Die Suche von Taroru ================================================================================ Kapitel 1: Aufbruch ------------------- Es war Freitagabend und es war schon sehr spät, als ich nach Hause kam. Heute war wieder so ein schrecklicher Tag, wo mir alle zu verstehen gaben, dass ich nicht hier her gehörte. Meine Mitschüler gingen mir aus dem Weg und ignorierten mich. Mir machte es eigentlich nichts aus, wenn ich nicht beachtet wurde. Nein, ich mochte es sogar, wenn ich alleine war. Irgendwie war ich schon immer ein Einzelgänger, weil ich eben anders war als die Leute hier im Ort. Niemand wusste, wer meine Eltern waren. Manche sagten, ich sei vom Himmel gefallen, andere wiederum meinten, man hätte mich im Wald gefunden und meine Eltern wurden von Räubern ermordet. Als man mich fand, war ich ungefähr fünf und ich war wegen der vielen Leuten total verängstigt gewesen. Ich wusste auch noch was vorher geschah, bevor ich das Bewusstsein verlor und in dieses Dorf kam. Aber man würde mir das nicht glauben. Dieser Freitag war also der Tag, an dem ich mich entschlossen hatte, von hier weg zu gehen. Ich konnte nicht mal mit Bestimmtheit sagen warum ich weg wollte, eigentlich wollte ich nur zu Satomi. Also packte ich meine Sachen und wollte mich auf den Weg machen, als es an der Tür klingelte. Ich machte mich auf den Weg dorthin und machte sie auf. Taro, ein Klassenkamerad, stand davor und ich fragte ihn: „Was willst du hier?“ „Selan, was hast du vor?“, fragte er mich. Darauf hin antwortete ich patzig: „Was geht dich das an?!“ Er schien wütend zu werden, aber er blieb ruhig als er antwortete: „Ich will nicht das du weg gehst“ Damit hatte ich nicht gerechnet, woher wusste er das ich weg wollte? Schließlich hatte ich niemandem davon erzählt. Dann drehte ich mich um und ging zurück in mein Zimmer. Dabei fragte ich ihn: „Woher willst du wissen, dass ich weg will?“ Er grinste und äußerte: „Eigentlich wollte ich dir nur deine Sachen bringen, die du vergessen hast“ Mit diesen Worten reichte er mir meine Bücher und sprach weiter: „Aber als ich dich dann sah, war mir klar, dass du weg willst.“ „War das so offensichtlich oder kannst du Gedanken lesen?“, erkundigte ich mich bei ihm und setzte mich auf mein Bett. Er setzte sich mir gegenüber auf einen Stuhl und lachte, bis er endlich antwortete: „Nein, Gedanken lesen kann ich nicht, aber ich sah deine Tasche und habe es dann in deinen Augen gesehen.“ Er wirkte traurig und in diesem Moment wusste ich noch nicht, dass er es war, weil ich weg wollte. Auf einmal platzte es aus ihm raus: „Wenn du wirklich gehst, dann nimm mich mit! Ich will etwas Neues sehen und ich weiß, dass du alleine dein Ziel nicht erreichen kannst“ „Warum soll ich mein Ziel nicht alleine erreichen können? Woher willst du das wissen?“, fragte ich ärgerlich und nahm meine Sachen. Ich wollte endlich fort. Doch Taro fasste mich an meinem Arm und hielt mich zurück, als er antwortete: „Zu zweit ist es einfacher, glaube mir!“ Ich setzte mich wieder hin und schaute ihn an, als ich dann entgegnete: „Warum soll ICH dir glauben, denn DU bist genau wie die anderen?“ Mit diesen Worten sprang ich auf und starrte ihn vorwurfsvoll an. Er sah wirklich betroffen aus und mir tat es fast Leid, das gesagt zu haben. Doch er antwortete ohne zu zögern: „Das stimmt nicht! Ich akzeptiere dich so wie du bist. Es stimmt, du hast komische Kräfte und ich nicht, aber ich habe keine Angst davor, weil du niemandem schadest.“ Diese Worte überraschten mich. Die meisten hatten Angst vor meinen Kräften, weil es für sie etwas Unbekanntes war und vor Unbekanntem haben die meisten eben Angst. Er unterbrach meine Gedanken mit den Worten: „Was ist nun? Wann brechen wir auf oder willst du Wurzeln schlagen?“ „Hey, ich habe nicht zugestimmt, dass ich dich mitnehme!“, entgegnete ich grinsend. Jetzt war klar, dass ich ihn mitnehmen musste. Dann nahm ich meine Tasche und ging in das Zimmer meiner Zieheltern. Dort machte ich den Schrank auf und wollte von ihm wissen: „Du hast bestimmt keine Sachen dabei, oder?“ Er schüttelte den Kopf und kam näher an den Schrank heran. Er schien zu ahnen was ich vorhatte. „Wir können die Sachen von Peter nehmen, ihr habt ungefähr dieselbe Größe“, meinte ich an ihn gewannt. Er suchte sich hastig ein paar Sachen aus und fragte dann: „Wer ist eigentlich Peter und ist er denn nicht wütend, wenn ich mir einfach seine Klamotten nehme?“ Er drehte sich zu mir um und ich gab ihm eine Tasche, als ich antwortete: „Peter ist mein Ziehvater und er ist gerade im Ausland, also wird er es nicht so schnell merken.“ Unterdessen hatte Taro die Sachen in die Tasche gepackt und wir konnten uns auf den Weg machen. Ich wollte einfach keine Zeit mehr vertrödeln. Ihm schien es genauso zu gehen. Wobei ich damals glaubte, dass er nur weg wollte. Es war wie eine Flucht. Ich wusste nur nicht wovor er flüchten wollte, aber irgendwie war ich froh das er da war, sodass ich nicht alleine sein musste. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg- den Weg in eine ungewisse Zukunft. Kapitel 2: Erinnerungen ----------------------- Wir saßen in einem Zug, der uns ans Meer bringen sollte. Dort wollten wir uns ein bisschen umschauen und sehen, wie es weiter geht. In einer rauschenden Geschwindigkeit ziehen die Bäume und Felder an uns vorbei. Am Horizont konnte man die Berge erkennen. Wir fuhren zu schnell um wirklich Details erkennen zu können. Im Grunde wollten wir das aber auch gar nicht. Mein Blick war in die Ferne gerichtet, ich achtete nicht wirklich auf das, was um mich geschah. Mein Begleiter fragte mich nach ein paar Stunden stillen Schweigens: „Kannst du dich eigentlich erinnern was davor war, ich meine, bevor man dich fand?“ Zögernd nickte ich, auch wenn ich mich im Stillen fragte, wie er jetzt auf dieses Thema kam. Eigentlich wollte ich es niemandem erzählen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich ihm vertrauen konnte. Ich konnte nicht mal mit Bestimmtheit sagen warum ich ihm vertraute, aber irgendwie hatte ich den Wunsch, ihm alles zu erzählen. Schließlich musste ich noch eine Weile mit ihm durch die Welt ziehen. Dann flüsterte ich ganz leise: „Ja, ich kann mich an bestimmte Sachen erinnern.“ Er drehte seinen Kopf zu mir und sah mich fragend an. Also begann ich zu erzählen: „Ich kann mich an ein Mädchen erinnern, das vielleicht ein oder zwei Jahre älter war als ich. Sie hat mir geholfen. Sie zeigte mir eine Menge Dinge und sie sagte mir, dass sie mich adoptiert hätte. Ich wusste damals noch nicht, was das heißen sollte, aber ich wollte bei ihr bleiben. Sie erzählte mir ihren Traum, denn sie wollte zur See fahren, wenn sie älter wäre. Doch dann kam ein Mann, der uns trennte. Ich tat alles, um bei ihr zu bleiben, doch ich schaffte es nicht. Der Mann sagte, dass ich von richtigen Eltern adoptiert werden müsste. Nach ein paar Tagen kam dann auch eine Meldung aus einem anderen Land, dass da jemand wäre, der mich haben möchte. Damals war ich so wütend, dass ich das ganze Büro zerstörte. Ich habe nur daran gedacht und schon fiel es in sich zusammen! Einen Tag später wurde ich abgeholt und musste mit einem Mann fort gehen. Er hat mich jedes Mal geschlagen, wenn ich etwas tat, was er nicht wollte. In der Stadt gab es einen alten Hund, Bun, mit dem ich mich angefreundet hatte. Er hatte ihn einfach erschossen. Dann bin ich weggelaufen. Ich hatte nicht darauf geachtet wohin ich lief und stürzte einen Abhang herunter. Dann sah ich nur noch bunte Lichter, bis ich das Bewusstsein verlor und bei euch aufwachte.“ Ich plapperte einfach drauf los, ohne auf ihn und seine Reaktionen zu achten, redete ich ohne Punkt und Komma. Nachdem ich alles erzählt hatte, fühlte ich mich befreiter, als wenn eine Last von mir genommen wurde. Taro hatte mich nicht einmal unterbrochen. Dafür war ich ihm auch sehr dankbar. Er legte zögernd seine Hand auf meine Schulter und fragte: „Was willst du jetzt machen?“ Seine Hand auf meiner Schulter war wie eine vertraute Geste und es war auch nicht unangenehm, seine Wärme zu spüren. Langsam hob ich meinen Kopf und sah in seine fragenden grünen Augen. Da erst sagte ich: „Ich möchte sie wieder finden. Ich will Satomi wieder sehen!“ „Satomi? Ist das ihr Name?“ flüsterte er. Ich nickte nur und nach einer Ewigkeit, so schien es mir, äußerte ich dann: „Warum, bist du mitgekommen? Ich meine es ernst! Du kannst doch nicht einfach mitkommen, nur weil du etwas Neues sehen willst!“ Diese Erkenntnis kam ganz schön spät. Warum war mir das nicht früher aufgefallen? Er drehte seinen Kopf zum Fenster und nahm wieder seine Hand von meiner Schulter. Mein Blick wanderte in seine Blickrichtung. An uns zogen die verschiedensten Bäume vorbei. Erst dachte ich, ich hätte ihn verärgert, doch er antwortete leise: „Weil ich wissen will, wer oder besser was du bist!“ Ich schaute ihn total perplex an, schließlich fragte ich ebenso leise: „Wie meinst du das?“ Jetzt schaute er mich wieder an und sprach aufgebracht: „Weil du ganz andere Sachen an hattest als du zu uns kamst. Diese Art von Kleidern gibt es auf der ganzen Welt nicht.“ „Mei...meinst du, ich komme gar nicht von dieser Welt?“ stotterte ich zögernd. „Es könnte sein, dass du aus einer parallelen Welt kommst“, antwortete er. Erst dachte ich, jetzt sei er total verrückt. Aber dann fing ich an, ihm zu glauben. Ich war mir schon immer sicher, dass es noch andere Welten gibt. So langsam kam mir der Gedanke, dass er wirklich zu ahnen schien, auf was er sich da eingelassen hatte. Er schien doch irgendwie besser mit alledem umgehen zu können, als ich selbst. Meine Gedanken wurden durch einen Lautsprecher an der Wagondecke unterbrochen, eine blecherne Männerstimme rief: „Die nächste Haltestelle ist der Hafen von Tysos.“ Tysos ist eine große Hafenstadt, direkt am Meer. Hier trafen sich alle Fähren und tauschten ihre Waren aus, die in die ganze Welt verschifft wurden. Es war immer ein großes Treiben am Hafen. Eigentlich konnte man sagen, dass hier die Zeit nie stehen bleiben würde, denn hier passiert immer was. Kräne schwangen über unsere Köpfe hinweg und verluden schwere Container. Hier war also unser erstes Ziel. Taro und ich stiegen aus. Ich lief voran zum Gepäckwagen um unseren Sachen zu holen. Als ich unsere Taschen erreicht hatte, drehte ich mich zu ihm um und rief: „Was ist, wenn du Recht hast? Wie soll ich denn da hinkommen? Wie soll ich wieder nach Hause kommen?“ „Das ist eine gute Frage! Ich denke, so wie du hierher gekommen bist, kommst du auch wieder zurück“, entgegnete er und nahm seine Tasche. Wir gingen zum Ausgang und standen dann auf der Straße. Menschenmassen zogen an uns vorbei. Sie alle hatten das gleiche Ziel, auch wir hatten es. Wir wollten weiter reisen und andere Länder sehen. Wir ließen uns weiter nach hinten fallen. In den Massen wollten wir nicht mit hineingezogen werden. Auf einmal kam mir ein Gedanke, den ich auch Taro mitteilte: „Hey, warte mal! Ich weiß doch gar nicht, wie ich hier her gekommen bin! Soll ich vielleicht den Abhang runter springen, wie damals?!“ Er guckte mich total entsetzt an und schrie fast: „Bloß nicht! Wenn das schief geht, brichst du dir den Hals!!“ „Da stimme ich dir zu. Ich bin auch nicht scharf drauf, es zu testen!“ meinte ich grinsend. „Aber was machen wir denn jetzt? Ich meine, wie willst du denn Satomi finden?“ erkundigte er sich. Mit diesen Worten setzten wir uns wieder in Bewegung, Richtung Hafen. Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte. Ich wusste, dass ich sie finden konnte, wenn ich das wirklich wollte. Aber wie sollte ich ihm das sagen? Irgendwie war ich mir sicher, dass er mich verstehen würde. Doch fehlten mir einfach die Worte, um nicht irgendwie lächerlich zu klingen. Also gingen wir schweigend weiter und er fragte nicht noch mal nach. Er war kaum merklich weiter vorgegangen, sodass ich ihn von hinten gut erkennen konnte. Die Tasche schwang locker auf seinen Schultern. Ihm schien die Reise nichts auszumachen und irgendwie war ich wirklich froh, nicht alleine reisen zu müssen. Es musste schon reichlich spät geworden sein, denn die Sonne versank langsam am Horizont. Es war Zeit, sich ein Nachtlager zu suchen. Ohne Worte stapften wir weiter und genossen einfach nur diesen herrlichen Anblick aufs Meer. Kapitel 3: Ein Sturm -------------------- Grelles Sonnenlicht fiel auf mein Gesicht und weckte mich. Im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich war, doch dann fiel mir ein, dass Taro und ich uns auf einem Schiff versteckt hatten. Wir hatten ein Nachtlager gesucht und hielten diesen Schoner für geeignet. Er wurde nicht allzu sehr bewacht und es war ein Leichtes, uns darauf zu verstecken. Mein Blick schweifte durch den kleinen Raum, doch ich konnte ihn nicht entdecken. Taro war nirgends zu sehen. Im Sitzen suchte ich den ganzen Raum nach ihm ab, aber er war nicht da, denn ich sah nur Kisten. ,Er wird doch nicht nach oben gegangen sein?`, dachte ich ziemlich verärgert und gleichzeitig entsetzt . Ich stand auf, schaute mich vorsichtig um und wollte nach oben gehen, um ihn zu suchen. Auf einmal war sein Gesicht direkt vor mir. Ich bekam einen Riesenschreck und fiel nach hinten um. Mit einem lauten Krachen landete ich auf dem Holzboden. „Hey Selan, habe ich dich so erschreckt? Komm schon, ich habe mit dem Kapitän geredet!“ sagte er und wirkte ernsthaft erschrocken. „Was??? Du hast mit dem Kapitän geredet? Warum?“, fragte ich verwirrt. Er grinste und wirkte ganz verlegen, als er erwiderte: „Nun äh... ach weißt du, ich kenne den Kapitän ganz gut.“ Woher kannte er denn den Kapitän? Diese Gedanken mussten bei mir auf der Stirn gestanden haben, denn er fing an zu erklären: „Yamato ist ein Kumpel von mir. Ich kenne ihn schon seit ich klein war. Wir waren sogar in der selben Kindergruppe“ „Soll das heißen dieser Yamato ist so alt wie wir und ist jetzt schon Kapitän?“ warf ich total verblüfft ein. Er nickte und fügte hinzu: „Er ist echt okay. Und nun komm endlich, er kann doch nicht ewig mit dem Frühstück warten!“ „Kannst du mir mal verraten, warum wir uns dann hier rauf schleichen mussten, wenn du den Typen kennst?“, verlangte ich, etwas aufgebracht, zu wissen. Mit einem Schulterzucken tat er die Geschichte ab. Ich stand jetzt endlich wieder auf und wir gingen gemeinsam die Treppe hoch. Als wir oben ankamen, stand ein großer junger Mann vor uns. Er grinste verlegen und Taro ging auf ihn zu, mit den Worten: „Selan, das ist Yamato!“ Das sollte der Kapitän sein? Dieser Riese sollte so alt sein wie wir?! Mein Freund wirkte neben ihm wie eine mickrige Bohnenstange, so kräftig und groß war er. Dennoch hatte er ein freundliches Lächeln im Gesicht, dass man fast glaubte, er strahle von innen heraus. Yamato war groß und kräftig gebaut. Er musste ziemliche Schwierigkeiten haben gerade in einem Raum zu stehen, oder die Decken waren extra für ihn gefertigt worden. Er ging einen Schritt auf mich zu und gab mir seine rechte Hand. Ich nahm sie und er sagte freundlich: „Ich freue mich dich kennen zu lernen, kleine Selan.“ Erst wollte ich wütend werden, weil ich das Wort „kleine“ nicht ausstehen konnte, aber Yamato sagte es nicht so abfällig, wie die anderen. Außerdem war ich für seine Verhältnisse wirklich klein. Er machte auf mich den Eindruck, als wäre er ein liebender Vater und nicht wie jemand der eine Mannschaft befehligen könnte. Er sah zwar aus, als könne er einen Bären mit bloßen Händen erwürgen, aber sein Händedruck war weich und sanft. Wir gingen gemeinsam Richtung Kantine und nahmen an einem großen runden Tisch platz. Dort waren viele leckere Sachen, wie gekochte Eier, duftende Brötchen und heißer Tee bereit gestellt. Ich war total erstaunt, wie konnte er so eine Mahlzeit auf einem kleinen Schoner machen? „Entschuldigen Sie, wenn ich jetzt unhöflich erscheine, aber wie konnten Sie so eine Mahlzeit herzaubern?“, wollte ich zögernd wissen. Yamato grinste und begann zu erklären: „Ich finde es besser, wenn wir beim „DU“ bleiben, das „SIE“ macht mich irgendwie alt. Du hast recht ich habe das Essen hergezaubert.“ Darauf war ich nicht gefasst, wie meinte er das mit dem Herzaubern? Mir war ja aufgefallen, dass übernatürliche Dinge hier nicht wirklich gut angesehen waren. Wie kam er also dazu, so etwas offen zuzugeben? Ich schaute fragend zu Taro und er versuchte dann, es mir zu erklären: „Also, Selan, weißt du, Yamato kann auch Magie anwenden, genauso wie du!“ Jetzt begann ich zu protestieren: „Oh nein, ich kann nicht Zaubern. Ich habe nur eine Kraft in mir, die mich manche Sachen ermöglichen lässt!“ Abwehrend hob ich meine Hände und versuchte ihn davon abzubringen, weiter zu erzählen. Auch ein gezielter tritt gegen sein Schienbein und ein warnender Blick konnte ihn nicht davon abbringen, weiter darauf zu beharren. „Das klingt interessant! Rede nur weiter“, versuchte mich der Kapitän zu ermutigen und unterstütze Taro mit diesen Worten auch noch. Dieser ging auch prompt drauf ein: „Selan, es ist Magie glaube mir! Mit Magie kann man vieles machen!“ „Nein, es ist keine Magie! Da kannst du mir sagen, was du willst!“, sagte ich etwas gereizt. Yamato versuchte unseren Streit zu schlichten: „Kommt, lasst uns erst mal etwas essen, oder habt ihr was dagegen?“ Wir Streithähne erwiderten beide gleichzeitig: „Ja haben wir!!“ Als wir diese Worte sagten und uns anschauten, mussten wir lachen und unser Streit war fürs erste vergessen. Wir machten uns über das Essen her und vergaßen dabei die Zeit, bis ein Junge rein gestürmt kam und in den Raum brüllte: „Ein STURM!! Ein Sturm ist in Anmarsch!“ Der Kapitän sprang sofort vom Stuhl auf und gab knappe Befehle an den Schiffsjungen weiter. Erst nachdem er und der Junge gegangen waren merkte ich, dass der Schoner gefährlich schaukelte. Taro und ich nickten uns zu. Wir mussten nichts sagen, um zu wissen, was der andere dachte. Wir gingen mit aufs Deck, um ihm irgendwie zu helfen. Draußen tobte wirklich ein Sturm und es war schwer, sich auf Deck zu bewegen. Yamato schrie uns etwas zu, aber ich konnte kein Wort verstehen. Der Wind riss die Worte gleich mit sich fort. Wild peitschte das Wasser auf und in nur ein paar Sekunden waren wir bis auf die Knochen nass. Taro zeigte auf Kisten und gab mir ein Seil. Ich verstand, dass ich die Kisten an Bord festbinden sollte. Der Junge von vorhin kam zu mir und wollte mir helfen. Doch es kam auf einmal eine riesige Welle an. Der Junge bekam keinen Halt mehr und wurde vom Schoner gefegt. Ich rannte sofort zur Reling, um zu sehen, wo er war. Der Wind peitschte den Regen in mein Gesicht und raubte mir die Sicht. Doch dann sah ich ihn. Er schwamm im Meer und sah leblos aus. Ohne zu zögern schnappte ich mir einen Rettungsring und sprang über Bord. Mit einem Hechtsprung landete ich im Wasser. Das Wasser war eiskalt und stach wie kleine Nadeln auf meiner Haut. Als mein Kopf wieder durch die Oberfläche stieß, versuchte ich mich zu orientieren. Aber ständig schlugen Wellen über meinem Kopf zusammen. Dadurch schluckte ich eine Menge Wasser. Der Wind peitschte das Meer immer weiter auf. Es war schwer Oben und Unten zu unterscheiden. Immer wieder schlugen die Wellen über mir zusammen. Doch dann sah ich ihn wieder und ich versuchte auf ihn zu zu schwimmen. Ich hätte niemals geglaubt, das es wirklich so anstrengend sein konnte, nur ein paar Meter bei diesem Wellengang vorwärts zu kommen. Stück für Stück kämpfte ich mich weiter. Ich kam ihm immer näher, bis ich ihn endlich erreicht hatte. Ich legte ihm den Rettungsring unter die Arme und wollte mit ihm zum Schoner zurück schwimmen. Aber er war weg! Ich konnte ihn nicht mehr finden. Die Lion war spurlos verschwunden. Verdammt! Was sollte ich denn jetzt machen? Der Junge hob den Kopf ein wenig an und wollte etwas sagen, aber es kam kein Ton raus. „Hey, ganz ruhig. Wir werden es schon schaffen. Mein Name ist übrigens Selan“, brüllte ich gegen dem Sturm, um etwas Beruhigendes von mir zu geben. Eigentlich diente es eher dazu mich selbst zu beruhigen, denn ich war kurz davor, in Panik auszubrechen. Er lächelte und dann rief er etwas zurück, so das ich es gerade hören konnte: „Schöner Name. Ich heiße Kouichi.