A normal life von Tomonyan (- or is it a Nightmare? (AoixUruha, ReitaxUruha, Sagax??)) ================================================================================ Kapitel 1: „Aber hoffen darf man doch oder?“ -------------------------------------------- Titel: A normal life - or is it a Nightmare? Kapitel: 1/? Autorin: -Satty- Pairing: AoixUruha, ReitaxUruha Genre: Shounen-ai, Darkfic, Lemon/Lime Disclaimer: Nein nichts außer die Idee zu dieser FF gehört mir. Gazette gehören sich selbst und ich will damit auch kein Geld verdienen. Kommentar: Soo da ist nun also mal etwas Neues von mir bzw. altes. Tatsächlich ist die FF bereits vor zwei Jahren entstanden und nach einigen Bearbeitungen will ich sie einfach mal hochladen um zu sehen wie sie ankommt. Basieren tut die FF nach meinem aller ersten RPG ^^ Damals noch in anderer Besetzung. Und wundert euch nicht wenn die Charas hier im Bezug auf andere FFs vlt andere Charazüge annehmen. ^^ Ich hoffe, dass es euch gefällt und über Kommis, sowie Verbesserungsvorschläge freue ich mich sehr. A normal Life – or is it a Nightmare? Kapitel 1: „Aber hoffen darf man doch oder?“ Mit hängenden Schultern trottete er durch die Strassen. Der Gurt der schwarzen Gitarrentasche hing schwer auf seinen schmalen Schultern, doch ihn störte das nicht. Seine Augen nahmen ihre Umgebung mit misstrauischem Blick wahr. Überall um ihn herum liefen kleinere oder größere Gruppen Schulmädchen umher, schwatzen mit lauten Stimmen um die Wette, damit auch jeder den neusten Tratsch des anderen mitbekam. Genervt seufzend lief er weiter, wollte erst gar nicht von einem dieser Teenies entdeckt werden, obwohl sein Äußeres sowieso schon genug Aufsehen erregte. Schwarze Stiefel, ausgerissene Jeans und bauchfreies Top. Für einen Jungen eine ziemlich gewagte Aufmachung, doch da ihn eh alle für ein Mädchen halten würden, war es ihm egal. Er saß auf der Schulmauer, beobachtete nur still die Massen um sich herum. ‚Und da soll ich rein? Nein danke!’, schoss es durch seinen Kopf. Mit einem Schulterzucken sprang er von der Mauer und verschwand in den leerer werdenden Strassen, denn es hatte geklingelt. Er hatte keinen Bock auf Schule, lief lieber streunend durch die Strassen der Millionenmetropole. In einem kleinen Park angekommen, setzte er sich auf eine Parkbank, seufzte. „Na das fängt doch wieder einmal super an. Kaum wieder hier, schon schwänze ich die Schule, dabei habe ich es Reita doch versprochen.“ Er sah einen kleinen Vogel an, der auf den Boden vor ihm hin und her hüpfte und ihn aus dunklen Augen anblickte. Er lächelte, nahm seinen kleinen Rucksack zur Hand und zog sein Frühstück hervor. Langsam begann er kleine Brocken abzubrechen und sie ihm hinzuwerfen. Der Vogel zwitscherte und schon bald kam ein zweiter hinzu, dann ein dritter und so ging es weiter, bis sein Frühstück alle war. „Gomen ihr Kleinen, aber ich habe nichts mehr.“ Die Vögel legten ihre Köpfchen schief und während die meisten davonflogen, blieb einer da, hopste sogar auf seinen Schoß, piepste leise. Er lächelte, hielt dem Tier sogar seine Finger hin und es hüpfte auf sie. „Na du. Was ist? Ich habe nichts mehr, was ich dir geben kann, also flieg und geh zu deinen Freunden.“ Er hob seine Hand und der Vogel flog mit einem leisen Zwitschern davon. Traurig sah er ihm nach. ‚So frei sein wie ein Vogel. Das wäre ein Traum, doch ich bin Realist und weiß, dass ich es nie sein kann. Das haben auch die Ärzte und Schwestern gesagt. Aber die denken doch auch nur, dass sie alles mit ihrem Geschwafel hinkriegen. Tja… ihre blöde Therapie konnte mir ja auch nicht helfen.’ Gedankenverloren lehnte er sich zurück. ‚Was Reita wohl sagt, wenn er erfährt, dass ich nicht in der Schule war, obwohl er alles organisiert hat? Was soll ich überhaupt da? Sind doch eh alles nur Idioten, die nie mit mir klar kommen würden. Warum es also versuchen, es würde wie immer sein. Sie sehen mich an, schleimen sich ein, sind scheiß freundlich bis sie merken, dass ich nicht so bin wie sie, dann lassen sie mich fallen und trampeln auf meinen Gefühlen herum. Nein, auf so was habe ich keinen Bock.’ Er öffnete seine Gitarrentasche und zog die dunkle Gitarre daraus hervor. Sie war sein wertvollster Besitz, das Einzige, was ihm noch von seiner Kindheit erhalten geblieben war. Lächelnd strich er über die gestimmten Saiten, spielte aus dem Kopf eine Melodie. ‚Wozu Freunde, wenn ich auch dich habe, Baby.’ *** Zur selben Zeit lief ein schwarzhaariger Junge durch die Strassen. Auch er war dem Schulgedränge entkommen, irrte nun ziellos umher. ‚Tss... was soll ich in der Schule überhaupt? Die können mich mal...’ Es waren ihm viel zu viele Leute da gewesen, sodass er aufpassen musste nicht zerquetscht zu werden. ‚Da mach ich mir viel lieber einen schönen Nachmittag. Es wird schon was Lustiges zu finden sein.’ Er grinste vor sich hin, während er weiter die Strasse hinab lief, direkt auf den kleinen Park zu. ‚Hm… aber was mach ich jetzt? Nach hause will ich nicht. Was soll ich da, allein? Sitze eh nur wieder rum.’ Über seinen Gedanken hatte er den Park erreicht, hörte nun auch die feinen Gitarrenklänge, sah auf. ‚Hm? Da hat wohl jemand das gleiche Hobby wie ich. Na mal sehen, wer das ist…’ Neugierig geworden folgte er den Klängen, bis er jemanden auf einer Parkbank sitzen sah. ‚Huh? Ein Mädchen… ein verdammt süsses Mädchen. Wusste gar nicht, dass die so gut Gitarre spielen können. Komisch, ich hab sie hier noch nie gesehen. Na ja… vielleicht habe ich ja auch eine schöne Begleitung für meinen Tag gefunden.’ Leicht vor sich hingrinsend lief er auf das (seiner Meinung nach) Mädchen zu. Er setzte sich einfach neben sie, blickte sie an. „Das hört sich wirklich schön an. Spielst du schon lange?“ Sie zuckte zusammen und hätte die Gitarre bald fallen gelassen, hätte er nicht nach ihr gegriffen. „Hoppla… ich wollte dich nicht erschrecken.“, sagte er und reichte ihr die Gitarre. Ihre Blicke trafen sich und er schluckte. ‚Was für kalte, aber wunderschöne Augen.’ „Fast zehn Jahre, wieso?“, fragte sie plötzlich und er stutzte. ‚Ihre… ihre Stimme… so dunkel, aber sanft… ist sie vielleicht gar kein…’ Langsam ließ er seinen Blick über ihren Körper wandern, entdeckte ihre flache Brust und schluckte. ‚Waah… sie ist kein Mädchen… sie ist ein Junge!’ „Hey… was starrst du mich so an!“, giftete das Mädchen, nein der Junge, plötzlich. „Äh… nani? Oh gomen… das… wollte ich nicht.“, entschuldigte er sich. Der andere schnaubte. „Also… was willst du? Wieso laberst du mich an?“ Seine dunklen Augen zeugten von Misstrauen. „Ich… anou… dein Gitarrenspiel. Es hat mich angelockt, weil es so schön ist.“ „Aha… spielst du auch?“, fragte der andere mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Ja, aber bei weitem nicht so lange und nicht so gut.“, antwortete er ehrlich. „Wenn du magst… dann… können wir ja mal zusammen spielen…“ Die Unsicherheit in dieser Frage war deutlich herauszuhören. Der andere hob eine Augenbraue und es schien hinter seiner Stirn zu arbeiten. Schließlich sagte er. „Wieso nicht. Wie heißt du?“ „Aoi… und du?“ Aoi freute sich, dass der andere scheinbar doch auf seine Annährungsversuche einstieg. Er wusste nicht wieso, aber irgendwie hatte dieser Junge etwas an sich, das ihn anzog. Er reichte ihm die Hand, doch sie wurde ignoriert. „Uruha.“, kam die eintönige Antwort. „Uruha…“, murmelte Aoi unbewusst. „Ein sehr schöner Name. Er passt zu dir.“ „Schön zu wissen. Also was willst du?“ ‚Uhh… ganz schön biestig der Kleine.’ „Das sagte ich doch. Mit dir Gitarre spielen.