinter der er bereits seinen Lehrer sprechen hören konnte. Die Stimme brach ab und die Tür wurde geöffnet. Uruha starrte direkt in das Gesicht eines älteren Mannes, dessen Haare fein säuberlich zurückgegelt waren und auf dessen Nadelstreifenanzug kein einziges Staubkörnchen zu sehen war. „Bist du Kouyou Takashima?“, fragte er streng und kalt. Eingeschüchtert nickte Uruha, presste den Hefter an seinen Körper. „Einen Tag und 10 Minuten zu spät. Ein guter Start in das neue Schuljahr! Nun kommen Sie rein, legen ihren Bogen auf den Tisch und suchen Sie einen Platz!“, fuhr der Lehrer fort, blitzte Uruha nur durch die Gläser der großen Nickelbrille an. Dieser beeilte sich den Anforderungen nachzukommen, legte die Hefter auf den Tisch, sah such dann suchend um. Alle Schüler hatten aufgehört zu arbeiten und starrten ihn an. Und unter all diesen fremden Menschen, entdeckte er ein bekanntes Gesicht, das ihn verblüfft ansah. ‚Aoi? Nein, nicht der!’ Innerlich jaulte Uruha auf, doch die Stimme des Lehrers holte ihn zurück. „Nun stehen Sie nicht dumm rum! Setzten Sie sich!“ Er zuckte zusammen, verzog das Gesicht und trabte auf Aoi zu, neben dem der einzige Platz im Raum noch frei gewesen war. Kaum hatte sich Uruha gesetzt, wurde er auch schon wieder von dem Lehrer angesprochen. „Haben Sie schon ihre Schulsachen geholt? Antworten Sie nicht. Sie haben keine. Shiroyama-kun! Lassen sie ihn mit hineinsehen. Sie haben die Bücher ja noch vom letzten Jahr!“, sagte der Lehrer abweisend und befehlend, drehte sich dann der Tafel zu. Aoi schnitt eine Grimasse, schob dann aber das Buch in die Mitte, sodass Uruha ebenfalls mit hineinsehen konnte. Die erste Stunde verlief ohne weitere Zwischenfälle. Doch bereits in der ersten Pause hätte Uruha das Schulgebäude am liebsten wieder verlassen. Sämtliche Schüler hatten sich um seinen und Aois Tisch versammelt, löcherten ihn mit Fragen, wieso er denn so enge Hosen trug und wo er her kam. Er beantwortete alle Fragen nur mit kurzen raren Antworten. Einzig Aoi schien zu bemerken, dass ihm das alles sehr unangenehm war. Er beobachtete jede Regung seines neuen Banknachbarn und wieder fielen ihm diese dunklen, kalten Augen auf. ‚Er ist wirklich verdammt einzigartig. Schon gestern im Park hatte er etwas Besonderes an sich. Aber ich kann nicht mal sagen, was es ist.’ Es klingelte zur nächsten Stunde. Uruha seufzte glücklich auf, als die anderen sich wieder hinsetzten. Aoi schmunzelte, zog seine Geschichtssachen und einen Bogen Papier aus dem Rucksack, schnappte sich einen Stift und schrieb. Die können ganz schön nerven. Aber keine Sorge, das lässt bald nach… ^^ Er schob den Zettel Uruha zu, der ihn nur misstrauisch betrachtete, jedoch zurückschrieb. Hoffentlich! War überrascht, dich hier zu sehen… Ich auch… hast bestimmt mein dummes Gesicht gesehen. Sorry noch mal wegen gestern. Wollte dich nicht in Verlegenheit bringen… Kam die Antwort zurück. Weiß nicht wieso du dich entschuldigst. Mir war es nur peinlich. Normalerweise weine ich nicht, wegen solch einer Lappalie. Du denkst jetzt bestimmt ich bin ein Weichei. Selbst von sich überrascht starrte Uruha auf seine geschriebenen Worte. ‚Wie kann ich nur so offen sein? Das ist doch sonst nicht meine Art.’ Stirnrunzelnd schob er den Zettel dennoch rüber, wartete gespannt auf eine Antwort. Aoi hatten seine Worte ebenfalls überrascht. Er wollte gerade antworten als ein leises Räuspern ihn aufschrecken ließ. Direkt vor ihm stand seine Geschichtslehrerin. „Oh. Ihnen ist mein Unterricht wohl zu langeilig, Shiroyama-kun? Dann gehen Sie doch an die Tafel und geben mir eine Antwort auf meine Frage. Und das behalte ich!“ Sie entzog Aoi den Zettel, drückte ihm stattdessen das Kreidestück in die Hand. Aoi starrte seine Lehrerin mit Tellergroßen Augen an. „Ähm… könnten Sie bitte die Frage noch einmal wiederholen?“, fragte er unsicher. Die Lehrerin zog eine Augenbraue nach oben. „Sechs. Ein sehr schöner Beginn für das neue Jahr.“ Damit drehte sie sich um und stöckelte zurück zu ihrem Lehrerpult, schmiss den Zettel nebenbei in den Mülleimer. „Mist.“, knurrte Aoi, ballte seine Hand zur Faust. „Diese blöde Ziege.“ Uruha sah ihn nur von der Seite an, sagte aber nichts. Seine Angst, ebenfalls eine schlechte Note zu bekommen, war zu groß. Seufzend packte Uruha die Schulbücher in seine Tasche. Die Schuluniform hatte er bereits eingepackt. Der Schultag war zu ende und er war froh darüber. Sieben Stunden. An diesen Rhythmus musste er sich erst mal wieder gewöhnen. Zulange war er nicht mehr in der Schule gewesen und er wusste auch, warum er sie nie vermisst hatte. Nun musste er nur noch seinen Bogen im Sekretariat abgeben, dann könnte er endlich nach Hause. Reita wartete mit Sicherheit schon auf ihn. Er beeilte sich und gab den Bogen ab, stürmte die Treppen hinunter und wollte gerade das Schulhaus verlassen, als eine Stimme ihn zurückhielt. „Uruha! Warte!“ Etwas überrascht drehte er sich um, sah einen schwarzen Haarschopf auf sich zueilen, identifizierte ihn als Aoi. Seufzend blieb er stehen. „Was ist denn?“, fragte er murrend, einen Blick immer auf seine Armbanduhr werfend. „Ich… wollte fragen, ob du heute Nachmittag schon was vor hast?“, fragte Aoi etwas außer Atem. Uruha starrte ihn kurze Zeit verblüfft an, hatte er doch niemals mit so einer Frage gerechnet. „Ähm… nein. Wieso fragst du?“ „Hättest du nicht Lust dich mit mir zu treffen?“, kam es spontan von Seiten Aois. „Ich… ich weiß nicht…“, stotterte Uruha unsicher. Er wusste nicht wie Reita reagieren würde und ob er es auch wollte. Immerhin kannte er Aoi erst seit einem Tag. „Was… was willst du denn machen?“ „Na ja ich dachte wir könnten etwas Gitarre spielen, oder so…“, erwiderte Aoi etwas drucksend. Er konnte Uruha ja wohl schlecht sagen, dass er einfach Zeit mit ihm verbringen wollte, weil er ihn faszinierte. Uruhas Anspannung löste sich. „Okay… wollen wir und im Park treffen?“, fragte er leise. Aoi lächelte. „Ja, das wäre toll. Wann?“ „Ähm… 17 Uhr… du ich muss jetzt los, okay? Wir sehen uns ja nachher…“ Damit drehte Uruha sich um und verschwand aus dem Schulgebäude, erkannte bereits von weitem den schwarzen Toyota vor dem Schulgelände. Aoi sah dem davoneilenden braunblonden Haarschopf nach, seufzte. ‚Kaum zu glauben, dass er auf mein Angebot eingestiegen ist. Ich hätte eher gedacht, dass er ablehnt, aber na ja ich sollte mich freuen.’ Lächelnd wandte auch er sich ab, verließ ebenfalls das Schulgebäude und schlug den Weg zu sich nach Hause ein. *** Mit einem leisen Krachen fiel die Tür ins Schloss. Aoi zog sich Schuhe und Jacke aus und packte seine Schlüssel auf die Kommode. Mit schleifenden Schritten lief er ins Wohnzimmer, zog die Jalousien nach oben. Warmes Sonnenlicht drang durch die schmutzige Fensterscheibe. ‚Hm… ob Saga schon wach ist?’, dachte der Schwarzhaarige, sah sich in dem Wohnzimmer um. ‚Sieht jedenfalls so aus, als hätte er wieder Kunden gehabt.’ Kopfschüttelnd bückte sich Aoi und sammelte die herumliegenden Klamotten ein. ‚Er hätte ruhig aufräumen können.’, dachte Aoi knurrig und warf sie in den Wäschekorb. Dann drehte er sich um, lief auf die Zimmertür seines Mitbewohners zu und schlug gegen die Tür. „Saga! Ich bin wieder zu Hause! Steh endlich auf!“, rief er, ging in die Küche und machte den Kühlschrank auf. ‚Leer! Wieso wusste ich das nur?’, dachte Aoi ironisch, zuckte leicht zusammen, als zwei schlanke Arme sich um seine Taille schlangen. „Hi Süßer. Du brauchst nicht so zu schreien. Ich war wach.“, hauchte eine rauchige Stimme. Murrend befreite sich Aoi aus der Umarmung. „Mou Saga! Du solltest doch heute einkaufen gehen!“, klagte Aoi, blickte den Älteren vorwurfsvoll an. „Ups… vergessen?“, lächelte Saga, warf sein langes Haar elegant über seine Schulter, verzog den hübschen Mund zu einem entschuldigenden Lächeln. Aoi seufzte. „Dann zieh dir etwas an und mach es jetzt! Ich will nachher noch weg.“ „Ach wohin denn?“ Neugierig blickten dunkle, mit schwarzen Kajal umrundete, Mandelaugen ihn an. „Ich will mich im Park mit einem neuen Klassenkameraden treffen. Und nein, es ist nicht das was du denkst!“, sagte Aoi sofort, kramte auf der Suche nach Essen in den Schränken herum, fand schließlich ein Päckchen Reis und ein Glas chinesisches Gemüse. Beides nahm er raus und stellte es auf die Anrichte. Saga hatte sich an den Kühlschrank gelehnt und sah Aoi amüsiert zu. „Och, was denkst du nur wieder von mir, hm?“ „Da gibt es nichts zu denken. Ich weiß, dass du so tickst, Saga. Macht dein Beruf.“ „Hey, wenigstens bringe ich Geld rein und es ist mein Verdienst, dass wir hier so billig wohnen können, ja! Außerdem macht es mir Spaß was ich tue.“ „Na ja… das kann ich zwar nicht verstehen, aber es ist deine Sache was du machst. Ich halte mich daraus.“, erwiderte Aoi und setzte einen Topf Wasser auf. Saga sah ihm dabei zu, lachte, als der Schwarzhaarige den Deckel verlor, schob ihn grinsend beiseite. „Ach komm Aoi. Ich mach das. Deck lieber den Tisch, hai?“, flötete der schöne Dunkelblonde, dessen Haare im Licht teilweise golden leuchteten. Grummelnd gab Aoi nach. Er wusste, dass er nicht kochen konnte, aber dass Saga ihm das auch ewig vorhalten musste, fand er gemein. Er deckte den Tisch und setzte sich auf seinen Platz, kratze gedankenverloren an dem Rand des ohnehin schon lädierten Tisches herum, löste noch mehr von dessen Beschichtung. Und als Saga zwei Teller mit dampfender Reis-Gemüse-Suppe auf den Tisch stellte, hatte er ein kleines Muster eingekratzt. Gemeinsam aßen sie und während Aoi den Abwasch übernahm, machte Saga sich fertig um einkaufen zu gehen. „Ich geh dann…“, zwitscherte Saga, kam noch einmal in die Küche und drehte sich. „Na, was meinst du?