Silence von Tydarkpromise (wenn du glaubst, du stirbst...) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Silence ...wenn du glaubst, du stirbst... Eine Shounen-ai Fanfiction für Nick ~*~ Zitternd saß er in der verregneten Nacht. Der Regen hatte ihn bereits vollständig durchnässt, sodass ihm seine Kleider an der blassen Haut klebten, doch er spürte es nicht. Er fühlte die Kälte nicht, die sich in seine Knochen gefressen hatte, hörte weder den Regen, der auf den Boden prasselte, noch den Wind, der stürmisch durch die Bäume strich und ihm ins Gesicht peitschte. Und noch weniger spürte er sich selbst. Als würde er nicht atmen. Wie ein Schleier hatte sich die Stille über ihn gelegt. Über seine Seele... und über sein Herz. Ihm war nicht kalt, er war noch nicht einmal traurig. Er fühlte sich leer. Als wäre er gar nicht hier. Als läge er im Sterben, ohne Schmerz, wie betäubt. Trüb blickten seine glasigen, goldenen Augen auf den Boden. Früher war er oft auf die Erde gekommen, wenn er einsam oder traurig gewesen war. Um Dämonen zu jagen. Um sich abzulenken. Doch vorher hatte er eigentlich immer Raphael besucht... Er hatte ihn immer verstanden, er war es gewesen, der ihn aus seiner Verzweiflung gerettet hatte, der immer wusste, was in ihm vorging.. Der Einzige, der sich um ihn kümmerte, sich um ihn sorgte; der Einzige, der ihn am Leben erhielt. Auch heute war er bei Raphael gewesen. Anfangs hatte dieser ihn nicht bemerkt, was wohl daran lag, dass er ausnahmsweise die Tür benutzt hatte. Er war sogar leise gewesen, um ihn nicht zu stören. Der Blonde hatte an seinem Schreibtisch gesessen, mit unzähligen Akten und Notizen. Als er ihn endlich registriert hatte, war er nicht wie immer grinsend aufgestanden. Nicht einmal gelächelt hatte er, ihn nicht bei seinem vertrauten Spitznamen genannt. Nicht einmal geärgert hatte er ihn. „Michael“, hatte er gesagt. „ Ich bin sehr beschäftigt, wie du siehst. Tut mir leid, aber ich kann dich hier nicht gebrauchen.“ Erst nach der Beendigung dieses Satzes hatte er ihn vom Stuhl aus angesehen. Kalt. Abweisend. Kein Verständnis war in seinen Worten zu hören gewesen, nicht das übliche >Ich hab Zeit für dich<. Nichts. Kurz war das Bild seines Bruders auf dem großen Computerschirm aufgeflackert, genauso kurz wie seine Wut auf Raphael, die danach einer unendlich großen Traurigkeit platz gemacht hatte. Traurigkeit wegen Raphael, doch auch wegen dem, womit er beschäftigt gewesen war. Er hatte Informationen gesammelt, um den Dämonenfürsten zu töten. Seinen Bruder. Lucifer. Michaels Herz zog sich zusammen. Nach dem Krieg zwischen Engeln und Dämonen, der auf der Erde getobt hatte, war diese zu einem Ort geworden, der selbst ihm Angst machte. Sie war grau, dunkel, kalt und einsam. Und sie war still - oder lag es an ihm? Er hatte viel geweint seit er hier saß, soviel, bis keine Tränen mehr übrig gewesen waren. Bis sich diese schreckliche Leere in ihm ausgebreitet hatte, diese Stille, die ihn alles wie durch Watte hindurch wahrnehmen ließ. Als würde er sterben... Zäh und langsam flossen seine Gedanken, erreichten sein Bewusstsein kaum, doch plötzlich sah er erneut Lucifers Bild vor seinem inneren Auge: Seine blasse Haut, das schwarze, glänzende Haar, welches sanft über seine Augen fiel und sein Gesicht sowohl umrahmte als auch in zarte Schatten tauchte. Sein Blick, diese Kälte, dieser Hauch von Schmerz, der fast unterging in einer Flut aus Hass und Grausamkeit. Diese Boshaftigkeit, die so erschreckend und furchtbar, doch zugleich so faszinierend und unerreichbar schön wirkte, dass Michael glaubte, sterben zu müssen, wenn er in dieser Tiefe versank. Doch wieso tat es so weh? Wieso schmerzte sein Herz bei dem Gedanken an seinen Bruder? Wieso wehrte sich jede Faser seines Körpers, wenn er gegen Lucifer kämpfen wollte? Wieso zersprang durch jedes hasserfüllte Wort des Dämonenfürsten aufs Neue seine Seele, deren Splitter ihn von Tag zu Tag mehr verletzten, sich in sein Fleisch bohrten wie Messerstiche, mit dem Ziel ihn zu töten; langsam und qualvoll an seiner Existenz nagten, damit er unter Schmerzen, allein in der Stille, seiner stummen Verzweiflung erlag? Wieso schaffte ausgerechnet er, der ihn schon immer gedemütigt hatte, es, ihn innerlich derart zerbrechen zu lassen? Hatte er sich nicht immer dagegen gewehrt, schwach zu sein? Hatte er ihn nicht töten wollen, um nicht zu verzweifeln? Hatte er nicht stark sein wollen? Hasste er ihn nicht? ... „Wen haben wir denn hier?