“ Aoi lächelte unsicher. Er war überrascht, als Uruha ihm plötzlich die Gitarre vor die Augen hielt. „Hier… du sagst du spielst auch. Also zeige es mir?“ Verwundert nahm er das Instrument entgegen, strich andächtig über die Saiten, bemerkte sofort, dass Uruha sie sehr oft pflegte, denn das dunkle Holz war so poliert, dass er sich fast darin spiegeln konnte. „Wow… sie ist unglaublich schön. Warum gibst du sie mir so einfach?“ Uruha zuckte nur mit den Schultern. Er selbst wusste nicht so ganz, wieso er es tat. Aoi lächelte nur leicht, überlegte welches Lied er spielen sollte, entschied sich einfach für sein Lieblingslied. Ganz leicht lag die Gitarre in seiner Hand, als er begann mit vorsichtigen Griffen zu spielen. Es war eine Melodie, die traurig und melancholisch durch die Stille des Parks tönte. Uruha hatte sich zurückgelehnt, lauschte einfach nur den sanften Tönen. ‚Es klingt schön... so sanft. Er spielt mit viel Gefühl... etwas das ich noch lernen muss, aber wie soll man Gefühle vermitteln, wenn man keine kennt?’ Sein Blick wurde traurig und ohne dass er es merkte lief eine kleine Träne über seine Wange. Aoi beobachtete den hübschen Jungen neben sich, bemerkte die leichte Gesichtregung und schließlich die Tränen. Er unterbrach sein Spiel, sah den anderen fragend an. „Uruha? Ist alles okay?“ Uruha zuckte erschrocken zusammen, starrte Aoi an, bemerkte endlich sein tränenasses Gesicht. „Nani? Nein… mir geht es gut. Mir ist nur etwas ins Gesicht geflogen. Das… das ist alles.“, sagte er stockend, dreht sich weg und wischte schnell die Tränen weg. ‚Mist… wieso habe ich angefangen zu weinen? Etwa nur wegen seinem Lied? Kami-sama ist das peinlich.’ Er bemerkte Aois skeptischen Blick im Rücken, drehte sich letzt endlich wieder lächelnd zu ihm. „Gomen… ich… muss jetzt los. War schön dich kennen gelernt zu haben, Aoi.“ Er griff nach seiner Gitarre, packte sie hastig in die Tasche und schulterte sie, verschwand ehe Aoi reagieren sollte. Der blieb nur verwirrt zurück. ‚Uruha, was?’ *** Mit eiligen Schritten lief Uruha das Treppenhaus nach oben. Und als er den dritten Stock erreichte, wurde er schon erwartet. Ein lächelndes Gesicht ließ ihn in die Wohnung, schloss die Tür, umarmte ihn sanft. „Na Kleiner? Wie war der erste Schultag, hm?“, flüsterte eine leise Stimme in sein Ohr. Uruha lief ein wohliger Schauer über den Rücken, aber ihn plagte auch das schlechte Gewissen. „Gar nicht. Ich war nicht da.“, sagte er schuldbewusst, spürte wie der andere ihn losließ und ihn umdrehte. Ein fragender Ausdruck in den hellen Augen. „Das musst du mir jetzt genauer erklären. Wieso warst du nicht da?“ Ein kleiner Vorwurf lag in der Stimme. „Gomen Reita… aber es war einfach so voll. Ich wollte ja hin demo… diese ganzen Menschen.“, sagte Uruha, stellte die Gitarrentasche ab und zog sich die Schuhe aus. Reita hatte sich in den Türrahmen gelehnt, beobachtete den Jüngeren dabei. „Hm… aber dann weißt du doch nicht mal in welcher Klasse du bist und Schulbücher hast du auch nicht.“ „Ich weiß, aber kann ich das nicht morgen früh auch noch nachfragen?“ Bettelnd sahen dunkle Augen Reita an. Der Blondschwarzhaarige schüttelte den Kopf, seufzte. „Wo soll das enden Uruha? Du kannst nicht immer vor allem davonlaufen. Und zur Schule musst du, denn ohne Abschluss hast du hier keine Chance.“ „Hai, hai ich weiß. Das predigst du dauernd.“, murrte der Jüngere. „Dann hör auch mal auf das was ich sage!“, erwiderte Reita. Uruha ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer und setzte sich auf die große Couch. „Ach man. Ich werde Gitarrist und gründe meine eigne Band. Dazu brauche ich keinen Schulabschluss.“ Reita lachte, setzte sich zu ihm und zog ihn an sich. „Kleiner Träumer. Denkst du wirklich das das so einfach ist?“ „Nein, aber hoffen darf man doch oder?“, fragte Uruha, lehnte sich an die Brust des Älteren, sah ihn von unten herauf an. Reita strubbelte ihm durch die Haare. „Hoffen schon, trotzdem wirst du ab morgen zur Schule gehen. Hab mir nicht umsonst den Arsch aufgerissen, damit du einen Platz bekommst, verstanden?“ Er tippte den Jüngeren an die Nase. „Haaaiii…“, seufzte Uruha. „Schön. So und nun erzählst du mir, was du sonst den ganzen Vormittag getrieben hast.“ „Ich war im Park und hab Gitarre gespielt, wurde dann von einem komischen Typ angequatscht. Der hielt mich wohl erst für ein Mädchen, schien jedenfalls sehr überrascht, als ich gesprochen habe.“ Uruha kicherte unterdrückt. „Jedenfalls hat er mir auf meiner Gitarre was vorgespielt und ich muss sagen, er ist wirklich gut.“ Reita zog eine Augenbraue nach oben. „Seit wann gibst du denn jemanden freiwillig dein Baby außer mir?“ Uruha zuckte mit den Schultern. „Weiß auch nicht. Kam einfach über mich. Na ja und den Rest bin ich einfach umhergetigert, hab mir neue Klamotten angesehen und so ’nen Kram.“ „Na, da hättest du auch zur Schule gehen können.“ „Musst du mir das jetzt ewig vorhalten?“ Uruha zog einen Schmollmund. „Ja, wenn du so dreist bist gleich den ersten Schultag zu schwänzen.“, schmunzelte Reita. „Mou… ich habe doch schon gesagt. Es tut mir leid.“ „Und was, wenn das nicht ausreicht.“ Reita blitzte ihn an, beugte sich nach vorn und fing Uruhas Lippen in einen leidenschaftlichen Kuss ein. Der Jüngere im ersten Moment noch überrascht, ging auf das Spiel mit ein und erwiderte. Reita stand auf, hob den zierlichen Körper auf seine Arme und trug ihn ins Schlafzimmer, schlug die Tür mit den Füssen hinter sich zu. Kapitel 2: Nur das ich inzwischen nicht mehr weinen kann -------------------------------------------------------- Titel: A normal life - or is it a Nightmare? Kapitel: 2/? Autorin: -Satty- Pairing: AoixUruha, ReitaxUruha Genre: Shounen-ai, Darkfic, Lemon/Lime Disclaimer: müsste bekannt sein Kommentar: Ohne großes Federlesen das zweite Kapitel… und wie immer sind Kommis gern gesehen ^^" A normal Life – or is it a Nightmare? Kapitel 2: „Nur das ich inzwischen nicht mehr weinen kann“ Nur widerwillig stieg Uruha aus dem schwarzen Toyota seines Freundes, aber er wusste, dass Reita solange warten würde, bis er im Schulgebäude verschwunden war. Der 18-Jährige seufzte, schulterte seinen Rucksack und trabte auf das große Schultor zu. Schon jetzt sah er die ganzen Schüler in ihren Uniformen auf dem Schulhof und er bekam eine Gänsehaut. Noch nie hatte er solche Menschenmassen ertragen, besonders nicht, wenn sie ihn alle ansahen. Und das nur, weil er einen Rock und eine dünne Strickjacke trug, anstatt der vorgeschriebenen Schuluniform. Er hatte ja auch noch keine. Ratlos stand er schließlich vor dem Haupteingang des großen Schulgebäudes, wusste weder wo er hin sollte, noch in welche Klasse er musste. ‚Wäre ich doch gestern hergekommen.’, dropte er. Ihm würde nichts anderes übrig bleiben, als jemanden zu fragen. Er suchte sich den nächst Besten, der dummerweise ein Mädchen in seinem Alter war, das sich lautstark mit ihren Freundinnen unterhielt, sich empört umdrehte, als er sie fragte wo er sich melden musste. Dunkle Mandelaugen sahen ihn abschätzend an, fuhren über den kurzen Rock, zu seinen geschminkten Augen. Ihre rot geschminkten Lippen verzogen sich zu einem abfälligen Lächeln. „Geh einfach rein. Das Sekretariat ist ausgeschildert.