“, fragte er, poste was das Zeug hielt. Aoi stand nur daneben und dropte. „Ja, du siehst toll aus… wie immer. Wieso brauchst du eigentlich Bestätigung, wenn du selber weißt, dass du hübsch bist.“ „NANI! Nur hübsch?“ Gespielt verzog Saga seinen, jetzt mit auffälligen Lippenstift geschminkten, Mund zu einem Schmollmund. Aoi seufzte. „Ist ja gut. Du bist das beste, schönste, wundervollste und bezaubernste Wesen auf diesem Kontinent. Nun zufrieden?“ „Nein, du hast elegant und anmutig vergessen.“, Saga steckte dem Jüngeren die Zunge raus, wich dem entgegen geflogenen Geschirrtuch gekonnt aus. „Quatsch nicht so viel und geh endlich…“, knurrte Aoi und drehte sich wieder der Spüle zu, stellte die letzten Geschirrteile in den Schrank. Er hörte nur noch Sagas lautes „Baibai“ und wie die Haustür ins Schloss fiel, dann war es ruhig. „Mein Gott… der Kerl raubt einen sämtliche Nerven.“, seufzte er und verschwand in seinem eigenen Zimmer, begann nun seinerseits sich fertig zu machen, denn es war schon fast halb fünf. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen war. Er kämmte seine Haare, wuschelte sie anschließend aber wieder durch. Er machte sich nicht sonderlich viel aus seinem Aussehen, trotzdem hatte er seine Schuluniform soweit seinen Anforderungen gestaltet, wie es möglich gewesen war. Einige Buttons, Fransen und Aufnäher zierten den dunklen Stoff nun. Doch im Moment war sie ihm egal. Unachtsam landeten Hose und Oberteil in der Ecke seines kleinen Zimmers. Nur mit Boxershorts bekleidet, öffnete er seinen Schrank, zog ein einfaches schwarzes Shirt und eine Jeans aus dem Schrank, zog beides an und schlüpfte dann in seine Sneakers, schnappte sich seine Gitarre und zog die Haustür hinter sich ins Schloss. *** Immer wieder einen Blick auf die Uhr werfend, saß Uruha auf der Parkbank. Es war bereits zehn nach fünf. ‚Hm… ob er mich vergessen hat? Oder war das alles wieder nur ein Spiel, um mich reinzulegen?’ Er wollte gerade aufstehen, als ein lautes Rufen ihn innehalten ließ. „URUHAAAA!!!“ Erschrocken drehte er sich um. Heftig atmend kam Aoi bei ihm zu Stehen. „Gomen… aber die… U-Bahn… war so voll… und ich musste… eine abwarten…“, schnaufte er heftig, blickte Uruha entschuldigend an. Dieser lächelte schüchtern. „Ich dachte schon, du kommst nicht, aber wenn die U-Bahn wirklich so voll war.“ Er lächelte, setzte sich wieder hin. „Also fangen wir an?“ Er zeigte auf seine Gitarrentasche. Aoi stutzte kurz, erwiderte dann aber das Lächeln seines neuen Klassenkameraden, nickte. Auch er setzte sich auf die Bank und zog seine Gitarre aus dem abgetragenen Gitarrenkoffer hervor. Seine Gitarre war bei weitem nicht so schön wie Uruhas, aber er liebte sie, strich leicht über ihre Saiten. Dabei wurde er von zwei dunklen Augen beobachtet, die sanft und verträumt blickten. Längst hatte Uruha seine Gitarre ausgepackt und sie mit gekonnten Griffen gestimmt. Er sah Aoi an, der ihm fasziniert dabei zugesehen hatte. „Du machst das richtig routiniert.“, lächelte der Schwarzhaarige ihn an. Ein zarter Rotton legte sich auf seine Wangen, was ihn nur noch niedlicher machte. ‚Er ist so niedlich… kaum zu glauben, dass er wirklich ein Junge ist.’, dachte Aoi, grinste als Uruha nieste, leise „Sumimasen“ murmelte. „Nicht schlimm.