“ Verzweifelt versuchte ich mich daran zu erinnern, was man in solchen Situationen tun sollte. Doch so was lernte man ja nicht in der Schule. Dinge, die mir wirklich geholfen hätten, fielen mir auf Anhieb nicht ein. Mir kam der richtige Gedanke, als ein paar Möwen über uns hinweg flogen. Ich hatte mal ein Buch darüber gelesen, wie sich diese Tiere verhalten, wenn mal ein Sturm kommen sollte. In diesem Moment war ich so froh, diese Lektüre gelesen zu haben. Denn diese Vögel wollten bestimmt zu einer Insel, also versuchte ich, in dieselbe Richtung zu schwimmen. Aber das sollte sich als schwierig erweisen. Der Sturm fegte immer noch über uns hinweg und ich glaubte, dass er immer schlimmer wurde. Die Wellen schlugen immer öfter über meinem Kopf zusammen. Meine Kräfte waren so gut wie aufgebraucht. Meine Muskeln verkrampften sich immer mehr. Langsam aber sicher wurde ich müde und ich hatte keine Ahnung wie lange ich das noch durchhalten würde. Aber ich hatte noch Hoffnung, denn ich konnte die Vögel noch sehen. Auch wenn es nur noch kleine Punkte waren, die man nur schwer von der schwarzen Wolkenfront unterscheiden konnte. Das eiskalte Wasser ließ meine Muskeln immer mehr verkrampfen. Kouichi zitterte vor Kälte und klapperte mit seinen Zähnen. Sein Gesicht sah schon ganz blau aus. Wir mussten so schnell wie möglich hier weg. Das Meer war dunkel, aber ich wusste, dass da unten irgendetwas war. Damals hatte ich noch keine Ahnung, warum ich das so genau wusste. Aber ich hatte eine Ahnung, dass es, was auch immer da unten lauerte, gefährlich war. Auf einmal kam etwas riesiges aus dem Wasser geschossen. Ich konnte es nicht genau erkennen, denn es ging alles so schnell. Als es wieder untertauchte, wurden wir von den Wellen fast umgeworfen. Kouichi konnte sich gerade noch am Rettungsring festhalten. Unter Wasser war es nur als Schemen zu erkennen und es kam wieder auf uns zu geschossen. Auf einmal zuckte in meinem linken Bein ein stechender Schmerz. Er war so heftig, dass ich für einen kurzen Moment vergaß zu schwimmen. Somit war ich nicht mehr an der Wasseroberfläche und spürte den Sturm nicht mehr. Es schlugen keine Wellen mehr über mir zusammen und der Wind zerrte nicht mehr an mir. Es war so befreiend, das nichts mehr an einem herum zerrte. Es war ruhig, bis auf das Rauschen in meinen Ohren. Ohne drüber nach zu denken, ließ ich mich einfach fallen. Immer weiter sank ich in die Tiefe. ‚Ist es jetzt vorbei?’, schoss es mir durch den Kopf. Dann wusste ich wieder, dass ich schwimmen musste, um zu überleben. Denn ich wollte ja leben! Satomi würde doch auf mich warten. Immer mehr kamen mir Bilder in den Kopf, schöne Bilder aus meiner Kindheit, mit ihr und auch mit Taro. Ich wollte leben! Also bewegte ich meine Arme und Beine, um nach oben zu kommen. Doch dieses Monster kam wieder angeschossen und ich konnte meine linke Seite nicht mehr richtig bewegen. Es war nur noch Schmerz. Schmerz, den ich loswerden wollte.Er machte mich fast wahnsinnig. Ich weiß nicht, wie ich es zum Rettungsring geschafft hatte. Kouichi schien es gut zu gehen, denn er versuchte mich fest zu halten. „Selan!?“, kreischte er. Es klangen Verzweiflung und Angst darin mit. Mein ganzes Denken und Handeln war nur auf einen Wunsch gerichtet. Ich wollte hier einfach nur weg und diesen Schmerz vergessen. Mir wurde auf einmal ganz warm und ich glaubte, dass alles um mich herum heller wurde. Zumindest kam es mir so vor. Mein einziger Wunsch war es, hier weg zu kommen. Weg von diesem Ort. Weg von diesem Sturm. Ich wollte an einen sicheren Ort. Zum Beispiel auf eine Insel oder so etwas in der Art. Der Sturm schien auf einmal wie weg geblasen und ich spürte Sand unter meinen Füßen. „Da ist ein Strand!!“, schrie Kouichi voller Freude und Überraschung. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung in die er zeigte, doch ich konnte nichts mehr erkennen. Es war alles verschwommen. Dann wurde um mich herum alles dunkel. Er rief noch irgendetwas, aber ich konnte es nicht mehr verstehen. Der Schmerz in meiner linken Seite ließ nach. Wie eine Umarmung schlug die Dunkelheit über mir zusammen und ließ mich meine Schmerzen vergessen. Kapitel 4: Heilung ------------------ Die Sonne kitzelte in meinem Gesicht. Verwundert stellte ich fest, dass ich auf etwas weichem lag. „Wie? Wo bin ich?“, wunderte ich mich und hob meinen Kopf. Ein stechender Schmerz durch zog meinen Körper und ließ mich stöhnen zurück fallen. Langsam kam die Erinnerung wieder zurück. Nur wie ich hier kam, das wusste ich nicht. Also schlug ich vorsichtig die Augen auf und das erste was ich über mir sah, war eine Decke, die aus Holzlatten bestand. ‚Aber ich war doch noch am Strand. Wie bin ich...’, überlegte ich und wurde aber in meinen Gedanken unterbrochen. „ Na geht es dir besser?“, fragte mich eine sanfte, freundliche und unbekannte Stimme. ‚ Wer war das und wer hatte mich das gefragt?’ Mit diesen Gedanken versuchte ich mich hinzusetzen, aber ein stechender Schmerz durch fuhr abermals meinen Körper. Ich ließ mich stöhnend zurück fallen. Dann sah ich ein unbekanntes Gesicht vor mir. Es war das Gesicht von einem Mädchen. Sie lächelte, als sie mit sanfter Stimme sprach: „Nicht so schnell! Es braucht noch Zeit, bis du wieder aufstehen kannst“ Bevor ich was sagen konnte flog eine Tür krachend auf und Kouichi kam herein gestürmt. Er schaute mich besorgt an und fragte mit belegter Stimme: „Und wie fühlst du dich?“ Mir fiel auf, dass er einen Verband um den Kopf hatte. Wahrscheinlich hatte er sich den angeschlagen, als er vom Schoner geflogen war. Ich grinste und sagte einigermaßen glücklich: „Danke , ich denke mir geht es besser“ „Super!“, strahlte er. „Aber wer bist du?“, schaute ich die Fremde fragend an. Das unbekannte Mädchen machte einen Schritt nach hinten und verbeugte sich. Dann stellte sie sich mit ruhiger Stimme vor: „Mein Name ist Evi. Ich habe euch am Strand gefunden und hierher gebracht. Es freut mich, dass es dir besser geht!“ Sie sprach ihren Namen wie Ewwi aus. Diese Evi schien eine ruhige Person zu sein. Sie war groß und schlank gebaut. Ihr dunkles Haar fiel ihr locker auf die Schultern und ihre leuchtend blauen Augen schienen nichts zu entgehen. Kouichi kam noch näher an mein Bett ran und meinte in Plauderstimmung: „Evi hat uns geholfen. Sie hat versucht dich zu heilen, was ihr anscheinend auch gelungen ist. Außerdem kennt sie sich mit Kräutern aus“ „Also ist sie eine Kräuterhexe oder was?“, lachte ich. Ich versuchte mich noch einmal hinzusetzen, doch Evi drückte mich sanft zurück und sprach: „Du musst dich ausruhen. Es wird noch eine Weile dauern, bis du aufstehen kannst. Aber als Hexe würde ich mich nun nicht bezeichnen. Eher als Weißefrau. Hexen werden hier schief angesehen. Außerdem sehe ich doch nun wirklich nicht wie eine aus. Ich habe doch keine Warzen auf der Nase oder so was,“ Bei dieser Vorstellung mussten wir alle lachen. Evi schien wirklich in Ordnung zu sein. Sie schien die Ruhe in Person zu sein, jedenfalls waren keine hastigen Bewegungen von ihr zu sehen. Sie schien alles mit bedacht zu tun. Ich kam mir noch ziemlich zerschlagen vor. Der Schiffsjunge grinste. Dann ging er zu Evi und flüsterte leise: „Wie lange wird es dauern?“ „Vielleicht 1 bis 2 Monate“, antwortete sie eben so leise. Doch ich konnte jedes Wort verstehen und wurde blass. „Aber das geht nicht! Wir müssen zurück auf die Lion“, rief er erschrocken. Lion, dass war der Name von Yamatos Schoner und ich hatte so meine Zweifel, Taro und ihn je wieder zu sehen. Der Sturm war heftig und ich wusste nicht, wie gut der Schoner mit solchen Unwettereinflüssen zurecht kam. Der Abend ging ruhig zu Ende. Evi brachte mir Obst und Kouichi versuchte mich zu beschäftigen. Eigentlich fühlte ich mich nicht fit genug irgendetwas zu tun, aber ich wollte Kouichi nicht enttäuschen. Schließlich gab er sich so viel mühe, nicht zu zeigen wie traurig er war, nicht mehr auf dem Schiff zu sein, wo es doch seine Heimat war. Er schien zwar nicht so mitgenommen zu sein, von dem Verlust, seiner Heimat, aber ich wusste es besser. Die Lion war sein ein und alles, es war mehr als schwer für ihn. Nach dem es langsam dunkel wurde, war ich so müde das ich fast einschlief. Unsere Gastgeberin bemerkte es. Sie ging mit Kouichi aus dem Zimmer und ließen mich in Ruhe. Doch ich wollte noch nicht schlafen und kämpfte gegen die Müdigkeit an. Mir gingen noch so viele Dinge durch den Kopf. Ich machte mir sorgen um Taro und über den Rest auf der Lion. Der Sturm war ganz schön hart und ich machte mir ernsthaft Gedanken darüber, ob der Schoner das alles überstanden hatte oder nicht. Vielleicht waren wir die einzigen Überlebenden. NEIN, daran wollte ich nicht denken. Also versuchte ich mich an Satomi zu erinnern. Ich dachte dabei an die schöne Zeit mit ihr. Ihr Lächeln wollte ich wieder sehen. Das Lächeln, dass mir Mut gab. Satomi war auch ein Waisenkind, das wusste ich. Sie und ihr Bruder sind auch adoptiert worden. Als sie mich bei sich auf nahm, da lebte ihre adoptiv Mutter schon nicht mehr. Aber was mit ihr geschah, dass wusste ich nicht und hatte es nie erfahren. Trotz der ganzen Probleme, die sie mit ihrem Bruder hatte, egal wie schlimm das Leben gerade war, sie hatte gelächelt und gesagt: „Alles wird wieder gut! Wir müssen nur an uns glauben!“ Sie hatte nie aufgeben und versuchte immer das Beste aus ihrer Situation zu machen. Ich wollte das gleiche versuchen, was sie tat. Das beste aus meiner Situation zu machen. Das hieß, ich musste erst einmal wieder gesund werden. Dann würde ich mich auf die Suche machen. Nur, ob ich mein Ziel jemals erreichen würde, dass wusste ich nicht und daran wollte ich erst einmal nicht denken. Irgendwann schlief ich dann doch beunruhigt ein. Kapitel 5: Durch Magie? ----------------------- Am nächsten Morgen fühlte ich mich schon viel besser, trotzt der schlechten Träume, die mich quälten. Evi hatte mir unbemerkt schon etwas zu Essen und zu Trinken hingestellt. Ich fand es sehr nett, dass sie uns half, wo wir uns doch eigentlich nicht kannten. Nachdem ich über das Essen hergefallen war, ging die Tür langsam auf. Erst dachte ich, der Wind hätte sie aufgestoßen. Doch dann erschien Kouichis Kopf im Türrahmen. Er grinste mich an. Doch gleich darauf kam er auf mich zu und setzte sich auf die Bettkante. „Guten Morgen!“, meinte ich fröhlich zu ihm und grinste zurück. „Selber Morgen! Wie ich sehe hast du gut geschlafen“, meinte er verlegen. Irgendwie wusste ich, dass er etwas fragen wollte, aber was!? Nach ein paar Minuten fing er zu reden an: „Selan! Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie du das gemacht hast....“ „Was meinst du?“, fragte ich verwirrt und guckte ihn verständnislos an. Er zögerte erst, doch dann sprach er weiter: „Ich meine, wie hast du es geschafft uns zu dieser Insel zu bringen? Wir waren weit draußen auf dem Meer, da kann man doch nicht plötzlich auf einer Insel sein!“ Ich wusste immer noch nicht, was er meinte. Schließlich hatte ich nichts getan, das glaubte ich zumindest. Mir sollte erst später klar werden, dass ich doch etwas damit zu tun hatte. „Er hat Recht. Du hast dich und ihn hierher gebracht“, hörte ich Evi sagen. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie sie herein gekommen war. Sie hatte einen so leisen Gang, dass man sie gar nicht hören konnte. Sie kam weiter auf uns zu und fing an, zu erklären: „Selan, du hast außergewöhnliche Kräfte in dir, aber ich glaube, du bist dir dessen nicht bewusst.“ Sie schaute mich so intensiv an, als suche sie die Antworten in meinen Augen. Es schien so, als würde sie direkt in meine Gedanken eindringen und lesen, was in mir vorging. „Na siehst du? Wir haben dir doch auf der Lion schon gesagt, dass du magische Kräfte in dir hast!“, meldete sich Kouichi zu Wort. „A HA!!“, platzte es aus mir heraus: „Du hast uns also belauscht“ Er schaute verlegen zu Boden und stotterte: „N...nein, so war es nicht..., es ...es war nur Zufall. Ich... ich wollte nicht lauschen...“ „Ist schon gut“, unterbrach ich ihn. Er war bestimmt nur neugierig und wollte wissen, was für Gäste Yamato hatte. Da merkte man, dass er doch noch sehr jung und genauso neugierig war, wie ein kleiner Junge. Er schaute mich ganz verlegen an und fragte leise: „Meinst du das ernst? Du bist mir nicht böse?“ Ich nickte und antwortete: „Ich kann dich verstehen, ich wäre auch neugierig“ Ein erleichterndes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und er schien wieder der fröhliche Junge zu sein, den ich kennen gelernt hatte. Jetzt wandte ich mich an die Gastgeberin: „Evi, ich weiß, dass ich merkwürdige Kräfte habe, aber so etwas konnte ich noch nie. Bisher waren es nur Kleinigkeiten, die ich vollbracht habe!“ Sie schaute mir direkt in die Augen, als sie sprach: „ Das ist nicht wahr! Du hast als kleines Kind schon ein ganzes Gebäude zerstört, obwohl diese Menschen es gut mit dir meinten und dir ein zu Hause schenken wollten. Und das nennst du eine Kleinigkeit!?“ Verblüfft hielt ich inne. Woher wusste sie das? Hatte sie das alles irgendwie in mir sehen können? Diesmal wurde ich ganz verlegen, dann schaute ich sie ganz fest an und wollte leise wissen: „Woher weißt du das?“ „Ich kann deine Vergangenheit sehen und ich kann sie deuten“, antwortete sie ernst. Auf einmal meldete sich Kouichi zu Wort: „Soll das heißen, du kannst auch zaubern, Evi?“ Sie lächelte, schüttelte den Kopf und antwortete: „Ja, ich habe Magie in mir, auch wenn ich es nicht als Magie bezeichnen würde, sondern als Gabe. Aber in Selan ist mehr als nur Magie. Ich weiß nicht was es ist, aber ich weiß, dass es etwas Großes ist. Etwas, das man zum Guten, als auch zum Bösen nutzen kann. Selan, du bist nicht normal. Du scheinst nicht ein mal von dieser Welt zu sein. Du solltest aufpassen, mit dem, was du tust!“ Nachdem sie dies gesagt hatte, ging sie zur Tür und sagte fast im Befehlston: „So! Jetzt ist aber Schluss, du brauchst Ruhe, Selan! Und Kouichi sollte dich nicht stören. Also komm, Kouichi!“ Mit großen Augen schaute ich sie an. ,Was wusste sie über mich?’, überlegte ich. Sie schien irgendetwas zu verbergen. Kouichi stand von meinem Bett auf und ging zur Tür. Dort blieb er noch mal stehen und drehte sich zu mir um. Er lächelte und flüsterte, sodass ich es kaum verstehen konnte: „Okay, ich lass dich dann mal in Ruhe. Ich hoffe, du erholst dich schnell und pass auf deine Verletzung auf!“ Ach ja, meine Verletzung. Die hatte mir dieses Monster angetan. Meine ganze linke Seite konnte ich kaum bewegen. Es schmerzte noch ganz schön, auch wenn ich versuchte nicht daran zu denken. Evi nickte mir noch freundlich zu. Ich wollte sie noch zurück halten, aber da verschwand sie auch aus dem Zimmer. ‚Wer oder was ist diese Evi? Woher weiß sie so viel über mich?’, grübelte ich vor mich hin. Sie schien eindeutig mehr über mich zu wissen, als ich selbst. Grübelnd starrte ich an die Decke. Evi schien nicht die zu sein, für die sie sich ausgab. Aber wer oder was war sie dann? Sie schien freundlich zu sein und half uns. Aber warum machte sie das eigentlich? Irgendwie war ich mir nicht mehr so sicher, ob man ihr trauen konnte oder nicht. Aber vielleicht machte ich mir auch einfach nur selbst etwas vor. Schließlich war ich schon immer misstrauisch anderen gegenüber gewesen. Ich wusste ja nicht einmal ob ich Taro trauen konnte und trotzdem hatte ich ihn mitgenommen. Dadurch hatte ich ihn in Gefahr gebracht. Immer mehr Vorwürfe nahmen in meinem Kopf Gestalt an. Alleine, ich wollte diesen Weg alleine gehen. Aber Taro wollte mich nicht alleine gehen lassen. Dadurch hatte sich alles geändert. Es entstanden Kontakte, ich empfinde Freundschaft zu ihm und auch zu Yamato und Kouichi. Es war ein schönes Gefühl für mich, zu wissen, dass ich mich auf jemanden verlassen konnte. Und nun mache ich mir Gedanken ob ich Evi vertrauen konnte oder nicht. Warum konnte ich sie nicht einfach so hin nehmen, wie es bei den anderen war? Sie war anders, ohne, dass ich genau sagen konnte, was es eigentlich war. Leise ging die Tür wieder auf. Evi betrat den Raum und kam zu mir ans Bett. „Was ist los? Ist etwas passiert?“ wunderte ich mich. Sie schüttelte den Kopf: „Nein, das ist es nicht. Hör zu! Du musst mir nicht vertrauen, das verlange ich von Niemandem. Selan, wir sind uns ähnlich. Ich kann dir jetzt nicht genau sagen wieso das so ist. Irgendwann wird die Zeit kommen, dann wirst du verstehen was ich meine.“ „Woher weißt du, was ich gedacht habe?“, erkundigte ich mich. „Es war nicht schwer zu erraten. Das gleiche denke ich nämlich auch von dir. Du hast eine merkwürdige Ausstrahlung. Ich kann noch nicht genau sagen, was mich beunruhigt, aber das ist ja auch jetzt unwichtig. Du musst jetzt erst einmal schlafen. Also grüble nicht mehr so viel!“ Schon hatte sie das Zimmer wieder verlassen und ließ mich verwirrt zurück. Kapitel 6: Nicht normal ----------------------- Ich musste ziemlich lange geschlafen haben, denn es war schon wieder ein strahlender Morgen, als ich erwachte. Meine linke Seite und mein linkes Bein taten nicht mehr so weh. Obwohl sie in einen dicken Verband eingepackt waren, konnte ich sie ein wenig bewegen. Es tat zwar höllisch weh, aber ich konnte sie bewegen. Also ein guter Anfang. Nachdem ich nun eine Weile so dalag, begann ich über meine Vergangenheit nachzudenken. Denn Evi hatte gesagt, dass ich etwas damit zu tun hätte, dass wir zu dieser Insel kamen. Aber wie sollte ich das gemacht haben? So was war doch unmöglich. „Ach verdammt“, fluchte ich. Also versuchte ich langsam aufzustehen. Unter vielen Schmerzen schaffte ich es, mich hinzusetzen. Erst mal saß ich im Bett und schaute mich im Raum um, bisher hatte ich ja nicht die Gelegenheit dazu. Auf dem Fußboden lagen schön gemusterte Teppiche und es stand ein kleines Regal mit Büchern an der Wand. Das Zimmer war sehr karg eingerichtet, trotzdem fühlte man sich hier wohl. Langsam schwang ich meine Beine über den Bettrand. Trotz des dicken Verbands versuchte ich aufzustehen. Nun versuchte ich, es zu belasten. Es tat weh! Trotzdem wollte ich es versuchen. Stöhnend stand ich auf, aber ich stand nicht lange. Nach ein paar Sekunden knickten meine Beine unter mir weg und ich fand mich auf dem Boden wieder. Stöhnend vor Schmerzen lag ich erst mal da, bis ich dann doch langsam wieder aufstand. Diesmal klappte es. Ich stand! Dennoch war es zu anstrengend, ich setzte mich wieder vorsichtig auf mein Bett und musste mich ausruhen. Nachdem ich schon eine Weile so saß, ging die Tür auf und Evi kam herein. Sie schaute mich total erstaunt und entsetzt an. „Du... du kannst schon sitzen?“, stotterte sie. Ruhig schaute ich an mir herab und dann wieder zu ihr, als ich antwortete: „ Ja, aber jetzt tut wieder alles weh.“ Mit diesen Worten verzog ich mein Gesicht und schaute sie nach wie vor an. Sie kam weiter auf mich zu, kniete sich vor mir hin, fasste mich mit beiden Händen an den Schultern und schaute mir fragend in die Augen. Nach etlichen Minuten begann sie zu sprechen: „Du bist nicht normal. Jeder andere müsste noch still liegen bleiben“ Sie schüttelte verständnislos den Kopf. Dann bin ich halt nicht normal, aber ich kann eben nicht ewig still liegen. Sie selbst hatte doch gesagt ich sei nicht normal! Das sagte ich ihr natürlich nicht, es könnte sie verletzen. Was wollte sie, warum guckte sie mich so an? Verbarg sie irgendetwas vor mir, wenn ja was? Länger hielt ich diese Stille nicht aus, also murmelte ich: „Was ist? Stimmt irgendetwas nicht?