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Maulwürfe und andere Chaoten

Ja, der Titel wird definitiv noch geändert!
von

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Prolog

Ungeduldig sah Alisha auf die Uhr. Eine Minute noch. Der Raum schien zu kochen und nicht einmal die offenen Fenster konnten die Hitze, die sich aufgestaut hatte, ausgleichen. Alisha schloss die Augen und lehnte sich gegen die kühle Mauer. Das, was sie jetzt verpasste, würde sie ohne Probleme nachholen können, das wusste sie. Keiner aus der Klasse war noch wirklich wach, nur die wenigsten versuchten überhaupt noch aufzupassen. Der Stoff würde so oder so wiederholt werden müssen.

Das Ticken der Uhr war unerträglich laut geworden. Zu laut. Irritiert öffnete Alisha die Augen. Grinsende Blicke begegneten ihr.

"Da Sie nun ebenfalls wach sind, Alisha, können Sie mir vielleicht meine Frage beantworten."

Alisha war ratlos. Sie hatte schon seit dem letzten Klingelzeichen nicht mehr zugehört, wie sollte sie jetzt auch noch wissen, was die Frage war?

"Don", rief der Lehrer schließlich den Nächsten auf.

"Vierundsiebzig. Aber bei der-"

Es klingelte.

"Du bist heute auch nicht gerade auf der Höhe, stimmt's?", zwinkerte Melissa Alisha zu. "Mach dir nichts draus, ich hätt's auch nicht gewusst. Sie warf sich ihren Ranzen über die Schulter. "Bis morgen!"

Alisha grinste, schnappte sich ebenfalls ihre Tasche und machte, dass sie weg kam. Das Letzte was sie jetzt noch brauchen konnte war eine Diskussion mit dem Lehrer.
 

Die Bushaltestellen vor der Schule waren wie immer komplett überfüllt. Während Alisha sich mühsam durch die Massen von wimmelnden und wuselnden Fünftklässlern kämpfte, schweiften ihre Gedanken ab. Sie hatte viel zu tun heute Mittag, Hausaufgaben ohne Ende, ihr Zimmer musste aufgeräumt werden, der Artikel für die Schülerzeitung war noch lange nicht fertig... ihre gedankliche To-Do-Liste wurde länger und länger. Und die nächsten Tage würden nicht besser werden.

Müde lief sie die Abkürzung durch den Stadtpark, umlief einige spielende Kinder und bog schließlich in die Straße ein, in der sie wohnte. Schon von Weitem hörte sie den Bass aus der neuen Anlage ihres Bruders. Sie grinste während sie die Haustür aufschloss und ließ schließlich ihre Tasche im Flur auf den Boden fallen.

Endlich zu Hause.

"Bin wieder da!", rief sie überflüssiger Weise in die Richtung, aus der die Musik kam. Sie ging in die Küche, zog eine Instantsuppe aus dem Schrank und kochte Wasser auf. Im Kalender stand für den heutigen Tag nichts. Seufzend ließ sie sich auf einen der Küchenstühle fallen.

"Hey, bist du schon lang hier?"

Alisha zuckte zusammen und drehte sich um. Hinter ihr im Türrahmen stand Karsten, ihr Bruder, und sah sie amüsiert an.

"Erschrocken?", fragte er gespielt überrascht.

"Nein, ich doch nicht", gab Alisha ebenso gespielt zurück. "Wie kommst du darauf?"

Schmunzelnd ließ sich Karsten auf den Stuhl gegenüber von Alisha fallen. "Nur so", antwortete er wenig überzeugend. "Ich hätte schwören können dass du zusammengezuckt wärst. Krieg ich was von deiner Suppe ab?"

Abwesend nickte Alisha. "Sag mal", fragte sie plötzlich, "könntest du mir helfen? Ich hab noch ziemlich viel zu tun, aber ich komme sicherlich nicht dazu, alles selbst zu erledigen, wenn ich nicht die Nacht durchmachen will."

"Kommt drauf an." Ihr Bruder zuckte mit den Schultern. "Was musst du denn alles erledigen?"

"Ich muss in die Stadt, noch einige Kleinigkeiten für Englisch holen, Jenny das Material mitbringen, das sie nächste Woche für die Arbeit braucht, ihr bei der Gelegenheit dann auch gleich Mathe erklären, dann muss mein Zimmer aufgeräumt werden, mein Abfalleimer ist mal wieder übervoll, Hausaufgaben, das Bad muss geputzt werden, lernen, den Artikel für die Schülerzeitung schreiben, den Bericht für die Homepage vom "Jazzclub seven-three-two" verbessern und on stellen..." Alisha zuckte mit den Schultern. "Und am Besten alles schon gestern."

Karsten nickte. "Ich bring deinen Abfall runter und mach das Bad. Und in der Zwischenzeit machst du ne Liste und ich hake ab was ich geschafft habe, während du in der Stadt deine Besorgungen machst."

"Danke." Sie fuhr ihm mit den Fingern durch das halblange, schwarze Haar, was er überhaupt nicht leiden konnte. Er verzog das Gesicht in gespieltem Ekel.

"Wenn du so weitermachst überleg ichs mir nochmal gut."

Alisha lachte. "Du glaubst nicht wie aufgeschmissen ich ohne dich wäre."

Er zog die Mundwinkel zu dem für ihn so typischen spöttisch-amüsierten Ausdruck, den er vor allem in der Gegenwart seiner Schwester nur zu gern benutzte. "Ich weiß. Und glaub mir, früher oder später werde ich es voll und ganz auskosten, dich hilflos zu sehen, während ich die Bedingungen stelle. Ich werde mich für jedes Mal Hausarbeiten gründlich revanchieren."
 

Eine halbe Stunde später stand Alisha in einem Schreibwarenladen vor einer unübersehbaren Menge verschiedenster Blöcke, Blätter, Stifte und Mappen. Unschlüssig sah sie vom Einen zum Nächsten. "Lineatur 27", murmelte sie leise zu sich selbst.

"Hinter Ihnen", kam ein freundlicher Kommentar von der Seite. "Lineatur 27 und 28 werden am häufigsten gebraucht, deswegen haben sie einen besonders gut sichtbaren Platz, der sich momentan genau hinter Ihnen befindet." Der Verkäufer sah sie mit schelmisch glitzernden Augen an. "Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie helfen?"

Alisha drehte sich um. Tatsächlich war das gesuchte Heft genau hinter ihr gewesen, und sie hatte trotz der ungewöhnlichen Größe das gesamte Regal einfach übersehen. Verlegen lächelte sie. "Danke, aber das war alles. Den Rest habe ich schon." Mit dem Heft in der Hand ging sie zur Kasse und bezahlte.

"Machen Sie sich nichts draus", tröstete sie der Verkäufer. "Das geht einigen so, der Laden hier müsste für die vielen Waren viel größer sein. So aber..." Er zuckte mit den Schultern. "Da kann man nichts machen, es gehen zu viele Menschen in die Supermärkte um die Ecke als dass wir wirklich noch genug Umsatz machen würden um uns ein größeres Geschäft mieten zu können."

Alisha beschlich ein leises Schuldgefühl und sie verließ zügig das Geschäft. Sie gehörte zu der Art Menschen, die sich zwar immer wieder vornahmen, etwas zu ändern, aber am Ende doch nicht daran dachten, diese Idee umzusetzen. Demotiviert ging sie wieder nach Hause. Jenny war nicht bei ihren Eltern gewesen, es schien ihr wieder schlechter zu gehen. Was Jenny genau hatte, wusste Alisha nicht, aber da Jenny wegen ihren vielen Fehltagen und ihrem kränklichen Aussehen nur wenige Freunde hatte, die alle nicht in der Gegend wohnten, hatte sich Alisha gemeldet um ihr die Hausaufgaben vorbeizubringen. Obwohl sie sie nicht wirklich kannte und mit ihr nie mehr als ein, zwei Worte gewechselt hatte. An Tagen wie diesem jedoch verfluchte sich Alisha für ihre Bereitwilligkeit.

Ein spitzer Schrei holte sie in die Gegenwart zurück. In der Nebengasse, an der sie gerade dabei gewesen war vorbeizulaufen, saßen drei Jugendliche um ein dunkelhäutiges, vielleicht vierjähriges Mädchen herum, das voller panischer Angst die ihr entgegen gehaltenen Messer anstarrte.

Ohne weiter zu überlegen verfiel Alisha in einen leichtfüßigen, leisen Gang, steigerte ihr Tempo immer weiter, ließ wenige Meter vor den Jungen die Tüten fallen und warf sich mit einem lauten Schrei auf sie. Ein wütendes Gefecht entbrannte, bei dem sie nur knapp als Sieger hervorging. Als sie die Jugendlichen in die Flucht geschlagen hatte, drehte sie sich betont langsam und vorsichtig um, um das Mädchen nicht zu verschrecken. "Verstehst du mich?", fragte sie leise.

Das Mädchen nickte mit großen Augen.

"Hör zu, du musst jetzt tun was ich sage. Wohnst du weit weg von hier?"

Die Kleine schüttelte den Kopf und zeigte auf eine verdreckte, im Schatten liegende Metalltür.

"Das ist gut." Alisha war erleichtert. "Dann geh so schnell du kannst nach Hause. Ich will nicht, dass dir doch noch was passiert."

Kaum hatte sie ausgeredet, drehte sich das Mädchen auf dem Absatz um und rannte los. Alisha vergewisserte sich noch, dass sie wirklich durch die Tür ging, dann, als die Tür zufiel, ließ sie sich erschöpft und mit schmerzverzerrtem Gesicht an der Wand hinuntergleiten. Sie spürte, wie ihr auf der rechten Seite eine warme Flüssigkeit das Bein hinunterlief.

Mit zitternden Händen drückte Alisha an ihrer Uhr einen kleinen Knopf, der ein winziges Fach an der Seite des Gehäuses aufspringen ließ. Erst war Stille und nichts passierte, dann meldete sich eine leicht schnarrende, verzerrte männliche Stimme.

"Du hast dich auch schon lange nicht mehr gemeldet."

"Halt die Fresse und schick mir jemanden, ich brauch Hilfe", gab Alisha unwirsch zurück.

Die männliche Stimme lachte leise, dann war es wieder still. Alisha fühlte sich unglaublich müde. Sie wusste genau, wenn die Hilfe nicht bald kam, hätte sie ein Problem.

Das Letzte, was sie sah, bevor sie ohnmächtig wurde, war die sich schnell vergrößernde Lache Blut, die sich neben ihr ausbreitete und sich ihren Weg durch den Rinnstein suchte.

Kapitel 1, Teil 1: Jonas

Fünf Uhr. Jonas Redler blinzelte verschlafen den Wecker an. Sollte er wirklich aufstehen? Alles in ihm sträubte sich gegen diese Vorstellung, aber ihm war bewusst was er morgen zu tun hätte wenn er nicht endlich seine Faulheit überwand und mit der Arbeit anfing. Er war selbst Schuld, er hatte sich den Job ausgesucht. Und wenn er ehrlich sein sollte machte es ihm sogar Spaß, wenn... ja, wenn da nur nicht das frühe Aufstehen gewesen wäre.

Er drehte sich um, vergrub sein Gesicht im Kissen und lachte leise. Früh, natürlich. Für ihn vielleicht. Andere Menschen waren um diese Tageszeit schon längst mit der Arbeit fertig und auf dem Weg zurück nach Hause. Ironie, ich seh dich, dachte er und legte sich auf den Rücken. Der Wecker klingelte noch immer, ein nicht gerade stummes Zeugnis seiner Bequemlichkeit. Mit einem leisen Stöhnen setzte Jonas sich auf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Nicht, dass er nicht wach gewesen wäre. Er brauchte nur fünf Stunden Schlaf um fit zu sein. Alles was ihn davon abhielt, ins Bad zu gehen und eine heiße Dusche zu nehmen, war seine Gemütlichkeit, seine Unlust auf jegliche Art von sinnvoller Beschäftigung und seine Liebe zu warmen Betten, speziell seinem eigenen. Wehmütig warf er noch einen letzten Blick zurück auf die Matratze, dann stand er endgültig auf und ging ins Bad.

Während er sich die Zähne putzte, betrachtete er sich kritisch im Spiegelbild. Blonde, halblange Haare, die sich nur widerwillig in irgendeine ordentliche Form bringen ließen, blaue, grün melierte Augen, die stechend wirkten wenn er wütend war. Hohe Wangenknochen, die sein Gesicht leicht hart erscheinen ließen. Er sah gut aus, und er wusste das. Aber es bedeutete ihm nicht viel, auch wenn er sich dessen geschickt zu bedienen wusste.

Während er sich die Zähne putzte ging er in Gedanken die heutigen Aufgaben durch. Seit der Ausbildung, die er vor sechs Jahren gemacht hatte, war ihm diese Angewohnheit in Fleisch und Blut übergegangen. Mit zwiegespaltenen Gefühlen dachte er an die Zeit zurück, eine Zeit, in der er pro Woche 28 Stunden Schlaf bekam, von Morgens bis Abends unterwegs war und nie länger als fünf Wochen in einer Stadt war. Die Zeit der absoluten Maßlosigkeit, sowohl im Positiven als auch im Negativen.

Er seufzte. Alles, was aus dieser Zeit übrig geblieben war, waren seine alltäglichen Übungen und seine Einstellung zum Leben. Und selbst die musste er verstecken, durfte sie nicht zeigen. Sein Äußeres war eine Maskerade, sein momentanes Leben ein Abenteuer, aus dem es kein Entkommen zu geben schien. Dabei wollte er so gerne seine Aufgaben weiterführen, nachts arbeiten, nachts leben, den Tag verschlafen...

Er spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, wie um seine Gedanken wegzuwaschen. Schon am Abend der Vergangenheit hinterherzutrauern brachte ihm wirklich nicht das Geringste.

Nach einer halben Stunde, einer großen Tasse heißem Capuccino, ein paar Liegestützen und darauffolgendem Training würde er sich sicher besser fühlen.
 

Etwas weniger schlecht gelaunt machte er die Tür zu seinem Trainingsraum auf. Die Dusche und der Capuccino hatten wahre Wunder gewirkt und Jonas war bereits wieder auf dem Damm. Pfeifend sah er die CDs durch, die neben seiner kleinen, aber leistungsstarken Anlage standen. Er seufzte leise und griff nach einer Hülle mit der Aufschrift 920-413-90605. Während die ersten Takte des Liedes erklangen schloss er die Tür, dann setzte ohne weitere Vorwarnung ein dröhnender Bass ein. Jonas sprang ohne nachzudenken in verschiedene Figuren, drehte sich und glitt regelrecht von einer Bewegung in die nächste. Das war das, wofür er geboren war, und er genoss das Gefühl der absoluten Kontrolle über seinen Körper. Chinédrehung, Contract, Jazzsprung. Spätestens als er einige isolierte Bewegungen aus dem HipHop einbaute, hätte es bei jedem anderen lächerlich gewirkt.

Ein leichtes Grinsen stahl sich auf seine Züge. Der Vermieter war nicht glücklich gewesen über den Umbau des ehemaligen Schlafzimmers, hatte dann aber widerwillig zugestimmt. Erst als Jonas ihm versichert hatte dass er das jetzt schalldicht isolierte Zimmer sicher nicht für diverse sexuelle Vergnügungen zu nutzen gedachte und sie vertraglich festgelegt hatten, dass der Vermieter wirklich jederzeit Zutritt zu dem Raum verlangen konnte, war er einverstanden gewesen. Anfangs war Jonas wirklich regelmäßig kontrolliert worden, inzwischen hatte der Vermieter allerdings keine Bedenken mehr. Oder einfach nur aufgegeben, was Jonas wahrscheinlicher erschien.

Zwölffache Punktdrehung, Sprung in die Welle aus dem Stand, dann war das Lied zu Ende. Das nächste Lied war ein rituelles afrikanisches Trommellied und Jonas zog sein T-Shirt aus. Ihm wurde warm und sollte er jetzt anfangen zu schwitzen wäre die Dusche wohl umsonst gewesen. "Mal sehen, wie gut ich das noch kann", murmelte er leise, dann konzentrierte er sich auf den Rhythmus. Capoeira war noch nie seine Stärke gewesen, aber das störte ihn nicht weiter. Im Leben gibt es keine Probleme, nur größere und kleinere Herausforderungen.

Er holte tief Luft und nahm Anlauf.

Teil 2: Gina

"Guten Tag, ich bringe Post für Spaner&Sohn." Der Kurier legte sein strahlendstes Lächeln auf.

Er ist schon länger unterwegs, das Wetter ist alles andere als ideal und sein Feierabend ist bereits in Sicht. Das alles ging Gina durch den Kopf, als sie sein Lächeln erwiderte. Single, fügte sie in Gedanken hinzu, und sich eindeutig seiner Ausstrahlung bewusst. Vielleicht ein wenig arrogant?

"Ich schätze mal da bleibt mir nicht viel anderes zu sagen als: Sie sind hier hundertprozentig richtig und wo muss ich unterschreiben", flirtete sie auf Geratewohl. Was hatte sie schon groß zu verlieren?

Sein herzliches Lachen bestätigte sie in ihrer Einschätzung über ihn. "Sie haben Recht." Er schob ihr das Einschreiben und die Bestätigung über den Tresen. Schalk blitzte in seinen Augen und sie ertappte sich bei dem Gedanken, ob er wirklich so sportlich war wie er aussah. Und ob sich seine Fitness wirklich nur auf sein Fahrrad beschränkte oder ob er auch in anderen Bereichen was drauf hatte.

Während sie unterschrieb wurde ihr die eindeutige Zweideutigkeit ihrer Gedanken bewusst und sie wurde rot. Sie hatte noch nicht einmal speziell an Bettgeschichten gedacht, die 'Bereiche' bezogen sich eher auf intellektuelles Niveau. Sie sollte wirklich besser auf ihre Gedanken aufpassen.

Als sie ihm das unterschriebene Bestätigungsschreiben über den Tisch schob bemerkte sie sein leicht amüsiertes, spöttisches Grinsen. Zu ihrem eigenen Ärger wurde sie schon wieder rot. Auch das sollte sie irgendwie unter Kontrolle bekommen, sonst könnte es wirklich unter Umständen peinlich werden.

"Sonst noch was?", fragte sie stark unterkühlt.

"Nein", antwortete er. "Zumindest nicht beruflich. Wie lange müssen Sie noch arbeiten?"

Gina zögerte, antwortete dann aber doch. "Eine halbe Stunde."

"Das trifft sich gut. Darf ich Sie abholen? Das 'Downtown' soll wirklich gut sein..."

Sollte sie zusagen? Einerseits waren so plötzliche, spontane Verabredungen wirklich nicht ihr Ding. Andererseits war ich langweilig, der Abend war noch nicht verplant, morgen hatte sie frei und ihre abweisende Reaktion tat ihr bereits jetzt schon wieder Leid. Außerdem hatte der Kurier etwas an sich, das sie ungemein anzog, ohne es jedoch direkt benennen zu können.

"Ich kenne noch nicht mal Ihren Namen...", brachte sie unschlüssig hervor.

Diesmal wurde er es, der leicht verlegen wurde. "Timotheus Epaminondas Jesús García", ratterte er hinunter. "Mein Vater war Spanier und meine Mutter Namensforscherin, das verträgt sich nicht mit Auslandsurlauben in Asien. Nennen Sie mich Tim, das ist leichter."

"Moment." Gina war verwirrt. "Nochmal ganz von vorne. "Was hat Ihr Name mit Auslandsaufenthalten in Asien zu tun?"

"Meine Mutter ist für meine Geburt extra nach Asien gefahren und hat da dann ein Jahr gelebt, um den Namen Timotheus Epaminondas durchsetzen zu können, in Deutschland lässt keine Behörde so eine Vorbestrafung zu. Und Jesús, das ist in Spanien wohl ein Name wie hier Wolfgang oder Fritz." Er schnitt eine Grimasse. "Der Name klingt genauso grausam wie die Hänseleien in der Grundschule es wirklich waren."

Gegen ihren Willen musste Gina lachen. "Außer 'Tim' habe ich eh schon wieder alles vergessen."

"Das ist auch besser so." Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. "Darf ich Sie dann in einer halben Stunde abholen?", wechselte er schließlich das Thema.

"Auf dem Fahrrad?!?"

Tim grinste breit. "Na klar." Als er ihren entsetzten Gesichtsausdruck sah brach er jedoch in lautes Gelächter aus. "Nein, bis dahin habe ich Schluss. Wir fahren mit meinem Auto hin. Würden Sie mir einen Gefallen tun?"

"Welchen?"

"Duzen Sie mich. Das macht die Sache einfacher."

"Okay." Sie fühlte sich großartig. Sie hatte schon zu lange nichts mehr neben der Arbeit gemacht. "Sollte ich nachher nicht am Tresen sein, fragen Sie nach Gina. Das bin ich." Bei seinem verschmitzten Gesichtsausdruck verbesserte sie sich schnell. "Ich meine, du. Frag nach Gina. Bitte." Und wieder wurde sie rot. Gab es gegen so etwas irgendein Selbsthilfetraining?