“ Dann drehte sie sich wieder um und schwatzte lautstark weiter, ließ Uruha einfach stehen. Dieser zog die Augenbrauen zusammen und ging grummelnd in das große Gebäude. Er wusste, weshalb er solche Ziegen hasste und sich von ihnen fernhielt. Suchend sah er sich in der großen Halle um, entdeckte tatsächlich ein Schild mit der Aufschrift ‚Sekretariat 2. Stock’. Er seufzte, ging dann aber die Treppen nach oben und suchte den langen Korridor nach dem gesuchten Zimmer ab. Selbst hier oben standen Schüler und unterhielten sich, blickten ihn nur kurz an und wandten sich dann ab. Ihm war das nur Recht. ‚So wenig Aufmerksamkeit wie nur möglich.’, dachte er bei sich. Und als er endlich das Sekretariat gefunden hatte, ertönte die Schulglocke. „Na toll… erst schwänzen und jetzt zu spät kommen!“ Er klopfte an und betrat dann das Zimmer. Eine Frau mittleren Alters saß an einem großen Schreibtisch, blickte ihn über die Ränder ihrer Brille fragend an. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte sie rhetorisch, tippte aber weiter auf der Tastatur herum. „Ähm… mein Name ist Kouyou Takashima und ich bin neu. Ich wüsste gerne welche Klasse ich bin.“ „Klasse 2B5, Stock 3, Raum 305, Klassenlehrer Isaga Kanawabe.“, kam es nur einen winzigen Augenblick später. Erschrocken sah Uruha die Frau an. „Schulbücher bekommst du im Erdgeschoss bei Fräulein Sanaka Kajima, ebenfalls deine Schuluniform. Hier ist dein Schulbogen.“ Sie reichte ihm einen Hefter mit seinem Namen sowie Angaben wie Wohnort, Eltern usw. und seinem Bücherzettel. „Lass den von deinem Lehrer durchsehen und bringe ihn heute Nachmittag wieder ins Sekretariat. Dann geh jetzt.“, sagte sie und deutete zur Tür. Uruha, noch immer ziemlich überrumpelt, verließ das Sekretariat, versuchte in seinem Kopf noch einmal zu ordnen, was diese Frau ihm in weniger als einer Minute gesagt hatte. ‚Okay… Klasse 2B5… Stock 3 Raum 305 und Isaga Kanawabe… gut und das hier soll ich nachher wieder abgeben und vorher aber noch zu dieser Kajima wegen Schuluniform und Schulbüchern…’ Er schüttelte seinen Kopf, machte sich dann auf den Weg zu seinem Klassenzimmer. Vorsichtig klopfte er an die Tür, hinter der er bereits seinen Lehrer sprechen hören konnte. Die Stimme brach ab und die Tür wurde geöffnet. Uruha starrte direkt in das Gesicht eines älteren Mannes, dessen Haare fein säuberlich zurückgegelt waren und auf dessen Nadelstreifenanzug kein einziges Staubkörnchen zu sehen war. „Bist du Kouyou Takashima?“, fragte er streng und kalt. Eingeschüchtert nickte Uruha, presste den Hefter an seinen Körper. „Einen Tag und 10 Minuten zu spät. Ein guter Start in das neue Schuljahr! Nun kommen Sie rein, legen ihren Bogen auf den Tisch und suchen Sie einen Platz!“, fuhr der Lehrer fort, blitzte Uruha nur durch die Gläser der großen Nickelbrille an. Dieser beeilte sich den Anforderungen nachzukommen, legte die Hefter auf den Tisch, sah such dann suchend um. Alle Schüler hatten aufgehört zu arbeiten und starrten ihn an. Und unter all diesen fremden Menschen, entdeckte er ein bekanntes Gesicht, das ihn verblüfft ansah. ‚Aoi? Nein, nicht der!’ Innerlich jaulte Uruha auf, doch die Stimme des Lehrers holte ihn zurück. „Nun stehen Sie nicht dumm rum! Setzten Sie sich!“ Er zuckte zusammen, verzog das Gesicht und trabte auf Aoi zu, neben dem der einzige Platz im Raum noch frei gewesen war. Kaum hatte sich Uruha gesetzt, wurde er auch schon wieder von dem Lehrer angesprochen. „Haben Sie schon ihre Schulsachen geholt? Antworten Sie nicht. Sie haben keine. Shiroyama-kun! Lassen sie ihn mit hineinsehen. Sie haben die Bücher ja noch vom letzten Jahr!“, sagte der Lehrer abweisend und befehlend, drehte sich dann der Tafel zu. Aoi schnitt eine Grimasse, schob dann aber das Buch in die Mitte, sodass Uruha ebenfalls mit hineinsehen konnte. Die erste Stunde verlief ohne weitere Zwischenfälle. Doch bereits in der ersten Pause hätte Uruha das Schulgebäude am liebsten wieder verlassen. Sämtliche Schüler hatten sich um seinen und Aois Tisch versammelt, löcherten ihn mit Fragen, wieso er denn so enge Hosen trug und wo er her kam. Er beantwortete alle Fragen nur mit kurzen raren Antworten. Einzig Aoi schien zu bemerken, dass ihm das alles sehr unangenehm war. Er beobachtete jede Regung seines neuen Banknachbarn und wieder fielen ihm diese dunklen, kalten Augen auf. ‚Er ist wirklich verdammt einzigartig. Schon gestern im Park hatte er etwas Besonderes an sich. Aber ich kann nicht mal sagen, was es ist.’ Es klingelte zur nächsten Stunde. Uruha seufzte glücklich auf, als die anderen sich wieder hinsetzten. Aoi schmunzelte, zog seine Geschichtssachen und einen Bogen Papier aus dem Rucksack, schnappte sich einen Stift und schrieb. Die können ganz schön nerven. Aber keine Sorge, das lässt bald nach… ^^ Er schob den Zettel Uruha zu, der ihn nur misstrauisch betrachtete, jedoch zurückschrieb. Hoffentlich! War überrascht, dich hier zu sehen… Ich auch… hast bestimmt mein dummes Gesicht gesehen. Sorry noch mal wegen gestern. Wollte dich nicht in Verlegenheit bringen… Kam die Antwort zurück. Weiß nicht wieso du dich entschuldigst. Mir war es nur peinlich. Normalerweise weine ich nicht, wegen solch einer Lappalie. Du denkst jetzt bestimmt ich bin ein Weichei. Selbst von sich überrascht starrte Uruha auf seine geschriebenen Worte. ‚Wie kann ich nur so offen sein? Das ist doch sonst nicht meine Art.’ Stirnrunzelnd schob er den Zettel dennoch rüber, wartete gespannt auf eine Antwort. Aoi hatten seine Worte ebenfalls überrascht. Er wollte gerade antworten als ein leises Räuspern ihn aufschrecken ließ. Direkt vor ihm stand seine Geschichtslehrerin. „Oh. Ihnen ist mein Unterricht wohl zu langeilig, Shiroyama-kun? Dann gehen Sie doch an die Tafel und geben mir eine Antwort auf meine Frage. Und das behalte ich!“ Sie entzog Aoi den Zettel, drückte ihm stattdessen das Kreidestück in die Hand. Aoi starrte seine Lehrerin mit Tellergroßen Augen an. „Ähm… könnten Sie bitte die Frage noch einmal wiederholen?“, fragte er unsicher. Die Lehrerin zog eine Augenbraue nach oben. „Sechs. Ein sehr schöner Beginn für das neue Jahr.“ Damit drehte sie sich um und stöckelte zurück zu ihrem Lehrerpult, schmiss den Zettel nebenbei in den Mülleimer. „Mist.“, knurrte Aoi, ballte seine Hand zur Faust. „Diese blöde Ziege.“ Uruha sah ihn nur von der Seite an, sagte aber nichts. Seine Angst, ebenfalls eine schlechte Note zu bekommen, war zu groß. Seufzend packte Uruha die Schulbücher in seine Tasche. Die Schuluniform hatte er bereits eingepackt. Der Schultag war zu ende und er war froh darüber. Sieben Stunden. An diesen Rhythmus musste er sich erst mal wieder gewöhnen. Zulange war er nicht mehr in der Schule gewesen und er wusste auch, warum er sie nie vermisst hatte. Nun musste er nur noch seinen Bogen im Sekretariat abgeben, dann könnte er endlich nach Hause. Reita wartete mit Sicherheit schon auf ihn. Er beeilte sich und gab den Bogen ab, stürmte die Treppen hinunter und wollte gerade das Schulhaus verlassen, als eine Stimme ihn zurückhielt. „Uruha! Warte!“ Etwas überrascht drehte er sich um, sah einen schwarzen Haarschopf auf sich zueilen, identifizierte ihn als Aoi. Seufzend blieb er stehen. „Was ist denn?“, fragte er murrend, einen Blick immer auf seine Armbanduhr werfend. „Ich… wollte fragen, ob du heute Nachmittag schon was vor hast?“, fragte Aoi etwas außer Atem. Uruha starrte ihn kurze Zeit verblüfft an, hatte er doch niemals mit so einer Frage gerechnet. „Ähm… nein. Wieso fragst du?“ „Hättest du nicht Lust dich mit mir zu treffen?“, kam es spontan von Seiten Aois. „Ich… ich weiß nicht…“, stotterte Uruha unsicher. Er wusste nicht wie Reita reagieren würde und ob er es auch wollte. Immerhin kannte er Aoi erst seit einem Tag. „Was… was willst du denn machen?