“ Sie erschrak und zuckte zusammen, sie schien ganz weit weg gewesen zu sein. Doch nun begann sie, wieder zu sprechen: „Es ist nichts, nichts von Bedeutung. Doch....“ Sie stockte und schien nicht weiter zu wissen. „Nun sag schon, was ist!“ forderte ich sie auf. „Also gut...“, begann sie: „Du müsstest schon längst tot sein. Denn du hast viel Blut verloren, als du von einem Olym angegriffen wurdest, aber du lebst noch. Du hast dich irgendwie selbst geheilt und jetzt sitzt du schon“ „WAS?!“, stieß ich hervor. Ein Olym war meist tödlich. Wenn man einem von diesen riesigen fischartigen Räubern begegnete, dann war man verloren. Sie hatte recht, aber wie konnte ich mich selbst heilen? Das war doch eigentlich unmöglich?! Diesmal schaute ich sie fragend an und hoffte eine Antwort zu bekommen. Doch ich bekam sie nicht. Also ließen wir das ganze erst mal ruhen. „Wo ist eigentlich Kouichi?“, wollte ich wissen. Sie setzte sich neben mir aufs Bett und antwortete: „Er ist fischen, er hat gesagt, dass er etwas tun muss“ Nun musste ich ein bisschen grinsen, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass er still sitzen konnte. „Wie lange kennt ihr euch schon?“, erkundigte sie sich lächelnd. Ich fing an, ihr meine Geschichte zu erzählen: „Och nicht lange. Ich habe ihn auf der Lion kennen gelernt....“ Also erzählte ich ihr, wie es dazu gekommen war, dass ich auf den Schoner kam, wie ich mit Taro los gefahren war, bis zu der Stelle wie ich Kouichi kennen lernte und wie ich hier ankam. Ich erzählte ihr alles, obwohl sie eigentlich alles selbst deuten könnte. Evi hörte sich alles genau an und unterbrach mich nicht ein Mal. Erst, als ich mit dem Erzählen fertig war, äußerte sie: „Das ist eine lange Geschichte und ich glaube, ich kann dir helfen.“ Fragend schaute ich sie an und hoffte, sie würde von alleine weiter erzählen. Doch mir dauerte das Warten zu lange und ich erkundigte mich: „Wie kannst du mir helfen?“ Doch dann ging die Tür auf und Kouichi kam herein gestürmt. Wir schauten ihn überrascht an und er guckte uns ebenfalls verdattert an. „Evi! Warum sitzt Selan? Ich meine, darf sie schon sitzen?“ Er schien verwirrt zu sein, als er das sagte. Nun musste ich lächeln, denn er hatte doch selbst gesagt, dass ich anders war. Evi begann nun, ihm alles zu erklären, und als sie fertig war saßen wir alle auf dem Bett und schwiegen. In letzter Zeit war so viel geschehen. Ich hatte das Gefühl, hier schon seit Jahren zu sein und nicht erst seit ein paar Tage. Kapitel 7: Das Tor ------------------ Kouichi und ich waren nun schon seit etwa fünf Wochen hier. Mittlerweile konnte ich auch wieder aufstehen und mich einigermaßen vernünftig bewegen. Er war wieder fischen und ich lag am Strand und lauschte dem Rauschen des Meeres. Nur ein sanfter Wind wehte vom Meer herüber. Es war so schön hier, aber wir mussten langsam aufbrechen. Eine ganze Weile lag ich schon da und hing meinen Gedanken nach, als Evi zu mir runter kam. Sie war die meiste Zeit auf der Terrasse und schaute aufs Meer hinaus. Aber warum kam sie jetzt herunter? ,Will sie baden?`, dachte ich und schaute sie fragend an. „Ich glaube, es wird Zeit, dir diesen Ort zu zeigen“, begann sie, als sie fast vor mir stand. Bevor sie ganz bei mir war, stand ich auf und stellte mich direkt vor sie. Natürlich wusste ich, was sie meinte, sie wollte mir den Ort zeigen, von wo aus ich vielleicht wieder nach Hause konnte. „Aber müssen wir nicht Kouichi bescheid sagen? Er gehört doch zur Lion!“, widersprach ich, denn ich wollte, dass er wieder ein normales Leben führen konnte. Außerdem wollte Taro doch wissen, von wo ich herkam, aber ich war mir auch nicht sicher, ob er wieder zurück könnte. Sie erkläre: „Ich weiß, dass er auf seinen Schoner zurück muss, aber das können wir auch später machen.“ Also widersprach ich nicht weiter und wir machten uns auf den Weg. Wir gingen viele verschlungene Pfade entlang und nach kurzer Zeit hatte ich schon die Orientierung verloren. Wenn Evi nicht bei mir gewesen wäre, dann hätte ich mich Hoffnungslos verlaufen. Wir waren von einem dichten Laubwald umgeben. Von hier konnten wir den Himmel über uns nicht erkennen. Ein Blätterwald erstreckte sich über unseren Köpfen und versperrte die Sicht. Viele Kilometer lagen hinter uns, als wir zu einem Hügel kamen, wo vier große Steinen auf der Kuppel waren, die in die Himmelsrichtungen zeigten. Sonnenstrahlen brachen durch das Blätterdach und erhellten die Felsen. Der Hügel ging in der Mitte so weit hoch, dass wir über die Bäume hinweg schauen konnten. So ließ sich Evis Hütte leicht ausmachen. Wir standen erst einmal einfach so da und genossen diese Aussicht. Nachdem wir nun eine Weile so da standen, fiel mir etwas auf. Evi schien hier alleine zu leben, denn ich sah nur ihre Hütte und keine anderen Bauten. „Lebst du hier wirklich alleine?“, fragte ich etwas bedrückt. Sie nickte und sagte: „Ja, diese Insel wird nur von mir bewohnt.“ Ich schaute sie von der Seite an und fragte mich, warum sie nicht von hier fort gegangen war, aber vielleicht konnte oder wollte sie nicht. Sie schien meine Gedanken zu erraten, schließlich begann sie zu erzählen: „ Ich bin vor langer Zeit hier gestrandet. Das Schiff, auf dem ich war, ist untergegangen.“ Sie zeigte in Richtung Osten, mit den Worten: „Dort in dieser Bucht ist es auf Grund gestoßen und der Kessel ist explodiert. Ich konnte mich nur knapp auf diese Insel retten. Damals dachte ich noch, dass man nach uns suchen würde, aber mit der Zeit hatte ich aufgehört zu hoffen....“ „Uns?“, fragte ich zögernd. „Die Mannschaft, die Passagiere und mich....“, sagte sie nur knapp. Sie schwieg und ich hatte das Gefühl, dass sie sehr einsam war. Ich hätte bestimmt meinen Verstand verloren, wenn ich so alleine auf einer Insel gestrandet wäre. Doch sie hatte das alles einfach so hingenommen und weiter gelebt. Sie war eine Kämpferin und ließ sich nicht unterkriegen, trotz der Verluste, die sie erleiden musste. „Das hier ist doch das Tor, das du mir zeigen wolltest, oder?!“, fragte ich und deutete in den Steinkreis. Ich wollte sie einfach wieder auf andere Gedanken bringen. Von ihr kam ein Nicken und sie brachte mich dazu, weiter zu reden. „Also warum hast du nie das Tor genommen, um wo anders hinzugehen?“ Daraufhin schaute sie mich mit großen runden Augen an und meinte: „Auf die Idee bin ich auch schon gekommen, aber ich habe nicht die Kraft dazu, es zu öffnen. Aber DU kannst es!!“ „Das glaube ich nicht“, merkte ich zweifelnd an. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass es etwas gab, was sie nicht konnte. Mit diesen Worten ging ich langsam in die Mitte des Steinkreises. Dort setzte ich mich hin und schaute Evi mit großen Augen an. Es war wirklich erstaunlich, ich konnte die Kräfte, die hier flossen, spüren. Jeden einzelnen Strom konnte ich verfolgen und bis ins kleinste Detail ergründen. Es war fantastisch diese Energien zu spüren, die sich in einem Punkt trafen und wieder auseinander gingen. Sie kam einen Schritt auf mich zu und sagte voller Bewunderung: „Du kannst es wirklich! Ich merke, wie du deine Kraft in die Ströme fließen lässt.“ Ich lächelte sie an. Es war ein tolles Gefühl, dies zu spüren und zu wissen, dass man das alles nach Belieben lenken konnte. Früher hätte ich so etwas nicht für möglich gehalten, aber jetzt fing ich an, daran zu glauben, dass ich wirklich eine Kraft in mir hatte, mit der man vieles ermöglichen konnte. Langsam begriff ich auch, dass ich tatsächlich etwas damit zu tun haben konnte, dass wir auf dieser Insel gelandet waren. Eigentlich hätte ich schon längst tot sein müssen. Schließlich gab es niemanden, den ich kannte, der einem Olym entkommen war. „Was ist denn nun los?“, kam es verwirrt und erschrocken von mir. Die ganze Gegend war mit bunten Farben versehen. Es war fast so, wie damals, als ich den Abhang runter gestürzt war. Evi rief total entsetzt: „Selan, hör sofort auf!! Du öffnest ein Tor....“ Sie kam weiter auf mich zu und auf einmal hatte sich die Landschaft verändert. Es sah alles so anders aus. „Evi?“ rief ich zögernd. „Ja“, kam es von irgendwo rechts von mir. Ich war noch völlig neben mir und piepste: „Lebst du noch?“ Ihr Gesicht war dann plötzlich neben mir und sie sagte zu mir: „Scheint so, oder?“ Daraufhin nickte ich nur. Hinter uns standen drei Laubbäume und ringsum waren Nadelbäume zu sehen. Diese Art von Pflanzen kannte ich nicht und mir kam der Verdacht, dass wir in einer anderen Welt waren. Es war schon dunkel und ich fragte mich wie spät es wohl war. „Es scheint schon spät zu sein. Ich glaube, wir sollten auf einen von diesen Bäumen klettern und dort übernachten. Wer weiß, was für Gefahren hier unten lauern“, flüsterte Evi mir zu. Das klang vernünftig. Trotzdem fragte ich mich, ob nicht auch die Gefahr von oben kommen könnte. Also kletterten wir mit viel Mühe hinauf und machten es uns bequem. Im Stillen fragte ich mich, wie ich so schlafen sollte, zu mal ich gar nicht müde war. Ebenso leise meinte ich zu ihr: „Ich hoffe, es regnet nicht, wenn wir schlafen.“ Außerdem dachte ich mit Sorge an Kouichi, Taro und Yamato. Was die drei jetzt wohl gerade machten? Und ob Taro und Yamato den Sturm überhaupt überlebt hatten. Wieder fingen meine Gedanken an, sich im Kreis zu drehen. Es ließ mir einfach keine Ruhe, wenn ich nicht wusste, was mit ihnen war. „Du, sag mal! Meinst du, wir kommen wieder zurück?“, flüsterte ich Evi zu. Ein knacken durchbrach die Stille der Nacht. Evi versuchte sich bequemer hinzusetzen und zerbrach ein paar kleinere Äste dabei. Im Dämmerlicht konnte ich ein Nicken von ihr erahnen. Mit dieser Antwort gab ich mich zufrieden und sagte kein Wort mehr. Von ihr war nur noch ein leises Atmen zu hören. In der Ferne erklang das Rufen eines Tieres. Ansonsten war alles still. Kapitel 8: Eine fremde Welt --------------------------- Fremde Stimmen rissen mich aus meinem Schlaf. Evi war schon wach und wir lauschten diesen Stimmen aus dem Wald. Eine davon sagte ziemlich laut: „Aber es ist doch wahr! Ich bin ziemlich klein, mit meinen 1,66m“ „Aber das stimmt doch gar nicht. Du bist sogar ziemlich groß. Wie oft soll ich dir das noch sagen?!“, meinte energisch eine andere. Man konnte jedoch nicht sehen, wem diese Stimmen gehörten. Verwundert warfen wir uns immer wieder verstohlene Blicke zu. Wir wussten beide nicht, was wir tun sollten. Bis ein Mädchen, in blauer Hose, Shirt und einer roten Schirmmütze, auf dem Weg auftauchte. Dicht gefolgt von einem zweiten Mädchen, welches ebenfalls eine blaue Hose und ein Shirt trug. „Hmmm..., diese Gummibären sind echt gut. Magst du auch welche, Fine?“, fragte das blonde, kurzhaarige Mädchen mit der Schirmmütze. Das andere Mädchen, das anscheinend Fine hieß, schüttelte den Kopf. Irgendetwas begann in meiner Nähe zu knacken und ich bemerkte zu spät, dass es der Ast war, auf dem ich saß. „Ahhhh....“, schrie ich aus vollem Hals, als ich abstürzte und das genau vor den Füßen dieser Mädchen. Erst schauten diese mich total verdutzt an. Ich lächelte zaghaft und das Mädchen mit der Schirmmütze sagte: „Hi.“ ,Hä, was bedeutet dieses Wort?`, dachte ich. Also versuchte ich mich schlau zu machen mit den Worten: „Was heißt 'HI`?“ Die beiden Mädchen fingen zu lachen an, dadurch gaben sie mir das Gefühl, ich hatte etwas Dummes gefragt . Für diese beiden musste es ja auch so herüber gekommen sein. In der Zwischenzeit war Evi vom Baum geklettert und sagte einfach: „Hallo! Mein Name ist Evi und das ist Selan.“ Als sie das sagte, deutete sie auf mich. „Hi, ich bin Sam und das ist Fine“, sagte das Mädchen mit der Schirmmütze. Das andere Mädchen sagte: „Nett, euch kennen zu lernen“ „Jetzt weiß ich aber immer noch nicht, was 'HI` ist!“, bemerkte ich ziemlich verstimmt. Fine lachte lauthals los und Sam lächelte. Die beiden schienen das Ganze ziemlich lustig zu finden. „Wenn man es mit H-I schreibt, sagt man so etwas wie Hallo...“, begann Sam zu erklären. „Aber wenn du es mit H-A-I schreibst, dann ist ein Meerestier gemeint, mit großen Zähnen und kräftigen Flossen.“ Dabei machte sie Handbewegungen, um es mir besser zu erläutern. „Sam, wollte nur Hallo sagen“, meinte Fine dann zu uns. Evi machte einen kleinen Schritt auf die beiden zu und fragte etwas ängstlich: „Wo sind wir hier eigentlich?“ „Na, im Wald, würde ich sagen“, meinte Fine sehr verwundert. Ich glaubte nicht, dass sie das gemeint hatte, sie wollte bestimmt wissen in was für einer Welt wir gelandet waren. Sam stopfte sich etwas in den Mund, dann fragte sie: „Wollt ihr auch?“, und reichte uns eine Tüte mit Fruchttieren. Wir schüttelten ablehnend den Kopf und sie zuckte mit den Schultern. „Dann eben nicht.“ Jetzt erst stand ich auf und klopfte den Sand von meinen Sachen. Sams Gesicht hellte sich auf, denn sie schien einen Einfall zu haben. „Hey Fine, ich glaube, das sind Aliens!“ „Ach, hör doch auf. So etwas gibt es nicht“, meinte ihre Freundin abwinkend. Sie widersprach und zeigte auf uns: „Doch, schau sie dir doch genau an!“ Evi klinkte sich jetzt in dieses Gespräch ein: „Was sind Aliens?“ „Ihr scheint echt nicht von hier zu sein, obwohl wir dieselbe Sprache sprechen“, meinte Fine nachdenklich. „Yeah, also doch Aliens!“, freute sich Sam. „Von welchem Planeten seid ihr denn?“, fragte sie gleich weiter. „Von der Erde“, antwortete ich. „Wir sind aus einer anderen Welt“, meinte Evi dazu. Bei mir machte es Klick, nach der Frage von Sam mit den Planeten. Aliens waren also Lebewesen auf anderen Planeten. „Ihr seid von der Erde? Schade! Doch keine Aliens. Das wäre ja auch zu schön gewesen“, sie klang dabei ziemlich enttäuscht. „Halt, Stopp! Ihr seid aus einer anderen Welt? Wie soll ich das jetzt verstehen? Ich glaube, ihr seid verrückt“, bemerkte Fine und tippte sich dabei an die Stirn. Ich klang total aufgebracht als ich sagte: „Aber es stimmt! Wir sind durch ein Tor hierher gekommen, das ich versehentlich geöffnet habe. Naja, und jetzt sind wir hier!“ Evi machte ganz große Augen und fragte mich: „Also wolltest du noch gar nicht weg?“ Daraufhin nickte ich und flüsterte: „Ich wollte mich eigentlich noch von Kouichi verabschieden und vorher wollte ich auch noch Taro suchen. Schließlich wollte er ja mit mir reisen. Außerdem hatte ich nicht angenommen, dass du mitkommen .....“ „Also müssen wir wieder zurück. Kouichi macht sich bestimmt schon Sorgen“, unterbrach sie mich. Ich stimmte ihr zu: „Ja, aber wir haben glaube ich, ein kleines Problem. Ich weiß nicht, welchen Weg wir genommen haben“ Evi stöhnte auf: „Na toll!“ „Hey, wir können doch mitkommen, oder?!“, platzte Sam dazwischen. Als Antwort bekam sie von Fine einen Schlag auf den Hinterkopf: „Spinnst du! Natürlich nicht! Wie willst du das denn deinem Bruder klar machen, häh?!“ Sam hielt sich den schmerzenden Kopf und meinte zu ihr: „Das ist doch voll hohl. Das wäre doch echt cool, wenn wir ihre Welt sehen könnten!“ Sie zeigte auf uns beide und Fine schüttelte den Kopf. „Du weißt genauso gut wie ich, dass es keine andere Welt gibt! Also gib es auf“, sagte sie mit Nachdruck. Sam stotterte nur: „A- aber...“ Evi unterbrach sie ziemlich sauer: „Es gibt andere Welten, sonst wären wir jetzt nicht hier! Los, zeig ihnen unsere Welt, Selan!“ „Okay, ich versuche es. Aber ich weiß nicht welchen Strom ich nehmen soll und ich glaube nicht, dass es so gut ist irgend einen entlang zu gehen. Ich bin dafür, dass wir ihn uns nur ansehen“, antwortete ich nach kurzen überlegen. Sam starte mich an: „Du kannst Tore öffnen? So wie bei Stargate?“ ,Was ist Stargate?´, fragte ich mich im Stillen. Fine schien die zu sein, die alles realistisch sah, denn sie äußerte: „Mensch Sam, Stargate ist nur eine Serie! Wenn diese beiden echt aus einer anderen Welt sind, was ich nicht glaube, dann wissen die gar nicht, was das ist!“ „Das ist ganz schön hohl, jeder kennt Stargate!“, rief Sam. Fine rief daraufhin sehr aufgeregt: „Mensch Sam!“ „Ist ja gut“, gab sie klein bei. Ich war inzwischen zu den Laubbäumen gegangen und versuchte einen Platz zu finden, von dem aus ich das Tor öffnen konnte. Es dauerte ein bisschen, bis ich eine geeignete Stelle fand. Dort machte ich es mir bequem und versuchte mir die Insel vorzustellen, von der wir kamen. Die Drei starrten mich erwartungsvoll an. „Hey, wenn ihr mich so anstarrt, kann ich es nicht!“, platzte es aus mir heraus. Die Blicke der drei gingen sofort schüchtern runter und ich musste schmunzeln, weil es zu komisch aussah, wie sie dastanden und verzweifelt versuchten, nicht zu mir zu schauen. So, jetzt konnte ich versuchen mich zu konzentrieren. Langsam begann es auch. Es kamen wieder diese Farben, ich spürte, wie mich diese Kraft durchfloss und plötzlich sahen wir eine Insel von oben. „Das ist sie. Das ist meine Heimat. Das ist Île, die Insel von der wir kamen“, flüsterte Evi. Die anderen beiden waren sprachlos. Ich glaube sie wussten nicht, was sie sagen sollten und wo sie als erstes hin schauen sollten. Ich denke, wenn wir jetzt das Tor überschritten hätten, dass wir dann vom Himmel gefallen wären. Nach und nach verblasste das Bild vor uns. Nach dem es dann ganz weg war, blieb es lange Zeit still zwischen uns. Niemand schien zu wissen, was er sagen sollte. Mir gingen viele Gedanken durch den Kopf. Wenn ich nicht mal wusste, welchen Weg ich gehen sollte. Wie sollte ich dann Satomi finden? Es würde viel zu lange dauern, alle Wege auszuprobieren und außerdem würde ich ja wohl kaum direkt vor ihren Füße landen. Es würde ein langer Weg werden, das wusste ich und ich wusste auch, das ich ihn gehen würde. Auf einmal brach Fine das Schweigen: „Wow, wie hast du das gemacht?“ „Naja, also...“, begann ich, doch Evi unterbrach mich. „Das ist doch unwichtig. Viel wichtiger ist es, den richtigen Weg zu finden, um wieder dort hin zu kommen, oder?“ Nachdem sie das sagte, schaute sie mich fragend an. Ich nickte und antwortete: „Ja, du hast Recht! Schließlich können wir Kouichi nicht sich selbst überlassen“ „Stimmt“, grinste Evi. „Also?! Warum geht ihr nicht einfach dahin zurück, von wo ihr her gekommen seid?“, fragte uns Fine. „Ehm... das ist nicht so einfach, wie du denkst!“, meinte ich ziemlich kleinlaut. Sam meinte belustigt: „Dann kommt doch erst mal mit zu mir!“ Doch ihre Freundin begann zu protestieren: „Das kannst du nicht machen! Wir kennen die doch nicht“ Sie zeigte, als sie das sagte, mit ausgestreckter Hand auf uns und schaute Sam vorwurfsvoll an. Doch sie grinste nur und sagte zu uns: „Na los, kommt schon! Uns wird schon etwas einfallen.“ Und schon drehte sie sich um und ging los. Fine rannte hinter ihr her und rief: „Sam, die beiden könnten gefährlich sein!“ „Ach was. Das glaube ich nicht. Ich meine, schau sie dir doch mal an. Sehen die beiden denn gefährlich aus?“, rief sie zurück und ging weiter. Evi und ich schauten uns an, dann zuckten wir mit unseren Schultern und gingen ihr nach. Fine starrte uns bloß fassungslos an. Bis sich Sam umdrehte und Fine zurief: „Na los komm schon, wir warten nicht!“ Sie lief uns nach und zog Sam an der Schulter zurück: „Warte doch mal, Sam! Im Grunde kennst du sie doch nicht. Warum, verdammt noch mal, vertraust du ihnen?“ „Mensch, sei doch nicht so verbissen. Du bist echt hohl!“, entgegnete sie nur und ging weiter. Währenddessen machte ich mir Sorgen, was aus uns werden sollte. Schließlich wussten wir ja nicht, warum wir Sam vertrauen sollten. Wir kannten sie nicht, wie Fine schon sagte, und wir kannten diese Welt nicht. Evi unterbrach meine Gedanken, als sie mich an stupste und den Kopf zu den anderen beiden neigte. Ich verstand, ich sollte mich in Bewegung setzen. Wir gingen schweigend durch diesen Wald, der nicht zu enden schien. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Ich fand die Gegend sehr interessant, denn es gab soviel neues zu entdecken. Ich hatte noch nie solche Vögel gesehen. Fine erklärte mir, dass die schwarzen Raben und jene, die Löcher in Stämme hämmerten, Spechte genannt wurden. Ein anderes mal sahen wir Tiere mit Hörnern. Sie nannte sie Rehe und es seien keine Hörner sondern Geweihe. Die Tiere schienen keine Angst vor uns zu haben. Still blieben sie einfach stehen und schauten uns nach. Auf jedem Fall war es sehr aufregend und schön durch diesen Wald zu gehen. Irgendwann war es dann so weit, denn wir verließen den Wald und waren auf einer Landstraße. „So, das ist die Paulshorsterstraße. Jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Rheinsberg“, sprach Sam mit voller Stolz in der Stimme. Evi und ich schauten uns an, wir verstanden uns auch ohne Worte. Es würde nicht mehr lange dauern bis wir Häuser und andere Leute sehen würden. Es dauerte wirklich nicht lange, bis wir Rheinsberg erreichten. Es standen sehr schöne Häuser vor uns, die ganz anders aussahen, als unsere Holzhütten. Wir wussten gar nicht, wo wir als erstes hinschauen sollten. Es war alles so aufregend, weil es für uns neu war, da wir so etwas nicht kannten. Wir bogen nach rechts in einen Sandweg ab. Dort standen zwei Häuser auf der linken Seite und zur rechten hatten wir den Wald. Außerdem kamen wir an vielen Gärten und einem Einkaufszentrum, 'Plus` genannt, vorbei. Nachdem wir noch einmal nach links abgebogen waren, sagte Sam glücklich und voller Stolz: „Hier wohnen wir!“ Es war ein schönes großes Haus und nicht so klein, wie das von Evi. „Wohnst du alleine in so einem großen Haus?“, wollte Evi mit einem Leuchten in den Augen wissen, das ich noch nicht kannte. Sam schüttelte den Kopf: „Nein, ich wohne mit meiner Familie oben, unten leben andere Leute“ „Und Fine? Wohnt sie bei dir?“, fragte ich Sam. Fine grinste und schüttelte ebenfalls den Kopf: „Nee, ich lebe dort“, antwortete sie für Sam und zeigte nach rechts zum Nebenhaus. Schon gingen Sam und Fine die paar Stufen hoch und schlossen die Tür auf. Evi und ich standen unentschlossen da und wussten nicht, was wir tun sollten. Die anderen beiden waren währenddessen schon in der Tür verschwunden. „Sollen wir wirklich reingehen?“, stieß Evi zwischen ihren Zähnen hervor. „Ich weiß nicht. Was ist, wenn es eine Falle ist?“, gab ich leise zurück. Nach kurzem Überlegen, fasste ich mir ein Herz und ging die Treppe hoch. Schließlich war es ja so, dass man nicht auf uns warten würde. Wer rechnet schon mit Besuchern aus einer anderen Welt? Ich wollte gerade die Tür aufmachen, als sie vor mir aufgerissen wurde und Sam vor mir stand. Sie lächelte und wollte von uns wissen: „Wo bleibt ihr denn? Wir warten doch nicht ewig auf euch.“ Daraufhin kam nun auch Evi zur Tür und wir gingen hinein. Sam schloss die Tür hinter uns und ging nach oben. Wir zogen unsere Schuhe aus und folgten ihr. Oben angekommen, wussten wir nicht, wo wir hin sollten und schauten uns unschlüssig um. „Hier sind wir“, hörten wir Fine rufen. Also gingen wir auf die Tür zu, von welcher die Stimme kam. Evi stieß die Tür auf und wir sahen die beiden auf dem Boden sitzen. Es war ein großes und geräumiges Zimmer, das wir betraten. Ich schaute Evi unschlüssig an und ging dann zögernd auf die beiden zu. Sam schaute mich freundlich an und sagte: „Keine Sorge, euch passiert nichts. Ihr könnt uns vertrauen.“ Evi setzte sich zu ihnen auf den Boden und schaute mich fragend an. Also setzte ich mich ebenfalls hin und schaute mich im Raum um. Es war helles Zimmer, mit einem Schrank, einem Schreibtisch und einer Couch. Es war viel größer, als die kleine Kammer, die ich von Evi kannte oder mein Zimmer. „Was ist das für ein Gerät auf dem Tisch?“, erkundigte ich mich verwundert. Fine drehte sich zu mir und schaute mich verdutzt an. Darauf hin deutete ich mit der Hand zum Tisch und schaute sie immer noch fragend an. Da erst schien sie zu verstehen, was ich meinte, denn sie begann mir begreiflich zu machen: „Das ist ein Computer. So etwas hat fast jeder zu Hause.“ Evi hatte währenddessen ein Buch entdeckt, welches verschiedene Lebewesen zeigte. Sie blätterte eine Weile darin herum. „Aha,... das ist ja ein Olym!“, schrie sie erschrocken. Ich hastete zu ihr und schaute mir das Bild an. Tatsächlich, es war ein Olym. „Was soll das sein?“, wollte Sam sichtbar verwirrt wissen. Fine meldete sich zu Wort: „Also das da ist ein Ophthalmosaurus. Und schon längst ausgestorben. Der lebte vor circa. 160 Millionen Jahren und war ein delfinartiger Meeresbewohner.“ „Auf jeden Fall sieht der genauso aus, wie ein Olym. Diesem Ungeheuer sollte man nicht über den Weg laufen, beziehungsweise, schwimmen“, meinte ich dazu. Evi schaute mich mitleidvoll an. „Was ist?“ fragte ich sie. Sie antwortete mir leise: „Ich habe mich nur gefragt, ob es noch sehr weh tut. Du weißt schon, deine Verletzung.“ Ich schüttelte den Kopf und beteuerte ihr: „Es geht. Es ist nicht mehr so schlimm. Mach dir keine Sorgen. Ich schaffe das schon.“ „Was für eine Verletzung?“, platzte Sam dazwischen. Wir schauten hoch zu ihr und Fine rief aufgebracht: „Warum hast du nicht gleich gesagt, dass du verletzt bist?! Soll ich einen Arzt rufen?“ Wir schüttelten den Kopf und ich sprach beruhigend auf sie ein: „Es ist nichts Schlimmes. Es ist auch schon lange her. Macht euch keine Sorgen. Es ist wirklich nur ein Kratzer.“ Die Zwei schienen sich wieder zu beruhigen, doch Evi warf mir immer wieder verstohlene Blicke zu. „Warum seid ihr überhaupt hier?“, erkundigte sich Fine bei uns und auch Sam schaute uns fragend an. Doch bevor wir irgendetwas sagen konnten, klingelte es. Evi schrak zusammen und schaute sich um. „Das war nur die Klingel. Sam gehst du?“, meinte Fine gelassen. Sam nickte und ging die Treppe runter. Evi wandte sich nun an Fine und fragte: „Was habt ihr jetzt eigentlich vor? Vielleicht könntet ihr uns etwas von eurer Welt zeigen?!“ „Ich weiß nicht genau. Ich habe auch keinen blassen Schimmer, was Sam sich dabei gedacht hat, euch mitzunehmen. Aber das werden wir schon raus bekommen“, erwiderte sie. Wir hörten, dass Sam mit jemandem sprach, aber wir konnten nicht verstehen, was sie sagte. Evi meinte, sie redet mit einem Jungen und Fine nickte ihr zustimmend zu. Dann folgten Schritte nach oben zu uns und Sam stand tatsächlich mit einem Jungen vor uns. Evi und ich hatten den selben Gedanken und sagten: „Hi“ Daraufhin lachten Sam und Fine laut los. Dieser Junge schaute die beiden nur verständnislos an. „Nimm es nicht persönlich, das kannst du nicht verstehen!“, lachte Fine ihn an. Sam hörte auf zu lachen und erklärte uns, mit der rechten Hand auf ihn zeigend: „Das ist Hagen. Er ist ein guter Freund von uns. Ich denke er könnte euch vielleicht helfen“ Er nickte uns freundlich zu und setzte sich. „Also, was ist euer Problem?“, wollte er wissen. „Was ist ein Computer?“, wollte ich wissen und schaute dabei Fine fragend an. Hagen räusperte sich und warf einen verstohlen Blick auf Fine: „Was heißt das? Sind die aus der Steinzeit?“ „Nee, aber aus einer anderen Welt!“, meinte Sam. Fine schaute sie bitterböse an und beteuerte: „Sie sind nicht aus der Steinzeit, sie kennen einfach keinen Computer.“ Evi äußerte dann dazu: „Jetzt wissen wir immer noch nicht, was ein Computer ist.“ Hagen zuckte ratlos mit den Schultern und schaute zu Sam herüber. Diese nickte, er stand auf und ging zu diesem Computer. Er drückte eine Taste an einer Kiste, die wie ein Turm aussah. Nach kurzer Zeit piepte es und der Bildschirm, zumindest nannten sie das Ding so, flackerte. Evi und ich schauten fasziniert zu und fragten uns, was als nächstes kommen würde. Mittlerweile konnte man ein Bild erkennen. „Was ist das für ein Bild?“, wollte Evi wissen. Sam antwortete: „Das ist eine Szene aus 'Stargate`! Ich hatte doch schon erwähnt, dass ich ein totaler Fan bin, oder?!“ Fine gab ihr einen Schubs und meinte: „Die beiden kennen die Serie doch gar nicht!“ „Stimmt“ , gab sie klein bei. „Also, von hier aus können wir jetzt ins Internet gehen....“, fing Hagen an zu erklären, doch ich unterbrach ihn und erkundigte mich: „Was ist 'Internet`?“ Hagen lächelte freundlich und sprach: „Man kann im Internet die ganze Welt bereisen und viele nützliche Infos bekommen.“ „Hey, das könnte uns helfen“, warf Evi ein. Der Rest von uns nickte nur. Unterdessen hatte Hagen auf ein Symbol geklickt, er nannte es Button. Dann sahen wir ein anderes Bild und Fine erkundigte sich: „Na los, was wollt ihr wissen?“ „Na, wie wir wieder nach Hause kommen, denke ich“, meinte ich bloß. „Wo müsst ihr denn hin?“, erkundigte sich Hagen freundlich. Evi antwortete: „Wir müssen auf die Insel Île.“ „Wo ist das denn?“, wollte Hagen verwirrt wissen. „Ich hab doch gesagt, sie sind aus einer anderen Welt!“, warf Sam triumphierend ein. „Ach..., so wie in Dream Saga, oder was?!“, bemerkte er verstimmt. Diesmal schaltete sich Fine ein: „Quatsch, das ist doch nur ein Manga. So etwas gibt es nicht“ Sie machte eine abwinkende Handbewegung und schaute zu mir und Evi. Wir hatten diesem Gespräch verwirrt zu gehört und ich fragte mich, was nun schon wieder ein Manga war. Fine dagegen schien zu ahnen, was als nächstes kommen würde, denn sie fing an zu erklären: „Ein Manga ist ein japanisches Comic. Hagen ist ein begeisterter Leser, trotzdem glaubt er nicht an das Zeug, das darin steht.“ „Könnte irgendjemand die Güte haben und mir sagen, was hier abgeht?“, erkundigte sich Hagen aufgebracht. Sam stöhnte und entgegnete: „Das ist doch hohl! So kommen wir nicht weiter! Ich bin dafür, dass wir eine Nacht darüber schlafen.“ „Piep!“ Ein fürchterliches Geräusch kam vom Computer. „Hey, das ist Ayako!“, freute sich Sam. Schon war sie an der Tastatur und hämmerte drauf ein. „Ayako?“, wunderte Evi sich. „Das ist eine Freundin aus dem Netz. Ayako ist ihr Nickname. Sam kennt sie schon eine ganze Weile. Sie schreiben sich hin und wieder mal. Sie könnte uns auch helfen. Schließlich hat sie auch immer gute Einfälle“, erklärte Hagen. „Das kann jetzt noch Stunden dauern, bis die beiden fertig sind. Ich denke, wir sollten schlafen gehen“, fing Fine an. Evi schaute fragend zu mir, ich war mir auch nicht so sicher, ob das wirklich so gut war. Ich hatte nicht mal bemerkt wie spät es eigentlich war. Doch die anderen beiden nickten zustimmend und somit schien das Thema erledigt zu sein. Wir machten uns für die Nacht fertig und aßen gemeinsam zu Abend. Es war schon komisch, wie sie sich aufführten. Sie alberten ständig herum und machten nur Blödsinn. Wir lachten viel gemeinsam und hatten unseren Spaß. Die Drei erklärten uns viel über die uns unbekannten Dinge. Fine hatte von sich drüben Matten geholt, auf den wir schlafen sollten. Wir lagen schon eine Weile auf unseren Schlafplätzen und ich machte mir Gedanken um unsere Zukunft. Draußen war es schon lange dunkel, trotzdem wäre ich jetzt viel lieber dort gewesen, um den Wind zu spüren und einfach nur alleine zu sein. „Evi?“, flüsterte ich. „Hmm...?“, kam es leise zurück. Ich hörte, wie sie sich anders hin legte, um mich besser zu hören und ich flüsterte noch leiser: „Was meinst du, kommen wir wieder nach Hause?“ Sie griff nach meiner Hand und drückte sie sanft. Irgendwann waren wir dann auch eingeschlafen. _________________________________________________________________________________________________________________________ anmerkung von mir: die informationen zu Ophthalmosaurus, hatte ich mal aus einer Geolino, weiß aber nicht mehr so genau auswelcher ^^° den ort rheinsberg, gibt es wirklich. es ist eine kleine touristen stadt an der grenze zu mecklenburg vorpommern. Kapitel 9: Fliegen ------------------ Schweißgebadet schrak ich aus meinem Schlaf. Zunächst war ich verwundert, weil ich nicht wusste, wo ich war. Doch dann erinnerte ich mich wieder langsam daran. Die anderen schliefen noch, zumindest nahm ich das an. Ich stand auf und ging zum Fenster, als ich bemerkte, dass Evi auch nicht mehr schlief. „Morgen“, sagte ich zu ihr. Sie nickte und stand ebenfalls auf. Wir standen schweigend am Fenster und betrachteten die Natur vor uns. Ein paar Vögel tollten draußen herum und wir dachte beide an Kouichi, er war genauso wild. „Er macht sich bestimmt schon Sorgen um uns“, äußerte Evi bedrückt. Ich schaute sie direkt an und beteuerte: „Bestimmt, aber er kann auf sich aufpassen. Wir kommen schon irgendwie wieder zurück.“ Sie lächelte mir aufmunternd zu und wir schauten wieder nach draußen. „Was macht deine Verletzung? Tut es noch sehr weh?“, wollte mein Gegenüber von mir wissen. Als Antwort schüttelte ich den Kopf : „Es ist kaum noch zu spüren. Mach dir keine Sorgen. Es ist wirklich nicht so schlimm. Schließlich ist es schon lange her.“ „Trotzdem solltest du vorsichtig sein. Damit ist nicht zu spaßen!“, forderte sie. Von mir kam ein zustimmendes Nicken und ich hoffte, es würde sie wieder beruhigen. Wir bemerkten gleichzeitig, dass sich etwas neben uns bewegte und vernahmen ein fröhliches „Guten Morgen“ von Sam. Sie zog sich einen Pulli über ihren Schlafanzug und gab uns zu verstehen, dass wir ihr folgen sollten. Daraufhin gingen wir gemeinsam in die Küche. Dort setzten wir uns hin. „Wollt ihr was essen oder trinken?“ kam es fröhlich von ihr. Erst jetzt bemerkte ich was für einen Hunger ich hatte. Sie stellte uns Brötchen, Marmelade und Käse auf den Tisch. Das waren alles Dinge, die wir kannten. Beim Essen erzählte uns Sam, dass sie gerade Ferien hatte und ihre Eltern hier besuchte, normalerweise lebe sie bei ihrem Bruder am Meer. Hagen und Fine kannte sich aus der Schule, die Drei gingen einmal auf die selbe. Mittlerweile waren auch die letzten beiden wach und gesellten sich zu uns. Nachdem wir nun alle gegessen hatten, gingen wir zurück in Sams Zimmer. Dort räumten wir erst mal auf und brachten alles wieder in Ordnung. „Ihr seid nicht wirklich aus einer anderen Welt, oder?“ eröffnete Hagen das Gespräch. Evi ergriff das Wort: „Tja, das ist leider eine Tatsache. Ich würde es dir gerne beweisen, aber ich glaube, wir sind zu weit vom Tor entfernt.“ Er sah total entsetzt und verwirrt aus. Als nun auch Fine damit anfing: „Es Stimmt, wir haben es gesehen. Ich meine wir haben etwas gesehen. Ich wollte es ja auch nicht glauben...“, schien er immer verwirrter zu werden. „Das glaub ich nicht, dass ist doch unmöglich...“, stieß er fassungslos hervor. Sam schien sich als einzige zu freuen, dann sie strahlte: „Ich find das cool. Waschechte Aliens!! Das ist doch abgefahren.“ „SAM!!!“, kam es eindringlich von Hagen und Fine. Sofort war Stille und wir versuchten das eigentliche Problem zu lösen. „Irgendwelche Vorschläge, wie wir nach Hause können?“, wollte ich wissen. „Naja...“, begann Sam: „Ihr müsst doch eigentlich bloß durch das Tor, oder?“ Evi nickte und ich war mir da nicht so sicher. „Was denn für ein Tor? Wovon redet ihr überhaupt?“, platzte Hagen erregt dazwischen. „Das ist doch einfach nur hohl! So kommen wir nie weiter!“, griff Sam ebenfalls erregt auf. Sie hatte Recht, so würde das nie etwas werden. Ein paar Minuten dachte jeder von uns an dieses Problem, bis Fine auf einmal einen Einfall hatte: „Wir könnten doch noch mal zu den drei Eichen gehen. Vielleicht kannst du einen anderen Weg nehmen, Selan!?“ Das schien vernünftig zu sein. „Ich glaube, daraus wird nichts, es gab nur einen Strom. Wenn wir den nehmen würden... Tja, ihr habt ja gesehen, wie es aussah“, gab ich niedergeschlagen zu. „Dann müssen wir halt ein anderes Tor finden! Auch wenn ich eure Geschichte irgendwie immer noch nicht glauben kann“, gab uns Hagen optimistisch zu verstehen und warf einen Seitenblick zu Sam. Er schien sie irgendwie für verrückt zu halten und war von uns überzeugt, dass wir verrückt sind. Wir nickten ihm zustimmend zu und überhörten einfach die letzten Worte. „Wir könnten doch im Internet nach solchen Orten suchen!?“, bemühte sich Sam einen sinnvollen Vorschlag zu machen. Hagen gab ihr Recht und setzte sich gleich an den Computer. „Was soll ich eingeben?“, fragte er kurz darauf. Fine überlegte und meinte dann: „Versuch mal 'Magische Orte`.“ „Geht klar. Am besten frage ich Ayako noch danach, sie kennt sich vielleicht mit so was aus“, kam es von ihm zurück. Die beiden suchten weiter. Währenddessen wollte Sam uns etwas von ihrer Welt zeigen. Wir gingen gemeinsam nach unten, bis ihr einfiel: „Ihr seid zu auffällig gekleidet. Ihr solltet euch umziehen.“ Bis dahin war mir gar nicht aufgefallen, dass unsere Kleidung total verschieden waren. Unsere Sachen waren aus einem völlig anderen Gewebe, als das, was sie hier trugen. Also gingen wir wieder nach oben und sie gab uns ein paar ihrer Klamotten. Für mich waren sie viel zu groß, aber es würde schon irgendwie gehen. Evi dagegen passten sie wie angegossen. Der Stoff war ganz anders, als das, was ich gewohnt war, aber mit der Zeit würde ich mich bestimmt daran gewöhnen. Nachdem wir uns umgezogen hatten, konnte es los gehen. Ich war schon sehr gespannt, was sie uns zeigen wollte. Auf der Straße schauten wir uns um und ich genoss die frische Luft. Es tat gut den Wind zu spüren und nicht in einem Raum eingesperrt zu sein. „Was ist das denn?“, wollte Evi wissen und zeigte auf ein Fahrzeug. Sam lachte und erklärte: „Das da ist ein Auto. Es gibt noch mehr von der Sorte. Also für uns nichts Besonderes. Aber das hier, das ist etwas ganz Besonderes!!“ Sie zeigte uns ein Brett. Ich machte ein skeptisches Gesicht und schaute zu Evi, um zu sehen, was sie davon hielt. Doch schon hatte sich Sam drauf gestellt und flog durch die Luft. Wie machte sie das? Ich war fassungslos und starrte ihr hinterher. „Das gibt es doch nicht! Wie machst du das?“, kam es atemlos von Evi. Uns wurden Saltos und andere verblüffende Kunststückchen vorgeführt. Es war erstaunlich, was man mit einem Brett alles anstellen konnte! „Hey, Evi, ich glaube, sie hat auch Magie in sich!“, kam es von mir. Sie nickte: „Scheint so.“ Von oben kam bloß ein lautes lachen. Sam landete neben uns und lachte weiter: „Nein, das ist keine 'Magie`! Das hat etwas mit Technik und Physik zu tun.“ „Aber das ist doch nur ein Brett“, protestierte ich. Sie schüttelte den Kopf und öffnete dieses Brett, dabei erklärte sie: „Das ist ein 'Flug-Board`. Das hat mir mein Bruder gebaut! Er ist toll, er bastelt immer so tolle Sachen!“ Sie schien wirklich begeistert zu sein und die Technik war tatsächlich in diesem Board versteckt, also doch keine Magie. Sie zeigte uns die verborgenen Drähte und Kabel. „Wollt ihr es auch mal versuchen?“, meinte Sam locker und drückte es Evi in die Hand. Sie schaute sich unentschlossen um. Doch dann nickte sie und stellte sich auf das Brett. „Okay, was muss ich tun?“ fragte sie etwas unsicher. Sam ging auf sie zu und zeigte ihr den Schalter: „Dort musst du deinen Fuß rauf stellen. Den Rest machst du mit dem Körper. Geh es am besten erst mal langsam an. Wenn du dich nach vorne beugst wird's schneller und nach hinten langsamer!“ Evi schob vorsichtig den Fuß auf den Schalter und sie bewegte sich tatsächlich vorwärts. Mit der Zeit wurde sie mutiger und vollführte ein paar kleine Kunststücke. Sie schien Spaß daran zu haben, denn sie lachte aus vollem Hals. Völlig außer Atem und total erschöpft kam sie wieder zu uns und sie gab das Flug-Board mit den Worten: „Hier, das musst du unbedingt mal ausprobieren!!“, an mich weiter. Ich nahm es und stellte mich auch gleich drauf, aber ich zögerte noch bei dem Start. Ich fühlte mich nicht sicher auf diesem Ding. Doch schließlich startete ich es doch und ging in die Luft. Es war ein tolles Gefühl zu fliegen! „Wow, das ist ja richtig super hier oben!“, rief ich zu den beiden nach unten. Sam winkte mir zu und Evi strahlte regelrecht nach oben. Mir war gar nicht aufgefallen, dass die Sonne verschwunden war. Es wurde auch zunehmend kühler und es begann ein kräftiger Wind zu wehen. „Komm lieber wieder runter! Ich glaube, es fängt gleich an zu gewittern!“, rief Sam mir zu. Ich nickte zur Antwort und fing an, nach unten zu gleiten. Dicke Tropfen fielen auf uns hinab und unter meinen Füßen wurde es ziemlich glitschig. Der feste Boden war schon sehr nah als mich ein Windstoß erwischte und vom Board fegte. Evi wurde blass, als ich hart auf dem Boden aufschlug. Die beiden kamen sofort auf mich zu gerannt. „Ist alles in Ordnung?