"Gina." Er sah sie nachdenklich an. "Der Name passt zu dir." Dann öffnete er die Tür. "Bis später!", rief er noch, danach war er verschwunden.

Teil 3: Jonas

Das Klappern der Tastatur war einlullend. Jonas verglich die Angaben auf seinen Notizzetteln mit dem fertigen Artikel und korrigierte eine Stelle. Er musste aufpassen, dass seine Gedanken nicht zu weit abschweiften. Heute war nicht sein Tag, er ließ sich viel zu leicht ablenken.

Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr über der Tür seines Arbeitszimmers. Erst kurz nach sieben, stellte er fest. Warum kroch die Zeit heute so langsam? Er hatte vor zehn Minuten das letzte Mal auf die Uhr gesehen und hätte schwören können, dass jetzt wieder mindestens eine halbe Stunde vorbei gewesen wäre. Er seufzte. Das Thema der diesmaligen Ausgabe war interessant, daran konnte es nicht liegen. Eine unbestimmbare Unruhe hatte sich in ihm festgesetzt und hielt ihn in ihrem Bann. Das Gefühl kam ihm bekannt vor, aber er wusste es nicht einzuordnen.

Das Klappern brach ab und Jonas runzelte verärgert die Stirn, während er den Tippfehler verbesserte. Was war nur mit ihm los? So viele Tippfehler machte normaler Weise noch nicht einmal die Krause, und bei der war es schon ein denkwürdiger Moment, wenn sie einen Satz ohne Fehler schrieb. Rechtschreibung war für sie wirklich ein Fremdwort und es war allgemein bekannt, dass sie nur noch in der Redaktion arbeitete, weil ihr Onkel ein einflussreicher Mann war.

Noch während Jonas verbissen konzentriert auf den Bildschirm starrte, fing es schließlich an: Sein Magen krampfte sich zusammen und er krümmte sich vor Schmerzen auf seinem Schreibtischstuhl. Er wollte fluchen, aber ein leises Stöhnen war alles was er hervorbrachte. Mühsam schleppte er sich zum Mülleimer. Gerade noch rechtzeitig, wie er feststellte, als ihm die Reste seines Frühstücks geräuschvoll wieder hochkamen.

Nicht hier, dachte Jonas. Nicht hier, nicht jetzt. Sein Schädel schien ihm zu platzen und ein brennender Schmerz fuhr ihm durch die Glieder. Jonas hatte erst einmal etwas Vergleichbares gespürt, und das war schon so lange her...

Was ist so schlimm daran?, fragte der vernünftige Teil seines Gehirns. Es tut ein wenig weh, und dann ist es vorbei. So war es immer. So wird es immer sein. Du hast es dir ausgesucht, als deine letzte Aufgabe vorbei war. Hör auf dich zu wehren, das macht es nur schlimmer. Verhindern kannst du es jetzt eh nicht mehr.

Der andere Teil von ihm wollte aber nicht aufgeben. Während sein Körper innerlich nahezu zerriss, versuchte Jonas sich zu beruhigen. Atme langsam, befahl er sich lautlos. Langsam und tief. Gleich ist es vorbei...

Es gelang ihm tatsächlich. Bei größtmöglicher Entspannung wurde der Schmerz schon fast erträglich, und Jonas wischte sich abwesend mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Nur noch einen letzten Teil, dann hast du es geschafft, murmelte seine vernünftige Hälfte. Vergiss nicht, weiter ruhig zu atmen.

"Weiteratmen", flüsterte Jonas. "Einfach weiteratmen."

Dann drückte der neue Schmerz ihm die Luft ab.

Teil 4: Gina

"Bist du dir sicher, dass es wirklich so gut ist wie es sein soll?", fragte Gina Tim zweifelnd, als sie kurz nach sieben vor dem 'Downtown' standen. Es war ein leicht heruntergekommener Altbau, über dessen Eingang eine alte Leuchtschrift einsam blinkend den Namen des Lokals verkündete.

Tim lachte. "Nun, wenn wir einfach hier stehen bleiben wirst du es nie herausfinden." Er zog sie sanft am Ärmel. "Komm schon, drinnen sieht es bedeutend besser aus."

Zögernd folgte sie ihm. Sie fühlte sich überhaupt nicht wohl und seit über einer Viertelstunde fragte sie sich, was sie sich eigentlich eingebrockt hatte. Es war eindeutig ein Fehler gewesen, Tims Einladung anzunehmen, zu der Überzeugung war sie inzwischen gekommen. Nicht nur dass sie ihn so gut wie gar nicht kannte, die Art wie er zur Eingangstür von Spaner&Sohn reingekommen war zeugte von größtem Selbstvertrauen. Was, wenn es ihm gar nicht um mich geht?, fragte sie sich. Er weiß, wie gut er aussieht. Das ist so ziemlich sicher. Und ich kenne keinen Mann, der gut aussieht und nicht immer nur an Sex denkt. Was mache ich, wenn er nur jemanden für diese Nacht sucht?

"Alles in Ordnung?" Seine besorgten braunen Augen waren gefährlich nahe bei ihrem Gesicht.

"Sicher, aller okay." Sie wurde rot. Reiß dich zusammen, befahl sie sich. Er wird dir schon nichts tun. "Ich weiß nur nicht was ich von dem Ganzen hier halten soll. Es sieht so..." Nach Worten suchend sah sie sich um. Er hatte sie in einen Hinterhof gebracht, der einen nicht viel besseren Eindruck vermittelte als die Hausfassade: Überfüllte Mülleimer, Gullideckel, aus denen es leicht dampfte... Gina bekam den Eindruck als wäre sie in einen schlechten amerikanischen Film abgerutscht.

"...schlimm aus?", beendete Tim für sie den Satz.

Sie nickte.

"Ich weiß. Ich dachte das erste Mal als ich hier war auch nur: Was mache ich hier? Das sieht nicht im Geringsten nach dem besten Club der Stadt aus." Er zuckte lächelnd mit den Schultern. "Ich kann dich nur bitten, mir zu vertrauen. Wenn es dir lieber ist, wenn wir wo anders hingehen, können wir das gerne tun." Sie fühlte seinen Blick auf ihr ruhen. "Ich will dich nicht zwingen."

Unschlüssig wanderte ihr Blick zwischen dem Hinterhof und dem Weg hin und her, den sie entlang gekommen waren. Dann holte sie tief Luft und drehte sich entschlossen zu ihm um. "Nein", sagte sie fest. "Probieren wir's aus. Zur Not kann ich drinnen ja immer noch sagen, dass ich wieder raus will."

"Okay." Sein Lächeln ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen. Mit einer ausladenden Geste öffnete er eine kleine Hintertür direkt neben ihnen, die Gina vorher noch nicht bemerkt hatte. "Darf ich bitten?"

Sie warf ihm noch einen dankbaren Blick zu, dann trat sie durch die Tür. Direkt hinter der Tür führte eine Treppe nach unten und während sie Stufe für Stufe immer tiefer hinab lief, schlug ihr ein angenehmer Duft nach Sandelholz und Zeder entgegen. Lass es kein Puff sein, betete sie. Alles, aber kein Puff. Hinter ihr hörte sie die Schritte von Tim, erstaunlich leise auf dem alten Holz. Mit jeder Stufe konnte man den leisen Bass besser hören, der durch die Wände drang und unter ihren Füßen vibrierte, und als sie schließlich um eine Ecke bog, stand sie unvermittelt vor einer massiven Tür.

"Du musst klingeln", bemerkte Tim und drückte auf einen kleinen Messingknopf neben einem halb verrosteten Namensschild. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und vor Gina stand ein Security-Mann, hinter dem sich eine weitere massive Tür befand, allerdings noch geschlossen.

"Was wollt ihr?", fragte er barsch und musterte sie von oben bis unten. Gina wurde noch unwohler. Aber noch bevor sie sich weiter Gedanken machen konnte, ob sie wirklich bleiben oder lieber einfach weggehen sollte, schob sich Tim an ihr vorbei.

"Ich bin's. Fred meinte, heute ist offen... ich bin in Begleitung da."

Der Security-Mann musterte sie noch einen Moment, diesmal allerdings eher neugierig, dann bedeutete er ihnen hereinzukommen. "Maulwurf?"

"Nein." Tim grinste. "Jedenfalls glaube ich es nicht. Wenn ja, dann unwissentlich."

Ein Nicken, dann drückte der Mann ihnen kleine Papierarmbändchen in die Hand. "Du weißt ja die Regeln", zwinkerte er Tim zu, bevor er die letzte Tür öffnete. Laute Salsa-Musik schlug ihnen entgegen und Gina bemerkte, dass sie mit offenem Mund da stand. Der Club war wirklich bedeutend angenehmer aufgebaut als sie gedacht hätte. Auch wenn das kein Kunststück war, es überraschte sie. Das 'Downtown' bildete einen unglaublich krassen Gegensatz zu dem Hinterhof, auf dem sie noch vor zwei Minuten gestanden hatte.

"Ich hoffe, du magst lateinamerikanische Musik", hörte sie Tims Stimme leise an ihrem Ohr. Sie konnte ihn nur noch angrinsen.

"Tanzen wir?", fragte sie statt einer Antwort über die laute Musik hinweg. Sein Lachen sah sie mehr als dass sie es hörte.

Der Abend schien doch noch recht gut zu werden.

Teil 5: Jonas

Das erste, was Jonas merkte, war dass die Schmerzen nachgelassen hatten. Sie waren noch da, aber es war leichter geworden sie zu ignorieren.

Langsam setzte er sich auf und fuhr sich mit der Hand über die schweißnasse Stirn. "Oh man", murmelte er, dann stand er vorsichtig auf und stützte sich an der Wand ab. Das Drehen um ihn herum ließ schnell nach und der aufdringliche Geruch von Erbrochenem rief ihm den Mülleimer zurück ins Gedächtnis. Zögerlich beugte er sich nach vorne, um die Spuren seines Anfalls zu beseitigen. Wie lange er ohnmächtig gewesen war, wusste er nicht, aber er musste eine recht lange Zeit gelegen haben. Alles, woran er sich noch klar erinnern konnte, waren unsägliche Schmerzen gewesen, die immer schlimmer geworden waren, um zu einem trügerischen Pochen abzuklingen und schließlich wieder hochzukochen. Er fühlte sich, als wäre er gerade von einem Trip durch die Hölle zurückgekehrt. Und wahrscheinlich liege ich da noch nicht mal so falsch, dachte er ironisch.

Eimer ausspülen, Eimer abtrocknen. Eiskalte Gedanken schossen ihm durch den Kopf, während er im Bad war. Er musste irgendwie verschwinden, möglichst schnell, möglichst glaubhaft. Er wusste, wohin er gehen musste, aber zuerst musste er zusehen dass er ungesehen aus dem Haus kam.

Ohne dass er es merkte bewegte er sich schneller. Zuerst brachte er den Eimer zurück in sein Büro, dann sah er sich um.

Eine Tasche.

Er brauchte eine Tasche, nicht zu groß, sie durfte ihn nicht behindern. Aber gewisse Dinge hier mussten einfach verschwinden, Jonas konnte nicht alles einfach so hier lassen. Zu gefährlich.

Er riss die Schranktür auf und zog seine Tennistasche heraus. Dabei fielen seine Trainingsjacke und seine Schuhe herunter und er zögerte kurz: Niemand würde hinterher wissen, was wirklich passiert war, solange er jetzt nicht absoluten Unsinn machte.

Mit Schwung beförderte er kurzerhand den gesamten Schrankinhalt auf den Boden, riss die Schubladen seines Nachttischs heraus, nahm seinen Ausweis, Bankkarte, Geld und alles Weitere von Wert, das er darin finden konnte, und stopfte sie in eine kleine Einkaufstüte, um hinterher den Rest auf den Haufen zu schleudern.

Sein Adrenalinpegel stieg, während er auch in den anderen Zimmern nach diesem Muster Chaos verbreitete. Wertvolles landete in seiner Tüte, alles andere auf dem Boden. Nur in seinem Trainingsraum und im Wohnzimmer machte er Halt und ging vorsichtiger vor. Die CDs verstaute er sorgfältig in der Tasche, ebenso eine kleine Kladde mit der Aufschrift “Arabisch”. Stifte und ein Block folgten, bevor er den Spiegel zerschlug. Das verzerrte Abbild seines Gesichts starrte mit entschlossenem Blick auf seinen Unterarm, an dem langsam warmes Blut herabfloss. Als genug Blut ausgetreten war und es langsam aber sicher auf den Boden zu tropfen drohte, ließ er sich gegen die weiße Wand fallen. Im letzten Moment stütze er sich seitlich ab, sodass er im Hinunterrutschen einen roten, breiten Streifen auf der Tapete hinterließ. Es brannte, aber er achtete nicht darauf. Es war nicht wichtig, also musste er es ignorieren können. Jetzt war nicht die Zeit, um überempfindlich zu werden.

Zufrieden nickend betrachtete er sein Werk und schlang geistesabwesend einen Stofffetzen um die Wunde, um nicht auch im restlichen Haus Blut zu hinterlassen. Sein Blick wanderte abwesend durch das Zimmer, aber außer seinem kleinen Waffenschrank war hier nichts mehr. Nur noch die Musikanlage, die einsam an der Wand aufgehängt war. Die Musikanlage, für die er so lange gespart hatte...

Er riss sie von der Wand. Funken sprühten und brannten sich ihm in die Handflächen, dennoch erreichte er nicht mehr als eine leichte Schieflage seitens der Boxen. Unentschlossen drehte er sich zum übrigen Zimmer um, aber er sah nichts, das er hätte verwenden können.

Mit ein paar Schritten war er bei seinem Waffenschrank und riss die Tür heraus. Den Schlüssel brauchte er jetzt eh nie wieder und bis er ihn in dem Chaos gefunden hätte, wären Ewigkeiten vergangen. Innen befanden sich ein großes, wundervoll verziertes Katana, ein Schlagstock, zwei Dolche und ein Stab, an dem mit viel Geschick an beiden Enden jeweils eine scharfe Metallspitze angebracht war. Jonas nahm alles heraus und band es an der Seite seiner Sporttasche fest. Auf dem Rückweg schlug er mit der Tasche so fest er konnte gegen das, was einmal seine Anlage gewesen war. Noch bevor er die Tür erreicht hatte hörte er das Scheppern und Klirren hinter ihm, als die Verankerung endgültig ihren Geist aufgab.

Im Wohnzimmer legte er die Tasche auf den Boden bei der Eingangstür, nahm einen der Dolche aus der Scheide und schlitzte den Bezug seines Sofas auf. Wie besessen stach er immer und immer wieder zu, bis das Polster in alle Richtungen spritzte. Bei dem Bücherregal angekommen, begnügte er sich damit, seine Tagebücher herauszunehmen und das Regal umzustürzen, das mit einem lauten Krachen auf die Glasscheibe seines Couchtisches fiel. Das Tagebuch landete bei den CDs, bevor er sich seiner Vitrine mit Swarovsky-Figuren widmete.

Nichts hielt seiner Zerstörungswut stand, selbst die Deckenlampe wurde nicht verschont.

Erst das leise Klopfen an der Tür brachte ihn wieder zur Besinnung und die kalte Entschlossenheit in ihm wich einer nicht weniger kalten, berechnenden Seite von ihm.

“Herr Redler?”, fragte eine unsichere Stimme gedämpft durch das Holz. “Herr Redler, ist alles in Ordnung?”

Jonas antwortete nicht. Statt dessen öffnete er leise die Balkontür, spähte vorsichtig hinab in den kleinen Garten hinter dem Haus und vergewisserte sich schließlich, dass hinter den Fenstern niemand stand, der ihn beobachten konnte. Da der kleine Garten von hohen Bäumen umgeben war, hatte er nicht viel zu befürchten, aber sicher war sicher.

Erst, als er überzeugt war, dass niemand ihn sehen konnte, schwang er sich über das kleine Geländer auf das Gras. Er hörte gerade noch, wie hinter ihm jemand auf eine zweite Person einredete, während diese antwortete und sich am Schloss zu schaffen machte, bevor er endgültig mit der Dunkelheit verschmolz.

Teil 6: Gina

Das Blut rauschte in Ginas Ohren. So glücklich wie jetzt hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt, als sie mit Tim über die Tanzfläche wirbelte. Dass er eine professionelle Tanzausbildung hatte, hatte er ihr erst nach längerer Zeit verraten. Ihr war warm, der Saal schien zu kochen... es war wundervoll.

Salsa, Samba, Mambo... der Bass kitzelte in ihrem Bauch. Doch plötzlich tippte Tim sie an und zeigte auf die Bar, wo seine Freunde standen. Er hatte sie ihr gleich am Anfang kennen gelernt und sie waren Gina wirklich sympathisch, aber ihre Enttäuschung darüber, dass er offensichtlich im Moment nicht mehr tanzen wollte, war groß.

Erst als sie angekommen waren, fiel ihr das auf, was Tim schon länger gesehen haben musste: Jemand Neues war angekommen, männlich, blond, sportlich und gerade dabei, mit sehr ernster Miene mit Neill zu reden, einem von Tims besten Freunden. Das Ganze sah nach Ärger aus.

"Was ist los?", versuchte sie die Musik zu übertönen.

Tim zuckte nur mit den Schultern. Er sah ratlos aus, etwa so ratlos wie Gina sich fühlte. "Es muss etwas Wichtiges sein", drang seine Stimme leise zu ihrem Ohr vor, obwohl er sich ganz nah zu ihr hinübergebeugt hatte. "Ansonsten wäre er nicht hier."

Er stellte sich direkt neben den Neuen und hörte angestrengt zu. Irgendwann wendete sich der Blonde direkt an Tim. Gina konnte sie nicht verstehen, so sehr sie es auch versuchte. Ein Blick zur Seite verriet ihr, dass es den anderen auch nicht anders ging: Anja, außer Gina die einzige Frau in der Runde, die aussah wie die geborene Hip-Hopperin in ihrem anliegenden T-Shirt und den weiten Hosen, verständigte sich immer wieder per Augenkontakt mit Alexander, einem blassen, ganz in schwarz angezogenen Mann, der vom ganzen Erscheinungsbild nicht hierher zu gehören schien, sich aber bestens amüsierte, im Moment jedoch mit einer ausdrucksstarken Geste zu verstehen gab dass er ebenso wenig verstand. Das gesamte Gespräch lief einzig und allein unter Neill, Tim und dem Neues ab. Als die drei scheinbar zu einer Übereinkunft gekommen waren, drehte sich Tim zu Gina um.

"Es tut mir wirklich Leid, dass ich dir den Abend versauen muss, aber ich muss schnell weg und werde sehr wahrscheinlich auch nicht wiederkommen", schrie er, um sich verständlich zu machen. "Es tut mir wirklich Leid, wir können das gerne nachholen. Ich würde mich wirklich freuen. Magst du, dass ich dich noch nach Hause bringe?"

Gina sah unentschlossen zur Tanzfläche. "Ich weiß nicht...", begann sie unsicher.

In dem Moment schaltete sich jedoch Anja ein. "Wenn du willst kannst du auch noch eine Weile bleiben, ich muss eh nachher in die Richtung, da kann ich dich mitnehmen."

Gina lächelte sie dankbar an. "Ja, gerne. Das ist wirklich nett."

"Keine Ursache."

Tim sah erleichtert aus. "Okay, dann bist du wenigstens nicht alleine und hast auch so noch Spaß. Tut mir wirklich Leid, aber-"

Sie unterbrach ihn. "Schon gut." Sein offensichtliches schlechtes Gewissen amüsierte sie. "Ich kenne dank dir ja jetzt auch noch andere hier, ich bin mir sicher Alex nimmt mich mal mit auf die Tanzfläche." Sie knuffte ihn in die Seite. "Du tanzt doch sicher auch mal mit mir, oder?"

Seine Zähne blitzten unheimlich im Schwarzlicht auf. "Darauf kannst du Gift nehmen."

"Na also." Ginger schob Tim in Richtung des Blonden. "Und jetzt geh schon, wenns wirklich so dringend ist."

"Danke." Tim küsste sie auf den Mund. "Ich melde mich bei dir, versprochen."

Dann tauchte er im Gewimmel unter und ließ nur noch eine verdutzte Gina und seine zwei sehr überraschten Freunde zurück.

"Donnerwetter", murmelte Anja leise zu sich selbst, "die muss es ihm ja wirklich angetan haben."

Teil 7: Tim

"Jetzt rück schon raus, was ist passiert?" Tim öffnete die die Fahrertür und ließ sich ins Auto fallen. Seine Nervosität hatte die letzten Minuten nicht gerade abgenommen und er hatte das Gefühl, dass irgendetwas im Argen lag. Jonas hatte nicht geklungen, als wäre der 'Vorfall', wie er es genannt hatte, harmloser Natur gewesen. Jonas' Mimik, sein Tonfall, sein gesamter Körper sprachen Bände. Der normaler Weise immer gut gelaunte und lachende Blonde war schweigsam wie sonst nie, und seine sonst so ausdrucksstarken Hände steckten in seinen Hosentaschen. Die Angelegenheit war ernst.