“ „Na ja ich dachte wir könnten etwas Gitarre spielen, oder so…“, erwiderte Aoi etwas drucksend. Er konnte Uruha ja wohl schlecht sagen, dass er einfach Zeit mit ihm verbringen wollte, weil er ihn faszinierte. Uruhas Anspannung löste sich. „Okay… wollen wir und im Park treffen?“, fragte er leise. Aoi lächelte. „Ja, das wäre toll. Wann?“ „Ähm… 17 Uhr… du ich muss jetzt los, okay? Wir sehen uns ja nachher…“ Damit drehte Uruha sich um und verschwand aus dem Schulgebäude, erkannte bereits von weitem den schwarzen Toyota vor dem Schulgelände. Aoi sah dem davoneilenden braunblonden Haarschopf nach, seufzte. ‚Kaum zu glauben, dass er auf mein Angebot eingestiegen ist. Ich hätte eher gedacht, dass er ablehnt, aber na ja ich sollte mich freuen.’ Lächelnd wandte auch er sich ab, verließ ebenfalls das Schulgebäude und schlug den Weg zu sich nach Hause ein. *** Mit einem leisen Krachen fiel die Tür ins Schloss. Aoi zog sich Schuhe und Jacke aus und packte seine Schlüssel auf die Kommode. Mit schleifenden Schritten lief er ins Wohnzimmer, zog die Jalousien nach oben. Warmes Sonnenlicht drang durch die schmutzige Fensterscheibe. ‚Hm… ob Saga schon wach ist?’, dachte der Schwarzhaarige, sah sich in dem Wohnzimmer um. ‚Sieht jedenfalls so aus, als hätte er wieder Kunden gehabt.’ Kopfschüttelnd bückte sich Aoi und sammelte die herumliegenden Klamotten ein. ‚Er hätte ruhig aufräumen können.’, dachte Aoi knurrig und warf sie in den Wäschekorb. Dann drehte er sich um, lief auf die Zimmertür seines Mitbewohners zu und schlug gegen die Tür. „Saga! Ich bin wieder zu Hause! Steh endlich auf!“, rief er, ging in die Küche und machte den Kühlschrank auf. ‚Leer! Wieso wusste ich das nur?’, dachte Aoi ironisch, zuckte leicht zusammen, als zwei schlanke Arme sich um seine Taille schlangen. „Hi Süßer. Du brauchst nicht so zu schreien. Ich war wach.“, hauchte eine rauchige Stimme. Murrend befreite sich Aoi aus der Umarmung. „Mou Saga! Du solltest doch heute einkaufen gehen!“, klagte Aoi, blickte den Älteren vorwurfsvoll an. „Ups… vergessen?“, lächelte Saga, warf sein langes Haar elegant über seine Schulter, verzog den hübschen Mund zu einem entschuldigenden Lächeln. Aoi seufzte. „Dann zieh dir etwas an und mach es jetzt! Ich will nachher noch weg.“ „Ach wohin denn?“ Neugierig blickten dunkle, mit schwarzen Kajal umrundete, Mandelaugen ihn an. „Ich will mich im Park mit einem neuen Klassenkameraden treffen. Und nein, es ist nicht das was du denkst!“, sagte Aoi sofort, kramte auf der Suche nach Essen in den Schränken herum, fand schließlich ein Päckchen Reis und ein Glas chinesisches Gemüse. Beides nahm er raus und stellte es auf die Anrichte. Saga hatte sich an den Kühlschrank gelehnt und sah Aoi amüsiert zu. „Och, was denkst du nur wieder von mir, hm?“ „Da gibt es nichts zu denken. Ich weiß, dass du so tickst, Saga. Macht dein Beruf.“ „Hey, wenigstens bringe ich Geld rein und es ist mein Verdienst, dass wir hier so billig wohnen können, ja! Außerdem macht es mir Spaß was ich tue.“ „Na ja… das kann ich zwar nicht verstehen, aber es ist deine Sache was du machst. Ich halte mich daraus.“, erwiderte Aoi und setzte einen Topf Wasser auf. Saga sah ihm dabei zu, lachte, als der Schwarzhaarige den Deckel verlor, schob ihn grinsend beiseite. „Ach komm Aoi. Ich mach das. Deck lieber den Tisch, hai?“, flötete der schöne Dunkelblonde, dessen Haare im Licht teilweise golden leuchteten. Grummelnd gab Aoi nach. Er wusste, dass er nicht kochen konnte, aber dass Saga ihm das auch ewig vorhalten musste, fand er gemein. Er deckte den Tisch und setzte sich auf seinen Platz, kratze gedankenverloren an dem Rand des ohnehin schon lädierten Tisches herum, löste noch mehr von dessen Beschichtung. Und als Saga zwei Teller mit dampfender Reis-Gemüse-Suppe auf den Tisch stellte, hatte er ein kleines Muster eingekratzt. Gemeinsam aßen sie und während Aoi den Abwasch übernahm, machte Saga sich fertig um einkaufen zu gehen. „Ich geh dann…“, zwitscherte Saga, kam noch einmal in die Küche und drehte sich. „Na, was meinst du?“, fragte er, poste was das Zeug hielt. Aoi stand nur daneben und dropte. „Ja, du siehst toll aus… wie immer. Wieso brauchst du eigentlich Bestätigung, wenn du selber weißt, dass du hübsch bist.“ „NANI! Nur hübsch?“ Gespielt verzog Saga seinen, jetzt mit auffälligen Lippenstift geschminkten, Mund zu einem Schmollmund. Aoi seufzte. „Ist ja gut. Du bist das beste, schönste, wundervollste und bezaubernste Wesen auf diesem Kontinent. Nun zufrieden?“ „Nein, du hast elegant und anmutig vergessen.“, Saga steckte dem Jüngeren die Zunge raus, wich dem entgegen geflogenen Geschirrtuch gekonnt aus. „Quatsch nicht so viel und geh endlich…“, knurrte Aoi und drehte sich wieder der Spüle zu, stellte die letzten Geschirrteile in den Schrank. Er hörte nur noch Sagas lautes „Baibai“ und wie die Haustür ins Schloss fiel, dann war es ruhig. „Mein Gott… der Kerl raubt einen sämtliche Nerven.“, seufzte er und verschwand in seinem eigenen Zimmer, begann nun seinerseits sich fertig zu machen, denn es war schon fast halb fünf. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen war. Er kämmte seine Haare, wuschelte sie anschließend aber wieder durch. Er machte sich nicht sonderlich viel aus seinem Aussehen, trotzdem hatte er seine Schuluniform soweit seinen Anforderungen gestaltet, wie es möglich gewesen war. Einige Buttons, Fransen und Aufnäher zierten den dunklen Stoff nun. Doch im Moment war sie ihm egal. Unachtsam landeten Hose und Oberteil in der Ecke seines kleinen Zimmers. Nur mit Boxershorts bekleidet, öffnete er seinen Schrank, zog ein einfaches schwarzes Shirt und eine Jeans aus dem Schrank, zog beides an und schlüpfte dann in seine Sneakers, schnappte sich seine Gitarre und zog die Haustür hinter sich ins Schloss. *** Immer wieder einen Blick auf die Uhr werfend, saß Uruha auf der Parkbank. Es war bereits zehn nach fünf. ‚Hm… ob er mich vergessen hat? Oder war das alles wieder nur ein Spiel, um mich reinzulegen?’ Er wollte gerade aufstehen, als ein lautes Rufen ihn innehalten ließ. „URUHAAAA!!!“ Erschrocken drehte er sich um. Heftig atmend kam Aoi bei ihm zu Stehen. „Gomen… aber die… U-Bahn… war so voll… und ich musste… eine abwarten…“, schnaufte er heftig, blickte Uruha entschuldigend an. Dieser lächelte schüchtern. „Ich dachte schon, du kommst nicht, aber wenn die U-Bahn wirklich so voll war.“ Er lächelte, setzte sich wieder hin. „Also fangen wir an?“ Er zeigte auf seine Gitarrentasche. Aoi stutzte kurz, erwiderte dann aber das Lächeln seines neuen Klassenkameraden, nickte. Auch er setzte sich auf die Bank und zog seine Gitarre aus dem abgetragenen Gitarrenkoffer hervor. Seine Gitarre war bei weitem nicht so schön wie Uruhas, aber er liebte sie, strich leicht über ihre Saiten. Dabei wurde er von zwei dunklen Augen beobachtet, die sanft und verträumt blickten. Längst hatte Uruha seine Gitarre ausgepackt und sie mit gekonnten Griffen gestimmt. Er sah Aoi an, der ihm fasziniert dabei zugesehen hatte. „Du machst das richtig routiniert.“, lächelte der Schwarzhaarige ihn an. Ein zarter Rotton legte sich auf seine Wangen, was ihn nur noch niedlicher machte. ‚Er ist so niedlich… kaum zu glauben, dass er wirklich ein Junge ist.’, dachte Aoi, grinste als Uruha nieste, leise „Sumimasen“ murmelte. „Nicht schlimm.“, erwiderte Aoi. Doch dann löste er sich von Uruhas Anblick, klimperte auch auf seiner Gitarre herum. Etwa zwei Stunden saßen sie auf der Parkbank. „Du spielst echt schön… so gefühlvoll.