“, rief Evi mir zu. Ihre Stimme klang dabei besorgt. Sam versuchte mir beim Aufstehen zu helfen, als ein Schreckenslaut von Evi zu hören war. Sie deute auf meine linke Seite und flüsterte: „Da! Selan, deine Verletzung ist wieder aufgegangen!“ Daraufhin ließ mich Sam wieder sachte auf den Boden gleiten und meinte blass: „Das Beste ist wohl, wenn ich einen Arzt rufe!“ „Quatsch! Das ist doch bloß ein kleiner Kratzer. Das wird schon wieder. Mach dir keinen Kopf!“, stöhnte ich abwinkend und versuchte aufzustehen. Sam griff nach mir und verhinderte so, dass ich einfach wieder umfiel. Evi nahm mich an der anderen Seite und so erreichten wir total nass das Haus. Dort schafften wir es dann auch noch die Treppe nach oben, aber dann war Schluss, wir konnten einfach nicht mehr weiter. Fine und Hagen kamen uns zur Hilfe und brachten mich in Sams Bett. „Wir brauchen einen Arzt! Am besten gleich den Notarzt!“, äußerte Hagen erregt, er schien also doch nicht immer einen kühlen Kopf zu bewahren. Von mir kam bloß ein schwaches Kopfschütteln. „Wir können keinen Arzt rufen. Was sollen wir denn sagen? Die haben doch nicht mal 'ne Krankenkarte!“, kam es fast panisch von Fine. Fragend schaute ich zu Evi. Wir verstanden uns auch ohne Worte, sie nickte mir zu und erläuterte: „Ich kann sie behandeln. Ist ja schließlich nicht das erste Mal!“ Ein verblüfftes Schweigen verbreitete sich im Raum. Alle Augen waren auf sie gerichtet bis Fine das Schweigen brach: „Du bist Ärztin?“ Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich grinste: „Sie ist so etwas ähnliches. Sie ist eine Heilerin und hat mir schon einmal das Leben gerettet. Also wird sie so eine Kleinigkeit wohl locker hin bekommen?!!“ Natürlich war ich optimistisch, schließlich hatte sie mich schon einmal zusammengeflickt. Die drei waren sprachlos und wussten nicht was sie sagen sollten. „Also ich denke, bevor ich klar sage, ob ich dir helfen kann, sollte ich mir die Verletzung erst mal an schauen!“ Abwartend schauten alle auf Hagen, bis er endlich verstand, dass er den Raum verlassen sollte. Fine begleitete ihn, damit er nicht so alleine rum sitzen und warten musste. Währenddessen hatte Evi mir vorsichtig mein T-Shirt ausgezogen. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie zog die Luft zwischen ihren Zähnen ein. „Was ist?“, wollte ich von ihr wissen, Sam schaute auch nicht viel besser drein. Meine 'Ärztin` schien in Gedanken versunken zu sein, denn sie reagierte nicht auf meine Frage. Erst, nachdem Sam sie an stupste, erwachte sie daraus und antwortete: „Das sieht übel aus! Aber nicht ganz so schlimm, wie nach dem Angriff des Olym. Trotzdem wirst du eine Zeitlang nicht aufstehen dürfen. Und wehe dir, du tust es wieder ohne mein Wissen!!“ „Jetzt hab dich nicht so. Du hast selbst gesagt, dass ich anders bin. Außerdem kann es gar nicht so schlimm sein! Schließlich bin ich bloß hin gefallen und eine Platzwunde verheilt wieder!“ widersprach ich ihr. Sam schaute verständnislos zwischen uns hin und her. „Kriegst du das wirklich hin, oder soll ich doch lieber den Arzt rufen?“, wollte sie dann schließlich von uns wissen. Evi lächelte ihr zu und nickte: „Klar, bekomm ich das hin. Selan hat recht! Gib mir nur etwas zum verbinden und etwas, damit ich ihre Wunde säubern kann.“ Kurz darauf stürmte sie auch schon los, um das gewünschte zu holen. „Du Evi! Warum warst du bei diesem Anblick so entsetzt?“, kam es zögernd von mir. Irgendwie hatte ich zweifel, ob ich den Mund vielleicht zu voll genommen haben könnte. Sie schaute mich mit traurigen Augen an und erklärte: „Deine Verletzung sieht viel schlimmer aus, als ich sie mir vorgestellt hatte. Es wird lange dauern bis das wieder in Ordnung ist.“ „Ach was! Es sieht nur so schlimm aus. In Wirklichkeit ist es nicht mal halb so schlimm!“, entgegnete ich abwinkend und versuchte, mich selbst auch mit den Worten zu beruhigen. Schließlich tat es ja auch nicht so weh, also konnte es gar nicht so schlimm sein. Die Tür ging auf und Sam kam rein gestolpert. Sie brachte uns Verbandssachen und eine Schüssel mit Wasser. Als sie alles auf den Tisch stellen wollte, der gleich neben dem Bett stand, verschüttete sie dabei etwas Wasser. „Oh, Entschuldigung, tut mir Leid, kommt nicht wieder vor“, kam es leise von ihr. „Ach was. Ist doch eh dein Zimmer“, lachte Evi. Sam lächelte und tauschte besorgte Blicke mit ihr aus. Natürlich machte sie sich gleich an die Arbeit. Sam half ihr so gut sie konnte und ich kann sagen, dass sie das ausgezeichnet machte. Es dauerte ziemlich lange, bis bei mir alles gesäubert und verbunden war. Nachdem alles getan war, war es schon reichlich spät. Fine und Hagen waren inzwischen wieder am Computer und versuchten weiter zu recherchieren Ich hoffte, dass sie bald Erfolg hatten. Erschöpft schloss ich meine Augen, schließlich musste ich mich auch mal ausruhen. Langsam schien ich ihnen wohl zu vertrauen. Jemand der sich so um andere kümmerte, konnte einfach kein schlechter Mensch sein. „Hey! Ich glaube, sie schläft?!“, hörte ich den einzigen Jungen flüstern. Leise versuchte Fine zu erklären: „Das ist gut so. Ich denke sie braucht Ruhe. Also mach nicht solchen Krach.“ „Sie wird schon wieder. Ist ja nicht das erste mal, dass sie verletzt ist“, grinste Evi. „Wie? Sie ist schon einmal so schlimm verletzt gewesen?“, erklang es im Chor. „Nein, sie war schlimmer verletzt. Das ist im Vergleich zu vorher nur ein Kratzer, wie sie selbst sagte“, hörte ich Evi sagen. Schließlich hörten die drei jetzt die ganze Geschichte mit dem Sturm und dem Olym, bis zu dem Punkt, wie wir auf unsere Gastgeber trafen. Dann wurde es ruhig, niemand sagte etwas. „Was ist los, ihr sagt ja gar nichts mehr?!“, unterbrach ich das Schweigen. „Du schläfst ja gar nicht. Wie fühlst du dich?“, erkundigte sich Fine bei mir. Lachend antwortete ich: „Natürlich nicht! Der Tag ist ja noch lang! Mir geht es gut!“ „Mensch, das ist doch echt hohl von uns. Warum haben wir uns eigentlich Sorgen gemacht? Wenn sie schon nach ein paar Tagen saß, und da war sie noch schwerer verletzt“, kam es lachend von Sam. „Woher solltet ihr das denn wissen? Außerdem habe ich an diesem Tag meine erste Stehübung gemacht“, meinte ich dazu. „Was hast du? Du spinnst wohl! Es hätte sonst was passieren können!“ explodierte Evi. Ich wurde ganz klein. So hatte ich sie noch nie erlebt. Selbst die anderen wichen von ihr. „Entschuldigung“, erklang es kleinlaut von mir. Ihr Gesicht wurde wieder sanfter und sie meinte schon wieder viel freundlicher: „Schon gut. Aber das hättest du mir gleich sagen sollen. Ich weiß ja, dass du anders bist, aber trotzdem, du bist nicht unsterblich. Ist dir das klar? Also pass in Zukunft besser auf dich auf!“ Von mir kam nur ein Nicken als Antwort. „Piep, piep.“ Da war wieder dieses Piepsen vom Computer. Ayako hatte Möglichkeiten gefunden, wo Tore sein konnten. Kapitel 10: Ein anders Tor -------------------------- Evi und ich waren nun schon seit fast 2 Wochen in dieser anderen Welt. Wir kamen jetzt viel besser mit unser Umgebung klar und verstanden die Menschen um uns herum besser. Es war schon merkwürdig, all diese Menschenmassen in den Läden zu sehen, und diese vielen Autos auf der Straße, aber man konnte sich irgendwie an alles gewöhnen. Das Klima war hier auch viel kälter als auf Île. Man sagte uns zwar, dass gerade Sommer wäre, aber die Temperatur stieg meistens nie über 28°C. Mit meinen Gedanken war ich die ganze Zeit bei Taro und Kouichi, bis Sam mich aus meinem Tagtraum aufschreckte. „Hey, los komm ins Wasser. Ist doch hohl, am Strand zu sitzen“, rief sie mir vom Wasser aus zu. „In dieses eiskalte Nass soll ich gehen? Du spinnst wohl!“ schalte es von mir zum See. Es war schön hier. Die Leute nennen diesen See 'Witwensee`. Er ist schön klar und sauber, aber für mich eben zu kalt. Selbst Evi, die selbst im Herbst baden geht, ging nicht hinein. Trotzdem stand ich auf und ging zu den schwimmenden Menschen runter. Sam und Fine winkten mir zu, aber ich schüttelte ablehnend den Kopf, ich wollte nicht rein. Fines Stimme schalte über den See: „Na los komm schon! Es ist wirklich warm!“ „Noch eine, die spinnt!“ rief ich ihr zu. Mit einem „Blubb“ traf mich ein Gegenstand am Kopf. Dadurch verlor ich mein Gleichgewicht und landete mit einem lauten „Platsch“ im Wasser. Triefend nass und zitternd vor Kälte stand ich da. Um mich herum war alles still, ich hatte das Gefühl, dass mich alle anstarrten. „Wer war das?!“, brüllte ich. Evi hob zögernd und total verängstigt die Hand. Blitzschnell kam ich auf sie zugerannt. Ich riss sie hoch und warf sie hochkant ins Wasser. Sie kam prustend und nach Luft schnappend wieder hoch. Wir schauten uns an und mit einem befreiten Lachen sprang ich neben sie ins Wasser. Von dort aus schwammen wir lachend zu den anderen beiden. Irgendwie konnte man sich an das kalte Wasser gewöhnen, jedenfalls kam es mir nach ein paar Minuten nicht mehr so schlimm vor. „Was sollte das denn eben?“, wollte Fine amüsiert wissen. „Rache ist süß!“, kam es lachend von mir. Wir planschten noch eine Weile gemeinsam im Wasser, doch wir mussten langsam aufbrechen, schließlich gab es noch viel zu tun. Wir hatten im Internet viele interessante Sachen raus gefunden. Ayako war wirklich klasse. Obwohl ich mich fragte woher sie das alles wusste. Es soll magische Orte auf der ganzen Welt geben. Die Pyramiden, zum Beispiel, sollen durch übernatürliche Wesen entstanden sein. Tja, und wir wollten versuchen so viele Orte zu besuchen, wie es geht. Allerdings war das nicht sehr einfach, da das auch eine Frage des Geldes war. Also wollten wir solche Orte nur in unserer Umgebung suchen. Eines davon war die Stelle, von wo wir kamen. Wir hatten nach kurzer Zeit fest gestellt, dass Evi ein Näschen für magische Tore hatte. In Rheinsberg und Umgebung fanden wir noch vier weitere. Eines davon war am im Rheinsberger Schlosspark, bei einer Grotte. Dieses erwies sich als falsch, weil es uns an einen ganz anderen Ort gebracht hätte. Es wäre eine ganz andere Welt gewesen. Das zweite fanden wir auf der Remusinsel, doch auch dieses war verkehrt. Auch das dritte, das wir in Menz fanden, war ein falsches Tor. Dieses zeigte uns eine Höhle die total zugeschüttet war, also wären wir nicht mal in diese fremde Welt gekommen. Tja, und zu dem vierten wollten wir uns an diesem Tag auf den Weg machen. „Hey nicht träumen! Tritt in die Pedalen, Selan!“, rief Fine mir über die Schulter zu. „Na warte, dich lahme Ente kriege ich!“, mit diesen Worten trat ich lachend und fester in die Pedalen. Sam strahlte regelrecht, als sie jauchzte: „Fine, pass auf! Sie überholt dich!“ Und schon war ich an ihr vor bei und fuhr mit Sam an der Spitze. Wir waren auf dem Weg nach Bienenwalde, dort soll ein Tor am Kalksee sein. Ich war immer wieder erstaunt, wie viel Wald es hier gab. Wir waren ständig von Mischwäldern umgeben. Egal wohin wir fuhren, überall waren Bäume. Nach einer Stunde hatten wir unser Ziel erreicht. Wir kamen an einen sehr schönen klaren See. „Hier irgendwo muss das Tor sein!“, meinte Hagen. Die Frage war bloß: wo? Erst mal unternahmen wir eine Pause und machten uns über Sandwiches und Obst her. Nachdem wir gesättigt waren, begannen wir uns zu überlegen, wie wir am Besten vorgehen. „Ich bin dafür, dass wir uns aufteilen und getrennt suchen“, versuchte Fine einen vernünftigen Vorschlag zu machen. Doch Hagen widersprach: „Und wie sollen wir dann ein Tor erkennen? Ich für mein Teil weiß nicht, wie ich so etwas erkennen soll.“ Fine nickte zustimmend und erkundigte sich: „Wie erkennt ihr denn so einen Durchgang?“ Evi begann zu erklären, wie sie ein Tor wahrnahm: „Ich weiß nicht genau, wie ich es erklären soll. Für mich ist es, wie ein Kribbeln auf der Haut, das mir zeigt, dass etwas Magisches in der Nähe ist. Wie ist es bei dir Selan?“ „Ich weiß nicht. Irgendwie fühle ich es einfach“, antwortete ich ihr und zuckte mit den Schultern. „Wäre es nicht das Beste, wenn wir uns in zwei Gruppen aufteilen? In der einen ist Evi mit dabei und in der anderen Selan. So wäre zumindest in jeder eine, die erkennt, ob ein Tor in der Nähe ist oder nicht“, überlegte Sam laut. Wir stimmten ihr zu und trennten uns kurz darauf, und machten uns auf die Suche. _____________________________________________________________________________________________________________________ anmerkung: den witwensee gibt es auch wirklich, es nur wenige radfahrmintuen von rheinsberg entfernt und ist einer der klarsten seen in der umgebung. dieser see hat aber keine offizielle badestelle deswegen wird er in der regel selten irgendwo erwähnt... Kapitel 11: Verschwunden ------------------------ Evi war zusammen mit Hagen und Fine unterwegs und ich hatte Sam an meiner Seite. Wir waren schon eine gute Stunde Unterwegs und Sam hatte nicht einmal etwas gesagt. Das kannte ich gar nicht von ihr und ich fragte mich, woran sie wohl dachte. Irgendwann wurde mir das Schweigen zu bunt und ich fragte besorgt: „ Hey! Was ist denn mit dir los? Stimmt irgendwas nicht?“ Sie war die ganze Zeit vor mir gelaufen. Nun blieb sie stehen und drehte sich zu mir um. „Es ist nichts. Bei mir ist alles in Ordnung. Mach dir keinen Kopf!“, entgegnete sie lächelnd, aber es wirkte nicht echt. Schweigend gingen wir weiter durch den, mir unbekannten, Wald. Wir kamen an einen Bach und machten eine kleine Pause. „Sam! Was ist mit dir Los? Stimmt irgendwas nicht? Rede doch endlich mit mir!“, platzte es aus mir heraus, als mir ihr Schweigen zu viel wurde. Doch sie schwieg eisern weiter. Langsam wusste ich nicht mehr, was ich tun sollte, bis mir auffiel, dass wir in einem Baumkreis standen. Wir hatten das Tor gefunden! Trotzdem wusste ich nicht, was mit ihr los war. „Du merkst schnell, dass irgendwas nicht stimmt, oder?!“, äußerte sie plötzlich. Dadurch war ich total überrumpelt und wusste nicht, was ich sagen sollte. Doch sie sprach auch schon weiter: „Weißt du, es muss doch ziemlich schlimm sein, von zu Hause fort zu sein und nicht zu wissen wie man zurück kann, oder?“ Daraufhin musste ich lachen. Über so was machte sie sich also Gedanken. „Ach Sam, über so was brauchst du gar nicht nach denken! Ich schätze von da, wo ich herkam, ist nicht mal mein zu Hause. Obwohl ich mein halbes Leben dort verbracht habe. Außerdem wissen wir doch, wie wir zurück können!“, entgegnete ich strahlend. Ihr Gesicht hellte sich auf und sie lächelte wieder. „Heißt das, ihr kommt gar nicht von Île?“, wollte sie wissen. Ich grinste und erklärte: „Also von da sind wir hierher gekommen; ja. Aber Evi ist dort gestrandet als ihr Schiff sank und ich bin durch einen Sturm zusammen mit Kouichi dort gelandet.“ „Ach die Insel heißt Île, ich dachte eure Welt heißt so“, lachte sie. „Mhm..., ich schätze unsere Welt hat gar keinen Namen. Zumal es wahrscheinlich gar nicht meine Welt ist. Ich bin als Kind mal in ein Tor gefallen und so dort gelandet“, erzählte ich ein kleines Stück aus meinem Leben. „Aber ist es nicht schlimm für dich, nicht zu wissen, von wo man her kommt?“, erkundigte sich mein Gegenüber. „Ehrlich gesagt, war ich froh von dort weg gekommen zu sein, auch als ich von den meisten Menschen ignoriert wurde und oft alleine war“, berichtete ich. „Wie? Das kann ich mir nicht vorstellen! Das ist doch voll hohl, dich zu ignorieren. Denn schließlich bist du ein total lieber Mensch. Mit dir muss man einfach klar kommen!“, äußerte sie ungläubig. Lächelnd sagte ich: „Tja, so war es. Die Menschen hatten Angst vor mir, aber es war schon okay. Meistens wollte ich eh alleine sein. Ach so, bevor ich es vergesse. Wir haben das Tor gefunden!“ „Wirklich?! Juhu, yes! Klasse! Wir haben es geschafft!“, freute sich Sam und hüpfte wie eine Verrückte in der Gegend rum. Nach ein paar Minuten hatte sie sich wieder beruhigt und wir machten uns auf die Suche nach den anderen. „Mist! Warum ist ihr Handy denn immer aus!“, fluchte Sam zum wiederholten Male. Sie hatte die ganze Zeit versucht Evi, Hagen und Fine zu erreichen, doch bisher ohne Erfolg. Also stapften wir weiter irgendwo in der Gegend rum, um sie zu finden. „Du, sag mal, gibt es hier eigentlich irgendwelche Gefahren?“, wollte ich besorgt von ihr wissen. Irgendein Gefühl sagte mir, dass etwas passiert war. Sie überlegte eine ganze Weile. Als sie dann endlich antwortete, hatte ich meine Frage schon fast vergessen. „Also mir fällt momentan keine ein. Wieso fragst du?“ „Mhm... ich weiß nicht. Ich habe das Gefühl, dass ihnen was passiert ist“, gab ich sorgenvoll zurück. Meine Begleiterin schien sich ebenfalls Sorgen zu machen, denn sie war wieder ganz still und in Gedanken versunken. „Was hältst du davon, wenn wir noch 'ne Stunde weiter suchen und wenn wir sie bis dahin nicht gefunden haben, dann rufen wir Hilfe? Okay?“, etwas besseres fiel mir in diesem Moment nicht ein. Aber sie nickte und wir verfielen wieder in tiefes Schweigen. Wir kamen wieder zurück zum See und machten eine kleine Pause. „Verdammt, verdammt, verdammt! Ich hab keine Ahnung wo sie noch sein könnten. Wir haben den ganzen See abgesucht! Die können doch nicht einfach verschwunden sein!“, fluchte Sam vor sich hin. Wütend stapfte sie zum Strand und schaute auf die See hinaus. „Du sag mal, kannst du gut schwimmen?“, kam es unvermittelt von ihr. Bisher hatte ich bloß da gesessen und ihrem Treiben zu geschaut, doch jetzt trat ich zu ihr und äußerte: „Also schwimmen kann ich, aber ob es gut ist weiß ich nicht. Wieso?“ Sie zog ihre Sachen aus und watete ins Wasser. „Hey was hast du vor? Ich verstehe das nicht!“, rief ich ihr hinterher und beeilte mich ihr zu folgen. „Begreifst du denn immer noch nicht? Wir haben noch nicht IM Wasser nach geschaut!“, schrie sie mir zu. Jetzt fing ich an, zu verstehen, aber ich verstand nicht wie wir die drei hier finden sollten. Der See war ziemlich kalt, obwohl Sam sagte, dass Sommer sei und dass das Wasser angenehme Temperaturen hätte. Nach kurzer Zeit fing ich an zu frieren, doch ich konnte und wollte sie nicht alleine hier draußen lassen. Sam rief immer wieder alle Namen, mit der Hoffnung, eine Antwort zu bekommen. Doch das Einzige, was wir hörten, war das Echo und das Plätschern des Wassers, wenn wir weiter schwammen. Zumal mir nicht klar war, warum die drei im Wasser sein sollten und wie wir sie so finden wollten. Es wurde langsam dunkel und ich machte den Vorschlag, erst mal wieder zurück zu schwimmen und eine Pause einzulegen. Sam erklärte sich einverstanden und wir schwammen zurück. Die Sonne war schon lange untergegangen und wir waren immer noch nicht fündig geworden. „Was machen wir jetzt?“, fragte Sam mich total erschöpft und frierend. Wir saßen in unseren Decken eingewickelt am Strand und sahen auf den See hinaus. „Ich weiß es nicht. Wir sollten endlich Hilfe holen!“, antwortete ich genauso erschöpft. Sie wühlte in ihrem Rucksack und holte ihr Handy raus. Sie starrte ungläubig auf das Display und begann zu fluchen: „Verdammt! Das gibt's nicht! Verflucht!“ Und schon schmiss sie es im hohen Bogen davon. Erstaunt schaute ich dem davon fliegenden Handy hinterher. „Was ist los? Was sollte das?“, wollte ich verwirrt wissen. Sie fluchte weiter und rief aufgebracht: „Der verdammte Akku ist alle. Das ist so hohl, man kann sich nicht auf die Technik verlassen!“ Sie starrte wütend und enttäuscht in die Ferne. „Na dann, holen wir halt Hilfe!“, versuchte ich sie wieder zu beruhigen. Schon stand ich auf und ging zu den Fahrrädern. Sie folgte mir mit wenigen Metern Abstand. Auf einmal raschelte es links von mir, ich stolperte mit einem unterdrückten Aufschrei nach hinten und währe fast mit Sam zusammengestoßen. „Wer ist da?“, riefen wir wie aus einem Mund und hielten uns an einander fest. Wir vernahmen ein leises: „Ich“, und schon kam uns eine dunkle Gestalt entgegen gestolpert. Kurz, bevor sie auf den Boden fiel, stieß sich Sam von mir ab und griff sie mit den Worten: „Es ist Hagen!