"Wir müssen zum Krankenhaus." Die Art, wie Jonas das sagte, jagte Tim eine Gänsehaut über den Rücken und er musste sich zwingen, sanft anzufahren.

"Wer?"

"Wie, wer?"

"Wen fahren wir besuchen? Oder was willst du sonst da? Du holst mich bestimmt nicht mitten in der Nacht in einem Club ab, um mit der Nachtschwester zu flirten."

Jonas sah mit ausdruckslosen Gesicht aus dem Fenster. "Alisha hat's erwischt. Sie ist nicht lebensgefährlich verletzt, aber es geht ihr gar nicht gut. Sie hat ein Messer in die Seite bekommen, mit welcher Vorgeschichte das ablief weiß ich nicht. Aber ihr Blutverlust ist hoch, sie musste Transfusionen bekommen. Den Eltern haben wir erklärt dass sie von einem Betrunkenen angefahren wurde."

Ungeduldig sah Tim ihn von der Seite an. "Ja, und? So was passiert. Allen von uns ist so was mal passiert. Und es wird auch wieder passieren. Wieder und wieder und wieder. Was ist an diesem Mal so besonders, dass du mich aus dem 'Downtown' geholt hast?"

Schweigen breitete sich aus und Tim war kurz davor, Jonas zusammenzustauchen, als dieser antwortete. Seine Antwort war leise, aber Tim verstand ihn nur zu gut. "Sie sind wieder da. Und ich habe das Gefühl, dass sie es auf Alisha abgesehen haben. Es ist nicht auszuschließen dass der Angriff von ihnen durchgeführt wurde, aber dann gäbe es einige Ungeklärtheiten. Wir stehen noch ganz am Anfang und alles ist so verwirrend, dass keiner weiß was jetzt getan werden soll.

Tatsache ist, dass Alisha besseren Schutz braucht. Sie wird im Moment in künstlichem Koma gehalten, bis sie die Muta überstanden hat." Er verzog das Gesicht. "Ich denke, das ist das Beste für sie."

Tim schnaubte. Als ob sein Leben nicht schon kompliziert genug verlaufen würde.

"War deine Muta schlimm?"

Wieder verzog Jonas das Gesicht. "Ich möchte lieber nicht daran erinnert werden. Ich habe Erbrochenes weggewischt, mir absichtlich den Arm an meinem Spiegel aufgeschlitzt und dann hinterher meine gesamte Wohnung in Schutt und Asche gelegt... mal ganz abgesehen davon, dass ich jetzt vermutlich vermisst werde, ist auch noch so ziemlich alles vorbei, an das ich mich gerade erst gewöhnt habe. Das ist hart."

"Du hättest dich nicht so sehr daran gewöhnen dürfen, dann wäre auch deine Muta nicht so schlimm ausgefallen."

"Ich weiß."

Wieder schwiegen sie sich an. Diesmal war es an Tim, die Stille zu brechen.

"Warst du schon in der Zentrale?"

"Woher hätte ich sonst die Informationen haben sollen?" Jonas kramte in seiner Tasche, die er im Fußraum verstaut hatte. "Ich habe einiges erfahren, das mich wirklich geschockt hat. Ihr lebt nicht gerade ruhig im Moment. Wie kommt es, dass du trotzdem noch Zeit für einen Job und Mädchen hast?" Fündig geworden, warf er Tim ein Buch mit der Aufschrift "Arabisch" auf den Schoß.

"Was soll ich damit?"

"Was für deine Bildung tun." Jonas' Zähne leuchteten im Schein der entgegenkommenden Autos gespenstisch auf. Sie waren auf der Autobahn und Tim überschlug die Strecke, die sie noch zu fahren hatten. Noch etwa eineinhalb Stunden.

"Nein", fuhr der Blonde ernster fort. "Da ist so ziemlich alles drin, was ich in den letzten Jahren an Informationen gesammelt habe. Ich war auch nicht untätig. Der Job bei der Zeitschrift hatte auch seine Vorteile, musst du wissen. Ich hoffe, du kannst die arabische Schrift lesen?"

"Nein. Aber du wirst mir sicher weiterhelfen."

"Ich soll es dir übersetzen? Vergiss es, es ist im Code geschrieben... du verstehst sicher nicht mal einen Bruchteil, wenn ich es dir einfach so vorlese."

Tim seufzte. "Also gut, dann lese ich es mir wohl doch im Krankenhaus durch... willst du nicht zufällig eine Zusammenfassung machen?"

"Zuerst du, das ist wichtiger." Jonas packte die Tasche wieder weg. "Wenn ich wieder anfangen will, brauche ich so viele Informationen wie möglich."

"Also gut." Sie überholten einen LKW, bevor Tim fortfuhr. "Anja hat die stamminterne Leitung bekommen. Sie ist jetzt für jegliche Gerichtsverfahren zuständig, kümmert sich um Probleme mit den anderen Stämmen und so weiter. Die Führung über die Kämpfer sowie die Verantwortlichkeit für ihre Ausbildung liegt bei mir. Es wird dir nicht gefallen, aber zur Zeit ist Capoeira dran, du hast eh einiges nachzuholen. Alex ist der Leiter des Such- und Nachforschungskommandos, daneben auch zuständig für jegliche versteckte Operationen und Anjas rechte Hand."

"Was werden Alishas und meine Aufgaben sein?"

"Das werden wir dann sehen. Das kommt darauf an, wie ihr euch anstellt, aber ihr werdet auf jeden Fall erst mal Neills Aufgaben übernehmen, also für unsere Ernährung sorgen, bis euer Stoffwechsel sich eingependelt hat. Ich schätze mal, damit seid ihr erst mal vollkommen ausgelastet. Neill wird euch näheres erklären, wenn es so weit ist."

Jonas runzelte die Stirn. "Apropos, was ist eigentlich mit dem? Warum ist er nicht mit eingestiegen?"

"Alisha kennt ihn noch nicht und er sie noch nicht. Er kam erst dazu, nachdem Alishas Grundausbildung abgeschlossen war, und sie werden sich erst kennenlernen, wenn Alisha wieder voll und ganz dabei ist. Für dich ist der Wiedereinstieg kein Problem, weil du keine Familie mehr hast. Aber für sie ist das etwas komplett anderes. Sie muss sich erst von ihrem jetzigen Leben lösen und unsichtbar werden – und dann hat sie das Problem, dass sie noch weniger mit dem Stamm zu tun hatte als du. Sie wird das komplette System wieder von vorne lernen müssen, und auch wenn es ihr nicht schwer fallen wird weil sie alles schon mal konnte, wird es viel Arbeit für sie sein."

"Das stimmt allerdings", musste Jonas zugeben. "So langsam verstehe ich auch, warum sie im künstlichen Koma gehalten wird... Es muss für sie schrecklich sein." Er lachte humorlos. "Selbst ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Moment sterben muss, wie soll es dann erst für sie sein?"

"Eben." Tim nickte. "Und jetzt würde ich sagen du döst noch ein wenig vor dich hin, du siehst aus als hättest du dank deiner Muta nicht gerade viel Zeit gehabt um dein Frühstück zu verdauen."
 

Die restliche Fahrt verlief recht ereignislos. Tausende Autos kamen Tim entgegen, während er sich seine eigenen Gedanken zu den neusten Ereignissen machte, unzählige Male überholte er und wurde überholt. Neben ihm döste Jonas unruhig und schreckte immer wieder auf, um sich mit einem gehetzten Blick umzusehen und, etwas beruhigter, wieder einzudösen.

Was würde als nächstes passieren? Was sollte Tim als nächstes tun? Eins war klar: Mit der bisherigen Ruhe war es erst mal vorbei. Wenn die Zentrale von der momentanen Gefahr wusste, würde sie auch die Aufgabe übernehmen, die anderen Stämme zu warnen, eine Aufgabe, die äußerst anstrengend war. Es gab viele kleine Stämme, die in größeren Überstämmen geordnet waren, wie sollte man jedes einzelne Mitglied vollkommen benachrichtigen können?

Jonas zuckte im Schlaf zusammen, als Tim leise lachte, wachte aber nicht auf. Jedes einzelne Mitglied benachrichtigen, das war nicht nur wegen der Anzahl der Mitglieder unmöglich. Die Stämme waren vor allem deswegen all die Jahrhunderte geheim geblieben, weil niemand jemals mehr wusste als zwingend notwendig war. Es würden alle gewarnt werden, dass die gleiche Gruppe, die auch schon vor etwa fünf Jahren Unruhe gestiftet hatte, wieder unterwegs war. Ansonsten wäre die einzige Veränderung, dass das Nachrichtennetz weiter verbessert und vor allem besser kontrolliert würde. Die Stämme waren bereits bis zur Perfektion durchorganisiert und jeder wusste, was er in einer Notsituation zu tun hatte – und was zu lassen. Aber trotzdem...

Tim musste sich selbst gegenüber zugeben, dass ihn der kleine Vorfall mehr beunruhigte, als er zeigen wollte. Wie viel wusste die Zentrale über den Stamm, der sich gegen alle anderen gestellt hatte? Sicher, die Tatsache, dass das Stammessystem die gesamte Welt beherrschte, wenn auch unterschwellig, war nicht jedem geheuer. Aber bis jetzt war jeder noch so gut geplante Putschversuch zum Scheitern verurteilt gewesen, jedenfalls jeder, der vom Inneren der Organisation aus geplant wurde. Und jetzt?

Der neue Stamm hatte den Aufbau der Organisation übernommen, sich aber bewusst gegen alles abgeschottet, was ihn sonst mit den anderen Stämmen verbinden konnte. Alle Stämme trugen die Namen eines Tieres, dessen Fähigkeiten mit denen des Stammes besonders übereinstimmten. Der neue Stamm hatte keinen Namen. Sicher, er bekam auf diese Art und Weise mehr Namen zugeordnet, als man auf eine A4-Seite schreiben konnte. Aber Tim konnte bei bestem Willen nicht sagen, ob er das gut oder schlecht finden sollte. Ein Stamm brauchte einen Namen, erst recht wenn er ein starker Gegner war. Aber sollte man wirklich zulassen, dass der Name, den der Stamm bekam, so stark war, dass jeder allein schon bei der Erwähnung eine Gänsehaut bekam? Und das würde zweifellos früher oder später passieren. Je größer die Angst, desto machtvoller der Name. Ein altbekanntes Muster.

Tim straffte die Schultern, um die leichte Verspannung zu lösen, die so langsam einsetzte. Es brachte nichts, sich jetzt Gedanken über den neuen Stamm zu machen. Er sollte sich lieber auf die Fahrbahn konzentrieren. Später würde er sich mit Jonas zusammensetzen und einen genaueren Plan erstellen, was zu tun war, nicht jetzt. Jetzt ging es erst mal darum, so schnell wie möglich zum Krankenhaus zu gelangen.

Teil 8: Jonas

Das erste, was Jonas nach einer Weile wieder wahrnahm, war eine sanfte, aber dennoch bestimmende Hand, die ihn zurück in die Gegenwart holte. Brummelnd setzte er sich auf. „Man sollte meinen, dass so eine Fahrt über zwei Stunden etwas länger dauert...“

Er hörte Tims leises Lachen. „Wenn du nicht geschnarcht hättest wie ein Holzfäller und genauso wach geblieben wärst wie ich hättest du dir gewünscht, dass sie so bald wie möglich vorbei ist.“

„Stimmt.“ Er gähnte. „Aber ich war nicht wach, ich habe geschlafen. So einfach ist das.“ Er riss die Augen weit auf, um langsam wach zu werden, und öffnete die Autotür. Kühle Nachtluft strömte in den Wagen, eine angenehme Erfrischung nach der Hitze des Tages. Jonas' Blick fiel auf den rechteckigen Gebäudekomplex, der vor ihnen aufragte. Ein Schauer fuhr ihm über den Rücken und er konnte die Frage nicht abwehren, wie lange er selbst wohl noch zu leben hatte. Wie lange würde es dauern, bis er selbst auf irgendeiner Liste stehen und verfolgt werden würde?

„Wir müssen in den zweiten Stock“, unterbrach Tim seine düsteren Gedanken, „sie wird vom gleichen Arzt behandelt, der auch seinerzeit dich zusammengeflickt hat.“

Jonas schnaubte leise. Eine undeutliche Erinnerung an den Geruch von Weihrauch und Kerzenwachs kam wieder hoch, an düstere Gesänge und starke Schmerzen. Er wusste, dass er damals nur mit knapper Not dem Tod entkommen war, auch wenn er in seinem damaligen Zustand darüber nicht sehr erfreut gewesen war. „Ich würde es vorziehen, über diese Aktion nicht reden zu müssen.“

Tim sah ihn aufmerksam an. „Du kannst nicht so tun, als wäre es nie passiert.“

„Nein, das kann ich nicht. Aber ich kann weiterleben, und das würde ich gerne auch machen.“

„Vor allem solltest du realisieren, dass diejenigen, die dir das damals angetan haben, alle tot sind oder hinter Gittern sitzen.“ Tim gab nicht auf. „Du scheinst noch immer Angst vor diesen Menschen zu haben. Für sie war es ein Spiel, nichts weiter. Eine Sekte, die ein Stück zu weit gegangen ist, das passiert öfter. Lass die Sache nicht so nah an dich herankommen. Jetzt bist du im Clan untergebracht, dir kann nichts mehr passieren.“

„Hör mir mal gut zu“, fauchte Jonas in einem plötzlichen Ausbruch. „Jeder hat einen Teil in seiner Vergangenheit, über den er nicht reden möchte. Dieses beschissene Opferritual, in das ich hineingeraten bin, ist der Teil, den ich am liebsten vergessen würde. Leider“, sagte er eine Spur ruhiger, aber dafür tropfend vor Sarkasmus, „ist es mir nicht vergönnt, alles auf sich beruhen zu lassen. Ich werde jeden Tag daran erinnert, jede Stunde die ich bei euch bin. Spätestens wenn ich auf meine Hände sehe und mein Blick wieder auf die Narben an meinen Handgelenken fällt, muss ich wieder an Stricke und an jede Menge Räucherwerk und Feuer denken – ich wäre dir sehr zu Dank verpflichtet, wenn du wenigstens jetzt nicht damit anfangen würdest.“

Tim hob beschwichtigend die Hände und zog die Augenbrauen hoch. „Okay“, sagte er schlicht und einfach. „Okay, ich lasse dich in Ruhe.“ Dann zeigte er auf den Eingang und setzte sich in Bewegung. „Lass uns reingehen, hier draußen wird es so langsam frisch und wir werden sicherlich schon erwartet.“

Teil 9: Alisha

Leise Stimmen drangen an Alishas Ohren und sie bewegte vorsichtig den Kopf, um auszumachen, aus welcher Richtung sie kamen. Sie verstand keine Worte, nur ein Murmeln war für sie zu verstehen, ein Murmeln von männlichen Stimmen. Warum war sie so müde? Es mussten mehrere sein; sie hörte ein Lachen, während eine andere Stimme noch immer erzählte. Oder nahm sie ihre Umgebung nur anders wahr als zuvor?

Mühsam öffnete sie ihre Augen einen Spalt weit, schloss sie allerdings auch schnell wieder. Grelles Licht blendete sie und sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Wo war sie? Während sie versuchte, still liegen zu bleiben und ihre Gedanken zu ordnen, wurden die Stimmen lauter und lauter. Kamen sie näher? Oder hörte sie sie jetzt nur besser? Alles, was Alisha mit Sicherheit sagen konnte, war, dass ihr Mund wie ausgetrocknet war, ihr Kopf dröhnte als hätte sie ihn sich an einem harten Gegenstand gestoßen und ihr Magen fröhlich Salti schlug.

Als eine warme Hand sich auf ihre Stirn legte, öffnete sie die Augen doch wieder, diesmal allerdings vorsichtiger. Das Licht war noch immer grell, aber sie hatte nicht mehr das Gefühl, mit einem Baustrahler genau in die Augen geleuchtet zu bekommen, und nach wenigen Sekunden konnte sie ein verschwommenes Gesicht ausmachen, das, während sie es betrachtete und sich fragte, woher es ihr so bekannt vorkam, langsam schärfer und schärfer wurde.

„Hörst du mich?“, fragte das Gesicht von weit weg.

Alisha schüttelte schwach den Kopf um zu zeigen, dass ihr nicht nach Reden zumute war, und tastete nach der Bettkante. Sie bemerkte bereits einen leichten Würgreiz, der stetig zunahm. Kotz ihm auf die Schuhe, flüsterte eine bösartige leise Stimme in ihrem Kopf, und Alisha fragte sich, wie sie in diesem Moment noch an so blöde Dinge wie Ästhetik denken konnte. „Eimer“, murmelte sie schwach, und während ihr Gewünschtes gerade noch rechtzeitig gereicht wurde, sprangen ihre Gedanken auch schon weiter, von den Schuhen direkt zu ihrem Bruder. Ob er wohl noch immer an der Liste saß? Er würde nicht rechtzeitig in die Schule kommen, wenn er wirklich versuchte, alle Punkte abzuarbeiten.

Jemand reichte ihr ein Glas Wasser. „Hier, spül dir den Mund aus.“ Sie tat es und blickte auf, um ihm ins Gesicht zu sehen. Ein blonder, junger Mann saß vor ihr, dessen Alter sie schwer einschätzen konnte. War er zwanzig? Jedenfalls nicht viel älter. Tatsächlich grinste er sie gerade von einem Ohr zum anderen an und Alisha unterdrückte den Impuls, ihm den Inhalt des Eimers ins Gesicht zu schütten.

„Mach dir nichts draus“, sagte er in kameradschaftlichem Ton, „die Aktion habe ich auch vor nicht allzu langer Zeit hinter mich gebracht. In fünf bis zehn Minuten geht es dir wieder besser.“

Alisha hatte das Gefühl, dass irgend etwas hier bedeutend schief ging. Die Aktion hatte er vor nicht allzu langer Zeit auch hinter sich gebracht? Was für eine Aktion? War er etwa auch in einem wildfremden Raum aufgewacht, den Alisha in ihrem momentanen, inzwischen recht wachen Zustand als ein Krankenhauszimmer identifizierte, mit zwei nicht minder fremden jungen Männern auf der Bettkante, von denen ihm einer einen Eimer und der andere ein Glas Wasser gereicht hatte?

Sie musste ihn sehr skeptisch angesehen haben, denn er fing an zu nicken. „Wirklich. Sei froh, dass du im künstlichen Koma gehalten wurdest, das Schlimmste hast du gar nicht mitbekommen.“

Viel schlimmer geht ja eh nicht, schoss es Alisha durch den Kopf, als eine neue Übelkeitswelle sie mit sich riss und sie wieder anfing zu würgen.

Der Schwarzhaarige, der ihr den Eimer gereicht hatte, sah sie missbilligend an, geradezu so, als würde es ihr einen Heidenspaß bereiten, vor seinen Augen so eine Show abzuziehen. Alisha fühlte sich hundsmiserabel und war sich ziemlich sicher, dass man ihr das auch ansehen konnte. Als er schließlich das Wort ergriff, hatte seine Stimme einen ungeduldigen Unterton. Woher kannte sie die beiden Männer nur?

„Nun“, fing er an, „da es nicht so aussieht als würdest du dich allzu schnell von deiner Muta erholen, sollten wir es vielleicht möglichst bald hinter uns bringen.“

„Moment mal.“ Alisha griff erneut nach dem Glas, das der Blonde ihr zuvorkommend hinhielt, spülte sich ausgiebig den Mund aus und sah dann schwach zurück zum Schwarzhaarigen. „Erstens“, fing sie an, dann aber kippte ihre Stimme und sie musste sich räuspern. Mit einem fragenden Blick schob ihr der Blonde den Eimer in Reichweite, zog ihn dann allerdings auf ihr Kopfschütteln hin wieder weg. So langsam kam Alisha sich ein wenig veräppelt vor. „Erstens“, fing sie wieder an, „will ich wissen, wo ich hier bin. Dann will ich wissen, warum ich hier bin, und dann würde es mich noch interessieren, wer Sie sind und was Sie hier tun. Ich weiß dass ich Sie irgendwann schon mal gesehen habe, alle beide, aber ich sehe keinen Grund dafür dass Sie hier an meinem Bett sitzen während meine Eltern scheinbar nicht da sind. Wo sind die? Und was ist mit ihnen? Wie lange bin ich schon hier? Wann kann ich zurück? Und warum“, fragte sie eine Spur gereizter, „kriege ich verdammt nochmal keine Antwort, wenn ich etwas frage?“

„Das könnte daran liegen, dass du einem nicht genug Zeit lässt, um auf deine Fragen zu antworten, und die meisten sicherlich die ersten Fragen bereits vergessen haben, bis du mit deiner letzten fertig bist.“ Er rutschte in eine für ihn bequemere Position und holte mit nachdenklichem Blick Luft. „Der Reihe nach: Erstens bist du im Krankenhaus.“ Einer seiner langen Finger schnellte in die Höhe. „Zweitens“, ein weiterer Finger gesellte sich dazu, „bist du hier weil du schwer verletzt warst. Vielleicht erinnerst du dich noch an das, was kurz vorher passiert ist, aber alles wovon ich weiß ist deine Meldung bei der Zentrale, du bräuchtest Hilfe. Du kannst von Glück reden dass gerade jemand in der Nähe war, der dich auf schnellstem Wege versorgen und dann herbringen konnte, sonst wärst du jetzt wahrscheinlich etwas weniger lebendig.“

Alisha setzte sich ruckartig auf, um ihren Protest verlauten zu lassen, ließ sich aber mit einem leisen Stöhnen wieder in die Kissen fallen. Ihre Umgebung drehte sich verdächtig und sie schloss die Augen, um nicht schon wieder erbrechen zu müssen. Währenddessen fuhr der Schwarzhaarige ungerührt fort, seine Antworten durchzuzählen.