“, seufzte Uruha, lehnte sich an die Bank, schloss seine Augen. Der Blonde schluckte bei diesem Anblick, spürte wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. „Danke…“, stotterte er. Einige Zeit herrschte Stille zwischen ihnen, bis Uruhas leise, sanfte Stimme sie zerbrach. „Könntest du… noch einmal dieses Lied spielen? Bitte.“ Ein warmer Schauer lief über Aois Rücken. „Natürlich… wenn du es möchtest.“, erwiderte er ebenso leise, nahm seine Gitarre und begann zu spielen, spielte dieselben sanften Töne, wie am Vortag. Uruha lauschte und wieder liefen die Tränen über sein Gesicht. „Uruha!“ Besorgt sah Aoi den hübschen Jungen an, doch dieser reagierte nicht, zog nur die Beine auf die Bank. ‚Dieses Lied… es erinnert mich so an sie? Sie wollte mir beibringen wie ich meine Gefühle zu benutzen habe, aber ich… ich konnte es nicht. Ich konnte sie nicht beschützen… dieser Schmerz. Er ist so tief…’ Lautlos begann Uruha zu schluchzen und weitere Tränen liefen über seine Wangen. „Ur-Uruha.“ Aoi wusste nicht, was er tun sollte. Er verstand nicht wieso Uruha weinte. Zittrig streckte er seine Hand nach dem bebenden Körper aus, zog sie aber fast gleichzeitig wieder zurück. ‚Ich kann es nicht. Ich kann ihn nicht in den Arm nehmen. Ich weiß doch nicht mal was ich ihm sagen soll, damit er sich beruhigt. Wieso weinst du Uruha? Hat mein Lied eine schlimme Erinnerung in dir ausgelöst?’ „Was ist denn los? Warum weinst du Uruha? Bitte…“, sagte er hilflos, konnte nichts anderes tun, als ihn nur anzusehen. Uruha öffnete seine klagenden, tränenbehangenen Augen, sah Aoi vorsichtig an. Aoi schluckte bei diesem Anblick. ‚Er... hat schöne Augen... so wunderschöne Augen, die doch so traurig und auch eiskalt sind. Was magst du nur erlebt haben, dass dein Blick so eiskalt und verletzt ist?’ „Es tut mir leid. Du musst mich jetzt für einen Schwächling halten, denn ich weine schon zum zweiten Mal wegen deinem Lied. Aber weißt du... irgendwann kann man die Trauer und den Schmerz nicht mehr zurückhalten und... und dann... bricht er einfach aus einen heraus...“, sagte er bitter lächelnd, wischte sich die Tränen ab, versuchte die erneuten Tränen zurückzuhalten, doch eine einzige befreite sich aus seinen Augen und lief über seine Wange. „Nein… das ist doch gar nicht wahr Uruha. Ich selbst weiß wie du dich fühlst.“ ‚Nur das ich inzwischen nicht mehr weinen kann.’, fügte er in Gedanken hinzu. Er hob seine Hand, wischte die einsame Träne von Uruhas Wangen, der kurz zurückzuckte, ihn dann aber gewähren ließ. ‚Du bist so verletzlich. Wie ein Schwalbenschwanz im Wind… oh Uruha…’ Vorsichtig und darauf bedacht Uruha nicht zu überrumpeln, zog er ihn in eine warme Umarmung. „Lass ihn raus… deinen Schmerz.“, raunte er ihm zu und für den Blondbraunen brachen die Barrikaden. Er klammerte sich an den fremden Körper Aois, ließ seinen Tränen restlos freien Lauf. Es war ihm im Moment egal, dass es ein Fremder war, der seine Tränen und seinen Schmerz sah, doch es war jemand, der ihm Halt gab, Halt, den er nirgends sonst bekommen konnte. Kapitel 3: Ein Herz schreit nach Liebe und Geborgenheit, aber wer kann es ihm geben? ------------------------------------------------------------------------------------ Titel: A normal life - or is it a Nightmare? Kapitel: 3/? Autorin: -Satty- Pairing: AoixUruha, ReitaxUruha Genre: Shounen-ai, Darkfic, Lemon/Lime Disclaimer: Nein nichts außer die Idee zu dieser FF gehört mir. Gazette gehören sich selbst und ich will damit auch kein Geld verdienen. Kommentar: Dieses Mal hat es länger gedauert >< Doch das nächste Kapitel folgt schneller, versprochen. Und ich habe versucht eure Ratschläge zu berücksichtigen und mehr Absätze einzubauen. Kapitel 3: Ein Herz schreit nach Liebe und Geborgenheit, aber wer kann es ihm geben? „Reita… ich möchte eine eigene Wohnung.“ Verblüfft sah der Ältere Uruha an, rückte etwas auf Abstand. „Was? Uruha ich verstehe nicht?“ „Doch… ich möchte gerne eine eigene Wohnung. Ich bin der Meinung, ich habe mich lange genug durchfüttern lassen.“ Uruha wich seinem Blick aus. Der Ältere umfasste sein Gesicht, zwang ihn, ihn anzusehen. „Ruha… du weißt, dass du keinesfalls ein Klotz am Bein für mich bist oder sonst dergleichen. Hast du einen Grund, warum du ausziehen möchtest? Liegt es an mir?“ „Nein!“, wehrte Uruha sofort ab. „An dir liegt es nicht. Du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann. Ich möchte nur endlich versuchen mein Leben selbst zu regeln, verstehst du?“ „Hm, sicher kann ich deinen Wunsch nachvollziehen… aber du bist doch gerade erst acht Wochen wieder hier. Bist du wirklich sicher, dass du schon wieder bereit dafür bist allein klar zu kommen? Ich meine - versteh mich nicht falsch - aber das Erlebnis mit Hana… ist es nicht noch zu frisch?“ Uruha war bei diesem Namen zusammengezuckt. Zu schmerzhafte Erinnerungen weckte er in ihm, dennoch sagte er: „Ja… ich möchte endlich unabhängig von anderen sein.“ „Aber deine Schule? Die Mietkosten und alles andere? Denkst du, dass dein Verdienst bei Latoya alles deckt?“ Reita sah den Jüngeren skeptisch an. „In der Schule ist alles okay, außerdem hilft mir Aoi, wenn ich nicht weiterkomme. Und die Kosten bekomme ich schon unter.“, versicherte der Blondbraunhaarige. Reita zog die Augenbrauchen zusammen. „Hmm… dieser Aoi… du redest in letzter Zeit ziemlich häufig von ihm? Ist er dein Freund?“ Etwas Eifersucht schwang in der Frage mit. „Nein… wir sind nur Kumpels… mehr nicht.“, antwortete Uruha schnell. „Okay… hör zu Ruha. Ich mach dir einen Vorschlag. Ich helfe dir eine Wohnung zu finden und unterstütze dich etwas bei den Kosten. Dafür wirst du dich aber jede Woche einmal hier blicken lassen und mir alles erzählen, was du so treibst. Und wenn irgendetwas ist… es dir schlecht geht oder sonst etwas, will ich sofort informiert werden, verstanden!“, sagte Reita eindringlich. Uruha starrte den Älteren an. Niemals hätte er gedacht, dass Reita ihm helfen würde eine Wohnung zu finden, ihn sogar unterstützen wollte. Freudestrahlend fiel er dem Blondschwarzhaarigen um den Hals. „Danke! Danke Reita!!“, jauchzte er, drückte den Älteren unbewusst auf die Couch. „Hey, hey is ja schon gut. Du kennst meine Bedingungen und wenn du damit einverstanden bist, lasse ich dich ziehen. Deine Heulerei ging mir sowieso schon langsam gegen den Strich.“, erwidert Reita, gab dem Jüngeren eine gut gemeinte Kopfnuss. „Mou… du bist gemein!“, murrte Uruha, ließ sich die gute Laune aber nicht von Reitas Spielchen verderben. „Vielleicht, aber ich habe ein recht darauf, schließlich liegst du grad auf mir und wenn ich auf keine bösen Gedanken kommen soll, würde ich dir raten, schnell runter zu gehen.“ Um seine Worte noch zu unterstreichen, zwickte er Uruha in den Hintern, der aufquiekte und aufsprang. „REITAAA!!!“ „Was denn? Anders kann man dir doch nichts deutlich machen, Schätzchen.“, feixte der Angesprochene, richtete sich auf und zog den schmollenden Jungen in seine Arme. „Hm… das werde ich jetzt schon vermissen…“, seufzte er gegen den Hals des Jüngeren, begann ihn etwas zu liebkosen. „Ich werde dir doch nicht verloren gehen.“, wisperte Uruha leise, schloss genießerisch die Augen. „Das will ich doch hoffen.“, murmelte Reita, drückte nun seinerseits Uruha auf die Couch, der sich dann aber sanft wehrte. „Nicht jetzt Reita, bitte.“, raunte er, blickte in die hellen Augen des Älteren. Der ließ von ihm ab, setzte sich zurück, strich sich eine seiner blondschwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Gomen Kleiner, wollte dich nicht bedrängen.“ „Nicht schlimm. Musst du heute eigentlich wieder weg?“ „Ja, leider. Aber ich brauche das Geld und du ja schließlich auch. Von dir bekomme ich immer noch was, Kleiner.