“ nach ihm. Aus dem Gleichgewicht gebracht stürzte ich rückwärts zu Boden. „Was ist passiert?“, kam es aufgeregt von mir. Er holte tief Luft, bevor er erklärte: „Lass mich erst mal Luft holen.....“ Also warteten wir, bis er sich wieder einiger Maßen erholt hatte. „Wir sind angegriffen worden. Die Typen haben Evi und Fine mitgenommen. Ich konnte irgendwie fliehen“, erzählte er uns stoßweise. „Von was oder wem sind sie entführt worden?“, verlangte ich zu wissen. Hagen schaute verwirrt auf und erläuterte: „Verbrecher. Was sonst?“ „Ach, schon gut! Ich vergesse immer wieder, dass die Welt hier anders ist. Bei uns konnte man auch von Epsones entführt werden und dann war es meistens zu spät, irgendetwas zu unternehmen“, entgegnete ich ein wenig erleichtert. „Na, wenn die nicht so aussehen wie Menschen, dann waren es bestimmt keine Epso-Dingsbums“, kam es immer noch stoßweise von ihm. „Wir sollten die Polizei einschalten“, unterbrach Sam unser Gespräch. „Okay. Wie wollen wir das anstellen? Dein Handy ist Schrott und Hagen ist total kaputt....“, stellte ich unsere derzeitige Lage fest. „Ist ja gut! Ich hätte es nicht schrotten sollen. Wir warten bis Hagen sich erholt hat und dann fahren wir nach Bienenwalde, um die Polizei zu rufen“, unterbrach mich Sam. Kapitel 12: Ein verzweifelter Versuch? -------------------------------------- Bis nach Bienenwalde war es nicht weit. Trotzdem waren wir total fertig, als wir dort ankamen, denn wir sind nur wie wahnsinnige schnell mit den Fahrrädern gefahren. ‚Als wenn der Teufel hinter uns her wäre’ hätte Fine bestimmt gesagt. Wir hatten am erstbesten Haus angehalten und geklingelt. Die Bewohner kamen verschlafen und verwirrt zur Tür. Doch als wir ihnen erklärten worum es ging, hatte man gleich die Polizei gerufen und uns zur Wache nach Neuruppin gefahren. Die Wände waren in einem einfachen Weiß gehalten und überall liefen Menschen aufgeregt hin und her. Man stellte uns viele Fragen. Schwer war es nur zu verbergen, wer ich war, da ich ja keinen gültigen Ausweis hatte. Das Reden überließ ich Hagen und Sam, die beiden konnten das besser als ich. Sie schafften es, den Herrn Braun, er war der Einsatzleiter von der hiesigen Polizeistation, zu überzeugen, sofort mit einem Suchtrupp nach Evi und Fine zu suchen. Es war bereits Mittag, als wir das Gebäude verlassen durften. Die ganze Nacht hatten wir bei der Polizei verbracht und immer wieder die gleichen Fragen beantworten müssen. Wir machten uns auf den Weg zu irgendeinem Imbiss, um uns zu Stärken. „Und jetzt? Was machen wir jetzt?“, kam es von Sam. Natürlich hatte ich keine Ahnung was wir noch tun konnten, um Evi und Fine zu finden. „Wenn wir wenigsten wüssten, wo wir suchen sollen!“, seufzte Hagen. Damit sprach er uns allen aus der Seele, aber es half uns nicht weiter. Wir mussten uns irgendetwas überlegen. Die Frage war nur was?! Wir saßen bei der Pfarrkirche im Gras und aßen ein Eis, als Sam plötzlich meinte: „Hey Selan! Kannst du Evi nicht durch deine übernatürlichen Kräfte aufspüren? Du weißt schon, so wie mit den Toren. Geht das?“ Ich verstand was sie meinte, aber ich war mir nicht sicher, ob es funktionieren könnte. Aber es wäre einen Versuch wert. Das Dumme war bloß, ich hatte so etwas vorher noch nie gemacht und somit keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. Die Idee war gut, jetzt konnten wir nur hoffen, dass es auch klappen würde. „Ehm..., es wäre einen Versuch wert, aber hier ist es zu auffällig. Wir müssen hier weg! Aber wie kommst du gerade auf Evi und nicht auf Fine?“, entgegnete ich. Sam antwortete nicht, dafür sprach Hagen: „Ich denke, sie kam deshalb auf sie, weil sie auch nicht normal ist. Nicht, dass hier noch irgendjemand normal wäre, aber sie ist halt noch viel verrückter als wir.“ Darauf reagierte ich nur mit einem Nicken und fragte mich im Stillen, was für ihn denn Normal war. „Wir haben dann ein kleines Problem. Ich wüsste nicht, wo wir ungestört sind. Ich meine, einen Ort zu dem wir gehen könnten“, unterbrach Sam meine Gedanken und holte mich zu unseren Problemen zurück. „Wir könnten doch in die Biblo. gehen!“, schlug Hagen vor. „Was bitte ist die Biblo.?“, wollte ich verwirrt wissen. Anstatt Hagen gab Sam die Antwort: „Biblo. ist die Abkürzung für Bibliothek. Ist eigentlich kein schlechter Vorschlag. Was hältst du davon?“ Fragend schaute sie mich mit ihren grünen Augen an. „Ich weiß nicht. Sind denn da nicht viele Leute?“, warf ich skeptisch ein. „Nein, heutzutage geht kaum noch jemand dort hin. Also von daher dürfte es keine Probleme geben. Aber es gibt da keinen separaten Raum, in dem man sich zurück ziehen kann“, gab Hagen zu bedenken. „Was gibt es noch für Orte, wo man so gut, wie ungestört ist? Also wo kaum einer hin geht“, erkundigte ich mich bei den beiden. Während meine Begleiter überlegten, fragte ich mich, was das alles bringen sollte. Denn ich kannte mich ja hier nicht aus und könnte somit, glaub ich, nicht sagen, wo sie sind. „Man könnte doch nach dem Unterricht in die Schule gehen. Da gibt es genug Räume, um alleine und ungestört zu sein!“, machte Sam den Versuch einen vernünftigen Vorschlag zu machen. „Mhm...“, die Idee ist nicht schlecht. Aber wo ist eine und vor allem, ab wann ist da keiner mehr?“ wollte ich wissen. Hagen schaltete sich nun ein: „Also ab 16.10 Uhr ist die neunte Stunde zu Ende. Ab da dürften nur noch die wenigsten da sein. Aber bis dahin ist noch viel Zeit. Da könnte sonst was mit Fine und Evi passieren!“ „AHAAA,... so geht das nicht weiter, das ist alles voll hohl! Außerdem sind Ferien, da kommen wir also gar nicht rein“, platzte Sam aufgebracht dazwischen. „Stimmt! Es macht mich wahnsinnig, nichts zu tun und hilflos zuzuschauen!“, gab uns Hagen genauso aufgebracht zu verstehen. Ich hatte mich ein wenig umgeschaut, als die beiden mit einander diskutierten, und eine interessante Entdeckung gemacht. „Hey! Sagt mal, was ist das eigentlich für ein Gebäude?“, erkundigte ich mich und zeigte auf die Kirche. „Na, das ist die Pfarrkirche. Aber das habe ich doch schon erwähnt, oder nicht?!“, gab mir Sam zu verstehen. „Richtig! Ist dir aufgefallen, dass da sehr wenig Menschen hinein gehen?“, erklärte ich meine Entdeckung. Hagen strahlte, als er sagte: „Stimmt, das wäre auch ein geeigneter Ort. Was meint ihr, wollen wir es versuchen?“ Wir nickten und machten uns auf den Weg dort hin. Es war nicht weit, vielleicht ein, zwei Meter. Wir standen dann vor einer riesigen Holztür. „Sagt mal, was ist, wenn niemand da ist? Wie wollen wir dann rein?“, meinte Sam dann auf einmal. Sie hatte recht, wenn keiner da ist kommt man auch nicht rein. Aber nichts ist unmöglich, schließlich habe ich es auch nach Île geschafft, also werde ich es wohl auch in eine Kirche schaffen! Dachte ich bei mir und gab ihr keine Antwort, auch Hagen schwieg. Wir traten also an die Tür und wollten sie öffnen. Doch sie war verschlossen. „Und was machen wir jetzt?“, platzte es aus Sam heraus. Das war eine gute Frage. Ich hatte keine Ahnung. Schließlich wusste ich ja nicht mal, wie ich es damals bei dem Sturm gemacht hatte. Meine Erinnerungen an diesen Zeitpunkt waren sehr verschwommen. Hin und wieder fielen mir ein paar Sachen ein, doch der größte Teil verschwand im Nebel. Was ich genau getan hatte, wusste ich nicht mehr. Ich wusste nur noch, dass ich mir gewünscht hatte, auf einer Insel zu sein. Ab da ließ meine Erinnerung nach. ,Aber das ist es! Ich hatte es mir gewünscht! Was ist wenn ich mir einfach wünsche bei Evi und Fine zu sein?` „Hey ist alles okay? Du bist so ruhig geworden“, erschrocken schaute ich auf, als Sam meine Gedanken unterbrach. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und erwiderte: „Es ist alles klar bei mir. Mir ist nur etwas eingefallen. Damals bei diesem Sturm, da hatte ich mir gewünscht bei einer Insel zu sein und zack, da war ich dann auch schon. Vielleicht klappt das auch, wenn ich mir wünsche bei den anderen zu sein?“ „Der Gedanke ist nicht schlecht. Aber ist es nicht zu gefährlich? Ich meine, es sind Verbrecher. Was ist, wenn du genau in ihren Arme landest? Dir könnte dabei sonst was passieren!“, versuchte Hagen mich zu warnen und wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. „Das Stimmt, aber es ist vielleicht unsere einzige Chance, die anderen lebend wiederzusehen!“, entgegnete ich und verstand, dass er nur vorsichtig sein wollte. „Kannst du uns erst mal so in die Kirche rein zaubern?“, wollte er nun wissen. Ablehnend schüttelte ich den Kopf: „Es wäre besser, wenn ich mich gleich zu den anderen zaubere!“ „Spinnst du?! Das ist viel zu gefährlich! Hörst du denn gar nicht zu?!“, platzte Hagen der Geduldsfaden. Wütend erwiderte ich: „Es ist immer noch besser, als sie sterben zu lassen!“ „Sie müssen doch nicht gleich in Lebensgefahr schweben!“, knallte er mir an den Kopf. „Ja, es sagt uns aber auch niemand, dass es nicht so ist!“, schleuderte ich zurück. Schon war in kürzester Zeit ein heftiger Streit im Gange. Sam hielt sich zurück und schwieg. Unser Streit war eigentlich lächerlich und total unnütz. Aber das wurde uns erst viel später klar. Außerdem passte diese Reaktion gar nicht zum ihm, er war doch sonst immer die Ruhe selbst. Ihm musste viel an unseren Freunden liegen. „Jetzt ist aber Gut! Es reicht! Das bringt doch nichts!“, brüllte Sam dazwischen und unterbrach uns. Verblüfft hielten wir inne. Sie hatte ja Recht. So würden wir nie weiter kommen. „Also, was ist nun? Was machen wir jetzt?“, erkundigte sich Hagen. „Mhm... ich bin dafür das du es versuchst, Selan. Es ist vielleicht wirklich unsere einzige Chance. Aber du darfst nichts Unvorsichtiges tun! Ist das klar?“, erklärte sich Sam einverstanden. Von mir kam ein vorsichtiges Nicken. Hagen zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Ich konnte ihn ja verstehen. Er wollte nicht, dass noch jemandem etwas zustößt. Er machte sich einfach nur Sorgen um die anderen. „Wir könnten uns erst mal unter dieser Weide dort verstecken“, ergab er sich seinem Schicksal und zeigte auf den besagten Baum. Wir setzten uns darunter und waren unter den Blättern wirklich gut versteckt. Sam schaute mich sorgenvoll an und flüsterte: „Sei vorsichtig. Hast du gehört? Es währe nämlich echt hohl, wenn du auch noch verschwindest!“ Ich nickte und versuchte mich an die Aura von Evi zu erinnern, damit es mir leichter fiel, zu ihr zu gelangen. Doch Hagen unterbrach mich und flüsterte ebenfalls: „Pass auf dich auf! Wehe dir passiert was!“ Es klang eigentlich fast wie eine Drohung. Es war ein verzweifelter Versuch, den ich jetzt startete. Aber ich wollte nichts unversucht lassen, meinen Freunden zu helfen. Ich hätte nie gedacht, dass meine merkwürdigen Kräfte mal wirklich nützlich sein würden. Immer mehr konzentrierte ich mich auf meine Aufgabe. Meine Umgebung nahm ich nicht mehr wahr. Ich fühlte nur noch eine unendliche Leere und das Gefühl zu fallen. Dann plötzlich spürte ich festen Boden unter meinen Füßen. Langsam öffnete ich meine Augen. Vor mir sah ich erst mal nichts als Dunkelheit. Irgendwann hatte ich mich an die Schwärze des Raumes gewöhnt und konnte unscharfe Umrisse erkennen. Etwas bewegte sich vor mir und ich machte einen zögerlichen Schritt nach vorne. Dann erkannte ich Evi. Meine Schritte wurden schneller. Ich hatte sie fast erreicht, als ich dann auch Fine sah. Beide lagen gefesselt da und konnten sich kaum bewegen. Schnell nahm ich ihnen die Augenbinden ab und flüsterte: „Seid leise! Ich bin’s. Ich hol euch schon irgendwie wieder hier raus!“ Erkennen lag in den Augen der beiden. Ich machte mich auch gleich daran, sie von ihren Fesseln zu befreien. Dann vernahm ich einen gellenden Schrei von Fine und eine unbekannte Stimme die irgendwo losgrollte: „Hey! Wie bist du hier rein gekommen?!“ Bevor ich mich umdrehte und einen klaren Gedanken fassen konnte, bekam ich einen Schlag auf den Hinterkopf und alles wurde vollkommen schwarz. „Verdammt! Ihr ward also doch zu dritt! Ihr verdammten Biester...“, hörte ich noch diese Stimme brummen, bevor ich komplett das Bewusstsein verlor. __________________________________________________________________________________________________________________________ anmerkung: neuruppin ist die fontane stadt, das heißt das ist der ort wo fontane gelebt hat und auch heute noch die apoteke steht die er hatte.... die pfarrkirche befindet sich in der innenstadt und ist eigentlich nicht zu übersehen... da halten alle busse aus der stadt und wird auch als busbahnhof bezeichnet. die bilderbogen passage ist dort auch nicht weit weg.... (ist eine einkaufsstraße) die kirche ist neu renoviert worden und ein künstler hat vor der kirche eine rote bank gestellt wo sich viele verliebte treffen und verewigen sollen... diese kommt bei mir in der geschichte nicht vor, an dieser stelle steht bei mir noch die weide, die in der wirklichkeit arg gestutzt worden ist... Kapitel 13: Gefangen -------------------- Mein Schädel brummte und meine Glieder schmerzten. Langsam kam ich wieder zu mir und ich merkte das ich gefesselt war. Stöhnend stemmte ich mich nach vorne und wollte meine Umgebung unter die Lupe nehmen. Im ersten Moment merkte ich gar nicht, wo ich eigentlich war. Doch als ich Fine und Evi mit halb geschlossenen Augen neben mir sah, fiel es mir wieder mit einem Schlag ein. Ich war niedergeschlagen worden und war nun ebenfalls eine Gefangene. Bevor ich mich richtig fassen konnte, griff eine schwielige dreckige Hand nach mir und zerrte mich in die Höhe. Jetzt konnte ich das speckige Gesicht eines wütenden Mannes erkennen. „Wie bist du hier rein gekommen?“, grollte er auch schon los. Er ließ mir gar keine Zeit zum Antworten und schüttelte mich heftig in der Luft. Dadurch wurde mir ganz schwindlig und alles fing an, sich zu drehen.„Los spuck es aus! Ich kenne Methoden, Leute wie dich zum Reden zu bringen!“, grölte er schon wieder los. In meinen Ohren klang es fast wie ein Brüllen. Ich setzte zum Sprechen an: „Ich....“ Und schon merkte ich, wie seine Faust auf meinen Magen zuschoss. Mir blieb die Luft weg und es kam kein Ton mehr raus. Nach Luft schnappend versuchte ich immer noch irgendetwas zu sagen: „Ich...“ Er stieß mich von sich und ich landete unsanft auf dem Boden. „Lass sie in Ruhe! Sie hat doch nichts verbrochen!“, rief Fine nun und hoffte ihn irgendwie zurück zu halten. Doch sie kassierte nur einen heftigen Fußtritt von ihm in die Magengegend. Mit einem dumpfen stöhnen fiel sie nach hinten und schien das Bewusstsein verloren zu haben. „Sei still!“, fuhr er sie an. Dann vernahm ich das Klappern einer Tür und noch ein Typ kam herein. „Lass die Gören in Ruhe! Wir brauchen sie noch! Ich will keinen Mord am Hals haben!“, brüllte er den anderen an. Dieser schien eingeschüchtert zu sein, denn er verneigte sich ein wenig und machte ihm Platz. „Nun zu dir!“, wandte er sich an mich, „Wie bist du hier rein gekommen? Und lüg mich nicht an! Klar?“ Zögernd nickte ich, ich hatte Angst vor ihm. Er hatte so ein gefährliches Glitzern in den Augen. „Ich kam durch Magie hier rein“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Der Typ lachte aus vollem Hals. Es klang wie das Donnern eines Gewitters: „Durch Magie ja?“ Wieder nickte ich zögernd, dann warf ich einen kurzen Blick zu Evi. Sie nickte mir zu und ich sagte: „Ja, ich kann Zaubern.“ Meine Stimme zitterte. Ich hätte auf Hagen hören sollen, dachte ich. ,Was mussten bloß Evi und Fine durchmachen`, durchfuhr es mich, wie ein Blitz. Wir mussten so schnell, wie möglich, hier weg! Die frage war bloß wie. Schließlich war ich mir nicht sicher ob ich die Beiden mit mir nehmen konnte, wenn ich zu Hagen und Sam zurück kehrte. „Du bist nicht ganz richtig im Kopf! Durch Magie! Was für ein Blödsinn!“, polterte er los und schlug mir mitten ins Gesicht. „Ich hatte doch gesagt lüg' mich nicht an!“, brüllte er zornig und wollte schon wieder ausholen. Doch Evi rief: „Sie ist wirklich nicht ganz richtig! Sie kann nichts dafür!“ Er hielt kurz inne und starte sie böse an. Dann holte er noch mal aus und wollte ihr ein saftige Ohrfeige geben, doch ich war schneller und hielt ihn am Arm zurück. Ich wusste weder wie ich die Fesseln los wurde, noch woher ich die Kraft nahm, ihn auf zu halten und niederzuschlagen. Selbst den anderen Kerl konnte ich außer Gefecht setzen. Es ging alles viel zu schnell. Plötzlich lagen beide Typen am Boden und ich konnte meine Freunde befreien. „Alles okay, Evi?“, keuchte ich und schaute mich nach ihr um. Sie nickte zögernd und versuchte, ihre Fesseln loszuwerden. Ich beugte mich zu ihr hinunter und half ihr dabei. Nachdem sie befreit war, kümmerten wir uns um Fine. Sie war tatsächlich nicht bei Bewusstsein. Dieser Scheißkerl hatte verdammt viel Kraft. Sie kam langsam wieder zu sich und gemeinsam fesselten wir die Verbrecher. „Geht es wieder, Fine?“, erkundigte sich Evi bei ihr. „Ja, es ist alles in Ordnung. Aber wie bist du rein gekommen?“, wandte sie sich an mich. „Durch Magie“, antwortete ich knapp. „Wir sollten endlich verschwinden!“, meinte Evi schließlich. Sie hatte Recht, es wurde langsam Zeit, zu den anderen zu gehen. „Kennt jemand den Weg nach draußen?“, wollte ich wissen. Als Antwort bekam ich ein einstimmiges Kopfschütteln. Also stolperten wir im Dunkeln auf gut Glück los, mit der Hoffnung, hier raus zu kommen. Wir hatten jetzt nun schon mehrere Gänge hinter uns und es war noch kein Ausgang in Sicht. Langsam begannen wir unsere Hoffnung zu verlieren. „Was machen wir, wenn wir keine Tür finden?“, warf Evi in die schwarze Stille. Ich erschrak über diese plötzliche Lautstärke und zuckte zusammen: „Erschreck mich doch nicht so!“ „Dann nehmen wir halt ein Fenster“, gab Fine knapp als Antwort. Evi zog hörbar die Luft zwischen die Zähne ein, als sie sagte: „So meinte ich das nicht. Ich wollte wissen was wir machen, wenn wir keinen Ausgang finden?“ „Das hast du aber nicht gesagt“, platzte es aus Fine heraus. Es drohte ein Streit zu entbrennen den ich zu verhindern versuchte, aber mit nicht viel Erfolg. „Schon gut ihr zwei, wir kommen schon wieder hier raus!“, versuchte ich gegen das Gezeter anzukommen. „Ach ja?! Wie willst du das denn machen?“, kam es wütend von Evi. Fine stimmte ihr zu: „Genau! Verrat uns doch mal, wie du das machen willst!“ „Also...äh...Ich bin doch hier rein gekommen, also komm ich auch wieder raus. Aber ich kann euch doch nicht hier lassen“, stotterte ich dann vor mich hin. „Schon gut“, flüsterte Evi mir dann stockend zu: „wir wissen doch, dass du uns nur helfen willst. Es ist nur so....“ „Beängstigend“, vollendete Fine den Satz. Wir stolperten weiter durch die undurchdringliche Dunkelheit. Schritt für Schritt wagten wir uns weiter vor. „Wenn wir nur Licht hätten...“, kam es dann von Fine, die hinter mir lief. Nickend stimmte ich ihr zu, bis mir einfiel, dass sie es gar nicht sehen konnte. Schließlich kam dann Zustimmung von Evi: „Stimmt. Hat jemand 'ne Taschenlampe oder 'ne Kerze mit?“ Wir wussten, dass sie nur einen Spaß machen wollte und ich musste lächeln. „Hey! Moment mal!“, rief Fine plötzlich. Evi und ich hörten, wie sie in ihren Taschen herum wühlte. Dann durchschnitt ein gleißender Lichtschein die Finsternis. Für eine Sekunde waren wir vom Licht geblendet, standen einfach nur da und erfreuten uns an diesem rettenden Licht. „Wo hast du die denn jetzt her?“, erkundigte sich Evi freudig. Fine strahlte: „Das ist meine Leselampe fürs Bett. Damit ich Nachts heimlich lesen kann. Ich hatte total vergessen, dass ich sie mir heute Morgen eingesteckt hatte, beziehungsweise gestern.“ Durch denn Lichtstrahl konnten wir erkennen, dass die Wände gemauert waren. „Sieht so aus, als wären wir in einem alten Keller, oder?