„Drittens“, er zeigte auf sich, „bin ich Tim, das da drüben ist Jonas und wir sind im Moment nur auf Besuch hier. Ganz nebenbei möchte ich dich bitten das Gesieze zu lassen, wir sind hier nicht an der Uni, das geht viel unkomplizierter mit einem „du“. Wir werden dir noch einiges zu erklären haben, wie es scheint, aber erst mal die weiteren Antworten. Wo war ich stehen geblieben...?“ Er kratzte sich nachdenklich am Kopf.

„Sie weiß noch nicht, wo ihre Eltern sind, was mit ihnen los ist, wie lange sie schon im Krankenhaus liegt und wann sie wieder zurück kann“, sprang Jonas hilfsbereit ein.

„Ah, genau!“ Tims Miene hellte sich sichtbar auf. „Deine Eltern. Nun, deinen Eltern geht es gut, sie erfreuen sich bester Gesundheit. Sie denken allerdings, du wärst in einen Unfall verwickelt worden, das erschien uns recht sinnvoll-...“

„Warum?“, fragte Alisha schwach. „Warum sagt ihr ihnen nicht die Wahrheit?“

„Weil sie die nicht wissen dürfen.“ Jonas griff sich mit einem missvergnügten Blick den Eimer, den er zwischenzeitlich abgestellt hatte, und lächelte Alisha gequält an. „Macht es dir was aus, wenn ich das Zeug hier wegmache? Mein Magen ist noch immer recht wund und bei dem Geruch...“

Alisha winkte großzügig ab. Die Tatsache, dass es sich seit sicherlich einer Viertelstunde immer wieder um den Eimer und seinen zweifelhaften Inhalt drehte, versuchte sie zu ignorieren. „Aber warum dürfen sie das nicht wissen?“

„Was sagt dir der Begriff der Maulwürfe?“

Sie sah Tim an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Gegenfrage: Was sagt dir der Begriff „Kamel“? Oder vielleicht auch „Pferd“? Was soll mir der Begriff schon groß sagen? Ein süßes kleines Tierchen, das sich von Käfern und Würmern ernährt – ein Maulwurf eben.“

„Es ist nicht nur einfach ein Tier. Ich meine, das ist es auch, ja. Aber es ist auch der Name einer Gruppe von Menschen, die einen hervorragenden Orientierungssinn besitzen und sich sowohl über als auch unter der Erde ohne große Schwierigkeiten fortbewegen können. Sie verfügen über einen großen Vorrat an Wissen, vor allem über unterirdische Gänge und Höhlen.“

„Du hast zu viele schlechte Filme geguckt“. Stellte Alisha trocken fest.

„Eben nicht.“ Der Schwarzhaarige stand mit einem Ruck auf und ging zum Fenster. Von dort aus sah er eine Weile lang auf das bunte Treiben unten im Hof hinab, wo kleine Kinder lautstark und auch für Alisha gut hörbar ihre Spiele spielten. Schließlich drehte er sich um und fragte unvermittelt: „Wie fühlst du dich?“

„Beschissen“, gab Alisha ehrlich zu.

„Fühlst du dich so, wie man sich fühlen müsste, wenn man kurz davor war, zu verbluten?“

„Keine Ahnung.“ Alisha zuckte mit den Schultern. „Ich war bis jetzt noch nie in der Situation und kann dementsprechend nicht viel darüber sagen, wie ich mich jetzt eigentlich fühlen müsste.“

„Hast du starke Schmerzen?“

„Es geht wieder.“

„Bist du müde?“

„Nicht sehr.“

„Genau das meine ich.“

Sie sah irritiert zu Jonas hinüber, der mit dem wieder sauberen Eimer zurückgekommen war und sich jetzt wieder auf die Bettkante setzte. „Ist das schlimm?“

„Das kommt drauf an. In deinem Fall nicht.“ Tim lehnte sich lässig gegen die Wand. „Dass dir so schlecht ist, dir ständig schwindelig wird und du dich fühlst, als hätte jemand Steine durch deine Eingeweide gewälzt, ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass du deine Muta hinter dich gebracht hast.“

„Und was ist eine Muta, bitteschön?“

„Die Kurzform von Mutation.“

„Aha.“ Sie setzte einen Gesichtsausdruck auf, der leichte Herablassung und größtes nur mögliches Fachwissen ausdrücken sollte, was ihr allerdings komplett misslang. Aber wenn sie ehrlich sein sollte, interessierte das sie nicht. Immerhin war sie gerade von Leuten umgeben, die ihr etwas vom Gipskrieg erzählten und erwarteten, dass sie ihnen auch noch glaubte. Sie war während der Zeit, in der sie bewusstlos gewesen war, genauso sicher mutiert wie ihre Bettdecke auf Wunsch ihre Farbe ändern konnte. Die ganze Aktion war einfach nur lächerlich und alles, was jetzt noch fehlte, war die versteckte Kamera. Falls sie die nicht nur noch nicht bemerkt hatte.

Tim ließ sich allerdings nicht von seiner Version abbringen und setzte zu einer Erklärung an. „Das ist, wenn dein Körper-...“

„Ich weiß, was eine Mutation ist“, fuhr Alisha ihn unwirsch an. „Ich verstehe nur nicht, was das hier soll. Ich bin müde, mir ist schlecht, mir tut alles weh und ich habe ein Gefühl, als hätte ich Watte im Mund. Ich bin wirklich nicht in der Laune für dumme Späße und würde gerne alleine gelassen werden, wenn das nicht gegen irgendeinen geheimen Codex dieser Tierclans sprechen sollte.“ Sie gab sich keine Mühe mehr, ihren Sarkasmus zu verstecken. „Entweder ich werde jetzt sofort aufgeklärt, was das hier soll, oder ich drücke den Notknopf und lasse euch rausschmeißen.“

„Jeder normale Mensch, der deine Verletzungen gehabt hätte, wäre verblutet. Selbst wenn er es nicht wäre, hätte er jetzt größere Beschwerden als Müdigkeit, ein flaues Gefühl und leichte Schmerzen. Deine Niere war verletzt.“

„Das scheint nicht sehr schlimm zu sein.“

„Normaler Weise ist das tödlich.“

„Bei mir scheinbar nicht.“ Alisha zuckte mit den Schultern. Die Diskussion wurde ihr zu blöd.

„Stimmt. Und rate mal, warum.“

„Verrat's mir“, murmelte sie und schloss erschöpft die Augen.

„Du gehörst zu den Clans.“

Teil 10: Jonas

Jonas befürchtete schon, Alisha könnte ohnmächtig geworden sein, als sie schließlich seufzte. „Nenn mir auch nur einen Grund, warum ich dir glauben sollte.“

„Was ist passiert, als du deinen... 'Unfall' hattest?“, fragte Tim. „Wenn du das rekonstruieren kannst, wirst du keinen Beweis mehr brauchen.“

Sie runzelte die Stirn. „Ich erinnere mich nicht mehr daran. Ich muss mir den Kopf an irgend etwas gestoßen haben, alles was passiert ist ist einfach weg.“

„Du kannst es zurückholen“, redete Tim leise auf sie ein. Jonas bewunderte ihn für seine Ruhe und Geduld. Er konnte das Mädchen verstehen, immerhin war es nicht leicht, jemandem zu glauben, der einem etwas von Mutationen, Clans und Verschwörungstheorien zu erzählen versuchte, aber die Zeit drängte. Sie mussten wieder los, es gab viel Arbeit zu tun. Und doch...

„Was ist das letzte, an das du dich erinnern kannst?“, fragte Tim in genau der gleichen Tonlage weiter. „Von da aus können wir uns weiterarbeiten.“

„Ist es nicht so, dass die Erinnerung von selbst zurückkommt, wenn man sich nicht an bestimmte Dinge erinnern kann?“, fragte Alisha skeptisch. „Ich meine zu wissen, dass Druck da nicht hilft, ob jetzt von innen oder von außen.“

„Das ist etwas anderes. Das, wovon du redest, ist Gedächtnisverlust durch beispielsweise starke Schläge auf den Kopf oder auch durch eine Art Selbstschutzmechanik des Gehirns. Zum Beispiel bei traumatischen Ereignissen. Das, was mit dir passiert ist, ist zwar auch eine Schutzmechanik, aber es geht nicht darum, dich vor deinen Erinnerungen zu schützen. Es geht darum, dich davor zu schützen, zu viel sagen zu können. Aber das ist eine Sache, für die man Jahre braucht um zu lernen warum das so funktioniert. Für den Moment wirst du dich damit begnügen müssen wenn ich dir sage, dass es in deinem Fall ausschließlich dann klappt, wenn du wirklich versuchst, dich daran zu erinnern. Wenn du es nicht versuchst, wirst du es bald ganz vergessen haben, und uns zwei ebenfalls.“

„Aber-...“

„Versuch es“, bat Tim sie. „Bitte lass es uns ausprobieren, wenn es nicht klappt kannst du immer noch sagen, dass du so oder so Recht hattest.“

Angespannt verfolgte Jonas den Kampf, der sich auf Alishas Gesicht abspielte. „Bitte,“ bat nun auch er. „Wir hatten eine lange Fahrt bis hier her, und auch wenn ich dich nicht zwingen kann und will: es wäre schade wenn das alles umsonst war.“

Als er Alishas tiefes Luftholen sah, wusste er, dass sie gewonnen hatten. Sie würde ihnen nicht alles glauben, nein. Aber sie würde zuhören und mitarbeiten, wenn auch nicht mit voller Kraft. Trotz allem war das immerhin ein Anfang und er bemerkte, dass Tim ihn von der Seite ansah. Er sah ihm direkt ins Gesicht und nickte. Auch auf Tims Lippen kräuselte sich inzwischen ein Lächeln.

„Gut“, übernahm Jonas die Leitung. „Was war das letzte, an das du dich erinnerst?“

Während sie überlegte, zuckte ihr eines Lid leicht. „Da war eine Gasse... eine Seitengasse. Ich bin aus einem Schreibwarenladen gekommen und hatte ein schlechtes Gewissen, deswegen wurde ich nicht sofort darauf aufmerksam, aber in der Gasse war etwas, das meine Aufmerksamkeit erregt hat.“

„Hat es sich bewegt?“

„Ja, dadurch bin ich erst darauf aufmerksam geworden.“

„Lebte es?“

Gedankenversunken und konzentriert starre sie den Bettpfosten an. „Ich... ich weiß nicht...“

Jonas ließ ihr noch einige Sekunden, um nachzudenken, dann setzte er zu einer neuen Frage an. Er wollte sie bereits stellen, als Alisha zusammenzuckte und ihre Augen sich zu Schlitzen verengten. „Da waren Jugendliche.“ Jonas sah, wie sich Tims Schultern strafften und er sich leicht nach vorne beugte, um Alisha besser verstehen zu können. Auch Jonas selbst bemühte sich, sich alles einzuprägen.

„Es waren drei“, fuhr Alisha leise fort. „Sie hatten ein kleines Mädchen im Visier, der eine hatte ein Messer. Und dann...“ Die Furchen auf ihrer Stirn wurden noch tiefer. In der Stille des Zimmers waren nur die Kinder von draußen zu hören und der kleine Wecker auf Alishas Nachttisch, der sich von der Spannung im Raum nicht im Geringsten beeinflussen ließ und mit einem ruhigen Ticken das Verstreichen der Sekunden zählte.

„Was ist mit dem Mädchen passiert?“ Tim ließ nicht locker.

„Ich weiß nicht...“ Sie zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich kann mich nur noch an die Jugendlichen erinnern und dass da überhaupt ein Mädchen war und dann-...“ Entsetzen spiegelte sich in ihrem Gesicht und sie sah in den weißen Krankenhauslaken so fahl aus, dass Jonas den Impuls unterdrücken musste, ihr beruhigend die Hand auf den Arm zu legen. Erneut breitete sich Schweigen aus, bis sie schließlich realisierte, dass sie nicht allein war, und wieder zu reden begann.

„Ich weiß nicht, was mit mir los war“, sprudelte es aus ihr heraus, „ich bin losgerannt und habe mich einfach dazwischen geworfen, obwohl ich gesehen hatte, dass mindestens einer bewaffnet war, und dann...“ Erstaunt sah sie zu Jonas auf, der ihr ermutigend zulächelte. „Dann sind sie abgehauen und das Mädchen ist... nach Hause...“ Ihre Worte verloren sich und ein leises Erkennen spiegelte sich auf ihren Zügen wieder. „Ich weiß, wer du bist.“

Teil 11: Alisha

Wie hatte sie das vergessen können? Die Personifikation ihrer gesamten Ausbildung saß vor ihr und sie hatte es nicht gemerkt. Sie hatte weder gemerkt, dass die beiden Männer von etwas sprachen, dessen System sie mal auswendig abzuspulen gewusst hatte, noch, dass ihr die Gesichter eine Zeit lang jeden Tag begegnet waren. Keinen Gedanken hatte sie an die Möglichkeit verschwendet, dass sie selbst einmal den Begriff 'Maulwurf' in mehr als nur einem Zusammenhang gesehen hatte.

Das Lächeln in Tims Gesicht hatte ihr gesagt. dass er durchaus zufrieden mit ihrer Leistung war. „Das schafft nicht jeder“, hatte er ihr anerkennend zugenickt. „Die meisten suchen erst noch Stunden, Tage oder sogar Wochen nach ihrer Erinnerung, bevor sie sie wiederfinden.“

Alisha starrte an die Decke. Es war alles so plötzlich gekommen, zuerst hatte sie nicht das Geringste gewusst über ihren Stamm, ihre alte Ausbildung, ihre Herkunft und Zukunft, und dann war alles über sie hereigebrochen wie ein Sommergewitter. Eine schnelle Entladung, dann war alles wieder vorbei.

Jonas und Tim hatten ihr gesagt, was sie vermuteten. „Du hast zwei Möglichkeiten“, hatten sie ihr schließlich erklärt, „entweder du entscheidest dich für dein bisheriges Leben und schwörst den Maulwürfen, dem Stammsystem und allem, was daran hängt und damit zu tun hat, ab, dann haben wir eine Chance, mit dem neuen Stamm in Verbindung zu treten. Sie halten sich an den gleichen Ehrencodex wie wir, also werden sie uns Verhandlungen zugestehen müssen. Oder aber du nimmst die Herausforderung an. Das bedeutet für dich, dass du deinem bisherigen Leben den Rücken kehren musst. Deine Familie wird nie die Wahrheit erfahrden können, es besteht sogar die Möglichkeit, dass du eines Tages komplett von der Bildfläche verschwindest. Du wirst offiziell mal hier, mal dort unterwegs sein, während du inoffiziell in irgendwelchen Camps lernst, Menschen zu töten. Du wirst kein leichtes Leben haben und immer wieder verzweifeln, kein Mensch kann sich einfach so an ein solches Leben gewöhnen.

Aber es hat auch Vorteile. Du hast immer die Möglichkeit, ohne Kosten von einem Punkt der Welt zum nächsten zu reisen. Dafür, dass du so viel lernst und deine komplette Freizeit opferst, bekommst du Möglichkeiten, die du sonst nie hättest.“

„Nenn mir ein Beispiel“, hatte sie gefordert.

„Du weißt, mit wie vielen Jahren du Helikopter fliegen darfst?“

„Mit einundzwanzig?“

„Mit den richtigen Bescheinigungen und Verbindungen jetzt schon.

Außerdem heißt die Muta nicht umsonst so. Der Körper verbrennt für höhere Leistungen weniger Energie, weil er einfach weniger Energie nötlig hat. Dein Körper mutiert, um dieses Ziel zu erreichen, bis schließlich der Muskelaufbau so schnell und gezielt vonstatten geht, wie du es normaler Weise nur mit Doping schaffst. Aber ab einem gewissen Punkt wird nicht mehr Muskelmasse aufgebaut, sie wird nur noch umgebildet. Wenn du gut grainierst, und das wirst du müssen, kannst du über lange Zeit hinweg sprinten, ohne an deine Grenzen zu stoßen. Die Lunge kann mehr Sauerstoff aufnehmen, das Blut mehr Sauerstoff transportieren, die Muskeln ihn besser umsetzen. Das ist nur eines unter vielen Beispielen, wie sich dein Stoffwechsel verändern wird.

Bis dein Körper sich wieder umgestellt hat, wird es dir noch eine ganze Zeit lang recht dreckig gehen, aber danach hast du fast nur noch Vorteile.

Dinge wie ein Zuhause wirst du insofern nicht mehr haben, dass du überall nur kurz wohnen wirst. Aber die Erfahrung zeigt, dass die Umstellung auch in dem Punkt nicht schwer ist, und nach kurzer Zeit wird dir alles wie ein Zuhause vorkommen.Du wirst nicht viel besitzen, aber auch nicht viel brauchen, wirst deinen Blick für die wirklich wichtigen Dinge geschärft bekommen und am Ende sogar so scheinbar unbedeutende Dinge wissen wie die Bauanleitung für einen kleinen Motor, der aus nicht viel mehr als einem Werbekugelschreiber besteht.

Dir steht ein immenses Wissen zur Verfügung, du wirst kein Problem damit haben, dieses Wissen zu lernen. Du musst nur die Hand danach ausstrecken.“

Alisha wusste, dass sie nicht alle Nachteile aufgezählt bekommen hatte. Aber sie war sich auch so bewusst, dass es durchaus größere Nachteile gab als die Möglichkeit, ihre Familie irgendwann nie wieder sehen zu dürfen. Sollte sie die Verhandlungen mit dem gegnerischen Stamm ausschlagen und sich den Maulwürfen anschließen, würde sie indirekt damit ihr Testament unterschreiben.
 

Als ihre Eltern nach dem Besuch der beiden jungen Männer schließlich ebenfalls gekommen waren, war Alisha sehr still gewesen. Entschuldigt hatte sie sich, sie wäre unglaublich müde, und hatte sich lächelnd die Beschwerde ihres Bruders angehört, er hätte die komplette Liste durcharbeiten müssen, weil er ihr das Versprechen gegeben hätte, und sie solle gefälligst bald wieder nach Hause kommen, die Hausarbeit wäre ihm so langsam zuwider.

In einer Woche, hatte die Schwester ihm versichert, in einer Woche würde Alisha wieder helfen dürfen. In der Zwischenzeit hätte sie allerdings noch ruhig zu liegen, damit sie wirklich gesund würde. Aber was sollte Alisha ihren Eltern erklären, wenn sie auch zu Hause noch so ruhig wäre? Lange würde die Erklärung sicher nicht hinhalten können, sie wäre noch erschöpft.

Diese eine Woche, beschwor sie sich. Diese eine Woche hatte sie noch, dann musste sie sich erst entscheiden. Und sie konnte einfach nein sagen. Sie musste das Angebot nicht annehmen. Auch wenn es sie noch so sehr zu den Maulwürfen zog, sie musste es nicht annehmen. Schließlich war ein halbausgegorenes Abenteuer es nicht wert, dafür sein Leben zu geben.

Mit diesem Gedanken schlief sie schließlich unruhig ein.

Teil 12: Jonas

„Du musst ruhiger werden.“

Jonas rührte sich nicht. Was sollte er zu dieser Feststellung auch hinzufügen? Seit etwa drei Stunden stand er nun schon hier am Schießstand und übte, die Waffe zu ziehen, zu entsichern, zu feuern und wieder wegzustecken. Er wusste, dass das alles am Ende wie eine einzige Bewegung aussehen musste, aber davon war er noch weit entfernt.

Neben ihm baute sich Tim auf und sah ihm ernst ins Gesicht. „Du zitterst, wenn du die Waffe hältst, und behinderst dich selbst, indem du fahrig wirst. Ich verstehe dich nicht. Du konntest das alles mal, was ist jetzt los? Eigentlich müsstest du das viel schneller wieder aufholen können.“

Zur Demonstration zog nun auch er seine Waffe, entsicherte sie, schoss und steckte sie wieder ein. Im Gegensatz zu Jonas brauchte er allerdings nicht mehr als eine Sekunde und hätte Jonas nicht gewusst, was Tim alles tat, bis er geschossen hatte, hätte er gedacht, er hätte einfach nur gezogen, geschossen und die Waffe wieder weggesteckt. Und hätte er den Schuss nicht gehört, hätte er den Eindruck gewinnen können, Tim hätte sich nur gestreckt. Das war seine Zielgeschwindigkeit, und der Abstand zwischen ihnen schien ihm wie ein Abgrund aus Geschwindigkeit.