“ Auffordernd sah Reita Uruha an. „Hn ja… ich weiß. Donnerstag hast du es. Da geh ich wieder Arbeiten.“ „Gut, denke diesmal aber dran und verprasse es nicht wieder für irgend so ein Paar unbedeutende Schuhe.“ „Jaah… ich verspreche es.“ „Damit musst du auch umgehen können, wenn du deine eigene Wohnung hast. Hast du dir den schon mal Gedanken gemacht, wo du hin willst?“ Uruha schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte erst mit dir darüber sprechen, bevor ich etwas in Angriff nehme.“ „Sehr weise, Kleiner. Du hast Köpfchen, aber das weißt du ja.“ „Hmm…“, murmelte Uruha, stand dann auf. „Ich muss noch Hausaufgaben machen, sonst bin ich morgen dran.“ „Ist gut. Ich höre mich schon mal nach was Passenden um. So wie ich dich kenne in der Nähe vom Park, ne?“ „Hai… das wäre wirklich lieb.“ „Kein Problem… nun geh aber.“ Uruha lächelte und verschwan dann in seinem Zimmer, ließ einen nachdenklichen Reita zurück. ‚Ob es wirklich gut für ihn ist?’ *** „Ohayo Uruha… na was hat Reita-san gesagt?“, begrüßte Aoi den hübschen Jungen und ließ sich neben ihm nieder. „Ohayo mo Aoi-kun. Ich darf. Er will mir sogar helfen und mich unterstützen.“, erwiderte Uruha fröhlich. Seit dem Nachmittag im Park waren drei Wochen vergangen und die beiden waren gute Freunde geworden. Sie trafen sich nicht oft außerhalb der Schule, weil Aoi nachmittags arbeiten musste und Uruha dann meistens für die Schule lernte. Er hatte sich fest vorgenommen die Schule gut zu beenden, um dann irgendwo studieren zu können. „Na siehst du. Aber mir die Ohren volljammern und dich verrückt machen.“, lachte Aoi, kramte in seiner Tasche nach den Englischunterlagen. „K’so! Ich habe mein Englischheft vergessen. Uru-kun… du hast doch die Englischhausaufgaben. Kann ich sie schnell abschreiben?“ „Das ist schon das zweite Mal diese Woche, aber okay. Will ja nicht Schuld sein, wenn du wieder eine schlechte Note bekommst. Beeil dich aber! Sarima-sensei kann jeden Augenblick kommen.“ Damit schon er Aoi sein Heft herüber, der sich eilig die gröbsten Stichpunkte abschrieb. Wie sollte er es auch schaffen, in fünf Minuten einen zweiseitigen Aufsatz abzuschreiben für den Uruha schon am Vortag bald zwei Stunden gebraucht hatte? Er beobachtete seinen Freund dabei, lächelte. ‚Schon seltsam. Seit ich ihn kennen gelernt habe, fühle ich mich besser. Ob es seine Art ist oder sein Verständnis? Ich weiß es nicht, jedenfalls bin ich froh darüber.’ Er wurde in seiner Gedankenwelt unterbrochen, als die Stimme ihrer Englischlehrerin durch das Klassenzimmer schallte. „Good morning everybody. Bevor wir mit den Unterricht anfangen, möchte ich Sie bitte ihre Hausaufgaben auf meinen Tisch zu legen.“ „Neeeinn…“, heulte Aoi leise. Er hatte nicht mal ein viertel geschafft abzuschreiben. Uruha lächelte mitleidig, nahm ihm das Heft weg und ging nach vorn um es auf den Tisch zu legen. Und erst als alle ihr Hausaufgaben abgegeben hatten, begann der Unterricht. *** Zwei Stunden später saßen Aoi und Uruha auf dem Schulhof und aßen ihr Frühstück oder eher Uruha teilte seines mit seinem Freund. „Man ich könnte diese Ziege umbringen! Ich konnte ja nicht wissen, dass sie die Aufsätze einsammelt.“, meckerte Aoi schon die ganze Zeit. Uruha war genervt. Seine gute Laune vom Morgen war verschwunden. „Kannst du auch mal von etwas anderem reden? Dann mach deine Hausaufgaben in Zukunft. Dann passiert dir so was nicht laufend.“ „Du hast ja gut reden. Dir fällt das alles zu, aber ich muss Stunden büffeln und kapiere es trotzdem nicht! Außerdem muss ich arbeiten!“, entgegnete Aoi eingeschnappt. „Dann frage doch mal, wenn du es nicht verstehst. Ich kann dir doch helfen! Aber nein, da machst du lieber gar nichts und nur zur Information. Mir fällt das auch nicht leicht. Ich muss auch manchmal Stunden zuhause sitzen und lernen und dann abends arbeiten gehen… also höre auf dich selbst zu bemitleiden.“, pfefferte Uruha zurück. Aoi sah seinen Freund aus großen Augen an. Er kannte ihn zwar erst seit drei Wochen, aber niemals hatte der Jüngere so die Stimme erhoben. „Wow Uru-kun. Du kannst ja auch wütend werden…“, sagte er verblüfft. Uruha knurrte. „Ach stell dir vor. So und nun zeigst du mir deine Wissenschaftshausaufgaben! Los!“, forderte er Aoi auf, der sich nur am Kopf kratzte. „Äh… hab ich nicht.“, sagte er kleinlaut. „Dann hol deinen Hefter raus und sitze nicht so blöd rum.“, sagte Uruha unbeeindruckt. Er hatte damit gerechnet. Aoi tat, wie ihm befohlen und kramte den Hefter aus seiner Tasche. Die restliche Pause versuchte Uruha seinem Freund die Hausaufgaben zu erklären und als es klingelte hatte Aoi sie wenigstens halbwegs verstanden. *** Nach der Schule hatten die beiden beschlossen zusammen zu lernen. Das Schuljahr hatte zwar erst angefangen, doch dennoch nahmen die Lehrer keine Rücksicht und zogen ihr straffes Programm ohne Konsequenzen durch. Gemeinsam sassen Uruha und Aoi auf einer Wiese im Park im Schatten eines Baumes und hatten ihre Schulsachen um sich verstreut. Uruha wollte Aoi dazu animieren, endlich etwas für seinen Abschluss zu tun. Er war gerade dabei ihm die Wissenschaftshausaufgaben zu erklären, als er bemerkte, dass Aoi ihm gar nicht zuhörte, sondern ihn nur die ganze Zeit anstarrte. „AOI! Wenn du kein Interesse hast, dann sag’s doch einfach!“, maulte er und verschränkte die Arme. „Hm… was?“ Verwirrt schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf, sah Uruha fragend an. „Argh… mir reicht’s. Ich gehe!“ Uruha packte seine Schulsachen zusammen und wollte aufspringen, als Aoi ihn am Arm festhielt und zurück auf die Decke zog. „Nein bleib bitte. Es tut mir leid, dass ich dir nicht zugehört habe, aber ich streng mich jetzt an, versprochen, nur bitte geh nicht.“, flehte er. Uruha seufzte, setzte sich aber zurück auf die Decke. „Aoi… wenn du mir doch sowieso nicht zuhörst, wieso soll ich dann bleiben? Du willst doch gar nicht lernen.“ „Doch, nur…“ „Nur was?“, fragend sah Uruha ihn an. „Ich würde die ganze Zeit abgelenkt.“, nuschelte Aoi. „Abgelenkt? Von was denn?“ „Naja… ich…“ Hastig blickte Aoi sich nach etwas um, was er als Grund nehmen könnte. ‚Ich kann ihm ja schlecht sagen, dass er der Grund ist.’ „Da…da drüben. Der kleine Hund. Er… er hat mich abgelenkt. Wie er immer dem Stock nachrennt und so…“ Aoi lächelte Uruha unsicher an, der nur droppte. Er sah sofort, dass er ihm kein Wort glaubte. „Aoi… ich weiß zwar nicht, wen du für dumm verkaufen willst, aber bei mir zieht das bestimmt nicht.“ Uruha wirkte wütend, aber auch enttäuscht. Aoi sah ihn traurig an. „Gomen Uru-kun, demo ich kann mich einfach nicht konzentrieren. Dazu ist erstens das Wetter viel zu schön und zweitens der Tag viel zu kostbar, denn heute muss ich mal nicht arbeiten und du hast auch frei.“, sagte Aoi entschuldigend. Uruha drehte den Kopf. „Aber wie willst du mit dieser Einstellung deinen Abschluss bestehen? Sicher hast du noch ein Jahr Zeit, aber wenn du dieses Schuljahr noch mal nicht bestehst, fliegst du von der Schule. Ich will doch nur versuchen dir zu helfen, weil ich dich mag und du lehnst diese Hilfe strickt ab.“ „Nein… so darfst du nicht denken, bitte. Ich lehne sie nicht ab, nur fällt es mir schwer mich zu konzentrieren. Wenn ich dir jetzt verspreche, dass ich versuche aufzupassen, bleibst du dann hier und gibst mir noch eine Chance?“ Bittend sah Aoi Uruha an, der ergeben seufzte. „Okay… aber streng dich wirklich an, denn die Zeit die ich hier bin, ist die Zeit, die mir zuhause fehlt.