“, merkte Evi an. Nickend stimmten wir ihr zu. „Das heißt wir können gar nicht durch ein Fenster hier raus“, kam es zögernd lächelnd von mir. Die anderen Beiden mussten auch schmunzeln. Wir machten uns wieder auf den Weg, diesmal nicht im Dunkeln. Wir konnten etwas sehen und es ging uns besser. Es war schon einige Zeit vergangen und wir hatten das Gefühl, nicht weiter gekommen zu sein. Alles sah so gleich aus. Jeder Stein, jede Ecke glichen einander. Langsam bekam ich den beängstigten Verdacht, in einem Labyrinth zu sein. Natürlich sagte ich das niemandem, weil ich sie nicht beunruhigen wollte. „Hey! Spürt ihr das?!“, kam es alarmierend von Evi. Fine fuhr erschrocken zusammen: „Was ist denn?“ „Na, dieser Windhauch! Merkt ihr das denn nicht?“, meinte sie dann freudestrahlend. Sie hatte Recht. Wenn man genau darauf achtet, konnte man einen feinen Lufthauch spüren. „Das Bedeutet doch, dass ein Ausgang in der Nähe sein muss, oder?!“, rief ich dann lachend. Evi nickte und Fine fing einen Freudentanz an. „Du kannst deinen Tanz fortführen, wenn wir draußen sind“, unterbrach Evi sie. Wir kamen diesem Lufthauch immer näher. Mit jedem Schritt den wir machten, merkten wir, wie der Hauch stärker wurde. Schließlich konnten wir sehen, woher es kam. Es war ein winziger Spalt zwischen den Steinen. Man konnte gerade so raus schauen, aber das war es dann auch schon. Allgemeine Enttäuschung machte sich breit. „Och Mist! Wie sollen wir da raus kommen?“, fing Fine an zu resignieren: „Es wäre ja auch zu schön gewesen.“ Vom Laufen erschöpft, ließen wir uns auf den Boden gleiten. „Hat irgendjemand eine Idee?“, erkundigte sich Evi. Ablehnend schüttelten wir den Kopf. „Wir könnten doch die Wand einreißen!“, kam eine überzeugend klingende Idee von Fine. Skeptisch schaute ich zum Riss in der Wand und zu Fine. Dann schüttelte ich abermals mit dem Kopf: „Unmöglich! Wie willst du das machen?“ „Genau! Hast du Werkzeug oder so etwas?“, gab Evi mir Recht. Stumm schauten wir uns den Riss an. „Mal im Ernst. Wie bist du hier rein gekommen, Selan?“, erkundigte sich Fine bei mir. „Ich war zusammen mit Hagen und Sam bei der Polizei. Man suchte nach euch, aber ich glaube, man hat uns nicht für voll genommen. Also wollten wir uns selbst auf die Suche machen. Die beiden warten an der Pfarrkirche auf uns. Schließlich habe ich mich irgendwie hierher teleportiert“, gab ich eine grobe Zusammenfassung von den Geschehnissen. „Kannst du uns nicht auch teleportieren?“, fragte Fine nach einem kurzen Schweigen. Ich hatte keine Ahnung ob das klappen könnte, aber ich wollte auch kein Risiko eingehen. „Du hast dich doch schon zusammen mit Kouichi teleportiert. Also müsste es doch jetzt auch klappen, oder?!“, dachte Evi laut. Zögernd antwortete ich: „Naja, da war es anders...“ „Du meinst eine andere Situation, oder?“, versuchte Fine ihren Senf dazu zu geben. „Auch ja,...nein....Das meine ich nicht....Es war...Es ist....Es war mehr ein Wunsch als ein einfacher Teleport. Okay?“, stotterte ich sinnlos zusammen. „Mal was anderes, Leute. Du hast ein Gebäude zum einstürzen gebracht. Richtig?“, fing Evi an, Fine schaute entsetzt zu mir und von mir kam ein zögerliches nicken: „Könntest du nicht die Wand zum einstürzen bringen?“ Die Idee war gar nicht so schlecht. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich das so leicht hin bekommen würde, wie es klang. Skeptisch gab ich zu verstehen: „Ich bin mir nicht sicher. Das ganze Gebäude könnte einstürzen. Was ist wenn noch mehr Menschen hier sind? Ich will niemanden verletzen!“ „Mhm.... okay du hast Recht, es ist zu riskant“, sagte sie dann und schloss erschöpft die Augen. „Hey Fine. Wie fühlst du dich? Geht’s dir besser?“, erkundigte ich mich nach ihrem Gesundheitszustand. Ein sanftes Lächeln umspielte ihr Lippen: „Ja, bin nur etwas müde.“ „Kann eigentlich jemand erkennen, was draußen ist?“, erkundigte sich Evi . „Ich sehe Leute, eine Straße, Bäume....Wieso?“, erzählte Fine was sie sah. Mir kam ein Geistesblitz: „Genau! Ich könnte mich nach draußen Teleportieren und Hilfe holen. Aber ich kann euch doch nicht alleine hier lassen.“ Bedrückt schaute ich die Beiden an. ,Was ist wenn die Verbrecher hier auftauchen` ,dachte ich voller Sorge. Ich wollte sie nicht schon wieder irgendeiner Gefahr aussetzen. „Du musst es versuchen, Selan!“, versuchte mich Fine zu ermutigen. Ich hatte so meine Bedenken bei der ganzen Geschichte und das teilte ich ihnen auch mit: „Was ist, wenn mir keiner glaubt und mir nicht helfen will? Was ist, wenn diese Typen hier wieder auftauchten?“ „Was wäre wenn? Lass das! Das führt zu nichts! Du musst es versuchen! Selan!“, fing nun auch Evi an. „Gut. Ich werde es versuchen. Aber passt auf euch auf, ja?!“, musste ich mich schließlich geschlagen geben. Ich stand auf und ging zum Riss. Immerhin musste ich ja wissen, wo ich landen sollte. Mir kam diese Umgebung bekannt vor, doch mir fiel erst mal nicht ein woher. Dann setzte ich mich wieder hin und fing an, mich zu konzentrieren. Wieder wurde alles um mich heller, bis ich fast blind war. Unter der Weide bei Hagen und Sam fand ich mich wieder. Kapitel 14: Befreiungsversuch ----------------------------- „Was ist passiert?“, wollte Sam gleich von mir wissen. Nach Luft schnappend versuchte ich erst mal wieder, zu Atem zu kommen. „Sie...“, fing ich an: „Sie sind entführt worden.“ „Du siehst ja schlimm aus!“, stieß Hagen zwischen den Zähnen aus. „Halb so wild“, winkte ich ab. „Evi und Fine brauchen Hilfe. Sie sind eingeschlossen. Es muss hier in der Nähe sein.“ „Was? Wo sind sie?“, aufgeregt sprang Sam auf, als sie das fragte. Hagen schaute mich genauso gespannt an und wartete auf eine Antwort. Wacklig stand ich auf. Diese Gegend. Das war es! Diese Gegend hatte ich vom Riss aus gesehen! Schnell machte ich ein paar Schritte auf die Kirche zu. Sam und Hagen sprinteten verwirrt hinter mir her. „Was ist los?“, rief Hagen mir hinterher. Von Sam kam ein: „Warte doch mal!“ Doch ich ließ mich nicht beirren und ging weiter auf das Gebäude zu. Unentschlossen blieb ich stehen. „Mhmm...“, mehr war von mir nicht zu hören. „Verdammt! Das ist doch hohl! Was bezweckst du damit?“, tippte Sam mich an. Ich tastete die Wand ab. Irgendwo musste der Riss sein. Schritt für Schritt suchte ich die Steine weiter ab. „Sssch..... seid mal leise!“, forderte Hagen auf einmal: „Hört ihr das!“ Wir wurden still und lauschten. „Ich kann nur den Wind hören, Menschen, Rufe...“, zählte Sam auf. Dann stockte sie. „Moment, Rufe! Das sind doch die Stimmen von Fine und Evi!“, rief sie plötzlich aufgeregt. Sie sprang regelrecht an die Wand: „Es kommt von hier!“ Eilig rannte ich zu ihr. Ja, da war der Riss, ganz fein im Stein zu sehen. „Sie sind also in der Kirche“, stellte Hagen fest. „Kommen wir da jetzt rein?“, verlangte ich zu wissen. Sam rannte um die Ecke und kam aufgeregt wieder. Sie winkte uns zu. Hagen und ich setzten uns in Bewegung. Schnell gingen wir ihr hinterher. Tatsächlich, die Tür war offen. Vorhin war sie noch geschlossen, merkwürdig, aber was soll’s. Wir gingen rein. Es war Dunkel und meine Augen brauchten ein bisschen Zeit, sich daran zu gewöhnen. Langsam konnte ich die Umrisse einzelner Bänke erkennen. Es gab auch ein paar Leute, die sich die Kirche ansahen. „Wir müssen irgendwo runter! Sie waren im Keller!“, rief ich Hagen zu, der schon vor gegangen war. „Hier geht’s runter!“, hörte ich Sam von einem versteckten Winkel rufen. „Wo?“, donnerte es durch die Kirche. Erschrocken zuckte Hagen zusammen. So einen Lärm wollte er nicht machen. Sam tauchte in meinem Blickfeld auf. Sie war rechts von mir einen Gang runter gegangen. „Nicht so laut, Hagen!“ flüsterte sie vorwurfsvoll. Schuldbewusst zog er die Schultern hoch. Langsam gingen wir die Wendeltreppe nach unten, darauf bedacht so leise wie möglich zu sein. Es wurde immer dunkler um uns. Mit jedem Schritt, den wir machten, konnten wir weniger erkennen. „Autsch“, fluchte Sam, die vor uns lief. „Alles okay?“, erkundigte ich mich. Ich trat auf sie zu und stieß gegen etwas festes. „Ich schätze, wir haben die Tür gefunden“, kündigte Hagen an. Mit den Händen taste ich sie ab. Tatsächlich, es war eine Tür aus massivem Holz. Sie war abgeschlossen. Wir konnten noch so sehr daran rütteln, sie gab einfach nicht nach. „Wir sollten die Polizei holen“, äußerte Hagen plötzlich. „Und was sollen wir denen sagen?“, fing Sam an: „Hallo, wir haben die Entführten gefunden. Rein zufällig natürlich. Schließlich sehen wir so vertrauenerweckend aus. Selan hat nur ein geschwollenes Gesicht, weil sie hingefallen ist. Klar, eine gut Idee!“ Er schaute sie nur total verblüfft an. „Sie hat Recht. Wie stellst du dir das vor? Sie haben uns doch so schon kaum vertraut“, faselte ich ruhig vor mich hin. Niedergeschlagen ließ er den Kopf hängen: „War doch nur eine Idee.“ Tja, wir waren immer noch keinen Schritt weiter. „Kannst du dich wieder zu den Beiden zurück wirbeln?“ wollte Sam von mir wissen. Irritiert schaute ich zu ihr: „Wirbeln?“ „Du weißt schon hin zaubern oder wie auch immer du das machst“, griff Hagen ihre Idee auf. „Ehm... ja schon. Aber was bringt das?“, fragte ich nach. „Na, du könntest die Tür vielleicht von innen öffnen. Zumindest wäre es einen Versuch wert“, erklärte Sam.„Das klappt nicht!“, widersprach ich. Hagen schaute mich entgeistert an: „Was? Wieso nicht? Bist du verrückt?“ Milde lächelnd schüttelte ich mit dem Kopf: „Nein, verrückt nicht. Es kann nicht klappen, die Beiden sind nicht an einer Tür. Es würde ewig dauern, wenn überhaupt, bis wir hier sind... Außerdem, wenn ich jetzt da rein sollte, könnte es passieren, dass ich in der Wand stecken bleibe, weil ich nicht sehen kann wo ich hin springe!“ „Aber als du sie aufgespürt hast, hat es doch auch geklappt, oder nicht?!“ protestierte er. Ich setzte zum Sprechen an, aber Sam unterbrach mich: „Hört auf! Das führt zu nichts. Wir müssen einen kühlen Kopf behalten. Es wäre doch hohl, jetzt sich fest zu klammern. Wir müssen einen anderen Weg finden! Okay?“ Zögernd nickten wir ihr zustimmend zu. Wir gingen also wieder langsam nach oben. Jeder in Gedanken versunken. Wir hatten ein Problem, so viel stand fest. Keiner von uns wusste, was wir tun sollten - besser - was wir tun konnten. „Hey! Nicht so grob!“, hörten wir eine protestierende Stimme, die uns entgegen kam. „Scheiße, hier kommt Jemand runter!“, alarmierte uns Hagen. Aufgeschreckt suchte ich einen Schlupfwinkel. „Lars, ich kann jetzt nicht. Man versucht mich zu verschleppen! - Hey, Sie tun mir weh, Sie Grobian!“, hörten wir schon wieder diese Stimme sagen. Diesmal klang es schon viel näher. Dann vernahmen wir näher kommende Schritte. Es waren schwere Schritte, als wenn diese Person etwas tragen würde, vermutlich tat sie das auch. „Wir müssen weg!“, flüsterte Sam panisch. „Ich weiß. Aber wo sollen wir denn hin?“, entgegnete ich leise. Hagen erwiderte ebenso leise: „Vielleicht können wir sie überwältigen? Es wäre zumindest einen Versuch wert, oder?!“ „Ich weiß nicht. Wir wissen doch gar nicht wie viele es sind. Und sich jetzt noch einen Plan ausdenken...“, gab ich zu bedenken. „Sie müssten gleich hier sein! Die Schritte sind schon ganz nah!“, wisperte Sam mir zu. Wir mussten eine Entscheidung fällen, und zwar schnell. „Lars! Ich kann jetzt nicht frei reden, dieser schmierige Typ hört doch zu!“, klang diese Stimme zu uns runter. „Jetzt ist aber gut, du olle Göre!“, erklang polternd eine kräftige Männerstimme. Es schienen nur zwei Personen zu sein, wir hätten also eine geringe Chance. „Okay, wir versuchen es!“, kündigte ich an. „Was?“, kam es panisch von Sam. „Ich werde mich nach oben 'Wirbeln`, wie du so schön sagtest und versuchen, sie zu überwältigen. Ihr haltet hier unten die Stellung. Alles klar?“, erklärte ich leise. Die beiden nickten zustimmend. „Sei vorsichtig!“, raunte mir Hagen zu. Von mir kam ein aufmunterndes Lächeln als Antwort. Ich fing an, mich zu Konzentrieren und stellte mir die Stufen vor, auf denen ich landen wollte. Schon spürte ich, wie sich alles um mich herum auflöste und schließlich wieder feste Form annahm. Auf den gewünschten Stufen fand ich mich wieder. Vor mir vernahm ich eine Stimme: „Hey Mister! Sie tun mir weh. Sie sind verdammt grob!“ Hastig lief ich die Treppe runter und rief: „Hey ist da wer? Ich glaube, ich habe mich verlaufen!“ „Verflucht! Hier ist jemand!“, erklang die grollende Männerstimme. Dann vernahm ich einen Knall. „Aua! Ich habe mir den Kopf gestoßen! Können sie denn nicht vorsichtiger sein?!“, schallte aufgebracht eine Stimme hoch. Hastige Schritte waren zu hören und ein Geschimpfe. Plötzlich stand dann dieser Mann vor mir. Auf den Schultern trug er ein Mädchen, das ein Telefon am Ohr hielt. „Ähm... hallo! Ich habe mich verlaufen...“, wisperte ich zögernd. Der Typ sah gefährlich aus und dieses Mädchen telefonierte seelenruhig. Ich war mir nicht sicher, ob die Beiden nun Partner waren oder ob sie entführt wurde. Zumindest schien sie keine Angst zu haben, nein sie sprach weiter mit ihrem Handy. Verdutzt sah mich der Typ an, seine Begleiterin dagegen nahm mich überhaupt nicht wahr. Für eine Zehntelsekunde war ich unentschlossen. Doch dann stürmte ich los und rammte meine Schulter in seinen Bauch. Dadurch verlor er sein Gleichgewicht und drohte nach hinten zu fallen. Das Mädchen ergriff ich beim Arm, zerrte sie von ihm weg und stieß ihn mit dem Fuß nach unten. „Achtung! Er kommt!“, rief ich Sam und Hagen zu. Mit wildem Gebrüll stürzten sie sich auf ihn. „Alles okay bei dir?“, erkundigte ich mich bei der Geretteten. Sie nickte und sprach weiter in ihr Handy. Sam kam zu mir hoch und rief mir entgegen: „Alles klar bei dir, Selan?“ „Ja, uns geht es gut“, lachte ich ihr zu. „Uns?“, kam sie ratlos hoch. Lächelnd äußerte ich: „Ja. Hier, da ist die Eigentümerin der Stimme, die wir gehört haben.“ Mit diesen Worten zeigte ich auf das telefonierende Mädchen. „Jaaa... er hat einen Schlüssel!“, jubelte Hagen. Sam und ich stürmten nach unten. Es wurde Zeit, die Anderen zu retten. Vor lauter Aufregung vergaßen wir die Fremde. Währenddessen hatte Hagen schon ein paar Schlüssel ausprobiert. Schließlich fand er den Richtigen und schloss auf. Mit einem Quietschen schwang die Tür nach innen auf. Schwarze Finsternis schlug uns entgegen. „Warum haben Verbrecher immer zu wenig Geld für ein paar Lampen?“, schimpfte Sam. Niemand gab ihr eine Antwort. Schweigend traten wir in den Gang. „Ich kann gar nichts sehen“, raunte Hagen. „Wir doch auch nicht“, flüsterte Sam. Langsam tasteten wir uns an der Wand entlang. „Hoffentlich finden wir sie bald!“, gab Sam uns leise zu verstehen. Hagen dagegen meinte nur: „Ich hoffe wir finden hier auch wieder raus.“ „Was haltet ihr davon, wenn wir sie rufen?“, überlegte ich laut. „Bist du irre?! Was ist, wenn hier noch mehr von diesen Typen sind?“, widersprach Hagen heftig. „Ist ja gut. Ich meinte ja nur...“, gab ich klein bei. Schweigend irrten wir weiter. Hagen ging voraus, dann folgte Sam und das Schlusslicht war ich. Dieser Irrgarten von Gängen nahm kein Ende. Langsam begann ich die Orientierung zu verlieren, nicht, dass ich vorher wusste, wohin wir eigentlich liefen. Es war Stockfinster und wir wussten nicht einmal, von wo wir gekommen waren. Alles sah gleich aus, jeder Gang glich einem, wie dem anderen, wie ein Ei dem anderen. Es war zum verrückt werden. Unmut machte sich zwischen uns breit und wir begannen die Hoffnung zu verlieren. „So groß ist die Kirche doch gar nicht“, meinte Sam plötzlich. „Stimmt! Du hast Recht. Aber wo sind wir dann?“, stimmte Hagen ihr sorgenvoll zu. „Naja, es gibt doch solche Geschichten, dass es einen Tunnel unter dem See geben soll. Was ist, wenn wir in dem gelandet sind? Dann haben wir die Anderen irgendwo verpasst“, erklang es sorgenvoll von Sam. „Wir hätten doch irgendwo abbiegen sollen“, äußerte ich nur dazu. „Das bringt jetzt auch nichts. Die Frage ist eher, was machen wir jetzt?!“, meinte Hagen trocken. Vor uns hin grübelnd verfielen wir in ein bedrückendes Schweigen. „Was haltet ihr davon, wenn wir zurück gehen?“, erkundigte sich Sam. „Ich weiß nicht....Weißt du denn noch, wo es zurück geht?“, antwortete Hagen. Bedrückt schüttelte sie verneinend den Kopf, auch wenn wir es kaum sehen konnten. „Hey, aber ich weiß es!“, rief ich aufgeregt. Sofort erglomm ein Hoffnungsschimmer und beide schauten mich erwartungsvoll an. Sie brauchten mich nicht zum Weiterreden bitten, schon kamen die Worte aus mir heraus gesprudelt: „Ich kann den Weg zurück verfolgen, den wir gegangen sind.... darauf hätte ich schon viel eher kommen müssen!“ Mit neuer Hoffnung machten wir uns auf den Weg zurück. Wir mussten schon mehrere Stunden unterwegs sein und wir wurden immer müder. Es wurde immer schwerer ein Schritt vor den anderen zumachen. „Wie lange brauchen wir noch?“, erklang Hagens Stimme, der irgendwo hinter mir war. „Ich weiß es nicht....“, antwortete ich ihm wahrheitsgemäß. Schweigend trotteten wir weiter, bis vor uns eine unbekannte Stimme erklang: „Hallo? Ist da wer?“ „Was sollen wir tun?“, flüsterte Sam. Ratlos zuckte ich mit den Schultern. Auch Hagen wusste keinen Rat. „Ist da wer? Nun antwortet doch!“, hörten wir wieder diese Stimme. Sie klang nicht bedrohlich, aber sie kam mir irgendwie bekannt vor. „Lars, es geht jetzt nicht. Der Empfang ist total schlecht! Ich muss meine Retter finden und ihnen sagen, dass ihre Freunde in Sicherheit sind!“, erklang sie wieder. Da kam mir ein Geistesblitz, das war das telefonierende Mädchen, das entführt werden sollte! Auch Sam schien sich zu erinnern: „Hey die Stimme kenne ich doch! Ist das nicht das Mädchen von vorhin?“ Ich nickte und Hagen meinte: „Du meinst wohl vor ein paar Stunden?“ Er lächelte bei diesen Worten. Uns war klar, dass dieses Mädchen keine Gefahr war und wir wollten uns zu erkennen geben, als sie auch schon über uns stolperte. „Ah... da seid ihr ja!“ Schon lief sie auf uns zu. „Ähm ja....“, stotterte ich. „Endlich hab ich euch gefunden! Ich wollte mich doch bei euch bedanken! Also vielen DANK! Ach so und eure Freunde sind wohlbehalten bei der Polizei angekommen...“, unterbrach sie mich mit ihrem Redeschwall. „Okay, okay... Aber wie hast du uns gefunden?“, unterbrach Hagen sie. „Ich bin nur diesem Gang gefolgt. Ich kenne mich hier aus. Es war ein leichtes euch zu folgen....“, fing sie an doch Sam sagte nur: „Das ist unwichtig! Hauptsache wir kommen hier raus, oder nicht!?“ Von uns kam ein einstimmiges Nicken. „Da du dich hier ja auskennst, kannst du uns ja raus führen, oder?!“, erkundigte ich mich bei ihr. Als Antwort stapfte sie gleich drauf los und wir folgten ihr mit etwas Abstand. „Meinst du, wir können ihr trauen?“, flüsterte Hagen mir zu. Ich wusste es nicht. Es war schon verdächtig, dass sie sich auskannte und seelenruhig telefonierte, als sie entführt wurde. Jeder andere hätte doch um Hilfe geschrien, zumindest hätte ich das getan. Wie das, hier, auf der Erde war, wusste ich ja nicht. Nach langem Überlegen gab ich ihm zu verstehen, dass ich es nicht wusste und ihm keine Antwort darauf geben konnte. Misstrauisch trotteten wir weiter. Die Unbekannte schien von unserer Unterhaltung nichts mitbekommen zu haben. Zumindest schien sie zu wissen, wohin wir liefen. Also folgten wir ihr mit einem gewissen Abstand. Sam dagegen schien ihr voll zu vertrauen, denn sie redete ununterbrochen auf die Fremde ein. Durch die Akustik in diesen Gängen war es aber schwer die beiden zu verstehen. „Meinst du, sie bringt uns wirklich zu einem Ausgang?“, flüsterte ich Hagen zu. Er zuckte nur verlegen mit den Schultern und wollte nicht weiter darauf eingehen. Durch das ständige Laufen in vielen dunklen Gängen habe ich gänzlich ein Gefühl für die Zeit verloren. Ich konnte nicht sagen, ob wir schon seit Stunden, Tagen oder sogar Wochen, Monaten durch die Gegend irrten. Mir taten meine Füße weh und ich wollte nur noch hier raus. Wie es den Anderen ging, konnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Hagen schwieg vor sich hin und Sam sprach und lachte immer noch mit unser vermeintlichen Helferin. Viele male fragte ich mich, ob es Fine und Evi wirklich gut ging oder ob die Fremde uns angelogen hatte. Vielleicht wollte sie uns in eine Falle führen. So langsam schien ich paranoid zu werden. „Hey, wir schaffen das schon! Mach dir nicht so viele Gedanken, ja?!