“, erwiderte Aoi. Doch dann löste er sich von Uruhas Anblick, klimperte auch auf seiner Gitarre herum. Etwa zwei Stunden saßen sie auf der Parkbank. „Du spielst echt schön… so gefühlvoll.“, seufzte Uruha, lehnte sich an die Bank, schloss seine Augen. Der Blonde schluckte bei diesem Anblick, spürte wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. „Danke…“, stotterte er. Einige Zeit herrschte Stille zwischen ihnen, bis Uruhas leise, sanfte Stimme sie zerbrach. „Könntest du… noch einmal dieses Lied spielen? Bitte.“ Ein warmer Schauer lief über Aois Rücken. „Natürlich… wenn du es möchtest.“, erwiderte er ebenso leise, nahm seine Gitarre und begann zu spielen, spielte dieselben sanften Töne, wie am Vortag. Uruha lauschte und wieder liefen die Tränen über sein Gesicht. „Uruha!“ Besorgt sah Aoi den hübschen Jungen an, doch dieser reagierte nicht, zog nur die Beine auf die Bank. ‚Dieses Lied… es erinnert mich so an sie? Sie wollte mir beibringen wie ich meine Gefühle zu benutzen habe, aber ich… ich konnte es nicht. Ich konnte sie nicht beschützen… dieser Schmerz. Er ist so tief…’ Lautlos begann Uruha zu schluchzen und weitere Tränen liefen über seine Wangen. „Ur-Uruha.“ Aoi wusste nicht, was er tun sollte. Er verstand nicht wieso Uruha weinte. Zittrig streckte er seine Hand nach dem bebenden Körper aus, zog sie aber fast gleichzeitig wieder zurück. ‚Ich kann es nicht. Ich kann ihn nicht in den Arm nehmen. Ich weiß doch nicht mal was ich ihm sagen soll, damit er sich beruhigt. Wieso weinst du Uruha? Hat mein Lied eine schlimme Erinnerung in dir ausgelöst?’ „Was ist denn los? Warum weinst du Uruha? Bitte…“, sagte er hilflos, konnte nichts anderes tun, als ihn nur anzusehen. Uruha öffnete seine klagenden, tränenbehangenen Augen, sah Aoi vorsichtig an. Aoi schluckte bei diesem Anblick. ‚Er... hat schöne Augen... so wunderschöne Augen, die doch so traurig und auch eiskalt sind. Was magst du nur erlebt haben, dass dein Blick so eiskalt und verletzt ist?’ „Es tut mir leid. Du musst mich jetzt für einen Schwächling halten, denn ich weine schon zum zweiten Mal wegen deinem Lied. Aber weißt du... irgendwann kann man die Trauer und den Schmerz nicht mehr zurückhalten und... und dann... bricht er einfach aus einen heraus...“, sagte er bitter lächelnd, wischte sich die Tränen ab, versuchte die erneuten Tränen zurückzuhalten, doch eine einzige befreite sich aus seinen Augen und lief über seine Wange. „Nein… das ist doch gar nicht wahr Uruha. Ich selbst weiß wie du dich fühlst.“ ‚Nur das ich inzwischen nicht mehr weinen kann.’, fügte er in Gedanken hinzu. Er hob seine Hand, wischte die einsame Träne von Uruhas Wangen, der kurz zurückzuckte, ihn dann aber gewähren ließ. ‚Du bist so verletzlich. Wie ein Schwalbenschwanz im Wind… oh Uruha…’ Vorsichtig und darauf bedacht Uruha nicht zu überrumpeln, zog er ihn in eine warme Umarmung. „Lass ihn raus… deinen Schmerz.“, raunte er ihm zu und für den Blondbraunen brachen die Barrikaden. Er klammerte sich an den fremden Körper Aois, ließ seinen Tränen restlos freien Lauf. Es war ihm im Moment egal, dass es ein Fremder war, der seine Tränen und seinen Schmerz sah, doch es war jemand, der ihm Halt gab, Halt, den er nirgends sonst bekommen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)