“ Er kramte seine Schulsachen wieder raus und schlug sein Heft auf. „Also bei dieser Gleichung hier, musst du einfach x addieren, verstanden.“ „Hm… aber was macht das für einen Sinn? Bei der mussten wir x abziehen.“, sagte Aoi und deutete auf eine davor liegende Gleichung. Uruha lächelte. „Bei der schon, aber hier musst du x addieren um auf das Ergebnis zu kommen.“ „Hach ich kapier das nie.“, seufzte Aoi und lehnte sich zurück. „Na wenn du schon so rangehst, kann das nichts werden. Pass auf… Ich rechne es dir vor.“ Und während Uruha begann die Aufgabe zu rechnen und zu erklären, wanderten Aois Blicke über seinen Körper. ‚Er ist so verdammt hübsch und diese Augen. Sie haben mich von Anfang an verzaubert und nicht nur mich. Egal wo du bist, oft sehen dir zahlreiche Männer und Frauen nach. Uruha… du bist dir deine Wirkung auf andere nicht bewusst. Schon seit dem Nachmittag auf der Parkbank denke ich fast nur noch an dich, würde nur zu gern deine sanften Lippen auf meinen spüren, deinen Körper… aber ich darf nicht. Ich darf dich nicht auch noch zerstören. Dafür bedeutest du mir zuviel.’ Aoi seufzte lautlos, vertrieb dann aber die Gedanken und versuchte sich auf Uruhas Erklärungen zu konzentrieren. „Also, hast du verstanden?“ Fragend sah Uruha Aoi an. „Hai… ich denke schon…“, erwiderte Aoi noch etwas unsicher. „Na dann rechnest du diese Aufgabe nach dem Schema nach, wie ich es dir eben erklärt habe und ich sehe dir dabei zu, einverstanden.“ „Hmm…“, murmelte Aoi nur, begann dann die Aufgabe zu lösen. Etwa fünfzehn Minuten später hatte er es raus. „Juhu… ich hab’s begriffen!!! Arigatou… honti ni domo arigatou Uru-kun…“ Freudestrahlend fiel Aoi seinem neuen Freund um den Hals. Uruha, von der Wucht des Manövers überrascht, konnte Aoi nicht halten und landete, auf dem Rücken liegend, auf der Decke. Aoi über ihm. Peinlich berührt sahen sie sich an und als beide zeitgleich aufstehen wollten, trafen sich ihre Lippen zu einem ungewollten Kuss. Erschrocken fuhren beide auseinander, wollten aufspringen, doch wieder waren ihnen ihre Beine im Weg und erneut fanden ihre Lippen den Weg zueinander. Doch dieses Mal hielten sie kurz inne, ihr hastiges Atmen beruhigte sich und sie schlossen die Augen. Keiner von ihnen begriff in diesem Moment was sie taten, nur ihrer beiden Herzen schlugen im Einklang. Aoi drückte Uruha wieder nach unten auf die Decke, knabberte spielerisch an seiner Unterlippe, forderte Einlass. Uruha ließ ihn nach kurzem Zögern gewähren, öffnete seinen Mund einen Spalt breit, sodass Aoi in die feuchte Mundhöhle des hübschen Jungen eintauchen konnte. Behutsam strich er über Zahnreihen und Gaumen, nahm jede Unebenheit, jede Kontur in sich auf, bevor er sich Uruhas Zunge zuwandte, sie neckisch anstupste, zum Mitspielen aufforderte. Es entbrannte ein hitziges Zungenspiel zwischen ihnen, ein spielerischer Kampf um die Dominanz, den Aoi letztendlich gewann. Erst als der Luftmangel sie zum aufhören zwang, lösten sie sich voneinander und damit zerfiel auch der Zauber, der sie während der Dauer des Kusses, gefangen gehalten hatte. Peinlich berührt und mit hochroten Gesicht rollte Aoi von Uruha runter, der den Blick abgewandt hatte. Einige Zeit lagen sie einfach so nebeneinander, schwiegen und vermieden es den anderen anzusehen. Und als sie sich letztendlich doch trafen, wurden sie zwar rot, wichen aber nicht voreinander. „Was… ist da eben passiert?“, hauchte Uruha leise. „Ich… wir… wir haben uns geküsst.“, kam es von Aoi. „Aber wie konnte es passieren?“ Noch immer völlig verwirrt setzte Uruha sich auf, strich sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, sah Aoi von oben fragend an. „Wieso sind wir nicht zurückgewichen?“ „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.“, seufzte Aoi, blieb einfach liegen, genoss es im Stillen den anderen zu beobachten. „War es… für dich denn unangenehm?“, fragte Aoi leise, hatte Angst vor der Antwort. Uruha sah ihn an, begegnete den ängstlich blickenden Augen seines Freundes. Ein kleines Lächeln erschien auf seinen oftmals so ernsten Gesichtszügen. „Nein… das war es nicht. Aber das ist es, was mich verwundert.“, antwortete er ehrlich, sah förmlich, wie die Last aus Aois Augen verschwand. ‚Es hat ihn nicht gestört. Kami-sama, diese Augen, dieser Blick… am liebsten würde ich ihn noch mal küssen, diese samtigen Lippen spüren wollen, doch ob er es will ist fraglich.’, dachte Aoi schwer atmend. Etwas in ihm hatte sich bei diesem Kuss gelöst. Etwas, was er für sicher in seinen tiefen, dunklen Herz zurückgesperrt gehalten hatte. ‚Nein, denke gar nicht erst dran. Du wirst ihn nicht drängen, nicht wieder zu dem Tier werden, dass bereits einem Menschen das Leben gekostet hat.’ Mit aller Gewalt zwang Aoi seine bösen Gedanken zurück in ihr Verlies. Er setzte sich nun ebenfalls auf, bemerkte Uruhas gedankenverlorenen Blick, seine angespannte Haltung, das leichte Zittern seiner Hände. Langsam rutschte er an ihn heran, schloss den zierlichen Körper in seine Arme. Uruha lehnte sich an ihn, seine Haltung entspannte und seine Augen klärten sich, doch das Zittern blieb. „Warum zitterst du Uruha? Ist dir kalt?“, hauchte Aoi leise in dessen Ohr. Ein zaghaftes Nicken als Antwort. „Soll… ich dich etwas wärmen?“ Wieder nur ein leichtes Nicken. Aoi lächelte, zog Uruha näher an sich, an seinen warmen Körper. ‚Er ist so warm und nicht so kalt wie ich. Vorhin bei diesem Kuss. Er war so sanft, so liebevoll. Nicht einmal Reita schafft es solche Gefühle in mir auszulösen. Aber ich bin noch nicht bereit dafür, wieder jemanden näher an mich heran zu lassen. Ich habe es bei Hana versucht, doch auch sie ist daran gescheitert. Reita hat es versucht, doch mehr als Freundschaft kann ich ihm nicht entgegenbringen, zu sehr verbindet er sich mit ihm. Nein, nicht daran denken. Gar nicht erst daran denken.’ Uruha kniff die Augen zusammen, begann wieder stärker zu zittern. Aoi beobachtete ihn besorgt. ‚Was hast du denn nur? Ich wünschte ich könnte dir helfen, aber dazu bin ich wahrlich gar nicht in der Lage. Oh Uruha… du wirkst so zerbrechlich, so einsam. Wie gerne würde ich dir diese Einsamkeit nehmen, aber ich kann es nicht.’ Er seufzte leise, legte seinen Kopf auf Uruhas Schultern, hörte seine leisen gemurmelten Worte. „Ein Herz schreit nach Liebe und Geborgenheit, aber wer kann es ihm geben? Wenn es so oft zerstört und verletzt wurde und Angst hat noch einmal missbraucht zu werden? Wer kann ihm das geben, was es braucht?“ Diese Worte sagte er mehr zu sich selbst, dennoch lösten sie in Aoi eine tiefe Traurigkeit aus. ‚Was hast du nur erlebt, dass solche verbitterten Worte deine Lippen verlassen?’ „Irgendwann… irgendwann wirst du es wieder können, Uruha. Es wird jemand kommen, der dir diese Last entnimmt, aber solange, lass es mich doch versuchen…“ ‚Was rede ich da? Ich bin doch beinahe in derselben Lage wie er und dann biete ich ihm an ihm zu helfen?’ Uruha öffnete die Augen, blickte Aoi überrascht an. „Was… was hast du gesagt?“, fragte er leise, erstaunt. „Ich… ich möchte versuchen dir zu helfen, dir zu helfen wieder lieben zu können.“ „Aber… ich… ich kann es nicht. Mein Herz ist dazu nicht mehr in der Lage. Ich würde dich nur mit mir zerstören. Nein… Aoi… es ist besser sich nicht mit mir einzulassen… bitte… versuche es nicht.“ Flehend, verzweifelt klangen Uruhas Worten, aber zeitgleich lag auch eine Sehnsucht in ihnen, die Aoi seiner Entscheidung sicher machte. „Aber, was wenn ich mich mit dir einlassen will? Es mein Wunsch ist?