“ Gedämpft drang die vertraute Stimme in seine Gedanken. Kälte. Hass. Langsam hob Michael den Kopf. Stumm blickte er zur Seite, wohl wissend, dass der Andere hinter ihm stand. Schließlich atmete er lautlos ein. Seine Stimme klang matt, als er leise fragte: „Bist du gekommen, um mich ... zu töten?“ Lucifer schwieg. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf Michaels Gesicht. Er würde seinen Bruder niemals umbringen können, so sehr er es sich gewünscht hatte. Langsam erhob er sich; der Regen hatte noch immer nicht aufgehört, und doch hörte der Engel nichts. Kein Prasseln, kein Rauschen, nicht einmal das Rascheln deiner durchnässten Kleidung. Spürte nicht seinen Herzschlag, der sich in Erwartung des Todes um ein Vielfaches beschleunigte. Dann drehte er sich um. Sah seinen Bruder, mit dem gewohnten Blick. Grausamkeit. Wie ein Verurteilter schloss er die Augen, senkte den Kopf. Er würde Lucifer nicht verletzen, würde lieber hier in Einsamkeit sterben, von seiner Hand. Der Hand seines Bruders. Es war nicht die liebevolle Geste, nach der er sich sein Leben lang gesehnt hatte, aber es war eine Berührung - eine Berührung von demjenigen, der ihn immer verabscheut hatte. Kein Akt der Brüderlichkeit, aber etwas, das er nur seinem Bruder zugestehen wollte: Sein Leben zu nehmen. Vielleicht würde er dann zu dem liebevollen Engel werden, den er immer in ihm gesucht hatte, würde aufwachen aus diesem Albtraum, der ihn in die Dunkelheit getrieben hatte. Diesen winzigen Moment lang spürte Michael Hoffnung, doch nicht für sich. Für Lucifer. Wie in Trance öffnete er die Augen, hob den Kopf. Sah den Dämonenfürsten direkt vor sich, so nah wie noch nie. Dann bohrte sich das Schwert seines Bruders in Michaels Herz, ebenso wie seine Gefühle, die ihm just in diesem Moment klar wurden, ihm verrieten, woher dieser Schmerz, diese Verzweiflung gekommen war. Blut strömte aus seiner Wunde, benetzte die Klinge seines Bruders, so, wie der Regen beider Haut. Doch der Engel spürte es nicht, spürte keinen Hass, keine Kälte, nicht einmal den Schmerz; fühlte nicht, wie jeder Schlag seines verletzten Herzens ihn seinem Ende näher brachte. Die Stille hielt nun beide gefangen, in einem wunderbaren Moment. Liebe füllte Michael aus, strömte durch ihn hindurch und mit seinem Blut aus im hinaus, tauchte die Erde wieder in das Licht, das ihr genommen worden war, vertrieb die Regenwolken und mit ihnen die Finsternis. „Ich...danke dir...“, brachte er tränenerstickt heraus. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen starrte Lucifer ihn an, doch er selbst lächelte. Lächelte über die Erlösung, die ihm sein Mörder schenkte. Breitete seine strahlenden, weißen Flügel aus, deren Licht nun auch die schwarzen Schwingen seines Bruders erfüllte. Schloss erneut die Augen und lehnte sich nach vorn. Er stahl dem Dämonenfürsten einen Kuss. Einen unschuldigen, zarten Kuss, leicht wie eine Feder, vergänglich wie ein Leben, doch erfüllt von seiner reinen, endlosen Liebe. Spürte die warmen, weichen Lippen auf seinen, bevor er sich langsam von ihnen löste. Blickte in das früher so hasserfüllte, doch nun reuevolle und traurige Gesicht Lucifers. Wischte ihm die Tränen von den leicht geröteten Wangen; kleine, silberne Perlen, die den Dämonen wieder zum Engel machten. Ein letztes Mal erhob der Erzengel Michael seine Stimme, hauchte seinen letzten Atemzug in einem Satz aus: „Ich liebe dich, Lucifel...“ ~*~ The end^^ ich hoffe es hat euch gefallen. Über Kommis würde ich mich riesig freuen^^ Ich werde jeden beantworten^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)