„Was muss ich noch alles lernen?“, fragte er deprimiert.

„Einiges, und du wirst an vielem davon verzweifeln. Aber jetzt ist das Schießen dran.“

„Warum warten wir nicht, bis Alisha sich entschieden hat?“

„Dafür gibt es genau zwei Gründe. Erstens wissen wir schließlich nicht, ob sie wirklich dabei sein will. Wenn nicht, wäre es verschwendete Zeit. Und zweitens lernt sie das Schießen erst, wenn sie auf einer höheren Stufe angelangt ist. Soll heißen, dass sie das hier“, seine Geste umfasste das gesamte Gebäude, „erst frühstens einen Monat nach ihrer endgültigen Aufnahme sehen wird. Und für dich ist das definitiv zu spät. Du stellst dich jetzt schon wie ein Mädchen an.“

„Lass das bloß nicht Anja hören.“ Jonas lachte. „Sie brummt dir sämtliche Extraarbeiten auf, die sie finden kann.“

Tim zuckte mit den Schultern. „Zu Recht. Sie ist die beste Schützin, die wir haben. Nicht nur innerhalb der Maulwürfe. Auch andere Stämme können sich nicht mit ihr messen. Es ist wirklich beeindruckend, was sie leistet.

Aber jetzt hör auf, abzulenken, und mach weiter. Wir hören erst auf, wenn du bei deinem momentanen Tempo wenigstens triffst, oder gleich bei meiner Geschwindigkeit ankommst, dann brauchst du auch nicht treffen zu können.“

Jonas erlaubte sich einen leisen Seufzer und konzentrierte sich wieder. Der Neuanfang fiel ihm bedeutend schwerer als er eigentlich gedacht hätte. Er hoffte nur, dass Alishas Antwort nicht auf ein Nein hinauslief. Er war schon jetzt kurz davor, aufzugeben und alles hinzuschmeißen. Alleine würde er sicherlich nicht das Durchhaltevermögen haben, seine gesamte Ausbildung aufzufrischen.

Und nicht nur das. Seine Hand hatte wieder angefangen zu bluten und obwohl er sie vor einer halben Stunde erst neu verbunden hatte, bis er sie kaum mehr ausreichend bewegen konnte, war der Verband schon wieder fast durchgeblutet. Er musste höllisch aufpassen, dass sich die Wunde nicht entzündete. Mitten in der Wildnis, weitab von jeglichen größeren Städten, waren sie die einzigen Clanangehörigen, abgesehen von den beiden Falken, die sie aufgenommen hatten.

Teil 13: Alisha

Es verging eine Woche. Es vergingen zwei. Alisha wurde langsam wieder ruhiger. Abgesehen davon, dass sie essen konnte was sie wollte und nicht zunahm, war alles beim Alten. Es würde sich bestimmt erledigt haben, ein Fehlalarm, weiter nichts.

Sie kam nach Hause, wurde wieder aufgenommen in die Familie, als wäre nichts passiert, als hätte sie wirklich nur einen Autounfall gehabt. Und genau genommen hatte sie das für ihre Familie ja auch. Sie wurde umsorgt, bis ihre Eltern feststellten, dass sie bereits wieder vollständig genesen war, wurde mit Fragen gelöchert, bis ihre Eltern sich damit zufrieden gaben, dass sie sich an den Unfall und alles, was kurz vorher und kurz nachher gewesen war, nicht mehr erinnerte. Ihr Bruder übernahm weiter ihre Aufgaben, bis er merkte, dass sie durchaus auch selbst wieder arbeiten konnte – was erstaunlicher Weise weniger Zeit brauchte als sämtliche anderen Feststellungen, die ihre Familie in der ersten Woche nach ihrem „Unfall“ machte.

Alles war wieder beim Alten – bis auf ihren ständigen Hunger.
 

„Haben wir noch Äpfel da?“, fragte Alisha vom Türrahmen aus ihre Mutter, die gerade die Herdplatte schrubbte.

Als diese die Frage ihrer Tochter hörte, erstarrte sie in der Bewegung und drehte sich langsam verwirrt um, um Alisha ins Gesicht sehen zu können. “Wir haben doch eben erst gegessen“, wunderte sie sich, „und du hast drei Teller Nudeln verschlungen!“

Alisha zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, aber ich habe keine Ahnung warum ich so großen Hunger habe. Haben wir jetzt noch einen Apfel oder nicht?“

Ihre Mutter reichte ihr den letzten Apfel aus dem Korb und sah Alisha zu, wie sie Bissen für Bissen hinunterschlang. Als fast nur noch der Grotzen übrig war, seufzte sie und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. „So geht das nicht weiter“, stellte sie fest.

„Was?“

„Deine Essgewohnheiten. Anfangs dachte ich noch, das kommt daher, dass dein Körper Energie braucht, um sich wieder selbst heilen zu können. Aber inzwischen...“ Auf ihrer Stirn erschienen tiefe Sorgenfalten. „Du isst mehr als dein Bruder, und der schlägt schon alle Rekorde. Zum Frühstück vier Brötchen, zwei Äpfel und eine Banane. Am Vormittag nicht nur das Pausenbrot, von dem du normaler Weise bis zum Abend satt geworden bist, sondern auch noch bis zum Mittagessen eine Bretzel und ein Croissant. Allein schon das ist nicht normal im Vergleich zu dem, was du sonst isst.

Zu Mittag hast du dann aber auch nochmal vier Klöße mit drei Portionen Gulasch gegessen. Nachmittags ein Kilo Joghurt und zwei Orangen und jetzt zum Abendessen auch nochmal drei Teller Nudeln mit extra viel Soße – und du bist schon wieder am Essen! Was ist mit dir los?“ Sie warf den Scheuerlappen achtlos beiseite, wo er leise an der Wand aufklatschte und wieder zurück auf den Herd fiel.

„Komm mit“, sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete und dirigierte Alisha bestimmt aus dem Raum.

„Wo willst du hin?“, fragte diese.

„Wir gehen nach oben, ins Bad. Und dann möchte ich, dass du dich auf die Waage stellst.“

„Warum?“

„Weil ich das Gefühl habe, dass du trotz der Unmengen, die du im Moment isst, dünner geworden bist. Und wenn das stimmt, kann es sein dass du ernsthaft krank bist. Ich möchte nicht, dass meine Tochter stirbt, weil sie zuckerkrank ist und es keiner bemerkt hat.“

„Mum!“, protestierte Alisha, „du willst doch nicht im Ernst behaupten, dass ich Diabetes habe! Dann müsste ich ständig Durst haben und den habe ich nicht.“

„Wer sagt, dass du unbedingt Zucker haben musst?“ Sie waren inzwischen im Bad angekommen und Alishas Mutter zog die Waage unter dem Schrank heraus. „Es war nur ein Beispiel für das, was du haben könntest – zieh dich aus und stell dich drauf.“

„Ich bin nicht krank, es geht mir gut.“

„Alisha, stell dich auf die gottverdammte Waage“, drängte ihre Mutter. „Wenn du wirklich nichts hast, wenn ich mir das alles eingebildet habe und du genauso viel wie vorher wiegst oder sogar etwas mehr, dann werde ich dich in Ruhe lassen. Versprochen. Aber ich mache mir ernsthaft Sorgen um dich und ich kann eher damit leben, dass du mich hasst, als dass du irgend etwas hast, das wir nicht rechtzeitig erkannt haben. Vielleicht mache ich mir auch einen zu großen Kopf, aber seit dem Unfall...“

Alisha sah hilflos zu, wie ihre Mutter sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. „Nimm es mir nicht übel, es ist einfach nur – ich habe das Gefühl, ich hätte es verhindern können, auch wenn ich selbst weiß, dass das nicht stimmt. Wenn dich jemand anruft und dir erzählt, deine Tochter wäre überfahren worden, fängst du automatisch an, dir Sorgen zu machen. Du fängst an, darüber nachzudenken, was sonst noch alles passieren kann. Und jetzt auf“, fügte sie mit einem schmerzlichen Lächeln hinzu, „stell dich auf die Waage und achte nicht darauf, was deine überarbeitete Mutter von sich gibt. Ich bin unglaublich müde und habe Schuldgefühle. Die gehen auch davon nicht weg, dass du mich anstarrst wie ein Dackel wenn es donnert. Das macht mich nur hyrsterischer.“

Gehorsam zog Alisha ihre Hose und ihren Pullover aus sowie ihre Hausschuhe, legte alles auf den Badewannenrand und stieg auf die Waage. Hinter sich hörte sie ihre Mutter tief Luft holen und sah gleichzeitig, wie kleine Sternchen sich in ihr Sichtfeld schoben. „Das kann nicht sein“, murmelte sie leise. „Es kann einfach nicht. Mum, was ist hier los?“
 

Als sie eine halbe Stunde später in ihrem Zimmer auf dem Bett lag, konnte sie es immer noch nicht glauben. Sie hätte mindestens drei Kilo zunehmen müssen. Stattdessen hatte sie tatsächlich abgenommen, insgesamt etwa fünf Kilogramm.

Innerhalb von nicht einmal einer Woche.

Wenigstens muss ich mir keine Gedanken mehr um meine Bikinifigur machen, schoss es ihr durch den Kopf, und sie lächelte sarkastisch. Es war weniger, dass sie abgenommen hatte. Das begrüßte sie sogar, sie war zwar nicht übergewichtig, hatte aber trotzdem alles andere als Idealfigur. Was ihr Sorgen machte, war, dass sie nicht den geringtsten Grund hatte, abzunehmen. Das, was ihre Mutter aufgezählt hatte, war noch nicht mal alles gewesen, das sie heute im Laufe des Tages gegessen hatte. Das war nur das gewesen, das ihre Mutter mitbekommen hatte. Alisha hatte durchaus die Blicke gesehen, die ihre Familie ihr zuwarf, und abgesehen von ihrem Bruder waren alle sichtlich besorgt gewesen. „Wenn du so weitermachst“, hatte der gefrotzelt, „wirst du bald doppelt so breit wie hoch sein.“ Sie hatte darüber gelacht und es nicht weiter beachtet. Bis es immer schlimmer geworden war.

Zögernd griff sie nach ihrem neu angelegten Tagebuch; ein altes Schulheft, in das sie seit wenigen Tagen das hineinschrieb, was sie täglich aß. Eine Packung Kekse, schrieb sie auf. Drei Teller Nudeln mit viel Soße, zwei Äpfel. Zwei Bananen und ein Glas Traubensaft, fügte sie nach einem kurzen Blick auf ihren Nachttisch hinzu, auf den sie ihre Ausbeute verstaut hatte, die sie in einem Moment der Unachtsamkeit seitens ihrer Mutter aus der Küche stibitzt hatte.

Langsam las sie sich den Eintrag nochmal durch. Es hatte sie gewundert, dass ihr Vater den Pizzageruch in ihrem Zimmer nicht bemerkt hatte. Andererseits hatte sie das Fenster offen gehabt, weswegen er vielleicht gedacht hatte, dass der Geruch von draußen kam. Aber wie sie auch die Tafel Schokolade in ihr Zimmer hatte schmuggeln können, war ihr noch immer ein absolutes Rätsel. Und was ihr ein noch größeres Rätsel war, war, wie ihr Körper diese Massen an Essen überhaupt in dieser kurzen Zeit hatte verwerten können.

Der letzte Satz, den ihr Tim auf den Weg mitgegeben hatte, bevor er mit Jonas verschwunden war, schoss ihr durch den Kopf. „Dein Stoffwechsel wird verrückt spielen“, hatte er ganz nebenbei fallen gelassen, „es ist ganz normal wenn du eine Zeit lang sehr viel isst und dann eine Zeit lang wiederum nur winzige Mengen verträgst, bevor du das Gefühl hast, du platzt.“

Sie schnaubte. 'Sehr viel' war noch eine nette Umschreibung für das, was sie zur Zeit in sich hineinstopfte.

Trotzig biss sie in eine Banane, dann fiel ihr Blick auf das Fenster. Schwere Regentropfen prasselten gegen die Scheibe. Langsam stand Alisha auf und warf einen Blick draußen auf die Straße, wo lauter Regenschirme über das Pflaster hüpften.

Was war, wenn sich ihr Stoffwechsel nicht wieder einrenkte? Ihre beiden Besucher hatten ihr klargemacht, dass ein normaler Arzt ihr nicht würde helfen können, da es keine Krankheit war, und dass sie eher in eine Forschungseinrichtung gesteckt werden würde, statt dass jemand wirklich etwas dagegen unternehmen könnte. Was war, wenn alles außer Kontrolle geriet? Wäre es dann nicht besser, wenn sie unter Leuten wäre, die von diesem Thema mehr verstanden als sie bis jetzt? Wäre es nicht besser, wenn sie selbst lernte, damit umzugehen?

Ohne dass sie es bewusst wollte, bewegte sie sich auf ihren Schreibtisch zu und nahm ein weiteres Heft heraus, das genau wie ihr jetziges Tagebuch etwas kleiner als A5 war. Dann nahm sie sich einen Stift und malte in ihrer schönsten Schrift ihren Namen darauf. Bei ihrem Nachnamen zögerte sie, ließ ihn dann aber weg.

Und ohne zu wissen, warum, schrieb sie ein weiteres Wort unter ihren Namen.

Arabisch.
 

Sie wusste nicht wirklich, was sie tun sollte. Die gesamte Situation schien nahezu auswegslos. Sie wusste noch nicht einmal, warum in den letzten Tagen so viel innerhalb von so wenig Zeit passiert war. Warum sie für Entscheidungen, die sie für ihr komplettes restliches Leben fällte, nur so wenig Zeit brauchte. Und warum ihr die Wahl zwischen einem langen Leben, das wahrscheinlich sogar ohne größere Gefahren ablaufen würde, und einem gefährlichen, anstrengenden Leben nicht das geringste Kopfzerbrechen bereitete. Sie hatte nicht wirklich lange darüber nachgedacht, ob sie dieser absurden Menschengruppe angehören wollte oder nicht. Und zugegeben: Ihre Beweisführung war auch nicht gerade die beste.

Aber trotzdem hatte sie nicht den geringsten Zweifel an dem, was sie gerade tat. Als hätte sie sich schon vor Jahren entschieden, und nur auf eine Aufforderung gewartet, wieder zu der Gruppe hinzuzustoßen. War sie sprunghaft geworden? Sie ließ alles zurück, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Ihre Freunde, ihre Familie, alle, die auf sie bauten und die sie vielleicht sogar brauchten.

Es tat ihr nicht im Geringsten leid.

Und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, war auch nicht die Aussicht auf ein Abenteuer der Grund, warum sie sich für die Gruppe entschieden hatte, noch wollte sie aus Sicherheitsgründen den Schutz der beiden Männer in Anspruch nehmen. Sie fühlte sich einfach nur zu Hause.

Natürlich, ihr Zuhause war hier. Aber als die beiden Männer da gewesen waren, hatte sie das Gefühl gehabt, als wären die beiden ihre Brüder, als würden sie sie einfach zur Familie zurückholen wollen. Eine Familie, zu der sie noch mehr gehörte als zu ihrer biologischen Familie. Menschen, die sie verstehen würden, auch wenn Alisha keine Ahnung hatte, ob es schlussendlich wirklich darauf hinauslaufen würde oder ob sie sich doch nur überflüssig vorkäme. Und ob sie dann doch wieder nach Hause wollen würde – zu ihrem momentanen Zuhause.

Unruhig warf sie sich so heftig auf die andere Seite, dass die Bettfedern quietschten. Zuerst musste die Gruppe sich melden. Dann würde sie weitersehen. Vielleicht wollten sie sie auch gar nicht mehr dabei haben? Sie hatten sich eigentlich schon lange melden wollen, und Alisha hatte noch immer nichts von ihnen gehört.

Sie würden sie doch nicht wieder fallen lassen?
 

Der Papierhändler an der Ecke zur Bleichstraße betrachtete währenddessen nachdenlich den kleinen, braunen Umschlag, der seit Tagen an seiner Pinnwand hing. Es hätte schon längst jemand kommen müssen. Er runzelte die Stirn. Der Junge hatte sich noch nie verspätet, was war diesmal passiert? Sollte er trotz allem warten – oder die Sache lieber selbst in die Hand nehmen?

Als ein Kunde durch die Tür stolperte, fing er sich wieder. Alles zu seiner Zeit, mahnte er sich. Du wirst schon noch jemanden geschickt bekommen.

Teil 14: Jonas

Nervös rückte Jonas seine Krawatte zurecht, während das Taxi vorfuhr. Warum er ausgerechnet hatte kommen sollen und nicht Tim oder Anja, die sich mit solchen Situationen viel besser auskannten, wusste er nicht recht. Sein einziger Gedanke war im Moment, wie er möglichst unauffällig drinnen ankommen – und anschließend wieder verschwinden sollte. Er war nicht eingeladen, das war kein Problem für den Clan gewesen. Das größere Problem war, unauffällig an Alisha heranzukommen und mit ihr in aller Ruhe reden zu können.

Er hasste das große Trara von offiziellen Empfängen. Entsprechend missgelaunt verzog er nun das Gesicht, als er den Menschenauflauf vor dem Eingang bemerkte.

„Wir sind da“, murmelte ihm Neill zu. Er hatte sich eine Chauffeuruniform angezogen und sah darin, wie Jonas neidvoll bemerkte, einfach nur gut aus.

„Danke“, murmelte er ebenso leise zurück. Er glaubte nicht, dass Neill sich vorstellen konnte, wie sehr er ihn um seine Aufgabe beneidete: Unauffällig im Hintergrund zu bleiben und nur dann einzuspringen, wenn wirklich Not am Mann war. Stattdessen sollte Jonas selbst an der vordersten Front kämpfen, geschickt den Fotografen ausweichen und so tun, als wäre es sein persönlicher Abend. Vor allem in der Kombination eine wundervolle Aufgabe.

Er fühlte, wie Neill über den Rücksitz seine Schulter drückte. „Du schaffst das, Mann. Du wurdest ausgebildet, du siehst gut aus... dein einziges Problem dürften die Fotografen sein, von denen wimmelt's wirklich überall.“

„Ich weiß. Ich sollte nicht so nervös sein.“ Jonas lächelte. „Aber das ist leichter gesagt als getan wenn der letzte Einsatz schon eine ganze Weile zurückliegt und du noch nicht mal weißt, ob das Mädel wenigstens ja oder nein sagt.“

„Du sollst sie fragen ob sie mit zu den Maulwürfen gehören will, nicht ob sie mit dir ins Bett geht!“, flachste Neill. „Davon hängt nicht dein Leben ab.“

„Aber meine Ausbildung“, brummte der Blonde so leise, dass es schwer war, ihn zu verstehen.

Neill drückte noch einmal seine Schulter, dann stieg er aus und öffnete geschäftig die Tür, als wäre er wirklich nichts anderes als der Chauffeur, für den er sich ausgab. „Viel Glück“, hörte Jonas ihn noch murmeln, dann war er auf sich selbst gestellt.

Mit einem arroganten Gesichtsausdruck stieg Jonas aus und steuerte auf die Menge zu, die in Richtung Eingang strömte. Wie erwartet gab es keine weiteren Probleme, der gefälschte Personalausweis und die über Umwege ergatterte Einladung wurden überprüft, sein Gesicht mit dem Foto auf dem Ausweis verglichen, dann bekam er die Papiere wieder zurück.

Sein Puls raste und unauffällig fühlte er nach, ob das Pochen an seinem Hals ihn verraten könnte. Dabei gab er vor, seinen Kragen wieder zurecht zu rücken, und lief mit selbstbewusster Miene an den Securitymännern vorbei. Nach links und rechts grüßend, als kenne er die Menschen, durchquerte er zügig, aber nicht eilig den Saal. Links von ihm stand ein großes Buffet aufgebaut, am anderen Ende des Saales spielte ein Orchester. Der Chef von Alishas Vater musste einen großen Einfluss haben, wenn eigens für seinen Geburtstag solch ein riesiger Kostenaufwand betrieben wurde.

Aber all das nahm Jonas mehr unterbewusst wahr. Was ihn momentan beschäftigte, war, wie er in dieser Masse von Menschen die Personen finden sollte, die er suchte. Routiniert wich er einer, zugegebener Maßen sehr hübschen, Reporterin aus, die ihn bereits verdächtig intensiv musterte, und schlug den Weg in Richtung Tanzfläche ein. Wenn er den Mann nicht bald finden würde, der ihnen als Kontaktmann diente, würde er zusehen müssen, wie er den Abend totschlug. Seinen Informationen nach tauchte Aishas Vater immer erst etwas später auf und momentan war es noch recht früh.