“, fragte er leise, versuchte Uruha zu beruhigen, zog ihn an sich. Uruha entspannte seinen Atem, genoss für kurze Zeit die Wärme des anderen Körpers. ‚Wärme… er ist so warm. Vielleicht… ja vielleicht ist sie dafür gemacht mein Herz von diesem Eis zu befreien, es zu schmelzen und aus meinem Inneren zu verbannen.’ „Bitte… lass mich nicht mehr los…“, wisperte er leise, war völlig verändert. „Nein, das werde ich nicht Uruha. Keine Angst.“, sagte Aoi sanft, streichelte durch das weiche Haar des hübschen Jungen. „Ein neues Leben. Ich will nur endlich wieder leben...“, wimmerte Uruha leise, überwältigt von seinen eigenen Gefühlen. Und Aoi lächelte, lächelte glücklich so wie es ihm lange nicht mehr möglich gewesen war. „Du wirst es Uruha. Du wirst wieder leben und ich werde dir dabei helfen, so gut ich kann.“, erwidert er leise, hob Uruhas Kinn an und küsste seine Tränen von seinen Wangen. Und dennoch blieben Uruhas Augen traurig und bekümmert. „Aoi… ich weiß nicht, ob ich dir das geben kann was du erhoffst. Liebe… Liebe darfst du von mir nicht erwarten.“ „Ich erwarte von dir nichts, Uruha. Ich tue es um dir zu helfen, nicht mehr und nicht weniger.“, erwiderte Aoi sanft, zärtlich. „Lass dir alle Zeit der Welt Uruha. Lass dir Zeit über deine Entscheidung nachzudenken. Ich dränge dich zu nichts.“ Aoi spürte die innerliche Aufregung des hübschen Jungen instinktiv. Uruha war aufgewühlt, verunsichert und auch ängstlich. Die Erlebnisse seiner Vergangenheit nagten stark an seinen Gefühlen, ihren Narben hatten sich tief in sein Herz und seinen Köper eingebrannt. Sowohl die sichtbaren, als auch die unsichtbaren Narben, Erinnerungen, verblasster Schmerz, all das machten ihm die Entscheidung zwischen Vertrauen und Misstauen schwer. Er kannte Aoi erst drei Wochen, wusste nichts von ihm, nichts von seinem Leben und er sollte ihm vertrauen? Soweit vertrauen, dass er es eingehen konnte ihn näher an sich heranzulassen, näher als Reita, der über zwei Jahre gebraucht hatte, näher als Hana, die ihn geliebt hatte? Das Angebot Aois, er könnte sich soviel Zeit nehmen wie er brauchte, nahm er dankend an. Denn bevor er Aoi vertrauen konnte, musste er ein Detail seiner schrecklichen Erinnerungen und Erlebnisse preisgeben. Uruha löste sich aus der Umarmung Aois, der ihn gewähren ließ. Vorsichtig krempelte er den Ärmel seines Pullovers nach oben, zeigte Aoi seinen linken Unterarm, sah ihn traurig, abwartend an. Aoi schreckte beim Anblick der vielen verblassten Narben zurück, sah Uruha geschockt an. ‚Diese Narben? Hast du sie dir selbst zugefügt? Oder war es jemand anderes? Welche Schmerzen hast du durch gestanden?’ „Uruha…“, hauchte er leise, legte langsam seine Hand auf seinen Unterarm, bemerkte wie Uruha zurückzucken wollte, jedoch zittern innehielt. Zärtlich und ganz leicht fuhr Aoi über die kleinen, aber auch größeren Narben, spürte ihre Unebenheiten, sah welche tief, welche nur flach eingeritzt worden waren. Entdeckte auch Wörter, Wörter, die ihm die Tränen in die Augen trieben. ‚Hure, Miststück, Schlampe… niemals hast du dir das angetan…’ Es brach über ihn ein, wie ein Gewitter. Tränen perlten über seine Wangen, während er Uruha eng an sich zog, seinen Körper umfasste, als habe er Angst, er würde sich auflösen. „Wer tut nur so etwas grausames? Wer kann so einem sanften Wesen wie dir nur solche Schmerzen antun?“, schluchzte er, krallte seine Hände in Uruhas Haare. Uruha war völlig überwältigt von Aois Reaktion, hatte niemals mit so etwas gerechnet. Er hatte gedacht, auf Erschrecken, Angst oder auch Abschrecken zu stoßen, doch das Aoi diese Wunden so mitnahmen, er zu wissen schien, dass nicht alle von ihm selbst zu sein schienen, er ahnte, dass jemand sie gewaltsam eingeritzt hatte, ließ ihn lächeln, lächeln unter Tränen. „Hey… das ist doch nicht so schlimm. Aoi, du brauchst deswegen nicht weinen.“, sagte er leise, wusste nicht was seine Worte in Aoi auslösten. „Nicht so schlimm? Uruha! Diese Narben, diese Wunden… ich will nicht wissen, wie sehr du gelitten hast und du tust hier so, als wäre es das Normalste der Welt!“ Aoi sah ihn vorwurfsvoll, doch ihm taten seine harten Worte schon wieder leid, als er Uruha ängstlich zurückzucken sah. „Gomen aber… ich sehe doch, wie sehr du selbst leidest bei den Erinnerungen, die diese Narben bei dir auslösen. Spiele es nicht runter Uruha. Das macht es nur noch schlimmer. Ich will nicht, dass du daran kaputtgehst.“ „Kaputt… das passende Wort. Aoi… ich bin schon kaputt…“ „Nein das bist du nicht! Dieser Glaube Uruha! Das ist es, was dich kaputt macht, nicht diese Schnitte und Erinnerungen, sondern dein Glauben. Komm jetzt… du musst auf andere Gedanken kommen.“ Aoi schüttelte den Kopf und zog sich und Uruha auf die Beine. „Was… was hast du vor?“ „Lass dich überraschen und es ist nichts Schlimmes.“, lächelte Aoi, wischte Uruha die letzten Tränen aus den Augenwinkeln. „Weine nicht mehr so viel. Du bist viel hübscher, wenn du lächelst, hai?“ Ein kleines Nicken und ein noch kleineres Lächeln genügten Aoi als Antwort. „So ist es viel besser.“ Sie packten ihre Schulsachen zusammen und als Aoi Uruhas Hand nahm und ihn mit sich zog, durchfluteten den hübschen Jungen wieder Gefühle der Wärme und Geborgenheit. Aoi führte ihn aus den Park, weiter in die Innenstadt und mit der U-Bahn fuhren sie zum Tokyo Tower. „Aoi, was willst du denn da?“ „Das wirst du schon sehen.“, lachte der Blonde ihn nur an. Uruha stutze, beschloss aber ihm zu vertrauen. „Na ist das nicht schön?“ Lächelnd betrachtete Aoi Uruha, der nur den Kopf schütteln konnte. „Das… ist wunderschön.“, brachte er nur begeistert hervor. Er trat näher an den Rand der Plattform zu, beugte sich etwas über das Absperrgeländer, sah in die Tiefe. „Uru-kun vorsicht!“, rief Aoi und umarmte die schmale Taille des anderen. Uruha kicherte. „Keine Angst… ich falle schon nicht. Aber sieh doch… die Menschen, sie sehen alle aus wie Ameisen.“, er deutete nach unten. „Ja ich weiß und sieh mal dort… da hinten kannst du das Meer sehen.“ Aoi deutete in die Ferne, wo sie das Wasser des Ozeans im Licht der untergehenden Sonne glitzern sehen konnten. „Wow… das ist so schön. Ich wusste gar nicht, dass Tokyo von oben so wunderschön aussieht.“, sagte Uruha begeistert und seine Augen leuchteten. Aoi lächelte. ‚So wunderschön können seine Augen strahlen. Es erfreut nicht nur diese Kälte und Einsamkeit in ihnen zu sehen.’ „Wart ihr denn noch nie hier oben mit der Schule oder so?“, fragte Aoi und bettete seinen Kopf auf Uruhas Schulter. Uruha schüttelte etwas traurig den Kopf. „Nein… meine Mutter hatte nie Geld solche Ausflüge zu bezahlen.“ „Oh das tut mir leid.“ Aoi hätte sich dafür ohrfeigen können, dass er Uruha wieder traurig gemacht hatte. „Ist doch nicht schlimm. Dafür bin ich doch jetzt mit dir hier und ich bin wirklich froh darüber.“, lachte Uruha schon wieder, verdrängte die schmerzliche Erinnerung an seine Mutter. „Diese Lichter… das ist alles so schön. Danke Aoi, dass du mir das gezeigt hast.“, murmelte Uruha plötzlich und drehte sich zu dem Blonden um, beugte sich zu ihm und gab ihm einen kurzen, aber zärtlichen Kuss. „Das ist meine Antwort… ich will dir vertrauen, Aoi. Ich gebe dir mein Vertrauen und meine Hoffnung... es ist die Letzte, die ich bereit bin zu geben...“, hauchte er leise. Aoi lächelte, nickte leicht, schloss Uruha in seine Arme. „Du bist wie ein Engel Uruha, zart, rein und genauso wunderschön… ich weiß deine Worte zu schätzen.“ Sie besiegelten ihr Verspechen mit einem zärtlichen Kuss und hinter ihnen, versank die Sonne im golden glänzenden Meer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)