“, stupste mich Hagen aufmunternd an. Er schien zu ahnen, was in meinem Kopf vorging. Stumm nickte ich, unfähig auch nur einen Ton raus zu bekommen. „Es kann nicht mehr lange dauern. Wir haben es gleich geschafft!“, rief uns die Führerin nach hinten zu. Hagens Gesicht begann zu strahlen. Er schien sich wirklich zu freuen. Sam stieß ein Jubelschrei aus. Wir waren alle glücklich, dass es bald zu Ende war, in dieser drückenden Dunkelheit umherzuwandern. Doch nach geraumer Zeit war immer noch kein Ende in Sicht. Hatte sie uns angelogen? Wollte sie uns in Sicherheit wiegen? Immer mehr solcher Gedanken gingen mir durch den Kopf. Ich konnte nichts dagegen tun, sie durchdrangen mein Denken und schließlich auch mein Handeln. Irgendwann schien in mir ein Seil zu reißen und ich stürzte mich auf sie. „Was hast du vor? Was führst du im Schilde? Sprich!!“, schrie ich sie an. Sam und Hagen waren so perplex, sie wussten gar nicht, was sie sagen, geschweige, machen sollten. Mit dieser Aktion hatte ich alle überrumpelt. Doch die Fremde wehrte sich mit Händen und Füßen. Sie war stark, das musste ich zugeben. Es war schwer sie am Boden zu halten, aber es gelang mir. Sam fand zuerst ihre Sprache wieder: „Das ist doch hohl!! Was machst du denn? Bist du verrückt geworden, Selan?“ Keuchend antwortete ich: „Nein, bin ich nicht, aber sie ist es!“ „Was soll das denn heißen?“, plusterte sich meine Gegnerin auf. „Du weißt das ganz genau! Du willst uns in die Irre führen! Gib es doch zu, du Verräterin !“, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Erstaunt guckte sie mich vom Boden aus an. Sie schien wirklich nicht zu verstehen, was ich meinte. Doch meine Gedanken sagten mir nur, sie sei eine gute Schauspielerin, die es schaffte, uns so gut etwas vorzutäuschen. Ich kam gar nicht auf die Idee, dass ich mich vielleicht irren könnte. „Hey!! Jetzt ist aber mal gut! Lass sie los, Selan!“, forderte mich Hagen auf. „Aber...“, begann ich zu protestieren. Beide fassten mir sanft an die Schultern und zogen mich von ihr weg. „Es ist alles okay“, flüsterte Sam mir ins Ohr. Die Fremde erhob sich langsam und klopfte den Staub von ihren Sachen. Erst später wurde mir klar, dass diese Aktion verdammt dumm war, aber fürs erste konnte ich mich nicht beruhigen. Für mich stand fest, dass sie uns in die Irre geführt hatte, sie gehörte zu diesen Entführern. „Sie lügt! Wo ist denn hier der Ausgang?!“, schrie ich. Sam und Hagen hatten ganz schön zu tun, mich festzuhalten, denn ich wollte nur eins: der Verräterin wehtun! „Aber der Ausgang ist doch gleich da vorne....“, sprach sie mit ihrer unschuldigen Stimme, mit der sie die anderen beiden in ihren Bann gezogen hatte. Sie schienen ihr zu glauben. „Hallo? Ist da wer?“, erklang dann aus der Ferne eine weitere Stimme. „Da habt ihr es, die Verstärkung ist schon unterwegs!“, stieß ich zwischen den zusammengepressten Lippen hervor. Verdutzt schauten mich alle drei an. „Was meinst du damit? Ich kenne diese Stimme nicht“, versuchte die Verräterin uns weiß zu machen. Warum konnte sie nicht endlich zugeben, dass sie uns reinlegen wollte? ,Warum beharrte sie so auf ihre Unschuld?`, ging es mir immer wieder durch den Kopf. „Ach was, erzähl doch nicht! Klar kennst du sie!“, brüllte ich, riss mich von meinen Freunden los und stürzte mich auf sie. Sie hatte keine Zeit mehr zum Reagieren, polternd landeten wir auf dem steinharten Boden. „Aufhören!“, rief Hagen ganz aufgebracht. „Das ist doch hohl! Hört auf, mit dem Blödsinn!“, rief auch Sam dazwischen. „So kommen wir doch nie hier raus! Wir müssen zusammenhalten!“, polterte dann Hagens Stimme durch die leeren Gänge. Doch ich ließ mich nicht beruhigen. Ich wurde den Gedanken einfach nicht los, dass sie uns in eine Falle gelockt hatte. „Was ist den hier los?“, erklang wieder diese unbekannte Stimme. Diesmal schien sie viel dichter zu sein, als vor ein paar Minuten. Dann drangen schnelle hastige Schritte an mein Ohr. Schon wurde ich an der Schulter gepackt und von meiner Gegnerin fort gezerrt. „Jetzt ist aber mal gut! Wenn ihr noch weiter so einen Krach macht, stürzt die Decke noch herunter!“, erklärte der Neuankömmling gelassen. Verdutzt schauten wir vier auf ihn und wussten nicht, was wir tun sollten. Von oben bis unten bemusterten wir ihn und wussten nicht, was wir von ihm halten sollten. Aus Kopfhörern, die er um den Hals trug, erklang Musik. Das Erscheinungsbild war nicht gerade vertrauenerweckend, mit seinen himmelblauen Dreads, der zerrissenen dreiviertel Hose und den pinken Stiefeln. „Der sieht aus, wie einer vom anderen Stern“, rutschte es Sam raus. Doch davon schien er sich nicht beeindrucken zulassen. „Wir müssen hier raus! Und zwar schnell!“, sagte er und drehte uns den Rücken zu. Er ging den Weg zurück, von wo er gekommen war. Was blieb uns anderes übrig, als ihm hinterher zu gehen. Lustlos stapften wir hinter ihm her. „Ich hab doch gesagt der Ausgang ist nicht mehr weit“, sagte die Verräterin. Sie schien doch die Wahrheit gesagt zu haben, denn man konnte ein Licht am Ende des Ganges erkennen. „Das hast du schon vor Stunden gesagt gehabt! Und wir haben kein Ende gesehen!“, rief ich ihr zu. Ich merkte, wie die Wut wieder in mir hochkam. Doch Hagen fasste mich an der Schulter und beruhigte mich: „Komm, Selan, lass gut sein.“ Kapitel 15: Eine Verräterin --------------------------- Nach langem Wandern hatten wir es geschafft aus diesem Labyrinth rauszukommen. Erschöpft saßen wir im Gras. „Wo sind wir hier?“, wollte Sam wissen. „Wir sind hier am Neuruppiner See“, erklärte der Fremde knapp. „Ähm, wir haben uns noch gar nicht vor gestellt...“, fing Hagen an. „Stimmt, also ich bin Selan“, unterbrach ich ihn. „Das ist Sam“, sagte Hagen und zeigte auf sie: „Und ich bin Hagen.“ „Gut, also ich bin Bob“, kam es von dem Fremden. „Dann stell ich mich auch mal vor. Ich bin Sylvaner“, sagte die vermeidliche Verräterin. „Gut, dann haben wir uns jetzt alle vorgestellt. Dann erklärt mir doch mal, was ihr da drin gesucht habt!?“, verlangte Bob zu wissen mit einem ziemlich bedrohlichen Unterton in der Stimme. „Wir wollten unsere Freunde vor den Verbrechern retten...“, fing Sam an, zu erzählen. „Das war dumm“, unterbrach Bob sie: „ diese Gänge sind gefährlich und einsturzgefährdet. Ihr hättet gar nicht da reingehen dürfen und außerdem hättet ihr die Polizei rufen müssen und nicht auf eigene Faust handeln sollen!“ „Aber die hätten uns doch nie geglaubt!“, platzte ich dazwischen. „Außerdem würde mich mal interessieren, was du da drin gesucht hast?“, mit diesen Worten sprang Sylvaner auf und machte einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu. „Das geht dich nichts an!“, rief dieser und sprang ebenfalls auf die Füße. „Oh doch! Mich geht das sehr wohl was an!“, grummelte sie ihn an. „Ach ja? Und warum, wenn ich fragen darf?“, blaffte er zurück. „Weil mir zufällig die Kirche gehört und somit auch die dazugehörigen Gänge!“, schrie sie ihn an. „Was?“, verblüfft wusste er nicht, was er dazu sagen sollte und ließ sich einfach wieder auf den Hintern fallen.„Da staunst du“, lachte sie ihn an. „Aber wie ist das möglich? Seit wann ist die Kirche im Privatbesitz??“, wunderte er sich. „Tja, da kannst du mal sehen, wie unwissend du bist! Du scheinst ja gar nicht in die Zeitung zu gucken und dich überhaupt nicht für deine Heimat zu interessieren!“, triumphierte sie. Erbost sprang er auf: „Was willst du damit sagen? Du kennst mich doch überhaupt nicht!“ „Oh doch, das tue ich! Ich habe viel von dir gehört. Du bist ein Gauner und machst krumme Geschäfte!“, konterte sie. „Moment mal! Wie? Was? Die Kirche gehört dir?“, unterbrach Sam den Streit. „Mein Vater hat einen Adelstitel“, gab Sylvaner als Antwort. „Ach, und das berechtigt ihn die Kirche zu kaufen, oder was?“, warf Bob dazwischen. „Nein, aber das Geld, dass er als Unternehmer besitzt. Er hat die halbe Stadt gekauft. Ihr seid also auf meinem Grund und Boden!“, gab sie uns patzig zu verstehen. „Er kann doch nicht einfach...“, fing Bob an, wurde aber von Hagen unterbrochen: „Das ist unwichtig! Wir müssen zu den Anderen. Sie machen sich bestimmt schon sorgen!“ Sam und ich nickten ihm zustimmend zu. Es wurde Zeit, dass wir wieder Heim kamen. Schließlich hatten wir noch viel vor uns. Außerdem mussten wir uns alle erst mal wieder erholen. „Das ist überhaupt nicht unwichtig!“, blaffte Sylvaner Hagen an. „Hey lass ihn in ruhe! Er hat dir nichts getan!“, verteidigte Bob ihn. „Doch hat er! Er ist auf meinem Privatgrundstück!“, blubberte sie weiter. Der Streit wurde von quietschenden Reifen unterbrochen. Verwundert schauten wir auf, um die Ursache des Geräusches zu finden. Man hörte Türen knallen und hastige Schritte. „Da sind sie!“, schallte uns eine fremde Stimme entgegen. Von schlimmen Vorahnungen gepackt sprangen wir auf und suchten ein sicheres Versteck. Doch der einzig sichere Ort schienen die unterirdischen Gänge zu sein, von denen wir gerade kamen. „Wir müssen hier weg!“, flüsterte Sylvaner alarmierend. Doch wir wollten nicht wirklich in diese dunklen Gänge zurück, jetzt wo wir auch noch wussten, dass sie einsturzgefährdet waren. „Wer sagt denn, das sie uns was böses wollen? Oder, ob die überhaupt zu uns wollen?“, fragte Sam zögerlich. „Wer sagt uns, dass es nicht so ist?“, konterte Sylvaner. „Wir müssen jetzt eine Entscheidung treffen! Bevor es zu spät ist!“, kam es panisch von mir. „Ihr drei versteckt euch! Hagen und ich halten sie auf!“, erklärte Bob. Hagen sah nicht begeistert aus, dass er uns alleine lassen sollte, aber er fügte sich seinem Schicksal und nickte uns aufmunternd zu. Leise gingen wir drei also wieder zurück in die Gänge. „Wollen wir den Jungs nicht helfen?“, wisperte mir Sam zu. „Nein, du hast Bob gehört! Bleibt also schön hier!“, mischte sich Sylvaner ein. „Was mischt du dich eigentlich ein?“, grummelte Sam: „Dich hat keiner gefragt!“ „Seid ruhig! Ich versuche zu verstehen, was die da draußen erzählen!“, raunte ich den beiden grimmig zu. Aber es war nichts zu hören. Wir waren einfach zu weit weg, also versuchte ich näher ranzukommen und verließ langsam den Gang. „Hey, was machst du da?“, raunte mir Sylvaner zu. Ich winkte einfach nur ab und zeigte ihr durch Handzeichen, dass sie still sein sollte. Sam schaute mir ängstlich hinterher, sie folgte mir aber langsam. Sie wollte mich anscheinend nicht alleine lassen. Oder sie wollte nicht alleine mit Sylvaner sein, wie auch immer, Sam folgte mir. Ganz langsam und vorsichtig schlängelten wir uns durch das hohe Gras. Wir versuchten so nah wie möglich an das Gespräch ranzukommen, naja zumindest, so weit, um das Gespräch verfolgen zu können. Wir schlichen uns immer weiter ran, doch wir konnten nichts hören. Da waren keine Stimmen. „Sie müssten doch schon zu hören sein!“, raunte mir Sam zu. „Also wenn man’s genau nimmt, müssten sie schon zu sehen sein!“, erklang plötzlich Sylvaners Stimme und das, für meinen Geschmack, viel zu laut. „Sei doch ruhig!“, blaffte Sam sie an. Doch Sylvaner hatte Recht. Wir waren genau an der Stelle, wo wir die Jungs verlassen hatten. Doch sie waren nirgends zu sehen! „Verdammt! Jetzt haben wir die auch noch verloren!“, fluchte Sam: „Und du bist schuld!“ Sam klagt Sylvaner offen an. Die Angeklagte dagegen zuckte nur mit den Schultern und sagte gar nichts dazu. Sie hatte diese Behauptung nicht einmal verneint oder versucht, sich zu rechtfertigen. In meine Augen nahm sie damit alle Schuld auf sich. Sie war also doch eine Verräterin. Alle negativen Gedanken, die ich vorher schon hatte, schienen wieder hochzukommen und ich war wirklich nah dran, ihr mal so richtig meine Meinung zu sagen, doch Sam hielt mich zurück. „Da sind Reifenspuren!“, rief Sylvaner plötzlich. „Natürlich sind da welche! Die sind doch mit Autos gekommen!“, giftete ich sie an. „Ähm... das sind keine Spuren vom Auto, sondern von Motorrädern!“, versuchte Sam, sie in Schutz zu nehmen. Ich warf den beiden nur böse Blicke zu. Ich hatte keine Ahnung, warum ich eigentlich so sauer war. Bis heute kann ich mir nicht erklären, was mir da in den Sinn kam. „Aber wir haben doch Türen klappern gehört?“, warf ich ein. „Stimmt. Also müssen die Spuren älter sein!“, stimmte mir Sam zu. „Kann nicht sein! Es ist hier so schlammig, da hätten wir die Spuren auch vorher sehen müssen, so tief, wie die hier eingegraben sind!“, erklärte Sylvaner. „Hast du denn schon vorher darauf geachtet?“, erkundigte ich mich bei ihr. Verneinend schüttelte sie den Kopf: „Aber es wäre mir mit Sicherheit aufgefallen!“ „Ist das jetzt nicht völlig egal? Es ist doch hohl, wenn wir uns jetzt hier die Köpfe einschlagen! Die Jungs brauchen unsere Hilfe!“, warf Sam ein. „Du hast Recht!“, stimmte ich ihr zu. Sylvaner nickte nur und war auf einmal ganz ruhig. „Kannst du Hagen nicht orten? So wie du das mit Evi gemacht hast...“, fing Sam an. „Das könnte vielleicht klappen“, unterbrach ich sie: „Aber wie soll ich das machen? Ich meine, Evi kannte ich doch schon vorher und mit ihm hatte ich noch nicht so den Kontakt.“ „Auch wieder wahr“, sagte Sam und verfiel in ein grübelndes Schweigen. Missmutig liefen wir zur Straße hoch. „Sollten wir nicht vorsichtiger sein? Ich meine, sie könnten doch noch in der Nähe sein, oder?!“, raunte ich den beiden zu. Sam zuckte nur mit den Schultern und von Sylvaner kam keine Reaktion. „Sylvaner!“, ergriff ich sie und hielt sie fest. Erschrocken zuckte sie zusammen. „Was ist mit dir?“, hackte ich nach. Verwirrt stellte ich fest, dass sie weinte. Darauf war ich nicht eingestellt. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte und stand einfach nur stocksteif da, unfähig mich zu bewegen. Sam ging auf sie zu und nahm sie in die Arme: „Ist ja gut. Beruhig dich, das wird schon wieder.“ „Nichts wird.... es ist.... ich habe...ach...es ist so furchtbar...“, brach Sylvaner unter Tränen hervor. „Aber was ist denn?“, erkundigte ich mich taktlos, ohne auf ihre Gefühle zu achten. „Ich habe.... ich bin.... es war ein Fehler... sie sind....es wird....“, stammelte sie sinnlos zusammen und machte mich noch verwirrter, als ich sowieso schon war. „Jetzt beruhig dich erst mal. Es wird alles wieder gut“, sprach Sam auf sie ein. „Nein! Nichts wird gut! Das ist es ja!“, schrie Sylvaner auf und brach sichtlich in sich zusammen. „Ich verstehe das ganze nicht“, gab ich den beiden zu verstehen. „Wie denn auch? Niemand kann das verstehen!“, heulte Sylvaner lauthals los. Betroffen schauten Sam und ich uns an. Keine von uns beiden wusste, was in ihr vorging. „Aber was ist denn los? So rede doch mit uns!“, flehte ich sie fast an. Mit Tränen in den Augen schaute sie zu mir hoch: „Und du wirst mir nichts antun? Oder der Polizei was erzählen?“ „Was?“, wunderte sich Sam. Wieder schauten wir uns beide an. Was sollte das denn nun schon wieder heißen? Was zum Kuckuck ging hier vor? „Versprecht es“, flehte Sylvaner uns an. Wir nickten ihr nur aufmunternd zu. Auf was ließen wir uns da nur ein? „Also... ich...“, holte sie tief Luft: „mein Vater ist der Chef einer Verbrecherbande. Deswegen kann er sich das alles leisten.“ Verblüfft schauten wir sie an, ohne wirklich zu begreifen, was das zu bedeuten hatte. „Aber was heißt das jetzt für uns?“, wunderte sich Sam. „Naja, ihr solltet die nächsten Opfer sein“, heulte Sylvaner gleich darauf wieder los. So langsam drangen ihre Worte zu uns durch. „Das heißt?“, wurde Sam laut. „Dass die Jungs in Schwierigkeiten stecken“, brachte Sylvaner zwischen ihrem Schluchzen hervor. „Das ist mir klar! Ich meine, wo sind sie jetzt?“, ereiferte Sam sich. Fragend schauten wir Sylvaner an. Ihr Gesicht war von Tränen verschmiert und sie tat mir ein bisschen Leid. „Ich weiß es nicht!“, schrie sie hilflos. Enttäuscht sackten wir innerlich zusammen. „Verdammt!“, fluchte ich. „Das ist doch hohl!“, pflichtete Sam mir bei: „Es muss doch einen Weg geben!“ „Moment mal! Warum sollten wir die nächsten Opfer sein?“, fragte ich immer noch verwirrt. „Das ist nicht so leicht zu erklären...“, fing Sylvaner an: „Denn wisst ihr, ich glaube ja nicht mal selbst an diese verrückte Idee....“ „Was für eine Idee?“, unterbrach Sam sie. Die Angesprochene schaute verlegen nach unten und wich unseren Blicken aus. „Mein Vater ist eigentlich ein Forscher. Er hat sich der Verbrecherbande angeschlossen, um so die finanziellen Mittel zu bekommen, die er braucht. Aber seine Theorien sind so... so unwirklich, dass sogar ich an ihnen zweifle“, erzählte sie uns. „Was denn für Theorien?“ erkundigte ich mich, nun neugierig geworden. „Naja, er glaubt an paranormale Kräfte. Das finde sogar ich absonderlich, aber er hört ja nicht auf mich“, gab sie bereitwillig als Antwort. „Para..... was?“, druckste ich rum. „Übersinnliche Wahrnehmung“, erklärte Sam mir. „Das heißt.....“ fing ich an zu begreifen. „Genau das!“, unterbrach Sam mich. Sylvaners Blick ging zwischen uns beiden hin und her. Sie schien etwas fragen zu wollen, blieb dann aber doch ruhig. „Aber wie ist er auf uns aufmerksam geworden?“, erkundigte ich mich bei Sylvaner. „Durch das Internet. Ihr habt da nach besonderen Orten gesucht. Und an dieser Ayako waren wir schon lange dran. Und als uns dann auffiel, dass ihr in der Nähe seid.... tja da haben wir einfach gehandelt“, erläuterte sie uns. „Das heißt deine Entführung war nur gespielt?“, wunderte sich Sam. Sylvaner nickte nur als Antwort. Wieder brach sie in Tränen aus. „Das wiederum heißt, du hattest recht!“, wandte sich Sam an mich: „Sie war eine Verräterin!“ Sie zeigte zaghaft auf Sylvaner. „War?“, wunderte sie sich. „Klar! Jetzt bist du eine von uns!“, lachte ich sie an. „Aber warum? Ich verstehe nicht, warum ihr mir vertraut“, wunderte sie sich weiter. „Ganz einfach. Du hast jetzt eingesehen, dass es ein Fehler war und hilfst uns ja jetzt“, bekräftigte Sam meine Worte. „Wir sollten uns jetzt auf den Weg machen!“, rief ich den beiden zu. Ich war schon vor gegangen zur Straße. Nickend stand Sylvaner auf und beide rannten mir nach. Die Straße war leer. Nichts war weit und breit zu sehen. Niemand ging hier spazieren. Keine Menschenseele hatte sich hierhin verirrt. Unentschlossen standen wir da. Keiner von uns wollte eine Entscheidung treffen, was nun zu tun sei. „In welche Richtung gehen wir?“, wandte ich mich an die beiden. „Ahh..... das ist doch hohl! Wie sollen wir die Jungs denn so finden?“, rief Sam in die Stille. „Ich frage meinen Vater. Der muss ja wissen, wo sie sind“, erklärte sich Sylvaner bereit. Erwartungsvoll schauten wir sie an. Schon holte sie ihr Handy raus und fing an, zu telefonieren: „Hey Paps!......ja mir geht es gut...... nein, mir ist nichts passiert. Kannst du mir sagen, wo ihr die Jungs hinbringt?......“ Immer aufgeregter ging sie die Straße auf und ab. Ohne darauf zu achten, wohin sie ging. Sie nickte immer wieder mit dem Kopf, als würde ihr Vater sie sehen können. „Und?“, raunte Sam ihr zu, sie winkte nur ab und ließ Sam einfach da stehen. Ruhelos gingen wir die Straße auf und ab. Wir waren unfähig, uns zu beruhigen und einfach abzuwarten. Endlich wurden wir vom Warten erlöst. „Sie sind ganz in der Nähe. Es ist wirklich nicht weit von hier!“, erklärte Sylvaner uns. Erwartungsvoll schauten wir sie an, begierig mehr zu erfahren. Bereitwillig gab sie uns die wichtigen Informationen: „Es ist ein altes Fabrikgebäude, zumindest sieht es danach aus. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Mein Vater hat da einen seiner Stützpunkte versteckt. Wir müssen also vorsichtig sein!“ Mahnend schaute sie uns an. 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