Plötzlich erstarrte er. Vor ihm, in einem langen, schwarzen Abendkleid, saß sie. Sie hatte die Haare zu einem lockeren Knoten im Nacken zusammengebunden, sodass sein Blick zuallererst auf ihren freien Rücken fiel. Der Saum des Kleides war asymmetrisch geschnitten, mit weinroter Raffung an der Seite. Passend zum Kleid trug sie einen tiefroten Seidenschal, den sie lässig um den Hans geschlungen hatte.

Sie sah großartig aus.

Jonas räusperte sich leise, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen, überprüfte ein lestztes Mal seine Krawatte und ging vorsichtig auf sie zu. „Erlauben Sie?“, fragte er mit einem, wie er hoffte, charmanten Lächeln, und hielt ihr auffordernd die Hand hin. Der überraschte Blick, den sie ihm zuwarf, zeigte ihm, dass sie mit allem gerechnet hätte – aber nicht mit ihm.

Zögernd sah sie ihre Mutter an, die fragend zurückblickte, und ließ ihren Blick wieder zu ihm zurückwandern. Dann nickte sie entschlossen und schenkte ihm ein strahlendes, aber noch immer höfliches Lächeln. „Einverstanden.“

Sie schlängelten sich langsam durch die Menschenmenge, aber erst, als sie ein Stück vom Tisch entfernt waren, ließ sie die offizielle Maske fallen. „Was machst du hier?“, platzte sie heraus. „Das hier ist die Geburtstagsfeier von einem der höchsten Bosse der gesamten Firma, ich dachte du arbeitest für eine kleinere Zeitung? Es wurden doch nur Vertreter der größeren Zeitungen eingeladen!“

Er lachte leise. „Stimmt. Aber wenn die internationale Presse sich um den Chef von einem mittelgroßen Unternehmen in Deutschland kümmert, kann das nur Gutes für den Chef heißen, wenn er einen Vertreter einlädt. Und ein Presseausweis ist recht schnell ausgestellt.“

Skeptisch zog sie eine Augenbraue hoch. „Und du bist natürlich aus dem Ausland.“

„Ja.“ Jonas entdeckte im Vorbeigehen seinen Kontaktmann in einem dunkelblauen Anzug und nickte ihm höflich zu, mit der freien Hand eine unauffällige Geste machend: Ich komme gleich. Der Kontaktmann hatte ihn gesehen und nickte höflich zurück, ebenfalls nahezu unsichtbar aufzeigend: Ich habe dich gesehen. Nachher am Buffet.

„Und woher sollst du kommen?“, hakte Alisha nach, die von der Vereinbarung der beiden Männer nichts mitbekommen hatte. „Aus Frankreich? Die Nase dafür hast du ja.“

„Eine französische Nase?“ Amüsiert musterte er sich im Vorbeigehen in einem der vielen Fenster, die vor der dunklen Nachlandschaft das Spiegelbild der feierlichen Gesellschaft zeigten. „Was ist daran so französisch? Nein“, fuhr er fort, ohne auf ihre Antwort zu warten, „ich bin von England. Das war am wahrscheinlichsten, da das Unternehmen die meisten Handelspartner in England hat. Und wer ist schon nicht beeindruckt von einem englischen Journalisten, der die deutsche Sprache perfekt beherrscht, als wäre es seine eigene?“

„Aber was machst du, wenn einer eben dieser englischen Geschäftspartner dich anspricht und dich fragt, von welcher Zeitung du kommst? Dann hast du zwei Probleme: Erstens---“

Er unterbrach sie. „Ich habe gar kein Problem. Ich spreche Englisch, ich habe mir falsche Papiere besorgen lassen... alles ist geregelt. Die Clans sind überall vertreten, auch wenn du nicht allzu viele Mitglieder persönlich kennenlernen wirst. Aber die Person, die mir mehr oder weniger eine Stelle in England verschafft hat, ist auch ganz nebenbei diejenige, die in ein paar Wochen meine Ausbildung weiterleiten wird.“

„Du bist noch nicht fertig ausgebildet?“

„Nein, ebenso wenig wie du. Ich habe lange Zeit nicht trainiert, auch wenn ich mich halbwegs fit gehalten habe. Ich muss einiges nachholen, einiges auffrischen und so weiter.“

„Na ja“, gab sie zu bedenken, „aber selbst wenn du einen vollständigen, wenn auch gefälschten Ausweis hast, selbst wenn dir keiner auf die Schliche kommt, selbst wenn du wirklich sogar schaffst, die Engländer davon zu überzeugen, dass du für englische Zeitungen arbeitest – wie erklärst du deinen deutschen Akzent?“

„Gar nicht.“ Er schmunzelte. „Ich habe keinen.“ Inzwischen waren sie auf der Tanzfläche angelangt und er führte sie in einem eleganten Halbkreis in Tanzhaltung.

„Wie bitte?“ Während ihre Füße sich halb automatisch zu bewegen schienen, starrte sie ihn ungläubig an. „Das ist nicht dein Ernst!“

„Es wäre besser für uns beide, wenn du so tun würdest, als hättest du mich gerade erst kennen gelernt“, machte Jonas sie aufmerksam und drehte sich langsam im Takt der Musk. „Offiziell kennen wir uns erst seit etwa fünf Minuten, wenn das überhaupt hinkommt. Da macht es sich nicht so gut, wenn jemand, der einen von uns beiden kennt, hier rüber sieht und merkt, wie vertraut wir uns auf einmal sind.“

Gehorsam setzte sie wieder ein neutrales Lächeln auf, ließ sich aber nicht beirren. „Wie lange warst du bitte in England, bis du keinen Akzent mehr hattest?“

„Ich war noch nie in England. Ich hatte gute Lehrer.“

„Wen?“

„Die kennst du alle noch nicht. Aber du wirst sie bald kennen lernen.“

„Na super“, stöhnte sie leise. „Bist du nur hergekommen, um mit mir zu tanzen und mir eine lange Nase zu drehen, was du für tolle Leute kennst?“

„Nein, ich bin hier, um mit dir über deine Zukunft zu reden. Hast du den Brief bekommen?“

Sie machte große Augen und schien ehrlich überrascht. „Was für ein Brief?“, fragte sie. „Ich habe keinen bekommen.“

Jonas hatte das dringende Bedürfnis, den Kopf gegen die Wand zu schlagen, ließ es aber doch letztendlich bleiben. „Wir hatten dir eigentlich einen Brief geschickt, in dem es um dich und deine Zukunft bei den Maulwürfen geht. Er hätte eigentlich schon vor längerer Zeit ankommen müssen, ich werde wohl mal mit der Verwaltung reden müssen.“ Und mit Matthias, fügte er in Gedanken hinzu. Vor allem mit Matthias.

„Und was stand drin?“

Jonas seufzte. „Alles in allem stand darin nichts weiter als dass du dir bis heute Abend überlegen solltest, ob du mitmachen willst oder nicht. Und dass ich da sein werde, um mir deine Entscheidung anzuhören und sie weiterzuleiten.“

„Ich bin dabei.“

Diesmal war es an ihm, sie anzustarren. „Willst du es dir denn nicht wenigstens nochmal überlegen?“, krächzte er überrumpelt.

Sie bedachte ihn mit einem schiefen Blick. „Willst du mich nicht dabei haben?“

„Doch.“ Er hatte Mühe, seine zur Schau getragene Gelassenheit wiederzufinden. „Aber ich hätte gedacht, dass du noch nachdenken willst. Ich hätte das an deiner Stelle sicherlich gewollt.“

„Aber du bist nicht an meiner Stelle“, versetzte sie giftig. „Ich bin siebzehn, nicht sieben. Ich kann meine Entscheidungen selbst treffen und brauche sie nicht mehr ewig vor mir her zu schieben, nur um andere zu überzeugen, dass sie wirklich durchdacht sind.“

Er nickte langsam. „Okay. Aber was macht dich so sicher, dass du dabei sein willst? Immerhin geht es hier vielleicht auch um dein Leben.

Du wirst Menschen sterben sehen“, fügte er etwas leiser und eindringlicher hinzu. „Glaub mir, es ist kein Honigschlecken.“

„Zuckerschlecken“, verbesserte sie ihn automatisch. „Ist schon okay, ich glaube dir ja, dass du auch als Engländer durchgehst.“

„Heißt das wirklich Zuckerschlecken?“, überlegte er halblaut. „Nun, wie dem auch sei“, er schüttelte leicht den Kopf, „es wird nicht nur schön sein. Im Gegenteil.“

„Das ist mir klar“, erwiderte sie eine Spur zu heftig. Dann, plötzlich schüchtern, fragte sie zögernd: „Ist es eigentlich normal, wenn man... also, wenn man Gewicht verliert?“

Als Jonas verwirrt die Stirn runzelte, fuhr sie fort: „Ich weiß, es ist normal, wenn man zunimmt, das hat Tim ja schon gesagt, aber ist es auch normal wenn man isst und isst und isst, aber trotzdem abnimmt?“

„Das kann alles passieren, aber wie kommst du darauf?“, meinte er schulterzuckend. „Ich meine, niemand weiß wirklich, wie dein Stoffwechsel anfangs reagiert. Das einzige, was du tun kannst, ist in dem Fall, noch mehr zu essen.“

„Das geht nicht“, erwiderte sie leise mit einem traurigen Unterton in der Stimme. Verwirrt sah Jonas sie genauer an.

„Warum nicht?“

„Dann macht sich meine Mum wieder mehr Sorgen. Als ich erst fünf Kilo abgenommen hatte, ist sie schon fast verrückt geworden vor Sorge. Aber seit ich weiter Gewicht verliere, wird sie regelrecht hysterisch. Und wenn sie mitbekäme, dass ich abnehme, obwohl ich jeden Tag Chips esse als wäre ich nicht mehr ganz sauber, würde sie mich in die Klinik einliefern lassen und dafür sorgen, dass so lange an mir herumgedoktort wird, bis jemand den Fehler gefunden hat.“

„Bitte nimm es mir nicht übel, aber deine Mutter ist mir gerade leicht unsympathisch. Es mag zwar ungewöhnlich sein, wenn ein Mädchen so schnell abnimmt, aber du bist nicht so dünn, dass sie sich wirklich Sorgen machen müsste. Dafür ist ihre Reaktion ein wenig... nun, übertrieben.“

„Stimmt schon.“ Alisha zögerte.

„Aber?“, frage Jonas sanft.

Sie holte tief Luft. „Ich hatte eigentlich eine größere Schwester. Ich war noch zu klein, um mich wirklich daran zu erinnern, aber mein Bruder hat mir gesagt, dass mein Vater ihm davon erzählt hat, als ich im Krankenhaus war. Sie war etwa vierzehn Jahre alt, als sie sich zu Tode hungerte.“ Sie schluckte. „Sie hatte Bulimie.“

„Deine Mutter muss sehr früh Kinder bekommen haben“, überlegte Jonas laut.

„Sie war sechzehn, als Lilo zur Welt kam. Mit fast achtundzwanzig Jahren bekam sie dann mich und mein Bruder kam hinterher, als sie dreißig war.“

„Das tut mir Leid“, murmelte Jonas beschämt. „Unter den Umständen kann ich es eher verstehen, dass sie sich mehr Sorgen macht.“

„Schon okay“, seufzte Alisha. „Du konntest es ja nicht wissen.

Ist es okay“, fragte sie nach einer kleinen Pause, „wenn wir einfach von was anderem reden?“

„Ja klar“, sprang Jonas hilfsbereit ein. „Wir waren bei deinem Gewichtsverlust.“ Er dachte nach. „Ich könnte Anja fragen, ob wir dir unauffällig Schokoladenrationen zukommen lassen können. Reine Butter isst du wahrscheinlich nicht allzu gern.“

Sie verzog angeekelt das Gesicht. „Nein, danke.“

„Gut. Dann schicken wir dir Schokoladencarepakete, damit du nicht zu schnell weiter Gewicht verlierst und deine Eltern sich nicht mehr Sorgen machen als sie eh schon tun werden.“

Sie atmete auf. „Danke, dann muss ich mir wenigstens darum keine Gedanken mehr machen.“ Ein breites Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Und jetzt bist du dran.“

„Womit bin ich dran?“

„Du hast gesagt dass du keinen deutschen Akzent hast“, erinnerte sie ihn. Ein frecher Unterton hatte sich bei ihr eingeschlichen. „Beweis es.“

„So my dear, what would you like me to say?“

Sie überlegte. „Tell me what will happen to me, now that I told you I'm in.“

„I think we should first leave the dancefloor“, schmunzelte er. „It's not very easy to prevent others from hearing what I tell you if there are so many people around.“

Teil 15: Alisha

Als sie die Tanzfläche verließen, folgten den beiden unzählige Blicke. Alisha wurde rot. Jeder, den sie kannte, lächelte zuerst höflich Jonas an, um dann verwundert die Stirn zu runzeln, wenn sie Alisha sahen. Sie konnte sich denken, wie sie aussahen: Ein junges Pärchen, auf dem Weg zu einem ungestörten Plätzchen, um sich in aller Ruhe zu unterhalten.

Möglichst gerade versuchte sie, Haltung zu bewahren und nicht peinlich berührt den Kopf hängen zu lassen. Sie mit so einem Frauenschwarm – das hätte ihr noch gefehlt!

„Ist es so schlimm?“, riss Jonas Stimme sie aus ihren Gedanken.

„Bitte?“, fragte sie verwirrt. „Was ist schlimm?“

Er lächelte. „Ich habe dich gefragt ob es wirklich so schlimm ist, mit mir durch die Menge zu laufen“, wiederholte er. Sie waren inzwischen bei einem vergleichsweise schmalen Korridor angelangt, der von zwei marmornen Säulen vom Rest des Saales abgegrenzt wurde und zu dem Teil des Gebäudes führte, in dem ein Hotel untergebracht war. Sie folgte nur widerstrebend, als Jonas sie hinter eine dieser Säulen zog. „Du bist rot geworden wie ein Krebs im Kochtopf“, bemerkte er spöttisch.

„Stimmt doch gar nicht“, wehrte sie sich lahm.

„Nein, sicher nicht.“ Die kleinen Fältchen in den Augenwinkeln straften seine Worte Lügen. „Ich muss mich verguckt haben.“

„Ich bin wirklich nicht rot geworden!“, verteidigte sie sich stoisch und merkte, wie ihr schon wieder das Blut in den Kopf schoss.

„Schon okay“, lachte er. „Es ist ja auch egal. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob es dir peinlich ist, mit mir herumzulaufen. Ich weiß, ich hätte wahrscheinlich einen anderen Anzug anziehen sollen...“

Sie unterbrach ihn harsch. „Als ob es damit etwas zu tun hätte“, fauchte sie. „Ich mag es einfach nur nicht, wenn mir der gesamte Saal hinterherguckt, als hätte ich gerade Nacktschnecken bei lebendigem Leibe verspeist!“

„Wieso?“ Das Erstaunen in seinem Gesicht war ehrlich. „Haben sie geguckt?“

„Gestarrt trifft es wohl eher.“

Gleichgültig zuckte er mit den Schultern. „Lass sie doch. Daran wirst du dich gewöhnen müssen.“ er spähte hinter der Säule hervor und zeigte auf eine perlenbehangene Frau, die sich auf der Tanzfläche mit einem ausgesprochen unansehnlichen Mann im Kreis drehte. „Wenn sie dir zum Beispiel hinterherschaut, liegt das nicht daran, dass du Schnecken gegessen hast, ob nun lebend oder tot. Wenn du dir einmal den Mann ansehen möchtest, der sie so aus dem Takt mitschleift, wirst du mir sicher zustimmen, wenn ich jetzt sage, sie wäre nur neidisch auf dich. Sie sieht einen jungen Mann, der eine junge Frau hinter sich her zieht. Beide nicht gerade hässlich. Und dann sieht sie vor sich ihren eigenen, sabbernden Ehemann.“

Alisha prustete leise bei dieser nur zu treffenden Beschreibung.

„Siehst du? Was würdest du an ihrer Stelle machen? Freundlich gucken und dich für das junge Mädchen freuen, das einen halbwegs anständigen Kerl abgekriegt hat? Oder eher überlegen, wie du das sabbernde Trampeltier, das dir regelmäßig deine Zehen zerquetscht, möglichst unauffällig loswirst, um ihn gegen den Gott in Blond des Mädchens zu tauschen?“

„Gott in Blond?“ Sie konnte sich nicht mehr halten vor Lachen. „Du scheinst ja eine recht hohe Meinung von deinem Aussehen zu haben, Herr Superschön.“

„Nun ja“, versuchte er, ernsthaft beleidigt zu wirken, „du willst mir doch nicht unterstellen, ich wäre hässlich, oder?“

Sie musterte ihn von oben bis unten, als müsste sie ernsthaft überlegen. „Es geht.“

„Es geht?!?“ Er lief auf und ab, wild gestikulierend. „Das gesamte Maulwurfskommitee schickt dir den schönsten Mann, den sie finden konnten, und du sagst es geht?!?“

„Sahen die anderen denn so hässlich?“, frotzelte sie.

Er lächtelte strahlend. „Ich war der einzige, der für dieses Selbstmordkommando in Frage kam“, berichtigte er sie offen. „Aber lass uns zu wichtigeren Theman kommen. Was als nächstes mit dir passieren wird zum Beispiel.“

„Gute Idee“, stimmte sie seufzend zu. „Wir haben jetzt schon bestimmt dreimal angefangen und ich habe immer noch keine Ahnung.“

„Also gut. Zuallererst wirst du deine Eltern darauf vorbereiten, dass du an einer Art Schüleraustausch teilnehmen wirst. Das Ganze wird über deine Schule gedeichselt werden, wir erledigen das alles... du musst nur die Ohren offen halten. In nächster Zeit wird bei euch ein Stipendium ausgeschrieben werden, dafür wirst du dich brennend interessieren und deine Lehrer darauf ansprechen. Die geben dir dann sicher die Informationen, ansonsten werden wir sie dir offiziell zukommen lassen.“

„Aber was ist, wenn ich den 'Austausch' nicht erkenne? Bei uns werden einige Austausche ausgeschrieben.“

„Du wirst ihn erkennen“, versicherte er ihr. „Ich weiß zwar selbst auch nicht, wie Anja das deichseln will, aber wenn sie dir verspricht, dass du den Austausch erkennst, wirst du ihn auch erkennen.“

„Okay“, murmelte Alisha wenig überzeugt.

„Es wird eine Art Bewerbungsgespräch vor einem hochoffiziellen Komitee stattfinden, keine Prüfung oder Ähnliches – da wäre die Gefahr zu groß, dass es bessere Bewerber gibt. Bei einem Gespräch lässt sich immer noch etwas finden, weswegen man den einen Bewerber genommen hat und den anderen nicht.

Dann wirst du die Bestätigung bekommen und es deinen Eltern erzählen, dass du gewonnen hast. Ein kostenloser Aufenthalt in England – wer sagt da schon nein?“

Er überlegte kurz. „Ich glaube, das Training wird Dienstags sein. Da hast du fünf Stunden, richtig?“

Alisha nickte. „Was für ein Training?“

„Du wirst Kampfsporttraining bekommen müssen. Außerdem wirst du eine bessere Ausdauer benötigen und mehr Muskeln. Deine Ernährung wird angepasst werden, du bekommst möglichst viel Brennwert auf den Speiseplan. Und last but not least wirst du noch so schöne Dinge wie Überlebenstraining bekommen, das müssen wir allerdings auf die Wochenenden verlagern.

Dein Körper wird an Extremsituationen angepasst werden, das ist mühsame Arbeit, aber es ist überlebenswichtig – nicht nur in sportlicher Hinsicht, auch in Sachen Ernährung und anderer Notwendigkeiten.“

Sie stöhnte leise. „Das klingt ja fabelhaft.“

„Noch kannst du aussteigen.“

Sie sah ihm an, dass er es ernst meinte, und für einen kurzen Augenblick überlegte sie ernsthaft. Aber dann schüttelte sie den Kopf. „Kann ich nicht mehr“, erklärte sie. „Anfangs war ich überzeugt, ich würde so oder so nicht zustimmen. Ich dachte, so lebensmüde wäre ich sicher nicht. Aber die letzten Wochen haben mir genau das Gegenteil bewiesen. Ich habe mich entschlossen und ich werde das durchziehen, egal was das heißt.“

„Auch wenn es bedeutet, dass du sterben wirst?“

„Auch dann.“ Entschlossen reckte sie das Kinn vor. „Ich will wissen, wie viel ich noch weiß, wie viel ich vergessen habe. Und ich habe einige Lücken in meinem Leben bemerkt, die ich gerne schließen würde. Dafür brauche ich euch.“ Und mit einem Lächeln fügte sie hinzu: „Außerdem: Einer muss ja auf euch aufpassen.“

„Eigentlich hast du keine Ahnung, warum du dabeibleiben willst, aber du hast das Gefühl, das Richtige zu tun“, riet Jonas.

