Maulwürfe und andere Chaoten von Karopapier (Ja, der Titel wird definitiv noch geändert!) ================================================================================ Kapitel 8: Teil 8: Jonas ------------------------ Das erste, was Jonas nach einer Weile wieder wahrnahm, war eine sanfte, aber dennoch bestimmende Hand, die ihn zurück in die Gegenwart holte. Brummelnd setzte er sich auf. „Man sollte meinen, dass so eine Fahrt über zwei Stunden etwas länger dauert...“ Er hörte Tims leises Lachen. „Wenn du nicht geschnarcht hättest wie ein Holzfäller und genauso wach geblieben wärst wie ich hättest du dir gewünscht, dass sie so bald wie möglich vorbei ist.“ „Stimmt.“ Er gähnte. „Aber ich war nicht wach, ich habe geschlafen. So einfach ist das.“ Er riss die Augen weit auf, um langsam wach zu werden, und öffnete die Autotür. Kühle Nachtluft strömte in den Wagen, eine angenehme Erfrischung nach der Hitze des Tages. Jonas' Blick fiel auf den rechteckigen Gebäudekomplex, der vor ihnen aufragte. Ein Schauer fuhr ihm über den Rücken und er konnte die Frage nicht abwehren, wie lange er selbst wohl noch zu leben hatte. Wie lange würde es dauern, bis er selbst auf irgendeiner Liste stehen und verfolgt werden würde? „Wir müssen in den zweiten Stock“, unterbrach Tim seine düsteren Gedanken, „sie wird vom gleichen Arzt behandelt, der auch seinerzeit dich zusammengeflickt hat.“ Jonas schnaubte leise. Eine undeutliche Erinnerung an den Geruch von Weihrauch und Kerzenwachs kam wieder hoch, an düstere Gesänge und starke Schmerzen. Er wusste, dass er damals nur mit knapper Not dem Tod entkommen war, auch wenn er in seinem damaligen Zustand darüber nicht sehr erfreut gewesen war. „Ich würde es vorziehen, über diese Aktion nicht reden zu müssen.“ Tim sah ihn aufmerksam an. „Du kannst nicht so tun, als wäre es nie passiert.“ „Nein, das kann ich nicht. Aber ich kann weiterleben, und das würde ich gerne auch machen.“ „Vor allem solltest du realisieren, dass diejenigen, die dir das damals angetan haben, alle tot sind oder hinter Gittern sitzen.“ Tim gab nicht auf. „Du scheinst noch immer Angst vor diesen Menschen zu haben. Für sie war es ein Spiel, nichts weiter. Eine Sekte, die ein Stück zu weit gegangen ist, das passiert öfter. Lass die Sache nicht so nah an dich herankommen. Jetzt bist du im Clan untergebracht, dir kann nichts mehr passieren.“ „Hör mir mal gut zu“, fauchte Jonas in einem plötzlichen Ausbruch. „Jeder hat einen Teil in seiner Vergangenheit, über den er nicht reden möchte. Dieses beschissene Opferritual, in das ich hineingeraten bin, ist der Teil, den ich am liebsten vergessen würde. Leider“, sagte er eine Spur ruhiger, aber dafür tropfend vor Sarkasmus, „ist es mir nicht vergönnt, alles auf sich beruhen zu lassen. Ich werde jeden Tag daran erinnert, jede Stunde die ich bei euch bin. Spätestens wenn ich auf meine Hände sehe und mein Blick wieder auf die Narben an meinen Handgelenken fällt, muss ich wieder an Stricke und an jede Menge Räucherwerk und Feuer denken – ich wäre dir sehr zu Dank verpflichtet, wenn du wenigstens jetzt nicht damit anfangen würdest.“ Tim hob beschwichtigend die Hände und zog die Augenbrauen hoch. „Okay“, sagte er schlicht und einfach. „Okay, ich lasse dich in Ruhe.“ Dann zeigte er auf den Eingang und setzte sich in Bewegung. „Lass uns reingehen, hier draußen wird es so langsam frisch und wir werden sicherlich schon erwartet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)