Sie wurde schlagartig ernst und suchte nach Worten, fand aber keine. Schließlich zuckte sie mit den Schultern. „Vielleicht. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur dumm.“

Sie spürte seine Hand, die sich vorsichtig auf ihre Schulter legte. „Du bist nicht dumm“, berichtigte er sie leise. „Du hast es im Blut, so wie wir alle. Es gibt viele Filme, in denen das behauptet wird, und normaler Weise würde man nicht denken, dass das stimmt. Aber in diesem Fall ist das anders. Kein Clanmitglied hat sich je dem Ruf des Blutes widersetzt, selbst dann nicht, wenn es ihm geschadet hat.“

Alisha fuhr ein kalter Schauer über den Rücken. „Ruf des Blutes?“, fragte sie flüsternd zurück, mit einer Ehrfurcht, die sie selbst überraschte.

„Ja.“ Seine Iris schien dunkler zu werden, als er zitierte:

„Ruf des Blutes aus vergangenen Zeiten;

Rosen die blühen, bald schon vergehend

Geheimnis für alle, Schicksal auf ewig

Geboren in Hass, in Trauer, Gestank;

strebend zum Lichte, ein einziger Faden

gewebt zum wohl dichtesten Teppich der Welt

Einheit auf immer, Einheit für alle

selbst jenen, den das Licht behält.“

Schweigen senkte sich über die beiden, während die Geräusche der Abendgesellschaft langsam wieder begannen, zu ihr vorzudringen. Schließlich blinzelte sie langsam, wie um aufzuwachen, und schüttelte benommen den Kopf. „Was bedeutet es?“, fragte sie, als sie wieder das Gefühl hatte, ihre Stimme unter Kontrolle zu haben.

„Das“, lächelte Jonas, „muss jeder für sich selbst herausfinden.

Aber jetzt werde ich dich erst wieder zu deinen Eltern zurückbringen.“ Er nickte in die Richtung des Tisches, an dem Alishas Mutter einen langen Hals machte, um ihre Tochter sehen zu können. „Ich glaube, sie werden erfreut sein, dass du gleich Bekanntschaft mit jemand so Berühmtem wie mir gemacht hast.“

„Du bist also auch noch berühmt“, stellte Alisha schwach fest, was Jonas zum Lachen brachte.

„Noch nicht. Aber wenn ich dich jetzt wirklich geschickt zum Tisch zurückbegleite, werden wir beide das Thema des Abends sein – nach dem großartigen Buffet.“ Mit einem Zwinkern wandte er sich zum Gehen und bot ihr seinen Arm an. „Darf ich bitten, Mademoiselle?“
 

Er hatte Recht.

Während Alisha noch versuchte, möglichst selbstbewusst und bestimmt über das Parkett zu stolzieren, als würden ihr die neugierigen Blicke nicht das Geringste ausmachen, hatte er bereits mit den Augen ihre Eltern ausgemacht, die sich zu anderen, wichtig aussehenden Leuten gesetzt hatten, und führte sie in deren Richtung.

Sie fühlte sich unbehaglich. Es war nicht nur, dass sie nicht gewohnt war, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen, es war auch die Art der Aufmerksamkeit: Normaler Weise war sie diejenige, die durch schräge Aktionen auffiel, jetzt sah man ihr hinterher wie einem Model auf dem Laufsteg. Ihr Abendkleid schien urplötzlich nicht mehr zu passen, es kratzte an allen möglichen und unmöglichen Stellen und sie hatte das Gefühl, als würe es mindestens eine Nummer zu klein. Dementsprechend erleichtert war sie, als sie endlich ankamen.

„Es war mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben“, lächelte Jonas mit einem warmen Blick.

„Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite“, versuchte sie seine lockere Art nachzumachen, merkte jedoch, dass ihre Stimme sich leicht piepsig anhörte. Sie wurde rot, räusperte sich und fuhr, etwas kühler als beabsichtigt, fort: „Ich hoffe doch, dass Sie heute Abend noch Erfolg haben werden.“

„Das werde ich.“ Er neigte sich leicht nach vorne und hebte ihre Hand an die Lippen, ohne jedoch sie aus den Augen zu lassen. „Oder besser gesagt, den hatte ich schon.“

Er rückte ihr den Stuhl zurecht, nickte höflich ihren Eltern zu und ließ sie schließlich mit ihren Eltern allein.

„Wer war das?“, fragte Karsten leise, der in seinem Sonntagsstaat schon die ganze Zeit unbehaglich hin und her ruckelte. „Was wollte der von dir? Warum benimmt der sich so scheißhöflich, ohne davon auch nur Ausschlag zu bekommen? Und wie macht der Mistkerl es, dass er trotz dem Anzug noch so läuft, dass ihm jede Frau hinterherschaut?“

Alisha fühlte es in ihrer Hand leise rascheln und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht“, sagte sie abwesend als Antwort auf die letzte Frage. Dann drückte sie das zusammengeknüllte Papier etwas fester, straffte die Schultern und wiederholte, etwas bestimmter: „Ich weiß es nicht.“

Teil 16: Jonas

Schon bevor er am Buffet angekommen war, bemerkte er den amüsiert fragenden Blick in seinem Nacken. Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen nahm er sich einen Teller und ging langsam abschätzend die lange Tischreihe entlang, um sich verschiedene Salatsorten aufzutun. Schließlich steuerte er zielsicher auf den Tisch zu, an dem ein ihm recht gut bekannter Mann in dunkelblauem Anzug auf ihn wartete. „Stört es Sie, wenn ich mich zu Ihnen setze?“, fragte er und rückte ohne eine Antwort abzuwarten den Stuhl zurück, um sich darauf niederzulassen.

„Bitte, bitte“, erwiderte dieser mit spöttischem Blick auf Jonas' Teller. „Herrschen bei den Clans inzwischen so strenge Regeln, dass es Ihnen noch nicht einmal mehr erlaubt ist, Fleisch zu essen, Herr...?“

„Taylor“, antwortete Jonas. „John Taylor. Nein, es liegt nicht an den Regeln der Clans. Ich habe gerade erst meine Ausbildung wieder aufgenommen und vertrage zur Zeit kein Fleisch. Aber ich denke nicht, dass Sie hergekommen sind, um sich über die neusten Regeln der Clans zu informieren, wenn ich das richtig sehe.“

„Das stimmt.“ Das Gesicht des Mannes wurde sofort ernst. „Es gab Probleme.“

„Probleme?“ Jonas richtete sich augenblicklich auf. „Was für Probleme sind das?“

„Nun, es war geplant, Ihre Schülerin in England auszubilden, wenn ich das richtig verstanden habe?“

„Das haben Sie. Fahren Sie fort.“

„Das wird nicht funktionieren.“

Jonas runzelte die Stirn. „Aber sie braucht die Ausbildung und es ist dringend, wir können nichts verschieben.“ Er schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, das geht nicht. Die Ausbildung muss unter allen Umständen stattfinden.“

„Das wird sie. Aber nicht in England.“

Jonas blieb die Luft weg. In England, wo eines der größten Zentren der Maulwürfe stand, waren die besten Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, die man nur treffen konnte. Wie konnte es sein, dass ausgerechnet in einer der Zentralen der Maulwürfe keine Ausbildung mehr stattfinden konnte?

„Was ist passiert?“, fragte er angespannt.

„Das spielt keine Rolle.“ Sein Kontaktmann winkte ab. „Darüber wird Ihre Zentrale Sie informieren. Fakt ist, dass es nicht funktionieren wird.“

„Und wo soll die Ausbildung sonst stattfinden?“, fragte Jonas misstrauisch.

„Amerika.“

Die Stille, die sich daraufhin an ihrem Tisch breit machte, erschien Jonas wie ein zäher, dichter Nebel.

„Wie soll das gehen?“, fragte er schließlich leise. „Wir können nicht für die Ausbildung einer einzelnen Person so viele Ausweise, Pässe und Genehmigungen fälschen, wie wir es in dem Fall tun müssten. Das geht nicht. Jede Fälschung macht es wahrscheinlicher, dass wir entdeckt werden... das können wir nicht riskieren.“

„Sie ist doch bei den Maulwürfen, oder etwa nicht?“ Der Kontaktmann zündete sich ungeduldig eine Zigarette an. „Das heißt, sie kennt sich mit dem unterirdischen Höhlensystem aus.“

„Die Maulwürfe werden sie ausbilden“, presste Jonas zwischen den Zähnen hervor, „aber das heißt nicht, das sie auch einer ist. Wir wissen noch nicht, wo ihre Begabung liegt, und dementsprechen können wir auch nicht sagen, in welchen Clan sie gehört.“

„Aber Sie gehören zu den Maulwürfen?“ Es klang fast wie eine Feststellung.

„Worauf wollen Sie hinaus?“, wich Jonas aus.

„Sie werden nach Russland gebracht werden, von dort aus geht es unterirdisch weiter. Sie kennen das Höhlensystem, Sie kennen seine Stärken und Schwächen. Sie wissen, wo die Vorräte gelagert sind, welche Sicherheitsmaßnahmen im Notfall ergriffen werden müssen, wie Sie Ihr Gepäck befördern sollten.“

Jonas nickte und versuchte, sie alle Informationen einzuprägen. „Von welchem Ort aus werden wir wandern müssen?“, fragte er.

„Benngowskij. Von dort aus geht es weiter nach Alaska, wo einer meiner Männer auf Sie warten wird. Den Rest werden Sie später erfahren, wenn es notwendig ist.“

„Gut“, sagte Jonas schlicht.

Dann aßen sie schweigend.



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von: abgemeldet
2008-07-13T18:42:48+00:00 13.07.2008 20:42
Also, nur um kurz vorneweg zu sagen; meine Kommis sind manchmal ein bisschen wirr, das hat folgenden Grund – ich schreibe die Dinge so auf, wie sie mir gerade einfallen, also nicht erschrecken falls mir erst was negatives auffällt und ich das durchkaue und dann kommt das positive… es wechselt ;).
Wenn ich es anders machen würde, müsste ich befürchten was zu vergessen und darüber ärgere ich mich am Schluss dann immer tierisch.
Nun denn, let`s go.

Der Titel klingt irgendwie interessant... täusche ich mich oder nannte man diese Spione der Stasi damals nicht Maulwürfe…
Also, bei Self Inserts (wie eigentlich bei allen anderen FFs auch) fände ich es schön, wenn eine Charakterbeschreibung vorhanden wäre – sprich, Bilder und einzelne Stichworte zu den Charas, um für den Anfang für eine bessere Vorstellung zu sorgen…
Gut bei richtigen Büchern ist so etwas auch nicht immer vorhanden, aber ich für meinen Teil finde es trotzdem gut, wenn sowas gemacht wird ;)

"Bin wieder da!", rief sie überflüssiger Weise
überflüssigerweise zusammen schreiben.

Jaja, das Regal nicht sehen obwohl es direkt vor einem steht… das kenn ich doch irgendwoher *hüstl*
Okay… das mit den drei Jugendlichen, finde ich ja sehr nobel, dass Alisha sich für das kleine Mädchen einsetzt, aber du solltest mal versuchen dich selbst in ihre Lage zu versetzen: du siehst drei männliche (?) Jugendliche mit Messern – wärest du als Mädchen dann so mutig dich Wrestlinghaft auf sie zu werfen? Zumal ich mir auch nicht vorstellen kann, dass diese Drei, zumal sie ja in der Überzahl sind so einfach kampflos aufgeben, geschweige denn die körperliche Überlegenheit… hm okay, sie ist also sowas wie ne Geheimagentin? Na ja, hätte mir ja schon der Titel sagen können, aber als solche lässt man sich doch nicht so schnell k.o. hauen… ich sollte aufhören zu spekulieren und einfach mal weiter lesen *drops*.
Na ja das Gefecht als solches hättest du noch ein bisschen ausschmücken können – sodass man sich halt richtig diese Szene vorstellen kann, da fehlte mir ein bisschen die Dynamik, die Action, aber da du ja selbst gesagt hast du wirst das eh nochmal überarbeiten, lass ich das jetzt mal so stehen ;).

Ohje *lach* Früh aufstehen… in meinem alten Job musste ich um 4.50 Uhr aufstehen… das war ätzend -.- ich kann also durchaus nachvollziehen wie sehr man sich da aus dem Bett quälen muss…

Während er sich die Zähne putzte ging er in Gedanken die heutigen Aufgaben durch.
Nach putzte muss ein Komma stehen.

Hm, also dieser Jonas scheint mir ein sehr interessanter Mensch zu sein… wie du ihn beschreibst ist recht gut, mir hat sich schon so halb ein Bild im Kopf geformt… und ich sehe Ähnlichkeiten zu mir *hust* ich bin auch ziemlich schwer aus dem Bett zu kriegen ^^°.
Hö *blinzel* ich dachte immer, Capoeira sei eine Kampfsportart… hab ich mich da jetzt getäuscht *doof guck*.
Hm, also wenn man so extreme Verrenkungen macht, bzw. wenn man sich so heftig bewegt dann schwitzt man auch ohne T Shirt – also es bringt nicht wirklich etwas, dass er es sich ausgezogen hat =)

Also diese Gina hat ne sehr gute Auffassungsgabe, köstlich (also im positiven Sinne=)… aber nru ein kleienr Tipp; Gedankengänge würde ich empfehlen entweder in // zu setzen oder am besten sie kursiv zu schreiben, damit die sich nicht so im normalen Text verlieren.
Oh Gott, der Kerl hat einen Namen wie ein Zungenbrecher X___x da hab ich ja schon Probleme beim Aussprechen *verhaspel*, aber so Namen sind gut die prägen sich eher ein als wenn einer Tim Bauer heisst oder so *grinsel*
*lol*, also ich hoffe Gina lässt sich nicht immer so leichtfertig auf Männer ein *das nicht gut ist*, die sind link, bei denen kann man nie wissen… aber ich bin von Natur aus misstrauisch also von daher *lach*…

Hui, von was Lustigem gleich zu was Ernstem… also jetzt bin ich echt neugierig was mit diesem Jonas los ist *glotz* am besten schnell weiter lesen X3.
Hast du aber gut beschrieben, du baust in dieser Situation (also da wo´s ihm plötzlich so schlecht geht) Spannung auf – ein gelungener Cliffhanger, solltest du öfter einbauen… wer weiß, was mich noch erwartet *hihi*
Und ich merke grad wie du die Story aufteilst hat echt was interessantes, du verhinderst, dass sich das ganze nur um eine einzige Person dreht und so zäh zu lesen wird wie Sirup und regst gleichzeitig die Fantasie des Lesers an – und das kommt immer gut an , wenn der Leser sich selbst Gedanken zum Verlauf machen kann und nicht weiß – da passiert eh das und dies.

Hm also es muss hart sein, seine ganzen Sachen zu zerstören… also ich bin gedanklich jetzt soweit, das er irgendwas ausgefressen hat und nicht will, das man ihn aufspürt… der arabisch CD nach zu urteilen, vielleicht was von größerer politischer Bedeutung…*grübel*

Tim und dem Neues ab.
dem NeueN

Hä, heisst sie jetzt Gina oder Ginger oder sind das zwei verschiedene Personen?

Normalerweise wird zusammen geschrieben.

Also, was mir gerade aufgefallen ist- sag mir wenn ich mich täusche – Tim und Jonas unterhalten sich darüber, dass sie es auf Alisha abgesehen haben – aber das Alisha verletzt wurde war doch keine Willkür, sondern ist darauf zurückzuführen, dass sie dieses kleine Mädchen retten wollte… oder? Also der Eindruck entsteht zumindest bei mir und ich kann mir nicht so wirklich vorstellen, dass diese drei Jugendlichen es geplant hatten auf sie loszugehen – sie konnten ja noch nicht mal wissen, ob sie dem Mädchen überhaupt helfen würde… das wäre dann eine riskante Aktion ins Blaue.
Was ich wiederum interessant finde, ist diese Andeutung mit den Mutationen (ich gehe einfach mal davon aus, das Muta die Abkürzung dafür ist?) und dem ganzen – du verrätst dem Leser nicht zuviel aber gerade soviel, das er gewillt ist, diese Geschichte gespannt weiterzuverfolgen.
Hab ich mich gerade verhört? Alisha kriegt gesagt das sie lernt wie man Menschen tötet und nimmt das einfach seelenruhig zur Kenntnis… also das gefällt mir gar nicht, mir würde es zumindest einen unangenehmen Kloß im Hals bescheren aber gut… warten wir mal ab vielleicht kommt das später ja noch *smile*

Uh, also wenn jemand so stark blutet wie Jonas gerade, das es durch so dicken Verband durchgeht dann ist er nicht mehr lange bei Bewusstsein *das nur mal erwähnen wollte*… oder liegt das an seinen Fähigkeiten das er noch selenruhig mit ner Waffe herumfuchteln kann?

„Sahen die anderen denn so hässlich?“, frotzelte sie.
nach hässlich fehlt das aus.

„Aber lass uns zu wichtigeren Theman
ThemEn

Er neigte sich leicht nach vorne und hebte ihre Hand an die Lippen
Die Vergangenheitsform lautet hob, nicht hebte.


So, jetzt bin ich fertig mit lesen und um jetzt nochmal zusammenfassend was zu sagen:

Im großen und ganzen finde ich hast du ein schönen, anschaulichen Schreibstil, ist weder langweilig, noch anstrengend zu lesen und man kann auch länger am Stück was lesen (geht mir z.b. nich immer so, wenn jemand einen unruhigen Schreibstil hat, muss ich immer zwischendurch ein paar Pausen machen).
Allerdings fehlt mir im Insgesamten gesehen ein bisschen die Dynamik, das was die Geschichte wirklich lebendig macht… aber ich bin mir ziemlich sicher das legt sich selbst mit der Zeit – immerhin bist du (wie wir alle) noch am Üben und man lernt ja schliesslich nie aus.
Ein Lob an deine Rechtschreibung ich hab extrem wenig Fehler gefunden, ob das jetzt dein eigener Verdienst war oder der eines Betas sei jetzt mal so dahingestellt, Fakt ist so gut wie keine Schreibfehler (die paar wenigen die ich aufzählen musste, sind wohl kaum der Rede wert), das ist zumindest bei mir persönlich schon mal ein ganz großer Pluspunkt und auch wie du die Aufteilung des Textes gestaltet hast, schön übersichtlich und regelmäßig, da gibt es nichts dran zu bemängeln.
Was ich mir als Leser noch wünschen würde, wären Beschreibungen des Aussehens der Charas (wenn schon keine Beschreibung vorliegt), das genau Alter etc. Ein wenig mehr Hintergrundwissen über die Personen wäre gut – damit meine ich nicht die Art von Wissen, das man ALLES über die Person weiss, sondern einfach um mal ein Beispiel zu nennen – Kleinigkeiten wie zum Beispiel, was ist die Lieblingsteesorte oder welches Parfüm benutzt er/sie, verstehst du, was ich meine, denn genau diese Kleinigkeiten sind es, die die Charaktere lebendig werden lassen ;).
Was mich auch noch interessiert hätte, wäre in welchem Land, in welcher Stadt es spielt, einfach die Örtlichkeiten… zum einen würde ich auf England tippen, weil Alisha ihre Mutter Mum nennt, weil das in Deutschland keiner macht und im Amiland wird es Mom geschrieben… aber die vielen deutschen Namen lassen mich dann wieder stutzen… einfach mal die Örtlichkeiten erwähnen, selbst wenn das nur in einem Nebensatz geschehen sollte ;).
Okay,. Ich nehms zurück ich hab gerade gelesen das es in Deutschland spielt… war ich wohl ein wenig voreilig *dümmlich grinsel*, mal wieder typisch ich *grml*


Auch gehst du ein bisschen zu wenig für meinen Geschmack auf die Personen ein – bzw., du hältst sie teilweise recht oberflächlich obwohl ich wiederum positiv sagen muss, das ich schon gemerkt habe, dass du dich bemühst es nicht so sein zu lassen… auch wieder etwas wo ich sagen muss, das vergeht mit der Zeit, wenn du kontinuierlich weiter schreibst –als kleine Hilfestellung, probiere es mal, dich einfach mal ruhig hinzusetzen, dir einen Chara herauszupicken, dir alle Fakten vor Augen zu halten was diesen betrifft, dann stell dir eine beliebige komplizierte Situation vor und versetze dich in den Charakter hinein… wie würde dieser Chara reagieren… und versuche davon Abstand zu nehmen ihn so reagieren zu lassen wie DU reagieren würdest, sondern versuche es wirklich auf den Chara abgestimmt zu machen, glaub mir das hilft ;).

So nun fällt mir nichts mehr ein, also dann,

lg, Vincs

Von:  Drachenwind
2008-05-30T19:12:32+00:00 30.05.2008 21:12
[FF Gegenkommi]

Hi,

da ich schon so spät dran bin, habe ich mich gleich dran gemacht.


[quote]Ungeduldig sah Alisha auf die Uhr.[/quote]

Im Nachhinein fehlt mir am Anfang noch ein wenig die Trägheit, die mit Hitze einhergeht und sie so schön greifbar macht.


[quote]"Da Sie nun ebenfalls wach sind, Alisha, können Sie mir vielleicht meine Frage beantworten."[/quote]

Wenn sie schon weiß, dass sie geschlafen hat, warum geht sie dann davon aus, dass sie die Frage beantworten kann? Wäre es nicht eher so, dass er sie erst auflaufen lässt und dann spitz anmerkt, dass sie ganz offensichtlich geschlafen hat?

[quote]Alisha war ratlos. Sie hatte schon seit dem letzten Klingelzeichen nicht mehr zugehört, wie sollte sie jetzt auch noch wissen, was die Frage war?[/quote]

Hm, ich weiß nicht, da fehlt mir ein wenig das Gefühl der Person. Ich glaube ratlos wäre die wenigsten... Ich meine, man kann empört darüber sein, dass der Lehrer es wagt einen zu fragen, wenn doch offensichtlich ist, dass man es nicht weiß.
Man kann verlegen sein und nach einem Ausweg suchen; man kann spüren, wie die Hitze ins Gesicht kriecht (...) Ich denke ratlos ist ein wenig... unpassend?

[quote]"Don", rief der Lehrer schließlich den Nächsten auf.[/quote]

Auch hier würde eine von ihr gefärbte Wahrnehmung vermutlich die Wirkung steigern. Einfach nur durch ein endlich; irgendwas, was ihre Erleichterung zeigt; aber vielleicht ist es ihr auch recht gleichgültig? Weiß nicht, das überlässt du der Spekulation.

[quote]Das Letzte was sie jetzt noch brauchen konnte war eine Diskussion mit dem Lehrer.[/quote]

Bezüglich Kommata ;-) (Schande über mein Haupt); zwischen konnte und war gehört glaube ich eins hin.

Insgesamt fehlt mir bei der Szene ein wenig noch die Person; sie ist für mich nicht ganz plastisch rüber gekommen. Gut fand ich das mit dem Ticken; ausbaufähig war aber die Reaktion auf das Aufrufen/ die Gesichter, die sie angrinsen/als sie wieder aus der Aufmerksamkeit entlassen wird.

[quote] Sie hatte viel zu tun heute Mittag, Hausaufgaben ohne Ende, ihr Zimmer musste aufgeräumt werden, der Artikel für die Schülerzeitung war noch lange nicht fertig... ihre gedankliche To-Do-Liste wurde länger und länger.[/quote]

Nach Mittag würde ich ein ; setzen; setzt es einfach gegen die Aufzählung ab; ansonsten würde ich auch nach den ... einen neuen Satz anfangen (also ihre groß)

[quote]Müde lief sie die Abkürzung durch den Stadtpark, umlief einige spielende Kinder und bog schließlich in die Straße ein, in der sie wohnte.[/quote]

Umlief finde ich an der Stelle etwas komisch; außerdem ist es eine Wortwiederholung, weil du vorne schon lief verwendest.
Vielleicht: Müde nahm sie die Abkürzung durch den Stadtpark, wich einigen spielenden Kindern aus und bog schließlich in die Straße ein, in der sie wohnte.

[quote]Und in der Zwischenzeit machst du ne Liste und ich hake ab was ich geschafft habe, während du in der Stadt deine Besorgungen machst.[/quote]

... und ich hake ab, was ich geschafft habe... Glaube ich zumindest, dass da ein Komma hingehört.

[quote]...in gespieltem Ekel[/quote]

Du hast gespielt recht oft; variieren? Zum Beispiel mit vorgeschützt; einige Male weglassen und versuchen rein durch zeigen klar zu machen, was gemeint ist?

[quote]Wenn du so weitermachst überleg ichs mir nochmal gut.[/quote]

Ist das ein Tick von dem? Ansonsten kann das gut weg.

[quote]Du glaubst nicht wie aufgeschmissen ich ohne dich wäre.[/quote]

Nach dem nicht ein Komma?

[quote]Das geht einigen so, der Laden hier müsste für die vielen Waren viel größer sein.[/quote]

Rein gefühlsmäßig bietet das Komma hier keine ausreichende Trennung... Wie wäre es mit einem Punkt, einem Semikolon oder einem Bindestrich?

[quote]Da kann man nichts machen, es gehen zu viele Menschen in die Supermärkte um die Ecke als dass wir wirklich noch genug Umsatz machen würden um uns ein größeres Geschäft mieten zu können.[/quote]

Vor dem als ein Komma und nach dem würde auch.

[quote]Sie gehörte zu der Art Menschen, die sich zwar immer wieder vornahmen, etwas zu ändern, aber am Ende doch nicht daran dachten, diese Idee umzusetzen.[/quote]

So ganz verstehe ich den Satz nicht in dem Zusammenhang. Was will sie ändern? Dass es Supermärkte gibt??? Warum??? Geht nicht ganz klar hervor.

[quote]Jenny war nicht bei ihren Eltern gewesen, es schien ihr wieder schlechter zu gehen.[/quote]

Auch hier wieder statt Komma eine stärkere Trennung? Außerdem denke ich ein Absatz vor dem Satz würde sich ganz gut machen...

[quote]Was Jenny genau hatte, wusste Alisha nicht, aber da Jenny wegen ihren vielen Fehltagen und ihrem kränklichen Aussehen nur wenige Freunde hatte, die alle nicht in der Gegend wohnten, hatte sich Alisha gemeldet um ihr die Hausaufgaben vorbeizubringen.[/quote]

Hm, nach dem gemeldet muss zwar nach neuer Rechtschreibung glaube ich kein Komma mehr hin (eine eindeutige Kann Regelung), aber rein gefühlsmäßig würde ich es setzen, da der Satz recht lang ist und droht unübersichtlich zu werden (Und das von mir...)

[quote]Obwohl sie sie nicht wirklich kannte und mit ihr nie mehr als ein, zwei Worte gewechselt hatte.[/quote]

Was ein wenig verwirrt; müsste sie sie nicht jetzt besser kennen? Schließlich gibt sie ihr Nachhilfe. Ich weiß nicht, selbst die Leute, mit denen ich eher wenig zu tun hatte kannte ich nach der Nachhilfe um einiges besser; zumindest so gut, dass ich sie nicht mehr so distanziert betrachten würde, ohne dann nicht wenigstens einen Vergleich mit dem Jetzt zu ziehen...
Ach so, eins, zwei Worte...

[quote]In der Nebengasse, an der sie gerade dabei gewesen war vorbeizulaufen, saßen drei Jugendliche um ein dunkelhäutiges, vielleicht vierjähriges Mädchen herum, das voller panischer Angst die ihr entgegen gehaltenen Messer anstarrte. [/quote]

... an der sie gerade dabei gewesen war vorbeizulaufen... ist umgangssprachlich. Rein von der Erfassung des Geschehens bist du sehr weit weg von deiner Person. Sie würde nicht geordnet so viele Informationen aufnehmen. Zunächst einmal: Wahrnehmung Schrei, stutzen, Blick hinein werfen, Konzentration auf das Mädchen, Blenden auf die Gestalten drum herum; erfassen der Situation.
Wenn du in der Beziehung detaillierter vorgehst, kannst du einen besseren Spannungsbogen aufbauen.

[quote]Ohne weiter zu überlegen verfiel Alisha in einen leichtfüßigen, leisen Gang, steigerte ihr Tempo immer weiter, ließ wenige Meter vor den Jungen die Tüten fallen und warf sich mit einem lauten Schrei auf sie. Ein wütendes Gefecht entbrannte, bei dem sie nur knapp als Sieger hervorging.[/quote]

Auch hier; lass dir mit der Beschreibung mehr Zeit. Und außerdem... Ich sag das ja nicht gern, aber... es wirkt sehr unwahrscheinlich. Versuche das Szenario genau in deinem Kopf durch zu spielen. Der erste Fakt, der mich stört: Die Jugendlichen sitzen. Bei einem Überfall sitzt meist nur das Opfer; das Sitzen würde sie automatisch in eine verletzlichere Position bringen. Sie hocken; aus der Hocke kann man schneller wieder aufspringen; reagieren. Instinktiv würden sie sich nicht setzen, es sei denn, sie würden das Mädchen nicht unmittelbar bedrohen, sondern es entführen und dann würden sie sie erst an einen nicht so öffentlichen Platz bringen.
Zweitens: Drei Messer. Welcher Verrückte greift ein, wenn es um drei Messer geht? Sie sitzen nach deiner Beschreibung um das Mädchen drumherum. Zwei könnte sie vielleicht noch aus einem Winkel erwischen und die Messer aus der Hand schlagen; spätestens beim Dritten sitzt das Mädchen davor.
Nächste Unwegbarkeit: Wer kriegt wann die Messer wieder zu fassen? Sie kann schlecht alle drei im Auge behalten; dazu müsste sie sie schon nach und nach KO schlagen.
Und schließlich: Es dauert recht lange, bis eine Mehrheit, die sich ihrer Überlegenheit bewusst ist (und wenn es ein Gerangel gab, haben sie dieses Gefühl erstmal), abhaut. Schon allein der gekränkte Stolz, aua.
Nichts gegen Zivilcourage, aber ich kann mir das Szenario einfach nicht vernünftig vorstellen.

[quote]Als sie die Jugendlichen in die Flucht geschlagen hatte, drehte sie sich betont langsam und vorsichtig um, um das Mädchen nicht zu verschrecken.[/quote]

Auch hier wieder, wer bitte fängt sich nach dem Adrenalinschock so schnell wieder? Sie kann ja das Erschrecken bei einer zu schnellen Bewegung bemerken und sich daraufhin bremsen, dass sie gleich in die übliche Rücksicht verfällt ist für die Situation einfach ... untypisch.

[quote]Hör zu, du musst jetzt tun was ich sage. Wohnst du weit weg von hier?" [/quote]

... jetzt tun, was ich sage...

[quote]Sie spürte, wie ihr auf der rechten Seite eine warme Flüssigkeit das Bein hinunterlief.[/quote]

Ich glaube in dem Fall hinunter lief auseinander, so sicher weiß ich das aber nicht.
Ich denke, du hättest die Kampfszene mehr ausbauen müssen; jetzt damit zu kommen, dass sie verletzt ist... Man erlebt die Geschichte eben nicht an den wichtigen Stellen...


Sooo.... Du hast einen etwas gemächlichen Einstieg; ich bin heute oder generell etwas ungeduldig, aber ich nehme an, die meisten würden das schon noch mitmachen, da das Interessante ja bald kommt.
Zu dem gemächlichen Teil: Ich denke die Person sollte etwas mehr eingefangen werden; man sollte sich noch etwas mehr auf die Gefühle und Ansichten der Person einlassen können, um sich mehr mit ihr identifizieren zu können. Sprich: Etwas mehr Wahrnehmung, erleben lassen statt die Handlung zu berichten.

Dann zu dem Teil, wo die Geschichte richtig an Fahrt gewinnt: Ich denke, da liegt noch mehr Potential drin. Lass dir bei den spannenden Stellen mehr Zeit, sie zu beschreiben. Spiel die Szene selber detailliert vor, kontrolliere die logische Abfolge der Handlungen aller Personen. Sprich, auch wenn du es nicht erwähnst: Was tut das kleine Mädchen und warum, was tut jeder der drei Jugendlichen und warum und was macht dein Prota und warum.
Gerade, da sie verletzt wird, würde ich den Kampf nicht mit zwei drei Sätzen abhandeln, sondern ihm mehr Raum geben.
Anpirschen, Finte, Fehlschlag, Gerangel, Kontrolle fast entgleiten, Kontrolle zurück erlangen, in die Flucht schlagen... Irgendsowas in der Art. Stichwort wirklich erleben lassen, nicht berichten.

Gut gewählt ist der Abschluss, das letzte Bild. Das ist wieder nah an ihr dran ;-)

Sooo... Diesmal zum Schluss: Sind alles nur subjektive Eindrücke, wenn du mit ihnen nicht übereinstimmst, dann wird das schon seine Berechtigung haben. Und da ich mich von dir nicht vom Schreiben abhalten lasse, kann ich wohl auch das Gleiche von dir verlangen!

LG

Drachenwind
Von:  Evaleska
2008-05-25T18:26:07+00:00 25.05.2008 20:26
Weiter gehts.

[...]Während er sich die Zähne putzte [...] Während er sich die Zähne putzte [...]
als Einleitung für zwei aufeinanderfolgende Absätze klingt etwas merkwürdig. Weiß nicht ob es Absicht war, aber lass ihn beim Grübeln über den Auftrag doch besser etwas anderes tun. Im Bad gibts ja mehrere Möglichkeiten ^.-

[...]von Morgens bis Abends unterwegs war und nie länger als fünf Wochen in einer Stadt war[...]
Streich das erste "war", das zweite bezieht sich auf beides.

Der vorletzte Satz ist echt gut. Stimmt sogar.
Also ich fand den Prolog ehrlich gesagt besser, das passiert wenigstens was ^^'
Mit dem, was der Typ da für Verrenkungen macht, kann ich nichts anfangen, aber darüber will ich auch nicht meckern. Du weißt schon, was du schreibst.
Von:  Evaleska
2008-05-25T18:10:30+00:00 25.05.2008 20:10
Recommi

Hi, unter dem Titel kann man sich ja wirklich überhaupt nichts vorstellen. Aber gerade das hat mich neugierig gemacht ^^
So, jetzt mal ein paar Anmerkungen:

[...]und lehnte sich gegen die kühle Mauer[...]
Mal ne bescheidene Frage: Wo kommt die Mauer her? Oder sitzt die ganz hinten in der Klasse bzw. ganz an der Seite?

[...]"Ich hätte schwören können dass du zusammengezuckt wärst.[...]
Das "wärst" stört mich irgendwie. Sie ist ja zusammengezuckt, du könntest das auch so schreiben.

[...]an der sie gerade dabei gewesen war vorbeizulaufen[...]
Dafür hätte mein Deutschlehrer mich gesteinigt. Ist zwar prinzipiell nicht falsch, aber ein einfaches "an der sie gerade vorbeilief" hat die selbe Bedeutung.

[...]voller panischer Angst[...]
"Voll" fände ich hier besser.

[...]dann, als die Tür zufiel[...]
Wie wäre es mit "dieser" statt "Tür"? Dann hast du nicht das selbe Wort zweimal im Satz.

[...]Erst war Stille[...]
Besser, "erst herrschte Stille".

[...]dann war es wieder still[...]
Schreib doch "dann wurde es wieder still".

Und zu guter Letzt hast du in diesem Zusammenhang
[...]"Sag mal", fragte sie plötzlich, "könntest du mir helfen?[...]
die wörtliche Rede nach einem Komma weitergeführt. In allen anderen Fällen aber einen Punkt dazwischengeschoben.

Das Ende ist gut. Niemand rechnet damit, dass die über ihre Uhr Hilfe anfordert. Das macht neugierig ^^
Von: abgemeldet
2008-05-11T17:45:17+00:00 11.05.2008 19:45
Wieder nicht ein allzu langer Kommentar, ich kann mich ja schließlich nicht ständig wiederholen, ich denke es reicht, wenn ich es einmal sage/schreibe.
Ich denke, ich habe dir schon gesagt, dass deine Ortsbeschreibungen manchmal noch etwas sachlich sind, versuche doch ruhig etwas hmm... dem Ort etwas Leben einzuhauchen, zwar okay, ich weiß von außen sieht's grauenhaft aus, aber so richtig von der Atmosphäre her, kommt es noch nicht rüber. Meiner Meinung nach, hilft es da enorm sich vorzustellen, wie der Charakter die Umgebung wahrnimmt - was du zum teil auch shcon getan hast - aber du musst noch weiter gehen -> auf was achtet der Charakter besonders, vllt, wenn passend Erinnerungen, Gedanken etc.
Jetzt nur noch ein Tippfehler: "Sicher, aller okay."
Ich denke, das müsste sicher alles okay, heißen.

Bis denne, LG.
Von: abgemeldet
2008-05-10T21:32:42+00:00 10.05.2008 23:32
Wieder ein sehr kurzes Kapitel. (Deshalb kann ich jetzt auch nicht allzu viel dazu sagen, doch könnte eigentlich schon, aber auf jeden einzelnen Satz einzugehen?)
Der Schluss hat mir sehr gut gefallen, der letzte Satz, hm ja er hat etwas, man weiß dort genau, jetzt endet Jonas' Sicht usw.
Dann, die meiste Zeit benutzt du lieber das Personalpronom als seinen Namen, manchmal etwas zu oft, versuche ein paar "ers" zu streichen und dafür lieber seinen Namen einzusetzen.
3x Mal er in einem Satz ist einfach zu viel.
Ansonsten, gut geschrieben, Xd manchmal muss ich bei den wörtlichen Reden schmunzeln, weil die Redewendungen benutzen, von denen ich noch nie gehört habe - was aber durchaus nichts Negatives ist.

LG.^^
Von: abgemeldet
2008-05-09T20:05:01+00:00 09.05.2008 22:05
Inhaltlich hat mir dieses Kapitel gut gefallen, nur langsam solltest du wirklich Mal von der Einleitung in den Hauptteil wandern. Es wirkt immer mehr alles so in die Länge gezogen, meiner Meinung nach.
Schön finde ich, dass Jonas seine Ausbildung nicht alleine machen will, was ich durchaus nachvollziehen kann und mir den Charakter so symphatischer macht. Solche kleinen Andeutungen könntest du ruhig öfter einbauen.
Dann... *hust* das Schießen. Ich muss dir sagen... so funktioniert es überhaupt nicht: es sei denn du bist bei Rambo ôo'. und ich bin Schützin, also ja. Selbst beim Militär wirst du sehen, dass Schießen sehr viel mit Ruhe und Konzentration zu tun hat. Das was man hier also versucht jonas beizubringen ist unlogisch. Entweder man schießt auf ein derart großes Ziel, dass zielen kaum noch nötig ist oder man schießt auf einen kleinen punkt, bei dem man schon seine Zeit braucht. sagen wir mal so: in einer Bewegung klappt das kaum. Das bekommt nicht einmal ein sehr guter Schütze hin, das ist unmöglich. Ein mittlerer Schütze braucht ca 30-60 Sekunden für einen Schuss, viel zu kange als dies in einer Bewegung funktionieren könnte. Selbst talentierte Schützen lassen sich beim Schießen Zeit. Mit der Technik, die Jonas anwendet kann das auch nie klappen. Auch wenn es schnell gehen muss, wenn er abdrückt - in diesem Moment sollte seine Bewegung verharren, sonst geht der Schuss sonstwohin bloß nicht auf die Zielscheibe!
Von: abgemeldet
2008-04-02T19:33:01+00:00 02.04.2008 21:33
Sooooo!
endlich alle kapis durch...*puhh*
XD also: ich fand die kapis gut zu verstehen!
und die länge der kapis war ganz in ordnung! ^^ halt schön zum lesen!
ich bin immer noch gespannt was es mit den maulwürfen und den rest auf sich hat! >.<
*neugierig*
die art wie du wieder geschrieben hast, gefällt mir wieder gut und freu mich schon aufs nächste kapi! manches ist halt unverständlich aber das wird sich sicher noch klären!^^
LG die apple ^~^
*fähnchen schwenk* weiter soooo....XXD

Von: abgemeldet
2008-03-30T16:41:51+00:00 30.03.2008 18:41
Hallöchen!!!
also erst ein mal, find ich die art wie du schreibst sehr schön!
die kapitel sind ja nach der jeweiligen person benannt worden, so weiss man um welche es sich handelt, aber man kommt etwas durcheinander!
die kapitel sind immer recht kurz gehalten, was ich persönlich aber nicht schlecht finde! XD
am anfang wusste ich nicht so recht worum es in dem fanfic geht, bin also gespannt wie es weiter geht! die spannung fehlt mir ein bisschen oder das man mehr über die personen erfährt!
so, ich glaube das wär es erstmal!
freue mich schon wie es weiter geht, und das ich emhr über die handlung erfahre! XD
LG die apple ^~^
Von: abgemeldet
2008-03-26T22:17:52+00:00 26.03.2008 23:17
Mir hat der Dialog zwischen Gina und Tim gut gefallen. Er wirkte sehr... hm lebendig.
Konstruktive Kritik kann ich leider nicht viel von mir geben :/.
Außer Kleinigkeiten wie das hier:
Sie fühlte sich großartig. Sie hatte schon zu lange nichts mehr neben der Arbeit gemacht.
(Lieber zu einem Satz verknüpfen, oder so umstellen, dass nicht zweimal hintereinander sie steht)
ist mir nichts Großartiges aufgefallen.

Das hier:
Er ist schon länger unterwegs, das Wetter ist alles andere als ideal und sein Feierabend ist bereits in Sicht. Das alles ging Gina durch den Kopf, als sie sein Lächeln erwiderte. Single, fügte sie in Gedanken hinzu, und sich eindeutig seiner Ausstrahlung bewusst. Vielleicht ein wenig arrogant?
Hat mir besonders gut gefallen. Verrät einiges über Ginas Charakter und über ihre Menschenkenntnisse :)

LG.^^


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